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LANDESTHEATER SCHWABEN Claudia Schilling (Theaterpädagogin) TEL: 08331 94 59 14 FAX: 08331 94 59 33 MAIL: [email protected] Theaterpädagogische Materialmappe Krieg. Stell dir vor, er wäre hier von Janne Teller Mobile Produktion

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C l aud i a Sch i l l i n g ( Thea t e r pädagog i n ) TEL : 08331 94 59 14 FAX : 08331 94 59 33 MA I L : [email protected]

Theaterpädagogische Materialmappe

Krieg. Stell dir vor, er wäre hier von Janne Teller

Mobile Produktion

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Besetzung Inszenierung Christina Gegenbauer Bühne & Kostüm Isabell Wibbeke Dramaturgie Anne Verena Freybott Regieassistenz Oliver Eisenmenger Es spielen: Jan Arne Looss Sandro Šutalo Termine Schu l vo r s t e l l ungen Fr 14.10.2016 10:00 Premiere Di 25.10.2016 10:00 AUSVERKAUFT Fr 28.10.2016 11:00 AUSVERKAUFT Mi 23.11.2016 10:30 AUSVERKAUFT Mo 23.01.2017 10:30 AUSVERKAUFT Di 24.01.2017 10:00 AUSVERKAUFT Mo 13.02.2017 11:00 AUSVERKAUFT Fr 17.03.2017 10:00 AUSVERKAUFT Fr 07.04.2017 10:00 AUSVERKAUFT Mo 08.05.2017 11:00 AUSVERKAUFT Kartenreservierung: 08331-9459 23 Mo-Fr 8-12 Uhr und 13-16 Uhr [email protected] Abendvo r s t e l l ungen So 16.10.2016 18:00 Sa 05.11.2016 20:00 So 29.01.2017 19:00 Kartenreservierung: 08331-9459 16 Mo-Fr 11-18 Uhr [email protected] Sa 10-14 Uhr Daue r : 1 Stunde ohne Pause

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LANDESTHEATERSCHWABENMobile Produktionen

Ein Theaterbesuch, egal ob für 3, 15 oder 30 jährige, ist ein spannender, wundervoller bereichernder Ausnahmezustand. Nur leider ist eine Fahrt ins Theater mit Schulklassen oder Kindergartengruppe nicht immer leicht zu organisieren! Mit unseren mobilen Produktionen kommen nicht Sie ins Theater, sondern das Theater zu Ihnen und spielt vor Ort. So wollen wir allen Schülern und Kindergarten-Kindern, für die der Weg zu uns zu weit wäre, den Zugang zum Erlebnis Theater möglich machen!

K ond i t i o nen KR IEG . STELL D IR VOR , ER WÄRE H IER 5 € pro Schüler, je Vorstellung 2 Klassen (Doppelvorstellungen sind möglich) Ca. 55 Minuten Spieldauer + anschließendes Nachgespräch 1 Stunde Aufbauzeit Die Inszenierung findet an unterschiedlichen Stationen statt, benötigt werden drei verschiedene Spielräume (z.B. Flur, Kellerraum und einen Klassenraum)

Buchung Lydia Dinst (Gastspielreferentin) Tel: 08331-9459 15 [email protected]

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LANDESTHEATERSCHWABENChristina Gegenbauer (Regie)

Geboren 1988 in St. Pölten (Österreich). Gegenbauer studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Während des Studiums arbeitete sie als Dramaturgie- und Regieassistentin am Theater in der Josefstadt und am Landestheater Niederösterreich. Anschließend war sie Regieassistentin am Staatstheater Nürnberg und am Theater Münster, wo sie u.a. "Eine Sommernacht" von David Greig inszenierte. Sie arbeitet spartenübergreifend und realisiert ebenso Performances und Installationen, z.B. beim Viertelfestival Niederösterreich, dem Freien

(Foto: Chiara Granacher) Theater Innsbruck und der Galerie im Durchgang (Wien). Krieg. Stell dir vor, er wäre hier � Stell dir vor, es ist Krieg - nicht irgendwo weit weg, sondern hier in Europa. Die demokratische Politik ist gescheitert und faschistische Diktaturen haben die Macht übernommen. Wer kann, flieht in den Nahen Osten, wie der 14-jährige Protagonist aus Deutschland. In einem ägyptischen Flüchtlingslager versucht er mit seiner Familie ein neues Leben zu beginnen. Weil er keine Aufenthaltsgenehmigung hat, kann er nicht zur Schule gehen, kein Arabisch lernen, keine Arbeit finden. Er fühlt sich als Außenseiter und sehnt sich nach Hause. Doch wo ist das? Nach dem Bestseller "Nichts" eine neue erschreckende Vision von Janne Teller zu hochaktuellen Themen wie Flucht, Migration und Fremdenfeindlichkeit.

http://www.janneteller.dk/?Deutsch___Krieg%2C_stell_dir_vor_...

� Die Brandanschläge sind in die Randspalten der Zeitungen gewandert. Die große Erzählung auf allen Kanälen dreht sich jetzt um die Kanzlerin, die Grenzen öffnet, und die Tausenden, die helfen. Von einem „Septembermärchen“ ist die Rede. Aber das Wort Märchen schmeckt falsch. Dieser Sommer ist keine WM, nach der wir die Gäste strahlend verabschieden können. Dieser Sommer ist das Zwischenergebnis jahrzehntelanger Politik, monatelangen Zögerns, ein Umbruch nach schrecklichen Bildern – und er ist der Beginn einer langen, schweren Veränderung des Landes. Viele glauben, zu schwer. Die Hasserfüllten aus den Randspalten sind im wirklichen Leben unter uns und zündeln weiter. Bürger wie Politiker haben Angst. Es gibt eine Lektüre gegen diese Angst. 2011 erschien das winzige Buch „Krieg: Stell dir vor, er wäre hier“ der dänischen Autorin Janne Teller. Es ist ein Jugendbuch, aber nicht, weil es zu einfach wäre für Erwachsene. Es richtet sich an junge Menschen, weil diese, so die Autorin, keine Angst davor haben, sich etwas völlig anderes vorzustellen. Denn das muss der Leser. Und es tut weh. Auf den 50 Seiten des wie ein Pass gestalteten Buchs ist Europa vom Krieg verwüstet. Demokratie ist Geschichte, ihre Anhänger werden verfolgt. Die Griechen, Franzosen und Spanier hassen die Deutschen, die „nicht mehr in Europa mitmachen wollten (...) Deutschland konnte nicht auf Dauer für alle bezahlen, die nichts anderes wollten, als streiken und Rotwein trinken.“ Es herrschen Hunger, Not und Gewalt. Die Familie des Jungen, den Teller direkt anspricht, will fliehen. Aber wohin? „Eure Familie ist zu einer Zahl geworden. Fünf! Es gibt kein Land, das weitere fünf Flüchtlinge haben will. Flüchtlinge, die die

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LANDESTHEATERSCHWABENSprache nicht beherrschen, die nicht wissen, wie man sich in einer klassischen Kulturgesellschaft benimmt ... und wie

man die Tugend einer Frau achtet.“ Die Familie bezahlt dennoch gefälschte Papiere, Schleuser für die Reise in den friedlichen Nahen Osten und landet nach einer elend langen Flucht in Ägypten. Dort beginnt eine lange Zeit des Wartens, ohne Sprachkurs, ohne Arbeit. „Auch wenn du dunkle Haare hast und leicht braun wirst, du kannst deine blauen Augen nicht verstecken.“ Dazu das Lagerleben, Enge, Dreck, Ablehnung. Teller weiß, wovon sie erzählt, sie hat für die UN in Krisengebieten überall in der Welt gearbeitet. Wir wissen darum, aus den Medien. Wissen? Das glauben wir. Tellers Buch verändert etwas im Kopf und damit den Blick auf diesen Sommer. Keiner verlässt seine Heimat, wenn er nicht in größter Not ist. Wir dürfen diese Not nicht hier fortsetzen, wir müssen den Geflohenen eine neue Heimat geben. Wir könnten selbst in ihrer Lage sein. Sich das vorzustellen, ist gar nicht so schwer. Aber ein Märchen ist es nicht.

http://www.berliner-zeitung.de/kommentar-zur-fluechtlingskrise-stell-dir-vor--der-krieg-waere-hier-22649456

� "Ein verblüffend einfaches Gedankenexperiment. Ein schlichtes, aber eindringliches Plädoyer für mehr Respekt und Einfühlung. Angesichts der aktuellen Ereignisse in der arabischen Welt lohnt es sich umso mehr, darüber nachzudenken." Yasemin Ergin, NDR Kulturjournal, 21.03.11

� "Die Aufforderung zum vorsichtigen Umgang mit dem Fremden in Zeiten der Migrationsdebatte ist aktuell wie nie." Ursula Nowak, Deutschlandfunk Büchermarkt, 26.02.11

� "Es sind vor allem die gesellschafts- und zivilisationskritischen Fragen, die Janne Teller interessieren. Wie und wo könnten wir in einigen Jahren leben? Welche Werte werden wir haben? Sie stellt sie mit großer Konsequenz und ohne Scheu vor radikalen Wendungen. … Fast fragt man sich, warum noch keiner vor Janne Teller auf die Idee gekommen ist, es einmal auf diese Weise darzustellen." Katja Weise, NDR Kultur Buch-Tipps, 07.03.11

� "Eine erschreckende Vision zu den hochaktuellen Themen Flucht, Migration und Fremdenfeindlichkeit." ARTE Metropolis, 12.03.11

� "Es geht Teller um die Empathie ihrer Leser mit Kriegsflüchtlingen, und die Vorstellungen, die sie wachrufen möchte, vollziehen das Wechselbad mit, dem diese Migranten ausgesetzt sind. … Eindringlich." Tilmann Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.11

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LANDESTHEATERSCHWABEN"Janne Teller führt unsere Vorstellungskraft wieder dorthin, wo es weh tut. Sie nimmt uns weg, was uns viel zu

selbstverständlich geworden ist: die fraglose Überlegenheit der westlichen Werte." Sieglinde Geisel, Neue Zürcher Zeitung, 01.06.11

� "In 'Krieg' geht es um Gerechtigkeit, ohne die Frieden nicht möglich ist. Damit wird das Buch zum Pendant der Erzählung Nichts - Was im Leben wichtig ist …, mit der viele Erwachsene erlebten, dass gute Jugendbücher nach oben keine Altersgrenze haben. Krieg dürfte es nicht anders ergehen." Hans ten Doornkaat, Neue Zürcher Zeitung, 06.03.11

� "Eine ebenso einfache wie geniale Idee: Mit einem kleinen Dreh stellt die Autorin unsere Alltagswirklichkeit auf den Kopf und zwingt uns, in einen hässlichen Zerrspiegel zu schauen." Sylvia Schwab, Deutschlandradio Kultur, 04.03.11

� "Ein so simples wie einleuchtendes Gedankenexperiment. ... Fordert Juge Leser auf, die Verhältnisse auf den Kopf zu stellen. ...Eindringlich und direct." Patrick Wildermann, Der Tagesspiegel, 03.04.14 Janne Teller ��dänische Schrifsteller und Essayist, 1964 in Kopenhagen geboren, stammt zur Zeil aus einer deutsch-österreichisien Familie. Sie arbeitete als Konfliktberaterin der EU und UNO in aller Welt, besonders in Afrika, bevor sie sich 1995 ganz dem Schreiben widmete. Für ihr literarisches Schaffen wurde Janne Teller vielfach ausgezeichnet. In ihrem Werk, das neben Romanen für Erwachsene auch Essays, Kurzgeschichten und einige Jugendbücher umfasst, kreist sie stets um die grossen Fragen in Leben und löst mit gesellschaftskritischen Themen nicht selten stürmische Debatten aus. Ihr Litteratur ist heute in 25 Sprachen übersetzt. An Romanen für Erwachsene hat Janne Teller die zeitgenössische nordische Saga, „Odins Insel“ (2002/2011)), geschrieben, sowie die passionierte kriegs- und Liebeserzählung „Europa, Alles was dir fehlt“ (2011) und „Komm“ (2012) über Ethik in der Kunst und in unserer modernen Gemeinschaft. Zuletzt ist "Afrikanische Wege" (2013) erschienen. Für Jugendliche erschien der umstrittene und preisbelohnte, internationale Bestseller „Nichts – was im Leben wichtig ist“ (2010), sowie „Krieg, stell dir vor, er wäre hier“ (2011) über das Flüchtlingedasein. Im 2013 ist die Kurzgeschichtensamlung „Alles – worum es geht“ mit Weltpremiere in Deutschland erschienen. Janne Teller lebt heute in Elsinore und Berlin.

http://www.janneteller.dk/?Deutsch

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��"Lese r zu e i nem Leben a l s F l üch t l i ng e i n l aden " Janne Teller über "Krieg. Stell dir vor, er wäre hier" Janne Teller im Gespräch mit Britta Bürger Deutschland liegt im Roman der dänischen Autorin Janne Teller mit halb Europa im Krieg. So kommt es, dass eine wohlhabende Familie ausgerechnet nach Ägypten flüchten und dort von vorn beginnen muss. Aufgemacht ist das Jugendbuch "Krieg. Stell dir vor, er wäre hier" als Reisepass. Teller hat früher in verschiedenen Krisenregionen für humanitäre Organisationen gearbeitet. Für jedes Übersetzungsgebiet ihres Buches hat sie den Krieg in ein anderes Gebiet verlegt. "Wenn bei uns Krieg wäre, wohin würdest du gehen? Wenn durch die Bomben der größte Teil des Landes, der größte Teil der Stadt in Ruinen läge? Wenn das Haus, in dem du und deine Familie lebt, Löcher in den Wänden hätte? Wenn alle Fensterscheiben zerbrochen, das Dach weggerissen wäre? Der Winter steht bevor, die Heizung funktioniert nicht, es regnet herein. Ihr könnt euch nur im Keller aufhalten. Deine Mutter hat Bronchitis, und bald wird sie wieder eine Lungenentzündung bekommen. Dein großer Bruder hat schon früh bei einem Vorfall mit einer Mine drei Finger der linken Hand verloren und unterstützt gegen den Willen deiner Eltern die Milizia. Deine kleine Schwester wurde von Granatsplittern am Kopf verletzt, sie liegt in einem Krankenhaus, dem es an allem fehlt. Deine Großeltern starben, als eine Bombe ihr Pflegeheim traf. Du bist noch unversehrt, aber du hast Angst. Morgens, mittags, abends, nachts. Jedes Mal, wenn in der Ferne die Raketen abgefeuert werden, zuckst du zusammen, jedes Mal, wenn du am Horizont Licht aufscheinen siehst und du nicht weißt, ob die Rakete dieses Mal in deine Richtung fliegt. Jedes Mal, wenn es irgendwo kracht, zuckst du zusammen." B r i t t a Bü rge r : Die dänische Schriftstellerin Janne Teller hat den Anfang ihres neuen Buches selbst für uns gelesen. Herzlich willkommen! Janne Te l l e r : Danke schön! Bü rge r : Deutschland liegt in dieser Geschichte mit halb Europa im Krieg, was dazu führt, dass die Familie flüchtet, und zwar ausgerechnet nach Ägypten. So kann das gehen, dass die Zeitgeschichte uns einholt, denn Sie haben das Buch natürlich lange vor den aktuellen Umbrüchen in der arabischen Welt geschrieben. Welches Ziel haben Sie mit diesem Perspektivwechsel verfolgt? Te l l e r : Ich möchte gern den Leser zu einem Leben als Flüchtling einladen. Und es kann immer schwer sein, sich ein Leben von Leuten ganz anderer Kulturen vorzustellen. Aber wenn ich in diesem Buch mir vorstelle einen Krieg in Europa und eine europäische Familie, die flüchten muss, dann ist das vielleicht viel leichter, sich vorzustellen, dass es sein eigenes Leben ist. Bü rge r : Sie beschreiben, wie die Familie in Deutschland von hier lebenden griechischen und französischen Heckenschützen bedroht wird, wie also das vermeintlich sichere europäische Gefüge ins Wanken gerät. Ich fand das sehr schwierig, mir vorzustellen, dass Griechen und Franzosen und Italiener schlagartig unsere Feinde werden könnten, weil das Buch die Gründe für diesen fiktiven Krieg ausklammert. Geht es Ihnen vor allen Dingen um so eine Art Versuchsanordnung? Te l l e r : Ich glaube, wir könnten einen Krieg wieder in Europa haben, hier habe ich die ökonomische Krise, was passiert, wenn wirklich in Europa wir eine größere ökonomische Krise haben. Wir sehen doch, dass Griechenland, Portugal, Irland und so weiter ... Und in diesem Buch war das, Deutschland möchte nicht mehr für alle zahlen. Aber es könnte auch eine Atomkatastrophe sein, es könnte anders sein. Weil das Wichtigste in diesem Buch ist nicht der Krieg, das ist die Flucht, und was passiert, wenn man in einer anderen Kultur sich einpassen muss. Was passiert denn mit der Identität, mit dem Leben? Bü rge r : Wird die deutsche Flüchtlingsfamilie in Ägypten mit denselben Vorurteilen und Problemen konfrontiert wie arabische oder afrikanische Flüchtlinge in Deutschland? Te l l e r : Ja, das glaube ich, es sind die gleichen Probleme. Sie leben in einem Zeltlager für zwei Jahre, sie können keine

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LANDESTHEATERSCHWABENArbeit kriegen – dieses Problem, man wäre ein Mensch zweiter oder dritter Klasse. Diese Familie war ganz wohlhabend,

gute Ausbildungen, aber dann kommt man nach Ägypten, man ist gar nichts plötzlich. Sie können die Sprache nicht und sie können keine Arbeit kriegen. Und wenn, am Ende, die Mutter fängt an, Kuchen zu backen, den der Sohn und der Vater verkaufen kann, dann ist das wirklich nicht die Arbeit, die sie gerne möchten machen. Bü rge r : Teilweise muss man darüber auch schmunzeln, etwa wenn Sie schreiben, dass es kein Land gibt, das weitere fünf Flüchtlinge haben will, die die Sprache nicht beherrschen und die nicht wissen, wie man sich in einer klassischen Kulturgesellschaft – damit ist Ägypten dann gemeint – benimmt. Und es hört nicht auf, als der Krieg vorbei ist, und die deutschen Flüchtlinge beginnen, sich in Ägypten zu integrieren. Als der Jugendliche dort nämlich heiratet, selbst Kinder bekommt, die dann Arabisch sprechen und all dies, bleiben die Deutschen in Ägypten Fremde. Te l l e r : Ja, man bleibt immer fremd, denn dieses Wort Integration, glaube ich, ist eine Fiktion. Über Generationen ja, aber die erste Generation kann es nie schaffen. Man ist da immer ein Fremder. Bü rge r : Sie erzählen diese Geschichte konsequent aus der Perspektive eines Jugendlichen, der uns Leser duzt und immer direkt anspricht. Was bezwecken Sie mit diesem pädagogischen Trick? Te l l e r : Ja, wenn ich etwas schreibe, dann analysiere ich nie. Für mich war es so, dass dieser 14-jährige Junge, er erzählt seine Geschichte seinen Freunden, Bekannten, dem Leser, und es ist wirklich, ach, du musst dieses verstehen. Ich glaube, es hilft, mindestens wenn ich mit jungen Leuten gesprochen habe, sie fühlten, dass sie in dieser Geschichte eingezogen ... Bü rge r : Ja, dass sie wirklich gemeint sind, angesprochen wurden. Te l l e r : Ja. Das ist, wie ein Freund sie anspricht. Bü rge r : Das Buch ist zuerst in Dänemark erschienen, doch Sie haben die deutsche Fassung ja gezielt überarbeitet. Haben Sie das für mehrere Länder gemacht, und wie unterscheiden sich die Bücher? Te l l e r : Ja, jedes Buch will sich verändern für jedes Land. Ich mache noch eins für Spanien jetzt, aber in Dänemark war es ein Krieg zwischen den nordischen Ländern – ich habe ein bisschen, ja, kann man sagen, jugoslawische Situation mir vorgestellt, aber in den nordischen Ländern. Und hier musste ja ein Krieg in Deutschland sein. Für alle Länder werden die ein bisschen verschieden. Bü rge r : Die Schriftstellerin Janne Teller ist zu Gast im Deutschlandradio Kultur, und wir sprechen über ihr neues Buch "Krieg. Stell dir vor, er wäre hier". Gab es denn 2001 einen konkreten Anlass für Sie, dieses Buch in Dänemark zu schreiben? Te l l e r : Ja, ich fühlte, dass die Debatte über Flüchtlinge sehr hassvoll geworden war. Dann ist es sehr wichtig, immer zu erinnern, dass wir sprechen von Menschen, wir sprechen von Schicksalen, unglücklichen Schicksalen. Und wir waren doch ein Land, das sehr tolerant ist, Menschen in Not zu helfen, und plötzlich war es nicht mehr so, es war, wie Dänemark sich verändert hat. Und ich möchte selber gern eine Geschichte erzählen, wo ich sage, das dreht sich doch um menschliches Verständnis. Wir müssen einander verstehen, wir müssen verstehen, dass diese Leute nicht zum Spaß zu uns kommen. Es ist nicht sehr schön, sein Land zu verlassen. Bü rge r : Sie haben ja bis 1995, also bevor Sie sich ausschließlich aufs Schreiben konzentriert haben, in verschiedenen Krisenregionen für humanitäre Organisationen gearbeitet – in Bangladesch und Simbabwe, in Mosambik und Tansania. Ist Ihr Buch auch eine direkte Folge dieser Erfahrungen? Te l l e r : Ich habe vielmals in Tansania und Mosambik Flüchtlinge gesprochen, und was mich besonders beeindruckt hat, war immer, dass die Flüchtlinge nach Hause gehen möchten. Oft konnten sie nicht, aber das war ihr Traum. Und das große Unglück war immer, dass sie nicht nach Hause gehen konnten. Und das hat mich immer sehr stark beeindruckt. Bü rge r : Schon Ihr Buch "Nichts", das hat ja eine heftige Debatte ausgelöst. "Nichts" war der Titel, darin setzten sich auch Kinder mit dem Sinn des Lebens auseinander, ließen sich allerdings zu unglaublichen Gewalthandlungen hinreißen. Vor allem Erwachsene, darunter auch viele Pädagogen, haben Sie jetzt dafür angegriffen, und es wurde darüber gestritten, wie viel man Kindern in so einem Buch, Jugendlichen, zumuten sollte. Welche Haltung haben Sie dazu? Te l l e r : Ja, da gibt es Grausamkeiten, aber nicht mehr als in jedem Computerspiel oder jedem Krimi, die Kinder sehen,

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LANDESTHEATERSCHWABENgibt es weniger in diesem Buch. Und ich habe ein Buch geschrieben, dass ich gern mit 14 gelesen hätte. Es war ein

Buch, das ich noch brauchte zum Lesen. Ich musste in diesem dunklen Haus, wo die Fragen waren für mich, ich musste da reingehen und die Fenster öffnen und sehen, was gibt es hinter diesen Fragen. Ich hatte selber Angst davor. Und für mich ist das Buch ein sehr hoffnungsvolles Buch. Wenn ich mit Jugendlichen spreche, dann höre ich immer, dass das Buch hoffnungsvoll ist. Und da gibt es etwas, das ist stark und beeindruckt sie auch viel, aber einige Erwachsene, die fühlen sich sehr provoziert vom Buch. Bü rge r : Bleibt abzuwarten, wie die Kinder und Jugendlichen auf das neue Buch reagieren. Der Hanser-Verlag hat dazu eine Internetadresse eingerichtet: www.janne-teller-krieg.de, da können die Jugendlichen sich dann danach äußern zu diesem Buch. Und wir sollten unbedingt noch kurz über die Illustrationen des Buchs reden und die ungewöhnliche Aufmachung als Reisepass. Es ist wirklich ein Hingucker, aber auch die Zeichnungen von Helle Vibeke Jensen, die sind interessant. Was für eine Bildidee zieht sich durch das Buch? Te l l e r : Der Reisepass ist natürlich das wichtigste Dokument für einen Flüchtling und oft das Dokument, das sie nicht haben können. Und der Verlag hat Helle Vibeke Jensen gefunden, sie ist ein sehr bekannter Illustrator in Dänemark, und sie hat diese wunderbare Illustration gemacht – ein bisschen absurd, aber es ist, ich glaube immer ein bisschen mehr nachzudenken. Es ist ein bisschen auch wie ein Muster oft, ein Muster wie eine Granatenexplosion. Bü rge r : Ja, das sieht auf den ersten Blick aus wie so ein Tapetenmuster, wie ein altmodisches Tapetenmuster, und dann sieht man erst, dass es eigentlich dieser Jugendliche ist, der sich zusammenkauert, und dass Granaten einschlagen – dann löst sich dieses Muster auf. T e l l e r : Es ist ganz schön, finde ich. Und ich war sehr überrascht, dass jemand diesen kleinen Text illustrieren konnte. Aber jetzt bin ich sehr froh, sie haben es gemacht so schön. Bü rge r : Janne Teller, danke, dass Sie bei uns waren! Te l l e r : Danke schön! Bü rge r : "Krieg. Stell dir vor, er wäre hier", so heißt das neue Buch für Jugendliche ab zwölf. Es ist im Hanser-Verlag erschienen, 64 Seiten, gebunden wie ein Reisepass, kosten 6,90 Euro. Und Janne Teller ist damit gerade auf Lesereise in Deutschland. Sonnabend wird sie bei der lit.Cologne in Köln sein, Montag in Göttingen und Dienstag in Hamburg.

http://www.deutschlandradiokultur.de/leser-zu-einem-leben-als-fluechtling-einladen.954.de.html?dram:article_id=146136 Flüchtlinge ��1) Personen, die aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder Religion in ihrem Heimatstaat verfolgt werden bzw. aufgrund der sozialen, wirtschaftlichen oder politischen Bedingungen bzw. eines (Bürger-)Krieges ihr Heimatland verlassen mussten. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) gibt an, dass die Anzahl der F. 2009 weltweit 15,2 Mio. betrug. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl der entwurzelten – z. B. auch innerhalb der eigenen Länder vertriebenen (Binnen-F.) ca. 43,3 Mio. Menschen beträgt. 2) Die F., die zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus den ehemaligen dt. Ostgebieten nach Mittel- und West-D kamen, wurden hier auch als (Heimat-)Vertriebene bezeichnet. Innerdt. wurden auch diejenigen als F. bezeichnet, die die ehemalige sowjetische Besatzungszone bzw. später die DDR verließen.

http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17496/fluechtlinge

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��Artikel 1 der Genfer Flüchtlingskonvention definiert einen Flüchtling als Person, die sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt oder in dem sie ihren ständigen Wohnsitz hat, und die wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung eine wohlbegründete Furcht vor Verfolgung hat und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Furcht vor Verfolgung nicht dorthin zurückkehren kann.

http://www.unhcr.de/questions-und-answers/fluechtling.html

��Nach der Genfer Flu chtlingskonvention (1951) und der Ergänzung durch das „Protokoll u ber die Rechtsstellung der Flu chtlinge“ (1967) gilt eine Person als Flu chtling, die sich aufgrund einer begru ndeten Angst vor Verfolgung wegen ihrer Ethnie, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen der Angst vor Verfolgung nicht in Anspruch nehmen will. Unter diese Definition fallen auch Personen, die sich ohne eine Staatsangehörigkeit infolge der genannten Ereignisse außerhalb des Landes befinden, in dem sie ihren angestammten Wohnsitz hatten und nicht dorthin zuruckkehren können oder wegen der Angst vor Verfolgung nicht dorthin zuru ckkehren wollen. Fu r die Statistik zählen zu Flu chtlingen seit 2007 auch Personen in einer flu chtlings.hnlichen Situation, die zwar mit den gleichen Schutzbelangen konfrontiert sind, deren Flu chtlingsstatus jedoch noch nicht formal festgestellt wurde. Die Flu chtlingszahlen im UNICEF-Bericht schließen sowohl die Personen ein, die unter dem Schutz des UN Flu chtlingshilfswerks (UNHCR) stehen, als auch diejenigen, die das Hilfswerk der Vereinten Nationen fu r Palästina-Flu chtlinge im Nahen Osten (UNRWA) registriert hat.

https://www.unicef.de/blob/121942/4e658f376138e4e8dea66717d1f854f2/unicef-global-report-uprooted-zusammenfassung-data.pdf

��Binnenvertriebene / Binnenflüchtlinge Binnenvertriebene sind Personen oder Gruppen, die gezwungen sind, ihren angestammten Wohnsitz zu verlassen und zu fliehen, insbesondere in Folge von bewaffneten Konflikten, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen oder Naturkatastrophen oder um diesen zu entkommen, die dabei jedoch keine Staatsgrenzen u berschreiten. Zu Binnenvertriebenen zählen ebenfalls seit 2007 auch solche Personen, die sich in ähnlichen Situationen befinden. Im UNICEF-Bericht werden die Bezeichnungen „Vertreibung“ und „gewaltsame Vertreibung“ gleichbedeutend verwendet und bezeichnen eine unfreiwillige Wanderung. Debei geht es weniger rum eine rechtliche Definition, sondern darum, alle Menschen zu erfassen, die gezwungen sind, Staatsgrenzen zu u berschreiten, unabhängig von ihrem rechtlichen Status. Vertreibungen innerhalb eines Landes werden als „Binnenvertreibung“ bezeichnet.

https://www.unicef.de/blob/121942/4e658f376138e4e8dea66717d1f854f2/unicef-global-report-uprooted-zusammenfassung-data.pdf

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� Menschen verlassen ihre Heimat aus den unterschiedlichsten Gründen: Sie suchen Schutz vor Krieg oder Verfolgung, sie fliehen vor den Folgen von Naturkatastrophen oder sie erhoffen sich in einem anderen Land ein besseres Leben. Das Völkerrecht zieht eine klare Trennlinie zwischen Menschen, die aufgrund äußerer Einflüsse zur Flucht gezwungen sind (Flüchtlinge), und Menschen, die aus eigenem Antrieb auf der Suche nach besseren Lebensperspektiven ihr Land verlassen (Migranten). Laut Artikel 1A der Genfer Flüchtlingskonvention ist ein Flüchtling eine Person, die "aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will." Ob eine solche Verfolgung vorliegt, wird in einem Asylverfahren festgestellt. Diese Verfahren unterscheiden sich von Land zu Land. Menschen, die einen Asylantrag gestellt haben, über den noch nicht entschieden wurde, werden als Asylsuchende bezeichnet. Der Wirkungsbereich der Genfer Flüchtlingskonvention ist allerdings umstritten. Die meisten großen Flüchtlingskrisen der vergangenen Jahre wurden durch Bürgerkriege ausgelöst. Der Wortlaut der Konvention bezieht sich jedoch nicht eindeutig auf Menschen, die vor kriegerischen Auseinandersetzungen fliehen oder Verfolgung durch nichtstaatliche Akteure wie Rebellen oder Milizen fürchten. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) vertritt die Position, dass nicht der Urheber der Verfolgung ausschlaggebend ist, sondern die Tatsache, dass eine Person internationalen Schutz benötigt, weil ihr eigener Staat diesen nicht mehr garantieren kann oder will. Diese Auffassung wird auch in der afrikanischen Flüchtlingskonvention und in der lateinamerikanischen Erklärung von Cartagena vertreten. Nach EU-weit geltendem Recht können Menschen aus Krisengebieten, die keine Aussicht auf Asyl oder Anerkennung als Flüchtling haben, unter "subsidiären Schutz" gestellt werden, wenn ihnen in ihrem Herkunftsland ein "ernsthafter Schaden" droht – also zum Beispiel die Verhängung oder Vollstreckung der Todesstrafe, Folter oder willkürliche Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen bewaffneten Konflikts. https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=4&sqi=2&ved=0ahUKEwi1s8m_5LbPAhUIBcAKHazZDR4QFghDMAM&url=https%3A%2F%2

Fwww.bmz.de%2Fde%2Fthemen%2FSonderinitiative-Fluchtursachen-bekaempfen-Fluechtlinge-reintegrieren%2Fhintergrund%2Fdefinition_fluechtling%2Findex.jsp&usg=AFQjCNF-

TB_Wz2KKX_HhgaYfI1ThkrdXIA&sig2=joMVBy1zUqZMJwIQRS6Ppg&bvm=bv.134495766,d.bGg&cad=rjt

��G loba l S t a t i s t i k en von UNHCR - Zah l en b i s Ende 2015 Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie heute. Ende 2015 waren 65,3 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Im Vergleich dazu waren es ein Jahr zuvor 59,5 Millionen Menschen, vor zehn Jahren 37,5 Millionen Menschen.

• Ende 2015 waren 65,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Dies ist die höchste Zahl, die jemals von UNHCR verzeichnet wurde.

• Wären alle Menschen auf der Flucht Bürgerinnen und Bürger eines einzigen Landes, wäre dies die 21.-größte Nation der Welt.

• 2015 flohen im Durchschnitt pro Tag 34.000 Menschen. • 50 Prozent der Flüchtlinge weltweit sind Kinder. • 2015 stellten 98.400 unbegleitet Flüchtlingskinder Asylanträge.

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LANDESTHEATERSCHWABEN• 2015 konnten nur 201.400 Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren.

• 9 von 10 Flüchtlingen (86%) leben in Entwicklungsländern. • Die Türkei ist das Land, das weltweit die meisten Flüchtlinge (2,5 Millionen – Ende 2015) aufgenommen hat.

D i e sechs g r öß ten He rkun f t s l ände r v on F l üch t l i ngen�Syrien - 4,9 Millionen Afghanistan - 2,7 Millionen Somalia - 1,12 Millionen Südsudan - 778.700 Sudan - 628.800 Demokratische Republik Kongo - 541.500 D i e sechs g r öß ten Au fnahme lände r v on F l üch t l i ngen Türkei - 2,5 Millionen Pakistan - 1,6 Millionen Libanon - 1,1 Millionen Iran - 979.400 Äthiopien - 736.100 Jordanien - 664.100 Lände r m i t den me i s t en B i nnenve r t r i ebenen Kolumbien - 6,9 Millionen Syrien - 6,6 Millionen Irak - 4,4 Millionen Sudan - 3,2 Millionen Jemen - 2,5 Nigeria - 2,2 Südsudan - 1,8 Millionen Demokratische Republik Kongo - 1,6 Millionen Afghanistan - 1,2 Somalia - 1,1 Pakistan - 1,1

https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/fluechtlinge/zahlen-fakten/wc/J102?gclid=Cj0KEQjwmri_BRCZpaHkuIH75_IBEiQAIG0rIX7mq5gKok-

USQqXeeCO_oEeBg_k_fRrfXb6NLUK5iUaAjsc8P8HAQ

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http://www.unhcr.de/service/zahlen-und-statistiken.html

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LANDESTHEATERSCHWABENMigranten

��Als Migranten werden Personen bezeichnet, die innerhalb eines Landes oder uber Landesgrenzen hinweg auswandern oder ausgewandert sind und damit ihren gewohnten Aufenthaltsort verlassen. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Rechtsstatus die Person hat, ob die Zu- bzw. Abwanderung freiwillig oder unfreiwillig geschieht, aus welchen Gru nden die Migration erfolgt oder wie lange sie dauert. Während der Begriff mitunter fur Menschen verwendet wird, die innerhalb eines Landes migrieren, verweist die Bezeichnung im UNICEF-Bericht (sofern nicht anders angegeben) ausschließlich auf internationale Migrantinnen und Migranten. Die Daten zu Migrantinnen und Migranten schließen Flu chtlinge als Teilmenge ein.

https://www.unicef.de/blob/121942/4e658f376138e4e8dea66717d1f854f2/unicef-global-report-uprooted-zusammenfassung-data.pdf

� Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge definiert Migration wie folgt: "Von Migration spricht man, wenn eine Person ihren Lebensmittelpunkt räumlich verlegt. Von internationaler Migration spricht man dann, wenn dies über Staatsgrenzen hinweg geschieht" .Im Rahmen dieses Dossiers verstehen wir "Migration" im Sinne der internationalen Migration. Die Migration innerhalb eines Landes ("Binnenmigration") berücksichtigen wir hier nicht. Ausgehend von der oben stehenden Definition von Migration mag es zunächst einfach erscheinen, nunmehr die Zielgruppe "Migranten" einzugrenzen. Eine operationalisierbare Definition von "Migranten" ist eine Grundvoraussetzung, um deren Gesundheitszustand zu erfassen und Veränderungen – beispielsweise durch gezielte gesundheitsbezogene Interventionen – messen zu können . In vielen – gerade amtlichen – Datensätzen erfolgt diese Eingrenzung mit Hilfe des Merkmals "Staatsangehörigkeit". Diese Art der Definition ist in mehrerlei Hinsicht unbefriedigend und ungenau Einige Beispiele zeigen dies: • Aussiedler und Spätaussiedler sind über eine nationale Grenze nach Deutschland gekommen, sie sind also migriert.

In aller Regel haben sie aber die deutsche Staatsangehörigkeit. Eine Definition nach Staatsangehörigkeit würde sie nicht als Migranten erfassen.

• Zunehmend mehr der in Deutschland lebenden Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit nehmen die deutsche Staatsangehörigkeit an. Von 1970 bis 2005 haben sich mehr als 1,5 Millionen Ausländer in Deutschland einbürgern lassen. Es sind demnach nicht alle Migranten ausländische Staatsangehörige. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund und deutscher Staatsangehörigkeit nimmt mit der Zeit weiter zu.

• Umgekehrt erlaubt eine ausländische Staatsangehörigkeit keine Aussage darüber, ob der Inhaber über eine nationale Grenze nach Deutschland migriert ist. Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit können auch Kinder oder Enkelkinder von ehemaligen Migranten sein, die in Deutschland geboren wurden und die ausländische Staatsangehörigkeit ihrer Eltern bzw. Großeltern behalten haben. Diese Kinder sind über keine nationale Grenze eingewandert und damit keine Migranten. Sie werden oft als "Migranten der zweiten bzw. dritten Generation" bezeichnet und in die Diskussion von Migration und Gesundheit einbezogen, um mögliche gesundheitliche Risiken aufgrund kultureller oder genetischer Einflüsse und die zeitliche Veränderung von Gesundheitsrisiken über die Generationen abbilden zu können.

In Deutschland galt von 1913 bis 2000 ein eingeschränktes Ius Sanguinis (lat. "Recht des Blutes") bei der Zuordnung der Staatsangehörigkeit. Danach war nach dem Abstammungsprinzip nur deutscher Staatsangehöriger, wer deutsche Vorfahren nachweisen konnte. Nur unter besonderen Voraussetzungen konnten Zuwanderer, die eine bestimmte Zeit in Deutschland gelebt hatten, die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen. Im Jahr 2000 wurde dieses alte Staatsangehörigkeitsgesetz um Elemente des Ius Soli (lat. "Recht des Bodens") erweitert. Dadurch erhalten in

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LANDESTHEATERSCHWABENDeutschland geborene Kinder automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn ein Elternteil seit mindestens acht

Jahren legal in Deutschland lebt. Durch diese Änderung ist es noch schwieriger geworden, Migranten anhand ihrer Staatsangehörigkeit zu identifizieren. In den letzten Jahren hat sich der Begriff "Menschen mit Migrationshintergrund" als Sammelbezeichnung für die heterogene Gruppe der Zuwanderer und ihrer Nachkommen eingebürgert. Auch das Statistische Bundesamt benutzt seit dem Mikrozensus 2005 eine solche Definition In Deutschland leben heute rund 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, das ist fast ein Fünftel der Bevölkerung. Angesichts der Heterogenität dieser Gruppe müssen ihre sozialen und gesundheitlichen Chancen und Probleme sehr differenziert betrachtet werden.

http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/57302/definition-von-migration?type=galerie&show=image&i=57305 Flucht und Migration von Kindern ��F luch t und M ig r a t i on haben e i n j unges Ges i ch t . Nach neuesten Schätzungen von UNICEF wachsen heute weltweit fast 50 Millionen Kinder in der Fremde auf. Mehr als die Hälfte von ihnen – rund 28 Millionen Mädchen und Jungen – sind aufgrund von Kriegen und anderen gefährlichen Situationen auf der Flucht. Darin eingerechnet sind schätzungsweise 17 Millionen Kinder und Jugendliche, die innerhalb ihres eigenen Landes vertrieben wurden. Je nach Situation gelten diese Mädchen und Jungen als Migranten, Flüchtlinge, Asylsuchende oder Binnenvertriebene – aber sie sind vor allem eins: Kinder. UNICEF hat vor den „Weltgipfeln zu Flucht und Migration“ bei den Vereinten Nationen am 19. und 20. September in dem globalen Report „Entwurzelt“ („Uprooted“)* alle aktuell verfügbaren Daten u ber geflüchtete oder migrierte Kinder zusammengetragen. UNICEF fordert die Regierungen auf, die elementaren Rechte dieser Kinder stärker zu beachten. Kinder auf der Flucht 31 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren leben außerhalb ihres Geburtslandes, einschließlich elf Millionen Flüchtlingskinder und Kinder, die um Asyl suchen. Weitere 17 Millionen Mädchen und Jungen sind vor Krieg und Gewalt innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht (Binnenvertriebene). Die Zahl der Flüchtlingskinder unter dem Mandat des Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Eins von 200 Kindern weltweit ist heute ein Flüchtlingskind. Fast die Hälfte aller Flüchtlingskinder (45 Prozent) kam 2015 aus nur zwei Ländern: Syrien und Afghanistan. Jeder zweite Flüchtling oder Vertriebene auf der Welt ist ein Kind oder Jugendlicher – das ist mehr, als ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht und deutlich mehr als in der Gruppe der Migranten. Die mit Abstand meisten geflüchteten Kinder und ihre Familien suchen in ihrer jeweiligen Heimatregion Schutz. Die zehn Länder, die die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben, liegen alle in Asien und Afrika. Obwohl die verfügbaren Statistiken nicht vollständig nach Alter differenziert sind, ist die Türkei wahrscheinlich das Land mit der weltweit größten Population von Flüchtlingskindern. Mädchen und Jungen sind von Flucht gleichermaßen betroffen, obwohl die Gefahren zum Beispiel durch Rekrutierung oder sexuelle Gewalt für sie unterschiedlich sein können. Internationale Migration von Kindern Seit 1990 ist der Anteil der Kinder (an der weltweiten Gesamtzahl der Kinder), die ihr Heimatland als Migranten verlassen, bei etwas über einem Prozent konstant. Wegen des Bevölkerungswachstums hat Migration von Kindern in absoluten Zahlen jedoch deutlich zugenommen. Eins von 70 Kindern auf der Welt lebt heute außerhalb seines Geburtslandes. Die meisten Migranten – Kinder ebenso wie Erwachsene – finden innerhalb ihrer eigenen Region ein neues Zuhause. Drei von fünf migrierten Kindern leben in Asien oder Afrika. Das Land, das die meisten

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LANDESTHEATERSCHWABENImmigrantenkinder beherbergt – 3,7 Millionen – sind die USA. Regionen: Flucht und Migration von Kindern in Afrika 86

Prozent der afrikanischen Flüchtlinge finden innerhalb des Kontinents Zuflucht. Rund die Hälfte der afrikanischen Flüchtlinge sind Kinder (fast drei Millionen von 5,4 Millionen), das ist mehr als ihr Anteil an der Bevölkerung. Auch unter den Migranten ist der Anteil der Kinder in Afrika mit rund einem Drittel sehr hoch. Insgesamt verlassen Kinder in Afrika jedoch vergleichsweise selten ihr Geburtsland (eins von 90 Kindern). Flucht und Migration von Kindern auf dem amerikanischen Kontinent Auf dem amerikanischen Kontinent leben 6,3 Millionen eingewanderte Kinder – das sind 21 Prozent aller minderjährigen Migranten weltweit. Vier von fünf Kindern sind in eins der drei Länder USA, Mexiko oder Kanada eingewandert. Jeder zehnte Migrant auf dem amerikanischen Kontinent ist ein Kind oder Jugendlicher, aber der Anteil ist je nach Region unterschiedlich hoch: Während in Nordamerika nur acht Prozent der Migranten minderjährig sind, sind es in Mittelamerika 43 Prozent. Es gibt eine wachsende Zahl von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen auf dem amerikanischen Kontinent, die allein auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. Sie sind besonders hohen Risiken ausgesetzt. Regionen: Flucht und Migration von Kindern in Asien Fast zwölf Millionen Kinder in Asien wachsen nicht in ihrem Heimatland auf. Das sind 39 Prozent aller migrierten Kinder weltweit – deutlich weniger, als es dem asiatischen Anteil der minderjährigen Bevölkerung von 56 Prozent (gemessen an der Gesamtzahl der Kinder weltweit) entspricht. Wegen der großen Gesamtbevölkerung hat Asien in absoluten Zahlen die größte Population von Migrantenkindern. Relativ gesehen migrieren jedoch vergleichsweise wenige asiatische Kinder: eins von 110 lebt außerhalb seines Geburtslandes. Saudi Arabien beherbergt die meisten migrierten Kinder in Asien – und steht an zweiter Stelle weltweit. Die Konflikte in Syrien und Afghanistan sind die Ursache fu r große Fluchtbewegungen innerhalb Asiens, insbesondere in Länder wie die Tu rkei, Jordanien, Libanon und Pakistan. Die funf Länder, die weltweit die meisten Flu chtlinge beherbergen, liegen alle in Asien. 3 Flucht und Migration von Kindern in Europa Ende 2015 hatten die Staaten Europas 1,8 Millionen Flüchtlinge aufgenommen (jeden neunten Flüchtling weltweit). Hinzu kommen rund eine Million Asylbewerber, über deren Aufenthalt noch nicht entschieden wurde. Die Zahl der Kinder, die Asyl in der EU oder im Schengenraum beantragt haben, hat sich zwischen 2014 und 2015 verdoppelt. In der ersten Jahreshälfte von 2016 kamen fast 70 Prozent der Kinder, die einen Asylantrag stellten, aus den Konfliktländern Syrien, Afghanistan und Irak. Regionen: Flucht und Migration von Kindern in Ozeanien Sechs Prozent aller Kinder in Ozeanien sind eingewandert (670.000 Kinder). Unter den Migranten in Ozeanien ist der Anteil der Kinder mit acht Prozent relativ gering. Es liegen keine genauen Daten darüber vor, wie viele der 48.000 Flüchtlinge in Ozeanien minderjährig sind. Berichten zufolge sind die Flüchtlingskinder jedoch großen Gefahren während ihrer Suche nach Schutz ausgeliefert

��Ge fah ren f ü r K i nde r au f de r F l uch t und i n de r F r emde Gewalt, Ausbeutung, Missbrauch und Menschenhandel Selbst wenn Familien und Kinder ihre Heimat geplant und freiwillig verlassen, sind die Kinder oft zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Diese verschärfen sich, wenn die Auswanderung erzwungen wird oder wenn Kinder allein unterwegs sind. Gewalt kann durch staatliches Handeln (z.B. bei der Bestimmung des Aufenthaltsrechts und durch Inhaftierung), die allgemeine Öffentlichkeit (durch fremdenfeindliche Übergriffe), den Arbeitgeber (z. B. durch Kinderarbeit), andere Kinder (Mobbing und Missbrauch in Schulen) oder innerhalb der Familie (in Form von häuslicher Gewalt) ausgeübt werden. Ein weiteres Problem für begleitete wie unbegleitete Kinder ist der Menschenschmuggel. Im Unterschied zum

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LANDESTHEATERSCHWABENMenschenhandel, der auf Zwang beruht, ist Menschenschmuggel eine kommerzielle Vereinbarung mit einem

Schmuggler, der bereit ist, gegen Bezahlung eine illegale Einreise in ein anderes Land zu arrangieren. Gefährliche Routen, die Abhängigkeit vom Schmuggler und brutale Behandlung sind die größten Gefahren für die Kinder. Flüchtlingskinder müssen oftmals auch arbeiten, um das Überleben ihrer Familie zu sichern. Viele Eltern verheiraten ihre Kinder, um sie zu schützen. Kinderarbeit und Kinderheiratenbedeuten schwere Belastungen. Trennung von der Familie Im Jahr 2015 haben fast 100.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche – zum überwiegenden Teil aus Afghanistan, Eritrea, Syrien und Somalia – Asylanträge in 78 Ländern eingereicht – dreimal so viele wie im Vorjahr. Diese Kinder und Jugendlichen sind besonders gefährdet. Inhaftierung Schätzungen zufolge sind weltweit in mehr als 100 Ländern Kinder aufgrund ihres Aufenthaltsstatus inhaftiert. Ihre exakte Zahl ist nicht bekannt. Kinder, die einer Abschiebehaft ausgesetzt sind, können sowohl physische als auch psychische Traumata erleiden, die sich nicht nur unmittelbar, sondern auch langfristig auf ihr gesamtes Leben auswirken. Gerichtsurteile in mehreren Ländern haben deutlich gemacht, dass migrationsbezogene Haft für Kinder nicht angemessen ist, auch nicht zur Abschreckung. Im Jahr 2012 erklärte der Ausschuss für Kinderrechte der Vereinten Nationen, dass „Kinder nicht aufgrund des eigenen Migrationsstatus oder dem ihrer Eltern kriminalisiert oder bestraft werden dürfen.“ UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die Regierungen aufgefordert „Alternativen zur Haft mit dem Ziel der Einwanderungskontrolle in Betracht zu ziehen und sich dazu zu verpflichten, Kinder niemals zu diesem Zweck zu inhaftieren." Abbruch der Schulbildung Weltweit geht nur die Hälfte aller geflüchteten Kinder in eine Grundschule und weniger als ein Viertel besucht die Sekundarstufe einer Schule. Im Vergleich zu anderen Kindern ist die Wahrscheinlichkeit, von Bildung ausgeschlossen zu sein, bei geflüchteten Kindern fünfmal so groß. Diese Zahlen erfassen jedoch nur einen Teil der Kinder, deren Ausbildung durch Vertreibung unterbrochen ist. So sind darin nicht die Kinder enthalten, die innerhalb ihrer Heimatländer vertrieben wurden und deshalb keine Schule besuchen können. Soziale Ausgrenzung und Diskriminierung Unabhängig davon, ob ihr neues Zuhause vorübergehend oder von Dauer ist, hängt die zukünftige Entwicklung der Kinder davon ab, ob sie sich akzeptiert fühlen. Die Forschung zeigt, dass geflüchtete Kinder häufig in der Schule Diskriminierung erleben, z.B. in Form von Beschimpfungen und Drohungen, ungleicher Behandlung und Ausgrenzung. Die Folgen können Misstrauen, Hoffnungslosigkeit, Verhaltensauffälligkeiten und eine negative Einstellung zur Schule und ihren eigenen Fähigkeiten sein. Aber auch außerhalb des Klassenzimmers gibt es häufig Diskriminierungen. Rechtliche Hürden, aber auch Fehlinformationen, Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit verhindern immer wieder, dass Flüchtlingskinder die gleichen Leistungen erhalten wie alle anderen Kinder. Wenn der Austausch zwischen Flüchtlingen und Migranten mit der Gemeinde, in der sie leben, nicht gewährleistet ist, fällt es schwer, die neue Sprache zu erlernen, die Kultur kennenzulernen und eine Berufsausbildung zu machen. Im schlimmsten Fall führt Fremdenfeindlichkeit zu körperlicher Gewalt. Staatenlosigkeit und ein ungeklärter Rechtsstatus Ohne Identitätsnachweis können Kindern wesentliche Dienstleistungen einschließlich der Gesundheitsversorgung oder der Zugang zu Bildung verwehrt werden. Im Falle von Staatenlosigkeit können diese Probleme von Generation zu Generation weitergegeben werden, denn Eltern ohne Identitätsnachweis erhalten diesen oft auch für ihre Kinder nicht. In den 20 Ländern mit der weltweit größten staatenlosen Bevölkerung werden jährlich etwa 70.000 neue staatenlose Kinder geboren. Kinder und Familien mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus sind häufiger Opfer von Zwangsarbeit und Ausbeutung.

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Verschwinden oder Tod Die Internationale Organisation für Migration (IOM) zählte für den Zeitraum 2014 bis Juli 2016 15.000 Fälle von verstorbenen oder vermissten Flüchtlingen und Migranten. Seit 2014 haben sich rund zwei Drittel aller registrierten Todesfälle von Migranten im Mittelmeer ereignet. Es wird geschätzt, dass ein Drittel der in der Ägäis ums Leben gekommenen Menschen Kinder sind.

https://www.unicef.de/blob/121942/4e658f376138e4e8dea66717d1f854f2/unicef-global-report-uprooted-zusammenfassung-data.pdf Asyl ��[griech.: Zufluchtsort] Allg.: Das Recht Verfolgter auf persönlichen Schutz und den Schutz vor Auslieferung. Spez.: Der humanitäre, völkerrechtlich anerkannte Grundsatz, politisch (und strittig: religiös) verfolgten Menschen Aufenthalts- und Schutzrechte zu gewähren, ist aufgrund der Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus in Art. 16 a Abs. 1 GG ursprünglich weit definiert worden: »Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.« Das Recht auf Asyl wurde zunächst über das Ausländerrecht, seit 1982 über das Asylverfahrensrecht gewährt. Die enorme Zunahme der Asylbewerber Ende der 1980er-/Anfang der 1990er-Jahre führte 1993 zu einer Änderung des GG: Art. 16 a behält zwar das individuelle Grundrecht auf Asyl bei, schränkt es aber insofern ein, als Asylsuchenden, die aus sog. sicheren Drittstaaten oder aus Ländern der EU einreisen, sowie Asylsuchenden, die aus sog. verfolgungsfreien Herkunftsländern, in denen nicht gegen die Menschenrechte verstoßen wird und keine politischen Verfolgungen stattfinden (kritisch z. B. die Türkei), das Asylrecht verweigert wird.

http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17105/asyl

��Wie v i e l e Asy l an t r äge we rden i n Deu t sch l and ges t e l l t ? Bei Asylverfahren wird seit 1995 zwischen Erst- und Folgeanträgen unterschieden: Beantragt ein Asylsuchender das erste Mal Asyl, liegt ein E r s t an t r ag vor. Wird ein Asylantrag zurückgenommen oder vom BAMF abgelehnt, hat der Asylsuchende die Möglichkeit, einen Fo l gean t r ag zu stellen. Ob ein Folgeverfahren aufgenommen wird, entscheidet das BAMF.

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LANDESTHEATERSCHWABENDie meisten Asylerstanträge wurden 2015 als auch im laufenden Jahr 2016 in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg

und Bayern gestellt. Diese drei Bundesländer müssen nach dem sogenannten »Königsteiner Schlüssel« die meisten Asylsuchenden aufnehmen. Der Königsteiner Schlüssel regelt die Verteilung der Asylbewerber auf die einzelnen Bundesländer.

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https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/flucht/218788/zahlen-zu-asyl-in-deutschland#Antraege

Integration

�� [lat.] 1) I. bezeichnet die Herstellung (oder Wiederherstellung) einer staatlichen, politischen oder wirtschaftlichen Einheit (z. B. Europäische I.). 2) I. ist eine politisch-soziologische Bezeichnung für die gesellschaftliche und politische Eingliederung von Personen oder Bevölkerungsgruppen, die sich bspw. durch ihre ethnische Zugehörigkeit, Religion, Sprache etc. unterscheiden. 3) Re-I. bezeichnet die Wiedereingliederung (z. B. krankheitsbedingt ausgeschiedener) ehemaliger Mitglieder einer gesellschaftlichen Gruppe, eines Unternehmens etc. (z. B. in den Arbeitsprozess).

http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17643/integration

��Integration ist ein langfristiger Prozess. Sein Ziel ist es, alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland leben in die Gesellschaft einzubeziehen. Zuwanderern soll eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe in allen

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LANDESTHEATERSCHWABENgesellschaftlichen Bereichen ermöglicht werden. Sie stehen dafür in der Pflicht, Deutsch zu lernen sowie die Verfassung

und die Gesetze zu kennen, zu respektieren und zu befolgen. https://www.bamf.de/DE/Service/Left/Glossary/_function/glossar.html?lv3=1504494&lv2=5831826

“Home” by Warsan Shire ��no one leaves home unless home is the mouth of a shark you only run for the border when you see the whole city running as well your neighbors running faster than you breath bloody in their throats the boy you went to school with who kissed you dizzy behind the old tin factory is holding a gun bigger than his body you only leave home when home won’t let you stay. no one leaves home unless home chases you fire under feet hot blood in your belly it’s not something you ever thought of doing until the blade burnt threats into your neck and even then you carried the anthem under your breath only tearing up your passport in an airport toilets sobbing as each mouthful of paper made it clear that you wouldn’t be going back. you have to understand, that no one puts their children in a boat unless the water is safer than the land no one burns their palms under trains beneath carriages no one spends days and nights in the stomach of a truck feeding on newspaper unless the miles travelled means something more than journey. no one crawls under fences

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LANDESTHEATERSCHWABENno one wants to be beaten

pitied no one chooses refugee camps or strip searches where your body is left aching or prison, because prison is safer than a city of fire and one prison guard in the night is better than a truckload of men who look like your father no one could take it no one could stomach it no one skin would be tough enough the go home blacks refugees dirty immigrants asylum seekers sucking our country dry niggers with their hands out they smell strange savage messed up their country and now they want to mess ours up how do the words the dirty looks roll off your backs maybe because the blow is softer than a limb torn off or the words are more tender than fourteen men between your legs or the insults are easier to swallow than rubble than bone than your child body in pieces. i want to go home, but home is the mouth of a shark

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LANDESTHEATERSCHWABENhome is the barrel of the gun

and no one would leave home unless home chased you to the shore unless home told you to quicken your legs leave your clothes behind crawl through the desert wade through the oceans drown save be hunger beg forget pride your survival is more important no one leaves home until home is a sweaty voice in your ear saying- leave, run away from me now i dont know what i’ve become but i know that anywhere is safer than here

� Keiner verlässt seine Heimat es sei denn sein Heim ist der Schlund eines Hais du rennst nur zur Grenze wenn auch die ganze Stadt mit rennt� deine Nachbarn rennen schneller als du der Atem blutig im Hals der Junge mit dem du zur Schule gingst der dich schwindelig küsste hinter der alten Blechfabrik hält ein Gewehr größer als er du verlässt nur die Heimat wenn deine Heimat dich nicht bleiben lässt keiner verlässt seine Heimat wenn sie ihn nicht verjagt Feuer unter den Füssen heißes Blut im Bauch du hast noch nie daran gedacht bis dir die Klinge Drohungen brennt in den Hals

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LANDESTHEATERSCHWABENsogar dann trägst du die Hymne

unhörbar im Atem zerreißt nur deinen Pass in der Flughafentoilette schluchzend bei jedem Mundvoll Papier das dir klar macht du kannst nicht zurück du musst verstehen dass keiner seine Kinder lädt in ein Boot wenn das Wasser nicht sicherer ist als das Land keiner verbrennt seine Hände unter einem Zug unter einem Wagen keiner verbringt Tage und Nächte im LKW-Bauch ernährt sich von Zeitungspapier wenn nicht die gefahrenen Meilen mehr bedeuten als nur eine Reise keiner kriecht unter Zäunen keiner will geschlagen bemitleidet werden keiner wählt Flüchtlingslager Körpervisiten die den Körper wund hinterlassen ein Gefängnis weil das Gefängnis sicherer ist als eine brennende Stadt und ein Nachtwächter besser als eine Wagenladung Männer die aussehen wie dein Vater keiner könnte es ertragen keiner verdauen keine Haut wär zäh genug die geht nach Hause ihr Schwarzen Flüchtlinge dreckigen Einwanderer Asylanten die unsere Stadt leersaugen Nigger mit ausgestreckten Händen die komisch riechen Wilde haben ihr Land versaut jetzt wollen sie unseres versauen

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LANDESTHEATERSCHWABENwie rollen die Worte

die bösen Blicke euch den Rücken hinunter vielleicht weil der Schlag sanfter ist als ein abgerissener Arm oder die Worte zärtlicher als vierzehn Männer zwischen den Beinen oder die Kränkungen leichter zu schlucken als Trümmer als Knochen als der Körper deines Kindes in Stücken ich will nach Hause aber zuhause ist im Mund eines Hais zuhause ist der Lauf eines Gewehrs und keiner ging aus der Heimat weg wenn die Heimat ihn nicht verjagte zum Strand wenn die Heimat dir nicht sagte aktiviere deine Beine lass die Sachen zurück kriech durch die Wüste wate durchs Meer versaufe rette sei Hunger bettle vergiss den Stolz Überleben ist wichtiger keiner verlässt die Heimat bis die Heimat ein schwitzendes Wort ist im Ohr das dir sagt geh renn jetzt von mir fort ich weiß nicht was ich geworden bin ich weiß aber dass es überall sicherer ist als hier. (Warsan Shire, Übersetzung: Anka Schneider)

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LANDESTHEATERSCHWABENLieder die in der Inszenierung Verwendung finden

( v on Ch r i s t i n a Gegenbaue r )

� Aus jenen grünen Büschen Sah unser Dorf heraus, Da lag in Fried' und Segen So manch Gehöft und Haus.

(Sandro steigt mit ein. Start der Flucht. Lied wird 1 x gesungen, 2 x gesummt, 1 x mit Inbrunst vorgetragen und schließlich einmal jazzig, mit Echo, mit Sprechgesang, wie eine Jamsession.)

Des wilden Feindes Beute Ward unser Hab und Gut; Und was er uns gelassen, Verzehrte Feuersglut.

Jetzt irren wir wie Bettler Und heimatlos umher, Als ob auf dieser Erde Kein Glück noch Friede wär'.

Der du den Kranken pflegest Und Brot dem Armen gibst, Der du den Müden bettest Und den Verstoßnen liebst. -

0 laß uns bald vollenden Den kummervollen Lauf! Nimm bald in deine Heimat Die Heimatlosen auf!

� Fern aus der Heimat Land Bin ich hieher verbannt - Schmerzt mich so sehr. Fremd ist mir alles hier, Alles so seltsam mir, Traurig und leer.

Als ich daheim noch war, Hatt' ich das ganze Jahr Sommer zumal; Kannte nicht kalte Zeit,

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LANDESTHEATERSCHWABENStubenluft, Winterleid,

Sorgen und Qual.

Und in Verbannung noch Grün' ich und blüh' ich doch So wie vorher; 's ist oft im Winter hier Als ob es Frühling mir Immer noch wär'.

Denk' ich, o Heimat, dein, Kenn' ich nicht Gram und Pein, Kenn' ich nicht Schmerz. Träum' ich von dir die Nacht, Ist mir als Blüt' erwacht Morgens das Herz.

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LANDESTHEATERSCHWABENAnregungen für die Vor- und Nachbereitung mit

Schülern I n s zen i e rung Die Inszenierungen von Christina Gegenbauer versteht sich als ein Prozesse, der die Zuschauer in das Gedankenexperiment - „wie wäre es, wenn hier Krieg herrschte“ - hineinzieht. Die Zuschauer können nicht in die passive Haltung des reinen Rezipienten fallen, da sie immer mitten drin im Geschehen sind. Das Stück spielt an verschiedenen Orten im ganzen Haus, wohin der Zuschauer jeweils mit geht und somit ähnlich wie ein Mensch auf der Flucht in ständiger Bewegung ist. Die Stationen stehen stellvertretend für signifikante Ab- und Einschnitte einer Kriegs- und Fluchterfahrung. Krieg und Zerstörung, Flucht, Aufnahmelager und Integration in einem fremden Land. Der aus der Ich-Perspektive erzählte Prosatext wird von zwei Schauspielern gespielt. Wobei sie abwechselnd die Perspektive des Erzählers und die Darstellung der anderen Figuren, die mit dem Erzähler in Kontakt stehen, übernehmen. Dabei schwankt das Spiel der Darsteller zwischen Ansprache und Interaktion mit dem Publikum und szenischer Erzählung der Ereignisse. F r agen ���Kennt ihr das Buch?

Was ist der unterschied zwischen Stück und Buch? Wie ging es euch dabei, die Erzählung nun als Theaterstück zu sehen?

�� War es für euch schlüssig, dass das Stück von zwei Schauspielern gespielt wurde? Welche unterschiedlichen Rollen übernahmen die Schauspieler? Wie gingen die Schauspieler mit dem Publikum um? Und wie ging es euch damit?

� Wie waren für euch die Wechsel zwischen „Spielen“, „Erzählen“ und „Ansprache an das Publikum“ � In welchen Räume fand das Stück statt? Welche Atmosphäre entstand durch die Räume? Für welche Stationen einer Flucht standen die Räume? Könnt ihr erklären, warum sich die Regisseurin entschieden hat, es so zu machen? �� Ist euch ein Moment besonders in Erinnerung geblieben? Welcher und warum? Sp i e l e und Übungen ��Ge f l ü s t e r t Wählen Sie einige Textstellen (kurze Sinnabschnitte) aus dem Gedicht „Home“ aus. Notieren Sie diese auf kleinen Blättern. Am besten Stellen auf Deutsch und Stellen auf Englisch. (Es sollte nachher jeder der Klasse ein Blatt haben). Jeder Schüler bekommt eine Textstelle. Die Hälfte der Klasse setzt sich nun auf Stühle, die im Raum verteilt stehen und schließt die Augen. Die andere Hälfte geht umher und flüstert den Sitzenden die Stelle, die auf ihrem Zettel steht, ins Ohr, so lange bis der Spielleiter unterbricht. Nun wird durchgewechselt. Sprechen Sie mit den Schülern nah der Übung darüber, welche Erfahrungen sie währenddessen gemacht haben. Gab es bestimmte Sätze, die ihnen besonders nahe gegangen sind oder gab es Momente die unheimlich waren? Was blieb besonders im Gedächtnis?

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E rgänzung K r i egsb i l de r Bilden Sie anschließend (4er-)Gruppen. Die Gruppen sollen nun ihre Zettel anschauen und einen Abschnitt wählen. Für den Inhalt der da steht, sollen die Schüler Standbilder entwickeln. Die Gruppen stellen sich nun gegenseitig die Bilder wie folgt:

1. Eine Gruppe zeigt ihr Bild der restliche Klasse. 2. Andere aus der Klasse nehmen die Positionen im Bild ein, so dass die „Erbauer“ sich ihr Bild auch anschauen

können. 3. Der Spielleiter geht dann zum Bild und berührt nach und nach die Personen. Wenn sie berührt werden, sollen

sie aus der Position heraus einen Satz sagen (Das soll keine Erklärung sein, was das Bild darstellen soll, sondern ein Satz aus der Ich-Perspektive aus dem Bild heraus, spontan und assoziativ.)

4. Die ganze Klasse bespricht, was der „Grundtext“ sein könnte. Was das Bild darstellen soll. 5. Auflösung durch die Gruppe, die das Bild gebaut hat.

��Was nehme i ch m i t Teilen Sie einen „neutralen“ Gegenstand an alle aus (beispielsweise ein Tuch). Jeder soll sich mit dem Gegenstand eine Ort im Raum suchen. Sie Schüler sollen sich vorstellen, sie müssten fliehen und es würde nur einen Sache/Erinnerung geben, die sie mitnehmen dürften. Was wäre das? Der „neutrale Gegenstand“ wir im weiteren Verlauf zu dieser Sache. Nun sollen sie mit dem Gegenstand so umgehen, als wäre das diese Sache. Ist es ein Kuscheltier knuddelt man es. Eine Muschel aus einem Urlaub, hält man ans Ohr, usw.. Jeder soll sich während der Beschäftigung überlegen, wo her er die Sache hat, von wem, welche Geschichte dahinter steckt, ... E rwe i t e rung Es bilden sich Gruppen und man tauscht sich aus über die Dinge, die man mitnehmen würde. Aus der Gruppe wird eines Ausgewählt und gemeinsam versucht man de Geschichte dessen in einer Szene zu erzählen, die dann in der Klasse gezeigt wird. ��Ke in P l a t z – E i n Expe r imen t Markieren Sie mit z.B. Klebeband eine Fläche im Raum. Die Fläche muss so groß sein, dass eigentlich nicht alle Schüler sich auf diese Fläche legen können. Jeder Schüler bekommt nun einen Zettel. Auf vielen steht nichts, die Schüler habe für die folgende Übung keine weitere Aufgabe. Auf einigen stehen Tätigkeiten oder „Macken“, die auf kleinem Raum mit vielen Menschen sehr störend sein können (bsp.: Husten, sich ständig umdrehen, Schluckauf, Nasehochziehen). Die Schüler mit dem Tick erhalten außerdem auf dem Zettel den Auftrag während der Übung nach einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten Abstand genau das zu machen, was der Zettel vorgibt und egal was im folgenden passiert, nicht zu verraten, dass sie diesen Auftrag haben. Alle Schüler sollen sich nun auf die Fläche legen. Das alleine wird schwierig, die Fläche soll wirklich so klein sein, dass sich die Schüler teils „aufeinander“ legen müssen. Geben Sie die Idee rein, dass sie alle in einem Flüchtlingslager sind, wo sie nun Monate verbringen müssen oder auf einem Schlepper-Boot, auf dem Wasser. (Je nach Alter und was die Schüler nach Ihrem ermessen aushalten). Sie sollen nun still sein, versuchen zu schlafen.

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LANDESTHEATERSCHWABENAls Spielleiter müssen Sie nun sehen was passiert und flexibel reagieren. Brechen Konflikte aus, lassen Sie die Schüler

diese bis zu einem gewissen Punkt ausagieren. Geht es zu weit oder bleiben die Schüler nicht im „Experiment“, müssen Sie sie wieder zur Konzentration zurückführe. Sprechen Sie im Anschluss mit den Schülern über die Erfahrungen während der Übung. Was fiel schwer und warum? Was hat genervt? Entstanden Konflikte, wenn ja wodurch? Va r i an t e : To t Beginn Sie wie zuvor. In diesem Fall müssen zwei bis drei die Aufgabe bekommen, sich zu drehen. Die Schüler liegen auf der Fläche. Jeder, der auch nur ein kleines Stückchen über die Markierung kommt, ist ausgeschieden und damit tot. Der Platz, den die Schüler zur Verfügung haben, wird mit jedem der ausscheidet kleiner. ��Ve r f o l gung Teilen Sie die Klasse in zwei Gruppen auf. Eine Hälft ist im weiteren Verlauf die verfolgte Gruppe, die andere Hälft die Verfolger. Die Schüler sollen sich nun quer durch den Raum bewegen. Zunächst soll jede für sich während des Gehens die Idee vertiefen, wie sich jemand bewegt der der entsprechenden Gruppe angehört. Wo der Blick hingeht, wie die Arm und Schulterhaltung ist, wie man auftritt usw.. Wenn jeder seine Bewegung gefunden hat, geht man dazu über, dass man die anderen im Raum wahrnimmt. Wie geschieht das aus der Position heraus? Welche Empfindung steckt dahin? Im letzte Schritt sucht sich jeder der Verfolger (ohne Absprache) eine bestimmte Person aus, die man im weiteren Lauf durch den Raum verfolgt. ACHTUNG: Verfolgen heißt nicht, demjenigen so Nahe wie möglich zu kommen. Sprechen Sie danach darüber, wie es gelang, ohne Absprache die Verfolgten zu erkennen und ob jeder seinen Verfolger identifizieren konnte. Außerdem, wie sich die beiden Positionen für den einzelnen angefühlt haben. ��I ch gehe , we i l . . . Die Schüler stellen sich im Kreis oder in einer Reihe auf. Einer beginnt damit den Satz, „Ich gehe, weil...“ zu vervollständigen. Immer der Nebenmann soll nun ohne nachzudenken, direkt anschließen. Es müssen nicht immer große/globale Gründe sein. Sprechen Sie im Anschluss darüber. Was war schwer, was einfach? Konnte man Gründe finden? Welche Gründe wurden genannt? Kann wirklich verstehen, warum jemand aus seinem Land flieht, was alles passieren muss? ��Woh in wü rdes t du gehen? Die Schüler sollen sich einen Platz im Raum suchen. Sie sollen sich vorstellen, sie müssen ihre Heimat verlassen und überlegen wohin sie gehen würden. Dann sollen sie notieren:

1. Was würden sie hier zurücklassen. 2. Was wissen sie über das andere. 3. Warum würden sie sich für das Land entscheiden.