Text Toni Burghart ArmerAlbrecht - nuernberg.de · Der Nürnberger Künstler Toni Burghart...

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Der Nürnberger Künstler Toni Burghart beschäftigt sich immer wieder mit Albrecht Dürer, dem berühmtesten Sohn der Stadt. Im Jahr 2003 schuf er zum 475. Todestag des Meisters den Siebdruck „Mein Name ist Hase!” Die Nürnberger Bratwurst hat es schön. Sie ist ein Original, weltweit und höchstamtlich vor dem Raub- kopieren geschützt, und wer – bereits in Fürth – Nürnberger Bratwürste fälscht oder Bratwurstfäl- schungen in Umlauf bringt, wird zum Zwangsverzehr von Brühwürsten im Franken-Stadion nicht unter zwei Stück ohne Senf verurteilt. Über das Nürnber- ger Bratwurstrecht wacht Tag und Nacht ein soge- nannter Bratwurstreferent. Die „Betenden Hände“ von Albrecht Dürer haben es weniger schön,über sie wacht niemand, so dass es sie auf der ganzen Welt in allen nur denkbaren und vor allem auch undenkba- ren Ausführungen so häufig gibt wie Sand im Getrie- be. Exakte wissenschaftliche Schätzungen bewegen sich zwischen Millionen, Milliarden, Billionen Vor- kommnissen von „Betenden Händen“ von Dürer weltweit.Meistens hängen sie in Schlafzimmern etwa einen Meter über dem Nachtkästchen der Ehefrau. Gern hängen sie auch als Originale in karibischen Antiquitäten-Shops. Hätte Albrecht Dürer bei diesem Werk einen ähnlich visionären Schub gehabt wie später beim „Großen Rasenstück“ oder beim „Feldhasen“ – er hätte im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft 2006 in sei- ner Heimatstadt höchstwahrscheinlich statt der „Be- tenden Hände“ die „Schießenden Füße“ gemalt. Über das „Große Rasenstück“ Dürers allerdings herrscht Einigkeit im städtischen Kunstbeirat,Abteilung Straf- raum für starkes Köpfen, symbolisiert doch nichts so treffend eine Fußballweltmeisterschaft und ihre Roll- rasen-Stadien wie Rispen- und Knäuelgras,wie Breit- wegerich, Ehrenpreis, Schafgarbe, Gänseblümchen, Löwenzahn, Bibernelle. Mit Recht hat man in Nürn- berg das Große Rasenstück von Albrecht Dürer zum lokalen Logo für die Weltmeisterschaft erhoben. | NH 80 60 „Was wäre Nürnberg ohne Albrecht Dürer? Höchstwahrscheinlich Nürnberg . . .“ (Johann Kleinlein ) Armer Albrecht ! |Klaus Schamberger Text | Toni Burghart Illustrationen Den Andrang und die Bedeutung des WM-Dürers für Nürnberg allein im Juni 2006 hat man hierorts mit stolzen, rund 300 Millionen Euro beziffert. Es ist jetzt natürlich die Frage, ob die Bedeutung eines Künstlers für seine Stadt einen Kurswert hat,börsennotiert ist, kalkulier- und vor allem einnehmbar. Beziehungs- weise ist diese Frage heutzutage, wo man ja auch ganz normale Menschen leicht in einen verfügbaren Materialwert umrechnen kann, überhaupt keine Fra- ge. Und den Fehler – das hat man sich dieses Mal im Nürnberger Rathaus fest in die betenden Hände ver- sprochen – einen örtlichen Künstler mehr oder we- niger zu ignorieren, den macht man bei uns nicht oft. Höchstens ein paar hundert Mal. Dabei war ja dieser Albrecht Dürer nicht gerade die Dankbarkeit, die Demut in Person. Das muss man heute, wo er bis in seine Seele auf das Genaueste er- forscht ist, schon auch einmal sehen. Der Magistrat zu Nürnberg hat ihm ja nicht null Bilder abgekauft, nicht ein viertel oder ein halbes Bild, sondern sage und schreibe ein ganzes Bild. Ob und wie es bezahlt worden ist, steht wieder auf einem anderen Blatt. Und trotz dieser sprichwörtlichen Nürnberger Großzügigkeit, die ja auch von einem erheblichen Kunstsinn zeugt, setzt sich der Albrecht Dürer eines Abends in seinem Palazzo am Canale Grandig in Venedig hin und schreibt an seinen sauberen Freund Willi Pirckheimer: „O wie wird mich noch der Sunnen frieren. Hie bin ich ein Herr, doheim ein Schmarot- zer.“ Von der groben Missachtung der mittelhoch- deutschen Rechtschreibreform einmal ganz abgese- hen – eine bodenlose Frechheit und Unbotmäßigkeit. Gottseidank gilt bei schwermütigen Künstlern das Briefgeheimnis nicht. Jedenfalls nicht lang. So muss

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Der Nürnberger KünstlerToni Burghart beschäftigtsich immer wieder mitAlbrecht Dürer, dem berühmtesten Sohn derStadt. Im Jahr 2003 schuf erzum 475. Todestag desMeisters den Siebdruck „Mein Name ist Hase!”

Die Nürnberger Bratwurst hat es schön. Sie ist einOriginal, weltweit und höchstamtlich vor dem Raub-kopieren geschützt, und wer – bereits in Fürth –Nürnberger Bratwürste fälscht oder Bratwurstfäl-schungen in Umlauf bringt,wird zum Zwangsverzehrvon Brühwürsten im Franken-Stadion nicht unterzwei Stück ohne Senf verurteilt. Über das Nürnber-ger Bratwurstrecht wacht Tag und Nacht ein soge-nannter Bratwurstreferent. Die „Betenden Hände“von Albrecht Dürer haben es weniger schön,über siewacht niemand, so dass es sie auf der ganzen Welt inallen nur denkbaren und vor allem auch undenkba-ren Ausführungen so häufig gibt wie Sand im Getrie-be. Exakte wissenschaftliche Schätzungen bewegensich zwischen Millionen, Milliarden, Billionen Vor-kommnissen von „Betenden Händen“ von Dürerweltweit.Meistens hängen sie in Schlafzimmern etwaeinen Meter über dem Nachtkästchen der Ehefrau.Gern hängen sie auch als Originale in karibischenAntiquitäten-Shops.

Hätte Albrecht Dürer bei diesem Werk einen ähnlichvisionären Schub gehabt wie später beim „GroßenRasenstück“ oder beim „Feldhasen“ – er hätte imHinblick auf die Fußballweltmeisterschaft 2006 in sei-ner Heimatstadt höchstwahrscheinlich statt der „Be-tenden Hände“ die „Schießenden Füße“ gemalt.Überdas „Große Rasenstück“ Dürers allerdings herrschtEinigkeit im städtischen Kunstbeirat,Abteilung Straf-raum für starkes Köpfen, symbolisiert doch nichts sotreffend eine Fußballweltmeisterschaft und ihre Roll-rasen-Stadien wie Rispen- und Knäuelgras,wie Breit-wegerich, Ehrenpreis, Schafgarbe, Gänseblümchen,Löwenzahn, Bibernelle. Mit Recht hat man in Nürn-berg das Große Rasenstück von Albrecht Dürer zumlokalen Logo für die Weltmeisterschaft erhoben.

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„Was wäre Nürnberg ohne Albrecht Dürer? Höchstwahrscheinlich Nürnberg . . .“ (Johann Kleinlein )

ArmerAlbrecht !|Klaus Schamberger Text |Toni Burghart Illustrationen

Den Andrang und die Bedeutung des WM-Dürers fürNürnberg allein im Juni 2006 hat man hierorts mitstolzen, rund 300 Millionen Euro beziffert. Es ist jetztnatürlich die Frage,ob die Bedeutung eines Künstlersfür seine Stadt einen Kurswert hat,börsennotiert ist,kalkulier- und vor allem einnehmbar. Beziehungs-weise ist diese Frage heutzutage, wo man ja auchganz normale Menschen leicht in einen verfügbarenMaterialwert umrechnen kann, überhaupt keine Fra-ge. Und den Fehler – das hat man sich dieses Mal imNürnberger Rathaus fest in die betenden Hände ver-sprochen – einen örtlichen Künstler mehr oder we-niger zu ignorieren, den macht man bei uns nicht oft.Höchstens ein paar hundert Mal.

Dabei war ja dieser Albrecht Dürer nicht gerade dieDankbarkeit, die Demut in Person. Das muss manheute,wo er bis in seine Seele auf das Genaueste er-forscht ist, schon auch einmal sehen. Der Magistratzu Nürnberg hat ihm ja nicht null Bilder abgekauft,nicht ein viertel oder ein halbes Bild, sondern sageund schreibe ein ganzes Bild. Ob und wie es bezahltworden ist, steht wieder auf einem anderen Blatt.Und trotz dieser sprichwörtlichen NürnbergerGroßzügigkeit, die ja auch von einem erheblichenKunstsinn zeugt, setzt sich der Albrecht Dürer einesAbends in seinem Palazzo am Canale Grandig in Venedighin und schreibt an seinen sauberen Freund WilliPirckheimer: „O wie wird mich noch der Sunnenfrieren. Hie bin ich ein Herr, doheim ein Schmarot-zer.“ Von der groben Missachtung der mittelhoch-deutschen Rechtschreibreform einmal ganz abgese-hen – eine bodenlose Frechheit und Unbotmäßigkeit.

Gottseidank gilt bei schwermütigen Künstlern dasBriefgeheimnis nicht. Jedenfalls nicht lang. So muss

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Im Dürer-Jahr 1971feierte Nürnberg den500. Geburtstag desKünstlergenies, das dabei als bisexuellesWesen geoutet wurde:„Albrecht Dürer, derKünstler, gemalt vonAnton, genannt Toni,Burghart”.

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Dürer ist bei Arndt überhaupt nicht die Rede. „Ödund menschenleer“ war es dann aber am 6. April1828 auf dem Nürnberger Milchmarkt nachweislichnicht: Zur Feier des 300. Todestages von AlbrechtDürer zählen Sicherheitskräfte rund 10 000 Men-schen, die zur Grundsteinlegung seines Denkmalsgekommen sind. Noch am gleichen Tag wird derMilchmarkt in Albrecht-Dürer-Platz umbenannt. Mitdem Denkmal geht es nicht ganz so schnell. Erstzwölf Jahre später, am 21. Mai 1840, wird das vomBerliner Künstler Christian Daniel Rauch entworfe-ne und von Johann Daniel Burgschmiet gegosseneStandbild enthüllt.

Und jetzt langsam kümmert sich endlich auch dierichtige Abteilung um die Dürer-Verehrung – dasLobpreisungs-Management.„Deutsche Art und deut-sche Geschichte“, jubelt ein Stadtführer aus dem Jahr1906 schwülstig, „spiegelt sich in Nürnbergs Bild wiekaum in einer anderen deutschen Stadt wieder.Auchdie Zeit des Niedergangs, die freilich nur dazu dien-te, nach kurzer Ermattung neues Leben zu erzeugenund die alte Kraft zu neuer Entfaltung zu erwecken.Aus allen Jahrhunderten seit seinem Bestehen töntuns das Lob der fast wie ein Märchen geborenen undlenzartig aufblühenden Noris entgegen.“

Tiefe Erhebung

Treuteutsch und europäisch war Albrecht Dürer,vaterländisch und international, altfränkisch und neu-zeitlich, rückwärts schauend und fortschrittlich, kühnund zögerlich – wie halt in den Jahrhunderten nachihm gerade der Wind geweht hat.An der völkischenVereinnahmung ist der Nürnberger Mehrbereichs-Malermeister gerade noch so vorbeigeschrammt,zu-mindest, was die Jubelfeiern betrifft. Zwischen 1933und 1945 war kein richtig rundes Dürer-Jahr. Dochhat Goebbels im Dürer-Bild „Ritter,Tod und Teufel“eindeutig den Kampf der Herrenrasse entdeckt, hatein Kunsthistoriker in dem Nürnberger einen Künst-ler gesehen, der „am tiefsten in Rasse und Volkstumverwurzelt“ war, hat ihn der Braunauer Reichsver-weser persönlich zum „Säulenheiligen der deutschenKunst“ erhoben. Noch tiefer hätte man ihn schwer-lich erheben können.

Fragen kann man unseren alten Freund und Kupfer-stecher naturgemäß nicht mehr – aber höchstwahr-scheinlich hätten ihm die Feierlichkeiten der Jahre1928 und 1971, zum 500.Todestag und zum 500. Ge-

sich der Albrecht Dürer nicht wundern, dass die Be-deutung seines Schaffens und Wirkens in der Dürer-Stadt wenigstens eine Zeit lang in erster Linieaus einer relativen Bedeutungslosigkeit bestandenhat. Ein weiterer Grund für diese Bedeutungslosig-keit waren ja noch die bereits erwähnten, jeweils im-mer streng wissenschaftlichen Erforschungen derEheleute Albrecht und Agnes Dürer und ihrer Innen-leben. So war Frau Agnes Dürer – wissenschaftlicherforscht – eine zweckdienliche Zwangsehefrau, ei-ne über alles geliebte Ehefrau, sehr schön, außeror-dentlich hässlich, sehr einfühlsam, von früh bis spätkeifend, äußerst großzügig, exorbitant geldgierig, tiefbesorgt um die Gesundheit ihres Mannes, die Ursa-che für sein Siechtum und allzu frühes Ableben.

Albrecht Dürer hingegen war, so hat man es im Laufder Jahrhunderte erforscht, schwul, bi- und hetero-sexuell, seiner Agnes sehr zugetan, seiner Agnes sehrabgeneigt, ein Feingeist, ein Kampftrinker – das wal-te Willibald, schwermütig, ein Gaudibursch, stink-reich, bettelarm. Kein Wunder, dass viele Künstler inNürnberg oft lang nicht sterben wollen. Sie habenAngst vor der posthumen wissenschaftlichen Erfor-schung und deren erstaunlichen Resultaten.

Doch zurück zu den Dürer-Jubelfeiern. Bei ihnenmuss ungefähr die ersten 300 Jahre nach Dürers Todsehr still, sehr besinnlich, sehr introvertiert, um nichtzu sagen gar nicht gefeiert worden sein. Da der be-rühmteste Künstler Deutschlands 1471 geboren ist,hätte man 1571 seinen hundertsten Geburtstag ze-lebrieren können. Da ist aber im Nürnberger Feier-tagskalender nichts verzeichnet. Auch nicht 1628,dem hundertsten Todestag des Meisters. Vollkom-men außer Kontrolle geraten ist dann aber das Ge-denken an den berühmtesten Sohn der Stadt im 19.Jahrhundert. Dass ihn – 1828 zum 300. Todestag –ausgerechnet die Romantik wiederentdeckt hat, miteiner Feier an seinem Grab, aus dem man ihn schonlängst ausgegraben hatte, verwundert allerdings einwenig. Denn damals soll es in Nürnberg nicht be-sonders romantisch gewesen sein.

Der Reiseschriftsteller Ernst Moritz Arndt erinnertsich um 1800 in seinen Aufzeichnungen an Nürnbergals „eine krumm und schief gebaute“ Stadt, „meistensmit engen Gassen.Alle Häuser, auch die neuen,habenetwas Schwerfälliges und beleidigen durch die Erkerund vielen Schnörkel das Auge“.Auch ist von „ganzerbärmlichen Hütten und Schmutzwinkeln,und ödenund menschenleeren Plätzen“ die Rede.Von Albrecht

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|NH 80|Poor Albrecht!¡Pobre Alberto!

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The Nuremberg fried sausage has itgood. It's an original and protectedagainst imitations. The Praying Handsof Albrecht Dürer (1471-1528) on theother hand can be found all over theworld in every conceivable shape andform. If Albrecht Dürer had had the sa-me visionary impulse for this work asfor The Great Piece of Turf he wouldprobably have painted the Foot KickingOff for the 2006 FIFA World CupGermanyTM in Nuremberg. However,as a result the meadow-grass, dandelions and plaintain in The GreatPiece of Turf became the local logo forthe World Cup and the Nurembergstadium pitch, which is laid with rolled turf.

What is the World Cup Dürer worth toNuremberg? The Town Council bought,believe it or not, not a quarter or a half,but one whole picture in his lifetime.Despite this Nuremberg "generosity"Dürer wrote to his friend WillibaldPirckheimer from Venice: "Here I am alord, at home a freeloader." For centuriesGermany's greatest artist remainedunimportant in the city of Albrecht Dürer. Not until 1828 on the 300th anniversary of his death did the Romantic period rediscover him. Approximately 10,000 people attendedthe laying of the foundation stone forhis monument on the Milk Marketsquare, which was quickly renamedthe Albrecht Dürer square.

In academic research Albrecht Dürerbecame everything from homosexualto bisexual to heterosexual, very devotedto his wife Agnes and very disaffected,a fine artistic intellect, liked competitivedrinking contests, was filthy rich, destitute, a German fanatic and European, with backwards leaningsand forwards leanings – depending onhow the wind blew in the centuriesafter his death. Between 1933 and1945 Goebbels discovered the struggleof the master race in Dürer's pictureKnight, Death and the Devil, and theacting deputy governor in Braunauelevated him to the "Pillar-Saint of

La situación de la salchicha de Nuremberg es bien holgada. Se tratade un producto original que está protegido contra las falsificaciones.En cambio, de la obra “Manos rezan-do” de Alberto Durero (1471 – 1528)existe un sinfín de versiones en todoel mundo. Con vistas a la Copa Mundialde Fútbol que se celebrará en su ciudad nativa en 2006, al crear estaobra con su fuerza visionaria, similar ala que tuvo en “Hierbas”, Alberto Durero habría pintado “Pies jugando ala pelota”. Sin embargo, de ser así,su cuadro “Hierbas” (o “Gran planchade césped” como se llamaría si se tra-dujera literalmente su título en alemán)con la espiguilla, el diente de león y lapimpinela, se ha convertido en el logotipo local del Mundial y sus estadios equipados con planchas decésped.

¿Cuánto le vale a Nuremberg el Durerodel Mundial? En vida, el concejo municipal le compró a Durero no uncuarto ni medio sino, tal como lo digo,un cuadro completo. A pesar de esta“generosidad” por parte de Nuremberg,Durero escribió a su amigo, WillibaldPirckheimer, en una carta que le enviódesde Venecia: “Aquí soy un caballero,en casa un gorrón.” Durante siglos, elmayor artista de Alemania quedó reducido a la insignificancia en su ciudad natal. En fecha tan tardía comoel año 1828, el 300 aniversario de sumuerte, el Romanticismo lo redescubrió.Alrededor de 10.000 personas asistierona la colocación de la primera piedrade su monumento en la Milchmarkt(Plaza del Mercado de la Leche) quese rebautizó a toda prisa con el nom-bre de Albrecht-Dürer-Platz (Plaza Alberto Durero).

Según unas investigaciones, AlbertoDurero era homosexual, y según otrasbisexual o heterosexual, según unasle tenía gran afecto a su esposa Agnes, pero según otras sentía unagran aversión hacia ella, dependiendodel investigador era un hombre conmucho tacto, un bebedor compulsivo,

Poor Albrecht!What would Nuremberg be without Albrecht Dürer? Quite likely Nuremberg...

¡Pobre Alberto!¿Qué sería de Nuremberg sinAlberto Durero? Nuremberg, con toda probabilidad. . .

un ricachón, un pobre de solemnidad,un alemán convencido o un europeo,retrógrado o progresista – dependien-do en cada caso de los vientos que so-plaran en los siglos correspondientes.Entre 1933 y 1945, cuando Goebbelscreyó haber visto la lucha de la razasuperior en el cuadro de Durero “ElCaballero, la Muerte y el Diablo”, elpropio “regente” del Reich, natural deBraunau, lo ascendió a la categoría de“santo en el altar del arte alemán”.Apenas habrían podido “ascenderle”más bajo.

Al propio Durero le hubieran gustadomás las fiestas de los años 1928 y1971, con motivo del 500 aniversariode su muerte y el 500 de su nacimiento.Durante ambos años conmemorativos,el arte ocupaba un puesto claramentemás destacado que el comercio. Hoyen día, el maestro acecha en cada rincón de la calle que lleva su nombre,en forma de velas de Durero, cenicerosde Durero, tazas de Durero, estomacalesde Durero, liebres de Durero. . . Quizáseso fuera lo que habría querido hacerAlberto Durero, el pintor, grabador, dibujante, cincelador y tratadista deNuremberg: vivir y amar, pintar y ganardinero, viajar y quedarse en casa – ysin que le importara a nadie, ni a la ciudad, ni al país, ni al mundo y ni siquiera a lo largo de más de 500 años.Pero seguramente ya no se sorprenderíade nada. Aunque su “San Jerónimo ensu Celda” se convirtiera en portero ylas “Manos rezando“ en “Manosaplaudiendo”. Alberto Durero seríaahora también el inventor de “La Ola”.Con toda seguridad, el melancólico sereiría a carcajadas. Por primera vez ensu larga vida, tan rica en las más diversas connotaciones.

Traducción: Renate Wagenschwanz y José Tola

German Art". One could hardly haveraised him any lower.

The celebrations in 1928 and 1971,on the 500th anniversary of his deathand the 500th anniversary of his birth, would probably have pleased himmost. In both commemorative yearsart ranked significantly higher thancommerce. Today the master lurks inevery corner of the Albrecht-Dürer-Straße in the form of Dürer candles,Dürer ashtrays, Dürer cups, Dürer bitters, Dürer hares…Perhaps the Nuremberg painter, copper engraver,graphic artist, draftsman and authorAlbrecht Dürer wanted only: to liveand love, paint and earn money, tra-vel and stay home – not have any importance, not for the city, not forthe country, not for the world and cer-tainly not for more than 500 years.Still he certainly wouldn't be sur-prised about anything more. Even ifhis St. Jerome in his Study would turninto a goalkeeper, his Praying Hands in-to Clapping Hands. Albrecht Dürernow also the inventor of the "Mexi-can wave" for sporting events. This melancholic man would very likelyroll on the floor laughing. For the firsttime in his long, eventful life, so richin meaning.

Translation: Karen Christenson

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„Die Betenden Füße”zeichnete Toni Burghartim Dürer-Jahr 1971. Im Jahr 2006 ergänzter den Titel aktuell: „Answered Prayers:Die Weltmeisterschaftin Nürnberg”.

burtstag, noch am besten gefallen, immerhin hatte inbeiden Gedenkjahren die Kunst deutlich vor demKommerz rangiert, das Malen vor dem Marketing.Und wie froh und tiefbewegt und jauchzend der Ein-geborene der Albrecht-Dürer-Stadt darüber ist,dassan jeder zugigen Ecke der Meister lauert in Formvon Dürer-Kerzen, Dürer-Aschenbechern, Dürer-Feuerzeugen, Dürer-Lebkoung-Dosen, Dürer-Tas-sen, Dürer-Schnapsgläsern, Dürer-Bocksbeuteln,Dürer-Magenbitter, Dürer-Gymnasium, Dürer-Pin-seln,Dürer-Hasen,Dürer-Rasen,Dürer-Rosen,– dasweiß die Dürer-Forschung auch nicht so ganz genau.

Vielleicht hatte der Nürnberger Maler, Kupferste-cher, Zeichner, Reißer und Schriftsteller AlbrechtDürer unter Umständen auch nur das gewollt: leben

und lieben, malen und verdienen, reisen und da-heimbleiben – und keine Bedeutung haben, nicht fürdie Stadt, nicht für das Land, nicht für die Welt undschon gleich gar nicht über 500 Jahre lang. Aberwundern würde er sich ganz bestimmt über nichtsmehr. Auch dann nicht,wenn sein „Männerbad“ jetztvielleicht zum Entmüdungsbecken im Franken-Sta-dion wird, sein „Hieronymus im Gehäus“ zum Tor-wart, sein „Rhinozerus“ zum Schiedsrichter und die„Betenden Hände“ – arschklar – zu den „Klat-schenden Händen“. Albrecht Dürer jetzt auch derErfinder der La-Ola-Welle. Da würde der Melan-choliker aus der Sebalder Altstadt ganz sicher ausvollem Zwerchfell grad naus lachen.Zum ersten Malin seinem langen, an verschiedenen Bedeutungensehr reichem Leben.