Terroranschläge Bewältigung aus katastrophenmedizinischer ... · und radioaktiv gefährlichen...

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Einleitung Definition. Von einer Katastrophe spricht man, wenn eine große Zahl von Menschen oder eine große Region gefährdet und/oder geschädigt wurde und die staatli- chen oder privaten Hilfsmaßnahmen nicht ausreichen, um alle Betroffenen innerhalb einer angemessenen Zeitspanne adäquat zu versorgen. Weitere Kennzei- chen einer Katastrophe sind, dass die Selbsthilfe der Menschen nicht ausreicht und in der Nähe keine zusätzlichen Rettungsmittel verfügbar sind. Ursachen. Mögliche Ursachen von Katastrophen sind: Naturereignis, technischer Störfall, Flächenbrand, Epi-/Pandemie, kriminelle Handlungen, Sabotage, Terroranschläge oder kriegsbedingte Waffenwirkungen. Handlungskonzepte. Das staatliche Handeln muss da- rauf konzentriert sein, den Eintritt von Katastrophen zu vermeiden oder zumindest den eintretenden Scha- den durch koordiniertes, gemeinschaftliches Handeln aller verfügbaren Ressourcen des Bundes, der Länder, der Kommunen und privater Organisationen zu be- grenzen. Diesem Ziel dienen folgende Teilbereiche: vorbeugender Katastrophenschutz (disaster prevention), umfassende Abwehrbereitschaft (disaster preparedness), abwehrender Katastrophenschutz (disaster protection). Spätestens seit dem 11. September 2001 sind auch Terroranschläge als Ursache für einen Massenanfall von Verletzten als kausale Ursache anzunehmen. Die Anschläge in Madrid (2004) und London (2005) haben mit Schrecken deutlich gemacht, wie groß diese Gefahr tatsächlich auch in Europa einzuschätzen ist. Es ist deshalb geboten, die Handlungskonzepte, die weitgehend spezifisch für einzelne Fachbereiche (z.B. Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst, Notarzt, Leitender Notarzt, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Katastro- phenschutz, Krankenhaus, Krankenhausabteilungen, Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen) oder für bestimmte Arbeitssequenzen erarbeitet wurden, einer strukturierten Betrachtung zu unterziehen. Sie muss alle einzelnen Maßnahmen in der chronologi- schen Prozesskette aus dem Blickwinkel der Patienten untersuchen. Wer wird wo und wie tätig, welche Mittel werden von wem und wann bereitgestellt? Bedrohungspotenzial Zu den Ursachen medizinischer Großschadenslagen zählen Naturereignisse wie auch besondere technische Gefahren etwa durch technische Anlagen wie Che- miebetriebe, Kernkraftwerke und die Lagerung und den Transport gefährlicher Güter. Außerdem spielt die Notfallmedizin up2date 7 2012 DOI: http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0032-1327918 VNR 2760512012137993294 Sonderdruck für private Zwecke des Autors Sonderdruck für private Zwecke des Autors Terroranschläge Bewältigung aus katastrophenmedizinischer Sicht Heinzpeter Moecke, Sebastian Wirtz, Jörg Schallhorn, Stefan Oppermann, Peer Rechenbach Die Gefahr von Großschadenslagen durch Terroranschläge besteht auch in Europa unvermindert weiter. Nur eine entsprechende Planung und Koordination sowie regelmäßiges Training ermög- lichen es, eine solche Situation suffizient zu beherrschen. Großschadensereignisse und Katastrophen 307

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Einleitung

Definition. Von einer Katastrophe spricht man, wenneine große Zahl von Menschen oder eine große Regiongefährdet und/oder geschädigt wurde und die staatli-chen oder privaten Hilfsmaßnahmen nicht ausreichen,um alle Betroffenen innerhalb einer angemessenenZeitspanne adäquat zu versorgen. Weitere Kennzei-chen einer Katastrophe sind, dass die Selbsthilfe derMenschen nicht ausreicht und in der Nähe keinezusätzlichen Rettungsmittel verfügbar sind.

Ursachen. Mögliche Ursachen von Katastrophen sind:■ Naturereignis,■ technischer Störfall,■ Flächenbrand,■ Epi-/Pandemie,■ kriminelle Handlungen, Sabotage, Terroranschläge

oder kriegsbedingte Waffenwirkungen.

Handlungskonzepte. Das staatliche Handeln muss da-rauf konzentriert sein, den Eintritt von Katastrophenzu vermeiden oder zumindest den eintretenden Scha-den durch koordiniertes, gemeinschaftliches Handelnaller verfügbaren Ressourcen des Bundes, der Länder,der Kommunen und privater Organisationen zu be-grenzen. Diesem Ziel dienen folgende Teilbereiche:■ vorbeugender Katastrophenschutz

(„disaster prevention“),■ umfassende Abwehrbereitschaft

(„disaster preparedness“),

■ abwehrender Katastrophenschutz(„disaster protection“).

Spätestens seit dem 11. September 2001 sind auch

Terroranschläge als Ursache für einen Massenanfall

von Verletzten als kausale Ursache anzunehmen.

Die Anschläge in Madrid (2004) und London (2005)haben mit Schrecken deutlich gemacht, wie groß dieseGefahr tatsächlich auch in Europa einzuschätzen ist.

Es ist deshalb geboten, die Handlungskonzepte, dieweitgehend spezifisch für einzelne Fachbereiche (z.B.Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst, Notarzt, LeitenderNotarzt, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Katastro-phenschutz, Krankenhaus, Krankenhausabteilungen,Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen) oderfür bestimmte Arbeitssequenzen erarbeitet wurden,einer strukturierten Betrachtung zu unterziehen. Siemuss alle einzelnen Maßnahmen in der chronologi-schen Prozesskette aus dem Blickwinkel der Patientenuntersuchen. Wer wird wo und wie tätig, welche Mittelwerden von wem und wann bereitgestellt?

Bedrohungspotenzial

Zu den Ursachen medizinischer Großschadenslagenzählen Naturereignisse wie auch besondere technischeGefahren – etwa durch technische Anlagen wie Che-miebetriebe, Kernkraftwerke und die Lagerung undden Transport gefährlicher Güter. Außerdem spielt die

Notfallmedizin up2date 7 ⎢ 2012 ⎢ DOI: http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0032-1327918 ⎢VNR 2760512012137993294

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Terroranschläge – Bewältigung auskatastrophenmedizinischer SichtHeinzpeter Moecke, Sebastian Wirtz, Jörg Schallhorn,Stefan Oppermann, Peer Rechenbach

Die Gefahr von Großschadenslagen durch Terroranschläge besteht auch in Europa unvermindertweiter. Nur eine entsprechende Planung und Koordination sowie regelmäßiges Training ermög-lichen es, eine solche Situation suffizient zu beherrschen.

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Gefahr durch Terroranschläge eine zunehmende Rolle.Diese Risiken haben in Deutschland und Europa zueiner stetig wachsenden und sich fortentwickelndenGefahrenabwehr geführt.

Naturkatastrophen

Die Zahl von Großschadensfällen nimmt weltweit zu(Abb. 1) [1]. Auch die Dimension der Naturkatastro-phen scheint zu wachsen:

■ Tsunami in Südostasien 2004 (Abb. 2)■ Hurrikan Katrina in den USA 2005■ Erdbeben in Pakistan 2005■ Erdbeben,Tsunami,Reaktorkatastrophein Japan2011■ Wirbelsturm Sandy in den USA 2012

Auch Europa bleibt davon nicht verschont, wenn manan die Hochwasserkatastrophen an der Oder, an derElbe oder im Alpenraum denkt. Allein 2004 warenweltweit rund 146Millionen Menschen von Katastro-phen betroffen. In 9 Ländern betraf dies mehr als eineMillion Menschen. 2004 starben fast 250000 Men-schen durch Katastrophen.

Die Szenarien der großflächig anhaltenden Stromaus-fälle der letzten Jahre, z.B. in England, Italien, Däne-mark und im November 2005 in Deutschland (Müns-terland) zeigen, wie anfällig unsere komplexenInfrastrukturen für Betriebsstörungen sind.

Die Ursachen für diese Störungen sind sehr unter-

schiedlich. Die Antworten der Gefahrenabwehr und

‑beseitigung müssen aber stets auf den gleichen

Prinzipien beruhen.

Mit dem schwersten Erdbeben seit Beginn der Auf-zeichnungen in Japan am 11.März 2011 vor der

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technische Katastrophen 1900–2011

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Jahr

Abb. 1 Entwicklung der Häufigkeit technischer Katastrophen von 1900–2010 [1].

Abb. 2 Zerstörung durch den Tsunami 2004 in Sri Lanka.

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Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu ist einSchadensmaß hinzugekommen, das bisher angenom-mene Dimensionen deutlich übertrifft. Durch diesesErdbeben wurde ein Tsunami und in der Folge eine Re-aktorkatastrophe ausgelöst, die neben den unmittel-baren Erdbebeneinwirkungen in den betroffenen Re-gionen im Osten Honshus rund eine Million Gebäudezerstört oder beschädigt hat. Bis Januar 2012 verzeich-nete die offizielle Statistik 15844 Tote und 5891 Ver-letzte, weit über 3000 Menschen gelten nach wie vorals vermisst.

Terroranschläge

Zu den Gefahren durch Naturkatastrophen ist dieBedrohung durch Terroranschläge hinzugetreten.Anschläge von global operierenden Terroristen ver-ursachen schwere Schäden, deren Wirkungen natio-nale Bedeutung erlangen können.

CBRNE‑Terrorismus. Während in der Vergangenheitbei Terroranschlägen überwiegend Spreng- oderBrandmittel eingesetzt wurden, muss eine sachgerech-te Gefahrenabwehrplanung auch berücksichtigen, dasszusätzlich oder ausschließlich chemische, biologischeoder radioaktive gefährliche Stoffe für die Anschlägegenutzt werden. Da es sich hierbei nicht um die Wir-kungen aus Kriegshandlungen im Verteidigungsfallhandelt, die bezüglich der Freisetzung gefährlicherStoffe als ABC‑Gefahren („nuclear, biological, che-mical“, NBC) bezeichnet wurden, hat sich internationalfür entsprechende Terroranschläge die englischspra-chige Kurzbezeichnung „CBRNE‑Terrorismus“ („chem-ical, biological, radiological, nuclear, and explosives“)etabliert [2,3].

Die Anschläge global operierender Terroristen

haben gezeigt, dass Schadensereignisse eintreten

können, deren Wirkungen die vorhandenen Res-

sourcen und Strukturen der regionalen Gefahren-

abwehr deutlich übersteigen.

Selbstmordattentate. Besondere Bedeutung haben beiterroristischen Anschlägen die Täter erlangt, die ausfanatischen oder fundamental-religiösen Gründen alsSelbstmordattentäter agieren. Nach den ersten Selbst-mordattentaten in Sri Lanka in den 1980er-Jahren hatdiese „Taktik“ in Anzahl und Schadensumfang ständigzugenommen. Der Attentäter bestimmt eigenständigden Ort und den Zeitpunkt der Explosion und stelltdamit eine „intelligente Bombe“ dar.

Die Kombination von relativ kleinen Sprengsätzen mitam Zielort vorhandenen Gefahrenpotenzialen (z.B.Tanklager oder Gasanlagen) oder die gezielte Zerstö-rung tragender Elemente können sekundäre Wirkun-gen – z.B. Gebäudeeinsturz, Ausbreitung einer Giftgas-wolke, Explosionen und Flächenbrände – auslösen, diedie eigentliche Sprengwirkung der primären Bombewesentlich übersteigen. So waren insbesondere durchdie fehlende Dekontamination der Patienten beimGiftgasanschlag in der U‑Bahn von Tokio zahlreicheHelfer, die sich um die Versorgung der primär vergifte-ten Patienten kümmerten, von einer Kontaminations-verschleppung betroffen [4].

In den 1990er-Jahren ging man bei der Gefahren-abwehrplanung grundsätzlich von folgenden Voraus-setzungen aus:■ Es treten nur räumlich begrenzte Schadenslagen auf,

insbesondere keine großflächigen Zerstörungen derInfrastruktur.

■ Nukleare, chemische oder biologische Schadenslagensind aufgrund des hohen Sicherheitsstandards inDeutschland sehr unwahrscheinlich.

Neue Dimension von Terroranschlägen. Die Terror-anschläge am 11. September 2001 in New York habenjedoch diese neue Form des global wirkenden Terroris-mus grausame Realität werden lassen. Zur Verdeut-lichung dieser Bedrohungslage sind in Infobox 1 aus-gewählte weitere terroristische Anschläge aufgelistet,die sich seit 2002 ereignet haben.

Diese Beispiele zeigen deutlich, dass eine effektive Ab-

wehrbereitschaft für die neuen Bedrohungspotenzialenotwendig ist. Verschärft wird die Situation durch dashohe Maß an Verwundbarkeit der hoch entwickeltenund vernetzten Gesellschaft. Dies gilt speziell für An-schläge durch Terroristen, die zur Durchsetzung ihrerZiele vorbehaltlos das eigene Leben einsetzen.

Ein besonderes Augenmerk muss auch auf Gefah-

renlagen gerichtet werden, die eine unmittelbare

Gefahrenabwehr in einem Schadensgebiet nicht

zulassen, da sie das eingesetzte Personal extrem

gefährden.

Mit den üblichen Methoden der technischen Gefah-renabwehr nicht zu bekämpfen sind z.B. die Ausbrei-tung einer Epidemie, z.B. durch das Ausbringen vonPockenviren durch bewusst infizierte Terroristen, dieflächendeckende radioaktive Kontamination infolgeeiner Sabotage in einem Kernkraftwerk oder infolgedes Absturzes eines Satelliten mit Kernreaktor [5,6]

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sowie eine Tier- oder Pflanzenseuche. An der Optimie-rung der hierfür erforderlichen Gefahrenabwehrpro-zesse muss künftig intensiver gearbeitet werden. Hierergeben sich auch völlig neue Aufgabenfelder für denöffentlichen Gesundheitsdienst [7].

Abwehrbereitschaft

Historische Entwicklung

Militärische Bedrohung. Auf der Basis der Erfahrungender beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert und derBedrohungslage während des kalten Krieges konzen-trierte sich die Gefahrenabwehr im Rahmen der Zivil-verteidigung auf den möglichen Einsatz folgenderWaffensysteme:■ Interkontinentalraketen mit atomaren Sprengköpfen

oder taktische Atomwaffen (A‑Waffen),■ biologische Kampfstoffe (Raketen oder Granaten

bzw. Sprühangriffe der feindlichen Luftwaffe,B‑Waffen),

■ chemische Kampfstoffe (Raketen, Granaten, Sprüh-angriffe der feindlichen Luftwaffe, C‑Waffen),

■ Waffen mit Sprengwirkung (Bomben, Raketen, Artil-leriebeschuss, konventionelle Waffen mit Spreng-und/oder Brandwirkung).

Grundsätzlich wurde bei der Planung das Ziel verfolgt,die Handlungsfähigkeit der Gesamtverteidigung zu ge-währleisten und die Wirkungen der Kriegshandlungenauf die Zivilbevölkerung zumindern. Ein ganzheitlicherSchutz der Zivilbevölkerung war planerisch nicht mög-lich. Dem partiellen Einsatz biologischer oder che-mischer Kampfstoffe durch Agenten und Saboteuregegen bestimmte Personen oder Anlagen wurde dabeinur eine untergeordnete Bedeutung beigemessen.

Zivilschutz. Mit den internationalen politischen Ver-änderungen Ende der 1980er-Jahre wurde aufgrundder fehlenden Bedrohungslage der Zivilschutz deutlichreduziert. Dabei ging man insbesondere davon aus,dass nur noch örtlich begrenzte Ereignisse eintretenwerden – flächendeckende Kampfhandlungen auf demGebiet Deutschlands sah man als unwahrscheinlich an.Für den Fall einer Änderung der nationalen sicher-heitspolitischen Lage rechnete man mit einer ausrei-chenden Vorlaufzeit, um notwendige Veränderungenund Vorhaltungen rechtzeitig einrichten und bereit-stellen zu können.

Katastrophenschutz. Beim Katastrophenschutz kon-zentrierten sich die Planungen auf die Gefahrenabwehrbei Störfällen in Betrieben oder bei Transportunfällen,bei denen radioaktive oder gefährliche chemischeStoffe freigesetzt werden können. Die dabei diskutier-ten Fallkonstellationen wurden grundsätzlich auf ein-zelne lokale Ereignisse mit begrenzten Wirkungenausgerichtet. Die verschiedenen baulichen, organisa-

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Infobox 1

Terroristische Anschläge seit 2002 (ausgewählte Beispiele)■ Sprengstoffanschlag auf die Al-Ghriba-Synagoge in Djerba (Tunesien) am

11. April 2002 mit 19 Toten■ Sprengstoffanschlag auf das US‑Konsulat in Karatschi (Pakistan) am

14. Juni 2002 mit 12 Toten■ Sprengstoffanschlag in Kuta auf Bali (Indonesien) am 13. Oktober 2002 mit

202 Toten■ Geiselnahme im Musical-Theater von Moskau (Russland) am 23. Oktober

2002 mit 128 toten Geiseln■ Sprengstoffanschläge in Riad (Saudi-Arabien) am 12. Mai 2003 mit

34 Toten■ Sprengstoffanschlag in Snamenskoje (Russland) am 12. Mai 2003 mit

59 Toten■ Sprengstoffanschläge in Casablanca (Marokko) am 17. Mai 2003 mit

31 Toten■ Bombenanschläge auf den öffentlichen Nahverkehr in Madrid (Spanien)

am 11. März 2004 mit 191 Toten■ Geiselnahme in Beslan (Russland) am 1.–3. September 2004 mit 394 Toten■ Bombenanschläge auf den öffentlichen Nahverkehr in London (Groß-

britannien) am 7. Juli 2005 mit 57 Toten■ Bombenanschläge auf Vorortzüge im abendlichen Berufsverkehr in

Mumbai (Indien) am 11. Juli 2006 mit 207 Toten■ vereitelte Bombenanschläge in Eisenbahnzügen vom 31. Juli 2006 in

Dortmund (Deutschland)■ vereitelte Anschläge mit Autobomben am 19. Juni 2007 in London

(Großbritannien)■ vereitelte Anschläge mit Autobomben am 30. Juni 2007 auf den inter-

nationalen Flughafen Glasgow (Großbritannien)■ Anschläge mit Sprengstoff, Schnellfeuerwaffen und Geiselnahmen in

Mumbai (Indien) am 26. November 2008 mit 174 Toten■ Sprengstoffanschläge auf die Moskauer Metro (Russland) am 29.März 2010

mit 40 Toten■ Bombenanschläge auf Moscheen religiöser Minderheiten mit 86 Toten in

Lahore (Pakistan) am 28. Mai 2010■ vereitelter Anschlag mit Autobombe am Times Square, New York (USA)

am 1. Mai 2010■ Sprengstoffanschlag am Flughafen Moskau-Domododewo (Russland) am

24. Januar 2011 mit 36 Toten■ Sprengstoffanschlag auf U‑Bahn-Station in Minsk (Weißrussland) am

11. April 2011 mit 15 Toten■ Bombenexplosion in Oslo und Anschlag auf Feriencamp mit halbauto-

matischer Waffe auf der Insel Utøya (Norwegen) am 22. Juli 2011 mit

77 Toten

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torischen oder betrieblichen Maßnahmen zur Vermei-dung von Störfällen sowie deren Begrenzung sindweitgehend harmonisch aufeinander abgestimmt undreduzieren die Eintrittswahrscheinlichkeit sowie diepotenziellen Wirkungen nachhaltig. Die Diskussion zurBegrenzung der Risiken bei der Freisetzung gefähr-licher biologischer – auch genetisch veränderter –Stoffe ist in der praktischen Umsetzung noch nichtabgeschlossen. Grundsätzlich ergeben sich auch hiervergleichbare Grundstrukturen wie bei den chemischund radioaktiv gefährlichen Stoffen.

Der Hochwasserschutz oder die Waldbrandvorsorgewaren weitere wichtige Themen in den deutschenRegionen entlang der großenWasserwege oder dergroßenWaldflächen.

Aktuelle Situation

Die medizinischen Auswirkungen sind bei Naturereig-nissen und Terroranschlägen nahezu identisch. Des-halb sind diese Szenarien in die Entwicklung medizini-scher Versorgungsstrategien einzubeziehen, ohne dasszunächst die Notwendigkeit besteht, grundsätzlich an-dere Versorgungsstrategien aufzubauen. Wegen dermöglichen Größe solcher Schadensereignisse, derpotenziell zusätzlichen Gefahr für die eingesetztenRettungskräfte und der mangelnden Möglichkeit zurVorplanung für die Orte des Geschehens ist es aller-dings zwingend erforderlich, zusätzliche Planungs-grundlagen zu schaffen und die bei der überregionalenGefahrenabwehr beteiligten Kräfte synergistisch wirk-sam einzusetzen.

Die Ursachen für medizinische Großschadenslagen

können vielfältig sein. Aus rettungsmedizinischer

Sicht ist es grundsätzlich unerheblich, welche

Ursache tatsächlich zu einem Schadensereignis

geführt hat.

Sichtung, Stabilisierung vor Ort und ein zielgerichteterTransport nach Prioritäten sind ein heute favorisiertesKonzept. Bei fortbestehender Bedrohung durchSprengstoffe, einem Ausfall moderner Kommunikati-onsmittel und panikartigen Fluchtbewegungen ist die-ses Konzept aber nur noch eingeschränkt anwendbar.Ähnlich wie bei den Sicherheitskonzepten von Atom-anlagen muss auch hinsichtlich Terroranschlägen dasUndenkbare gedacht werden. Schließlich werdenschädigende Ereignisse keine Rücksicht auf den Gradder Vorbereitungen nehmen.

Europäisches Hilfeleistungssystem. Um eine schnelleund effiziente Zusammenarbeit zwischen den Kata-strophenschutzorganisationen verschiedener Staatenzu gewährleisten, hat der Rat der Europäischen Union2001 die Entwicklung eines grenzüberschreitendeneuropäischen Hilfeleistungssystems beschlossen („Ge-meinschaftsverfahren zur Förderung einer verstärktenZusammenarbeit bei Katastrophenschutzeinsätzen“innerhalb und außerhalb der Europäischen Union, kurzEU‑Gemeinschaftsverfahren). Es ist seit 2002 in Kraftund hat sich bereits bei zahlreichen Katastrophen in-nerhalb und außerhalb der EU bewährt. Fußend aufden Prinzipien der Subsidiarität und der Gefahrenprä-vention ist eine Zusammenarbeit und gegenseitigeHilfe bei Katastrophen sichergestellt.

Innerstaatliche Strukturen. Mit den Strukturen undder Leistungsfähigkeit des öffentlichen Rettungsdiens-tes und des Gesundheitswesens ist in Europa sicher-gestellt, dass die Aufgaben der täglichen Gefahren-abwehr zeit- und sachgerecht bewältigt werden. Beieinem Massenanfall von Verletzten und/oder Erkrank-ten wird unter Einbeziehung der Ressourcen aus denunmittelbar benachbarten Kreisen und Regionen sowieder dafür eingerichteten Ergänzungen (z.B. Schnellein-satzgruppen Rettungsdienst, Katastrophenschutz, Arz-neimitteldepots) eine sachgerechte Versorgung derbetroffenen Patienten gewährleistet. Großschadens-fälle der letzten Jahre belegen, dass dieses System inDeutschland funktioniert. Beispiele dafür sind die Ei-senbahnunglücke in Eschede und Brühl, bei denen überdie unmittelbare nachbarschaftliche Hilfe hinaus über-regionale Rettungsmittel aus Entfernungen von über80 km eingesetzt werden mussten.

Zur fachgerechten medizinischen Versorgung – ins-besondere bei komplexen Verletzungen –werden diePatienten auch in Krankenhäuser gebracht, die ingrößerer Entfernung vom Schadensort liegen.

Je geringer die Zahl der medizinisch indizierten

Sekundärverlegungen ist, desto qualifizierter war

die prähospitale Primärstrategie.

Leistungsfähigkeit. Die Leistungsfähigkeit des öffent-lichen Rettungsdienstes und des Gesundheitswesensmit den Ergänzungen für den Großschadens- oder Ka-tastrophenfall ist je nach Bevölkerungsdichte regionalsehr unterschiedlich. Grundsätzlich kann man davonausgehen, dass auch in dünn besiedelten Regionen eineVersorgung von ca. 50 verletzten und/oder erkranktenPersonen bei einem Schadensfall gewährleistet ist. Inden Ballungsräumen ist die Versorgung von bis zu

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300 Patienten – in Ausnahmefällen bis zu 500 Patienten–weitgehend gesichert. Dies hängt jedoch entschei-dend von der Art der Schadenslage und ihrer Auslöser(z.B. Explosion, Flugzeugabsturz oder Epidemie) sowieden damit verbundenen Verletzungsmustern und/oderKrankheitsbildern ab.

Schadenslagen mit mehr als 1000 verletzten Menschenkönnen nicht ausgeschlossen werden. So wurden inNew York in den ersten 48 h nach dem Terroranschlag1103 Personen in den 5 Emergency Departments derKrankenhäuser Manhattans behandelt. Davon musstenaber nur 139 stationär ins Krankenhaus aufgenommenwerden [8] (Tab. 1). Bei unerwartet auftretenden Er-eignissen ist die Versorgung grundsätzlich nur durchdie Zuführung überregionaler Einheiten und Spezial-einsatzgruppen aus Entfernungen bis zu 150 km zu ge-währleisten.

Fallbeispiel: Madrid

Mit eindrucksvoller Grausamkeit haben die Anschlägevom 11.März 2004 auf Nahverkehrszüge der GroßstadtMadrid gezeigt, dass der global operierende Terror deneuropäischen Kontinent erreicht hat und auf welcheSzenarien sich Gesellschaft und Staatsorgane zukünftigeinrichten müssen (Infobox 2, Abb. 3). Planer und Poli-tiker können die Ausmaße dieses Anschlags als Grund-lage für Überlegungen nutzen, ob ihre Systeme ausrei-chend vorbereitet und robust genug sind für diese neueDimension des Schreckens.

Präklinische Versorgung. Die Madrid-Analyse zeigte,dass ein erheblicher Anteil von über 1000 Verletztenunabhängig vom Rettungsdienst oder zumindest un-registriert in die Krankenhäuser gelangte. Ein Problemfür alle Versorgungsebenen ist die immense AnzahlLeichtverletzter, da sie erhebliche Teile der knappenPersonal- und Transportressourcen beansprucht undderen Konzentration auf vital bedrohte und schwer-verletzte Patienten erschwert. In Madrid waren allePatienten innerhalb von 2 Stunden und 25 Minutenabtransportiert. Dies verdeutlicht, dass die Transport-

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Tabelle 1

Absolut- und Prozentzahlen der Verletzungen, die nach dem Anschlag auf das World Trade Center von 5 New Yorker Krankenhäusernzwischen dem 11. 09. 2001, 8:00 Uhr und dem 13. 09. 2001, 8:00 Uhr gemeldet wurden (unspezifische Verletzungen und Erkrankungenausgenommen). Die Absolutzahlen können die Gesamtzahl der Überlebenden überschreiten, da einige Überlebende mehrere Verlet-zungen hatten. Aus dem gleichen Grund kann die Summe der Prozentzahlen 100% überschreiten.

Verletzungsart stationäre Aufnahme

(n = 139)*

Entlassung nachambulanter Behandlung(n = 606)

undokumentierteFolgebehandlung(n = 45)

gesamt

Inhalationstrauma 52 (37%) 300 (50%) 34 (76%) 386 (49%)

Augenverletzung 10 (7%) 185 (31%) 9 (20%) 204 (26%)

Riss-, Schnitt- und Platzwunden 25 (18%) 80 (13%) 5 (11%) 110 (14%)

Verstauchung 17 (12%) 85 (14%) 6 (13%) 108 (4%)

Kontusion 29 (12%) 66 (11%) 3 (7%) 98 (12%)

Fraktur 27 (19%) 19 (3%) 0 46 (6%)

Verbrennung 27 (19%) 12 (2%) 0 39 (5%)

Schädel-Hirn-Trauma 8 (6%) 6 (1%) 0 14 (2%)

Crush-Trauma 6 (4%) 2 (0,3%) 0 8 (1%)

* inkl. 2 Überlebende, die in der Notaufnahme verstarben

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kapazität eines großstädtischen Rettungsdienstes inder Regel kein limitierender Faktor ist. Andererseitskann man als Lektion hieraus lernen, dass die Kombi-nation mehrerer schädigender Ereignisse mit besonde-ren Eigenschaften in alle strategischen Überlegungenund planerischen Konzepte einzubeziehen ist.

Klinische Versorgung. Beeindruckend zeigen auchBerichte der klinischen Versorgung, mit welchen Reali-täten sich dieses Glied der Rettungskette auseinander-setzen muss, wenn präklinische Strategien nur bedingtanwendbar sind: Die beiden größten öffentlichenKrankenhäuser Madrids haben nach den Anschlägenüber die Hälfte aller Patienten aufgenommen. So wur-den innerhalb von 2,5 Stunden in das Gregorio Mara-nón Universitätskrankenhaus 312 Patienten eingelie-fert. Neben den sehr vielen Leichtverletzten befandensich 29 Patienten in einem kritischen Zustand, von de-nen 9 sofort operiert werden mussten. Auch in diesemFall wurden die ersten Minuten für Maßnahmen ge-nutzt, die aktuelle Alarm- und Einsatzplankonzeptevorsehen:■ Routine-OP‑Programm beenden,■ perioperative Behandlungseinheiten vorbereiten,■ Bettenkapazitäten schaffen, besonders auf Intensiv-

und Intermediate-Care-Einheiten,■ Sichtungspunkt und Informationszentrum ein-

richten.

Erleichternd in dieser Situation war der Zeitpunkt desUnglücks: An einemWochentag gegen 8Uhr morgensstanden ausreichend Personal und Behandlungsres-sourcen zur Verfügung.

Organisation der Einsatzstelle

Für die sachgerechte Rettung und Versorgung der Pa-tienten am Schadensort müssen Rettungskräfte unter-schiedlicher Fachdienste effektiv zusammenarbeiten.Dies setzt voraus, dass die eingesetzten Kräfte in dergegenseitigen Zusammenarbeit aus dem täglichenRettungsbetrieb trainiert sind.

Ein wichtiger Punkt bei der Planung ist, dass auch

bei Großschadenslagen die aus dem Alltag ge-

wohnten medizinischen und organisatorischen

Versorgungsprinzipien genutzt werden, damit die

Rettungskräfte in der besonders schwierigen Situ-

ation nicht mit völlig neuen, ungewohnten Strate-

gien konfrontiert sind.

Dieses Prinzip ist schon vor über 20 Jahren von Mit-arbeitern des Royal Victoria Hospitals in Belfast be-schriebenworden, als sie über ihre Erfahrungenmit dermedizinischen Bewältigung der Bombenanschlägedurch die IRA in Nordirland berichteten [9].

In der Vergangenheit hat sich in Deutschland bei Groß-schadensereignissen und bei Trainingsszenarien eineStrategie bewährt, die einerseits eine effektive Verzah-nung der Handlungsabläufe und des Ressourceneinsat-zes von Sanitätspersonal, Rettungsdiensten und ärzt-lichen Kräften vor Ort vorsieht, andererseits aber auchdie Optimierung der Krankenhausstrukturen zur Ge-währleistung der Aufnahme und Versorgung einergroßen Zahl von Verletzten innerhalb kurzer Zeitbeinhaltet.

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Infobox 2

Szenario Madrid

Innerhalb weniger Minuten explodierten 10 durch

Mobiltelefone gezündete Bomben in 4 Zügen des

öffentlichen Nahverkehrs. Die Einsatzkräfte wurden

primär mit 177 Toten und 2062 Verletzten an 4 räum-

lich getrennten Einsatzorten konfrontiert. Erschwerend

kam hinzu, dass eine erhebliche Bedrohung von nicht

detonierten Sprengkörpern ausging. Rettungskräfte

sind unter Lebensgefahr zu den Verletzten in den Zügen

vorgedrungen. Vom Rettungsdienst wurden 388 Pa-

tienten registriert, davon 50 vital bedrohte Patienten,

86 Schwerverletzte und 252 Leichtverletzte.

Abb. 3 Terroranschlag Madrid 2004.

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Einrichtung von Behandlungsplätzen. Zur Behand-lung einer großen Zahl von Verletzten ist der Aufbauvon Behandlungsplätzen unter Berücksichtigung derGesamtgefahrenlage und in Absprache mit dem Ge-samteinsatzleiter in direkter Nähe zum Schadensorterforderlich. Als Behandlungsplätze nutzt man geeig-nete Örtlichkeitenwie z.B. Turnhallen, Gaststätten oderöffentliche Gebäude. Ergänzend werden schnell auf-zubauende Zeltemit entsprechender Infrastruktur (z.B.Heizung, Beleuchtung) und die notwendige Logistikbereitgestellt.

Um bei großen Schadenslagen eine funktionierendeVersorgungsstruktur aufbauen zu können, müssenmodular aufgebaute Behandlungsplätze auch unter-schiedlicher Rettungsdienstbereiche in einer Gesamt-struktur sinnvoll und koordiniert zusammenarbeiten.Zwei grundsätzliche Ergänzungsstrukturen könnendabei eingesetzt werden:■ Ergänzung medizinischen Personals und Materials

unterschiedlicher Organisationen und Rettungs-dienstkreise zu einer Behandlungsplatzeinheit,

■ Zusammenführung selbstständig arbeitender Modu-le für jeweils eine definierte Anzahl von Verletzten(Behandlungsplatz).

Verschiedene Übungsszenarien haben gezeigt, dassdie Zusammenführung selbstständig operierenderBehandlungsplätze eine sehr effektive Methode zur

Bewältigung einer Großschadenslage mit mehrerenHundert Betroffenen ist.

Bereitstellung von Transportkapazitäten. Auch beider Organisation der Transportkapazitäten ist eineTeilung in Module sinnvoll – z.B. zum Transport vonjeweils 50 Patienten einer bestimmten Verletzungs-schwere. Solche Module sind für die einzelnen Regi-onen planbar und im Schadensfall als „Gesamtpaket“abrufbar. Die einzelnen Module bekommen an derEinsatzstelle von der örtlichen Einsatzleitung Aufgabenzugewiesen und arbeiten diese selbstständig ab.

Einsatzablauf

Sichtung

Der Rettungs- und Sanitätsdienst übernimmt die ge-retteten Personen an den Patientenablagen von denRettungskräften der Feuerwehren. Die verletztenPersonen werden einer ersten Sichtung durch entspre-chend qualifizierte Notärzte zugeführt. Bei der Sich-tung legt man die notwendigen Behandlungsmaßnah-men zur Erstversorgung, Sicherung der Vitalfunktionenund Herstellung der Transportfähigkeit fest (s.u.). DieFestlegung der Dringlichkeit einer Versorgung vor Ortmuss auch die verfügbaren Ressourcen berücksichti-gen. Lebensbedrohlich Verletzte werden sofort behan-delt, weniger schwer betroffene Patienten werden auf-geschoben behandelt. Nach der ersten Sichtung bringtman den Patienten zum Behandlungsplatz.

Kein Patient wird unmittelbar ohne Sichtung und

ohne Primärtherapie in ein Notfallkrankenhaus

transportiert.

Sichtungskategorien. Die Sichtung (Triage) an denSichtungspunkten stellt sicher, dass die Patienten mitder höchsten Behandlungspriorität auch als Erstetransportiert und behandelt werden. Die Diskussionüber die Definition der Sichtungskategorien wurde inDeutschland lange Zeit kontrovers geführt und nacheiner Konsensuskonferenz im Jahr 2003 zunächst ab-geschlossen (Tab. 2) [10].

Verteilung der Verletzungsmuster. Die typische Ver-teilung der Verletzungsmuster auf die Sichtungskate-gorien hängt wesentlich von der Art der Katastropheab. Jan de Boer hat dazu vor Jahren ein mathematischesVorhersagemodell entwickelt (Infobox 3).

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Tabelle 2

Sichtungskategorien und ihre Behandlungskonsequenzen.

Sichtungs-kategorie

Beschreibung Konsequenz

I akute, vitale Bedrohung Sofortbehandlung

II schwer verletzt/erkrankt aufgeschobene Behandlungsdringlichkeit

III leicht verletzt/erkrankt spätere (ambulante) Behandlung

IV ohne Überlebenschance betreuende (abwartende) Behandlung

Tote Kennzeichnung

Meist wird das Ampelschema für die 4 Sichtungsgruppen eingesetzt(je nach verwendeter Grundfarbe des Dokumentationssystems):

rot: Sichtungsgruppe I

gelb: Sichtungsgruppe II

grün: Sichtungsgruppe III

grau oder blau oder schwarz: Sichtungsgruppe IV

Terroranschläge – Bewältigung aus katastrophenmedizinischer Sicht314

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Nach seinen Analysen ergeben sich folgende Schwere-grade [11]:■ Wirbelstürme: 0,1–1,■ Verkehrsunfälle: 1,0,■ Feuer und Explosionen: 1,0–2,0.

Für die folgende theoretische Betrachtung eines ter-roristischen Anschlags nach de Boer wird von einemSchweregrad von 1,125 und von 1000 Verletzten aus-gegangen. Tab. 3 zeigt, wie sich die Verteilung der Ver-letzten auf die Sichtungskategorien theoretisch er-geben wird und welche Maßnahmen einzuleiten sind.

Behandlungsplatz

Am Behandlungsplatz werden die bei der ersten Sich-tung festgelegten Maßnahmen durchgeführt. Hierzuzählen großlumige Zugänge zur Volumenersatzthera-pie, eine Blutungskontrolle und Schmerzbehandlungsowie die Lagerungsbehandlung.

Da sich jedoch der Zustand der Patienten rasch ver-ändern kann, sind am Behandlungsplatz weitere, wie-derholte Sichtungen und Neubeurteilungen wichtig.Nur so ist eine Zustandsverschlechterung am Versor-gungsort frühzeitig zu erkennen. Nicht stabilisierbarePatienten müssen in dieser Phase rasch identifiziertund mit hoher Priorität direkt in die umliegenden Ver-sorgungskrankenhäuser transportiert werden. Die üb-rigen Patienten werden vor Ort stabilisiert und weiterbehandelt. Damit wird gewährleistet, dass die Kata-strophe nicht direkt in die Kliniken verlagert wird unddass die zu Beginn noch eingeschränkte Transport-kapazität entlastet wird.

Das anfängliche Defizit zwischen Hilfsnotwendigkeitund Hilfsangebot verringert sich durch die Nachfüh-rung weiterer Ressourcen an die Einsatzstelle. Lenn-quist weist zu Recht darauf hin, dass auch beim Groß-unfall das Zeitintervall zwischen schädigendemEreignis und definitiver klinischer Behandlung vongrößter Bedeutung ist.

Die präklinische Versorgung muss sich auf das

Minimum des Notwendigen zur Erhaltung und

Stabilisierung der Vitalfunktionen sowie zur

Schmerzbekämpfung beschränken und hat das

Ziel, die Patienten schnellstmöglich in ein für das

Verletzungsmuster geeignetes Krankenhaus zu

transportieren.

Abb. 4 zeigt beispielhaft, wie durch gut gemeinte prä-klinische Strukturen wertvolle Zeit verloren gehenkann [12]. Deshalb hat es auch keinen Sinn, alle Patien-ten in das nächstgelegene Krankenhaus zu transpor-tieren [13], egal wie groß das Krankenhaus ist.

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Infobox 3

Vorhersagemodell für den Schweregrad einer

Katastrophe nach de Boer

Zur Einschätzung des Schweregrads einer Katastrophe

(S) bildet man die Summe der Patienten in den Katego-

rien I und II und teilt diese durch die Zahl der Patienten

der Kategorie III:

S = (I + II): III

Tabelle 3

Patientenverteilung nach Sichtungskategorien.

Kategorie absoluterAnteil

relativerAnteil

Sichtungsergebnis Maßnahmen

I 150 15% akute vitale Bedrohung sofortige notfallmedizinische und rettungsdienstlicheVersorgung

II 300 30% schwer verletzt/erkrankt dringende rettungsdienstliche Versorgung

III 400 40% leicht verletzt/erkrankt spätere ggf. ambulante Behandlung, sanitätsdienstlicheVersorgung

IV 70 7% ohne Überlebenschance betreuende abwartende Behandlung

– 80 8% tot Registrierung: Fundort, Geschlecht, geschätztes Alter

Großschadensereignisse und Katastrophen 315

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Die Arbeitsgruppe Notfallmedizin der Deutschen Ge-sellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat nach einer sys-tematischen Durchsicht der internationalen Literatur2005 je einen Algorithmus zum Einsatz beim Massen-anfall von Verletzten und zur Sichtung veröffentlicht(Abb. 5 und 6) [15].

Transport

Die Beförderung der Patienten in eine geeignete medi-zinische Versorgungseinrichtung folgt grundsätzlichenKriterien und wird vom Leitenden Notarzt festgelegt.

Höchste Transportpriorität. Patienten mit nicht aus-reichend stabilisierbaren Vitalfunktionen der Sich-tungskategorie I werden in die nächstgelegenenNotfallversorgungskrankenhäuser mit einem arzt-besetzten Rettungsmittel (ggf. Rettungshubschrauber)transportiert.

Nachrangige Transportpriorität. Patienten mit weit-gehend stabilisierten Vitalfunktionen der Sichtungs-kategorien I und II werden in weiter entfernt liegende

Notfallversorgungskrankenhäuser der zweiten unddritten Linie grundsätzlich ohne Arztbegleitung trans-portiert.

Niedrige Transportpriorität. Patienten der Sichtungs-kategorie III, die nur liegend transportiert werden kön-nen, befördert man erst später und grundsätzlich inentfernter gelegene, geeignete Krankenhäuser oder inKrankenhäuser mit niedriger Versorgungsstufe derdritten oder vierten Linie. Dabei sind mit geeignetenFahrzeugen auch Sammeltransporte möglich.

Patienten der Sichtungskategorie III, die sitzend beför-dert werden können, bringt man in eine geeigneteNotfallpraxis oder ein Krankenhaus. Ortskundige, amSchadensort hinreichend versorgte Patienten werdenmit geeigneten einfachen Transportmitteln (z.B. Taxi)einer Arztpraxis zugeführt. Ortsunkundige Patiententransportiert man dagegen grundsätzlich in ein geeig-netes Krankenhaus der dritten oder vierten Linie.

Aufnahmekapazität. Grundsätzlich kann jedes Not-fallkrankenhaus pro Stunde 1–5% seiner normalenBettenkapazität aufnehmen. Mit dem Schadenseintrittund der Aktivierung des Notfallplans der Krankenhäu-ser werden die Bettenkapazitäten kurzfristig erheblichgesteigert (um bis zu 40%), indem ein Teil der Patientenin die häusliche Pflege entlassen und im Voraus ge-plante Fälle nicht aufgenommenwerden. Die tatsäch-lich erreichbaren Kapazitäten müssen in den entspre-chenden regionalen Einsatzplänen festgelegt sein. DieAufnahme von Notfallpatienten der Sichtungskatego-rien I und II erfordert jedoch bestimmte diagnostischeund operative Kapazitäten, die nicht beliebig gesteigertwerden können. Deshalb geht man – vorbehaltlicheiner entsprechenden Einsatzplanung und ‑organisa-tion – zunächst davon aus, dass nicht alle Patienten indie örtlichen Krankenhäuser befördert werden, son-dern auch in Krankenhäuser in größerer Entfernung.Dies erfordert eine längere Verweilzeit der Patientenam Behandlungsplatz und eine entsprechende Trans-portvorbereitung und ‑stabilisierung.

Personalbedarf

Die sachgerechte Versorgung einer Vielzahl von teil-weise lebensbedrohlich Verletzten wird mit allen ver-fügbaren Ressourcen der Gefahrenabwehr sicher-gestellt. Aufgrund der längeren Anfahrtswege ist esjedoch grundsätzlich nicht möglich, die sonst imRettungsdienst üblichen Hilfsfristen einzuhalten.

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Abb. 4 Zeitverzögerung der definitiven klinischen Therapie durch unkritischen Einsatz prä-hospitaler Strategien (aus [14] mit freundlicher Genehmigung von Liber AB Sweden).

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Zubringung in Absprache mit RTLSTransportverbot anordnen

Einsatzkräfteausreichend?

Nachalarmierungwährend der Anfahrt über RTLS

Bildung SanEL, Bildung OEL(mit FW und Polizei)

Sichtung SchadensgrößeSchadensort sicher?

Abschnittsbildung erforderlich?Bestimmung Abschnittsleiter

und Kommunikationsweg

akute vitale Bedrohung1. Priorität

schwerverletzt/stationäre Behandlung

leichtverletztspätere (amb.) Behandlung

ohne Überlebenschance

Tote

siehe Algorithmus:Triage bei Massenanfall von Verletzten

Festlegung Einsatzlogistik

Checkliste Einsatzlogistik

Alarmierung gemäßAusrückeordnung der RTLS

Checkliste Material

Checkliste Einsatzkräfte

Notärzte/ÄrzteSanitätseinsatzkräfte/SEGTransportmittelLeitstelle vor Ort (ELW)Technische Rettung (FW)WasserrettungTHWKID/Seelsorger

VerletztenpacksMedikamente (BTM)Witterungsschutz

Getränke LebensmittelUnverletzte/Helfer

Abrollcontainer FWBW/BGS Container

Sichtung der VerletztenFestlegen Behandlungspriorität

Registrierung durch SanEL

Einsatzkräfte/Material ausreichend?

NachforderungReorganisation

Patientenverteilung nach Bettenliste/geeignetes Krankenhaus SanEL,ggf. Absprache Abschnittsleiter

Pat. mit akuter OP-Indikationaus Sichtungsgruppe ?I

unverzüglicher Transport mit NAS/ggf. RAoder Konvoibildung

Sichtung vervollständigen

geeignetes Transportmittel zuweisenTransportfreigabe: SanEL

endgültige RegistrierungWeitergabe an OEL, Polizei, Presse, Angehörigentelefon

Rückmeldung von NÄ/KH in Evaluationder Bettenliste einarbeiten

abschließende Sichtung Schadensstelle mit TEL(Polizei, Feuerwehr)

EinsatzdokumentationQualitätskontrolle

Scoring

Einsatznachbesprechung(zeitnah)

Einsatzende

ja

nein

nein

ja

ja

nein

nein

ja

Übergabe von 1. NA

Checkliste OrientierungSchadensort Anfahrt

Checkliste Verletztensichtung:Sichtungskategorien I – V

erwartete Patientenzahl?Gefahrgut?Schadensortgröße?alarmierte Kräfte?Standort Einsatzleitung, Polizei, Feuerwehr?

vermisste Personen?Informierung EL Polizei

SchwerverletztensammelplatzAnfahrt/Abfahrt/AnflugHubschrauberlandeplatzKrankenwagenhalteplatzAbschnittskoordinierungBettenlisteLeichtverletztensammelplatzPatientenregistrierung

I:

II:

III:

IV:

V:

Abb. 5 DGU‑Algorithmus zum Einsatz bei einem Massenanfall von Verletzten (aus [15] mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlages).

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Einsatzkräfte. Auf der Basis der standardisierten Kon-zepte für einen Massenanfall von Verletzten und/oderErkrankten (ManV) müssen mindestens die in Tab. 4genannten personellen Kapazitäten für die einzelnenKategorien alarmiert und zugeführt werden. DiesesPersonal (insgesamt 645 Mitarbeiter) muss unter Ein-beziehung aller ehren- und hauptamtlichen Kräftebereitgestellt werden.

Leitungsfunktionen. Weitere Funktionen wie derLeitende Notarzt (LNA), der organisatorische Leiter imRettungsdienst (OrgL), weitere Ärzte für die Sichtung(ca. 30) oder sonstiges Personal sind in der Tabelle

nicht genannt, müssen jedoch gleichermaßen verfüg-bar sein.

Für Führungs-, Kommunikations-, Registrierungs- undLogistikaufgabenmüssen der örtlichen Einsatzleitung –in der Regel der Leitende Notarzt und der organisato-rische Leiter Rettungsdienst –mindestens 18 Helfer zurVerfügung stehen. Die hier genannten quantitativenund qualitativen Anforderungen bilden die unterequantitative Grenze. Bei einer linearen Steigerung dersonst üblicherweise im Rettungsdienst bereitgestelltenRessourcen wären deutlich mehr Helfer geboten.

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Triage beim Massenanfallvon Verletzten

Gefährdungam Schadensort?

Patient gehfähig?

tödliche Verletzung?

fehlender Pulszentral?

fehlendeSpontanatmung?

Freimachen derAtemwege möglich?

akuteOperationsindikation?

Versorgung durch Notarzt/Rettungsdienstpersonal

Nicht durch Triagearzt/LNA/SanEL

Transportfreigabe durch SanEL

Reevaluation –Verschlechterung? spätere Behandlung

Reevaluation/NachsichtungTransport nach Dringlichkeit

unverzüglicher Transport,ggf. Konvoibildung

schnellstmögliche Behandlung

abwartende Behandlung

keine Behandlung

Atemfrequenz über 30/min?

Radialis-Puls tastbar?

spritzende Blutung?

unfähig, einfacheBefehle zu befolgen?

Beginn der Triage

Nicht betreten!

Blutstillung (Druckverband)

Schwerverletzten-Sammelplatz

Leichtverletzten-Sammelplatz

dringliche Behandlung

nein

ja

ja

ja

ja

ja

ja

ja

nein

nein

nein

nein

ja

ja

ja

nein

nein

nein

nein

ja

nein

nein

II I/II

III

I

IV

V

C

D

B

A

Abb. 6 DGU‑Algorithmus zur Sichtung beim Massenanfall von Verletzten (aus [15] mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlages).

Terroranschläge – Bewältigung aus katastrophenmedizinischer Sicht318

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Niedergelassene Ärzte. Ein Massenanfall von 1000verletzten und/oder erkrankten Personen ist nichtohne eine sachgerechte Integration der niedergelasse-nen Ärzte zu bewältigen. Ihr Beitrag besteht in der Be-handlung von Patienten der Sichtungskategorie III inihren Praxen. Die Kassenärztlichen Vereinigungenmüssen – entsprechend den Krankenhäusern – Alar-mierungspläne entwickeln, über die die Arztpraxen in-formiert werden, sodass auch außerhalb der üblichenPraxiszeiten eine Öffnung der Praxen sichergestellt ist.Die Kassenärztliche Vereinigung muss der lokalen Ein-satzleitung mitteilen können, welche Praxis, wo, mitwelchem Angebot und wann zur Verfügung steht.

Klinikärzte. Darüber hinaus müssen in der ersten Pha-se des ManV evtl. Ärzte aus den Krankenhäusern zumSchadensort beordert werden, um dort die Sichtungund Notfallbehandlung zu unterstützen. Hierbei kannjedoch ein Zielkonflikt entstehen, da die umliegendenKrankenhäuser wegen der großen Zahl von Akutpa-tienten ihre Ärzte im Krankenhaus benötigten. Dahermuss im Einzelfall sehr sorgfältig abgewogen werden,damit die Ärzte dort eingesetzt werden, wo sie dengrößten Nutzen bringen. Die hierfür notwendigenregionalen Planungen führen die verantwortlichenStellen des öffentlichen Gesundheitswesens in Zu-sammenarbeit mit den Krankenhäusern durch.

Materiallogistik

Die spezifischen Schadenslagen nach terroristi-

schen Anschlägen führen zu einem speziellen

Materialbedarf. Dies ist für den Rettungsdienst

und die Krankenhäuser eine besondere logistische

Herausforderung.

Explosion. Bei „reinen“ Sprengstoffanschlägen bestehtdie Herausforderung darin, akut große Mengen ankonventionellem medizinischem Material prähospitalund im Krankenhaus zur Verfügung zu stellen. Infu-sionslösungen, Analgetika und Verbandsmaterialstehen im Vordergrund.

Brand. Löst der Anschlag einen Brand aus, dessenRauchentwicklung viele Menschen in Mitleidenschaftzieht, kann die Notwendigkeit bestehen, 100 und mehrMenschen mit einer Sauerstoffinhalation zu versorgen.

Chemische Schadstoffe. Das Ausbringen von che-mischen Schadstoffen macht evtl. die sofortige Ver-abreichung eines spezifischen Antidots erforderlich.Solche Präparate sind fast nirgends in Deutschland imgrößeren Umfang so bevorratet, dass sie kurzfristigausgeliefert werden können. Ähnlich problematisch istdie Dekontamination einer großen Zahl Betroffener.Die Kapazitäten der Feuerwehren sind begrenzt. Fastkein Krankenhaus verfügt über eine geeignete Infra-struktur.

Biologische Schadstoffe. Im Fall infektiologischerGroßschadenslagen sind analoge Konzepte zur kurz-fristigen Auslieferung von Atemschutzmasken und

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Tabelle 4

Minimaler Bedarf an qualifiziertem Personal (orientierende Darstellung). RA: Rettungsassistenten;RS: Rettungssanitäter; RH: Rettungshelfer; SA: Sanitäter; SH: Sanitätshelfer.

Sichtungs-kategorie

Zahl derVerletzten

Notärzte Ärzte RA RS RH SA SH Helfer andererFachdienste

I 150 20 10 60 30 18 12 16 30

II 300 10 20 30 60 48 48 32 60

III 400 4 4 – 16 6 18 26 40

IV 70 3 4 15 15 12 6 10 7

Summe 920 37 38 105 121 84 84 84 137

Großschadensereignisse und Katastrophen 319

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ggf. spezifischen Medikamenten erforderlich – sowohlfür die Kräfte der Gefahrenabwehr wie auch für diebetroffene Bevölkerung.

Sanitätsmittel. Nachdem sich der Bund in den vergan-genen Jahren weitgehend aus der Sanitätsmittelbevor-ratung zurückgezogen hat, werden seit 2004 die Bun-desländer nach und nach mit Sanitätsmaterial für denAnfall von 10000 Verletzten ausgestattet. Dazu wurden100 Basispakete beschafft, die die Behandlung vonjeweils 100 Patienten über 7 Tage ermöglichen.

Diese Materialien werden nicht in zentralen Depotsgelagert. Sie sind überwiegend integriert in die Apo-theken großer Krankenhäuser. Außerdemwurden seit2006 regional verteilte Antidot-Depots eingerichtet.Durch eine gute Organisation der Sanitätsmittelversor-gung ist die Bevorratung in den örtlichen Kranken-häusern immer weiter zurückgegangen. Daher ist auchfür diese Bereiche zu klären, wie lange eine vom Nach-schub unabhängige Versorgung gewährleistet ist.

Nahtstelle Krankenhaus

Nach den Erfahrungen aus den bisherigen Anschlägenist davon auszugehen, dass eine Vielzahl von Patientenzur definitiven Versorgung in Krankenhäuser gebrachtwerden müssen. Schon in der täglichen Not- und Un-fallversorgung kommen die Kliniken aber häufig anihre Kapazitätsgrenzen. Ressourcen für Versorgungs-spitzen oder gar Großschadensereignissewerden kaumvorgehalten und Krankenhäuser sind selbst eine äu-ßerst vulnerable Struktur. Ohne entsprechende Vor-bereitungen können sich chaotische Verhältnisse derPräklinik in Windeseile auf die Versorgungsklinikenübertragen und dort die Qualität der individualmedizi-nischen Versorgung gefährden.

Übungskonzept. Eine praxisgerechte Alarm- und Ein-satzplanung des Krankenhauses in Verbindung miteinem vernünftigen Ausbildungs- und Übungskonzeptkann dieser vorhersehbaren Entwicklung entgegen-wirken. Sicher schränken enge Budgets die Vorberei-tung auf im Krankenhausalltag seltene Ereignisse ein.Regelmäßige Übungen – z.B. in Berlin und Hamburg –

haben aber gezeigt, dass es durch entsprechende Vor-bereitungen mit kalkulierbarem Aufwand gelingenkann, selbst die außerordentlichen Bedingungen einesGroßschadensereignisses weitgehend zu beherrschen.Die Einweisung in ein praktikables Sicherheitskonzeptund das Üben des Ablaufs dieser zwar nicht alltäg-

lichen, aber auch nicht ganz unwahrscheinlichenSzenarien werden von den meisten Mitarbeitern alsSicherheitsgewinn und positive Wertschätzung emp-funden. Die gültigen Rechtsgrundlagen für die Vor-bereitung auf Krisen-, Großschadens- und Katastro-phenereignisse – u.a. auch die Verpflichtung, anÜbungen teilzunehmen – finden sich in den jeweiligenLandeskrankenhausgesetzen und der Zivilschutz-gesetzgebung. Zudem bietet sich hier auch die Mög-lichkeit der Zusammenarbeit in Netzwerken derKrankenhäuser u.a. mit den Gesundheitsämtern, derFeuerwehr und dem Rettungsdienst an.

Prinzipielles Ziel einer suffizienten Alarm- und

Einsatzplanung des Krankenhauses ist es, Struk-

turen zu aktivieren, bevor Chaos entsteht.

Hierfür steht im Ernstfall nur ein kurzer Zeitraum zurVerfügung, der zu nutzen ist. Bei einem Schadens-ereignis mit einem Massenanfall von Verletzten ist da-von auszugehen, dass die ersten Patienten schon kurzeZeit nach Alarmierung des Krankenhauses vom Ret-tungsdienst eingeliefert werden. Die Reaktionsfähig-keit eines Krankenhauses kann im Krisenfall innerhalbkürzester Zeit durch die planmäßige Aktivierung von3 obligaten Strukturen hergestellt werden: Führungs-struktur, Alarmierungsstruktur und Versorgungsstruk-tur (s.u.). Das „Wie“ ist dabei in dem universellenAlarm- und Einsatzplan hinterlegt und muss durchEinweisung und Übung allen Mitarbeitern zuverlässigbekannt sein.

Führungsstruktur. Bei einem erwartetenMassenanfallVerletzter ist es von entscheidender Bedeutung, dass so-fort ein Entscheidungsträger verfügbar ist, der rasch dieweitere Führungsstruktur etablierenkann. InAnlehnungan die präklinisch bewährte Institution des LeitendenNotarztes (LNA) kannman die Bezeichnung „LeitenderNotarzt des Krankenhauses“ verwenden (LNA‑Kranken-haus). Nach Eingang derMeldung über einen definiertenMeldekopf– z.B. ein Alarmierungstelefon („rotes“ Tele-fon) in der zentralen Notaufnahme –wird der LeitendeNotarzt des Krankenhauses informiert und entscheidetunverzüglich über die Auslösung der weiteren Alarmie-rung undAktivierung von Versorgungsstrukturen. ImweiterenVerlauf wird die Krankenhauseinsatzleitungzusammentreten, bestehend aus demverantwortlichenFührungspersonal des Krankenhauses. Es hat sich be-währt, dass die Aufgaben der Krankenhauseinsatzlei-tung effektiv durch stabsmäßige Aufgabenteilung be-wältigt werden: Personaleinsatz, Einsatzführung durchden LNA‑Krankenhaus, Lagebilderstellung, Versorgung,Presse- undÖffentlichkeitsarbeit und Technik werden

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Terroranschläge – Bewältigung aus katastrophenmedizinischer Sicht320

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dabei entsprechenden Stabsbereichen zugeordnet undvon diesen abgearbeitet.

Alarmierungsstruktur. Grundprinzipien praktikablerAlarm- und Einsatzpläne sind Einfachheit und Über-sichtlichkeit. Zwei Alarmierungsstufen reichen aus, umdie maximale Leistungsfähigkeit des Krankenhausesherzustellen. Der LNA‑Krankenhaus entscheidet, obdas im Dienst befindliche Personal zur Reaktion aus-reicht oder ob man alle in der Freizeit befindlichenMitarbeiter alarmieren muss. In der ersten Alarmie-

rungsstufewird ein Generalalarm über die Personen-suchanlage oder Telefonanlage ausgelöst. Zahlencodesoder Sprachansagen können dabei erste Informationenüber das Schadensereignis vermitteln.

In der zweiten Alarmierungsstufe versucht man, Mit-arbeiter in der Freizeit zu erreichen – im einfachstenFall durch das Abtelefonieren aktueller Telefonlisten.Erfahrungsgemäß können 2 Mitarbeiter pro Stundeetwa 100 Kräfte erreichen. Erheblich einfacher undsehr viel schneller ist diese Aufgabe durch program-mierbare Telefonanlagen mit Sammel-Alarmierungenzu erreichen. Solche elektronischen Lösungen habensich mittlerweile in vielen Bereichen bei vertretbaremfinanziellem Aufwand bewährt. Sammel- und Bereit-stellungsorte für alarmierte Kräfte sind im Alarm- undEinsatzplan festgelegt.

Versorgungsstruktur. Versorgungsstrukturen für denMassenanfall von Verletzten sind ebenfalls nach einemeinfachen Prinzip aufgebaut: Im Eingangsbereich rich-tet man eine Sichtungs- und Registrierungsstelle ein,alle Nebeneingänge werden umgehend von Ordnungs-diensten überwacht oder verschlossen. Diese Strukturist für die weitere Funktionsfähigkeit der Klinik vonzentraler Bedeutung, denn sie bildet einen „Flaschen-hals“, der verhindern soll, dass Patienten, Angehörigeund Pressemitarbeiter unkontrolliert in das Kranken-haus eindringen. Besonders nach einem Großscha-densereignis mit sehr vielen Verletzten ist zu erwarten,dass sich spontane Hilfeleistungs- und Transportsyste-me entwickeln, die kaum steuerbar sind. Von den1103 Verletzten, die nach den Anschlägen auf dasWorld Trade Center in den 5 Emergency Departmentsin Manhattan in den ersten 48 h behandelt wurden,wurden nur 320 Patienten vom Rettungsdienst einge-liefert [8]. Erfahrungen aus den Anschlägen in Madridund London bestätigen dies [16,17].

Sichtung und Registrierung. Nach der Sichtung derPatienten werden diese umgehend einem Behand-lungsteam und Behandlungsort entsprechend ihrer

Sichtungskategorie zugeführt. Hierdurch wird die frü-hestmögliche individualmedizinische Behandlungtrotz beschränkter Ressourcen gewährleistet. Dabei istzu beachten, dass die Patienten „krankenhauskompa-tibel“ registriert werden, also beispielsweise entspre-chende Barcodeaufkleber haben, da in vielen Kranken-häusern z.B. Laborbefunde oder Blutkonserven nurüber diesen Weg verfügbar sind. Um Verzögerungenbei der EDV‑Erfassung zu vermeiden, sollte ständigeine ausreichende Anzahl von Aufnahmedokumentenvorbereitet sein, die man im Schadensfall nur nochaktivieren muss. Dies hat den Vorteil, dass man diePatienten bei Computerstörungen auch EDV‑unab-hängig aufnehmen kann.

Behandlungsbereiche. Innerhalb des Krankenhausesmuss man die Behandlungsbereiche für die Patienten-versorgung im Voraus festlegen. Die Bereiche solltennach Sichtungskategorien räumlich getrennt sein, umden Personaleinsatz konzentrieren zu können. Einezentrale Notaufnahme ist der zentrale Dreh- und An-gelpunkt und bietet außerdem die Möglichkeit, dring-lich zu versorgende, aber nicht operationspflichtigePatienten sofort zu behandeln. Leichtverletzte sammeltund versorgt man in eigenen Bereichen, damit andereVersorgungsabläufe durch sie nicht gestört werden.Trotz fehlender Reservekapazitäten kann man vital

bedrohte oder schwerverletzte Patienten z.B. auch inperioperativen Behandlungseinheiten analog einesSchockraums erstversorgen.

Zur Bereitstellung einer ausreichenden Opera-

tionskapazität muss man das Routineprogramm

schnellstmöglich beenden und die Einleitungs-

räume vorbereiten. Planmäßiges Handeln aller

Bereiche ist in entsprechenden Auftragsblättern

festgelegt.

Bei der detaillierten Planung und Umsetzung ist essinnvoll und hilfreich, auf bereits bewährte und imRahmen der Zusammenarbeit verfügbare Lösungenzurückzugreifen. Schließlich haben alle Krankenhäuserals letztes Glied der Rettungskette ähnliche Aufgabenzu bewältigen.

Dekontamination. Ein weiterer Aspekt der Vorberei-tung von Krankenhäusern auf mögliche Anschlagssze-narien ist die Dekontamination Verletzter oder Er-krankter. Zum Schutz der Funktionsfähigkeit desKrankenhauses ist eine sorgfältige Dekontaminationaller Patienten vor dem Betreten der Klinik erforderlich.Nach den bestehenden Einsatzkonzepten sollen Pa-tienten nach Einwirkung schädlicher Substanzen erst

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nach einer Dekontamination den Krankenhäusern zu-geführt werden. Dennoch ist z.B. aufgrund der Selbst-einweisung auch im Krankenhaus mit kontaminiertenPersonen zu rechnen. Bei einem Terroranschlag kannman nicht davon ausgehen, dass die Einsatzkräfte inder Lage sind, vor jedem Krankenhaus eine Dekon-taminationseinrichtung zu betreiben. Erste Versuchs-erfahrungen haben aber gezeigt, dass auch bei solchenSzenarien ein sicheres Handeln möglich ist. Dazu be-darf es folgender Maßnahmen:■ Bereitstellung geeigneter Schutzanzüge,■ Warm- und Kaltwasseranschlüsse vor der zentralen

Notaufnahme,■ Vorbereitung geeigneter Räume mit Schleusenfunk-

tion,■ Festlegen und regelmäßiges Üben eines Dekontami-

nationskonzepts (u.a. Entkleiden und Waschen derPatienten, sichere Verwahrung kontaminierter Klei-dung und kontaminierten Waschwassers).

Aus- und Fortbildung

Insbesondere zur Bewältigung radiologischer, biolo-gischer und chemischer Anschläge sind besondereSchulungsmaßnahmen erforderlich [5,18,19]. Geradefür seltene Ereignisse ist eine gute Vorplanung, dieEinbeziehung der alltäglichen Einsatzroutine und einregelmäßiges Training der Einsatzkräfte der Gefahren-abwehr, des Rettungsdienstes und der Krankenhaus-versorgung notwendig. Außerdem müssen die Füh-rungskräfte für solche Einsatzlagen besondersqualifiziert werden. Die World Association for Disasterand Emergency Medicine (WADEM) hat 2004 inter-nationale Standards und Richtlinien für die Ausbildung

und das Training eines multidisziplinären Einsatzesbei Großschadenslagen veröffentlicht [20].

Die Homepage der National Disaster Life Foundationzeigt Beispiele für solche Aus- und Fortbildungsange-bote (www.ndlsf.org). Ein weiteres Beispiel aus denUSA findet sich auf der Homepage der University ofArizona Health Science Center (www.ahls.org). Vondiesen Internetseiten aus öffnet sich der Zugang zuvielen weiteren amerikanischen Institutionen, diesich mit der CRNBE‑Problematik beschäftigen. Auchauf den Internetauftritte des Robert Koch-Instituts(www.rki.de) und der WHO (www.who.int) findetman sehr konkrete und aktuelle Hinweise zumUmgangmit biologischen Gefahren.

Damit die theoretischen Prinzipien der Bewältigungvon Terrorangriffen im Einsatzfall auch erfolgreich ein-gesetzt werden können, müssen alle Beteiligten sie re-gelmäßig üben. Da reale Großübungen wegen der ho-hen damit verbundenen Kosten und der Störung desnormalen Betriebsablaufs von Krankenhäusern nur be-schränkt möglich sind, wurden Simulationsmethodenentwickelt. Das in Europa erfolgreichste Konzept(Emergotrain) hat Lennquist vor fast 20 Jahren inSchweden eingeführt. Unter Echtzeitbedingungen ler-nen die Teilnehmer die Prinzipien des Ressourcen-managements unter Berücksichtigung verschiedenerVorgaben. Mit Emergotrain kann man nahezu alleSchadenslagen in der Prozesskette der Schadensbe-wältigung insgesamt und in Abschnitten üben. DerTeilnehmer sieht während der Simulation nicht nursich selbst als Person, sondern versteht die Verzahnungund Verkettung von Entscheidungen, Prozessen undAbläufen und kann diese besser nachvollziehen(www.macsim.se) [21].

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Terroranschläge – Bewältigung aus katastrophenmedizinischer Sicht322

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Page 17: Terroranschläge Bewältigung aus katastrophenmedizinischer ... · und radioaktiv gefährlichen Stoffen. Der Hochwasserschutz oder die Waldbrandvorsorge waren weiterewichtige Themen

Über die Autoren

Heinzpeter Moecke

Prof. Dr. med. Jahrgang 1952. Facharzt

für Anästhesiologie. Chefarzt im AK

Ochsenzoll und AK Barmbek. 2002–

2008 hauptamtlicher Ärztlicher Direk-

tor der Asklepios Klinik Nord in Ham-

burg. 1985–2012 Mitglied der Leiten-

den Notarztgruppe der Feuerwehr

Hamburg. Seit 1998 Leiter des Instituts

für Notfallmedizin der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH

und seit 2008 Leiter des Konzernbereichs „Medizin und

Wissenschaft“ der Asklepios Kliniken.

Sebastian Wirtz

Dr. med. Jahrgang 1959. 1992 Facharzt

für Anästhesiologie. 1991 Promotion.

1995–2003 Oberarzt im Allgemeinen

Krankenhaus Altona, Hamburg. 2001–

2003 Ärztlicher Leiter Rettungsdienst in

der Einsatzabteilung der Feuerwehr

Hamburg. Seit 2001 Mitglied der Lei-

tenden Notarztgruppe Hamburg. Seit

2004 Chefarzt der Abteilung für Anästhesiologie und opera-

tive Intensivmedizin an der Asklepios Klinik Barmbek, Ham-

burg. Zusatzbezeichnungen und Qualifikationen: Notfall-

medizin, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Leitender Notarzt,

Intensivtransport, Spezielle Anästhesiologische Intensiv-

medizin, ACLS‑Instructor der AHA. Seit 2005 Vorsitzender

der Arbeitsgemeinschaft in Norddeutschland tätiger Not-

ärzte e.V.

Jörg Schallhorn

Jahrgang 1958. Seit 2008 Landesbrand-

direktor in Niedersachsen und zustän-

dig für die Grundsatzfragen des Brand-

und Katastrophenschutzes im Nieder-

sächsischen Ministerium für Inneres

und Sport. 1989–2008 verschiedene

Führungs- und Einsatzfunktionen bei

der Feuerwehr Hamburg. Aktuell Wahr-

nehmung von Stabsaufgaben im Kompetenzzentrum und im

interministeriellen Krisenstab des niedersächsischen Innen-

ministeriums. Mitarbeit in unterschiedlichen Fachgremien

auf nationaler und europäischer Ebene.

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Kernaussagen

Koordinierte Planung. Terroranschläge

verursachen einen Massenanfall von Ver-

letzten (ManV). Es ist die Aufgabe der Ge-

fahrenabwehr, die betroffenen Patienten

so schnell wie möglich einer individualme-

dizinischen Versorgung zuzuführen. Diese

Forderung zwingt alle beteiligten Instan-

zen von der Rettung und der notfallmedi-

zinischen Versorgung am Schadensort

über den geregelten Transport bis zur den

Krankenhäusern zu einer kooperativen und

koordinierten Vorbereitung. Die Zahl von

Patienten, die den einzelnen Sichtungs-

gruppen zugeordnet werden, variiert je

nach Art und Umfang des Schadensereig-

nisses. Alle Beteiligten müssen sich auf

polytraumatisierte oder mit biologischen

Kampfstoffen kontaminierte Patienten

vorbereiten. In die Vorbereitung müssen

auch die Erfahrungen aus realen Fällen

einfließen.

Bereitstellung der Ressourcen. Die in den

einzelnen Bereichen erforderlichen Prozesse

müssen vollständig harmonisiert sein, damit

keine Lücken bei der Versorgung entstehen.

Der in den einzelnen Bereichen erforderliche

personelle Bedarf muss geplant undmit

einem geeigneten Alarmierungssystem akti-

vierbar sein. Dabei sind in einzelnen Bereichen

überregionale Absprachen zwingend gebo-

ten. Während bei Schadensereignissenmit

weniger als 50 Patienten die Situation über-

schaubar ist, mussman bei mehr als 300 Pa-

tienten Ressourcen aktivieren, die sonst nicht

oder nur teilweise herangezogen werden.

Auch die Verfügbarkeit verschiedener mate-

rieller Ressourcen muss geplant, vorbereitet

und einsatzbereit sein. Insbesondere die Be-

reitstellung selten benötigter Mittel (z.B. An-

tidote) muss man so organisieren, dass eine

reibungslose Versorgung gewährleistet ist.

Vorbereitung und Training. Alle beteiligten

Instanzen müssen in kooperativer Zusam-

menarbeit die abgestimmten Konzepte trai-

nieren, um alle Schnittstellen abschließend

aufeinander abzustimmen. Die beteiligten

Mediziner, Führungskräfte, Pflegedienste,

Rettungsdienste, logistischen und tech-

nischen Dienste sind entsprechend vorzu-

bereiten.

Die Qualifikation der beteiligten Personen

wird mit geeigneten Trainingskonzepten und

spezifischen Fortbildungen so gestaltet, dass

die Herausforderungen zur rettungsdienst-

lichen und medizinischen Versorgung auf

hohem Niveau gewährleistet werden kann.

Großschadensereignisse und Katastrophen 323

Notfallmedizin up2date 7 ⎢2012

Page 18: Terroranschläge Bewältigung aus katastrophenmedizinischer ... · und radioaktiv gefährlichen Stoffen. Der Hochwasserschutz oder die Waldbrandvorsorge waren weiterewichtige Themen

Stefan Oppermann

Prof. Dr. med. Jahrgang 1963. Facharzt

für Anästhesiologie und Bereichs-

bezeichnung Rettungsmedizin. Seit

2002 leitender Oberarzt und stellver-

tretender Leiter des Instituts für Not-

fallmedizin der Asklepios Kliniken. Pro-

fessor für präklinisches Rettungswesen

und Gefahrenmanagement an der

Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg.

Mitglied der Leitenden Notarztgruppe der Feuerwehr Ham-

burg und Mitglied des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft in

Norddeutschland tätiger Notärzte (AGNN).

Peer Rechenbach

Dr.-Ing. Jahrgang 1952. Abteilungsleiter

für Brand- und Katastrophenschutz so-

wie Rettungsdienst in der Behörde für

Inneres und Sport Hamburg. Langjäh-

riger verantwortlicher Einsatzleiter bei

Großschadenlagen und Katastrophen.

Spezielle Erfahrungen in der strategi-

schen Gefahrenabwehrplanung, der im

Krisenmanagement erforderlichen Führungsorganisation

und der messtechnischen Erfassung chemischer Gefahren

infolge von Naturereignissen, Störfällen oder Terroranschlä-

gen. Mitglied im Disaster Assessment and Coordination

Team der Vereinten Nationen. High Level Coordinator im

Mechanismus der Europäischen Union zur Gefahrenabwehr

in Großschadensfällen. Mitglied der Deutschen Schutzkom-

mission beim Bundesminister des Innern.

Interessenkonflikt: Alle Autoren geben an, dass keine

Interessenkonflikte bestehen.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Heinzpeter Moecke

Konzernbereich Medizin & Wissenschaft

c/o Asklepios Klinik St. Georg

Lohmühlenstr. 5

20099Hamburg

E-Mail: [email protected]

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Literatur

1 Centre for Research on the Epidemiology of Disasters (CRED).

EM‑DAT – The International Disaster Database. Université Catho-

lique des Louvain, Brussels, Belgium. Im Internet: http://www.

emdat. be/technological-disasters-trends, Stand: 30.08.2012

2 Powers MJ. CBRN terrorism – a risk matrix. Crisis Response Journal

2004; 1: 39–43

3 Koenig KL. Homeland security and public health: Role of the de-

partment of veterans affairs, the US department of homeland

security, and implications for the public health community.

Prehosp Disast Med 2003; 18: 327–333

4 Okumara T, Suzuki K, Fukuda A et al. Tokyo subway sarin attack:

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Acad Emerg Med 1998; 5: 613–617

5 Koenig KL, Goans RE, Hatchett RJ et al. Medical treatment of

radiological casualties: current concepts. Ann Emerg Med 2005;

45: 643–652

6 de Lorenzo RA. When itʼs hot, itʼs hot. Ann Emerg Med 2005; 45:

653–654

7 Jason S, McKee M. The implication of terrorism for public health.

Eur J Pub Health 2002; 12: 1–2

8 Moecke H. Erste Übersicht über das Verletzungsmuster der Über-

lebenden des Terroranschlages auf das World-Trade-Center. Not-

fall + Rettungsmedizin 2002; 5: 54–56

9 Rutherford WH. Definition and Classification of Disasters. Prehos-

pital and Disaster Medicine 1985; 1 (Suppl. 1): 342–345

10 Sefrin P, Weidringer J, Weiss W. Katastrophenmedizin: Sichtungs-

kategorien und deren Dokumentation. Dtsch Arztebl 2003; 100:

A2057–A2058

11 de Boer J, Brismar B, Eldar R et al. The medical severity index of

disasters. J Emerg Med 1989; 7: 269–273

12 Lennquist S. The importance of maintaining simplicity in planning

and preparation for major accidents and disasters. Int J Dis Med

2004; 2: 5–8

13 Adams HA. Überörtliche Hilfe beim Massenanfall von Verletzten

(Ü-MANV), Anästh Intensivmed 2005; 46: 215–223

14 Lennquist S. Katastrofmedicin. Stockholm: Liber; 2009

15 Beck A, Bayeff-Filloff M, Kanz KG et al. Algorithmus für den Mas-

senanfall von Verletzen an der Unfallstelle. Notfall + Rettungsme-

dizin 2005; 8: 466–473

16 de Ceballos JPG, Fuentes FT, Diaz DP et al. Casualties treated at

the closest hospital in the Madrid March 11, terrorist bombing.

Crit Care Med 2005; 33 (Suppl.): S107–S112

17 Holden PJP. Improvising in an emergency. N Engl J Med 2005; 353:

541–543

18 Moecke HP, Finke EJ, Fleischer et al., Hrsg. Paul Rega: Bio-Terry.

Handbuch zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen durch

biologische Kampfstoffe. Berlin: ABW‑Verlag; 2002

19 Center for disease control and prevention. Biological and chemi-

cal terrorism: Strategic plan for preparedness and response.

Recommendations of the CDC strategic planning work group.

MMWR 2000; 49 (No. RR‑4)

20 WADEM. International standards and guidelines on education and

training for the multi-disciplinary health response to major events

that threaten the health status of a community. Prehosp Disast

Med 2004; 19 (Suppl. 2): S17–24

21 Lennquist S. The emergotrain system for training and testing dis-

aster preparedness: 15 years experience. Int J Dis Med 2003; 1:

13–22

Terroranschläge – Bewältigung aus katastrophenmedizinischer Sicht324

Notfallmedizin up2date 7 ⎢2012

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Großschadensereignisse und Katastrophen 325

CME

1Welche Aussage zu den Ursachen

medizinischer Großschadenslagen

ist richtig?

A entstehen ausschließlich durch technische Unfälle

B entstehen ausschließlich durch Epidemien oder Pandemien

C Chemieunfälle haben nur technische, aber keine medizinischen Großschadenslagen zur Folge.

D können durch Terroranschläge ausgelöst werden

E Strahlenunfälle gehören grundsätzlich nicht dazu

2Welche Aussage zur Anzahl der

medizinischen Großschadenslagen

ist richtig?

A nimmt in den letzten 20 Jahren zu

B nimmt in den letzten 20 Jahren ab

C ist in den letzten 20 Jahren gleich geblieben

D hat keinen Einfluss auf die Vorausplanung durch Rettungsdienste

E hat keinen Einfluss auf die Vorausplanung durch Krankenhäuser

3Welche Aussage zur Sichtung

(Triage) ist falsch?

A Unter Sichtung versteht man die Zuordnung einer Behandlungspriorität.

B Lebensbedrohlich Verletzte sollen sofort behandelt werden und bekommen die höchste Dring-

lichkeitsstufe.

C Die Sichtung berücksichtigt die medizinische Situation des Patienten und die verfügbaren

Ressourcen.

D Die größte Sichtungsgruppe ist in der Regel die der Leichtverletzten (Kategorie III oder grün).

E Leichtverletzte sollen immer als erste in die Krankenhäuser gebracht werden.

4Welche Aussage zu

Großschadenslagen ist richtig?

A Die gesamte medizinische Versorgung wird präklinisch organisiert, damit der Routinebetrieb der

Kliniken nicht gestört wird.

B Man gibt grundsätzlich keine Schmerzmittel, damit der Zustand der Patienten beurteilbar bleibt.

C Bei Großschadenslagen setzt man Sichtungskarten zur Kategorisierung der Patienten ein.

D Notärzte nehmen bei Großschadenslagen nur eine Sichtung vor, die Behandlung folgt dann in der

Klinik.

E Bei Großschadenslagen sollen möglichst viele Patienten intubiert und beatmet werden.

5Welche Maßnahme gehört nicht

zur präklinischen Versorgung von

Verletzten bei Großschadenslagen?

A 1–2 großlumige Zugänge

B Fixateur externe

C Lagerung

D Volumenersatztherapie

E Blutungsstillung

CME‑Fragen

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6Welche Aussage zur

Transportpriorität ist richtig?

A Leichtverletzte werden zuerst von der Einsatzstelle in Kliniken transportiert.

B Für Patiententransporte ist grundsätzlich eine Arztbegleitung erforderlich.

C Sammeltransporte sind bei Großschadensereignissen nicht sinnvoll.

D Patienten mit einer inneren Blutung transportiert man mit hoher Priorität in eine Klinik.

E Die Leichtverletzten bringt man immer in die nächstliegenden Kliniken.

7Welche Aussage zu Alarm-

und Einsatzplänen ist falsch?

A Ein Alarm- und Einsatzplan ist nur für Kliniken der Maximalversorgung und Traumazentren erfor-

derlich.

B Im Alarm- und Einsatzplan sind die Vorgehensweisen bei besonderen Betriebsstörungen be-

schrieben.

C Der Alarm- und Einsatzplan enthält die Festlegungen der Klinik zur Bewältigung eines Massen-

anfalls an Verletzten.

D Im Alarm- und Einsatzplan sind die Führungsstrukturen beschrieben.

E Im Alarm- und Einsatzplan sind die Alarmierungswege festgelegt.

8Was zählt nicht zu den Maßnahmen,

die bei einer Großschadenslage

erforderlich sind?

A Routine-OP‑Programm beenden

B Spendenaufrufe vorbereiten

C Elektivpatienten ggf. aus der Klinik entlassen

D Sichtungsstellen einrichten

E Informationsstelle für Pressevertreter und Angehörige einrichten

9Welche Aussage zum Alarm-

und Einsatzplan ist falsch?

A regelmäßig überarbeiten

B vorgesehene Maßnahmen in Übungen praktisch umsetzen

C Schulungen für Mitarbeiter organisieren

D regelt die Führungsstruktur im Einsatzfall

E darf nur dem leitenden Personal bekannt sein

10Welche Aussage zu Groß-

schadensfällen mit chemischer

oder biologischer Kontamination

ist falsch?

A Betroffene Patienten sollen möglichst vor Klinikaufnahme dekontaminiert werden.

B Die Klinik muss vor einer Kontaminationseinschleppung geschützt werden.

C Der Rettungsdienst gewährleistet für alle Betroffenen eine sichere Dekontamination.

D Eine frühe Identifizierung des Schadstoffes ist für das weitere Vorgehen in der Klinik wichtig.

E Möglicherweise sind persönliche Schutzausrüstungen für Krankenhausmitarbeiter erforderlich.

CME‑Fragen Terroranschläge aus katastrophenmedizinischer Sicht

CME

Terroranschläge – Bewältigung aus katastrophenmedizinischer Sicht326