Test Gitarre: Ibanez Joe Satriani Signature JS24P-CA · Title: Test Gitarre: Ibanez Joe Satriani...

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64 SOUNDCHECK 03|14 TEST: GITARRE D er ergonomische Korpus ist schon immer ein Markenzeichen von Joe Satrianis Gi- tarren gewesen. Trotz der abgerundeten Ecken hat man mit der Satriani-Signature eine richtig scharfe Axt in der Hand. Ob Joes Frisur mit dieser Tatsache zusammenhängt, ist unklar. Bei unserem Testmodell JS24P-CA aus der Premium-Serie handelt es sich um eine abge- speckte Version von Joes aktuellem Signa- ture-Modell. So kommt die JS24P-CA aus In- donesien und besitzt einen Korpus aus Linde. Das Kürzel CA steht für Candy Apple – eine Anlehnung an das bekannte „Candy Apple Red“ aus Kalifornien. Die Spitzenversion JS2410-MCO, die „Satch“ auch auf der diesjährigen Deutschland-Tour gespielt hat, stammt hingegen aus Japan und ist mit einem Erle-Korpus bestückt. Wie auch bei vorherigen Signature- Modellen schwört Joe Satriani auf Palisander als Griffbrettholz. Dar- auf befinden sich dezent einge- setzte Dot-Inlays aus Abalone. Ein Blick auf die Halsunterseite offenbart den aus drei Stücken gefertigten Hals: zwei Teile Ahorn und ein Streifen Bubin- ga. Diese Konstruktion ver- spricht mehr Verwindungssteifig- keit als ein einteiliger Hals. Auf der Korpus-Unterseite befindet sich, wie gehabt, die mit sechs kleinen Schrauben befestigte Abdeck- platte des hauseigenen Vibratosystems. Unter einer zweiten verschraubbaren Schutzabde- ckung aus Kunststoff liegt das Elektronikfach, das mit Graphitlack und Kupferfolie sauber ab- geschirmt wurde. Die Klinken-Buchse hat man vollständig in der Zarge versenkt. So bleiben Buchse und Kabelstecker, etwa gegen Stöße, gut geschützt. Einen Nachteil hat die Konstruk- tion jedoch: Bei niedrigen Gitarrenständern Modell Joe Satriani Signature JS24P-CA Herkunft Indonesien Korpus Linde Hals Ahorn/Bubinga; dreiteilig; gesperrt Halsprofil C-Profil, flach Griffbrett Palisander Briffbrettradius 9,84“ Halsbreite Sattel: 42 mm; 12. Bund: 51 mm Bünde 24 Medium; 2,0 x 0,8 mm Mensur 64,8 cm/25,5“ Pickups DiMarzio The Chopper (Hals); DiMarzio Mo’Joe (Steg) Regler 1 x Volume, 1 x Tone Schalter Dreiweg-Toggle, Coil-Split, Hochpass-Filter Hardware Edge-Tremolo-Bridge Gewicht 3,3 kg Linkshänder nein TECHNISCHE DATEN E-GITARRE Seit 25 Jahren ist Joe Satriani schon Endorser für den japanischen Gitarrenriesen Ibanez. Zum Dienstjubiläum darf sich auch eine breitere Masse am neuen Signature-Modell erfreuen. Dank Fertigung in Indonesien können auch Gitarristen mit etwas kleinerem Geldbeutel mit einer echten Satriani bedient werden. Axt mit Charakter Ibanez Joe Satriani Signature JS24P-CA © PPVMEDIEN 2014

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Page 1: Test Gitarre: Ibanez Joe Satriani Signature JS24P-CA · Title: Test Gitarre: Ibanez Joe Satriani Signature JS24P-CA Author: Lukas Freitag Subject: Soundcheck 3/2014 Keywords: Testbericht;Fachartikel;Musik

64 SOUNDCHECK 03|14

TEST: GITARRE

D er ergonomische Korpus ist schon immer ein Markenzeichen von Joe Satrianis Gi-tarren gewesen. Trotz der abgerundeten

Ecken hat man mit der Satriani-Signature eine richtig scharfe Axt in der Hand. Ob Joes Frisur mit dieser Tatsache zusammenhängt, ist unklar.

Bei unserem Testmodell JS24P-CA aus der Premium-Serie handelt es sich um eine abge-speckte Version von Joes aktuellem Signa-ture-Modell. So kommt die JS24P-CA aus In-donesien und besitzt einen Korpus aus Linde.

Das Kürzel CA steht für Candy Apple – eine Anlehnung an das bekannte „Candy Apple Red“ aus Kalifornien. Die Spitzenversion JS2410-MCO,

die „Satch“ auch auf der diesjährigen Deutschland-Tour gespielt hat, stammt

hingegen aus Japan und ist mit einem Erle-Korpus bestückt.

Wie auch bei vorherigen Signature-Modellen schwört Joe Satriani auf

Palisander als Griffbrettholz. Dar-auf befinden sich dezent einge-setzte Dot-Inlays aus Abalone. Ein Blick auf die Halsunterseite offenbart den aus drei Stücken gefertigten Hals: zwei Teile Ahorn und ein Streifen Bubin-

ga. Diese Konstruktion ver-spricht mehr Verwindungssteifig-

keit als ein einteiliger Hals. Auf der

Korpus-Unterseite befindet sich, wie gehabt, die mit sechs kleinen Schrauben befestigte Abdeck-platte des hauseigenen Vibratosystems. Unter einer zweiten verschraubbaren Schutzabde-ckung aus Kunststoff liegt das Elektronikfach, das mit Graphitlack und Kupferfolie sauber ab-geschirmt wurde. Die Klinken-Buchse hat man vollständig in der Zarge versenkt. So bleiben Buchse und Kabelstecker, etwa gegen Stöße, gut geschützt. Einen Nachteil hat die Konstruk-tion jedoch: Bei niedrigen Gitarrenständern

› Modell Joe Satriani Signature JS24P-CA

› Herkunft Indonesien › Korpus Linde › Hals Ahorn/Bubinga; dreiteilig; gesperrt › Halsprofil C-Profil, flach › Griffbrett Palisander › Briffbrettradius 9,84“ › Halsbreite Sattel: 42 mm; 12. Bund: 51 mm › Bünde 24 Medium; 2,0 x 0,8 mm › Mensur 64,8 cm/25,5“ › Pickups DiMarzio The Chopper (Hals);

DiMarzio Mo’Joe (Steg) › Regler 1 x Volume, 1 x Tone › Schalter Dreiweg-Toggle, Coil-Split,

Hochpass-Filter › Hardware Edge-Tremolo-Bridge › Gewicht 3,3 kg › Linkshänder nein

TECHNISCHE DATEN

E-GITARRE

Seit 25 Jahren ist Joe Satriani schon Endorser für den

japanischen Gitarrenriesen Ibanez. Zum Dienstjubiläum darf

sich auch eine breitere Masse am neuen Signature-Modell

erfreuen. Dank Fertigung in Indonesien können auch Gitarristen

mit etwas kleinerem Geldbeutel mit einer echten Satriani

bedient werden.

Axt mit Charakter

Ibanez Joe Satriani Signature JS24P-CA

© PPVMEDIEN 2014

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TEST: GITARRE

kann das Kabel am Übergang zwischen Kabel und Stecker abknicken. Also beim heimischen Exemplar erst mal ausprobieren.

Schon beim ersten Annäherungsversuch zeigt sich die JS24P-CA anschmiegsam. Dank des rundum kantenfreien Korpus und des geringen Gewichts fühlt sie sich recht angenehm an, sobald sie auf dem Schenkel Platz genommen hat.

Schon nach ein paar trocken angespielten Ak-korden spürt man, wie resonanzfreudig die rote Indonesierin schwingt. Die Bässe sorgen für ein stattliches Fundament, die Mitten schieben kräf-tig, und selbst Höhen klingen noch lange nach – das weist auf ein gut abgestimmtes und differen-ziertes Frequenzspektrum hin. Übertragen wird dieses durch Tonabnehmer aus dem Hause Di-Marzio, am Hals etwa den Chopper. Schon bei wenig Zerre kommt der knurrige Charakter dieses Doppelspulers im Singlecoil-Format zum Vor-schein. Harte Anschläge mit dem Pick pariert er

mit einem wuchtigen Return. Bei sanfter gespielten Passagen fällt die

Reaktion entsprechend zahmer aus. Ideal also für alle Blues- und Hardrocker, die dynamisches und perkussives Spiel bevorzugen. In Fünf-Uhr-Stel-lung bei hoher Verzerrung macht der Chopper sei-nem Namen dann alle Ehre. Wie die sprichwörtli-che Axt im Wald wütet er wummernd und kom-promisslos niederholzend im Akkordwald. Man hat ihm ein gutes Stück mehr Bässe und Mitten mit auf den Weg gegeben. So klingt er enorm durchsetzungsfähig, neigt aber auch ein wenig dazu, Soundbrei zu hinterlassen. Fans abgedreh-ter Zerrsounds dürfte das jedoch besonders in die Karten spielen. Dreht man den Tone-Regler zu-rück, sind mit dem Chopper sogar Fuzz-ähnliche Sounds möglich. Trotz seiner etwas mulmenden Charakteristik vermag er aber vor allem einen sin-genden und Sustain-reichen Ton von sich zu ge-ben – damit steht dem Killer-Solo à la Satch nichts mehr im Wege. Zumindest fast nichts.

Wenn der Chopper mit einer grobschlächtigen Axt vergleichbar ist, dann wäre der Mo’Joe in der Stegposition eine gut geölte Motorsäge. Denn

hier spürt man deutlich mehr Präzision und Schärfe als beim Hackebeil am Hals. Den-

noch verfügt der Mo’Joe auch über eine gute Portion Dreck. Bei rasant geholz-

ten Heavy-Riffs spratzelt und knistert es ordentlich, als würden einem die Sägespäne nur so um die Ohren flie-gen. Der straffe und geradlinige Sound funktioniert auch bei Solo-einlagen, allerdings ist der Chopper dafür die bessere, weil schmeicheln-dere Wahl. Doch die Pickups sind zu

mehr fähig, als nur drauflos zu ha-cken. Schaltet man beide Schneidwerk-

zeuge zusammen, also in Mittelstellung, wird der Sound größer und breiter. Akkord-

Voicings mit Leersaiten ertönen hier noch fetter

und gewaltiger. Allerdings sollte man in die-sem Fall die Verzerrung nicht zu hoch

einstellen. Vollkommen reibungslos ar-beitet das Vibrato-System. Extreme

Bendings und Divebombs mit dem Hebel, der dank des

Steckmechanismus kinder-leicht montiert werden kann, bis zu mehreren Halbton-schritten stellen kein Prob-lem dar. Die Gitarre ist dabei

so stimmstabil, wie es nur ein Double-Locking-System bewerk-

stelligen kann. Nachstimmen ist ein seltener Gast in diesem Fall.

Weiteres besonderes Feature: Der Tone-Regler ist mit einer Push-/Pull-Funktion ausgestattet, mit der man je eine Spule der Pickups stumm-schalten kann. Der Sound wird dadurch ausge-höhlt und verliert an Output, bekommt aber mehr Transparenz und kann besonders bei Crunch-Einstellungen interessante Klangfarben hervorrufen. Zieht man den Volume-Regler nach oben, wird ein Hochpass-Filter aktiv, der den Höhenverlust bei zurückgedrehtem Volu-me-Poti vermindert. Der Unterschied ist natür-lich nur bei zurückgedrehtem Poti hörbar.

Wer eine scharfe und kantige Axt sucht, ist trotz der weichen Linien bei der JP24P-CA goldrich-tig. Die DiMarzio-Pickups haben ihren eigenen Charakter und spielen wunderbar zusammen. Die Verarbeitung der Gitarre ist lobenswert, die einzel-nen Komponenten harmonieren tadellos. Eine Gi-tarre mit Biss, die dank Coil-Splitting und dem Hochpass-Filter flexibel ist und sich gerade in al-len härteren Gangarten zu Hause fühlt. ✖ Lukas Freitag

AUF EINEN BLICK › Joe Satriani Signature JS24P-CA › Vertrieb Meinl

www.ibanez.de › Preis (UVP) 1.359 EUR

inkl. Koffer › Bewertung

Sehr guter, flexibler Sound Original-Satriani-Optik Coil-Splitting Hochpass-Filter-Funktion Erstklassige Verarbeitung Sehr gutes Vibrato-System Ergonomische Form Geringes Gewicht

Axt vergleichbar ist, dann wäre der Mo’Joe in der Stegposition eine gut geölte Motorsäge.

hier spürt man deutlich mehr Präzision und Schärfe als beim Hackebeil am Hals. Den-

noch verfügt der Mo’Joe auch über eine gute Portion Dreck. Bei rasant geholz-

ten Heavy-Riffs spratzelt und knistert es ordentlich, als würden einem die

dere Wahl. Doch die Pickups sind zu mehr fähig, als nur drauflos zu ha-

cken. Schaltet man beide Schneidwerk-zeuge zusammen, also in Mittelstellung,

wird der Sound größer und breiter. Akkord-Voicings mit Leersaiten ertönen hier noch fetter

Dreiteiliger Hals:

Sorgt für mehr

Verwindungssteifigkeit

Werden eins auf der

Bühne: Joe Satriani und

seine Signature

© PPVMEDIEN 2014