Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

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Report über wirkungsvolles zivilgesellschaftliches Engagement 10 10. THEMENREPORT 2012 Gefördert durch: DEPRESSION: RAUS AUS DEM SCHATTEN!

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Report über wirkungsvolles zivilgesellschaftliches Engagement

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Gefördert durch:

DEPRESSION: RAUS AUS DEM SCHATTEN!

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Selbsthilfegruppen her, stehen beratend zur Seite, informieren und geben Hilfestellung für den Alltag. Sie vernetzen sich mit dem professionellen Hilfesystem, aber auch mit anderen gemeinnützigen Organisationen und helfen so, das Hilfesystem ganzheitlicher und engmaschiger werden zu lassen. Besonders beeindruckt hat uns dabei das große Engage-ment der einzelnen Helfer – viele von ihnen sind selbst von der Krankheit betroffen –, die trotz der prekären finanziellen Lage, in der sich die Organisationen fast alle befinden, schon viel bewirken.

Damit sich zivilgesellschaftliches Engagement im Bereich Depression weiterentwickeln und nachhaltig professionalisieren kann, brau-chen die Projekte und die Organisationen fi-nanzielle Unterstützung. Schaut man sich an, was sie bereits jetzt leisten, kann man erah-nen, wie viel sie mit adäquater Unterstützung von staatlicher und wirtschaftlicher Seite sowie von privaten Gebern zur Verbesserung der Versorgung beitragen könnten.

Doreen Kubek

Sonja Schäffler

Depression ist das Thema der Stunde – zumin-dest, wenn man die Medienberichterstattung betrachtet. Das mediale Aufsehen um die Krankheit suggeriert, dass das Thema gesell-schaftlich akzeptiert ist und hohe Priorität genießt. Tatsache ist jedoch, dass die Krank-heit im Alltag der Betroffenen noch immer mit Tabus belegt ist und viele sich für ihre Erkran-kung schämen. Zudem wird die Versorgung von Menschen mit Depressionen dem Bedarf derzeit überhaupt nicht gerecht, viele Patien-ten müssen beispielsweise monatelang auf einen Therapieplatz warten.

Die meisten verbinden mit Depressionen eine psychische Krankheit, die mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt wird. Darauf, dass es auch eine soziale Dimension der Krankheit gibt und gemeinnützige Organi-sationen in diesem Bereich viel bewirken können, kommt man so schnell nicht. Mit diesem Themenreport zeigen wir, wie der ge-meinnützige Sektor das professionelle Hilfe-system der gesetzlichen und privaten Versor-gung dort ergänzt, wo es Lücken gibt.

Im Rahmen unserer Analyse haben wir Orga-nisationen kennengelernt, die sich mit viel Engagement für Betroffene und Angehörige einsetzen und zur Aufklärung der Gesell-schaft beitragen. Sie stellen den Rahmen für

editorial

Doreen Kubek und

Sonja Schäffler

sind verantwortlich für den Report Depression und die Analyse der gemeinnützigen Organisationen im Themenfeld. Beide sind seit der Gründung 2010 im PHINEO-Team. Doreen Kubek hat Sozial- und Poli-tikwissenschaften studiert und war zuvor in Bereichen wie Internatio-nale Politik und Sozialpädagogik tätig. Die Politologin Sonja Schäffler kennt die Notwendigkeit von Wirkungstransparenz aus ihrer entwicklungspolitischen Arbeit in Ghana und stieg 2009 in das Vor- gängerprojekt von PHINEO in der Bertelsmann Stiftung ein.

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förderpartner des reports

aok-bundesverbandDie Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) ver- sichert mehr als 24 Millionen Menschen und damit fast ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland. Als Dachorganisation vertritt der AOK-Bundesverband die Interessen der AOK-Gemeinschaft gegenüber der Politik, dem Spitzenverband der gesetzlichen Kran-kenversicherung (GKV), Ärzten, Apotheken, Krankenhäusern und weiteren Vertrags-partnern der Gesundheitskasse auf Bundes- ebene. Im Bereich der seelischen Gesund-heit tritt der AOK-Bundesverband für eine umfassende Versorgung der Versicherten ein und engagiert sich auf vielen Ebenen für den Ausbau der Angebote zur Prävention und der betrieblichen Gesundheitsförderung. Mit der Förderung des PHINEO-Themenreports möchte der AOK-Bundesverband die Bedeu-tung und Wirksamkeit gemeinnützigen Enga-gements für Menschen mit Depression und deren Angehörige als sinnvolle Ergänzung vorhandener Strukturen in den öffentlichen Fokus rücken. www.aok-bv.de

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S. 4 - 9

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S. 37

wissen, worum es geht Depression: Die große Unbekannte | Müde, überfordert, antriebslos

wissen, wer was macht Staat und Politik | Markt und Wirtschaft | Die Zivilgesellschaft | Wirkungsvolle Handlungsansätze | Landkarte empfohlener Projekte

wissen, was wirkt Was zeichnet wirkungsvolle Projektarbeit aus? Acht Gelingens- kriterien | So können Soziale Investoren das Engagementfeld stärken

Der Weg zu wirkungsvollem Engagement

Die PHINEO-Methode: Analyse mit Herz und Verstand

Herzlichen Dank!

Impressum

Literaturverzeichnis

Projektporträts

inhalt

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wissen, worum es geht

Traurig, gestresst, chronisch überfordert – mit dem Thema Depression lassen sich Schlagzeilen machen, Ratgeberseiten füllen und Promi-geschichten erzählen. Doch die große Offenheit gegenüber der Krankheit, die in den Medien suggeriert wird, ist im Lebensalltag des Durchschnittsbürgers noch nicht angekommen. Vier Millionen Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose Depression, doch bei zahllosen weiteren Betroffenen wurde die Krankheit bislang noch gar nicht erkannt. Die meisten Menschen schämen sich nach wie vor dafür, persönlich betroffen zu sein. Sie fürchten Stigmatisierung und Ausgrenzung, Benachteiligung im Arbeits- und im Privatleben. Hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Diagnose und Lücken im Versorgungssystem. Zwischen langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz, Fehldiagno-sen und der abstrakten Toleranz gegenüber der Krankheit bleibt die Frage: Wo genau beginnt überhaupt eine Depression?

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depression: die grosse unbekannte

paradoxen Nebeneinander von Überinforma-tion einerseits und wenig konkretem Wissen andererseits. Und das wiederum verstärkt die ohnehin große Herausforderung, sich im Be-griffs-, Diagnostik- und Angebotswirrwarr im Themenbereich Depression zurechtzufinden. Was auf den ersten Blick wie eine zunehmen-de gesellschaftliche Offenheit gegenüber der Krankheit und den Betroffenen wirkt, hat letztendlich die Unsicherheiten des Einzelnen nur befeuert. Wo ist die Grenze zwischen all-täglichen Stimmungsschwankungen und ei-ner Depression? Und was unterscheidet eine Depression von einem Burnout? Depression gleicht in vielerlei Hinsicht einer Black Box, in der viele Fragen unbeantwortet bleiben. Und zwischen Dramatisierung und Bagatellisie-rung fragt man sich zunehmend: Bin ich noch gesund?

Die umfassende öffentliche Debatte sugge-riert zwar eine zunehmende Toleranz gegen-über Menschen mit Depressionen – ist jemand aber persönlich betroffen, dominieren nach wie vor Unsicherheit und Scham. Oft fürchtet man, als schwach abgestempelt zu werden

In Deutschland leben vier Millionen Men-schen, bei denen eine Depression diagnos-tiziert wurde. Man spricht schon von einer „Volkskrankheit“. Doch nur ein Bruchteil der tatsächlich Betroffenen sucht sich überhaupt Hilfe, viele Erkrankungen bleiben unerkannt – sei es, weil den Betroffenen die Krankheitsein-sicht fehlt, sie eine Stigmatisierung fürchten oder sie aufgrund bestehender Versorgungs-lücken keine Angebote in ihrer Nähe finden. Die Zahl der Betroffenen steigt seit einigen Jahren kontinuierlich an. Aber: Gibt es tat-sächlich immer mehr Erkrankungen – oder ge-hen einfach immer mehr Menschen zum Arzt? Arbeitet man zu viel? Oder zu wenig? Fühlen sich plötzlich alle krank?

In den Medien ist Depression ein Top-Thema. Hollywoodstars berichten von ihrer eigenen Betroffenheit und zeigen damit ihre mensch-liche, verletzliche Seite. Und Top-Manager de-monstrieren mit einem öffentlichen Burnout, wie sehr sie für ihren Job brennen. Mit dem Alltagsleben des Durchschnittsbürgers haben diese Geschichten jedoch kaum etwas zu tun. Die Berichterstattung führt vielmehr zu einem

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und womöglich Job, Familie und Freunde zu verlieren. Kurz: Die Toleranz und Offenheit sind in den meisten Fällen abstrakt und ober-flächlich. Wenn aber Erkrankte aus Angst vor Stigmatisierung auf Unterstützung verzich-ten, verstärkt sich ihr Leiden mehr und mehr.

Auf der anderen Seite erschweren Lücken im Versorgungssystem die optimale Behandlung von Menschen mit Depressionen zusätz-lich. Viele Depressionen bleiben nach wie vor unbemerkt. Anders als zum Beispiel ein Knochenbruch oder eine Grippe ist eine De-pression nicht einfach messbar und objekti-vierbar, weshalb sie häufig gar nicht als sol-che erkannt wird. Daneben fehlen vielerorts schlicht die Angebote, um den Betroffenen zeitnah die Behandlung und Unterstützung bieten zu können, die sie benötigen.

DEPRESSION IN ZAHLEN

4 Millionen Menschen in Deutschland haben eine diagnostizierte

Depression (Bundesministerium für Gesundheit).

Rund 7.000 Menschen mit Depressionen verübten 2010 Suizid (Allianz, 2011). Zum Vergleich: An Aids,

Drogenmissbrauch und Verkehrsunfällen starben im selben Zeitraum zusammengerechnet circa 5.300 Menschen

(Statistisches Bundesamt).

Depressionen kosten den Staat und die Wirtschaft

bis zu 21,9 Milliarden Euro jährlich für die Behandlung sowie aufgrund von

Fehlzeiten und verminderter Produktivität der betroffenen Mitarbeiter.

Knapp 25% aller Fehltage im Job gehen auf das Konto von Depressionen (Allianz).

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eine Depression kann jedoch alles sein, vom Jobverlust bis zum verpassten Flieger auf dem Weg in den Urlaub. Oftmals steht er am Ende einer langen Kette von Einflussfaktoren und ist der sprichwörtliche letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Phasenweise Niedergeschlagenheit oder die Trauer um den Verlust eines Angehörigen sind völlig normale Emotionen, die zum Leben dazugehören. Wenn aber die Niedergeschla-genheit über Wochen den Alltag dominiert und die Trauer auch nach Monaten noch jede Minute jedes Tages bestimmt, steckt vermut-lich mehr dahinter. Eine Depression beraubt die Betroffenen ihrer Fröhlichkeit und ihres Glücksempfindens. Sie haben oftmals das Ge-fühl, gar nicht mehr sie selbst zu sein. Auch wenn sie wissen, dass es ihnen eigentlich gut- gehen sollte, fühlen sie genau das Gegenteil. Sie haben Schlafstörungen, sind unfähig, Entscheidungen zu treffen, und fühlen sich lust- und antriebslos. Letzteres ist in mehr-facher Hinsicht eine Belastung. Antriebslo-sigkeit verstärkt zum Beispiel viele andere Symptome einer Depression. Wenn man sich nicht aufraffen kann, um wichtige Dinge zu erledigen, fühlt man sich am Ende des Tages noch schlechter als zuvor. Und wenn man Ver-abredungen mit Freunden wieder und wieder absagt, treibt man sich in die soziale Isolati-on hinein. Antriebslosigkeit verhindert aber auch, dass Betroffene Hilfe erhalten. Ihnen fehlt schlicht die Kraft, zum Arzt zu gehen.

Meistens ist der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung eindeutig: bei Glatteis gestürzt – den Arm gebrochen; etwas Schlech-tes gegessen – den Magen verdorben. Anders bei Depressionen. Sie sind multifaktorielle Geschehen, das heißt biologische, psychische und soziale Faktoren wirken zusammen und beeinflussen, ob eine Depression ausbricht oder nicht.

Rein medizinisch betrachtet ist eine Depres-sion eine Stoffwechselstörung des Gehirns. Dabei geraten bestimmte Botenstoffe aus der Balance. Bisher lassen sich diese Vorgänge je-doch weder vorhersehen noch exakt lokalisie-ren. Bekannt ist aber, dass eine gewisse Ver-anlagung für depressive Schübe in den Genen liegen kann. Warum aber der eine wegen einer vermeintlichen Kleinigkeit zusammenbricht, während ein anderer einen schweren Schick-salsschlag vergleichsweise gut wegsteckt, ist meist eine Kombination verschiedener Fakto-ren und nicht nur eine Frage der Erbanlagen. Alles, was ein Mensch tut und erlebt, formt seine Psyche. Wie bin ich aufgewachsen? Wel-che einschneidenden Erlebnisse gab es in mei-nem Leben? Und wie gehe ich mit Problemen, Misserfolgen und Stress um? Gerade Letzterer macht Topmanagern genauso zu schaffen wie dem Friseur oder dem Erwerbslosen. In der ak-tuellen Expertendiskussion gibt es aber noch zwei weitere Faktoren, die eine Depression begünstigen: Kontrollverlust und ein Mangel an Anerkennung. Endgültiger Auslöser für

müde, überfordert, antriebslos

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Sie benötigen unverbindliche und niedrig-schwellige Angebote ohne Wartezeiten, die ihnen dabei helfen, ihre Erkrankung zu ver-stehen und Unterstützung anzunehmen.

Eine Depression belastet jedoch nicht nur die Erkrankten selbst. Auch die Angehörigen werden täglich mit den Auswirkungen der Krankheit konfrontiert. Sie kümmern sich, übernehmen mehr Verantwortung im Zusam-menleben – und müssen einen Weg finden, mit der Traurigkeit, Motivationslosigkeit und zum Teil auch der Ablehnung des Betroffenen umzugehen. Die Partner fühlen sich oftmals

verantwortlich und neigen dazu, aus Hilfs-bereitschaft eigene Bedürfnisse hintanzu-stellen. Und die Kinder fühlen sich in vielen Fällen sogar schuldig, wenn die Mutter viel weint oder der Vater häufig wütend ist. Ge-rade junge Menschen erleben die Depression eines Elternteils oftmals als Zurückweisung. Auf lange Sicht tragen Angehörige ein hohes Risiko, selbst einmal an einer Depression zu erkranken. Gerade deshalb sind Angebote für diese Zielgruppe eminent wichtig. Sie brau-chen Entlastung, Informationen – und ein Ventil für ihre eigenen Sorgen.

WELCHE FAKTOREN BEGÜNSTIGEN EINE DEPRESSION?

Aktuelle positive oder negative Belastung (Heirat, Geburt, Misserfolg, Todesfall)

Lebensgeschichte

Chronische Belastungen (Überforderung am Arbeitsplatz, schwierige Familienverhältnisse)

Psychosoziale FaktorenNeurobiologische Faktoren

Botenstoffe im Gehirn

Veranlagung

Erworbene biologische Veränderungen, Krankheiten

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So komplex Depressionen als Krankheit sind, so vielseitig müssen auch die Angebote sein, um Betroffenen optimal helfen zu können. Die Bemühungen um eine verbesserte Versorgung der Erkrankten kommen überall ins Rollen: Die Bedarfsplanungsrichtlinie wird derzeit über-arbeitet, um die Versorgung unter anderem von Menschen mit Depressionen zu verbessern; immer mehr Arbeitgeber setzen das Thema seelische Gesundheit am Arbeitsplatz auf ihre Agenda – und der zivilgesellschaftliche Sektor im Bereich Depressionen institutionalisiert und professionalisiert sich zusehends. Gemeinnützige Projekte haben das Potenzial, die wichtigen therapeutischen Angebote zur Behandlung von Depres-sionen zu ergänzen – direkt über Beratungs-, Selbsthilfe- und Betreuungsleistungen, aber auch indirekt, zum Beispiel mit Aufklärungskampagnen und der Vertre- tung von Interessen Betroffener und Angehöriger, die den Weg für eine optimale Versorgung von Menschen mit Depressionen ebnen.

wissen, wer was macht

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Belastung“ zu einem Hauptziel der Gemein-samen Deutschen Arbeitsschutzstrategie ab 2013 erhoben. Und das Bundesministerium für Gesundheit hat 2012 ein Forschungspro-jekt zu den Möglichkeiten der Online-Therapie in Auftrag gegeben.

Die Bemühungen um verbesserte Versor-gungsstrukturen für Menschen mit Depressi-onen kommen also ins Rollen, an der prakti-schen Umsetzung hapert es zuweilen jedoch noch. So wurden zwar Modellprojekte geför-dert, deren Fortbestand und Verbreitung je-doch nicht mehr. Gesetzliche Krankenkassen sind zwar verpflichtet, gemeinnützige Orga-nisationen im Bereich Selbsthilfe zu fördern, doch diese Förderung – 2011 betrug sie rund eine halbe Million Euro – ist meist nur pro- jektbezogen. Für eine nachhaltige Finanz-planung und die Professionalisierung der Zivilgesellschaft wären aber gerade institu-tionelle Förderungen notwendig, also zum Beispiel die Finanzierung von Personal oder Raummieten. Doch institutionalisierte staat-liche Förderprogramme für gemeinnützige Organisationen, wie dies für andere Themen-bereiche unter anderem im Sozialgesetzbuch verankert ist, gibt es bislang nicht.

staat und politik

Der Staat gibt mittels des Gesundheitssys-tems die Rahmenbedingungen für die Ver-sorgung der Erkrankten vor. Der Schwerpunkt bei der Versorgung Depressiver liegt bei Haus-ärzten und Psychiatern, aber auch Psychothe-rapeuten spielen eine wichtige Rolle. In der Bedarfsplanungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses ist geregelt, wie viele Psychotherapeuten in einem bestimmten Ge-biet eine Zulassung erhalten. Dieser Richtlinie liegt eine Bedarfsplanung von 1999 zugrun-de, die aber dem aktuellen Bedarf in einigen Regionen nicht mehr gerecht wird. So kommt es mancherorts mitunter zu einer Überversor-gung, während Betroffene in anderen Gebie-ten im Schnitt drei bis sechs Monate auf einen Therapieplatz warten müssen. Durch lange Wartezeiten besteht in einigen Fällen die Ge-fahr, dass sich der Zustand der Betroffenen weiter verschlechtert.

Um die Rahmenbedingungen und damit die Infrastruktur verbessern zu können, hat das Gesundheitssystem seit den 1990ern ver-schiedene Modellprojekte initiiert. Mittler-weile beschäftigen sich auch weitere Ministe-rien mit dem Thema. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat den „Schutz der Gesundheit bei arbeitsbedingter psychischer

Nationale Gesundheitsziele Die Behandlung depressiver Er- krankungen wurde 2006 als Gesundheitsziel verankert. Zu den Teilzielen gehören Aufklärung, Prävention und Rehabilitation – Bereiche, in denen auch zivil-gesellschaftliche Akteure einen wichtigen Beitrag leisten. Die Gesundheitsziele wurden 2000 vom Bundesministerium für Gesundheit eingeführt. Sie sind ein Steuerungsinstrument zur Verbesserung der Versorgung in ausgewählten Krankheitsbe-reichen. Bis dato gibt es sieben Gesundheitsziele, vier davon wurden oder werden zurzeit auf den neuesten Stand gebracht. Beim Gesundheitsziel Depression steht die Aktualisierung bisher aus. www.gesundheitsziele.de

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lich anfallen, lohnt sich eine Investition in die seelische Gesundheit der Mitarbeiter – zum Beispiel über Gleitzeitregelungen oder flexi-ble Teilzeitverträge. Viele Arbeitgeber bieten ihren Angestellten Möglichkeiten für sportli-che Aktivitäten oder Seminare zur Stressbe-wältigung. Einige Unternehmen holen sich Unterstützung in Form eines „Employee Assis-tance Program“. Das sind Beratungsleistun-gen und Maßnahmen speziell zur Prävention, Identifikation und Behandlung arbeitsplatz-bedingter psychosozialer Probleme.

Unternehmen, die sich finanziell für Projekte im Bereich Depression engagieren, gibt es kaum. Bislang sind es vor allem Pharmaun-ternehmen, die die gemeinnützige Arbeit im Feld unterstützen, da sie einen direkten Be- zug zum Thema haben. Wichtig ist bei diesen Förderungen jedoch eine klare und transpa-rente Darstellung der Zusammenarbeit zwi-schen Pharmaunternehmen und gemeinnüt-ziger Organisation.

markt und wirtschaft

Auch privatwirtschaftliche Akteure sind in die Versorgung der Betroffenen involviert. Pharmaunternehmen zum Beispiel entwickeln und produzieren Medikamente gegen De-pression; private Kliniken, Therapeuten und Lebensberater kümmern sich um das Wohler-gehen der Seele. Hier haben manche Anbieter eine Marktlücke erkannt: Wer gestresst ist, benötigt eine Auszeit; und wer Hilfe sucht, bucht womöglich lieber einen Alltags-Coach, als einen Termin beim Psychotherapeuten zu machen. Wer es sich leisten kann, findet vielfältige kommerzielle Angebote, sei es den Erholungsurlaub ohne Kontakt zur Außenwelt oder einen Aufenthalt in der Burnout-Klinik. Oder man zahlt den Therapeuten aus eigener Tasche. Dafür braucht es keine Abklärung mit dem Hausarzt, keine offizielle Diagnose – und es gibt bei einer privat gezahlten Therapie auch keinen Vermerk in der Krankenakte.

Da hohe Arbeitsbelastungen und insbesonde-re fehlende Anerkennung im Job ungesunden Stress verursachen und im schlimmsten Fall eine Depression begünstigen können, neh-men immer mehr Arbeitgeber das Thema see-lische Gesundheit am Arbeitsplatz sehr ernst. Gerade in Hinblick auf elf Millionen Fehltage, die aufgrund depressiver Erkrankungen jähr-

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die zivilgesellschaft

lich getrieben, wenngleich der Bedarf an hauptamtlichem Personal durch Wachstum und Verbreitung der Projekte inzwischen ra-pide ansteigt. In vielen Fällen erwächst das Engagement für Menschen mit Depressionen aus einer persönlichen Betroffenheit heraus, sei es als Erkrankter oder als Angehöriger. Wenn sich Betroffene selbst engagieren, kann es den positiven Nebeneffekt haben, dass sie das gute Gefühl bekommen, wirklich gebraucht zu werden.

Während sich aber immer mehr gemeinnützi-ge Organisationen um das Wohlergehen von Menschen mit Depressionen kümmern, steht das Thema bei Förderstiftungen bislang kaum auf der Agenda. Den gemeinnützigen Orga-nisationen fehlen jedoch die Ressourcen für ihr Wachstum und damit für die weitere Ent-wicklung und Professionalisierung des Sek-tors. Bislang wirtschaften sie vor allem mit einzelnen Projektförderungen, doch für den Aufbau nachhaltiger und solider Strukturen benötigen sie auch langfristige finanzielle Unterstützung.

Um Betroffene und deren Angehörige zu un-terstützen, setzen die gemeinnützigen Orga-nisationen in der Regel an drei Stellen an: vor, während und nach einer Behandlung. Erster Anlaufpunkt für Betroffene und Menschen in Krisen sind dabei Beratungsstellen oder Telefon- und E-Mail-Beratungsangebote. Eine wertvolle Ergänzung zur professionellen Behandlung durch zum Beispiel einen Psy-chotherapeuten sind Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene in einem geschützten Rahmen über ihre Erfahrungen austauschen können, ohne sich verstellen zu müssen. Und nach der Therapie helfen gemeinnützige Or-ganisationen den Betroffenen dabei, sich wie-der im Alltag zurechtzufinden. Darüber hin-aus lancieren zivilgesellschaftliche Akteure im Rahmen ihrer Aufklärungsarbeit Bewusst-seinskampagnen, führen Informationsveran-staltungen durch und bieten zielgruppenspe-zifische Workshops und Fachvorträge an.

Noch steht die ganzheitliche Versorgung von Menschen mit Depressionen jedoch am Anfang. Das Engagementfeld ist sehr jung und besteht zu einem Großteil aus Selbst-hilfeorganisationen, die gerade beginnen, sich zu institutionalisieren, ganz klassisch als Verein. Vereine sind partizipativ und mit-gliederbasiert – und damit eine einfache Art, sich als Rechtsform zu organisieren und das Engagement zu professionalisieren. Die Ar-beit der gemeinnützigen Organisationen im Themenfeld ist zu einem Großteil ehrenamt-

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ELEMENTE EINER GANZHEITLICHEN VERSORGUNG

SELBSTHILFE

AUFKLÄRUNG

COACHING-ANGEBOTE

BERATUNG (VIA TELEFON, E-MAIL,

PERSÖNLICHEM GESPRÄCH)

MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG

THERAPIE

BEGLEITUNG

Für das Umfeld des Betroffenen

Für Betroffene

Für die Gesellschaft

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wirkungsvolle handlungsansätze

aufklärung

Wissen bereitet den Boden für eine wirk-same Unterstützung und Behandlung von Menschen mit Depressionen. Das be-trifft die Erkrankten und Behandler eben-so wie die Gesamtgesellschaft: Ein gut informierter Betroffener kann seine Sym-ptome besser einordnen und weiß, wo er Hilfe findet und welche Angebote für ihn den größten Erfolg versprechen. Und ein aufgeklärtes Umfeld erleichtert es dem Betroffenen, offener über die persönli-che Situation zu sprechen und frühzeitig um Hilfe zu bitten. Weitere Zielgruppen in diesem Bereich sind Angehörige, die häu-fig unsicher und mit der Situation schlicht überfordert sind, aber zum Beispiel auch Arbeitgeber und Lehrer. Mit dem notwen-digen Wissen und Bewusstsein für die Si-tuation eines Erkrankten sind sie in der Lage, erste Anzeichen einer Depression zu erkennen und dem Betroffenen den Zugang zu Hilfsangeboten so einfach wie möglich zu gestalten.

PHINEO-Einschätzung: Gemeinnützige Projekte, die sich auf Aufklärungsarbeit spezialisiert haben, leisten wahre Pio-nierarbeit und können dem Thema die Schwere nehmen. Die Organisationen arbeiten dabei sehr professionell und stimmen ihre Kommunikationsmittel her- vorragend auf die Gewohnheiten der jeweiligen Zielgruppe ab: moderne Me-dien mit beispielsweise Webvideos für Jugendliche, ausgefeiltes Eventmarke-ting als Grundlage für die Vernetzung wichtiger Akteure und Workshops in Schulen und Unternehmen, bei denen auch die Betroffenen zu Wort kommen und ihre Sicht der Dinge darstellen kön-nen. In Sachen Wirkungsanalyse jedoch haben es diese Projekte besonders schwer: Hier aussagekräftige Daten zu erheben, ist sehr aufwändig, und inwie- weit eine Änderung im Wissensstand und in der Einstellung allein auf die Projektar-beit zurückzuführen ist, lässt sich kaum nachweisen.

Die PHINEO-Analyse Im Fokus der PHINEO-Analyse standen gemeinnützige Organisa-tionen, die mit ihrer Projektarbeit die Versorgung von Menschen mit Depressionen verbessern wollen. Aufklärungskampagnen zur Entstigmatisierung, individuel-le Beratung oder breit angelegte Vernetzung relevanter Akteure aus Gesundheit und Gesellschaft: Die Bandbreite der Angebote ist sehr vielseitig. 23 gemeinnützige Organisationen haben mit ihren Projekten an der PHINEO-Analyse teilgenommen, 14 Projekte wur-den mit dem Wirkt-Siegel, der PHINEO-Qualitätsempfehlung für wirkungsvolles gesellschaftliches Engagement, ausgezeichnet.

Ein Großteil der Organisationen und Projekte, die sich für Menschen mit Depressionen engagieren, ist auf mehreren Ebenen aktiv. Sie möchten die Voraussetzungen für den Erfolg eines Projektes optimieren und gleichzeitig in der praktischen Arbeit den Menschen mit Depressionen aktiv helfen. Dennoch lässt sich aber in den meisten Fällen ein konkreter Fokus, eine Zielsetzung ausmachen.

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individuelle beratung

Projekte, die individuelle Beratung bie-ten, sind oft erste Anlaufstelle für Men-schen mit Depressionen, die einfach jemanden brauchen, dem sie ihre Ge-schichte erzählen können. Hier finden Erkrankte im Notfall einen Ansprech-partner, ohne lange auf einen Termin warten zu müssen. Einige Projekte bie-ten dabei eine klassische Face-to-Face-Beratung, andere konzentrieren sich auf besonders niedrigschwellige Angebote via Telefon oder E-Mail.

PHINEO-Einschätzung: Der persönliche Eins-zu-eins-Austausch ermutigt Rat-suchende dazu, sich wenn notwendig Unterstützung zu holen, und hilft ihnen dabei, Handlungskompetenzen aufzu-bauen. Die Projekte sind Türöffner und können dank guter Netzwerkarbeit Be-troffene oftmals direkt an ein passendes Angebot weitervermitteln. Ein niedrig-schwelliger Zugang ist gerade hier es-senziell, denn Menschen mit Depressio-nen sind oft antriebslos und leben sehr zurückgezogen. Telefon- und Online- Angebote eignen sich deshalb sehr gut,

um möglichst viele Erkrankte zu errei-chen. Und allein schon seine Gedanken und Gefühle in einer E-Mail zu formulie-ren, kann in einigen Fällen dabei helfen, die eigene Situation besser zu reflektie-ren und den aufgestauten Emotionen die Spitze zu nehmen. Die Beratungs- Angebote sind darüber hinaus auch eine gute Anlaufstelle für Angehörige.

nicht allein sind. Zum anderen können die Gruppenleiter einzelne Teilnehmer mit ähnlichen Interessen auch dazu er-muntern, gemeinsam etwas zu unter-nehmen und so zusammen die Krankheit besser bewältigen zu können.

selbsthilfe

In Selbsthilfegruppen erfahren Betrof-fene vor allem eines: Verständnis. Bei diesen regelmäßigen Treffen mit Men-schen in einer ähnlichen Lebenslage müssen sie sich nicht verstellen und kei-ne Angst davor haben, ausgegrenzt zu werden. Sie erhalten wohnraumnahe, unkomplizierte Hilfe ohne lange Warte-zeiten und können frühzeitig gegen die Depression ankämpfen, schon bevor sie einen „Krankheitswert“ erfüllt und eine von der Krankenkasse finanzierte Psy-chotherapie möglich ist. Als therapie-begleitende Maßnahme können Selbst-hilfegruppen die Betroffenen aber auch dabei unterstützen, den Alltag wieder selbständig bewältigen zu können. Die Teilnehmer können sich eben auch über die vermeintlich kleineren Herausfor-

derungen des täglichen Lebens austau-schen und gemeinsam praktische Bewäl-tigungsstrategien erarbeiten.PHINEO-Einschätzung: Selbsthilfe-gruppen starten oft aus einem persön-lichen Bedürfnis nach Austausch als lo-ckere Zusammenkünfte, die sich mit der Zeit institutionalisieren und so besser organisieren. Die Betroffenen erhalten hier nicht nur eine Möglichkeit zum Re-den, sie profitieren auch von dem gro-ßen Erfahrungs- und Wissensschatz der Organisatoren und Gruppenleiter. Einige Selbsthilfeorganisationen nutzen dieses Wissen bereits, um sich über das Projekt hinaus gesellschaftspolitisch einzubrin-gen. Selbsthilfegruppen haben aber auch das Potenzial, die Betroffenen wie-der behutsam an soziale Beziehungen heranzuführen. Zum einen erkennen die Erkrankten, dass sie mit ihrer Situation

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betreuung

Sich über die eigenen Gedanken und Gefühle auszutauschen und die eigene Depression verstehen zu lernen, sind wesentliche Punkte bei der Behandlung der Erkrankung. Mindestens genauso wichtig ist es, dass die Betroffenen in die Lage versetzt werden, ihren Alltag wieder selbständig zu meistern. Hier steht das Handeln im Vordergrund. Die Erkrankten erlangen Schritt für Schritt mehr Selbstbewusstsein, sie erleben wieder Freude und Mut, Stolz und Mo-tivation. Ob durch gemeinsames Malen, eine Theatergruppe, gemeinsame Gar-tenarbeit oder beim Basketball: Betreu-ungsangebote geben den Teilnehmern

vernetzung und skalierung

Nur wenn alle relevanten Akteure Hand in Hand arbeiten, kann die Unterstüt-zung von Menschen mit Depressionen ihre volle Wirkung entfalten. Das gilt sowohl für die Skalierung und Verbrei-tung erfolgreicher Projekte als auch für die Vernetzung von zum Beispiel Haus- und Fachärzten, Psychotherapeuten, Schulen, Unternehmen, Pfarrern und Journalisten sowie mit den Betroffenen und Angehörigen vor Ort. Durch den ge-meinsamen Austausch entwickeln die einzelnen Akteure nicht nur ein besseres Verständnis für die Rolle und Arbeit der Netzwerkpartner, sie entdecken auch

die Möglichkeit, sich auf kreative Art und Weise auszudrücken und ein Ventil für den inneren Druck zu finden. Beson-ders für Alleinstehende sind diese An-gebote Gold wert, denn sie müssen ihre Situation ansonsten ganz allein bewäl-tigen. Und auch Kinder profitieren von Betreuungsangeboten, denn sie können hier viel besser erreicht werden als bei-spielsweise über die Beratung.PHINEO-Einschätzung: Die Bandbreite der Betreuungsangebote ist enorm, denn es gibt zahlreiche Ansatzpunkte dafür, den Betroffenen bei der Reintegration in ihren Lebensalltag zu helfen. Doch die gemeinnützige Arbeit beginnt gerade erst, dieses Handlungsfeld für sich zu entdecken. Anders als zum Beispiel bei

Selbsthilfegruppen benötigen die Be-troffenen hier vor allem professionelle Anleitung, die Angebote bedeuten dar-über hinaus auch einen größeren organi-satorischen Aufwand. Wichtige Impulse über die Möglichkeiten und Herausfor-derungen bei der Entwicklung dieser Angebote können die Organisationen im Austausch mit Betreuungsprojekten aus anderen Engagementbereichen und mit Kliniken für Depressionspatienten erhalten.

Schnittstellen und lernen, wie sie ge-meinsam mehr erreichen können.PHINEO-Einschätzung: Netzwerkar-beit ist ein Querschnittsthema für alle gemeinnützigen Organisationen und wichtiger Faktor für das Gelingen jedes Projekts. Um aber einen Blick für das große Ganze haben zu können und um die einzelnen Akteure auf den Punkt zu koordinieren und zusammenzubringen, braucht es jemanden, der sich mit voller Kraft dieser Aufgabe widmet. Neben der Verknüpfung vorhandener Akteure kon-zentrieren sich einige Organisationen auch auf die Skalierung erfolgreicher Projekte. Sie bauen die notwendigen Strukturen auf und aus und wollen so ein lückenloses Hilfsnetz mit Angeboten

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für die Betroffenen in Wohnraumnähe schaffen. Die praktische Projektarbeit liegt dabei bei den einzelnen Netzwerk-partnern. Eine besondere Herausfor-derung für Organisationen im Bereich Vernetzung und Skalierung ist jedoch die Wirkungsanalyse, weil ihre Arbeit Menschen mit Depressionen nur indirekt unterstützt.

interessen- vertretung

Für eine umfassende und lückenlose Versorgung von Menschen mit Depres-sionen bedarf es nicht nur vielfältiger Angebote von gemeinnützigen Orga-nisationen, es bedarf vor allem auch angemessener Rahmenbedingungen in der medizinischen Behandlung. Deshalb arbeiten Interessenvertretungen daran, dass auch der Standpunkt der Betroffe-nen in politische Entscheidungsprozes-se einbezogen wird. Sie formulieren ihre Positionen und Forderungen, etwa zum Thema Wartezeiten auf einen Therapie-platz, und haben das Ziel, zentrale Ent-scheidungsgremien zu besetzen.

PHINEO-Einschätzung: Auch dieser Bereich ist zurzeit noch in einer Entste-hungs- und Wachstumsphase. Eine der wichtigsten Aufgaben ist daher, Mit-glieder zu gewinnen und Kooperationen einzuleiten, denn eine Interessenvertre-tung braucht eine große Schlagkraft, um mehr politisches Gehör zu finden. Ein Bonus: Die Interessenvertretungen ver-fügen mit der Zeit über einen enormen Wissensschatz zur realen Situation der Betroffenen und zum gesamten The-menfeld – eine perfekte Basis für wis-senschaftliche Studien.

vernetzung und skalierung

Nur wenn alle relevanten Akteure Hand in Hand arbeiten, kann die Unterstüt-zung von Menschen mit Depressionen ihre volle Wirkung entfalten. Das gilt sowohl für die Skalierung und Verbrei-tung erfolgreicher Projekte als auch für die Vernetzung von zum Beispiel Haus- und Fachärzten, Psychotherapeuten, Schulen, Unternehmen, Pfarrern und Journalisten sowie mit den Betroffenen und Angehörigen vor Ort. Durch den ge-meinsamen Austausch entwickeln die einzelnen Akteure nicht nur ein besseres Verständnis für die Rolle und Arbeit der Netzwerkpartner, sie entdecken auch

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landkarte empfohlener projekte

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1 Freunde fürs Leben TV

Freunde fürs Leben e. V.

Jugendliche

Wie man junge Menschen vor Suizid schützen kann, wissen weder die Betroffe-nen noch die Familie oder Freunde. „Freunde fürs Leben“ klärt auf und gibt in Webvideos Hilfe zum Helfen.

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2 Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule

Irrsinnig Menschlich: Stärkt Ihre Psyche – Deine auch e. V.

Jugendliche

Psychische Erkrankungen manifestieren sich oft in der Jugend. „Verrückt? Na und!“ macht Schülern Mut, Probleme gemeinsam mit anderen besser zu bewältigen.

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3 Hilfe in Lebenskrisen und bei Selbsttötungsgefahr

Hilfe in Lebenskrisen und bei Selbsttötungsge-fahr – Arbeitskreis Leben Stuttgart e. V.

Betroffene Erwachsene, Angehörige

Was tun, wenn eine nahe-stehende Person Suizid begangen hat oder der eigene Lebenswille mehr und mehr schwindet? Arbeitskreis Leben hilft Betroffenen dabei, Ant-worten zu finden.

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4 jugendnotmail.de

jungundjetzt e. V.

Jugendliche

Junge Menschen haben oft keinen Ansprechpart-ner für ihre Probleme. Das Online-Portal jugendnotmail.de von jungundjetzt bietet ihnen eine ideale Plattform für eine anonyme Beratung.

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5 „SeeleFon“ – Selbsthilfe-Beratung zu psychischen Erkrankungen

Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e. V.

Betroffene Erwachsene, Angehörige

Depression ist ein Medien-thema, die eigene Betrof-fenheit ein Tabu. Beim Selbsthilfeprojekt SeeleFon können Erkrankte und Angehörige offen reden und finden Antworten auf alle Fragen.

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C.

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6 Youth-Life-Line

Arbeitskreis Leben Reutlingen-Tübingen e. V.

Jugendliche

Jugendliche erleben Krisensituationen beson-ders intensiv. Bei der Youth-Life-Line können sie anonym Dampf ablassen, statt von ihren Sorgen immer mehr erdrückt zu werden.

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7 Aufbau eines Bipolar-Selbsthilfenetzwerkes

Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V.

Betroffene Erwachsene

Die Versorgung von Menschen mit bipolarer Störung steckt noch in den Kinderschuhen. Die DGBS baut ein Selbsthilfe-netzwerk auf und bezieht Betroffene, Angehörige und Fachkräfte ein.

A.

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11 Ver-rückte Zeiten

Familienhaus Magdeburg gGmbH

Kinder, Jugendliche

Kinder depressiver Eltern haben ein erhöhtes Risiko, selbst an Depression zu er-kranken. Das Präventions-projekt „Ver-rückte Zeiten“ ermöglicht den Kindern eine positive Entwicklung.

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8 Flächendeckende psycho-soziale Selbsthilfe für Thüringen

Lebensumwege e. V. Psychosoziale Selbsthilfe Thüringen

Betroffene Erwachsene, Angehörige

Depressionen gehen oft mit sozialer Isolation und Antriebslosigkeit einher. Lebensumwege e. V. aktiviert Betroffene über wohnraumnahe Selbsthil-fegruppen in Thüringen.

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D.

9 Gründung neuer AGUS-Selbsthilfegruppen für Suizidtrauernde

AGUS e. V. – Angehörige um Suizid

Suizidtrauernde (Erwach-sene, Kinder)

Wenn ein Mensch sein Leben beendet, sind die Hinterbliebenen in ihrer Trauer gefährdet, an einer Depression zu erkranken. AGUS-Selbsthilfe steht ihnen in dieser Krise zur Seite.

A.

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D.

10 Hilfe zur Selbsthilfe in Gesprächen

Selbsthilfe bei Depressio-nen e. V.

Betroffene Erwachsene

Antriebslosigkeit macht es depressiven Menschen doppelt schwer – als Symptom und als Hindernis auf dem Weg zur Heilung. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ermutigt Betroffene, aktiv zu werden.

A.

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12 Münchner Woche für Seelische Gesundheit

Münchner Bündnis gegen Depression e. V.

Betroffene, Angehörige, Ärzte, Medien

Viele Depressionen bleiben unerkannt. Deshalb sind eine breite Aufklärung und die Vernetzung aller Akteure essenziell. Das Münchner Bündnis gegen Depression nimmt das in die Hand.

A.

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13 Netzwerk zur Verbes-serung der Versorgung depressiv erkrankter Menschen

Deutsches Bündnis gegen Depression e. V.

Betroffene, Angehörige, Ärzte, Medien

Depression richtig zu diagnostizieren und zu behandeln, vor allem aber, ihr vorzubeugen, ist ein schwieriges, undurchsich-tiges Feld. Das Deutsche Bündnis gegen Depression klärt auf.

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14 Aufbau der Selbsthilfe depressiver Patienten, Patientenvertretung

Deutsche DepressionsLiga e. V.

Betroffene Erwachsene

Depression ist eine ernst-zunehmende Krankheit. Doch wegen mangelnder Akzeptanz schweigen die Betroffenen oft zu ihrem Leid. Die Deutsche DepressionsLiga gibt ihnen eine Stimme.

LegendeA. ProjektnameB. OrganisationsnameC. ZielgruppeD. Beschreibung

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Page 22: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Handlungsansätze

Individuelle BeratungAufklärung Selbsthilfe Vernetzung und SkalierungBetreuung Interessenvertretung

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Berlin1 4

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Leipzig2 13

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Stuttgart

Schwaikheim

Tübingen

München

Bayreuth

DresdenSömmerda

Aschaffenburg

Bonn

Magdeburg

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wissen, was wirkt

Ob mit langfristiger Finanzierung oder kleiner Spende – Soziale Investoren können mit strategischer Förderung helfen, das gemein-nützige Engagement für Menschen mit Depressionen weiter zu professionalisieren und ein umfangreiches Unterstützungsnetz für Betroffene zu realisieren. Die entscheidende Frage, die jeder Soziale Investor im Vorfeld stellen sollte, ist in jedem Fall: Wirkt’s? Wer sich die Projektkonzepte anschaut und wichtige Fragen zur Projektarbeit mit der Organisation bespricht, entwickelt dafür ein gutes Gespür. Soziale Investoren können zum Beispiel vorhandene Projekte stärken, erfolgreiche Ansätze verbreiten und unterversorgte Zielgruppen unterstützen – und so insgesamt dabei helfen, Angebotslücken zu schließen.

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Page 24: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

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Page 25: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

In einem jungen Engagementfeld sollte man eines von Beginn an mitdenken: die Wirkung der Projekte bei den Zielgruppen. Diese ent-faltet sich jedoch meist erst mit der Zeit. Wer Menschen mit Depressionen wirksam hel-fen möchte, kann sich jedoch durch gezielte Nachfragen ein Bild vom Wirkungspotenzial eines Angebots machen. Ein Projekt, das wir-kungsorientiert arbeitet, erkennen Soziale In-vestoren an den folgenden acht Merkmalen.

das projekt hat einen klaren zielgruppenfokus

Abgesehen von der gemeinsamen Erkrankung sind Menschen mit Depressionen grundver-schieden. Deshalb ist es essenziell, die Ziel-gruppe für ein Projekt sehr konkret zu fassen, denn je nach Alter, persönlicher Geschichte und aktueller Lebenssituation haben die Be-troffenen sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Ein wirkungsorientiertes Projekt berücksich-tigt diese Faktoren und setzt sich lieber we-nige, aber dafür sehr klare Ziele, die die Or-ganisation mit den vorhandenen Ressourcen erreichen kann. Dazu gehört auch ein gutes Erwartungsmanagement: Ratsuchende soll-ten sehr schnell erkennen können, was das Angebot konkret leistet und leisten kann – und was nicht. Ebenfalls wichtig ist gerade beim direkten Kontakt zu Menschen mit De-pressionen ein Notfallplan für Suizidankündi-gungen, zum Beispiel über eine Kooperation mit Notfall-Krisendiensten vor Ort.

die zielgruppen-ansprache ist aktivierend

Die Gruppe derjenigen, die bislang nicht nach Hilfe gefragt haben, ist unter Menschen mit Depressionen besonders groß. Einer-seits schämen sich die Betroffenen oftmals für ihre Situation und trauen sich mitunter nicht einmal, sich selbst die Erkrankung ein-zugestehen. Andererseits wird ihre Teilnah-me an Unterstützungsangeboten durch die depressionsbedingte Antriebslosigkeit und soziale Isolation noch erschwert. Der Zugang zu einem Projekt sollte deshalb besonders niedrigschwellig sein. Die Organisation kann Betroffene zum Beispiel über Kooperationen mit Hausärzten und Psychotherapeuten zum Angebot lotsen. So sind auch ergänzende Informationsangebote und eine gute Öffent-lichkeitsarbeit wichtige Faktoren für eine wirksame Projektarbeit, denn sie können die Erkrankten dazu ermutigen, unverbindlich Kontakt aufzunehmen und das Angebot ken-nenzulernen.

das angebot ist leicht zu erreichenWohnortnahe Hilfe ohne Wartezei-

ten: Um Menschen mit Depressionen unkom-pliziert und schnell Hilfe anbieten zu können, müssen die Angebote schlichtweg leicht zu erreichen sein. Hier benötigt das Projekt die notwendigen Ressourcen, um umfassende Öffnungs- oder Sprechzeiten sowie schnelle

was zeichnet wirkungsvolle projektarbeit aus? acht gelingenskriterien

Wirkungsorientiert fördern Welches Projekt leistet gute Arbeit? Wo erreicht mein Geld die größte Wirkung? Wer leistungsstarke Organisationen und vorbildliche Projekte unterstützen möchte, sollte immer die Frage nach der Wirksamkeit stellen. Mit den acht Gelingenskriterien für wirkungs-volle Projektarbeit können Soziale Investoren prüfen, ob die Grundlagen dafür gegeben sind. Einige Aspekte lassen sich im Web recherchieren, andere können am besten persönlich mit einem Projektverantwortlichen geklärt werden. In jedem Fall sollte die Organisation über die Themen transparent kommunizieren und zu den einzelnen Fragen auskunfts-fähig sein. Mehr über Transparenz erfahren Sie unter www.phineo.org / phineo / transparenz

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Page 26: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Reaktionen auf eine Anfrage gewährleisten zu können. Telefon- oder E-Mail-Beratungen sind enorm wichtig, da sie auch jene errei-chen, die kaum mehr in der Lage sind, ihre so-ziale Isolation zu überwinden. Genauso wich-tig sind Projekte, die Angebote ganz gezielt dort schaffen, wo es bislang noch gar keine Unterstützung für Menschen mit Depressio-nen gibt.

die interessen der betroffenen wer- den berücksichtigt

Die Arbeit mit Menschen mit Depressionen er-fordert viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Oftmals schämen sich die Betroffenen für ihre Erkrankung und müssen Schritt für Schritt an die passenden Hilfsangebote herangeführt werden. Vertrauen spielt dabei eine große Rolle. Wenn die Betroffenen anonym bleiben können und wenn sich die Projektmitarbeiter Zeit nehmen, um die individuelle Situation des Erkrankten besprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen zu können, ist das ein wichtiger Türöffner für alle weiteren Unter-stützungsangebote. Ein Angebot sollte im-mer motivieren und niemals zwingen.

die helfer werden achtsam eingesetztMenschen mit Depressionen zu

unterstützen, ist eine große emotionale He-rausforderung. Wer in einem helfenden Beruf arbeitet, zählt selbst zur Risikogruppe für

eine Depression. Deshalb ist es enorm wich-tig, dass hauptamtliche und ehrenamtliche Helfer im Projekt gut qualifiziert werden und regelmäßige Weiterbildungen und Supervisi-on erhalten. Die Organisation muss gut abwä-gen: Welche Maßnahmen kann sie anbieten, ohne die Helfer zu überlasten? Hier ist eine transparente Kommunikation essenziell, denn wenn die Sprechzeiten auf den ersten Blick sehr knapp wirken, diese aber zum Schutz der Helfer so gewählt wurden, spricht das am Ende vor allem für die Qualität und Sorgfalt der Projektarbeit.

die organisation hat eine lernkultur

Gerade in einem jungen Engagementfeld wird vieles erstmals ausprobiert. Man sollte dabei jedoch fragen: Nutzt die Organisation neue Erkenntnisse aus der Forschung und Erfahrun-gen anderer gemeinnütziger Organisationen aus ähnlichen Engagementbereichen für ihr Projektkonzept? Reflektiert sie ihre eigenen Erfahrungen und gibt sie das Wissen weiter? Anonyme Angebote und schwer greifbare Zie-le wie Aufklärung oder Vernetzung erschwe-ren zwar das Monitoring und die Evaluation der Projektarbeit. Wer aber zumindest seine Aktivitäten erfasst und die Outputs auswer-tet, wer also ein systematisches Monitoring durchführt, schafft eine Grundlage dafür, sein Projekt wirkungsorientiert weiterzuent-wickeln.

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SELBSTHILFEGRUPPEN

Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) ist eine gute Anlaufstelle für alle Fragen zum Thema Selbsthilfe. Betroffene und Angehörige können in der Datenbank Selbsthilfegruppen in der Nähe suchen, und wer selbst eine Gruppe aufsetzen möchte, erhält wertvolle Tipps und Leitfäden für die Gründung und den laufenden Betrieb einer Selbsthilfegruppe.www.nakos.deDie Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe vertritt die Interessen von Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten gegenüber Politik und Gesellschaft. Sie ist Dachorganisation für regionale und örtliche Selbsthilfegruppen und -vereine und erstellt unter anderem Leitlinien zur Zusammenarbeit von Selbsthilfeorganisationen und Wirtschaftsunternehmen. www.bag-selbsthilfe.de

die organisation ist stabil aufgestellt

Da sich in diesem Bereich viele Betroffene und ehemals Betroffene engagieren, ist es beson-ders wichtig, stabile Organisationsstrukturen und eine stabile Projektleitung zu etablieren. Gibt es einen schnell umsetzbaren Plan für den Fall, dass jemand aufgrund der Erkran-kung ausfällt? Nehmen Betroffene eine Rolle ein, die sie nicht überfordert? Nur so sind Qua-lität und Wachstum langfristig möglich.

die organisation ist mit relevanten akteuren vernetzt

Eine umfassende Unterstützung für Men-schen mit Depressionen ist nur möglich, wenn die relevanten Akteure Hand in Hand arbeiten. Wer vor Ort gut mit dem professio-nellen Hilfesystem, also zum Beispiel mit Ärz-ten, Psychologen und Kliniken, aber auch mit anderen Anbietern von Unterstützungsmaß-nahmen vernetzt ist, kann die Synergien in der täglichen Arbeit und damit für die Versorgung der Betroffenen nutzen. Wenn die einzelnen Akteure die Strukturen vor Ort gut kennen, können sie Betroffene gezielt weitervermit-teln und ihnen so das Gefühl geben, hier sicher und gut aufgehoben zu sein. Gleich-zeitig können die einzelnen Netzwerkpartner voneinander lernen und ihr Angebotsnetz gemeinsam optimieren.

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Page 28: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

so können soziale investoren das engagementfeld stärken Eine Investition in gemeinnützige Projekte für Menschen mit Depressionen lohnt sich. Da das Themenfeld noch sehr jung ist, können Soziale Investoren mit gezielter Förderung helfen, das Engagementfeld strategisch auf- und auszubauen und ein umfangreiches Hilfenetz für Betroffene zu realisieren.

vorhandene angebote stärken

Menschen mit Depressionen benötigen einen unkomplizierten und schnellen Zugang zu Hilfsangeboten. Soziale Investoren können bereits etablierte Projekte dabei unterstützen, ihre Er-reichbarkeit auszubauen und zum Beispiel längere Öffnungs-zeiten, ein Rund-um-die-Uhr-Krisentelefon oder eine Antwort-garantie für E-Mails binnen 24 Stunden einzurichten. Dafür benötigen die Organisationen in erster Linie Personal – einer-seits für die direkte Betreuung der Betroffenen, andererseits aber auch für die Koordination und Betreuung der Helfer. Hier können Soziale Investoren finanziell unterstützen, sie können aber auch Räumlichkeiten für zum Beispiel die Treffen der Selbsthilfegruppen zur Verfügung stellen. Gerade während der Wachstumsphase noch junger Organisationen ist es essenziell, das Management zu stärken und auszubauen, damit ausrei-chend Zeit und Raum vorhanden ist, um sich optimal um die Betroffenen und die Helfer zu kümmern.

umfassende, flächen-deckende versorgung ermöglichen

Wer an einer Depression erkrankt ist, braucht niedrigschwellige Hilfsangebote in Wohn-raumnähe. Gerade in ländlichen Gegenden und im Osten Deutschlands gibt es bislang nur sehr wenige Projekte für Menschen mit Depressionen. Dabei wären sie gerade hier besonders wichtig, da es in diesen Regionen gleichzeitig eine frappierende Unterversor-gung durch das professionelle Hilfesystem gibt. Soziale Investoren können dabei helfen, wirksame Ansätze und Projekte zu skalie-ren und zu verbreiten – und so ein flächen-deckendes Angebotsnetz knüpfen. Konkret heißt das: neue Projektstandorte samt Perso-nal und Räumlichkeiten mitfinanzieren oder auch in Projekte investieren, die eher im Hin-tergrund die ebenso wichtige Organisation, Koordination und Vernetzung der Angebote leiten.

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unterversorgte zielgruppen unterstützen

Jede Depression ist komplex und verlangt den Helfern viel Einfühlungsvermögen und Geduld ab. Deshalb ist es wichtig, für jedes Angebot eine klar abgesteckte Zielgruppe im Blick zu haben. Das heißt jedoch auch, dass einige Zielgruppen bislang erst wenig bedacht und versorgt sind. Menschen mit Migrationshintergrund zum Beispiel kämpfen oftmals nicht nur mit der Depres-sion, sondern zusätzlich mit kulturellen und sprachlichen Barrieren. Soziale Investoren können fremdsprachige Angebote beziehungsweise fremdsprachige Optionen ermöglichen. Eine wei-

tere unterversorgte Zielgruppe sind ältere Menschen. Mit dem Übergang vom Beruf in die Rente ändert sich ihr Leben gravie-rend – gleichzeitig steigt die Zahl der Depressionserkrankun-gen. Menschen mit einer Altersdepression haben jedoch ganz eigene Bedürfnisse und Ansprüche an eine Unterstützung und beschäftigen sich mit anderen Fragen und Emotionen als jün-gere Betroffene. Sie benötigen Angebote, die diese Fragen und Emotionen im Blick haben. Wichtig wären dabei Projekte, die sich zum Beispiel an Altersheime andocken oder in Wohnviertel gehen, in denen ein großer Anteil älterer Menschen lebt. Auch obdachlose Menschen stehen bislang zu wenig im Fokus der Leistungen. Sie beschäftigen sich jeden Tag aufs Neue mit ganz grundlegenden Sorgen ums Überleben, die seelische Gesund-heit bleibt dabei auf der Strecke. Bei vielen von ihnen ist die Depression schon in einem Spätstadium. Sie brauchen Ange-bote, die ganz gezielt auf ihre Situation eingehen können. Um diese Zielgruppe überhaupt erreichen zu können, brauchen die Organisationen gute Partner, zum Beispiel die Tafel oder eine Obdachlosenzeitung. Teil des Angebots kann zum Beispiel die Schulung der dortigen Helfer sein, die Projekte können den ob-dachlosen Menschen aber auch ganz praktisch unter die Arme greifen, sie beispielsweise zum Arzt begleiten oder mit ihnen ganz alltägliches Wohnen und Leben trainieren.

innovative angebote schaffen

Gerade im Bereich Betreuung und Be-gleitung von Menschen mit Depressi-onen haben die gemeinnützigen Orga-nisationen noch viel Spielraum und viel Potenzial. Ob pädagogisch begleitete Aktivitäten, Theater- und Kunstprojekte oder auch die Begleitung im Alltag – es gibt zahllose kreative Mittel und Wege, die Betroffenen wieder behutsam an das soziale Miteinander heranzuführen, ih-nen Mut zu machen und ihre Motivation Schritt für Schritt aufzubauen. Die Or-ganisationen können sich dabei viel von anderen Engagementfeldern abschauen und auch beobachten, was zum Beispiel in Kliniken neben der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung an-geboten wird. Viele Maßnahmen lassen sich relativ einfach auf zivilgesellschaft-liche Projekte für Menschen mit Depres-sionen übertragen. Soziale Investoren können diesen Innovationsgeist fördern und die Organisationen dabei unterstüt-zen, neue Angebote zu realisieren.

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multiplikatoren schulen

Apotheker, Physiotherapeuten, Lehrer, Pfarrer, Polizisten, Personalverantwort-liche, Hausärzte und Mitarbeiter im Jobcenter – viele Personen treffen vor allem in ihrem Beruf auf Menschen mit Depressionen. Doch nur wenn sie für die Anzeichen einer Depression und für den richtigen Umgang mit Betroffe-nen sensibilisiert sind, können sie entsprechend reagieren und den Betroffenen gegebenenfalls besser helfen. Deshalb ist es nach wie vor eminent wichtig, in Projekte mit einem Fokus auf Aufklärung und Schulung relevanter Akteure zu investieren. So helfen Soziale Investoren nachhaltig dabei, den Boden für eine wirksame Versorgung von Menschen mit Depressionen zu bereiten.

fachliche standards etablieren

Viele Organisationen erfassen die Resultate ihrer Arbeit bereits über ein-faches Monitoring und Feedbacks der Zielgruppen. Um ihre Wirkung aber umfassender prüfen zu können und auf Basis dessen die Projekte weiterzu-entwickeln, fehlen nicht immer das Wissen, sondern oftmals die Mittel. Soziale Investoren können hier in Personal investieren, das sich gezielt dieser Aufgabe widmet. Sie können aber auch eine externe Evaluation finanzieren und so gleichzeitig die Vernetzung von Organisation und Wissenschaft vorantreiben.

strukturen dauerhaft fördern

In vielen Engagementfeldern entstehen neue Projekte meist bei bereits etablierten Organisa-tionen. In einem jungen Engagementfeld wie Depression entwickeln sich die Organisationen mitunter jedoch erst nach Projektstart, wenn sich beispielsweise eine informelle Selbsthilfe-gruppe institutionalisieren möchte. Diese Organisation muss aufgebaut werden und braucht Strukturen, die das Projekt nicht nur heute, sondern auch in Zukunft tragen können. Deshalb ist es gerade in der Start-up-Phase essenziell, nicht nur punktuell Projekte zu fördern, sondern langfristig in die Strukturen der Organisation zu investieren. So erhält die Organisation die Mög-lichkeit, eine Infrastruktur aufzubauen und eigene Finanzierungsmechanismen zu etablieren, anstatt alle Ressourcen in die Projektarbeit zu stecken.

den helfern helfen

Ob Supervision, Weiterbildungen oder die Finanzierung eines Betreuers für die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer – Soziale Investoren können auf vielfältige Weise dazu beitragen, die Projekt-mitarbeiter zu entlasten und sie so in ihrem En-gagement zu stärken. Das fördert sowohl die Qualität der Projektar-beit als auch die Stabi-lität der Helfer, denn sie tragen ein hohes Risiko, selbst an einer Depres-sion zu erkranken.

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was möchten sie tun?der weg zu wirkungsvollem engagement

Sie wollen das Engagement für Menschen mit Depressionen stärken und möchten wissen, an welchen Punkten Sie wie helfen können? Die folgende Übersicht zeigt, wie Sie das passende Engagementfeld auswählen und dort größtmögliche Wirkung erzielen können. Orientieren Sie sich dabei an Best-Practice-Projekten: Angebote, die die Gelingenskrite-rien erfüllen, eignen sich oft hervorragend für eine Skalierung und Verbreitung. So können Sie, das Projekt, aber vor allem die Betrof-fenen vom Erfahrungsschatz aus der Praxis profitieren und die Organisation kann sich besonders stark auf Wirksamkeit und Qualität konzentrieren.

Tipps zum strategischen SpendenGerade bei größeren Förder- summen rät PHINEO dazu, bei der Spendenentscheidung strategisch vorzugehen. Mit den „10 Tipps zum strategi-schen Spenden“ unterstützt PHINEO Sie dabei, die richtigen Fragen zu stellen, um das philanthropische Engagement wirkungsvoll zu gestalten. Die Tipps finden Sie auf: www.phineo.org

Das gemeinnützige Engagement professionalisieren

Unterversorgte Zielgruppen erreichen

Ein deutschlandweites Versorgungsnetz ermöglichen

Innovationen fördern

Aufklärungsarbeit unterstützen

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Page 32: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

hier können sie ansetzen:

so kann ihr engagement angebotslücken schliessen:

Ermöglichen Sie den Auf- und Ausbau hauptamtlicher Stellen in der Organisation!

Investieren Sie in die Qualitätsentwicklung in der Organisation!

Fördern Sie spezielle Angebote zum Beispiel für obdachlose Menschen!

Helfen Sie bei der Ver- breitung professioneller Angebote!

Unterstützen Sie Pilot- projekte!

Fokussieren Sie auf ziel-gruppenspezifische Informationsangebote!

Um einen niedrigschwelligen Zugang zu den Angeboten gewährleisten zu können, benö-tigen gerade Beratungsprojekte ausreichend Fachpersonal, um Anfragen zeitnah begegnen zu können. Und da Menschen in helfenden Berufen selbst ein hohes Risiko für eine Depressionserkrankung haben, können Sie den Helfern mit der Finanzierung einer regelmäßigen Supervision unter die Arme greifen. Sie können darüber hinaus in haupt-amtliche Stellen für die Koordination und Organisation der Projektarbeit und -mitarbeiter investieren oder eine Koordinationsstelle einrichten, die sich um die Vernetzung der Orga-nisation mit relevanten Akteuren kümmert.

Ein systematisches Monitoring ist die Ausgangsbasis für die Qualitätsentwicklung eines Projektes. Helfen Sie den Organisationen dabei, niedrigschwellige Qualitätssicherungs-maßnahmen zu installieren. Sie können darüber hinaus aber auch eine externe Evalua-tion des Angebots finanzieren.

Wohnungslose werden durch die bestehenden Projekte kaum erreicht, gleichzeitig ist die Krankheit bei den meisten obdachlosen Menschen bereits sehr weit fortgeschritten. Investieren Sie in aufsuchende Angebote, die gut auf die besondere Situation dieser Menschen eingehen und ihnen helfen können.

Unterstützen Sie die empfohlenen Organisationen bei ihrem Wachstum und ihrer Verbreitung.

Treiben Sie den Aufbau besserer Versorgungsstrukturen in ländlichen, strukturschwachen Regionen voran. Sie können beispielsweise lose Selbsthilfegruppen finanziell dabei unterstützen, sich zu institutionalisieren.

Viele wissenschaftlich belegte Therapieansätze eignen sich hervorragend dafür, Menschen mit Depressionen besonders niedrigschwellig zu helfen. Ob Gärtnern, Fahrradtouren oder Musizieren – viele Ansätze sind sehr erfolgversprechend. Sie können Organisationen finanziell unter die Arme greifen und ihnen dabei helfen, entsprechende Projekte zu realisieren.

Veranstaltungen für Betroffene, zum Beispiel ein Patientenkongress, schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe: Erkrankte können sich zu allen Fragen rund um das Thema Depressionen informieren, relevante Akteure erhalten eine Plattform zum Austausch und zur Vernetzung, und die Notwendigkeit guter Versorgungsstrukturen erhält hilfreiche öffentliche Aufmerksamkeit. Mit Ihrem finanziellen Engagement können Sie die Organisa-tion und Durchführung derartiger Veranstaltungen entscheidend vorantreiben.

Investieren Sie in Kampagnen, die möglichst praxisnah konkrete Zielgruppen und Lebens-situationen ansprechen.

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Page 33: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Analyse des Projekts im Themenfeld auf

sein Wirkungspotenzial

Analyse der Organisation auf ihre Leistungsfähigkeit

Analyse des Themenfeldes mit seinen Herausforderungen und Besonderheiten

die phineo-methode: analyse mit herz und verstand

die acht kriterien der phineo-analyseFünf organisationsbezogene und drei projekt-bezogene Kriterien bilden den Fahrplan für die Einschätzung einer gemeinnützigen Organi-sation und der Wirksamkeit ihrer Aktivitäten. Die Analyse der einzelnen Kategorien setzt sich aus der Bewertung zahlreicher Unterka-tegorien zusammen.

Die Einschätzung des Wirkungspotenzials des Projekts erfolgt über folgende drei Kriterien:

Ziele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Die Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Organisation erfolgt über die folgenden fünf Kriterien:

Vision und StrategieLeitung und PersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz und Öffentlichkeitsarbeit

Die PHINEO-Analyse ist ein unabhängiges Analyseverfahren für gemeinnützige Aktivitäten. PHINEO analysiert gemeinnützige Organisationen hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit und des Wirkungspotenzials ihrer Projekte. Die PHINEO-Analyse besteht aus einem vierstufigen Verfahren, das gemeinnützigen Organisationen aller Art und Größe offensteht. Am Ende der Analyse steht eine umfassende Einschätzung der Handlungsansätze, Chancen, Herausforderungen und Förderbedarfe der Organisationen, die übersichtlich in einem Porträt dargestellt werden. Die Teilnahme am Analyseverfahren ist für die gemeinnützigen Organisa- tionen kostenfrei.

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Page 34: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Eine ausführliche Darstellung der Methode finden Sie in dem 52 Seiten umfassenden Handbuch „Engagement mit Wirkung“ auf: www.phineo.org

themenreports als orientierungDen inhaltlichen Rahmen für die PHINEO-Analyse bilden die Themenreports. Sie stellen den Stand der Forschung und erfolgreiche Handlungsansätze gemeinnützigen Engage-ments in verschiedenen Bereichen vor. Diese Kontextanalyse ist die Voraussetzung, ge-meinnützige Arbeit in konkreten Bereichen angemessen einschätzen zu können. Denn für gemeinnützige Arbeit im Bereich Demenz gelten beispielsweise andere Rahmenbedin-gungen als in der Umweltbildung. Für die Erar-beitung des Themenreports arbeitet PHINEO immer mit Experten aus den jeweiligen The-menfeldern zusammen.

engagement mit wirkung

Vermuten ist gut, herausfinden ist besser.

in vier schritten zum wirkt-siegel Eine Empfehlung durch PHINEO setzt das er-folgreiche Durchlaufen aller vier Analysestu-fen voraus.

In einem ersten Schritt geben die Organisati-onen Auskunft über ihre Aktivitäten und Pro-jekte sowie zu ihrer Gemeinnützigkeit. Passt diese Darstellung zum ausgeschriebenen The-ma und erfüllt das Projekt die PHINEO-Anfor-derungen, senden sie im nächsten Schritt Informationsmaterialien – darunter die Sat- zung, Jahresberichte, Finanzinformationen und Berichte über ihre inhaltliche Arbeit – an PHINEO. Diese werden vom Analystenteam beurteilt.

In der nächsten Stufe stehen Besuche bei den gemeinnützigen Organisationen an: Die Analysten verschaffen sich vor Ort ein Bild. Ist das Team insgesamt von der Arbeit über- zeugt, schlägt es die Organisation für die Em- pfehlungskommission vor. Die dort versam- melten externen Experten entscheiden ab- schließend darüber, welche Organisationen und Projekte von PHINEO empfohlen werden und das Wirkt-Siegel erhalten.

Das Verfahren zur Erstellung des Themenreports

Gutachten

Expertensitzung

Veröffentlichung des Themenreports

Vertiefende Recherchen und Interviews321

Finale Bewertung

Empfehlungskommission

Zusammenfassung und Analyse aller Erkenntnisse aus dem Bewerbungsverfahren

PHINEO-Qualitätsempfehlung /Wirkt-Siegel

Erhebung der Daten

Online-Fragebogen

Informationsmaterialien

Vor-Ort-Besuche bei gemeinnützigen Organisationen

Das Verfahren zur Empfehlung von Organisationen und Projekten

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Page 35: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Dr. Thomas Stracke Bundesministerium für Gesundheit, Berlin

Auch bei den Mitgliedern der Empfehlungs-kommission bedanken wir uns herzlich:Weert Diekmann DekaBank Deutsche Girozentrale, Frankfurt am MainDr. Steen Ehlern Ferguson Partners Family Office Ltd., ZürichDr. Stefan Fritz Unicredit Bank AG, MünchenProf. Dr. Bettina Hohn Hochschule für Wirtschaft und Recht BerlinMonika Sandrock Balanced Solutions, MünchenDr. Dirk Scheffler e-fect dialog evaluation consulting eG, TrierMirjam Schwink Baden-Württembergische Bank, StuttgartJohanna von Hammerstein BürgerStiftung HamburgDr. Heinrich Weninger Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft, WienHans-Günter Zeger Rotary Club, Berlin

Für das Einbringen der themenspezifischen Expertise in die Empfehlungskommission danken wir: Prof. Dr. Peter Henningsen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psycho-therapie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität MünchenDr. Katja Salkow salus ambulanz, Berlin

Die PHINEO g AG bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten, die an der Erarbeitung des Themenreports „Depression“ mitgewirkt ha-ben. Dieser Themenreport und die dazugehö-rigen Porträts wären ohne die kontinuierliche und kompetente Begleitung durch eine Viel-zahl von renommierten Wissenschaftlern und erfahrenen Praktikern im Bereich Depression sowie Kennern des gemeinnützigen Sektors nicht möglich gewesen.

Für die laufende fachliche Begleitung dieses Themenreports sowie die Teilnahme an der Empfehlungskommission danken wir herzlich:Prof. Dr. Christian Otte Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité Universitätsmedizin, Berlin

Ein ebenso herzlicher Dank gilt den Exper-ten, die uns bei der thematischen Vorberei-tung dieses Reports in einem ganztägigen Workshop unterstützt haben:Prof. Dr. Ulrich Hegerl Universitätsklinikum Leipzig, Bündnis gegen Depression e. V.Dr. Martin Kremser Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten, Freiburg Prof. Dr. Ursula Luka-Krausgrill Johannes-Gutenberg-Universität MainzFrançoise Margue Deutsche Depressions-liga e. V., SchwaikheimProf. Dr. Elisabeth Pott Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, KölnProf. Dr. Armin Schmidtke Klinik für Psychiatrie der Universität Würzburg

herzlichen dank!

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Page 36: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Kontakt

PHINEO gAGAnna-Louisa-Karsch-Str. 210178 BerlinTel. +49 . 30 . 52 00 65 - 400Fax +49 . 30 . 52 00 65 - [email protected]

Diesem Themenreport liegen in der gedruckten Fassung Projektporträts der von PHINEO empfohlenen Organisa- tionen und Projekte bei. Die Informa-tionen zu den Organisationen basieren auf deren eigenen Angaben. Eine vollständige Überprüfung dieser Angaben ist trotz sorgfältiger inhalt- licher Kontrollen durch PHINEO nicht möglich. PHINEO übernimmt daher keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Informationen. Gleiches gilt für die zukünftige Entwicklung von Projekten und Organisationen. Finanzielle Investitionen erfolgen in jedem Fall auf eigenes Risiko. Eine rechtliche Verpflichtung von PHINEO aufgrund der Bereitstellung der Informationen besteht nicht. Ansprüche gegen PHINEO, die auf die Nutzung der veröffentlichten Inhalte und besonders die Nutzung fehlerhafter und unvoll- ständiger Informationen zurückgeführt werden, sind ausgeschlossen.

Schutzgebühr Druckausgabe: EUR 19,90

impressum

1. Auflage, November 2012© PHINEO, Berlin

Für inhaltliche Fragen zu diesem Themen- report stehen Ihnen gern zur Verfügung:Doreen [email protected] Schä[email protected]

Hauptverantwortung: Philipp Hoelscher, Ina EpkenhansAnalyse: Doreen Kubek, Sonja Schäffler (verantwortliche Analysten), Charlotte Buttkus, Franz-Martin Schäfer, Kerstin Albrecht, Julia Propp, Zoë Felder (Zusatzanalysten)Redaktion: Annett ZühlkeGrafik, Layout: Yvonne DickopfDruck: Druckhaus Berlin-Mitte GmbH

BildnachweiseTitel, S. 4 / 5, S. 22 / 23: 123rfS. 1: PHINEO gAG / Yvonne DickopfS. 10 / 11: F1online

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Page 37: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Kruse / Herzog (im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung), Zwischenbericht zum Gutachten „Zur ambulanten psychosomatischen / psychotherapeutischen Versorgung in der kassenärztlichen Versorgung in Deutsch-land – Formen der Versorgung und ihre Effizienz“, Gießen / Heidelberg 2012

Lubbadeh, Psychologen-Mangel in Deutschland. Therapeut verzweifelt gesucht. In: Spiegel Online, Hamburg 2012

Rau / Gebele / Morling / Rösler, Untersuchung arbeitsbeding-ter Ursachen für das Auftreten depressiver Störungen, Dortmund / Berlin / Dresden 2010

Robert-Koch-Institut (Hrsg.), Erste Ergebnisse aus der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS). In: Bundesgesundheitsblatt, Heft 8 / 2012, Berlin 2012, S. 980 – 990

Robert-Koch-Institut (Hrsg.), Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 51: Depressive Erkrankungen, Berlin 2010

Siegrist / Dragano, Psychosoziale Belastungen und Erkrankungsrisiken im Erwerbsleben: Befunde aus internatio-nalen Studien zum Anforderungs-Kontroll-Modell und zum Modell beruflicher Gratifikationskrisen. In: Bundesgesund-heitsblatt, Heft 3 / 2008, Berlin 2008, S. 305 – 312

Der Spiegel (Hrsg.), Patient Seele. Wie die Psyche wieder ins Gleichgewicht kommt. Spiegel Wissen, Heft 1 / 2012, Hamburg 2012

Der Spiegel (Hrsg.), Das überforderte Ich. Stress, Burnout, Depression. Spiegel Wissen, Heft 1 / 2011, Hamburg 2011

Wiegand-Grefe/Geers/Rosenthal/Plaß, Kinder psychisch kranker Eltern – Risiko, Resilienz und Prävention. In: Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 31, Köln 2009, S. 161 – 168

World Health Organizsation (Hrsg.), Promoting Mental Health: Concepts, Emerging Evidence, Practice, Genf 2004

Allianz Deutschland AG (Hrsg.), Depression – Wie die Krankheit unsere Seele belastet, München 2011

Berufsverband Deutscher Nervenärzte e. V. (Hrsg.), Psychopathologie in Kunst & Literatur – Von der Melancholie zum depressiven Syndrom. In: NeuroTransmitter, Heft 5 / 2007, Aachen 2007, S. 108 – 113

Blech, Schwermut ohne Scham. In: Der Spiegel, Heft 6 / 2012, Hamburg 2012, S. 122 – 131

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.), Seele aus der Balance. Erforschung psychischer Störungen, Bonn / Berlin 2010

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.), Es ist, als ob die Seele unwohl wäre … Depression – Wege aus der Schwermut. Forscher bringen Licht in die Lebensfinsternis, Bonn / Berlin 2007

Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.), Forum zur Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen in Deutschland. Bericht. 6. Nationales Gesundheitsziel Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln, Berlin 2006

Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (Hrsg.), Was zu tun ist: Agenda 2020 zur Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung, Bonn 2010

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde et al. (Hrsg.), S3-Leitlinie / Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, Berlin 2012

Gemeinsamer Bundesausschuss (Hrsg.), Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Durchführung der Psychotherapie (Psychotherapie-Richtlinie), Berlin 2011

Grefe, Coach oder Couch. In: Die Zeit, Heft 28 / 2012, Hamburg 2012

Joy / Miller, Don’t mind me: Adults with mental health problems. A guide for donors and funders, London 2006

literaturverzeichnis

Weitere Literaturtipps sowie interessante Links zum Thema finden Sie unter: www.phineo.org

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Page 38: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationAGUS e. V. – Angehörige um Suizid

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 1995

KontaktElisabeth BrockmannGeschäftsführerinMarkgrafenallee 3 a95448 Bayreuth+49 . 9 21 . 1 50 03 [email protected] www.agus-selbsthilfe.de

Das ProjektStart des Projekts: 1989Erreichte Personen: aktuell rund 570 Personen über Selbsthilfegruppen, jährlich rund 2.000 Beratungen und 700 Erstkontakte in der Beratung, 2.200 Personen über Internetforum, 190 Teilnehmer an Seminaren, 500 Gespräche mit sekundären ZielgruppenWirkungsregion: lokal, regional, bundesweit

Einnahmen Organisation = Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation = ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

103.000 €129.024 €152.114 €

1,86

100

herausforderungTrauer kann Depressionen auslösenWenn ein Mensch sein Leben beendet, sind die Hinterbliebenen in ihrer Trauer gefährdet, an einer Depression zu erkranken. AGUS-Selbsthil-fe steht ihnen in dieser Krise zur Seite.

In Deutschland nehmen sich jährlich etwa 10.000 Menschen das Leben. In vielen Fällen markiert der Suizid die Folge einer schweren De-pression. Für die Familie, Freunde oder Kollegen kommen in diesem Fall zur Trauer über den Ver-lust eines geliebten Menschen häufig auch Schuldgefühle, Wut, Scham oder Verleugnung hinzu. Manchmal verlieren sie sogar ihre eigene Lebensperspektive. Viele Hinterbliebene laufen dabei Gefahr, selbst an einer Depression zu er-kranken, in drastischen Fällen sogar mit Folge-suizid. Das Problem: Den Betroffenen ist meist nicht bewusst, wann aus trauertypischen Symp-tomen eine behandlungsbedürftige Depression wird – auch, weil Trauer durch wechselnde Hoch- und Tiefphasen gekennzeichnet ist, die nicht linear verlaufen. Auf sich allein gestellt können die Hinterbliebenen jedoch nur selten eine gute Bewältigungsstrategie entwickeln. Sie brauchen eine längerfristige Begleitung in ihrer Trauer. Doch entsprechende Angebote sind rar. Und das soziale Umfeld der Betroffenen er-schwert die Situation zusätzlich durch ableh-nende oder sogar anklagende Reaktionen, denn Suizid ist auch heute noch ein gesellschaftliches Tabu.

handlungsansatzSelbsthilfe für SuizidhinterbliebeneSuizidtrauernde erhalten bei AGUS die notwen-dige Unterstützung, um mit ihrer Situation bes-ser umgehen zu können. Der Verein baut ein Netzwerk von Selbsthilfegruppen auf, um dieser bislang wenig beachteten Zielgruppe einen ein-fachen Zugang zu Hilfsangeboten vor Ort zu er-möglichen. Die Gespräche mit Menschen, die ein ähnliches Schicksal teilen, können den Be-troffenen eine große Last von den Schultern nehmen. Hier fühlen sie sich verstanden. Und hier erarbeiten sie gemeinsam mit Gleichge-sinnten Möglichkeiten und Strategien, um ihren Alltag besser bewältigen zu können.

Die Selbsthilfegruppen werden von zwei bis drei Betroffenen geleitet, die für ihre Aufgaben spe-ziell durch AGUS geschult werden. AGUS ver-steht sich als Qualitätsmarke und hat entspre-chende Standards für Strukturen und Abläufe in den Gruppen etabliert. Die AGUS-Gruppen ar-beiten vor Ort eng mit Krisendiensten, Hospizen und der Notfallseelsorge zusammen, die ihrer-seits hilfebedürftige Trauernde auf die Selbsthil-fegruppen aufmerksam machen. Zusätzlich zu den Selbsthilfegruppen bietet AGUS Telefonbe-ratung, ein Online-Forum und umfangreiche In-formationsmaterialien an. Darüber hinaus gibt es Seminare für Trauernde sowie Fortbildungen für sekundäre Zielgruppen zum Umgang mit Su-izidhinterbliebenen.

GRÜNDUNG NEUER AGUS-SELBSTHILFEGRUPPEN FÜR SUIZIDTRAUERNDEAGUS e. V. – ANGEHÖRIGE UM SUIZID

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Handlungsansatz:Selbsthilfe

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateNeues Selbstbewusstsein für BetroffeneAGUS stärkt die Selbsthilfe für Suizidtrauernde in ganz Deutschland. Gerade in Bayern und Nordrhein-Westfalen ist durch das Engagement des Vereins bereits ein dichtes Angebotsnetz für die Betroffenen entstanden. Derzeit gibt es 60 Selbsthilfegruppen mit jeweils im Schnitt zehn Teilnehmern. Ergänzend können die Betroffenen an therapeutisch geleiteten Wochenendtrauer-seminaren oder am speziell für Kinder und Ju-gendliche konzipierten Workshop „Young Survi-vors“ teilnehmen. Das Projekt ist ausgezeichnet am konkreten Bedarf der Zielgruppe orientiert und auf verschiedenen Ebenen hervorragend vernetzt. So ist AGUS auch im nationalen Suizid-präventionsprogramm und in der Deutschen Ge-sellschaft für Suizidprävention vertreten. Die AGUS-Zentrale koordiniert und betreut die loka-len Selbsthilfegruppen, fungiert als Ansprech-partner für die Koordinatoren vor Ort und ver-antwortet die zusätzlichen Angebote wie Seminare, das Online-Forum sowie die Aktivitä-ten zur Information und gesellschaftlichen Auf-klärung. Gerade für letzteres Ziel kann der Ver-ein bereits Erfolge verbuchen: Durch seine Aufklärungsarbeit trauen sich mittlerweile viele Betroffene mit ihren Geschichten und Bedürfnis-sen an die Öffentlichkeit und erfahren ihrerseits mehr Verständnis und Akzeptanz. Damit leistet AGUS einen entscheidenden Beitrag dazu, gleich zwei Tabus zu brechen und sowohl den Blick auf Suizid als auch auf Depressionen zu schärfen.

empfehlungenKurse zur Trauerbewältigung ermöglichenSoziale Investoren helfen mit ihrem finanziellen Engagement beim Ausbau eines Selbsthilfenetz-werks für Suizidtrauernde in ganz Deutschland und ermöglichen dieser bislang kaum berück-sichtigten Zielgruppe den Zugang zu Ansprech-partnern und Unterstützung in ihrer Nähe. Um der Organisation Planungssicherheit zu geben und die Umsetzung geplanter Maßnahmen zu ermöglichen, lohnt sich eine Investition in Per-sonalstellen.

Mit einer Spende von 100 Euro ermöglichen Sozi-ale Investoren außerdem einem Betroffenen die Teilnahme an einem AGUS-Wochenendseminar, denn viele Hinterbliebene geraten durch den Tod eines Angehörigen in finanzielle Not und können sich die Teilnahmegebühren für das Seminar nicht leisten. Eine Spende von 300 Euro wäre ein wichtiger Zuschuss für die Ausbildung neuer Ko-ordinatoren für die Selbsthilfegruppen vor Ort und damit ein notwendiger Baustein dafür, in Zukunft jedem Betroffenen eine Gesprächsmög-lichkeit in Wohnortnähe zu bieten. Eine höhere Summe von 4.000 Euro würde die Organisation für die Druck- und Portokosten einer Ausgabe des AGUS-Rundbriefs verwenden. Mit Betroffe-nenberichten, Fachartikeln und Veranstaltungs-hinweisen leistet dieser einen wichtigen und be-sonders niedrigschwelligen Beitrag dazu, dass sich die Betroffenen verstanden fühlen und einen Weg zurück in den Alltag finden. Der Rundbrief wird aktuell an 4.500 Personen ver-sendet.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 42 %

B. 2 %C. 26 %

E. 1%

G. 15 %

F. 15 %

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

GRÜNDUNG NEUER AGUS-SELBSTHILFEGRUPPEN FÜR SUIZIDTRAUERNDEAGUS e. V. – ANGEHÖRIGE UM SUIZID

Page 40: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 1985

KontaktAndreas HaensellLeitungRömerstraße 3270180 Stuttgart+49 . 7 11 . 60 06 [email protected] www.ak-leben.de

Das ProjektStart des Projekts: 1985Erreichte Personen: 400 Beratungen (2011); seit Projektstart insgesamt 8.956 BeratungenWirkungsregion: lokal, regional

Einnahmen Organisation = Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation = ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

183.164 €186.132 €190.626 €

2,253

35

herausforderungWas tun bei Depression?Was tun, wenn eine nahestehende Person Suizid begangen hat oder der eigene Lebenswille mehr und mehr schwindet? Arbeitskreis Leben hilft Betroffenen dabei, Antworten zu finden.

Es ist eine große Hürde, sich einzugestehen, dass man feststeckt, dass man eine Lebenskrise nicht mehr selbständig überwinden kann, dass man möglicherweise eine Depression hat. In der heutigen Erfolgsgesellschaft fürchten viele, dass eine Diagnose nicht in erster Linie als Krankheit, sondern als charakterliche Schwäche eingeordnet wird. Eine Fehleinschätzung mit Folgen: Die Betroffenen ziehen sich immer mehr zurück und erhalten keine adäquate Behand-lung. Beides verschärft die Situation noch wei-ter. Familie und Freunde können die Probleme in der Regel auch nicht auffangen. Viele von ihnen sind mit der Krankheit völlig überfordert und wissen nicht, wie sie sich der depressiven Per-son gegenüber verhalten sollen oder an wen sie sich mit ihren Sorgen wenden können. In drasti-schen Fällen endet eine Depression im Suizid – ein schwerer Schicksalsschlag für die Hinterblie-benen. Sie kämpfen in der Folge häufig mit posttraumatischen Belastungsstörungen und sind plötzlich selbst einem hohen Risiko ausge-setzt, depressiv oder sogar suizidgefährdet zu werden. Sie benötigen dringend Hilfe. Doch wo typisches Trauerverhalten endet und wo eine gefährliche Depression beginnt, ist schwer zu erkennen.

handlungsansatzBeratung und ehrenamtliche BegleitungDer Arbeitskreis Leben Stuttgart ist erste An-laufstelle für verzweifelte Menschen. Hier erhal-ten sie in akuten Krisen Hilfe ohne lange Warte-zeiten. Das Projekt bietet Beratung und Begleitung im Doppelpack: Fachkräfte überneh-men die konkrete Krisenintervention und Erst-beratung, ehrenamtliche Helfer begleiten die Betroffenen längerfristig zurück in den Alltag. Letztere punkten bei den Betroffenen vor allem, weil die Unterstützung ohne einen professionel-len Hintergrund alltagsnah und persönlicher ist. Die speziell für ihre Aufgabe geschulten freiwil-ligen Krisenbegleiter helfen bei der Rückkehr in ein soziales Miteinander, ohne aber Freund-schaften ersetzen zu wollen. In der Regel haben sie selbst Krisen erlebt und bewältigt und brin-gen durch diese Erfahrung eine besondere Sen-sibilität und vor allem Verständnis in die part-nerschaftliche Beziehung zum Betroffenen ein. Nach der akuten Krisenintervention kümmert sich die Organisation bei Bedarf um die Vermitt-lung an weiterführende therapeutische Hilfen.

Neben den direkt von einer Depression betroffe-nen Menschen finden aber auch Verwandte und Freunde beim Arbeitskreis Leben Stuttgart Un-terstützung dabei, mit der Depression eines An-gehörigen besser umzugehen, beispielsweise in eigenen Gesprächsgruppen. Darüber hinaus bietet die Organisation therapeutisch begleite-te Trauergruppen für Menschen, die eine nahe-stehende Person durch Suizid verloren haben.

HILFE IN LEBENSKRISEN UND BEI SELBSTTÖTUNGSGEFAHRARBEITSKREIS LEBEN STUTTGART e. V.

Die OrganisationHilfe in Lebenskrisen und bei Selbst-tötungsgefahr – Arbeitskreis Leben Stuttgart e. V. (AKL)

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Handlungsansatz:Individuelle Beratung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateBetroffene bewältigen Krisen besserDer Arbeitskreis Leben Stuttgart ist Vorreiter in Sachen Suizidprävention. Er bietet Menschen in Krisen ein rundum passendes Gesamtpaket für eine bessere Bewältigung ihrer Situation und profitiert dabei nachhaltig von seinem langjäh-rigen Erfahrungsschatz. 2011 fanden 400 Bera-tungen statt. Wie gut das Angebot angenom-men wird, zeigt sich im Vertrauen der Klienten. Viele haben beim Arbeitskreis Leben zum ersten Mal offen über ihre Lebenskrise gesprochen und scheuen sich bei erneuten Notsituationen nicht mehr, um Hilfe zu bitten. Im Laufe der Zeit ler-nen sie, mit Problemen besser umzugehen. Die Qualität des Angebots hat sich längst herumge-sprochen: Hilfebedürftige werden außer durch Prospekte und über die Website auch von ehe-maligen Klienten auf die wirkungsvolle Arbeit des Arbeitskreises Leben Stuttgart aufmerksam gemacht und finden ihren Weg ins Projekt.

Die Krisenberatung ist hervorragend in die Ge-samtaktivitäten des Vereins eingebunden. So geben die Projektmitarbeiter ihren jahrelangen Erfahrungsschatz inzwischen auch bei Fortbil-dungs- und Informationsveranstaltungen an Schulen und sozialen Einrichtungen weiter. Rund 1.000 Personen wurden 2011 auf diese Weise erreicht.

empfehlungenDie Schulung der Helfer ermöglichenDer Arbeitskreis Leben Stuttgart kombiniert pro-fessionelles Wissen mit persönlicher Note und erleichtert Menschen mit Depression so den Zu-gang zu Hilfe und Unterstützung. Soziale Inves-toren können dazu beitragen, die Versorgung von Menschen in Krisenzeiten weiter auszubau-en. Eine Spende von 3.000 Euro etwa ermöglicht die Ausbildung einer Gruppe ehrenamtlicher Krisenbegleiter. Mit dem Geld könnten nicht nur das Honorar der Lehrkräfte, sondern auch Schu-lungsmaterialien und das gemeinsame Ab-schlusswochenende in einem Tagungshaus be-zahlt werden. Für 3.500 bis 4.500 Euro kann die Organisation eine Plakataktion in der Stuttgar-ter U-Bahn starten, Herstellungskosten und Platzmiete inklusive. Kleinere Zuwendungen wiederum fließen in die Aufrüstung der techni-schen Ausstattung. So benötigt die Organisati-on beispielsweise Videoprojektoren und CD-Player für Fortbildungen. Spenden bis zu 1.000 Euro bezuschussen die Organisation von Veran-staltungen, zum Beispiel ein klassisches Bene-fizkonzert. Das Projekt überzeugt in Sachen Ziel-setzung und Konzept. Mit der Ausarbeitung konkreter strategischer Handlungsschritte zur Erreichung der organisationsübergreifenden Ziele könnte der Arbeitskreis Leben Stuttgart seine Arbeit noch wirkungsorientierter gestal-ten. Die Berichterstattung zu den Resultaten im Jahresbericht ist vorbildlich – die Einbindung der Finanzdaten schließlich würde Soziale In-vestoren mit allen relevanten Informationen versorgen.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 6 %B. 11%

C. 1%

F. 76 %

E. 1%

H. 1%G. 5 %

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

HILFE IN LEBENSKRISEN UND BEI SELBSTTÖTUNGSGEFAHRARBEITSKREIS LEBEN STUTTGART e. V.

Page 42: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationDeutsche DepressionsLiga e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 2009

KontaktFrançoise MargueStellvertretende Vorstandsvor-sitzendePostfach 115171405 Schwaikheim+49 . 71 44 . 7 04 89 [email protected]

Das ProjektStart des Projekts: 2009Erreichte Personen: 87 Personen per E-Mail-Beratung, 256 Personen via Telefonhotline, 1.100 Besucher auf dem Patientenkongress (2011)Wirkungsregion: bundesweit

Einnahmen Organisation = Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation = ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

6.171 €9.502 €

61.060 €

–1

20

herausforderungUnwissenheit führt zu StigmatisierungDepression ist eine ernstzunehmende Krankheit. Doch wegen mangelnder Akzeptanz schweigen die Betroffenen oft zu ihrem Leid. Die Deutsche DepressionsLiga gibt ihnen eine Stimme.

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland sind an einer Depression erkrankt. In etlichen Fällen wird das Leiden für die Betroffenen so un-erträglich, dass sie Suizid begehen. Dennoch wird die Schwere der Krankheit häufig verkannt und den Betroffenen nicht angemessen gehol-fen. Nur wenige haben das Glück, frühzeitig eine passende Behandlung zu erhalten. Die meisten müssen trotz ihrer schlechten Verfas-sung monatelang auf einen Therapieplatz war-ten, der dann in vielen Fällen gar nicht auf ihr individuelles Krankheitsprofil passt. Wie wenig Depressionen bisher gesellschaftlich als Krank-heit anerkannt sind, zeigt sich an der hohen Zahl Betroffener, die gar nicht erst nach Hilfe fragen. Oftmals fehlt ihnen allein schon das Bewusst-sein dafür, dass es sich bei ihren Problemen um eine behandlungsbedürftige Krankheit handelt. Und in vielen Fällen haben die Betroffenen nach wie vor Sorge, in ihrem sozialen Umfeld gemie-den und missverstanden zu werden. Auch im Beruf fürchten viele Betroffene negative Konse-quenzen für den Fall, dass ihre Depression be-kannt wird. Wenn die Psyche nicht mehr mit-spielt, lastet auf den Betroffenen nach wie vor ein großes Stigma. Doch wer die Erkrankung ig-noriert, verstärkt sie immer mehr.

handlungsansatzBetroffene geben Betroffenen eine StimmeNiemand versteht Depressionen besser als ein Mensch mit Depression. Dass Betroffene also auch eine bedeutsame Hilfe füreinander sein können, ist Grundgedanke der Deutschen De-pressionsLiga. Das Vertrauen untereinander ist groß, und schon allein durch den Austausch mit-einander treten die Betroffenen ihrer Krankheit aktiv entgegen. Die Deutsche DepressionsLiga wurde 2009 als Ergänzung zu lokal tätigen Selbsthilfegruppen gegründet, um die Kompe-tenzen von Betroffenen für eine bundesweite Interessenvertretung zu bündeln und die Ge-samtsituation der Erkrankten nachhaltig zu ver-bessern. Der Verein agiert daher auf mehreren Ebenen: Selbsthilfe, Beratung, Kampagnen- und Lobbyarbeit. Hilfesuchende können sich etwa an die E-Mail- oder Telefonberatung wenden. Hier sprechen sie mit depressionserfahrenen Mitglie-dern, die genau wissen, welche Unterstützungs-möglichkeiten es gibt und wie sie den Erkrank-ten Mut machen können. Selbsthilfe- und Kli- nikdatenbanken auf der Homepage, Newsletter zu neuen Erkenntnissen und relevanten gesund-heitspolitischen Entwicklungen sowie ein On-line-Forum ergänzen das Angebot. Die Depressi-onsLiga setzt sich mit Arbeitgeberseminaren, Aufklärung von Ärzten und Apothekern sowie Kampagnen für den Abbau der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen sowie die Verbesse-rung medizinischer und psychologischer Versor-gung ein.

AUFBAU DER SELBSTHILFE DEPRESSIVER PATIENTEN, PATIENTENVERTRETUNGDEUTSCHE DEPRESSIONSLIGA e. V.

Page 43: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

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Handlungsansatz:Interessenvertretung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateDepression auf politische Agenda gesetztDie Deutsche DepressionsLiga überzeugt durch ganzheitliche Denke und ist auf dem besten Weg, zentraler Ansprechpartner in Sachen De-pression aus Sicht der Betroffenen zu werden. Dafür, dass der rein ehrenamtlich arbeitende Verein erst seit 2009 aktiv ist, kann er bereits beachtliche Ergebnisse vorweisen: Allein 2011 wurden knapp 3.500 Menschen über zum Bei-spiel E-Mail- und Telefonberatung, Arbeitgeber-seminare sowie Aufklärungsprojekte erreicht. Der Newsletter zählt 1.200 Abonnenten, der erste Patientenkongress verzeichnete 1.100 Be-sucher. Im Online-Forum haben sich inzwischen 13.000 Nutzer registriert, und im Rahmen der Aufklärungsarbeit wurden 5.000 Psychiater an-geschrieben. Mit ihrer Studie über Wartezeiten auf einen Therapieplatz aus Betroffenensicht erregte die Deutsche DepressionsLiga bereits mediales Aufsehen und politisches Interesse. Gemäß Psychotherapeutenseite beträgt die durchschnittliche Wartezeit 2,5 Monate; die Be-fragung von Betroffenen ergab hingegen eine Wartezeit von vier bis sechs Monaten. Damit ist die Versorgungsproblematik auch auf die politi-sche Agenda gerückt, die DepressionsLiga als kompetenter Ansprechpartner gefragt. Die De-pressionsLiga hat sich binnen kürzester Zeit mit geringsten Mitteln in der Fachwelt etabliert – auch dank der intensiven Arbeit in Sachen Vernetzung.

empfehlungenMit Förderung zum Durchbruch verhelfenMit strategischem Engagement können Soziale Investoren hier einem hervorragend organisier-ten Verein zum Durchbruch verhelfen, denn die DepressionsLiga hat das Potenzial, bundesweit einen Beitrag zur Verbesserung der Versor-gungssituation von Menschen mit Depressionen zu leisten. Bislang sind die Durchstarter rein eh-renamtliche organisiert. Doch die Aufgaben und Aktivitäten haben inzwischen eine große Spann-weite erreicht – und werden auch in Zukunft weiter wachsen. Um all das stemmen und koor-dinieren zu können, benötigt der Verein Perso-nal. Die Organisation plant die Einrichtung einer hauptamtlichen Geschäftsführerstelle und der Position einer Assistenzkraft. Für die Geschäfts-führerstelle benötigt die DepressionsLiga 60.000 Euro pro Jahr, für die Assistenzkraft rund 20.000 Euro.

Aber auch mit kleineren Spenden können Sozia-le Investoren viel bewirken. Die Erstellung einer Informationsbroschüre über die Krankheit De-pression etwa kostet 2.700 Euro für 5.000 Exem-plare. Für Betroffene ist es besonders hilfreich und wichtig, praktische Informationen in gebün-delter Form zur Hand zu haben, da sie aufgrund ihrer Erkrankung oft nicht in der Lage sind, diese Informationen selbst zu recherchieren. Und mit einer Spende von 8.000 Euro kann die Ausbil-dung und Supervision eines Teams von zwölf Be-ratern bezahlt und so eine dauerhaft kompeten-te Beratung sichergestellt werden.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 5 %

B. 16 %

C. 6 %

F. 73 %

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

AUFBAU DER SELBSTHILFE DEPRESSIVER PATIENTEN, PATIENTENVERTRETUNGDEUTSCHE DEPRESSIONSLIGA e. V.

Page 44: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationDeutsches Bündnis gegen Depression e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 2002

KontaktProf. Dr. Ulrich Hegerl VorstandsvorsitzenderInes Heinz ProjektleitungSemmelweisstraße 10, Haus 13 04103 Leipzig +49 . 3 41 . 9 72 45 85 [email protected] www.buendnis-depression.de

Das ProjektStart des Projekts: 2003 (Pilotprojekt „Nürnberger Bündnis gegen Depres-sion“ 2000 – 2003)Erreichte Personen: öffentliche Veranstaltungen mit über 45.000 Teilnehmern, Schulung von 800 Multiplikatoren (2011)Wirkungsregion: lokal, regional, lan-desweit, bundesweit, international

Einnahmen Organisation = Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation = ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

165.115 €204.171 €141.833 €

1,7521

herausforderungHilflosigkeit im Umgang mit DepressionDepression richtig zu diagnostizieren und zu be-handeln, vor allem aber, ihr vorzubeugen, ist ein schwieriges, undurchsichtiges Feld. Das Deut-sche Bündnis gegen Depression klärt auf.

In vielerlei Hinsicht ist Depression kein Ni-schenthema mehr. Studien und persönliche Ge-schichten schaffen es in die Schlagzeilen und auf die Titelblätter von Magazinen. Man begeg-net der depressiven Verstimmung in Kinofilmen und zwischen Buchdeckeln. Und doch bleibt sie schwer greifbar, sobald es um die persönliche Betroffenheit geht. Die Ursachen und Sympto-me zu verstehen, ist die eine Sache. Kniffliger wird es herauszufinden, wie man einer Depres-sion wirkungsvoll begegnet. Hilflosigkeit ist dabei also nicht nur ein Merkmal der Krankheit, Hilflosigkeit findet sich auch bei den Angehöri-gen, Freunden und Menschen aus dem direkten Lebensumfeld. Allein die richtige Diagnose ist auch für Ärzte nach wie vor eine Herausforde-rung. Darüber hinaus ist es nicht immer leicht, die passende Behandlungsmethode zu finden, denn jede Depression und jeder Erkrankte ist unterschiedlich. Und für die Familie und für Freunde stellt sich die Frage: Wie kann ich hel-fen, ohne mich dabei selbst aufzugeben? Ob der Umgang mit Tränen, Zurückweisung oder dau-erhafter Lustlosigkeit, die Depression eines Ein-zelnen wirkt sich sehr schnell auf das gesamte Umfeld aus.

handlungsansatzAufklären, beraten und fortbildenDas Deutsche Bündnis gegen Depression arbei-tet auf verschiedenen Ebenen daran, die Versor-gung von Menschen mit Depression nachhaltig zu verbessern. Aufklärung steht dabei an erster Stelle. Das Projekt fokussiert auf vier Ebenen: Hausärzte, die allgemeine und die Fachöffent-lichkeit, Multiplikatoren wie Lehrer, Polizisten, Apotheker, Seelsorger, Führungskräfte und Jour-nalisten sowie die Betroffenen und deren Ange-hörige. Sein 4-Ebenen-Interventionsansatz ist als Social Franchise konzipiert. Die praktische Arbeit obliegt dabei den regionalen Bündnissen in ganz Deutschland und Europa. Diese führen Schulungen durch, organisieren Veranstaltun-gen und Kampagnen vor Ort, richten Telefonhot-lines ein und initiieren Selbsthilfegruppen. De-pression kann jeden treffen, sie hat viele Gesichter – und ist behandelbar. Diese Kernbot-schaften der Kampagnen scheinen so simpel und spiegeln gerade deshalb das große Bedürf-nis nach umfassender Aufklärung, klaren Infor-mationen und individueller Beratung wider. Die Zentrale in Leipzig ist Koordinationsstelle für die weitere Verbreitung des Projekts und befähigt die regionalen Bündnisse durch Beratung und Train-the-Trainer-Schulungen. Sie ist Ansprech-partner für die regionalen Bündnisse, stellt Ma-terialien wie Flyer, Kinospots, Broschüren und Informationsfilme zur Verfügung, organisiert überregionale Veranstaltungen und verantwor-tet die Vernetzung und den Austausch der Bünd-nisse untereinander.

NETZWERK ZUR VERBESSERUNG DER VERSORGUNG DEPRESSIV ERKRANKTER MENSCHENDEUTSCHES BÜNDNIS GEGEN DEPRESSION e. V.

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Handlungsansatz:Vernetzung & Skalierung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateInternationale VerbreitungDer 4-Ebenen-Interventionsansatz ist ein durch und durch leistungsstarkes Projekt mit Herz und Verstand – und internationalem Erfolg. Neben den derzeit 71 regionalen Bündnissen gegen De-pression in Deutschland gibt es den Ansatz ak-tuell bereits in 20 Regionen Europas. Jedes Jahr gehen bis zu zehn neue regionale Bündnisse an den Start. Das Projekt überzeugt mit wissen-schaftlicher Akkuratesse, ist theoretisch und praktisch fundiert und arbeitet mit einem sehr reflektierten Konzept. Rund 1.000 Teilnehmer kamen zum 1. Patientenkongress Depression, den das Deutsche Bündnis gegen Depression in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Depressi-onshilfe und der Depressionsliga im Oktober 2011 in Leipzig veranstaltete.

Bei einer ersten Evaluation während der Pilot-phase des Projekts zeigte sich in der Region Nürnberg ein Rückgang der Anzahl suizidaler Handlungen, also der Suizide und Suizidversu-che, um 24 Prozent. Eine konstante Beobach-tung und Analyse dieses und ähnlicher Faktoren in den einzelnen Regionen haben das Potenzial, wichtige Hinweise auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen im Depressionsbereich zu liefern.

empfehlungenMehr Personal ermöglicht WirkungswachstumAusgestattet mit umfassendem Wissen, prakti-scher Erfahrung und einem ausgereiften Fran-chising-Konzept, steht dem durchschlagenden Erfolg des Projekts nichts im Weg. Soziale Inves-toren können dabei helfen, die Wirksamkeit noch weiter anzukurbeln. Gerade durch das Wachstum des Projekts steigt auch der Bedarf nach einer weiteren Fachkraft, die die Projektlei-terin bei der Koordination der regionalen Bünd-nisse unterstützt. Mit einer Großspende von 100.000 Euro kann diese Stelle eingerichtet und für zwei Jahre finanziert werden. Auch für die dauerhafte Qualitätssicherung und Errichtung überregionaler Projekte zur Versorgung depres-siver Erkrankungen benötigt die Organisation Fachpersonal für die Einrichtung eines überregi-onalen Monitoringsystems und die Durchfüh-rung einer systematischen Selbstevaluation. Mit 50.000 Euro kann ein Sozialer Investor diese Stelle für ein Jahr lang finanzieren. Eine weitere Option ist die Ermöglichung eines Train-the-Trai-ner-Workshops für 800 Euro. Und mit 20.000 Euro kann sich die Organisation an der Ausge-staltung des 2. Deutschen Patientenkongresses Depression beteiligen. Das Deutsche Bündnis gegen Depression hat das Zeug, zur bundesweit anerkannten Fachorganisation im Bereich De-pression zu werden. Um die Nachhaltigkeit der Projektarbeit zu garantieren und die Verantwor-tung für Organisationsentscheidungen auf meh-rere Schultern zu verteilen, könnte der Verein schließlich mit Einführung des Vier-Augen-Prin-zips seine Leitungsstrukturen stärken.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 7 %C. 11%

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Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

NETZWERK ZUR VERBESSERUNG DER VERSORGUNG DEPRESSIV ERKRANKTER MENSCHENDEUTSCHES BÜNDNIS GEGEN DEPRESSION e. V.

Page 46: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationDeutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 1999

KontaktDr. Bjørn Gericke M. A.Geschäftsführer Dietmar GeisslerRessortleiter SelbsthilfenetzwerkPostfach 12 02 2501288 Dresden+49 . 8 31 . 2 54 36 [email protected]

Das ProjektStart des Projekts: 2009Erreichte Personen: 150 Selbst-hilfegruppen, 312 Personen über Beratungstelefon, 16 Gruppenleiter in Schulungen, 100 Angehörige in Seminaren (2011)Wirkungsregion: lokal, regional, landesweit, bundesweit

Einnahmen Organisation Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

herausforderungBipolare Störungen werden unterschätztDie Versorgung von Menschen mit bipolarer Stö-rung steckt noch in den Kinderschuhen. Die DGBS baut ein Selbsthilfenetzwerk auf und be-zieht Betroffene, Angehörige und Fachkräfte ein.

Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Wer mit einer bipolaren Störung leben muss, fällt wieder und wieder von einem Extrem ins ande-re, weit über ein normales und gesundes Maß hinaus. Manische Phasen großer Selbstüber-schätzung wechseln sich mit depressiven Pha-sen absoluter Verzweiflung ab. Für die Betroffe-nen ist das eine große Last – doch nur die wenigsten von ihnen sind sich überhaupt be-wusst, dass sie erkrankt sind. Bevor die richtige Diagnose gestellt und eine adäquate Therapie eingeleitet wird, vergehen im Schnitt acht bis zehn Jahre. Da die Betroffenen ein zwanzigfach höheres Suizidrisiko haben als ein gesunder Mensch, ist die lange Diagnosezeit besonders problematisch. Mindestens zwei Millionen Men-schen in Deutschland leben mit einer bipolaren Störung, doch häufig wird sie als Unterform einer Depression betrachtet. Dabei unterschei-den sich die Bedürfnisse der Betroffenen stark von denen eines Menschen mit Depression. Doch bislang steht der Aufbau gut vernetzter und leicht erreichbarer Versorgungsstrukturen speziell für Menschen mit bipolaren Störungen und deren Angehörige noch am Anfang.

handlungsansatzFlächendeckende Selbsthilfe aufbauenIn Selbsthilfegruppen finden Menschen mit bi-polaren Störungen und ihre Angehörigen un-kompliziert und schnell Hilfe. Die DGBS ist dabei nicht nur Initiator einzelner Angebote, sie hat vor allem die bundesweite Vernetzung im Blick und möchte Strukturen schaffen, die eine flä-chendeckende Selbsthilfe und damit Unterstüt-zung in Wohnortnähe ermöglichen. Oft sind Selbsthilfegruppen die erste Anlaufstelle für Er-krankte, denn hier unter Menschen mit einer ganz ähnlichen Geschichte fühlen sie sich mit ihren Unsicherheiten, Fragen und Sorgen gut aufgehoben und sicher. Die DGBS fungiert dabei als Koordinationsstelle bestehender Gruppen, sie unterstützt Interessenten aber auch bei der Gründung neuer Selbsthilfegruppen. So bietet die Organisation Schulungen an, zum Beispiel für die Gruppenleiter, und stellt Informations-materialien zur Verfügung. Damit sich flächen-deckende Strukturen entwickeln können, ver-folgt die DGBS eine Regionalisierungsstrategie: In den Bundesländern sollen künftig Landesver-treter den Aufbau landesweiter Strukturen an-stoßen und sich vor Ort mit relevanten Akteuren vernetzen. Neben der Selbsthilfe bietet die Or-ganisation Seminare für Angehörige sowie In-formationsmaterialien und ein Online-Forum. Einmal jährlich findet eine große Jahrestagung statt. Hier können sich Betroffene, Angehörige und Professionelle zum Thema fortbilden und austauschen.

AUFBAU EINES BIPOLAR-SELBSTHILFENETZWERKESDEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR BIPOLARE STÖRUNGEN e. V.

189.166 €245.256 €213.437 €

k. A.k. A.k. A.

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Handlungsansatz:Selbsthilfe

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateTrialogisches WirkungspotenzialDer Vernetzungsgedanke liegt der DGBS quasi in den Genen: Die Organisation hat eine trialo-gische Grundstruktur, das heißt, hier engagie-ren sich unter einem Dach Betroffene, Angehöri-ge und Fachkräfte gemeinsam. Die DGBS ist damit die erste krankheitsspezifische Fachge-sellschaft im Bereich der Psychiatrie, die sich bewusst auf diese Weise organisiert hat. So ist die innere Struktur Türöffner für das große Ziel des Vereins, die Selbsthilfegruppen untereinan-der, aber auch mit dem professionellen Hilfesys-tem zu vernetzen. Inzwischen haben sich bereits 150 Gruppen unter dem Dach der DGBS zusam-mengeschlossen, 40 von diesen Gruppen sind speziell für Angehörige.

Auch auf Fachebene kann die Organisation Er-folge vermelden: Die DGBS war beispielsweise maßgeblich an der Erstellung der medizinischen Leitlinien im Themenbereich beteiligt und hat damit die Gesundheitsversorgung von Men-schen mit bipolaren Störungen mitgeformt. Der Verein ist außerdem im Bereich Aufklärung aktiv. 500 bis 600 Besucher nehmen an den Jah-restagungen teil; die Patienten- und Hausarzt-broschüren haben eine Auflage von jeweils 10.000 Exemplaren.

empfehlungenEngmaschiges Versorgungsnetz ermöglichenDie DGBS verwandelt das Nebeneinander von Selbsthilfe und professionellem Hilfesystem in ein Miteinander. Soziale Investoren können die DGBS dabei unterstützen, das Versorgungsnetz für Betroffene und Angehörige engmaschiger zu stricken und die bisher unzureichend beachtete Zielgruppe in den öffentlichen Fokus zu rücken. Die DGBS hat derzeit 1.840 Mitglieder und ist ein schlagkräftiger Verein, in dem sowohl Be-troffene und Angehörige als auch Experten vom Fach mitbestimmen können. Mit dem Ausbau des Netzes wächst aber auch die Arbeitsbelas-tung für die Koordination und Betreuung der Gruppen. Soziale Investoren können hier zum Beispiel den Ausbau der Personalstellen finan-zieren, denn bislang bestreitet die Organisation diese Aufgaben mit einer halben hauptamtli-chen Kraft und ehrenamtlicher Unterstützung. Sie können aber auch die Qualifizierung der Lan-dessprecher fördern, die als Knotenpunkt auf Landesebene den Ausbau der Selbsthilfestruk-turen vorantreiben werden. Dafür benötigt der Verein 50.000 Euro pro Jahr. Soziale Investoren können außerdem die Schulung von Gruppenlei-tern oder die Organisation von Initialveranstal-tungen auf Regionalebene finanzieren. Ein Gruppenleiterworkshop kostet 7.200 Euro, eine Veranstaltung 1.860 Euro. Wer sich langfristig engagieren möchte, kann die DGBS im Bereich Wirkungsmessung kontinuierlich unterstützen.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 7 %

F. 15 %

G. 21%

E. 1%

B. 2 %

D. 35 %

C. 19 %

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

AUFBAU EINES BIPOLAR-SELBSTHILFENETZWERKESDEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR BIPOLARE STÖRUNGEN e. V.

Page 48: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationFreunde fürs Leben e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 2001

KontaktLaura WerlingProjektleitungTorstraße 10710119 Berlin+49 . 30 . 34 99 64 [email protected] www.frnd.de

Das ProjektStart des Projekts: 2009Erreichte Personen: 155.046 Video-Abrufe (2011); 1.172 Personen direkt über VeranstaltungenWirkungsregion: lokal, regional, lan-desweit, bundesweit, international

Einnahmen Organisation = Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation = ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

10.448 €84.893 €36.508 €

0,755

10

herausforderungErste Aufklärungskampagnen initiierenWie man junge Menschen vor Suizid schützen kann, wissen weder die Betroffenen noch die Fa-milie oder Freunde. „Freunde fürs Leben“ klärt auf und gibt in Webvideos Hilfe zum Helfen.

Jeden Tag nehmen sich in Deutschland acht Ju-gendliche das Leben. Ob man hätte helfen kön-nen, häufiger anrufen oder nachfragen, wenn die Person traurig war? Die Hilflosigkeit der Fa-milie, der Freunde und Klassenkameraden zeigt sich ganz besonders im Nachhinein. Aber im persönlichen Miteinander ist es nach wie vor ein Tabu, über depressive Phasen und Suizidgedan-ken zu sprechen. Wie ernst soll man die Launen eines Jugendlichen nehmen? Möchte ein junger Mensch wirklich Suizid begehen oder sucht er in erster Linie Aufmerksamkeit? Aus Unwissenheit und Angst, etwas Falsches zu tun, unternehmen die meisten Menschen deshalb nichts. Die Be-troffenen fühlen sich indes oft einsam und ha-ben niemanden zum Reden – ein Teufelskreis. Hier fehlen bislang Aufklärungskampagnen, die ein offenes und positives Klima für das Thema herstellen. Sie könnten jungen Menschen Mut machen, aufeinander zuzugehen und das Leben gemeinsam zu meistern, statt alleine daran zu verzweifeln.

handlungsansatzJugendliche per Webvideo erreichenMit Leichtigkeit und geballter Kraft gegen De-pression: „Freunde fürs Leben TV“ ist der erste Videokanal im Internet, der sich ausschließlich dem Thema seelische Gesundheit widmet. Über kurze Clips, die via YouTube auf der Website der Organisation eingebunden sind, können sich vor allem Jugendliche und junge Erwachsene ein-fach und schnell über Depression und Suizid, vor allem aber auch über Hilfsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote informieren. In den Vi-deos sprechen Prominente aus Film, Fernsehen und Musik über Gefühle und Lebenskrisen, Ex-perten erklären Begriffe wie Borderline und Stress, und in Straßenumfragen sprechen Men-schen wie du und ich über das große und kleine Glück und über gute Freunde. Daneben werden Beratungseinrichtungen vorgestellt und es gibt Mitschnitte von Vorträgen für Lehrer und Bera-ter in der Ausbildung.

„Freunde fürs Leben TV“ wird auf der Website selbst und darüber hinaus durch unterschiedli-che Maßnahmen sinnvoll ergänzt. Das Angebot wächst immer mehr zu einer umfassenden, in-novativen Informationsplattform für junge Menschen – aber auch für Eltern und Lehrer, die sich häufig mit ähnlichen Fragen und Sorgen be-schäftigen wie die besten Freunde von Jugendli-chen mit Depression. Die Organisation bietet beispielsweise Schulworkshops an, hat einen Kurzgeschichtenwettbewerb durchgeführt und Plakatkampagnen auf den Weg gebracht.

FREUNDE FÜRS LEBEN TVFREUNDE FÜRS LEBEN e. V.

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Handlungsansatz:Aufklärung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateGroßer Erfolg mit einfachen Mitteln„Freunde fürs Leben TV“ holt junge Menschen dort ab, wo sie sich ohnehin täglich aufhalten: im Internet. Das Projekt nutzt die Kommunika-tions- und Informationsgewohnheiten der Ju-gendlichen und bietet ihnen einen einfachen und sympathisch-modernen Zugang zu einem relativ schweren und ernsten Thema. Damit ist das Projekt ein perfekter Türöffner für die Pro-blematik. Der Effekt wird durch die Arbeit mit prominenten Gesichtern noch weiter verstärkt. Diese haben häufig eine Vorbildwirkung auf die jungen Menschen, sie scheinen meist stark und selbstbewusst – und zeigen hier, dass auch sie schwache Momente haben und ein ganz norma-les Leben führen. Diese Offenheit hat das Poten-zial, Tabus aufzubrechen und Jugendliche zu er-mutigen, selbst über ihre Sorgen und Probleme zu reden. Wenn eine Depression rechtzeitig er-kannt und richtig behandelt wird, sinkt die Ge-fahr, dass der Betroffene Suizid begeht.

Das Online-Angebot erreicht mit recht einfa-chen Mitteln eine große Zielgruppe – auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ziel der Maß-nahmen ist es, Suizide zu verhindern, indem De-pressionen besser erkannt und Hilfsangebote schneller genutzt werden. Bei Informations- und Aufklärungsprojekten liegt es jedoch in der Natur der Sache, dass eine direkte Wirkung auf die Zielgruppe nur sehr schwer nachweisbar und auf die Maßnahme zurückzuführen ist.

empfehlungenBasis finanzieren, Filme produzieren„Freunde fürs Leben“ ist ein Strategie-Experte. Die Organisation besinnt sich in ihrer Arbeit auf ihre Stärken und schöpft ihre Expertise im Be-reich Kommunikation voll aus. Projekte, die sich derartig intensiv auf Informations- und Aufklä-rungsarbeit konzentrieren, fallen jedoch durch das Förderraster. Soziale Investoren können mit ihrem finanziellen Engagement der Organisa- tion dabei helfen, einen offeneren Umgang miteinander und mit dem Thema Depression zu etablieren. Ob 10 oder 100 Euro, schon kleine Spenden können viel bewirken. Sie gewährleis-ten den Betrieb der Website und ermöglichen die Organisation von Veranstaltungen oder die Workshops in Schulen. Mit 200 bis 500 Euro kann „Freunde fürs Leben“ weitere Exemplare der Informationsbroschüre „lebensmüde“ dru-cken, die an Schulen, Krisendienste und Bera-tungseinrichtungen verteilt werden. Für 1.000 bis 5.000 Euro kann der Verein neue Videobei-träge für „Freunde fürs Leben TV“ erstellen oder eine Aufklärungskampagne durchführen. Eben-falls möglich: Zeit und Expertise spenden. Ka-meramänner, Filmemacher, Produzenten und Cutter können der Organisation bei der Produk-tion der Kurzfilme unter die Arme greifen. Eben-falls nützlich ist dabei die Leihgabe oder Spende von Lichtmitteln, Kamera, Mikrofon und Schnitt-platz. Mit der Einrichtung einer unabhängigen Mitgliederversammlung schließlich könnte die Organisation ihre Aufsichtsstrukturen stärken und das Gesamtpaket abrunden.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 85 %B. 13 %

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

FREUNDE FÜRS LEBEN TVFREUNDE FÜRS LEBEN e. V.

H. 1%G. 1%C. 1%

Page 50: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die Organisationjungundjetzt e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 2001

KontaktDr. Stefanie GießenMarketing und ÖffentlichkeitsarbeitClaudine KrauseVorstandsvorsitzendeChausseestraße 2814109 Berlin+49 . 30 . 80 49 66 93 [email protected]

Das ProjektStart des Projekts: 2001Erreichte Personen: 162.151 Website-Besucher, 18.000 E-Mail-Notrufe (2011); seit Projektstart insgesamt 406.503 Website-Besucher, mehr als 65.000 E-Mails von Kindern und JugendlichenWirkungsregion: regional, landes-weit, bundesweit, international

Einnahmen Organisation = Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation = ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

42.201 €72.402 €39.600 €

–4

74

herausforderungJungen Menschen fehlen AnsprechpartnerJunge Menschen haben oft keinen Ansprech-partner für ihre Probleme. Das Online-Portal jugendnotmail.de von jungundjetzt bietet ih-nen eine ideale Plattform für eine anonyme Beratung.

Die Zeit des Heranwachsens ist nicht immer ein-fach. Sie ist geprägt vom Suchen, Nachdenken und Ausprobieren, aber auch von Unsicherhei-ten, Ängsten und Problemen. Über viele Fragen und Themen, die Kinder und Jugendliche be-schäftigen, können sie jedoch mit niemandem offen reden. Sie schämen sich oftmals für ihre Gedanken und Gefühle, sie haben Angst davor, nicht verstanden, abgelehnt oder gar ausge-lacht zu werden. Also behalten sie ihre Sorgen für sich. Das Fatale: Die jungen Menschen wis-sen meist noch nicht, wie sie sich selbst helfen und ihre Probleme bewältigen können. So wer-den die Sorgen mit der Zeit immer belastender. Die Betroffenen ziehen sich zurück, manche zei-gen Verhaltensauffälligkeiten. Sie laufen Ge-fahr, auf lange Sicht eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Derartige Erlebnisse hinterlassen bei den Heranwachsenden Spuren, die ihren Le-bensweg prägen und die sich kaum abschütteln lassen. An wen können sich Kinder und Jugend-liche in Not aber wenden, wenn sie sich nicht in eine Beratungsstelle trauen oder sich schämen, über ihre Probleme zu reden?

handlungsansatzGut beraten mit fachlicher ExpertiseBei jungundjetzt können Kinder und Jugendliche in Not ihre Sorgen thematisieren – unkompli-ziert und anonym via E-Mail. Auf der Website jugendnotmail.de können sie einen Notruf sen-den, innerhalb von 24 Stunden erhalten sie eine Antwort. Psychologen, Soziologen und Sozial-pädagogen engagieren sich bei jungundjetzt als ehrenamtliche Berater. Sie haben sich auf be-stimmte Themenbereiche spezialisiert. Von „Al-kohol“ bis „Zeugnisnot“, die Kinder und Ju-gendlichen können schon beim Verfassen ihrer Nachricht eingrenzen, was sie beschäftigt. So landen die Anfragen direkt auf dem Tisch des je-weiligen Experten. Einer der gefragtesten Berei-che ist das Themenfeld „Depressionen“.

Die Beratung soll keine Therapie ersetzen, son-dern ist vielmehr erste Anlaufstelle und oftmals auch einfach ein Puffer für die jungen Men-schen. Kinder und Jugendliche erfahren hier, wo sie Hilfe bekommen können. In besonders aku-ten Fällen vermitteln die Berater Heranwachsen-de auch direkt an eine Beratungsstelle weiter. Die jungen Menschen können sich mit ihrem An-liegen inzwischen auch an einen türkischspra-chigen Berater wenden.

JUGENDNOTMAIL.DEJUNGUNDJETZT e. V.

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Handlungsansatz:Individuelle Beratung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultatejugendnotmail.de gibt Haltjugendnotmail.de ist immer für die jungen Men-schen da – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Bis zu 1.500 Notmails bekommen die Berater jeden Monat, 2011 waren es insgesamt rund 18.000 E-Mails – und die Nachfrage steigt seit Jahren beständig an. Etwa zehn Prozent der Nutzer sind von Freunden oder Bekannten auf das gute Angebot aufmerksam gemacht wor-den. Die Anfragen kommen aus ganz Deutsch-land, aber auch aus Österreich und der Schweiz. Die Organisation dokumentiert genau, welche Themen am meisten nachgefragt werden, aus welcher Region die Ratsuchenden stammen, wie alt sie sind und wann die meisten Anfragen kommen. Auf dieser Grundlage kann jungund-jetzt das Angebot laufend anpassen und verbes-sern. Nachdem sich zum Beispiel die Nachfrage nach fremdsprachiger Beratung häufte, bietet die Organisation seit 2010 auch eine türkische Variante der Online-Beratung an.

Die ehrenamtlichen Berater arbeiten von zu Hause aus. Seit Projektbeginn waren insgesamt 230 Freiwillige im Verein beschäftigt. Die Bera-ter erhalten eine monatliche Supervision und bis zu vier Fortbildungen pro Jahr.

empfehlungenInvestition in Personal und TechnikSoziale Investoren unterstützen hier einen hochprofessionell arbeitenden Verein, der klare Strategien verfolgt, ein hohes Bewusstsein für Qualität und Transparenz hat sowie exzellente Öffentlichkeitsarbeit leistet. Ein weiterer Bonus: Die inhaltliche Arbeit ist in sehr gute Organisa-tionsstrukturen eingebettet. jungundjetzt ist damit ein Rundum-Paket im Bereich Online- Beratung für Kinder und Jugendliche. Durch die große Nachfrage ist es derzeit jedoch kaum möglich, eine Antwort binnen 24 Stunden zu ga-rantieren. Soziale Investoren können mit ihrem finanziellen Engagement dazu beitragen, dass der Verein die Rund-um-die-Uhr-Betreuung si-cherstellen kann. Dafür benötigt jungundjetzt Personalkräfte für die Koordination der Berater, in der Geschäftsführung und im Sekretariat. Mit 51.000 Euro pro Jahr können drei Honorarstellen finanziert werden. Damit die Beratungen nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch reibungs-los abgewickelt werden können, ist eine Überar-beitung der Beratungsplattform notwendig. Sie ist seit zehn Jahren im Einsatz und entspricht nicht mehr den Nutzungsgewohnheiten der jun-gen Menschen oder den Ansprüchen an Barrie-refreiheit. Mit einer Spende von circa 22.000 Euro kann die Seite neu programmiert und an aktuelle Software-Versionen und Sicherheits- beziehungsweise Web-Standards angepasst werden. Ebenfalls möglich: Für 2.520 Euro im Jahr kann der Verein die Fortbildungen und Su-perversionen der Berater finanzieren.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 13 %

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Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

JUGENDNOTMAIL.DEJUNGUNDJETZT e. V.

Page 52: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationLebensumwege e. V. Psychosoziale Selbsthilfe Thüringen

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 2008

KontaktHans-Christoph Richter VorstandsvorsitzenderMarktplatz 2099610 Sömmerda+49 . 1 74 . 7 02 21 [email protected]

Das ProjektStart des Projekts: 2008 Erreichte Personen: circa 100 Teilnehmer an Gesprächsabenden, 100 Teilnehmer an Vorträgen und 70 Teilnehmer an Veranstaltungen (2011)Wirkungsregion: lokal, regional

Einnahmen Organisation = Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation = ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

3.355 €6.054 €3.825 €

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herausforderungFlächendeckendes Angebotsnetz fehltDepressionen gehen oft mit sozialer Isolation und Antriebslosigkeit einher. Lebensumwege e. V. aktiviert Betroffene über wohnraumnahe Selbsthilfegruppen in Thüringen.

Menschen mit Depression sind genauso wie deren Angehörige und Freunde vor allem eins: hilflos. Sie wissen nicht, wie sie die Lebenskrise bewältigen können, oder benötigen zusätzlich zur professionellen Hilfe dabei Unterstützung, ihren Alltag wieder selbst in die Hand zu neh-men. Doch egal wie die individuelle Situation aussieht, die eigene Betroffenheit ist nach wie vor ein großes Tabu. Man spricht nicht darüber – und möchte sie sich selbst oft gar nicht einge-stehen. Das Problem: Menschen mit Depression ziehen sich immer mehr zurück, aber aus dieser Isolation heraus fällt es ihnen sehr schwer, mit anderen in Kontakt zu treten und um Hilfe zu bit-ten. Angebote für Menschen mit Depression müssen deshalb besonders niedrigschwellig sein und den ersten Schritt zur Annahme von Unter-stützung so einfach wie möglich machen. Selbst-hilfegruppen eignen sich hervorragend, bislang gibt es jedoch noch kein flächendeckendes An-gebotsnetz, das es jedem Betroffenen ermög-licht, wohnortnah Unterstützung, Informationen und vor allen Dingen Zuversicht zu finden.

handlungsansatzFlächendeckende Selbsthilfe in ThüringenBetroffene helfen Betroffenen. Mit Selbsthilfe-gruppen für Menschen mit Depressionen möch-te Lebensumwege e. V. in ganz Thüringen Schule machen und jedem Betroffenen leicht zu errei-chende Unterstützung bieten. Durch eine zen-trale Koordination und intensive Vernetzung der einzelnen Gruppen möchte der Verein größt-mögliche Wirkung und Qualität erreichen. Die moderierten Gesprächsabende an derzeit fünf Orten in Thüringen sind für jeden offen. Hier können sich Betroffene über ihre Erfahrungen austauschen, sie erhalten konkrete Soforthilfe und werden in ihrer Krise aufgefangen. Der Clou: Lebensumwege e. V. bietet weit mehr als bloße Gesprächsrunden. Die Gruppenleiter er-muntern die Teilnehmer mit ähnlichen Interessen oder Hobbys zu gemeinsamen Aktivitäten. Und auch den Alltag bewältigen die Betroffenen zu-sammen besser als allein: Sie füllen gemeinsam Anträge aus und helfen einander beim Umzug. Jeder packt bei den Dingen an, die ihm beson-ders liegen. So berät beispielsweise eine selbst betroffene Finanzbeamtin bei der Steuererklä-rung. Integration ist das Schlagwort der Organi-sation: Statt sich anonym zu treffen, geht Le-bensumwege e. V. sehr offen mit der Erkrankung um. Die Gruppen organisieren Konzertabende oder Buchlesungen, werden in das Krippenspiel einbezogen und führen gemeinnützige Arbeits-einsätze vor Ort durch. Das motiviert die Betrof-fenen und gibt ihnen eine Wertschätzung, die ihnen lange gefehlt hat.

FLÄCHENDECKENDE PSYCHOSOZIALE SELBSTHILFE FÜR THÜRINGENLEBENSUMWEGE e. V. PSYCHOSOZIALE SELBSTHILFE THÜRINGEN

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den

Handlungsansatz:Selbsthilfe

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateLebensmut und soziale ReintegrationBei Lebensumwege e. V. finden Menschen mit Depression nicht nur Gesprächs-, sondern All-tagspartner, mit denen sie zusammen ihre Situa-tion besser reflektieren, Probleme meistern und die soziale Isolation überwinden können. Das Angebot ergänzt die professionelle Hilfe dort, wo das Gesundheitssystem nicht in vollem Um-fang Hilfe leisten kann: bei der Alltagsbewälti-gung der Betroffenen. In den offenen Gruppen können sie sich ohne Druck mit Gleichgesinnten austauschen und fühlen sich durch die gemein-samen Aktivitäten gebraucht und wichtig. Prak-tisch nebenbei bricht der Verein eine Lanze in Sachen Stigmatisierung, denn durch den selbst-verständlichen und offenen Umgang mit dem Thema Depression bauen die Menschen vor Ort ihre Vorurteile ab. Das Projekt trägt aktiv zur Re-integration der Teilnehmer ins soziale Leben bei. Die unsystematische Selbstevaluation des Pro-jekts zeigt: Die Selbstwahrnehmung der Betrof-fenen verändert sich, sie gewinnen neuen Le-bensmut und können Probleme besser bewältigen. Die wertschätzende Anerkennung aus dem Umfeld trägt weiter zu einem besseren Wohlbefinden bei. Erneute stationäre oder am-bulante Behandlungen sind in vielen Fällen nicht mehr notwendig. Trotz aller Konzentration auf die Details und auf ein rundum stimmiges Gesamtpaket für die Betroffenen verliert Le-bensumwege e. V. dabei nicht das große Ziel aus den Augen: flächendeckende Selbsthilfe für Menschen mit Depressionen in ganz Thüringen zu etablieren.

empfehlungenWeitere Expansion ermöglichenWohnortnah, niedrigschwellig und ausgezeich-net an der Lebenswirklichkeit der Betroffenen orientiert: Die Selbsthilfegruppen von Lebens-umwege e. V. geben Menschen mit Depression die Kraft, Krisen besser zu meistern. Soziale In-vestoren können wertvolle Aufbauarbeit leisten und dazu beitragen, ein lückenloses Angebots-netz für das Bundesland aufzubauen. Bislang gibt es in Thüringen fünf Lebensumwege-Selbst-hilfegruppen. Für eine weitere Expansion benö-tigt der bislang rein ehrenamtlich organisierte Verein dringend eine hauptamtliche Koordina- tionsstelle. Nur so ließe sich die Vernetzung der Angebote untereinander, aber auch die Koope-ration mit Gesundheitsstrukturen und Verbän-den in der Region realisieren. Ziel ist es, die Ver-sorgungsstrukturen in Thüringen nachhaltig zu verbessern. Für die Personalstelle benötigt die Organisation 50.000 Euro pro Jahr.

Doch auch an anderer Stelle können Soziale In-vestoren Wirkung ermöglichen. Für eine Spende von 5.000 Euro können die Vereinsmitglieder an laufenden Fortbildungen zum Thema psychische Gesundheit teilnehmen. Und Investitionen bis 500 Euro helfen dabei, die Raummiete für die Gesprächsrunden sowie die Kosten für die Be-triebshaftpflicht- und Rechtsschutzversicherung des Vereins zu finanzieren.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 41%

C. 36 %

G. 5 %

H. 18 %

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

FLÄCHENDECKENDE PSYCHOSOZIALE SELBSTHILFE FÜR THÜRINGENLEBENSUMWEGE e. V. PSYCHOSOZIALE SELBSTHILFE THÜRINGEN

Page 54: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationMünchner Bündnis gegen Depression e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 2008

KontaktRita WüstGeschäftsführerinLandshuter Allee 11 / Haus des Stiftens80637 München+49 . 89 . 54 04 51 [email protected] www.muenchen-depression.de

Das ProjektStart des Projekts: 2009Erreichte Personen: mehr als 9.000 Teilnehmer (2011); seit Projektstart insgesamt 24.200 TeilnehmerWirkungsregion: lokal

Einnahmen Organisation Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

herausforderungDepressionen werden oft übersehenViele Depressionen bleiben unerkannt. Deshalb sind eine breite Aufklärung und die Vernetzung aller Akteure essenziell. Das Münchner Bündnis gegen Depression nimmt das in die Hand.

Rund 70.000 Menschen leiden allein in München an einer behandlungsbedürftigen Depression. Doch aus Angst vor Stigmatisierung scheuen sich viele Erkrankte, um Hilfe zu bitten. Mitunter ist die Scham so groß, dass sich die Betroffenen ihre Erkrankung nicht einmal selbst eingestehen können. In anderen Fällen versteckt sich eine Depression hinter somatischen Symptomen: Schlägt ein Patient zum Beispiel wiederholt mit unerklärlichen Magenschmerzen beim Hausarzt auf, fällt es dem Arzt nicht immer leicht, eindeu-tig eine Depression zu diagnostizieren. So blei-ben viele Erkrankungen unerkannt und unbe-handelt. Auch wer berufsbedingt viel mit Menschen zu tun hat – beispielsweise Lehrer, Pfarrer oder Apotheker – und eine wichtige Mul-tiplikatorenrolle in Sachen Aufklärung einneh-men könnte, hat nach wie vor selbst ein großes Informationsdefizit. Gleiches gilt für viele Un-ternehmen. Doch wie weckt man Interesse für ein düsteres Thema, das aus Marketing-Sicht nicht eben aufregend ist? Wenn sich Popstars und Hollywoodgrößen als depressiv outen, mag der PR-Effekt groß sein. Mit der Lebenswirklich-keit des Durchschnittsbürgers haben derartige Geschichten jedoch wenig zu tun.

handlungsansatzVeranstaltungswoche über DepressionenDie „Münchner Woche für Seelische Gesund-heit“ informiert und vernetzt mit geballter Kraft – und ist die erste Mitmach-Veranstaltung die-ser Art. Das Münchner Bündnis bringt hier alle wichtigen Akteure aus der Region zusammen. Beteiligen kann sich jeder, der im Bereich seeli-sche Gesundheit aktiv ist. Bei zum Beispiel Im-pulsvorträgen und Klinikrundgängen, Medita-tionsworkshops und Musikabenden in ganz München wollen die einzelnen Veranstalter vor allem eines: Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen abbauen. Mit zeitgemäßer Öf-fentlichkeitsarbeit inklusive Social-Media-Auf-tritten hat die „Münchner Woche für Seelische Gesundheit“ einen Eventcharakter, der alle Ziel-gruppen anspricht und Breitenwirkung erzielt. Die Koordination der Veranstaltungswoche ob-liegt dem Münchner Bündnis, für Detailfragen zu den Programmpunkten sind die jeweiligen Veranstalter zuständig. Für die praktische Orga-nisation der Woche wurde eine Initiativgruppe gebildet, in der sich über 20 Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen engagieren. Zusätzlich zur Veranstaltungswoche realisiert das Münchner Bündnis Aufklärungskampagnen und Informationsveranstaltungen, erstellt Infor-mationsvideos und -broschüren und schaltet Kinospots. Ein weiteres Steckenpferd der Orga-nisation sind Fortbildungsveranstaltungen, zum Beispiel für Ärzte, Psychotherapeuten, Al-tenpflegekräfte und Lehrer. Ziel ist eine schnel-lere Diagnose und Therapie von depressiven Erkrankungen.

MÜNCHNER WOCHE FÜR SEELISCHE GESUNDHEITMÜNCHNER BÜNDNIS GEGEN DEPRESSION e. V.

111.000 €181.500 €184.014 €

35.000 €58.300 €64.200 €

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Handlungsansatz:Vernetzung & Skalierung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateBesucheransturm und Projekt-SkalierungDie „Münchner Woche für Seelische Gesund-heit“ zeigt das große Potenzial und die vielfälti-gen Möglichkeiten auf, wie man Menschen mit Depression helfen und unterstützen kann. An-gebote für spezielle Zielgruppen wie Menschen mit Migrationshintergrund oder Erwerbslose präsentieren sich hier neben kreativen Maßnah-men, Sportprogrammen und Beratungsprojek-ten. Davon profitieren nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Anbieter. Durch das gemeinsa-me Engagement passiert die Vernetzung prak-tisch automatisch. Man plant gemeinsam, ar-beitet enger zusammen – und kann voneinander lernen. Die Idee kommt an: 9.000 Besucher nah-men 2011 an der „Münchner Woche für Seeli-sche Gesundheit“ teil, 232 Veranstaltungen standen auf dem Programm. Ein systematisches Monitoring belegt: 60 Prozent der Befragten waren mit dem Angebot außerordentlich zufrie-den, 89 Prozent würden es weiterempfehlen. Schon vier weitere Landkreise haben das Kon-zept der Veranstaltungswoche übernommen. In der kommunalen Politik hält man große Stücke auf Organisation und Projekt, die als Vorzeige-beispiel für Primärprävention psychischer Er-krankungen und öffentliche Sensibilisierung gelten. Die 2011 genehmigte Regelfinanzierung ist für das Münchner Bündnis ein großer Erfolg. Da so die Grundfinanzierung und damit die Per-sonal- und Sachkosten vorerst gesichert sind, kann der Verein zusätzliche Spenden vor allem in die Projektarbeit investieren.

empfehlungenWirkungspotenzial durch Evaluation erhöhenSoziale Investoren aus München, die sich vor Ort für Menschen mit Depression engagieren möchten, sind hier in besten Händen. Die Regel-finanzierung der Stadt schafft zwar Stabilität für die alltägliche Arbeit der Organisation, eine Evaluation lässt sich davon jedoch nicht realisie-ren. Während die Organisation selbst sehr gute Vorarbeit mit einem ausgefeilten Monitoring-System geleistet hat, wären eine Auswertung der Daten und eine weitergehende Evaluation hinsichtlich der Wirksamkeit des Angebots sehr wichtig. Mit 35.000 Euro jährlich kann eine halbe Stelle zur wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation der Tätigkeiten finanziert werden.

Für einen Betrag von 1.000 Euro beziehungswei-se 5.000 Euro werden Soziale Investoren Partner oder Premiumpartner der „Münchner Woche für Seelische Gesundheit“ 2013 und tragen einen wichtigen Teil zur Finanzierung der Veran-staltungswoche bei. Auch Zeitspender können bei der Organisation und Durchführung der „Münchner Woche für Seelische Gesundheit“ anpacken und die Organisation unterstützen.

Wer die Grundlage für eine erfolgreiche Projekt-arbeit schaffen möchte, kann das Münchner Bündnis besonders niedrigschwellig unterstüt-zen. Eine Spende von 15.000 Euro deckt die Büromiete im Haus des Stiftens sowie die lau-fenden Kosten der Organisation für ein Jahr.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 6 %C. 5 %

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Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

MÜNCHNER WOCHE FÜR SEELISCHE GESUNDHEITMÜNCHNER BÜNDNIS GEGEN DEPRESSION e. V.

Page 56: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationBundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 1985

KontaktLeonore JuliusGeschäftsführerinOppelner Straße 13053119 Bonn+49 . 2 28 . 71 00 24 [email protected]

Das ProjektStart des Projekts: 2010Erreichte Personen: 2.000 Personen im ersten ProjektjahrWirkungsregion: bundesweit

Einnahmen Organisation Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

herausforderungDie eigene Erkrankung ist ein TabuthemaDepression ist ein Medienthema, die eigene Betroffenheit ein Tabu. Beim Selbsthilfeprojekt SeeleFon können Erkrankte und Angehörige offen reden und finden Antworten auf alle Fragen.

Wie wird eine bloße Antriebsschwäche zu einer Depression? Wann sollte ich zum Arzt gehen? Was passiert bei einer Therapie? Und wie kann ich als Angehöriger oder guter Freund helfen? Wer direkt oder indirekt von einer psychischen Erkrankung betroffen ist, hat unzählige Fragen – aber meist niemanden, der sie beantworten kann. Das Problem: Obwohl Themen wie De-pression oder Burn-out eine große Medienauf-merksamkeit erfahren, ist persönliche Betrof-fenheit nach wie vor ein großes Tabu. Stärke und Leistungsfähigkeit sind trotz aller Debatten über die Krankheit gesellschaftlich erwünscht. Und weil die meisten Menschen diesem Bild entspre-chen möchten – und zu einem gewissen Grad auch müssen –, leiden sie heimlich. Mit ihren Fragen und Sorgen bleiben sie allein. Dabei ist es gerade bei psychischen Erkrankungen wich-tig, sich öffnen zu können. Schon eine erste kompetente Beratung kann die Erkrankten ebenso wie die Angehörigen entlasten, kann Ängste nehmen und einer Eskalation entgegen-wirken.

handlungsansatzTelefonische Beratung durch BetroffeneDas SeeleFon ist die bundesweite Anlaufstelle für alle Fragen zu psychischen Erkrankungen. Das Besondere: Hier informieren und beraten Menschen, die selbst als Betroffene oder Ange-hörige wissen, was es bedeutet, zum Beispiel mit einer Depression leben zu müssen. Ob Fra-gen zum Krankheitsbild, zu Behandlungsoptio-nen oder zu gesetzlichen Regelungen – mit nur einem Anruf erhalten Ratsuchende hier Antwor-ten, auf Wunsch auch anonym. Beim SeeleFon finden sie aber auch ein offenes Ohr und Ver-ständnis, denn viele Betroffene benötigen in erster Linie ein Ventil für ihre Emotionen und Gedanken, sobald das lange Schweigen erst einmal gebrochen ist. In vielen Fällen ist allein schon ein offenes Gespräch ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur Besserung, denn durch strukturelles Erzählen kann vielen Sorgen schon die Spitze genommen werden. Die ehrenamtli-chen Mitarbeiter des SeeleFon vermitteln die Anrufer häufig weiter an passende Projekte und Unterstützungsmaßnahmen oder zu Beratungs-stellen in der Nähe. Ratsuchende können sich aber nicht nur telefonisch, sondern, wenn sie möchten, auch via E-Mail beim SeeleFon melden.

277.627 €369.387 €386.482 €

–6.444 €

76.528 €

4,54

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„SEELEFON“ – SELBSTHILFE-BERATUNG ZU PSYCHISCHEN ERKRANKUNGENBUNDESVERBAND DER ANGEHÖRIGEN PSYCHISCH KRANKER e. V.

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Handlungsansatz:Individuelle Beratung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateZentrale Informationsstelle mit HerzDas Projekt hat das Zeug dazu, die wichtigste Informationszentrale zu psychischen Erkrankun-gen in ganz Deutschland zu werden. Die Wis-sensbasis der Projektmitarbeiter ist enorm und wächst durch intensive Recherchen beständig an. Gleichzeitig profitiert das Angebot von sei-ner Ausrichtung als Selbsthilfeprojekt: Betroffe-ne beraten Betroffene. So kommt zu der reinen Wissensebene der persönliche Erfahrungsschatz der einzelnen Berater als Bonus hinzu. Ein wei-terer Pluspunkt: Die Organisation ist hervorra-gend mit allen relevanten Akteuren im Bereich seelischer Gesundheit vernetzt und kann so auch in der Vermittlung von Unterstützungsan-geboten oder Beratungsstellen als zentraler Dreh- und Angelpunkt fungieren. Das Konzept des SeeleFon stützt sich auf den bewährten An-satz des Alzheimer-Telefons der Deutschen Alz-heimer Gesellschaft und profitiert von dessen Praxiserfahrungen ungemein. Besonders wich-tig ist der einfache Zugang zum Angebot: offen für jedermann, auf Wunsch anonym und nicht an einen Standort gebunden. Da gerade Men-schen mit einer Depression besonders schwer von Unterstützungsmaßnahmen erreicht wer-den, sind derartig niedrigschwellige Angebote essenziell. Die Organisation hat darüber hinaus einen geschärften Blick für Teilzielgruppen und gibt beispielsweise Broschüren in verschiedenen Sprachen heraus. Bemerkenswert ist auch das ausgefeilte Ausbildungs- und Superversions-konzept für das SeeleFon.

empfehlungenPlanungssicherheit ermöglichenDas Projekt ist in der Praxis erprobt, verzeichnet eine beständig wachsende Nachfrage und glänzt mit großem Wissensschatz und Herz. So-ziale Investoren ermöglichen mit ihrer Finanzie-rung den Betroffenen und Angehörigen einen einfachen Zugang zu Informationen und Unter-stützung. Das Projekt erhält keine institutionelle Förderung und ist deshalb vollständig auf priva-te Zuwendungen angewiesen. Wer sich im gro-ßen Stil engagieren möchte, kann dem Projekt auch auf lange Sicht eine gewisse Planungssi-cherheit und damit Raum für die Weiterentwick-lung des SeeleFon geben. Mit 35.000 Euro kann ein Sozialer Investor etwa die Personal- und Sachkosten für ein Jahr tragen und dafür sor-gen, dass die Projektkoordination, Informati-onsaufbereitung und Qualitätssicherung aus einer Hand von einer Fachkraft geleistet werden können. Lohnenswert ist aber auch die Finanzie-rung einer externen Evaluation des Projekts: Die Voraussetzungen sind vorhanden, erste Planun-gen bereits abgeschlossen, für die Umsetzung fehlt jedoch bislang das Geld. Eine weitere In-vestitionsmöglichkeit liegt im Ausbau der Bera-tungszeiten. Zwei Stunden pro Woche kosten auf ein halbes Jahr gerechnet 300 Euro. Und für eine Spende von 10.000 Euro kann die Organisa-tion eine Weiterbildung für alle ehrenamtlichen Berater anbieten.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

C. 9 %

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H. 6 %

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

„SEELEFON“ – SELBSTHILFE-BERATUNG ZU PSYCHISCHEN ERKRANKUNGENBUNDESVERBAND DER ANGEHÖRIGEN PSYCHISCH KRANKER e. V.

Page 58: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationSelbsthilfe bei Depressionen e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 1984

KontaktRosa MassekLeiterin der KontaktstelleWermbachstraße 1363739 Aschaffenburg+49 . 60 21 . 2 36 [email protected] www.redenundhandeln.de

Das ProjektStart des Projekts: 1984Erreichte Personen: 54 Beratungs-gespräche (2011); 140 bis 160 Teilnehmer pro Jahr ; seit Projektstart insgesamt circa 3.000 Personen Wirkungsregion: lokal, regional

Einnahmen Organisation = Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation = ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

23.496 €30.203 €31.905 €

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herausforderungSelbsthilfe braucht AnschubAntriebslosigkeit macht es depressiven Men-schen doppelt schwer – als Symptom und als Hindernis auf dem Weg zur Heilung. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ermutigt Betroffene, aktiv zu werden.

Für eine psychische Erkrankung gibt es viele mögliche Ursachen – ob individuelle Faktoren, einschneidende Erlebnisse oder veränderte Le-bensbedingungen. Es gibt aber auch nach wie vor viele Vorurteile. Die Stigmatisierung der „Volkskrankheit“ Depression macht es den Be-troffenen schwer, sich die Erkrankung einzuge-stehen und Behandlungsmöglichkeiten anzu-nehmen. Die größten Hürden bringt die Krankheit selbst mit sich: Symptome wie An-triebslosigkeit und der Rückzug in die soziale Isolation hindern die Betroffenen daran, sich über Unterstützungsmöglichkeiten zu informie-ren oder sie in Anspruch zu nehmen. Schnelle Hilfe gibt es für Erkrankte meist ohnehin nicht – wer zum Beispiel eine Therapie machen möchte, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen. Viele Erkrankte wissen nicht, wohin mit ihren Sorgen und wie sie mit ihrer Situation am besten umgehen können. Ein wichtiger und erfolgver-sprechender Ansatz für die Bewältigung der Krankheit ist der Austausch mit Menschen in einer ähnlichen Situation. Selbsthilfegruppen ermöglichen diesen Austausch, stellen aber für die Betroffenen aufgrund ihrer symptomati-schen Antriebslosigkeit eine organisatorische Herausforderung dar.

handlungsansatzUnterstützung zum Austausch in GruppenDer Verein hilft Betroffenen, sich selbst zu hel-fen. Den Bedarf hat Gründer Harald Diller aus einem persönlichen Schicksal heraus erkannt. Als die eigene Mutter an Depressionen erkrank-te, gestaltete sich die Suche nach schneller Unterstützung schwierig. „Selbsthilfe bei De-pressionen“ arbeitet mit einem nach innen ge-richteten Konzept: Die Betroffenen setzen sich im Gespräch mit ihren Sorgen und Gesundheits-problemen sowie deren Verarbeitung auseinan-der. Der Verein ist dabei Kontaktstelle und Not-falltelefon für Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Er organisiert, unterhält und koor-diniert die Gesprächsgruppen und stellt Räum-lichkeiten für die Treffen zur Verfügung. Eine Fachkraft führt mit jedem Betroffenen ein Erst-gespräch und vermittelt ihn je nach zum Beispiel Alter und Anliegen in eine passende Gruppe. In-haltlich bleiben die Gruppen sich selbst überlas-sen, in Konfliktsituationen kann jedoch eine Fachkraft hinzugezogen werden. Die eigenver-antwortliche Arbeit und der Austausch mit Men-schen in einer ähnlichen Lebenslage helfen den Betroffenen auf dem Weg aus der Isolation zu-rück zur Eigenständigkeit. Zusätzliche Motiva-tion erfahren die Teilnehmer durch den Aus-tausch mit anderen Gruppen und die vom Verein organisierten gemeinsamen Aktivitäten.

HILFE ZUR SELBSTHILFE IN GESPRÄCHENSELBSTHILFE BEI DEPRESSIONEN e. V.

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Handlungsansatz:Selbsthilfe

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateHilfe ist am Bedarf orientiertDas Konzept zur Förderung von Selbsthilfe ist aus persönlichem Bedarf heraus entstanden und hat sich in der Praxis ausgezeichnet be-währt. Der Verein blickt auf fast 30 Jahre Erfah-rung zurück und kennt die Bedürfnisse der Ziel-gruppe genau. In Spitzenzeiten koordiniert der Verein 20 Selbsthilfegruppen, rund 3.000 Men-schen erhielten so bereits Hilfe. Allein 2011 wur-den rund 100 persönliche Gespräche mit Betrof-fenen und 54 akute Krisengespräche geführt. Viele ehemalige Teilnehmer der Selbsthilfegrup-pen engagieren sich inzwischen selbst aktiv als Helfer im Verein. Und in vielen Fällen können Betroffene durch die Selbsthilfe die Einnahme von Medikamenten reduzieren oder ganz darauf zu verzichten.

In der Stadt und Region ist der Verein gut ver-netzt und bekannt. Vielfältige Kooperationen ermöglichen einen Austausch mit regional relevanten Akteuren. Dem Verein liegen eine konstante Anpassung und Erweiterung seines Angebots entsprechend den Bedürfnissen der Betroffenen sehr am Herzen. Wegen der stei-genden Nachfrage von Jugendlichen plant der Verein beispielsweise eine eigene Gruppe für junge Menschen, die besonders gut auf die spezifischen Bedürfnisse Heranwachsender eingehen kann.

empfehlungenSpenden für VerstärkungSoziale Investoren unterstützen hier ein Projekt, das sich aus langjähriger Erfahrung heraus aus-gezeichnet auf die sich verändernden Bedürfnis-se der Zielgruppen einstellen kann. Die große Nachfrage ist nicht nur Indikator für den Erfolg, sondern gleichzeitig Ansatzpunkt für Investo-ren, die mehr Betroffenen Zugang zur Selbsthil-fe ermöglichen möchten. Für die Beratung und Koordination der Gruppen steht aktuell nur eine halbe Stelle zur Verfügung. Mit einer Spende von 23.000 Euro kann diese Halbtagsstelle der hauptamtlich arbeitenden Sozialpädagogin für ein Jahr gesichert werden. Für eine ergänzende und entlastende zweite Stelle ist eine Investi- tion in gleicher Höhe notwendig. Auch für die Einrichtung und Begleitung der Jugendgruppe benötigt die Organisation zusätzliches Personal. Mit einer kleineren Spende von etwa 3.000 Euro kann der Verein darüber hinaus Gruppenaktivi-täten oder Seminare zu Themen wie Stress, De-pressionen oder Burnout finanzieren. Die Aus-richtung am Bedarf und die langjährige Erfahrung sichern einen wirkungsvollen Einsatz der Spende.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 20 %

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Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

HILFE ZUR SELBSTHILFE IN GESPRÄCHENSELBSTHILFE BEI DEPRESSIONEN e. V.

Page 60: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationFamilienhaus Magdeburg gGmbH

Rechtsform gemeinnützige GmbHGründungsjahr 2011 (2007 – 2011 als Familienhaus Magdeburg e. V.)

KontaktThorsten GiefersGeschäftsführerWalther-Rathenau-Straße 3039106 Magdeburg+49 . 15 77 . 3 92 01 98thorsten.giefers@familienhaus-magdeburg.dewww.familienhaus-magdeburg.de

Das ProjektStart des Projekts: 2010Erreichte Personen: 383 Personen (2011); seit Projektstart insgesamt 644 PersonenWirkungsregion: lokal, regional

Einnahmen Organisation Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

herausforderungKeine Hilfe für die Kinder der ErkranktenKinder depressiver Eltern haben ein erhöhtes Ri-siko, selbst an Depression zu erkranken. Das Präventionsprojekt „Ver-rückte Zeiten“ ermög-licht den Kindern eine positive Entwicklung.

Eine Depression verändert nicht nur das Leben des Erkrankten, sie beeinflusst auch dessen ge-samte Familie und allen voran die Kinder. Wäh-rend die Depression schnell zum Dreh- und An-gelpunkt im Leben des Betroffenen werden kann, geraten andere Dinge ins Hintertreffen, denn viele Erkrankte sind auch Ehepartner, Ar-beitnehmer – und Eltern. Die Frage ist: Wie kann eine Familie ihr Zusammenleben organisieren, wenn Schwermut und Traurigkeit wie eine fins-tere Regenwolke über einem Elternteil hängen und dabei Schatten auf das Familienleben wer-fen? Oft machen sich Schuldgefühle, soziale Iso-lation, Scham und vor allem Hilflosigkeit im Leben der Kinder breit, wenn die Mutter oder der Vater den Alltag einfach nicht mehr bewälti-gen können. Und aus Pflichtbewusstsein über-nehmen viele Kids die Aufgaben des erkrankten Elternteils, damit die Familie funktioniert. Wenn ihnen so aber ein Stück ihrer Kindheit abhan-denkommt, wenn sie nicht ausreichend unter-stützt und gefördert werden und ihnen starke, positive Vorbilder fehlen, haben die Kinder ein vielfach höheres Risiko, später selbst an einer Depression zu erkranken. Das Problem: Unter-stützungsangebote für Angehörige wenden sich in den meisten Fällen nur an Erwachsene.

handlungsansatzKinder unterstützen, Familien entlasten Bei „Ver-rückte Zeiten“ können sich betroffene Familien einen Unterstützungsfahrplan nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen, der ihren individuellen Bedürfnissen am besten ent-spricht. Im Angebot sind Kindergruppen, ge-meinsame Familienaktivitäten, Einzelarbeit mit Kindern, Elternaustausch im „Sch(w)atztreff“ und eine offene Sprechstunde. Kinder lernen bei „Ver-rückte Zeiten“, warum ihre Mutter oder ihr Vater immer traurig ist, und sie können offen da-rüber reden, wie es ihnen dabei geht. Zusam-men mit den Projektmitarbeitern erstellen sie einen Notfallplan und legen eine Vertrauensper-son fest, um Familienkrisen künftig besser meis-tern zu können. Die Familie lernt außerdem, bei gemeinsamen Aktivitäten wie einem Ausflug in den Zoo die schönen Seiten des Zusammenle-bens wieder zu genießen. Ein weiterer Baustein ist das „Inselabenteuer“. Dabei begleiten Pro-jektmitarbeiter die Kinder, wenn sie ihre Eltern in der Klinik besuchen. Diese Besuche sind für die jungen Menschen oft fremd und sie fühlen sich unwohl, weil sie nicht wissen, was dort mit der Mutter oder dem Vater passiert. „Ver-rückte Zeiten“ nimmt diesem Unwohlsein die Spitze und macht die Depression der Eltern für die Kin-der verständlich und handhabbar. Neben der Arbeit mit den Familien führt das Familienhaus Magdeburg Seminare und Schulungen für Fach-kräfte durch, etwa in Schulen und Kitas, im Job-center und Jugendamt, für Sozialarbeiter und Psychologen.

VER-RÜCKTE ZEITENFAMILIENHAUS MAGDEBURG gGmbH

365.000 €610.000 €908.246 €

36.000 €36.000 €54.485 €

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Handlungsansatz:Betreuung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateDas Familienleben stabilisiert sich„Ver-rückte Zeiten“ ist ein Vorreiterprojekt in Sachen Depressions-Prävention bei Kindern. In der Region gibt es kein vergleichbares Konzept, und auch in Deutschland steckt die Präventions-arbeit für diese Zielgruppe noch in den Kinder-schuhen. Das Projekt überzeugt mit seiner indi-viduellen Gestaltung und einem perfekt auf den Bedarf ausgerichteten Konzept. Die umfassende Bedarfsanalyse im Vorfeld bildet ein gutes Fun-dament für die konkreten Maßnahmen, die für jede Familie so zusammengestellt werden kön-nen, dass das Paket zu den individuellen Bedürf-nissen passt. Das Projekt ist explizit als Ergän-zung und nicht als Ersatz für eine Therapie aufgesetzt – und bezieht neben den Kindern und Eltern auch den behandelnden Psychothe-rapeuten oder Psychiater in die Zusammenstel-lung der Maßnahmen für die Familie mit ein. Aktuell nehmen 13 Familien an dem Projekt teil. Ziel ist es, den Kindern eine positive Entwick-lung zu ermöglichen und die Eltern zu befähi-gen, ihre Elternrolle wahrzunehmen. Das Famili-enleben soll sich zum Wohle der Kinder wieder normalisieren und stabilisieren.

empfehlungenModellprojekt langfristig etablierenInnovativ und bedarfsorientiert – das Projekt „Ver-rückte Zeiten“ trägt dazu bei, dass weniger Depressionen in der Risikogruppe der Kinder de-pressiver Eltern entstehen. Soziale Investoren können hier die Arbeit einer Organisation unter-stützen, die aktiv Versorgungslücken aufdeckt und dafür passgenaue Konzepte entwickelt. Bis April 2013 sind die Kosten im Rahmen eines Mo-dellprojekts zu 80 Prozent gedeckt. Finanzielles Engagement kann die Organisation dazu befä-higen, „Ver-rückte Zeiten“ langfristig zu etablie-ren und auszubauen.

Mit einer Investition von 30.000 Euro ist zum Beispiel die kostenlose Teilnahme der Kinder an der Kindergruppe „Labyrinth“ für ein Jahr gesi-chert, inklusive aller Personal- und Sachkosten. Um das gesamte Projekt für ein Jahr realisieren zu können, benötigt die Organisation 59.000 Euro. Eine Großspende von 100.000 Euro sichert nicht nur die Weiterführung des Projekts. Sie er-möglicht zusätzlich die wichtige Evaluation von „Ver-rückte Zeiten“ und gibt den Mitarbeitern mehr Raum für Schulungen und Weiterbildun-gen der Fachkräfte zum Umgang mit Kindern depressiver Eltern.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 1%C. 1% D. 1%B. 10 %G. 3 %

F. 86 %

H. 1%

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

VER-RÜCKTE ZEITENFAMILIENHAUS MAGDEBURG gGmbH

Page 62: Themenreport "DEPRESSION:RAUS AUS DEM SCHATTEN!"

Die OrganisationIrrsinnig Menschlich: Stärkt Ihre Psyche – Deine auch e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 2000

KontaktManuela Richter-WerlingGeschäftsführerinPhilipp-Rosenthal-Straße 5504103 Leipzig+49 . 3 41 . 2 22 89 90m.richter-werling@irrsinnig-menschlich.dewww.verrueckt-na-und.dewww.irrsinnig-menschlich.de

Das ProjektStart des Projekts: 2001 (als Pilot-projekt)Erreichte Personen: 9.000 Schüler, 1.200 Lehrer und Multiplikatoren direkt über Veranstaltungen (2011)Wirkungsregion: lokal, regional, bundesweit, international

Einnahmen Organisation Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

herausforderungSeelische Gesundheit in Schulen kein ThemaPsychische Erkrankungen manifestieren sich oft in der Jugend. „Verrückt? Na und!“ macht Schü-lern Mut, Probleme gemeinsam mit anderen besser zu bewältigen.

Eine Depression entsteht selten aus dem Nichts heraus. Sie hat meist eine lange Vorlaufzeit und kann durch viele Faktoren beeinflusst und ver-stärkt werden. Wie ein Mensch seine Kindheit und Jugend erlebt und wie er diese Erfahrungen verarbeitet, spielt eine entscheidende Rolle. Fühlt er sich mit seinen Sorgen und Problemen alleingelassen, baut ein Jugendlicher schwäche-re Bewältigungsstrategien auf als jemand, der beständig von Familie und Freunden unterstützt und ermutigt wird. Doch in der Schule, wo die jungen Menschen den Großteil ihrer Zeit ver-bringen, wo sie mit Mitschülern und Lehrern zu-sammen sind, ist man hilflos. Seelische Gesund-heit ist dort kein Thema, die Lehrer sind nicht ausreichend geschult und die Freunde wissen oft nicht, wie sie mit andauernder Traurigkeit und Launenhaftigkeit umgehen sollen. Depres-sionen – und psychische Krankheiten überhaupt – sind ein Tabu. Die Betroffenen haben Angst davor, als schwach abgestempelt zu werden. Deswegen verheimlichen sie ihre Gefühle und suchen sich keine Hilfe. Im täglichen Miteinan-der brauchen die jungen Menschen weit mehr Offenheit und Verständnis. Sie müssen lernen, dass sie nicht allein sind, dass es anderen ge-nauso geht – und dass man gemeinsam stark ist.

handlungsansatzBetroffene machen Schülern Mut Mit Mut-Machern zu mehr Offenheit und Acht-samkeit: „Verrückt? Na und!“ bricht das Schwei-gen und lädt junge Menschen zu einem offenen Austausch über die großen und kleinen Fragen zur seelischen Gesundheit ein. Ein Team aus Mo-derator und „Lebenslehrer“, also ein Arzt, Psy-chologe oder Sozialarbeiter einerseits sowie ein Betroffener oder ehemals Betroffener anderer-seits, führt in den Schulen klassenweise eintä-gige Workshops zum Thema durch. Welche Er- fahrungen haben die Jugendlichen bereits mit psychischen Erkrankungen gemacht? Was wür-den sie in einer solchen Situation tun, was wür-den sie sich wünschen? Und wie gehen sie bis-lang mit Glück und mit Krisen um? Dass fast jeder traurige Phasen erlebt und schwierige Si-tuationen verarbeiten muss, ist eine wichtige Erkenntnis für die jungen Menschen. Sie erleben auch, dass die Mitschüler zuhören und Anteil nehmen, den Geschichten Raum geben und ein-ander helfen möchten. Besonders wichtig ist das Gespräch mit einem Betroffenen. Dadurch be-kommt das komplexe Konstrukt „seelische Ge-sundheit“ ein Gesicht, ist zum Greifen nah – und dabei ganz normal. Die Jungen und Mädchen lernen, wie sich eine Depression anfühlt, wo man Hilfe bekommt und wie wichtig es ist, gute Freunde zu haben und nicht nur die guten Zeiten zu genießen, sondern auch gemeinsam die Pro-bleme zu meistern. Seit 2011 wird das Projekt über ein Social-Franchise-System verbreitet.

VERRÜCKT? NA UND! SEELISCH FIT IN DER SCHULEIRRSINNIG MENSCHLICH: STÄRKT IHRE PSYCHE – DEINE AUCH e. V.

242.259 €350.814 €364.850 €

57.946 €58.971 €51.550 €

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Handlungsansatz:Aufklärung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateDas Projekt beugt vor und hilft heilen„Verrückt? Na und!“ wirkt dreifach. Das Projekt hilft, psychischen Krisen vorzubeugen. Es macht den jungen Mensch Mut, aufeinander zuzuge-hen und offener miteinander zu reden – auch über ernste und traurige Themen. Und es hilft Betroffenen dabei, die eigene Erkrankung schneller und besser zu verarbeiten. Die Wirk-samkeit wurde bereits in verschiedenen Evalua-tionen belegt. Die Jugendlichen nehmen ihre ei-genen Stärken und Ressourcen, ihre Ängste, Vorurteile und Vorbehalte besser wahr und ler-nen, sie zu verstehen. Sie erfahren, wo sie Hilfe finden und wie sie Freunde und Schulkameraden unterstützen können. Indem auch die Lehrer in die Gesprächsrunden einbezogen werden, schärfen sich ihre Antennen für die Befindlich-keiten der Schüler und sie können leichter ein gutes Klassenklima schaffen.

Qualitätsmanagement und die Weiterentwick-lung des Angebots werden bei der Organisation großgeschrieben. Das Projekt eignet sich her-vorragend für eine Verbreitung via Social Fran-chise: Das Konzeptgerüst ist simpel und vor Ort leicht umsetzbar, während der Inhalt so gestal-tet ist, dass das Angebot maximal wirkt. Inzwi-schen gibt es 43 Regionalgruppen in Deutsch-land und zwei weitere im europäischen Ausland. 2011 wurde das Projekt an 300 Schulen durchge-führt. „Verrückt? Na und!“ wird seit 2009 durch eine Aufklärungskampagne perfekt ergänzt.

empfehlungenMehr Fachkräfte, um Reichweite auszubauenMit ausgereifter Strategie und belegter Wirkung hilft „Verrückt? Na und!“ präventiv und thera-peutisch – eine wertvolle Kombination, die Schule machen sollte. Soziale Investoren kön-nen die Organisation dabei unterstützen, ihr Konzept weiter zu verbreiten und einen Impact im Leben der jungen Menschen zu bewirken. Wer das Projekt fördern möchte, arbeitet hier mit einer langfristig und strategisch denkenden und planenden Organisation zusammen, die eine immense Reichweite aufbauen kann. Eine Option ist die Investition in den Ausbau der Per-sonalstellen. Ob Coaching und Weiterentwick-lung, Fundraising und Marketing oder Öffent-lichkeitsarbeit und Dokumentation: Die Organisation kennt ihren Bedarf an Fachkräften, allein die Finanzierung der Stellen fehlt bislang. Darüber hinaus können Soziale Investoren mit einer Spende von 6.000 Euro eine neue Regio-nalgruppe samt acht Mut-Macher-Teams auf-bauen. Für 30.000 Euro kann die Organisation zehn Trainer ausbilden, die in den Bundeslän-dern neue Schulprojektgruppen aufbauen und die dortigen Teams auf ihre Arbeit vorbereiten. Und eine Spende von 80.000 Euro ermöglicht die 15-monatige Ausbildung von zehn Schulcoa-ches, die später mehr als zehn Schulen dabei begleiten werden, seelische Fitness in den tägli-chen Lehrplan zu integrieren. Die Schulcoaches tragen dazu bei, das Thema psychische Gesund-heit über das Projekt „Verrückt? Na und!“ hi-naus nachhaltig an den Schulen zu verankern.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

VERRÜCKT? NA UND! SEELISCH FIT IN DER SCHULEIRRSINNIG MENSCHLICH: STÄRKT IHRE PSYCHE – DEINE AUCH e. V.

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Die OrganisationArbeitskreis Leben Reutlingen- Tübingen e. V.

Rechtsform eingetragener VereinGründungsjahr 1976

KontaktTobias ZipperleGeschäftsführer TübingenÖsterbergstraße 472074 Tübingen+49 . 70 71 . 9 22 [email protected]

Das ProjektStart des Projekts: 2003Erreichte Personen: 438 Jugendliche (2011); seit Projektstart insgesamt 3.523 Jugendliche; aktuell sind 42 Peerberater tätigWirkungsregion: regional, landes-weit, bundesweit

Einnahmen Organisation Projekt200920102011

Mitarbeiter Organisation ProjektHauptamtlicheHonorarkräfte Ehrenamtliche

herausforderungJugendliche durchleben Krisen intensiverJugendliche erleben Krisensituationen beson-ders intensiv. Bei der Youth-Life-Line können sie anonym Dampf ablassen, statt von ihren Sorgen immer mehr erdrückt zu werden.

Teenager sein ist oft eine Achterbahnfahrt der Emotionen und Möglichkeiten. Jeder Tag bedeu-tet die Welt, jeder Gedanke ist riesig und jedes Gefühl überwältigend. In den meisten Fällen ist das aufregend und toll – aber nicht immer und nicht für jeden. Einige Jugendliche haben be-reits mehr erlebt als manch Erwachsener. Sie haben jedoch meist nicht die notwendige Zeit und Kraft, um die Erfahrungen richtig zu verar-beiten. Jeder Schmerz schmerzt dreifach und viele Probleme scheinen unlösbar. Ein Teil der Sorgen ist relativ typisch: Die jungen Menschen fühlen sich einsam, haben Liebeskummer, Min-derwertigkeitskomplexe oder Versagensängste. Andere Probleme sind schwerwiegender, etwa wenn ein Elternteil oder die beste Freundin stirbt, wenn die Jugendlichen Essstörungen ent-wickeln, drogenabhängig sind, geschlagen oder missbraucht werden. In diesen Situationen sehen einige Jugendliche keinen Ausweg mehr – Suizid ist bei jungen Menschen unter 25 Jah-ren die zweithäufigste Todesursache. Besonders besorgniserregend ist die hohe Quote der Sui-zidversuche: Schätzungen zufolge kommen auf eine Selbsttötung bis zu 30 Versuche. Wie kann man diesen Jugendlichen helfen? Und warum werden Warnsignale nicht frühzeitig erkannt?

handlungsansatzE-Mail-Beratung als Ventil für ProblemeJugendliche helfen Jugendlichen – unkompli-ziert und anonym via E-Mail. Junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die verzweifelt sind, sich das Leben nehmen wollen oder Angst um einen guten Freund mit Suizidgedanken haben, finden bei der Youth-Life-Line Gleichaltrige, mit denen sie ihre Sorgen teilen können. Das Projekt ist keine Beratung im klassischen Sinn, denn die sogenannten Peerberater schenken den Ratsu-chenden vor allem ein offenes Ohr und eine große Portion Verständnis. Bei ihnen können die Jugendlichen rauslassen, was ihnen auf der Seele liegt, anstatt die Probleme runterzuschlu-cken und daran zu verzweifeln. Der Clou: Von dem Angebot profitieren beide Seiten, die Rat-suchenden ebenso wie die Beratenden. Die eh-renamtlich engagierten jungen Menschen ler-nen hier, Verantwortung zu übernehmen, und entwickeln einen sehr feinen Sensor für Proble-me. Indem sie sich intensiv mit Krisenbewälti-gung auseinandersetzen, können sie ihren eige-nen Sorgen viel sicherer und selbstbewusster begegnen. Die Peerberater kommen mindestens einmal pro Woche für drei Stunden ins Projekt-büro und beantworten die E-Mails ihrer Schütz-linge. Dafür werden sie im Vorfeld intensiv und professionell geschult und erhalten während ihrer Arbeit vor Ort kompetente Betreuung und Beratung. Ist bei einem Fragenansturm der Be-ratungszugang voll, empfiehlt Youth-Life-Line den ratsuchenden Jugendlichen alternative Anlaufstellen, an die sie sich im Notfall auch wenden können.

YOUTH-LIFE-LINEARBEITSKREIS LEBEN REUTLINGEN-TÜBINGEN e. V.

443.536 €426.499 €417.974 €

108.030 €91.545 €78.717 €

5,95

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Handlungsansatz:Individuelle Beratung

Hintergründe zum Themenfeld bietet der Themenreport Depression. Der Report sowie weitere Infos zum Projekt und zur Organisation sind bei PHINEO erhältlich.

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Ansprüche gegen PHINEO aufgrund der Nutzung der vorstehenden Informationen sind ausgeschlos-sen. Bitte beachten Sie unseren ausführlichen Haftungshinweis unter: www.phineo.org/haftung

Finanzierungsquellen der OrganisationWirkungspotenzial des ProjektsZiele und ZielgruppenAnsatz und KonzeptQualitätsentwicklung

Leistungsfähigkeit der Organisation Vision und StrategieLeitung undPersonalmanagementAufsichtFinanzen und ControllingTransparenz undÖffentlichkeitsarbeit

Legende herausragend sehr gut gut akzeptabel entwicklungsbedürftig unzureichend

resultateDiese Krisenhilfe wirkt doppeltDie Youth-Life-Line ist ein Angebot mit Zwei-fachwirkung: Es hilft Jugendlichen in Not und macht junge Peerberater krisenfest. Das Projekt holt die Ratsuchenden ab, wo sie sich ohnehin häufig aufhalten – im Internet. Dort treffen sie auf Gleichaltrige, die ihre Misere besonders gut nachvollziehen können. Sie fühlen sich verstan-den und ernstgenommen – und öffnen sich auf-grund der Anonymität sehr leicht, denn sie müs-sen sich nicht rechtfertigen, nichts erklären oder versprechen und nicht vor ihren Freunden cool und sicher wirken, wenn es ihnen eigentlich schlecht geht. Dass die Peerberater selbst bes-ser mit Belastungen umgehen können, belegt eine wissenschaftliche Begleitstudie des Univer-sitätsklinikums Tübingen. Die jungen Engagier-ten schulen aber auch ihr Einfühlungsvermögen und ihre Beobachtungsgabe, sie entwickeln einen besseren Sinn dafür, wann jemand Unter-stützung benötigt – und sie können einschreiten und helfen. Qualität wird bei der Youth-Life-Line großgeschrieben: Um die Peerberater vor Über-lastung zu schützen, wird der Zugang zum Bera-tungsangebot geschlossen, wenn sehr viele An-fragen eingegangen sind. Die Verantwortung für die Ratsuchenden soll nicht auf den Schul-tern der jungen Berater liegen. Deshalb werden die ausgehenden E-Mails von einer Fachkraft gegengecheckt, knifflige Fälle im Team bespro-chen, und für gehäuft auftauchende Sorgen er-halten die Jungengagierten auch kurzfristig eine spezialisierte Schulung.

empfehlungenSchnelle Hilfe ermöglichenWer die Youth-Life-Line unterstützt, schafft Wir-kung auf vielen Ebenen: bei den Ratsuchenden, den jungen Peerberatern und ein Stück weit bei der gesamten Gesellschaft. Soziale Investoren helfen der Organisation dabei, ein Klima zu schaffen, in dem es möglich ist, Probleme recht-zeitig zu erkennen und Unterstützung in die Wege zu leiten. Die Grundsicherung des Pro-jekts ist zwar durch die Landkreise Reutlingen und Tübingen gewährleistet, ein hoher Teil muss aber durch Eigenmittel getragen werden. Sozia-le Investoren können mit ihrem finanziellen En-gagement dazu beitragen, dass das Projekt seine hohe Qualität beibehalten und größtmög-liche Wirkung entfalten kann. Wer zum Beispiel in die Erweiterung der Teilzeitstellen der Pro-jektleiter investiert, befähigt sie dazu, Organi-satorisches und Projektarbeit besser unter einen Hut zu bekommen. So ließe sich auch die Zahl der aktuell 42 Peerberater aufstocken, was eine schnellere Reaktionsfähigkeit bei drängenden Anfragen ermöglichen würde. Die Projektleiter hätten gleichzeitig mehr Raum, um ein detail-lierteres systematisches Monitoring aufzuset-zen. Mit einer Spende von 500 Euro könnte die Organisation außerdem die Verpflegung der ehrenamtlichen Peerberater für ein halbes Jahr finanzieren. 2.000 Euro ermöglichen die regelmäßigen Fortbildungen und eine Fahrt-kostenerstattung für die Ehrenamtlichen. Eine Investition von 10.000 Euro deckt die Ausbil-dungskosten für eine komplette Gruppe an- gehender Peerberater oder die Jahreskaltmiete für die Beratungsstelle.

A. SpendenB. Zuwendungen von Stiftungen/VereinenC. MitgliedsbeiträgeD. SponsorengelderE. Zins-/VermögenserträgeF. Öffentliche GelderG. Leistungsabhängige EinnahmenH. Sonstige

A. 16 %G. 4 %H. 4 %

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Analysiert und empfohlen:

23 Organisationen analysiert, 14 empfohlen

08/2012

wirkt!Empfohlene Qualität

im Themenfeld

Depression

YOUTH-LIFE-LINEARBEITSKREIS LEBEN REUTLINGEN-TÜBINGEN e. V.

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Die Projektporträts aller Themen-

reports fi nden Sie im Internet unter:

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Gesellschafter

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Strategische Partner

• CSI – Centrum für soziale • Deutscher Spendenrat

Investitionen und Innovationen • Stiftung Charité

Förderer

• Freshfi elds Bruckhaus Deringer • Warth & Klein Grant Thornton AG

• MLP Finanzdienstleistungen AG

PHINEO ist ein unabhängiges Analyse- und

Beratungshaus für wirkungsvolles gesellschaft-

liches Engagement. Ein breites Bündnis aus

Wirtschaft und Zivilgesellschaft hat 2010 die

gemeinnützige Aktiengesellschaft PHINEO

ins Leben gerufen, um den gemeinnützigen

Sektor zu stärken. Um dieses Ziel zu erreichen,

setzt PHINEO bei allen an, die nicht nur Gutes

tun, sondern auch Gutes bewirken wollen.

PHINEO empfi ehlt auf Basis der mehrstufi gen

PHINEO-Analyse gemeinnützige Projekte,

die besonderes Potenzial haben, die Gesell-

schaft nachhaltig zu gestalten. Mit Porträts

dieser empfehlenswerten Organisationen,

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individueller Beratung bietet PHINEO Orien-

tierung für wirkungsvolles gesellschaft-

liches Engagement.

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