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  • THE CLEVELAND ORCHESTRA FRANZ WELSER-MST

    25. OKTOBER 2017ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

  • Mittwoch, 25. Oktober 2017 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Groer SaalElbphilharmonie Abo 2 | 1. Konzert

    THE CLEVELAND ORCHESTRA DIRIGENT FRANZ WELSER-MST

    Gustav Mahler (18601911) Sinfonie Nr. 6 a-Moll (19031904) Allegro energico, ma non troppo Andante moderato Scherzo: Wuchtig TrioFinale: Allegro moderato

    ca. 75 Min.

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  • Gustav Mahlers Sechste Sinfonie gilt als sein persnlichstes Werk. In ihr erweiterte er die Orchesterbesetzung hin zu einem riesigen Apparat, gipfelnd in Kuhglocken und Hammerschlgen. Mit diesen immens gesteigerten Ausdrucksmglichkeiten schuf er eine Musik voller Gefhl und innerster Verzweiflung. Nicht umsonst erhielt die Sin-fonie spter den Beinamen Tragische. In Mahlers grandiosen Kosmos fhrt am heutigen Abend das Cleveland Orchestra, eines der Big Five der Vereinigten Staaten. Am Pult steht in Person des Chefdirigenten Franz-Welser Mst gewissermaen ein Ur-Ur-Enkel von Gustav Mahler beide leiteten im Abstand von gut 100 Jahren die Wiener Staatsoper.

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  • EIN SCHRITT IN DIE MODERNE

    Gedanken ber Gustav Mahlers Sechste Sinfonie. Von Franz Welser-Mst

    Seine ersten fnf Sinfonien komponierte Gustav Mahler in einem tief in der Romantik verwurzelten Stil. Diese fnf Werke setzten Musik ber die Natur in dramatischer Form um und schlos-sen dabei Elemente der Volksmusik ein. Man kann diesen Stil als naiv bezeichnen als einfach, natrlich und manchmal unschuldig.

    In seiner Sechsten Sinfonie dagegen zeigt sich Mahler str-ker ich-bezogen, und er wird auch abstrakter in seinen Bezgen auf die Natur, auf Gott, das Leben und die Form (damit meine ich nicht nur die musikalische Form, sondern die tatschliche Darstellung dessen, was er portrtiert). Kurz: Die Musik ist viel rtselhafter als zuvor. Mit seinem sich weiterentwickelnden Zugang zur Gattung der Sinfonie und seiner Behandlung des musikalischen Materials geht Mahler in seiner Sechsten einen groen Schritt weg von der Romantik und hinein in die Moderne. Ganz offensichtlich ist hier auch das Interesse des Komponisten an der Verwendung zustzlicher Instrumente wie etwa des Hammerschlags , um seinen musikalischen Ideen die grt-mgliche Wirkung zu verleihen.

    Die Gesamtstruktur der Sechsten erscheint auf den ers-ten Blick wie die einer traditionellen vierstzigen Sinfonie. Das Modell ist uns seit Haydns Zeiten vertraut, nur erscheint es hier viel lnger und viel ausladender. Und doch liegt hier mehr vor als eine Gliederung in vier Stze. Es gibt eine bergreifende harmonische Struktur und eine Weiterentwicklung durch die gesamte Sinfonie, die uns nachdenklich macht: Ist das noch alt und vertraut? Oder ist es neu und fhrt uns in eine ganz andere Richtung?

    Und dann ist da der zweite Satz, das Andante, das harmonisch aus der Reihe zu tanzen scheint. Alle anderen stehen in derselben Ton-art a-Moll; das erscheint in einer sehr traditionellen Art als verein-heitlichte Tonartstruktur. (Ganz anders als bei dem eher gewunde-nen Weg, den Mahler spter in sei-ner Neunten Sinfonie einschlagen wird.) Der zweite Satz aber steht berraschenderweise in Es-Dur. Was fr eine Dissonanz dadurch entsteht, durch diesen bergang von A zu Es! Seit Jahrhunderten war dieses Tritonus-Intervall als diavolo in musica (Teufel in der Musik) bekannt. Was will Mahler uns damit sagen, noch dazu in diesem langsamen zweiten Satz, der mir als die vielleicht friedvollste sinfonische Musik erscheint, die er je geschrieben hat? Lassen Sie uns die gesamte Sinfonie in den Blick nehmen, um zu versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu finden.

    Der 1. Satz: Allegro energico, ma non troppo

    Schon das musikalische Material, das Mahler in den ersten Satz packt, ist gigantisch. Er beginnt mit einem ruhe- und atemlosen, nervsen Marsch in a-Moll einer Tonart des Halbdunkels, lauernd im Schatten. Fanfaren treten hinzu, die wir immer und immer wieder hren. Die tatschliche Bedeutung die-ser Fanfaren wird erst ganz am Ende des letzten Satzes aufgedeckt, wenn auf sie ein tiefer Engelschoral folgt, der auf diese schreckenerregenden Fanfaren aus weiter Ferne antwortet.

    In den ersten Minuten hat Mahler bereits die Hauptelemente sowohl die musikalischen Ideen als auch die Gefhlswelten enthllt, die er in dieser Sinfonie entwickeln wird. (brigens: Bei der Erstauffhrung 1906, die Mahler selbst dirigierte, dauerte sie ungefhr 77 Minuten.) Im Zentrum steht der unver-

    Gustav Mahler

    DIE MUSIK

  • meidliche und unaufhaltsame Gang des Lebens. Genauso wie die Marschallin in Richard Strauss Oper Der Rosenkavalier die Zeit aufhalten mchte, es aber nicht kann, erinnert auch Mahler uns an das Gefhl, das wir alle haben: dass das Leben uns unweigerlich zwischen den Fingern zerrinnt. In dieser Sinfonie hlt die Zeit nur in einem Augenblick im letzten Satz inne, wenn die Fanfaren des Jngsten Gerichts von uns Rechenschaft ber unsere Taten auf der Erde verlangen zusammen mit Klngen aus dem Himmel, die vielleicht Rettung versprechen. Mahler hat dieses Szenario schon einmal erprobt, im Auferste-hungsabschnitt seiner Zweiten Sinfonie; aber hier, in der Sechsten, bringt er eine neue Perspektive ein, indem er uns einen Blick auf die stndig fortschrei-tende Zeit erffnet.

    Nachdem all dies eingefhrt ist, wendet sich Mahler dem zweiten Thema des Erffnungssatzes zu, von dem seine Frau Alma behauptete, es wre ihr Portrt. Ja, diese Musik ist leidenschaftlich und launisch, genau wie Alma es gewesen ist. Und dennoch bin ich nicht sicher, dass Mahler in dieser Musik wirklich seine Frau abbilden wollte. Meiner Meinung nach stimmt es nicht mit all dem berein,

    was er ber seine Almschi whrend der gemeinsamen Jahre gesagt und geschrieben hat. Vielleicht hat sich seine Ansicht von ihr stndig verndert, wie es uns allen passiert, wenn wir einen langjhrigen Freund oder Gefhrten betrachten.

    Nachdem Mahler die bisherigen musikalischen Elemente wiederholt hat, damit wir eine Chance haben, sie im Gedchtnis zu behalten, lsst er sie gegeneinander antreten, als handle es sich um eine Rauferei auf der Strae. Das daraus entstehende Feuer beleuchtet die Konflikte, dann erlscht es allmhlich und fhrt zu einem friedvollen Moment, mit dem Mahler uns einen kurzen Vorblick auf die ruhige Atmosphre gibt, die den nchs-ten Satz kennzeichnen wird. Dann kehrt der strmische Prozess zurck und setzt sich fort, wild und ruhelos. Das fhrt uns in die Reprise des Satzes, in der noch einmal alle Anfangsthemen erklingen diesmal jedoch mit grerer Unruhe. Die Nerven liegen blank. Zum Ende versucht Mahler, den Marsch in den Griff zu bekommen, ihn in eine Triumphbotschaft berzuleiten. Mit enormer Anstrengung gelingt es, die Materialien zu verbin-den; Mahler ist nahe daran zu obsiegen, die Freude zurckzu-bringen. Aber indem er zu A-Dur zurckkehrt, zeigt er uns, dass diese Tonart gefhrlich ist. A-Dur mag als die leichteste und am wenigsten widersprchliche aller Tonarten erscheinen, aber es ist auch die, die am strksten gefhrdet ist auseinanderzufallen. Und das geschieht hier. Die Musik bricht zusammen.

    Der 2. Satz: Andante moderato

    Ein moderates, flieendes Tempo schreibt Mahler fr den zwei-ten Satz vor. Langsam und ruhig, und doch unsicher, denn die Tonart steht in Dissonanz zur vorangegangenen: Die Distanz ist die des teuflischen Tritonus, von a-Moll nach Es-Dur. Aber zugleich ist es eine Rckkehr zu dem kurzen Augenblick der Ruhe, der in der Mitte des Erffnungssatzes aufblitzte. Und es wird intuitiv klar, dass es diese neue Ruhe und Friedfertig-keit ist, von der Mahler trumt und die er anstrebt. Gleichzeitig glaubt er, dass sie nicht fr ihn bestimmt ist, dass das nichts fr ihn sein kann und sein wird. Diese Sehnsucht, dieses Gefhl, zu

    Mahler als Dirigent

    Alma Mahler

    DIE MUSIK

  • Hause zu sein, das von den Kuh-glocken ausgelst wird (die einen schnen atmosphrischen Hin-weis auf das Leben in den ster-reichischen Bergen im Sommer geben), ist blo ein Traum, ein sehr weit entfernter Traum.

    Die Tonart Es-Dur verwen-deten schon Mozart, Beethoven und andere, um menschliche Wrde abzubilden. Diese Werte der Gemeinschaft und Brder-lichkeit, das ist Mahlers groer Wunsch, aber einer, der nicht in Erfllung gehen wird. Und es ist vielsagend, dass wir gerade in den Momenten, in denen wir diese Sehnsucht am strksten hren und empfinden, auch eine Version des Alma-Themas aus dem ersten Satz hren. Als ob Mahler Frieden und Ruhe nicht in sich selbst und mit so wenigen anderen in seiner Welt finden und auch Alma ihm diesen Frieden nicht geben konnte. Diese musikalische Ruhe, dieser Frieden ist nur ein Traum, und er muss zum Ende kommen. Er fliet dahin, bringt unseren Gefhlen Erleichterung und verstrt gleichzeitig unsere Gedanken.

    Der 3. Satz: Scherzo: Wuchtig Trio