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THEMEN + FREQUENZEN Magazin der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien F 50936 02/11 Interview Lars Friedrichs zu den Chancen von HbbTV 14 Projekt Perspektive für sächsische TV-Sender 18 Smart-TV Experten diskutieren neue Erlösmodelle 10 Internet tritt Fernsehwelt bei Hybrid-TV – Aufbruch in eine neue Dimension

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THEMEN+ FREQUENZEN

Magazin der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien

F 50

936

02/1

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InterviewLars Friedrichs zu den Chancen von HbbTV 14

ProjektPerspektive für sächsische TV-Sender 18

Smart-TVExperten diskutierenneue Erlösmodelle 10

Internet tritt Fernsehwelt bei

Hybrid-TV – Aufbruch in eine neue Dimension

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Liebe Leser der t+f

Impressumthemen + frequenzenMagazin der SächsischenLandesanstalt für privatenRundfunk und neue Medien (SLM)

HerausgeberSLM, Ferdinand-Lassalle-Straße 21,04016 LeipzigE-Mail: [email protected]: www.slm-online.de

CopyrightSLM, Juni 2011

VersandSatztechnik Meißen GmbH01665 Diera-Zehren

Redaktion4iMEDIA Corporate PublishingInhaber Kay A. SchönewerkGoldschmidtstraße 31,04103 LeipzigE-Mail: [email protected]

verantwortlicher Redakteur: Martin Deitenbeck (SLM)redaktionelle Bearbeitung: Ines Herzog, Andreas Richter (SLM), Kati Meyer-Klaba (SAEK)

Gestaltung / Realisierung / Litho4iMEDIA Corporate Publishing, Leipzig

DruckMessedruck Leipzig GmbH

Auflage4.000 Exemplare,erscheint vierteljährlich,Bezug kostenlos

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinungder Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Beiträge wird keine Haftung übernommen.

Fotos, Illustrationen, Montagen4iMEDIA, SLM, SAEK, Norma Schröter, Philipp Bauer

2 THEMEN + FREQUENZEN EDITORIAL

Die These, Fernsehen habe keine Zukunft, ist uns seit Jahren vertraut. Denn eine mit dem Internet aufgewachsene Generation, heißt es, kön-ne alles, was sie begehre oder gar brauche: Information, Kommunikation, Unterhaltung, Handels- und Liebesware in diesem Medium mühelos her-beiklicken.

Neueren Datums hingegen ist die gegenteilige Behauptung, das Internet werde verschwinden: Wenn man erst von Stuhl oder Couch alles auf den Bildschirm bannen könne, würde sich kaum einer mehr an den Namen Internet erinnern.

Das Zauberwort hierfür heißt Hybrid-Fernsehen. Denn das Internet war seit jeher ein hybrides Medium. Gegenwärtig hat das, was uns dieses neue Fernsehen bietet, eher dualen als hybriden Charakter. Denn Internet und Fernsehen nutzen zwar den gleichen Bildschirm, durchdringen aber, wie es bei einer biologischen Kreuzung geschieht, selten einander. Aber es wird gewiss nicht so bleiben. Fernsehveranstalter und Internetgestal-ter werden bald entdecken, welche neuen gemeinsamen Möglichkeiten sich hier erschließen.

Die hybride Zukunft hat somit unfraglich be-gonnen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre der 2. Ausgabe des SLM-Magazins „themen+frequenzen“ mit dem Schwerpunktthema: Hybrid-Fernsehen – Aufbruch in eine neue Dimension.

Dr. Uwe GrüningPräsident des Medienrates

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THEMEN + FREQUENZEN 3INHALT

05 MEINUNGEN Stefan Goedecke und Andre Prahl über die Fülle von Hybrid-TV-Anwendungen und die Konsequenzen für die Nutzer.

10 MEDIENTREFFPUNKT MITTELDEUTSCHLAND Auf dem MTM-Podium „Hybrid-TV – Auf- bruch in eine neue Dimension?“ wurde Europas Position im Smart-TV-Markt ausgelotet.

14 INTERVIEW Lars Friedrichs, Leiter Teletext und Hybrid-TV bei ProSiebenSat.1 Digital, spricht über die Potenziale des Hybrid-Standards HbbTV.

16 INFRASTRUKTUR Wie zentral ist eine flächendeckende Versorgung mit Breitbandinternet für die Etablierung von Hybrid-TV in Sachsen?

Fernsehen 2.0: Hybrid-TV

18 PROJEKT Die HTWK Leipzig realisiert mit regionalen Partnern den Einstieg in HbbTV – Prof. Dr. Uwe Kulisch über Ziele und Hintergründe.

20 MEDIENRECHT Prof. Dr. Christoph Degenhart über den Funk- tionsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rund- funks in Deutschland.

22 SAEK Aktuelles und Hintergrundberichte aus den SAEK-Studios.

27 KOMMENTAR Markus Lesch über die allabendliche Fernsehrevolution im Wohnzimmer namens HbbTV.

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4 THEMEN + FREQUENZEN AKTUELLES

Aktuelles

NACHWUCHSARBEIT

Erneute FörderungAuch 2011 engagiert sich die Sächsische Landesan-stalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) für die Nachwuchsförderung und -fortbildung im Rahmen des 54. Internationalen Leipziger Festivals für Doku-mentar- und Animationsfilm. Insgesamt stellt die SLM 24.000 Euro für die Durchführung der Wettbewerbe „Generation DOK“ und „Meisterklassen“ sowie für die Realisierung der medienpädagogischen Projekte „DOK Leipzig macht Schule!“ und „DOK SPOTTERS 2011“ zur Verfügung. Letztere werden außerdem durch das SLM-Medienmobil und erfahrene Medienpädagogen unter-stützt. Darüber hinaus werden im Rahmen der Förder-ung erstmals zwei Ferienworkshops in Kooperation mit den Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanälen (SAEK) angeboten.

VERÖFFENTLICHUNG

Premium PrivatDie Sächsische Landesmedienanstalt hat eine Bro-schüre herausgegeben, die den in Sachsen lizenzierten privaten Fersehveranstaltern künftig bei Vertriebs- und Marketingaktivitäten von Nutzen sein soll. Die Broschüre „Premium Privat – Sachsen Nahsehen!“ ba-siert auf der 2011 durchgeführten Funkanalyse. Laut

DOK-Leipzig ist das älteste Dokumentarfilmfestival der Welt.

dieser Analyse ist Lokalfernsehen in Sachsen ein reich-weitenstarkes Medium, welches für die Zuschauer ei-nen großen emotionalen Stellenwert hat. Diese vom Bundesverband mittelständischer Fernsehanbieter (BMF) zertifizierten Ergebnisse sollen den Veranstal-tern künftig bei der Akquise von Werbekunden helfen.

Das DOK-Filmfestival in Leipzig ist laut Veranstalter das größte deutsche und zweitgrößte europäische Festival für künstlerischen Dokumentar- und Animationsfilm. Es findet in diesem Jahr vom 17. bis zum 23. Oktober statt und lädt Filmemacher, Produzenten und Verleiher aus aller Welt ein, ihre neuesten Produktionen einzu-reichen und vorzuführen.

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THEMEN + FREQUENZEN 5MEINUNGEN

Was haben wir in den letzten Jahren nicht alles pro-biert, wie viel Geld verbrannt? Zuletzt sollte MHP, die „Multimedia-Home-Plattform“, das Internet mit dem Fernseher verbinden. Weil das damals so gut klappte, hat wohl ein jeder von uns insgeheim keinen Pfiffer-ling auf HbbTV gesetzt. Doch sieh mal einer an: Es funktioniert wirklich. Es funktioniert sogar so gut, dass wir – typisch deutsch – schon wieder darüber nachdenken, wie wir den Kunden vor einem Wild-wuchs der Angebote schützen können. Das heißt ja immerhin schon einmal: HbbTV ist beim Nutzer an-gekommen. Und ja: Immer wo Medien um Nutzer werben, müssen wir genau hinsehen. Ein Programm-platz unter den ersten zehn der Liste ist wichtig für die Sender – genauso wichtig ist es für den HbbTV-Anbieter, auf den Startbildschirm zu kommen. Nun könnten wir sagen: Das regelt alles der Markt. Ge-nau. Wie bei den Programmplätzen. Oder wir sorgen dafür, dass der Nutzer eine bunte Vielfalt beim Drü-cken des roten Knopfes sehen kann. Bis hin zu den Sonderangeboten des Lieblingsbäckers. Denn das würde klappen, wenn der Nutzer die Wege dorthin finden kann. Deshalb habe ich nichts gegen sinnvolle Wegweiser. Sie müssen nur für alle gleich sein. Und am besten schnell da stehen, wo sie gebraucht wer-den. Sonst sind alle schon längst da, wo sie hin wol-len. Ohne Wegweiser.

Die Möglichkeiten des Zugriffs von hybriden TV-Endgeräten auf das Internet sind nahezu unbe-grenzt und sollen dem Nutzer auch vollständig zur Verfügung stehen. Inhaltlicher Wettbewerb schadet nicht, sondern trägt dazu bei, dass sich das Medium weiter entwickelt. Beim Zugang eines TV-Endgeräts zu Internetdiensten ist es allerdings legitim, darauf zu achten, dass die technische Funktion des Gerätes nicht beeinträchtigt wird, dass Dienste graphisch darstellbar und somit erkennbar sind und dass darüber hinaus notwendige Aspekte des Jugend-schutzes umgesetzt sind. Weiterhin sind für aufwän-dig bereitgestellte Mediendienste, wie zum Beispiel Video-On-Demand-Angebote, entsprechende Signal-schutzfunktionen des Endgeräts eine notwendige Voraussetzung für den Zugang zu diesen Anwendun-gen. Zum inhaltlichen Wettbewerb gehört auch, dass bestehende Angebote nicht überblendet, ska-liert oder anderweitig verändert zur Erhöhung der Attraktivität neuer Dienste verwendet werden dür-fen. Für einen Sender ist darüber hinaus noch ent-scheidend, dass über die Funktion des „Red Button“ ein direkter Zugang zu seinen eigenen multimedia-len Angeboten stattfindet. Unter diesen Maßgaben kann die Technologie des hybriden Fernsehens zur Sicherung der Angebotsvielfalt von TV- und Medien-diensten Entscheidendes beitragen.

STEFAN GOEDECKE

Geschäftsführender Gesellschafter des Leipziger Auerbach Verlags, verantwort-lich für die Herausgabe von u.a. zwölf Fachzeitschriften rund um Medienpolitik und Unterhaltungselektronik.

Grenzenlose Möglichkeiten?

ANDRE PRAHL

Bereichsleiter Programmver- arbeitung des CBS Cologne Broadcasting Center und Ver- antwortlicher der Programm- verbreitung der Mediengruppe RTL Deutschland.

HINTERGRUND

Mit dem Einzug des Hybrid-TV wird es möglich, Rundfunkprogramme und Internet-Dienste auf dem häuslichen TV-Bildschirm darzustellen und zu nutzen. Als ein Meilenstein der Entwicklung dieser Technologie gilt die Anerkennung des Stan-dards HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV) im

Juni 2010, der aus einer paneuropäischen Initiative hervorging. Eine Besonderheit bei HbbTV ist die so-genannte „Red-Button-Funktion“ – per Knopfdruck können die Nutzer eine Fülle hybrider Anwendun-gen aus dem laufenden Fernsehprogramm starten: von zusätzlichen Text- und Bildinformationen über Video-on-Demand-Apps bis hin zu Sonderwerbe-formen wie Votings. [email protected]

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6 THEMEN + FREQUENZEN MEDIENKÖPFE

Die Stärke der Kooperation

„Wir wollten eine Möglichkeit schaffen, Informationen in einer Art Massenproduktion für den Fernsehbild-schirm aufzubereiten“, erinnert sich Mike Bielagk an die Idee, die in ihm als Student heranwuchs und welche er 1990 gemeinsam mit seinem Partner und damali-gen Kommilitonen Heiko Lötzsch umzusetzen begann. Parallel zu ihrem Studium der Informationstechnik an der TU Chemnitz schrieben sie eine Software und ent-wickelten eine Datenbank für eine so genannte Bild-schirmzeitung, eine Art Videotext. Im Anschluss prie-sen sie dieses neuartige Informationsmedium bei den erzgebirgischen Kommunen und Verbänden an, um die Bildschirmzeitung mit Inhalten zu füllen. Im De-zember 1990 konnte dank der freien Zugänge zu den Antennenanlagen dann erstmalig die „Kommunale Kabelzeitung“ ausgestrahlt werden.

Schnell etablierte sich die Kabelzeitung zu einem Bür-germedium, welches die Anwohner umfassend über Aktuelles aus der Region informierte. 1991 versorgten Bielagk und Lötzsch bereits circa 20 Kabelnetze mit ihrem Programm und überführten die Kommunale Kabelzeitung in die KabelJournal GmbH. „Der Grund dafür, dass wir so viele Kabelkopfstationen bedienen konnten, war eine eigens von uns installierte und programmierte Hard- und Software. So liefen unsere Betriebssysteme beispielsweise automatisch an, was Anfang der Neunziger für die eingesetzten Computer nicht die Norm war.“

Die inhaltliche Lizenz zur Verbreitung erhielt Bielagk allerdings erst 1992 mit der Gründung der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medi-en. „Wir hatten zuvor zwar eine technische Lizenz, die wir damals noch von der Post erhielten, inhaltlich aber eigentlich noch keine schriftliche Erlaubnis“. 1993 gin-gen die Geschäftsführer eine Kooperation mit Flöha-TV ein – dies bedeutete den Beginn vom Bewegtbild. Seit-dem wächst die KabelJournal GmbH stetig und ver-sorgt mittlerweile über 120 Kabelnetze im Erzgebirgs-kreis mit Texttafeln und Fernsehprogrammen. Diese Entwicklungsphase in den letzten zwei Jahrzehnten

Mike Bielagk gründete 1990 im Alter von 23 Jahren gemeinsammit seinem Partner einen Kabelsender. Seitdem engagiert sich der Geschäftsführer für die privaten regionalen Fernsehveranstalter in Sachsen und initiierte verschiedene Senderverbünde.

DIPL.-ING. MIKE BIELAGK

Gründer und Geschäftsführer der KabelJournal GmbH, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der mittelständischen Fernsehanbieter e.V. sowie Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Regional-fernsehveranstalter in Sachsen.

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ging aber auch für die Geschäftsführer mit einem ste-tigen Lernprozess einher. „Wir haben uns alles Wissen selbst aneignen müssen – sei es durch Schulungen oder Weiterbildungen. Wir hatten ja überhaupt keine Erfahrungen in der Medienbranche“, erzählt Bielagk.

Generell herrschte nach der Wende Anfang der neun-ziger Jahre weitgehend noch eine gewisse Orientie-rungslosigkeit unter den Kabelveranstaltern. Man musste sich erst im neuen Mediensystem zurecht-finden. „Schnell war klar, dass viele Veranstalter den gleichen Problemen wie wir gegenüberstanden. Des-wegen haben wir 1994 eine Interessengemeinschaft Lokalfernsehen ins Leben gerufen.“ Diese firmiert seit 1996 unter der „Arbeitsgemeinschaft Regionalfern-sehveranstalter in Sachsen“ (ARiS). „Ziel dieser AG ist ein gemeinsamer Austausch der lokalen Veranstalter“, erklärt Mike Bielagk die ursprüngliche Idee und fügt hinzu: „Dieser gemeinsame Gedankenaustausch ist wichtig, denn so profitieren alle davon.“

Auch in Bezug auf die derzeitige Digitalisierung des Rundfunks glaubt Mike Bielagk an die Kooperation als Chance. „Viele kleine Veranstalter in Sachsen stehen wie wir vor dem Problem, dass die technische Digita-lisierung zwar möglich, aber momentan wirtschaft-lich einfach nicht realisierbar ist. Bei über 120 Kabel- netzen müssten wir gut 700.000 Euro investieren. Klei-nere Sender können sich das erst recht nicht leisten, weshalb es fraglich ist, ob alle Sender die Digitalisie-rung schaffen.“ Eine Möglichkeit, den steinigen Weg in die digitale Welt zu überstehen, sieht Mike Bielagk in der Kooperation kleinerer Sender. „Ich denke, es wird eine Konsolidierung geben. Denn nur in der Kooperati-on liegt die Chance zum Überleben.“

Auch in der Realisierung des HbbTV-Standards soll sich die Zusammenarbeit der privaten Fernsehveranstal-ter in Sachsen einmal mehr als hilfreich erweisen. So stieß Mike Bielagk innerhalb des von ihm mitbegrün-deten Sendernetz e.V. gemeinsam mit der Sächsischen Landesmedienanstalt ein Förderprojekt zu HbbTV an. „Ziel ist es, einen lokalfernsehgerechten Workflow zu ermitteln, der mit einer Software untersetzt wird, um gemeinsam Content aufzubereiten. Dies bedeutet, dass wir als sächsische Veranstalter gemeinsam Inhal-te einkaufen oder aufbereiten und diesen allen zur Ver-fügung stellen. So verteilen sich der Arbeits- und der finanzielle Aufwand gleichmäßig. Denn allein könnte kein Sender derartige neue Dienste permanent und in hoher Qualität mit Inhalten füllen.“

THEMEN + FREQUENZEN 7MEDIENKÖPFE

BIOGRAFIE

1967 in Steinheidel-Erlabrunn geboren

1988 -1993 Studium der Informations- technik an der TU Chemnitz

1990 Gründung der GbR „Kommunale Kabelzeitung“

1992 Überführung der GbR in die KabelJournal GmbH, seitdem Geschäftsführer

1996 Gründung der Arbeitsgemein- schaft Regionalfernsehveran- stalter in Sachsen (ARiS), seit- dem Geschäftsführer

2001 Gründung der km3 teledienst GmbH, seitdem Geschäfts- führer

2005 Gründung des Sendernetz e.V., stellvertretender Vorsitzender

2008 Geschäftsführer der K3 Kultur- kanal Produktions GmbH, Mainz

2011 Mitglied der IHK-Regionalver- sammlung Erzgebirge, Vize- präsident

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8 THEMEN + FREQUENZEN SCHWERPUNKT

Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wurden im letzten Jahr 2,2 Mil-lionen hybride TV-Geräte und 600.000 BluRay-Player auf dem deutschen Markt verkauft. Eine Hochrechung belegt, dass in zwei Jahren die Zahl bereits bei etwa 23 Millionen verkauften hybridfähigen Endgeräten liegen wird – die Konver-genz der Medien ist somit unfraglich dabei, Einzug in unsere Wohnzimmer zu halten. Welche konkreten Anwendungen damit verbunden sind, verdeutlichte Sebastian Artymiak, Leiter Medientechnologie des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT), in seiner Einführung in die unterschiedlichen For-men von On-Demand-Angeboten im Rahmen des Medientreffpunktes Mittel-deutschland auf dem Panel „Always Online - Wer wird König im digitalen Schla-raffenland?“.

Im Reich der hybriden AppsDass das non-lineare Hybrid-TV auf dem Vormarsch ist, darüber herrscht bei allen Marktteilnehmern Gewissheit. Doch welche On-Demand-Inhalte werden konkret von Contentanbietern genutzt? Und welche technischen Trends gibt es bei den Geräteherstellern?

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THEMEN + FREQUENZEN 9SCHWERPUNKT

SEBASTIAN ARTYMIAK

Leiter Medientechnologie des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT).

„Da hybride Endgeräte wie Flachbildschirme, Spielekonsolen oder BluRay-Player in der Lage sind, neben dem traditionellen Rundfunksignal auch IP-Signale über das Internet via Breitbandanschluss zu empfangen, werden für Inhalteanbieter eine Reihe von unterschiedlichen zusätzlichen Anwendungen möglich“, erklärte der Experte. „Die sogenannten Unbounded Applications, also sender-unabhän-gige Anwendungen, sind über die proprietären Online-Plattformen der Geräte-hersteller verfügbar und werden über die Internettaste auf der Fernbedienung aktiviert. Dazu gehören Apps und Video-on-Demand-Angebote, wie zum Bei-spiel von YouTube, Google-Maps, Skype oder diversen Nachrichtenportalen. Jede Plattform hat dabei ihre eigenen Apps, Listungen, Genre und Funktionali-täten.“ Zu den Unbounded Applications zählen auch so genannte Widgets, also Anwendungen mit Autoupdate wie Informationen zum Wetter oder zu Börsen-kursen, die keine Verknüpfung zum Rundfunk haben und sich um das jeweilige Programmbild herum aufrufen lassen.

„Dagegen sind die Bounded Applications, also senderabhängige Anwendungen, fest verknüpft mit dem jeweiligen Sender und Programm – die herkömmliche Form der Bounded Apps ist der Videotext. Mit Hilfe von Standards wie HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV) oder der britischen Variante YouView können nun zu der jeweiligen Sendung auf Knopfdruck zusätzliche Informationen in Form von Videos, Bildern, Texten oder aber Games und Votings sowie interak-tive Werbung geschaltet werden.“ Auch die Mediatheken der TV-Sender seien über den „Red Button“ abrufbar. Als weitere hybride On-Demand-Anwendun-gen führte Sebastian Artymiak GoogleTV und AppleTV an: „Mit GoogleTV kann der Zuschauer Suchbegriffe in ein Browserfeld eingeben und erhält Treffer von Web-Videos, Satelliten-TV oder Mediatheken. Bald soll GoogleTV auch in Europa starten. AppleTV ermöglicht dagegen das Streaming von Pay-Musik oder Pay-Videos mittels einer Set-Top-Box mit iTunes.“

Dass zur Zeit diese ganze Palette an On-Demand-Anwendungen der Inhalte- anbieter und Hersteller – abgesehen von den Paid-Video-on-Demand-Angebo-ten – für die Nutzer noch kostenfrei ist, weiß Dennis Schirrmacher, Fachjourna-list des Auerbach Verlags und Chef vom Dienst des Magazins Digital Tested. Er zeigte in seinem MTM-Impulsreferat technische Trends und gleichzeitig aktuelle Kinderkrankheiten der Hybridsysteme auf. „In Zukunft wird es aber vermehrt kostenpflichtige Inhalte geben. Mittlerweile bieten alle großen Geräteherstel-ler ihre proprietären Online-Plattformen in der zweiten Generation an, dass heißt, sie wurden optisch bearbeitet und ihr Portfolio erweitert“, erklärte Schirr- macher.

„Das Problem dabei ist aber noch, dass die Angebote nur in Standardauflösung abgespielt werden können und daher die Bildqualität leidet.“ Ein anderes Pro-blem liege in der Bedienbarkeit: „Sony und Philips bieten derzeit schon inte-grierte Browser an, mit denen man – wie vom Internet gewöhnt – verschiedene Webseiten aufrufen kann, allerdings ohne Flashinhalte. Dabei erfolgt die Einga-be der URL aber noch recht unbequem über die Fernbedienung. In den USA sind bereits Endgeräte auf dem Markt, die mit entsprechenden vollwertigen Tasta-turen gesteuert werden können. Noch in diesem Jahr sollen ähnliche Lösungen in den deutschen Handel kommen. Ein anderer neuer Trend sind die Tablets, mit denen man die Online-Inhalte auf dem Fernseher steuern und die Anwendun-gen vom TV auf das Tablet schicken kann.“

DENNIS SCHIRRMACHER

Fachjournalist des Auerbach Verlags und Chef vom Dienst des Magazins Digital Tested.

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10 THEMEN + FREQUENZEN SCHWERPUNKT

Smart-TV auf SiegeszugIm Jahr Zwei der hybriden Technologien ziehen die Teilnehmer des ersten von der SLM im Rahmen des Mitteldeutschen Medientreffpunkts (MTM) initiierten Fach-Panels am 3. Mai 2011 ein einstimmiges Fazit: Hybrides Fernsehen ist der Aufbruch in eine neue Dimension – und birgt neue,interessante Erlösmodelle.

Eine spannende Mischung von Medienunternehmern und Programmverantwortlichen aus Deutschland und dem europäischen Ausland fand sich auf dem MTM-Podium „Hybrid-TV – Aufbruch in eine neue Dimen-sion? I“ zu einem ausführlichen Erfahrungsaustausch zusammen. Wo steht Europa in puncto Hybrid-TV? lle Panel-Teilnehmer waren sich darüber einig: Die techni-schen Möglichkeiten und inhaltlichen Ideen sind nicht nur für benutzerfreundliches, sondern auch für ren-tables und individualisiertes Hybridfernsehen heute grundsätzlich auf recht breiter Ebene gegeben.

Im ersten Impulsreferat verdeutlichte Dr. Alistair Brown, Managing Director der Rundfunk- und Unter-nehmensberatung Alistair Brown Solutions Ltd. und ehemaliger Produktionsleiter bei BBC World, dass Großbritannien längst in der hybriden Welt aktiv und darin dem Rest Europas um Längen voraus sei: „Laut einer Studie der britischen Medienaufsichtsbehörde haben heute bereits 45 Prozent aller britischen Zu-

schauer Online-TV genutzt, in Deutschland sind es dagegen nur 22 Prozent. Dies zeigt, dass Anbieter wie die BBC ihre Angebote so bequem wie möglich für viel-fältige Übertragungswege gestalten müssen – mit der Möglichkeit eines engen, direkten Feedbacks durch die Nutzer.“

Mit Blick auf die Entwicklungen in Deutschland im hybriden TV hob Anja Lange, Produktmanagerin bei maxdome, die offene Video-on-Demand-Plattform der ProSiebenSat.1 Media AG, hervor, dass „es bisher noch keinen durchschlagenden Erfolg im Bereich Video-on-Demand gibt. Sobald aber die Angebote auf dem heimischen TV problemlos via Receivern, Set-Top-Boxen oder etwa internetfähigen BluRay-Playern empfangbar sind, wird die Nutzung stark steigen.“ Auf reges Inter-esse von Seiten der Nutzer hofft auch Bernhard Hafen-scher, Leiter Business Development des Red Bull Media House in Wien: „Red Bull plant, mit der Einführung des Fernsehkanals Red Bull-TV als Connected-TV-Applikati-

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STATEMENT

Dr. Alistair Brown, Managing Director der Rund-funk- und Unternehmensberatung Alistair Brown Solutions Ltd.:

„In den letzten Jahren ist eine gravierende Verände-rung darin zu beobachten, auf welche Weise die Zu-schauer lineare und non-lineare TV-Inhalte nutzen: Der Trend geht dahin, dass die Nutzer – insbeson-dere in Großbritannien – Fernsehsendungen und Video-Inhalte mehr und mehr über ihren PC oder andere internetfähige Endgeräte beziehen. So er-freut sich der in 2007 von der BBC eingeführte BBC-iPlayer, ein Internet-TV- und Radio-On-Demand-

Service, großer Beliebtheit. Die TV-Übertragung der jüngsten königlichen Hochzeit verdeutlicht dies eindringlich: Von den insgesamt 24 Millionen Zu-schauern in Großbritannien verfolgten allein eine Million das Ereignis über den iPlayer mit computer-gestützten Endgeräten. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die User diese Art der Datenübermittlung als äußerst bequem wahrnehmen – es wird mög-lich, fernzusehen wann immer und wo auch immer man möchte.“

Das vollständige Videointerview mit Dr. Alistair Brown finden Sie in dem E-Paper zum Medientreff-punkt Mitteldeutschland auf www.medientreff-punkt-mitteldeutschland.de.

on seinen 360 Grad-Medienkreis zu schließen.“ Bevor allerdings hybride Angebote auch für Werbekunden attraktiv werden, „benötigen wir für neue Hybrid-Mo-delle digitales Fernsehen. Wenn Deutschland in die-sem Bereich weiter so hinterherhinkt, wird es von der internationalen Entwicklung schnell abgehängt“, kon-statierte Hafenscher.

Auf die rechtlichen Schwierigkeiten des Contentschut-zes beim offenen, netzbasierten Hybrid-Fernsehen machte Podiumsteilnehmerin Prof. Dr. Karola Wille, Juristische Direktorin des MDR, aufmerksam. „So ist beispielsweise noch nicht eindeutig geregelt, wer ex-plizit über Ein- und Überblendungen in das laufende Programm entscheidet.“ Dennoch sei Hybrid-TV ein

zukunftsträchtiges Thema, weshalb auch der MDR entsprechende Inhalte für HbbTV aufbereitet.

Andre Prahl, Bereichsleiter Programmverarbeitung des CBS Cologne Broadcasting Center und Verantwortli-cher der Programmverbreitung der Mediengruppe RTL Deutschland, ist sich sicher: „Lineares TV wird nicht von non-linearen Angeboten abgelöst, sondern beide Dienste werden zukünftig koexistieren. Dabei leuch-ten Formen der Werbefinanzierungen wie kombinierte Bezahlmodelle von personalisierter Werbung einer-seits und kostenpflichtiger Inhalte auf einer Plattform andererseits ein.“ Denn eine beruhigende Tendenz sei, so Prahl, „dass in dieser Hinsicht die Zukunft des Fern-sehens immer noch Fernsehen ist.“

„Lineare TV-Werbung ist tot“ lautete eine provokante These von Dr. Alistair Brown (re.). Andre Prahl über neue Erlösmodelle.

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12 THEMEN + FREQUENZEN SCHWERPUNKT

Lokale Erfolgsstory Hybrid-TV?Auch für die Anbieter von Lokal- und Regionalfernsehen rückt das Thema Hybrid-TV immer mehr in den Fokus – jedoch fehlen für die Umsetzung oft die notwendigen Ressourcen. Vertreter des lokalen und regionalen Fernse-hens in Sachsen tauschten sich auf dem zweiten MTM-Fach-Panel am 3. Mai 2011 über Hürden und Chancen hybrider Angebote aus.

Dass die Vertreter des sächsischen Lokal- und Regional-fernsehens Anwendungen im Bereich Hybrid-TV sehr offen und interessiert gegenüber stehen, zeigte die angeregte Diskussionsrunde auf dem zweiten Podium im Rahmen des Mitteldeutschen Medientreffpunkts (MTM) zum Thema „Hybrid-TV – Aufbruch in eine neue Dimension? II“. Man stehe aber bei der Entwick-lung noch ganz am Anfang, betonte Heiko Richter, Ge-schäftsbereichsleiter Programm, Technik und Entwick-lung bei der Hit-TV Europa Broadcast: „Hybrid-TV ist verhältnismäßig noch ein Baby, dem man den ersten Löffel Brei gegeben hat. Aber wenn es herangewach-sen ist, wird es sich zu einem Werkzeug entwickeln, das enormes Potenzial birgt und von vielen Marktteil-nehmern beeinflusst wird.“ Seit 2010 bietet Hit-TV Europa Broadcast Hybrid-TV-Angebote in Zusammen-arbeit mit dem Hardware-Anbieter VideoWeb ohne die Nutzung des Standards HbbTV direkt über eine

gerätespezifische Internet-Plattform an. „Das thema-tische Spektrum reicht dabei von Magazinsendungen über Sportinhalte bis hin zu Musikvideos. All diese In-halte – insgesamt 4.000 an der Zahl – werden für die Zuschauer in SD-Qualität angeboten“, erklärte Richter.

Auf den hohen zusätzlichen personellen und finanzi-ellen Aufwand bei der Etablierung von Hybrid-TV für die Betreiber von Lokal- und Regional-TV wies René Falkner, Geschäftsführer von Sachsen Fernsehen, hin: „Hier kommen Ausgaben auf uns zu, die ein regiona-ler Anbieter allein kaum schultern kann. Bereits jetzt sind die Verbreitungskosten für den Internetstream unserer Sendungen und die Bereitstellung in einer Me-diathek für uns höher als die terrestrische Verbreitung. So verzeichnet die Mediathek von Sachsen Fernsehen monatlich bereits 270.000 Nutzer bei Bereitstellungs-kosten von bis zu 7.000 Euro im gleichen Zeitraum.“

René Falkner setzt auf neue Werbemodelle im Bezug auf die Refinanzierung von Hybrid-TV.

Martin Deitenbeck (li.), Moderator Jürgen Sewczyk (Mitte) und Prof. Dr. Uwe Kulisch diskutieren Perspektiven regionaler TV-Sender.

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THEMEN + FREQUENZEN 13SCHWERPUNKT

Aus diesem Grund erhofft sich der Geschäftsführer von Sachsen Fernsehen, die anfallenden Kosten durch neue, attraktive Werbemodelle im Hybrid-TV mit zu-sätzlichen Informationen zu Werbespots ausgleichen zu können.

Eine weitere Hürde bei der Umsetzung von hybriden Anwendungen – wie die Übertragung von Online-Inhalten auf andere Kanäle – sieht Falkner in den recht improvisierten technischen Systemen, mit denen Lokal- und Regionalsender oft arbeiten. Aus diesem Grund wurde ein Forschungsprojekt zum Hybrid-TV auf lokaler Ebene mit Beteiligung der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK), Leipzig, und weiteren Partnern ins Leben gerufen, das Prof. Dr. Uwe Ku-lisch, Dekan der Fakultät Medien an der HTWK, auf dem Podium vorstellte. (Wei-tere Informationen zu dem Forschungsprojekt erhalten Sie auf Seite 18/19.) „Es ist in jedem Fall wichtig“, so Kulisch, „dass lokale Anbieter auch personell und finanziell in der Lage sind, die hybriden Zusatzdienste zu füttern. Denn wenn die großen TV-Sender mit Hybrid-TV voranschreiten, stehen die regionalen Un-ternehmen unter Zugzwang, relativ schnell gleichzuziehen.“

Heiko Richter von Hit-TV Europa Broadcast sieht der zukünftigen Entwicklung optimistisch entgegen: „Hybrid-TV ist in der Tat für uns als Lokalsender mit er-heblichen Kosten vor allem im Personalbereich verbunden. Aber ich sehe viele Erlösmodelle, die durchaus greifen können. Und wir haben schon viele Ideen, die wir realisieren wollen.“ Auch Dennis Schirrmacher, Fachjournalist des Auer-bach Verlags und Chef vom Dienst des Magazins Digital Tested, ist sich sicher, dass Hybrid-TV im lokalen und regionalen Bereich eine Rolle spielen wird. „Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Zuschauer diese zusätzlichen Angebote auch annehmen. Zurzeit nutzen laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) von insgesamt 40 Millionen Haushalten mit TV-Anschluss gerade einmal 300.000 diese Angebote.“ Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der SLM, gab ab-schließend zu bedenken, dass vor dem Durchbruch von Hybrid-TV noch einige Rahmenbedingungen zu klären seien: „So sind die lokalen Anbieter noch über-wiegend im Kabelnetz vertreten und partizipieren noch wenig von den digitalen Möglichkeiten. Der Zug Hybrid-TV steht zwar auf dem richtigen Gleis – er ist aber gerade erst langsam angefahren.“

HINWEIS

Einen Mitschnitt vom gesamten Panel finden Sie unter www.me-dientreffpunkt-mitteldeutschland.de unter der Kategorie „Stream“.

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14 THEMEN + FREQUENZEN INTERVIEW

Standard gut – alles gut?HbbTV ist weit mehr als ein „neuer Teletext“: Die Konvergenz von TV- und Internetangeboten eröffnet vor allem werbefinanzierten Fernsehsendern

interessante Geschäftsmodelle. Wir sprachen mit Lars Friedrichs, Leiter Teletext und Hybrid-TV bei ProSiebenSat.1 Digital, über die Potenziale des Standards.

Herr Friedrichs, die ProSiebenSat.1 Media AG startete im September 2010 ihre HbbTV-Angebote mit einer ganzen Bandbreite von Apps. Welche konkreten Geschäftsmodelle stehen dabei im Mittelpunkt?Wir übertragen die erfolgreichen Werbemodelle aus der Online-Welt in die hy-bride Welt. Dazu zählen DisplayAds, VideoAds verbunden mit HbbTV-Microsi-tes sowie Sponsoring auf der Sender-Startleiste und Sonderwerbeformen wie

Votings und Gedächtnis-Spiele. Paid-Content stellt ein weiteres Geschäftsmodell dar: Mit maxdome, Deutsch-lands größter Online-Videothek, können Zuschauer be-reits mehr als 35.000 Videos auch über die Startleiste erreichen.

Dazu kommt die interaktive Werbung: Zuschauer wer-den in einen Werbespot mittels eines eingeblendeten Button auf das HbbTV-Angebot hingewiesen und können direkt durch Aktivieren des „Red-Button“ auf der Fernbedienung zu der Micro-Seite des Werbungtreibenden wechseln. Diese an die klassische Erlösquelle angelehnten Angebote sind aber nur der Anfang, denn die HbbTV-Technologie bietet noch ganz andere Möglichkeiten: Es ist

„Ich bin fest überzeugt, dass sich HbbTV durchsetzen wird – eben der richtige Standard zur richtigen Zeit.“

Lars Friedrichs, ProSiebenSat.1 Digital

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THEMEN + FREQUENZEN 15INTERVIEW

durchaus vorstellbar, dass zukünftige Geschäftsmodelle darin liegen, individu-elle Werbung nach den Vorlieben des Zuschauers einzusetzen. Auch der Handel mit virtuellen Gütern kann in Zukunft eine Rolle spielen. Außerdem müssen An-gebote wie Paid Content und Paid Services, Product Placement, Werbung zum Programm oder Sportwetten ausgelotet werden.

Wie erfolgreich sind die HbbTV-Angebote von ProSieben und SAT.1 bei den Zuschauern?Die Entwicklung der Aufrufzahlen zeigt deutlich: Unsere Zuschauer nutzen die neuen Angebote regelmäßig und freuen sich über weiterführende Informati-onen zu den Sendeformaten. Seit Januar 2011 sind die Aufrufe um weit über 100 Prozent gestiegen und sie steigen von Monat zu Monat weiter. Mit diesem positiven Ergebnis sind wir sehr zufrieden und planen, unsere HbbTV-Angebote weiter auszubauen. Ein eigenes HbbTV-Angebot für kabel eins folgt noch die-ses Jahr. Durchaus denkbar sind auch weitere Format-Applikationen im Stil der kürzlich gestarteten „ran-App“ für HbbTV. Die Applikation macht auch während der Live-Übertragung in SAT.1 alle Statistiken eines Spiels einsehbar. Zudem können alle wichtigen Daten von parallel laufenden Spielen als Liveticker abge-rufen werden.

Seit Juni 2010 ist HbbTV offizieller Standard, der aus einer paneuropäischen Initia-tive hervorging. Wie schätzen Sie sein zukünftiges Potenzial für den Markt ein?HbbTV ist dabei, gelebter Standard in Europa zu werden. Die HbbTV-Szenario-Analyse des Münchener Beratungsunternehmens Mücke, Sturm & Company von 2010 prognostiziert HbbTV im Vergleich zu den konkurrierende Anbietern wie YouView, Google TV, Yahoo, Connected TV oder Apple TV die besten Erfolgs- chancen. Denn das HbbTV-Modell setzt auf einen offenen, auf bestehende Technologien aufbauenden Standard, der von vielen Unternehmen der Bran-che getragen wird. Das Best-Case-Szenario der Studie sagt eine Verbreitung von 23 Millionen HbbTV-fähigen Empfangsgeräten bis 2014 allein in Deutsch-land voraus. Damit sich HbbTV durchsetzen kann, müssen aber alle Beteiligten zusammenarbeiten und entsprechende Anwendungen zur Verfügung stellen. Deutschland ist bei dieser Entwicklung bislang am weitesten fortgeschritten. Alle großen TV-Sender haben bereits Applikationen auf den Markt gebracht. Andere europäische Länder werden folgen. HbbTV ist natürlich auch im Interes-se der Hersteller, die ihre Produkte für den gesamten Weltmarkt anbieten und nicht für jede Region eigene technische Lösungen entwickeln wollen. Und auch für die Content-Anbieter ist es interessant, ihre Inhalte nur für einen Standard aufzubereiten. Daher hat HbbTV als einheitlicher, offener Standard ein enormes Potenzial.

Welches persönliche Zwischenfazit ziehen Sie seit der Einführung des HbbTV-Stan-dards im letzten Jahr?Dass HbbTV zu einem anerkannten technischen Standard geworden ist, ging wesentlich schneller als in den Fachkreisen angenommen. Die bisherige Ent-wicklung ist absolut positiv zu bewerten. Alle Beteiligten ziehen an einem Strang – das hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Nicht zuletzt ist die Etablierung auch als eine Art Abwehr gegen einen möglichen proprietären Standard von Google und Co. zu verstehen. Kurzum: Ich bin fest überzeugt, dass sich HbbTV durchsetzen wird – eben der richtige Standard zur richtigen Zeit.

LARS FRIEDRICHS

Leiter Teletext und Hybrid-TV bei ProSiebenSat.1 Digital.

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16 THEMEN + FREQUENZEN SCHWERPUNKT

MARTIN DEITENBECK

Vorsitzender der Technischen Konferenz der Landes- medienanstalten (TKLM) und Geschäftsführer der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM).

Das Wort „Hybrid“ ist in aller Munde. Keine Fachhandelskette, keine Fachzeit-schrift, die nicht intensiv damit wirbt, dass die neue Gerätegeneration ins hei-mische WLAN eingebunden werden und so den Weg in die Vielfalt des Internets öffnen kann. Das gilt für alle nur denkbaren Gerätetypen: Die der älteren Ge-neration noch als „Fernseher“ und „Radio“ geläufigen Produkte der elektroni-schen Unterhaltungsindustrie tummeln sich ebenso im Netz wie Kühlschränke und Personenwaagen. Es scheint, dass Geräte ohne Ethernet-Schnittstelle kaum noch absetzbar sind. Dies hat Folgen für diejenigen, die sich bislang als Allein-herrscher der Mattscheibe oder des Kofferradios sahen. TV-Sender geraten in Konkurrenz zu IP-basierten Angeboten, die überwiegend noch lokal oder regio-nal ausgerichteten Hörfunkunternehmen konkurrieren mit der weiten Welt der Netzradios. Gegenwärtig im TV-Bereich zum Teil noch bestehende Restriktionen des freien Internetzugangs durch die Beschränkung auf herstellereigene Platt-formen werden bald der Vergangenheit angehören, da die Hardware immer leistungsfähiger wird. Und dann wird der Konsument eine Serie nicht mehr mit aufgezwungenen Werbeunterbrechungen sehen (oder gar aufzeichnen), wenn er diese auf anderen Kanälen auch ohne bekommt.

Nach Prognosen der Deutschen TV-Plattform sollen 2015 zwischen 20 und 30 Millionen Video-Empfangsgeräte Hybriden sein: Unabhängigkeit von Sendeplä-nen der Veranstalter, freie Wahl der Inhalte, Hören und Schauen, was und wann man will, so lauten die Versprechen.

Eine wesentliche Voraussetzung für die schöne neue Video- und Audiokonsum-welt wird häufig übersehen: Man sollte zuhause schon über eine brauchbare Internetanbindung verfügen, sonst bleibt der Spaßfaktor begrenzt. Der Abruf eines Spielfilms oder einer Dokumentation aus der Videothek eines Veranstal-ters (oder einer unabhängigen Online-Videothek) setzt – soll der Film ruckelfrei laufen – eine schnellere DSL-Verbindung voraus. Und genau hier wird sich bei vielen Käufern schnell Ernüchterung breit machen. Denn es gibt nach wie vor viele Gebiete in Deutschland, die von einer ausreichend schnellen Infrastruk-tur nur träumen können. Und dies gilt keinesfalls nur für die „ländlichen Ge-biete“, die künftig mit dem angelaufenen Ausbau mobiler Netzstrukturen unter Verwendung der ehemaligen Runkfunkfrequenzen im 800 MHz-Band versorgt werden sollen. Dies gilt auch und gerade für große Teile der großen Städte im östlichen Teil der Bundesrepublik. Viele Bewohner in Dresden-Striesen oder Leip-zig-Connewitz haben nach wie vor keine Chance auf schnelle DSL-Anschlüsse über das Telefonnetz. In diesen sogenannten OPAL-Gebieten hat die Deutsche

HbbTV braucht schnelles InternetMartin Deitenbeck, Vorsitzender der Technischen Konferenz der Landes-medienanstalten (TKLM), über die Infrastrukturverantwortung der Telekom und die teils mangelhafte Versorgung der Bundesrepublik mit schnellem Internet.

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THEMEN + FREQUENZEN 17SCHWERPUNKT

Telekom AG Anfang der neunziger Jahre Glasfaser ver-legt. Eigentlich eine zukunftssichere Investition, sollte man meinen. Da für einen DSL-Anschluss aber Kupfer-kabel erforderlich ist, sind weitere Investitionen in die Hardware erforderlich. Die Telekom jedoch baut diese Gebiete nicht weiter aus. Bewohner bekommen zwar Hauswurfsendungen und Callcenter-Anrufe zum Ab-

STATEMENT

„Eine vom Landratsamt in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass nur 37 Prozent der Ortsteile des Erzgebirgskreises mit Breitbandinternet versorgt sind. Die Unterversorgung betrifft insbesondere den ländlichen Raum. Der hohe Aufwand für das Veranstalten eines Hybrid-TV-Programms lohnt

sich aber nur, wenn annähernd alle Zuschauer auf Breitbandinternet zugreifen können.

95 Prozent der Ortsteile im Erzgebirgskreis verfü-gen über eine Koaxialkabelanlage zur Fernsehver-sorgung. Aber nur 20 Prozent davon nutzen dieses Netz für Breitbandinternet. Koaxialkabel ist aber das ideale Medium für Hybrid-TV, weil TV und Breit-bandinternet auf gleichem Übertragungsweg zum Endgerät kommen. Eine Förderung dieser Techno-logie, wie es zur Zeit im Verwaltungsverband Wil-denstein in Form eines Modellprojektes des Bun-desministeriums für Wirtschaft und Technologie geschieht, wäre daher wünschenswert.“

GÜNTER RÖTZER

Leiter des Bereiches Technik beim Mittelerzgebirgs Fern-sehen, Marienberg.

„Vor ein paar Monaten bin ich von der Radeberger Vorstadt in Dresden nach Leipzig-Gohlis gezogen. In Dresden war es wegen der schlechten Breitband-Infrastruktur für mich unmöglich, schnelleres Internet als DSL-2000 zu nutzen. Ich konnte weder flüssig Internet-Videos schauen noch via Skype telefonieren. In Leipzig-Gohlis dagegen profitiere ich von der Zentrumsnä-he: Internet und Telefonie sind mit einem DSL-16000-Anschluss problemlos möglich. In Zukunft werde ich auch Hybrid-TV-Angebote damit nutzen. “

SANDY RIEDEL

Physiotherapeutin aus Leipzig-Gohlis

BJÖRN MÜLLER

Geschäftsführer ProDaM aus Kieritzsch bei Leipzig

„Unser Firmensitz liegt in einer dörflichen Gegend im Leipziger Umland, die laut des Vertrages mit der Telekom mit DSL-6000 versorgt werden kann. In der Realität aber ist die Datenübertragungsgeschwindigkeit sehr gering, was manche unserer Arbeitsprozesse erheblich erschwert. Nach Angaben der Telekom hätten die Kupferkabel einen zu schwachen Querschnitt, eine Modernisierung des Kabelnetzes in unserer Gegend würde sich aber nicht rentieren – eine sehr unbefriedigende Perspektive.“

schluss von Verträgen für T-Entertain, aber liefern kann und will die Telekom offenbar nicht. Vielleicht wäre es vor dem Hintergrund der prognostizierten Absatzzah-len hybrider Geräte eine gute Idee, ein Unternehmen, das nach wie vor zu gut einem Drittel dem Bund ge-hört, hin und wieder an seine Infrastrukturverantwor-tung im Inland zu erinnern.

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18 THEMEN + FREQUENZEN SCHWERPUNKT

Mission HbbTVSachsens Anbieter von privatem Regionalfernsehen sehen in HbbTV-Anwendungen eine Chance, neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Ein aktuelles Forschungsprojekt des Institutes für innovative Medien gGmbH (IiM) der HTWK Leipzig unterstützt sie beim Eintritt in die hybride Welt.

„Hybrid-TV bietet privaten Lokal- und Regionalsen-dern die Möglichkeit, sich auf dem Markt neu und vielleicht auch besser zu positionieren, neue Zielgrup-pen zu erschließen und Inhalte zu vernetzen“, davon ist Prof. Dr. Uwe Kulisch, Dekan der Fakultät Medien an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK), Leipzig, überzeugt, „denn die heutigen tech-nischen Voraussetzungen erlauben in der Vernetzung von linearen und non-linearen Inhalten eine Vielzahl von Möglichkeiten für neuartige Erlösmodelle.“ Ge-meinsam mit den regionalen Partnern Sendernetz e.V., Sachsen Fernsehen, info tv leipzig und KabelJournal unterstützt der Mediensystemtechnikexperte das auf Sachsen bezogene Forschungsprojekt „Einführung von HbbTV-Anwendungen und interaktiven Diensten im Lokal- und Regionalfernsehen“.

„Der Einstieg in das hybride Fernsehen ist für die sehr heterogene lokale und regionale Medienlandschaft in Sachsen aufgrund der oft nicht vorhandenen notwen-digen Ressourcen schwierig, allein zu stemmen“, weiß

Kulisch. „Genau an diesem Punkt setzt unser aktuelles auf 36 Monate angelegtes Projekt, dass von der Sächsi-schen Landesmedienanstalt (SLM) finanziert wird. Ziel ist es, Sachsens privaten Rundfunkanbietern praktikable Erkenntnisse und Werkzeuge zu liefern, um hybride TV-Technologien vorangig auf Basis des HbbTV-Standards in ihr bisheriges Angebot einbinden zu können.“ Den-noch würden innerhalb der Zusammenarbeit mit den Lokal- und Regionalsendern neben HbbTV noch weitere Zusatzdienste wie etwa Mediatheken eine Rolle spielen, betont Uwe Kulisch: „Den Betreibern von Lokal- und Regionalfernsehen soll die Möglichkeit geboten wer-den, sich dem Thema Hybrid-TV rechtzeitig und breit gefächert zu öffnen und anzunehmen.“ Wichtig sei zu-dem, dass sich die Programmanbieter – um dieses Ziel auch zu erreichen – stärker miteinander vernetzen.

Die konkreten Hilfestellungen für die privaten loka-len und regionalen Fernsehanbieter beschreibt Uwe Kulisch so: „Den Lokalsendern werden technische In-strumente wie Templates, also Web-Vorlagen, für die

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PROJEKTPARTNER:

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Dateneingabe, Schnittstellen für externe Anbindungen – zum Beispiel Spot-baukästen für regionale Werbepartner – und Templates für verschiedene An-wendungen und Distributionswege zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus ist eine Hybrid-TV-Plattform als Zentraleinstieg mit elektronischem Programmfüh-rer (EPG) und Internetseiten der Lokal-TV-Anbieter Sachsens geplant.“ Um das Spektrum abzurunden, streben die Projektbeteiligten an, die bereits bestehen-de sächsische „Programmbörse“ zu einer Austauschplattform für verschiedene inhaltliche Sparten zum zentralen Knotenpunkt für alle Programmveranstalter auszubauen.

„Einen weiteren Projektschwerpunkt stellen Recherchen zu zuschauerrelevan-ten Inhalten dar, die den Nutzungsgewohnheiten der Zielgruppe entsprechen – schließlich sollen die Hybrid-TV-Anwendungen passgenau geschaltet wer-den“, betont Uwe Kulisch. „Dazu müssen wir mit anderen regionalen Partnern zusammenarbeiten, um neue Ideen entwickeln und austesten zu können. Den-noch ist unklar, wie viele Zuschauer letztlich die neuen hybriden Angebote, die ihre Endgeräte ermöglichen, auch nutzen beziehungsweise welche Inhalte sie bevorzugen. Für die Programmanbieter ist dies ein wichtiger Punkt, denn sie müssen in die Zusatzdienste investieren und diese auch füttern.“

Ein anderer Schwerpunkt liege außerdem im Sammeln von Daten der verschie-denen am Projekt beteiligten TV-Sender, um eine möglichst einheitliche Struk-tur mit entsprechenden Schnittstellen als Basis zu schaffen, so Professor Ku-lisch, der auch im Bereich der projektinternen Datenbereitstellung auf einige Besonderheiten hinweist: „Die Inhalte müssen in einem so datenneutralen For-mat angeboten werden, dass sie problemlos auf die unterschiedlichen Hybrid-TV-Dienste übertragen werden können und letzlich auch abrufbar sind. Ebenso ist es für das Zur-Verfügung-Stellen der Inhalte für die unterschiedlichen Platt-formen und Kanäle erforderlich, Vorlagen zu etablieren, um den Lokal-TV-An-bietern die Möglichkeit zu bieten, ihre Inhalte sowohl zentral als auch individu-ell zu platzieren und zu aktualisieren.“ Dass sich die Teilnehmer des Projektes bei der Umsetzung erst ganz an Anfang befinden, macht Kulisch abschließend deutlich: „Im Moment sind wir noch dabei, das Fundament zu entwickeln, auf dem aufgebaut werden kann – denn schließlich streben wir eine nachhaltige Zusammenarbeit an.“

PROF. DR. UWE KULISCH

Dekan der Fakultät Medien an der Hochschule für Tech-nik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) sowie Leiter des Instituts für innovative Medien (IiM).

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20 THEMEN + FREQUENZEN MEDIENRECHT

Begrenzung des AuftragesAuszüge aus einem Vortrag des Verfassers auf dem Symposium des Instituts für Urheber- und Medienrecht anlässlich der Verab-schiedung des Justitiars des Zweiten Deutschen Fernsehens, Prof. Dr. Carl-Eugen Eberle, am 29. April 2011 in München.

I. Funktionsauftrag als Aufgabe des Rundfunkgesetzgebers In jener positiven Ordnung, wie sie die Rechtsprechung stets für den Rundfunk gefordert hat, und mit besonderem Nachdruck seit dem Entstehen einer dualen Rundfunkordnung, hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein bestimmtes Maß an „Grundversorgung“ zu leisten. Dieser Auftrag wird aus der grundrechtlichen Funktion des Rundfunks abgeleitet. Wer aber ist der eigentliche Auftraggeber, wer genau der Auftragnehmer, was ist der konkrete Inhalt des Auftrags, sein Umfang, wie steht es mit den Weisungsrechten des Auftraggebers, den Ansprü-chen des Auftragnehmers auf Aufwendungsersatz? All diese Fragen harren der Klärung, wollen wir das Auftragsverhältnis nicht in der Weise definieren, dass der Auftragnehmer diese Fragen nach eigenem Ermessen entscheidet. Dies ver-trägt sich nur schwer mit der Vorstellung eines Auftragsverhältnisses.

Der Gesetzgeber hat sich der Frage spät und zögerlich angenommen. Rundfunk wurde in der Phase des öffentlich-rechtlichen Monopols zum Bereich der wenn nicht staatlichen, so doch staatlich verantworteten Daseinsvorsorge gezählt. Dies wirkt nach: In der gesamten Gebührendiskussion, aber auch etwa in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zum Amtsträgerbegriff. Nicht zuletzt der aktuelle Anlass für diese Rechtsprechung ließ deutlich werden: Wie in ande-ren Bereichen öffentlicher Daseinsvorsorge auch, wirkte diese sich vor allem als Vorsorge für das Dasein der Versorger aus (Forsthoff hat dies etwas drastischer ausgedrückt: „Nisthöhlen für Cliquen“).

PROF. DR. CHRISTOPH DEGENHART

Direktor des Instituts für Rund-funkrecht der Universität Leipzig/Juristenfakultät, ehemaliges Mit-glied des Medienrates der SLM und seit 2010 Richter am Sächsischen Verfassungsgerichtshof.

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THEMEN + FREQUENZEN 21MEDIENRECHT

Der Funktionsauftrag ist entscheidender Bezugspunkt der Rundfunkfinanzierung – eben hierin liegt die Bürde für die Rundfunkanstalten. Wenn es die Leistungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Allgemeinheit sind, die künftig die steuerähnliche Beitragsfinanzier-ung rechtfertigen, so wird er sich mehr als bisher der Frage stellen müssen, welche diese Leistungen sind. Die Frage wird gestellt werden und muss erlaubt sein: Ist es Aufgabe einer quasi-steuerfinanzierten Einrich-tung, einzelne Bereiche der Unterhaltungsindustrie, wie den professionellen Spitzensport, in der Weise zu finanzieren, wie dies der Fall ist beim jüngst erfolgten Erwerb der Rechte für die Champions League?

II. Rundfunkauftrag und StaatsfreiheitIst dies Bestandteil des Rundfunkauftrags? Auftrag-geber ist auch der Staat, ist die Politik. Gerade Fußball im Fernsehen, genauer: in ARD und ZDF, war stets ein Politikum, war politisch gewollt – auf Brot und Spiele richteten sich seit je her die Erwartungen an den da-seinsvorsorgenden Staat. Rundfunk und Politik sind wechselseitig aufeinander angewiesen. Die Politik glaubt sich angewiesen auf größtmögliche Präsenz vor allem im Fernsehen. Eben diesen Raum, sich zu präsen-tieren, die geeigneten Foren hierfür und ein adäqua-tes Programmumfeld stellen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in ihren Fernsehprogrammen be-reit – ihrerseits ausgestattet mit seit je her großzügiger Gebührenfinanzierung, nahezu unbegrenzter Expan-sionsermächtigung und nicht über Gebühr durch Auf-sicht behelligt. „Das Zusammenwachsen der medialen mit der politischen Klasse“, wie es Habermas jüngst kritisch vermerkte, ist wohl nirgends augenfälliger zu konstatieren als im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Öffentlich-rechtlichem Rundfunk wird die Aufgabe zugewiesen, immanente Defizite privaten Rundfunks auszugleichen, sein Funktionsauftrag aus einem Prin-zip der strukturellen Diversifikation, der strukturellen Kompensation erklärt. Dieses Ordnungsprinzip wirkt in beiden Richtungen; es bestimmt das Verhältnis von öffentlich-rechtlichem und privaten, privatwirtschaft-lichen Medien. Nur ein annäherndes Gleichgewicht

zwischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk und priva-ten Medien gewährleistet medienübergreifend struk-turelle Vielfalt. Sie ist wesentliche Voraussetzung für freie Meinungsbildung durch die Medien; auch dem hat die Auftragsbestimmung für öffentlich-recht- lichen Rundfunk Rechnung zu tragen. Auch dies ist ein verfassungsrechtlich relevanter Aspekt der Meinungs-vielfalt.

III. Kriterien für eine FunktionsbegrenzungVielfalt, Programmfreiheit und funktionsgerechte Fi-nanzierung – diese verfassungsrechtlichen Postulate dürften im Grundsatz konsensfähig sein. Doch genug der Harmonie – der Funktionsauftrag bedarf der Be-grenzung im Interesse der Beitragsschuldner, die ja keine Möglichkeit des Ausweichens haben, aber auch im Interesse der Anstalten selbst, um der Erosion der Identifizierbarkeit ihrer Programme zu begegnen, und sie liegt im Interesse einer Medienordnung in verfas-sungsrechtlicher Balance. Eine Ausgliederung kom-merziell geprägter Programmelemente aus der Bei-tragsfinanzierung würde insgesamt die Identität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ebenso stärken wie die Akzeptanz der Beitragsfinanzierung. Weder die An-zahl der Rundfunkanstalten noch die der Programme ist unveränderlich festgeschrieben – wie auch gewisse Aspekte der Art und Weise der Auftragswahrnehmung. Hier allerdings ist Zurückhaltung geboten im Blick auf die grundrechtlich fundierte Programmfreiheit der Rundfunkanstalten. Auf einen relevanten Aspekt sei aus aktuellem Anlass hingewiesen. Wenn etwa die Mehrfachpräsenz von ARD und ZDF bei bestimmten Ereignissen kritisiert wird, so geht es hier darum, Ko-operationspflichten der Anstalten, insbesondere im Verhältnis von ARD und ZDF, ohne verfassungsrecht-lich problematische Eingriffe in die Programmfreiheit der Anstalten zu begründen. Denn es ist der öffent-lich-rechtliche Rundfunk in seiner Gesamtheit, der in-nerhalb des dualen Rundfunksystems den klassischen Rundfunkauftrag zu gewährleisten hat, nicht jede ein-zelne Anstalt.

Einen öffentlich-rechtlichen Funktionsauftrag für Te-lemedien offensiv zu bestimmen, ist im Interesse der Rundfunkfreiheit nicht geboten – im Gegenteil: Es ist zu vermeiden, dass das System des öffentlich-recht-lichen Rundfunks in der Konvergenz der Medien eine Eigendynamik auch zu Lasten anderer Medien entwi-ckelt, die nicht zu einem Mehr, sondern einem Weni-ger an Meinungsvielfalt und an Medienfreiheit führen könnte.

„Ist es Aufgabe einer quasi-steuerfinanzierten Einrich-tung, einzelne Bereiche der Unterhaltungsindustrie, wie den professionellen Spitzensport, in der Weise zu finanzieren, wie dies der Fall ist beim jüngst erfolgten Erwerb der Rechte für die Champions League?“

Prof. Dr. Christoph Degenhart

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22 THEMEN + FREQUENZEN SAEK

SAEK-News

Seit knapp einem Jahr arbeitet der SAEK Riesa zusam-men mit dem Jugendparlament an gemeinsamen Pro-jekten. Was als einmaliger Beitrag im Rahmen eines Hörfunkprojektes begann, hat sich mittlerweile zu ei-ner erfolgreichen langfristigen Zusammenarbeit ent-wickelt. Marcel Paumer, Vorsitzender des Jugendpar-lamentes in Riesa, freut sich über die Unterstützung, vor allem im technischen Bereich: „Für uns als Jugend-parlament ist es natürlich wichtig, in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Daher bin ich sehr froh, zusammen mit dem SAEK Riesa Ideen und Projekte umsetzen zu können, die wir als Jugendparlament für unsere Öf-fentlichkeitsarbeit nutzen können. “Aktuell arbeitet er zusammen mit den Praktikanten des SAEK an einer Videoreportage zur Problematik der Pausenzeiten an

Die neuesten Kurstermine, Hinweise auf das aktuelle SAEK-Magazin oder Links zu spannenden medienpäda-gogischen Projekten – all das gibt es mittlerweile nicht nur auf der Homepage www.saek.de, sondern auch über diverse soziale Online-Netzwerke. Beim SAEK Leipzig zum Beispiel haben sich in den vergangenen Monaten besonders Facebook und Twitter als Kom-munikationsinstrumente etabliert. In einem Testlauf wurde die „SAEK-Community“ aus Kursteilnehmern, Redaktionsmitgliedern und Projektpartnern so ziel-gruppengerecht mit aktuellen Informationen versorgt. Die Zahl der „Freunde“ wächst dabei stetig und das ist auch nicht verwunderlich. So stellte die jüngste Studie „Medienkonvergenz Monitoring“ der Universität Leip-zig fest, dass Soziale Online-Netzwerke besonders für jugendliche Nutzer von zentraler Bedeutung und für ihr soziales Leben nahezu unentbehrlich sind. Neben Leip-zig sind zum Beispiel auch schon die SAEK aus Dresden, Chemnitz und Zwickau bei Facebook vertreten. Im Ver-gleich zur herkömmlichen Webseite bieten die Netz-werkplattformen vor allem tolle Möglichkeiten zum Dialog mit den Nutzern. Anregungen, Meinungen und Fragen sind jederzeit erwünscht. Und selbstverständlich eignen sich Facebook und Co. auch ideal als Ausgangs-punkt für Diskussionen über das Thema Datenschutz.

TWITTER UND FACEBOOK

SAEK-Community

Riesaer Mittelschulen und Gymnasien. „Darüber hin-aus ist Marcel bei uns im SAEK Riesa immer ein gern gesehener Gast. Er hat viele interessante Ideen, deren Umsetzung eine spannende Aufgabe ist und unsere Projektarbeit vielfältiger gestaltet“, so Stephan Kraus, Volontär im SAEK Riesa.

ZUSAMMENARBEIT MIT ZUKUNFT

Jugendparlament mit neuen Projekten

Im Februar 2011 fand im SAEK Dresden ein einwöchi-ges Seminar mit Teilnehmern der Dresdener Senioren- akademie statt. Thematisiert wurden die Möglichkei-ten der Präsentation von Angeboten der Seniorenaka-demie in multimedialen Anwendungen. Die Teilneh-mer entwickelten Ideen, wie durch Fotografien, Videos und Tonbeiträge die Webpräsenz der Seniorenakade-mie verbessert werden kann. Der Gedanke, für den Er-fahrungsaustausch der Teilnehmer einen speziellen WEB-BLOG einzurichten, fand regen Zuspruch.

Als Einstieg in die praktische Medienarbeit gestalte-ten die zehn Teilnehmer eine Studioproduktion im Videobereich, die Auskunft über die Motivation und Erwartungen der Teilnehmer der Seniorenakademie gibt. Zum Abschluss des Seminares wurde vereinbart, die Zusammenarbeit zwischen der Seniorenakademie Dresden und dem SAEK weiter auszubauen. So wird ein spezielles Videoangebot schon im neuen Semester für interessierte Senioren umgesetzt.

Auch künftig wird der SAEK die Öffentlichkeitsarbeit der aktiven und jung gebliebenen Senioren mit Rat und Tat unterstützen. Harald Schluttig

SENIORENAKADEMIE IM SAEK DRESDEN

Multimedia

SAEK-Volontär Stephan Kraus (links) und Marcel Paumer vom Ju-gendparlament Riesa besprechen zukünftige Projekte.

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THEMEN + FREQUENZEN 23SAEK

Große strahlend blaue Augen und ein herzliches Lä-cheln – daran erinnert sich jeder, der Dany Striese ir-gendwann einmal begegnet ist. Radiohörer erkennen sie schnell an ihrer unverwechselbar klaren Stimme. „Eigentlich wollte ich ja unbedingt ans Theater“, erzählt die junge Frau von ihren ursprünglichen Träumen. Aber zum einen waren gerade Ende der 90er Jahre die Zu-kunftsaussichten für Bühnenschauspieler nicht gerade rosig, zum anderen bestand Vater Striese darauf, dass seine Tochter „etwas richtiges lernt, mit Abschluss“. Parallel zu einer kaufmännischen Ausbildung nutzte die gebürtige Zwickauerin in ihrer Heimatstadt die Chance, die ihr bei Radio Energy geboten wurde. Bei ei-nem Praktikum sammelte sie erste Erfahrungen hinter dem Mikrofon. Das notwendige Basiswissen holte sie sich 1997 im SAEK Zwickau als Teilnehmerin des ers-ten Kurses. Neben journalistischen und technischen Grundlagen befasste sich die junge Frau schon damals intensiv mit der Studiotechnik, stand leidenschaftlich gerne hinter dem Mikrofon. Sie war regelmäßig dabei, wenn Probesendungen für die Sächsische Landesme-dienanstalt produziert wurden, um den Sendestart vorzubereiten.

Den Anfängen in Zwickau folgte ein medienpädagogi-sches Volontariat im SAEK Görlitz. Danach ging es zum Praktikum zu Antenne Sachsen, an das sich eine Zeit als freie Mitarbeiterin im Bereich Nachrichten und Re-daktionsassistenz anschloss. Ein Praktikum beim MDR in Erfurt und eine kurze Stippvisite in Berlin beendeten 2001 vorerst die beruflichen Wanderjahre von Dany Striese: Mehr als fünf Jahre war sie als Moderatorin im Programm von Vogtlandradio Plauen zu hören. Doch wer die junge Frau kennt, den überraschte 2006 sicher-lich ihr Entschluss wenig, zu völlig neuen Ufern aufzu-brechen. Nach Uganda.

Im Osten des afrikanischen Kontinents war die Säch-sin dabei, als mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Entwicklungsdienstes Computerkabinette aufgebaut und einheimische Berufsschullehrer fit für den Umgang mit Computern gemacht wurden. Über ein halbes Jahr war Dany Striese vor Ort für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Projektes zuständig und arbeitete mit Straßen- und Waisenkindern. Gleich-zeitig berichtete sie für sächsische Radiosender und Printmedien aus Afrika. Noch von dort bewarb sich

die Moderatorin bei Antenne Thüringen als Nachrich-tensprecherin und Redakteurin. „Drei Tage nach mei-nem Flug von Uganda nach Frankfurt hatte ich schon mein Vorstellungsgespräch und eigentlich noch nicht entschieden, ob ich doch wieder zurückfliege. Aber bei dem Gespräch hatte ich ein super Gefühl und das hat sich bestätigt. Ich bin heute noch dort“, beschreibt Dany Striese ihren Weg von Uganda nach Weimar. Be-sonders gern ist sie mit Mikrofon und Aufnahmegerät vor Ort. „Als rasender Reporter bietet sich die Möglich-keit, Berichte nicht so trocken und sachlich wie Nach-richten, sondern emotionaler zu gestalten“, erklärt die junge Frau ihre Vorliebe.

„Radio ist Schauspielern im Dunkeln“, mit diesem Satz hat Dany Striese sich die Brücke gebaut zwischen Ju-gendträumen von Theater und ihrer Arbeit im Hör-funkstudio. Trotzdem liebäugelt sie immer noch mit der Schauspielerei und kann sich auch vorstellen, als Synchronsprecherin zu arbeiten.

Daniela Striese im Interview mit Clueso.

TALENTSCHMIEDE SAEK: DANY STRIESE

Eine Sächsin in Weimar

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24 THEMEN + FREQUENZEN SAEK

KinderleichtMedienkompetenz von Anfang an: SAEK produzieren sachsen-weit erfolgreich Hörspiele und Videospots mit Vorschulkindern.

Mit leuchtenden Augen lauschen Lena, Gregor, Larissa und Ben den Klängen aus dem Lautsprecher. Dass sie selbst einmal eine eigene Hörgeschichte produzieren, das hätten sie sich vor wenigen Wochen noch nicht vorstellen können.

Über ein halbes Jahr haben sich Vorschüler aus Sachsen im Rahmen des Projektes „Ich höre was, was du nicht hörst“ intensiv mit Medien und dem Hörsinn beschäf-tigt. Sie sind auf Geräuschesafari gegangen, haben Musik gemacht und schließlich ihr eigenes Hörspiel produziert. Im Vogtland, im Erzgebirge, im Leipziger Land und in der Lausitz sind dabei ganz unterschied-liche Produkte entstanden: von Tiergeschichten bis hin zu einer auditiven Reise ins menschliche Ohr. Hö-hepunkte des medienpädagogischen Projektes waren unter anderem der Besuch eines Geräuschemachers und Exkursionen zum „echten“ Radio. Projektbeglei-tend fanden Medienelternabende sowie eine medien-pädagogische Fortbildung für die Erzieher/innen der beteiligten Kitas statt.

Kernziel des vom SAEK-Förderwerk finanzierten Projek-tes war es, die Medienkompetenz der Kinder zu stär-ken. Durch die Produktion einer eigenen Hörgeschichte konnten sie erste Erfahrungen im Umgang mit Medien sammeln und lernen, sich kreativ mit ihnen auszudrü-cken. Konzipiert und durchgeführt wurde das Projekt „Ich höre was, was du nicht hörst“ vom Leipziger Bil-dungsunternehmen W + M 2000 mit Unterstützung der von ihm betriebenen SAEK in den jeweiligen Regi-onen.

Wie klingt eigentlich Regen?Zu Beginn des Projektes im August 2010 stand zu-nächst das Kennenlernen der Kinder und Betreuer im Mittelpunkt. Durch das gemeinsame Anhören von Hörspielen konnte nicht nur „das erste Eis gebrochen“ werden, sondern es galt auch gleich, viele Fragen zu beantworten: Warum ist das eine Hörspiel spannen-der als das andere? Wie klingt eigentlich Regen? Und welche Geräusche gibt es in unserer Umgebung? Im zweiten Projektabschnitt ging es dann ganz intensiv

um das Thema Hören. Eher theoretische Kenntnis-se wie die Funktionsweise des menschlichen Ohres standen dabei ebenso auf dem Programm wie die Aufnahme verschiedener Laute und Töne bei einer Geräuschesafari. Darauf aufbauend konnten sich die Kinder anschließend an die Produktion ihrer eigenen Hörgeschichte wagen. Mit viel Elan und Ideenreichtum galt es zunächst, eine eigene Geschichte zu erzählen und in verschiedene Sprechrollen aufzuteilen. Das Ein-sprechen der einzelnen Passagen verlangte nicht nur Selbstvertrauen, sondern auch viel Konzentration von den Kindern. Doch mit Hilfe der erfahrenen Medien-pädagogen und Erzieher war nach einigen Versuchen auch der schwierigste Satz „auf Band“. Auch bei der Nachbearbeitung, also dem Auswählen von passenden Geräuschen sowie Musik und dem Schnitt mit einem digitalen Audio-Programm, wurde großen Wert auf die Partizipation der Vorschüler gelegt.

Was Kindern Spaß machtAuch der von der Fernseh Akademie Mitteldeutschland betriebene SAEK Riesa hat in den vergangenen Wo-chen mehrere Projekte zum Förderschwerpunkt Vor-schulkinder durchgeführt. Was Kindern Spaß macht? Diese Frage stellt sich natürlich zuallererst bei der Durchführung von Medienprojekten mit Vorschulkin-dern. Von einer Vielzahl von neugierigen Kinderaugen sehnsüchtig erwartet, besuchten die Medienpäda-gogen mehrere Kindertagesstätten und führten dort

Kinderleicht: Josephine und Maximilian von der Kita „Schwalben-nest“ üben den Umgang mit digitalen Aufnahmegeräten.

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gemeinsam mit den Kindern und Betreuern Projekte im Bereich Audio und Video durch. Entgegen anfäng-lichen Befürchtungen, die Kinder vor zu schwierige Aufgaben zu stellen, fühlten sich die Kleinen sichtlich wohl im Umgang mit den verschiedenen technischen Geräten zur Erzeugung medialer Produkte. Das schritt-weise Erlernen von neuen Fertigkeiten und das selbst-ständige Arbeiten mit der Technik stellte für die Kinder ein Erlebnis außerhalb des Kindergartenalltages dar. Bei der Erstellung kleiner Werbefilme konnten die Kin-der ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Unter Hilfestel-lung wurden kurze Werbe-Jingel erstellt und auf Video umgesetzt. Dadurch konnten die Kinder spielerisch an den Umgang mit Werbung herangeführt werden. Der entstandene Spot über Ohrenstäbchen konnte

sich dem Alter entsprechend durchaus sehen lassen. Ein besonderes Erlebnis bei der Erstellung von eigenen Hörspielen war für die Kinder zunächst das Hören der eigenen aufgenommenen Stimme, was regelmäßig für ausgelassenes Gekicher unter den Kindern sorgt. Darüber hinaus wurden eigene Geschichten verfasst, aufgenommen und am PC nachvertont. Besonders glücklich ist jedes Kind nach Beendigung des Projektes, wenn es sein eigenes Werk auf einem Datenträger in der Hand hält.

Bei allen Projekten mit Vorschulkindern zeigte sich, dass sie bei der Durchführung gleichermaßen gefor-dert und unterhalten werden. Franziska Krzeminski, Andreas Strahlendorf

Stolz zeigen die Kinder bei der Abschlussveranstaltung in der Sächsischen Landesmedienanstalt ihre Hörfuchsmedaillen.

ERFOLGREICHER ABSCHLUSS GEFEIERT

Am 7. April 2011 wurde in der Sächsischen Landes-medienanstalt (SLM) der erfolgreiche Abschluss des Projektes „Ich höre was, was du nicht hörst“

gefeiert. Neben einer Podiumsdiskussion zum The-ma „Frühkindliche Medienerziehung in Forschung und Praxis“ stand natürlich die Auszeichnung der Kinder im Mittelpunkt, die ihr fertiges Hörspiel voller Stolz entgegen nahmen.

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26 THEMEN + FREQUENZEN AUSBLICK

PÄDAGOGISCHE FÖRDERUNG

MedienkompetenzDie Vermittlung von Medienkompetenz und das damit einhergehende Verständis dafür, wie die Medien funk-tionieren, bestimmt die Arbeit der Sächsischen Landes-anstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) maßgeblich. Vor allem Kinder und Jugendliche sind oft-mals mit der Unendlichkeit der medialen Welt und der damit verbundenen Komplexität überfordert. Deshalb

Und Action... Grundschüler bei den Dreharbeiten.

PROJEKTE

MedienmobilOb Audio, Video oder Multimedia – das Medienmobil der Sächsischen Landesmedienanstalt ist für Medien-projekte aller Art bestens ausgerüstet. Erfahrene Me-dienpädagogen fahren mit dem Medienmobil in Schu-len, Kindergärten oder Freizeiteinrichtungen, die vor Ort keine andere Möglichkeit haben, medienpädago-gische Projekte durchzuführen. „themen+frequenzen“ begleitete das Medienmobil während eines Einsatzes in der Klasse 4b der Grundschule Dörnthal und schau-te Grundschülern beim Dreh einer Nachrichtensen-dung über die Schulter.

Ausblick 03/2011

gilt es, sie frühzeitig in einem verantwortungsbewuss-ten und kompetenten Umgang mit Medien aller Art zu schulen. Neben der Förderung zahlreicher medienpäd-agogischer Projekte und Studien initiiert die SLM auch sachsenweite Veranstaltungen.

Die medienpädagogische Arbeit der Landesmedien-anstalt sollte bereits in dieser Ausgabe thematisiert werden. Aufgrund einer inhaltlichen Verschiebung wird dieses Thema jedoch erst in der 3. Ausgabe der „themen+frequenzen“ fokussiert.

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THEMEN + FREQUENZEN 27KOMMENTAR

Kommentar

Auf der Ledergarnitur (oder dem Plüschsofa) im Wohn-zimmer bahnt sich eine Revolution an. Die jahrzehn-telange Phase der Flucht unter die Dominanz der Fernsehprogramme neigt sich dem Ende entgegen. Auch der allabendliche Kampf um die Fernbedienung wird wegfallen. In Ehren vor dem Schwarzweiß-Bild-schirm ergraute Zuschauer erinnern sich an fernseh-verursachte Kräche mit dem Ehepartner nach der Einführung des Zweiten Programms: Fußball oder Volks- musik.

HbbTV heißt die unaussprechliche Abkürzung, hinter der sich diese Umwälzung verbirgt. Nun haben wir ei-nige Revolutionen im Fernsehen er- und überlebt, die unterm Strich unser Leben gar nicht revolutioniert ha-ben. Die Zunahme der Programmvielfalt etwa hat uns höchstens noch länger vor der Glotze sitzen lassen als noch vor 40 Jahren.

Heute kann man unter zahllosen Programmen wählen. Und zappt meist nur so lange durch die vielen Kanä-le, weil man zu faul ist, aufzustehen und ins Bett zu gehen. Die ganze lange Treppe hoch... Mehr Program-me haben die Langeweile nur noch verlängert. HbbTV macht Schluss mit der trägen Passivität vor der Flim-merkiste oder dem Plasmabildschirm. Darum heißt es auch Smart-TV. Also auf Altdeutsch dem Sinn gemäß: „Schlaues Fernsehen“.

Treffender ist die Bezeichnung Internet-Fernsehen. HbbTV bedeutet interaktives Fernsehen, man kann selbst etwas tun. Wir kennen ja alle schon den Bild-schirmtext. Nur, mal Hand aufs Herz, wer nutzt denn den noch? Das ist doch wirklich ein Dinosaurier mit MS-Dos-Image. Smart-TV kann mehr, es ist frisch, bunt und noch informativer: Da läuft das Länderspiel, und ER will wissen, wo der neue Stürmer vom FC her-kommt. Ab ins Internet, und schon hat er den komplet-ten Steckbrief. Bei den Nachrichten kann man Namen und Orte mitrecherchieren. Das ist eine völlig neue Qualität des Fernsehens. Vergleichbares hat es bisher noch nicht gegeben.

Freilich steckt die Entwicklung noch in ihren Anfängen, aber die ersten Geräte sind schon auf dem Markt und finden reißenden Absatz. 2014 sollen in Deutschland schon 23 Millionen HbbTV-Geräte stehen. Da kann sich jeder die Hände reiben, der sich in den vergange-nen Jahren beim Fernsehkauf zurückgehalten hat. Ein großer Bildschirm ist noch keine Revolution. Internet-Fernsehen aber ist eine. Die Revolution wird allerdings nicht für den ewigen Fernsehfrieden sorgen. Der Streit auf der Ledergarnitur um die Fernbedienung wird wohl wegfallen – aber an seine Stelle tritt der Kampf um die Tastatur. Und der wird vermutlich mit noch größerer Erbitterung geführt werden... Markus Lesch

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