The Red Bulletin_1209_DE

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Grizzly Bear / Roland Trettl / Torey Pudwill / Matthew Halsall / Thomas Herzig / Kristen Stewart / Graeme Obree AUF LEBEN UND TOD Live dabei, wenn Ross und Tom Killerwellen jagen MUSIK NUR MIT MASKE Panda-Rapper Cro stürmt die Charts JETZT Tablet-App GRATIS herunter- laden New York Nick Hook, Jesse Boykins, Tiombe Lockhart So schaffst du’s in Drei junge Musiker verraten: SEPTEMBER 2012 DAS MAGAZIN ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

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September 2012

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SeptemberDIE WELT VON RED BULL

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SeptemberSeptemberDIE WELT VON RED BULL

WILLKOMMEN!Wie ist New York, wenn man der Stadt nah genug kommt, um hinter ihre Klischees zu blicken? Wie sieht der Alltag aus in der Stadt, die niemals schläft? Kommt man als junger Musiker unter die Räder, oder wird man zu kreativen Höchstleistungen gepusht? Und was muss man tun, um sich durchzusetzen? Im Früh-jahr 2013 macht die Red Bull Music Academy in der Welthauptstadt der Musik Station. Als Warm-up für die Wochen, die musikalische Talente aus aller Welt hier verbringen werden, ließen wir uns von drei jun-gen Musikern erzählen, wie das so ist in NYC. Nämlich wirklich ist. Ab Seite 50: Nick Hook (verdiente mit Azea-lia Banks so viel Kohle, dass er sein Studio renovieren kann), Tiombe Lockhart (schlug sich als Sekretärin durch) und Jesse Boykins (schlief ein Jahr bei Freun-den auf der Couch), „So schaffst du’s in New York“.Spannende Unterhaltung wünscht die Redaktion.

DIE GEISTER DES WINDES Das Kite Festival auf Bali ist eine Hommage an den Wind und die Natur. Wir zeigen die schönsten Bilder.

RED BULL STRATOS Exklusiv: Felix Baumgartner über den aktuellen Zeitplan seines Rekordsprungs.

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MASCHINE MENSCH Graeme Obree jagt den Speedrekord am selbstgebauten Liegefahrrad

58KRISTEN STEWART Vampir-Geliebte, Top-Verdienerin: Stationen einer steilen Karriere.

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” Drachenfl iegen ist eine Religion

für uns. “(der Dorfälteste)

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September DIE WELT VON RED BULL

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10 Bilder des Monats 16 Kurzmeldungen: Schlagball-Götter, Pop-Art, kunterbuntes Schuhwerk 20 Einst & Jetzt: Mountainbikes 24 Formelsammlung: Cliff Diving 26 Glückszahlen: Ryder Cup

DIE WELLENJÄGER Mit Surfern, Meteorologen und einem Filmteam auf der Suche nach dem spektakulärsten Big-Wave-Material der Welt.

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42” Wir wissen, dass

uns die Leute für verrückt halten. “

86 DAS WORKOUT

DER STARS So macht sich

Profi -Skater Torey Pudwill Brett-fi t. 50

SO SCHAFFST DU’S IN NEW YORK Der Big Apple ist das här- teste Pfl aster im Musikbusi- ness. Drei junge Künstler erzählen uns, wie man sich trotzdem hochboxt.

DIE LETZTE KEHREDer Wiener Philosoph Konrad Paul Liess-mann über die Faszination des Straßen-rennrads. Eine Meditation.

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DIE WELT VON RED BULLDIE WELT VON RED BULLDIE WELT VON RED BULL

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Body & Mind84 GET THE GEAREin Blick ins Labor von Hangar-7-Koch Roland Trettl92 TOP-EVENTSDie wichtigsten Termine im August – weltweit

94 SAVE THE DATEDie Top-Events vor deiner Haustür

96 TV-PROGRAMMDas Red Bull TV-Fenster bei ServusTV97 MUST-HAVESDinge, die man einfach haben muss98 KOLUMNELebenshilfe mit Christian Ankowitsch98 IMPRESSUM

DER TÖFFLI-WAHNBlitzendes Chrom, baumelnde Fuchsschwänze und bärige 30 km/h Höchstgeschwindigkeit: Einen Tag und 3500 Höhenmeter lang erweckt Red Bull Alpenbrevet den Mofa-Kult zum Leben.

88 NIGHTLIFEOut Now: Grizzly Bear/Safari bei Nacht/Best Clubs:The Hoxton in Toronto/Cocktail: Del Rio/Take 3: Vampire Weekend/Night Snack: Bitterballen

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AM ENDE WAR DAS WORTDer Wiener Architekt Thomas Herzig verdient sein Geld mit dem Bau von Luftschlössern – und agiert damit in jener Tradition, die gotische Baumeister mit Hightech-Schmieden wie Apple verbindet.

NEW ORLEANS BACKSTAGEDrag Bingo, Nackt-Karaoke, Kleinkunst: Die Kultur-Metropole New Orleans hat mehr zu bieten als Jazz. Zwölf Insider-Tipps für einen unvergesslichen Trip.

82” Meine

Mucke kannst du

Mama vor-spielen. Sie

wird mit-swingen. “

40„ICH GLAUBE AN …

PANDABÄREN“ Der Rap-Star im Interview:

Warum Massenhysterie-Meister Cro eine Bärenmaske trägt.

Und was sich dahinter verbirgt.

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er zweite Testsprung hat wie im Bilderbuch geklappt: Zwar waren die Tage und Nächte davor kräfte-raubend, und vor dem Ausstieg dauerte es schier ewig, bis sich auf 29.610 Metern die Tür der Kapsel geöffnet hat. Während der

ersten 16 Sekunden meines Freifalls hatte ich keine Kon trolle über meine Position (beim ersten Test sprung war bereits nach sechs Sekunden alles wieder im Lot), aber wir dürfen mit Fug und Recht sagen: Wir haben zweimal gezeigt, dass wir es können.

Darum habe ich anfangs gar nicht geglaubt, dass bei der Landung der Kapsel etwas schief-gegangen ist. Ich habe es von einem Mitglied der Crew gehört, welche die Kapsel nach der Landung birgt. Zunächst habe ich der Nachricht keine besondere Bedeutung beigemessen: Schon beim ersten bemannten Flug war die Kapsel unsanft in der Wüste gelandet, aber genau für diesen Fall hatten unsere Techniker ja die Crush Pads an der Kapsel-Unterseite platziert, um die Wucht des Aufpralls zu dämpfen. Projektleiter Art Thomp-son hat die Hiobsbotschaft leider bestätigt, und spätestens beim Abladen der Kapsel vom LKW war allen klar, dass wir ein Problem haben: Die Kapsel hat ausgesehen, als hätte sie einen Zusam-menstoß mit einem Alien gehabt.

Ergebnis der Untersuchungen in der Fabrik: Selbst wenn meine Überlebenszelle intakt geblie-ben ist, muss man doch große Teile des Life-Sup-port-Systems austauschen. Mit einem Formel-1- Chassis, das an die Wand gefahren ist, stellst du dich ohne sorgfältige Kontrolle ja auch nicht mehr an den Start. Ersatzteile für meine Kapsel gibt es nicht im Supermarkt, sie müssen space-approved sein, kommen teilweise von kleinen Spezialfirmen, die zum Beispiel auch die NASA beliefern. Auf

DFelix Baumgartner über den Schaden an seiner Kapsel, den neuen Zeitplan und warum es wichtig ist, Profi zu bleiben.

manche Teile wartest du Wochen. Wir können und dürfen es uns nicht leisten, mit potentiell schadhaftem Equipment abzuheben. Am Beispiel unserer Batterien: Ist die innere Struktur beschä-digt, könnte die Stromversorgung zusammen-brechen oder, schlimmer noch, ein Kurzschluss die Kapsel abfackeln.

Natürlich wäre eine Pause von nur zwei, drei Wochen zwischen vorletztem und letztem Sprung ideal gewesen, weil wir alle am Zenit unse res Könnens waren. Jetzt müssen wir dieselbe profes-sionelle Einstellung beibehalten, die uns schon zweimal an die Grenze des Weltalls geführt hat. Wenn die Kapsel repariert ist, überprüfen wir sie in der Druckkammer; sind alle Systeme okay, geht’s direkt nach Roswell, und in den ersten zwei Oktoberwochen erfolgt der große Sprung. Wir sind Profis, die ihr Ding ruhig und überlegt durch-ziehen. Mit dieser Einstellung habe ich all meine früheren Projekte zum Erfolg geführt. Ja, ich fühle mich wie ein Tiger im Käfig. Nein, wir werden die Arbeit von fünf Jahren nicht im letzten Moment gefährden. Wenn ich es nicht schaffe, dauert es womöglich wieder sechzig Jahre, bis sich jemand an ein Projekt dieser Dimension wagt.

Wir sehen uns hoffentlich im Oktober, drückt mir die Daumen!

Ruppige Landung. Beim Rekordsprung unerheblich, jetzt extrem lästig: Die Kapsel landete nach dem erfolgreichen zweiten Testsprung so unglücklich, dass die nun nötigen Reparaturarbeiten das Projekt Red Bull Stratos um zwei Monate verzögern.

Die fehlenden Ersatzteile kann man nicht im Supermarkt kaufen.

Felix Baumgartner

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„Jetzt müssen wir cool bleiben“

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T U R PA N , C H I N A

ABGEFAHRENPackende Downhill-Action an den entlegensten Orten

der Welt – so lautete die Vorgabe von Regisseur Derek Westerlund für sein neues Bike-Epos „Where the Trail Ends …“. Ob US-Fahrer Cameron „Cam“ Zink (hier im

Bild) seine Steilhügel-Abfahrt in der Wüste Gobi über-steht, kann man sich ab 21. September zu Hause an-sehen – ohne Schürfwunden und in High Definition.

„Where the Trail Ends …“: erhältlich ab 21. September Infos: www.wherethetrailends.com

Bild: John Wellburn/Red Bull Content Pool

DES MONATS

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L A N G J Ö KU LL , I S L A N D

TIEFGEKÜHLTDie Eishöhlen des Langjökull-Gletschers auf Island

sind von vergänglicher Schönheit. Geformt aus gefrorenem Schmelzwasser, existieren sie meist nicht

länger als ein Jahr. „Höhlen dieser Größe bilden sich extrem selten“, erzählt Fotograf Tyler Stableford, der

den Reisejournalisten Mark Jenkins am Langjökull begleitete. Was Stablefords Foto so wertvoll macht?

Die Höhle am Bild ist mittlerweile geschmolzen. Mark Jenkins’ Reisetagebuch: www.thehardway.com

Bild: Tyler Stableford

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DES MONATS

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WEI S S ER N I L , U GAN DA

DURCHGESPÜLT„Wir fühlen mehr Demut als Stolz“, sagte Kajak-Profi Steve Fisher nach der Erstdurchfahrung der Inga-Stromschnellen nahe der kongolesischen Stadt Matadi. Bis zu 70.800 Kubikmeter Wasser schießen dort pro Sekunde den Kongo-Fluss hinunter, was die „Inga Falls“ zu den mächtigsten Stromschnellen der Erde macht. Um sich optimal auf die Expedition vorzubereiten, trainierte die Crew auf den nicht minder gefährlichen Wasserfällen des Weißen Nils in Uganda – garantiert kein Badespaß Der Film zur Expedition: „Congo – The Grand Inga Project“, erhältlich auf DVD und als Download; Infos: www.ingaproject.com Bild: Greg Von Doersten/Red Bull Content Pool

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BullevardBefl ügelndes in kleinen Dosen

San Francisco Stefan Bradl stimmte sich auf der berühmten Lombard Street für den Grand Prix von Laguna Seca ein. Cameron Baird

MOMENT MAL!

BILDER DES MONATS

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach per Mail an:[email protected]

von Laguna Seca ein.

Strike am SchirmIm Herbst kehrt Clint Eastwood auf die Leinwand zurück – als

Baseball-Scout im Drama „Trouble with the Curve“. Als Einstimmung darauf: die vier besten Baseball-

Movies der Filmgeschichte.

„DER GROSSE WURF“ (1942)Die Lebensgeschichte der Base-ball-Ikone Lou Gehrig. Kollegen

wie Babe Ruth spielen sich selbst.

„DAS LETZTE SPIEL“ (1973)Oscar-gekröntes Drama: Robert

De Niro als minderbemittelter Fänger mit Todesdiagnose.

„ANNIES MÄNNER“ (1988)Köstlich: Kevin Costner als altern-

der Fänger mit Susan Sarandon als spielervernaschendem Luder.

„SUGAR“ (2008) Ein dominikanischer Junge

reist in die USA, um es als Werfer in die Major League zu schaffen.

Wenn Andy Warhol die Pop-Art erfunden hat, dann hat Takashi Murakami sie perfektioniert: kreisch-bunte Blumen mit furchteinfl ößend grinsenden Gesichtern, niedliche Tierchen mit Riesenaugen im Farben-rausch. Sein Stil schreit, er zieht den Betrachter in seinen Bann – ob dieser will oder nicht. Und die Menschen wollen: Der fünfzigjährige Japaner ist einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Auch, weil er die Grenzen von Kunst und Kommerz überwindet: Für Louis Vuitton designt er Taschen, für Kanye West entwirft er Platten-cover. Sein letztes Großprojekt: „Ego“ in Qatars Hauptstadt Doha, die erste Einzelausstellung eines Künstlers im Nahen Osten über-haupt und seine größte Werk-schau bisher. Der Höhepunkt: ein 100 Meter langes Gemälde buddhistischer Mönche in apokalyptischem Comic-Stil. Mehr davon gibt’s in Murakamis neuem Buch zur Ausstellung. www.takashimurakami.com

Murakami lässt Pop-Art

auf japanische Kultur prallen.

BullevardBefl ügelndes in kleinen Dosen

Wenn Andy Warhol die Pop-Art erfunden hat, dann hat Takashi Murakami sie perfektioniert: kreisch-bunte Blumen mit furchteinfl ößend grinsenden Gesichtern, niedliche Tierchen mit Riesenaugen im Farben-rausch. Sein Stil schreit, er zieht den Betrachter in seinen Bann – ob dieser will oder nicht. Und die Menschen wollen: Der fünfzigjährige Japaner ist einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Auch, weil er die Grenzen von Kunst und Kommerz überwindet: Für Louis Vuitton designt er Taschen, für Kanye West entwirft er Platten-cover. Sein letztes Großprojekt: „Ego“ in Qatars Hauptstadt Doha, die erste Einzelausstellung eines Künstlers im Nahen Osten über-haupt und seine größte Werk-schau bisher. Der Höhepunkt: ein 100 Meter langes Gemälde

Mehr davon gibt’s in Murakamis neuem Buch zur Ausstellung.

Murakami lässt Pop-Art

auf japanische Kultur prallen.

einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Auch, weil er die Grenzen von Kunst und Kommerz überwindet: Für Louis Vuitton designt er Taschen, für Kanye West entwirft er Platten-cover. Sein letztes Großprojekt: „Ego“

Künstlers im Nahen Osten über-

Mehr davon gibt’s in Murakamis

SCHÖN SCHRILLZwischen Manga und Mickey Mouse: die bunte Welt des Takashi Murakami.

Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkfl asche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost.

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Seit fünfzig Jahren musikalischer Visionär,

auch dank Radio-Abstinenz: John Cale

Madrid 25.000 Zuschauer sorgten für eine einzigartige Stimmung in der Plaza de Toros. Jörg Mitter, Red Bull X-Fighters

Agra Für den britischen Freerunner Ryan Doyle steht das Taj Mahal (in Uttar Pradesh, Nordindien) kopf. Sebastian Marko

Dallas Ohne Kompromisse. Beim Finale von Red Bull Game Breakers (einer Football-Variante) gab es harte Duelle um die Pille. Garth Milan

Er hat die Rockgeschichte ge-prägt wie wenige andere: als Songschreiber von The Velvet Underground an der Seite von Lou Reed. Und als Entdecker von Künstlern wie Patti Smith und Iggy Pop. Als Solomusiker pendelt der siebzigjährige Multiinstrumentalist John Cale zwischen poetischem Pop, Avantgarde – und neuer-dings Hip-Hop-Anleihen, wie sein neues Album zeigt.

Sie verwenden Auto-Tune auf Ihrer Platte, bekannt als Cher-Effekt. Und gerade im Hip-Hop sehr angesagt …Das stimmt. Aber man darf den Effekt nur in kleinen Do-sen einsetzen, er nervt ziem-lich schnell. Ich höre zwar Rap-Musik, aber ich verwende Auto-Tune, um eine Roboter-

stimme zu modellieren.Ihr liebster Hip-Hop-Act?Mit Snoop Dogg würde ich gerne zusammenarbeiten. Oder mit Kokane: Der Typ hat drei Stimmen, eine hohe Marvin-Gaye-Stimme, eine gemäßigte und dann noch die-ses Knurren. Er verwendet alle drei in nur einem Song.„Sag hallo zur Zukunft, goodbye zur Vergangen-heit“, lautet eine Textzeile. Ihr Lebensmotto?Absolut. Ich möchte mich nicht wiederholen. Und nichts schreiben, was schon einmal da war. Mein Geheimnis: Ich höre kaum Radio. Das hält die Ohren frisch und schützt vor unnötigem Pop-Schmutz. „Shifty Adventures in NookieWood“ erscheint am 1. Oktober;www.john-cale.com

Gut besohltSportschuhe für spezielle

EinsätzeFRISCHE OHREN Velvet-Underground-Ikone John Cale mit neuer Platte und Rap-Empfehlungen.

Ein Jahr Breakdance Omar O. Delgado, Ali Ramdani und Fabia-no Carvalho Lopes alias Roxrite, Lilou und Neguin: Drei der größten Stars in der Geschichte des Breakdancing haben ein Jahr lang in Begleitung von Kamera-teams gelebt – und eröffneten dem Zu-seher erstmals ganz persönliche Einblicke in Alltag, Familie, Training und Reisen. Entstanden sind sechs je 24-minütige Blicke ins Innerste des B-Boying, atem-beraubende Bilder, große Emotionen, unvergessliche Momente. Als Höhepunkt treffen die drei Superstars bei der Welt-meisterschaft in Moskau zum großen Showdown aufeinander.„Break’n Reality“ heißt die vom Red Bull Media House produzierte Serie, die ab sofort auf iTunes, PlayStation Network und Xbox Live bereitliegt. www.redbull.com/breaknreality

Lilou, ab sofort zu erleben in der sechsteiligen Serie „Break’n Reality“

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Manny Pacquiao ist der einzige Welt-

meister in acht Gewichtsklassen. Seinen Schuh gibt es um 200 Dollar.

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speziell polierter Bereich im Vorfuß:

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bequem: Sebastian Vettels Gasfuß steckt in einem

Geox um 300 Dollar.

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Trick-SpielDie Red Bull X-Fighters World Tour hat sich über die Jahre zur größten und bestbesuchten Free-style-Motocross-Serie der Welt entwickelt. Die allerbesten Fahrer zeigen dabei waghalsige Tricks auf den gewaltigen Rampen und Sprunghügeln. Passend zur World Tour 2012, gibt es jetzt das Mobile Game für iPhone, iPad oder iPod Touch, inklusive aller Tour Stops.Was die Gamer erwartet:• vier actiongeladene Game Modes,• alle sechs originalen Schauplätze der

Red Bull X-Fighters World Tour 2012,• die Chance, als Red Bull X-Fighters 2011-Cham-

pion Dany Torres an den Start zu gehen,• die Möglichkeit, sich Fahrer, Bikes und verschie-

dene Tricks freizuschalten,• die Möglichkeit, Freunde im Game heraus-

zufordern, und• die Chance, um einen Platz in den Bestenlisten

zu kämpfen.Für die Fans in Österreich, Deutschland und der Schweiz gibt es jetzt für kurze Zeit eine besondere Aktion: Alle Apple Smartphone- und Tablet-Besit-zer können sich die Vollversion des Spiels bis 22. Oktober gratis aus dem App Store herunter-laden. So funktioniert’s: einfach auf der Website www.redbullxfighters.com/gamespecial vorbei-schauen, den persönlichen Download-Code ab-holen und im App Store einlösen.www.redbullxfighters.com/gamespecial

NICHTS WIE WEG!Tyron Ricketts war trotz großen Erfolgs als Schauspieler und Rapper am Ende seiner Kräfte. Die Therapie: ein Rucksack, ein Surfbrett und ein Ticket um die Welt.

Die Vita des gebürtigen Österreichers Tyron Ricketts kann sich sehen lassen: Moderator des VIVA-Magazins „Word Cup“, Film- und Fernsehstar (etwa im Kult-Roadmovie „Knockin’ on Heaven’s Door“), Rapper bei Mellowbag und den Brothers Keepers. Umso überraschender kam die Entscheidung des Neunund-dreißigjährigen, aus allen Projekten auszusteigen und einen Neuanfang zu wagen. „Das war während meiner Zeit als Kommissar in der Krimiserie ‚SOKO Leipzig‘. Eines Morgens wachte ich auf, und die Batterie war leer. Deshalb habe ich gekündigt und mir ein Around-the-World-Ticket gekauft“, erzählt Ricketts.

Seine Reise führte ihn zu den schönsten Surf-Spots rund um den Globus. Nach sechs Wochen griff er zum ersten Mal zu Stift und Papier. „Ich hatte in den letzten Jahren Schiss davor gehabt, Songs zu schreiben, weil mein Style nichts mit den gängigen Gangsta-Rap-Klischees zu tun hat. Unterwegs wurde mir bewusst, dass es nicht darum geht, sich anzupassen: Man muss nur sein wahr-haftiges Gefühl authentisch rüberbringen“, so der Berliner. Resultat seiner künst-lerischen Wiedergeburt ist das Album „Weltenreiter“ mit 13 Songs: „Es geht um eine Reise – äußerlich um die Welt, innerlich zum eigenen Selbst. Die Texte können eine Brücke für Leute sein, die Ähnliches erfahren wollen.“„Weltenreiter“ und das gleichnamige Buch sind seit 31. August im Handel erhältlich www.facebook.com/tyronrickettsofficial

Lyme Regis Österreichs Wakeboard-Ass Dominik Hernler zeigte beim Red Bull Harbour Reach die besten Tricks. Ben Dean

Denai Alam Mohammed Balooshi gab den Motocrosstalenten wertvolle Tipps mit auf die Strecke. Victor Fraile, Red Bull Under My Wing

Salzburg Ein einzigartiger Schwarm aus 210 (Alucobond-)Vögeln zieht über das Gelände des Hangar-7. Helge Kirchberger

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Einmal Dany Torres sein: mit dem Red Bull X-Fighters Game für iPhone, iPad oder iPod Touch

„Sein wahrhaftiges Gefühl authentisch rüberbringen“: Tyron Ricketts, Weltreisender

Spannung pur: Der Kreativität der Spieler sind kaum Grenzen gesetzt.

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Kerouacs Klassiker im Kino – Infos zur Premiere von „On the Road“ unter: www.ontheroad-themovie.com

KRIBBEL-KUSSIm Haus von Catherine Hardwicke werden

2008 die „Twilight“-Rollen gecastet. Kristen

Stewart spielt Bella Swan. Ein junger Mann

aus England, der schon in den „Harry Pot-

ter“-Filmen mitspielte, gibt Edward, den

Vampir, in den sich Bella verliebt. Stewart

und dieser Robert Pattinson küssen sich,

alle im Raum spüren das Kribbeln, „Twi-

light“ spielt seine Produktions kosten zehn-

fach ein: Eine Film-Saga ist geboren.

KARRIERE-KICKSTART

Stewarts Reputation im Filmgeschäft wächst: Im

zu Unrecht unterschätzten Thriller „Undertow“

(2004) spielt sie an der Seite von „Billy Elliot“-

Hauptdarsteller Jamie Bell. Für ihre Rolle in Sean

Penns Drama „Into the Wild“ (2007) erntet sie

viel Kritikerlob. Penn ist es auch, der Stewart der

Regisseurin Catherine Hardwicke empfiehlt, die

gerade an der Verfilmung eines Teenager-Fantasy-

Romans arbeitet …

PANIK-PREMIEREIhr burschikoser Look verhilft Stewart 2001 zur ersten Sprechrolle: der rebellischen Samantha Jennings im Independent-Streifen „The Safety of Objects“. Bereits ein Jahr später erreicht sie als Jodie Fosters zucker-kranke Tochter im US-Thriller „Panic Room“ ein Massenpublikum. In bei-den Fällen erinnert Stewart – vor allem was die Frisur betrifft – an den jungen River Phoenix.

MEINE WELT

KRISTEN STEWARTDie Verkörperung einer romantisch Liebenden schlechthin ist zugleich Spitzenverdienerin in Hollywood.

Seit kurzem überschattet jedoch ein privater Fehltritt die makellose Karriere des „Twilight“-Stars.

PEITSCHEN-PLOTDer Bestseller des Jahres 2012, der Sadomaso-Roman „Fifty Shades of Grey“, stammt aus der Feder eines „Twilight“-Fans. Die Britin E. L. James schrieb eine nicht ganz jugendfreie Ge-schichte über Bella und Edward. Sie postete die Story, die Rechte wurden für Millio-nen verkauft. Welche Schauspieler für die Verfilmung vorgeschlagen wurden? Dreimal dürfen Sie raten.

HOLLYWOOD-HAUSHALTKristen Jaymes Stewart wird am 9. April

1990 in eine Filmfamilie geboren – Vater:

Produzent, Mutter: Drehbuch-

autorin, Wohnort: Los Angeles,

Kalifornien. Ihre ersten Vor-

sprechtermine besucht sie

bereits als Kleinkind, obwohl

da vom späteren Prinzes-

sinnen-Look noch nichts

zu bemerken ist. „Schauen

Sie sich Kinderbilder von

mir an“, gesteht Stewart in

„Vanity Fair“, „ich sehe aus

wie ein Junge!“

PROMI-PÄRCHEN

Die Kino-Romanze zwischen Stewart

und Pattinson setzt sich im richtigen

Leben fort. Fotos der beiden werden

für 100.000 Dollar gehandelt. Dem

„Forbes“-Magazin zufolge verdient

Stewart von Mai 2011 bis Mai 2012

rund 34,5 Millionen Dollar, was sie zu

Hollywoods Top-Verdienerin macht.

Im Juli fl iegt ihre Affäre mit Rupert

Sanders auf. Killer-PR für „Twilight“

oder das Ende einer jungen Liebe?

GRENZ-GANGVor ihrem letzten „Twilight“-Auftritt (Teil 5 kommt

im November in die Kinos) spielt Stewart in der

Verfilmung des Jack-Kerouac-Klassikers „On the

Road“ – in manchen Einstellungen textilfrei. „Ich

gehe gerne an meine Grenzen“, sagt Stewart über

die Sexszenen in dem Film. Millionen männlicher

Teenager (und vermutlich auch anderen) gefällt’s.

KINO-KINDAuch wenn Stewart und Pattinson

zusammen wohl keine Kinder mehr bekommen werden, wären

ihre Nachkommen ziemlich sicher menschliche Wesen ge-

worden – trotz der Kreatur halb Vampir, halb Mensch, der Bella und Edward im Film das

Leben schenken. Auch in ihrer ersten Rolle nach „Twilight“,

dem Drama „Cali“, geht’s für Stewart zur Sache. Die Themen

im Film: vorgetäuschter Tod und Vergeltung.

BLÖDEL-BELLAEine Hollywood-Regel lautet: Hast du Erfolg, wirst

du parodiert – höchstwahrscheinlich in einem Film von Jason Friedberg und Aaron Seltzer. Nach „Scary Movie“ und „Meet the Spartans“ dreht das

Duo 2010 die Twilight-Parodie „Vampires Suck“. Statt Kristen Stewart als Bella Swan tritt Jenn

Proske als Becca Crane auf. Wie sie die Rolle an-legt? „Mit tiefer Stimme sprechen und lachen –

Kristen tut das nämlich nie.“

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Rechts die Speerspitze der Evolution, links die „blau-silberne Mauritius“ der Moun-tainbike-Sammler. Ein Duell zwischen Carbon-Fieber und herbem Alu-Charme.

EINST UND JETZT

B U L L E V A R D

1992 MARONÉ KAMPFMASCHINE

Das Red Bull Maroné-Team mit den Racern Gerhard Zadrobilek, Ekkehard Dörschlag und Manfred Kornelson räumte auf seinen Bikes aus Peter Maronés Salzburger Edelschmiede im seit 1991 bestehenden MTB-Worldcup und bei großen Rennen wie dem Red Bull Dolomiten-mann mächtig ab. Hochgezogene Kettenstreben, sportliche Sitzposition und der Nimbus des Siegers machen die Kampfmaschine heute zur blau-silbernen Mauritius für Sammler.

LANG, FLACH, TIEFAnfang der Neunziger galt: je

gestreckter die Sitzposition, desto sportlicher. Viel Druck am Vorderrad,

aerodynamische Position, aber schlechte Kontrolle im Gelände.

STARRGABELDie Federgabel wurde zwar schon 1990 erfunden, viele Cross-Coun-try-Fahrer lehnten sie zunächst jedoch ab. Sie waren der Meinung, damit bloß Kraft zu vergeuden.

Mountainbikes

Brachialkunstwerk: ultrasteifer Vierkant-Hinterbau aus Alu. Gesamtgewicht des Bikes: 13,44 kg.

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SCHALTUNGShimano Deore XT war State of the Art: 7 Gänge hinten, 3 Ritzel vorn bü-gelten jeden Berg. Der Spuk ovaler Kettenblätter („Biopace“) war gerade erst verschwunden.

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Gewichtsersparnis in 20 Jahren: 5,5 Kilo.

2012 SCOTT SCALE SL

MODERATMan sitzt heute deutlich entspannter auf dem Bike. Breitere Lenker und kürzere Vorbauten sorgen für lebendigeres Handling.

FEDERGABELDie luftgefederte DT Swiss

XRC 100 Race hat 10 cm Federweg, ist vom Lenker

aus blockierbar und wiegt mit 1270 Gramm so viel

wie eine alte Starrgabel.

SCHALTUNG10 Ritzel hinten, 2 Ketten-blätter vorne: Die SRAM XX hat um einen Gang weniger (!) als die alte 3 × 7-Schaltung und ist deutlich leichter.

Mit 899 Gramm gilt der Scale SL als leich-tester MTB-Serien-rahmen der Welt. Bike-Gewicht: 7,91 kg.

Geschwindigkeit kommt aus Gewichtsersparnis plus Funktion: Rahmen, Federgabel, Lenker, Vorbau, Sattel, Sattelstütze, Kurbel und Felgen (!) sind aus Carbon gefertigt und jeweils auf optimale Funktion getrimmt. Scheibenbremsen und Federgabel sind auch im Cross Country längst Standard. Was das Scale in Verbindung mit einer gemütlicheren Sitzposition bergauf, aber auch bergab deutlich schneller macht als das Maroné. www.redbulldolomitenmann.com

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„ Als Jazz-Trompeter hast du’s nicht leicht. Weil dich die Kids als altmodisch abstempeln. Aber ich will das ändern.“

DIE NEUE SPRACHE DES JAZZ

MATTHEW HALSALLTrompete wird cool und Jazz sexy, sobald Matthew Halsall Luft holt. Weil er Hip-Hop und Elektronik liebt. Und weil er ein Genie ist.

Dass ihm das Publikum folgt wie in Trance, wenn er Trompete spielt, ist keine neue Erfahrung für den 29-jährigen Matthew Halsall. Er war gerade mal 14, als er beim Wigan Youth Jazz Orchestra als Trompeter vorspielte und es dem Leiter der welt-besten Jugend-Big-Band die Sprache ver-schlug. Er engagierte Halsall auf der Stelle, Matthew war damals fünf Jahre jünger als sämtliche Mitglieder des Orchesters. Und die erste Konzertreise führte den Jungen, der davor kaum aus seiner Heimatstadt Manchester rausgekommen war, nach Kuala Lumpur. „Das war schon auf-regend“, sagt er mit einem Lachen.

Matthew ist ein Genie an der Trompete, was ihn nicht abhält, hart daran zu arbei-ten, noch besser zu werden, ständig an seiner Technik zu feilen, sein Spiel zu ver-feinern. „Als Musiker ist man immer unter-wegs“, sagt er und lässt augenzwinkernd offen, ob er damit seine musikalische Ent-wicklung meint oder das kosmopolitische Leben eines absoluten Ausnahmekönners. Schließlich hat er Kontinente ebenso bereist wie verschiedenste musikalische Stilrichtungen: Er spielte in klassischen Ensembles, war in Funk-, Soul- und Reg-gae-Bands – nur um vor einigen Jahren in den Schoß des Jazz zurückzukehren.

Er hat es sich aber dabei nicht in den Klassikern gemütlich gemacht, sondern hat seine eigene, ganz neue Sprache des Jazz entwickelt: entschleunigt, sanft und

beseelt, melodiös, gehaltvoll, intensiv … und absolut modern. „Matthew spielt nur, was gespielt werden muss“, sagt Jazz- Legende Nat Birchall. „Jede Note sitzt, jeder Ton hat eine tiefere Bedeutung. Sei-ne Musik ist sehr spirituell.“ Ein anderer Fan des Jungstars ist BBC-Radio-1-Mode-rator und Musik-Guru Gilles Peterson: Im Frühjahr zeichnete er Halsalls letzte Platte „On the Go“ als Jazz-Album des Jahres aus. Peterson seinerseits hat Halsall auf den Geschmack elektronischer Musik gebracht. „Mit seinen Radiosendungen und DJ-Sets hat er mir die Magie von Hip-Hop und Elektronik-Jazz eröffnet“, sagt Halsall. „Ich begann viele Schallplatten in die Rich-tung zu kaufen, Sachen wie Mr. Scruff und Matthew Herbert. Und irgendwann fing ich dann selbst aufzulegen an.“

Obwohl sein Herz für die Trompete schlägt, wechselt Halsall regelmäßig zwi-schen Konzertraum und Club, zwischen Blasinstrument und DJ-Pult. „Das hält die Ohren frisch“, sagt der Brite, den man nie ohne sein Markenzeichen trifft, die Arbeiterkappe.

Aus dem Wunderkind mit der Trom-pete wurde ein Meister in beiden Welten – und er ist damit prädestiniert, Jazz neu zu definieren. „Das ist auch meine Vision“, sagt er. Eine Vision, der er mit dem neuen Album „Fletcher Moss Park“ einen großen Schritt näher kommt: Es ist ein orchestra-les Werk mit elektronischer DNA.

Das neue Album zum Vorhören auf www.matthewhalsall.com

Musiker, DJ & Labelbetreiber in Personal-union: Halsall liebt Multi-tasking.

NameMatthew Halsall

Geburtsort/-datum11. September 1983, Warrington, England

ErstkontaktAls Sechsjähriger besuchte er mit seinen Eltern ein Big-Band-Konzert. Danach wollte er eine Trompete. Fürs Erste gab’s aber nur ein Horn, für die Trompete war er noch zu klein.

LobGilles Peterson über den Trompeter: „Wenn ich mich für eine britische Jazz-Band entscheiden müsste, dann wäre es ganz klar die von Matthew.“

Halsall mit seinen Mar-kenzeichen: Arbeiter-kappe und Trompete.

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Überraschend: Mit einer fehlerfreien Fahrt holte sich Brook MacDonald, 19 (NZL), beim MTB-Downhill in Val d’Isère seinen ersten Weltcupsieg.

Für die Ge-schichtsbücher. Honda-Pilot Jonathan Rea, 25, ist der erste britische Cham-pion des pres-tigeträchtigen Suzuka 8 Hours in Japan.

einer fehlerfreien Fahrt

Nicht zu stoppen. Der Australier Julian Wilson, 23, durfte sich beim Nike US Open of Surfing über den bislang wich-tigsten Sieg seiner Karriere freuen.

Premierenerfolg im Red Bull X-Fighters-

Mekka Madrid. In einem packenden Finale

verwies Levi Sherwood, 20 (NZL), Lokal-

matador Dany Torres auf Platz 2.

Julian Julian Julian Premierenerfolg im Red Bull X-Fighters-Premierenerfolg im Red Bull X-Fighters-

Mekka Madrid. In einem packenden Finale

Levi Sherwood, 20 (NZL), Lokal-

Premierenerfolg im Red Bull X-Fighters-Premierenerfolg im Red Bull X-Fighters-

Mekka Madrid. In einem packenden Finale

KURZ & DENNOCH EINZIGARTIGWo die Sieger des Monats ihre Premieren feierten.

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IDEALFALL. DAS SAGT DER PHYSIKER*Die Red Bull Cliff Diver springen aus bis zu 28 Meter Höhe – das entspricht der Höhe eines acht- bis neunstöckigen Hauses! Wie schnell prallt man da aufs Wasser? Die Geschwindigkeit errechnet sich, unter Vernachlässigung des Luftwiderstands, aus v = √2gh , wobei g die Erdbeschleunigung (9,81 m/s²) ist und h die Sprung-höhe in Metern. Das ergibt in unserem Fall saftige 23,4 m/s (etwa 84 km/h). Dieses hohe Tempo ist der Grund, warum Cliff Diver stets mit den Füßen voran eintauchen.

Bei der Sprungbeurteilung kommt der Endphase eine ent-scheidende Bedeutung zu. Wichtig ist senkrechtes Eintauchen. Nun kommt der Drehimpuls (L) ins Spiel, das Produkt aus Träg-heitsmoment (J) und Winkelgeschwindigkeit (ω), also L = Jω. Das Problem: Solange der Springer in der Luft ist, ist L konstant, er kann daher die Drehung niemals komplett abstoppen. Das Trägheitsmoment in der gestreckten Position ist jedoch rund drei-mal so groß wie in der gehockten. Deshalb kann am Ende des Sprunges bei einem gehockten Salto die Drehung um den Faktor 3 verlangsamt werden: Es gilt L = Jω = 3Jω/3. Ein eins achtzig großer Springer braucht zum Eintauchen 8 Hundertstelsekunden (t = s/v = 1,8 m/23,4 m/s ≈ 0,08 s). In dieser Zeit dreht er sich kaum merkbar weiter. Um Über- und Unterdrehen zu vermeiden, ist beim Öffnen der Posi tion jedoch perfektes Timing nötig.

Damit das Wasser möglichst wenig spritzt, gilt es, bis zum Eintauchen des gesamten Körpers so wenig Energie wie möglich aufs Wasser zu übertragen. Diese Energie (E) entspricht Kraft (F) mal Weg (s). Der Weg ist die – nicht veränderbare – Körpergröße. Die übertragene Energie ist somit proportional zur Kraft (E ~ F). Diese Kraft (Wasserwiderstandskraft) entspricht FW = 0,5ρcW Av². Die Wasserdichte (ρ) ist eine Konstante, die Aufprallgeschwindig-keit (v), die ja von der Höhe abhängt, ebenso. Nimmt man ver-einfacht an, dass die Geschwindigkeit während des Eintauchens konstant bleibt, gilt für die übertragene Energie E ~ cW A: Mög-lichst stromlinienförmiges Eintauchen hält den Strömungswider-standskoeffizienten cW klein. Auch die Anströmfläche A muss möglichst klein gehalten werden. Beide Werte hängen teilweise voneinander ab. Nicht ganz angelegte Arme oder Überdrehen vergrößern sowohl cW als auch A – und dann spritzt es eben mehr.

ERNSTFALL. DAS SAGT DER KLIPPENSPRINGER„Korrektes Eintauchen trainiere ich mit Sprüngen aus 15 Meter Höhe“, sagt Michal Navratil (CZE), Drittplatzierter der Red Bull Cliff Diving World Series 2011. „Ich springe einen Doppelsalto mit einer halben Schraube, versuche meine Position in der Luft festzustellen und meine Beine dort hinzubewegen, wo ich lan-den möchte.“ Die mentale Vorbereitung auf einen Wettkampf-sprung beginnt Navratil am Vorabend des Bewerbs im Hotelbett: „Ich versuche mich zu entspannen und lasse den Sprung in mei-nem Kopf in Zeitlupe ablaufen, bis alle Bewegungen sitzen. Am besten funktioniert dieser Prozess kurz vor dem Einschlafen. Auf der Plattform selbst hast du keine Zeit mehr nachzudenken. Da musst du wissen, was du tust.“ www.redbullcliffdiving.com; www.michalnavratil.com

* Mag. DDr. Martin Apolin, 47, Physiker und Sportwissenschaftler, arbeitet als AHS-Lehrer und Lektor an der Fakultät für Physik in Wien und ist mehrfacher Buchautor.

So sieht Anspannung aus: Michal Navratil (CZE) taucht

beim ersten Stopp der Red Bull Cliff Diving World Series

2012 in Bonifacio, Korsika, ins Mittelmeer ein.

FORMELSAMMLUNG

SPRITZTOURJe sauberer die Red Bull Cliff Diver eintauchen, desto mehr Punkte gibt‘s von den Kampfrichtern.

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18Beim Ryder Cup 1995 im Oak Hill Country Club schlug die große Stunde des kaum bekannten

Philip Walton, dessen bestes Ergebnis bei einem Major-Turnier Platz 13 bei den British Open 1989

gewesen war. Bei seinem einzigen Ryder-Cup-Auftritt verlor der Ire zunächst mit Partner Ian Woosnam den „Vierer“, holte jedoch im

abschließenden Einzel auf Loch 18 den siegbrin-genden Punkt. Im Interview gab er später zu Pro-

tokoll: „Vielleicht kennen mich die Amerikaner jetzt. Erzählt ihnen einfach, dass ich zu all

den Waltons aus der Fernsehserie gehöre.“

ZAHLEN DES MONATS

RYDER CUPFür die Spitzengolfer aus den USA und Europa zählt beim prestigeträchtigsten Teambewerb, der Ende

September im Medinah Country Club nahe Chicago stattfi ndet, die Ehre mehr als jedes Preisgeld.

1921991, auf Kiawah Island (South Carolina), soll der

als Perfektionist geltende Bernhard Langer sei-nen Vierball-Partner Colin Montgomerie gefragt haben, wie weit ein im Durchmesser 15 cm mes-

sender Sprinklerkopf von der Fahne auf dem Grün erfernt sei. „192 Yards“ (ca. 176 m), habe

er gesagt, erzählte der Schotte später. Nicht genau genug für den Deutschen: „Vom vorde-ren oder hinteren Rand des Sprinklerkopfs?“

Später versagte Langers Gründlichkeit: Er verschob den Putt zur Titelverteidigung.

601969 erlebte Golf im Zuge des Ryder Cup

einen Höhepunkt sportlicher Fairness. Am letzten Grün versenkte US-Golf-Ikone Jack Nicklaus

seinen Birdie-Putt. Gegner Tony Jacklin blieb ein 60-cm-Putt, um das Match in einem Remis enden zu

lassen. Hätte Jacklin verfehlt, wären die USA Gesamt-sieger gewesen. Nicklaus jedoch „schenkte“ Jacklin den Putt, wie es die Regeln erlauben, und besiegelte

somit den finalen Endstand von 16:16. „Ich war über-zeugt, dass du einlochen würdest; ich wäre aber nicht darauf vorbereitet gewesen, dich scheitern zu sehen“,

flüsterte Nicklaus hinterher dem Briten zu, mit dem ihn in der Folge eine enge Freundschaft verband.

1Mit 26 Titeln (25 Siege, einmal reichte ein Remis regle mentgemäß zur Titelverteidigung) liegt die USA gegenüber Europa/Großbritannien (12 Titel, einmal mit Remis) in Front. Zwischen 1935 und 1985 verblieb mit einer Ausnahme 1957 der Cup in den USA. Die heftigste Abfuhr erlitt der britische Kapitän Henry Cotton 1947 in Portland, Oregon, gegen das hochkarätig besetzte US-Team mit Ben Hogan und Sam Snead. Im letzten Single verhin derte Sam King (ENG) mit einem Sieg gegen Herman Keiser den „Clean Sweep“: Das 1 : 11 war dennoch ein Debakel.

8Billy Casper (USA) blieb bei seinen acht Ryder-Cup-Teilnahmen zwischen 1961 und 1975 (7 Siege, 1 Remis) sowie als non-playing captain 1979 ungeschlagen und erzielte mit 23½ Punk-ten die meisten für die USA. Trotz seiner statt-lichen Erscheinung blieb der 100 Kilo schwere „Buffalo Bill“ stets im Schatten der „Big Three“ Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Gary Player. Auf europäischer Seite ist Nick Faldo (ENG) mit elf Teilnahmen, 46 bestrittenen Matches und 25 erzielten Punkten „Mr. Ryder Cup“.

10001927 fand der erste Golfvergleichskampf zwischen den USA und Großbritannien (seit 1979 spielt ein europäisches Team) statt, der seither alle zwei Jahre an wechselnden Orten ausgetragen wird. Initiiert wurde der Bewerb vom englischen Gartensamenhändler Samuel Ryder. Die von ihm gestiftete 43 cm hohe Goldtrophäe krönt eine klei-ne Figur, die Abe Mitchell darstellt, den Ryder sei-nerzeit für 1000 Pfund im Jahr als Privattrainer verpflichtete. Die Premiere versäumte Mitchell auf-grund einer Blinddarm entzündung; er holte seine Teilnahme allerdings 1929, 1931 und 1933 nach.

39. Ryder Cup, 25. – 30. September 2012, Medinah, Illinois, USA; www.rydercup.com/2012

Mit 26 Titeln (25 Siege, einmal reichte ein Remis regle mentgemäß zur Titelverteidigung) liegt die USA gegenüber Europa/Großbritannien (12 Titel, einmal mit Remis) in Front. Zwischen 1935 und 1985 verblieb mit einer Ausnahme 1957 der Cup in den USA. Die heftigste Abfuhr erlitt der britische

1991, auf Kiawah Island (South Carolina), soll der als Perfektionist geltende Bernhard Langer sei-

nen Vierball-Partner Colin Montgomerie gefragt haben, wie weit ein im Durchmesser 15 cm mes-

sender Sprinklerkopf von der Fahne auf dem Grün erfernt sei. „192 Yards“ (ca. 176 m), habe

er gesagt, erzählte der Schotte später. Nicht genau genug für den Deutschen: „Vom vorde-ren oder hinteren Rand des Sprinklerkopfs?“

Später versagte Langers Gründlichkeit: Er

Kapitän Henry Cotton 1947 in Portland, Oregon, gegen das hochkarätig besetzte US-Team mit Ben Hogan und Sam Snead. Im letzten Single verhin derte Sam King (ENG) mit einem Sieg gegen Herman Keiser den „Clean Sweep“: Das 1 : 11 war dennoch ein Debakel.

Billy Casper (USA) blieb bei seinen acht

Kapitän Henry Cotton 1947 in Portland, Oregon, gegen das hochkarätig besetzte US-Team mit Ben Hogan und Sam Snead. Im letzten Single

Beim Ryder Cup 1995 im Oak Hill Country Club schlug die große Stunde des kaum bekannten

Philip Walton, dessen bestes Ergebnis bei einem Major-Turnier Platz 13 bei den British Open 1989

gewesen war. Bei seinem einzigen Ryder-Cup-Auftritt verlor der Ire zunächst mit Partner Ian Woosnam den „Vierer“, holte jedoch im

abschließenden Einzel auf Loch 18 den siegbrin-genden Punkt. Im Interview gab er später zu Pro-

tokoll: „Vielleicht kennen mich die Amerikaner jetzt. Erzählt ihnen einfach, dass ich zu all

den Waltons aus der Fernsehserie gehöre.“

Später versagte Langers Gründlichkeit: Er

Ryder-Cup-Teilnahmen zwischen 1961 und 1975 non-playing captain

1979 ungeschlagen und erzielte mit 23½ Punk-ten die meisten für die USA. Trotz seiner statt-lichen Erscheinung blieb der 100 Kilo schwere „Buffalo Bill“ stets im Schatten der „Big Three“ Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Gary Player. Auf europäischer Seite ist Nick Faldo (ENG) mit elf Teilnahmen, 46 bestrittenen Matches und

Medinah, Illinois, USA; www.rydercup.com/2012Medinah, Illinois, USA; www.rydercup.com/2012

Beim Ryder Cup 1995 im Oak Hill Country Club schlug die große Stunde des kaum bekannten

Philip Walton, dessen bestes Ergebnis bei einem Major-Turnier Platz 13 bei den British Open 1989

gewesen war. Bei seinem einzigen Ryder-Cup-

abschließenden Einzel auf Loch 18 den siegbrin-genden Punkt. Im Interview gab er später zu Pro-

tokoll: „Vielleicht kennen mich die Amerikaner

Später versagte Langers Gründlichkeit: Er Ben Hogan und Sam Snead. Im letzten Single verhin derte Sam King (ENG) mit einem Sieg gegen Herman Keiser den „Clean Sweep“:

Billy Casper (USA) blieb bei seinen acht

Ben Hogan und Sam Snead. Im letzten Single verhin derte Sam King (ENG) mit einem Sieg gegen Herman Keiser den „Clean Sweep“:

The Ryder Cup

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Tony Jacklin

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In Kaffa, im äthiopischen Bergland, wuchs Kaffee ursprünglich wild. Heute kommen von hier die besten Bohnen Afrikas und werden mit Sorten aus anderen Kontinenten veredelt – für ein ganz besonderes Geschmackserlebnis: Afro Coffee. Edler Arabica, verfeinert mit hervorragendem Robusta für eine noch feinere Crema, schonend geröstet und selbstver-ständlich FAIRTRADE-zertifi ziert. Genießen Sie Afro Coffee zu Hause oder unterwegs in allen OMV Stationen mit VIVA – als kleinen Zwischenstopp in Afrika.

AFRO COFFEE EIN HAUCH VON AFRIKA.

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Die Geister des WindesIhre Reisfelder zu bewässern ist den Bauern auf Bali zu wenig. Sie beschwören zur Sicherheit auch noch die Götter – mit fabelhaften fliegenden Geschöpfen.Text: Jeremy Torr, Bilder: Palani Mohan

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Passat frischt auf, ungefähr im Mai, und in Bali ändert sich das Wetter. Die Regenzeit geht zu Ende: Starke, trockene, saubere Winde aus dem Süden vertreiben die Regenwolken, und die Reis-felder liegen ausgedörrt und karg unter unseren Füßen.

Aber oben am Himmel schaut die Welt ganz anders aus, er füllt sich mit Leben. Blau wie eine Post-karte, voller flauschiger Wolken. Vögel flitzen durch die Luft. Bam-busdickichte flüstern im Wind. Doch bei allem Wohlgefühl wissen die Bauern: Sie werden bewässern müssen, um eine gute Reisernte zu bekommen. Aber hier in Bali verlassen sich die Bauern nicht aufs Bewässern allein. Sie rufen sicherheitshalber auch noch die Geister des Himmels zu Hilfe.

Shiva und die Drachen„Ich baue Drachen und fliege sie, seit ich knapp zehn Jahre alt war“, erzählt Si Nyoman Adnyana, ein respektierter Dorfältester und lo-kaler Historiker: „Jetzt bin ich 77, da kommen eine Menge zusam-men.“ Si Nyoman ist einer der Gründer des Bali Kite Festival. Dabei findet jedes Jahr am Pantai Padang Galak Beach im Süden Balis auch ein Wettkampf statt. Der ist mehr als ein Festival, er ist eine Hommage an den Wind, die Jahreszeiten, die Erde und die Balance der Natur, die eine gute Ernte schenken soll. „Es geht nicht nur ums Fliegen, obwohl das

für sich genommen gut ist“, er-klärt Adnyana. „Sie sind ein Teil unserer Kultur.“ Drachenfliegen ist auf Bali eine Religion – und das ist keine Übertreibung.

Die meisten Flugobjekte sind schwarz, rot und weiß und tragen Streifen, Muster oder Karos. Die Farben repräsentieren Hindu-Gottheiten. Die Legende weiß zu berichten, dass sogar Gott Shiva das Drachenfliegen liebte. Die Drachen werden nach traditionel-

Die Drachen über die Felder zu lenken bringt eine reiche Ernte – und macht Spaß.

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Teamarbeit. Die Dorfgemeinschaf-ten arbeiten monate-lang, bis die Objekte fertig sind für den Transport zum „Flug-platz“. Großartig die drachenförmigen Janggaans, die mit wertvollen Masken geschmückt werden.

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Bodenpersonal. Es bedarf dutzender kräftiger Männer und präziser Abläufe: zu-nächst, um die gewal-tigen Flugdrachen in die Luft zu bekommen – dann, um sie zu bändigen.

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len Mustern aus Bambusstäben gebaut, mit Stoff bezogen und von Rattanbändern zusammen-gehalten, die im Flug trillern. Schweben die Drachen über ver-dorrten Feldern, so sagen die Bali-nesen, bringt der Klang zweier loser Rattanbänder – eines oben, eines unten – den Äckern eine Bot-schaft von Harmonie und Frucht-barkeit, von der Symbiose des Geists und der Natur, von Purusha und Prakriti. Und verhilft so zu einer guten Ernte.

Die Drachen über die Reis-felder zu steuern ist also mehr als ein Sport, es ist eine Feier der Erneuerung. Und populär: 50.000 Einheimische strömen jedes Jahr zum Bali Kite Festival.

„Für unser Banjar, unsere Dorf-gemeinschaft, hat das Festival eine große Bedeutung“, sagt Kadek Suprapta, der Organisator des schwarzgekleideten Danginpeken-Banjar-Teams: „Schließt sich je-mand einem Banjar an und findet heraus, dass die kein Drachenflug-team haben, geht er wahrschein-lich zu einem anderen Banjar.“ Beim Anblick des ersten Drachen wird einem klar, wie hoch das Prestige dieses Festivals ist: Das sind keine Flugdrachen mehr, denen wir in unseren Parks begeg-nen, das sind wahre Monster.

Es dauert Monate, bis ein großer Janggaan-Drachen fertig ist. „Er kann drei bis vier Meter Spannweite haben und etwa zehn Meter lang sein. Mit dem 200 Me-ter langen und bis zu zwei Meter breiten Schweif wiegt er über 400 Kilogramm“, beschreibt Kadek. Zehn Teammitglieder tragen den Riesen zum Start. Der Verkehr kommt zum Erliegen, wenn das Banjar seinen Drachen zum Flug-feld überstellt. Das hat allerdings auch mit der Prozession von 70 bis 80 Banjar-Mitgliedern zu tun, die dem Drachen folgen und Gongs schlagen, Banner und Flag-gen schwenken, kleinere Drachen und Opfergaben tragen. Kadek: „Letztes Jahr bauten wir einen fast zu großen: 75 Leute waren nötig, ihn zu fliegen.“

Die Macht der MaskeMultipliziert man das Danginpe-ken-Team mehrfach mit hundert, jedes mit einigen Drachen, und addiert man tausende von Zu-

Ein Drachen misst bis zu zehn Meter

und wiegt bis zu 400 Kilo.

Trotzdem erhebt er sich

elegant in den Himmel.

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Guter Fang. Bei aller Religiosität und Folklore haben kleine Drachenformen auch einen ganz prak-tischen Nutzen. Sie werden, mit Schnur, Haken und Köder ver-sehen, zum Fischen verwendet.

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Jahr ziert die Maske einen neuen Drachen und hilft, die Balance zu fi nden. „Die Balance ist entschei-dend“, erklärt Kadek. „Die Dra-chenbauer sollten glücklich ver-heiratet und erfahren sein, damit der Drachen schnell und sicher fl iegt und gut klingt.“

Das Team Danginpeken scheint einiges richtig zu machen. Made Lumbun, der Designer des Teams, ist 61 und baut die gleichen Mo-delle wie sein Großvater. Bislang hat er Drachen für 25 Festivals ge-staltet. Seit 1956 holte sein Banjar 15 Klassensiege – eine beeindru-ckende Bilanz. Das Erfolgsgeheim-nis? „Die Maske“, sagt Kadek ernst. „Sie gibt uns Macht, denn sie und die Verzierung unseres Drachen entspringen unserer Tradition.“

Mehr als nur ein TeamAuch die Leistung der Mannschaft zählt, die aus jungen Männern, zwischen 14 und 27 Jahre alt, be-steht. Sie müssen gut trainiert sein, um die großen Drachen tragen, starten und fl iegen zu können. Alle sind an einheitlichen T-Shirts, pas-senden Udengs, den gewickelten Kopfbedeckungen, und Piloten-Sonnenbrillen zu erkennen. Viele tragen Gesichtstücher wie Cow-boys oder schwarze Balaklavas.

Das hier ist eine verschworene Mannschaft, kein Zweifel. Man könnte sie für eine Streetgang hal-ten, wäre da nicht ihre Ehrfurcht vor dem Drachen, den anderen im Team und der Maske. Harte Kerle, aber diese Härte erwächst aus Stolz, nicht aus aggressivem Widerstand gegen die Gesell-schaft. Teil der Gemeinde, der

schauern, hat man jene Men-schenmenge zusammen, die den Startplatz des Festivals verstopft, ein abgeerntetes Reisfeld am Strand, über dem der Wind bläst.

Besonders prächtig sind die Janggaan-Drachen, geschmückt mit jeweils einer einzigartigen Maske. Sie trägt oft eine Krone aus purem Gold, wird von einem Priester gesegnet und mit rituel-len Gaben bedacht, bevor sie sich in die Luft erheben darf. Jedes

MÄNNERSACHETraditionell ist das Bauen und Fliegen der Drachen in den Banjars Männersache. Die Frauen arbeiten jedoch mit: Sie stellen die kleinen Satab her, aus Bambusspänen gefl ochtene Blumen. An allen wichtigen Punkten des Drachens befestigt, garantieren sie Harmonie im Flug. Die Bali Kite Association veranstaltet das Bali Kite Festival am Pantai Padan Galak Beach bei Sanur an Balis Südküste übrigens jedes Jahr zu Beginn der trockenen Jahreszeit, normalerweise Ende Juli.

VIER KLASSENDas Bali Kite Festival kennt drei traditio-nelle Klassen (Bebean/Fisch, Pecukan/Blatt und Janggaan/Drache), defi niert durch den Umriss der Drachen, sowie die freie Creasi-Klasse. Die Bebean gehen hunderte von Jahren zurück. Die Pecu-kan symbolisieren Gut und Böse und sind am schwierigsten zu fl iegen. Die großartigsten sind die Janggaan – riesig, eindrucksvoll und aus religiöser Sicht am wichtigsten. Jeder dieser Drachen trägt einen Kopfschmuck oder oft sogar eine goldene Maske im Wert von 2000 und mehr US-Dollar.

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Kultur, des Stammes zu sein: das ist es, was die Teams dazu treibt, immer größere und eindrucks-vollere Drachen zu bauen.

Auch Ketut Tara ist motiviert. Er ist 22 und seit annähernd vier Jahren im Segara-Manik-Team. Ketut nimmt einen Zug von der Nelkenzigarette und lässt die Muskeln in seinem sehnigen Arm spielen. Ein unkonventioneller Typ: ein Plug im Ohrläppchen, Tattoos, ziemlich rauer Ton. Seine Loyalität zum Banjar brachte ihn zum Drachenflieger-Team. „Wir sind keine Gangster. Aber wir müssen stark sein, denn wir ma-chen das hier, um zu gewinnen. Aber auch wenn wir nicht siegen, ist es gut. Wir sind einfach glück-lich, hier zu sein“, lacht er.

Ein Zugang, der für Außenseiter nicht ganz leicht zu verstehen ist. Auf Bali erlangt man Coolness nicht mit Designerkleidung, einem heißen Moped oder Tricks auf dem Skateboard. Auf Bali ist es cool, Teil eines traditionellen Festivals zu sein. Es geht um die perfekte Mischung aus Coolness und Tradi-tion, sagt Kadek. „Technologie muss uns Fortschritt bringen, aber sie muss auch helfen, unsere Kul-tur zu entwickeln“, sagt er. „In diesem Fall heißt das: größere, bessere, siegfähige Kites.“

Die Spannung wächst. Die für die Leinen Zuständigen ziehen an die 400 Meter davon über das tro-ckene Reisfeld, schlängeln sich zwischen anderen Teams durch, über Kanäle, an Essensständen und hunderten Zuschauern vorbei – sogar über die Mauer zum Meer. Die Starter kauern unterdessen wie gespannte Federn unter dem Drachen und erwarten das Zei-chen des Teamleaders. Gar nicht einfach, den richtigen Moment zu erwischen – vielleicht ist ein ande-rer Kite im Weg, vielleicht kommt ein Scherwind auf, vielleicht steht jemand auf dem Schweif. Das

Die Drachen im Himmel über Bali fliegen nicht nur, sie leben.

Ruhe bewahren. Ein Himmel, bevölkert von Drachen, verlangt

nach cooler Choreo-graphie. Andernfalls

löst sich das Ergebnis monatelanger Mühe

beim Absturz binnen weniger Sekunden in seine Einzelteile auf.

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WILDE TIEREBalinesische Drachen werden nach Aus-sehen, der Umsetzung traditioneller Baukunst, ihren Flugeigenschaften und ihrem Ton beurteilt. Ein Komitee von Preisrichtern bestimmt den Sieger, oft nach tagelangen Beratungen. Anders geht es bei Drachenkämpfen in Pakistan, Myanmar, Vietnam, Indien und einigen Gegenden Thailands zu: Hier gewinnt, wer zuletzt in der Luft ist. Oft sind etli-che Drachen gleichzeitig oben, die Halte-leinen mit Glassplittern bewehrt, um die Leine des Gegners im Sturzflug zu kappen oder dessen Segelfläche zu zer-fetzen. Beliebte „Waffen“ sind kleine Enterhaken oder scharfe Metallleinen. Gekämpft wird, bis der Verlierer zur Erde taumelt – geschlagen in einem gnaden-losen Spiel.

Technologie kann auch heißen: Wie baut man den besseren Drachen?

Klangwolke. Am Ende des Fests feiern alle, die Sieger am meisten: Bewertet werden neben Form und Flugverhalten auch die Töne, die der Drache in lichten Höhen von sich gibt.

teameigene Gamelan-Gong-Or-chester steigert die Musik bis zur Raserei, der Kommentator schreit Ermutigungen, und dann katapul-tiert das Team den Kite in die Luft. Der taumelt zuerst, eine Brise drückt ihn zur Seite. Dann strafft sich die Leine mit einem Knall und das riesige Etwas aus Stoff und Bambus erhebt sich in die Luft. Rauer Jubel brandet auf, der Dra-chen steigt weiter, das Team ist längst ein einziger Freudenschrei.

Alt und neuBalis Drachen fliegen nicht nur, sie leben. Die elastischen Bänder machen jede Bewegung mit, die Bambusstreben verbiegen sich im Wind, verändern Umriss und Pro-fil. Es summt und schwirrt, die Schweife schlenkern spielerisch hin und her, während die Teams an den Leinen schwitzen, um mehr Höhe zu gewinnen als die Gegner. Bisweilen verhaken sich zwei Riesen, es gibt Abstürze und Verletzte: Bei 1200 Startern an den drei Tagen gehört das dazu.

Für Bali ist das Festival ein wesentlicher Teil seiner Kultur. Kadek: „Wenn wir im Banjar zu-sammenkommen, um den Dra-chen zu bauen, sprechen und arbeiten wir miteinander. Wir bedienen uns traditioneller Fertig-keiten und wissen: Wir gehören zusammen.“ So stark die Tradi-tion ist: Sie bestimmt das Leben nicht allein. Ein Teammitglied sagt das so: „Ich bete jeden Tag im Tempel. Aber ich gehe auch jedes Wochenende in den Nightclub, um Spaß zu haben.“ Es sieht ganz so aus, als beherrschten die Dra-chenflieger von Bali die Kunst, Purusha und Prakriti in Balance zu bringen, perfekt.www.balikitefestival.com

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Apple, the Apple logo, iPhone, and iPod touch are trademarks of Apple Inc., registered in the U.S. and other countries. iPad is a trademark of Apple Inc. App Store is a service mark of Apple Inc. Gültig bis 22. Oktober 2012 nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es gelten die Teilnahmebedingungen auf www.redbullxfighters.com/gamespecial. Keine Barauszahlung möglich. Verloren gegangene oder gestohlene Codes werden nicht ersetzt. Soweit gesetzlich zulässig übernimmt die Red Bull Media House GmbH keine Gewährleistung für die Codes.

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Der Mann, der Stuttgart zurück auf die Rap-Landkarte brachte, rollt per Skate-board zum Interviewtermin heran, ein kurzes „Hallo, ich bin Carlo (Cros bürger-licher Name: Carlo Waibel; Anm.), sorry für die Verspätung“, dann pfl anzt er sich auf die Couch. So sieht er also aus, der zwanzigjährige Über-Nacht-Superstar: dunkelbraune Augen, Kurzhaarschnitt, Dauerlächeln, ein paar Bartstoppel, Shorts, Sneakers und ein graues T-Shirt. Fotografi eren dürfen wir ihn so aber nicht, macht sein Manager klar, vor der Linse gibt’s Cro nur mit Pandamaske.

So kennen ihn die Fans, und bei diesem Versteckspiel soll es auch bleiben. Ein Typ, Marke knuddelsüßer Bär, rappt über son-nige Tage im Park als Gegengift zu Möchte-gern-Gangsta-Rappern, die Kids von einem Ghettoleben vorlabern, das sie nicht füh-ren. Für seine Debüt- Single „Easy“ kas-sierte Cro die Goldene Schallplatte, sein im Juli erschienenes Album „Raop“ beleg-te auf Anhieb Platz eins in den deutschen und österreichischen Charts.

: Nervt es dich, dass dieser Panda-Typ die ganze Bewunderung ein-heimst und keiner dein Gesicht kennt?: Mein Privatleben ist mir zu wichtig, um es aufzugeben – ohne diese Dosis Nor-malität könnte ich nicht überleben. Mir klatscht der Erfolg im Moment voll in die Fresse. Das kam alles völlig überraschend, vor allem für mich. Sobald die Maske weg ist, bin ich ja immer noch derselbe: der Carlo aus Stuttgart, der gerne mit seinen Leuten abhängt.Dein Rap-Kollege Sido wurde, lange vor dir, auch dank seiner Totenkopf-maske berühmt.Die meisten Leute sehen mich als eigen-

ständigen Künstler und nicht als einen Typen, der versucht, Sido nachzumachen. Ich würde schon mal gerne mit ihm quat-schen – vielleicht kann er mir ein paar Tipps geben.Gewisse Hardliner meinen ja, deine Musik hätte nichts mit Hip-Hop zu tun.Ich sage ja auch, dass meine Musik kein

Hip-Hop ist. Ich mische Rap und Pop, ma-che also „Raop“. Warum soll ich außer-dem über Dinge wie Drogen texten, wenn ich im wirklichen Leben keine nehme? Meine Mucke kannst du Mama zeigen, und sie wird auch mitswingen. Was sagen deine Eltern zu deiner Berufswahl?Bei Papa hat es eine Weile gedauert, bis er mit der Sache warm wurde, aber jetzt

fi ndet er es auch cool. Meine Mutter meinte immer: „Mach einfach dein Ding, Junge.“ Ich denke, sie sehen das alles ganz entspannt, weil ich eine abgeschlos-sene Ausbildung als Mediendesigner habe und auch ohne Musik ganz gut über die Runden kommen würde. Du zeichnest ja auch Cartoons und hast ein eigenes Modelabel. Bleibt dafür noch Zeit?Derzeit ist es gerade schwierig, ich kritzle nur hin und wieder was im Bus oder in Hotels. Oder bastle, wie jetzt gerade. Ich meine: Ich reise herum, mache Musik, chille dazwischen ein bisschen und nenne es Arbeit. Besser geht’s nicht. Was machst du, wenn du nicht gerade ein Rockstarleben führst?Aufstehen um neun, weil die Sonne mich küsst, draußen sind 30 Grad. Ich schnapp alle Kumpels, und wir fahren an den See. Abends geht’s auf ’ne Homeparty – dann fall ich ins Bett und weiß: Der morgige Tag wird genauso genial. Wirkt das umgedrehte Kreuz auf deiner Pandamaske in diesem Sonnenschein-bild nicht störend?Wieso, sieht doch cool aus! Also kein Hinweis auf deine religiösen Ansichten?Ich bin weder gläubig noch Antichrist. Irgendeine höhere Macht wird es schon geben, aber ich nenne sie nicht Gott oder Allah. Ich glaube an … Pandabären (lacht). Das sind lockere Tiere, die immer gut drauf sind. … und vom Aussterben bedroht.Das ist schade. Vielleicht versteigere ich meine erste Pandamaske und spende das Geld dem WWF. Oder ich übernehme eine Patenschaft in irgendeinem Zoo, wer weiß.www.cromusik.info

Rappt über sonnige Tage im Park statt über Drugs, Crime ’n’ Ghetto: Cro auf der Bühne

CRO

„Ich glaube an … Pandabären!“

Warum Massenhysterie-Verursacher Cro eine Bärenmaske trägt. Und was sich dahinter verbirgt.

Text: Manuel Kurzmann, Bilder: Norman Konrad

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Dieser Mann löst in Deutschland Massenhysterien aus, kassiert Goldene Schallplatten und ist – hinter der Maske – „der Carlo aus Stuttgart, der gerne mit seinen Leuten abhängt“.

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Wellen DIE Wellen JÄGERSurfer, Meteorologen und ein ganzes Filmteam erforschen Stürme und Strömungen quer über die Ozeane. Ihr Ziel: das spektakulärste Big-Wave-Material der Welt zu fi lmen.Text: Josh Rakic, Bilder: Rod Owen

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Ganz der Vater: Big-Wave-Surfer Ross Clarke-Jones zieht seinen Sohn Kanan (schemenhaft links hinter

dem Jet-Ski zu erkennen) in dessen allererste große Welle. Schauplatz: ein berüchtigter Break vor der

Südküste von New South Wales, Australien.

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ÜBERrast der Wind mit bis zu 280 Kilometern pro Stunde, die Wellen bäumen sich bis zu 20 Meter hoch auf. Nach den Messungen des Big-Wave-Meteorologen Ben Matson tobt da draußen gerade dieselbe Menge Energie wie jene, mit der der Hurrikan „Katrina“ 2005 gegen die Golfküste der USA krachte. „Das ist unser Swell“, sagt Matson – eine Dünung, deren enorme Power für Riesenwellen sorgen wird. Und das bedeutet grünes Licht für die Crew der Filmdokumentation „Storm Surfers“. Das Team wird vor der Südküste von New South Wales stationiert, etwa 930 Kilo-meter nördlich der Zyklonwinde und Riesenwellen.

Der Job von Ben Matson besteht aus zwei Teilen. Der einfachere ist es, extreme Surf-Bedingungen aufzuspüren. Der schwierigere: zu entscheiden, ob sie potentiell tödlich sind oder nicht.

„Vor Tasmanien“, erklärt er, „gibt es die größten Wellen, aber sie sind zu groß zum Surfen. Wir wären zwar bereit, haben Jet-Skis und alles, was man braucht, aber der Orkan macht es unmöglich loszulegen. Wir können nicht einfach dumm herum-sitzen und nichts tun. Also gehen wir zu Plan B über.“

„Das ist wie eine Expedition ins Hoch-gebirge“, fährt der Meteorologe fort. „Wir haben unser Equipment mit Jet-Skis in Westaustralien, Tasmanien und New South Wales gelagert. An jedem Standort wartet eine Crew nur auf das Go. Ich bin ziemlich sicher, dass wir hier noch einen ziemlichen Swell kriegen werden.“ Sollte die erwartete Dünung doch nicht kom-men, ist es Matsons Verantwortung: Bei den Arbeiten an „Storm Surfers 3D“, der jüngsten Dokumentation des Teams, verursachte jeder durch falsche Wetter-prognosen verlorene Tag zusätzliche Kos-ten von 50.000 Dollar.

An der nahen Bootsrampe haben sich 21 Crew-Mitglieder versammelt und be-reiten ganze Waggonladungen von Film- und Surf-Equipment auf den Einsatz vor. „Dieser Swell ist Ergebnis einer Wetter-

lage, die sich vor ungefähr einer Woche abgezeichnet hat“, erzählt Matson. „Als in den Australischen Alpen Schnee zu fallen begann, habe ich mich mit der Prognose festgelegt. Es stimmt, es kommt jetzt so ziemlich allein auf mich an, das ist eine Menge Verantwortung. Das zehrt schon an den Nerven.“

Es ist 4.30 Uhr morgens, stockfi nster und eiskalt. Die Crew der „Storm Surfers“ befi ndet sich am Strand des Murrama-rang-Naturreservats in South Durras, New South Wales. Während Matson an seinem Frühstückstisch die letzten Daten der Wellen auf seinem iPhone analysiert, unterhalten sich die Surfer-Legende Ross Clarke-Jones und der zweifache ASP-Surf-Weltmeister Tom Carroll. Die beiden sind mittlerweile 46 und 50 Jahre alt und haben größere Angst vor dem Ruhestand als davor, von einer Monsterwelle dahin-gerafft zu werden.

Clarke-Jones und Carroll sind seit 25 Jahren so eng miteinander befreundet,

wie man nur befreundet sein kann. Sie haben sogar schon etwas von einem alten Ehepaar: Während sie an der Bootsrampe auf ihre Jet-Skis warten, streiten sie tat-sächlich darüber, wessen Surfbretter wohl im Wagen Platz haben. Sollte jemals jemand auf die Idee kommen, eine Kreu-zung von „Ein verrücktes Paar“ und „Tag der Entscheidung“ (1978; der Film handelt vom Heranwachsen dreier surfender Kali-fornier; Anm.) zu drehen, wären diese Jungs die Idealbesetzung der Hauptrollen.

„Wir wissen, dass uns jeder für ver-rückt hält. Und wir gehen uns auch gegen-seitig auf den Wecker“, sagt Clarke-Jones mit diesem für ihn so typischen Grinsen. „Ich nerve ihn ständig wegen seines schlechten Fahrstils und so. Aber das ist einfach eine australische Freundschaft, wir meinen das nicht so ernst. Es gab natürlich auch Zeiten, in denen wir uns angeschrien haben, es sogar körperlich wurde. Aber so ist das Leben, Freunde machen das durch. Ich liebe ihn. Und wir haben ja auch eine Menge gemeinsam durchgemacht. Die Rivalität auf der Pro-Tour, allerhand Geschäftskram, Schei-dungen, Jobs, Vater werden, das alles. Es ist cool, dass wir immer noch surfen und wie zwei kleine Kinder sind. Das macht Spaß, und ich denke, das ist es auch, was uns jung hält.“

Carroll und Clarke-Jones sind seit den Dreharbeiten zur Surfer-Komödie „Mad Wax“ im Jahr 1987 unzertrennlich. Car-roll, schon damals ein Idol des Surfsports, schleuste Clarke-Jones bei diesem Film ein. Carroll beendete seine Surf-Laufbahn im Jahr 1993 und blieb der Szene aus familiären Gründen fast ein Jahrzehnt fern. Clarke-Jones hingegen hat die Welt der großen Wellen nie verlassen. Er war ein Pionier der sogenannten Tow-in-Revo-lution der späten 1990er, als Surfer be-gannen, sich und andere per Jet-Ski in die großen Wellen zu ziehen. „Storm Surfers“ war Clarke-Jones’ Chance, sich für den damaligen Gefallen zu revan chieren und mit seinem Freund wieder zusammen-zukommen.

Im Jahr 2005 produzierten Regisseur Justin McMillan und Autor Chris Nelius mit „The Sixth Element“ eine Dokumenta-tion mit und über Clarke-Jones. Ein Jahr später erweiterte sich das Trio um Carroll zum Quartett und drehte den Big-Wave-Film „Red Bull Tai Fu“. Mit Matson und seinen szenebekannten Fähigkeiten, Monsterwellen vorherzusagen, waren die „Storm Surfers“ geboren, eine Gruppe mit einer klaren Mission: die größten noch nicht gesurften Wellen rund um den Glo-bus zu jagen, während andere nur warten und hoffen, dass sie kommen.

„Storm Surfers 3D“-Co-Regisseur Justin McMillan (re.) und die Crew-Mitglieder als Location-Scouts.

TasmanischeMEER das

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„Billabong XXL Big Wave Award“-Gewinnerin Maya Gabeira richtet ihre Finnen ein (oben). Kanan Clarke-Jones sieht sich an, was ihn erwartet.

Oben: Die einheimischen Surfer Paul Morganund Brett Burcher machen sich bereit für die Big-Wave-Session. Unten: Gabeira steht schonum sechs Uhr morgens im Mittelpunkt.

Unten: die Crew bei Vorbereitungen auf den Dreh am Reef Break in New South Wales, Australien.

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2008 feierte „Storm Surfers, Dange-rous Banks“ sein Debüt am Discovery Channel. Zwei Jahre später folgte „Storm Surfers: Neuseeland“; „Storm Surfers 3D“ wird noch in diesem Jahr in die Kinos kommen. Clarke-Jones plant allerdings schon weiter. „Was treibt mich in diesem Alter an, so was zu machen? Moment: Alter? Ich fühle mich noch immer wie ein Kind, und ich bekomme einfach immer noch einen Kick davon“, sagt er. „Ich liebe das Abenteuer. Die Wellen machen mir keine Angst. Angst macht mir, es irgend-wann nicht mehr tun zu können. Es ist ein aufregendes Gefühl der Vollkommenheit, nachdem man auf einer Welle geritten ist. Ich liebe Dinge, die mich in Aufregung versetzen. Und große Wellen schaffen das. Es macht mir keine Angst, im Gegen-teil, ich liebe es. Es macht mir auch nichts aus, eine Weile unter Wasser zu sein. Nach 25 Jahren ist es dort unten wie ein zweites Zuhause.“

An der Bootsauffahrt ist mittlerweile alles an Bord geladen, unter anderem zwei

3-D-Kameras im Wert von je 150.000 Dol-lar. Die Crew macht sich auf den Weg zu ihrem Ziel – einem Reef Break, das unge-fähr eine Meile vor dem Basislager an der Küste in New South Wales wie aus dem Nichts entspringt. Die exakte Position des Surfspots ist ein gut gehütetes Geheimnis. Er ist berühmt dafür, echte „Bomben“ zu produzieren, riesige Wellen, die beim Auf-treffen am Riff buchstäblich aus dem Inneren heraus explodieren. „Bricht eine große Welle in sich zusammen, klingt das wie eine 747“, erzählt ein aufgeregter Clarke-Jones an Deck. „Ich bin zwar noch nie hinter einem Jet gestanden, aber du kennst doch das Gefühl, wenn du in der Nähe eines Flughafens bist. Dann wirst du einfach ausgespuckt. Du wirst einfach rausgeworfen. Derart riesige Wellen sind innen drin wie ein großer Spiegel. Alles leuchtet, und überall reflektiert es.“

Die auf der Anfahrt schon fast greif-bare Spannung kehrt sich schnell in Ent-täuschung um, als die größten Wellen des Breaks gerade mal eine Höhe von drei Metern erreichen. Der Lärm des Ozeans ist ohrenbetäubend, aber die Crew ist ganz still. Für Carroll, Clarke-Jones und Surferin Maya Gabeira, die extra aus Los Angeles angereist ist, sind die Wellen ein-fach nicht groß genug. Clarke-Jones ist ratlos. Er weiß, dass die Wellen unten an der Küste um ein Vielfaches größer sind, aber er kann jetzt nicht einfach abhauen. Es ist schließlich kein Soloprojekt. „Ich halte es nicht aus, wenn ich weiß, dass es

woanders größere Wellen gibt und ich hier festsitze“, ist er fast zornig auf den Ozean. „Ich will zu den großen Wellen, ich weiß, dass sie ganz nah sind. Aber ich kann nichts machen. Das frustriert mich wahnsinnig, ehrlich. Es fühlt sich an, als wäre ich eingesperrt. Dafür lebe ich, das ist nervenaufreibend. Aber du kannst in diesen Situationen nicht nur an dich den-ken. Hier ist eine 20-köpfige Crew. Sie alle leiden. Das ist eben schwer.“

Clarke-Jones’ 14-jähriger Sohn Kanan ist dagegen erleichtert. Er kann sein De-büt bei den „Storm Surfers“ unter „siche-ren“ Bedingungen geben. Kameramänner und Produzenten versuchen trotzdem das Beste herauszuholen, indem sie wie wild in der Gefahrenzone hin und her rennen. „Natürlich würden wir es lieber sehen, wenn die Jungs jeden Tag auf sechs Meter hohen Wellen reiten. Aber letztendlich

Safety first: Der Rettungswesten-Prototyp von Surf-Weltmeister Tom Carroll ist zu schnell aufgegangen. Er nennt ihn „Pamela Anderson“.

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Das Riff in New South Wales kann Wellenwände vonbis zu sechs Meter Höhe und mehr aufwerfen.Tom Carroll hat eine große Welle erwischt (oben).

Im Prinzip sind große Wellen das Resultat großer Winde: Sturmwetterlagen bauen Spannungen zwi-schen Wind und Wasser auf. „Die größten surf-baren Wellen der Welt fi ndet man meistens an westwärts gerichteten Küstenlinien“, sagt Storm-Surfers-Meteorologe Ben Matson. „Das liegt dar-an, dass Wettersysteme in den größten Meeres-becken der Welt – dem Indischen Ozean, Pazifi k und Atlantik – generell von West nach Ost ziehen und dabei enorme Luftmassen in Bewegung set-zen, die ihrerseits ‚Swells‘ auslösen. So was nennt man dann einen ,Fetch‘.“

Entscheidend für die Größe der Wellen sind Riffe und Sand, die sich dem Swell, der Dünung, als Widerstand entgegenstellen und Wellen auf-werfen. Aber die drei wichtigsten Faktoren, die

Monsterwellen an den idealen Stellen entstehen lassen, sind die Windgeschwindigkeit sowie die Zeitspanne und die Distanz, die der Wind über den Ozean gezogen ist.

„Die meisten der ganz großen Swells sind nicht surfbar“, erzählt Matson, „weil sie oft von starken Seewinden begleitet werden, die die Oberfl äche aufwühlen. Big-Wave-Surfer brauchen viel Geduld, wenn sie auf die idealen Bedingungen an ihren Lieblings-Breaks warten. Man wartet Monate, manchmal sogar Jahre, ehe die perfekte Kombina-tion aus Wellengang, Wind, Gezeiten und Wetter zusammentrifft. Erst wenn die ‚weitgereisten‘ Wellen endlich die Küste oder das Riff treffen, sich zu verlangsamen anfangen und an Höhe gewinnen, sind sie zum Surfen geeignet.“

Wie Monsterwellen entstehen

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sind die Geschichte und die Charaktere der Schlüssel“, sagt Co-Regisseur McMil-lan. „In dieser Doku, ‚Der gefährlichste Job Alaskas‘, ziehen sie auch nicht immer einen vollen Topf mit Fischen hoch. Eigent-lich tun sie das in den seltensten Fällen. Aber gerade das macht es interessant, das macht es menschlich. So etwas gibt der Geschichte einfach Farbe.“

Durchnässt, durchgefroren und nieder-geschlagen kehrt Carroll zum Boot zurück, nachdem er den Break mit seinem Jet-Ski persönlich inspiziert hat. Auch Clarke-Jones ist deprimiert, aber muntert seinen Kumpel scherzhaft mit der Bemerkung auf, dass er sich glücklich schätzen soll, überhaupt auf einem Jet-Ski sitzen zu können. Vergangene Woche hätte Carroll schließlich sie beide in Westaustralien fast umgebracht. Der Fehler, der beinahe töd-lich ausgegangen wäre, passierte in Cow Bombie, einem der berüchtigtsten Big-Wave-Breaks Australiens. Bei gewaltigem Wellengang und heulendem Wind zog Carroll seinen besten Freund mit einem Jet-Ski in eine Monsterwelle, die explo-dierte und Carroll und seinen 600 Kilo-gramm schweren Jet-Ski zurück in die Welle sog. Die beiden Männer und die Maschine stürzten über den viereinhalb Meter hohen Wasserfall, und beinahe hätte der Jet-Ski sie unter sich begraben. Die Crew rechnete schon mit dem Schlimmsten. Carroll muss sich deswegen immer noch einiges anhören.

„Ross streut gern Salz in die Wunden, aber das bin ich gewohnt“, schmunzelt Carroll. „Seine ersten Worte danach wa-ren so was wie ‚Was zur Hölle ist dir denn da eingefallen?!‘. Uh, es hätte wirklich schrecklich ausgehen können. Das hat mich irgendwie aufgeweckt. Schon in der Schule stand in meinen Zeugnissen: ‚Car-roll ist ein Tagträumer.‘ Und das war ich immer schon, mein ganzes Leben lang.“

„Nein, du bist einfach ein Verrückter“, unterbricht Clarke-Jones. „Er hätte mich echt umbringen können. Das Ding steuer-te genau auf meinen Kopf zu. Aber dann klammerte er sich zum Glück daran fest. Die meisten wären wohl abgesprungen, aber er ist ein Freund und hat versucht, die Maschine von mir wegzusteuern.“

„Zu seiner Verteidigung muss man aber auch sagen“, fährt Clarke-Jones fort, „dass man auf dem Jet-Ski richtig viel um die Ohren hat, allein schon die Kamera-linse sauber zu halten, mit den anderen Leuten im Team zu kommunizieren, wäh-rend du den Helm aufhast. Damit hat jeder zu tun, überhaupt Tom.“ Clarke-Jones lächelt seinen besten Freund an, der erwidert das Lächeln.

Das ganze Team weiß, dass Filmmate-rial sich am besten verkauft, wenn darin der Kampf von Menschen um ihr Leben zu sehen ist. Deshalb wird die Szene auch in den Film hineingeschnitten. „Das ist wie beim Autorennen. Wenn einer platt-gemacht wird, wollen das die Leute sehen“, sagt Clarke-Jones. „Als Rennfahrer oder

Es gibt nur wenige Dinge, die einen 3-D-Wasser-Kameramann so begeistern wie die Aufnahmeeines gewaltigen Abgangs. Gratulation, Dean Cropp!

WAIMEA, HAWAIIDie Mutter aller Big-Wave-Breaks zeigt sich nur alle paar Jahre. Aber dann pro-duziert sie Wellen von über 18 Metern, und das keine 100 Meter von der Küste entfernt. Wenn die Wellen eine Höhe von acht Metern erreichen, veranstaltet Wai-mea das Eddie Aikau Big Wave Invitatio-nal, einen der prestigeträchtigsten Surf-Bewerbe der Welt.

MAVERICKS, KALIFORNIEN Der berühmteste Break der Westküste, der für seine Größe (7 bis 15 Meter) und Power, die Monster-Felsblöcke und die sogar noch größeren Weißen Haie, die im Wasser lauern, bekannt ist – ein potentiell töd licher Mix.

TEAHUPO’O, TAHITIDer Swell trifft 800 Meter vor der Küste auf ein nur einen Meter unter der Wasser-oberfl äche liegendes messerscharfes Riff. Die meist nur drei Meter hohen Wel-len mögen diesen Break nicht so bedroh-lich wirken lassen wie andere, aber was ihm an Höhe fehlen mag, macht er durch brachiale Gewalt und Power mehr als wett.

BANZAI PIPELINE, HAWAIIBanzai forderte mehr Menschenleben als alle anderen Surf-Breaks der Welt ge-meinsam. Etwa 25 Surfer haben hier ihr Leben gelassen, allein fünf in den letzten sieben Jahren. Wenn es ernst wird, errei-chen die Wellen Höhen von bis zu sechs Metern.

DUNGEONS, KAPSTADT, SÜDAFRIKADie 25-Fuß-(7½-m-)Monster sind am Austragungsort des Red Bull Big Wave Africa nur mit einem Boot erreichbar. Surfern kann es passieren, dass sie nach einem Wipe-out über eine Minute lang im eiskalten, von Haien wimmelnden Wasser gefangen sind.

BREAKSDER WELT

Kanan Clarke-Jones macht auf seiner ersten großen Welle gute Figur.

Dietödlichsten

Surfer willst du natürlich nicht crashen, aber es ist einfach so: Das ist es, was die Leute sehen wollen. Ein Crash liefert gute Bilder, und ein Crash in 3-D wird sehr gute Bilder liefern.“

Und so kommt das Grinsen zurück in Clarke-Jones’ Gesicht und wird zu einem Lachen.„Storm Surfers 3D“ feiert seine Premiere beimToronto International Film Festival. Den Trailer gibt es bei: www.redbull.com/stormsurfers

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Nick Hook (links) mit seiner Cubic-Zirconia-Bandkollegin Tiombe Lockhart und dem Electro-Soul-Sänger Jesse Boykins.

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IN NEW YORKDer Big Apple ist der Ort, von dem Musiker träumen.

Er bietet jungen Talenten unbegrenzte Möglichkeiten

und hält ihnen gleichzeitig die Pistole an die Schläfe.

Drei Künstler erzählen, wie der Hase läuft – in der Stadt,

die niemals schläft.Text: Cortney Harding, Bilder: Miko Lim

SOSCHAFFST DU’S

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„ Jeder Spaziergang hier ist inspirierender als ein ganzes Leben anderswo“

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Nick Hook hat’s eilig. Flink schlängelt er sich auf dem Fahrrad zwischen hupen-den Autos durch. Er wechselt auf den Gehsteig und stoppt unvermittelt vor einem Sandwich-Laden. Die Bremsen quietschen, das Hinterrad hebt vom Bo-den ab. Es ist früh am Morgen, doch der 33-Jährige hat schon einen 5-Kilometer-Lauf und eine Pilates-Stunde hinter sich. Jetzt wird kurz gefrühstückt. Während die Kellnerin ihm einen Espresso zube-reitet, erzählt er von seinen Tagesplänen. In einem Tempo, das Eddie Murphy vor Neid verstummen lassen würde. Mit einem Schwung, den man so nur in einer Stadt findet: in New York.

„Ich muss mein Solo-Album schnell fertigkriegen. Aber ich brauch noch einen Namen dafür“, sagt er, zückt sein Smart-phone und jagt einen Aufruf per Twitter raus: „Vorschläge für einen Plattentitel?“

„Außerdem muss der neue Track für Azealia Banks heute fertig werden“, sagt er und kippt den Kaffee auf einen Sitz am Tresen runter. Vor einem Jahr entdeckte er die junge Rapperin aus Harlem und nahm ein Stück mit ihr auf. „212“ hieß es und verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Internet. Der akusti-sche Molotowcocktail aus aufgekratztem Electro-House und Hip-Hop bescherte Banks den großen Durchbruch und

Nick Hook (li.) musste lange nebenbei kellnern, um als Musiker in New York zu überleben. Tiombe Lockhart (Mitte) schlug sich als Sekre-tärin durch. Jesse Boykins jobbte als Nacht-portier, ehe ihm der Durchbruch gelang.

machte sie zur angesagtesten Jung-musikerin der Stunde. Mit dem Geld, das dabei für Hook abgefallen ist, baut er gerade sein Tonstudio aus. Genau dort-hin machen wir uns jetzt auf den Weg.

Ein altes Industriegebäude in Brook-lyn. Große, staubige Fenster, bröckelnder Verputz. Hook jagt die rauen Betonstiegen hinauf. „Sorry, das Studio ist immer noch eine Baustelle“, sagt er. Seine Stimme hallt durch den Schacht. Im fünften Stock liegt sein Loft. Analoge Synthesizer türmen sich rund um seinen Arbeitstisch, ein riesiges Mischpult ist mit dem Computer verbunden. Er fährt ihn hoch. Am Bild-schirm erscheint ein grauer Bildschirm mit bunten Balken: die DNA seiner neuesten Indie-Dance-Nummer „Villa“.

Nach zwei Stunden konzentriertem Kopfwippen am Monitor legt Hook die Kopfhörer ab und eine Pause ein. Rauf aufs Dach! Die Sommersonne brennt, die Hitze ist kaum auszuhalten. Dafür ist der Ausblick auf Manhattan unglaublich. „Ich möchte nirgendwo anders leben“, sagt er. „Ich war gerade in Los Angeles. Es war toll, aber dort geht alles so schlep-pend voran. Es nervt, dass man dort ewig braucht, um von A nach B zu kommen. In New York schwingst du dich aufs Rad oder setzt dich in die U-Bahn. Und bist in weniger als 20 Minuten fast überall.“

New York – die Stadt der Träume. Vor allem für Musiker. DJs, Rapper,

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Songschreiber, Studio-Artists. In keiner anderen Metropole auf diesem Planeten findest du mehr Glücksritter, die für ihre Leidenschaft kämpfen. Hunderte Konzertorte und Clubs sind über die gesamte Stadt verteilt. Legendäre, alt-ehrwürdige Spielstätten wie der Madison Square Garden, wo Stars von den Rolling Stones bis Rihanna absteigen. Auf der anderen Seite: marode Kellerlokale, zum Beispiel das 285 Kent, wo man junge Bands vor deren großem Durchbruch im kleinen Kreis live erleben kann.

In New York kannst du wählerisch sein: Du brauchst einen Schlagzeuger

„ICH LIEBE die Wucht dieser Stadt. Du musst dich durchschlagen, du musst dich ihrem Tempo anpassen.“

oder Background-Sänger, um dein Album aufzunehmen? Kein Problem. Wenn du auf der Suche nach einem Vertrag bist, hast du alle wichtigen Plattenfirmen – große wie kleine – im Umkreis weniger Quadratkilometer versammelt. Und mehr noch: Wenn du deine Platte bewerben willst, kannst du alle wichtigen Musikmagazine an einem Nachmittag abklappern. Und am Ende hast du dann immer noch Zeit, um dich auf einen Soy Latte mit den hippen Musik-Bloggern in Brooklyn zu treffen.

„Ich liebe die Wucht dieser Stadt“, sagt Tiombe Lockhart. „Du musst dich durch-

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schlagen, du musst dich dem Tempo an-passen“, sagt sie. „Trotzdem könnte meine Kunst nirgendwo anders entstehen. Ich lebe im dominikanischen Viertel. Jeder Spaziergang hier ist inspirierender als ein ganzes Leben anderswo.“

Lockhart wuchs in Atlanta auf. Bereits im Kinderchor entdeckte man ihr Talent. Nach der Schule ging’s nach New York, um Jazz zu studieren. Kurz darauf bekam sie schon einen Plattenvertrag. Die Zeichen standen auf Karriere, da wurde sie von einem Tag auf den anderen entlassen.

Beinahe hätte ich meinen Musik-Traum aufgegeben“, sagt sie. „Ich wechselte in die Investmentbranche und arbeitete als Sekretärin. Die

sagten, aus mir könne eine gute Banke-rin werden.“ Doch Tiombes Mutter ließ nicht locker. „Meine Mum ermutigte mich. Ich traf einen Produzenten nach dem anderen. Meistens wollten die nur, dass ich für sie singe. Ich nahm mit Hip-Hop-Künstlern wie den Platinum Pied Pipers auf, ich war auf dem Cover des Musikmagazins ‚XLR8R‘. Aber das fühlte sich alles nicht richtig an.“

Eines Nachts landete sie in einer japa-nischen Bar. Hinterm Tresen: Nick Hook, der dort als Kellner jobbte. Die zwei ver-standen sich auf Anhieb und gründeten

noch in der gleichen Nacht eine Band: Cubic Zirconia. Von da an ging’s bergauf.

New York verlangt seinen Bewohnern einiges ab. In einer Stadt, in der selbst Investmentbanker auf wenigen Quadrat-metern hausen, haben es Musiker doppelt schwer. Geld für die Miete, Kohle, um die Stromrechnung des Proberaums zu bezahlen – im Big Apple sind selbst erfolg-reiche Bands mit derartigen Ängsten konfrontiert. Denn der Moloch zeigt sich oft launisch: Viele Künstler verschwinden schneller wieder, als sie aufgestiegen sind.

Hook erlebte das am eigenen Leib. Als Jugendlicher spielte er Gitarre in einigen Highschool-Bands. Bis ihn ein Freund auf elektronische Musik brachte. Mit einfacher Software produzierte er ständig neue Tracks. An eine musikalische Karriere dachte er jedoch nicht. „Mein Freund Todd Weinstock spielte Gitarre in einer Hardcore-Band namens Glassjaw. Als er

„ICH JOBBTE als Musiklehrer und Nachtportier in einer Jugend-herberge.“

Jesse Boykins zog nach New York, um Jazz zu studieren, und fand seinen eigenen Sound: elektronischen Soul.

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arbeitete ich als Musiklehrer für Kinder und als Nachtportier in einer Jugend-herberge an der Lower East Side.“ Seit seinem Abschluss schlägt sich Boykins als Profimusiker durch. Es klappt „ganz gut“, sagt er. Allerdings nur mit Unterstützung seiner Freunde. „Ein ganzes Jahr schlief ich bei einem Kumpel auf der Couch“, sagt er. „Er glaubte an mich. Er entwarf sogar ein Logo für mich, noch bevor ich meine Solokarriere gestartet hatte.“

Sein Ding fand er schließlich im R & B. Allerdings nicht im großspurigen, polier-ten Bling-Bling-R & B, wie ihn Usher und R. Kelly zelebrieren. Der 27-Jährige zählt neben Frank Ocean zu einer neuen Gene-ration selbstbewusster Soul-Sänger, die über ihre Gefühle singen, ohne den Weich-spüler anzuwerfen. Sein Heimstudio hat Boykins in New Jersey. Richtig gelesen, New Jersey. Ein Leben im Big Apple kann und will sich der Musiker nicht leisten. Da

sich von denen trennte, rief er mich an und lud mich nach New York ein“, erzählt er. „Wir verbrachten zehn Tage im Studio, es war großartig. Von da an pendelte ich zwischen St. Louis und New York.“

Mit Weinstock gründete er die Band Men, Woman & Children. Die Zukunft sah rosig aus: Plattenvertrag mit War-ner Brothers. Gemeinsame Auftritte mit Kalibern wie Panic! At the Disco. Das Debütalbum erzielte allerdings nicht die erwarteten Verkaufszahlen. Folge: kein Plattenvertrag mehr, Band aufgelöst und jede Menge Schulden.

Um über die Runden zu kommen, ar-beitete Hook als Kellner. „Ich führte ein Hundeleben“, sagt er, „es ging nur ums Überleben.“ Die Begegnung mit Lockhart gab seiner Karriere dann neuen Auftrieb. Seine Produktionen waren so gut, dass er einen der begehrten Teilnehmerplätze bei der Red Bull Music Academy letzten Herbst in Madrid ergattern konnte.

„Wenn ich Leuten erkläre, was die Red Bull Music Academy ist, denken viele ans Burning Man Festival“, sagt Hook. „Es ist ein Sommercamp mit Musik und Spaß. Mit dem feinen Unter-scheid: Du lernst Kollegen aus aller Welt kennen und kriegst die Chance, mit Legenden zusammenzuarbeiten. Ich habe in Madrid einen Song mit Bootsy Collins geschrieben!“ Über seine Academy-Kontakte bekam Hook Auf-träge als DJ in Japan und Neuseeland.

New York ist Heimat der schrillsten Typen und Paradiesvögel. Einer, der selbst hier heraussticht, ist Jesse Boykins. Gegen seine

wilde Mähne wirkt sogar Angela Davis’ Afro wie ein Militärschnitt. Boykins trägt knallige Shorts und Plateauschuhe. Als er das Fotostudio betritt, sind sofort alle Augen auf ihn gerichtet. Wirft sich auf Zuruf in perfekte Pose: Kurz lächelt er vor der Linse, dann klingelt sein Handy. Jesse schaltet um aufs Geschäftliche: Termine für die anstehende Europa-Tour. Sein neues Album erscheint im Oktober.

Boykins zog zum Studieren von Miami nach New York. „In der Oberstufe sang ich im Grammy Jazz Ensemble. Danach lud mich eine New Yorker Musikhoch-schule ein“, erzählt er. „Am Anfang war es hart. Neben meinem Vollzeitstudium

„ICH TAT Azealia Banks einen Gefallen, als sie noch keiner kannte.“

Nick Hook in seinem Reich, einem Loft im New Yorker Stadtteil

Brooklyn, umgeben von Synthesizern und

Mischpulten.

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nimmt er das wenig glamouröse Leben im Industrieviertel der Nachbarstadt gern in Kauf. Er sei ohnehin nur eine Woche im Monat in der Stadt, sagt er, den Rest der Zeit verbringe er auf Reisen. Da ergebe es keinen Sinn, viel Geld für die Miete auszu-geben. „Es ist schwierig, in New York Geld zu sparen“, sagt er. „Vor allem wenn du dein Leben genießen und etwas erleben willst. Ich gehe nun mal gern in Museen und auf Konzerte. Und das kostet.“

Zurück nach Brooklyn: Hook arbei-tet gerade an seinem Track für Azealia Banks. Obwohl er in seinem Studio oft mit anderen Künstlern aufnimmt, genießt er die Stunden am meisten, in denen er alleine an Sounds tüfteln kann. Keine Ablenkungen, keine Streitigkeiten. „Als Produzent bist du gleichzeitig Psychia-ter“, sagt er. „Du musst lernen, wie du aus den Musikern das Beste rausholen kannst, ohne sie zu kritisieren. Leute fühlen sich sehr schnell angegriffen, wenn du ihre Songs verändern willst. Da muss man sehr behutsam agieren.“

Hook verdient als Produzent mittlerweile gutes Geld. Oft sind es die kleinen Gefallen für Freunde, die sich langfristig am meis-

ten auszahlen. Bestes Beispiel: Azealia Banks. „Eine Bauchentscheidung. Kohle sah ich dafür am Anfang keine. Erst später machte sich der Job bezahlt. Wir arbeiten noch immer zusammen. Auch wenn Azealia inzwischen ein Star ist.“

Um 19 Uhr muss Hook los. Zu einem DJ-Gig in New Yorks feinstem Club, dem Le Bain im Standard Hotel. Bis in die frühen Morgenstunden wird er dort hinter den Plattentellern stehen. Er reibt sich die Augen, seine Müdigkeit kann er kaum verbergen. „Da muss ich durch“, sagt er und lächelt. Morgen früh wird er dann schon wieder hier im Studio sitzen. Er kann’s eben nicht lassen. Weil er die Musik liebt. Und weil er seiner Heimatstadt Paroli bieten will. New York, der Stadt, die niemals schläft.www.redbullmusicacademy.com

Nick Hook, Jesse Boykins und Tiombe Lockhart unterwegs auf den Straßen ihrer Heimatstadt.

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Maschine,MannGraeme Obree will mit einem von ihm selbst konstruierten und in seiner Küche gebauten Fahrrad auf ebener Strecke über 160 km/h schnell fahren. Der Schotte ist 46 Jahre alt, hat Depressionen und mehrere Selbstmord-versuche hinter sich und einen Kochtopf in sein Fahrzeug verbaut. Seine Chancen auf den Weltrekord stehen gar nicht schlecht.Text: Declan Quigley, Bilder: Paul Calver

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altcoats hat seine besten Zeiten offen-sichtlich hinter sich. Aber an diesem Mor-gen strahlt die Sonne so sehr, dass man sich mit ein bisschen Phantasie vorstellen kann, dass die westschottische Küsten-stadt vor gar nicht allzu langer Zeit ein beliebter Ferienort für Leute aus Glasgow war; Schottlands größte Stadt ist gerade eine knappe Autostunde entfernt. Aber je weiter die Flugpreise fi elen, desto schnel-ler ging es auch mit Saltcoats bergab: Die Rezession schlug hart zu, viele Arbeits-lose, soziale Unruhen.

Saltcoats ist der Ort, wo sich Graeme Obree auf seinen nächsten außergewöhn-lichen Weltrekordversuch vorbereitet. Jener Graeme Obree, der in den frühen 1990ern zweimal Weltmeister in der Einer-verfolgung wurde und den Stundenwelt-rekord hielt; die französische „L’Équipe“ bezeichnete ihn einmal als „verrückt, brillant und zutiefst menschlich“, was der Wahrheit ziemlich nahe kommt.

Der Rekord, um den es geht, soll im September bei einem Wettkampf im US-Bundesstaat Nevada fallen; es ist der für die höchste auf dem Land mit einem HPV erreichte Geschwindigkeit. HPV – human-powered vehicle – steht für „muskelkraft-betriebene Fahrzeuge“ und bezeichnet alles, dem man eine Verwandtschaft zu einem Fahrrad nachsagen könnte. Fahr-räder haben Graeme Obree zeit seines

Lebens begleitet, dieser Aspekt ist also nicht neu. Neu ist: Zum ersten Mal ist es nicht das Wichtigste, ob er den Rekord, den er brechen möchte, tatsächlich bricht. Es geht Graeme Obree darum, das Projekt zu genießen, die Reise nach Nevada, den Wettkampf … und vor allem geht es ihm darum, seine mühevoll wiedererlangte Gesundheit nicht zu gefährden.

„Irgendwann“, sagt er, „erreichst du einen Punkt, an dem du dich nicht mehr selbst einrenken kannst. Alles, was über diesen Punkt hinausgeht, hat einen Namen, und der lautet: Depression. Eine ganze Menge Leute leidet daran … aber ich nicht. Besser gesagt: ich nicht mehr. Und ich habe überhaupt keine Lust, den Rückwärtsgang einzulegen.“

Graeme Obree weiß genau, wie dieser Rückwärtsgang aussähe: „Es ist nur ein einziger Satz. Er lautet: ‚Ich würde lieber sterben, als diesen Rekord nicht zu bre-chen.‘ Sobald dieser Gedanke in meinem Kopf auftaucht, muss ich das Projekt so-fort stoppen. Und wenn ich es selbst nicht merke, dass ich so zu denken beginne, müssen mich eben andere aufhalten.“

Das richtige Paket„Ich war nicht wirklich der Solideste in den letzten zwölf Jahren“, bekennt Obree schüchtern grinsend, als wollte er sich dafür entschuldigen, dass er sich nach dem Ende seiner spektakulären Bahnrad-Karriere zurückzog wie ein Eremit.

Die letzten zwölf Jahre waren nicht einfach, aber daran hatte er sich davor schon gewöhnt: Sein ganzes Leben lang quälte ihn eine tonnenschwere Depression, mindestens drei Selbstmordversuche sind ebenso dokumentiert wie unzählige Tiefs – ein Leidensweg, unterbrochen von Höhe-punkten wie den beiden Stundenwelt-rekorden und den beiden WM-Titeln. „Damals hing mein Leben, mein Über-leben, von meinem nächsten Resultat ab“, sagt er. „Ernsthaft. Ich war als Mensch so gut wie mein Ergebnis.“

Nach dem Ende der Karriere, als es keine Ablenkung durch Rennen mehr

S

Design aus der Küche: Ein Kochtopf liefert die Armstützen (oben), der Küchentisch dient als Werkbank.

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„Ich habe keine Lust, den

Rückwärtsgang einzulegen.“

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gab, musste Obree dem Dämon ins Auge blicken: Therapie. Nun fühlt er sich stark genug, um noch einmal durchzustarten. Man könnte einwenden, dass sein Alter da etwas dagegen haben könnte. Doch er meint, 46 sei ein gutes Alter, seine außer-gewöhnlichen Talente zu einem Paket zu schnüren, das zu ihm passt. Gerade so viel Druck auszuüben, wie seine Gesundheit zulässt, dabei aber innovativ zu sein und sportliche Leistungen auf Weltklasse-niveau zu bringen.

Der HPV-Landgeschwindigkeitsrekord, der im September fallen soll, wird mit Unterbrechungen seit 1998 von Sam Whit-tingham (CAN) gehalten und liegt seit 2009 bei 133,28 km/h Durchschnitt für die 200 Yards (knapp 183 Meter) lange Messstrecke. Graeme Obree will 100 Mei-len pro Stunde erreichen, über 160 km/h. Auf ebener Strecke. Auf einem – im wei-testen Sinn – Fahrrad.

Für Obree hat das ganze Projekt ein wenig von einer Heimkehr. Die zermürbenden Kämpfe, die er in den Neuzigern mit den eng-

stirnigen Offiziellen des Internationalen Radsportverbands UCI auszufechten hatte, „haben mich zu einem Zyniker gemacht. Doping, die ganzen Regeländerungen und Einschränkungen … man durfte nichts Neues mehr entwickeln, alles wurde fest-gezurrt“, sagt er. „Also beschloss ich, in dieses HPV-Geschäft einzusteigen. Außer den physikalischen Gesetzen gibt es dort keine Regeln.“

Zunächst war Obree in das Projekt einiger ehemaliger Formel-1-Ingenieure involviert, die ein weltrekordfähiges HPV bauen wollten. Doch Obree wandte sich früh davon ab, weil er überzeugt war, dass das Projekt der F1-Leute nicht zum Ziel führen würde. „Das Ding war zu groß. Das Lenksystem war, allein wegen des Schwer-punkts, zu weit von Pedalen und Vorder-rad entfernt. Nichts stimmte zusammen.“

Ähnlich wie Whittinghams Rekordfahr-zeug „Varna Diablo“ war das Gerät der F1-Jungs eine Art Liege, auf der der Fahrer nach vorne in die Pedale tritt. Typisch für Obree, dass er den genau entgegengesetz-ten Zugang wählte: „Ich dachte, wenn ich auf dem Bauch liege, mit dem Kopf nach vorne, brauche ich an der Spitze weniger Platz.“ Obrees Idee basierte auf einem vornübergebeugten Pendelrad, das er in den 1990er Jahren einmal gefahren hatte. Dieses war wesentlich stabiler – und der Vorderbereich, eine Art Heiliger Gral der Aerodynamik, erheblich schmäler.

Obrees Kalkulation war einfach: Würde es ihm gelingen, den Vorderbereich seines liebevoll „The Beastie“ genannten Gefährts

Schon „Old Faithful“, mit dem er 1993 in Norwegen Francesco Mosers Stunden-weltrekord (51,151 km) brach, besaß eine revolutio näre Geometrie. Kein Artikel über Obree verzichtete auf die Erwähnung der Lagerschalen, die davor in einer Wasch-maschine Verwendung gefunden hatten.

Auch diesmal wird das Fahrzeugdesign nur von den Gesetzen der Physik und der Potenz von Obrees Geldbörse limitiert. So beinhaltet das Fahrzeug Fahrrad-Krims-krams, der bei ihm herumlag, und – tat-sächlich – Armlehnen, die aus einem alten Kochtopf hergestellt wurden. „Ich fing an, meine Fahrzeuge selbst zu bauen, weil ich pleite war. Armut ist die beste Inspiration und ein großartiger Lehrer.“

Die wiederkehrende Verwendung von Haushaltsutensilien erklärt sich vielleicht dadurch, dass ein Großteil der Konstruk-

auf zwei Drittel der Größe von jenem der „Varna Diablo“ seines Konkurrenten Whittingham zu schrumpfen, sollte mit demselben Kraftaufwand – und Obrees Beine sind mindestens als so gut einzu-schätzen wie die des Kanadiers – für den Rekordversuch nach oben noch einiges drinnen sein.

Bei der Übertragung seiner Muskelkraft auf das Antriebsrad vertraut Obree einem Zug-Druck-System: Lange Stahlstangen werden von seinen Beinen vor- und zurück-getrieben. Kann er aus seinen Beinen genug Kraft für 100 Kurbelumdrehungen pro Minute pressen, fährt das Fahrzeug mit 100 Meilen pro Stunde (160,9 km/h).

Konstruktion in der KücheDie meisten von Obrees Erfindungen sind beseelt von einem Anflug freundlicher Anarchie. „Ich bin ja für fast nichts zu gebrauchen“, sagt Obree. „Aber was ich wirklich, wirklich gut kann, ist, Fahrräder zu designen, Fahrräder zu bauen, Fahr-räder zu fahren. Und dieses Projekt fasst alle drei Dinge zusammen. Es ist eine Mi-schung aus Kunst und Sport. Was ich hier mache, ist meine Art, mich künstlerisch auszudrücken.“

Mit dem Kopf voraus: Die extreme Bauchlage verbessert die Aero dynamik des Fahrrads entscheidend.

„Ich weiß nicht, wie schnell ich sein werde. Aber es wird verdammt schnell sein.“

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tionsarbeit in Obrees Küche stattfindet, wo ein Schraubstock an einem Tisch montiert ist, der als Esstisch ebenso dient wie als Lager alter Fahrradteile.

Obree erzählt, dass der Design-Ent-wurf, den er in Saltcoats in Realität über-setzt, schon seit 15 Jahren in seinem Kopf herumgeistert. Zu Beginn der Arbeit hat er ihn im Maßstab eins zu eins an die Wand des Raums tapeziert. Als Rahmen-material hat er auf Stahl vertraut und auf Carbonfaser verzichtet. Nicht aus Kosten-gründen, sondern „weil ich denke, dass ich so in Nevada, wenn nötig, noch etwas ändern oder reparieren kann. Mit einem Carbonfaserrahmen ginge das nicht.“

Beim Bau assistieren ihm sein 18-jähri-ger Sohn Jamie und eine Gruppe Studen-ten der Glasgow School of Art, welche die Carbonfaser- und Kevlar-Verkleidung ge-stalten, „die Haut“, wie Obree sagt. Jamie ist auch der Ersatzfahrer. „Ich könnte ja in Los Angeles erschossen werden“, sagt Obree mit für seinen Humor typischer steinerner Miene. „Ich reise in ein Land, in dem es mehr Waffen als Menschen gibt.“

Bei aller Ernsthaftigkeit des Bewerbs freut sich Obree auf die im Gegensatz zu einem UCI-Event ungezwungenere, gesel-

ligere Atmosphäre. „Hier geht es nicht um Leben oder Tod. Es ist einfach eine Her-ausforderung, der ganze Prozess. Men-schen können hier nicht getrieben werden von der Angst zu versagen. Wäre das so, würde man nie starten. Hier geht’s dar-um, dass niemand weiß, wie schnell ich auf diesem Fahrrad sein werde. Es könnte auch passieren, dass ich beim ersten Ver-such merke, dass ich alles ganz falsch gemacht habe“, sagt er. „Aber ich glaube nicht, dass das passieren wird. Theoretisch sollte es großartig funktionieren. Aber ich könnte auch falschliegen.“

Obree ist jetzt 46. Man möchte meinen, dass auch sein außergewöhnlicher Motor langsam anfängt, an Kraft zu verlieren. Doch Obree meint, noch immer genügend davon zu besitzen, um seiner Maschine gerecht zu werden. Und wenn ein Graeme Obree einmal zuversichtlich ist, ist man gut beraten, nicht gegen ihn zu setzen.

Schnell. Verdammt schnellObrees Kindheit bestand aus Angst und Schüchternheit. Das lag daran, dass er von seinen schottischen Alterskollegen wegen seines Vaters schikaniert wurde, der Polizist war. Es war eine Kindheit,

an der man entweder zerbricht oder die einen unverwundbar macht. Obree hat es geschafft, beide Varianten zu wählen.

Sein Leben hat er 2006 in der Auto-biographie „Flying Scotsman“ (die auch auf Deutsch erschien) aufgezeichnet, die glänzende Kritiken erhielt und verfilmt wurde. Er blieb beim Schreiben, verfasste ein Trainingshandbuch für Radfahrer, das durch seinen erfrischend unaufgeregten Zugang zum Sport überzeugt.

Obwohl Obree von Technologie und Innovationen besessen ist, trifft er seine Entscheidungen letztlich instinktiv. Sein eige-

ner Trainingsplan macht da keine Ausnah-me. „Ich trainiere jeden Tag, mache mich aber nicht jeden Tag kaputt. Wenn mein Körper mir sagt, dass er sich heute frisch fühlt und die Peitsche braucht, treib ich ihn die Hügel rauf. Und wenn er mir sagt, dass er sich heute matt fühlt, trete ich ein-fach gemütlich dahin.“ Obree sagt, er ver-wende „ohnehin den komplexesten Com-puter, den es gibt, um herauszufinden, was mein Körper braucht: meinen Kopf“.

Es hat etwas auf besondere Weise Optimistisches, dass Graeme Obree gerade Saltcoats als Basislager seiner Expedition in den Geschwindigkeitsweltrekord aus-gewählt hat. Tatsächlich dient das Projekt als Inspiration für die Jugend der Stadt. „Es gibt hier viel Vernachlässigung, Alko-hol- und Drogenprobleme. Ich gehe an Schulen, um den Kindern dort zu erzäh-len, dass sie alles schaffen können, was auch immer sie im Leben vorhaben. Ich kann aber nicht nur daherreden, ich muss es auch vormachen. Dieses Fahrzeug ist meine Nachricht an junge Menschen: ‚Weißt du was, wenn du eine Idee hast, was du machen willst, dann mach es ein-fach. Es ist egal, ob du es schaffst oder nicht, mach es einfach!‘“

Graeme Obree hat zu viel erlebt, zu viel überstanden, zu viele Hochs und vor allem Tiefs hinter sich, um noch einmal wegen 200 Yards nervös zu werden. Und man merkt: Der Weg zu den 200 Yards stellt sich als zunehmend vergnüglich heraus.

„Lass es mich so sagen: Du baust ein Ding in der Küche, fährst damit in Amerika die Straße runter und plauderst mit ein paar Freunden und deiner Familie. Wenn du den Rekord brichst, schmeißt du eine Party. Wenn nicht, kannst du dir immer noch sagen: ‚Gut, ich habe mein Bestes gegeben und bin immer noch verdammt schnell gewesen.‘ Ich weiß zwar nicht, wie schnell ich wirklich sein werde, aber – schreib das auf – ich bin sicher, es wird schnell sein. Verdammt schnell.“www.obree.com

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Die letzte KehreMeditationen über das Straßenrennrad.Text: Konrad Paul Liessmann, Bilder: Timm Kölln zu

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ie Straßen und Brücken, die Gaststätten und Wegweiser, die Sportschuhe und die Trikots, die Studios und Hallen, die Puls-uhren und die Tachometer, die Fitness-geräte und die Fahrräder. Zuerst zu Letzt-genannten. Es gibt viele Arten, sich mit einem Fahrrad fortzubewegen: langsam oder schnell, im Gelände, im Wald, in der Stadt. Es gibt auch viele Arten von Fahr-rädern: Citybikes, Trekkingräder, alte Damen- und Waffenräder, Mountain-bikes. Aber es gibt nur eine Art der Fort-bewegung, die der platonischen Idee des Fahrrades so nahe kommt, dass die erfah-rene Wirklichkeit zum exemplarischen Abbild eines unvergänglichen Urbildes wird: das Fahren mit dem Rennrad.

Wohlgemerkt, es geht im Folgenden nicht um Sport, um Wettkampf, nicht um die Amateure, die ihre Runden drehen, nicht um die Profis, die über die Mattschei-be kurbeln. Es geht einzig und allein dar-um, einmal die Möglichkeiten und Gren-zen einer Fortbewegung mit eigener Kraft in einer Kombination aus Effizienz und Ele-ganz auszuloten, die es überhaupt erst er-laubt, die Monotonie des Alltags zu unter-brechen und durch die Monotonie der Bewegung zu transzendieren. Das Renn-rad ist dafür Mittel und Zweck in einem.

Natürlich kann man mit einem Rad fahren, um von A nach B zu gelangen; man kann mit einem Rad fahren, um ei-nem Trend zu gehorchen; man kann mit einem Rad fahren, um etwas am Rücken oder in einer Seitentasche zu transportie-ren. Zu welchen Zweck man das Rad auch immer einsetzt – es wird dementspre-chend aussehen und von seiner Nutz-anwendung, wie alles in der Welt, defor-miert sein. Alle Kunst aber, alles Schöne beginnt dort, wo jeder Zweck aufhört. Erst wenn das Fahrrad weder Transport-hilfe noch Verkehrsmittel ist, erst wenn es ganz zu sich gekommen ist und bei sich sein kann, tritt es in einer Reinheit in Erscheinung, die auch nicht durch den Schweiß desjenigen getrübt werden kann, der sich seinen zweckfreien Imperativen überlässt. Und diese lauten: Gleiten, Klet-

tern und – mit höchster Geschwindigkeit Hinabtauchen in die Tiefe des Seins.

Form ist ein anderes Wort für den zweckfreien Zweck. Das Rennrad in sei-ner seit Jahrzehnten nahezu unveränder-ten klassischen Gestalt kommt dieser Idee von Form nahe wie kein anderes Vehikel. Rahmen, Lenker, Laufräder, Schaltung, Bremsen, Sattel: Mehr bedarf’s nicht. Was immer dazu kommt, ist ein Zuviel. Pack-taschen ohnehin, aber auch das Montie-ren einer Beleuchtung, zum Durchfahren dunkler Straßentunnel manchmal not-wendig, irritiert. Lieber hundert Meter im Diffusen als Glühlampen an einem Ren-ner. Einziger Tribut an das Zeitalter der Mikroelektronik ist der Fahrradcomputer, ein unerbittliches Medium der Selbst-reflexion. Der oft geschmähte Konserva-tivismus des Rennrades gründet in der Vollkommenheit seiner Gestalt. Und diese wiederum ist Ausdruck seines zentralen Prinzips: Leichtigkeit. Dass es nach nichts aussieht und noch weniger wiegt, charak-terisiert dieses Rad. Alles, was an ihm teuer ist, verbirgt sich dem Laien, öffnet sich nur dem Kenner: Material und Be-handlung des Rahmens, die Verarbeitung der Muffen, die Form der Gabel, die Kom-ponenten der Schaltung. Hinter dem Un-scheinbaren verbirgt sich edelstes Mate-rial: Stahl, Aluminium, Carbon.

Man kann mit dem Rennrad nichts an-deres als fahren. Allerdings nicht beliebig und überall. Das Rennrad bekennt sich zu jener zivilisatorischen Errungenschaft, die am Beginn aller Bewegungskultur steht: der Straße. Es gibt gar nicht erst vor, für die wilde Natur, den Forstweg oder die Schotterhalde gemacht worden zu sein. Es suggeriert erst gar nicht, dass es eine technisch induzierte Rückkehr zur Natur gäbe, eine industriell oktroyierte Wildheit, eine erkaufte Versöhnung. Es will dort sein, wo Menschen die Spuren ihrer Erschließung weit sichtbar hinter-lassen haben. Das Rennrad bleibt sehn-süchtig dem gewundenen, glatten As-phaltband verbunden, Zeichen dafür,

Form ist ein anderes Wort für den zweck-

freien Zweck. Das Rennrad in seiner seit

Jahrzehnten nahe-zu unveränderten

klassischen Gestalt kommt dieser Idee von Form nahe wie

kein anderes Vehikel.

Der AutorKonrad Paul Liessmann ist Universitätsprofessor für Methoden der Ver-mittlung von Philosophie und Ethik an der Univer-sität Wien. Außerdem ist er als Essayist, Literatur-kritiker und Kultur-publizist tätig.

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W as alle Vehikel des Menschen auszeichnet, kommt aber

auch dem Rennrad zu: die Faszination der Geschwindigkeit. Diese beginnt dort, wo man schneller wird, als ein Mensch laufen kann. Um ihr zu erliegen, benötigt der Rennradfahrer allerdings nur eine rei-bungslos funktionierende Mechanik, die seine körperlichen Möglichkeiten optimal übersetzt, keine fremden Antriebe sonst, weder die eines Tieres noch die einer Ma-schine. Mit 30, 35 und, wenn das Schick-sal gnädig ist und der Wind von hinten kommt, vielleicht noch mehr Stunden-kilometern durch eine Ebene zu gleiten – eine Bewegung, die ein unverwechsel-bares Gefühl gibt: schnell genug, um die Landschaft an sich vorüberziehen zu las-sen, Dörfer, Felder vor sich auftauchen zu sehen, um sie alsbald aus dem Blick zu verlieren, schnell genug, um den Wechsel von Formationen, Vegetationen, Besied-lungsdichten zu erleben, und doch noch langsam genug, um Landschaften im wahrsten Sinn des Wortes erfahren zu können. Der Körper entwickelt bei dieser Art der Fortbewegung ein eigenes Ge-dächtnis, der Verlauf der Straße wird, lustvoll und manchmal durchaus schmerz-haft, genau registriert, dem Auge kann sich das Vorüberziehende gerade noch einprägen. Sich mit dem Rad eine Region zu erfahren bedeutet, sie in einer Intensi-tät wahrzunehmen, die wohl berührt ist von der Flüchtigkeit aller Bewegung, ein Bild nahtlos in das andere übergehen lässt, ohne aber dass Landschaft, wie bei motorisierten Fahrten, Kulisse würde, die im Auftauchen schon verschwindet, aber auch ohne dass die Umgebung, wie beim Wandern, still gestellt erscheint, nur lang-sam, Schritt für Schritt, zurückweicht. In dieser Form des Dahingleitens stellt sich gerne ein Zustand dekonzentrierter Kon-zentration ein, mit halbem Ohr werden das Surren der Kette, die Geräusche des Verkehrs wahrgenommen, das Auge wan-dert unbeteiligt zwischen Straße und Hori-zont hin und her, und der Kopf wird frei. Assoziationen steigen auf, Erinnerungen werden reproduziert, Ideen geboren. Der gleichmäßige Tritt wirkt kontemplativ, und die Ebene, von vielen als langweilig denunziert, entwickelt ihren einzigartigen Sog. Wer jemals eine große Ebene wie die ungarische Puszta mit dem Rennrad durchquerte, wird dies nie vergessen.

Was in der Ebene leicht scheint, im hü-geligen, gar gebirgigen Gelände schwerer

dass Menschen der Natur zu entkommen trachten. Die Straße ist und bleibt der Ort seiner Erfüllung, nicht das unwegsame Gelände, auch nicht der separierte Rad-weg, der für alle möglichen Radfahrer geeignet sein mag, nur nicht für das Rad an sich. Die Straße, die dem Rennrad kon-venieren will, muss höchste Ansprüche erfüllen: erstklassiger glatter Asphalt, der die Reibung kaum mehr spüren lässt, eine Trassenführung, die Landschaft er-schließt, ohne sie zu zerschneiden, breit genug, um auch bei gewundenen Abfahr-ten nicht ständig bremsen zu müssen, und doch nicht so breit, dass man im Blickfeld nichts hat als die Straße selbst.

D as Rennrad bringt nur jene Kraft auf den Asphalt, die im Körper eines Men-

schen steckt. Es ist leise. Nahezu unge-hört taucht der Rennradfahrer auf und verschwindet wieder. Bewegung in der Stille aber könnte überhaupt als Modell-fall einer kultivierten Fahrt gelten. Der Sündenfall aller Kultur wäre dann der brüllende Motor. Wo immer es kann, weicht das Rennrad dem dröhnenden, die Landschaften der Stille brutal durch-schneidenden Lärm der Motoren aus und bleibt doch nicht frei von jener Erfah-rung, die Theodor W. Adorno in den „Mi-nima Moralia“ formuliert hatte: aus der Perspektive der Motorisierten zum Unge-ziefer der Straße zu zählen. Gegenüber dem Radfahrer gilt für viele Motorisierte, so hat es den Anschein, nur eine Devise: Überholen um jeden Preis, gleichgültig, wie eng, unübersichtlich, gegenverkehrs-reich die Stelle auch sein mag, gleichgül-tig auch, wie schnell der Radfahrer selbst sich bewegt. Unerträglich scheint es dem Motorisierten zu sein, für einige Sekun-den abzubremsen, zu warten, bis Straße und Sicht wieder frei sind. Er muss, im Schutz seiner Blechhaut, vorbeifahren, den Unmotorisierten abdrängen. Und ist er, was selten genug vorkommt, doch ein-mal gezwungen, zu warten, weil die Ver-hältnisse kein Überholmanöver zulassen, spürt der Radfahrer hinter sich schon die fauchende Nervosität des Eingebremsten, der dann, mit triumphierend aufjaulen-dem Motor, bei erstbester Gelegenheit vorbeizieht, eine Schwade von Lärm und Gestank hinter sich lassend, die überflüs-sige Demonstration einer Macht, die in nichts anderem gründet als der Stärke einer Maschine, die den Menschen zu ih-rem sklavischen Anhängsel gemacht hat.

und damit zur Herausforderung wird, ist dem Fahren mit dem Rennrad inhärent: das Zurücklegen großer Distanzen, die metaphorische Eroberung des Raumes mit den Beinen. Mit dem Rennrad kleine Ausflüge zu machen ist ohnehin ein Un-ding. Fahrten von ein paar Stunden und alles, was unter 100 Tageskilometern liegt, gelten als Training. Die eigentliche Lust beginnt, wenn man den ganzen Tag im Sattel sitzt, und der Fahrradcomputer jenseits der 100-Kilometer-Marke zu zäh-len beginnt. Und wenn alles stimmt, das Wetter, die Kondition, die innere Kraft, und man nach 200 Kilometern vom Rad steigt, sich noch einmal über die Karte beugt und mit den Fingern die Tour nach-fährt, weiß man, dass dies mehr war als nur eine Betätigung des Körpers: Es war die Aneignung einer Region, die keine Spuren hinterlassen hat außer im Gedächtnis.

Im stundenlangen Gleiten durch die Landschaften aber ist das Rennrad noch lange nicht bei sich. Sein Name, seine Beschaffenheit, seine Geometrie und sein Mythos suggerieren vor allem eines: Geschwindigkeit. Alle Landschaft, alle Beschaulichkeit und Kontemplation verschwinden angesichts einer Abfahrt mit höchster Geschwindigkeit. Sich vor-gebeugt und, um den Luftwiderstand zu verringern, geduckt eine stark abfallende lange Gerade hinunterzustürzen, die Kette liegt auf dem größten Gang, in wenigen

Die Kehre, Martin Heidegger wusste es noch, ist eine Änderung der Richtung, um die Richtung bei-zubehalten, ein Umweg, um das Ziel zu erreichen, also Methode schlechthin.

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Sekunden auf 60, 70, auf weit über 80 Stundenkilometer zu beschleunigen und nur noch Augen dafür zu haben, dass keine Unebenheit, kein Schlagloch auf der Straße, kein Tier oder Passant im Blickfeld auftauchen möge, die Hände bremsbereit um den Lenker geklammert, den kaum geschützten Körper dem Fahrt-wind ausgesetzt, in höchster Konzentra-tion, die alles andere Denken unmöglich macht: das ist unmittelbare Geschwindig-keitserfahrung, durch keine Blech- oder Lederhaut gedämpft, und das ist höchste Lust und Angst in einem, Erfüllung einer alten Zentralkategorie ästhetischer Wahr-nehmung: angenehmes Grauen, Vor-schein des Erhabenen.

Tiefer als der Rausch der Geschwindig-keit, tiefer als die Abfahrt berührt nur eines: der Berg. Das Befahren einer Alpen-straße. Ein Pass. Denn hier geht es um alles: um die Grenze schlechthin. Und jeden, der ein Rennrad sein eigen nennt, zieht es irgendwann einmal – voraus-gesetzt, die körperliche Verfassung lässt diese Sehnsucht zu – zu jenen legendären Anstiegen, wo auch die Helden der gro-ßen Rundfahrten, der Tour und des Giro, zerbrechen oder triumphieren. Vielleicht ist das Erfahren, das Erklimmen eines hochalpinen Passes mit dem Rennrad das Intensivste, was man mit diesem Gerät, was man überhaupt erleben kann. Und dies in mehrfacher Hinsicht. Schon der Pass als solcher könnte zur Reflexion Anlass geben: Er ist keine einfache Berg-straße, schon gar keine Straße ins Irgend-wo, sondern ein Übergang. Er verbindet zwei Täler, überwindet das Trennende und demonstriert dem Radfahrer mit-unter in aller Brutalität, dass diese Über-windung, Utopie aller menschlichen Bewegung, ihren Preis hat.

Am Pass berührt sich die Erhabenheit der Gebirgszüge mit der Technologie ihrer Bewältigung. Und auch hier gilt, dass Straßen, die sich den geologischen Ver-hältnissen angleichen, die in Serpentinen nach oben führen, Kehre um Kehre, noch am ehesten den Eindruck einer Technik vermitteln, die human ist, weil sie Natur durch Mimesis, durch Angleichung, durch

Anschmiegen überwindet. Dort, wo bru-tale Rampen hochgezogen werden, ein-gesprengte Tunnel und Brücken als Fort-setzung der Geraden mit anderen Mitteln die Täler nicht verbinden, sondern durch-schneiden, könnte man, während man sich die endlos scheinende Steigung lang-sam hochkämpft, depressiv werden. Dort aber, wo die Straße den Formationen des Gebirges selbst folgt, schraubt man sich die Windungen hoch, allmählich weitet sich der Blick, das Tal sinkt zurück, und der Himmel rückt näher, Kehre um Kehre. Die Kehre, Martin Heidegger wusste es noch, ist dann auch keine Wende, keine Umkehr, sondern eine Änderung der Richtung, um die Richtung beizubehal-ten, ein Umweg, um das Ziel zu erreichen, also Methode schlechthin, und, vor allem wenn sie gegen den Hang angelegt ist, wenn auch nur für Sekunden, Moment der Regeneration.

D ie Fahrt am Berg aber verlangt einem alles ab. Egal ob man in einer Gruppe oder

mit einem Partner losgefahren ist, am Berg erfährt der Radfahrer eine existenti-elle Dimension: die Einsamkeit. Am Berg ist jeder allein, allein mit sich, seinem Körper und der Steigung. Und nirgends erfährt man eindringlicher, was es heißt, gegen sich zu kämpfen. Wenn, nach kilo-meterlanger Bergfahrt, die Steigung noch einmal auf über zwölf Prozent ansteigt, kein Ende absehbar ist, die Beine schwer werden und die Lunge eng, der Rücken schmerzt, dann stellt sich irgendwann die Frage: Warum noch weiterfahren. Warum nicht absteigen, rasten, zurückfahren, es ist niemand da, die Straße ist öd und leer, es gibt keinen Grund, die Tortur fortzuset-zen. Und dennoch: Solange es geht, wird man im Sattel bleiben, so lange, bis das Ziel erreicht ist. Und wenn dann nach, sagen wir einmal, 120 Kilometern Fahrt durch die Dolomiten, nach vier oder fünf bewältigten Pässen, die allerletzte Stei-gung, die allerletzte Kehre in der schon tief stehenden Sonne aufleuchtet und man weiß, dass danach nur noch eine unendlich lange Abfahrt folgt, an deren Ende ein gedeckter Tisch wartet, dann fällt auch ein Vorschein von Glück, ein Schimmer von Erlösung auf die am nahen Horizont sich abzeichnende Passhöhe.

Abfahrt mit höchster Geschwindigeit, durch keine Blech- oder Lederhaut gedämpft, höchste

Lust und Angst in einem, angenehmes Grauen, Vorschein des Erhabenen.

Der Text entstammt Konrad Paul Liessmanns Buch „Das Universum der Dinge. Zur Ästhetik des All-täglichen“. © Paul Zsolnay Verlag, Wien 2010. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

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Lederjacken mit Fransen, blitzendes Chrom, baumelnde Fuchsschwänze … und pralle 30 km/h Höchstgeschwindig-keit: Einen Tag und 3500 Höhenmeter lang erweckt Red Bull Alpenbrevet den Mofa-Kult zum Leben.Text: Arkadiusz Piątek Bilder: Dan Cermak

TÖFFLI- WAHN!

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original Ducati-Zündung. Optisch und technisch 1a.

Ganz so weit wie Reto und Michael sind die zwei Aargauer Dave und Roger noch nicht: Es steht ihnen noch einiges an Arbeit an ihren geliebten Piaggio Ciaos bevor. Roger hat an seinem eigenhändig schwarz lackierten Boliden auf Guss-felgen zwar den Motor komplett revidiert, was schon ein sattes Stück Arbeit war: Er hat das 49-Kubikzentimeter-Aggregat in sämtliche Einzelteile zerlegt, jedes zärtlich mit Teilereiniger geputzt, Kurbel-welle, Schwungrad, Kupplung, Vergaser und Kolbenringe ersetzt und das Durch-einander wieder zusammengesetzt. Jedoch fehlt noch das Gegenstück am anderen Ende der Geschwindigkeits-manipulation: Die Bremsen sind, sagen wir, noch einen Hauch zu original.

Daves Ciao könnte eine neue Kette für den Pedalantrieb gut gebrauchen. „Einige Abende noch in der Garage“, sagen die Jugendfreunde aus Unterentfelden, „und wir machen endlich Testfahrten auf der Strasse. Dann sind wir bereit zum Start.“

„Ich war gleich wieder vierzehn“Reto, Roger, Dave und Michi schrauben an fahrbaren Untersätzen, die in den 1970er und 1980er Jahren zum Strassen-

Eine Autostunde von Reto entfernt, auf einem Nidwaldner Bauernhof in der Nähe von Stans, lebt der 19-jährige Michael mit seiner Familie – und acht Töfflis, die die Hinterhofgarage bevölkern. Prachtstück in dieser Sammlung ist eine Cilo aus dem Jahr 1973, 38 Kubikzentimeter Hubraum, in die Michael sich vor zwei Jahren trotz schrottreifem Zustand verliebte, ehe er sie zu wunderschönem neuem Leben erweck-te: Er zerlegte sie in ihre Einzelteile und setzte sie nach einer beherzten General-sanierung wieder zusammen. Ganz allein. Der Arbeitsaufwand: 100 Stunden. „So was machen nur Spinner“, sagt der Zim-mermann, der bis zu seinem 16. Lebensjahr („so wie alle anderen hier“) täglich auf einem Hödi zur Schule fuhr. „Aber dafür ist die Maschine jetzt ready to go.“ In der Tat: Die einst rostige und notdürftig über-lackierte Maschine strahlt in frischem Tornadorot, glänzendes Chrom, neue

Schon seit Tagen macht Reto seine Nachbarn ver-rückt. Doch für den grossen Event muss seine Puch X-30 – sie ist wie er Baujahr ’80 – eben ge-testet und fit gemacht werden.

Und das geht am besten auf den hügeli-gen Strassen seines Heimatdorfes Ueten-dorf. Die unfreiwilligen Ohrenzeugen der zweitaktknatternd nervenden Probefahr-ten des in Summe 64-jährigen Pärchens werden allerdings optisch entschädigt: frisch geschliffener und blau lackierter Rahmen, polierte Speichenräder, glän-zender Lenker, brandneuer Edelstahl-Auspuff. Wie viel Geld er bereits in die Restaurierung seiner gerade mal 1,3 PS starken Maxi gesteckt hat, will der gelernte Automechaniker gar nicht wissen: „Irgendwann waren die ersten tausend Fran-ken weg. Seitdem zähle ich nicht mehr.“

„PLÖTZLICH WAR ICH WIEDER 14.“

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bild der Schweiz gehörten wie Nachrang-tafeln und Zebrastreifen: Mofas, Töfflis, Hödis, Schnäpper, das mit deutlich mehr Bezeichnungen als Pferdestärken geseg-nete Mischwesen aus Fahrrad und Motor-rad, von Hand zu schalten oder mit Auto-matik, mit Pedalen zur trittkräftigen Unterstützung durch den Fahrer, falls die im Schnitt 1,3 PS aus dem 49-ccm-Zwei-taktmotor (Treibstoffverbrauch: 1,8 Liter pro 100 Kilometer) für eine heimtücki-sche Steigung nicht reichen sollten. Töfflis waren von Anfang an praktisch, unkompliziert, brustschwach und garan-tiert langsam – wer schneller als 30 km/h unterwegs sein wollte, benötigte Rücken-wind oder ein Gefälle.

Heute sind Töfflis vor allem eines: Kult. Ein Kult, der sich am 15. September beim dritten Red Bull Alpenbrevet im Berner Oberland einer entsprechend kul-tigen praktischen Herausforderung stellt: Von Meiringen über die Alpenpässe Grim-sel, Furka, Susten wieder zurück nach Meiringen gilt es auf dem eigenen Töffli 132 Kilometer Wegstrecke sowie in Sum-me 3500 Höhenmeter zu überwinden. Die Maschine halbwegs heil über die bis zu elf Prozent steilen Anstiege zu bringen ist die Aufgabe, durchzukommen das Ziel. Reto, Roger, Dave und Michi sind vier Namen auf der Teilnehmerliste 2012. Vier von insgesamt 800.

„Red Bull Alpenbrevet hat das Töffli-Feuer in uns wieder entfacht“, sagt Dave, „2010, bei der Premiere, waren wir noch mit einem geliehenen Mofa am Start. Wir dachten: ‚Entweder wird es das Dümms-te, was wir jemals gemacht haben, oder es wird der Hammer.‘ Direkt nach dem Ziel wussten wir: Am Heimweg kaufen wir uns ein eigenes Hödi.“ Roger: „Ich kam dort an und war wieder vierzehn. Allein der Klang der Motoren lässt die Erinnerungen hochkommen. Genau der gleiche Klang, den ich damals von mei-nem Fenster aus hörte, als jeder Vierzehn-jährige noch ein Mofa fuhr.“

Auf der Flucht Red Bull Alpenbrevet ist angesiedelt in der Schnittmenge von Nostalgie und Ironie: Konstantes Tempo ist ebenso gefragt wie schrilles Outfit und Durchhaltevermögen (von Mensch und Maschine, wahrschein-

Nach Innertkirchen beginnt der Auf-stieg. Der für Mensch & Maschine anspruchsvollste Streckenteil Grim-sel–Furka: steil und fast keine Flachpassagen.

PROGRAMM: Grill-plausch am Freitag. Start: Samstag um 10 Uhr. Nach der Rundfahrt: Party mit Livemusik. Tö≠li-Fans sind willkommen!

Innertkirchen

Grimselpass

Furkapass

Andermatt

Sustenpass

Meiringen

Start/Ziel

„SO WAS MACHEN NUR SPINNER.“

RED BULL ALPENBREVET, DIE DRITTEPREMIERE 2010: 600 durchge-stylte Tö≠lihelden nehmen die Bergtour Meiringen–Grimsel–Furka–Susten–Meiringen in Angriff. Ab 2011 wird die Teil-nehmerzahl auf 800 erhöht.STRECKE: 132 Kilometer, ins-gesamt rund 3500 Höhen-

meter, Haarnadelkurven, steile Abfahrten, Steigungen bis 11 % – und 10 Stunden Zeit.VERBOTEN: frisierte Hödis, Fahren unter Alkoholeinfluss Missachtung des Tempolimits von 30 km/h oder das Über-holen von Autos.

FREIE PLÄTZE? NULL! Seit Wochen sind die 800 Start-plätze für das dritte Red Bull Alpenbrevet vergeben: Die ers-ten 400 waren übrigens innert 14 Minuten weg, schneller als die Karten für das AC/DC- Konzert 2010 in Bern.

2400

6000 30 60 90 120 132

1200

1800

Grimselpass 2164 m

Furkapass 2429 m Sustenpass

2224 m

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Meine Freunde frisierten damals ihre Hödis und handelten sich Ärger mit den Behörden ein. Einer war mal mit 127 km/h unterwegs – sein Dorfrekord hält bis heute. Ein anderer hatte sogar zwei Motoren montiert, je einen fürs Hinter- und fürs Vorderrad. Mich ver-folgte die Polizei auch einmal. Ich sprang während der Fahrt ab, das frisierte Tö≠li roll-te ins Maisfeld, ich lief weg. Am nächsten Tag holte ich es mir genau dort wieder. Mit achtzehn wollte ich nur Motorrad fahren und kaufte immer stärkere Maschinen. Doch 2010 kam der Backfl ash, und jetzt, mit dreissig, sitze ich auf einer völlig unfrisier-ten Ciao. Fürs grosse Rennen werde ich die Kette tauschen, Proberunden drehen und hinterher viel Spass haben – that’s all.

Marke: Ciao Baujahr: 1983 Motor: Einzylinder-ZweitaktmotorHubraum: 49 cm³ Getriebe: Zweigang-Schalt-getriebe (Automatik) Bereifung: 2-mal 17 Zoll

DAVE31 Jahre, Unterentfelden

lich sogar in dieser Reihenfolge). Und es ist zugleich ein farbenfrohes Revival der siebziger, achtziger und der frühen neun-ziger Jahre, als Maxi, Cilo, Kreidler oder Ciao Bestandteil der Jugendkultur waren – und als praktisches Fortbewegungs-mittel das erste grosse Stück Freiheit.

Wer zwischen 1960 und 1980 geboren wurde, hat gute Chancen, mit einem Töff-li erstmals zum motorisierten Verkehrs-teilnehmer geworden zu sein. „So etwas vergisst man nie. Es ist das Erste, was du fahren darfst. Kein Vergleich zum Velo“, sagt Roger. „Und 30 Sachen waren für uns damals verdammt schnell.“

Ein Töffli konnte Vierzehnjährige in der Schule zum Abenteurer machen: Ölreste unter den Fingernägeln oder gar Brandblasen an den Waden (Auspuffkon-takt!) trug man mit Stolz. „Wer einen kür-zeren Schulweg als einen Kilometer hatte, der durfte mit dem Hödi nicht zur Schule. Also parkten wir sie hundert Meter davor und liefen zu Fuss“, erinnert sich Reto.

Klar befeuerten Töfflis auch die Lust am Verbotenen: Erste geheime Strassen-rennen stachelten den Ehrgeiz an, die

HEUTE SIND TÖFFLIS VOR

ALLEM EINES: KULT.

Der angenehmere Teil am Red Bull Alpen-brevet: Rund 65 Kilo-meter geht es bergab.

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Ich ersparte mir mit zwölf meine ersten 400 Franken und kaufte dem Nachbars-sohn ein gebrauchtes Tö≠li ab. Von ihm lernte ich, das Mofa herzurichten. Heute begleitet es mich fast überallhin. Und bei jedem Wetter. Was nicht ungefährlich ist: Einmal hatte ich bei dichtestem Schneege-stöber einen Frontalzusammenstoss – mit einem anderen Mofafahrer. Resultat: Gabel verbogen, aber kein Personenschaden! Tö≠lis sind eben langsamer und sicherer als Motorräder. Beim letzten Alpenbrevet wurde mir der Regen zum Verhängnis, doch 2010 war der Massenstart ein unvergess-liches Erlebnis. Ich stand mitten im Feld, als die Motoren gezündet wurden und eine riesige Abgaswolke alle umgab. Und wisst ihr was? Es roch gut. Es roch nach Freiheit.

Marke: Puch X-30 Baujahr: 1980Motor: Einzylinder-ZweitaktmotorHubraum: 48,9 cm³ Leistung: 1 kW (1,3 PS) Getriebe: Zweigang-Handschaltgetriebe

Mit zwölf – da hatte ich für ein Hödi noch längst nicht das Geld – erblickte ich ein kaputtes im Alteisen. Der Rahmen war gebrochen, vom Lenker zum Sattel war ein Draht gespannt, damit es nicht ausein-anderfi el. Aber es fuhr. Schweissen konnte ich damals noch nicht, also schraubte ich einige Eisenstangen fest und fuhr meine ersten Runden ums Haus … Heute fahre ich eine Puch X-30 mit Handschaltung, eine Rarität. Den Rahmen habe ich sandstrahlen lassen, und ein Autolackierer verpasste ihm das BMW-Avusblau. Reifen, Bremsen, Kette, Gabel und Auspuff sind neu. Beim letzten Alpenbrevet wurde die Zündung nass. Ich habe sie zerlegt und gereinigt und auch die Fuchsschwänze trocknen lassen. Warum ich immer wieder auf mein Mofa steige? Weil es eine Zeitreise ist. Bei jeder Fahrt kann ich ein bisschen der Bub von damals sein.

Ein Freund hat mir angeboten, den Motor meines Tö≠lis zu revidieren, doch ich hab es lieber selbst gemacht. Der Regen setzte mir 2011 beim Red Bull Alpenbrevet zu, nun will ich wissen, wie ich Pannen an meiner Ciao selbst beheben kann. Übrigens: Ciaos hatten in unserem Dorf schon immer Tradi-tion. Jeder fuhr damals eine. Ich erinnere an unsere nächtlichen Mofa-Ausfl üge nach Zug. Wir benutzten kleine Wege, auf denen keine Polizei kontrollierte. Heute hab ich ein Auto und ein Motorrad. Jedesmal, wenn ich aufs Mofa steige und Vollgas gebe, muss ich lachen, weil da gar nichts weiter-geht. Doch das legt sich schnell, und schon bald geniesst du es auf diese ganz spezielle Art: Du siehst so viel, was dir auf einer schnellen Maschine entgangen wäre: Mofa-fahren ist entspannend und macht dich ausgeglichen(er). Jetzt noch viel mehr als früher.

Marke: Ciao Baujahr: wahrscheinlich 1983 Motor: Einzylinder-ZweitaktmotorHubraum: 49 cm³ Getriebe: Zweigang-Schalt-getriebe (Automatik) Bereifung: 2-mal 17 Zoll Marke: Cilo Baujahr: 1973

Motor: Einzylinder-ZweitaktmotorHubraum: 38 cm³ Leistung: 1 kW (1,3 PS) Getriebe: Zweigang-Handschaltgetriebe

RETO32 Jahre, Uetendorf

ROGER30 Jahre, Unterentfelden

MICHAEL19 Jahre, Ennetmoos

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Dinger schneller zu machen. Also wurde Papas Autogarage zur Werkstatt umfunk-tioniert und an den Puchs, Belmondos, Sachs’ und Ponys, Ciaos und Herkules’ herumgebastelt, an Kolben geschliffen, an Übersetzungen gefeilt. „Der Zweitakter ist der einfachste Motor“, sagt Michael, „er verleitet regelrecht zum Frisieren.“ Ein kleines herausgefeiltes Fensterchen im Kolben wirkte Wunder, genau wie ein grösseres Ritzel: Sofort wurde aus dem braven 30-km/h-Zweirad ein 50 km/h schnelles Statussymbol. Dass Bremsen und Auspuff der Ent-wicklung des Motors nicht immer gewachsen waren, war das kleinere Problem. Das grössere: die Aufmerk-samkeit der Polizei. „Doch wir hat-ten damals unsere Tricks“, erzählt Dave. „Um nicht erwischt zu werden, schlängel-ten wir uns mit den Töfflis durch Wald-wege, die zu eng waren für Polizeiautos.“

Das Lachen des WindesEin paar Jährchen später zählt beim Red Bull Alpenbrevet nicht mehr der reine Speed, sondern die Gleichmässigkeit: Wer nicht schneller als 30 km/h fährt und nahe der Durchschnittszeit aller Fah-rer ins Ziel tuckert, erhöht seine Sieges-chancen. Doch um zu gewinnen, müssen die Facebook-Likes des Fahrers in quanti-tativer und muss sein Outfit in qualitati-ver Hinsicht überzeugen. Letzteres heisst: je ausgefallener, desto besser.

Als Beispiel für gelungenen Look darf Retos Auftritt im Jahr 2010 gelten. Die Lederjacke („von der Schwester aus-

geliehen“) mit schneidigen Fransen an den Ärmeln, dazu Stiefel („Ladenhüter, billig gekauft“), ein Originalhelm eines Seitenwagen-Rennfahrers („darauf bin ich stolz“), schwarze Sonnenbrille, zwei 50 Zentimeter lange Fuchsschwänze am Lenker („keine Sorge, nicht echt, kein

Fuchs musste sterben“) sowie einen ge-schwungenen Zigarillo im Mundwinkel: „Den musste ich nach zwei Stunden Fahrt ausspucken. Mein Gesicht war einge-schlafen.“

Neben dem Style stellen sich den Teil-nehmern auch andere fundamentale Fra-gen. Etwa: Komme ich überhaupt nach oben? Hält mein Mofa durch? Wird der kleine Motor zu heiss? Muss ich mit in die Pedale treten oder am Ende gar schieben?

Die Anspannung, so erzählen Absol-venten einhellig, fällt erst ab, wenn man

ganz oben auf der Kuppe ist. Bergab geht dann alles wie von allein: Das Mofa rollt, sein Fahrer legt sich in

die Kurven, der Wind bläst ihm ein Lachen ins Gesicht.

Doch vor die Abfahrt hat der Herrgott den Anstieg gesetzt. Und der hat es beim Red Bull Alpenbrevet in sich. Ver-gangenes Jahr musste Roger beim Aufstieg auf die Furkapasshöhe zwei Kilometer in die Pedale treten – sein Motor hatte über-hitzt. Dave erwischte es noch schlimmer: Seine Ciao zog bei Regen nicht mehr rich-tig. Zwei Drittel der Strecke half der Aar-gauer mit dem Velogang nach oder tauch-te mit den Beinen an, ehe er ins Ziel kam: „Am nächsten Tag konnte ich keinen Schritt gehen.“ Michi und Reto mussten überhaupt aufgeben – ihre Zündung hatte ein Duell verloren: das gegen den Regen.www.redbullalpenbrevet.ch

Verschnaufpause: ausruhen und Energie tanken auf der Labestation auf der Grimselhöhe

„ES IST DAS ERSTE, WAS DU FAHRENDARFST. DAS VERGISST DU NIE.“

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Der Wiener Architekt Thomas Herzig verdient sein Geld mit dem Bau von Luftschlössern – und agiert damit in jener Tradition, die gotische Baumeister mit Hightech-Schmieden wie Apple verbindet.Text: Alexander Macheck, Bilder: Daniel Gebhart de Koekkoek

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uf einer vergessenen Waldlichtung west-lich von Wien steht so etwas wie ein Ufo. Eine durchsichtige Blase von der Größe eines kleinen Hauses. Ein Kuckuck ruft, dazwischen springt eine Elektropumpe an und bläst Luft in das seltsame Gebilde. „Das ist eine Pneumocell-Kuppel“, sagt Thomas Herzig, Besitzer dieses versteck-ten Grundstücks und Erfinder dieser Bau-weise. Luftgefüllte, bienenwabenförmige Kunststoffzellen, die miteinander zu be-liebig geformten Baukonstrukten unter-schiedlichster Größe zusammengefügt werden können. Je nach Bedarf stufenlos transparent bis blickdicht, wärmeisoliert und stabil – obwohl sie zum größten Teil aus einem Hauch von nichts, nämlich Luft, bestehen.

Für die Automobilindustrie kreiert der Gustav-Peichl-Schüler Ausstellungspavil-lons. Ein steirischer Gartenfreund orderte ein Gewächshaus für seinen Olivenbaum. Für den Life Ball entwarf Herzig futuristi-sche Dachkonstruktionen. Künstler wie Franz West, Hans Kupelwieser, Wolfgang Semmelrock, Julie Hayward oder Peter Sandbichler griffen häufig auf die Arbeit des Wiener Architekten zurück, wenn es um aufblasbare Spezialaufträge ging. Herzig ist der Fachmann in einem jungen Wissensgebiet: pneumatischer Gestaltung.

Am Ende

war das

Wort

Thomas Herzig vor einer seiner pneumatischen Kons-

truktionen, einem Pavillon, der fast nur aus Luft besteht.

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Weintrauben und Wassertropfen unter die Lupe. Oder Vogelnester, etwa für den Entwurf seines bislang nicht veröffent-lichten Projekts „Skybase“, eines Hauses, das zwischen Felsen oder Bäumen in luftigen Höhen verspannt wird.

M it dieser beobachtenden Zugangsweise steht der

Wiener in einer ruhmreichen Tradition. Als der katalanische Architekt Antoni Gaudí zum Beispiel seine Sagrada Família entwarf, hängte er Seile mit Gewichten, die der Schwerkraft entsprachen, an ein Brett und verspannte sie so untereinander, dass sie Bögen formten, in denen keiner-lei Knickkräfte auftraten. So plante er die Gewölbe seiner Kathedrale, in einem Mo-dell, das kopfüber nach unten hing.

„Das Verblüffende an Natur(gesetz)-Lösungen ist: Die Natur setzt ein Mini-mum an Material für ein Maximum an Effekt ein“, sagt Herzig, „in unserem Fall also ideale Statik mit minimalen Ressour-cen.“ Das sei kein Zufall, sondern ein Prinzip, ein Ideal, dem alle Lösungen evolutionär zustrebten, erklärt der Archi-tekt. Auch der Mensch könne sich dem nicht entziehen. Im Gegenteil: „Beim Bauen schichtete man am Anfang Stein auf Stein. In der Gotik überlegte man sich erstmals, wie man einsparen kann. So ent-standen Spitzbögen und Kreuzgewölbe.“ Natürlich ging es um fi nanzielle Vorteile – und heute obendrein um ökologische wie eine Reduktion des Ressourcen-abbaus oder eine Verminderung des Transportgewichts und damit zusammen-hängendem Schadstoffausstoßes. Für den Entwickler in der Tradition der alten Baumeister jedoch zählt die Faszination am universellen Trend der Entmaterialisie-rung – der im Hightech besonders radikal und daher gut sichtbar wird. Herzig: „Die ersten Computer waren groß wie Wohn-zimmer, heute stecken wir iPhones mit einem Vielfachen der Rechenleistung in unsere Hosentaschen.“ Oder in der Musik: Wir kaufen keine CDs, sondern laden MP3-Dateien herunter. „Wir ersetzen Material durch Information“, sagt Herzig. „Was bleibt, ist die Idee, und die Materie verschwindet.“Projekte und Background: www.pneumocell.com

Oder, wie er es ausdrückt, pneumati-scher Formfi ndung: „Ein Stück Holz kann ich zuschneiden, wie ich will, kann ver-rückte, gänzlich unfunktionelle Dinge konstruieren. Die Luft hingegen sucht sich ihre Form immer selbst.“ Herzig muss genau überlegen, was die Luft mit der Membran machen wird, wenn er diesen oder jenen Zuschnitt vornimmt. „Es braucht viel mehr Hintergrundwissen beim Entwerfen“, sagt er. „Und Demut.“ Das heißt, der Wiener zwingt der Natur nicht irgendeine Form auf, die er sich ein-bildet, sondern zerbricht sich den Kopf, was die richtige Form für die Funktion ist, die das Objekt erfüllen soll.

Dazu macht Herzig vor allem eines: die Augen auf. Nimmt organische Zellen,

Möbel, Seitenwände – ein Hauch von nichts und doch viel Form und Funktion. Thomas Herzig ist einer der führenden Experten auf einem jungen Wissensgebiet, der pneumatischen Gestaltung.

„Wir ersetzen Material durch

Information“, sagt Herzig. „Was bleibt,

ist die Idee, und die Materie

verschwindet.“

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CR

EDIT

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BILD

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TY

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ES

Inhalt82 REISE-TIPPNew Orleans Backstage

84 GET THE GEARRoland Trettl

86 TRAININGTorey Pudwil

88 NIGHTLIFEOut Now: Grizzly Bear/Nachtsafari/„Hoxton“, Toronto/Cocktail: Del Rio/Take 3: Vampire Weekend/Night-snack: Bitterballen

92 TOP-SPOTS

94 SAVE THE DATE

95 KAINRATH

96 RED BULL TV-FENSTER bei ServusTV

98 KOLUMNE mit Christian Ankowitsch

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CR

EDIT

S:

Schafft Surf-Legende Kelly Slater seinen

dritten Sieg in Folge beim Hurley-Pro-Event

in Kalifornien? Alle wichtigen Termine des

Monats ab Seite 92.

Page 82: The Red Bulletin_1209_DE

„In dieser Stadt ohne Sperr-stunde tut man nichts lieber als feiern – und das am bes-ten bei mehreren Partys pro Nacht. Die meisten Leute gehen kaum vor elf aus, richtig rund geht es gegen zwei, und wer etwas auf sich hält, ver-lässt die Clubs in New Orleans erst im Morgengrauen.

Der Alltag ist so weit: Wäh-rend des Voodoo-Fests von 26. bis 28. Oktober – Headliner sind Green Day, Neil Young &

New Orleans backstageVOODOO EXPERIENCE. New Orleans hat musikalisch weit mehr zu bieten als Jazz. DJ Brice Nice verrät, was nicht in den Reiseführern steht: die

beste elektronische Musik, die besten Kleinkunstbühnen der Stadt – und wo man hingehen muss, um Drag Bingo und Nackt-Karaoke zu erleben.

Crazy Horse, Jack White und Skrillex – freuen wir uns auf noch mehr Ausnahmezustand mit großen Gigs, Night-Shows und Events an unglaublichen Schauplätzen. Deshalb: New-Orleans-Besucher, herhören! Hier ist meine Liste der besten Rock-, Dance-, Electronic- und Hip-Hop-Lokale und -Events in meiner Stadt.“Voodoo Experience, 26. – 28. Oktober 2012, New Orleans thevoodooexperience.com

AUF UND DAVON DER REISE-TIPP

DES MONATS

Zur Zeit des Voodoo-Fests ist New Orleans noch ein wenig verrückter als sonst. Während es auf der Haupt-bühne ordentlich zur Sache geht, tauchen Festival-gäste die ganze Stadt in Voodoo-Atmosphäre.

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St Claude Avenue

Royal Street

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Esplanade Avenue

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NEW ORLEANS

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1 Mimi’s in the MarignyBei den Hustle-Partys von DJ Soul Sister schwitzt jeden Samstagabend ein bunt gemischtes Publikum auf der Tanzfläche zu Funk-Disco-Nummern von Mitte der Siebziger bis Anfang der Achtziger. „Alligator Chomp Chomp“ bringt jeden zweiten Freitag Sounds aus dem Süden Louisianas, unter der Woche sorgt eine tolle Vielfalt an Live-Bands – üblicherweise Jazz und Reg-gae – für Abwechslung. Die Küche serviert dazu spanische Tapas – wo-chentags bis zwei Uhr früh, freitags und samstags sogar bis vier.mimisinthemarigny.net

2 The SaintEinst war The Saint eine Rocker- Spelunke, heute trifft man dort den verrücktesten Mix der Stadt: Auf der Tanzfläche tummeln sich Normalos, Hipster und Metal-Heads, zwischen-durch trifft man auf Celebrities, die sich hier – auch weil keine Paparazzi lauern – ganz normal und entspannt geben können. Die samstagabendliche „Obsession“ ist das Baby von DJ Musa Alves, der die heißeste neue Musik mit etwas von Rappern wie Magnolia Shorty und Lil Boosie und Neunziger-House-Tracks mischt. Der Rest der Woche wird mit DJs und Live-Musik gefüllt, darunter auch eine Country-Nacht mit Pasta am Sonntag, Karaoke mit Schwerpunkt auf polynesischem Tiki am Dienstag und manchmal auch Drag Bingo. Drag Bingo wie „Drag Queen“ trifft „Bingo“, genau.thesaintneworleans.com

3 4 5 Hi-Ho Lounge, All-Ways Lounge, SiberiaJede dieser drei Bars an der Ecke Marigny Street/St. Claude Avenue hat ihr spezielles Flair. Die Stooges Brass Band hat kürzlich das Hi-Ho übernom-men und gibt jeden Donnerstagabend einen der besten Brass-Gigs der Stadt. Wandering Buddha serviert im hinteren

New Orleans in zwölf StationenAuf den Spuren von DJ Brice Nice durch die Nächte der Stadt, und das recht entspannt: New Orleans verzichtet auf den Luxus einer Sperrstunde.

John Boutte, Monk Boudreaux und andere Titanen der lokalen Szene sind regelmäßig zu sehen. 100 Prozent New Orleans, 100 Prozent live, dafür steht d.b.a. Nacht für Nacht.dbabars.com/dbano

8 AmpersandDas Ampersand steht für das wahr-scheinlich beste Sound-System der Stadt und eine Leidenschaft für elektro-nische Musik. Wenn gerade kein beson-derer Event stattfindet, ist es nur am Freitag und Samstag geöffnet. Das Am-persand versprüht – für New Orleans eher untypisch – europäisches Flair. Künstler wie Skrillex, MSTRKRFT und Diplo haben hier schon Afterparty-Sets gespielt. Dazu gibt’s immer wieder Auf-tritte von Electronic Takeover, den jun-gen Helden der EDM-Szene der Stadt.clubampersand.com

9 Dragon’s DenDie Jungle- und Drum & Bass-Szene von New Orleans ist im Den daheim, wo jeden Donnerstag Bassbin Safari und gelegentlich auch die Below C Level-Crew Partys geben. Dazu gibt es jeden Mittwoch Dancehall-Klassiker

Bereich vegane Gerichte aus Korea. Die All-Ways Lounge ist, wie der Name schon sagt, eine bunte Mischung aus Burlesque, Theater, Live-Musik und Tanz (Nackt-Karaoke!) in einer queer-freundlichen Kneipe, die früher mal eine Bar für schwule Cowboys war. Siberia ist ein Metal- und Punk-Club, in dem zuletzt Bands wie OFF! und EyeHateGod spielten und Gibby Haynes ein DJ-Set gab. Dazu serviert Kukhnya slawisches Soul Food.hiholounge.net, theallwayslounge.net, siberianola.com

6 MaisonAuf der Frenchman Street ist ein Be-such im Maison Pflicht. Auf mehreren Bühnen gibt es dort jede Woche Jazz, Jam Funk und Hip-Hop, Brass-Bands spielen, Swing Dance wird unter-richtet, DJs legen auf. DJ Jubilee, ein Pionier des aus New Orleans stam-menden Bounce-Hip-Hop, schmeißt jeden Monat eine Party. Im Oktober treten die Produzentengröße Mannie Fresh und Live-Acts wie Dan Deacon oder Hood Internet auf. Der Eintritt ist meist frei, Küche bis zehn Uhr.maisonfrenchmen.com

7 d.b.a.Das d.b.a. hat sich mit großartiger Live-Musik und einer unglaublichen Bier-Auswahl einen Namen gemacht. Jeden Montag tritt der jazzige Sänger und Posaunist Glen David Andrews auf, jeden Mittwoch Blues-Legende Walter „Wolfman“ Washington. Auch die Treme Brass Band, Little Freddie King,

mit T-Roy und jeden Sonntag eine Dubstep-Show namens „Church“ mit Unicorn Fukr. An jedem letzten Freitag des Monats veranstaltet Slangston Hughes das Hip-Hop-Event „Uni quity“. Und mit den „Grassroots“ von Truth Universal bleibt das Dragon’s Den immer topaktuell.facebook.com/thedragonsden

10 RepublicDas Republic ist für seine College- Partys (jeden Freitag und Samstag) bekannt, und die monatlichen elektro-nischen Bassik-Partys von Bas Winter Circle Productions haben schon Leute wie Datsik und Doctor P angelockt. Zu den monatlichen Bounce-Events kom-men lokale Club-Größen wie Big Free-dia, Sissy Nobby und Katey Red.republicnola.com

11 HookahDer einzige Veranstaltungsort der Stadt mit einer Auswahl an Schischas (womit sich der Name ergibt: Hookah ist die englische Bezeichnung der Wasserpfeife) ist zugleich die einzige Location mit Underground-Dance- Music im Herzen des French Quarter. Tolle Tanzfläche, beliebte Hip-Hop-Events an jedem Freitag und Samstag – inklusive Dresscode und langer War-teliste. Das Wochenende beginnt am Donnerstag mit Elektronischem von Head Set; mit der Tipping-Point-Party-reihe mit DJ RQAway und der Room Service Band kann man die Woche mit Soul beenden.hookah-club.com

12 One-Eyed JacksPflicht für Rock ’n’ Roll-Fans, die es ins French Quarter verschlägt. Jeden Don-nerstag füllen Leute in den Zwanzigern das One-Eyed Jacks bei der extrem beliebten Achtziger-Nacht zum Bers-ten. An den restlichen Wochentagen gibt’s Bands wie die Black Lips, Gui-ded by Voices und Miss Pussycat.oneeyedjacks.net

Treme Brass Band im d.b.a.

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Datsik im Republic

Europäisches Flair im Ampersand

Heiß geht’s her im Siberia.

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Executive Chef Roland Trettl in der Küche des Restaurants Ikarus im Salzburger Hangar-7.

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Hightech CuisineLabor, Arztpraxis, Raumschiff? Nein, Küche: Roland Trettl, Executive Chef des Salzburger Highclass-Restaurants „Ikarus“, erklärt uns seinen Arbeitsplatz.

1. Vitamix TNC 5200Die Geschwindigkeit der Mixer-Messer ist von 1000 bis 24.000 Umdrehungen pro Minute stu-fenlos einstellbar. Damit gelin-gen Püree, Mayonnaise und Cremen perfekt. Auch Kräuter lassen sich bei hohen Drehzah-len bestens verarbeiten und behalten Farbe und Geschmack.

2. BunsenbrennerDer butanbetriebene Gas-brenner erreicht eine maximale Temperatur von 1750 Grad Celsius – für mich unerlässlich zum Abfl ämmen von Gerichten wie Crème brûlée.

3. Verfl üssigter StickstoffEin wichtiges Utensil in der Molekularküche. Der Stickstoff besitzt im fl üssigen Aggregat-zustand einen Siedepunkt von minus 196 Grad und wird zum Gefrieren von Speisen und Flüssigkeiten verwendet.

4. SpritzenpresseUm geleeartige oder gefrorene aromatische Perlen zu kreieren, wird der Spritzeninhalt (befüll-bar mit Säften oder gelierten Massen unterschiedlichster Aromen) in Öl oder Stickstoff getropft. Durch Drehen des Hebels lassen sich mehrere Spritzen gleichzeitig drücken.

5. Julabo WärmethermostatMit dem Thermostat lassen sich Temperaturen bis 90 Grad exakt einstellen und auch hal-ten. Ich verwende es bevorzugt zum Niedertemperaturgaren, um eine schöne Konsistenz von Fleisch und Fisch zu erzielen.

6. Saftpresse „Green Star“ Diese Presse entsaftet alles: Kräuter wie Basilikum oder Petersilie, Früchte und Gemüse. Der Entsafter arbeitet mit zwei nebeneinanderliegenden Edel-stahl-Presswalzen bei nur 110 Umdrehungen pro Minute und verursacht daher keine Hitze-schädigung der Lebensmittel. www.hangar-7.com/ikarus

So bleiben selbst die empfind-lichen Vitamine und Enzyme aus den Kernen (z. B. von Kiwis oder Erdbeeren) erhalten.

7. Big Green Egg XLBei dem 103 Kilo schweren Kohlegrill mit Keramikglasur wird Luft von unten in das Gerät zugeführt – das erhitzte Gas strömt oben wieder aus. Mit dem bis zu 400 Grad Cel-sius genauen Thermometer erreicht man ideale Ergebnisse beim Grillen, Braten, Räuchern oder Aufbacken.

8. RigipsMit handelsüblichem Stuckgips (Mindestdruckfähigkeit 6 N/mm²) aus dem Baumarkt wer-den (Aktiv-)Formen modelliert, die nach 20 Minuten ausgehär-tet sind. Hier: eine Trüffelform für eine Neuinterpretation des Rezepts „Kalbsbries Rumohr“.

9. Shera Duosil H Silikon Aus dem (blauen) weichen und elastischen Dubliersilikon werden Negativformen der Gipsmodelle angefertigt.

10. Turning SlicerEine praktische Küchenhilfe zur Herstellung von Obst- und Gemüsescheiben. Man spannt z. B. einen Apfel ein, dreht an dem Hebel – und der gesamte Apfel wird zu einer einzigen langen, fein geschnittenen Scheibe verarbeitet.

Scheibchenweise: Japanischer Turning Slicer

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GET THE GEAR

DIE AUSRÜSTUNG DER PROFIS

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„Ich achte mittlerweile sehr genau auf mich“, sagt Torey Pudwill, der 22-jährige Streetskater. „Das war nicht immer so. Mich richtig zu er-nähren, meinem Körper das zu geben, was er braucht … das alles sind Dinge, die ich nach

den beiden Unfällen erst lernen musste.“ Ende 2011 brach er sich den Knöchel, im Frühjahr 2012 die Hand – davor hatte sein Trainings-programm wie das jedes anderen Skaters aus-gesehen: aufstehen, ab in den Park, skaten. „Die Zeit der Arbeit am Comeback ist aber wie ein Lehrgang für mich, wie man ein besserer Sportler wird und obendrein auch ein gesün-deres Leben führt.“

Für Pudwills Trainer Dr. David Sales vom South Coast Spine Center im südkalifornischen Capistrano Beach ist ebendieses neue Selbst-verständnis als Athlet der große Unterschied zwischen seinem Schützling und den meisten anderen Skatern, „bei denen das Aufwärm-programm am Morgen aus einer Zigarette und einem Kaffee bei Starbucks besteht“.

Das Kabinett des Dr. SalesVon chiropraktischen Behandlungen bis Ultraschall: Torey wird mit einem Mix an Methoden fit gemacht.

MusterschülerTOREY PUDWILL. Wie der US-Street-skater nach zwei Knochenbrüchen wieder auf die Beine kommt.

Torey Pudwill

„TPud“ folgen: www.twitter.com/toreypudwill1

WORK OUT

TRAINIEREN WIE DIE PROFIS

Pudwills Tage beginnen sehr oft im Auto: Zwei Stunden dauert die Fahrt von seinem Zuhause im San Fernando Valley zum Training bei Dr. David Sales im Orange County. Und dann?

Montag bis Freitag:Ich verbringe viel Zeit liegend, und zwar auf einem vibrieren-den Chiropraktikertisch. Eine Art Rolle bewegt sich entlang meiner Wirbelsäule auf- und abwärts, was deren Beweg-lichkeit verbessert. Zugleich wird dadurch die Muskulatur stimuliert und gelockert. Ver-letzungen werden mit einem kalten Laser behandelt, um den Stoffwechsel anzuregen, den Heilungsprozess zu be-schleunigen und Entzündun-gen zu vermeiden – zusätzlich wird Kryotherapie angewandt. Dafür braucht Dr. Sales nichts weiter als ganz normales Eis.

Als Nächstes folgen eine Ultraschallbehandlung, die mein Gewebe lockert und auf-wärmt, eine chiropraktische Behandlung – „Active Release Therapy“ –, die zwar sehr schmerzhaft ist, aber danach weiß ich, dass alle Sehnen, Bänder und Muskeln so sind, wie sie sein sollen.

Nach leichtem Stretching geht es weiter mit Beweg-lichkeits- und Kräftigungs-training auf der Power Plate. Dann wechseln wir auf das Balancebrett oder den BOSU-Balance-Trainer, wobei mir Dr. Sales Bälle zuwirft, die ich mit einer Hand fangen muss. Am Ende des Trainings ver-suche ich mit geschlossenen Augen auf dem Balancebrett zu stehen.

Samstag und Sonntag:Skaten, Skaten und nochmals Skaten.

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NightlifeDie Macht der Nacht

NachtsafariBESUCHEN: 1994 eröffnet, war die preisgekrönte „Singapore Night Safari“ der weltweit erste Nachtzoo.ENTDECKEN: Das 35-Hektar-Areal mit seinen sieben Themengebieten ist von 19.30 Uhr bis Mitternacht zu Fuß oder mit einer kleinen Bahn zu erkunden.ERLEBEN: Aus nächster Nähe beobachtet man 137 Spezies und über 2500 verschiedene (nacht-aktive) Tiere wie Großkatzen, Flugeichhörnchen, Vögel oder Affen.WEITERE NACHTZOOS: Chiang Mai Night Safari (Thailand), Panyu Changlong Night Animal World (China), Greater Noida Night Safari in Uttar Pradesh (Indien) und Zoo Taiping (Malaysia)

ACTION

OUT NOW

Raus aus New York!Grizzly Bear und ihr neues Meisterwerk „Shields“: vom Wiedersehen in der Waldhütte und Stars im Fanclub.

Grizzly Bear ist ein Indie-Rock-Quartett aus New York. Vor drei Jahren trat die Band mit „Veckatimest“ einen Hype los. Mit einer Platte voller zerkratzter Pop-Rohdiamanten, verwischt, verwa-schen, spröde. Ein großartiges, experi-mentelles Album, das im Normalfall nur Kritiker erreicht. „Veckatimest“ allerdings schoss schon in der ersten Woche in die Top Ten der US-Charts.In den drei Jahren seit dem letzten Al-bum habt ihr auch solo Musik gemacht. Wie war das erste Wiedersehen?Ed Droste: Wie zum Schulanfang, wenn man sich nach den langen Ferien zum ersten Mal wiedersieht.Ihr habt euch fürs Songschreiben inein altes Haus nördlich von New Yorkzurückgezogen. Warum?Christopher Bear: In New York ist man leicht abgelenkt: Geburtstage, Haus-tiere, Konzerte. Um Songs zu schreiben,

muss man die richtige Stimmung finden.Und das klappt dort? Droste: Es gibt in meilenweitem Umkreis keine Nachbarn. Morgens sammeln wir im Wald Holz zum Heizen, am Nach-mittag fangen wir zu arbeiten an.Zu euren prominenten Fans zählen Beyoncé und Jay-Z. Wie kam das?Bear: Beyoncés kleine Schwester So-lange Knowles hat ihnen unsere Musik vorgespielt, seitdem unterstützen sie uns. Schon cool, dass heute Main-stream-Künstler wie Rihanna oder Beyoncé auf kleinere Bands wie The xx oder eben uns stehen.

„Shields“ von Grizzly Bear erscheint am 18. 9.; Tourdaten und Hörproben auf: www.grizzly-bear.net

NIGHT QUOTE

” Probier zuerst nüchtern, was du betrunken machen wolltest. So lernst du, deinen Mund zu halten. “Ernest Hemingway (1899–1961), Schriftsteller

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THE HOXTON69 Bathurst Street, Toronto, Ontario, Kanada www. thehoxton.ca

The Hoxton. In Toronto feiern die Trendsetter am liebsten in einer ehema ligen Druckerei. Zwischen Künstler-Flair und krachigen Dance-Sounds von DJs wie Skrillex und Diplo.

Swag zum Rein-kommen

… eine alte Fabrik in einen multifunk-tionalen Ort mit Galerie-Flair zu ver-wandeln.Ihr habt euch für das King-West-Viertel entschieden, weil …… es Torontos nächtliche Hauptschlag-ader ist. Mit vielen Clubs und Bars.Von außen sieht der Club aus wie …… eine alte Lagerhalle. Ursprünglich war hier seit 1890 eine Druckerei.Das Interieur erinnert an …… Banksys Film „Exit Through the Gift Shop“.Los geht’s …… gegen Mitternacht.Eure Stammgäste sind …… Hipster und Trendsetter.Um am Türsteher vorbeizukommen, sollte man …… lässig und charismatisch sein. Man sollte „Swag“ haben! In eurer verrücktesten Nacht …… battelten sich Skrillex und Diplo.Richtig ab geht’s, wenn der DJ …… „Levels“ von Avicii auflegt.Den besten Mitternachtssnack hat …… The Counter im Thompson Hotel.Interview mit den Club-Betreibern Jesse Girard und Richard Lambert

Ihr habt den Club eröffnet, weil …… es in Toronto Bedarf an einer viel-seitigen Location für 700 Leute gab.Der Name bezieht sich …… auf das Künstlerviertel in London. Eure Ausgangsidee war …

Del Rio

ZUTATEN 4 cl Tequila Ocho Plata2 cl St. Germain Elderfl ower Liqueur 2 cl Fino Sherry (Hersteller nach Wahl)4 Spritzer Angostura Orange Bitters Glastyp: CoupeStyling: Grapefruit-schale

ZUBEREITUNG Zutaten in den Mix-becher geben. Eis dazu-geben und umrühren, bis sich der Drink gut verdünnt hat. In ein vorgekühltes Coupe-Glas gießen und mit einer Grapefruitschale garnieren.

„Der Del Rio ist ein klassischer Unisex-Cock-tail“, sagt Josh Harris, preisgekrönter Bar-keeper und Chef des Getränke-Beratungs-unternehmens Bon Vivants in San Francisco.„Wenn du einen Drink willst, den alle Leute im Lokal mögen, mixt du ihnen diesen Cocktail.“ Harris’ These: Männer mögen den Tequila-geschmack, Frauen den Holunderblütenlikör. „Dazu kommt der Sherry als Wild-Card-Zutat.“ Das heißt? „Sherry besitzt geschmackliche Tiefe und gibt dem Cocktail seine Nuance.“

COCKTAIL

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NIGHTSNACKTAKE 3Lernen von BergmanVampire Weekend machen Indie-Rock ohne Scheuklappen und mit afrikanischen Gewürzen. Bassist Chris Baio erklärt, wie ihn der schwedische Meisterregisseur Ingmar Bergman inspiriert.

Als vor vier Jahren das Debütalbum von Vampire Weekend erschien, stand die Musikwelt kopf. Weil das, was da aus den Boxen drang, so anders klang als jede Rockmusik davor. Ghanaische Highlife-Musik, gepaart mit Indie-Rock-Gitarren, ostafrikanische Rhythmen, gespielt mit Punk-Drums. Irgendwie in der Tradition von Paul Simons „Grace-land“, aber viel frischer und wilder. Statt nach der letzten Tournee auf Urlaub zu gehen, nutzte Bassist Chris Baio die Zeit, um seiner Zweit-leidenschaft zu frönen: der elektronischen Musik. Gerade erschien sein Solo-Werk „Sunburn Modern“, auf dem der 27-Jährige Steeldrums mit entschleunigten House-Beats vermählt, süßlich zirpende Synthe-sizer mit exotischen Trommeln: Mit seinen Tracks lässt er die Sonne auf den Dancefloor scheinen. Als Inspiration dienen ihm in erster Linie … Filme! Sein Lieblingsregisseur: Ingmar Bergman. „An Berg-mans Streifen kann ich mich nie sattsehen. Sie begeistern mich, und auch als Musiker kann ich von seiner Arbeit viel lernen.“

Amsterdam: BitterballenFett und kugelrund: Niederländische Nächte regiert der frittierte Fleischball.

„HERBSTSONATE“Ein spätes Bergman-Meisterwerk: Eine berühmte Konzertpianistin

besucht ihre Tochter und erkennt, dass sie zwar ein glamouröses

Leben geführt hat, aber nicht die beste Mutter war. Der Film hat

mich inhaltlich sehr berührt. Weil ich selber viel auf Tour bin und

irgendwann mal selbst Kinder ha-ben will. Sehr beeindruckend und clever ist außerdem der subtile Einsatz der Herbstfarbe Rot als

Klammer für die Geschichte – um dem Titel zu entsprechen.

„PERSONA“Ich stieß vor zwei Jahren auf den

Film. Eigentlich zufällig – über die Empfehlung auf einer Kino-Web-

site. Schon die Ausgangssituation fand ich spannend: Es gibt im

ganzen Film nur vier Figuren, eine davon ist quasi stumm und

spricht nur 14 Worte. Und trotz-dem zieht einen der Streifen in

seinen Bann. Es ist grandios und inspirierend, wie man mit so

wenigen Zutaten, mit so spär-lichen Elementen ein solches Meisterwerk schaffen kann.

„LICHT IM WINTER“Ein toller Film. Allerdings fast noch besser: die Making-of-Doku auf der DVD, die das Genie Bergman beim Arbeiten zeigt. Sehr faszinierend:

Er hat immer schon vorausge-dacht. Während eines Films war er schon im nächsten. Mit einer Band kannst du so leider nicht arbeiten, weil du bei Erscheinen der Platte erst mal auf Tour gehen musst. In der elektronischen Musik ist das leichter, deshalb finde ich sein Multitasking sehr inspirierend.

WO IST DER BAL(L) …? Bitterballen werden in Ams-terdam zwar auch an Stän-den auf der Straße verkauft. Kernzone sind aber die alten holzgetäfelten Pubs, wegen ihrer Patina auch „braune Kneipen“ genannt.

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… UnD WAS STeCKT DRIn?Grundzutaten sind kaltes gekochtes Rind- oder Kalb-fleisch und einigermaßen gereifter Gouda. Daraus wird mit ei, Mehl, Muskat, Pfeffer und Salz eine Masse geknetet, die dann zu Bällen geformt, paniert und in Fett heraus-gebacken wird. Dazu gibt’s bloß ein wenig Senf.

HARDCoRe-BITTeRBALLenBier und Brand – das ist eine speziell im norden europas be-liebte Kombination für nacht-schwärmer. In Amsterdam wird dazu ein Jenever, der nationale Wacholderschnaps, entweder gleich ins Bier gekippt oder extra zu Bier und Bal(l) ge-reicht. Der stimmige name die-ses prozentigen Doppelpacks: kop stoot (deutsch: Kopfstoß).

DeR GoLDene BALLAlljährlich verleiht ein nieder-ländisches Getränkefachblatt den „gouden [= goldenen] bit-terbal“ für Verdienste um die erhaltung traditioneller Knei-penatmosphäre mit allem, was dazugehört. Wer beim amtie-renden Sieger einkehren will, geht ins Café Hoppe (www. cafehoppe.com). Acht Stück Bitterballen: fünf euro; geöff-net ist bis zwei Uhr früh.

KoMBIPACKUnGBitterballen ohne Alkohol – das geht eigentlich gar nicht. Schließlich sind die Dinger ja auch deshalb so fett, um ein standfestes Fundament aus fester nahrung bilden zu kön-nen. Damit niemand vergisst, ein Bier zu den Bällen zu be-stellen, gibt es die sogenannte bittergarnituur: sechs Bitter-ballen und ein Pils.Te

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WIe VIeL MUSS MAn eSSen?Bitterballen werden ab einer Menge von einem halben Dut-zend serviert. Davon kann man sich keinesfalls überessen, denn die Kugeln haben üblicher-weise einen Durchmesser von nur drei Zentimetern.

WARUM HeISSen DIe So?Schmecken nicht bitter, werden aber so genannt – aus historischen Gründen: Früher waren Bitterballen vor allem Beigabe zu Magenbitter, in den niederlanden bittertje.

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Kelly Slater: dritter Sieg in Folge beim Hurley Pro?

3Im nächtlichen Singapur: Vettels Triumph 2011

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Top EventsSeptember 2012

Sport13. – 16. 9., CARDIFF, WALES

WRC Wales Rally GB 1 Die britische Rallye feiert ihren 80. Geburtstag

und empfängt das Star-Starterfeld um Welt-meister Sébastien Loeb und seinen Teamkollegen und ersten Verfolger Mikko Hirvonen in den Wäldern rund um die walisische Hauptstadt Cardiff – ausnahmsweise im September statt im November, dafür wie gewohnt mit einem heimtückischen Mix aus pfeilschnellen Schotterpfaden und engen Forstwegen. Immer wieder entscheidend sind Nebel und Regen: Die Nässe furcht tiefe Spurrillen in die matschigen Straßen und macht den Lauf zum rutschigsten des Jahres.

15. – 23. 9., LIMBURG, NIEDERLANDE

UCI-Straßen- Weltmeisterschaften

2 Auch wenn es Neuerungen im Programm gibt wie ein Mannschaftszeitfahren (erstmals seit

1994 wieder) und die Aufnahme der Jugendbewerbe: Bei der 79. Ausgabe der UCI-Straßen-WM ist das Ren-nen der Männer-Elite das allseits mit Spannung erwar-tete Highlight. Mark Cavendish, 27, muss sich auf eine sehr schwierige Verteidigung seines Regenbogen-trikots gefasst machen: Der enge, hügelige 265-Kilo-meter-Kurs in der Provinz Limburg führt über den 1200 Meter langen Anstieg des Caubergs – alles andere als ein Vorteil für den Sprinter von der Insel Man.

15. – 23. 9., TRESTLES, KALIFORNIEN, USA

ASP World Championship Tour

3 Die „Seele des Surfens“ ist bekanntlich vor der Küstenstadt San Clemente angesiedelt: Die

hohe Brandung in Trestles mit dem besten „Great Ride“ Kaliforniens ist der optimale Austragungsort für das Hurley Pro. Und ein besonderer Spot für Kelly Slater: 2007 übernahm der Amerikaner mit seinem 34. Kar-rieresieg hier die Führung in der ewigen Bestenliste, im Vorjahr legte er mit dem Heimsieg die Basis zu seinem elften WM-Titel – der den damals 39-jährigen Slater zum ältesten ASP-Champion der Geschichte machte.

23. 9., MARINA BAY STREET CIRCUIT, SINGAPUR

Formel-1-Grand-Prix von Singapur

4 Das einzige Nachtrennen im Formel-1-Kalender wird seit 2008 auf dem 5,073 km langen Marina

Bay Street Circuit ausgetragen. 1485 Scheinwerfer erhellen den Kurs, der zu 70 Prozent auf ansonsten öffentlichen Straßen gefahren wird. Die Kombination aus High-Speed-Gerader und der höchsten Kurven-anzahl aller Formel-1-Strecken (26) stellt enorme Anforderungen ans Getriebe. Im Vorjahr durfte sich Sebastian Vettel über einen Start-Ziel-Sieg und den ersten Erfolg im südostasiatischen Stadtstaat freuen.

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WM-Titelverteidiger Mark Cavendish (GBR)

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Die Breakdance-Weltmeister im Barock-Fieber

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Seltsame Gebilde am Strand von Currumbin (AUS)

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Kultur6. – 9. 9., ISLE OF WIGHT, GROSSBRITANNIEN

Bestival6 1970 feierten Jimi Hendrix, The Doors und Co

auf der grünen Insel vor Englands Südküste ein europäisches Pendant zum Woodstock-Festival. Heute sind es junge Künstler wie Friendly Fires, The xx, Azealia Banks und Frank Ocean, die gemeinsam mit 60.000 Besuchern die Isle of Wight rocken. Dabei geht’s heute bunter zu als damals: Vorletztes Jahr ver-diente sich das Bestival einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde – als größte Kostümparty der Welt. Das diesjährige Motto lautet übrigens „Wilde Tiere“.

14. – 16.9., CHICAGO, USA

Riot Fest7 Die Auflösung der Lieblingsband – für jeden

Musikfan ein Trauertag. Das Riotfest möchte solche Wunden heilen, indem man alte Helden zu einer Reunion überredet – oder sie noch einmal auf die große Bühne holt. The Stooges, Offspring oder The Jesus and Mary Chain sorgen für Nostalgie, während junge Bands wie AWOLNATION und The Gaslight Anthem zeigen, dass Punk auch heute noch elektrisiert.

14. – 23. 9., CURRUMBIN BEACH, AUSTRALIEN

Swell Sculpture Festival

8 Die besten Skulpturen an der australischen Gold Coast gibt’s nicht im Museum, sondern

am Strand: 50 internationale Künstler stellen sich der Aufgabe, den Küstenstreifen der Kleinstadt Currumbin in eine Phantasiewelt zu verwandeln: mit erleuchteten Bronzefiguren, Rohrtentakeln, vermeintlich gestrande-ten Glashaien oder riesigen Ohrmuscheln, mit denen man das Meer rauschen hört. 180.000 Kunstliebhaber zieht das Strand-Spektakel alljährlich an – für Bade-gäste wird’s da eng in diesem Freiluftmuseum.

22. 9., KAPSTADT, SÜDAFRIKA

Earthdance 9 300 Locations, über 60 Länder, eine Botschaft:

Earthdance ist ein Netzwerk globaler Veranstal-ter, die jedes Jahr zeitgleich das größte weltumspan-nende Dancemusic-Festival ausrichten – zugunsten humanitärer Zwecke. Der Höhepunkt ist das „Prayer for Peace“, bei dem weltweit zu ein und demselben Zeitpunkt des Friedens gedacht wird. Eine der größten und besten Earthdance-Partys findet traditionell in Kapstadt statt, wo das Red Bull Studio Cape Town die Bühne mit DJs und lokalen (Musik)helden beschickt.

28./29.9. DUBAI, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE

Red Bull Flying Bach10 Vor zwei Jahren feierte die fulminante Tanz-

Show in Berlin ihre Premiere. Seitdem sind die Aufführungen europaweit ausverkauft und werden mit Standing Ovations gefeiert: Mit „Red Bull Flying Bach“ transportieren die Breakdance-Weltmeister Flying Steps die Barock-Musik von Johann Sebastian Bach ins 21. Jahrhundert. Zu Präludien und Fugen drehen sie sich auf ihren Köpfen, zu Piano- und Cembalo-Klängen zeigen sie waghalsige Moves. Im Herbst geht die Show nun auf große Welttournee, die das Team von Dubai bis nach Tokio führt. AlleTour-Daten gibt’s auf www.redbullflyingbach.com.

Vollgas: Brian Fallon von The Gaslight Anthem

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Red Bull Cli� Diving World Series

5 Gary Hunt 2010, Gary Hunt 2011 – schafft der Brite 2012 seinen dritten WM-Titel in Serie?

Endgültig beantwortet wird diese Frage beim sieben-ten, finalen Stopp der Red Bull Cliff Diving World Series. Dabei wird im Sultanat Oman erstmals in der Geschichte des Bewerbs arabischer Boden betreten – und verlassen: Hunt, Orlando Duque und ihre Mitstreiter stürzen sich von der 27 Meter hohen Plattform in eines der sieben smaragdgrünen, natürlichen Wasserbecken des Wadi-Shab-Flusstales in der Nähe des Dorfes Tiwi, 130 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Maskat.

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16. SEPTEMBER, MÜNCHEN

EHC Red Bull München – Düsseldorfer EG Im Saison-Eröffnungsmatch der Deutschen Eis-hockey Liga empfangen die Münchner den Tradi-tionsklub aus Düsseldorf: Der achtfache deutsche Meister belegte in der zurückliegenden Spielzeit im Grunddurchgang Platz sieben, scheiterte im Playoff-Viertelfinale aber am ERC Ingolstadt.

7. SEPTEMBER, 11. SEPTEMBER

WM-QualifikationNach dem bitteren Halbfinal-Aus bei der Fußball-EM brennen Mario Gomez und Co auf Wiedergut-machung. Zum Auftakt der Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien gastiert das Team der Färöer in Hannovers AWD-Arena (7. September), bevor in Wien das Duell gegen Österreich ansteht (11. 9.).

27. SEPTEMBER, DEUTSCHLANDWEIT

‚Schutzengel‘-FilmstartTil Schweiger ist Regisseur und Hauptdarsteller dieses emotionalen Actionthrillers. Seine 15-jähri-ge Tochter Luna spielt ein junges Waisenmädchen, das Zeugin eines schrecklichen Verbrechens wird.

24. – 29. SEPTEMBER, SACHSEN

Red Bull Six DaysDie o∞zielle Enduro-Mannschafts-WM führt 500 internationale Spitzenfahrer sechs Tage lang durch Mittel- und Westsachsen. Start- und Zielort ist die MotoGP-Strecke Sachsenring, dazwischen müssen die Teilnehmer aus über 30 Ländern mehr als 1000 Kilo-meter bewältigen. Eröffnet wird der Enduro-Großkampf am 22. September: Neben der Vorstellung der Fahrer sorgen Red Bull Air Race-Pilot Matthias Dolderer und Freestyle-Motorradfahrer Chris Pfeiffer für ein ange-messen actionreiches Rahmenprogramm.fim-isde2012.com

21. SEPTEMBER, REEPERBAHN FESTIVAL, HAMBURG

Red Bull Hosted By Grand Hotel van Cleef

7. – 9. SEPTEMBER, LIENZ, OSTTIROL

Red Bull DolomitenmannDer extremste Staffelbewerb der Welt feiert sein 25-Jahr-Jubiläum. Heuer wird das Starterfeld auf 125 Vierer-Teams – mit je einem Spezialisten der Disziplinen Berglauf, Paragleiten, Wildwasserkajak und Mountainbiken – aufgestockt, welche die erbarmungslose Strecke in den Lienzer Dolomiten auf sich nehmen. Zunächst kämpfen sich die Bergläufer den elf Kilometer langen Anstieg über 1950 Höhen-meter zum „Kühbodentörl“ empor. Von dort schweben die Paragleiter aus 2441 Meter Seehöhe (inklusive Zwischenlandung und -sprint) zurück ins Tal. Die Kajakfahrer, die nun übernehmen, stürzen sich per 7-Meter-Startsprung in die Drau zur fünf Kilometer langen Wildwasserregatta – noch dazu fl ussaufwärts! Zum Abschluss entscheiden die Cross-Country-Mountainbiker, welches Team das „härteste unter der Sonne“ ist. www.redbulldolomitenmann.com

Das Plattenlabel Grand Hotel van Cleef rund um Mitbegründer Thees Uhlmann erhält beim Hamburger Reeperbahn Festival eine eigene Bühne. Als Konzert-Location dient das Dach des Hochbunkers auf dem Heiligengeistfeld (Terrace Hill). Das Line-up: Honig, Patrick Richardt, Nagel und die Intergalactic Lovers, die 2011 in ihrem Heimatland Belgien zur besten Newcomer-Band des Jah-res gekürt wurden.www.redbull.de/musik

Save the DateSeptember 2012

Enduro-WM in Sachsen

Zähes Vorankommen in den unwegsamen

Lienzer Dolomiten

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Indie-Pop aus Belgien: Intergalactic Lovers

Red Bull Six DaysDie o∞zielle Enduro-Mannschafts-WM führt 500 internationale Spitzenfahrer sechs Tage lang durch Mittel- und Westsachsen. Start- und Zielort ist die MotoGP-Strecke Sachsenring, dazwischen müssen die Teilnehmer aus über 30 Ländern mehr als 1000 Kilo-meter bewältigen. Eröffnet wird der Enduro-Großkampf am 22. September: Neben der Vorstellung der Fahrer sorgen Red Bull Air Race-Pilot Matthias Dolderer und Freestyle-Motorradfahrer Chris Pfeiffer für ein ange-messen actionreiches Rahmenprogramm.fim-isde2012.com

21. SEPTEMBER, REEPERBAHN FESTIVAL, HAMBURG

Red Bull Hosted Byvan CleefDas Plattenlabel Grand Hotel van Cleef rund um Mitbegründer Thees Uhlmann erhält beim Hamburger Reeperbahn Festival eine eigene Bühne. Als Konzert-Location dient das Dach des Hochbunkers auf dem Heiligengeistfeld (Terrace Hill). Das Line-up: Honig, Patrick Richardt, Nagel und die Intergalactic Lovers, die 2011 in ihrem Heimatland Belgien zur besten Newcomer-Band des Jah-res gekürt wurden.www.redbull.de/musik

Enduro-WM in Sachsen

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K A I N R A T H S K A L E N D E R B L A T T

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Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter 0800 100 30 70So sind Sie im Bild

MITTWOCH, 26. SEPTEMBER, 21.15 UHR

Durch den Amazonas-Dschungel15 Personen begeben sich auf eine Expedition durch den Amazonas … nur zwei beenden diese. Auf den Spuren des Abenteurers Percy Fawcett werden Bruce Barron und Marshall Pickard mit Eingeborenen, wilden Tieren und Verrat konfrontiert.

MONTAG, 3. SEPTEMBER, 22.35 UHR

NASCAR Sprint Cup Series„Real Racing“ lautet der Slogan des High-Speed-Kurses in Atlanta, Georgia – beim vorletzten Ren-nen vor Beginn des „Chase for the Sprint Cup“.

SONNTAG, 16. SEPTEMBER, 22.45 UHR

Der Weltenbezwinger Dokumentation über den ehemaligen Rugbyspieler Richard Parks, der in weniger als sieben Monaten die „Seven Summits“ sowie beide Pole bezwang.

SONNTAG, 23. SEPTEMBER, 13.00 UHR

Live: Red Bull Flugtag WienDort, wo vor 20 Jahren alles begann, stürzen sich heuer zum bereits achten Mal 40 tollkühne Piloten mit ihren Fluggeräten in die Brigittenauer Bucht.

Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm.

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SAMSTAG, 15. SEPTEMBER, 10.40 UHR

Momentum – What drives youSeit frühester Kindheit sitzt BMX-Fahrerin Mariana Pajon auf dem Rad. Mit knapp 21 Jahren hat die Kolumbianerin bereits 14 WM-Titel errungen. Doch eines fehlt in ihrer Sammlung – eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen. Die „BMX-Queen“ gewährt Einblicke in die akribische Vorbereitung auf den wichtigsten Tag ihrer sportlichen Karriere – den Finallauf in London, bei dem sich Pajon ihren großen Traum erfüllte.

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MUST-HAVES!1 PIEPS GLOBALFINDER IRIDIUM

Nach dem Welterfolg des Lawinenpieps bringt die PIEPS GmbH ein neues Outdoor-Gerät auf den Markt. Die Iridium-Satelliten-Verbindung gewährleistet unabhängig vom GSM-Netzwerk weltweite Nachrichtenüber-mittlung sowie eine weltweite Notruffunktion. Funktionen wie GPS, Kompass, Höhenmes-ser, Wetterdatenservice und LIVE-Tracking über Online-Maps machen das Gerät in Berg-, Flug- und Wassersport anwendbar.www.pieps.com

2 DOSH – VERY COMPACT WALLETS!Die in Sydney/Australien entwickelte und hergestellte „Aero“-Serie der DOSH Brief-taschen überzeugt durch das einzigartige Design, ihre Farben und Materialien und ist passend für alle Währungen weltweit! Ein Eye-Catcher beim Gebrauch im City-Jungle, ein Must-have beim Einsatz im Extremsport, weil handlich, wasserfest und praktisch unzerstörbar! Alle DOSH Wallets jetzt im CEEPLE-LIFESTYLE-STORE!www.ceeple.com

3 POW(D)ER WEEKEND IM OKTOBER AUF DEM HINTERTUXER GLETSCHER

Erste Spuren auf glitzerndem Pulverschnee ziehen und unter strahlendem Sonnenschein die Wintersaison einläuten – das Pow(d)erWeekend lockt bereits im Oktober Schnee-hungrige, Sommermüde und Sonnen-anbeter auf den Hintertuxer Gletscher. Bei aus reichend Schnee starten die weiteren Zillertaler Skigebiete Ende November/ Anfang Dezember in den Bergwinter. 12. –14. 10., Hintertuxer Gletscher www.zillertal.at/winter

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3 anbeter auf den Hintertuxer Gletscher. Bei aus reichend Schnee starten die weiteren Zillertaler Skigebiete Ende November/ Anfang Dezember in den Bergwinter. 12. –14. 10., Hintertuxer Gletscher www.zillertal.at/winter

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Christian Ankowitsch, 53, ist ein öster-reichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Sein neuestes Buch „Mach’s falsch, und du machst es richtig“ ist bei Rowohlt erschienen.

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 2. OKTOBER 2012.

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258: Herausgeber und Verleger Red Bull Media House GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Alexander Macheck (Stv.) General Management Print Mag. Alexander Koppel Verlagsleitung Franz Renkin Creative Director Erik Turek Art Director Kasimir Reimann Fotodirektion Fritz Schuster Chefi n vom Dienst Marion Wildmann Leitender Redakteur Werner Jessner Redaktion Ulrich Corazza, Manuel Kurzmann, Florian Obkircher, Arkadiusz Piatek, Andreas Rottenschlager Mitarbeiter Stefan Wagner Grafi k Martina de Carvalho-Hutter, Silvia Druml, Miles English, Kevin Goll, Carita Najewitz Foto redaktion Ellen Haas, Catherine Shaw, Rudi Übelhör Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Illustratoren Albert Exergian, Mandy Fischer Corporate Publishing Boro Petric (Ltg.); Christoph Rietner, Nadja Žele (CR); Dominik Uhl (AD); Markus Kucera (FD); Lisa Blazek (Red.); Christian Graf-Simpson, Daniel Kudernatsch (iPad) Lektorat Hans Fleißner Lithografi e Clemens Ragotzky (Ltg.), Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter Sádaba Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Finanzen Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits Marketing & Country Management Barbara Kaiser (Ltg.), Stefan Ebner, Nicole Glaser, Klaus Pleninger, Elisabeth Salcher, Lukas Scharmbacher, Peter Schiffer, Julia Schweikhardt, Sara Varming Anzeigenverkauf Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Romana Müller; [email protected] Anzeigendisposition Sabrina Schneider O∞ce Management Anna Jankovic (Ltg.), Manuela Geßlbauer IT Michael Thaler Firmensitz Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt [email protected] Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint monatlich als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Der Standard, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten. Deutschland: Leipziger Volkszeitung und Vertrieb an Hochschulen. Nordirland: Sunday Life. Irland: The Irish Times. Frankreich: L’Équipe. Südafrika: Independent on Satur-day, Saturday Star, Weekend Argus. Neuseeland: The New Zealand Herald. Kuwait: Kuwait Times. Mexiko: Milenio Diario. Schweiz und Großbritannien: alternativer Vertrieb. In den USA: New York Daily News, Chicago Tribune, LA Times, Houston Chronicle. Gesamtauflage 3,1 Millionen Leserbriefe bitte an [email protected]

Angesichts des Eigenlebens, das unsere mit Elektronik voll-gestopften Autos, Handmixer und Handys mitunter ent-

wickeln, fürchten viele, bald könnten die Maschinen die Macht übernehmen. Und uns arme Menschlein unterjochen, indem sie eine autogerechte, handyvernetzte und jederzeit pürierbare Welt schaffen, weil sie nämlich allesamt sehr viel gescheiter sind als wir.

So plausibel dieser Gedanke im ersten Moment anmuten mag: Es spricht einiges dagegen, dass es je so weit kommt. Denn so intensiv die Wissenschaft auch ver-suchen mag, denkende Apparate zu schaf-fen, kluge Roboter oder globale Netzwerke – ihnen allen fehlt eine wesentliche Vor-aussetzung, um wirkliche Intelligenz entwickeln zu können: ein Körper. Ein lebendiger Körper, der Arme, Beine und Ohren besitzt, der Gefühle entwickeln kann und dem – wenn er älter wird – die Haare ausfallen oder dessen Taille wächst.

Immer wieder werden Untersuchungen publiziert, die zeigen, wie eng die Ent-wicklung unserer geistigen Fähigkeiten mit den Eigenarten unseres Körpers zusammenhängt. Wie also der Körper unser Denken beeinfl usst und – umge-kehrt – das Gehirn den Körper. Immer schön im Kreis herum. So haben viele Versuche gezeigt, dass das Gehirn sehr schnell den Überblick verliert, liefert ihm unser Körper keine Reize mehr. Sperrt man uns Menschen beispielsweise in einen schalldichten, leeren, gleichmäßig erleuchteten Raum, dann beginnt unser Gehirn binnen kürzester Zeit damit, sich selbständig zu machen. Und verfällt in wahnhafte Zustände.

Eine eben publizierte Studie wiederum illustriert ganz wunderbar die enge Beziehung zwischen unserem Körper und den Händen. Die Studie stammt von den Psychologen Andrea Bender und Sieg-hard Beller von der Universität Freiburg.

Wer ein Mathematik-Genie werden will, sollte beim Zählen

die Finger zu Hilfe nehmen.

Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

Mit Händenund Füßen

Die beiden Wissenschaftler haben sich genauer angesehen, wie wir Menschen unsere Finger verwenden, um zu zählen; zum Beispiel, als wir kleine Kinder waren und uns veranschaulichen wollten, wie viele Gummi bären wir eben bekommen hatten. Die überraschende Erkenntnis: Welche Finger wir wie verwenden, vari-iert je nach Kultur.

Wie wir Europäer es anstellen, wissen Sie. Wenn nicht, zählen Sie bitte kurz die Buchstaben im eben verwendeten Wort „Europäer“ ab. Und? Höchstwahrschein-

lich haben Sie dazu die rechte Hand zur Faust geballt, mit dem Daumen begonnen und dann einen Finger nach dem anderen aufgeklappt – bis Sie bei der linken Hand mit dem Mittelfi nger geendet sind. Wenn Sie hingegen die rechte Hand geöffnet und mit dem Einklappen des kleinen Fin-gers zu zählen begonnen haben, dann dürften Sie aller Wahrscheinlichkeit nach in Japan groß geworden sein, denn dort macht man das traditionellerweise so. Wenn Sie nie dort waren, schlummert eine andere verborgene Begabung in Ihnen, aber das ist ein anderes Thema.

Der Hintergrund der wissenschaft-lichen Suche nach den Geheimnissen des Zählens mit den Fingern: Die beiden Wissenschaftler wollten herausfi nden, ob unsere Angewohnheit, beim Rechnen die Finger zur Hilfe zu nehmen, sich auf unsere mathematischen Fähigkeiten aus-wirkt. Erste Anzeichen deuten in diese Richtung: Wer dazu in der Lage ist, sein Rechnen gleichsam in die Finger auszu-lagern, und wer dabei besonderes Finger-spitzengefühl beweist, der ent wickelt auch höhere mathematische Kompeten-zen. Erste Ergebnisse, wie gesagt.

Für den so einfachen wie praktischen Tipp, beim Rechnenlernen vorzugehen wie zum Beispiel die Menschen auf Papua-Neuguinea, die auch die Zehen zu Hilfe nehmen, mag es ein wenig früh sein. Aus eigener Erfahrung hingegen weiß ich, dass es überaus hilfreich ist, sich an einer Hand auszurechnen, ob man das mit Elektronik vollgestopfte Auto stehen lassen soll – oder nicht. Ich bin noch jedes Mal zu Fuß gegangen.

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