Technologie- und...

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84 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Unternehmen und Märkte Technologie- und Gründerzentren Christine Tamásy Technologie- und Gründerzentren gehören in Deutschland zu den popu- lärsten Instrumenten der Wirtschafts- förderung. Seit Eröffnung des ersten Technologie- und Gründerzentrums, dem Berliner Innovations- und Grün- derzentrum (BIG) im Jahr 1983, ent- standen bis zum Jahre 2001 insgesamt 226 solcher Einrichtungen. Die Förde- rung von Unternehmensgründungen, die Schaffung qualifizierter Arbeits- plätze sowie die Intensivierung des Wissens- und Technologietransfers sind die wichtigsten Ziele der Technologie- und Gründerzentren. Auch regionalpo- litische Überlegungen wie die Verrin- gerung der räumlichen Disparitäten spielen eine Rolle. Die Entstehung von Technologie- und Gründerzentren ist vor allem ein Spiegelbild der Technologiepolitik der jeweiligen Bundesländer. In Nordrhein- Westfalen beispielsweise investierte die Landesregierung massiv in Technologie- und Gründerzentren . Die Länder Hessen und Bayern, die sich bis Mitte der 1990er Jahre noch weitgehend zu- rückhielten, haben inzwischen auch die Förderung verstärkt. In den neuen Län- dern wurde der Aufbau der ersten Ein- richtungen – ein Novum in der Ge- schichte der Technologie- und Gründer- zentren – mit Mitteln aus dem damali- gen Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) gefördert. Die Aktivitäten der Politik bestimmen so- mit die regionale Verteilung der Tech- nologie- und Gründerzentren, deren Netz immer engmaschiger wird. Räumliche Strukturen Die räumliche Verbreitung der Techno- logie- und Gründerzentren zeigt einen deutlichen Zusammenhang mit der Be- völkerungsdichte. So konzentrieren sich die meisten Einrichtungen in den Verdichtungsräumen , während sie in ländlichen Räumen deutlich selte- ner als Instrumente der Wirtschaftsför- derung eingesetzt werden. Eine politi- sche Hoffnung wird sich daher in kei- nem Fall erfüllen: Technologie- und Gründerzentren sind als Instrument zum Abbau regionalwirtschaftlicher Disparitäten ungeeignet. Selbst im – wenig wahrscheinlichen – Falle des Er- folges der Technologie- und Gründer- zentren in allen Regionen würden sich die technologischen und ökonomi- schen Disparitäten in Deutschland nicht verringern. Die besseren Stand- ortvoraussetzungen, wie die Nachbar- schaft zu Universitäten und außeruni- versitären Forschungseinrichtungen als potenzielle Quell- bzw. Herkunftsein- richtungen innovativer Unternehmen, begünstigen eindeutig die Großstädte und Verdichtungsräume. Beurteilung der Wirksamkeit Technologie- und Gründerzentren leis- ten mehrheitlich wertvolle Überlebens- und Wachstumshilfe für Jungunterneh- men, indem preiswerter und nachfrage- adäquater Gewerberaum angeboten wird. Auch ermöglicht das flexible Raumangebot bereits Kosteneinsparun- gen, da eine bedarfsgerechte Anpassung der Mietfläche an die Entwicklung der Unternehmen möglich ist. Das Angebot gemeinschaftlich nutzbarer Serviceein- richtungen ist in der Regel quantitativ und qualitativ zufrieden stellend. Eine Telefonzentrale, Telekommunikations- dienste (Telefax etc.), Kopiergeräte und Sitzungsräume gibt es in nahezu allen Einrichtungen. Die Beratungsleistungen des Managements der Technologie- und Gründerzentren hinsichtlich Finanzie- rung, Markteinführung und Weiterbil- dung konnten bislang allerdings vielerorts nur wenig zur Gründungsför- derung beitragen und werden vergleichsweise selten von den Mietern genutzt. Gleichwohl gibt es vereinzelt sehr erfolgreiche Technologie- und Gründerzentren mit herausragenden Be- ratungsangeboten. Hinsichtlich der regionalwirtschaftli- chen Wirkungen zeigt sich, dass Tech- nologie- und Gründerzentren nur in we- nigen Kommunen mit sehr großen und florierenden Einrichtungen und ange- gliedertem Technologiepark, wie beispielsweise in Dortmund, einen nen- nenswerten Bestandteil des lokalen Ar- beitsmarktes bilden. Die Wirkungen der Technologie- und Gründerzentren auf den lokalen Technologietransfer im Sinne einer schnelleren Umsetzung von neuen Erfindungen in technologisch an- spruchsvolle Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen sind eher gering. An den meisten Standorten sind Technolo- gie- und Gründerzentren als Institutio- nen gegenüber anderen Transfereinrich- tungen nicht wettbewerbsfähig, da die Beratungskompetenzen nicht ausrei- chen. Wirkungsvoller ist der „Transfer über Köpfe“, der durch die Gründung der Unternehmen quasi automatisch er- folgt und durch die Auswahl geeigneter Mieter gesteuert werden kann. Lediglich in ländlichen Gebieten kön- nen Technologie- und Gründerzentren eine wichtige Funktion als regionale Transfereinrichtungen in den Bereichen Information und Beratung übernehmen. Wichtiges Erfolgskriterium von Techno- logie- und Gründerzentren ist daher vor allem deren Einbindung in eine effizi- ente Arbeitsteilung mit den anderen Einrichtungen der Gründungsförderung und des Technologietransfers vor Ort. Der Vielzahl an Angeboten steht in den meisten Regionen ein nur begrenztes Potenzial an Existenzgründern und Technologie- und Gründerzentren Standortgemeinschaften relativ junger, zumeist neu gegründeter Unternehmen, die technologisch neue Produkte, Ver- fahren oder Dienstleistungen entwickeln und auf dem Markt einführen. Preisgüns- tige Mietflächen, gemeinschaftlich nutz- bare Serviceeinrichtungen (z.B. Kopierer, Sekretariat) und Beratungsleistungen sind die wesentlichen Elemente im An- gebot von Technologie- und Gründerzen- tren. In Anlehnung an das Prinzip eines „Durchlauferhitzers“ sollen die Unter- nehmen nach drei bis fünf Jahren – so- lange laufen in aller Regel die Mietver- träge – die Einrichtungen verlassen. Das Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie in Berlin transferierbarem technologischem Wis- sen gegenüber. Eine effiziente Koopera- tion mit dem Ziel einer intraregionalen Arbeitsteilung unter Vermeidung von Reibungsverlusten und Konkurrenz ist hier ein erfolgversprechender Weg.

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84Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Unternehmen und Märkte

Technologie- und GründerzentrenChristine Tamásy

� Technologie- und Gründerzentrengehören in Deutschland zu den popu-lärsten Instrumenten der Wirtschafts-förderung. Seit Eröffnung des erstenTechnologie- und Gründerzentrums,dem Berliner Innovations- und Grün-derzentrum (BIG) im Jahr 1983, ent-standen bis zum Jahre 2001 insgesamt226 solcher Einrichtungen. Die Förde-rung von Unternehmensgründungen,die Schaffung qualifizierter Arbeits-plätze sowie die Intensivierung desWissens- und Technologietransfers sinddie wichtigsten Ziele der Technologie-und Gründerzentren. Auch regionalpo-litische Überlegungen wie die Verrin-gerung der räumlichen Disparitätenspielen eine Rolle.

Die Entstehung von Technologie-und Gründerzentren ist vor allem einSpiegelbild der Technologiepolitik derjeweiligen Bundesländer. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise investierte dieLandesregierung massiv in Technologie-und Gründerzentren �. Die LänderHessen und Bayern, die sich bis Mitteder 1990er Jahre noch weitgehend zu-rückhielten, haben inzwischen auch dieFörderung verstärkt. In den neuen Län-dern wurde der Aufbau der ersten Ein-richtungen – ein Novum in der Ge-schichte der Technologie- und Gründer-zentren – mit Mitteln aus dem damali-gen Bundesministerium für Forschungund Technologie (BMFT) gefördert. DieAktivitäten der Politik bestimmen so-mit die regionale Verteilung der Tech-nologie- und Gründerzentren, derenNetz immer engmaschiger wird.

Räumliche StrukturenDie räumliche Verbreitung der Techno-logie- und Gründerzentren zeigt einendeutlichen Zusammenhang mit der Be-völkerungsdichte. So konzentrierensich die meisten Einrichtungen in denVerdichtungsräumen �, während siein ländlichen Räumen deutlich selte-ner als Instrumente der Wirtschaftsför-derung eingesetzt werden. Eine politi-sche Hoffnung wird sich daher in kei-nem Fall erfüllen: Technologie- undGründerzentren sind als Instrumentzum Abbau regionalwirtschaftlicherDisparitäten ungeeignet. Selbst im –wenig wahrscheinlichen – Falle des Er-folges der Technologie- und Gründer-zentren in allen Regionen würden sichdie technologischen und ökonomi-schen Disparitäten in Deutschlandnicht verringern. Die besseren Stand-ortvoraussetzungen, wie die Nachbar-schaft zu Universitäten und außeruni-versitären Forschungseinrichtungen alspotenzielle Quell- bzw. Herkunftsein-richtungen innovativer Unternehmen,begünstigen eindeutig die Großstädteund Verdichtungsräume.

Beurteilung der WirksamkeitTechnologie- und Gründerzentren leis-ten mehrheitlich wertvolle Überlebens-und Wachstumshilfe für Jungunterneh-men, indem preiswerter und nachfrage-adäquater Gewerberaum angebotenwird. Auch ermöglicht das flexibleRaumangebot bereits Kosteneinsparun-gen, da eine bedarfsgerechte Anpassungder Mietfläche an die Entwicklung derUnternehmen möglich ist. Das Angebotgemeinschaftlich nutzbarer Serviceein-richtungen ist in der Regel quantitativund qualitativ zufrieden stellend. EineTelefonzentrale, Telekommunikations-dienste (Telefax etc.), Kopiergeräte undSitzungsräume gibt es in nahezu allenEinrichtungen. Die Beratungsleistungendes Managements der Technologie- undGründerzentren hinsichtlich Finanzie-rung, Markteinführung und Weiterbil-dung konnten bislang allerdingsvielerorts nur wenig zur Gründungsför-derung beitragen und werdenvergleichsweise selten von den Mieterngenutzt. Gleichwohl gibt es vereinzeltsehr erfolgreiche Technologie- undGründerzentren mit herausragenden Be-ratungsangeboten.

Hinsichtlich der regionalwirtschaftli-chen Wirkungen zeigt sich, dass Tech-nologie- und Gründerzentren nur in we-nigen Kommunen mit sehr großen undflorierenden Einrichtungen und ange-gliedertem Technologiepark, wiebeispielsweise in Dortmund, einen nen-nenswerten Bestandteil des lokalen Ar-beitsmarktes bilden. Die Wirkungen derTechnologie- und Gründerzentren aufden lokalen Technologietransfer imSinne einer schnelleren Umsetzung vonneuen Erfindungen in technologisch an-spruchsvolle Produkte, Verfahren oderDienstleistungen sind eher gering. Anden meisten Standorten sind Technolo-gie- und Gründerzentren als Institutio-nen gegenüber anderen Transfereinrich-tungen nicht wettbewerbsfähig, da dieBeratungskompetenzen nicht ausrei-chen. Wirkungsvoller ist der „Transferüber Köpfe“, der durch die Gründungder Unternehmen quasi automatisch er-folgt und durch die Auswahl geeigneterMieter gesteuert werden kann.Lediglich in ländlichen Gebieten kön-nen Technologie- und Gründerzentreneine wichtige Funktion als regionaleTransfereinrichtungen in den BereichenInformation und Beratung übernehmen.Wichtiges Erfolgskriterium von Techno-logie- und Gründerzentren ist daher vorallem deren Einbindung in eine effizi-ente Arbeitsteilung mit den anderenEinrichtungen der Gründungsförderungund des Technologietransfers vor Ort.Der Vielzahl an Angeboten steht in denmeisten Regionen ein nur begrenztesPotenzial an Existenzgründern und

Technologie- und GründerzentrenStandortgemeinschaften relativ junger,zumeist neu gegründeter Unternehmen,die technologisch neue Produkte, Ver-fahren oder Dienstleistungen entwickelnund auf dem Markt einführen. Preisgüns-tige Mietflächen, gemeinschaftlich nutz-bare Serviceeinrichtungen (z.B. Kopierer,Sekretariat) und Beratungsleistungensind die wesentlichen Elemente im An-gebot von Technologie- und Gründerzen-tren. In Anlehnung an das Prinzip eines„Durchlauferhitzers“ sollen die Unter-nehmen nach drei bis fünf Jahren – so-lange laufen in aller Regel die Mietver-träge – die Einrichtungen verlassen.

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85Grenzüberschreitende Kooperationsräume

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