Terror und Ideologie - univerlag-leipzig.de · Folgt man Hannah Arendt und vielen anderen Kennern...

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Folgt man Hannah Arendt und vielen anderen Kennern der Geschichte des 20. Jahrhunderts, dann waren Terror und Ideologie die zentralen Scharniere des Funktionierens der sowjetischen Gesellschaft. Dieser Befund ist hinsicht- lich der Ideologie heute faktisch unstrittig, während die Rolle des Terrors nicht selten kontrovers und teilweise direkt unversöhnlich erörtert wird. Zumeist verbindet sich mit diesem Stichwort eine Erinnerung allein an die Zeit „des Großen Terrors“ in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre, womit – beabsichtigt oder nicht – die Annahme genährt wird, dass dies eine besondere Periode gewesen sei, ein Herausfallen ausder Normalität, so dass hieraus kein typischer Grundzug der Politik in der Sowjetunion abgeleitet werden könne. Der hier vorliegende Band stellt sich der Aufgabe, Gewalt in ihren mannigfachen Ausprägungen als durchgängig konstitutives Element der Machtausübung in der Sowjet- union zu analysieren und zu zeigen, dass bereits seit den ersten Jahren nach der Oktoberrevolution, die Lenin und Trotzki an der Spitze des neuen Staates sahen, dieser Grund- zug hervortrat. Der gesamte Weg der UdSSR war hiervon geprägt, die gewaltigen gesellschaftlichen Veränderun- gen, die sie erlebte, trugen auch stets dieses Kainsmal. Die unbarmherzige Härte dieser Gewalt konnte jederzeit ein- fache Menschen ebenso treffen wie Angehörige der Elite des Sowjetstaates. Selbst die größten Verwerfungen in der sowjetischen Politik, denkt man etwa an den Abschnitt des Nichtangriffs- und Freundschaftsvertrages mit dem natio- nalsozialistischen Deutschland 1939 bis 1941, änderten daran nichts. Die unzähligen Tragödien, die sich im Lande abspielten, vermochte der militärische Sieg im Zweiten Weltkrieg zwar kurzzeitig zu verdecken, doch auch der Sieg 1945 bedeu- tete hier keinen Paradigmenwechsel. Im Gegenteil: Als das das Land überziehende Netz der Lager des GULag dünnmaschiger wurde, war das keine Abkehr von einem essentiellen Baustein in der Politik der UdSSR, sondern der Einsicht in die zunehmende wirtschaftliche Ineffi- zienz der Lager geschuldet. Subtilere Formen der Gewalt konnten sich noch lange behaupten, erst die von Michail Gorbatschow ausgelöste Perestroika der sowjetischen Gesellschaft führte hier zu einem vorläufigen Ende. Dieses außerordentlich material- und facettenreiche Buch möchte die Diskussion dieser Probleme vertiefen. Wer sich den Ursprüngen totalitärer Herrschaft zu- wendet, wird schnell auf die Zeit vor 1917 verwiesen – er muß die russische Welt des 19. Jahrhunderts ver- stehen, die Umstände etwa des Heranwachsens Stalins im Auge haben. Denn wer die Oktoberrevolution 1917 tatsächlich als den Ausgangspunkt des Weges der Menschheit in eine lichte kommunistische Zukunft inter- pretiert, vermag nicht erklären, wie es geschehen konn- te, dass schon wenige Jahre Kriminelle wie Stalin die Macht an sich rissen und binnen kurzer Zeit Millionen Absender und Lieferanschrift: Terror und Ideologie Mit meiner Bestellung erkenne ich die allgemeinen Geschäfts- und Lieferbedingungen des Leipziger Universitätsverlages GmbH an. Datum Unterschrift Der Preis von 34,90 Euro wird bezahlt: nach Rechnungserhalt durch Überweisung (Die Zusendung erfolgt portofrei.) BESTELLKARTE Zur Eskalation der Gewalt in Russland seit Lenin und Stalin Richard Buchner Leipziger Universitätsverlag, 2. Auflage, 2013 540 Seiten, Broschur, 34,90 Euro, ISBN 978-3-86583-554-3 Leipziger Universitätsverlag GmbH Oststraße 41 04317 Leipzig Bitte freimachen! 1937 – Stalins Helfer und – nicht selten – spätere Opfer hier noch kollektiv vereint. Terror und Ideologie LEIPZIGER UNIVERSITÄTSVERLAG GMBH, OSTSTRASSE 41, 04317 LEIPZIG

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Folgt man Hannah Arendt und vielen anderen Kennernder Geschichte des 20. Jahrhunderts, dann waren Terrorund Ideologie die zentralen Scharniere des Funktionierensder sowjetischen Gesellschaft. Dieser Befund ist hinsicht-lich der Ideologie heute faktisch unstrittig, während dieRolle des Terrors nicht selten kontrovers und teilweisedirekt unversöhnlich erörtert wird. Zumeist verbindet sichmit diesem Stichwort eine Erinnerung allein an die Zeit„des Großen Terrors“ in der zweiten Hälfte der dreißigerJahre, womit – beabsichtigt oder nicht – die Annahmegenährt wird, dass dies eine besondere Periode gewesensei, ein Herausfallen ausder Normalität, so dass hieraus kein typischer Grundzug der Politik in der Sowjetunionabgeleitet werden könne.

Der hier vorliegende Band stellt sich der Aufgabe, Gewaltin ihren mannigfachen Ausprägungen als durchgängigkonstitutives Element der Machtausübung in der Sowjet-union zu analysieren und zu zeigen, dass bereits seit denersten Jahren nach der Oktoberrevolution, die Lenin undTrotzki an der Spitze des neuen Staates sahen, dieser Grund-zug hervortrat. Der gesamte Weg der UdSSR war hiervongeprägt, die gewaltigen gesellschaftlichen Veränderun-gen, die sie erlebte, trugen auch stets dieses Kainsmal. Dieunbarmherzige Härte dieser Gewalt konnte jederzeit ein-fache Menschen ebenso treffen wie Angehörige der Elitedes Sowjetstaates. Selbst die größten Verwerfungen in dersowjetischen Politik, denkt man etwa an den Abschnitt desNichtangriffs- und Freundschaftsvertrages mit dem natio-nalsozialistischen Deutschland 1939 bis 1941, ändertendaran nichts.

Die unzähligen Tragödien, die sich im Lande abspielten,vermochte der militärische Sieg im Zweiten Weltkrieg zwarkurzzeitig zu verdecken, doch auch der Sieg 1945 bedeu-

tete hier keinen Paradigmenwechsel. Im Gegenteil: Alsdas das Land überziehende Netz der Lager des GULagdünnmaschiger wurde, war das keine Abkehr von einemessentiellen Baustein in der Politik der UdSSR, sondernder Einsicht in die zunehmende wirtschaftliche Ineffi-zienz der Lager geschuldet. Subtilere Formen der Gewaltkonnten sich noch lange behaupten, erst die von MichailGorbatschow ausgelöste Perestroika der sowjetischenGesellschaft führte hier zu einem vorläufigen Ende.

Dieses außerordentlich material- und facettenreicheBuch möchte die Diskussion dieser Probleme vertiefen.Wer sich den Ursprüngen totalitärer Herrschaft zu-wendet, wird schnell auf die Zeit vor 1917 verwiesen – er muß die russische Welt des 19. Jahrhunderts ver-stehen, die Umstände etwa des Heranwachsens Stalins imAuge haben. Denn wer die Oktoberrevolution 1917tatsächlich als den Ausgangspunkt des Weges derMenschheit in eine lichte kommunistische Zukunft inter-pretiert, vermag nicht erklären, wie es geschehen konn-te, dass schon wenige Jahre Kriminelle wie Stalin dieMacht an sich rissen und binnen kurzer Zeit MillionenA

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1937 – Stalins Helfer und – nicht selten – spätere Opferhier noch kollektiv vereint.

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Menschen unter der Maßgabe, sie seien Volksfeinde,ermordeten.

Die Offenlegung und rückhaltlose Aufarbeitung die-ses Geschehens allein bürgt dafür, den demokratischenWeg Russlands heute zu sichern und erneute zivilisatori-sche Brüche zu verhindern. Umfassender Gewaltverzichtnach außen und innere Gewaltenteilung sind die tragen-den Säulen einer Aussöhnung und eines äußeren wieinneren Friedens, der das Europa der Zukunft prägensollte und bei dem Russland nicht abseits stehen darf.

Altrussische Kirche des Donskoj Klosters, heute Touristen-Attraktion im SüdenMoskaus. Hinter dicken Klostermauern wurde 1927 das zentrale Krematorium der GPU/des NKWD installiert, in einer geschändeten Kirche des Klosters.Hier wurden von 1927 bis 1953 viele Zehntausende Leichen verbrannt,inmitten der Weltstadt Moskau.

Josef Stalin Berija, der Sicherheits-Chef und Henker Stalins, erschossen 1953.