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TAROT HEUTE Verbandszeitung des Tarot e.V. Ausgabe 15– Juli 2007 Liebe Tarotfreunde, in dieser Ausgabe gibt es viel über unsere Verbandsarbeit zu berichten. Die diesjährige Mitgliederversammlung fand am 9. Juni in München statt und hat so manche Diskussion und neue Anregung gebracht. Über das Protokoll hinaus, das jedes Mitglied erhalten hat, möchten wir auch denjenigen, die nicht daran teilnehmen konnten, einen kleinen Eindruck von dieser Veranstaltung vermitteln, auf der es meist lebhaft zuging und nie langweilig wurde. Natürlich gab es wieder eine Jahreslegung für den Tarot e.V., die auch diesmal von zwei Teilnehmern interpretiert wird. Lasst euch von den nachdenklichen Gedanken von Kirsten Kretschmar und der Tarotgeschichte von Renato Ugolini zu eigenen Deutungen anregen! Darüber hinaus gibt es erfreulich viel über die Aktivitäten verschiedener Ortsgruppen und einzelner Mitglieder vom hohen Norden bis in den tiefen Süden zu berichten. Des Weiteren möchten wir, wie angekündigt, in dieser neuen Ausgabe von TAROT HEUTE das Schwerpunktthema Tarot und Karriere zum Abschluss bringen, bevor wir uns in der nächsten Ausgabe dem Thema „Körper, Geist und Seele - Was vermag Tarot in Verbindung mit anderen Beratungsmethoden und Heilsystemen?“ widmen. Wir wünschen euch allen viel Spaß beim Lesen und einen sehr schönen Sommer, wo immer ihr ihn verbringt. Herzlichen Grüße eure Annegret Zimmer Redaktion TAROT HEUTE IMPRESSUM: TAROT HEUTE ISSN 1613-6675 Verbandszeitung des Tarot e.V. c/o Annegret Zimmer Thomasiusstr. 30 06110 Halle Redaktion: Annegret Zimmer Kontakt: [email protected] Erscheint vierteljährlich im Januar, April, Juli u. Oktober Redaktionsschluss jeweils 1. März, 1. Juni, 1. Sept., 1. Dez. Für den Inhalt der Beiträge zeichnen die Verfasser verantwortlich. Abgebildete Karten aus dem Universal Rider Tarot Copyright 2003 AGM AGMüller/Urania Verlag, CH-8212 Neuhausen a/Rheinfall Die Fotos in dieser Ausgabe wurden bereitgestellt von Carola Lauber, Bernd Kreuzer und Kirsten Kretschmer

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TAROT HEUTE

Verbandszeitung des Tarot e.V.

Ausgabe 15– Juli 2007

Liebe Tarotfreunde, in dieser Ausgabe gibt es viel über unsere Verbandsarbeit zu berichten. Die diesjährige Mitgliederversammlung fand am 9. Juni in München statt und hat so manche Diskussion und neue Anregung gebracht. Über das Protokoll hinaus, das jedes Mitglied erhalten hat, möchten wir auch denjenigen, die nicht daran teilnehmen konnten, einen kleinen Eindruck von dieser Veranstaltung vermitteln, auf der es meist lebhaft zuging und nie langweilig wurde. Natürlich gab es wieder eine Jahreslegung für den Tarot e.V., die auch diesmal von zwei Teilnehmern interpretiert wird. Lasst euch von den nachdenklichen Gedanken von Kirsten Kretschmar und der Tarotgeschichte von Renato Ugolini zu eigenen Deutungen anregen! Darüber hinaus gibt es erfreulich viel über die Aktivitäten verschiedener Ortsgruppen und einzelner Mitglieder vom hohen Norden bis in den tiefen Süden zu berichten. Des Weiteren möchten wir, wie angekündigt, in dieser neuen Ausgabe von TAROT HEUTE das Schwerpunktthema Tarot und Karriere zum Abschluss bringen, bevor wir uns in der nächsten Ausgabe dem Thema „Körper, Geist und Seele - Was vermag Tarot in Verbindung mit anderen Beratungsmethoden und Heilsystemen?“ widmen. Wir wünschen euch allen viel Spaß beim Lesen und einen sehr schönen Sommer, wo immer ihr ihn verbringt. Herzlichen Grüße eure Annegret Zimmer Redaktion TAROT HEUTE IMPRESSUM:

TAROT HEUTE ISSN 1613-6675

Verbandszeitung des Tarot e.V. c/o Annegret Zimmer

Thomasiusstr. 30 06110 Halle

Redaktion: Annegret Zimmer Kontakt: [email protected]

Erscheint vierteljährlich im Januar, April, Juli u. Oktober

Redaktionsschluss jeweils 1. März, 1. Juni, 1. Sept., 1. Dez. Für den Inhalt der Beiträge zeichnen die Verfasser verantwortlich.

Abgebildete Karten aus dem Universal Rider Tarot

Copyright 2003 AGM AGMüller/Urania Verlag, CH-8212 Neuhausen a/Rheinfall

Die Fotos in dieser Ausgabe wurden bereitgestellt von Carola Lauber, Bernd Kreuzer und Kirsten Kretschmer

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INHALT Die Mitgliederversammlung des Tarot e.V. 3 Bericht von Annegret Zimmer Unsere Verbandslegung 7 Legesystem von Renato Ugolini Einige Gedanken zur Vereinslegung des Tarot e.V. für 2007/08 8 Von Kirsten Kretschmer MV-Legung 2007 mit Engelchen und Teufelchen 10 Renato Ugolini erlebt die Jahreslegung des Tarot e.V. Tarot und Karriere II - Burn Out und Depression 12 Von Susanne Zitzl Die Freiheit auf dem Schicksalsweg oder Was ist eine gute Beratung? 18 Von Hajo Banzhaf Tarot als Spiegel der Grundenergien des Menschen II - Praxisbeispiel 26 Aus der Prüfungsarbeit Stephan Lange Eiskalte Schwerterlogik bei Schweizer Hitzegranden 31 Bericht vom STT von Kirsten Kretschmer Neues vom Norddeutschen Tarot Treff 32 Von Kirsten Kretschmer Aktuelles 34 Tarot Psychologie - Traumberuf 39 Von Ernst Ott Buchrezension Brigitte Theler: „Liebes-Tarot“ 42 Von Carola Lauber Der Jane Austen Tarot 44 Von Kirsten Kretschmer Erlebnis Tarot 47 Vom Seemann zum Sehmann und Sämann! Von El Fantadu Bernd Kreuzer Ausblick auf die nächste Ausgabe 49

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Die 4. Mitgliederversammlung des Tarot e.V. Bericht von Annegret Zimmer Am 9. Juni 2007 traf sich der Tarot e.V. zu seiner bereits 4. Mitgliederversammlung. Tagungsort war wie schon im Vorjahr das Schloss Nymphenburg in München, wo die Räume und auch der Garten der Schweisfurt-Stiftung wie immer einen angenehmen Rahmen boten. Das heiße Frühsommerwetter ließ Erinnerungen an den Abend der Vereinsgründung am 31. Mai 2003 aufkommen. Der sommerliche Elan griff auch auf viele Anwesenden über, und so wurde manches Thema hitzig diskutiert.

Am Beginn stand wie immer eine Vorstellungsrunde, die in Anbetracht der über 50 anwesenden Mitglieder kurz ausfallen musste. Sehr erfreulich war die Anwesenheit vieler unserer österreichischen und Schweizer Mitglieder. Auch aus Frankreich war ein Mitglied angereist. Insgesamt hat der Tarot e.V. inzwischen 206 Mitglieder, die längst nicht mehr nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Hause sind. Auch aus dem nicht deutschsprachigen Ausland verzeichnet der Tarot e.V. Zuwachs, so aus den Niederlanden und Großbritannien. Unser Mitglied Dagmar Loos gar lebt in Chile. Weitere statistische Informationen besagen, dass die Zahl der weiblichen Mitglieder mit 79 % immer noch weit überwiegt. Das Durchschnittsalter liegt bei

48 Jahren. Von den Sonnenzeichen sind die Fische am meisten vertreten. Schlusslichter stellen die Schützen dar. Ob man daraus eine besondere Neigung bestimmter Sternbilder zu Tarot und Esoterik ableiten kann, bleibt allerdings fraglich. Langjährige Beobachter konnten jedenfalls keinen Zusammenhang feststellen. Ein wichtiger Punkt war wie immer die Berichterstattung über unsere Finanzlage. Die Kassenprüfung durch Praxida Siehl und Roe hatte ergeben, dass die Vereinskasse nicht nur gut gefüllt, sondern auch sehr gut geführt war. Der Kongress im vergangenen Jahr hatte einen Gewinn von 1.800 € erbracht, was durchaus nicht selbstverständlich ist - andere Vereine haben mit ihren Kongressen finanziell weit weniger gute Erfahrungen gemacht. Der Tarot e.V. nahm 2006 ca. 7.000 € durch Mitgliederbeiträge und 27.000 durch die Zusammenarbeit mit Astro & More ein. Der Kassenstand zum Ende der Jahres betrug 23.000 €, von denen 20.000 € in Festgeld angelegt sind. Wir können uns - auch dank der Zusammenarbeit mit Zukunftsblick - als einen wohlhabenden Verein ansehen. So war uns eine Geldspende an den Förderverein für Spielkarten möglich. Auch konnten wir unsere verbandsinternen Ausgaben in angenehmer Weise leicht anheben, da wir über ein finanzielles Polster verfügen. Als weiterer Punkt stand die Neuwahl des Vorstandes an. Die Mehrheit der Anwesenden sprach sich für eine Wahl von Vorsitzendem, Kassenwart und Schriftführer im Block aus. Doch gab es auch Stimmen, die sich eine geheime Wahl wünschen, bei der zudem mehrere Kandidaten zur Auswahl stehen sollten. Da in diesem Jahr keine weiteren Kandidaten zur Verfügung standen und die nächste Wahl Satzungsgemäß erst im Jahr 2009 anstand, schlug Hajo Banzhaf eine Alternative vor: Satzungsgemäß ist es möglich, anstelle einer Neuwahl den bestehenden Vorstand für die Dauer eines Jahres kommissarisch im Amt zu bestätigen. Von dieser Möglichkeit machten die anwesenden Mitglieder gern Gebrauch, so dass anonyme Wahlen bereits für das nächste Jahr vorbereitet und weitere Kandidaten in aller Ruhe gewonnen werden können. Davon unberührt blieb, dass die beiden bewährten Kassenprüfer auch für die nächsten

Blick ins Auditorium der Mitgliederversammlung 2007

Der alte und - kommissarische - neue Vorstand

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beiden Jahre durch Wahl im Amt bestätigt wurden. Einen weiten Raum nahm die Diskussion über die Umsetzung der Vereinsziele ein. Viele unserer Anliegen entwickeln sich in erfreulicher Weise. Vor allem die Verbreitung von Information über Tarot durch Internet und ähnliche Kanäle zeigt gute Erfolge. Weiterhin umstritten bleibt die Zusammenarbeit mit Zukunftsblick. Renato Ugolini stellte die Frage in den Raum, ob es im Sinne des Tarot e.V. sei und den Vereinszielen entspreche, dass alle Beiträge unter dem Namen Hajo Banzhaf und nicht unter dem Logo des Vereins erscheinen und dass nur geprüfte Mitglieder dort veröffentlichen dürfen. Hajo Banzhaf erläuterte darauf hin den Werdegang dieser Zusammenarbeit: Die Bitte, monatlich für Zukunftsblick zu schreiben, wurde von der Redaktion an ihn persönlich heran getragen. Da dieser Arbeitsaufwand für ihn selbst jedoch zu groß war, hatte er die Idee, Mitglieder des Tarot e.V. ins Boot zu holen, ein Vorschlag, der von der Redaktion Zukunftsblick unter der Bedingung angenommen wurde, dass die Beiträge dennoch unter dem Namen Hajo Banzhaf firmieren. In Verhandlungen mit der Redaktion konnte dann doch durchgesetzt werden, dass auch die Namen und Wohnorte der Autoren beim jeweiligen Beitrag erscheinen. Gegen eine Nennung des Tarot e.V. hingegen sperrte sich die Redaktion. Es steht also zur Zeit nicht zur Debatte, ob der Tarot e.V. im Zuge der Beiträge als Urheber genannt wird oder nicht. Die Frage kann nur lauten, ob wir unter dieser Bedingung weiterhin mit Zukunftsblick zusammenarbeiten oder künftig darauf mit allen Konsequenzen verzichten wollen.

Verständlicherweise entspann sich eine längere heftige Diskussion um dieses Thema, bei der viele Aspekte der Angelegenheit beleuchtet wurden. Eindeutig klar dürfte wohl sein, wie ein Mitglied ausführte, dass der Tarot e.V. längst nicht da wäre, wo er jetzt in seiner Entwicklung steht, wenn diese Zusammenarbeit nicht stattfinden würde. Dies bezieht sich nicht nur auf unsere finanzielle Ausstattung, sondern - Dank der sehr hohen Auflage von Zukunftsblick - auch auf den Bekanntheitsgrad von Tarot. Viele Autoren können zudem über positives Feedback auf ihre Beiträge berichten. Darüber hinaus gibt es aber auch Mitglieder, die der Zusammenarbeit mit Zukunftsblick skeptisch gegenüberstehen und ein offenes Auftreten des Tarot e.V.

als Kooperationspartner nicht begrüßen würden. Regina von Hillebrandt stellte klar, dass sie absolut kein Interesse daran habe, mit Zukunftsblick in Verbindung gebracht zu werden, auch wenn dieses Medium weiterhin vom Tarot e.V. genutzt werden sollte. Der derzeitige Zustand ist daher wohl für alle Seiten, wie es Johannes Fiebig ausdrückte, ein guter Kompromiss. Es blieb die Frage nach dem möglichen Autorenkreis bestehen. Da Hajo Banzhaf für jeden Beitrag persönlich verantwortlich zeichnet, auch wenn die Autoren namentlich angegeben werden, kann die Entscheidung, wer in Zukunftsblick schreibt, auch nur bei ihm liegen. Bisher war die Auswahl auf geprüfte Mitglieder beschränkt. Künftig kann geprüft werden, ob auch andere Mitglieder über die Qualifikation hierfür verfügen. Aber unter welchem Namen auch immer veröffentlicht wird, die Qualität ist dabei entscheidend. Ziel des Tarot e.V. ist es, Tarot bekannt zu machen. Und diesem Ziel dienen wir am besten mit Beiträgen von hoher Qualität. Dies wird auch dadurch unterstrichen, dass Sabine Lechleuthner das Lektorat der Beiträge in Zukunftsblick im Auftrag des Tarot e.V. übernommen hat, um Fehler zu vermeiden. „Wir sind der Lichtblick in Zukunftsblick“ brachte es Nikolai Strunkmann-Meister auf den Punkt. Bei der Auswertung der Arbeit unserer Vereinszeitung Tarot Heute kam wieder die Frage auf, ob wir dem Zukunftsblick nicht eine eigene Zeitschrift entgegensetzen können. Im letzten Jahr haben wir den Versuch unternommen, eine gedruckte Version unserer Zeitung heraus zu bringen. Zwar sind die meisten Exemplare

Renato Ugolini bei seinem Diskussionsbeitrag

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inzwischen an den Mann oder die Frau gebracht, aber viele wurden, wie sich heraus stellte, aufgrund der hohen Kosten eher verschenkt als verkauft. Aus dem Auditorium kam der Vorschlag, mit Zeitungsvertrieben über die öffentliche Verbreitung zu verhandeln, um hier günstigere Konditionen zu erzielen und kostengünstigere Auflagezahlen zu erreichen. Doch dem steht die Erfahrung aus der Medienszene entgegen, wie Ingrit Sommer darlegte, dass neue Zeitschriften sich allgemein nur etwa 6 Monate halten. Eine eigene Zeitung ist unter den derzeitigen Bedingungen nicht realisierbar. Andere Möglichkeiten bieten sich durch weitere Sonderausgaben der Zeitung in gedruckter Form an. Hierfür wird sich Johannes Fiebig mit der Redaktion von Tarot Heute zusammen tun. Roe hatte sich die umfangreiche Aufgabe gestellt, die Satzung des Tarot e.V. auf Lücken bezüglich rechtlicher Vorschriften zu untersuchen. Seine Ergebnisse stellte er auf mehreren Folien vor. So sind u. a. neue gesetzliche Reglungen des Signaturrechts, der Haftung bei Verletzung der Sorgfaltspflicht in ehrenamtlicher Tätigkeit sowie des Beschwerderechts in seinen Augen nicht ausreichend berücksichtigt. Die Frage war, ob dies eine Satzungsänderung notwendige machen wird. Praxida Siehl hielt dem entgegen, dass 90 % aller Anforderungen in einer Geschäftsordnung realisierbar sind, was eine kostspielige und zeitaufwändige Satzungsänderung erübrigt. Schließlich wurde auf Antrag von Helga Eichner eine Gruppe bestehend aus Roe, Helga Eichner, Andrea Schindler und Renato Ugolini gebildet, die alle zu ändernden Sachverhalte erarbeiten und zur nächsten Mitgliederversammlung vorstellen wird. Alljährlich gibt es auch Neues über den Stand der Prüfungen zu berichten. Der Tarot e.V. verfügte zum Zeitpunkt der Versammlung über 15 geprüfte BeraterInnen, die jüngste davon Helga Eichner, die ihre mündliche Prüfung erst am Vormittag des gleichen Tages abgelegt hatte. Es wurde beschlossen, die Frist zur Einreichung der schriftlichen Prüfung auf 12 Monate festzulegen. Mentoren sind berechtigt, diese Frist zu verlängern, falls es erforderlich sein sollte. Susanne Zitzl stellte die Frage, ob es sinnvoll sei, dass Mentor und Prüfer in einer Person vereinigt sind. Eine Befangenheit des Mentors ist so nicht auszuschließen. Da wir eine geringe Anzahl von Prüfern haben, ist diese Regelung jedoch momentan unumgänglich. Alle Infos zum Prüfungsstand liegen im Übrigen bei Carola Lauber vor.

Auch zur PR-Arbeit gab es eine Menge zu sagen. Leider ist unsere Presseabteilung nicht mehr für uns tätig, so dass die Namen der beiden Mitarbeiterinnen künftig von der Homepage entfernt werden. Wichtig ist es dennoch, dass sich der Verband zu Themen äußert, die mit Tarot zu tun haben, so zum Beispiel zu einem kürzlich angelaufenen Woody-Allen-Film, der deterministische Tendenzen im Tarot darstellte. In solchen Fällen sind, so Johannes Fiebig, umgehende Gegendarstellungen angebracht. Wichtig ist es, derartige Vorkommnisse aufzugreifen, sie eventuell im Forum zu diskutiert und an den Vorstand weiter zu gegeben. Kirsten Kretschmar bot sich an, einen Presseverteiler zu erstellen, um schnellstmöglich Reaktionen an die Medien zu leiten.

Auch die Frage ob und wann die Mitgliederversammlung an einem anderen Ort als München stattfinden soll, kam auf den Tisch. Das Team in München ist sehr eingespielt. Allerdings gibt es auch im norddeutschen Raum viele aktive Mitglieder, so dass ein Treffen dort wünschenswert wäre. In diesem Zusammenhang stellte sich auch die Frage nach dem nächsten Kongress. Da es schon Vorstellungen zu einer Tagung im Jahr 2008 gab, aber im Jahr 2009 der 100. Geburtstag des Rider Waite Tarot ansteht, wurde folgende Planung getroffen: 2008 findet eine Mitgliederversammlung in Verbindung mit einem kleineren Kongress in München statt. Ein großer - dann international angelegter - Kongress folgt 2009 voraussichtlich in Hamburg und wird von den norddeutschen Landesgruppen organisiert. Erste freiwillige Organisatoren meldeten sich gleich im Anschluss an die Veranstaltung. Ein Thema, was auch weiterhin offen bliebt, ist die Integration anderer Kartensysteme in den Ehrenkodex des Tarot

Renato Ugolini und Rosalie Brown präsentieren

die Jahreslegung

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e.V. So traf der Vorstoß von Rosali Brown, auch die Lenormandkarten hier aufzunehmen, allgemein auf wenig Zustimmung. Die Zukunft wird zeigen, ob derartige Kartensysteme, die vor allem den wahrsagerischen Aspekt des Kartenlegens bedienen, sich zu einem eben so soliden Beratungsmittel entwickeln, wie es Tarot schon seit mehr als 200 Jahren darstellt. Wie in den vergangenen Jahren wurde die Mitgliederversammlung auch diesmal mit einer Jahreslegung für den Tarot e.V. abgeschlossen. Diesmal stellte uns Renato Ugolini ein neues Legesystem hierfür zur Verfügung, und Rosali Brown zog die Karten. Nähres dazu in den folgenden Beiträgen von Kirsten Kretschmar und Renato Ugolini. Im Anschluss an 4 Stunden anstrengende Arbeit auf der Mitgliederversammlung bot ein gemeinsames Abendessen Gelegenheit zu relaxen, noch einmal viele der interessanten Themen zu diskutieren, neue Pläne zu schmieden und sich ganz einfach besser kennen zu lernen. Bis zum nächsten Jahr also!

Carola Lauber und Sabine Lechleutner

Theo Neu als Mundschenk

Hier „versteckt“ sich Susanne Zitzl

Tarot Heute Redakteurin Annegret Zimmer

Einige Impressionen vom gemeinsamen Abendessen nach der Mitgliederversammlung

Die Fotos stammen von Bernd Kreuzer und

Carola Lauber. Herzlichen Dank dafür!

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Unsere Verbandslegung

Legesystem von Renato Ugolini Gezogen von Rosali Brown am 9. Juni in München gegen 19:45 Uhr

1 Fundament 2 Was uns trennt 3 Was uns eint 4 Blinder Fleck 5 Himmlischer Beistand 6 Was wir erreicht haben 7 Was wir erreichen werden (Ziel) 8 Was von außen auf uns zukommt

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Einige Gedanken zur Vereinslegung des Tarot e.V. für 2007/08 Von Kirsten Kretschmer

Zum ersten Mal in der Geschichte des Tarot e.V. wurden die für das kommende Jahr anstehenden Ereignisse nicht anhand eines Keltischen Kreuzes prognostiziert. Unser Mitglied Renato Ugolini, der diese Veränderung im Vorfeld der diesjährigen Mitgliederversammlung angeregt hatte, präsentierte stattdessen eine speziell für diesen Anlass entworfene „Vereinslegung“. Dennoch wirkte die Energie des Keltenkreuzes vom Mai 2006 offensichtlich nach. So besetzen z.B. zwei Karten, die 6 Kelche (letztes Jahr auf Pos. 1) und die 7 Kelche (letztes Jahr auf Pos. 7), ähnliche Stellen wie im Vorjahr. Auch das Voranschreiten von der 6 (letztes Jahr endete die Legung mit Trumpf VI) zur 7 (siehe Pos. 6 und 8 der diesjährigen Legung) wird wieder aufgegriffen. Und selbst der sich damals abzeichnende Themenkreis Emotionalität/Spiritualität/Vision steht wie vor einem Jahr im Vordergrund. Ach was, im Vordergrund — die Legung fließt von Wasser gerade zu über! Bis auf eine Münzkarte und 2 Trümpfe besteht die Auslage, die am 9. Juni in München gegen 19:45 Uhr entstand, schließlich nur aus Kelchkarten. Und keine aktiven Impulse sind zu finden. Ich möchte sogar sagen, in der Legung „machen sich die Mannsbilder äußerst rar“. Die „Damenwelt“ regiert die Karten wie den Verein: Zum Zeitpunkt der MV 2007 sind 162 Frauen und 44 Männer Mitglied. Auch finden sich keine Schwerter, keine Stäbe, die der Legung und unserer Gemeinschaft etwas mehr Tatkraft und Zähigkeit für die Umsetzung von Zielen verleihen könnten. Vielleicht Ausdruck dessen, dass — wie es Schriftführerin Carola Lauber ausführte — das Sternzeichen Fische dem Verein derzeit vorsteht (22 Mitglieder), witzigerweise zahlenmäßig direkt von der unsicheren Waage (21 Mitglieder) gefolgt. Hat diese Gefühlsbetontheit etwas damit zu tun, dass Rosali Brown - selbst „Fischin aus Berufung“ - die diesjährige Kartenfee war? Oder ist es ein kleiner Hinweis darauf, dass Waage/“Fischin“ Kirsten Kretschmer, sich heute an einer emotionalen Deutung versucht? Im Vorjahr endetet, wie bereits erwähnt, die Legung mit dem einzigen Trumpf in der Auslage, VI, die Liebenden. Ich erinnere mich noch gut an das entzückte Raunen und den Applaus, die durch die gut gefüllten Reihen der damaligen Mitgliederversammlung wogten. Persönlich empfand ich diese (diesmal durch die 3 und 10 Kelche schön reflektierte) Euphorie als etwas befremdlich, kündigte die Karte für mich doch eher mangelnde Entscheidungsfreudigkeit, Harmoniebestreben und einen Hauch von Sentimentalität an. Wenig wundert es mich daher, dass die 6 Kelche, die ja letztes Jahr den Ausgangspunkt der Legung setzten, nun als das „bisher Erreichte“ wieder auftauchen. Viel scheint nicht wirklich geschehen zu sein beim Tarot e.V., jedenfalls nichts, was zu Verbindlichkeiten führen könnte. Und auch im nächsten Jahr ist wohl nicht viel Bewegung abzusehen. Schließlich betonen unsere Schutzpatroninnen für 2007/08 — die Herrscherin und die Gerechtigkeit sowie die Königinnen der Münzen und der Kelche — Ruhe, Reifen und Geduld. Es ist eben einfach noch nicht an der Zeit, aktiv aufzubrechen und das Banner des Tarot e.V. für alle sichtbar in einer breiten Öffentlichkeit zu hissen. Dies wird durch das erneute Fallen der 7 Kelche in der Außenposition noch einmal bekräftigt. Immerhin — ein zaghafter Anfang, das Thema PR dieses Jahr etwas dynamischer als bislang anzugehen — wurde kurz zuvor beschlossen. Nun bleibt abzuwarten, ob wir zunehmend von der Öffentlichkeit als Vertretung für seriösen Tarot wahrgenommen werden und ob Tarot e.V. allmählich in der Gesellschaft an Gewicht gewinnt. Ich denke, auf lange Sicht haben wir gute Chancen dazu. Schließlich bilden die 10 Kelche derzeit das Fundament unserer Vereinigung: Wahlverwandtschaft — die gemeinsame Freude am Tarot und der Wunsch, gemeinsam mit Gleichgesinnten und mit Herz etwas für unsere Leidenschaft zu erschaffen. Die Karte symbolisiert für mich auch die Zusammenkunft in Realiter: die liebevoll vorbereitete Mitgliederversammlung, die viele von uns sicher als den Jahreshöhepunkt unserer Verbindung erleben und feierlich begehen. Dass das Feiern — die 3 Kelche — uns dennoch gleichzeitig trennt, verwundert wenig, bedenkt man, wie wenig Zeit bei einer solchen Zusammenkunft wirklich bleibt, um alle kennen zu lernen und um die Anliegen einer jeden und eines jeden ausreichend zu würdigen. Und dann — wie bedacht sind wir alle darauf, keine schlechte Stimmung bei unsrem Jahresfest aufkommen zu lassen, auch wenn Spannungen durchaus im Raum liegen.

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Warum aber sollten wir uns auch das Feiern verderben lassen? Die Himmlische Gerechtigkeit (gibt es eine schönere Karte des überirdischen Beistands für einen spirituellen Verein?) wird schon alles richten, in ihrer Zeit und nach ihrem Ermessen, oft fern unserem eigenen Verständnis und Hoffen. Auch die Herrscherin, unser aller blinder Fleck, genießt es offensichtlich, sich zurückzulehnen und uns mal einfach machen zu lassen. Mit materieller Fülle hat sie uns ja bereits reichlich gesegnet und die Königin der Münzen als ihre Statthalterin eingesetzt. Wir sind, das wurde auf der Versammlung deutlich, ein wohlhabender Verein — und werden diesen Reichtum vorerst eher halten als ausschütten. Dass die Herrscherin uns zwischenzeitlich alle ausnahmslos mit Kreativität, Lebensfreude, Wachstum und vielfältiger Fruchtbarkeit — nicht nur pekuniärer Natur — beglücken möge, ist ein ganz persönlicher Wunsch von mir für den Tarot e.V. Und scheinbar gar nicht so unrealistisch, steht doch die Königin der Kelche als nächste Station auf unserer spirituellen Reise an. Die gemeinsame Vision, das Zulassen der Intuition und emotionalen Fülle, sind das Etappenziel. Ob wir dabei schnellem, nicht immer steuerbaren Wandel (QE 10) unterliegen oder das Festhalten an bewährten Strukturen (QE 4) bevorzugen, hängt nicht zuletzt davon ab, aus welcher Perspektive wir die allwissende Gerechtigkeit betrachten (die QEs unterscheiden sich, je nachdem ob der Trumpf als 8 oder 11 gezählt wird). Der Gerechtigkeit selbst ist, meine ich, auch solch eine Bewertung recht gleichgültig.

Unser Keltisches Kreuz 2006

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MV-Legung 2007 mit Engelchen und Teufelchen Renato Ugolini erlebt die Jahreslegung des Tarot e.V.

Tja da steh ich nun vor dem Flipchart, auf dem all die bunten Karten hängen, die Rosali in Vertretung aller gezogen hat, und frag mich, wie ich eigentlich auf dieses Legesystem kam. War ich es, der das erfunden hat? Es kommt mir vor, als hätte das wenig mit mir zu tun. So muss es wohl dem Hammer gehen, wenn er sieht, dass der Nagel drin ist. So ist es halt mit den Gaben, mit dem Verstand kommt man nur ins Grübeln, statt sich am Resultat zu freuen. Da hör ich auf einmal eine helle Stimme fast singen: „Oh, was für eine schöne Legung!“. Ich bin so baff ob dieses wunderschönen Engelchens, das einfach so da ist, dass ich gar nichts sagen kann. Immer noch völlig fasziniert von der Erscheinung, schrecke ich richtig auf, als es von unten her tönt: „So eine Schleimerlegung!“. Ein fettes rotes Teufelchen klopft sich die letzten Kohle- und Schwefelstücken vom schwarzen Mantel und zeigt drohend mit seinem Dreizack auf die Bilder. „Ein Tarotmeister und eine liebliche Fee haben das mit einander vollbracht.“, herzt das Engelchen drauflos. „Tarotmeister“, lacht das Teufelchen. „Wenn ich das schön höre! Ist doch nur pure menschliche Eitelkeit!“ Die beiden scheinen mich gar nicht wahrzunehmen. Damit das so bleibt, werde ich ganz stumm und versteck mich schnell hinter dem Board um zuzuhören.

„Papperlapapp“, sagt da das Engelchen. „Stimmt gar nicht, der ist ganz ehrlich und betet viel zu uns.“ „Hohoho“, lacht das Teufelchen höhnisch. „Na dann solltest du ihn mal hören, wenn er mal wieder vor Ungeduld platzt und sein Schicksal verflucht.“ Leicht bekümmert und doch sicher, dass der Meister hier was Gutes erschaffen hat, fliegt das Engelchen mit vielen „Uii, wie schön“ von einer Karte zur anderen. „Was soll daran schon schön sein“, murrt das Teufelchen. „Sieh doch nur das glückliche Fundament, wie to…“ Doch Engelchen kommt nicht weiter, den Teufelchen unterbricht es ganz schroff: „Fundament!!“, schreit es. „Haha, das soll ein Fundament sein? Das ist doch nur Friede, Freude, Eierkuchen! Ich schick mal ein bisschen Kritik von außen, mal sehen was dann von dem Fundament übrig bleibt!“ (10 Kelche auf Position 1 /unser Fundament) „Aber Nein, nein“ wirft da das Engelchen ein. „Sie haben sich gefunden in der Freude am Tarot. Jetzt sind sie eine wachsende Familie!“ „Klar Familie, weißt ja wie es in Familien zugeht, guck dir doch nur mal an, was die trennt. Vorne prosten sie sich zu, und hinten rum schmieden sie Allianzen gegeneinander. Die Weiber können doch nie miteinander“. (3 Kelche auf Position 2 /was uns trennt) Missmutig über die Aussage des Teufelchen verschränkt Engelchen seine Flügel vor der Brust und murmelt trotzig etwas leise: “Ja, aber es gibt viele die das erkennen und dagegen handeln.“ „Die hält doch nur die Kohle zusammen, bin mal gespannt, wann die so richtig Krach dadurch kriegen“, neckt das Teufelchen. „Geld ist nicht schlecht, nur was man damit macht ist wichtig.“, hält Engelchen dagegen. „Ach und woher´s kommt, interessiert keinen?“ „Es wurde ehrlich verdient, und großzügig verteilt“. „Na da bin ich mir nicht so sicher“ „was weist ….“ (Königin der Münzen auf Position 3 /was uns vereint)

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Die beiden verstricken sich in eine hitzige Diskussion, der ich gar nicht mehr folgen kann, bis das Engelchen entmutig und traurig vor der Karte der Herrscherin rumschwirrt. (Die Herrscherin auf Position 4 /Blinder Fleck) „Was ist den jetzt?“, fragt das Teufelchen ungewohnt mitfühlend (auch Teufelchen haben blinde Flecks). „Sie sehen nicht, wie viel Zeit alles eigentlich braucht. Tarot braucht Zeit um wachsen zu können, braucht Hege und Pflege. Hoffentlich übersehen sie bei all den Diskussionen nicht ihre Liebe zum Tarot.“ „Das kommt noch.“, entwischt es da dem Teufelchen und es beißt sich gleich auf die Lippe, hoffentlich hat das der Chef nicht gehört, denkt es sich. „Wenngleich, den Garten haben sie ja bestellt, mit der Münz Königin“, grübelt das Engelchen vor sich hin und schöpft so wieder Hoffnung. Noch mehr davon bekommt es als es den großen Engel der Gerechtigkeit betrachtet, der dem Verein beisteht. Wie gut, dass es wenigstens himmlische Gerechtigkeit gibt, wo es doch auf Erden so schwierig ist, alles unter einen Hut zu bringen, denkt es ganz entzückt. „Pah, Gerechtigkeit, wie langweilig, hätten mal lieber ne Karte von unten gezogen! Das hätte Power und Sex gegeben!“, spricht Teufelchen, als hätte es Engelchens Gedanken erraten. (Gerechtigkeit auf Position 5 /himmlischer Beistand) Doch das fliegt schon wieder - ganz weg von soviel Harmonie - um die nächste Karte. „Sieh doch nur, was sie schon alles erschaffen haben! Welch geschützten Rahmen, welch frohen Austausch, welche Hingabe, wie viel Hilfsbereitschaft!“ „Woahh, Engelchen, du bist einfach nur sentimental!“ (6 Kelche auf Position 6 / was bisher erreicht wurde) „Komm schon, Teufelchen, du musst zugeben, dass sich das fortsetzt in der Königin der Kelche, und wie da der andere Teil der Kaiserin nun doch zur Geltung kommt, wie die Intuition mehr geschätzt wird, wie viel Verständnis da ist und so ganz viele Fragende anziehen wird“, schwärmt Engelchen. (Königin der Kelche auf Position 7 / was wir erreichen werden) „Uuhhhaa, nee, nie und nimmer, die Alte sitzt doch nur passiv auf ihrem Arsch und lässt sich den Rest Wein, der übrig blieb, einschenken“, motzt Teufelchen wieder in alter Frische. „Und überhaupt, die kapiert eh kein Mensch, weil alle nur immer das sehen, was sie sehen wollen! Du bräuchtest da schon meinen Boss, um denen mal den Spiegel vorzuhalten!“ (7 Kelche auf Position 8 / Was von außen auf uns zukommt) Für diesmal muss Engelchen klein beigeben, doch verweist es noch ganz rasch auf den Schattenmann: „Vergiss aber nicht, kleiner Bruder, es wird immer diejenigen geben, die die Botschaft hören, auch wenn man von denen meist nicht viel mehr als ein Schatten sieht.“ Ein dumpfes Grollen ertönte, und der Boden öffnete sich Glutrot. „Uhh, die Geschichte mit dem Brüderchen hat er nicht vergessen, ich muss jetzt ganz schnell weg, tschüss bis zum nächsten mal Schwesterchen!“ Schwupps und weg war es, das kleine Teufelchen, und alles war wieder wie zuvor, als sei nie was gewesen. Hinter der Stellwand hervorschauend, seh ich aus den Augenwinkeln noch etwas davon fliegen. Hat es mir da nicht gerade zugezwinkert?

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Tarot und Karriere – Teil II Burnout und Depression – wenn die Seele die Notbremse zieht

Von Susanne Zitzl

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Fortsetzung des Artikels „Karriereplanung mit Tarot aus der vorigen Ausgabe von Tarot Heute“. Diesmal geht es um die Schattenthemen in der heutigen Berufswelt, wie z.B. das Burnout-Syndrom. Einleitend sei noch zu betonen: Das „Burnout“-Syndrom ist umstritten, teilweise wird es als eine populäre Erscheinung angesehen, für die es kein offizielles Krankheitsbild gibt, andererseits wird Burnout von einigen Medizinern als ernstzunehmende Erkrankung betrachtet. Doch unabhängig davon möchte ich darauf hinweisen, dass der Beitrag keinesfalls den Arzt oder Psychologen ersetzt, sondern lediglich die persönlichen Erfahrungen der Autorin wiedergibt und dabei primär die Verbindungen zum Tarot gezogen werden. Burnout ist in der heutigen Berufswelt mittlerweile in aller Munde, doch eine eindeutige Diagnose gibt es nicht. Viele sehen in der Erkrankung, die mitunter viele Gesichter haben kann, ein klares Zeichen unserer heutigen schnelllebigen Zeit. Tatsächlich fühlt sich in der westlichen Berufswelt ein großer Teil der Menschen physisch und psychisch überfordert. Auch ist das Burnout-Syndrom nicht primär ein Phänomen unter Managern und Führungskräften, ebenso wenig ist ausschließlich das Personal in den Pflegeberufen davon betroffen. Nein, Burnout betrifft heute Angehörige sämtlicher Berufsgruppen und unterschiedlichster Bereiche mit Schwerpunkt auf dem Dienstleistungssektor. Statistisch gesehen „trifft es“ in erster Linie Menschen des mittleren Alters, die mit beiden Beinen im Leben stehen: den aufstrebenden Jungmanager oder die langjährige Mitarbeiterin in einem Callcenter, den Informatik-Studenten oder die Sekretärin… Fakt ist aber auch, dass die frühere „Erschöpfungsdepression“, die vom Krankheitsbild her mit dem Burnout übereinstimmt, bereits in der Bibel zu Sprache kam, was unter den heutigen Psychologen als „Elia-Müdigkeit“ bekannt ist und mit dem modernen Burnout gleichgesetzt wird. Der Prophet Elia soll hier unter einer Erschöpfungsdepression gelitten haben: „Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! ... Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.“ (1. Könige 19,3-8) Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass der Energie-Akku plötzlich leer ist? Was führt dazu, dass Freude an der Arbeit und Engagement einer chronischen Demotivation und Lustlosigkeit weichen? Laut den Autoren Axel Koch und Stefan Kühn1) geht der Krankheit oft eine jahrelange berufliche (oder private) Überforderung voraus, die das körpereigene Stressregulatorensystem aus der Balance bringt. Fakt ist auch, dass das Burnout fast immer Menschen trifft, hinter deren äußerer Stärke ein Hunger nach Anerkennung steckt. Die „Burnout-KandidatInnen“ zeichnen sich in fast allen Fällen als außergewöhnlich leistungsbereite, motivierte und engagierte Mitarbeiter aus. Mit anderen Worten: nur wer vorher wirklich „gebrannt“ hat – also buchstäblich Feuer und Flamme war – kann auch wirklich ausbrennen. Im Tarot wird eine hohe berufliche Motivation oftmals angezeigt – häufig durch auffällig „feurige“ Karten. Aber auch andere, eher unauffällige Karten können die Begeisterungsfähigkeit und den Ehrgeiz anzeigen:

Der Wagen (VII) symbolisiert Ehrgeiz und Pioniergeist. Taucht diese Karte auf, dann zeigt sie, dass der Betroffene bereit ist, sich auf die beruflichen Herausforderungen einzulassen, und dabei mutig und vielleicht auf revolutionär auftritt. Der Karrieresprung kann manchmal gar nicht schnell genug gehen, die Betroffenen können auch ungeduldig sein.

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Neben dem Wagen ist die Kraft (VIII/XI) die Motivationskarte schlechthin. Erscheint sie in einem Kartenbild zum Beruf, kann man davon ausgehen, dass der/die Betroffene ehrgeizig ist und voll Power die beruflichen Aufgaben anpackt, kaum verzagt und über großes geistiges und körperliches Leistungspotential verfügt.

Die 6 der Münzen mögen auf den ersten Blick eher unauffällig erscheinen, zeigen sie doch keine Stärke und nur bedingt Einflusskraft an – aber dennoch können sie auch ein Hinweis auf das „Helfersyndrom“ sein, das dem Burnout oftmals vorausgeht.

Auch diese Karten können eine hohe berufliche Motivation anzeigen:

Der Magier (I) steht für Inspiration und Schöpferkraft. Auch zeigt er Geschicklichkeit, Einflusskraft und Selbstentfaltung an. Taucht diese Karte auf, ist der Betroffene oftmals sehr ambitioniert und hat sich große Ziele gesetzt.

Der Herrscher (IV) kann eine Führungsrolle anzeigen. Zumindest steht er für Pflichtbewusstsein. „Wenn ich es nicht tue, dann kümmert sich niemand darum“ ist auch eine Affinität, die den Herrscher zugeordnet wird, weil er anzeigt, dass der Betroffene sich meist verantwortlich fühlt, wenn es um Recht und Ordnung geht.

Der Hierophant (V) ist nicht unbedingt eine typische Karriere-Karte, dennoch beschreibt er ein stückweit die ehrlichen Absichten des Betroffenen; ebenso zeigt er an, dass es der Ratsuchende ernst meint und vertrauenswürdig ist.

Tatendrang, Motivation und Selbstentfaltung kennzeichnen das As der Stäbe und zeigt somit die feurige und hoch motivierte Seite des Berufstätigen an.

Beruflich engagierte Menschen verschaffen sich grundsätzlich einen Überblick über ihre Situation und blicken zuversichtlich und optimistisch in die Zukunft. Die 3 der Stäbe sind ein Hinweis darauf.

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Von der Kraft zur Kraftlosigkeit – wie kommt es zu Burnout?

���� Viele Arbeitnehmer befinden sich heutzutage in einem permanenten Ausnahmezustand, der auch körperlich messbar ist: In akuten Stress- und Gefahrensituationen wird der Organismus durch körpereigene Hormonausschüttung mit Adrenalin, Cortison und weiteren Hormonen versorgt – ein Notmechanismus, der im Organismus für Ausnahmesituationen gedacht ist und als Verteidigungsmaßnahme eintritt, um alle Energiereserven zu mobilisieren, damit sich der Betroffene entweder wehren oder flüchten kann. Wenn dieser Extremzustand nun permanent und zu häufig eintritt und anhält, ist die logische Folge davon, dass der Mensch die meiste Zeit unter Strom steht und irgendwann mal „ausbrennt“. Zwar ist es heutzutage bekannt, wie gestresst die Menschen sind, und es gibt entsprechend viele Hilfsmittel hierfür – wie z.B. Bücher zu Zeitmanagement, Meditationstechniken, Essenzen uvm. - , doch die meisten dieser Hilfsmittel zielen darauf ab, uns noch besser und unfehlbarer zu machen - d.h. noch mehr in noch weniger Zeit zu schaffen - aber sie vermitteln kaum, wie der Betroffene in der heutigen Welt „einen Gang zurückschalten“ kann. Das Burnout-Syndrom tritt nicht schlagartig auf, sondern ist ein schleichender Prozess. Befindet sich am Anfang die kleine Motivationsschwäche, die meist mit körperlichen Beschwerden wie z.B. Rückenschmerzen oder Müdigkeit einhergeht, steht am Ende die totale geistige und körperliche Erschöpfung bis hin zu der Unfähigkeit, den Arbeitsalltag normal zu organisieren. Doch fatalerweise sind es wiederum oft die ausgebrannten Menschen, die sich erneut zusammenreißen, um den Anschein der Normalität zu wahren. Sie versuchen, ihre Krankheit zu verdrängen und ihre Freizeit mit Aktivitäten zu füllen. Viele Betroffene berichten, dass sie nur noch blind „wie auf Knopfdruck“ funktionierten. Zu beachten ist hier auch noch: Burnout tritt nicht nur ein, wenn die Menschen viel arbeiten, sondern wenn die Betroffenen trotz ihrer vermehrten Anstrengungen, nicht das bekommen, was sie erwartet haben. Das ist keine Seltenheit in der heutigen Berufswelt, wo viele das Gefühl haben, nie gelobt zu werden und keine Anerkennung oder Dank zu erhalten. Psychische Anzeichen für ein Burnout-Syndrom können sein:

- Reizbarkeit - innere Unruhe, Nervosität - Schlafstörungen - Unzufriedenheit - Gefühl der Überforderung - man muss sich zu jeder Tätigkeit aufraffen - starker Wunsch, zu schlafen und seine Ruhe zu haben - Vergesslichkeit - Konzentrationsmangel - Fehlerhäufigkeit steigt

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Folgende körperliche Anzeichen können bei Burnout-Syndrom auftreten:

- Körperliche Erschöpfung - Verdauungs- und Magenbeschwerden - Kopfschmerzen - Rückenschmerzen - Herzklopfen/Herzstiche - Enge-Gefühl in der Brust - Verspannungen (im Nacken- , Schulter und Rückenbereich) - erhöhte Krankheitsanfälligkeit - Migräne

Folgende Faktoren gelten als burnoutfördernd:

- hohes Arbeitspensum - schlechte Arbeitsbedingungen - fehlende Anerkennung - fehlende Motivation - Zeitdruck - Verwaltungszwänge - wachsende Komplexität bei den Arbeitsprozessen bzw. Unüberschaubarkeit bei den Arbeitsabläufen - Ständige Umstrukturierungen bzw. organisatorische Umstellungen ( wobei die Betroffenen nie einbezogen,

aber bei Misserfolgen notfalls verantwortlich gemacht werden) - schlechtes, unpersönliches oder bedrückendes Arbeitsklima, Betriebsklima und/oder schlechte

Kommunikation untereinander - wenig oder keine tragfähigen Beziehungen zu Kolleginnen oder Kollegen - Hierarchieprobleme - Angst vor Arbeitsplatzverlust

Tauchen die folgenden Karten in einer Berufslegung auf, heißt das natürlich nicht immer, dass der Betroffene an Burnout oder einer Erschöpfungsdepression leidet. Sie sind aber stets ein Hinweis auf bestimmte psychologische Profile, die auch im Falle des Burnouts auftreten:

Der Gehängte (XII) kann beschreiben, dass sich der/die Betroffene in einer Sackgasse befindet und auch oftmals eine Opferhaltung einnimmt. Ebenso kann die Karte für das buchstäbliche „Hängenlassen“ stehen, nämlich dann, wenn es an Motivation, Herausforderung und Zukunftsperspektive fehlt.

Auch wenn Burnout immer ein schleichender Prozess ist und sich die Dramatik des Turms (XVI) nie so offen zeigt, ist diese Karte ein Hinweis darauf, dass bei dem Betroffenen etwas Wichtiges gescheitert ist. Auch kann sie ein Hinweis auf einen – sowohl innerlichen als auch äußerlichen - Zusammenbruch sein.

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Die „klassische“ Karte, wenn es darum geht, dass einem der Job bereits „zum Halse heraushängt“: Die 4 der Kelche können ein ernst zu nehmender Ratschlag sein, die bisherige berufliche Strategie zu überdenken. Gründe hierfür kann es viele Geben: Entweder man ist schlichtweg demotiviert oder frustriert oder das tägliche Arbeitspensum ist bereits zu viel geworden, so dass wir auf einer anderen Ebene „gesättigt“ sind.

Die 8 der Kelche können manchmal ein Indiz sein, dass der tägliche Gang zur Arbeit viel Überwindung kostet.

Ist man burnoutgefährdet oder befindet man sich bereits im Zustand des Ausgebranntseins, schottet man sich oft gegenüber den anderen ab oder sperrt sich gegen Neuerungen; die 4 der Münzen können manchmal symbolisieren, dass wir nur noch im vertrauten Rahmen agieren und uns von der Umwelt abgrenzen. Auch können sie das sture Funktionieren nach Plan anzeigen.

Schuldgefühle und Gefühle der Unzulänglichkeit treten beim Burnout oftmals auf – die 5 der Münzen weisen darauf hin, dass der/die Ratsuchende den Glauben bereits verloren hat und sich in einer Not befindet. Auf einer eher vordergründigen Ebene kann die Karte auch anzeigen, dass die Zeit fehlt.

Die „klassische“ Karte, die erscheint, wenn der Akku leer ist und kein inneres Engagement mehr vorhanden ist: Die 2 der Stäbe können zwar auch nur Unentschlossenheit und eine temporäre Lustlosigkeit anzeigen, sind aber meist ein Hinweis auf innere Leere und Apathie.

Neben den 4 der Münzen zeigen auch die 9 der Stäbe an, dass der Betroffene sein (früheres) Engagement unter Verschluss hält und sich gegenüber der Umwelt abschottet. Die Unfähigkeit oder der Widerwille zu geben, geht oftmals mit dem bereits fortgeschrittenen Burnout-Prozess einher. Diese Karte kann ein Hinweis darauf sein.

Bei den 10 der Stäbe haben Ratsuchende oftmals das Gefühl, ständig zu geben, während nichts zurückkommt. Sie können im schlimmsten Falle auch direkt eine körperliche und geistige Überforderung anzeigen. Im weniger dramatischen Falle zeigt die Karte schlichtweg einfach „nur“ an, dass wir (vorübergehend) die Perspektive verloren haben.

Was ist zu tun, wenn man das Gefühl hat, ausgebrannt zu sein oder auf dem Wege dorthin?

- sich selbst beobachten und körperliche Warnsignale ernst nehmen - innere Einstellungen, die das Burnout fördern (keine Freizeit mehr genießen), ändern - unbedingt in Balance bleiben zwischen Arbeits- und Ruhezeiten - professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

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Viele Betroffene berichten außerdem, dass sie rückblickend das Burnout nicht als Krankheit verstanden, sondern als Schutzmaßnahme der Seele, an der sie gewachsen sind. Wie bereits eingangs erwähnt, ist der Tarot nicht dazu geeignet, eine Diagnose zustellen und das Burnout festzustellen. Er kann aber ein wertvoller Ratgebern sein, wenn es darum geht, seine eigenen eingefahrenen Muster und Verhaltensweisen zu hinterfragen und die professionelle Hilfe, die in Anspruch genommen wird, zu fördern und zu unterstützen. Literaturhinweise: 1) „Ausgepowert? Hilfen bei Burnout und Stress“ von Axel Koch und Stefan Kühn, Gabal-Verlag 2) „Wenn die Seele SOS funkt – Fitneßkur gegen Stress und Überlastung mit Checklisten und Fragebögen“ von Michael Stark und Peter Sandmeyer, Rororo-Verlag Copyright by Wasserfrau, Susanne Zitzl, Ingolstadt, www.wasserfrau.com

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Die Freiheit auf dem Schicksalsweg oder

Was ist eine gute Beratung? Von Hajo Banzhaf

Bevor man versucht, die Zukunft aus den Karten zu lesen oder sein Schicksal aus den Sternen zu erfahren, sollte man sich natürlich fragen, ob und inwieweit die Zukunft eigentlich feststeht. Die Meinungen darüber sind seit jeher gespalten. Es gibt Religionen wie den orthodoxen Islam, in dem die Lehre von der Prädestination (lat. Vorherbestimmung) vorherrscht. Und wie es scheint, glauben auch nicht wenige in der Welt der Esoterik, dass alles schon im Voraus feststeht, auch das, was ich hier im Weiteren schreiben werde, selbst wenn ich noch vor einem ziemlich weißen Blatt Papier sitze. Aber wenn dem wirklich so wäre, würde man dann nicht öfter die Schlagzeile lesen „Hellseher hatte wieder 6 Richtige im Lotto“? Das Christentum ist sich in dieser Frage uneins. Da es in der Bibel zahlreiche Belege für beide Sichtweisen gibt, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Vor allem sind es die biblischen Prophezeiungen, die ja – wenn man sie wörtlich nimmt – allesamt auf der Überzeugung beruhen, die Zukunft sei vorherbestimmt und deshalb auch für lange Zeiträume vorhersagbar. Schaut man aber in der Weltgeschichte zurück, so sind viele dieser Prophezeiungen nicht eingetroffen. „Noch nicht!“ würde ein echter Fundamentalist natürlich sogleich ergänzen. So sagte zum Beispiel Jeremia, einer der großen Propheten des Alten Testaments, für seine Zeit einen dramatischen und so nachhaltigen Untergang Babylons voraus, dass die Stadt danach „in Ewigkeit nicht mehr bewohnt werde.“ Das war im 6. Jahr-hundert v. Chr. Diesen Untergang hat sie nie erlebt. Stattdessen machte Alexander der Große die Stadt sogar zu seinem Regierungssitz. Später wurde sie nach und nach verlassen und verlor an Bedeutung, weil man eine neue Hauptstadt gebaut hatte. Aber bewohnt ist Babylon bis heute.

Die umfassendste Prophezeiung der Bibel findet sich aber in ihrem letzten Buch, der Apokalypse, in der Johannes das Ende der Welt beschreibt. Gleich zu Beginn heißt es dort „die Zeit ist nahe“, und am Ende sagt Jesus: „Ja, ich komme bald.“ Seither sind nahezu 2000 Jahre vergangen, in denen zahllose Ereignisse immer wieder als Beginn des Untergangs gedeutet wurden. Bislang hat die Welt sie allesamt recht gut überstanden. Natürlich lässt sich bei jeder nicht eingetroffenen Prophezeiung sagen, dass sie dann eben später kommt. Aber 2000 Jahre sind nach menschlichem Verständnis nicht „bald“. Und wenn die Angaben der Apokalypse nicht für das mensch-liche Verständnis geschrieben sind, dann ist dieses Buch als Prophezeiung nicht zu verstehen. Zu diesem Schluss scheinen inzwischen ja sogar die

Zeugen Jehovas gekommen zu sein, da sie nach fünf Fehlprognosen zumindest offiziell aufgehört haben, das Datum für den Untergang berechnen zu wollen. Dennoch ist man in einigen christlichen Kreisen weiterhin zutiefst davon überzeugt, dass alles strikt vorherbestimmt sei. Reformierte Kirchen, insbesondere die Calvinisten glauben sogar, dass von Anbeginn der Zeit an feststeht, ob ein Mensch nach seinem Tod in den Himmel kommt oder in die Verdammnis. Demnach sind die Menschen eigentlich nur Marionetten in einem Schauspiel, das Gott sich vor Ewigkeiten minutiös ausgedacht hat, und das ohne für uns erkennbaren Sinn und Zweck abgespielt wird, bis schließlich der letzte Vorhang fällt. Diese Ansicht steht allerdings im krassen Gegensatz zur christlichen Lehre von der Willens- und Entscheidungsfreiheit des Menschen, die vor allem in der katholischen Kirche einem Dogma gleichkommt. Da die Bibel für beide Ansichten genügend Belege liefert, wird die Diskussion um dieses Thema auch innerhalb der Kirchen gewiss weitergehen.

Johannes empfängt die Offenbarung

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Spätestens seit Aufkommen der ersten persönlichen Horoskope im 5. vorchristlichen Jahrhundert ist die Frage auch für die Astrologen relevant. Dabei haben Vulgärastrologen zumeist behauptet, alles sei vorherbestimmt und vorhersagbar, und drohendes Unglück ließe sich – wenn überhaupt – dann nur durch ihre Amulette abwenden. Dagegen hat die gelehrte Astrologie über all die Jahrhunderte überwiegend eine Haltung vertreten, die Johannes Kepler so ausdrückte: „Die Sterne sind nur der Vater deines Schicksals. Die Mutter ist deine eigene Seele.“ Somit ist die Sternenkonstellation zum Augenblick unserer Geburt unsere Anlage, die unser Schicksal erzeugt. Unsere Seele aber hat die Freiheit und die Aufgabe, das Ganze zu gestalten. Festgelegt sind wir nur, was unsere Ausgangssituation betrifft. Wir

sind in eine friedliche oder kriegerische Zeit, in eine ärmliche oder reiche Gesellschaft, in eine liebevolle oder eine zerstrittene Familie hineingeboren. Wir sind mit unserem genetischen Code als Mann oder Frau, als Farbiger oder Weißer, als großer oder als kleinwüchsiger Mensch in Europa, Afrika, Asien, Australien oder Amerika auf die Welt gekommen. Analog zu solchen äußeren Bedingungen gibt es eine innere Anlage, die uns ebenso angeboren ist. Wir sollten sie aber nicht als Fessel betrachten, sondern vielmehr als unsere Startrampe verstehen. Von Anfang an geht es darum, wie wir diese Anlage gestalten, wie wir unsere Möglichkeiten entfalten, und genau darin liegt eine immense Freiheit. Wir können Großes daraus machen oder uns ausliefern und aufgeben, noch bevor wir überhaupt angefangen haben, weil wir glauben, dass es sich ja sowieso nicht lohnt, da ja ohnehin alles feststeht. Oder aber wir machen uns auf den Weg, voller Neugier, wer wir eigentlich sind, was alles in uns steckt und was sich daraus machen lässt. Und wenn wir dabei einmal wieder an unsere Grenzen stoßen, beruhigt uns Albert Camus augenzwinkernd mit der Einsicht, dass die Fantasie uns über das hinwegtröstet, was wir nicht sein können, und der Humor über das, was wir sind. Eine bekannte Ausnahme unter den gelehrten Astrologen bildet Nostradamus, der Mitte des 16. Jahrhunderts seine berühmten Prophezeiungen niederschrieb und zwar gleich für die nächsten 2242 Jahre. Da er sich sehr bildhaft ausdrückte, ließen sich seine Prognosen immer nur im Nachhinein verstehen und irgendwelchen Geschehnissen zu-ordnen. Die einzige präzise Zeitangabe betraf die Sonnenfinsternis im August 1999, für die er die Ankunft eines Schreckenskönigs voraussagte, der vom Himmel käme. Nachdem wir heute wissen, dass die Sonnenfinsternis zwar ein viel beachtetes Spektakel war, aber keinerlei Katastrophe passierte, dürfen wir gewiss sein, dass auch Nostra-damus sich irrte und überschätzte, wenn er glaubte, die Zukunft stehe fest und er könne sie über Jahrtausende vorhersagen. Sicherlich gehört der Traum von der Willensfreiheit zu den Allmachtsphantasien unseres Egos. Aber jeder, der schon einmal zu Sylvester einen guten Vorsatz gefasst hat, weiß spätestens nach den Heiligen drei Königen, wie frei oder unfrei wir tatsächlich sind. Dabei handelt es sich in diesen Fällen ja nicht einmal um ein äußeres Schicksal, sondern um unsere Gewohnheiten. Doch sind gerade deren Fesseln so fein, dass man sie lange Zeit nicht spürt. Wenn man sie aber spürt, sind sie bereits so fest, dass man sie kaum noch zerreißen kann. Mark Twain sagte deshalb, dass man Gewohnheiten nicht aus dem Fenster werfen kann. Man muss sie Stufe für Stufe die Treppe herunterlocken. Für den freien Willen machte sich der Schriftsteller und Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer stark, wenn er – sicherlich augenzwinkernd – sagte: „Man muss an den freien Willen glauben. Wir haben keine andere Wahl“. Tatsächlich drehen sich viele unserer Gespräche darum, wer wann etwas getan hat und wie wir das finden. Wir sehen den Menschen als den Urheber seiner Handlungen und eben das glauben wir auch von uns selbst. Nur im Falle der Schuld suchen wir die Ursachen lieber in der Umgebung. Wir scheuen uns vor der Verantwortung, die wir für unsere Entscheidungen übernehmen müssen. Sie wiegt schwer und belastet uns, wenn wir eine falsche Entscheidung getroffen haben. Deshalb schieben wir Entscheidungen vor uns her, treffen sie nur halbherzig, halten uns Hintertürchen offen oder reden uns ein, dass wir keine Wahl haben. Die aber haben wir immer, und wenn sie

Das älteste uns bekannte Horoskop ist auf den 29. April 410 v.Chr. gestellt

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auch nur darin besteht, das, was wir erleben, anders zu sehen. Aber selbst wenn wir uns scheinbar nicht ent-scheiden, ist das unsere Entscheidung. Denn auch zum Zaudern und Zögern muss man sich entschließen. Wahrscheinlich kann es letztlich für keine dieser beiden Überzeugungen unumstößliche Beweise geben. Ebenso wenig wie sich beweisen lässt, dass wir wirklich leben und nicht nur alles träumen. Aber es gibt so etwas wie eine gefühlte Freiheit, die uns glauben lässt, dass wir absichtsvoll handeln. Und (nur) was wir glauben, wissen wir gewiss.

So paradox das klingt. Deshalb gibt uns der große Philosoph Spinoza zu bedenken: „Hätte der geworfene Stein Bewusstsein, würde er glauben, er fliege, weil er will.“ Vielleicht geht es uns ja so wie dem König, dem der kleine Prinz auf dem ersten Planeten begegnet. In dessen kleiner Welt gehorcht ihm selbst die Sonne. Auf seinen Befehl geht sie unverzüglich unter – vorausgesetzt natürlich, dass er den Befehl im richtigen Augenblick gibt! Wenn uns Philosophie und Religion keine klare Antwort geben, versuchen wir es doch einmal in der Welt der Naturwissenschaft. Dort ist man ja in weiten Bereichen lange von der Vorhersagbarkeit von Entwicklungen ausgegangen. Da die Physik uns lehrte, dass gleiche Ursachen stets gleiche Wirkungen haben, muss man nur die Ursachen erforschen, um vorhersagen zu können, wie sich etwas entwickelte. Doch wie oft diese Vorhersagen an die Welt der Sagen erinnern, wissen wir zum Beispiel bei der Zuverlässigkeit der Wettervorhersage. Auch hier glaubte man lange Zeit, wenn man

nur genügend genaue Messungen über genügend lange Zeiträume habe, dann könne man auch langfristig verlässliche Prognosen machen. Mit dem Aufkommen der Quantenphysik in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts und dank der Erkenntnisse, die die Chaosforschung hervorbrachte, wissen wir heute, dass solche Prognosen langfristig nie verlässlich sein können. Minimale Unterschiede in den Anfangsbedingungen können zu maximalen Unterschieden in den Ergebnissen führen. Das gilt für das Wetter, für die Börsenkurse, für das Zeitgeschehen und zahllose Tendenzen und Entwicklungen, die man „nicht linear“ nennt, und von denen man heute weiß, dass sie die überwiegende Mehrheit aller Entwicklungsprozesse darstellen. Auch der Lebensweg des Menschen zählt dazu. Hans-Peter Dürr, ein führender Quantenphysiker, hat deshalb gesagt, dass uns die Zukunft nicht aus pädagogischen Gründen vorenthalten werde. Wir können sie nicht sehen, weil es sie einfach noch gar nicht gibt. Und er vergleicht die Situation mit einem Stoß weißer, unbedruckter Karten, die erst dann ein Bild bekommen, wenn sie umgedreht werden. Die Zukunft ist nur als Potenzial vorhanden, als ein Feld von Möglichkeiten. Welche davon Gestalt annimmt, liegt an vielen Faktoren. Ganz sicher auch an uns. Darum sagt Margriet de Moor, dass sich ganz in der Nähe des Lebens, in dem wir vielleicht zufällig gelandet sind, ein anderes befindet, das wir genauso gut leben könnten.

Unser Leben ist eine ununterbrochene Kette von Entscheidungen, die in ihrer Summe unseren Lebensweg bestimmen. Tarot führt uns das in der Karte DER WAGEN vor Augen. Sie zeigt den Menschen, der sich auf seinen Weg begibt, wobei der Wagen von zwei völlig verschiedenen Kräften gezogen wird, die in vielen Tarotdecks von einer schwarzen und einer weißen Sphinx dargestellt werden. Diese beiden Zugkräfte stehen für die gegensätzlichen Interessen und Möglichkeiten, zwischen denen wir stets entscheiden müssen. Auf der einen Seite finden wir unsere guten Vorsätze, unsere bewussten Ziele und Ideale, denen unsere Gewohnheiten, Schwächen und instinktiven Reaktionen gegenüberstehen. Der Wagenlenker sind wir selbst und es ist unsere Aufgabe, diese beiden Zugkräfte so beieinander zu halten, dass sie gemeinsam vorwärts laufen und wir nicht ins Stocken geraten. Wohin uns der Weg führt und wie wir dabei entscheiden, liegt immer bei uns. Denn auch wenn wir uns nicht entscheiden, selbst wenn wir die Zügel loslassen und den Weg den Zugtieren überlassen, ist das unsere Entscheidung.

Der König, dem sogar die Sonne gehorcht

Die Zukunft gleicht einem Stoß unbedruckter Karten

Der Wagenlenker muss die unterschiedlichen Zugtiere zusammenhalten

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Das Ziel am Ende des Weges ist die Einheit. Damit ist der Mensch als geeinte Persönlichkeit gemeint, als jemand, der sich so lange an inneren und äußeren Widersprüchen gerieben hat, bis er darüber hinausgewachsen ist und zu einem ganzen Menschen wurde. Damit ist auch die Überwindung äußerer Trennungen und Spaltungen gemeint. In dem Augenblick, als Adam und Eva erkannten, dass sie Mann und Frau waren, war das Paradies verloren. Seither sind wir Menschen auf der Suche nach der verlorenen Einheit (was auf der Tarotkarte durch die goldene Spitze am Stab des Wagenlenkers symbolisiert wird). Solange wir uns noch als Mann oder Frau verstehen, zwischen Gut und Böse, Himmel und Erde oder Mensch und Gott trennen, haben wir den Gipfel der mystischen Einheitserfahrung noch nicht erreicht und müssen uns immer wieder aufs Neue zwischen allen möglichen Polen und Alternativen entscheiden.

Erst mit diesem Bewusstsein, das der Mensch symbolisch durch die Frucht vom Baum der Erkenntnis erhielt, betrat er die Welt der Zeit, in der es so etwas wie Zukunft zu geben scheint. Unseres Wissens denkt kein Tier darüber nach. Selbst wenn sich ein Eichhörnchen im Herbst einen Wintervorrat anlegt, dann nicht, weil es an den kommenden Winter denkt und sich darüber Sorgen macht, sondern weil es instinktiv das tut, was es stets zu jener Jahreszeit tut. Sich die Zukunft auszumalen und sich darüber zu sorgen, ist wirklich eine Eigenart des Menschen. Seit wir aus dem Paradies (der Unbekümmertheit) vertrieben wurden, leben wir im Sorgenland. Seither wissen wir – als einzige Lebewesen – dass wir sterben müssen. Deshalb haben wir auch eine Vorstellung von Zeit entwickelt, die wie ein Sicherheitsabstand zwischen dem Jetzt und dem Ende liegt. Deshalb denken wir über unsere Zukunft nach, machen uns Gedanken über unser Schicksal und versuchen zu verstehen, was das alles soll. So sind wir nun inzwischen 6 Milliarden Menschen auf der Erde, und keiner weiß letztlich warum. Aber alle fragen sich immer wieder nach dem Sinn

und finden dazu Antworten, an die sie glauben. „Der Mensch ist erwacht in einer Welt, die er nicht verstand. Seither versucht er, sie zu deuten“ sagte dazu C.G.Jung. Mit dem Erwachen des Bewusstseins haben wir das Paradies verloren, aber dafür unsere Entscheidungsfreiheit erhalten. Seither können wir Menschen uns – als einzige Geschöpfe – gegen unsere Natur entscheiden. Nur wir kennen die Wertung von Gut und Böse. Nur wir können Verantwortung für unser Tun und unsere Entscheidungen übernehmen. Nur wir denken über unser Schicksal nach. Das alles ist gleichzeitig entstanden und gehört deshalb auch im eigentlichen Sinn zusammen. Darum lässt sich die Frage nach Freiheit oder Schicksal nur beantworten mit Freiheit und Schicksal. Wir sind frei, uns zu entscheiden – oder glauben das zumindest – und genau das ist unser Schicksal. Wir sind auf der Suche nach dem verlorenen Paradies (der Einheit), und der Weg dorthin ist unser Schicksalsweg. Er ist so einzigartig individuell wie unsere Gene, unsere Handschrift, unsere Handlinien, unser Horoskop.

Wählen müssen wir dabei immer zwischen den beiden Prinzipien, die von den ersten beiden Karten der Großen Arkana des Tarot verkörpert werden, zwischen dem aktiven, solaren Handeln des MAGIERS und der passiven, lunaren Bereitschaft der HOHENPRIESTERIN, zwischen dem Tun und dem Lassen, dem Kopf und dem Bauch. Wir können um Erkenntnisse ringen (Magier) oder warten, bis sie uns kommen (Hohepriesterin). Bei aller Wertschätzung, die wir vielleicht für die Geschicklichkeit, Klugheit, Wendigkeit und den Tatendrang des Magiers haben, sollten wir bedenken, dass wir damit selten die großen Weichen in unserem Leben stellen, denn das geschieht interessanterweise zumeist unbewusst. Wer auf sein Leben zurückschaut, findet oft, dass die wirklich wichtigen Erfahrungen,

Mit der Frucht vom Baum der Erkenntnis begann die Spaltung

Tun und...

...Lassen

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Begegnungen und Ereignisse nicht stattfanden, weil wir das so wollten oder gemacht haben, sondern weil sie plötzlich und oft genug überraschend da waren, und wir ihre Tragweite erst nach und nach erkannten. Wenn die wichtigen Entscheidungen fallen, erschallen eben keine Trompeten. Unser Lebensweg gibt sich gerne still zu erkennen. Eine Entscheidung aber sollten wir, wann immer wir sie erkennen, sehr bewusst treffen. Wir machen im Leben zahlreiche Erfahrungen, die uns verletzen, enttäuschen, verärgern oder zur Verzweiflung bringen. Sie sind allesamt Weggabelungen, an denen wir immer wieder wählen können, über den Schmerz zu verbittern oder darüber weise zu werden. Die Freiheit dieser Wahl haben wir immer. Wählen wir unbewusst, dann gehen wir meistens den Weg der Verbitterung, weshalb die Augen so vieler Menschen im Laufe des Lebens immer stumpfer werden und sich auf den Gesichtern Enttäuschung breit macht. Weisheit aber kann uns in all diesen Augenblicken trösten und uns helfen, den Weg der Gelassenheit und Milde zu gehen, statt uns zu empören und in verbitterter Rechthaberei zu erstarren.

Weil unsere Freiheit in der Entfaltung unseres Wesens liegt, ist es natürlich wichtig und hilfreich, unsere Anlagen zu kennen. Andernfalls halten wir unsere Freiheit zur Selbstentfaltung zu leicht für die Freiheit, zu machen was wir wollen. Damit aber würden wir sehr schnell an unsere Grenzen kommen, denn jedes Ich hat unerreichbare Größenfantasien. Es möchte allmächtig, unsterblich, unwiderstehlich, berühmt, unübertrefflich, allwissend, steinreich und vieles mehr sein. Da diese Ziele kaum zur Anlage eines Menschen gehören, scheitern wir notwendigerweise daran und sind dann enttäuscht. Wahrscheinlich liegt hier der Ursprung unserer Vorstellung vom Schicksal. Wir denken uns ein solches Ziel aus oder glauben, bei einem anderen Menschen etwas entdeckt zu haben, was wir auch gern hätten.

Sobald wir dann versuchen, es anderen nachzumachen, um das Objekt unserer Begierde zu erlangen, werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern oder einfach nicht glücklich, da wir nicht unsere Anlage entfaltet haben, sondern jemand anderen kopierten. Das Ich hat zumeist wenig Einsehen in das Scheitern und nennt es dann Schicksal, böses Schicksal oder Pech. Dabei hat es nur nicht geklappt, weil es ein „ausgedachtes“ Ziel war, das aus unserem Kopf, nicht aber aus unserer Wesensnatur hervorging. Was immer überraschend oder unerwartet klappt, nennen wir Glück. Geht aber etwas schief, nennen wir es Pech. Der Unterschied liegt darin, dass wir beim Glück nie glauben, dass es sich in der Haustür geirrt hat, beim Pech dagegen immer. In älteren Tarotkarten zeigt sich noch deutlich diese Einschätzung. Einen Trick, mit dessen Hilfe ein Mensch immerfort glücklich und frei von Problemen leben könnte, gibt es sicherlich nicht. Für das Gegenteil aber scheint es ein recht wirksames Rezept zu geben: fremdbestimmt zu leben. Das heißt nicht nur ständig etwas zu tun, was man nicht will, sondern auch fremde Ziele und Lebensformen zu den eigenen zu machen und sich damit in ein falsches Kostüm zu zwängen. Es gibt verschiedene etymologische Erklärungen für den Ursprung des Wortes Schicksal. Zumeist wird es auf das altniederländische Wort schicksel zurückgeführt, was so viel heißt wie „sich in das Gegebene zu schicken“. Das ist die eine der beiden Arten, das Schicksal zu verstehen. Das Wort lässt sich aber auch auflösen in schicken und sal, was salus (Heil) bedeutet. Und damit verstehen wir das Schicksal im besten Sinne als etwas, das uns zu unserem Heil führt. Heil ist das Ziel des spirituellen Weges. Ganzheit wäre das Äquivalent in der Sprache der Jung’schen Psychologie. Auf diesem Weg führt uns nach dem Verständnis der Astrologie der Planet SATURN. Er gilt traditionell als der Schicksalsplanet, der uns stets mit der Wirklichkeit konfrontiert – wenn es sein muss auch streng und nachdrücklich. Wann immer wir von unserem eigenen Weg abkommen, wann immer wir versuchen, das Leben oder Verhaltensweisen anderer zu kopieren oder uns ein anderes Leben herbeiträumen, weckt Saturn uns mal sanft, mal heftig auf und holt uns ernüchternd auf unseren eigenen Weg zurück. Nur so entstehen neue Wege. Sonst würden wir in alten Trampelpfaden laufen.

Glück

Pech

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Solange wir Egozielen folgen möchten, die nur ausgedacht aber nicht authentisch sind, erleben wir diese Beschränkungen als äußeres Schicksal, das unsere Pläne durchkreuzt. Vielleicht gelingt uns aber auch eine andere Sicht der Dinge. Wenn wir unser Schicksal als unsere Eigenart begreifen, dann erkennen wir, dass diese scheinbaren äußeren Elemente eigentlich innere unbewusste Kräfte sind, die uns zu uns selbst führen wollen. Solange wir uns allerdings nur vom Hörensagen kennen, verstehen wir das nicht und erleben das Schicksal als etwas Fremdes, das uns ungerechterweise von außen auferlegt wird. Die abendländische Philosophie nennt Thales von Milet den ersten Weisen auf europäischem Boden. Er lebte im 6. vorchristlichen Jahrhundert und veranlasste, dass über dem Eingang zum großen Orakel von Delphi das berühmte: „Erkenne dich selbst!“ zu lesen stand. Damit machte er deutlich, was das Ziel von Orakeln ist. Diese Selbsterkenntnis ist der Schlüssel zur Freiheit. Wir sind der Mensch, der wir sind. Aber wer das ist, das sollen und können wir herausfinden. Denn nur dann können wir wir selbst werden, und das auf höchstem Niveau. Vor diesem Hintergrund stellt sich für Astrologen, Tarotdeuter und andere Berater natürlich die Frage: „Was ist eine gute Beratung?“ Viele Menschen glauben, eine Beratung sei dann gut, wenn alle gemachten Prognosen möglichst genau eintreffen. Deshalb hört man von einem ratsuchenden Menschen, dem man Monate später wieder begegnet, nicht selten das „Kompliment“: „Es hat alles gestimmt! Es ist alles eingetroffen!“ Dann denke ich mir manchmal: „Ja, weil Sie sich für keine andere Möglichkeit entschieden haben.“ Das soll nun kein Freibrief für Berater sein. Die Entscheidungsfreiheit des Menschen entbindet nicht von der Verantwortung, wirklich nach bestem Wissen und Gewissen zu beraten. Nur ist die Messlatte eben nicht die Frage, ob danach auch alles eingetroffen ist, was als möglich und wahrscheinlich in Aussicht gestellt wurde. Unsere Zukunft liegt nicht fest. Sie wird von uns ein Leben lang durch die vielen Entscheidungen gestaltet, die wir ständig treffen. Durch unser bisheriges Leben und Verhalten, durch die vielen zurückliegenden Entscheidungen, haben wir schon manches gesät, was wir noch ernten werden. Vor allem für die nahe Zukunft haben wir dadurch schon so viel vorentschieden, dass das Wahrscheinliche bereits in Konturen zu erkennen ist. Das ist es, was man vorhersagen kann. Deshalb darf man auch in einer seriösen Beratung Prognosen machen, nur sollte dabei nicht der Eindruck entstehen, dass das Kommende unausweichlich vorherbestimmt und vorhersehbar sei. Eine gute Beratung ist nie festlegend oder beengend, sondern erweitert die Horizonte. Sie zeigt dem Ratsuchenden mögliche

Tendenzen, nennt die Themen, mit denen er sich befassen wird und kann sagen, wie die Chancen dabei stehen. Der Philosoph Arthur Schopenhauer hat die Situation des Menschen mit einem sehr schönen Bild so beschrieben: „Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen.“ Dabei sind die Karten Sinnbild unserer Ausgangssituation. Was wir daraus machen, liegt an uns. Natürlich spielen wir umso besser, je mehr wir uns mit den Regeln und Möglichkeiten des Spiels auskennen. Dann lässt sich sogar mit „schlechten Karten“ ein gutes Spiel machen. Eben dazu kann eine gute Beratung verhelfen. Je besser wir uns und unsere Möglichkeiten kennen,

umso weniger versuchen wir, andere nachzuahmen und umso klarer und stimmiger werden unsere Schritte, umso individueller reagieren wir auf Herausforderungen. Deshalb ist es auch so schwierig, einem reifen und bewussten

Odysseus widersteht den Sirenen

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Menschen Prognosen zu machen. Je mehr ein Mensch von seiner Entscheidungsfreiheit Gebrauch macht, desto weniger lässt sich vorhersagen, was er tun und erleben wird. Wenn jemand dagegen weitestgehend unbewusst lebt, instinktiv reagiert und damit meist den Weg des geringsten Widerstands geht, ist sein Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagbar. Natürlich ist nicht jeder Ratsuchende mit diesen Überlegungen einverstanden. Mancher wäre gerne bereit, seine Freiheit aufzugeben und sich dafür Gewissheit einzuhandeln – sofern es die Gewissheit einer erfreulichen Entwicklung ist, versteht sich. Nehmen wir an, dass jemand mit chronischen Geldsorgen Rat sucht. Dann mag er zu all dem Gesagten gut und gerne nicken. Letztlich aber sagt er, dass er das Problem ja wirklich lösen will und nun wissen möchte, wie lange das denn dauern wird. In einem solchen Fall stellt sich zunächst die Frage, was mit „wollen“ gemeint ist. Gibt es wirklich einen festen Willen, das Problem zu lösen, oder nur den starken Wunsch, es weghaben zu wollen? Ein wenig kann man das an der Art der Frage erkennen. Heißt sie: „Was kann ich tun, damit sich meine finanzielle Lage nachhaltig verbessert?“ oder lautet sie vielmehr: „Wann wird es endlich besser?“ Im ersten Fall können Orakel einen ausgezeichneten Dienst erweisen, im zweiten Fall werden sie schnell als billiges Trostpflaster missbraucht. Gleiches gilt natürlich auch bei einer der häufigsten Fragen: „Kommt mein(e) Ex zurück?“ oder „Wann finde ich endlich die große Liebe?“ wie überhaupt für alle Fragen, die „wann endlich“ beinhalten. Da die Zukunft nicht fest steht, sind Wann-Fragen nie klar zu beantworten. Eigentlich lässt sich nur ein ungefähres Zeitfenster angeben, innerhalb dessen die Chancen günstig oder ungünstig sind. Gerade hier liegt eine große Verantwortung für den Berater. Natürlich fällt es leichter, einem verzweifelten Ratsuchenden Scheintrost zu spenden, indem man sagt: „Alles wird gut.“ Aber das Ergebnis ist oft, dass dieser Mensch dann Wochen oder Monate darauf wartet, dass sein Ex zurückkommt oder sich ein anderes Problem von selber löst. Damit geht wertvolle Lebenszeit unwiderruflich verloren, und am Ende steht eine weitere enttäuschte Hoffnung. Statt also vorschnell zu leichtfertigen Versprechungen zu greifen, ist es viel fruchtbarer, mit dem Ratsuchenden nach einer anderen Frage zu suchen. Bei einer gescheiterten Beziehung kann vielleicht zunächst der Blick ins Horoskop klarmachen, wo die Unvereinbarkeiten lagen und über welche Klippen die beiden gestolpert sind. Im Weiteren kann die Frage, ob es denn wirklich gut wäre, wenn der/die Ex zurück kommen würde, zu interessanten Erkenntnissen führen. Und je nachdem, wie die Antwort ausfällt, könnte die Anschlussfrage dann zum Beispiel lauten: „Was kann ich tun, um ihn/sie wieder zurück zu gewinnen?“ oder „Wie komme ich am besten über den Trennungsschmerz hinweg?“ oder „Was kann ich tun, um eine neue Beziehung zu finden?“ Und wenn es sich um ein altbekanntes Muster handelt, sollten die Fragen natürlich lauten: „Warum passiert mir das immer wieder? Was kann ich zukünftig anders und besser machen?“ Einen wertvollen Hinweis verdanken wir dabei den Mythen. Sie erzählen ja oft von übermächtigen Schwierigkeiten und Gefahren, denen sich Menschen lange Zeit ausgesetzt sahen, bis endlich ein Heros kam, der sie überwand. So erzählt uns etwa die Odyssee von einer Meerenge, an der die Sirenen so Sehnsucht erweckend sangen, dass alle Fischer betört in die Klippen fuhren und ihr Leben verloren. Ebenso furchtbar war die Sphinx, die Theben in Schrecken versetzte, weil sie alle Jünglinge verschlang, die ihr Rätsel nicht lösen konnten. Odysseus aber widerstand den Sirenen. Dazu ließ er seinen Gefährten die Ohren verkleben, so dass sie den Gesang nicht hören konnten. Er selbst ließ sich an den Mast des Schiffes binden. So gelang es ihm, als Erster die Enge zu durchfahren, woraufhin sich die Sirenen ins Meer stürzten. Seither ist die Meerenge für die Menschen passierbar. Gleiches wissen wir von der Sphinx. Nachdem Oedipus ihr Rätsel gelöst hatte, stürzte sie sich zu Tode, und Theben war von ihrem Schrecken befreit.

Oedipus als Rätsellöser

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Solche Erzählungen machen deutlich, dass die Naturkräfte immer nur dasselbe tun können. Sie sind nicht kreativ. Die Sphinx stellt immer nur ihr Rätsel, nur dieses eine. Die Sirenen können nur singen, zwar wunderschön und herzerweichend, aber sie können nur singen. Das Gleiche gilt für andere Mythen: Die Hydra, die Herakles töten muss, kann immer nur neue Köpfe produzieren und die Chimäre kann nur Feuer speien. Die Leistung des Helden liegt deshalb darin, dieses Muster zu erkennen und dafür eine Lösung zu finden. Das lässt natürlich an manches Muster denken, in dem wir uns in unserem Leben verfangen haben und aus dem wir gerne herauswollen. Auch da ist die Gewohnheit, die Sucht, die quälenden Gedanken oder was immer das Muster ist, unkreativ. Sie wiederholen sich stets in derselben Weise. Als vernunftbegabte Wesen haben wir die Möglichkeit, diese Strukturen zu durchschauen und eine Lösung zu finden. Das ist die Aufgabe des wachen Verstandes, und dabei kann eine gute Beratung eine wertvolle Hilfe sein. Mit Hilfe des Horoskops bekommen die Kräfte, die uns treiben, Namen und werden anschaulich. Wir können ihre Eigenart besser verstehen und im Erfahrungsschatz der Astrologie nach gezielten Lösungen suchen. Ebenso kann Tarot, das I Ging oder andere Orakel eine große Hilfe sein. Sie können uns helfen, die Dämonen zu durchschauen und von passivem Erleiden zu bewusster Lebensgestaltung zu gelangen. All das sollte aber zu keinem Machbarkeitswahn verleiten. Die Grenzen unserer Möglichkeiten sind zwar weit gesteckt, aber sie bestehen. Natürlich ist niemand absolut frei. Wir werden alle, gleichgültig wie „richtig“ wir leben, eines Tages sterben. Deshalb warnt der Mythos auch vor Selbstüberschätzung. Oedipus hatte zwar das Rätsel der Sphinx gelöst. Das war eine großartige, intellektuelle Leistung. Das Rätsel aber, das die Sphinx selber darstellte, hat ihn nicht interessiert. Und weil er so den Teil für das Ganze hielt, konnte die Falle zuschnappen. Als Überwinder der Sphinx durfte er die Königin von Theben heiraten, was er natürlich sogleich tat – ohne zu ahnen, dass sie seine leibliche Mutter war. Wenn es darum geht, neue Wege zu beschreiten und neue Verhaltensweisen einzuüben, sind Radikalkuren meistens nicht der richtige Schritt. Wie schwer die Trägheit wiegt, wie sehr uns die Biomasse nach unten zieht, weiß jeder, der zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf einen Berg hinauf möchte. Am besten geht es langsam, Schritt für Schritt. Wer sich überschätzt und übernimmt, gibt in aller Regel vorzeitig auf. Die richtige Haltung erinnert an die Homöopathie, wo nicht die Megadosis heilt, sondern ein hoch verdünntes Mittel, immer wieder genommen, so lange den Anstoß gibt, bis eine Veränderung eintritt. Auch die Chaosforschung weiß, dass es die minimalen Veränderun-gen sind, die, wenn sie oft genug wiederholt werden, zu maximalen Veränderungen führen. „Nicht die Übung ist schwierig. Schwierig ist es, ein Übender zu werden“, gab Karlfried Graf Dürckheim deshalb zu bedenken. Der Umgang mit Orakeln ist immer wieder erhellend und hilfreich. Es ist dabei aber äußerst wichtig, in der Gegenwart zu bleiben und sich nicht in der Zukunft zu verlieren. Daran erinnert ein Sinnspruch, der sich wegen seines Wortspiels leider nur auf Englisch wiedergeben lässt: Yesterday is history tomorrow is a mystery today is a gift that’s why we call it the present!

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Tarot als Spiegel der Grundenergien des Menschen – Krankheitsursachen und Heilungsansätze II

Praxisbeispiel zur schriftlichen Prüfung von Stephan Lange

Nachdem wir in der letzten Ausgabe von Tarot Heute die Prüfungsarbeit von Stephan Lange vorgestellt haben, fahren wir hier nun - wie versprochen - mit einem Praxisbeispiel fort.

Konkretes Beispiel verschiedener Legungen und Deutungen für eine an Multiple Sklerose erkrankte Frau Frau L. ist mit der Veröffentlichung der Legungen und ihrer Geschichte einverstanden. Sie ist an Multipler Sklerose (MS) erkrankt und hat die Diagnose seit vier Jahren. Die "Therapien" der Schulmedizin arbeiten vor allem funktional und symptombezogen. Die geschädigten oder geschwächten Bereiche versucht man zu kräftigen und zu stärken, Verkrampfungen versucht man zu lockern. Den wesentlichen Faktor der Erkrankung stellt die Entzündung dar. Mit Medikamenten wie Cortison versucht man, die Entzündungen zu vermeiden. Ein zweiter Weg ist das Unterdrücken der eigenen Körperabwehr, ebenfalls medikamentös. Hier sieht man den Versuch der Schulmedizin, einen "Feind auszuschalten", um dem Kampf Einhalt zu gebieten. Es gelingt aber nicht, die beiden Pole zu vereinen. Deshalb passiert so auch keine Heilung. Mein Ansatz zielt darauf ab, mit Hilfe von Tarot ein energetisches Bild der Person und der Situation zu erstellen, und daraus die Aufgaben für den Betroffenen abzuleiten, durch dessen Erfüllung die Integration der verdrängten Seite und damit Heilung möglich bzw. gefördert wird. Die Ursache für MS ist für mich die Überbetonung der rationalen Seite (übertriebene trennende Energie). Nach meinen Beobachtungen sind die (rechtshändigen) Patienten öfters auf der linken (intuitiven) Seite betroffen, was meinen Schluss begründet, dass diese Seite vernachlässigt ist und mehr Aufmerksamkeit fordert. Die Erfahrung zeigt auch, dass die Betroffenen es als ausgleichend empfinden, die Therapie auf diese Gegenseite zu verlagern. Bei Linkshändern sind die Seiten vermutlich vertauscht. Frauen erkranken weitaus häufiger an dieser Krankheit als Männer. Ich vermute, dass die Aufgabe dieser Frauen, ihre weibliche Seite zu integrieren, von ihnen nicht gemeistert wird. Dies spiegelt sich auch in den Legungen wieder. Hier tauchen beim Planetenspiel auf der weiblichen Seite z.B. sehr oft männliche Karten auf. Bei den erkrankten Männern geht es eventuell eher darum, die männliche Seite mäßiger zu integrieren.

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1. Planetenspiel für Frau L.

Karte 1: Aszendent - Auftreten, Grundstimmung, Erscheinung, Konstitution = As der Münzen Karte 2: Sonne - Wesenskern, Identität, Geist, Bewusstsein = Bube der Schwerter Karte 3: Merkur - Gedanken, Verstand, Intelligenz, Beobachtungsgabe = Der Tod Karte 4: Mond - Gemüt, Gefühle, Instinkte, Sehnsüchte = Sechs Schwerter Karte 5: Jupiter - Sinnfindung, Ideale, Moral, Überzeugungen = Königin der Schwerter Karte 6: Saturn - Gewissen, Disziplin, Halt, Struktur = Der Turm Karte 7: Mars - Durchsetzungskraft, Konfliktbereitschaft, Sexualität, Mut = As der Schwerter Karte 8: Uranus - Individualität, Originalität, Verrücktes, Exzentrik, Sieben Münzen Karte 9: Venus - Liebesideale, -verlangen, Erotik, Sinn für das Schöne Sechs Stäbe Karte 10: Neptun - Medialität, Ahnungen, Süchte, Verwirrungen = Sieben Kelche Karte 11: Pluto - Einflusskräfte, Machtstreben, Wandlungskräfte, Kräfte der Heilung und Vernichtung = Der Wagen Quintessenz: 10 = Rad des Schicksals

Deutung: Was zunächst auffällt, ist der kämpferische Ausdruck der Legung. Einige Schwertkarten und starke bis extreme Themen scheinen bei Frau L. eine Rolle zu spielen. Schon die Karten auf der männlichen Seite (links) wirken relativ hart. Die Karten auf der weiblichen Seite (rechts) bieten da keinen Ausgleich. Die einzige milde Karte ist Sieben Münzen auf Platz 8. Auf dieser Position zeigt sie uns allerdings, dass Frau L. es mit ihrer Geduld wohl immer mal übertreibt. Sie tut vermutlich einiges, was sie gar nicht will. Das würde auch die Ungeduld erklären, die wir im Rest der Legung spüren. Bube der Schwerter im "Wesen", das wirkt schon etwas rücksichtslos und plötzlich. Auch das Konfliktverhalten mit dem Schwert As scheint relativ hart, wenn auch klar. Das Ganze spiegelt eine gewisse Verteidigungs-Atmosphäre. Der Tod in den "Gedanken". Diese Karte kann dort viel bedeuten. Im Gespräch stellte sich heraus, dass Frau L. sich zu dieser Zeit wohl sehr bewusst mit dem "Loslassen" beschäftigte. Unter anderem beabsichtigte sie, beruflich kürzer zu treten. Man darf ihr attestieren, dass sie sich sehr bewusst mit ihren Schwierigkeiten auseinandersetzt. Sechs Schwerter im "Gemüt" zeigt uns noch einmal, dass Frau L. anscheinend öfters Dinge tut, für die sie sich überwinden muss. Königin der Schwerter in "Idealen und Moral" heißt für mich etwas übertrieben formuliert, wer überleben will, muss entschlossen und klug sein. Sieben Kelche in den "mystischen Neigungen" sagt mir, diese Frau ist mit hohen Zielen verführbar. Sie neigt zu Perfektionismus, bestätigt sie mir später. Und andere zu beeindrucken erreicht sie, indem sie die Dinge anpackt (Der Wagen). Auch die Sechs Stäbe in der "Venus" wirken nicht entspannt. Sogar die Liebe hat mit Erfolg zu tun. Das Münz As zeigt uns, wie Frau L. nach außen wirkt, sortiert und realistisch. Auch das ist männliche Energie. Es scheint so, als definiert sich Frau L. über Erfolg, auch wenn sie dieses Spiel nicht immer so gern mitmacht, es entspricht wohl ihrer Vorstellung, wie die Welt ist, und sie spielt das Spiel recht souverän. Aber ihr Bedürfnis nach Weichheit, Schwachsein, Auftanken, Loslassen kommt zu kurz. Auch die Sieben Kelche und die Sieben Münzen entziehen Kraft. Der Turm in den "Pflichten und Grenzen" macht allerdings deutlich, dass genau diese Fassade gerade nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Die Quintessenz ist 10, das Rad des Schicksals. Jetzt oder nie, würde ich sagen. Die Möglichkeit ist da, am Rad zu drehen und die Dinge zum Guten zu verändern. So lautet die Aufforderung.

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2. Beziehungslegung für Frau L.

Platz 1: Thema der Beziehung = Vier Stäbe Platz 2: Ihr Partner/Kopf = König der Münzen Platz 3: Ihr Partner/Herz = Sieben Schwerter Platz 4: Ihr Partner/Bauch = Zehn Münzen Quintessenz Partner: 17 = Der Stern Platz 7: Frau L./Kopf = Drei Münzen Platz 6: Frau L./Herz = Drei Kelche Platz 5: Frau L./Bauch = Die Liebenden Quintessenz Frau L.: 12 = Der Gehängte Quintessenz gesamt: 6 = Die Liebenden

Deutung: Insgesamt macht diese Beziehung keinen schlechten Eindruck. Die erste Karte, die mich hier stutzig macht, ist die Sieben Schwerter beim Partner. Nach Frau L.s Erzählung, lag hier, wie vermutet, eine Unehrlichkeit vor. Über die Quintessenz auf Frau L.s Seite (Der Gehängte) erkennen wir, dass hier tatsächlich etwas hängt, was vermutlich mit der Unehrlichkeit auf der Seite ihres Partners zu tun hat. Ansonsten scheinen sich die beiden willkommen zu sein (Vier Münzen). Die "Bäuche" zeugen von Liebe, Glück und Zufriedenheit. Frau L. wünscht sich für die Beziehung ein Weiterkommen (Drei Münzen) und wieder gute Zeiten (Drei Kelche), und ihr Partner scheint sich gerade ein bisschen mehr um sich selber zu kümmern (König der Münzen). Oder nein! Wir erkennen hier, wie Frau L. s Partner seine Partnerin sieht, und das ist auch der Grund für seinen Fehltritt. Diese Tatsache wird später aus dem Gespräch mit Frau L. deutlich. Der Partner von Frau L. erlebt sie als König der Münzen, eine Frau mit viel männlicher Energie. Sie denkt fast nur an ihre Arbeit, was ihren Partner bewegt, sie zu betrügen. Trotzdem scheint eine Grundlage für die Beziehung vorhanden (Die Liebenden). Der Stern auf seiner Seite sagt mir, dass Frau L.s Partner für die Beziehung eine Zukunft sieht. Die Möglichkeit, die gute Grundlage einer Beziehung zu nutzen, auch wenn Schwierigkeiten da sind, ist wichtig, vor allem für jemanden in Frau L.s Situation. Sie kann erkennen, dass sie selbst Fehler gemacht hat und an diesen arbeiten, um gemeinsam mit ihrem Partner wieder eine bessere Basis für die Beziehung zu finden. Tarot kann zu dieser Erkenntnis beitragen.

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3. Das Ankh für Frau L.:

Platz 1 und 2: zwei gegenwärtige Impulse, die sich blockieren = Sieben Schwerter, Fünf Kelche Platz 3: Frühe Ursachen = Der Stern Platz 4: Auslösende Ursache = Vier Schwerter Platz 5: Notwendige Erkenntnis = Die Mäßigkeit Platz 6: Notwendige Konsequenz =Die Sonne Platz 7: Nächster Schritt = Drei Schwerter Platz 8: Überraschende Erfahrung = Vier Stäbe Platz 9: Das Ergebnis = Der Gehängte Quintessenz: 13 = Der Tod

Deutung: Hier tauchen wieder die Sieben Schwerter aus der Beziehungslegung auf. Also ist dies ein Aspekt, der zu einer Blockade zum Zeitpunkt der Legung beiträgt. Ich ziehe hier eine Parallele zum "Perfektionismus" (Sieben Kelche) aus dem Planetenspiel. Betrachte ich die Sieben Schwerter als Gegenpol zu den Fünf Kelchen, erhalte ich das Bild von den Extremen, "sich entweder beschwindeln lassen" oder "total enttäuscht sein". Um diesen Aspekt geht es auch bei Frau L. Sie hat sehr hohe Ansprüche. Der Bezug zur Realität ist weniger gut (Sternzeichen Wassermann). Wäre der besser, könnte sie diese zwei Extreme auch besser integrieren (Kompromisse). So bleibt es beim "Entweder-oder", alles oder nichts. Frühe Ursache (Der Stern) und auslösende Ursache (Vier Schwerter) zeigen uns den Kernpunkt der Problematik. Bei Frau L. spielt sich vieles immer in ihrer Vorstellung (Der Stern) ab, aber verwirklichen kann sie diese nicht unbedingt (Vier Schwerter), weil sie sich zu hohe Ziele steckt. Wenn man sich den Stern an dieser Stelle anschaut, kann man erkennen, dass dieser Punkt eventuell auch für den Partner von Frau L. als Quintessenz in der Beziehungslegung auf seiner Seite eine Rolle spielt. Was muss also erkannt werden? Mäßigkeit ist die Aufforderung. Das können wir einfach wörtlich nehmen. Die Ansprüche sind zu hoch, der Bezug zur Realität ist gefragt. Die Konsequenz Sonne / Optimismus. Nicht "alles oder nichts", Optimismus und Mäßigkeit machen Sinn. "Alles oder nichts" treffen sich in der Mitte. Frau L. kann sich eingestehen, dass sie manches falsch gemacht hat (Drei Schwerter). Die überraschende Erfahrung, die sie erwarten darf, ist vielleicht, dass ihr Partner ihr gegenüber weiterhin offen ist, bzw. dass nur Konsequenz und Offenheit gemeinsam langfristig Erfolg garantieren (Vier Stäbe). Und als Ergebnis schafft sie es wohl tatsächlich, ihre Sichtweise zu verändern (Der Gehängte), mit Optimismus das Gute zu erkennen und ihre reale Wahrnehmung zu verbessern. Loslassen (Der Tod) ist angesagt. Das Gespräch: Viele Inhalte der obigen Legungen werden erst im abschließenden Gespräch deutlich. Frau L. erzählt im

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Wesentlichen aus einem Leben, indem sie hauptsächlich gute Erfahrungen hat. Als Typ ist sie zunächst eher verträumt. Sie versucht ihre Dinge aber immer möglichst gut zu machen, wird dafür auch stets belohnt und fair behandelt. Eben deshalb, holt sie immer das Beste (Sieben Kelche) aus sich heraus. Dieser Weg führt sie in die gehobene Werbeabteilung einer Bank. Ihr Perfektionismus und Leistungswille veranlasst sie dazu, auch am Wochenende vieles nachzuarbeiten (übertriebene trennende Energie). Ihre Beziehung leidet darunter, ebenso Sozialkontakte, die ihr wichtig sind. Das Wesentliche der Geschichte scheint zu sein, dass Frau L. versucht, Erwartungen zu erfüllen, die nicht wirklich an sie gestellt werden, die sich nur in ihrer Vorstellung (Der Stern) abspielen. Aus Angst, abgelehnt zu werden, probiert sie erst gar nicht aus, was passiert, wenn sie "nein" sagt. Die Abwehr im Planetenspiel richtet sich also gegen einen "Feind", der nicht wirklich da ist. Die Grenzerfahrung macht sie mit der Krise in der Beziehung und der Erkrankung, die sie an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit führt. Was passiert? Ihre Befürchtungen werden nicht bestätigt. Ihr Chef unterstützt sie weiterhin, die Beziehung beinhaltet weiterhin Chancen. Heilungsansatz: Durch die positiven Erfahrungen trotz ihrer Leistungseinschränkung kann Frau L. erkennen, dass sich ihre Angst hauptsächlich in ihrer Vorstellung abspielt. Tatsächlich reduziert sie ja ihren Arbeitsumfang und gewinnt so mehr Zeit, sich um ihre weibliche Seite und ihre Gefühle zu kümmern (Ausgleich in Richtung verbindende Energie). Ihr kann es helfen, wenn sie bewusster die Dinge tut, die ihr am Herzen liegen, auch wenn sie vielleicht zunächst denkt, es könnte negativ aufgefasst werden. Sie sollte sich bemühen, sich aus ihrer Vorstellung herauszuwagen und ihren Bezug zur Realität zu verbessern, indem sie einfach auch mal etwas ausprobiert, auch auf die Gefahr hin, dass sie Fehler macht. So bekommt sie vielleicht die Gelegenheit, ihre Energien ausgeglichener zu leben und meiner Meinung nach auch, ihre Heilung möglich zu machen und ihre Gesundheit zu erhalten. Fazit Energien sind die Bausteine des Lebens. Das gewählte Energiemodell weist meiner Meinung nach eine schlüssige Dynamik auf und verdeutlicht auch auf psychologischer Ebene die Zusammenhänge. Es stützt sich auf Erkenntnisse und Ausführungen der genannten Autoren und versucht, darauf aufzubauen. Die benutzten Energien finden sich in den Tarotlegungen und den gewählten Beispielen wieder. Tarot bietet für mich eine Möglichkeit, den Energiehaushalt des Menschen sichtbar zu machen. Notwendige Veränderungen, um die Energien auszugleichen, können erkannt und auf verschiedenen Ebenen eingeleitet werden. Die Einsicht des Betroffenen in seine eigenen energetischen Zusammenhänge, bildet das Fundament. Die gesundheitliche Entwicklung, der von mir mit Tarot begleiteten Personen, zeigt bis jetzt durchweg positive Tendenzen und bestätigt so den Modellansatz. Die mehrheitliche Reaktion ist ein Aha-Erlebnis, das den Betroffenen durch eine geöffnete Sicht für die Zusammenhänge anregt, konkrete Veränderungen in seinem Verhalten auszuprobieren. Ein bisher nicht gekanntes oder lange verlorenes Lebensgefühl kann so ein erstes Erlebnis auf dem neuen Weg sein, wie mir von den Betroffenen berichtet wird. Ich denke, durch die angeführten Beispiele ist recht deutlich geworden, dass Tarot und das benutzte Energiemodell eine gute Möglichkeit bieten, um Krankheitsursachen zu ermitteln und daraus Heilungsansätze entwickeln zu können.

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+++ Eiskalte Schwerterlogik bei Schweizer Hitzegraden +++ Bericht vom STT von Kristen Kretschmer Am 28. April trafen sich die Schweiz wieder zum Schweizer TarotTreff (STT). Diesmal hatte Organisator ROE den sehr idyllisch gelegenen Katzensee bei Zürich als Treffpunkt gewählt. Dort, im sonnigen Waldhaus bei bestem Wetter, versammelten sich ca. 25 Kartenbegeisterte aus der Schweiz und dem deutschsprachigen Ausland zum gemütlichen und lehrreichen Austausch. Gastredner des Abends war das neu gebackene Tarot e.V. Mitglied Rüdiger Keßler aus Augsburg. ROE gelang es durch dieses Treffen, das im Januar erfolgreich gestartete Neu-Konzept der STT - fröhliches Kartenlegen durch schwer(t)punktorientierte Vorträge aufzuwerten - bei manchen bis dato skeptischen Besuchern der STT zu etablieren und einiges an Neuzugängen zu akquirieren. Ein frischer Wind wehte also durch die Veranstaltung, auch wenn Rüdiger bei seinem Plädoyer für die Schwerter ganz schön ins Schwitzen kam. Kein Wunder bei seiner provokativen These: Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie des Menschen Verstand. Jeder glaubt, genug davon zu haben.

Während Johannes Fiebig auf dem Norddeutschen TarotTreff in Kiel eine gute Woche zuvor den durch die Schwerter symbolisierten menschlichen Geist als Krone der Schöpfung herausgestellt hatte, unterstrich Rüdiger die eiskalte Logik des oft gerade von "Esoterikern" missachteten Elements, die er besonders in den 2 Schwertern Waites manifestiert sieht. Für einen Wassermann und Berufsinformatiker eigentlich nicht erstaunlich, wies er darauf hin, wie oft wir in Beratungen gerade den Verstand, von dem wir doch alle vermuten, reichlich zu haben, fahren lassen. Dies bewies er anhand eines eindrucksvollen Rätsels, das sich hoffentlich bald im Tarot-Club finden wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt seines Plädoyers: Verstand ist nicht das Gegenteil von Intuition - vielleicht sollten wir uns das alle öfter „zu Kopfe nehmen“.

Flüssig vorgetragen und durch echte Kampfschwerter unterstützt, hatte der Redner keine Mühe, die Aufmerksamkeit des Publikums bei sich zu halten. Doch auch eine spannende halbe Stunde geht einmal zu Ende. Danach verließ die Versammlung die Räumlichkeiten der Gaststätte, um sich unter Kastanien mit Speis, Trank und Karten bis spät in den Abend zu vergnügen. Eine wirklich gelungene Veranstaltung, der hoffentlich weitere von gleicher Qualität folgen werden. Dieses Jahr tagt der STT noch am 30. Juni und am 27. Oktober. Näheres dazu wie immer bei ROE (www.roeesoteric.com).

Rüdiger Keßler und ROE

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Neues vom Norddeutschen Tarot Treff Von Kirsten Kretschmer Am 18. April versammelten sich wieder zahlreiche Tarot-Enthusiasten in der Kieler Seeburg, um zu hören, was Johannes Fiebig über die Schwerter im Tarot zu berichten hatte. „Die Schärfe des Leichten“ lautete sein Vortrag –doch bevor er erläuterte, was sich hinter diesem spannenden Titel verbirgt, hatte erst einmal Evelin Bürger das Wort. Voll Herzblut und offensichtlicher Leidenschaft stellte sie das Deck des Monats, den Margarte Petersen Tarot, aus dem jede/r Teilnehmer wie immer eine „Abendkarte“ ziehen durfte, vor:

Margarete Petersen begann sich in den 70er mit Tarot zu beschäftigen. Als Malerin fand sie sich stark zu den Bildern hingezogen. Die Künstlerin, politisch aktiv und frauenbewegt, nahm sich vor, zwei bis drei Jahre ihres Schaffens für eine weibliche Sicht der Tarotkarten einzuplanen. Dass daraus dann 22 Jahre werden sollten, ahnte sie nicht. Durch ihre zunehmende Lebenserfahrung änderte sich natürlich auch ihr Malstil. Als alleinerziehende Mutter wurde in dieser Zeit außerdem ihre Tochter erwachsen. Sie musste Postkarten der Motive und auch einige Originale verkaufen, um damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Allen Hindernissen zum Trotz war es im Oktober 2001 es dann doch soweit: Mit Unterstützung des Königsfurt Verlages erschien

das komplette Tarot Deck. Außerdem wurden eine Ausstellung im Frauenmuseum in Wiesbaden und eine Ausstellung im Völkerkunde Museum Hamburg mit allen Originalen in diesem Zusammenhang organisiert.“ Elemente-Wechsel - von der sehr gefühlvollen Einstimmung zum geschärften Verstand: Aufbauend auf der These, dass zwar alle Lebewesen eine Seele haben, doch nur den Mensch Geist besitzt, legte Johannes gekonnt dar, wie eben dieser Geist als Krone der Schöpfung oder als deren Zerstörer zum Einsatz kommen kann. Seine Reisen durch

die Schwerter-Zahlenkarten Waites und Crowleys – zum ersten mit zunehmend düsteren, dann mit rasant steigenden positiven Pers-pektiven – begeisterten die Teilnehmer derart, dass auch die Zeit nach der Pause für weitere Erläuterungen zu den Schwertern, nämlich zum Schwerterhof, eingefordert wurden. Da blieb für das Legen nur noch wenig Zeit. So entschlossen sich die Organisatoren zu einer Gemeinschaftslegung unter der Deutungsherrschaft von Johannes. Als Auslage-System wurde – was sonst – die Legung „Das Schwert“ gewählt.

„Liebe, Lust und Laster um Tarot“ hieß es dann am 9. Mai in der SternChance, Hamburg. Hier traf man sich zum letzten Mal vor der Sommerpause des NTT, um Harald Jöstens Ansichten über den Unterschied von Erotik,

Tarot-Autor Harald Jösten

Johannes Fiebig überzeugte damit, dass Untergang auch Erlösung bedeuten kann.

Evelin Bürger begeistert sich und die Teilnehmer über das Margarete Petersen Deck

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Pornographie und purem Sex zu lauschen. Begleitet von feurigen Flamenco-Rhythmen und anhand zahlreicher Kartenbeispiele demonstrierte Harald gekonnt, wie sich diese heißen Themen in den Tarotkarten niederschlagen. Zuvor stellte Kirsten Kretschmer den Jane Austen Tarot von Diane Wilkes vor. In diesen Karten überwiegt wohl eher Verstand und Gefühl als Rock n Roll. Mehr dazu im beigefügten Artikel. Nach der Sommerpause trifft sich der Norddeutsche TarotTreff wieder am 19. September in neuen Räumen, dem Wrage Seminarcenter, in Hamburg. Vorträgerin wird die großartige Margarete Petersen sein, die ihr Tarotdeck präsentiert. Parallel dazu organisiert der Königsfurt Verlag übrigens einen Workshop „Die Urbilder des Tarot“ mit der Künstlerin in Kiel (8. bis 9. September, Kosten 150,-, bzw. ermäßigt 130,-). Nähere Infos und Anmeldung bei Evelin Bürger, Vereinsgruppe Tarot e.V. Kiel. ___________________________ Der Norddeutsche Tarot Treff unterscheidet sich von Tarotstammtischen dadurch, dass bei jeder moderierten Veranstaltung zu einem Schwerpunktthema ein Vortrag gehalten wird. Außerdem gibt es einen praktischen Teil, in dem die Teilnehmer unter Anleitung ihre Legetechnik in kleinen Gruppen ausbauen können. Die NTTs finden einmal monatlich am 3. Mittwoch des Monats statt. Der Veranstaltungsort wechselt zwischen Kiel (Restaurant Seeburg) und Hamburg (Wrage Seminarcenter). Teilnehmer zahlen 10,- EUR pro Abend. Nähere Infos: Kirsten Kretschmer: Vereinsgruppe Tarot e.V. Hamburg ([email protected]) Evelin Bürger: Vereinsgruppe Tarot e.V. Kiel ([email protected])

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Mit Spaß und Engagement zur Lebensfreude

Kirsten Kretschmar berichtet Vom 30. März bis 1. April 2007 präsentierte sich die Vereinsgruppe Tarot e.V. Hamburg, bestehend aus Rosali Brown, Jutta Koch und Kirsten Kretschmer, bereits im dritten Jahr mit einem Stand auf der Hamburger Esoterikmesse Lebensfreude. Dem rasanten Wachstum des jungen, lebendigen Vereins angemessen, brachten es die Tarot- und Lenormandberaterinnen diesmal auf stolze acht Quadratmeter Ausstellerfläche. Da kam die tatkräftige Vereinsverstärkung durch Frank Richters aus Hamburg und ROE aus Zürich gerade recht. Gemeinsam machten sich die Fünf mit dem augenzwinkernden Motto „Wollen Sie`s wissen?“ für Tarot e.V. stark und konnten mit hervorragenden Ergebnissen aufwarten. Die Vereinsflyer verteilten sich fast von allein und zum ersten Mal in der Erfahrung des eingespielten Teams kamen gezielt eintrittswillige Tarot- und Astrologieprofis an den Stand, um sich über die Vereinsziele zu informieren, inzwischen sind einige von ihnen bereits eingetreten und besuchen den Hamburger Kartentisch regelmäßig. Dies lässt darauf hoffen, dass Qualitätsstandards in den kommen-den Jahren in-nerhalb der Be-

raterszene ernster genommen werden und das allgemeine Engagement für Ethik in der Ta-rotwelt zu-nimmt. Auch wurde so offen-sichtlich, wie Tarot e.V. an Bedeutung und Einfluss gewinnt. Neben der Vereinsarbeit kam natürlich auch die Legepraxis nicht zu kurz. Neben diversen Tarot- (Crowley, Waite, Röhrig, Tarot de Marseille) und Lenormanddeutungen wurden von den Vereinsmitgliedern diesmal auch Beratungen mit Zigeunerkarten und Einblicke in den Schamanismus zu günstigen Schnupperpreisen geboten. Besonders gut kamen dabei die Dreierlegungen an, in denen sich drei Kartenleger der Herausforderung stellten, die gleiche Frage eines Interessenten unabhängig voneinander zu beantworten. Die Übereinstimmung der Interpretationen überraschte durch ihre Genauigkeit nicht nur die Fragenden.

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Vereinsgruppe Hamburg Tarot e.V.: Kirsten, Rosali, Jutta

Der NDR am Stand: Da werden gleich die Karten aufgefechert.

Tarot-Künstler Röhrig mit ROE.

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Abgerundet wurde die Aktion durch das Angebot der Karma-Astrologin Ulrike, Klangschalen-Expertin Silke Werner und unseren "Star"fotographen und Flyer-Animateur Oliver. Für jeden war einfach etwas dabei, und daher war der Stand stets gut gefüllt - auch Tarotprominenz ließ sich gern hier blicken: Johannes Fiebig ließ es sich nicht nehmen, selbst an seinem Geburtstag vorbei zu schauen. Und auch der Künstler Röhrig beehrte den Stand mit seiner Anwesenheit. Fazit: Viel Lob vom Messepublikum über die Qualität der Präsentation und das Engagement der Standmitarbeiter. Das größte Kompliment für die gelungene PR-Aktion kam übrigens von einer liebenswerten Handleserin im Folklorelook. „Ihr seid so wundervoll normal und habt einfach so viel Spaß an der Sache.“ Sie muss es ja wissen. Es bleibt also die Hoffnung, dass Kartenlegen auch ohne Mysterium im Lebensalltag integriert werden kann. Und, was viel wichtiger ist, immer wieder Lebensfreude spendet - ganz besonders im Team.

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Jutta, Johannes Fiebig, Kirsten, Jürgen Lipp (Wrage), Rosali,

ROE, Frank

Stammtischmitglied Anita Schneider nutzte die Gunst der Stunde und trat Tarot e.V. bei..

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***Aktuell *** Aktuell *** Aktuell *** Aktuell *** Aktuell *** Aktuell *** Aktuell *** Aktuell *** Aktuell *** Aktuell *** Mitglied im Tarotverband zu sein, verbindet und trägt Früchte Bei der Mitgliederversammlung des Tarot e.V. 2005 lernten sich Karin Ploog und Praxida Siehl kennen. Bei intensiven Gesprächen schälten sich ähnlich gelagerte Interessen heraus, und so beschlossen die beiden gemeinsame Seminare zu geben, Karin mit dem Schwerpunkt Numerologie und Praxida mit dem Schwerpunkt Tarot. Bereits 2006 war Karin Ploog zweimal in Wilhelmshaven und Ende März 2007 haben Karin und Praxida zusammen ein Numerologie- und Tarot-Seminar in der Nähe von Bad Segeberg, Schlesw.-Holstein, gehalten. Seminarort war Gut Maleksberg in Negernbötel, ein Seminar- und Wellness-Zentrum, ein wunderschönes altes Cottage mit Atmosphäre, umrahmt von einer weitläufigen Landschaft. Alle fühlten sich wohl und waren hoch motiviert, und so wurde das Seminar auch zu einem spirituellen Erlebnis.

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Gut Maleksberg in Negernbötel

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Wir gratulieren zu bestandenen Prüfungen:

Während des MV-Wochenendes haben sich in München zwei weitere Tarotberaterinnen der mündlichen Prüfung gestellt: Am 9. Juni bestand Helga Eichner aus Ober-Ramstadt bei Carola Lauber (Mentorin) und Annegret Zimmer (2. Prüferin). Helgas schriftliche Arbeit lautete: "Tarot und anthroposophische Biografiearbeit". Am 10. Juni folgte Claudia Langenhahn-Liedtke aus Freiburg, die von Kristen Kretschmer (Mentorin) und ROE (2. Prüfer) geprüft wurde. Sie hatte ihre Arbeit über "TaRei - Die Verbindung von Tarot und Reiki" geschrieben.

Wer sich ebenfalls für die Prüfung des Tarot e.V. zum Tarotberater oder zur Tarotberaterin interessiert - alle Infos dazu gibt es bei Carola Lauber ([email protected]).

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Besonders herzlich möchten wir unseren beiden Hochzeitspaaren gratulieren

���� Bereits am 29. März 2007

gaben sich Brigitte Theler und Hajo Banzhaf

das Ja-Wort. ����

���� Evelin Bürger und Johannes Fiebig

sind seit 18. Mai 2007 glücklich verheiratet.

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Tarot-Psychologie

Traumberuf Von Ernst Ott

Manche Menschen träumen von ihrem Traumberuf. Es ist Mitternacht, Anja träumt von einer großen Bühne. Sie steht mittendrin auf einer Art Hügel und ist umringt von Menschen, denen sie ein Lied vorsingt. Die Menschen sind gerührt, danken ihr und lassen sie hochleben. Alle wollen mit ihr anstoßen. Anja wacht mit einem wunderbaren Gefühl auf, fragt sich allerdings, was dieser Traum bedeuten soll. Es ist eine vitalisierende Vollmondnacht, und sie liegt noch eine Weile wach. Am nächsten Morgen sitzt Anja am Frühstückstisch. (Ich habe ihren Namen geändert, obwohl sie mir die Erlaubnis gab, etwas von ihrem Tarot-Erlebnis zu erzählen.) Da fällt ihr ein, dass sie gestern bei einer Tarotlegung gefragt hat,

in welchem Beruf sie wirklich glücklich werden könnte. Sie hatte dabei die acht Kelche gezogen und eine der Deutungen lautete: Gehe den eigenen Weg und folge deinen Träumen! Das fällt ihr wieder ein. "Und heute um Mitternacht habe ich ganz intensiv geträumt! Dabei stand der Mond am Himmel wie auf dem Kartenbild. Das ist doch fast, wie wenn mir das Unterbewusstsein nochmals eine Tarotkarte geschenkt hätte mit einem weiteren Bild über meinen möglichen Traumberuf!" Anja freut sich. Bald darauf ärgert sie sich, denn als Sängerin auf einer Bühne sieht sie sich nun keinesfalls. Wenn sie nur schon daran denkt, wie schlechte Noten sie in Singen und Musik immer hatte… Nun weiß Anja, dass man an den Themen dranbleiben muss. Wenn eine Karte gezogen wurde, braucht es meist etwas Geduld. Oft spricht die Karte noch lange nach der Legung weiter zu uns. Wenn wir die Entwicklungen aufmerksam verfolgen, können wir sehen, wie sich die Inhalte der Tarot-Karte nach und nach

manifestieren, so dass wir jene Deutung, die wirklich zur Problemlösung führt, oft erst Tage später erkennen. Anja berät sich in diesen Tagen mit ihrer Freundin, die sich in Sachen Tarot auskennt. Diese meint: "Die Karte mit den acht Kelchen könnte auch bedeuten, dass du dich von etwas entfernen sollst, das dich nicht mehr befriedigt; die Figur lässt ja die Kelche hinter sich. Wenn dir der Satz 'folge deinen Träumen' so eingeleuchtet hat, würde ich den Traum ernst nehmen." "Aber der Traum stellt mich als Künstlerin auf eine Bühne, und das ist doch nichts für mich!" wehrt sich Anja. Ihre Freundin gibt nicht so schnell auf: "Träume kommen aus dem Unbewussten, also aus einer ähnlichen Quelle wie die Archetypen der Tarotbilder. Du kannst jetzt natürlich sagen, Dein Traum sei unbrauchbar, eine Montagsproduktion Deiner Psyche sozusagen. Aber Du könntest ihn auch uminterpretieren! Wer sagt denn, dass Du den Traum wörtlich nehmen musst?" Auch wenn wir Tarot-Legungen zum Thema Beruf machen, müssen wir die Bildsymbole uminterpretieren. Es gibt

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kaum Karten, auf denen ein Berufstätiger des 21. Jahrhunderts abgebildet ist - sonst müssten wir alle Königinnen, Magier und Hohepriesterinnen werden. Anjas Traum zeigt nicht einen Vorschlag, der wörtlich in den Alltag übersetzbar ist, wohl aber eine Stimmung oder ein Gefühl, das sie bei Ausübung ihres Traumberufes haben würde. "Wie hast du dich im Traum denn gefühlt in der Mitte deiner Bühne?" fragt die Freundin. "Am meisten bewegt hat mich die warmherzige Atmosphäre und dass die Menschen alle so dankbar waren!" "Du musst also etwas finden, wobei du das Gefühl hast, etwas Schönes für die Menschen zu tun. Zieh doch nochmals eine ergänzende Karte! Vielleicht mit der Fragestellung: Was wäre wichtig in einem Beruf, der mich

erfüllen könnte?" Gesagt, getan. Anja breitet die Karten aus zieht die Drei der Kelche. "Das sieht ja gar nicht nach Beruf und harter Arbeit aus!" ruft sie spontan. Ihre Freundin meint: "Das kann doch nur bedeuten, dass es etwas sein muss, wobei sich alle Beteiligten so wohlfühlen wie die feiernden Menschen, die dich in deinem Traum auf der Bühne umringt haben." Tatsächlich ist der Schlüssel zu Anjas Traumberuf ihre Fähigkeit, mit Menschen umzugehen und ihnen Freude zu bereiten. Aus dem Traum erarbeiten die Freundinnen daraufhin, dass es um eine Dienstleistung geht, bei der sich auch Anja selbst wohlfühlen soll. Sie ist froh, dass sie nicht dauernd unter Stress auf der Bühne stehen und sich anstrengen muss, sondern eine von den drei feiernden Grazien auf der Tarotkarte ist, die auch selber ihren Spaß dabei haben darf. Noch im Traum hatte sie sich gewundert, dass sie so locker mit dieser Situation und dem Publikum umgehen konnte, einfach ganz selbstverständlich Freude verschenken.

Der eigene Weg zum Traumberuf muss also damit zu tun haben, dass sie selber auch Spaß daran haben könnte. "Werde mal ganz konkret", sagt nun Anjas Freundin und stellt ihr die entscheidende Frage: "Bei was kommst du in Feierlaune? Wofür könnest du dich wirklich lustvoll einsetzen?" Staunend erkennt Anja, dass es sich dabei nur um ein einziges Projekt handeln kann, das sie allerdings nie mit dem Thema Beruf in Verbindung gebracht hatte. Zwar geht ihr dabei völlig das Herz auf, aber sie war immer davon ausgegangen, dass dies eine Privatsache bleiben müsse, mit der man "keinen Staat machen kann", wie sie sich selber ausdrückte. Inzwischen hat sie angefangen, ihr Hobby beruflich umzusetzen. Ich wünsche ihr, dass sie in ihrem Traumberuf sehr erfolgreich sein wird! Anjas persönliche Lösung ist natürlich nicht auf die Leser von Tarot Heute übertragbar. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei den meisten Menschen Träume eine wichtige Rolle spielen, wenn es um berufliche Verwirklichung geht. Wer mehr möchte, als sich irgendwie mit einem Job über Wasser zu halten, sondern wirklich berufliche Erfüllung sucht, tut gut daran, zuerst einmal das scheinbar Unmögliche ins Auge zu fassen.

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So wie die Realität (Münzen) im Geist vorweggenommen und oftmals zuerst in den Gedanken (Schwerter) vorgeformt wird, so beginnt mancher berufliche Sieg, wie ihn etwa die 6 Stäbe andeuten, mit einem ganz persönlichen Gefühlsbedürfnis. Im As der Kelche fließen Sehnsüchte und Wünsche über. Diese besitzen latent eine erschaffende Kraft. Wer das Tarot-Orakel nach einem Berufstipp fragt, erhält oft eine Gefühls-Antwort. Es ist, als wenn die Karten wüssten, dass nur die innere Sehnsucht geweckt werden muss, damit wir Tarot-Spieler selber auf die Idee kommen, wie diese Wünsche umgesetzt werden können. Die Karten benennen dann ein Bedürfnis oder Talent von uns, das zum Berufserfolg umgeschmiedet werden könnte. Ich habe oft erfolgreiche Menschen befragt, was sie jemandem mit auf den Weg geben können, der es ähnlich weit bringen möchte wie sie. Sie gaben sehr unterschiedliche Ratschläge. Doch bei allen waren Bemerkungen dabei wie beispielsweise:

• Frag dein Herz, was du am allerliebsten machen möchtest! • Es muss das sein, was du mit reiner Lust und Freude machen kannst! • Wichtigste Voraussetzung ist der brennende Wunsch. • Nimm deine Sehnsüchte ernst!

Ist es nicht erstaunlich, so gefühlsmäßige "Kelch"-Auskünfte zu bekommen von Menschen, die kraftvolle "Stab"-Leistungen erschaffen und erfolgreich Projekten zum Sieg verholfen haben, welche sich schließlich auch noch in Gold ausgezahlt haben (Münzen)! Zwar erleben wir oft schmerzhaft, wie Träume zuerst einmal unrealistisch erscheinen. Dennoch steckt in dem Begriff "Traumberuf" sehr viel Realität, und nicht selten träumen wir um Mitternacht etwas, das wir dann am hellen Tag konkret umsetzen können.

Vom Traum zum Berufserfolg

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Buchrezension Brigitte Theler: „Liebes-Tarot – ein Wegweiser für Partnerschaft und Freundschaft“ Von Carola Lauber

Schon optisch ist das rechtzeitig zum Valentinstag erschienene Büchlein sehr ansprechend – das Paradiesmotiv mit Adam und Eva von Trumpf 6 „die Liebenden“ von Arthur Edward Waite und Pamela Colman Smith macht dem Leser Lust, gleich in die in rotem Einband gehaltenen Seiten einzutauchen. Auch das Innenleben ist ein Genuss für das Auge – hier hat die Liebesgöttin Venus stark mitgewirkt! Jede Seite ist übersichtlich und zugleich ästhetisch gestaltet, auf der linken Seite finden wir die Abbildung der auf der rechten Seite beschriebenen Tarotkarte – die Seiten sind jeweils gerahmt und in den vier Ecken mit den 4 Symbolen der Sätze der kleinen Arkana geschmückt – Stab, Schwert, Kelch und Münze. Die Aufmachung ist liebevoll und gleichzeitig sehr übersichtlich und klar strukturiert – was ein Erdmensch wie ich liebt!

Die Astrologie- und Tarotexpertin Brigitte Theler hat eine klare, präzise und lebendige Sprache, die ich vor allem in ihren astrologischen Werken „Berufsfibel“ und „Partnerschaftsfibel“ aber auch in ihren Beiträgen „Zur Sache“ im Magazin der Fachzeitschrift „Astrologie Heute“ immer wieder mit Genuss lese. Ihre fachliche Kompetenz kommt darin genauso zum Ausdruck wie ihre erfrischende und souveräne Art, selbst schwierigere Themen anzugehen. In Sachen Tarot ist Brigitte Theler Mitautorin mancher Bücher ihres Lebenspartners Hajo Banzhaf. So haben die beiden beispielsweise die „Schlüsselworte zum Crowley-Tarot“ zusammen geschrieben. Das astrologische Buch „Du bist alles, was mir fehlt“ – ebenfalls ein Kind dieser beiden Autoren – gehört zu den Standardwerken der Partnerschaftsastrologie. Das Liebes-Tarot beginnt mit einer kurzen Einleitung, was Tarot überhaupt ist und wie sich die 78 Karten einteilen lassen. Brigitte Theler gibt dann eine knappe allgemeine Definition über Beziehung mit seinen Facetten der Projektionen und der Chance, sich durch einen Beziehungspartner selber besser kennen zu lernen. Es folgt eine „Bedienungsanleitung“ – man kann dieses Buch beispielsweise sehr kreativ nutzen, indem man sich in der Zahlenscheibe am Ende intuitiv mit dem Zeigefinger von einer Zahl finden lässt und dann die Antwort auf die zuvor gestellte Frage auf der entsprechenden Seite nachliest. Es sind Beispiele für Fragen angegeben wie: „Wie stehen wir zueinander?“, „Was tut sich in der Liebe?“ oder „Was ist in unserer Beziehung jetzt wichtig?“. Die Antworten auf der jeweils rechten Seite des Tarotbildes sind in Rubriken eingeteilt: „Darum geht es“, „Das ist jetzt wichtig“, „Zu Ihrer Beziehung sagt Ihnen die Karte“, „Wenn Sie eine Beziehung suchen, rät die Karte“, „Das gibt die Karte zu bedenken“, Fragen zu dem Thema der jeweilige Karte laden zum Nachdenken und zur Reflexion ein. Das Buch ist für Singles ebenso geeignet wie für Paare, die mehr über ihre Beziehung lernen (wissen oder erkennen) möchten. Neu für mich ist die Idee der „Beziehungskarte“ – jeder der Beziehungspartner zieht für sich eine Karte mit einer bestimmten Fragestellung und danach wird über die Quersumme aus den beiden Karten die gemeinsame Trumpfkarte ermittelt (Zahlenwerte über 22 werden noch einmal reduziert). Nach der Einleitung werden die 4 Sätze der kleinen Arkana auf jeweils einer Doppelseite beschrieben, geschmückt mit einem Sprichwort und einem dem jeweiligen Element entsprechenden farbigen Kasten mit kurzer Beschreibung von Charakter, Mangel oder Übergewicht des entsprechenden Elementes (Stäbe = Feuer, Schwerter = Luft, Münzen = Erde, Kelche = Wasser). Dann kommen die 22 Karten der großen Arkana nach der oben beschriebenen Darstellung auf je einer Doppelseite. Bei der Herrscherin lesen wir beispielsweise: „Zu Ihrer Beziehung sagt Ihnen die Herrscherin: Es scheint, dass Sie gerade dabei sind, gemeinsam etwas auszubrüten. Tatsächlich ist der Zeitpunkt gut, um neue Impulse zu setzen. Wenn Sie dann einfach den natürlichen Zyklen Vertrauen schenken, gedeiht und erblüht alles zur rechten Zeit“, beim Eremiten wird im Falle, dass die Fragerin „auf der Suche“ ist, geraten: „Spielen Sie jetzt keine fremden Rollen, seien Sie einfach Sie selbst. So werden Sie auch jemanden anziehen, der wirklich zu Ihnen passt“.

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Nach dem gleichen Muster sind die Karten mit ihren jeweiligen Antworten für die 56 Bilder der kleinen Arkana dargestellt. Brigitte Theler leitet mit Hajo Banzhaf gemeinsam sehr erfolgreich die Tarot- und die Astrologieschule in München. Daneben hält sie Vorträge und Seminare in ihrem Heimatland Schweiz und bietet astrologische und Tarotberatungen in beiden Ländern an. Im Tarotverband kennen wir Brigitte als Gründungsmitglied und als Organisationsleiterin des Tarotkongresses vom Mai 2006. Ich freue mich, dass Brigitte ein so ansprechendes Tarot-Büchlein mit dem immer aktuellen Thema „Liebe“ und „Beziehung“ auf den Markt gebracht hat - es ist auch eine wunderschöne Geschenkidee für jeden, der sich mit Tarot befasst. Kailash im Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/ München ISBN Nummer 978-3-7205-6005-4 Gebundene Ausgabe, Februar 2007 Preis: Euro 12,95 Erhältlich im Buchhandel und für Verbandsmitglieder mit persönlicher Widmung direkt bei der Autorin: Brigitte Theler, c/o Hajo Banzhaf, Mauerkircherstraße 29/IV, 81679 München, E-Mail: [email protected] Der Versand erfolgt portofrei gegen Rechnung.

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Der Jane Austen Tarot Von Kirsten Kretschmer

„Solange sich die Menschen verlieben und in den Launen, der Exzentrik und den Eigenschaften der menschlichen Psyche eine unerschöpfliche Quelle der Faszination finden, werden die Bücher von Jane Austen nicht in Vergessenheit geraten.“ Dieser Laudatio der amerikanischen Tarotexpertin Diana Wilkes kann ich mich vollen Herzens anschließen. Zusammen mit der Künstlerin Lola Airaghi hat Wilkes gerade ein Tarotdeck geschaffen, das den unvergesslichen Liebesgeschichten der bedeutenden englischen Autorin verehrenden Tribut zollt und den 78 Karten mit romantisch-ironischen Bildern eine weitere spannende Facette verleiht. Mit diesem Set kann der Liebesfrühling kommen!

Wer kennt sie nicht, die Heldinnen aus „Emma“, „Stolz & Vorurteil“, „Verstand & Gefühl“, „Anne Elliot“, „Mansfield Park“ oder „Northanger Abbey“? Jane Austen (1775-1817), zu Lebzeiten wenig beachtet, hat sich und ihre ach so menschlichen Figuren schon lange in den ewigen Liebesroman-Topbestsellerlisten verankert. Zahlreiche Verfilmungen ihrer Werke, Prequels, Sequels und unzählige wissenschaftliche Abhandlungen zeugen davon, wie sehr sie das westliche Kollektivbewusstsein beeinflusst hat. Absolut stimmig ist daher Wilkes Entscheidung, Trumpf II „Die Hohepriesterin“ der Autorin selbst zu widmen: Basierend auf dem einzigen Portrait, das uns von Austen erhalten ist, wird sie hier im klassischen Empire-Ambiente samt Spitzenhäubchen und Katze, eins ihrer zahlreichen Bücher in Händen, als „Bibliothekarin des Unbewussten“ dargestellt – ganz Hüterin der tief reichenden Kenntnisse menschlicher Natur. Diese Hohepriesterin ist eine scharfe sozialkritische Beobachterin ihrer Zeit und amüsierte Analytikerin ihrer Zeitgenossen, die im Verborgenen ihr großes Werk wirkt. In Austens Romanwelt kämpfen die Elemente, dargestellt durch ihre brillant gezeichneten Charaktere, stets gegeneinander um die Vormachtsstellung, bis sie von der Autorin - quasi dem fünften Elemente Geist - ausgesöhnt werden. Wenn es hier so etwas wie einen Sieger gibt, dann ist dies immer die wahrhaftige, beständige und

rationale Liebe. Überemotionalität, Dekadenz, Hochmut, Bosheit, Leichtfertigkeit und Egoismus haben hier auf Dauer keine Chance. Ist das nicht auch der Rat, den der Tarot uns allen in Liebesdingen immer wieder gibt? Überhaupt haben Lola Airaghi und Diana Wilkes offensichtlich viel über Konzept und Umsetzung ihrer Aussagen gegrübelt. Witzig ist zum Beispiel die Idee, die Großen Arkana in sattem Vierfarbdruck, die einzelnen Sätze der Kleinen Arkana jedoch monochrom, in den Farben der Elemente zu halten. Einziger Abstrich hierbei – die Qualität des italienischen Kartenmassenproduzenten Lo Scarabeo, dessen Nennung der Titel jede Karte in 6 Sprachen ein wenig billig wirken lässt. In Deutschland ist das Deck beim Königsfurt Verlag erschienen und mit einem kleinem, ebenfalls 6-sprachigen Begleitheft für EUR 18,90 zu haben. Die dort enthaltenen Interpretationen sind kaum nennenswert und daher nicht wirklich für Anfänger tauglich. Doch Wilkes arbeitet derzeit an einem ausführlichen Beiheft und verweist außerdem auf ihre informative Webpage und auf ihre Bücher für all die, die tiefer in die Materie einsteigen wollen. Immerhin wird im Heftchen erläutert, auf welchen Roman sich die jeweilige Karte gerade bezieht. Danach sind allerdings die eigene Fantasie und ein wenig Spürsinn gefragt, um die dargestellten Personen richtig zu erkennen. Eine wirkliche Neuerung und auch Bereicherung für den Liebestarot sind zwei anspruchvolle Beziehungslegungen mit aufklärerischem Austen-Flair: „Liebe und Freundschaft“ und „Bildungsroman“. Die auf den Großen Arkana dargestellten Situationen treffen den Archetypus des einzelnen Trumpfs, oft mit einem ironischen Seitenhieb auf die „Urbedeutung“ der einzelnen Themen. Dabei wechseln sich überraschend witzige Interpretationen (das Rad des Schicksals als Gesellschaftstanz, die Gerechtigkeit als des stolzen Darcys aufklärender Brief an die

Jane Austen als Hohepriesterin

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voreingenommene Elisabeth oder den Mond als Emmas Angst davor, dass Traummann Mr. Knightley ihrer Freundin Harriet verfallen sein könnte) mit recht Vorhersehbarem ab (die Hochzeit Emmas und Mr. Knightlys unter Blumengirlanden als Welt, der Hohepriester als aufgeblasener Pfarrer Elton und Misanthrop Mr. Bennet als Eremit). Auch bei den Kleinen Arkana haben sich die beiden Schöpferinnen etwas einfallen lassen, die Sätze sind epochengetreu in Kerzen (Feuer), Tassen (Wasser), Federn (Luft) und Münzen (Erde) aufgeteilt und die Asse jeweils einem der vier verwendeten Hauptwerke zugeordnet. Die restlichen neun Zahlenkarten eines Satzes stellen wie die Großen Arkana Episoden aus den diversen Romanen dar, und das ebenso durchdacht und stimmig. Besonders gut haben mir die Hofkarten gefallen. Unterteilt in Mädchen, Ritter, Damen und Herren, hat Wilkes es verstanden, die dem jeweiligen Element und der Qualität am besten entsprechende Persönlichkeit herauszufiltern. In den Tassen finden sich die zwei wohl am idealistischsten veranlagten Paare Austens, Jane Bennet und ihr Bingley (Stolz & Vorurteil) und natürlich Willoughby und Marianne (Verstand & Gefühl). Der Kerzenhof ist von temperamentvollen und eigensinnigen Macher-Charakteren wie Lydia und Elisabeth (Stolz & Vorurteil), Captain Wentworth (Anne Elliot) und Henry (Northanger Abbey) geprägt. Durch Betonung von Ratio und Intellektualität zeichnen sich die Federtypen aus: natürlich Darcy (Stolz & Vorurteil) sowie Anne Elliot, weniger entwickelt Emma und ihr fast-Liebhaber Frank. Die Personen, die besonders mit der Konsequenz von Haben und Nichthaben des schnöden Geldes hadern müssen, finden sich in den Münzen wieder: Charlotte und Mr. Bennet (Stolz & Vorurteil) sowie Elinor und Edward (Verstand & Gefühl). Die gekonnte Mischung mutet leicht „kippermäßig“ an und lädt ein, darüber zu spekulieren, welche Figuren Austens sich gern mal außerhalb des eigenen Romans getroffen und welche sich keineswegs ertragen hätten. Zwei Karten sollen abschließend aufzeigen, wie der Jane Austen Tarot mit den Licht- und Schattenseiten der Liebe spielt und die Romanmotive gekonnt mit den allgemeingültigen Aussagen der jeweiligen Karte verbindet: Eine Szene aus Verstand & Gefühl: die idealistische, hoch sensible und romantische Marianne ist von ihrem geliebten Willoughby zutiefst gedemütigt und verraten worden. Vor Liebesschmerz halb wahnsinnig zieht sie sich in eremitische Einsamkeit zurück, wird schwer krank: 4 Federn, sonst als 4 Schwerter bekannt und in Wilkes Notizen trefflich wiedergegeben als „die Notwendigkeit des Ausruhens, der Erneuerung und der Regeneration der verstandesgemäßen Gedanken“. Die Zeit der Feste und Freuden ist erst einmal vorbei, Rückzug ist angesagt. Doch der wird nicht ewig dauern. Wer Mariannes Schicksal kennt, weiß, dass sie noch die wahre Liebe, die treue Liebe finden wird, nachdem sie sich selbst als Person gefestigt hat. Im Trumpf XIX Die Sonne hingegen hat ein Paar dieses hohe Ziel bereits erreicht. Wir sehen Emma und Mr. Knightly auf ihrem Spaziergang durch das baldige gemeinsame Anwesen: Das hochromantische fast letzte Kapitel des Bildungsromans, in dem sich alle Irrungen und Wirrungen im lange fälligen Gespräch klären und direkt zum gegenseitigen Ehegelöbnis führen. Wilkes schreibt dazu: „Vollständige Öffnung. Das Licht sehen. Ein großartiger Tag.“

Vier Federn entsprechen hier vier

Schwertern

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Ist das nicht, was wir alle von der Liebe erhoffen? Ein ewiges Lichtfest voll Vertrauen und inniger Seelenverwandtschaft. Der Jane Austen Tarot lädt uns ein, davon zu träumen, sollten wir es selbst noch nicht ganz in die höheren Weihen der Sonne geschafft haben. Abgesehen von dieser Trumpfbesetzung durch die Autorin selbst, ist das restliche Deck durchgängig Situationen aus ihren Romanen geweiht. Dabei nehmen die Werke „Emma“, „Stolz & Vorurteil“, „Verstand & Gefühl“ und „Anne Elliot“ eine eindeutig übergeordnete Position ein, während „Mansfield Park“ und „Northanger Abbey“ eher wenig vertreten sind. Das geniale Frühwerk „Lady Susan“ schlägt nur in einer Karte nieder, die aber immerhin Trumpf XV „Der Teufel“ ist – eine ebenso originelle wie passende Wahl. Sie merken schon, eins steht fest: Es hilft sicherlich, mit den genannten Titeln vertraut zu sein oder die neuen amerikanischen Verfilmungen zu kennen (Gwyneth Paltrow und Kate Winslet z.B. standen für einige Bilder sicher Patin), doch die liebevoll und dennoch nicht überladen ausgestalteten Zeichnungen, voll der fließenden Gewänder der Sturm und Drang Epoche um die 18. Jahrhundertwende, sprechen auch für Austen-Unkundige eine deutliche Sprache.

Die Sonne

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Erlebnis Tarot

Vom Seemann zum Sehmann und Sämann! Von El Fantadu Bernd G. Kreuzer

»... dann sind Sie ja vom weit gereisten Seemann zum weit reisenden Seh- und Sämann geworden«, sagte mir ein Journalist, dem ich meine bewegte Lebensgeschichte erzählte. So hatte ich es noch nicht betrachtet. Aber er hatte Recht. Warum Seemann? Von meinem 17 - 20 Lebensjahr bin ich wie bereits an anderer Stelle beschrieben, als Kochsmaatschlachter auf diversen Schiffen, inklusive zweier Orkane die ich überlebt habe, um die Welt gegondelt. Dass ich dann zu meiner eigenen Überraschung als Wahrsager auch ein Sehmann geworden bin, ist auch nachvollziehbar.

Aber warum dann zum Sämann? Jeder Mensch erfreut sich an den Bäumen, Blumen und Gärten des Lebens, die von unseren Vorfahren gepflanzt wurden. Ich liebe unsere in vielen Jahren gewachsenen Parks und Wälder in der Kasseler Gegend. Sei es der große Bergpark am Herkules, der wunderschöne Park an der Orangerie oder der weitläufige Reinhardwald mit seinen uralten Eichen. Es sind Orte, an denen man seit Generationen die Seele baumeln lassen kann. Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, die Patenschaft über zehn unscheinbare, kleine Tannensetzlinge zu übernehmen, die dann bei einer Aktion zur Aufforstung unseres beliebten Reinhardwaldes in meinem Namen gepflanzt wurden. Solches haben wir schon als Schüler getan, uns aber ehrlich gesagt nichts Ernsthaftes dabei gedacht. Diese Bäume stehen aber noch heute, wie ich bei einem Kontrollbesuch sehen konnte. Meine Idee ist, ich muss HEUTE Bäume pflanzen! Erstens, damit meine und deine Enkel und hoffentlich auch unsere Urenkel noch gut atmen können. Zweitens, damit auch ich mich in die Verantwortung meiner Umwelt einfüge. Mir ist bewusst, dass nicht aus jedem Setzling auch ein ausgewachsener Baum wird. Aber wenn wir immer wieder Bäume pflanzen, Blumen säen und unsere Gärten pflegen, werden sich nicht nur unsere müden Herzen in weiter Zukunft daran optisch erfreuen.

Wie der Reinhardwald entstand Um noch einmal auf den Reinhardwald zurückzukommen (der heute ein Naturdenkmal ist). Es gibt da eine schöne Geschichte, die mir mal meine Hauswirtin Helga zum weitererzählen erzählt hat: Vor vielen, vielen Jahren hatte ein großer Herr beim Kartenspiel alles auf eine Karte gesetzt. Und verloren. Haus, Hof und alle Ländereien. Und das war bestimmt nicht wenig. Selbst als alles verloren schien, gab er noch nicht auf. Er überredete seinen Mitspieler zu einem letzten Spiel. Er forderte ein, falls er gewinnen würde, wenigsten bis zur nächsten Ernte auf seinen Gütern zu bleiben. Er würde

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dann Haus und Hof dem Gewinner überlassen. Der Handel galt, und die Karten wurden ein letztes Mal gemischt. Spannung lag im Raum. Kein Laut war zu hören und, oh Wunder, er gewann. Der Herr versprach noch einmal feierlich: „Ich verlasse Haus und Hof, wenn die nächste Ernte eingefahren wird“. So weit, so gut. Der neue Besitzer rieb sich die Hände. Ob er ein Jahr früher oder später der neue Herr sein würde, war ihm nicht wirklich wichtig. Für ihn war ohnehin alles nur ein Spiel. Der alte Besitzer ging guter Dinge nach Hause und lebte noch viele, viele Jahre zum Ärgernis des neuen Gutsherrn auf seinen alten Gütern. Er hatte natürlich niemandem erzählt, was er pflanzen wollte, um die „letzte Ernte“ einzufahren. Der Herr setzte tausende von kleinen Eichenstecklingen in die weitläufigen „verlorenen“ Ländereien. Diese brauchten dann ca. 80 Jahre, um zum ersten Mal ihre Früchte zu tragen. Ob der rechtmäßige Besitzer das noch erlebt hat, ist nicht überliefert. So und nicht anders ist es möglich, dass wir uns über Generationen hinweg heute noch an diesen, von einem schelmischen Verlierer gepflanzten alten Eichenbäumen im ewig jungen Reinhardwald erfreuen können. Noch eine Baumgeschichte Als wir vor vielen Jahren unser eigenes Haus bezogen, kam ich auf die Idee, in die Mitte unseres sehr kleinen Gartens (ca. 5 x 8m) einen Baum zu pflanzen. Unser Haus hatte 110 m2 Wohnfläche, gebaut auf 100 m2 Grundstück, inklusive Autostellplatz und Abstellschuppen. Der Garten war eigentlich nur eine größere Terrasse. Also fuhr ich mit meinen Kindern in einen Baumarkt, und wir suchten mit vielen Diskussionen einen Baum aus. Wir einigten uns und kauften einen schon veredelten, jungen Apfelbaum. So stand es auf dem Preisschild. Als Jahre später die ersten Blüten und im Herbst dann von den vielen Fruchtknoten nur noch ein einziger Fruchtstand übrig war, freuten wir uns erwartungsvoll auf „unseren“ ersten, eigenen Apfel. Ich weiß noch, als ich an einem warmen Grillabend nach „unserem Apfel“ schaute, traute ich meinen Augen nicht. Ich rief die Familie und Freunde zusammen, denn da hing etwas Blaues im Baum. Eine einzelne Pflaume! Das ist kein Witz!

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TAROT HEUTE Verbandszeitung des Tarot e.V. Ausgabe 15 – Juli 2007

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Ausblick auf die nächste Ausgabe „Körper, Geist und Seele - Was vermag Tarot in Verbindung mit anderen Beratungsmethoden und Heilsystemen?“ - dieser Frage wollen wir uns in der nächsten TAROT HEUTE widmen. Wir haben bereits in früheren Ausgaben Beiträge veröffentlicht, die über das Zusammenwirken von Tarot mit alternativen Heilsystemen, psychologischen Bera-tungs- und Behandlungsverfahren sowie mit Hilfsmitteln zur Selbsterfahrung, aber auch zur Entspannung und Wellness berichteten. Auch viele schriftliche Prüfungsarbeiten unserer Tarotberater beweisen, dass es hier viele guter Erfahrungen gibt. Deshalb möchten wir dieses Know How in der nächsten Zeitung bündeln und zu einem Schwerpunktthema erweitern. Wie immer ist jeder Leser eingeladen, die eigenen Erfahrungen und Sichtweisen beizusteuern. Seid ihr Heilparktiker, gebt ihr Reiki, versteht ihr euch auf Heilkräuter oder auf Mandalamalerei? Oder kennt ihr spezielle Decks, die die Pflege des Wohlbefindens und der körperlichen und seelischen Gesundheit thema-tisieren? Berichtet uns davon! Es freut sich auf Eure Zuschriften Die Redaktion von TAROT HEUTE