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Thema: Stellenwert des Fernsehformates Scripted Reality im Alltag von Jugendlichen Bachelorarbeit im Studiengang Medienmanagement an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Eingereicht von: Moor, Kristina Matrikelnummer: 40998438 Email: [email protected] Tel.: 015774571301 Erster Prüfer: Prof. Dr. Olaf Hoffjann Zweiter Prüfer: Philine Hachmeister Eingereicht am: 22.11.2013

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Thema: Stellenwert des Fernsehformates Scripted

Reality im Alltag von Jugendlichen

Bachelorarbeit

im Studiengang Medienmanagement

an der

Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Eingereicht von: Moor, Kristina

Matrikelnummer: 40998438

Email: [email protected]

Tel.: 015774571301

Erster Prüfer: Prof. Dr. Olaf Hoffjann

Zweiter Prüfer: Philine Hachmeister

Eingereicht am: 22.11.2013

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungverzeichnis ............................................................................................................. 4

Abkürzungverzeichnis ............................................................................................................ 5

1 Einleitung ........................................................................................................................ 6

1.1 Ziel dieser Arbeit ........................................................................................................... 6

2 Scripted Reality .............................................................................................................. 6

2.1 Definition Scripted Reality ............................................................................................ 7

2.2 Einordnung von Scripted Reality in der Sparte Reality TV .......................................... 8

2.3 Die Dramaturgie von Scripted Reality Sendungen ..................................................... 10

2.4 Realitätsbildung aufgrund der Fernsehrealität ............................................................. 11

2.4.1 Fiktive Realität - mit welchen Mitteln Scripted Reality den Eindruck von Realität

erreicht . ............................................................................................................................ 12

2.4.2 Eindruck von Realität mit Hilfe von Social Media am Beispiel von Berlin Tag und

Nacht und Familien im Brennpunkt. ................................................................................ 13

2.5 Beliebtheit von Scripted Reality Sendungen bei Jugendlichen ................................... 13

2.5.1 Nutzungsmotive für Scripted Reality Sendungen bei Jugendlichen ...................... 15

2.5.2 Wahrnehmung von Scripted Reality Sendungen bei Jugendlichen ....................... 17

3 Parasoziale Interaktion und parasoziale Beziehungen ............................................. 19

3.1 Definition von parasozialer Interaktion und parasozialen Beziehungen ..................... 19

3.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von parasozialer Interaktion mit anderen

Konzepten ............................................................................................................................. 20

3.2.1 Identifikation ......................................................................................................... 20

3.2.2 Uses and Gratification Ansatz ............................................................................... 21

3.3 Entstehung der parasozialen Interaktion ..................................................................... 21

3.4 Parasoziale Interaktion und Beziehung mit einer Persona .......................................... 23

3.5 Wie und warum parasoziale Interaktion und Beziehungen bei Scripted Reality

Sendungen entstehen ............................................................................................................ 24

3.6 Der Vielseher und parasoziale Interaktion .................................................................. 25

3.6.1 Die Kultivierungshypothese .................................................................................. 25

3.6.2 Wie parasoziale Interaktion und Beziehung sich beim Vielseher auswirken ........ 26

4 Kommunikation über Medieninhalte im Alltag ........................................................ 27

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4.1 Gruppenkonformität und Deutung der sozialen Realität ............................................. 28

4.2 Kommunikation über Fernsehinhalte mit verschiedenen Instanzen. ........................... 29

4.2.1 Einfluss der Schule ................................................................................................ 29

4.2.2 Einfluss der Familie............................................................................................... 29

4.2.3 Einfluss der Freunde .............................................................................................. 30

4.3 Gespräche über Scripted Reality Sendungen im Alltag von Jugendlichen ................. 31

5 Zusammenfassung des Forschungsstandes ................................................................ 32

5.1 Hypothese 1 ................................................................................................................. 32

5.2 Hypothese 2 ................................................................................................................. 33

5.3 Hypothese 3 ................................................................................................................. 33

6 Methodischer Teil ......................................................................................................... 34

6.1 Indikatorenbildung ...................................................................................................... 34

6.2 Bildung des Fragebogens ............................................................................................ 35

6.2.1 Die PSI-Skala ........................................................................................................ 35

6.3 Aufbau des Fragebogens ............................................................................................. 36

6.4 Fragetypen und Skalenniveaus .................................................................................... 36

6.5 Definition der Stichprobe ............................................................................................ 37

6.6 Datenerhebung ............................................................................................................. 37

6.7 Pretest .......................................................................................................................... 38

6.8 Gütekriterien ................................................................................................................ 38

7 Auswertung ................................................................................................................... 38

7.1 Der Vielseher und parasoziale Interaktion und Beziehung – Hypothese 1 ................. 39

7.2 Wahrgenommener Realitätsgehalt bei Scripted Reality Sendungen und parasoziale

Interaktion und Beziehung – Hypothese 2 ........................................................................... 43

7.3 Auswirkung der parasozialen Interaktion und Beziehung auf die Kommunikation über

Scripted Reality Sendungen – Hypothese 3 ......................................................................... 48

8 Stellenwert von Scripted Reality Sendungen im Alltag von Jugendlichen -

Zusammenfassung und Fazit ............................................................................................. 51

Anhangverzeichnis ............................................................................................................... 48

Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 70

(Eidesstattliche) Erklärung ................................................................................................... 74

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Genre des Reality TV heute .................................................................................. 9

Abbildung 2: Offizielle Facebook Fanpage von Berlin Tag & Nacht ....................................... 13

Abbildung 3: Liebstes Fernsehprogramm 2012. ....................................................................... 15

Abbildung 4: Nutzung von Scripted Reality Formaten (zumindest ab und zu) ........................ 16

Abbildung 5: Welche Vorstellung vom Herstellungsprozess von Familien im Brennpunkt

haben Kinder und Jugendliche .......................................................................... 18

Abbildung 6: Bewertung des Realitätsgehalts von Berlin Tag und Nacht ................................ 19

Abbildung 7: Beziehungsqualität Freund versus TV-Person in Anhängigkeit von Bildung

und Fernsehkonsum ............................................................................................. 27

Abbildung 8: Verteilung der Befragten nach Alter und Klasse……………………………39

Abbildung 9: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei Vielsehern .................................... 41

Abbildung 10: Ausprägung von parasozialer Beziehung bei Vielsehern von Scripted Reality

Sendungen ........................................................................................................... 42

Abbildung 11: Wahrgenommener Realitätsgehalt bei Scripted Reality Sendungen ................. 44

Abbildung 12: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei einem sehr starken wahrge-

nommenen Realitätsgehalt .................................................................................. 45

Abbildung 13: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei Probanden ohne einen wahrge-

nommenen Realitätsgehalt .................................................................................. 45

Abbildung 14: Ausprägung der parasozialen Beziehung bei Probanden mit einem sehr star-

ken wahrgenommenen Realitätsgehalt ................................................................ 46

Abbildung 15: Ausprägung der parasozialen Beziehung bei Probanden ohne einen wahrge-

nommenen Realitätsgehalt .................................................................................. 47

Abbildung 16: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen. Vergleich zwischen den

unterschiedlichen Ausprägungen der parasozialen Interaktion ........................... 49

Abbildung 17: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen. Vergleich zwischen den

unterschiedlichen Ausprägungen der parasozialen Beziehung ........................... 51

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Abkürzungsverzeichnis

NDR Norddeutscher Rundfunk

Ca. Circa

ebd. ebenda

mpfs Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest

s. siehe

PSI Parasocial Interaction

JIM Jugend, Information, (Multi-)Media

bzw. beziehungsweise

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1 Einleitung

2011 wurde in der Sendung „Panorama“ einen Bericht zu Scripted Reality, mit dem Namen

„Lügenfernsehen“, ausgestrahlt. Hier wurden unter anderem die Ergebnisse der Ipsos-

Studie zum wahrgenommenen Realitätsgehalt von Scripted Reality Sendungen vorgestellt.

Obwohl diese Sendungen pure Fiktion sind, halten viele Zuschauer das Gezeigte wäre Rea-

lität. Hier besteht die Gefahr, dass der Rezipient die Fernsehrealität in seine persönliche

Realität übernimmt. 1

Besonders wenn es sich um Kinder und Jugendliche als Rezipienten dieser Sendungen han-

delt, wird dieses Format kritisiert. Da Scripted Reality Sendungen durch einen dokumenta-

rischen Stil durchaus real erscheinen, erkennen besonders Kinder und Jugendliche nicht den

Unterschied, denn bei diesen jungen Rezipienten ist die Medienkompetenz noch nicht ent-

wickelt. Auf Grund der nicht entwickelten Medienkompetenz besteht gerade bei diesen die

Gefahr, dass sie die Fernsehrealität in ihre eigene Realität übernehmen. Eine mögliche Kon-

sequenz könnte sein, dass sie aus den Sendungen lernen, wie man sich in Konfliktsituatio-

nen verhalten kann. Das Verhalten das in den Sendungen gezeigt wird, könnte dementspre-

chend auch von den Kindern und Jugendlichen übernommen werden. (vgl. Götz et al. 2012,

58)

In dieser Arbeit soll vorerst untersucht werden, ob Scripted Reality Sendungen eine Wir-

kung auf Jugendliche haben und wie stark diese ausfällt. In den weiteren Schritten wird

untersucht welchen Stellenwert Scripted Reality Sendungen im Alltag von Jugendlichen

einnehmen.

1.1 Ziel dieser Arbeit

Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Nutzung von Scripted Reality Sendun-

gen bei Jugendlichen. Zudem soll herausgefunden werden, ob diese Sendungen einen Ein-

fluss auf Jugendliche haben und welchen Stellenwert Scripted Reality Sendungen im Alltag

von Jugendlichen einnehmen. Als theoretische Grundlage wurde das Konzept der parasozia-

len Interaktion und Beziehung einbezogen. Nach dem aktuellen Forschungsstand können

parasoziale Interaktion und Beziehung besonders leicht bei Scripted Reality Sendungen

entstehen. Wenn bei einem Jugendlichen eine parasoziale Interaktion und Beziehung ent-

steht, hat die Sendung einen hohen Stellenwert.

1 Vgl. Wie wirkt "Scripted Reality"? Online:

http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/luegenfernsehen131.html (Abrufdatum: 15.11.2013)

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Als erstes wird der Begriff Scripted Reality erläutert. Danach soll aufgezeigt werden wie

Scripted Reality Sendungen den Eindruck von einer Realität vermitteln und warum diese

gerade von Jugendlichen als realistisch wahrgenommen werden könnten. Im zweiten Teil

dieser Arbeit wird das Konzept der parasozialen Interaktion und Beziehung erörtert. Es wird

erklärt, warum parasoziale Interaktionen und Beziehungen entstehen und wie sie sich auf

den Rezipienten auswirken. Daraufhin werden parasoziale Interaktion und Beziehungen bei

Scripted Reality Sendungen erläutert. Im letzten Teil des Forschungsstandes wird darauf

eingegangen warum Jugendliche über Fernsehinhalte reden, und mit welcher Motivation.

Zentralen Platz nimmt die durchgeführte Untersuchung an. Diese wird in dem methodi-

schen Teil, indem die Entwicklung des Fragebogens und die Wahl der Befragten beschrie-

ben wurden, dargestellt. Als letztes werden die Ergebnisse der Untersuchung in Bezug auf

die Forschungshypothesen kritisch dargestellt und anschließend diskutiert.

2 Scripted Reality

2.1 Definition Scripted Reality

In diesem Kapitel soll der Begriff Scripted Reality definiert werden. Es werden die Eigen-

schafften und Besonderheiten einer Scripted Reality Sendung vorgestellt.

Scripted Reality sind Sendungen, die den Eindruck einer Dokumentation erwecken wollen.

Der Beginn von Scripted Reality wird ca. im Jahr 2009 gesehen. Allerdings ist das Format

Scripted Reality nicht neu. Als Grundlage für dieses Format dienten laut Weiß und Ahrens

(2012, 59) Daily Talks und Gerichtshows.

Scripted Reality Sendungen versuchen ganz bewusst den Eindruck zu vermitteln, es würden

reale Fälle dargestellt werden. Jedoch liegt jeder Sendung ein Drehbuch zugrunde. Die Dar-

steller sind nicht die Personen, denen die erzählten Geschichten passiert sind - sie sind Lai-

endarsteller. Dass diese Sendungen fiktional und keine Dokumentation sind, wird oft nicht

gut genug bzw. überhaupt nicht gekennzeichnet. (vgl. Weiß/Ahrens, 2012, 60) Der einzige

Hinweis auf die Fiktionalität dieser Sendungen sind die kurzen Hinweise im Vor- oder

Nachspann, die besagen, dass diese Geschichten frei erfunden sind (vgl. Stichler, 2010, 23)

Heutzutage sind Scripted Reality Sendungen ein fester Bestandteil im Nachmittagspro-

gramm der privaten Sender (vgl. Stichler, 2010, 22). Erklären lässt sich dieser Trend durch

den ökonomischen Vorteil, den die Produzenten haben, aber auch durch den zeitsparenden

Faktor.

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Laut dem internen NDR Papier von Stichler (2010, 23) kostet eine 45-Minütige Scripted

Reality Folge ca. 40.000 Euro, diese Kosten würden bei den Produktionsfirmen „Filmpool“

und „Norddeich TV“ entstehen. Bei der Produktionsfirma „Stampfwerk“ würde eine 30-

Minütige Folgen sogar unter 20.000 Euro liegen.

Ein weiterer Vorteil für die Produktion von Sendungen dieser Art entsteht dadurch, dass es

immer aufwändiger wird echte Geschichten zu finden, die spannend genug sind, um sie

nachzustellen. Zudem ist fraglich, dass die Personen, welchen das zu Erzählende wiederfah-

ren ist, in der Sendung mitspielen würden. Zusätzlich werden bei Scripted Reality Sendun-

gen mit Laiendarstellern keine Privatsphäre oder Persönlichkeitsrechte verletzt. Somit muss

bei Scripted Reality Sendungen die Produktionsfirma nicht auf die Suche nach echten Men-

schen mit spannenden Geschichten gehen. (vgl. Stichler, 2010, 22f)

2.2 Einordnung von Scripted Reality in der Sparte Reality TV

Laut Weiß und Ahrens (2012, 62) ist Scripted Reality eine Erscheinungsform des Reality

TVs oder der Realitätsunterhaltung im Fernsehen. Aber aufgrund der Neuheit dieser Sende-

form, ist es schwierig, diese genau einzuordnen - es endet „in einem Wirrwarr von Begriff-

lichkeiten“ (Weiß/Ahrens, 2012, 62). Da Scripted Reality Sendungen Hybridformen von

Doku-Soaps und Reality TV sind treiben sie die Hybridisierung an die Spitze (vgl. Mikos,

2012, 130) Aus diesem Grund wird in diesem Kapitel eine genaue Einordnung von Scripted

Reality innerhalb des Reality TV gegeben.

Scripted Reality Sendungen entwickelten sich aus den Doku-Soaps. Bei einer Untersuchung

von Wolf (2003, 95) definierte er Doku-Soaps als eine Hybridform, weil diese „zwei-

schneidig“ sei. Die Darstellung ist von Produzent zu Produzent unterschiedlich. Diese „ba-

lanciert zwischen Authentischem und Erzähltem, zwischen Beobachten und Inszenieren,

zwischen Finden und Erfinden.“ (ebd. 95). Das bedeutet, dass die Doku-Soap sowohl in

einem Unterhaltungsformat, als auch in einem seriösen dokumentarischem Format erschei-

nen kann. (vgl. ebd. 95) In weiteren Studien wird die Grenze zum seriösen dokumentari-

schem Format und einem Unterhaltungsformat immer undurchsichtiger, bis die Doku-Soap

nur noch als ein Dachbegriff für unterschiedliche Formen des Realitätsfernsehens steht (vgl.

Weiß/Ahrens, 2012, 63).

Weiß und Ahrens (2012, 64) teilen die Sparte Reality TV, aus welcher auch die Doku-

Soaps stammen, in narrative und performative Formate des Reality TVs. Klaus und Lücke

(2003, 199) definieren die beiden Formen folgendermaßen: „Narratives Reality TV umfasst

jene Sendungen, die ihre ZuschauerInnen mit der authentischen oder nachgestellten Wie-

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dergabe realer oder realitätsnaher außergewöhnlicher Ereignisse nicht-prominenter Darstel-

ler unterhalten. Performatives Reality TV umfasst jene Sendungen, die eine Bühne für

nicht-alltägliche Inszenierungen sind, jedoch zugleich direkt in die Alltagswirklichkeit

nichtprominenter Menschen eingreifen.“ (ebd.199).

Zum narrativen Reality TV gehören vier Genretypen, diese behandeln „außergewöhnliche

Ereignisse des Alltags“ (ebd. 199) unter anderem Verbrechen, Unfälle und Familien- oder

Beziehungskonflikte.

Auch dem performativen Reality TV unterliegen vier Genretypen. Diese sind Beziehungs-

Shows, Beziehungs-Game Shows, Daily Talk und Problemlösesendungen. Von Klaus und

Lücke (2003, 199) wurden aber noch die Casting Shows, Doku-Soaps und Reality-soaps

hinzugefügt. In Abbildung 01 werden alle Genres abgebildet, die zum Format Reality TV

gehören. Zudem wird ersichtlich, mit welchen anderen Gattungen Reality TV Genres ver-

wandt sind. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass all diese Genres Hybride sind. (vgl.

ebd. 199f)

Abbildung 1: Genre des Reality TV heute. Quelle: Lücke/Klaus, 2003, 200

Die Zuordnung der Doku-Soaps zu dem performativen Reality TV wird jedoch von Weiß

und Ahrens kritisiert (2012, 64). Laut Klaus und Lücke war die erste Doku-Soap eine Sen-

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dung über eine amerikanische Familie die von einem Kamerateam 7 Monate begleitet wur-

de. Während der Dreharbeiten trennte sich das Ehepaar, was zu Diskussionen über den Ein-

fluss des Kamerateams führte. (vgl. Klaus/Lücke, 2003, 202) In diesem Fall ist es streitig,

ob in die Sendung seitens der Produzenten oder des Kamerateams eingegriffen wurde, oder

ob die Trennung ohne Einfluss geschah und in diesem Fall einfach ein Familienkonflikt

entstand. Im ersten Fall würde diese Sendung zu der Gattung performatives Reality TV

gehören, weil hier in die Alltagswirklichkeit eingegriffen wurde. Im zweiten Fall wäre dies

eine Sendung des narrativen Reality TV. Auch an diesem Beispiel sieht man, dass die Do-

ku-Soap eine Hybridform ist.

Mikos (2013, 129f) definiert Scripted Reality als eine Inszenierung der Realität. Bei dieser

gibt es drei Arten. Die erste ist die „Inszenierung von Abbildern sozialer Realität“ (ebd.

129). Zu dieser Art zählen zum Beispiel die Nachrichten. Die zweite wäre die „Inszenierung

von sozialen Arrangements“ (ebd. 129). Diese findet man unter anderem bei Talk-Shows,

Datingshows, Realityshows, Castingshows und Gameshows. Das Besondere hierbei ist,

dass sowohl den Teilnehmern als auch den Moderatoren ein Rahmen vorgegeben wird, in

welchem sie agieren können. Daraus folgt auch die spezifische Art, wie die Teilnehmer und

Moderatoren miteinander interagieren. Die dritte Inszenierung von Realität ist die „Insze-

nierung von möglichen Welten als Fiktion“ (ebd. 129). Bei dieser Art der Inszenierung wird

von einem Erzähler eine erfundene Geschichte erzählt, deswegen sind diese Sendungen

perspektiviert. Das Wesentliche hierbei ist, dass es sich um eine glaubwürdige Welt handelt,

die der Zuschauer sich leicht vorstellen kann. (vgl. ebd. 129f) Die Inszenierung von sozia-

len Arrangements könnte man als performatives Reality TV verstehen, da hier eine Bühne

vorgegeben wird in deren Rahmen die Darsteller agieren können und die Inszenierung von

möglichen Welten als Fiktion könnte man als narratives Reality TV verstehen, da sie realis-

tische Geschichten nacherzählt.

Somit werden Doku-Soap als eine Hybridform vom narrativen und performativen Reality

TV verstanden und laut Mikos (2013, 130) ist Scripted Reality eine Hybridform von der

Inszenierung von sozialen Arrangements und der Inszenierung von fiktiven Welten. So ent-

steht die Vermischung von der dokumentarischen Darstellung einer erfundenen Geschichte.

(vgl. ebd. 130)

2.3 Die Dramaturgie von Scripted Reality Sendungen

Wie bereits festgestellt sind Scripted Reality Sendungen Hybridformen von Doku-Soaps

und des Reality TV und zeigen soziale Arrangements in einer möglichen fiktiven Welt.

Wichtig für Scripted Reality Sendungen ist, dass die Themen möglichst real auf den Rezipi-

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enten wirken. (vgl. Mikos, 2013, 129f) Scripted Reality Sendungen zeigen also eine fiktive

Welt, die möglichst realistisch wirken soll, welcher ein Skript zugrunde liegt. In diesem

Kapitel soll näher auf den Skript und die Dramaturgie solcher Sendungen eingegangen wer-

den.

Scripted Reality Sendungen zeigen die Handlung meist aus der Perspektive aller Beteilig-

ten. Da eine emotionale Beteiligung seitens des Rezipienten erst dann stattfindet wenn der

Rezipient die Möglichkeit hat, das Gesehene mit der eigenen Erfahrung und dem sozialen

Hintergrund zu vergleichen, hat das Zeigen von verschiedenen Perspektiven den Vorteil,

dass der Rezipient mehr Möglichkeiten hat sich emotional an dieser Sendung zu beteiligen.

Obwohl Scripted Reality Sendungen mehrere Perspektiven haben, gibt es meistens noch

den „Off-Kommentator“ (Mikos, 2013, 130). Dieser könnte als der eigentliche Erzähler

verstanden werden. Laut Mikos (2013, 131) sind die Protagonisten und ihre Erzählungen

nur dazu da, um die Geschichte und die Aussagen des Off-Kommentators zu stützen und

somit glaubwürdig aussehen zu lassen. Die Dramaturgie folgt meist denselben Regeln. Zu-

erst entsteht ein Konflikt, woraufhin gezeigt wird, wie die Darsteller sich innerhalb des

Konfliktes verhalten. Am Ende gelangt man zu einer Lösung des Konfliktes. Da in vielen

Scripted Reality Sendungen die Schauspieler nur einmal pro Episode auftreten, sind die

Konflikte oft von Episode zu Episode verschieden, wie zum Beispiel bei „Familien im

Brennpunkt“. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Bei der Sendung „Berlin Tag und Nacht“,

die wie eine Serie aufgebaut ist, gibt es auch große Zentrale Konflikte, die über mehrere

Serien gehen. (vgl. ebd. 130f)

2.4 Realitätsbildung aufgrund der Fernsehrealität

Medien sind ein fester Teil der Gesellschaft. Krotz (2007, 271) definiert ein Medienereignis

zum einen als ein wirkliches Ereignis, wie zum Beispiel eine live Übertragung der Fußball-

weltmeisterschaft, zum anderen als ein von den Medien inszeniertes Ereignis, welches viel

Beachtung seitens der Zuschauer findet. Somit können Medieninhalte ohne realen Zusam-

menhang dennoch in die Realität der Zuschauer eingreifen.

Der Eingriff der Medien in die Bildung der Realität des Rezipienten kann bei Kindern ganz

einfach stattfinden, denn diese haben noch kein vollständig gebildetes Wertesystem und

feste Einstellungen. Je mehr der junge Rezipient den Einflüssen der Fernsehrealität unter-

liegt, desto mehr Auswirkungen hat diese auf seine Vorstellungen und Verhalten. (vgl.

Lang, 1980, 99)

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In den weiteren Kapiteln soll die Darstellung der Fernsehrealität bei Scripted Reality Sen-

dungen definiert werden und wie diese wirkt.

2.4.1 Fiktive Realität - mit welchen Mitteln Scripted Reality den Eindruck von Rea-

lität erreicht

Wie bereits festgestellt, will eine Scripted Reality Sendung ganz bewusst den Eindruck

vermitteln, dass was in den Sendungen gezeigt wird sei Realität. Wie dieser Eindruck er-

reicht wird, wird in diesem Kapitel behandelt.

Zum einen wird beim Filmen eine Handkamera eingesetzt. Aufnahmen mit dieser, sind oft

etwas wackelig und nicht perfekt, somit wird der Eindruck erweckt der Rezipient wäre da-

bei. In manchen Szenen reden die Darsteller sogar mit den Kameraleuten. (vgl. Mikos,

2013, 132) Zum anderen wird der Eindruck von Realität verstärkt, wenn das Kamerateam

eines Raumes verwiesen wird z.B. vor einem Gerichtssaal (vgl. Götz et al. 2012, 55). Auch

auf den Einsatz von künstlichem Licht wird verzichtet. Meist arbeitet man nur mit dem

Kameralicht, um nicht mit der Lichtgestaltung in die Dramaturgie einzugreifen (vgl. Mikos,

2013, 132).

Gedreht wird meistens in echten Wohnungen oder auf offener Straße, nicht in einem

Filmset. Wenn auf offener Straße gedreht wird, werden teilweise die Gesichter von Passan-

ten unkenntlich gemacht. Das alles erweckt den Eindruck eines „spontandokumentarischen

Stils“ (Götz et al. 2012, 55). (vgl. Götz et al. 2012,55; Mikos, 2013, 132)

Der Einsatz von Musik ist selten. Musik wird höchstens in dramatischen Situationen einge-

setzt. Hauptsächlich wird mit dem natürlichen Hintergrundgeräusch gearbeitet, da dies auch

den Eindruck der Authentizität und gleichzeitig der Realität betont. (vgl. Mikos, 2013, 132)

Laienschauspieler tragen, durch ihre Unbekanntheit und ihre oft nicht-professionelle Schau-

spielerische Kunst, zusätzlich dazu bei, dass Scripted Reality Sendungen für real gehalten

werden können. Durch die authentische Darstellung der Laienschauspieler hat der Rezipient

mehr Möglichkeiten sich mit diesen zu identifizieren. Während in vielen Filmen oder Serien

wohlhabende Menschen ohne Geldsorgen gezeigt werden, ist das Hauptmilieu bei Scripted

Reality Sendungen die Unterschicht und die untere Mittelschicht. Dies stärkt den Eindruck

von Realität und kann zur Folge haben, dass der Rezipient sich emotional bindet. (vgl. Mi-

kos, 2013, 131)

Bei Scripted Reality Sendungen werden Personen in Alltagssituationen mit ihren Problemen

gezeigt. Wie bereits erwähnt, gibt es zu Anfang immer einen Konflikt, welcher im Laufe

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der Sendung gelöst wird, teilweise mit der Hilfe von Mentoren oder Experten. Das Zeigen

von angeblich „normalen Menschen“ (Mikos, 2013, 133) und ihren Alltagsproblemen, er-

zielt den Authentizitätseindruck und bildet automatisch den Realitätscharakter. (vgl. ebd.

133)

Wie bereits erwähnt, hat Reality TV schon in den 1990er Jahren angefangen, normale Men-

schen in Alltagssituationen zu zeigen. Scripted Reality ist die Überspitzung davon und so-

mit laut Mikos „bürgernah“ (2013, 135).

2.4.2 Eindruck von Realität mit Hilfe von Social Media am Beispiel von Berlin Tag

und Nacht und Familien im Brennpunkt

Rund 1,5 Millionen Zuschauer verfolgen die Sendung Berlin Tag und Nacht (vgl. Mikos,

2013, 135). Die offizielle Fanpage von Berlin Tag und Nacht hat fast doppelt so viele User,

nämlich 2,9 Millionen. Aufgrund der hohen User Zahlen, erkennt man, dass Social Media

ein hilfreiches Verbreitungsinstrument für solche Sendungen sein kann. Doch an in diesem

Kapitel soll nicht die Reichweite untersucht werden, sondern der Realitätscharakter der

Sendungen, der auf der Social Media Plattform Facebook weiter gepflegt wird.

Abbildung 2: Offizielle Facebook Fanpage von Berlin Tag & Nacht. Quelle:

https://www.facebook.com/BerlinTN?fref=ts (Abrufdatum: 16.11.2013)

Jochen Starke, der Geschäftsführer von RTL, begründet den Vorteil von einer Facebook

Fanpage dadurch, dass hier ein ständiger Kontakt zu den Fans besteht. Die User können auf

diesem Kanal komplett zeitunabhängig etwas über die Sendung erfahren, oder diese im

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Internet ansehen. Durch diesen ständigen Kontakt vermittelt man ihnen, dass sie immer

dabei sein können. (vgl. Mikos, 2013, 136) Betrachtet man die Posts auf der offiziellen Fa-

cebook Fanpage stellt man fest, dass diese wie persönliche Nachrichten an die Fans sind.

Akteure der Sendung geben ihre Meinungen zu kürzlichen Ereignissen preis, oder sie wün-

schen den Fans einen schönen Tag.2

Untersucht man die Facebook Seite von Berlin Tag und Nacht findet, man z. B. unter der

Rubrik „Info“ folgenden Text: „Ich bin Ole und wohne in der geilsten WG Deutschlands.

Berlin, meine Stadt! Bei uns geht dermaßen die Luzie ab, dass ich mir dachte, ey, lass uns

ma ne Facebook Seite machen. Hier könnt ihr mehr über unser WG-Leben, die Partys, die

Miezen und wer mal wieder Stress macht erfahren. Und das Beste: Ihr könnt dazu auch

noch euren Senf abgeben.“3. An dieser Stelle wird mit keinem Wort erwähnt, dass dies eine

geskriptete Sendung ist, oder dass der „Ole“ ein Laiendarsteller ist. Es wird nicht von

Schauspielern geredet, sondern von WG-Mitbewohnern und das Leben miteinander.

Auch die Posts auf der offiziellen „Berlin Tag und Nacht“ Fanpage schaffen den Eindruck,

die WG-Bewohner würden diese selbst schreiben und ihre persönlichen Meinungen preis-

geben. Alles erweckt den Eindruck, dass ein reales WG-Leben dargestellt wird.

Auf der offiziellen Facebook Fanpage von Familien im Brennpunkt wird nichts zu dem

Genre der Sendung gesagt. Es werden lediglich die Themen der nächsten Sendungen gepos-

tet, z.B. „Monika macht sich Sorgen um ihren Sohn Lukas. Sie durchsucht zusammen mit

Björn heimlich sein Zimmer und macht eine erschreckende Entdeckung. Was verheimlicht

Lukas ihr?“ (Post vom 15.11.2013) 4

Der Zuschauer kann durch Social Media noch mehr an diese Sendung gebunden werden.

Dies ist ein zusätzlicher Kanal auf welchem die Fernsehwirklichkeit in die Alltagwirklich-

keit der Zuschauer eindringen kann. (vgl. Mikos, 2013, 136)

2 Vgl. Offizielle Fanpage von Berlin Tag & Nacht: https://www.facebook.com/BerlinTN?fref=ts (Abruf-

datum: 16.11.2013)

3 Vgl. Offizielle Fanpage von Berlin Tag & Nacht. Rubrik: Info:

https://www.facebook.com/BerlinTN/info (Abrufdatum: 16.11.2013)

4 Vgl. Offizielle Fanpage von Familien im Brennpunkt:

https://www.facebook.com/Familien.im.Brennpunkt?fref=ts (Abrufdatum: 16.11.2013)

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2.5 Beliebtheit von Scripted Reality Sendungen bei Jugendlichen

Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (2012, 25) be-

sitzen 60% der 12 bis 19-Jährigen ein eigenes Fernsehgerät und die Nutzungsdauer liegt

durchschnittlich bei 111 Minuten pro Tag. Anhand Abb. 3 erkennt man, dass die die priva-

ten Sendeanstalten, die beliebtesten Fernsehsender sind. (ebd. 25f)

In diesem Kapitel werden anhand von 2 durchgeführten Studien zum einen die Nutzungs-

motive für Scripted Reality und zum anderen die Wahrnehmung von Scripted Reality Sen-

dungen bei Jugendlichen beschrieben.

Abbildung 3: Liebstes Fernsehprogramm 2012. Quelle: mpfs, 2012, 26

2.5.1 Nutzungsmotive für Scripted Reality Sendungen bei Jugendlichen

In der JIM-Studie, des mpfs, zur Nutzung von Scripted Reality Sendungen wurde ein Unter-

schied zwischen der Nutzung von Hauptschülern und Gymnasiasten festgestellt. Am belieb-

testen ist die Sendung Berlin Tag und Nacht. Hier sehen rund 16% der 12 bis 19- Jährigen

jede oder fast jede Sendung. (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest,

2012, 27f) Zudem sehen rund ein Viertel der Gymnasiasten und die Hälfte der Hauptschüler

zumindest ab und zu die Sendungen Familien im Brennpunkt, Verdachtsfälle und Berlin

Tag und Nacht. (s. Abbildung 4)

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16

Abbildung 4: Nutzung von Scripted Reality Formaten (zumindest ab und zu). Quelle: mpfs-Studie, 2012,

27

Eine Studie von Götz et al. befasst sich näher mit der Frage warum Kinder und Jugendliche

sich für die Sendung Familien im Brennpunkt interessieren. Zu diesem Zweck wurden 861

Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren befragt. (vgl. Götz et al. 2012, 55) Im

Folgenden sollen die Ergebnisse dieser Studie beschrieben werden.

Hauptsächlich werden Kinder und Jugendliche beim Durchschalten der Programme darauf

aufmerksam. Da speziell die Sendung Familien im Brennpunkt oft in kurzen Handlungsab-

läufen einen Konflikt entstehen lässt und es wieder löst, baut sich schnell eine Spannung auf

und der junge Rezipient bleibt bei der Sendung. Zudem geht es in der Sendung um Famili-

enkonflikte. Dies sind Konflikte die Kinder und Jugendliche auch kennen. So geben 62%

der 6 bis 12-Jährigen an, sie verfolgen diese Sendung, weil sie so Familienkonflikte von

anderen Menschen sehen können. Durch die Darstellung von überspitzten Konflikten wird

einigen Zuschauern das Gefühl vermittelt, die eigenen familiären Konflikte wären harmlos.

Auch die persönlichen Statements der Protagonisten, besonders wenn die jungen Protago-

nisten zu Wort kommen, sind ein Grund für das Rezipieren der Sendungen. Zudem ist der

Aufbau der Dramaturgie, welche in Kapitel 2.4 beschrieben wurde, meist derselbe und ein

Grund, warum Kinder und Jugendliche diese Sendung sehen. Es entsteht ein Konflikt und

innerhalb dieses Konfliktes sind die Rollen der Guten und der Bösen klar verteilt. Am Ende

wird der Konflikt gelöst und es gibt ein Happy End. Es gibt es den Rezipienten den Ein-

druck, es gäbe für jedes Problem eine Lösung. Vor allem die 6 bis 7-Jährigen und die 13 bis

14-Jährigen übernehmen die Lösungen der Konflikte, wie diese in der Sendung vorgestellt

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17

werden. Sie sind der Meinung sie würden so lernen, wie man sich in problematischen Situa-

tionen verhalten soll. (vgl. Götz et al. 2012, 55ff)

Darüber hinaus spielt das Motiv der Belustigung eine Rolle. Durch Abgrenzung und Selbst-

erhöhung können die Kinder und Jugendlichen belustigt der Sendung folgen, da diese den

Konflikt schon durchschaut haben während die Darsteller immer noch nach einer Lösung

suchen. Dies gilt besonders fürs 17 bis 18-Jährige Gymnasiasten. (vgl. ebd. 57)

In einer Studie zum Nutzungsmotiv von Reality TV bei 8 bis 13-Jährigen Kindern wurde

herausgefunden, dass Reality TV den Kindern als Informationsquelle zur Bewältigung von

Alltagssituationen dient. (vgl. Gleich, 2001, 526)

Die Motive zur Nutzung von Scripted Reality Sendungen sind zum einen die kurzen und

spanenden Konflikte, zum anderen aber der gegebene Vergleich mit seiner eigenen Realität.

Familienkonflikte in der Sendung „Familien im Brennpunkt“ werden überspitzt dargestellt

und geben dem jungen Rezipienten so den Eindruck, die eigenen Konflikte wären harmlos.

Im folgenden Kapitel soll auf die Wahrnehmung von Scripted Reality Sendungen eingegan-

gen werden. Es wird erläutert wie Jugendliche diese Sendungen verstehen.

2.5.1 Wahrnehmung von Scripted Reality Sendungen bei Jugendlichen

Wie in den vorherigen Kapiteln beschrieben, versuchen Scripted Reality Sendungen mit

bestimmten Maßnahmen den Eindruck von Realität zu produzieren. In der Studie von Götz

et al. (2012, 58) kam heraus, dass viele der jungen Zuschauer nicht erkennen, dass diesen

Sendungen ein Skript zugrunde liegt und, dass diese fiktiv sind. Wie in Abb. 5 zu sehen ist,

denken knapp 30% der Befragten, die Sendungen filmen den normalen Alltag von Familien.

Weitere 48% erkennen, dass in der Sendung nur Schauspieler sind. Jedoch gehen diese da-

von aus, dass es Nachstellungen von echten Geschehnissen sind. Somit wird hier nicht er-

kannt, dass diese Sendung auf einem Script basiert und frei erfunden ist.

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Abbildung 5: Welche Vorstellung vom Herstellungsprozess von Familien im Brennpunkt haben Kinder

und Jugendliche. Quelle: Götz et al. 2012, 57.

Zwischen Wenigsehern und Vielsehern gibt es auch Unterschiede in der Wahrnehmung.

Wenigseher erkennen häufiger, dass es sich bei „Familien im Brennpunkt“ um eine fiktio-

nale Sendung handelt, als Vielseher. Vielseher gehen meist davon aus, dass Familien im

Alltag gefilmt werden, oder, dass echte Geschichten nachgefilmt werden. (vgl. ebd. 58)

Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie, kann ein wesentlicher Kritikpunkt identifiziert

werden. Das größte Problem beim Rezipieren von Scripted Reality Sendungen für Kinder

ist, dass diese nicht erkennen können, dass es sich um eine fiktive Sendung handelt.

Dadurch, dass bei solchen Sendungen nicht deutlich gemacht wird, dass das Gezeigte pure

Fiktion ist, werden oft die Einstellungen oder Meinungen der Darsteller übernommen. Eine

mögliche Konsequenz daraus wäre, dass ein Kultivierungseffekt und eine Verschiebung des

Weltbildes bei den jungen Rezipienten entstehen könnten. Anhand dieser Studie wird deut-

lich, dass Kinder und Jugendliche, mit Hilfe von anderen, eine bessere Medienkompetenz

entwickeln müssen. (vgl. ebd. 59)

Auf die Frage nach dem Realitätsgehalt von Scripted Reality Sendungen, in der JIM-Studie,

waren rund 6% Prozent der Befragten der Meinung, es wären reale Menschen, deren Alltag

gefilmt wird. Rund 44% gaben an, Scripted Reality Sendungen würden reale Geschichten

mit Schauspielern nachstellen. Somit war an dieser Stelle der Hälfte der befragen Jugendli-

chen nicht bewusst, dass diese Sendungen nur auf einem Script basieren und frei erfunden

sind. Bei der Sendung Berlin Tag und Nacht war der Anteil derer, die die Sendungen für

real halten sogar bei 16%. Gleichzeitig gaben rund 62% der Befragten an, die Sendung sei

fiktiv. Zudem schätzen Hauptschüler und Gymnasiasten den Realitätsgehalt von Scripted

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Reality Sendungen unterschiedlich ein, wie man in Abbildung 6 deutlich erkennen kann.

(vgl. mpfs-Studie, 2012, 28f)

Abbildung 6: Bewertung des Realitätsgehalts von Berlin Tag und Nacht. Quelle: mpfs-Studie, 2012, 29.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Scripted Reality Sendungen einen Lerneffekt für

Jugendliche haben. Dies ist eine Folge der realistischen Darstellung der Sendungen. Sei es

nun, ob sie diese Sendungen für komplett real halten, oder als Nachverfilmung von realen

Situationen einstufen. Die Tatsache, dass Jugendliche diese Sendungen für real halten und

bestimmte Meinungen oder Verhaltensmuster übernehmen, ist ein weiterer Kritikpunkt.

Denn wie gezeigt, erkennen Kinder und Jugendliche oft nicht, dass Scripted Reality Sen-

dungen pure Fiktion sind.

3 Parasoziale Interaktion und parasoziale Beziehungen

3.1 Definition von parasozialer Interaktion und parasozialen Beziehungen

Parasoziale Interaktion und Beziehung ist ein Konzept, welches von Horton und Wohl

(1956) entwickelt wurde. Horton und Wohl (1982, 188) „call this a para-social relationship

because it is based upon an implicit argument between the performer and the viewer that

they will pretend the relationship is not mediated – that it will be carried on as though it

were a face-to face-encounter“ (Horton/Wohl, 1982, 188). Dieses Konzept bezieht sich auf

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Fernsehangebote, von welchen der Rezipient angeblich direkt angesprochen wird (vgl. Vor-

derer, 1996, 7).

Schenk unterscheidet zwischen parasozialer Interaktion als „rezeptionsgebundenes Phäno-

men“ (Schenk, 2007, 744) und parasozialer Beziehung als „situationsübergreifender Bin-

dung“ (ebd. 744) welche durch Gewohnheit, Emotionen und Kognitionen geprägt ist.

Gleich (1996, 114) definiert den Unterschied auf ähnliche Weise nämlich, dass die paraso-

ziale Interaktion die Interaktion beschreibt, die zwischen einer Fernsehperson und dem Re-

zipienten stattfindet. Die Parasoziale Beziehung ist ein weiterführender Schritt der aus der

parasozialen Interaktion entsteht. (vgl. ebd. 114)

In den folgenden Kapiteln wird der Prozess der parasozialen Interaktion genauer beschrie-

ben und welche Wirkungen parasoziale Interaktion und Beziehung auf den Rezipienten

haben. Zuerst soll jedoch eine Abgrenzung zu anderen Medienwirkungskonzepten gemacht

werden.

3.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von parasozialer Interaktion mit anderen

Konzepten

Das Konzept der parasozialen Interaktion von Horton und Wohl weist im bisherigen For-

schungsstand „erhebliche Defizite“ auf. Dies gilt besonders in Deutschland und Europa.

Parasoziale Interaktion wird oft mit dem Uses and Gratifikations Ansatz oder als Prozess

der Identifikation und Involvement verstanden. (vgl. Gleich, 1997, 110) Im Folgenden wird

das Konzept der parasozialen Interaktion und Beziehung von den anderen Konzepten abge-

grenzt.

3.2.1 Identifikation

Keppler verbindet das Konzept der parasozialen Interaktion mit dem Konzept der Identifi-

kation, denn eine „Anerkennung oder Auffassung“ (Keppler, 1996, 20) der Fernsehperson

als Person kann nur stattfinden, wenn die dargestellte Rolle übernommen wird. Identifikati-

onsprozesse hängen mit der parasozialen Interaktion zusammen, weil es für jede Sendung

mehrere Lese- und Interpretationsarten gibt, die von der Lebenserfahrung des Rezipienten

abhängen. Somit hängt die Identifikation oder Imitation immer von der persönlichen Per-

spektive des Rezipienten ab. Die Identifikation aber auch die Interpretation der Medienin-

halte hängt jedoch stark mit dem sozialen Umfeld zusammen. Oft wird in Gesprächen Be-

zug auf Medieninhalte genommen. Dies hat sicherlich Auswirkungen auf die Interpretation

und Identifikation seitens des Individuums hinsichtlich der Sendungen. (vgl. ebd. 12ff)

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21

Gleich (1997, 33) widerspricht dem Vergleich von parasozialer Interaktion und Identifikati-

on, in dem er sagt, dass der interaktive Prozess des Fernsehens über Personenwahrnehmung

und Identifikation hinausgehe. Durch die Übernahme einer Rolle nimmt der Rezipient an

der Sendung indirekt teil. Somit gibt er seine Rolle als Interagierender auf und nimmt nur

noch durch die Rolle mit der er sich identifiziert am Geschehen teil (vgl. Gleich, 1997, 42).

3.2.2 Uses and Gratifications Ansatz

Das Konzept der parasozialen Interaktion kann mit dem Uses and Gratifications Ansatz in

Verbindung gebracht werden. Hierbei wird die parasoziale Interaktion als eine Belohnung

für den Rezipienten gesehen. (vgl. Effinger, 2002, 63) Hippel (1992, 139) kritisiert diese

Verbindung jedoch, da man auf dieser Grundlage davon ausgehen würde, dass die parasozi-

ale Interaktion die gleichen Bedürfnisse wie eine soziale Interaktion befriedigt. Dies ist

jedoch nicht der Fall, da es in einer parasozialen Interaktion Vorteile gibt, die eine soziale

Interaktion nicht erfüllen kann. Diese wären zum Beispiel die Unverbindlichkeit der Inter-

aktion und die Möglichkeit für den Rezipienten, sich jederzeit aus der Interaktion zurück zu

ziehen. (vgl. ebd. 139)

Die Gemeinsamkeit die diese zwei Konzepte haben, ist der aktive Rezipient. Bei einer para-

sozialen Interaktion ist der Rezipient aktiv, weil er bewusst mit den Fernsehpersonen in eine

Interaktion tritt. (vgl. Gleich, 1996, 155) Für diese Arbeit soll nicht ausgeschlossen werden,

dass der Rezipient durch eine parasoziale Interaktion womöglich Bedürfnisse erfüllt, jedoch

ist die Erfüllung von Bedürfnissen kein Bestandteil der parasozialen Interaktion. Somit

werden diese zwei Konzepte nicht miteinander verbunden.

3.3 Entstehung der parasozialen Interaktion

Die Ausgangshypothese des Konzeptes der parasozialen Interaktion ist, dass eine Illusion

eines face-to-face Kontaktes zwischen der Fernsehperson und dem Rezipienten entsteht.

Das heißt der Rezipient bekommt den Eindruck, als stünde er in Kommunikation zu der

Fernsehperson. (vgl. Gleich, 1997, 36)

Um diesen angeblichen Kontakt zum Rezipienten herzustellen, muss dieser das Gefühl ha-

ben, persönlich angesprochen zu werden. Die Ansprache kann z.B. bei Talk Shows durch

eine Begrüßung oder Verabschiedung in die Kamera stattfinden. Generell gibt es „kommu-

nikative Akte“ (Gleich, 1997, 37), die der Rezipient mit Kommunikationsakten in „realen

Interaktionssituationen“ (ebd. 37) vergleichen kann. Durch den Vergleich kann der Rezipi-

ent diese als eine an ihn gerichtete Kommunikation decodieren. Bei einer längeren Interak-

tion mit der Fernsehperson ist auch zu erwarten, dass der Rezipient bestimmte Anforderun-

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gen an den Akteur stellt. Eine Veränderung des Verhaltens oder der Rolle seitens des Ak-

teurs kann zu Enttäuschungen beim Rezipienten führen. Die Fernsehperson hat zum Ziel,

den Rezipienten zum Zuhören und Verstehen zu bringen und gleichzeitig einen positiven

Eindruck hinterlassen und diese miteinbeziehen. (vgl. ebd. 36f)

Eine parasoziale Interaktion geht über einen Eindruck der Kommunikation hinaus. Auf

Dauer bekommt der Rezipient, durch die parasoziale Interaktion das Gefühl, die Fernseh-

person sehr gut zu kennen. Dieser Eindruck entsteht, wenn die Fernsehperson ihre persönli-

chen Gefühle, Meinungen und Einstellungen preisgibt. (vgl. Horton/Wohl, 1982, 188)

Zur Entstehung einer parasozialen Interaktion ist es also wichtig, dass der Rezipient das im

Fernsehen Gesehene mit Interaktionen aus dem realen Leben kennt und diese richtig deco-

dieren kann.

Keppler (1996, 13) bezieht in diesen Prozess, der eine parasoziale Interaktion entstehen

lässt, das soziale Umfeld des Rezipienten mit ein. Der Rezipient ist kein isoliertes Individu-

um, sondern das Mitglied einer Massengesellschaft. Auch an dieser Stelle müssen erst eine

Aneignung und ein Verständnis zu Medieninhalten stattfinden, damit man diese decodieren

kann und sich daraus später eine parasoziale Interaktion und Beziehung bilden kann. Zum

einen helfen Gespräche über Massenmedien mit dem sozialen Umfeld die Inhalte besser zu

verstehen, zum anderen bilden solche Gespräche aber auch eine „Stützung von Grup-

penidentitäten“ (ebd. 14). (vgl. ebd. 13f)

Das soziale Umfeld dient dem Rezipienten nicht nur dazu sich über die Medieninhalte aus-

zutauschen, sondern er bietet dem Rezipienten Vergleichsmöglichkeiten zwischen einer

Interaktion mit Fernsehfiguren und der Interaktion mit Personen. Die Erfahrung mit den

Persönlichkeiten aus dem sozialen Umfeld überträgt sich also auch auf die Fernsehperso-

nen. (vgl. ebd. 15)

Ein Grundlegender Unterschied zwischen Figuren und Personen ist die Kommunikationsart.

Mit Personen ist die Kommunikation wechselseitig und unmittelbar und mit Figuren ist die

Kommunikation medial vermittelt, mittelbar und einseitig. Eine Figur hat eine feste Typi-

sierung, der immer bestimmte soziale und individuelle Züge zugewiesen sind. Die Festset-

zung zu einem bestimmten Typus ist die Voraussetzung für die Bildung von Vertrautheit zu

den Fernsehfiguren seitens des Rezipienten. (vgl. ebd.15f)

Eine parasoziale Interaktion mit Fernsehfiguren bildet sich zuerst durch die Decodierung

und Erkennung, dass die Fernsehperson mit dem Rezipienten kommuniziert, wobei diese

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Decodierung durch die bisherigen Lebenserfahrungen des Rezipienten stattfindet. Die para-

soziale Interaktion bleibt zum einen bestehen wenn die Fernsehfigur die Erwartungen des

Rezipienten in irgendeiner Art erfüllt. Zum anderen aufgrund der Einfachheit der parasozia-

len Interaktion, denn die Kenntnis der Fernsehperson erlaubt dem Rezipienten, die Hand-

lungen der Figur vorauszusehen und ermöglich ihm somit einen freizügigen Umgang, da

der Rezipient keinen Handlungszwängen unterliegt. (vgl. ebd. 16)

3.4 Parasoziale Interaktion und Beziehung mit einer Persona

Im vorherigen Kapitel wurde beschrieben, wie eine parasoziale Interaktion entstehen kann.

In diesem Kapitel soll darauf eingegangen werden was während einer parasozialen Interak-

tion und weiterführend einer parasozialen Beziehung zwischen der Fernsehperson und dem

Rezipienten passiert. Die Fernsehperson wird in diesem Kapitel entsprechend der Definition

von Horton und Wohl (1982, 190) als Persona bezeichnet.

Das Besondere bei den Personae ist, dass diese den Eindruck von Intimität mit dem Rezipi-

enten vermitteln, obwohl sich diese im realen Leben nie begegnen. Der Eindruck von Inti-

mität entsteht, wenn die Persona persönliche Informationen preisgibt. Der Rezipient lernt

den Charakter der Persona auf die gleiche Weise, wie Menschen aus seinem sozialen Um-

feld kennen, nämlich durch Beobachtung und Interpretation vom Verhalten der Persona.

(vgl. Horton/Wohl, 1982 190)

Durch die regelmäßige Erscheinung der Persona und die regelmäßige Verfolgung durch den

Rezipienten, kann eine parasoziale Beziehung entstehen. Der Rezipient fängt an, an die

Persona Erwartungen zu stellen und baut die Persona gleichzeitig in sein Leben ein. Laut

Horton und Wohl (ebd. 191) ist dies der Zeitpunkt, an welchem der Rezipient den Eindruck

bekommt, die Persona sehr gut zu kennen und zu verstehen. Durch die Illusion einer Bezie-

hung sind beim Rezipienten teilweise auch Nachahmungen zu beobachten, zum Beispiel

eine bestimmte Wortwahl oder eine Gestik. (vgl. ebd. 190f)

Auf Grund dessen, dass die Persona nur aus einem Drehbuch entsteht, bedacht darauf dem

Rezipienten zu gefallen, bleibt der Charakter dieser, im Gegensatz zu realen Menschen,

gleich und wird somit vorausschaubar. Diese Vorausschaubarkeit und Problemlosigkeit in

der Beziehung zwischen Persona und Rezipient macht diese gleichzeitig sehr einfach und

komfortabel. (vgl. ebd. 190f)

Weiterer Vorteil der parasozialen Interaktion und Beziehung für den Rezipienten ist die

Möglichkeit des Rezipienten sich dieser so genannten Beziehung zu entziehen, ohne eine

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negative Reaktion seitens der Persona. Somit kann der Rezipient die parasoziale Beziehung

frei gestalten. (vgl. Gleich, 1997, 41)

3.5 Wie und warum parasoziale Interaktion und Beziehungen bei Scripted Reality

Sendungen entstehen

Schon Rubin et al. (1985) fanden in ihrer Studie zur Entstehung von parasozialen Interakti-

onen bei Nachrichten heraus, dass der von Rezipienten wahrgenommene Realitätsgehalt der

Nachrichten Einfluss auf die Entstehung von parasozialen Interaktionen hat. (vgl. Rubin et

al. 1985, o.S.)

Parasoziale Interaktion entsteht wenn der Rezipient die Möglichkeit hat, die Fernsehperson

mit seinen persönlichen sozialen Mustern und Erfahrungen zu vergleichen. Die sozialen

Muster und Erfahrungen bilden sich aus dem sozialen Umfeld heraus und somit aus dem,

was der Rezipient mit Freunden oder Familie erlebt hat. (vgl. Horton/Wohl, 1982, 194) Für

die Fernsehperson bedeutet das, dass sie eine möglichst authentische Rolle darstellen muss.

Die Rolle muss zu der Fernsehperson passen. So erweckt die Fernsehperson einen hohen

Authentizitätseindruck und wird vom Rezipienten als realistisch wahrgenommen. (vgl. ebd.

203)

Scripted Reality Sendungen stellen eine fiktive Realität dar. Wie in Kapitel 2.3 beschrieben,

werden in den meisten Sendungen dieses Genres Konflikte, die im Alltag entstehen, aufge-

zeigt. Zudem wird der Konflikt aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Somit ist bei

Scripted Reality Sendungen schon aufgrund der Themen, die sie behandeln eine hohe

Wahrscheinlichkeit gegeben, dass der Rezipient die Sendungen als realitätsnah einstuft.

Dadurch, dass bei Scripted Reality Sendungen alltägliche Konflikte dargestellt werden,

werden in den Sendungen viele Emotionen, Meinungen und persönliche Informationen über

die Fernsehperson preisgegeben (vgl. Kapitel 2.3). Durch den Eindruck die Persönlichkeit

der Fernsehperson zu kennen entsteht eine parasoziale Interaktion.

Zusätzlich gibt es noch den Kanal der sozialen Medien, wo die Akteure in Echtzeit mit den

Fans kommunizieren. Auf der offiziellen Facebook Fanpage von Berlin Tag und Nacht

werden zum Beispiel explizit Meinungen, Eistellungen und Gefühle der Akteure dargestellt.

Dazu wird in jeder Mitteilung der Name des Akteurs, der die Nachricht hinterlassen hat,

hinzugefügt. (vgl. Kapitel 2.4.2)

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3.6 Der Vielseher und parasoziale Interaktion

In diesem Kapitel soll untersucht werden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Viel-

seher und der Entstehung von parasozialer Interaktion und Beziehung gibt. Es soll aufge-

zeigt werden, ob parasoziale Interaktion eher bei einem Vielseher entsteht, oder nicht. Zu

diesem Zweck soll zuerst kurz die Kultivierungshypothese erklärt werden, welche sich mit

der Vielseherforschung beschäftigt.

3.6.1 Die Kultivierungshypothese

Die Kultivierungshypothese untersucht die Auswirkungen des Medium Fernsehen auf das

Individuum und auf die Gesellschaft. Das Medium Fernsehen spiegelt die Gesellschaft wie-

der, jedoch selektiv, abhängig vom Mediennutzen des Rezipienten. Besonders bei Kindern

und Jugendlichen wird durch die Fernseheinhalte ein Bild von Gesellschaft vermittelt.

Dadurch, dass man mit dem Medium Fernsehen viele Zuschauer langfristig erreichen kann,

findet eine Kultivierung statt. (vgl. Schenk, 2007, 578) In diesem Kapitel soll die Kultivie-

rungshypothese erklärt werden.

1976 wurde das Konzept der Kultivierungsanalyse von Gerbner formuliert. Diese besagt,

dass im Fernsehen ein bestimmtes Weltbild vermittelt wird, welches Einflüsse auf den Re-

zipienten hat. Die Forschungen von Gerbner zeigten, dass die Kultivierungseffekte bei Re-

zipienten die viel fernsehen, also bei Vielsehern, häufiger und stärker auftreten, als bei We-

nigsehern. Zum Beispiel könnte dem Vielseher durch den Kultivierungseffekt die reale

Welt anstrengender oder bedrohlicher erscheinen als sie es eigentlich ist. Der Grund, warum

die Fernsehrealität auf den Vielseher einen größeren Einfluss hat ist, weil dieser sich der

Fernsehrealität öfter aussetzt und besser und schneller annehmen kann. (vgl. ebd. 580)

Der Kultivierungsprozess ist kein eindimensionaler Vorgang, denn der Rezipient lässt sich

nicht nur von Fernsehbotschaften beeinflussen, sondern auch von seinem sozialen Kontext.

So kann Kommunikation über Medieninhalte mit dem sozialen Umfeld, Auswirkungen auf

den Kultivierungsprozess haben, dies gilt besonders für Kinder und Jugendliche. Die per-

sönlichen Erfahrungen können auch einen positiven Einfluss auf den Kultivierungseffekt

haben. (vgl. ebd. 600f)

Zudem besagen Erkenntnisse in der Kognitionsforschung, dass je häufiger ein bestimmtes

Konstrukt aufgerufen wurde, desto eher verändert es das Realitätsbild. Somit ist der Vielse-

her derjenige, welcher eher die Fernsehrealität annimmt. Zum Beispiel würde ein Vielseher

die Anzahl der Unfälle in der Realität überschätzen, da diese sehr häufig im Fernsehen ge-

zeigt werden. (vgl. ebd. 603)

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3.6.2 Wie parasoziale Interaktion und Beziehung sich beim Vielseher auswirken

Wie aufgezeigt, hat die Dauer der Fernsehnutzung Auswirkungen auf die Übernahme der

Fernsehrealität, dies gilt besonders für Jugendliche. In diesem Kapitel soll aufgeklärt wer-

den, ob der Vielseher nicht nur das im Fernsehen gezeigte als Realität annimmt, sondern ob

er auch eher zur parasozialen Interaktion und Beziehung geneigt ist.

Wie in Kapiteln 2.5.1 und 2.5.2 aufgezeigt erreichen Scripted Reality Sendungen gerade bei

Jugendlichen ein hohes Maß an realistischer Darstellung. Diese Fernsehrealität wird dem-

entsprechend von den Rezipienten, besonders den Jugendlichen, leichter in das eigene Rea-

litätsbild übernommen. Somit kann eine parasoziale Interaktion und weiter eine parasoziale

Beziehung einfacher entstehen. Nun soll untersucht werden ob die parasoziale Interaktion

eher bei einem Vielseher entsteht.

Laut Rosenmüller (2010, 53f) gibt es einen Zusammenhang zwischen einem Vielseher und

der Entstehung von parasozialer Interaktion. Wobei der Vielseher in diesem Fall als ein

Vielseher von einer bestimmten Sendung oder einem Sendeformat verstanden wird. Der

Vielseher lernt in diesem Fall durch das häufige Sehen die Abläufe und Charaktere der

Sendung kennen und versteht diese besser. Wenn der Rezipient z.B. ein Vielseher von Cas-

tingshows ist, würde dieser das Verhalten oder die Bemerkungen von Dieter Bohlen, wel-

che teilweise unfreundlich sind, eher verstehen und akzeptieren. (vgl. ebd. 53f)

Gleich (1996, 133) führte eine Studie zu der Frage durch, ob Fernsehpersonen vom Zu-

schauer als Freunde wahrgenommen werden, bezogen auf die Ausprägung der parasozialen

Interaktion und Beziehung. Unter anderem stellte er fest, dass die Beurteilung der Fernseh-

person als Freund vom Wenigseher eher Abgelehnt wurde und vom Vielseher eher akzep-

tiert wurde. Hierbei ist zu betonen, dass der Vielseher Freundschaften zu realen Personen

und parasoziale Interaktion und Beziehung mit Fernsehpersonen nicht als gleich betrachtet,

d. h. auch für den Vielseher ist parasoziale Interaktion etwas anderes als Freundschaft. Der

Vielseher beurteilt die Qualität der parasozialen Interaktion und Beziehung als qualitativ

hochwertiger. (vgl. ebd. 133ff) Den Unterschied, den Vielseher und Wenigseher bei einer

Beziehung zu Fernsehpersonen machen, sieht man deutlich in Abbildung 7.

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Abbildung 7: Beziehungsqualität Freund versus TV-Person in Anhängigkeit von Bildung und Fernseh-

konsum. Gleich, 1996, 135.

Auch laut Bente und Backes (1996, 185) hat Vielsehen Auswirkungen auf die parasoziale

Interaktion und Beziehung. Hier wird davon ausgegangen, dass „die spezifische Rezepti-

onssituation“ (ebd. 185) mit einer zunehmenden Dauer eine Anpassung im Verhalten und

der Wahrnehmung beim Rezipienten bewirkt. So haben die Medieninhalte eine größere

Wirkung auf Vielseher. Dies gilt speziell für Kinder und Jugendliche. Hier besteht die Ge-

fahr, dass sie ihr Verhalten innerhalb sozialer Gruppen nicht erfahren und ausüben können,

denn eine parasoziale Beziehung oder Interaktion ersetz keine soziale Interaktion oder Be-

ziehung, da diese einseitig stattfindet. (vgl. ebd. 185f)

Zusammenfassend lässt sich für das vorliegende Kapitel festhalten, dass bei einem Vielse-

her eine parasoziale Interaktion eher entstehen kann als bei einem Wenigseher.

4 Kommunikation über Medieninhalte im Alltag

In den vorliegenden Kapiteln wurde aufgezeigt, dass eine parasoziale Interaktion, besonders

bei Scripted Reality Sendungen, einige Auswirkungen auf den Rezipienten hat. In diesem

Kapitel soll in Verknüpfung zum bisherigen Forschungstand untersucht werden ob Medien-

inhalte Einflüsse auf die interpersonelle Kommunikation haben. Es soll aufgezeigt werden

warum und wie Jugendliche über Fernsehinhalte reden.

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Wenn man berücksichtigt, dass der Zuschauer in Gesellschaft rezipiert, wird deutlich, dass

der Rezipiervorgang nicht ein alleinstehendes Individuum vorsieht sondern daneben auch

immer ein soziales System steht. Dass bedeutet, das Individuum steht nicht alleine da son-

dern ist Mitglied von unterschiedlichen sozialen Gruppen. Untersuchungen zu den Mas-

senmedien zeigten, dass diese sozialen Gruppen „aktiv die Einstellungen, Meinungen und

Verhaltensweisen ihrer Mitglieder beeinflussen“ (Schenk, 2007,339). Dadurch bildet sich

auch in jeder Gruppe ein bestimmter Einfluss für die Mediennutzung und das Medienver-

ständnis. (vgl. ebd. 337ff)

4.1 Gruppenkonformität und Deutung der sozialen Realität

Um in späteren Kapiteln erklären zu können wie Kommunikation über Medieninhalte und

Fernsehnutzung innerhalb von sozialen Gruppen stattfinden, soll an dieser Stelle definiert

werden was eine soziale Gruppe ausmacht und warum soziale Gruppen attraktiv für das

Individuum sind.

1940 wurden Forschungen zum Wahlverhalten durchgeführt. Diese haben ergeben, dass

sich Wähler im Hinblick auf ihre politische Meinung hauptsächlich durch persönliche Be-

ziehungen beeinflussen lassen und nicht, wie zuvor angenommen, durch Massenmedien.

Somit wurde das damalige Bild eines „manipulierbaren Massenpublikums“ (Schenk, 2007,

338) verdrängt, und man konzentrierte sich auf die Betrachtung von kleinen Gruppen. (vgl.

ebd. 338f)

Katz und Lazarsfeld begründen diese Gruppenbeeinflussung mit zwei Punkten: zum einen

ist es der „Nutzen konformen Verhaltens“ (Schenk, 2007, 340) und zum anderen „die Deu-

tung der sozialen Realität“ (ebd. 340). Wenn eine Gruppe für das Individuum attraktiv er-

scheint z.B. aufgrund von der dort vertretenen Meinung oder wegen der Gruppen-

Aktivitäten, dann kann das Individuum durch Konformität Zutritt in die Gruppe erlangen

oder seinen Status in der Gruppe festigen bzw. erhöhen. (vgl. ebd. 340f)

Die Deutung von sozialen Realitäten, kann dem Individuum hilfreich sein, wenn dieser In-

formationen und Situationen nicht deuten oder verstehen kann. In diesem Fall kann er die

Meinung der Gruppe erfragen. Hier ist der Einfluss der Gruppe ziemlich stark, da Individu-

en, die von sich aus keine feste Meinung zu einem bestimmten Thema haben, eher dazu

neigen, die Meinung der Gruppe zu übernehmen. Gerade die soziale Realität wird von

Gruppe zu Gruppe verschieden gesehen, je nachdem wie man sie deutet. (vgl. Schenk,

2007, 342ff) „Der Prozess des wechselseitigen Angleichens von Einstellungen und Mei-

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nungen, der bei der Deutung der sozialen Realität in der Regel erfolgt, erfordert in hohem

Maße interpersonale Kommunikation.“ (ebd. 344).

In der Gruppendynamik kann auch sozialer Druck bzw. Gruppendruck entstehen. Dies ge-

schieht, wenn die Diskrepanz zwischen den Gruppenmitgliedern wächst. Also bildet eine

Gruppe im Allgemeinen eine Einheit, die zu verschiedenen Themen einen bestimmten

Standpunkt vertritt. Wie vorhin erwähnt, kann man durch Konformität seine Position in der

Gruppe steigern, also ist davon auszugehen, dass jemand der sich nicht Konform verhält im

schlimmsten Fall seine Position in der Gruppe verliert. (vgl. ebd. 345f)

Nach einer kurzen Erläuterung zum Thema Gruppendynamik, soll im Folgenden geklärt

werden, wie und warum eine Beeinflussung der Mediennutzung stattfindet und welche so-

zialen Gruppen einen Einfluss auf die Mediennutzung haben.

4.2 Kommunikation über Fernsehinhalte mit verschiedenen Instanzen.

Die Kommunikation innerhalb einer Gruppe über Massenmedien trägt wesentlich dazu bei,

Medien zu verstehen und zu deuten. Besonders einflussreiche soziale Gruppen sind Familie

und Freunde. (vgl. Sommer, 2007, 72)

4.2.1 Einfluss der Schule

In seiner Studie zur Medienrezeption Jugendlicher fand Kutschera (2001, 334f/344f) her-

aus, dass Gespräche über Medien selten in der Schule stattfinden. Jugendliche sprechen

über Fernsehsendungen höchstens in kleinen Gruppen in der Pause. Ein Gespräch über Me-

diennutzung mit den Lehrern ergibt sich selten. Im Sinne der schulischen Medienerziehung

besteht hier das Problem, dass die Jugendlichen nicht die Sendungen sehen, die pädago-

gisch empfehlenswert wären. Außerdem sind Schüler der Meinung, dass sie sich etwas vor-

schreiben lassen, sofern sie sich in Bezug auf die Mediennutzung vom Lehrer leiten lassen.

(vgl. ebd. 334ff)

4.2.2 Einfluss der Familie

Besonders bei Kindern ist der Einfluss der Eltern ein entscheidender Punkt für die Nutzung

der Massenmedien. Eltern sowie Geschwister greifen enorm in die Entwicklung der Rezep-

tionskompetenzen der Kinder ein (vgl. Kutschera, 2001, 221).

In jungen Jahren bestimmen noch die Eltern welche Sendung im Fernsehen angesehen wird.

So stellt Schorb (2003, 157) z.B. fest, dass wenn abends die Nachrichten geschaut werden,

die meisten Kinder mit sehen. Jedoch nehmen sie es auf unterschiedliche Weisen wahr. Die

etwas älteren Kinder aus einem höheren Milieu interessieren sich aus eigener Überzeugung

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30

für Nachrichten. Die jüngeren Rezipienten aus niedrigeren Milieus interessieren sich, wenn

überhaupt, nur für bestimme Themen, sehen sich die Nachrichten aber trotzdem mit den

Eltern an. Bei Reality TV Sendungen sind sich jedoch Eltern und Kinder einig. Besonders

in niedrigen Milieus wird von beiden Parteien ein Lerneffekt, den diese Sendungen vermit-

teln, gesehen. Somit schauen sowohl Eltern, als auch Kinder Reality TV Sendungen. Eltern,

die sich nicht kritisch mit den Medieninhalten auseinandersetzen, nehmen diese Sendungen

als eine Abbildung der realen Welt wahr. Aus diesem Grund sehen sie auch in Reality TV

Sendungen einen Lerneffekt und verhindern nicht, dass ihre Kinder sich diese anschauen.

Teilweise kann es sogar dazu kommen, dass Eltern Kinder ermutigen diese Sendungen zu

sehen. (vgl. ebd. 157ff)

Wie bereits festgestellt, nehmen Eltern auch Einfluss auf die Mediennutzung der Kinder.

Dies geschieht jedoch in vielen unterschiedlichen Formen. Ein Unterschied liegt beispiels-

weise darin, wie mit den Fernsehwünschen der Kinder umgegangen wird. Wenn der junge

Rezipient in seinem Zimmer alleine fernsieht, haben die Eltern keinen großen Einfluss.

Wenn die Eltern jedoch kontrollieren was sich der junge Rezipient ansieht, kontrollieren sie

die Mediennutzung und gleichzeitig auch die Entwicklung der Rezeptionskompetenz des

Kindes. Vermitteln Eltern den jungen Rezipienten einen kritischen Umgang mit den Fern-

sehinhalten, z.B. wenn innerhalb der Familie über die Sendungen geredet wird, dann findet

eine Fernseherziehung satt. Diese kann oft bei Gymnasiasten beobachtet werden. (vgl. Kut-

schera, 2001, 359f)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eltern bei jungen Rezipienten einen starken Ein-

fluss auf die Mediennutzung haben, indem sie sich gemeinsam Sendungen ansehen. Oft

entwickeln die Kinder ihre Medienkompetenz aufbauend auf der Medienkompetenz der

Eltern. In den späteren Jahren entwickeln Kinder zusätzlich durch andere Einflüsse ihre

Medienkompetenz. Der Einfluss der Eltern wird schwächer. Jedoch besteht auch weiterhin

eine Art Kontrollinstanz durch die Eltern, dies gilt natürlich nicht für alle Familien.

4.2.3 Einfluss der Freunde

In diesem Kapitel soll der Einfluss der Freunde auf die Mediennutzung untersucht werden.

Die wichtigste Freizeitbeschäftigung für Jugendliche ist es, Zeit mit ihren Freunden zu ver-

bringen und etwas zu unternehmen. Gespräche über Medien finden dabei oft statt, jedoch

sind diese ganz normal. Das Reden über Fernsehinhalte bietet den Jugendlichen eine Chan-

ce, sich in die soziale Gruppe zu integrieren. Während Mädchen eher über die Inhalte der

Fernsehsendungen reden, tauschen männliche Rezipienten sich über die Inhalte eher formal-

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strukturell aus. Zudem bewirkt der Austausch über Fernsehinhalte gleichzeitig einen Aus-

tausch über die Interpretationen der Fernsehinhalte. Auf diese Weise kann ein Jugendlicher

sicherstellen, ob er die Inhalte genauso gedeutet hat wie seine Freunde. Besonders oft wird

über Fernsehinhalte geredet, wenn der Rezipient sich nicht sicher ist, ob die Inhalte Realität

oder Fiktion sind. (vgl. Kutschera, 2001, 348ff)

Wenn innerhalb einer Gruppe über bestimmte Fernsehsendungen oder bestimmte Fernseh-

genres geredet wird und der Rezipient aufgrund seiner Kenntnis mitreden kann, ist dies eine

positive Erfahrung für den Rezipienten, eine Art Belohnung. Gerade bei Jugendlichen kann

es für das Gruppenmitglied sehr von Vorteil sein, die richtigen Medieninhalte zu rezipieren.

Wenn ein Jugendlicher sich z.B. mit einer für die Gruppe interessanten oder außergewöhn-

lichen Sendung auskennt und dieses seinen Gruppenmitgliedern mitteilt, erfüllt dieses

Gruppenmitglied womöglich die Erwartungen der Gruppe und wird so gleich interessanter.

„In Entscheidungssituationen für oder gegen Mediennutzung kann der mit den unterschied-

lichen Handlungsalternativen einhergehende Sozialkontakt mitentscheidende oder sogar

ausschlaggebende Bedeutung haben“ (Eberle, 2000, 149) Somit ist das Medienhandeln des

einzelnen Rezipienten von seinem sozialen Umfeld beeinflusst. (vgl. ebd. 148f)

4.3 Gespräche über Scripted Reality Sendungen im Alltag von Jugendlichen

Wie in Kapitel 3.3 beschrieben hat der soziale Umfeld und Gespräche mit diesem Einfluss

auf die Entstehung parasozialer Interaktion, denn der Rezipient ist ein Mitglied einer Mas-

sengesellschaft.

Besonders Kinder und Jugendliche haben noch kein festes Wertesystem und eine vollkom-

men entwickelte Weltanschauung. Auch ihre Medienkompetenz ist noch nicht voll entwi-

ckelt gerade deswegen kann die Medienrealität einen so starken Einfluss auf junge Rezipi-

enten haben. (vgl. Lang, 1980, 99)

Welche Gründe kann es nun dafür geben, dass Kinder und Jugendliche mit ihren sozialen

Gruppen über Scripted Reality Sendungen reden. Zum einen geht aus den bisherigen For-

schungen zu Scripted Reality Sendungen hervor, dass viele der jungen Rezipienten nicht

genau einschätzen können ob diese Sendungen Fiktion oder Realität sind. Ein Gespräch

über Scripted Reality Sendungen würde für den Rezipienten einen Abgleich mit der Wahr-

nehmung anderer schaffen. Er könnte z.B. klären, wie andere Gleichaltrige diese Sendungen

Interpretieren.

Zum anderen ist da der Lerneffekt, den junge Zuschauer bei Scripted Reality Sendungen

erfahren. Dieser gibt ihnen die Möglichkeit, innerhalb einer sozialen Gruppe mit dem er-

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langten Wissen zu glänzen. Natürlich besteht dieser Vorteil nur, wenn die soziale Gruppe

sich auch gerne mit Scripted Reality Sendungen befasst. Denn wie in Kapitel 4.1 fest gehal-

ten hat eine Anpassung an die Gruppe Vorteile für das Individuum.

5 Zusammenfassung des Forschungsstandes

Ausgehend vom Forschungsstand, gibt es viele Gründe, warum Scripted Reality Sendungen

gerade für Jugendliche so attraktiv sind. Zudem haben Scripted Reality Sendungen, auf

Grund der realitätsnahen Darstellung, auf Jugendliche einen hohen Einfluss. Dies gilt auch

für die Wirkung der parasozialen Interaktion. Da bei Jugendlichen die Medienkompetenz

von nicht ausgereift ist, kann gerade bei Scripted Reality Sendungen eine parasoziale Inter-

aktion und Beziehung entstehen. Wenn dies geschieht, bauen Kinder und Jugendliche diese

Sendungen in ihr Leben ein. Sie denken drüber nach, was die Darsteller jetzt machen oder

übernehmen bestimmte Verhaltensmuster. Zudem ist es auch möglich, dass Gespräche mit

den Freunden oder der Familie stattfinden.

In dieser Forschungsarbeit soll untersucht werden, welchen Stellenwert Scripted Reality

Sendungen für den Alltag der Jugendlichen haben. Aus diesem Grund wurden folgende

Forschungsfragen gebildet:

- Welche Auswirkungen hat die Fernsehnutzungsdauer auf die Entwicklung einer pa-

rasozialen Interaktion und Beziehung?

- Entsteh eine parasoziale Interaktion und Beziehung einfacher wenn sie als realis-

tisch bewertet wird?

- Reden Kinder und Jugendliche über Scripted Reality Sendungen?

Um die Forschungsfragen beantworten zu können, werden Hypothesen gebildet und Unter-

sucht. Eine detaillierte Beschreibung der Forschungsuntersuchung findet in weiteren Kapi-

teln statt.

5.1 Hypothese 1

Wie im Forschungsstand aufgezeigt, sind Vielseher eher dazu geneigt das Konstrukt der

Realität im Fernsehen für wahr einzuschätzen. Je öfter der Rezipient sich dem Konstrukt

der Fernsehrealität hingibt, desto eher versteht dieser die Zusammenhänge und die Hand-

lungen, und bewertet sie als Realität.

Falls der Rezipient das Gesehene für realistisch einstuft, dann kann eine parasoziale Interak-

tion und Beziehung eher entstehen, denn er kann das Gesehene mit seiner Realität verglei-

chen und übernimmt die Fernsehrealität in seine.

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Deshalb wird für diese Arbeit davon ausgegangen, dass bei einem Rezipient, der ein Viel-

seher von Scripted Reality Sendungen ist, eine parasoziale Interaktion und Beziehung eher

entstehen kann, da er die Inhalte von Scripted Reality Sendungen besser kennt.

Somit lautet die erste Hypothese: je mehr der Rezipient Scripted Reality Sendung sieht, des-

to höher ist bei diesem die Neigung zur parasozialen Interaktion und Beziehung.

5.2 Hypothese 2

Wie im Forschungsstand aufgezeigt, werden Scripted Reality Sendungen so produziert, dass

sie einen sehr realistischen Eindruck beim Rezipienten erwecken. Anhand von bisherigen

Forschungen ist bewiesen worden, dass einige Kinder und Jugendliche diese Sendungen für

entweder die Realität oder realitätsnah halten. Sie eignen sich die gesehenen Fernsehinhalte

an und lernen aus den Sendungen wie man zum Beispiel mit bestimmten Konfliktsituatio-

nen umgeht.

Eine parasoziale Interaktion und im weiteren Schritt eine parasoziale Beziehung entsteht,

wenn der Rezipient die Möglichkeit hat, die Fernsehperson mit seinen persönlichen sozialen

Mustern und Erfahrungen zu vergleichen. Zudem muss für den Rezipienten die Möglichkeit

gegeben sein, die Kommunikation der Fernsehperson als eine an ihn gerichtete Kommuni-

kation zu decodieren. Weiterhin entsteht eine parasoziale Interaktion, wenn der Rezipient

die persönliche Meinung und den Charakter der Fernsehperson kennen lernen kann.

Da Scripted Reality Sendungen eine Realität konstruieren und Fernsehpersonen in Alltagsi-

tuationen mit Konflikten zeigen soll in dieser Arbeit untersucht werden, ob gerade bei

Scripted Reality Sendungen eine parasoziale Interaktion und Beziehung entstehen kann.

Somit lautet die zu untersuchende Hypothese: als realer eine Sendung bewertet wird, desto

eher entsteht eine parasoziale Interaktion und Beziehung.

5.3 Hypothese 3

Kinder und Jugendliche kommunizieren aus verschiedensten Gründen über Fernsehinhalte.

Das besondere bei Kindern und Jugendlichen ist, dass ihre Rezeptionskompetenz noch nicht

so ausgereift und gefestigt ist, wie die bei Erwachsenen. Sie reden z.B. oft über Fernsehin-

halte, um abzugleichen, ob die Fernsehinhalte ähnlich gedeutet wurden. Zudem wird über

Fernsehinhalte geredet, weil es zu der Gruppenkonformität passt, das gilt besonders für die

Gruppe der Freunde.

Wie aufgezeigt, sind Scripted Reality Sendungen bei Kindern und Jugendlichen beliebt.

Gleichzeitig gibt es aber verschiedene Wahrnehmungen. Die einen verstehen, dass es fiktive

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Sendungen sind, die anderen halten diese für real. Somit wird in dieser Arbeit davon ausge-

gangen, dass Kinder und Jugendliche zum einen über diese Sendungen reden, weil sie

beliebt innerhalb der Gruppe sind, und zum anderen um die Interpretation dieser Sendungen

auszutauschen. Dies gilt auch für die parasoziale Interaktion und Beziehung. Beim Entste-

hen einer parasozialen Interaktion kann der Jugendliche sich vielleicht noch unsicher über

den Charakter der Fernsehperson sein und reden deshalb darüber mit seinen Freunden.

Wenn die parasoziale Interaktion aber schon gefestigt ist und der Rezipient sich sehr gut mit

dieser Sendung und der Fernsehperson auskennt, redet er mit seinen Freunden um sein Wis-

sen zu teilen. Dies geschieht aber nur wenn innerhalb der Gruppe Scripted Reality Sendun-

gen beliebt sind.

In dieser Arbeit soll untersucht werden, welchen Stellenwert Scripted Reality Sendungen im

Alltag von Jugendlichen haben, also auch ob sie mit ihren Freunden darüber reden. Somit

lautet die dritte Hypothese: je stärker die Bindung zu einem Akteur oder der Sendung, desto

öfter wird der Rezipient dieses Thema in seine Kommunikation einbringen.

Mit Bindung ist in diesem Fall, eine parasoziale Interaktion oder Beziehung gemeint, aber

auch das Interesse an Scripted Reality Sendungen.

6 Methodischer Teil

Für die Untersuchung der Hypothesen wurde ein quantitativer Forschungsansatz gewählt.

Dafür wurden Indikatoren sowie ein Fragebogen entwickelt. Einzelheiten dieser Arbeit

werden in den nachfolgenden Abschnitten beschrieben.

6.1 Indikatorenbildung

Um die Theorie mit den zu erforschenden Fragen zu verknüpfen, werden Indikatoren gebil-

det. Diese Indikatoren sind beobachtbare Sachverhalte an Hand welcher die Auswertung

stattfinden kann. Die beobachtbaren Sachverhalte stellen die zu untersuchenden Variablen

dar. (vgl. Schnell/Hill/Esser, 2011, 123)

Um die Hypothesen beantworten zu können, werden multiple Indikatoren verwendet, die

beobachtbar und vergleichbar sind, sodass Zusammenhänge zwischen dem Forschungsstad

und den zu erforschenden Fragen hergestellt werden können. (vgl. ebd. 126) Daher wurden

Indikatoren zum einen zur Nutzung und Wahrnehmung von Scripted Sendungen gemacht

und zum anderen zu der Ausprägung von parasozialer Interaktion und Beziehung.

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6.2 Bildung des Fragebogens

Der in dieser Arbeit verwendete Fragebogen beruht auf der PSI-Skala. Zunächst wird diese

erklärt und im Folgenden Schritt werden die Modifikationen, die vorgenommen wurden um

die hiesigen Forschungsfragen zu beantworten, dargestellt.

6.2.1 Die PSI-Skala

Die PSI-Skala wurde von Rubin, Perse und Powell, zur Erfassung und Messung von para-

sozialer Interaktion bezogen auf die lokalen Fernsehnachrichten, entwickelt. Die Antworten

werden auf einer fünfstufigen Skala erfasst. Die entwickelte Skala misst den Zusammen-

hang zwischen parasozialer Interaktion, Fernsehmotiven, Fernsehnutzung und die wahrge-

nommene Einsamkeit. (vgl. Gleich, 1997, 97f)

Obwohl die PSI-Skala auch Kritik erfahren hat, ist sie das erste und einzige standardisierte

Instrument zur Erfassung von parasozialer Interaktion (vgl. Gleich, 1997, 98). In weiteren

Studien mit der PSI-Skala wurden die Items immer wieder modifiziert und an die jeweiligen

Forschungen angepasst (vgl. Vorderer, 1996, 155).

Ausgangspunkt für die in dieser Arbeit verwendeten Skala ist die modifizierte Skala von

Vorderer (1996, 155), welche zur Messung von parasozialer Interaktion und Beziehung bei

Serienfiguren eingesetzt wurde. Die Modifikation war notwendig, da der Rezipient sich

nicht nur mit der Fernsehperson, sondern auch mit dem Typus der Fernsehperson identifi-

zieren kann. Somit ist eine parasoziale Interaktion und Beziehung zwischen Rezipient und

der Fernsehfigur komplizierter als die zwischen einem Rezipienten und einem Moderator.

Laut Vorderer besteht eine parasoziale Beziehung, wenn diese auch außerhalb der Rezepti-

onssituation besteht. So wurde z.B. das Item „Ich denke manchmal an ((Name der Person)),

auch wenn ich gar nicht fernsehe, und überlege mir, was er/sie zu bestimmten Dingen sagen

würde.“ (ebd. 156) Auch in dieser Studie waren die Antwortmöglichkeiten eine fünfstufige

Skala zwischen trifft völlig zu und trifft überhaupt nicht zu. (vgl. ebd. 155ff) Die von Vor-

derer aufgestellten Items befinden sich im Anhang. (s. Anhang 13)

Da Vorderer wie beschrieben in seiner Skala die parasoziale Interaktion und Beziehung

gelichermaßen untersuchte, erschien diese am geeignetsten für die hier vorliegende For-

schungsarbeit. Ausgehend von Vorderers Skala wurde der Fragebogen für diese Arbeit ent-

wickelt. Dieser wird im folgenden Kapitel beschreiben.

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6.3 Aufbau des Fragebogens

Bei der Erstellung des Fragebogens wurden Fragen zum Teil von der PSI-Skala von Vorde-

rer übernommen und zusätzliche Fragen hinzugefügt. Damit die Antworten differenziert

ausfallen können, wurde eine fünfstufige Skala verwendet.

In Anlehnung an die Forschungshypothesen und vor dem Hintergrund der aufgestellten

Indikatoren wurden folgende Themenblöcke gebildet:

- Fragen zur Nutzung von Scripted Reality Sendungen

- Mögliche parasoziale Interaktion bei Scripted Reality Sendungen

- Mögliche parasoziale Beziehung bei Scripted Reality Sendungen

- Die Wahrnehmung des realitätsgehaltes bei Scripted Reality Sendungen

- Die Kommunikation mit Freunden über Scripted Reality Sendungen

- Daten zur Allgemeinen Fernsehnutzung

- Erhebung der demografischen Daten

6.4 Fragetypen und Skalenniveaus

Zu Beginn der Befragung wurde diese vom Untersuchungsleiter eingeleitet. Neben dem

Thema der Untersuchung wurde den Studienteilnehmern zugesichert, dass diese Befragung

anonym und die Teilnahme freiwillig ist.

Die erste Frage bezog sich auf die Nutzung von Scripted Reality Sendungen. Diese wurde

als Filterfrage eingesetzt. Mit Einsatz von Filterfragen kann sichergestellt werden, dass der

Fragebogen nur von Probanden beantwortet wird, welche die relevanten Merkmale besitzen

(vgl. Schnell/Hill/Esser 2011, 337). Wenn der Befragte keine Scripted Reality Sendung

kennt oder sieht, wurden nur die allgemeinen Daten zur Fernsehnutzung abgefragt und die

demografischen Daten. Als nächstes folgte eine Eisbrecherfrage. Diese sollen den Einstieg

erleichtern und das Interesse des Probanden wecken (vgl. Koch, 2012, 61). Abgesehen von

der Eisbrecherfrage, sind alle Fragen geschlossen. Mit diesen bekommt man Informationen

innerhalb der vorgegebenen Kategorie, die ausgewertet werden soll (vgl. Raithel, 2006, 69).

Im Fragebogen wurden hauptsächlich Intervallskalen benutzt. Diese bieten die Möglichkeit

die Fragen zu vergleichen und zu unterscheiden. Zudem besteht die Intervallskala aus einer

Rangordnung, wobei die Antwortmöglichkeiten dieselbe Differenz besitzen und somit eine

Vergleichsmöglichkeit anbieten. (vgl. Schnell/Hill/Esser 2011, 135)

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Weiterhin wurde bei der Erstellung des Fragebogens darauf geachtet, die Fragen präzise

aber gleichzeitig auch einfach und verständlich zu gestalten, denn die Befragung wurde mit

Kindern und Jugendlichen durchgeführt.

6.5 Definition der Stichprobe

Die Grundgesamtheit die für diese Forschung verwendet wird, wurde wie folgt definiert:

alle Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren, die mindestens eine Scripted Rea-

lity Sendung verfolgen. Da nicht alle Personen, die diese Grundgesamtheit ausmachen, be-

fragt werden können, wurde eine Stichprobe gebildet. Um die Ergebnisse von der Stichpro-

be auf die Grundgesamtheit übertragen zu können, muss die Stichprobe alle Merkmale der

Grundgesamtheit enthalten (vgl. Mayer, 2013, 60). Innerhalb der festgelegten Stichprobe

erfolgt die Befragung über eine Zufallsauswahl. Zufallsstichproben erhöhen die Repräsenta-

tivität der Auswertung (vgl. Schnell/Hill/Esser 2011, 298).

Insgesamt werden 162 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren befragt. Die

Befragung findet in der Gesamtschule Edertal statt.

6.6 Datenerhebung

Für diese Studie wurden speziell Scripted Reality Sendungen ausdifferenziert, deren Sende-

zeit zwischen 13 und 22 Uhr lag. So wurde es den Befragten leichter gemacht, sich in ihren

Antworten konkret auf die Nutzungsweise und Wahrnehmung von diesen Sendungen zu

beziehen. So konnten die Ergebnisse dieser schriftlichen Befragung optimal verglichen und

auswertet werden. Die Ausfülldauer des Fragebogens beträgt zwischen 10 und 15 Minuten.

Die Wahl einer Gesamtschule lag darin begründet, dass dort der Aspekt der Bildung einer

Zufallsauswahl unterliegt. Die Befragung war freiwillig. In der Gesamtschule Edertal wurde

in 9 Klassen, zwischen der 7. und 10. Klasse, die Befragung während der Unterrichtszeit

durchgeführt. So wurde sichergestellt, dass möglichst viele aus der davor definierten Stich-

probe, an der Befragung teilnehmen.

Der Untersuchungsleiter stellte das Thema zu Anfang kurz vor und gab so den Befragten

einen kurzen Überblick. Der Fragebogen wurde so konzipiert, dass dieser selbständig aus-

gefüllt werden kann. Da die Befragung mit Kindern und Jugendlichen stattfand, erschien es

sinnvoll, dennoch während der Befragung, für eventuelle Zwischenfragen, anwesend zu

sein. Insgesamt wurden 162 Fragebogen ausgefüllt.

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6.7 Pretest

Vor der eigentlichen Befragung muss ein Pretest durchgeführt werden. So kann die Voll-

ständigkeit und Verständlichkeit des Fragebogens überprüft werden. Danach besteht die

Möglichkeit einer Modifikation des Fragebogens. (vgl. Mayer, 2013, 59)

Nachdem der Fragebogen erstellt wurde, wurde 3 Personen der Fragebogen vorgelegt. Be-

zogen auf die zu untersuchende Grundgesamtheit, waren diese 3 Probanden zwischen 13

und 15 Jahren alt. Unter Beisein des Untersuchungsleiters konnten Fragen direkt beantwor-

tet werden. So wurde z.B. die Formulierung des Fragebogens an einigen Stellen angepasst,

damit die Probanden die Fragen leichter verstehen.

6.8 Gütekriterien

Für genaue und korrekte Daten für die Auswertung, sind die Art der Messung und die ver-

wendeten Messinstrumente maßgeblich. Eine genaue Messung ist gegeben, sobald die Gü-

tekriterien Objektivität, Validität und Reliabilität erfüllt sind. (vgl. Koch, 2012, 195)

Das Gütekriterium Objektivität ist dann gegeben, wenn keine Beeinflussung seitens des

Untersuchungsleiters besteht. Zudem muss das Messinstrument weitgehend standardisiert

sein. (vgl. ebd. 195) Diese Kriterien sind durch den standardisierten Fragebogen bei dieser

Befragung erfüllt. Zudem war der Fragebogen so konzipiert, dass dieser selbständig ausge-

füllt werden kann, somit findet keine Beeinflussung vom Untersuchungsleiter statt.

Eine Messung ist reliabel oder zuverlässig, falls die Messung formal genau ist. Das bedeu-

tet, wenn bei einer zweiten Messung die gleichen Ergebnisse zustande kommen würden.

(vgl. ebd. 195) Es ist davon auszugehen, dass bei einer zweiten Befragung ohne Verände-

rung des Fragebogens und einer Gleichbleibenden Grundgesamtheit zumindest ähnliche

Ergebnisse erzielt werden.

Eine Validität ist dann gegeben, sobald das Messinstrument tatsächlich das untersucht, was

untersucht werden sollte, dann besteht eine materielle Genauigkeit (vgl. ebd. 195f). Es ist

davon auszugehen, dass der für diese Arbeit verwendete Fragebogen valide ist, da die Un-

tersuchung auf die Mediennutzung von Scripted Reality Sendungen eingegrenzt wurde. Alle

Teilnehmer den gleichen Fragebogen. Zudem bietet der standardisierte Fragebogen kaum

Interpretationsraum.

7 Auswertung

In diesem Kapitel sollen die Forschungsergebnisse vorgestellt werden. Im ersten Schritt

werden mit Hilfe von verschiedenen Indikatoren die Hypothesen falsifiziert oder verifiziert.

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Im nächsten Schritt werden die Ergebnisse bezogen auf die jeweilige Hypothese interpre-

tiert und vorgestellt.

Insgesamt haben 162 Jugendliche an dieser Befragung teilgenommen. Wobei 51,2% männ-

lich und 48,8% weiblich waren. (s. Anhang.1) Die Aufteilung nach Klassen und dem Alter

wird in Abbildung 8 dargestellt.

Abbildung 8: Verteilung der Befragten nach Alter und Klasse

Aus den 162 Fragebögen sind 139 gültig, da hier mindestens selten eine Folge von Scripted

Reality Sendungen gesehen wird. (s. Anhang.2)

7.1 Der Vielseher und parasoziale Interaktion und Beziehung – Hypothese 1

Wie bereits aufgezeigt, kann bei einem Vielseher eine parasoziale Interaktion und Bezie-

hung viel besser entstehen, als bei einem Wenigseher. Das liegt daran, dass ein Vielseher

sich häufig mit der Sendung beschäftigt. Somit versteht es eher die Handlungen und die

Darsteller. Zudem ist für die Entstehung von parasozialer Interaktion und Beziehung die

Möglichkeit die Fernsehinhalte mit der Realität zu vergleichen ein Maßgebender Aspekt. In

diesem Kapitel soll die Hypothese: je mehr der Rezipient Scripted Reality Sendung sieht,

desto höher ist bei diesem die Neigung zur parasozialen Interaktion und Beziehung beant-

wortet werden.

Um die parasoziale Interaktion zu messen, wurden die Fragen 3, 5, 6, 7, 8, 9, 13, 14 und 16

zusammengefasst, denn diese Fragen beziehen sich auf die parasoziale Interaktion.

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Von den 139 Probanden, die Scripted Reality Sendungen nutzen, wurde bei 129 Probanden

eine parasoziale Interaktion festgestellt (s. Anhang 3). Jedoch kann an dieser Stelle noch

keine Aussage über die Ausprägung der parasozialen Interaktion gemacht werden. Ver-

gleicht man die Ausprägung der parasozialen Interaktion bei den Allgemeinen Nutzern von

Scripted Reality Sendungen wird deutlich, dass sich bei diesem die parasoziale Interaktion

an drei Aspekten am Häufigsten auswirkt. Diese wäre das einfache Verstehen der Hand-

lung, das Zeigen von persönlichen Gefühlen seitens der Darsteller und die Annahme, dass

diese Scripted Reality Sendungen ganz gewöhnliche Personen darstellen. (s. Anhang 4)

Um eine Aussage über die Wirkung von parasozialer Interaktion bei Vielsehern machen zu

können wurden alle Probanden die Scripted Reality Sendungen sehen in zwei Gruppen auf-

geteilt. Diejenigen Probanden, die mindestens eine Scripted Reality Sendung kaum sehen

und die restlichen überhaupt nicht verfolgen wurden als Wenigseher definiert. Als We-

nigseher konnten insgesamt 27 Fälle definiert werden. Diejenigen, die mindestens eine

Scripted Reality Sendung regelmäßig verfolgen, d.h. mehr als 2 Folgen in der Woche oder

jede Folge sehen, wurden als Vielseher definiert. Somit konnten insgesamt 100 Vielseher

definiert werden. Diese zwei Nutzergruppen werden einzeln auf die Ausprägung der para-

sozialen Interaktion untersucht.

Betrachtet man die Ausprägung der parasozialen Interaktion bei Vielsehern sind die Aspek-

te bei welchen die parasoziale Interaktion am stärksten ist die einfache Handlung und somit

auch die einfache Möglichkeit sich in die Charaktere zu versetzen und diese zu verstehen.

Weiterhin ist es der Eindruck die Fernsehpersonen würden ganz gewöhnliche Menschen

darstellen. Am häufigsten zeigt sich eine parasoziale Interaktion bei Scripted Reality Sen-

dungen wenn die Fernsehperson seine persönlichen Meinungen und Einstellung preisgibt.

(s. Abbildung 9) Diese drei Ausprägungen sind auch bei Wenigsehern diejenigen, die am

stärksten sind (s. Anhang 5).

Bei 45% der Vielseher von Scripted Reality Sendungen, wird eine parasoziale Interaktion

festgestellt. Parasoziale Interaktion wird hier gültig, wenn die Probanden bei den Fragen zur

parasozialen Interaktion „Trifft völlig zu“ oder „Trifft eher zu“ angekreuzt haben.

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Abbildung 9: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei Vielsehern

Wendet man dieselbe Berechnung auf die Wenigseher an, wird eine parasoziale Interaktion

nur bei 23,8% der Probanden sichtbar. Vergleicht man Vielseher und Wenigseher bezogen

auf eine starke parasoziale Interaktion, also nur diejenigen die die Antwortmöglichkeit

„Trifft völlig zu“ angegeben haben, wird der Unterschied noch deutlicher. Während bei

rund 17% der Vielseher eine starke parasoziale Interaktion vorhanden ist, ist es bei den We-

nigsehern lediglich bei 5,3% der Fall.

Um die Stärke einer parasozialen Beziehung bei Vielsehern und Wenigsehern zu messen,

wurden die Fragen 10, 11, 12, 15 und 17 hinzugezogen, diese beziehen sich alle auf die

parasoziale Beziehung.

In Abbildung 10 wird sie Ausprägung der parasozialen Beziehung bei Vielsehern darge-

stellt. Am stärksten zeigt sich die Ausprägung von parasozialer Beziehung bei Vielsehern

darin, dass sie gerne Informationen über die Sendungen lesen, die Sendung vermissen wenn

sie längere Zeit nicht ausgestrahlt wird und in dem Wunsch die Darsteller persönlich zu

treffen. Ähnliche Ausprägungen sind auch bei den Wenigsehern von Scripted Reality Sen-

dungen zu beobachten. (s. Anhang 6)

Bei 49,6% der Vielseher konnte eine parasoziale Beziehung festgestellt werden. Parasoziale

Beziehung wurde dann geltend gemacht, wenn die Probanden bei Fragen zu dieser die

Antwortmöglichkeiten „Trifft völlig zu“ oder „Trifft eher zu“ angekreuzt haben.

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42

Bei den Wenigsehern konnte nur bei 24,4% der Fälle eine parasoziale Beziehung festge-

stellt werden. Betrachtet man die Fälle, bei denen eine parasoziale Beziehung stark ist, also

die Probanden die die Antwortmöglichkeit „Trifft völlig zu“ gewählt haben, ergibt sich ein

noch größerer Unterschied. Mehr als ein Viertel der Vielseher habe eine starke parasoziale

Beziehung (26,8%) bei den Wenigsehern konnte man eine starke parasoziale Beziehung bei

nur 7,4% feststellen

Abbildung 10: Ausprägung von parasozialer Beziehung bei Vielsehern von Scripted Reality Sendungen

Anhand der Auswertung wurde die erste Hypothese verifiziert. Die Häufigkeit der parasozi-

alen Interaktion und der parasozialen Beziehung war bei Vielsehern doppelt so hoch als bei

Wenigsehern. Die Unterschiede bei einer starken parasozialen Interaktion und Beziehung

waren noch ausgeprägter. Die Vielseher haben rund dreimal so oft eine starke parasoziale

Interaktion und Beziehung als Wenigseher.

Interessanterweise waren die Punkte, an denen die parasoziale Interaktion oder Beziehung

greift, sowohl bei Vielsehern als auch bei Wenigsehern ähnlich. Eine parasoziale Interakti-

on bei Scripted Reality Sendungen entsteht demzufolge, wenn der Rezipient der Handlung

einfach folgen kann und die verschiedenen Charaktere einfach zu verstehen waren. Diese

werden als ganz normale Menschen gesehen, dies bewirkt die realitätsnahe Darstellung von

Scripted Reality Sendungen. Auch die Dramaturgie von Scripted Reality Sendungen kann

Page 43: Thema: Stellenwert des Fernsehformates Scripted Reality im ... · dieser Arbeit wird das Konzept der parasozialen Interaktion und Beziehung erörtert. Es wird Es wird erklärt, warum

43

eine parasoziale Interaktion zu Folge haben, denn wie die Auswertung aufgezeigt hat, ge-

fällt es den Jugendlichen, wenn die Darsteller ihre persönlichen Meinungen und Einstellun-

gen in der Sendung preisgeben. Die parasoziale Beziehung bei Scripted Reality Sendungen

zeigt sich hingegen darin, dass die Rezipienten gerne die Darsteller persönlich treffen wür-

den, sich über die Sendungen Informieren, die Sendung vermissen wenn sie diese nicht

gesehen haben und sich überlegen was die Darsteller zu bestimmten Themen sagen würden.

Obwohl die Hypothese verifiziert wurde, ist die Repräsentativität dieser problematisch.

Denn hier wurden 100 Vielseher mit 27 Wenigsehern verglichen, somit sind die beiden

Gruppen nicht gleich verteilt. Dennoch lässt sich aus dieser Auswertung eine Tendenz er-

kennen.

7.2 Wahrgenommener Realitätsgehalt bei Scripted Reality Sendungen und paraso-

ziale Interaktion und Beziehung – Hypothese 2

Scripted Reality Sendungen sind so konzipiert, dass sie als realistisch wahrgenommen wer-

den. Sie erwecken den Eindruck es wären Menschen mit alltäglichen Konfliktsituationen.

Ebenfalls im Forschungsstand wurde aufgezeigt, dass eine parasoziale Interaktion und Be-

ziehung eher entstehen können, wenn der Rezipient die Fernsehinhalte mit seiner Realität

vergleichen kann.

In diesem Kapitel soll untersucht werden, ob der wahrgenommene Realitätsgehalt bei

Scripted Reality Sendungen Einfluss auf die parasoziale Interaktion und Beziehung hat.

Für die Auswertung werden alle Probanden die Scripted Reality Sendungen sehen hinzuge-

nommen, dies trifft auf 139 Fälle zu. Der wahrgenommene Realitätsgehalt wird mit den

Fragen 18, 19, 20, 21 und 22 geprüft. Die Sendungen werden für realistisch gehalten, wenn

die Antwortmöglichkeiten „Trifft völlig zu“ und „Trifft eher zu“ gewählt wurden.

Wie in Abbildung 11 zu erkennen ist, sind die Indikatoren die den Realitätsgehalt prüfen

relativ gleich verteilt. Am Häufigsten wurde angegeben, dass die Themen und Geschichten,

die in Scripted Reality Sendungen gezeigt werden, der Wahrheit entsprechen. Daran erkennt

man schon die Tendenz, dass Scripted Reality Sendungen als realitätsnah eingestuft werden.

Wie im Forschungsstand aufgezeigt, übernehmen Jugendliche aus Scripted Reality

Sendungen bestimmte Aspekte in ihr eigenes Leben. Sie lernen z.B. wie man sich in

bestimmten Konfliktsituationen verhalten kann. Auch in dieser Auswertung sind rund 39%

der Rezipienten, die Scripted Reality Sendungen sehen, der Meinung man könne aus diesen

Sendungen was lernen. (s. Abbildung 11)

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44

Abbildung 11: Wahrgenommener Realitätsgehalt bei Scripted Reality Sendungen (N=139)

Um eine Aussage über die Ausprägung der parasozialen Interaktion bei Rezipienten, die

Scripted Reality Sendungen für realistisch halten, treffen zu können, wurden neue Variablen

gebildet. Die erste Variable beschreibt alle Probanden, die bei den Fragen 18 bis 22 überall

„Trifft völlig zu“ oder „Trifft eher zu“ angekreuzt haben. Auf diese Definition treffen 14

Fälle zu. Dies sind diejenigen die Scripted Reality Sendungen für sehr realistisch halten.

Diese Gruppe wird mit denen verglichen die Scripted Reality Sendungen für nicht realis-

tisch halten. Dies sind alle, die bei allen Fragen zum Realitätsgehalt von Scripted Reality

Sendungen, „Trifft ehr nicht zu“, „Trifft gar nicht zu“ und „Ich weiß es nicht“ angekreuzt

haben. Insgesamt treffen 31 Fälle auf diese Definition zu.

Wie in Abbildung 12 und 13 ganz deutlich zu erkennen ist, gibt es große Unterschiede in

der Ausprägung von parasozialer Interaktion, je nachdem wie realistisch die Scripted Reali-

ty Sendungen eingestuft wurden. Während bei rund 59% der Rezipienten, die Scripted Rea-

lity Sendungen für sehr realistisch halten, eine Ausprägung der parasozialen Interaktion

festgestellt wurde, sind es bei denen die Scripted Reality Sendungen für nicht realistisch

halten lediglich 18%. Vergleicht man die Ausprägung einer starken parasozialen Interaktion

bei diesen zwei Gruppen wird deutlich, dass bei denen die Scripted Reality Sendungen für

sehr realistisch halten eine starke parasoziale Interaktion bei 24% liegt. Bei den Probanden,

die Scripted Reality Sendung als nicht realistisch einstufen, kann lediglich bei 5% eine star-

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45

ke parasoziale Interaktion nachgewiesen werden. Als starke parasoziale Interaktion werden

alle Fälle definiert, die „Trifft völlig zu“ angekreuzt haben.

Abbildung 12: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei einem sehr starken wahrgenommenen Reali-

tätsgehalt

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46

Abbildung 13: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei Probanden ohne einen wahrgenommenen

Realitätsgehalt

Bei den zuvor gebildeten Gruppen, diejenigen die Scripted Reality Sendungen für sehr rea-

listisch halten und diejenigen die es nicht tun, wurden auch die Ausprägungen der parasozi-

alen Beziehung untersucht. (s. Abbildung 14 und 15) Bei 61% der Gruppe, die Scripted

Reality Sendungen für sehr realistisch halten, konnte eine parasoziale Beziehung festgestellt

werden. Eine parasoziale Beziehung bei dieser Gruppe zeigte sich am stärksten in dem

Wunsch, die Darsteller persönlich zu treffen, sich über die Sendung zu informieren und das

Vermissen der Sendung wenn sie längere Zeit nicht ausgestrahlt wird.

Abbildung 14: Ausprägung der parasozialen Beziehung bei Probanden mit einem sehr starken wahrge-

nommenen Realitätsgehalt

In der Gruppe der Rezipienten, die Scripted Reality Sendungen für nicht realistisch halten

kann nur bei rund 17% eine parasoziale Beziehung festgestellt werden. Die parasoziale Be-

ziehung bei dieser Gruppe zeigt sich, interessanterweise, am stärksten in den gleichen Punk-

ten wie bei denen die Scripted Reality Sendungen für realistisch halten.

Untersucht man die Ausprägung einer starken parasozialen Beziehung, wird der Kontrast

noch deutlicher, eine starke parasoziale Beziehung gilt wenn die Antwortmöglichkeit „Trifft

völlig zu“ gewählt wurde. In der Gruppe, die Scripted Reality Sendungen für sehr realis-

Page 47: Thema: Stellenwert des Fernsehformates Scripted Reality im ... · dieser Arbeit wird das Konzept der parasozialen Interaktion und Beziehung erörtert. Es wird Es wird erklärt, warum

47

tisch halten, kann bei 30% eine starke parasoziale Beziehung festgestellt werden, bei denen

die Scripted Reality Sendungen für nicht realistisch halten sind es lediglich 6,5%.

Abbildung 15: Ausprägung der parasozialen Beziehung bei Probanden ohne einen wahrgenommenen

Realitätsgehalt

Die Hypothese: als realer eine Sendung bewertet wird, desto eher entsteht eine parasoziale

Interaktion und Beziehung wurde an Hand der Auswertung verifiziert. Sowohl bei der para-

sozialen Interaktion als auch bei der parasozialen Beziehung gibt es deutliche Unterschiede.

Bei den Rezipienten, die Scripted Reality Sendungen für sehr realistisch halten war die

Ausprägung der parasozialen Interaktion mehr als dreimal so hoch, wie bei denen die

Scripted Reality Sendungen für nicht realistisch halten. Das Gleiche gilt für die Ausprägung

der parasozialen Beziehung. Auch der Vergleich einer starken parasozialen Interaktion und

Beziehung zwischen den beiden Gruppen zeigte deutliche Unterschiede. Bei denen, die

Scripted Reality Sendungen für realistisch halten waren diese rund 5-mal so hoch wie bei

denen die es nicht tun. An dieser Stelle erkennt man, dass der wahrgenommene Realitätsge-

halt bei Scripted Reality Sendungen, auch die Intensität von parasozialer Interaktion und

Beziehung beeinflusst.

Interessanterweise waren bei beiden Gruppen die Aspekte, bei welchen eine parasoziale

Interaktion und Beziehung entstehen, sehr ähnlich. Die parasoziale Interaktion bei Scripted

Reality Sendungen entsteht am ehesten, wenn der Rezipient die Handlung einfach verstehen

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48

kann, die Darsteller ihre persönlichen Meinungen und Gefühle zum Ausdruck bringen, und

wenn der Rezipient den Eindruck hat die Darsteller wären ganz normale Personen. Eine

parasoziale Beziehung bei Scripted Reality Sendungen zeigt sich bei beiden Gruppen am

stärksten in dem Wunsch die Darsteller der Sendung persönlich zutreffen, das Vermissen

der Sendung wenn sie längere Zeit nicht ausgestrahlt wird und in dem Interesse sich über

die Sendung Informationen zu beschaffen.

7.3 Auswirkung der parasozialen Interaktion und Beziehung auf die Kommunikati-

on über Scripted Reality Sendungen – Hypothese 3

Kinder und Jugendliche reden aus den verschiedensten Gründen über Fernsehinhalte. Da

die Rezeptionskompetenz bei Kindern und Jugendlichen noch nicht vollständig entwickelt

ist, kann der Austausch über Fernsehinhalte dem jungen Rezipienten einen Vergleich über

die interpretationsweisen geben. So kann dieser überprüfen, ob er die Inhalte richtig ver-

standen hat. Ein anderer Grund wäre die Beliebtheit einer Sendung innerhalb der Gruppe.

Wenn der junge Rezipient sich mit der Sendung besonders gut auskennt und dies mitteilt,

kann das eventuell positive Auswirkungen auf seinen Stellenwert innerhalb der Gruppe

haben.

In diesem Kapitel soll die 3. Hypothese ausgewertet werden: je stärker die Bindung zu ei-

nem Akteur oder der Sendung, desto öfter wird der Rezipient dieses Thema in seine Kom-

munikation einbringen. Hierbei wird untersucht, ob ein Rezipient, der eine parasoziale In-

teraktion oder Beziehung mit einer der vorgegebenen Scripted Reality Sendungen führt,

gleichzeitig häufiger über die Sendung kommuniziert.

Für die Auswertung wurden drei neue Variablen gebildet. Die Fälle, die bei den 9 Fragen

zur parasozialen Interaktion (3, 5, 6, 7, 8, 9, 13, 14, 16), bei mindesten 5 mit „Trifft völlig

zu“ oder „Trifft eher zu“ angekreuzt haben werden als diejenigen definiert, die eine starke

parasoziale Interaktion haben, diese sind insgesamt 44 Fälle. Diejenigen, die bei 3 oder 4

Fragen zur parasozialen Interaktion „Trifft völlig zu“ oder „Trifft eher zu“ angekreuzt ha-

ben, werden definiert als Fälle mit einer mittleren parasozialen Interaktion, dies trifft aus 45

Probanden zu. Die dritte Variable definiert diejenigen, die keine parasoziale Interaktion

haben. Diese haben mindestens 7 der Fragen „Trifft ehr nicht zu“ oder „trifft gar nicht zu“

angekreuzt, dies trifft auf 30 Fälle zu.

Aus der Auswertung der Kommunikation über Scripted Reality Sendungen der einzelnen

Gruppen (s. Anhang 7 – 9) wurde ein Vergleich zwischen den Gruppen mit verschiedenen

Ausprägungen der parasozialen Interaktion gebildet. Wie in Abbildung 16 deutlich zu er-

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49

kennen ist, sinkt die Häufigkeit der Kommunikation mit einer schwächer werdenden para-

sozialen Interaktion. Abgesehen von der Frage, ob der Rezipient Freunde hat, die eine der

Scripted Reality Sendungen auch gerne sehen. Somit wurde aufgezeigt, dass parasoziale

Interaktion Auswirkungen auf die Kommunikationsbereitschaft hat. Zu bedenken wäre an

dieser Stelle aber der relativ hohe Anteil der Gruppe, die keine Ausprägung der parasozia-

len Interaktion hat und dennoch mit immerhin 26,7% gerne über Scripted Reality Sendun-

gen redet. Für weitere Studien wäre interessant zu erforschen, aus welchen anderen Grün-

den Jugendliche über Scripted Reality Sendungen reden.

Ausgehend aus dem Forschungsstand können die Gründe für eine hohe Kommunikationsbe-

reitschaft in Abhängigkeit von parasozialer Interaktion in zwei Aspekten zusammengefasst

werden. Der junge Rezipient ist sich der gezeigten Inhalte noch nicht sicher und möchte die

Meinung seiner Freunde erfahren oder er hat ein gutes Wissen über sie Sendung und möch-

te sich seinen Freunden mitteilen. Die Probanden, die eine starke Ausprägung einer paraso-

zialen Interaktion haben, reden zu 86,4 % über die Rollen der Darsteller und nicht über den

Menschen der die Rolle spielt. Sie sprechen die Darsteller mit dem Namen an, den sie in der

Sendung haben. Dies bedeutet bei Scripted Reality Sendungen bezieht sich die parasoziale

Interaktion hauptsächlich auf die Fernsehperson und nicht auf die Schauspieler. (s. Abbil-

dung 16)

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50

Abbildung 16: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen. Vergleich zwischen den unterschiedli-

chen Ausprägungen der parasozialen Interaktion

Um den Einfluss einer parasozialen Beziehung auf die Kommunikation über Scripted Reali-

ty Sendungen zu messen, wurden auch an dieser Stelle die Probanden in 3 Gruppen aufge-

teilt. Diejenigen, die bei mindestens 3 der 5 Fragen zur parasozialen Beziehung (Fragen: 10,

11, 12, 15 und 17) mit „Trifft völlig zu“ oder „Trifft eher zu“ geantwortet haben, werden als

Probanden mit einer starken parasozialen Beziehung definiert, insgesamt treffen 61 Fälle

zu. Eine mittlere parasoziale Beziehung gilt bei den Probanden, die bei genau 2 der der 5

Fragen zugestimmt haben. Eine mittlere parasoziale Beziehung wurde bei 23 Probanden

festgestellt. Bei den Probanden, die bei mindestens 4 der 5 Fragen mit „Trifft eher nicht zu“

oder „Trifft gar nicht zu“ geantwortet haben, wurde keine parasoziale Beziehung festge-

stellt, das trifft auf 48 Fälle zu.

Aus den einzelnen Auswertungen zur Kommunikation über Scripted Reality Sendungen (s.

Anhang 10 - 12) wurde ein Vergleich zwischen den Gruppen gemacht. Deutlich zu erken-

nen ist, dass mit einer schwächeren parasozialen Beziehung auch die Bereitschaft über

Scripted Reality Sendungen zu reden sinkt. Zudem erkennt man auch an dieser Stelle, dass

wenn über Scripted Reality Sendungen geredet wird die meisten über die Fernsehfiguren

reden und nicht über die Darsteller die diese spielen. (s. Abbildung 17) Dies könnte zwei

Gründe haben. Scripted Reality Sendungen werden so produziert, dass sie möglichst realis-

tisch auf den Rezipienten wirken. Somit entsteht bei manchen Rezipienten der Eindruck,

dass die Darsteller keine Schauspieler sind. Ein anderer Grund könnte die Unbekanntheit

der Laiendarsteller sein. Diese sind nicht berühmt genug, um über ihre Person zu reden.

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51

Abbildung 17: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen. Vergleich zwischen den unterschiedli-

chen Ausprägungen der parasozialen Beziehung

An Hand der vorliegenden Auswertung wurde die 3. Hypothese verifiziert. Zwischen den

Probanden, die eine starke parasoziale Interaktion und Beziehung haben und denen, die

keine haben liegt ein großer Unterschied. Diejenigen, die eine starke parasoziale Interaktion

und Beziehung zeigen eine mehr als doppelt so hohe Bereitschaft über Scripted Reality

Sendungen zu reden.

8 Stellenwert von Scripted Reality Sendungen im Alltag von Jugendlichen - Zu-

sammenfassung und Fazit

Mit Hilfe des Forschungstandes konnten wichtige Motive für die Nutzung von Scripted

Reality Sendungen herausgebildet werden. Weiterhin wurde speziell die mögliche Wirkung

von Scripted Reality Sendungen auf Jugendliche beschrieben. Zudem wurde deutlich, dass

gerade bei Scripted Reality Sendungen die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer paraso-

zialen Interaktion und Beziehung sehr hoch ist. Dies ist vor allen Dingen möglich, weil

Scripted Reality Sendungen eine sehr realistische Darstellung haben und gerade Jugendli-

che oft nicht erkennen dass diese Sendungen pure Fiktion sind.

Aus den Erkenntnissen der Auswertung lässt sich zusammenfassen, dass tatsächlich eine

parasoziale Interaktion und Beziehung Einfluss auf die Nutzung von Scripted Reality Sen-

dungen haben. Zum einen wird die Wirkung von parasozialer Interaktion und Beziehung

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52

höher, je mehr der Rezipient Scripted Reality Sendungen, welche bei Jugendlichen beliebt

sind, sieht. Zum anderen steigt die parasoziale Interaktion und Beziehung als je realistischer

diese Sendungen bewertet werden. Weiterhin haben parasoziale Interaktion und Beziehung

starken Einfluss auf die Kommunikation Bereitschaft über Scripted Reality Sendungen.

Auf die Frage, welchen Stellenwert Scripted Reality Sendungen im Alltag von Jugendlichen

haben, lässt sich festhalten, dass die Rezipienten die eine parasoziale Interaktion und Bezie-

hung zu den Sendungen haben einen sehr hohen Stellenwert haben. Diese Rezipienten neh-

men Scripted Reality Sendungen als viel realistischer wahr, als diejenigen die keine Aus-

prägung der parasozialen Interaktion oder Beziehung haben. Zudem zeigt sich bei denen,

die eine parasoziale Interaktion und Beziehung führen, eine viel höhere Bereitschaft, aus

den Sendungen etwas zu lernen, z.B. wie man sich in Konfliktsituationen verhalten muss.

Weiterhin wurde aufgezeigt, dass der Einfluss einer parasozialen Interaktion und Beziehung

starken Einfluss auf die Kommunikationsbereitschaft über Scripted Reality Sendungen hat.

Zusammenfassend lässt sich folgern, dass bei Scripted Reality Sendungen die Möglichkeit

zur Entstehung einer parasozialen Interaktion und Beziehung gegeben ist. Diese Sendungen

sind sehr realistisch gestaltet und viele der jungen Rezipienten halten diese Sendungen für

realistisch. So betrachten viele diese Sendungen als eine Darstellung der Gesellschaft in

Deutschland.

Abgesehen von dem Einfluss von parasozialer Interaktion und Beziehung denkt immerhin

mehr als die Hälfte der Befragten, dass Scripted Reality Sendungen wahre Themen aufzei-

gen. 39% der Befragten sind der Meinung, sie könnten aus Scripted Reality Sendungen

etwas lernen. Gerade bei Jugendlichen können also diese Sendungen einen starken Einfluss

haben, denn bei diesen ist die Rezeptionskompetenz noch nicht vollkommen entwickelt.

41% der Befragten, die zumindest selten eine Scripted Reality Sendungen sehen gaben an,

dass sie auch schon ähnliche Situationen wie in den Sendungen gezeigt erlebt haben, oder

zumindest von anderen Personen wissen, dass solche erlebt wurden. Dies zeigt wieder die

realistische Dramaturgie von Scripted Reality Sendungen. Dies könnte auch der Grund sein,

warum bei Jugendlichen Scripted Reality Sendungen so beliebt sind, sie sind sehr realistisch

gestaltet.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Scripted Reality Sendungen auf Jugend-

liche einen hohen Einfluss haben. Die Wirkung dieser Sendungen wächst mit einer höheren

parasozialen Interaktion und Beziehung.

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53

Anhang

Anhangverzeichnis

Anhang 1: Verteilung der Befragten nach Geschlecht ......................................................... 54

Anhang 2: Nutzung von Scripted Reality Sendungen .......................................................... 54

Anhang 3: Nutzung von Scripted Reality Sendungen und parasoziale Interaktion

(Allgemein) ................................................................................................................................ 54

Anhang 4: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei allen Probanden die Scripted

Reality Sendungen sehen ........................................................................................................... 55

Anhang 5: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei Wenigsehern ............................... 55

Anhang 6: Ausprägung der parasozialen Beziehung bei Wenigsehern................................ 56

Anhang 7: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten mit einer

starken parasozialen Interkation ................................................................................................ 56

Anhang 8: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten mit einer

mittleren parasozialen Interkation ............................................................................................. 57

Anhang 9: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten ohne einer

parasozialen Interkation ............................................................................................................. 57

Anhang 10: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten mit einer

starken parasozialen Beziehung ................................................................................................ 58

Anhang 11: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten mit einer

mittleren parasozialen Beziehung .............................................................................................. 58

Anhang 12: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten ohne einer

parasozialen Beziehung ............................................................................................................. 59

Anhang 13: Von Vorderer modifizierte PSI-Items ................................................................ 59

Anhang 14: Fragebogen ......................................................................................................... 61

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54

Geschlecht_28 Geschlecht

Häufig-

keit

Prozent Gültige Pro-

zente

Kumulierte

Prozente

Gültig

1 männlich 83 51,2 51,2 51,2

2 weiblich 79 48,8 48,8 100,0

Gesamt 162 100,0 100,0

Anhang 1: Verteilung der Befragten nach Geschlecht

Allg_Nutzung_SR

Häufig-

keit

Prozent Gültige Pro-

zente

Kumulierte

Prozente

Gültig 1,00 139 85,8 100,0 100,0

Fehlend System 23 14,2

Gesamt 162 100,0

Anhang 2: Nutzung von Scripted Reality Sendungen

Statistiken

Allg_Nutzun

g_SR

parasozia-

le_Int

N Gültig 139 129

Fehlend 23 33

Anhang 3: Nutzung von Scripted Reality Sendungen und parasoziale Interaktion (Allgemein)

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Anhang 4: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei allen Probanden die Scripted Reality Sendungen

sehen

Anhang 5: Ausprägung der parasozialen Interaktion bei Wenigsehern

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Anhang 6: Ausprägung der parasozialen Beziehung bei Wenigsehern

Anhang 7: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten mit einer starken parasozia-

len Interkation

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Anhang 8: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten mit einer mittleren paraso-

zialen Interkation

Anhang 9: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten ohne einer parasozialen

Interkation

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Anhang 10: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten mit einer starken parasozi-

alen Beziehung

Anhang 11: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten mit einer mittleren paraso-

zialen Beziehung

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59

Anhang 12: Kommunikation über Scripted Reality Sendungen bei Rezipienten ohne einer parasozialen

Beziehung

Anhang 13:. Von Vorderer modifizierte PSI-Items

„1. Beim Anschauen der Serie kann ich mir immer gut ein Bild über ((Name der Person))

machen, z.B. über dessen Persönlichkeit.

2. Eine lockere Atmosphäre während der Serie, z.B. wenn ((Name der Person)) mal einen

kleinen Witz macht oder persönliche Dinge erzählt, gefällt mir gut – es macht das Anschau-

en der Serie angenehmer.

3. Wenn ((Name der Person)) seine/ihre Meinung oder auch persönliche Gefühle zum Aus-

druck bringt, ist die Serie für mich attraktiver.

4. Wenn ich ((Name der Person)) im Fernsehen sehe, komme ich mir vor, als wenn ich mit

Freunden zusammen wäre, dann fühle ich mich wohl.

5. Obwohl ((Name der Person)) prominent und bekannt ist, sehe ich in ihm/ihr eher eine

ganz normale Person wie „du und ich“.

6. Ich finde es angenehm, die Stimme von ((Name der Person)) bei mir zu Hause zu hören.

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7. ((Name der Person)) ist für mich so etwas wie ein „guter Begleiter“ durch die Serie.

8. Wenn ((Name der Person)) zu einer anderen Serie wechseln würde, dann würde ich ihn

mir dort anschauen.

9. Ich finde es angenehm, ((Name der Person)) beim nächsten Mal wieder in der Serie zu

sehen, ich freue mich darauf.

10. Ich habe den Eindruck, ((Name der Person)) verhält sich in der Serie so, als wüsste er,

worauf es mir und den anderen ankommt.

11. Manchmal passiert es mir, dass ich in Gedanken oder auch tatsächlich irgendwas zu

((Name der Person)) sage.

12. Wenn in Zeitungen oder Zeitschriften etwas über ((Name der Person)) stünde, würde ich

es auf jeden Fall lesen.

13. Mir würde sofort auffallen, wenn ((Name der Person)) mal nicht wie gewohnt in einer

Folge der Serie mitspielt.

14. Es kommt sogar vor, dass ich ((Name der Person)) vermisse, wenn er/sie längere Zeit

nicht auf dem Bildschirm erscheint.

15. Ich habe das Gefühl, ((Name der Person)) ist für mich so etwas wie ein „guter alter

Freund“.

16. Ich finde, ((Name der Person)) ist attraktiv.

17. Wenn jemand anderes in einer folge wichtiger ist als ((Name der Person)), dann bin ich

damit nicht so zufrieden wie sonst.

18. Manchmal schäme ich mich für ((Name der Person)), wenn ihm/ihr ein Missgeschick

passiert.

19. Ich denke manchmal an ((Name der Person)), auch wenn ich gar nicht fernsehe und

überlege mir, was er/sie zu bestimmten Dingen sagen würde.“ (Vorderer,1996, 156f)

Anhang 14: Fragebogen

1. Welche dieser Sendungen kennst du und wie oft schaust du sie dir an? (bitte

bei jeder Sendung ankreuzen)

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61

Ich sehe

jede Folge

Ich sehe

mehr als 2

Folgen in

der Wo-

che

Ich sehe 1

Folge in

der Wo-

che

Ich sehe

kaum eine

Folge (nur

wenn

nichts

besseres

läuft)

Ich sehe

diese

Sendung

nicht

Ich kenne

diese

Sendung

nicht

Berlin Tag

& Nacht

(RTL 2)

Köln

50667

(RTL 2)

Hilf mir

doch!

(VOX)

Familien-

Fälle

(SAT1)

Schicksa-

le - und

plötzlich

ist alles

anders

(SAT1)

Privatde-

tektive im

Einsatz

(RTL 2)

Die Tro-

vatos –

Detektive

decken

auf (RTL)

x-Diaries

(RTL 2)

Betrugs-

fälle (RTL)

Familien

im Brenn-

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2. Warum siehst du diese Sendung so gerne? (Falls du bei einer jede Folge ver-

folgst)

Welche Sendung: ____________________

Warum verfolgst du sie so ger-

ne:____________________________________________________________

Bitte beantworte die folgenden Fragen bezogen auf eine oder mehrere Sendun-

gen, die du oben ausgewählt hast. Falls du keine dieser Sendungen schaust oder

kennst mach bitte ab Frage 26 weiter.

3. Es fällt mir einfach der Handlung zu folgen, da ich mich gut in die Charaktere

versetzen kann.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

punkt

(RTL)

Ver-

dachtsfäl-

le (RTL)

Die

Schuler-

mittler

(RTL)

Mitten im

Leben

(RTL)

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63

□ Ich weiß es nicht

4. Eine lockere Atmosphäre während der Sendung, z.B. konfliktfreie Themen o-

der schöne Erlebnisse, gefallen mir gut – es macht das Anschauen der Serie an-

genehmer.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

5. Wenn die Charaktere in der Sendung seine/ihre Meinung oder auch persönli-

che Gefühle zum Ausdruck bringen, ist die Sendung für mich attraktiver.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

6. Wenn ich die Sendung sehen kann, dann komme ich mir vor, als wenn ich mit

Freunden zusammen wäre, dann fühle ich mich wohl.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

7. Ich denke die Charaktere in der Sendung (den Sendungen), stellen ganz nor-

male Personen wie „du und ich“ dar.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

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8. Ich finde es angenehm, die Stimme von der Serienfigur bei mir zu Hause zu

hören.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

9. Ich habe den Eindruck, die Sendung (oder Sendungen) greift die Themen auf,

die mir und anderen wichtig sind – so, als wüsste sie, worauf es mir und den an-

deren ankommt.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

10. Manchmal stelle ich mir vor, dass ich in der Sendung wäre.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

11. Wenn in Zeitungen oder Zeitschriften etwas über die Sendung (oder Sendun-

gen) stünde, würde ich es auf jeden Fall lesen.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

12. Es kommt sogar vor, dass ich die Sendung (oder Sendungen) vermisse,

wenn sie längere Zeit nicht auf dem Bildschirm erscheint.

□ Trifft völlig zu

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65

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

13. Wenn in einer Folge komplett andere Themen aufgegriffen werden als die die

ich gewohnt bin, dann bin ich damit nicht so zufrieden wie sonst.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

14. Manchmal schäme ich mich für die Darsteller in der Sendung, wenn ihnen ein

Missgeschick passiert.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

15. Ich denke manchmal an die Sendung (oder Sendungen), auch wenn ich gar

nicht fernsehe und überlege mir, was die Darsteller zu bestimmten Dingen sagen

würde, oder was ich zu ihnen sagen würde.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

16. Ich habe beim Anschauen der Sendung manchmal den Eindruck, als würden

die Darsteller sich direkt an mich wenden und zu mir sprechen.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

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□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

17. Ich würde gerne die Darsteller der Sendung (oder Sendungen) einmal persön-

lich treffen.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

18. Die Themen die in der Sendung aufgegriffen werden könnten meiner Meinung

nach der Wahrheit entsprechen.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

19. Ich habe auch schon mal eine ähnliche Situation wie in der Sendung erlebt.

(Es kann dir passiert sein oder jemandem den du kennst)

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

20. Ich denke, dass in der Sendung (oder Sendungen) wahre Begebenheiten

nachgespielt werden.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

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21. Ich finde aus den Sendungen kann man etwas für das wahre Leben lernen.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

22. Ich denke die Sendungen spiegeln die Gesellschaft wieder.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

23. Ich habe Freunde die diese Sendung auch gerne sehen

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

24. Ich rede gerne mit Freunden über die Sendung (oder Sendungen).

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

25. Wenn ich über eine Sendung rede, dann wird die Serienfigur mit dem Namen,

den sie in der Sendung trägt, angesprochen.

□ Trifft völlig zu

□ Trifft eher zu

□ Trifft eher nicht zu

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□ Trifft gar nicht zu

□ Ich weiß es nicht

26. Wie viele Stunden siehst du durchschnittlich Fern?

□ 3 Stunden täglich oder mehr

□ 1 bis 2 Stunden täglich

□ 5 bis 7 Stunden in der Woche

□ 3 Stunden in der Woche

□ Weniger als 3 Stunden in der Woche

27. In welcher Umgebung siehst du meistens Fern?

□ In meinem Zimmer alleine

□ Im Wohnzimmer alleine

□ Mit meinen Freunden

□ Mit meinen Eltern

□ Mit meinen Geschwistern

28. Geschlecht

□männlich

□weiblich

29. Welche Klasse besuchst du?

□ 5. Klasse

□ 6. Klasse

□ 7. Klasse

□ 8. Klasse

□ 9. Klasse

□ 10. Klasse

30. Wie alt bist du?

□ 11 Jahre oder jünger

□ 12 Jahre

□ 13 Jahre

□ 14 Jahre

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□ 15 Jahre

□ 16 Jahre

□ 17 Jahre

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(Eidesstattliche) Erklärung

Hiermit erkläre ich (an Eides statt), dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbständig und

ohne unerlaubte Hilfe angefertigt habe. Es wurden nur die in der Arbeit ausdrücklich be-

nannten Quellen und Hilfsmittel benutzt. Wörtlich oder sinngemäß übernommenes Gedan-

kengut habe ich als solches kenntlich gemacht.

Ort, Datum Unterschrift