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StadtfeldMartin

Lieber ergreifend

als sexy

Warum klassische Musik nicht sexy sein muss, Nachwuchsförderung elementar ist und der Westerwald ein Stück Heimat bedeutet, verrät der Pianist Martin Stadtfeld im Interview mit KulturLAND. Der vierfache Echo-Preisträger ist ein Rheinland-Pfälzer: geboren in Koblenz, aufgewachsen im Westerwald, Abitur im Landesmusikgymnasium Montabaur und dann, sehr rasch, viele Preise für seine vorzüglichen CD-Einspielungen von Bach und Schubert. Trotz umjubelter Konzerte in der ganzen Welt hat er seine Wurzeln nicht vergessen.

Herr Stadtfeld, wie kam es, dass Sie Ihr Herz an die klassische Musik verloren ha-ben und nicht, wie so viele junge Leute, an die populäre Musik ihrer Jugend? Meine Mutter hat immer klassische Musik auf Schallplatte und später auf CD gehört. So bin ich mit klassischer Musik aufgewachsen und habe sie lieben ge-lernt. Ich höre aber heute auch mal ganz gerne Popmusik.

Spätestens seit ihrem Debütalbum mit Bachs Goldberg-Variationen, mit dem Sie erstmals die Charts stürmten, sind Sie ein Klassik-Star. Was bedeuten Ihnen heute Ihre Wurzeln im Westerwald?

Sehr viel. Ich kann auf eine glückliche Kindheit und Jugend zurück blicken, die ich im Westerwald verbracht habe.

Sie haben das Landesmusikgymnasium besucht, wurden von der Villa Musica ge-fördert und haben viele Konzerte in Ihrer Heimat gegeben. Wie wichtig auf Ihrem Weg zum großen Durchbruch waren für Sie die Stationen in Rheinland-Pfalz?Von herausragender Bedeutung stufe ich die Förderung durch die Villa Musica ein. Die kammermusikalischen und mensch-lichen Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, haben mich sehr geprägt.

„DAS KLAVIER WAR IMMER DER MITTELPUNKT MEINES LEBENS“Starpianist Martin Stadtfeld im Gespräch mit Michael Au und Jürgen Hardeck

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Wie ist es aus Ihrer Sicht grundsätzlich um die Förderung des musikalischen Nachwuchses bestellt?Die Förderung beginnt ja schon im Eltern-haus. Das ist der wichtigste Aspekt. Ich denke, dass die institutionellen Angebote zur Musikförderung besonders in Rhein-land-Pfalz gut sind. Allerdings: In der schulischen Vermittlung wird der Musik immer weniger Wert beigemessen. Das ist schlimm und für unsere Gesellschaft verheerend.

Was bedeutet heute Heimat für Sie?Heimat ist für mich ein Begriff, der weni-ger an einen Ort als an die Verbindungen zu Menschen geknüpft ist. Das gemein-same Leben mit meiner Freundin im Ruhrgebiet bietet mir heute ein Gefühl der Heimat zwischen meinen Konzertrei-sen. Auch mein Elternhaus in Gackenbach im Unterwesterwald ist immer noch ein Stück Heimat.

Wie fühlt sich ein Neunjähriger, der für sein erstes öffentliches Klavierkonzert üben muss, statt mit den anderen Jungs Fußball zu spielen oder Rad zu fahren?Ich hatte eine wunderbare Kindheit und habe nie etwas vermisst. Ich habe viel Fußball gespielt und bin auch viel Rad gefahren, aber das Klavier war immer Mittelpunkt meines Lebens, dem meine ganze Liebe gehörte.

Erinnern Sie sich an etwas Bemerkens-wertes oder Heiteres, das Ihnen irgendwo in Rheinland-Pfalz bei einem Konzert begegnet oder passiert ist?

Als ich mit zwölf Jahren ein Konzert im Westerwaldkreis hatte, wurde ich mit den Worten angekündigt: „Herr Martin Stadtfeld spielt jetzt für uns auf dem wohltemperierten Klavier.“ Das fand ich sehr amüsant.

Bitte vervollständigen Sie diesen Satzan-fang: „Die Behauptung, dass klassische Musik nicht sexy ist...”...ist vollkommen korrekt. Denn den Be-griff „sexy“ wende ich allenfalls auf das weibliche Geschlecht aber nicht auf die klassische Musik an, deren Funktion es nicht sein sollte, sexy zu sein. Musik soll uns ergreifen, berühren, Einblicke in das Menschsein vermitteln.

Sie haben in einem Interview mit der Zeitschrift Vanity Fair geäußert: „Wenn das Konzert nicht in der Mitte der Ge-sellschaft ankommt, dann kann man den Leuten auch nicht sagen, das wäre dort alles ganz locker und cool.” Glauben Sie wirklich, es ließe sich mehr als eine über-schaubare Minderheit in Zukunft noch ernsthaft auf klassische Musik ein? Und wenn: was müsste dazu passieren? Oder ist der Musikmarkt, so wie er heute ist, in der Lage, dafür zu sorgen?Ich habe damit zum Ausdruck bringen wollen, dass niemand deswegen in ein klassisches Konzert geht, weil jemand ihm erzählt, wie locker dort alles zugeht. Menschen gehen in Konzerte aus genau dem gleichen Grund wie sie andere Veranstaltungen besuchen: Sie erhoffen sich davon in irgendeiner Art und Weise

emotionalisiert zu werden. Ich versuche durch meine Konzerte meinen Beitrag dazu zu leisten.

Haben Sie eigentlich noch Lampenfieber? Ich empfinde vor einem Konzert eine ent-spannte Erregung. Allerdings würde ich das eher als Vorfreude denn als Lampen-fieber bezeichnen.

Welche Ziele kann man eigentlich noch verfolgen, wenn man, so wie Sie, mit noch nicht einmal 30 Lebensjahren bereits den musikalischen Mount Everest bestiegen hat?Musik ist ein lebenslanger Erkenntnis-prozess. Je mehr ich mich mit den großen Werken der Musikgeschichte beschäftige, desto größer wird meine Ehrfurcht und Dankbarkeit. K

AUF EINEN BLICK

DIE NÄCHSTEN MARTIN STADTFELD KONZERTE IN DER REGION:

BONN, BEETHOVENHALLE 31. Mai

BAD KREUZNACH, PAULUSKIRCHE(im Rahmen der Rheinland-Pfalz Tage)2. Juli

TRIER, THEATER (Mosel Musikfestival)4. September

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