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Technisches Forum SicherheitBeantwortung der Frage 91
swisstopo,David JaeggiPaul Bossart
TFS, 19. November 2013
Frage 91
Verhalten von Versiegelungsmaterial Wie verhält sich das Versiegelungsmaterial Bentonit bzw. Bentonit-Sandgemisch. • a) Unter den zu erwartenden veränderten Bedingungen wie z.B. Wärme, Poren- oder
Wasserdruck? • b) Über lange Zeiträume von 1 Million Jahre? • c) Bleibt die Versiegelung dicht, oder bilden sich neue Wasserfliesswege • d) Beim Kontakt mit Fliesswasser? • e) Beim Kontakt mit aggressivem Tiefengrundwasser mit hohem Chlorid- und
Sulfatgehalt?
HE-B
HE-E
FE
1.Heiz-
experiment
“Bentonit-
Donuts”
4. Heiz-
experiment
Bentonit &
Sand-Bentonit
1:2 Experiment
Mit Bentonit
HAA Konzept
1:1 Experiment.
Experimente mit Bentonit im Felslabor Mont Terri
SB
Bentonit &
Sand-Bentonit
Versiegelung
Bohrung
IC-A
Korrosions-
experiment
Stahl+Bentonit
1998-2003 2001-2014 2002-2030 2005-2012 2011-2016 2012-2016 2011-??
Zunehmende Komplexizität
EBCI
Granular
Backfill
Hoch-pH
Zement-
wasser;
Bentonit
HE-B (Heater) Experiment
Ziele des Experiments:
• Einfluss der Temperatur und Sättigung auf
THM-Prozess (THM=Thermisch-Hydraulisch-
Mechanisch-gekoppelt)
• Interaktion Buffer (komprimierter Bentonit) –
Host rock (Opalinuston)
Konzept des Experiments:
• Zentrales Bohrloch 7.5 m lang, ø 300 mm mit
Heizung 100 und Bentonit-Donuts
• 19 Beobachtungsbohrungen drum herum
• Künstliche Sättigung des Bentonits
• Beobachtungsbohrungen und Heizbohrung
instrumentiert mit pp, T, Deformationen
• Heizperiode 18 Monate, danach Dismantling
Partner: BGR, ENRESA, GRS
• Maximale T im Buffer 100 ergaben T für OPA von
nur 40 , keine Veränderung im Gestein erkennbar
• Durch die Heizung wurde der Bentonit ausgetrocknet
und die thermische Leitfähigkeit verringerte sich
• Das Bentonitvolumen erhöhte sich um 5-
9%, Potential also noch nicht ausgeschöpft
• Physico-chemische Veränderungen durch Hitze und
Sättigung waren gering
• Keine mineralogischen Veränderungen des
Bentonits
• Aufsättigung: Quelldruck von 2.8 MPa wurde
innerhalb von 6 Tagen erreicht
• Gravimetrischer Wassergehalt bis zu 10% verringert
im Bereich der Heizung
HE-B (Heater) Experiment
150
250
350
450
550
650
750
22 27 32 37 42
water content / %
dep
th /
cm
innner a
middle b
outer chea
ter
Ziele des Experiments:
• Einfluss von Zement/Beton auf OPA und auf
Bentonit
• Untersuchung der Prozesse/Reaktionen an
der Grenze Zement (Beton) – Opalinuston /
Bentonit.
Konzept des Experiments:
• 2 Bohrungen wurden mit den verschiedenen
Zementarten gefüllt
• System wurde künstlich aufgesättigt
• In logarythmischer Zeitskala werden Proben
der Grenzbereiche entnommen
• Experiment dauert 20 Jahre
CI (Cement Clay interaction) Experiment
Partner: ANDRA, CRIEPI, IRSN, NAGRA, OBAYASHI,
SCK.CEN; Major contractor: RWI, Uni Bern
CI (Cement Clay interaction) Experiment
LAC
MX-80
OPC
395 mm
Bentonit
Beton
CI Experiment by Urs Mäder und Florian Dolder, Universität Bern.
• Low pH-Zement ist genau so reaktiv
wie OPC (ordinary portland cement)
• Gut aufgelöste chemische
Zonierung im Beton gegen den
Bentonit hin
• Keine sichtbare Alterierung des
Bentonits gegen den OPA hin
• Beton ist die reaktive Komponente –
wirkt als Senke für
Massentransfer, kaum
Veränderungen im Bentonit
• Bentonit ist sehr homogen
aufgequollen
• Herabsetzung hydraulische
Durchlässigkeit in Kontaktzone
CI (Cement Clay interaction) Experiment
OPA
Bentonit
Keine Sichtbare Reaktionszone!
Bentonit
OPC
Auffälliger weisser Saum entlang Bentonit!
Ziele des Experiments:
• Charakterisierung der frühen nicht isothermalen
Aufsättigungsperiode und deren Einfluss auf das THM-
Verhalten
• Experimentelle Daten für die Validation und Kalibrierung von
numerischen Modellen.
• Upscaling der thermischen Leitfähigkeit von Labordaten auf
1:1-Skala für Bentonit und S/B-Gemische
Konzept des Experiments:
• 1:2 Massstab Mikrotunnel
• zwei Kompartimenten S/B und Pellets
• Natürliche Sättigung
• Heizertemperatur 140 von Juni 2011 - ??
• Instrumentierung Heizer, technische und natürliche Barriere
mit P, T, RH, Verschiebung, Seismik, Geoelektrik
HE-E (Heater) Experiment
BGR, ENRESA, GRS, NAGRA
EC-co-funded
HE-E (Heater) Experiment
Zwischenresultate nach 15 Monaten Laufzeit:
• Höhere thermische Leitfähigkeit der Bentonit
Pellets, als S/B
• Hochverdichtete Blöcke wirken als thermische
Brücke
• Feuchtigkeiten im Bentonitpellet-Abschnitt steigt
geringfügig an, bedingt durch höhere Saugspannung
• 100% RH an S/B-OPA Grenze sehr schnell erreicht
• Porenwasserdrucke im Gebirge ändern in einem
Radius von 10 m um den Mikrotunnel
Ziele des Experiments:
• Untersuchung der THM Effekte, welche durch den
Einlagerungsvorgang entstehen
• Demonstration der Einbringung (Machbarkeit)
• Langzeitexperiment 10-15 Jahre unter in-situ Bedingungen
Konzept des Experiments:
• 50 m langer Stollen, 3 m Durchmesser
• Instrumentierung Tunnel und Nahfeld
• Einbau von 3 x 1500 W
Kanisterdummies, verfüllen, verschliessen, Langzeitmonito
ring
FE (Full-Scale Emplacement) Experiment
ANDRA, BGR, DOE, GRS, NAGRA, NWMO
EC-co-funded
Frage 91a
Zusammenfassung:Die Mont Terri Experimente bestätigen folgende vorteilhafte Eigenschaften von Bentonit:
• Gute Quelleigenschaften (Volumenausdehnung, Quelldrucke). Steuerbar über die Trockendichte
• Gute Gasdurchlässigkeit im ungesättigten und teilweise gesättigten Zustand. Mit Sand-Bentonitmischungen steuerbar
• Sehr geringe hydraulische Durchlässigkeit im gesättigten Zustand
• Hohe Plastizität im gesättigten Zustand. Sehr gute Abdichtungseigenschaften
• Retardation von Radionukliden: hervorragende Sorptionseigenschaften, inklusive Kolloidfiltration
• Diffusiver Stofftransport durch Bentonit Backfill
• Zeitliche Stabilität
ABER:
Bentonit kann seine vorteilhaften Eigenschaften ändern, z.B. bei hohen pH-Werten (Reaktion von Bentonit-Porenwasser mit Beton), aber auch beim Kontakt mit hochsalinenWässern und bei zu hohen Temperaturen. Dies vermindert die Barriereneigenschaften:
• Reduzierte Quellkapazität
• Reduzierte Sorption von Radionukliden
Frage 91 b
- Modellierung: von der Gegenwart in die Zukunft (Prognosen)
- Natürliche Analoga: von der Gegenwart in die Vergangenheit
Verhalten von Versiegelungsmaterial Wie verhält sich das Versiegelungsmaterial Bentonit bzw. Bentonit-Sandgemisch. • a) Unter den zu erwartenden veränderten Bedingungen wie z.B. Wärme, Poren- oder
Wasserdruck? • b) Über lange Zeiträume von 1 Million Jahre? • c) Bleibt die Versiegelung dicht, oder bilden sich neue Wasserfliesswege • d) Beim Kontakt mit Fliesswasser? • e) Beim Kontakt mit aggressivem Tiefengrundwasser mit hohem Chlorid- und
Sulfatgehalt?
Pecos River, Texas
Bentonit
Reaktion im Beton
Transport von
OH-, Ca++, etc. in
den Bentonit
Erhöhung
des pH im
Bentonit
Montmorillionit
geht in Lösungwird gefördert
wird verhindertFällung neuer
Mineralphasen
ZementationRissbildung
Quelle: McKinley et al. 2007, vereinfacht
Relevante Prozesse:
System Bentonit-Beton-Porenwasser
Modellierung
Gaucher et al., 2004
Savage et al., 2007
Was Modellierungen voraussagen:- Ausfällen neuer Mineralien im Bentonit inkl.
Dichtmachen der Porosität (1)
- Auflösen von z.B. Tonmineralien im Bentonit (2)
Problematik:- Wie gut bekannt sind die Kennwerte?
z.B. Kinetik, sekundäre Mineralogie, Mineraleigenschaften
- Mechanische Veränderungen sind in heutigen Modellen nicht enthalten (gekoppelte Prozesse)
z.B. Quelldruckveränderung (Volumen)
→ Wie gut stellen Modelle die Realität dar?(Ein Modell ist nicht die Realität)
Darum: man braucht mehr experimentelle Daten um Modelle zu verbessern und realistischer zu machen.
1
1
2
Natürliche Analoga von Bentonit
Tsukuda et al., 2007
Mangatarem district, Philippines
Fazit:- Die hoch-pH Lösungen aus dem Serpentin (->Spritzbeton) wandelten die
Montmorillionite im Bentonit in neue Minerale um. Die Sorptionskapazität des Bentonites ist hier klar vermindert.
- Dieser Reaktionssaum ist aber begrenzt und nur einige Milimeter dick- Risse im Serpentin (->Spritzbeton) wurden mit den neu ausgefällten
Mineralien abgedichtet- Dieser Aufschluss ist ein Analogon für die Situation eines geologischen
Tiefenlagers nach einigen hundert bis Tausend Jahre.
Natürliche Analoga von Bentonit
Tsukuda et al., 2007
Mangatarem district, Philippines
Frage 91 c, d
Verhalten von Versiegelungsmaterial Wie verhält sich das Versiegelungsmaterial Bentonit bzw. Bentonit-Sandgemisch. • a) Unter den zu erwartenden veränderten Bedingungen wie z.B. Wärme, Poren- oder
Wasserdruck? • b) Über lange Zeiträume von 1 Million Jahre? • c) Bleibt die Versiegelung dicht, oder bilden sich neue Wasserfliesswege • d) Beim Kontakt mit Fliesswasser? • e) Beim Kontakt mit aggressivem Tiefengrundwasser mit hohem Chlorid- und
Sulfatgehalt?
Ziele des Experiments:
• Demonstration des Konzeptes für HLW
• Demonstration des Verhaltens vom System
Bentonitblöcke, Kanister, Bentonitpellets
Konzept des Experiments:
• Dummy Kanister in 6 m langem Stollen 1:1
• 2 m dicker Betonpfropfen als Abschluss
• Künstliche Aufsättigung des Bentonits
• Langzeitmessung P/T/Verformung 2002 –
2012
• 2013 Dismantling und Analyse Bentonit
EB (Engineered Barriers) Experiment
ENRESA, ANDRA, BGR, NAGRA; key contractor: AITEMIN. EC-co-funded
EB (Engineered Barriers) Experiment
• Hydratation des Bentonits von 2002 – 2007, total 15’165 Liter
• Totale Drucke variieren zwischen 14 und 22 bar
• Porenwasserdrucke im Fels erreichen bis 14 bar
• Der Dummybehälter wurde um 10 mm angehoben und seitlich um 6 mm
verschoben
• Erhöhte Trockendichten über dem Behälter, reduzierte Wassergehalte
über dem Behälter
• Dismantling brachte sehr felsähnlichen verquollenen Bentonit zutage
• Material makroskopisch homogenisiert, ursprüngliche Struktur der Pellets
nicht mehr erkennbar
• Material im feuchten Zustand plastisch, bei Austrocknung Erhöhung
Festigkeit.
• Canister emplacement
• Bentonite backfilling
• Artificial hydration
EB (Engineered Barriers) Experiment
EB Experiment, Rückbau (AITEMIN)
(Oktober 2012 – Februar 2013)
Main activities/OutcomeEB Experiment
Resultate Rückbau
Trockendichte (A1-25) Wassergehalt (A1-25)
Totaler Druck (Abschnitt E)
A1-25 E
EB Experiment, Resultate Backfill
Frage 91 c, d
Beobachtungen aus dem EB Experiment:
- Künstliche advektive Wasserfliesswege zu Beginn der Austättigung des Bentonites im
EB-Experiment: ca. 10’000 Liter künstliches Porenwasser innerhalb weniger Wochen
ins Testintervall injiziert, deutliche Exfiltration durch EDZ, Salzausfällungen
ausserhalb Testzone). Temporärer Stop. Wiederaufnahme der künstlichen
Aufsättigung, aber mit deutlich geringeren Fliessraten über mehrere Jahre
- In-situ Feuchtemessungen im Bentonit zeigen nach rund 6 Jahren 100% relative
Feuchte, womit die Aufsättigung abgeschlossen ist
- Totaler Druck und Schwelldruck steuerbar über die Trockendichte
- Rückbau des EB Stollens zeigen einen dichten, homogenen Bentonit
(makroskopisch). Analysen (mikroskopisch) belegen unterschiedliche Trockendichten
und Wassergehalte an der Sohle und Firste.
Fazit:
- Natürliche Aufsättigung: diffusiver Wassertransport (im Gegensatz zu advektivem
Transport bei der künstlichen Aufsättigung). Bei der natürlichen Aufsättigung besteht
kein Kontakt mit «fliessendem Wasser»
- Falls Trockendichte im Bentonit-Backfill homogen verteilt ist und die diffusive
Aufsättigung vom Opalinuston in den Backfill stattfindet, ist die Wahrscheinlichkeit
einer Bildung von advektiven Wasserfliesswegen sehr gering.
Frage 91 e
Wie verhält sich das Versiegelungsmaterial Bentonit bzw. Bentonit-Sandgemisch.
e) Beim Kontakt mit aggressivem Tiefengrundwasser mit hohem Chlorid- und Sulfatgehalt?
• Kontakt von Bentonit mit niedrig- bis mittel-salinen Wässern (10-40 g/L):- Quell- und Sorptionseigenschaften nicht beeinträchtigt.
- Grund 1: hohe Kationenaustauschkapazität
- Grund 2: liegt in der Pufferung der Porenwasserchemie durch gelöste Salze Ca++,CO3-- ;
Ca++,SO4--
- Anionen: Wie verhält sich das Cl-?: Diffundiert durch Bentonit ohne Sorption. Effekt des
Anionenausschlusses
- In-situ Bestätigung (WS-A, B, C…. I Experimente). Die höchsten Salinitäten betragen rund
20 g/L.
• Kontakt von Bentonit mit hoch-salinen Wässern (> 100 g/L):- Quell- und Sorptionseigenschaften beeinträchtigt
- Grund: elektrische Doppelschicht wird bei hoher Ionenkonzentration zusammengedrückt.
Schlussfolgerung:
• Barriere: Bentonit ist eine hochwirksame Barriere in geologischen
Tiefenlagern zur Rückhaltung von Radionukliden. Vorteile:
Quellkapazität, Sorptionseigenschaften, diffusiver Stofftransport in
gesättigtem Zustand
• Performance Tiefenlager: Kann je nach Anforderungen optimiert &
angepasst werden (z.B. Quelldrucke durch Einstellung der
Trockendichte, Bentonit-Sandgemische bei stark gasproduzierenden
Abfällen)
• Stabilität über lange Zeiträume: Voraussetzung: einwandfreie
Verfüllung der Einlagerungstollen (z.B. homogene
Trockendichte), kontinuierliche und gleichmässige Aufsättigung
(diffusiver Feuchtetransport), Ausgleich der hydraulischen Gradienten
nach Aufsättigung.
• Spezielles Augenmerk zu richten auf: Bentonit im Kontakt mit Hoch-pH
Wässer (Minimierung von Beton), wärmemeproduzierende Abfälle
(Minimierung Temperaturmaxima).
Referenzen
• McKinley, I.G., Alexander, W.R., Arcilla, C.A., Kawamura, H. and Takahashi, Y.
(2007): IPHAP: a new analogue of bentonite alteration by cement leachates.
• Courdouan, A., Christl, I., Meylan, S., Wersin, P., Kretzschmar, R., 2007:
Characterization of dissolved organic matter in anoxic rock extracts and in situ pore
water of the Opalinus Clay. Appl. Geochem. 22, 2926–2939.
• Tsukuda, Y., Fujita, K., Nakabayashi, R., Sato, T., Yoneda, T., Yamakawa, M., Fujii, N.
, Namiki, K., Kasama, T., Alexander, R., Areilla, C. and Pascua, C. (2009): Natural
analogue study for interaction between alkaline groundwater and bentonite at
Mangatarem region in the Philippines.
• Wersin, P., Leupin, O.X., Mettler, S., Gaucher, E., Mäder, U., De
Cannière, P., Vinsot, A., Gabler, H.E., Kunimaro, T., Kiho, K., Eichinger, L., 2011.
Biogeochemical processes in a clay formation in situ experiment: part A –
overview, experimental design and water data of an experiment in the Opalinus Clay
at the Mont Terri Underground Research Laboratory, Switzerland. Appl. Geochem.