Theatrium ausgabe02 2015

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AUSGABE 02.2015 LEITTHEMA THEATERWELTEN INTERNATIONALE THEATERBEGEGNUNG * INTERNATIONALE THEATERKULTUREN HERAUSGEBER THÜRINGER THEATERVERBAND ZEITSCHRIFT DER FREIEN THEATERSZENE THÜRINGEN WEITERE THEMEN: INTERVIEW MIT MINISTER BENJAMIN HOFF /// DIE SCHOTTE ERFURT /// PAPAGENO AWARD 2015 /// SCHWARZWEISSFIGURENTHEATER /// THEATER-SPIEL-LADEN RUDOLSTADT /// NATURTHEATER BAUERBACH

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Zeitschrift der Freien Theaterszene Thüringen /// Leitthema "Theaterwelten"

Transcript of Theatrium ausgabe02 2015

AUSGABE 02.2015

LEITTHEMA

THEATERWELTENINTERNATIONALE THEATERBEGEGNUNG * INTERNATIONALE THEATERKULTUREN

HERAUSGEBER

THÜRINGERTHEATERVERBAND

ZEITSCHRIFT

DER FREIEN THEATERSZENE THÜRINGEN

WEITERE THEMEN:INTERVIEW MIT MINISTER BENJAMIN HOFF /// DIE SCHOTTE ERFURT ///

PAPAGENO AWARD 2015 /// SCHWARZWEISSFIGURENTHEATER/// THEATER-SPIEL-LADEN RUDOLSTADT /// NATURTHEATER BAUERBACH

„Theatre affects the world.“ Theater

berührt die Welt. Theater kann die Welt

verzaubern. Manchmal kann das Thea-

ter die Welt auch ein wenig verändern.

Seit 1994 führt der Bund Deutscher

Amateurtheater mit seinen Thüringer

Partnern nationale und internationale

Theaterfestivals in Rudolstadt durch.

Die Stadt hat sich weit über die regio-

nalen Grenzen hinaus den Ruf einer

Festivalstadt erworben.

Im Zuge der Globalisierung scheint

die Welt zwar kleiner geworden zu sein,

aber häufig verengt sich unser Blick zu

sehr auf Europa und die kulturellen

Traditionen des Westens. Dies gilt auch

für das Theater! Deshalb wollen wir mit

„Theaterwelten“ sowohl in die ver-

traute, uns bekannte Welt, als auch in

fremde Welten eintauchen. „Theater-

welten“ soll als ständiges internationa-

les Festival in Rudolstadt verankert

und biennal durchgeführt werden. Ab

2017 werden parallel zu den stattfin-

denden Workshops Theatergruppen

aus allen sechs Weltregionen ihre In-

szenierungen vorstellen. Das Festival

soll stabile Brücken in die globale Ama-

teurtheaterlandschaft bauen. Ergän-

zend dazu werden konkrete Partner-

schaften zwischen Gruppen und Fach-

kräften implementiert und der kultur-

politische Dialog wird fortgeführt. In

diesem Jahr wird Afrika ein Schwer-

punkt der künstlerisch-ästhetischen

sowie der strukturellen Debatte sein,

und wir freuen uns sehr auf den Dialog

mit den Vertretern des Kontinents!

Unser Dank gilt allen Förderern, die

uns finanziell unterstützen, ganz be-

sonders dem Auswärtigen Amt, der

Beauftragten der Bundesregierung für

Kultur und Medien und dem Land

Thüringen. Mit ihrer großzügigen För-

derung ermöglichen Sie dieses Projekt.

Wir danken ebenso dem Thüringer

Theaterverband, der Stadt und dem

Theater Rudolstadt für ihre Gast-

freundschaft, dem Organisationsteam

und den freiwilligen Helferinnen und

Helfern.

Wir wünschen den Teilnehmern und

Gästen unvergessliche Workshops,

inspirierende Aufführungen, nachhal-

tige Begegnungen und viel Vergnügen

in Rudolstadt.

Norbert Radermacher

Präsident

Bund Deutscher Amateurtheater

Frank Grünert

Vorsitzender

Thüringer Theaterverband

02 24

Seit Jahresbeginn plante ich mei-

nen Besuch in Rudolstadt und die

Durchführung eines Theater-Work-

shops, der auf meiner Philosophie

„Theater der niedrigen Kosten“ basiert.

Letztere entwickelte ich im Laufe mei-

ner dreißigjährigen Theaterpraxis, wo-

bei ich mit geringem oder manchmal

gänzlich fehlendem finanziellen Budget

inszenierte.

Jedoch wurde Nepal im Mai von ei-

nem schweren Erdbeben getroffen, das

zahllose Menschenleben forderte und

Millionen zu Obdachlosen und Waisen

werden ließ. Das Sarwanam-Theater,

wo ich als Regisseur und Künstleri-

scher Leiter tätig bin, blieb glücklicher-

weise verschont, allerdings wurden ei-

nige unserer Künstler obdachlos.

Während die gesamte Nation Tag

und Nacht daran arbeitet, den Überle-

benden des Erdbebens zu helfen, ist es

gleichsam überwältigend zu sehen, wie

die ganze Welt sich zusammenschließt,

um uns in unserer schlimmsten Krise

zur Seite zu stehen.

Die Nachbeben dauern noch immer

an. Nepal, an sich von Land umrahmt,

wird - bedingt durch das Beben - von

Überflutungen und Erdrutschen heim-

gesucht. Daher hat unser Land auch

jetzt noch täglich mit Katastrophen zu

rechnen. Doch wir hoffen, dass sich die

Lage bald bessert. Und mit dieser

Hoffnung streben wir Nepalesen jeden

Tag danach, der größten Katastrophe

unseres Lebens mit vereinten Kräften

entgegen zu treten.

Ich bedaure es sehr, kein Teil des

Festivals sein zu können, aber ich bin

sicher, dass die nahe Zukunft derartige

Möglichkeiten bringen wird. Bis dahin

werde ich hart am Wiederaufbau

meines Landes arbeiten.

Ashesh Malla

... STATT EINES EDITORIALS.

Ashesh Malla[Leiter des Sarwanam-Theater

in Kathmandu / Nepal]Grußwort

STATT EINES EDITORIALS.

THEATERWELTEN.

MY THEATRE JOURNEY.

IM KURZPORTRAIT.

THEATERARBEIT IN BENIN.

IM KURZPORTRAIT.

IM INTERVIEW.

PAPAGENO AWARD 2015.

IM KURZPORTRAIT.

THEATRE IN AOTEAROA/NEW ZEALAND.

CREATIVE PROCEDURES.

IM KURZPORTRAIT.

IM BILD.

THEATRE AFFECTS THE WORLD

DIE WELT DES THEATERS ... GASTAUTOR NORBERT RADERMACHER

A THEATRE WORLD IN NEPALGASTAUTOR ASHESH MALLA

DIE SCHOTTE ERFURT

KUNST ALS TRANSPORTMITTEL ...GASTAUTOR CHRISTEL GBAGUIDI

NATURTHEATER BAUERBACH

MINISTER BENJAMIN-IMMANUEL HOFF

TOHUWABOHU MEININGEN

SCHWARZWEISSFIGURENTHEATER

GASTAUTORIN BRONWYN TWEDDLE

GASTAUTORINNEN SANDRA MONTEAGUDO & JORGELINA BALSA

THEATER-SPIEL-LADEN RUDOLSTADT

INSZENIERUNGSKALEIDOSKOP

THEATERWELTEN

AUSGABE 02.2015

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER:

REDAKTION: Mathias BaierJuliane MeinholdFrank Grünert und Gastautoren

SATZ /LAYOUT:Florian Hohmann

TITELFOTO:Joachim Dette(Kohlhaas - Theaterhaus Jena)

AUFLAGE: 2000

GESCHÄFTSSTELLETHÜRINGER THEATERVERBAND

VORSITZENDER:Frank Grünert

GESCHÄFTSFÜHRER:Mathias Baier

FSJ KULTUR:Juliane Meinhold

ANSCHRIFT:Thüringer TheaterverbandStadthaus / Platz der OdF 107407 Rudolstadt

Telefon 03672/412072Telefax 03672/414958info@thueringer-theaterverband.dewww.thueringer-theaterverband.de

SPRECHZEITEN:Mo. bis Fr. von 9 bis 13 Uhr

FÖRDERUNGThüringer StaatskanzleiAbteilung Kultur und Kunst

THÜRINGERTHEATERVERBANDMitglied im Bund Deutscher AmateurtheaterMitglied im Bundesverband Freie TheaterMitglied im Kulturrat Thüringen

INHALT

DIE WELT DES THEATERS

IN RUDOLSTADT

Internationale Theaterfestivals in

Rudolstadt haben eine lange Tradition.

Bereits vor 20 Jahren wurde vom Bund

Deutscher Amateurtheater (BDAT) in

der Zusammenarbeit mit dem damali-

gen ThüringerAmateurTheaterverband

(TAT) in Rudolstadt ein erstes inter-

nationales Theatertreffen veranstaltet.

Vom 4. - 7. Mai 1995 trafen sich unter

der Heidecksburg Theaterensembles

aus Belgien, Frankreich, Polen, der Slo-

wakischen Republik, Bulgarien, der

Niederlande, Litauen und Deutschland

zu den Europäischen Amateurtheater-

tagen.

Sowohl die Akteure als auch die Zu-

schauer und Organisatoren waren sich

nach dieser ersten Veranstaltung einig,

mit Rudolstadt einen perfekten Stand-

ort für internationale Begegnungen

gefunden zu haben. Rudolstadt hat

eine große literatur-historische Ver-

gangenheit und ist ein bekannter

Festivalort für internationale Folk- und

Weltmusik. Der Stadtkern verfügt über

eine Vielzahl historischer Architektur-

denkmäler und schöner Plätze, die auf

kurzen Wegen miteinander verbunden

sind, vor allem aber über ein profes-

sionell ausgestattetes Theater, das dem

Amateurtheater offen gegenübersteht

und somit ideale Bedingungen für

(Amateur-)Theaterensembles bietet.

Mit dem Festival 1995 wurde ein neuer

Standort für internationale Theatertage

begründet, der sich neben bereits be-

stehenden Festivals in Deutschland

und Europa rasch durchsetzen konnte.

Dabei waren künstlerische, politische

und gesellschaftliche Grenzüberschrei-

tungen immer wieder Bestandteil der

Festivalkonzeption. Dies zeigte sich

beispielsweise bei der Begegnung einer

israelischen mit einer iranischen

Theatergruppe 2010 in Rudolstadt auf

dem Höhepunkt der politischen Span-

nung zwischen beiden Staaten.

„Es hat mich sehr berührt, hier die

iranische Gruppe zu treffen und unab-

hängig von politischen oder religiösen

Unterschieden gemeinsam in Rudol-

stadt Theater zu spielen“, sagte Yoram

Loewenstein, der Gründer des Perfor-

ming Arts Studio in Tel Aviv / Israel bei

der Abschlussveranstaltung des Thea-

terfestivals „Junges Theater Europa“

auf der Bühne des Theaters. Damit

brachte der Schauspieldirektor auf den

Punkt, was diese Theaterbegegnung

auch nach Aussage des Festivalleiters

Frank Grünert kennzeichnete. Neben

der Vielfalt der Darstellungsformen, die

ein breites Spannungsfeld der inter-

nationalen Amateurtheaterszene wi-

derspiegelten, standen für ihn vor

allem der fachliche Austausch und der

interkulturelle Dialog im Vordergrund.

Die Gäste aus Israel und dem Iran be-

reicherten die Theaterbegegnung, die

zu einer künstlerisch und auch

menschlich spannenden „Europä-

ischen Grenzüberschreitung“ wurde

(vgl. Spiel&Bühne 4/2010, S. 27).

Stand 1995 noch die Förderung des

europäischen Gedankens im Mittel-

punkt, so entwickelten sich die inter-

nationalen Begegnungen stetig weiter

und die aktuelle Projektidee des BDAT

und des Thüringer Theaterverbandes

wird viel globaler formuliert: die ganze

Welt zu Gast in Rudolstadt! Theater-

experten aus allen Kontinenten geben

einen praktischen Einblick in die Er-

zählformen, Methoden und Spieltech-

niken ihrer Länder, Regionen und Kul-

turen. Diese konzeptionelle Ausrich-

tung ist allerdings nur möglich, weil der

BDAT aktiv in ein globales Netzwerk

von theatralen Strukturen und Thea-

terschaffenden eingebunden ist.

„Theaterwelten“ zaubert man nicht aus 04 24

von Norbert Radermacher

Norbert RadermacherPräsident des Bundes Deutscher Amateurtheater (BDAT)

Foto: BDAT

THEATERWELTEN

dem Hut, es ist das Ergebnis jahre-

langer Netzwerkarbeit und Recherche.

Als internationaler Theaterverband

setzt sich der BDAT intensiv für den

interkulturellen Fachaustausch ein

und öffnet mit Unterstützung des Aus-

wärtigen Amtes die Türen für Gast-

spielreisen und zahlreiche interna-

tionale Projekte. Dieses für unseren

Verband große und wichtige Arbeitsfeld

muss professionell bedient und konti-

nuierlich gepflegt werden. Es reicht von

bilateralen Austauschmaßnahmen mit

unseren Nachbarländern bis zur Teil-

nahme an Welttheaterfesten und

großen internationalen Kongressen.

Auch wenn die vielen Bühnen unseres

Landes ganz wesentlich in ihrer lokalen

Situation beheimatet und verankert

sind und die Bedeutung dieser ört-

lichen Bindung nicht hoch genug ein-

geschätzt werden kann, so muss sich

ein Bundesverband auch um die inter-

nationalen und weltumspannenden

Kontakte bemühen, ohne die ein fach-

lich qualifiziertes Begegnungspro-

gramm auf internationaler Ebene erst

gar nicht möglich wäre. Internationale

Festivals sind nicht nur herausragende

Events für einige wenige Tage, sondern

sie sind Impulsgeber und Ausgangs-

punkt vieler weiterreichender Maßnah-

men.

Wäre ich beispielsweise 1984 nicht

mit meiner Theatergruppe auf einem

kleinen internationalen Festival des

BDAT in Kehl am Rhein gewesen, hätte

ich wahrscheinlich auch nicht 1985

das Welttheaterfestival der AITA/IATA

(International Amateur Theatre Asso-

ciation) in Monaco besucht. Dann wür-

de es in der Folge voraussichtlich nicht

das Welt-Kindertheater-Fest 1990 in

Lingen geben, aus dem wiederum kon-

zeptionell das 1. Deutsche Kinder-

theaterfest 2004 in Rudolstadt hervor-

gegangen ist - mit einer internationalen

Beteiligung von Gruppen aus Burkina

Faso und Russland im Jahr 2012.

So schließt sich mit „Theaterwelten

2015“ in Rudolstadt gewissermaßen

ein Kreis, der aber immer offen sein

muss für neue Ideen, innovative thea-

trale Konzepte und vor allem offen für

Menschen aus anderen Nationen und

Kulturen.

„Theaterwelten“ in Rudolstadt

steht exemplarisch für neue Formate

im Amateurtheater, aber auch für eine

gastfreundliche und offene Gesell-

schaft, in der alle Menschen willkom-

men sind, gleich welcher Herkunft und

Religion.

ZUR PERSON

Norbert Radermacher, geb. am. 27.5.

1946, studierte Germanistik, Philoso-

phie, Kunstwissenschaft und Kunstpä-

dagogik. Zwischen 1980 - 2006 war er

Leiter des Theaterpädagogischen Zen-

trums der Emsländischen Landschaft.

Seit 2000 ist er Präsident des Bundes

Deutscher Amateurtheater e. V.. Seit

2008 ist er Initiator (und seit 2012

Präsident) der Kinderhilfsorganisation

„Arts by Children - Voices for a better

world“.

Letzte Publikation: „Theater mit allen,

Konzepte - Methoden - Praxisbeispiele“

Children of the HeartPerforming Arts Studio / Tel AvivFestival Junges Theater 2010 in RudolstadtFoto: Jörg Sobeck

05 24

„THEATERWELTEN“ ... STEHT EXEMPLARISCH FÜR NEUE FORMATE IM AMATEURTHEATER, ABER AUCH FÜR

EINE GASTFREUNDLICHE UND OFFENE GESELLSCHAFT, IN DER ALLE MENSCHEN WILLKOMMEN SIND, ...

Better known as the land of the

Himalayas and Buddha's birthplace,

Nepal, a small country located in the

Southeast Asian Region, is where I was

born, sixty-one years ago. Although

being sandwiched by two mammoth

economies like India and China, Nepal

possesses a rich and a diversified port-

folio of scenic and cultural resources.

My hometown, Dhankuta, a small

village situated in the eastern part of

the country, is in itself an abundant

place of folk and cultural heritage.

Having the opportunity to grow up in

such an artistically and culturally rich

place was a real blessing for me. My

entire childhood was spent amidst folk

traditions including cultural plays,

local music and folk dances. Apparent-

ly, out of these traditional activities, the

folk plays and theatre performances

that we used to take part in, lured me

the most. Hence, my earliest memory of

theatre and plays also happens to come

out of the folk plays that I used to take

part in, while I was in my village. As

time passed by, we, the young people in

the village, started to stage plays in our

school's small room. In complete

absence of electricity, our plays were

shown to people under the light emitted

by multiple kerosene lanterns. Sur-

rounded the scarcity of resources as

such, we still continued to perform

plays with whatever we had.

In the meantime, in the year 1973-

74, I wrote my first play "Tunyalo le

Dhaakeko Basti" (A village under the

fog), which was entirely based on my

village's story. I was one of the actors,

too. The play, staged in Dhankuta's

small hall, was in fact a trendsetter at

that time. Probably, it was the first play

in the village which introduced the

ticket system to the audience. After wit-

nessing the play's popularity in the vil-

lage, we realized that we should travel

to different places carrying the same

production. Thereon our team of fifty

artists and crew members started off on

a journey that led us to the capital city -

Kathmandu - on the fifteenth day. In

the big city came a big opportunity. We

were about to perform the same play in

Nepal's biggest hall, Nepal Academy.

Overcoming the intimidating feeling, we

staged our play for a month-long

period. The play was received so well

that audiences used to queue up hours

before the scheduled start. This was

indeed a great achievement for me.

However, I was at the crossroads again.

After completing our scheduled staging

of Tunyalo le Dhaakeko Basti I only had

two alternatives: either to stay in the

city to chase my dreams, or to return to

my village with my fellow artists. My

growing inclination towards theatre

made me choose the former one. Left

alone in the big city I had to prepare

myself for the daunting task ahead. The

passion and craving towards theatre

was there in me, but I had no one to

accompany me. Also my constrained

financial status couldn't allow me to

afford the required theatre elements

like lights, sound, stage setting, stage

etc. Such deprivation in terms of

resources drove me to wander a lot.

After a considerable amount of struggle

with myself regarding access to theatre

and its aspects, a thought crossed my

mind. I realized the fact that irrespec-

tive of my limitations towards reaching

an extravagant theatre, I had plentiful

resources and abilities in terms of

physical movements, gestures, acting

skills, voice, expressions and a knack of

story-telling. For me, these elements

gradually developed into the quintes-

sential factors for a theatrical venture. 06 24

A THEATRE WORLD

IN NEPAL

von Ashesh Malla

Ashesh MallaLeader of the Sarwanam Theatre Kathmandu

Foto: Kaushal Pandit

MY THEATRE JOURNEY

Soon after I internalized the new

finding, the lack of space no longer

bothered me. Abiding to the low-cost

format I went on to create theatrical

productions in almost any space and

time. Surprisingly, my constraint-

driven approaches and practices in

theatre were perceived uniquely by the

prevailing critiques and scholars,

hence, unintentionally, I was being a

part of a historic change in Nepali

theatre. The principles of such econo-

mical theatre were later established as

the foundation of street theatre.

Back then, public and governmen-

tal halls used to stage plays in a

monthly basis, whereas folk festivals,

traditional dances and other folk plays

were staged in the open ground around

the city. The local and folk art culture of

the city drew me further into it. But the

inadequacy of fellow team members

and spaces to perform made me clue-

less in order to move ahead. However, I

started to write and direct plays in my

college. The plays that I wrote mostly

reflected a political background. Since

there was no democracy or freedom in

the country, my writing innately reflec-

ted my views or dissatisfaction regar-

ding the prevailing political injustice.

But to stage such politically driven and

satirical plays in those times was

almost impossible. The Panchayati

(single party) Government had a strict

censorship process and a stern police

administration. Anyone expressing

dissatisfaction against the govern-

ment's tyranny was straightway held in

custody and accused further. The zero

state of autonomy made artists like us

struggle a lot for expressions. I re-

member one instance, when my play

„Murdabaad Maa. Uthekaa Haatharu“

was performed in my college's audi-

torium hall. Three days into its staging,

the play was abruptly stopped by the

prevailing police administration under

the Panchyayati government's order.

We were strictly warned by the govern-

ment officials to abstain from staging

plays like that in the future. Battling

these adversaries, we moved further

with our theatre journey.

In 1981-82, after producing nume-

rous theatrical ventures, we realized

the need of a formal institution to carry

the developing theatre culture further.

The realization led to the birth of

Sarwanam Theatre. Founding Sarwa-

nam was one of the biggest achieve-

ments of my life. Especially the explo-

rations and experiments we made

through the plays of Sarwanam were

significant, not only for us but for the

entire theatre scenario. Socially sensi-

tive issues like freedom, human rights,

corruption, bureaucratic failures, vio-

lence against women, social ill-practi-

ces, etc. were the major contents that

were portrayed through the works of

Sarwanam.

ABIDING TO THE LOW-COST FORMAT, I WENT ON TO CREATE

THEATRICAL PRODUCTIONS IN ALMOST ANY SPACE AND TIME.

07 24Foto: Kaushal Pandit

Welt - Theater - Geschichte

Eine Kulturgeschichte des Theatralen

Autor: Joachim Fiebach

Verlag: Theater der Zeit, 2015

ISBN: 978-3957490209

Postdramatik

Transformationen des epischen

Theaters bei Peter Handke, Heiner

Müller, Elfriede Jelinek und Rainald

Goetz

Autorin: Hanna Klessinger

Verlag: De Gruyter, 2015

ISBN: 978-3110370027

As the Founder of such an emerging

institution I always wondered how to

generate a creative play with minima-

listic expense in resources. Since we

were constrained in resources like

funds, equipments, stage setting and

stage, my only aim at that time was to

figure out a mean to channelize our

artistic creations through an economi-

cal way. Eventually it introduced a new

dimension in Nepali theatre: the con-

cept of „Frugal Theatre“. The essence of

frugal theatre lies on physical move-

ment, acting, language, gestures rather

than other extravagant amenities. After

that, we didn't wait for any space to

perform; in fact any space was a stage

for us. From open paddy fields, to

closed alleys, roads, rooms, we conti-

nued to perform our plays wherever we

wanted. From then till now I've always

believed in a statement that is: „A play

cannot be restricted by the boundaries

of the stage. Each theatrical presenta-

tion creates its own time and con-

sistent adaptation.“ Such approaches

made me discover another new format

of theatre in Nepal,which was street

theatre. With the motive to reach the

wide audiences and induce awareness

regarding the prevailing political tur-

moil, street theatre travelled to almost

all corners of the country. With a high

receptivity amongst audiences and a

socially relevant plot, street dramas re-

volutionized people's thought process

towards social ill-practices, bureau-

cratic wrong doings and political falla-

cies. To date, hundreds of other theatre

groups and institutions have continued

the practice of street theatre in order to

depict social issues.

After the reinstatement of democra-

cy in 1989, theatre culture started to

grow in Nepal. Several other theatre

groups were established which staged

cultural, ethnic and local theatrical

plays. In addition to this, right after the

dethronement of monarchy in Nepal,

we as theatre artists felt free.

In the year of 2012, without any

support from the government, NGOs or

any foreign donors, Sarwanam on its

own constructed its theatre building in

Kalikasthan, Kathmandu, the heart of

the capital city. Now, after establishing

Sarwanam's own infrastructure, my

aspirations have shifted towards the

development of art as a whole. This is

why we not only promote theatre but

literature, music, dances, paintings,

films etc. through Sarwanam. Mean-

while, after realizing the significant

need of fresh talents in this field,

Sarwanam has also been generating a

pool of theatre workforce through its

production oriented trainings and

workshops. Besides Sarwanam, other

theatre institutes like Mandala Thea-

tre, Shilpee, Theatre Mall and Theatre

Village are currently in active operation

to promote Nepali theatre in different

ways.

08 24

BUCHTIPPS

Meanwhile, in the Southeast Asian

region, our neighbouring countries like

India and Bangladesh also have an ex-

ponentially developing theatre scena-

rio. The influence of India's massive

film industry (also known as Bollywood)

has impacted all surrounding markets

in a great extent. However, under such

challenging atmosphere theatre has

been able to spread its magic by magne-

tically pulling audiences towards its

lively form of expressions, which

ultimately transmits a positive signal

for the theatre sector in the Southeast

Asian region, including Nepal.

Ashesh Malla, born in 1955, founded

Sarwanam theatre group in 1982. He

works as an Associate Professor in

Tribhuwan University, Nepal. In 2010,

he realised his dream of opening a

theatre centre in Nepal with Sarwanam

Dramatic Art Centre. The building that

includes a theatre hall, cafeteria, art

gallery, workshop hall and library is a

first of a kind in Nepal. In the same

centre he also runs an exclusive three

months production-oriented theatre

training.

He has shown his plays and given

theatre workshops in many countries

like USA, Canada, Bangladesh,

A PLAY CANNOT BE RESTRICTED BY THE BOUNDARIES OF THE STAGE.

EACH THEATRICAL PRESENTATION CREATES ITS OWN TIME AND CONSISTENT ADAPTATION.

Heiner Müller. Theater ist

kontrollierter Wahnsinn:

Ein Reader

Hrg. Detlev Schneider

Verlag: Alexander Verlag, 2015

ISBN: 978-3895813337

Weimarische Theaterbilder aus

Goethe's Zeit

Autor: Wilhelm Gotthardi

Verlag: Vero Verlag, 2014

ISBN: 978-3737205467

Foto: Kaushal Pandit

Foto: Kaushal Pandit

bindungen zu anderen Theatern. Jeder

ist mit Herzblut bei der Sache, ringt um

jeden noch so kleinen Augenblick in der

künstlerischen wie theaterpädagogi-

schen Arbeit.

Welches war euer letzter Höhepunkt

und kollektiver Glücksmoment?

Freitag, 26. April, 22:30 Uhr - Jubel

und Hochstimmung nach der ge-

lungenen Premiere von HAMLET!

Welches war euer letzter Tiefpunkt oder

eure kollektive Katastrophe?

November 2010 - als die finanzielle

Förderung der Schotte und damit die

Zukunft des Vereins grundsätzlich in

Frage stand.

Worauf könntet ihr niemals verzichten?

Auf die vielen jungen Menschen, die mit

wachen Augen zu uns kommen und

fragen: „Kann man bei euch mit-

machen?“

Was dürfen wir in diesem Jahr noch von

euch erwarten?

- die Neu-Inszenierung: REISE UM

DIE WELT IN 80 TAGEN

- ein Mitspieltheater für Schüler

- das traditionelle Sommer-Proben-

lager in Straußberg

- Straßentheater zum Krämer-

brückenfest

- Festivals (Thüringer Schultheater-

tage, TREFF JUNGES THEATER)

Beschreibt euer Theater / euren Verein

in einem Satz!

Die Schotte ist ein Ort, an dem junge

Leute ihre Neugier auf Theater auf kurz

oder lang immer stillen können.

Was bewegt und treibt euch dazu an,

Theater zu machen?

Die Lust am Spiel und Spielen, die

Freude am Finden von (schönen) Lö-

sungen und das herrliche Erlebnis

danach, wenn es geklappt hat.

Was ist die Zielsetzung eurer Arbeit?

Kinder und Jugendliche sollen bei uns:

- soviel als möglich selber machen

- Vertrauen bekommen, aber auch

Vertrauen mitbringen

- Verantwortung für sich und andere

übernehmen

- Unterschiede als Gewinn betrach-

ten und nicht als Störung

- Probleme als Chance begreifen -

denn es gibt immer eine Lösung

- Freiraum erfahren, aber auch

Grenzen in der Arbeit mit anderen

akzeptieren

Wieviel Regionalität und Identität steckt

in eurer Arbeit?

Sehr viel! Wir kommen alle aus Thü-

ringen, sind mit der Thüringer Theater-

landschaft groß geworden und haben

zum Teil langjährige Bindungen/Ver-

THEATER.STECKBRIEF

DIE SCHOTTE in Erfurt

Gründungsjahr: 1990 Ort: Schottenstraße 7, Erfurt

Größe der Spielstätte: Bühne mit 116 PlätzenFoyer mit 60 Plätze

Mitarbeiter: 11Mitglieder: 290 www.dieschotte.de

Euer letzter Satz?

Theater ist nicht der Mittelpunkt der

Welt - wenngleich ein sehr schöner.

Wo wollt ihr in

Zukunft stehen bzw.

was sind eure Plä-

ne und Ziele?

Wir möchten im-

mer noch auf einem

guten Platz in der

öffentlichen Kultur-

landschaft Thürin-

gens und der Stadt

Erfurt stehen. Wir

wollen immer noch

ein Haus mit brei-

tem Spektrum sein

(Improtheater, Mit-

spieltheater, Stra-

ßentheater), aber

auch offen für an-

dere Theaterforma-

te bleiben.

Foto: Lutz Edelhoff

Hamlet

Foto: Lutz Edelhoff

Gretchen 89 ff.

Foto: Lutz Edelhoff

Sturm und Zwang

Foto: Lutz Edelhoff

Als die Berliner Mauer 1989 fiel, trat

das westafrikanische Land Benin in die

Demokratie. Für die Mehrheit der

Deutschen erinnert der Name Benin an

die deutsche Hauptstadt Berlin. Selbst

wenn sprachwissenschaftliche Aspekte

zu Verwechslungen mit Berlin führen,

beschreiben beide Begriffe, nicht nur

aufgrund der Geographie, sondern

auch der soziopolitischen und wirt-

schaftlichen Realität, zwei unterschied-1liche Einzelwelten . Benin, das ehema-

lige Königreich Dahomey des 17. Jahr-

hunderts, mit ca. 10.320.000 Einwoh-2 -nern und 114.763 qm, ist ein souverä

ner Staat. Die Republik Benin liegt -zwischen dem Äquator und dem nörd

lichen Wendekreis und ist von den

Nachbarländern Nigeria, Togo, Niger,

Burkina-Faso und vom Golf von

Guinea - Teil des Atlantischen Ozeans -

begrenzt. Als Teil der französisch- west-

afrikanischen Region - bis zu seiner 3 Unabhängigkeit im Jahre 1960 - ist

Porto Novo die offizielle Hauptstadt. Der

Regierungssitz befindet sich jedoch in

der größten Stadt des Landes, dem

Handels- und Wirtschaftszentrum

Cotonou. Die Bevölkerung setzt sich

aus ca. 60 verschiedenen Ethnien zu-

sammen, darunter die Gruppe der Ewe,

zu der u.a. die Volksstämme der

Yoruba, Mina, Bariba, Somba, Fon,

Mahi, Ditamari zählen. Die meisten

Volksgruppen sprechen ihre eigene

Sprache, die offizielle Amtssprache ist

jedoch Französisch. Benin steht auf

dem Human Development Index auf 4Platz 165 von 169 . Um seine Kunst-

und Kultur zu betrachten und besser

zu beschreiben, sollte man die offiziell

anerkannte Religion mit ca. 60 Prozent

Gläubigen kennenlernen: „Voodoo“,

mit einem traditionellen Feiertag am

10.Januar. Daneben existieren das

Christentum (Katholiken, Protestanten

und andere Christen) und der Islam.

Viele Beniner geben den traditionellen

Glauben nicht auf, auch wenn sie sich

offiziell zu anderen Religionen be-

kennen.

Die Theaterarbeit in Afrika auf der

professionellen und der Amateur-Ebe-

ne ist mit der Vielfalt der Kulturen des

Kontinents verbunden. Dieses Essay

beschränkt sich auf die Realität und die

Projekte der Arts Vagabonds Rézo Afrik

Bénin zwischen Benin und Deutsch-

land, Afrika und Europa. In der Tat

definiert Benin, wie Deutschland, die

Rahmenbedingungen der Kulturarbeit

durch seine Kulturpolitik mit verschie-

denen Gesetzen wie z.B. der „Charte

Culturelle du Bénin loi n 91-006 du 25 5février 1991“ . Wichtig ist hier die An-

merkung, dass die beninische Kultur-

politik immer noch von unterschied-

lichen Einflüssen - von politischen und

wirtschaftlichen Maßnahmen - die u.a.

von der Regierung und den westlichen

Institutionen wie IWF, EU, Weltbank,

dem Atlantik Abkommen ausgehen, ab-

hängig ist. Früher gab es Kunst und

Theaterformen aller Arten, wie z.B.

Märchen, das Volkstheater, Masken-

und Ritualtheater. Kunst war und ist

eine Alltagssache. Die meisten Kunst-

szenen schöpfen ihre Inspiration aus

„Voodoo“ und machen den schöpferi-

schen Prozess sowie die Verbindung

zwischen Körper-Sprachen-Geist-

Tanz-Kult und Ritual deutlich. Seit

dem Kolonialismus arbeiten viele Thea-

termacher mit verschiedenen Schau-

spielmethoden und Dramatexten von

afrikanischen und europäischen Auto-

ren wie Sony Labou Tansi, Bertolt

Brecht, Florent Coua Zotti, Moliere,

Konstantin Stanislawski, Hermas

Gbaguidi, Jean Pliya, Falk Richter, Eric

Emmanuel Schmitt, Jerzy Grotowski, 10 24

von Christel Gbaguidi

Christel GbaguidiGründer der Arts Vagabonds Rézo Afrik Bénin

Foto: Ralf Neubauer

THEATERARBEIT IN BENIN

Kunst als Transportmittel der Wirklichkeit der soziopolitischen und gesellschaftlichen

Problematik in der Zeit der globalisierten Welt am Beispiel der Projekte von Arts Vagabonds

zwischen Deutschland und Benin, Afrika und Europa.

1 Vgl. http://www.ambassade-benin.de 5.5.20152 Vgl. http://hdr.undp.org/en/countries/profiles/BEN 5.5.20153 Vgl. http://www.ambassade-benin.de 5.5.2015

4 Vgl. http://hdr.undp.org/en/countries/profiles/BEN 5.5.20155 Vgl. http://portailculturebenin.com 5.5.2015

Leopold Seda Senghor und weiteren.

Die einzige Schauspielschule (Ecole In-

ternational de Théatre du Bénin EITB)

wurde von dem berühmten Regisseur

Benins Alougbine Dine gegründet. Es

gibt nur wenige Ausbildungsmöglich-

keiten und diese finden meistens durch

Inszenierungen oder Projekte zur kul-

turellen Bildung statt, wie sie Regis-

seure wie Ouseman Alédji (Artistik

Afrika Zentrum), Tola Koukoui (Theatre

Kaidara) und Alougbine Dine ermög-

lichen. Realisiert werden dann klas-

sische Theaterstücke mit den Techni-

ken des traditionellen Storytellings, wie

Gesang, Tanz und Rezitationskunst.

Durch die Betonung der Körperlichkeit

- wie durch den Einsatz des Körpers als

Musikinstrument demonstriert (s. LA

LIGNE von Alougbine Dine, 1997 oder

Kondo le Requin von Tola Koukoui,

2006) - und die Verknüpfung der ver-

schiedenen sinnlichen Ebenen, sind

die Aufführungen über die Grenzen

Benins hinaus zu verstehen.

Wie betrachtet man die soziopoliti-

schen und künstlerischen Projekte der

Arts Vagabonds Rézo Afrik Bénin? Und

wie ermöglichen sie den künstlerischen

Austausch zwischen Benin und

Deutschland?

2001 gründete Christel Gbaguidi die

soziokulturelle Organisation Arts Vaga-

bonds Rézo Afrik Bénin, deren Arbeit

sich auf entwicklungspolitische und

kulturelle Bildungziele sowie auf die

soziokulturelle und wirtschaftliche Per-

spektive der Menschen in der Zeit der

Globalisierung konzentriert. Seit 2007

existiert zwischen Deutschland und

Benin eine künstlerische Brücke durch

das Projekt „Migration und Ich“. Es

handelt sich dabei um einen inter-

kulturellen Süd-Nord-Dialog über Mi-

gration und die realen Lebensgeschich-

ten, Erfahrungen oder Anekdoten von

Jugendlichen, Migranten oder Flücht-

lingen, um Klischees und Vorurteile ab-

zubauen, die in beiden Ländern über

das jeweils andere existieren. Die Ziele

sind u.a. die Vermittlung der Künste als

Kommunikationsinstrument, um über

die Realität der Menschen in jedem

Land auf der Bühne oder in Bildern

sprechen zu können. Bisher wurden

die Projekte „Migration und Ich“ Tanz-

Theater Teil 1 (2007), „Migration und

ich im Spiegel der Malerei“ Teil 2 (2008)

und „Die Flüchtige Republik” (Doku-

mentarische Theater-Performance) mit

protestierenden Flüchtlingen am

Oranienplatz-Berlin Teil 3 (2012-2013)

realisiert.

In Benin wurden ebenso verschiede-

ne Projekte realisiert, wie z.B.:

„Rèvmand´Kartyè“ als Teil des Projek-

tes „Tribu Urbain #1“ (2010-2012), das

auf dem Austausch zwischen Cyclones

Production der Ile de la Réunion und

Arts Vagabonds Rézo Afrik Bénin ba-

sierte. Gegenstand des Projektes war

der interkulturelle Dialog zwischen der

Künstlergruppe von 45 Personen und

den Bewohnern aus den Fischer-

dörfern: „Togbin Daho“ und „Akpandji“.

Die Bilder aus den Projekten „Migration

und Ich“ 2 und 3 wurden in Form von

Wanderausstellungen (2008-2015) ei-

nem Publikum gezeigt. Das Projekt

„Théatre à l´Ecole / Theater in der

Schule“ gewährt jungen Beninern/ -

innen mit Hilfe professionell arbeiten-

der Künstler und Theaterleute einen

Zugang zur Welt des Theaters. Zum

einen sollen auf diesem Weg das

Theater bzw. die künstlerische Betäti-

gung und ihr zentraler Stellenwert für

eine Gesellschaft vermittelt werden,

zumal der Beruf des professionellen

Künstlers in Benin der breiten Masse

eher fremd ist und daher meist kein

hohes Ansehen genießt. So ist es auch

ein wichtiger Teil der Arbeit, sowohl die

Belegschaft der Schulen als auch die

Eltern und Verwandten der Schüler

von dem Gelingen und den positiven

Effekten des Projekts zu überzeugen.

Zum anderen sollen die Schüler sich, in

der Auseinandersetzung mit klassi-

schen und postdramatischen Theater-

stücken, spielerisch und kritisch mit

wichtigen gesellschaftlichen Fragen

des menschlichen Dasein beschäftigen.

Diese pädagogische Funktion soll

durch die Nachhaltigkeit des Projekts,

das auf mehrere Jahre angesetzt ist,

verstärkt werden. Ebenso essentiell

scheint die Aufgabe den jungen Ama-

teuren einen Raum zu verschaffen, in

dem sie sich und ihre Fähigkeiten aus-

probieren können und Anerkennung

für ihre Leistungen erhalten. Wesent-

lich hierbei ist, dass die Schüler, unab-

hängig von ihrer Herkunft und dem

sozialen Umfeld, alle an einem gemein-

schaftlichen Vorhaben arbeiten, des-

sen Gelingen den Gemeinschaftssinn

fördert.

11 24

Théatre à l´Ecole

Foto: Charles Placide Tossou

WESENTLICH HIERBEI IST, DASS DIE SCHÜLER, UNABHÄNGIG VON IHRER HERKUNFT UND DEM SOZIALEN UMFELD,

ALLE AN EINEM GEMEINSCHAFTLICHEN VORHABEN ARBEITEN, DESSEN GELINGEN DEN GEMEINSCHAFTSSINN FÖRDERT.

Die Gruppe der Künstler, Schau-

spieler, Theaterregisseure, Maler, Foto-

grafen, Autoren und Bühnenbilder

innerhalb der Arts Vagabonds Rézo

Afrik Bénin setzt sich je nach Projekt

immer neu zusammen. Auch die Zu-

sammenarbeit mit Laien bzw. Men-

schen aus der Bevölkerung fließt in die

Projektarbeit der Organisation und be-

zieht immer wieder andere Bevöl-

kerungsgruppen in die Arbeit ein, trotz

der steten Schwierigkeit bei der Suche

nach finanziellen Mitteln. Die sehr un-

terschiedlich künstlerisch und struk-

turell aufgebauten Projekte finden

nicht nur in Benin statt, sondern auch

in anderen Ländern, wie Frankreich,

Burkina Faso, Deutschland oder Togo.

Das Bild des vagabundierenden Künst-

lers verweist darauf, dass ein Künstler,

gleichgültig wo auf der Welt er ist und

wie viel er besitzt, immer auf andere

Künstler trifft, mit denen er ein kreati-6 ves Projekt ins Leben rufen kann. Bei

der Durchführung der Projekte ent-

steht eine neue Wahrnehmung von der

Theaterlandschaft der jeweils beteilig-

ten Länder. In Deutschland scheint es

immer noch schwierig zu sein, auf der

professionellen Ebene einen Schau-

spieler oder eine Schauspielerin mit

Migrationshintergrund und/oder vom

Kontinent Afrika auf der deutschen

Theaterbühne zu sehen. Darum ist die

deutsche Kulturpolitik gefragt. Im

Benin ist diese Problematik kaum an-

zutreffen. Dort ist es egal, woher der

oder die Schauspieler/-innen kommen,

die Bühne ist für alle Darsteller offen.

In Benin findet trotz der zahlreichen

nichtprofessionellen oder semiprofes-

sionellen Produktionen kaum eine

Debatte darüber statt. Und dass, ob-

wohl in Benin seit 1990 das größte

Theaterfestival Afrikas „Festival Inter-

national de Théatre du Bénin (FITHEB)“

durchgeführt wird. „FITHEB“ als Bien-

nale ist vergleichbar mit dem FESPACO

in Burkina Faso oder der Biennale

„Dak'Art“ im Senegal. Dort kommen

alle zwei Jahre unterschiedliche Thea-

terproduktionen nicht nur auf der pro-

fessionellen Ebene, sondern auch auf

der Amateurebene zusammen. FITHEB

verfolgt verschiedene Ziele, u.a das pro-

fessionelle Theater auf der „IN“ Ebene

zu zelebrieren, als auch auf der „OFF“

Ebene der Biennale neue Zuschauer zu

gewinnen Die 12. Edition der Biennale

war vom 6. bis 14. Dezember 2014. Im

Rahmen dessen initiierte ich u.a. eine

neue Theaterplattform: «Petit FITHEB

de Berlin #1».

Das ausgewählte Stück aus dem

FITHEB 2014: „MAIA - das schönste

Mädchen der Welt“ und die Ausstellung

mit ca. 40 Fotos über FITHEB sind als

Auftakt der geplanten Plattform für die

Förderung afrikanischen Theaters in

Deutschland „Petit FITHEB de Berlin“

geplant, die alle zwei Jahre die High-

lights von FITHEB in Deutschland

vorstellen möchte. Das Netzwerk Arts

Vagabonds unter Leitung von Christel

Gbaguidi wird in Kooperation mit dem

Bund Deutscher Amateurtheater

(BDAT) das Stück im Rahmen des

Festivals »Theaterwelten“ im Theater

Rudolstadt und danach in Berlin in

Kooperation mit der Beninischen

Botschaft, der Beninischen Gemeinde

FARBA und Africavenir International

e.V. im Rahmen der ersten Beninischen

Kulturwoche vorstellen.

Christel Gbaguidi stammt aus Benin

und lebt in Berlin. Er ist ausgebildeter

Schauspieler, Theaterpädagoge (M.A.),

Regisseur, Kulturpolitiker sowie

Kunst- und Kulturmanager. Er enga-

giert sich seit Jahren für die Anliegen

von Jugendlichen, „Flüchtlingen“ und

Migranten durch unterschiedliche Pro-

jekte mit entwicklungspolitischem An-

satz. Mittels der verschiedenen Künste

gibt er den Menschen eine Stimme und

ermöglicht den Austausch mit der

Bevölkerung sowohl von Benin als

auch von Deutschland, Afrika und

Europa. 2001 gründete er und seit

2006 leitet er zugleich die beninische

soziokulturelle Organisation Arts

Vagabonds Rezo Afrik Benin. Er ist

Regisseur, Referent im Bereich Kunst

und Kulturmanagement, Kulturpolitik

und Entwicklung. Er ist u.a. Mitglied

der Kulturpolitischen Gesellschaft

(KuPoGe) e.V. und von Africavenir

International e.V.

12 24

6 Sarah Kronwitter, Masterarbeit : „Postkoloniale Theaterarbeit und ihre soziopolitische Funktion am Beispiel der Projekte von Les Arts Vagabonds Rézo Afrik Bénin“ S. 61

Flüchtige Republik

Foto: Christel Gbaguidi

DAS BILD DES VAGABUNDIERENDEN KÜNSTLERS VERWEIST DARAUF, DASS EIN KÜNSTLER, GLEICHGÜLTIG WO AUF DER WELT ER IST

UND WIE VIEL ER BESITZT, IMMER AUF ANDERE KÜNSTLER TRIFFT, MIT DENEN ER EIN KREATIVES PROJEKT INS LEBEN RUFEN KANN.

Alltag zu verdrängen. Begeisterung der

Zuschauer und der Mitwirkenden steht

bei uns an erster Stelle.

Wie viel Regionalität und Identität steckt

in eurer Arbeit?

Wir fühlen uns als Ort und als Verein

Schiller verpflichtet, das macht uns

einzigartig. Unser Alleinstellungsmerk-

mal ist die Fortführung der Schiller-

schen Tradition, darauf sind wir stolz.

Welches war euer letzter Höhepunkt

und kollektiver Glücksmoment?

Die großartige Aufführung von

„Wilhelm Tell“ im Jahr 2009.

Welches war euer letzter Tiefpunkt oder

eure kollektive Katastrophe?

In den vergangenen Jahren machte uns

insbesondere das ständige Regenwetter

bei unseren Aufführungen zu schaffen.

Für ein Freilichttheater ist das nicht

nur für die Spielmoral, sondern auch

wirtschaftlich jedes Mal eine kollektive

Katastrophe.

Hinzu kommt sie Sorge um den gerin-

gen Nachwuchs in unseren Reihen.

Worauf könntet ihr niemals verzichten?

Auf ausreichend Zuschauer, finanzielle

Förderung der Vereinsarbeit und die

Zuverlässigkeit unserer Akteure.

Was dürfen wir in diesem Jahr noch von

euch erwarten?

Die Kinderinszenierung „Max und

Moritz“ mit insgesamt sechs Vorstel-

lungen sowie „Die drei Musketiere“ mit

einer Premiere am 20.06.2015/ 20.30

Uhr sowie sechs weiteren Vorstellun-

gen in diesem Sommer.

Wo wollt ihr in Zukunft stehen bzw. was

sind eure Pläne und Ziele?

Die Weiterführung unserer erfolg-

reichen Traditionsarbeit, angepasst an

die Erfordernisse der Zeit. In naher Zu-

kunft wünschen wir uns noch mehr

engagierte Mitspieler. Wir hoffen zu-

dem, dass sich die Möglichkeiten und

Bedingungen verbessern, damit das

Ehrenamt nicht zur Ehrenlast wird und

einfach wieder Spaß macht.

Euer letzter Satz?

Wir brauchen mehr Zuverlässigkeit bei

der Planung unserer Vorhaben und

gleichzeitig mehr Freiheiten im Ehren-

amt. Eine erfolgreiche Vereinsarbeit

kann nur gewährleistet werden, wenn

unsere Arbeit eine feste Größe darstellt

und finanziell abgesichert ist.

Beschreibt euer Theater / euren Verein

in einem Satz!

Wir spielen Laientheater und insze-

nieren pro Jahr nach Möglichkeit ein

Kinder- und ein Erwachsenenstück.

Was bewegt und treibt euch dazu an,

Theater zu machen?

Der junge Schiller schrieb in der länd-

lichen Abgeschiedenheit, in Bauer-

bach, das Drama „Louise Millerin“ -

jenes bekannte Werk, das später den

Titel „Kabale und Liebe“ erhielt. Schil-

ler, so weiß man, verarbeitete in diesem

Stück seine unglückliche Liebe zu

Charlotte von Wolzogen, der 17-jähri-

gen Tochter seiner Gönnerin. Auch die

ersten Kapitel von Don Carlos sind in

Bauerbach entstanden. Seit jeher

fühlen wir uns diesem berühmten

„Asylanten“ verpflichtet.

Was ist die Zielsetzung eurer Arbeit?

Wir wollen Theater spielen, das keine

Generationsgrenzen kennt, Theater bei

dem der Zuschauer ggf. mitspielen

kann und einbezogen wird. Dabei geht

es uns insbesondere darum, mit dem

Theaterspiel für eine kurze Zeit den

THEATER.STECKBRIEF

NATURTHEATER in Bauerbach

Gründungsjahr: 1959 Ort: Straße zur Naturbühne 1, 98631 Grabfeld / OT Bauerbach

Größe der Spielstätte: Naturbühne mit 200 m²und bis zu 500 Plätzen

Mitglieder: 100 www.naturtheater-bauerbach.de

Die drei Musketiere

Foto: Karla Banz

Max & Moritz

Foto: Karla Banz

Foto: Naturtheater Bauerbach

Sehr geehrter Herr Minister, Sie sind

seit Dezember des vergangenen Jahres

Minister für Kultur, Bundes- und Euro-

paangelegenheiten sowie Chef der

Thüringer Staatskanzlei. Gefallen Ihnen

der inhaltliche Zuschnitt ihres Amtes

und die damit verbundenen Handlungs-

felder oder haben Sie Änderungs-

wünsche?

Ich freue mich über das Vertrauen

des Ministerpräsidenten, der mich mit

dem Amt sowohl des Chefs der Staats-

kanzlei als auch den, jeweils für sich

genommen, bereits anspruchsvollen

Aufgaben des Ministers für Kultur,

Bundes- und Europaangelegenheiten

betraut hat. Gerade in Thüringen Kul-

turminister zu sein, ist angesichts der

kulturellen und künstlerischen Vielfalt

im Freistaat eine spannende Heraus-

forderung, die mir Freude macht.

Ihr Curriculum Vitae belegt ein

breites Spektrum an Erfahrungen. Das

Motto „No one size fits all“ beschreibt

eine Ihrer beruflichen Stationen. Ist die-

ses Motto auch auf ihr heutiges Amt

übertragbar? - „One size fits all“ ist

zudem der Titel eines Zappa Albums von

1975 - hat Frank Zappa Sie geprägt und

hegen Sie Sympathien für jene „Loser“ a

la Bobby Brown („his name is Bobby, he

looks like a potato“)?

Ich war einige Zeit als Consultant in

der Entwicklungszusammenarbeit tä-

tig. Dort hat sich die Auffassung „No

one size fits all“ durchgesetzt. Zu Recht,

wie ich finde. Es ist ein Ausdruck der

Geistlosigkeit neoliberaler Gleich-

macherei, gesellschaftliche Vielfalt

nach einem Muster - dem der Markt-

gängigkeit - ordnen zu wollen. Als poli-

tischer Linker habe ich selbstverständ-

lich ein Herz für die „Loser“. Als Kul-

turpolitiker geht es mir sowohl darum,

die Arbeitsbedingungen der Beschäftig-

ten im Kulturbetrieb zu verbessern und

denjenigen Raum zu geben, die Kunst

und Kultur für sich nicht als Arbeit,

sondern als Tätigkeit im Sinne von

Hanna Arendts „vita activa“ verstehen.

Vor welchen Herausforderungen

und Fragestellungen stehen Sie und der

Freistaat Thüringen mit Blick auf seine

Kulturlandschaft? Vor welche Aufgaben

stellen Sie dabei die Kulturschaffenden

des Landes?

Ich sehe im Wesentlichen drei große

Herausforderungen: Zuerst die Siche-

rung und Fortentwicklung der kultu-

rellen Vielfalt im ländlichen Raum. Als

Zweites die Stabilisierung der institu-

tionell geförderten Kultureinrichtun-

gen sowie drittens die Teilhabe an Kul-

tur und Kunst unabhängig von sozi-

alem Status und Herkunft. Hinzu kom-

men Veränderungen, die mittelfristig

auch Wirkungen auf die Kulturent-

wicklung Thüringens entfalten: In die-

sem Jahr werden wir vermutlich rund

9.000 Flüchtlinge neu in Thüringen

aufnehmen. Erstmals nach vielen Jah-

ren haben wir aufgrund der Migration

nach Thüringen bei den Unter-

30jährigen eine positive Wanderungs-

bilanz. Das heißt, es sind etwas mehr

junge Leute hier her gekommen als

abgewandert. Dadurch wird sich unse-

re Kultur- und Kunstlandschaft verän-

dern, zum Beispiel die in den Biblio-

theken nachgefragten Titel etc. Ich

würde mich freuen und erachte es als

selbstverständlich, dass die Kultur-

schaffenden, die Akteure der Kultur-

politik auf lokaler und Landesebene

diese Integrationsherausforderung

offensiv angehen, denn Thüringens

Kultur wird seit jeher von den Ein-

flüssen der Zuwanderung belebt.

Ein Interview mit

PROF. DR. BENJAMIN-IMMANUEL HOFF

Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten

sowie Chef der Thüringer Staatskanzlei

14 24

Inwieweit werden Sie den Status Quo

in der kulturellen Diversität und Vielfalt

in Thüringen bewahren bzw. wie viel

Dynamik, Veränderung und Entwick-

lung sind nötig respektive möglich?

Mit Blick auf die Stadtstaaten oder

westdeutschen Großstadtregionen

stellt sich die Frage nach der Diversität

im Kultursektor nicht, sondern ist eine

Selbstverständlichkeit. Auch wenn auf-

grund von Gentrifizierung, der Bebau-

ung ursprünglicher Freiräume wie dem

Tacheles in Berlin und durch finanziel-

le Engpässe die Rahmenbedingungen

für Vielfalt und Diversität nicht besser

werden. Mein Anspruch besteht darin,

die Dynamik der kulturellen Land-

schaft zu unterstützen. Damit befinde

ich mich natürlich in einem Wider-

spruch zum Anspruch von fast jedem

Zuwendungsempfänger im Kultur-

haushalt, institutionelle Förderung zu

erhalten. Denn Erprobungsmöglichkei-

ten wie z.B. ein Modellfonds im Sinne

des Hauptstadtkulturfonds, projekt-

gebundene Förderung etc., die Vielfalt

und Neues unterstützen, stehen im Wi-

derspruch zum ebenfalls berechtigten

Anspruch, Planungssicherheit zu

haben.

Welchen Kulturbegriff verwenden

Sie? Einen, der sich im Kern an den

künstlerischen Sparten und deren krea-

tiven Produkten und Prozessen orien-

tiert oder einen eher kultur-anthropolo-

gischen Kulturbegriff, der bis hin zu den

Subkulturen der Gesellschaft reicht?

Was bedeutet dies für Ihre Arbeit und

Ihre steuernde Wirkung in die Gesell-

schaft?

Wie bereits erwähnt, sehe ich meine

Aufgabe darin, der Vielfalt von kul-

turellen und künstlerischen Angeboten

und Einrichtungen, den Bedürfnissen

der Kulturschaffenden, ihrer Instituti-

onen und den Erfordernissen der

großen Zahl an Baudenkmälern,

Schlösser und Gärten, Museen, Biblio-

theken etc. Rechnung zu tragen. Mein

Kulturbegriff ist dafür sekundär. Ent-

scheidend sind die Erwartungen, die an

Kulturpolitik gerichtet werden. Da bin

ich sehr pragmatisch.

Thüringen hat sich in der vergange-

nen Legislatur ein Kulturelles Leitbild

und ein Kulturkonzept gegeben. Sind

diese noch aktuell oder bedürfen sie

einer Fortschreibung? Welches ist Ihr

persönliches kulturelles Ideal bzw.

Leitbild?

Das Kulturkonzept bildet die Grund-

lage der Kulturpolitik und auch der

Kulturförderung. Es muss deshalb

kontinuierlich fortgeschrieben und an-

gepasst werden. Das kulturelle Leitbild

muss in jedem Falle an die interkul-

turellen Herausforderungen einer Zu-

wanderungsgesellschaft Thüringen an-

gepasst werden. Dieser Teil fehlt bis-

lang im Leitbild vollkommen.

Kultur und Bildung bildeten in der

letzten Legislatur im Zuschnitt des Lan-

desministeriums eine Einheit. In dieser

Legislatur werden die Ressorts ge-

trennt. Welche Rolle messen Sie jedoch

der Verbindung und Wechselwirkung

von Kultur und Bildung bei und welchen

Stellenwert hat die kulturelle Bildung?

Auch in dem neuen Zusammen-

schnitt der Ressorts, bei dem Kultur

und Bildung voneinander getrennt

sind, wird die etablierte und gut funk-

tionierende Zusammenarbeit zwischen

den für kulturelle Bildung zuständigen

Akteuren der Schulabteilung im

Thüringer Ministeriums für Bildung,

Jugend und Sport (TMBJS) und der

Kulturabteilung in der Staatskanzlei

erhalten bleiben. Ministerin Klaubert

ist eine Kulturexpertin, ich habe einige

Jahre Bildungs- und Wissenschafts-

politik gemacht. Die Voraussetzungen

für ein gutes Interagieren sind also vor-

handen. Abgesehen davon, dass ver-

mutlich kein Kulturpolitiker auf die

Frage nach der Relevanz kultureller

Bildung mit "keine" antworten würde,

ist es mir ein Anliegen, die Möglich-

keiten kultureller Bildung zu verbes-

sern. Unter den Bedingungen knapper

Ressourcen erscheint es mir deshalb

wichtig, mit den handelnden Akteuren

zu eruieren, welche Schwerpunkte wir

in diesem Handlungsfeld setzen wollen.

Das Projektmanagerprogramm ist mir

ebenso wichtig wie die Fortführung der

Kulturagenten.

Wie stehen Sie zur Formulierung

eines gesellschaftlichen Auftrags an die

Kulturschaffenden und -einrichtungen,

als Orte und Akteure für kulturelle

Grundversorgung, Bildung und Partizi-

pation der Bürger im Verhältnis zur Frei-

heit der Künste und Künstler?

Wenn das Land Kultureinrichtungen

und -verbände institutionell fördert, tut

es dies auch mit dem Anspruch, auf

diesem Wege zur Umsetzung des Leit-

bildes Kulturland Thüringen beizu-

tragen bzw. gleichwertige Lebensver-

hältnisse in allen Landesteilen zu ge-

währleisten. Insoweit soll und darf das

Land bei dieser Förderung auch Ziele

formulieren, zu deren Umsetzung die

geförderten Einrichtungen und Ver-

bände beitragen sollen.

Im Kontext von Kultur spricht man

wohl zu oft, aber letztlich immer auch

von Förderungen und Finanzen. Wie be-

misst man den Wert oder Mehrwert der

Kultur und wie viel ist dem Freistaat

Thüringen die Kultur zukünftig wert?

Kultur zählt zu den Grundbedürfnis-

sen der Menschen. Investitionen in den

Kultursektor und die Unterstützung

der Kulturschaffenden ist in diesem

Sinne kulturelle Daseinsvorsorge, die

ich als öffentliche Aufgabe verstehe.

Kulturpolitik darf sich deshalb meines

Erachtens nicht allein aus ökonomi-

schem Blick auf Umweg-Rentabilität

oder ähnlichem legitimieren, auch

wenn größere Kultureinrichtungen

oder der Kulturtourismus regelmäßig

positive ökonomische Effekte erzeugen.

Meine Ablehnung von TTIP resultiert

aus diesem Verständnis von Kultur als

Daseinsvorsorge. Der Kulturhaushalt

ist unter der Ägide meines Vorgängers

Christoph Matschie spürbar gewach-

sen. Dafür gebührt ihm großer Dank.

Eine ähnliche Steigerung wird in den

nächsten Jahren nicht zu erwarten

sein. Im Gegenteil: Die Stabilisierung

des Haushaltes ist zunächst mein Ziel

unter den Bedingungen kleiner wer-

dender Haushaltsspielräume.

15 24

ES IST EIN AUSDRUCK DER GEISTLOSIGKEIT NEOLIBERALER GLEICHMACHEREI, GESELLSCHAFTLICHE

VIELFALT NACH EINEM MUSTER - DEM DER MARKTGÄNGIGKEIT - ORDNEN ZU WOLLEN.

Konnten Sie sich bereits mit der freien

Theaterszene in Thüringen vertraut

machen? Wenn ja, was erachten Sie für

bemerkenswert und welche Aufgaben

und welche Rolle sprechen Sie ihr zu?

Dank dem exzellenten "Report über

die Freie Theaterszene" und anlässlich

eines ersten Auftaktgespräches mit

Vertretern des Thüringer Theaterver-

bandes konnte ich mir zunächst einen

Überblick über die freie Theaterszene in

Thüringen verschaffen. Bemerkens-

wert ist, dass es in Thüringen nicht nur

eine dichte Theaterlandschaft, sondern

auch eine intensive Jugendtheaterar-

beit bei freien Trägern, eine ausgepräg-

te Amateurtheaterszene, Freilicht- und

Naturbühnen aber auch freie profes-

sionelle Gruppen und Einzelkünstler

gibt. Freies Theater reicht von der spar-

tenübergreifenden Performance bis zur

unterhaltenden Kleinkunst. Freie

Theaterarbeit und die Amateurtheater

übernehmen gerade im Bereich der

kulturellen Bildung eine besonders

wichtige Rolle in der kulturellen Land-

schaft Thüringens und bedürfen, als

wichtige Ergänzung und Bereicherung

der Angebote der institutionalisierten

Theater, auch künftig einer angemes-

senen Förderung durch die öffentliche

Hand. In Städten wie Mühlhausen oder

Gotha ersetzen sie zugleich das nicht

vorhandene städtische Theater. Die Ju-

gend- und Amateurtheatergruppen in

Thüringen sind eng in die kulturelle

Szene ihres Heimatortes eingebunden

und leisten dort einen herausragenden

Beitrag zum kulturellen Leben in ihrer

Stadt und in ihrer Region.

Sie haben die Schirmherrschaft für

das internationale Amateurtheaterfesti-

val „Theaterwelten“ übernommen, wel-

ches im Juni in Rudolstadt stattfinden

wird. Worin sehen Sie die Bedeutung für

eine solche, die Kontinente übergreifen-

de, Begegnung von Theatern und Men-

schen in Thüringen?

Bei dem Festival "Theaterwelten", für

das ich gern die Schirmherrschaft

übernommen habe, steht zunächst ein-

mal das breite Spektrum und das

Potenzial der internationalen Theater-

arbeit in zahlreichen Workshops und

zwei Fachtagungen im Fokus. Hierbei

werden Theaterexperten von sechs

Kontinenten erwartet. Jeder Teilneh-

mer bringt eine eigene kulturelle, so-

ziale und politische Sozialisierungs-

geschichte mit. Die unterschiedlichen

Herkunftsgeschichten prägen die spe-

zifische Weise, in der die Künstler Thea-

ter produzieren und rezipieren. Diese

Vielfalt wird im Rahmen des Pro-

gramms produktiv genutzt. Damit wird

sowohl für Spieler und Regisseure als

auch Theaterpädagogen und Spielleiter

die Möglichkeit der internationalen Be-

gegnung und des Austausches ge-

schaffen. Von diesem interkulturellen

Austausch soll jedoch nicht nur das

Fachpublikum profitieren. Darüber

hinaus erhoffe ich mir auch, dass die

Veranstalter mit den Gastspielen von

Theaterschaffenden aus Afrika und

Argentinien zahlreiche Besucher aus

Thüringen und ganz Deutschland an-

sprechen und mithin deren Interesse

an anderen Kulturen wecken. Das

Potenzial der Kontinente übergreifen-

den Begegnung bezieht sich also nicht

nur auf den Erfahrungsaustausch im

ästhetisch/ künstlerischen Bereich,

sondern auch auf sozial/integrative As-

pekte. Theater versteht sich traditionell

als sozialer Ort, an dem Gesellschaft

verhandelt wird. Das Theater ist als

Kunstform mithin in besonderer Weise

geeignet, Fragestellungen der Migra-

tion zum thematischen Schwerpunkt

der inhaltlichen Auseinandersetzung

zu machen. Eine derartige Veranstal-

tung, die Theatermacher aus unter-

schiedlichen kulturellen Zusammen-

hängen vereint, ist gerade im Hinblick

auf die Entwicklung einer Willkom-

menskultur in Thüringen von großer

Bedeutung. Auch wenn es sich mit ca.

300 geplanten Besuchern um ein ver-

hältnismäßig kleines Auftaktfestival "in

den Kinderschuhen" handelt, so bietet

sich für Thüringen hiermit eine enorme

Chance, die kulturelle Vielfalt stärker

im öffentlichen Bewusstsein zu ver-

ankern.

„Ein Winter. Ein Märchen. Ein Wun-

der. Frei nach Shakespeare“, die jüng-

ste Inszenierung des Meininger Kinder-

und Jugendtheaters TOHUWABOHU,

feierte mit ausverkauften Vorstellun-

gen und über 1100 Zuschauern nicht

nur regional große Erfolge, sondern

erfuhr auch auf internationaler Ebene

große Beachtung. Die Produktion

(Künstlerische und Gesamtleitung Elke

Büchner) wurde beim 5. Internationa-

len Jugendtheaterpreis „Papageno

Award“ in Salzburg mit dem „Großen

Preis der Jury“, dem Hauptpreis der

Verleihung, ausgezeichnet. Maßgeblich

für die Auszeichnung ist der Gesamt-

eindruck der Inszenierung. Für die

Entscheidungsfindung werden das

künstlerische Konzept, die Leistung der

Darsteller, die Regie- und Ensemblear-

beit sowie Ausstattung und Musik

bewertet. Dass bei Berücksichtigung

all dieser Faktoren die Wahl auf ihre

Produktion gefallen war, ist für die

Darstellerinnen und Darsteller von

TOHUWABOHU sowie für Elke

Büchner eine große Überraschung und

eine riesige Freude. Die insgesamt 20

Produktionsbeteiligten zwischen 15

und 23 Jahren haben über ein Jahr an

ihrer Wintermärchen-Adaption gear-

beitet. Die Auszeichnung mit dem

„Papageno Award“ erfüllt alle Mitwir-

kenden mit Stolz. Nicht zuletzt auch,

weil die jungen Mimen mit ihrer Arbeit

den Preis nach Thüringen holen konn-

ten und damit Botschafter für die

exzellente Jugendtheaterarbeit in

Thüringen sind. 16 24

Internationaler Theaterpreis für das Kinder-

und Jugendtheater TOHUWABOHU

Foto: Dietmar Hiergeist

PAPAGENO AWARD 2015

fach alles gestimmt hat - die Kommuni-

kation mit dem Publikum, das Timing,

die Dynamik, die Brüche...und ich

mich selbst überraschen konnte.

Dann, als ich einen meiner Workshops

gab - und mich dann in der Abschluß-

präsentation tierisch gefreut habe, was

die jugendlichen Teilnehmer da auf der

Bühne von sich gezeigt haben und zum

dritten, als ich in Hamburg mehr zu-

fällig, da eigentlich auf der Durchreise,

„John Gabriel Borkmann“ am Schau-

spielhaus gesesehen habe, eine tolle

Inszenierung mit tollen Schauspielern.

Außerhalb des Theaters: ganz oben -

meinen Sohn ein wenig begleiten zu

dürfen und mit ihm eine gemeinsame

Zeit zu verbringen.

Welches war der letzte Tiefpunkt oder

die letzte Katastrophe?

Auf das Theater bezogen... Der Tief-

punkt: Die Erkenntnis, daß ich mit

meinem Anspruch, auch in entlegenen

Regionen Theater zu machen, auch für

Kinder in Kindertagesstätten zu spie-

len, die aufgrund der geografischen

und strukturellen Situation von den

Kulturzentren weit entfernt sind, kein

weiteres halbes Jahr leben könnte und

daher erst einmal verschiedene Projek-

te verschieben mußte. Bis sich der

Gedanke, dass Theater sich auch zwi-

schen der Hochkultur und den Notruf-

programmen wie „Kultur macht stark“

verankern und entsprechend finanziert

werden muß, irgendwie etabliert hat.

Weil Theater ja durchaus ein Ort der ge-

sellschaftlichen und sozialen Begeg-

nung ist - oder sein kann. Ein Ort, an

dem verhandelt, diskutiert und erlebt

werden kann, wie wir jetzt und künftig

miteinander leben können und wollen.

Auch im Theater für Kinder und ohne

Dogma oder Zeigefinger.

Eine kleine Katastrophe für mich per-

sönlich - vor allem finanziell - war das

wenig kooperative Verhalten des Kul-

turamtes Eisenach (2012) anläßlich

der Vorbereitung und Durchführung

unserer Inszenierung „Ausgeleuchtet!“,

mit der wir dann später für den Thü-

ringer Theaterpreis nominiert wurden.

Manchmal, in solchen Momenten - das

nochmal zur Regionalität - kommt mir

Thüringen bei aller geografischen Weite

sehr eng vor. Das Tolle an dieser Ka-

tastrophe war: wir haben es trotzdem

gemacht! Obwohl wir bis ein paar Tage

vor der Premiere nicht wußten, ob und

wo wir spielen werden. (Tolles Team!

Ich danke nochmals! Ohne euch...nee.)

Worauf kannst du niemals verzichten?

Niemals? Puh. Auf meine Freunde,

meine Familie.

Was dürfen wir in diesem Jahr noch von

dir erwarten?

Ein Bürgerliches Trauerspiel. Nein,

also ich möchte gerne ein Stück für

Jugendliche produzieren, vielleicht,

wenn ich die nötigen Finanzmittel bei-

sammen bekomme. Wäre toll!

Wo bzw. wofür wird das schwarzweiss-

figurentheater in Zukunft stehen und

welche Ziele gibt es?

Da ich nicht so altershomogen produ-

zieren und denken möchte: für gutes

Kinder- und Jugendtheater auch für

Erwachsene! Trotz oder besser WEGEN

allem hier in Thüringen zu leben und

arbeiten.

Ein letzter Satz?

Ich hoffe, bis zu meinem letzten Satz

vergeht noch mindestens ein halbes

Jahrhundert. Das wäre angemessen.

Beschreib dein Theater in einem Satz!

Das schwarzweissfigurentheater ist ein

professionelles Figurentheater mit

einem Spielplan für Menschen jedes

Alters, interessiert an den Grenzüber-

schreitungen zwischen Schauspiel,

Figuren- und Objekttheater und an-

deren Darstellenden und Bildenden

Künsten.

Was bewegt und treibt dich dazu an,

Theater zu machen?

Immer noch die naive Hoffnung, mit

Theater im Allgemeinen und meiner

Arbeit im Speziellen ein klein wenig

zum gesellschaftlichen Diskurs beizu-

tragen und zum Hinterfragen gesell-

schaftlicher Umstände anzuregen. Ob

in meinen Kinderstücken oder Stücken

für Ältere. Schön, wenn ich dabei noch

Spaß habe und davon meinen Lebens-

unterhalt bestreiten kann.

Was ist die Zielsetzung deiner

Theaterarbeit?

Wie 2. Nur mehr.

Wie viel Regionalität und Identität steckt

in dieser Arbeit?

Ich spiele, da ich hier lebe, sehr viel im

ländlichen Raum Nordthüringens. Wo-

bei aber meine Stücke natürlich auch

überregional funktionieren, weil sie in-

haltlich ja nicht an eine Region oder

einen Ort gebunden sind.

Welches war der letzte Höhepunkt und

Glücksmoment?

Auf das Theater bezogen war das zum

einen, als ich am Tag einer Doppelvor-

stellung nach einer etwas, na, sagen

wir mal „unergetischsten“ ersten dann

doch eine ziemlich tolle zweite hatte. In

der dann, im Gegensatz zur ersten, ein-

THEATER.STECKBRIEF

SCHWARZWEISSFIGURENTHEATERGründungsjahr: 2012 Ort: Nordhausen

mobiles Theater

Einzelkünstlermit zahlreichenZusammenarbeiten www.schwarzweissfigurentheater.de

Fotos: Toni Burkhardt

Aotearoa/New Zealand is a very

young country. The original inhabi-

tants arrived only roughly 800 years

ago (during what was the Middle Ages

in Europe). Before the arrival of Euro-

peans, there wasn't theatre as we un-

derstand it in the traditional Maori cul-

ture. There were other performance

forms though: waiata (songs), haka

(war dances), karetao (puppetry),

patere (chant) and whaikõrero

(oratory). Some tribes even had a spe-

cially built “house of amusements”, te

whare tapere, solely dedicated to

entertainments. Performance was part

of daily life and ritual, not an artistic

form.

In contrast to many other colonised

countries (such as Australia), the indi-

genous people of New Zealand, the

Maori, signed a contract with their colo-

nisers: the Treaty of Waitangi in 1840.

The Maori signed the treaty under the

understanding that they had invited

the Europeans to share their land and

to work it and rule it together, due to a

false translation of key words in the

Maori-language version of the treaty,

which hid the intentions of the English.

When, due to settlement, the Pakeha

(non-Maori) became a large proportion

of the population, a systematic dispos-

session of the Maori, and the repression

of their language and culture, began.

This was almost successful: in debates

over the definition of Maori Theatre in

recent decades, it has never been a

criterion that the work must be in te reo

Maori (the Maori language). This is be-

cause for decades te reo was not spoken

in public in mixed-race company and

several generations of Maori did not

learn it as their first language.

Yet while many of the Maori theatre

artists in the early years did not speak

te reo, the Maori theatre movement was

an important part of the struggle to

regain official acceptance of the Maori

language and culture. The beginnings

of this rebirth, which became known as

the “Maori renaissance”, can be found

in the 1930s, when Princess Te Puea

Herangi established formal structures

to support kapa haka to avoid losing

Maori oral traditions. Kapa haka is a

cultural concert party which blends

songs and movement-forms in

performance. Kapa haka competitions

are once again a vital part of New

Zealand's cultural landscape.

In the 1950s and 1960s Maori

participation in theatre was minimal

and music was the more important

performance form for Maori. However,

in 1965, the New Zealand Opera

Company created a production of Porgy

und Bess with a Maori cast, which

aroused interest in theatre among

many Maori artists. Many important

theatre artists got their start in this

production, which led to the founding of

the short-lived, but highly influential,

Maori Theatre Trust.

It is important to note however, that

for all New Zealanders, access to pro-

fessional theatre was limited. Apart

from the occasional touring companies

from Australia, the US or Europe, until

the late 1960s theatre in New Zealand

was produced by amateur companies,

such as those organised by branches of

the British Drama League. Until the

founding of the Arts Advisory Council in

1960, there was no public subsidy for

theatre, and, despite the valiant efforts

of Richard and Edith Campion's New

Zealand Players, until the estab-

lishment of state funding, it proved

BY BRONWYN TWEDDLE

theatre director, dramaturg, performer

from New Zealand

18 24

THEATRE IN AOTEAROA/NEW ZEALAND

impossible to maintain a professional

theatre (due to the small size of the

ticket-buying population and the

expense of touring a country where the

population is widely spread). In 1964

the first permanent professional

theatre - Downstage in Wellington - was

founded. Further theatres were foun-

ded and in 1970 Nola Millar founded

what was to become Toi whakaari: New

Zealand Drama School. Before this,

actors went to England for training,

where many remained, which did not

help the indigenous theatre industry.

Prior to the establishment of public

funding, Millar herself repeatedly

returned to her day job at the Turnbull

library in Wellington, as there just

wasn't enough paid work for a

professional theatre director. Bruce

Mason's career, a significant early NZ

playwright, relied heavy on the support

of his wife Diana, a prominent doctor.

With the creation of arts organisations,

such as Playmarket, the national

playwrights' agency, in 1973, New

Zealand began to invest in developing a

New Zealand theatrical industry,

though many of these significant

organisations and theatres were foun-

ded as collectives, initially funded and

managed by the artists themselves.

In the 1970s, next to the general pro-

fessionalisation of the industry, theatre

was discovered by Maori as a forum for

political influence. As Maori artist

Roma Potiki explains, the majority of

Maori dramatists back then were

activists. In 1991 she wrote that Maori

theatre is “tino rangatiratanga in 1action” . This means that theatre

presented the struggle for Maori self-

determination in physical terms.

Theatre played a crucial part on the

Maori Protest movement, because it

enabled Maori to attack injustices and

find a political voice, in speaking to

mixed audiences. Theatre companies

controlled by Maori made Maori

processes and cultural values central.

Troupes performed outside, in marae

(formal meeting houses) and in schools

throughout the country, with agit-prop

plays which protested land-disposes-

sion, unequal legal and social treat-

ment and the threat to cultural identity

and language. Theatre worked along-

side political actions, such as the 1975

Land March, where thousands of Maori

und Pakeha walked the entire length of

the North Island together to Wellington,

the capital city and seat of government,

to protest the expropriation of Maori

land. This led to the establishment of

the Waitangi Tribunal, an investigative

body, which still today hears legal cases

requesting repatriation of Maori land

and/or compensation.

In the 1980s Maori played a powerful

role in the development of New Zealand

theatre. In Wellington in 1983 the De-

pot Theatre was founded with the aim of

promoting New Zealand works, and

Maori played a large part in that. In

1994 the Depot was renamed Taki Rua

a name of a traditional weaving pattern

which means “in twos” - which spoke to

the bicultural working methods of the

company. Taki Rua's Te Reo Maori

(Maori language) season from 1995

onwards and plays, such as Apirana

Taylor's Kohanga (1986), provided

theatrical support to the Kohanga Reo

and Kura Kaupapa movements -

which developed kindergartens and

primary schools around Maori

language and cultural principles.

By the end of the 1980s, Theatre Marae

was established: a theatre form in

which Maori rituals of meeting became

part of theatrical practice. In the 1990s,

Maori concerns were visible in the

mainstream, with Theatre Marae as a

highlight of the 1990 International

Festival of the Arts in Wellington and

the 1991 production of John

Broughton's Michael James Manaia a

play about a Maori Vietnam War

veteran in Wellington's Downstage

Theatre. Since then, there has been a

shift in the theatre industry and in the

broader society as many government

departments, educational institutions,

organisations and companies aim to be

more bicultural in their programmes

and working methods.

... THE MAORI THEATRE MOVEMENT WAS AN IMPORTANT PART OF THE STRUGGLE

TO REGAIN OFFICIAL ACCEPTANCE OF THE MAORI LANGUAGE AND CULTURE.

19 24

Skin TightFoto: Lucia Marneau

1 Potiki, Roma. “Introduction”. He Reo Hou: Five Plays by Maori

Playwrights. Ed. Simon Garrett. Wellington: Playmarket, 1991, s.10.

And this is where the practices that

Rangimoana and I will be sharing with

you at “Theaterwelten” come in. We aim

to work together as Maori and Pakeha

practitioners, to share our own cultural

perspectives and work towards greater

intercultural understanding. New

Zealand productions have often

jokingly been referred to as getting by

on the smell of an oily rag: the theatre of

only two actors and a chair. But this

'poor theatre' has led to great creativity

and collaboration, and that's what

matters most. A famous whakataukī

(proverb) states: “He aha te mea nui o te

ao? He tangata! He tangata! He

tangata!” [What is the most important

thing in the world? It is people! It is

people! It is people! ] which seems a

fitting guiding thought for this festival.

Bronwyn Tweddle is a theatre direc-

tor, dramaturg, performer and profes-

sional translator and a Senior Lecturer

in Victoria University of Wellington's

Theatre Programme. For several years

she was Victoria' s co-ordinator for the

Master of Theatre Arts in Directing,

which is co-taught by the university

and Toi Whakaari: New Zealand Drama

School. She was an Executive Board

member of Playmarket, New Zealand's

Playwrights' Agency and Script Deve-

lopment Service (2002 - 2012), and of

Dance Aotearoa New Zealand, a natio-

nal organisation which promotes the

development of NZ dance (2012).

Bronwyn's theatre company, Quartett

Theatre, focuses on cultural exchange:

bringing non-commercial European

plays to New Zealand and touring Kiwi

plays to Europe. They have performed

in the UK, Belgium, Germany, Romania

and Serbia. Bronwyn regularly teaches

and directs in European drama schools

and for arts organisations. Bronwyn's

research interests include: translation

and adaption; intercultural and multi-

lingual theatre work; theories of acting

and directing.

We usually start the creative work

without a previous idea. We are moti-

vated by a groupal decision and a

theatrical esthetic desire. Everything

else, is in principle, undefined.

Befor we begin to work we meet two

or three times and only talk a lot about

everything that occurs us, all that we

think about that moment concerning to

the new creation: themes we'd like talk

about, topic icons, images, possible

characters, what tone of play-acting

we'd like, spatial design and mise en

scene, textual stimulus, tales, films,

technological and mechanical resour-

ces, scenographic resources, textures,

coulors for the scene.

In the first time, everything is a whirl-

wind of ideas, fantasy and chances that

let us visualize some landscapes rather

blurred yet, but they guide us to start to

move the body.

It's the moment of the theatre ad-lib,

many times with some stimulus that

comes from what had been said at the

first meetings. And again we're open to

nonsenses that could happen. To sur-

prise us. Out of the improvisations we

can get little texts or scenes and with

that a possible tale. And then the story

will begin when we least expect it. The

play is going on and at the same time

raising new challenges to solve in the

scene.

Once more it is necessary to be open-

minded to ideas that could appear and

with them, maybe some modifications

in the plot.

CREATIVE PROCEDURES

ENJOY OUR BODY IN ACTION, ...

20 24

DEJA VUEine Performance aus Argentinien

13.06.2015 21:00 Uhr im Theater Rudolstadt

by Sandra Monteagudo &

Jorgelina Balsa

Theatre pedagogues and actresses

from Argentina

And finally, but from

the beginning, the most

important thing is to

enjoy. Enjoy our body in

action, the relation with

our classmates. What

I'm saying and in that

way telling you: enjoy

that exchange …

des Videoblogs „Drehmomente“ mit

jeweils elf spielerisch umrahmten Fol-

gen. Bei regionalen Events sind wir im-

mer präsent. Für Deutschlands äl-

testes Freilichtmuseum, die Thüringer

Bauernhäuser, entwickeln und adap-

tieren wir seit 2011 musikalische Som-

mertheater-Stücke. Wir unterstützen

Schulen der Region bei der Förderung

junger Talente.

Welches war euer letzter Höhepunkt

und kollektiver Glücksmoment?

Solche Momente erleben wir nicht nur

nach gelungenen Premieren, sondern

bei zahlreichen Vorstellungen und Auf-

tritten, die den Nerv des Publikums

treffen, bei denen wir uns gegenseitig

tragen und weiterbringen.

Welches war euer letzter Tiefpunkt oder

eure kollektive Katastrophe?

Theater ist Arbeit, auch wenn es für

uns in der Freizeit stattfindet. Es ent-

steht oftmals unter komplizierten Rah-

menbedingungen und in nervenauf-

reibenden Prozessen, ist also nicht frei

von kleineren Tiefpunkten. Am Ende

steht jedoch ein Produkt, das zählt. Von

all dieser Arbeit, von aufgetretenen

Konflikten und Problemen, ist dann in

der Vorstellung - im Genuss des Spiels -

nichts mehr zu spüren.

Worauf könntet ihr niemals verzichten?

Auf das Publikum und auf die un-

zähligen Stunden ehrenamtlicher Ar-

beit unseres generationsübergreifen-

den Ensembles. Zu schätzen wissen wir

das Engagement unserer Regisseure,

der Ausstatter, Partner, Förderer und

Sponsoren.

Was dürfen wir in diesem Jahr noch von

euch erwarten?

Am 18. Juli hat die Kriminalkomödie

„Der zweite Schuss“ Premiere, die den

Hof der Bauernhäuser bis zum 9. Au-

gust in einen Tatort verwandelt. Vom

20. August bis zum 1. September ist

täglich eine neue Folge der „Drehmo-

mente“ online. Über unser Repertoire

und den aktuellen Spielplan informie-

ren wir auf unserer Homepage.

Wo wollt ihr in Zukunft stehen bzw. was

sind eure Pläne und Ziele?

Wir sind gerade dabei, im „Ratskeller“

eine Proben- und Aufführungsstätte zu

schaffen und selbst zu gestalten. Viele

mühselige Stunden sind schon voll-

bracht und liegen noch vor uns, um

dann einen Treffpunkt, einen Bildungs-

magneten für kleine und große Thea-

terinteressierte und -infizierte zu ha-

ben, auch mit einem soziokulturellen

Anspruch und der Möglichkeit zur Ver-

netzung mit weiteren schönen Kün-

sten.

Ein letzter Satz?

„Der Mensch spielt nur, wo er in voller

Bedeutung des Wortes Mensch ist, und

er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

(Friedrich Schiller)

Beschreibt euer Theater / euren Verein

in einem Satz!

Wir sind eine kreative, flexible, sich

ständig erneuernde Gruppe von In-

teressierten und Begabten mit einem

Stamm von erfahrenen Leuten.

Was bewegt und treibt euch dazu an,

Theater zu machen?

Die Faszination am Theater. Wir wollen

unterhalten, bewegen, anregen, bilden

- uns und andere.

Was ist die Zielsetzung eurer Arbeit?

Gutes, streitbares Theater - und ehr-

liches. Da unser künstlerisches Po-

tential facettenreich ist, bereichern wir

unsere Angebote mit Filmprojekten,

Erlebnisführungen, Comedy, Pantomi-

me, Clownerie, Gesang, Rezitationen,

Lesungen, Moderationen, Walking

Acts, kompletten Programmgestal-

tungen und Kooperationen.

Wie viel Regionalität und Identität steckt

in eurer Arbeit?

Sie spiegelt sich vor allem in unserem

„Residenzgeflüster“ wider, in dem

Kunstfiguren wie Hofpage, Kammerzofe

oder Buckelapotheker szenisch durch

die Museen der Schillerstadt führen.

Zum Rudolstädter Vogelschießen pro-

duzieren wir die nunmehr achte Staffel

THEATER.STECKBRIEF

theater-spiel-laden Rudolstadt

Gründungsjahr: 1962 Ort: Platz der OdF 1, Rudolstadt

mobiles Theater(eigene Spielstätte im Aufbau)

Mitglieder: 30 www.theater-spiel-laden.de

Die drei Musketiere

Foto: Karla Banz

Max & Moritz

Foto: Karla Banz

Foto: Charlotte Ronas

Da leben Leute

Foto: Peter Scholz

Liebe, Lust und Tausend Tränen

Foto: Alexander Stemplewitz

BILDER.KALEIDOSKOP

Atmen (art der stadt Gotha)Foto: Bernd Seydel

Die Zoogeschichte (Theater Zink Jena)Foto: Gregor Hayn

Die Ritter von Loschwitz (Marionettentheater Dombrowsky)Foto: Evelyn Dombrowsky

Angstmän (Theater am Markt Eisenach)Foto: Sascha Willms

Familienbande (Joel Gemeinde Suhl)Foto: Matthias Stein

00Wendelin (Die Schwammastürer Judenbach)Foto: Andreas Ginzel

37 Ansichtkarten (TheaterLeiterTheater)Foto: Felix Grassel

Winter (stellwerk Weimar)Foto: stellwerk Weimar

Armer Ritter (3K Theaterwerkstatt Mühlhausen)Foto: Andreas Bank

WW

W.T

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THEATRE AFFECTS THE WORLD

THEATER

WELTEN

11.-14.06.2015

IN RUDOLSTADT

MAIAEin musikalisches Erzähltheater aus Afrika

11.06.2015 20:00 Uhr / Theater Rudolstadt

Eröffnung

THÜRINGERTHEATERVERBAND

Veranstalter