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THEORETISCHE GRUNDLAGEN DER VERHALTENSTHERAPIE (VT) Dr. med. Anke Mönnings Mittwoch, 7. November 12

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THEORETISCHE GRUNDLAGEN DER

VERHALTENSTHERAPIE (VT)Dr. med. Anke Mönnings

Mittwoch, 7. November 12

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St. Elisabeth-KrankenhausHattingen-Niederwenigern

Katholische Kliniken Ruhrhalbinsel

St. Josef Krankenhaus Essen-Kupferdreh

St. Josef Altenheim Essen-Kupferdreh

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Lernvorgänge:

Erwerben von Fertigkeiten und Aneignung von neuem Verhalten oder Verhalten verändern

Ziel von Psychotherapie kann sein:

Neues Verhalten zu erlernen oder bestehendes Verhalten zu verändern

(Lernprozeß der sich auf wissenschaftl. Evidenz und grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse des Lernens beziehen sollte (Eysenck 1964))

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VT geht von der Annahme aus:

Der Mensch ist ein Wesen, das durch Erfahrungen geprägt und prägbar ist, d.h. viele menschl. Reaktionen sind

-gelernt-können gelernt werden-können verlernt werden

-können in Qualität und Quantität durch Lernen modifiziert werden

wichtige Lernprinzipien:

klassisches Konditionierenoperantes Konditionieren

Modelllernen kognitives Probehandeln

InstruktionÜben

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Merkmale der VT:

-Menschenbild->ganzheitl. Personenmodell, reflexives Subjekt mit internen Selbstregulationsprozessen und Fähigkeit zur Selbststeuerung

Selbstregulationsmodell von Kanfer

Beta-Variablen: kognitive Prozesse (Denken, Wahrnehmen, Erinnern, Bewerten) und Schemata, Pläne (Ziele, Wünsche)und innere Verarbeitungsprozesse

Alpha-Variablen: Einflüsse der externen Umgebung (berufl., partnerschaftl. Situation)

Gamma-Variablen: Einflüsse des genetischen und biolog. Systems (endokrine Steuerungsmechanismen: Hunger, Sättigung, akute Infektion, Fieber, Alkohol- Drogen- und Medikamenteneinflüsse)

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-Störungsmodell

-allgemeine Grundprinzipien:

-Problemorientierung (aktuelle Problembearbeitung, Förderung von Problemlösefähigkeit)

-Zielorientierung (nach Problemidentifikation gemeinsame explizite Zieldefinition)

-Handlungsorientierung (aktive Mitarbeit, Veränderung von Verhalten)

-Übertragbarkeit (am Modell erlernte Fähigkeiten im Alltagsleben anwenden)

-Bedingungsorientierung (vorausgehende, auslösende und aufrechterhaltend)

-Transparenz (für Pat. verständlich, nachvollziehbar)

-Arbeitsbündnis/Dienstleistungsverhältnis (gleichberechtigt, vertrauensvoll)

-“Hilfe zur Selbsthilfe“ (Generalisierung der Effekte ermöglichen)

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-Methodologie:

-empirisch/experimentelles Wissenschaftsverständnis

-Überprüfbarkeit

-Beobachtbarkeit und Operationalisierbarkeit (messbar, z.B. Selbst- und Fremdbeurteilungsbögen)

-Verwendung objektiver, reliabler und valider Meßinstrumente

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psychotherapeutische Anwendung ist

eine geplante Maßnahme

bei anerkannten Krankheitsbildern

mit zielgerichtetem Prozeß

durch spezifische Interventionen

unter Anwendung theoriegeleiteter Verfahren

durch ausgebildete Therapeuten

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-Indikationsebenen

Fünf-K-Modell der Behandlungsziele (Linden, 1992)

Ebene Störungsbeispiel Behandlungsbeispiel

Kausal Phobie, Depression Expositionsverfahren,(ursächlich) kognitive Therapie (Beck)

kompensierend Schizophrenie Integrative PT (Brenner),(ausgleichend) Hyperkinetik Selbstinstruktionstraining

korsettierend geistige Behinderung, Token-Programme,(Stützend) Aggression, chron. Abh. Time-out

komplettierend D.M., Schmerzen Selfmanagement,(ergänzend) Schmerzimmunisierung

konvenierend Partnerschaftsstörung, Kommunikationstraining,(begleitend) Gesundheitsprävention Raucherentwöhnung

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VERHALTENSTHERAPIE

KONDITIONIERUNG KOGNITION

KLASSISCH OPERANT MODELL KOGNITIV

Modelle der VT

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STÖRUNGSMODELLverhaltenstherapeutisches Modell medizinisches Modell

Problem Pat. kommt mit Beschwerden Symptom

Ist-/Soll- Leidensdruck SyndromDiskrepanz

funktionale Bedingungen Ebenen Krankheitsdiagnosedes Problems

Therapie Mittelbereitstellung Therapie

Problemlöseprozess

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PROZEßMODELL NACH KANFER UND GRIMM (1981)1. Rollenstrukturierung und Aufbau einer therapeutischen Beziehung

1. Erleichterung für die Person, die Rolle eines Klienten zu übernehmen2. Formulierung eines Arbeitsbündnisses3. Schaffung der Motivation mit dem Therapeuten zu arbeiten

2. Verpflichtungen zu einer VeränderungMotivation und Vereinbarung einer Veränderung

1. Motivierung des Klienten, sich pos. Konsequenzen zu überlegen2. Aktivierung des K. zu einer Veränderung des Status Quo3. Verringerung der Hoffnungslosigkeit

3. Verhaltensanalyse1. Präzisierung der Problemdefinition2. Identifikation relevanter funktionaler Beziehungen3. Motivierung des K. für spezifische Veränderungen

4. Vereinbarung von Behandlungsinhalten

1. Übereinstimmung der Zielbereiche2. Setzen von Prioritäten für ein Veränderungsprogramm und Beginn spezifischer Verfahren3. Akzeptieren der Verantwortung für die Mitarbeit am geplantem Therapieprogramm5. Durchführung der

Behandlung und Aufrechterhaltung der Motivation

1. Durchführend es Veränderungsprogramms2. Feststellen von Nebeneffekten und ausstrahlenden Effekten einer Veränderung des Zielverhaltens

6. Registrieren und Bewerten des Fortschrittes

1. Feststellen der Verhaltensänderung2. Feststellen der Anwendung allgemeiner Bewältigungsstrategien durch den K.3. Einführen neuer Therapieinhalte, b. Bed.4. Motivation zur Beendigung des Programms

7. Generalisierung und Beendigung des Treatments

1. Einschätzen und Fördern von Selbst-Management-Fähigkeiten zur Begegnung zukünftiger Probleme2. Ausblendung des Kontaktes mit dem K.

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KLASSISCHES KONDITIONIEREN

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Älteste Lerntheorie, Speichelsekretions-Experimente (PAWLOW (1849 – 1936))

UCS=unkonditionierter Stimulus löst unbedingt eine Reaktion aus

UCR= unkonditionierte Reaktion unbedingt auf UCS folgende Reaktion

CS= Konditionierter Stimulus früher neutraler Reiz, der jetzige Signal- funktion durch Kopplung mit UCS erworben hatCR= konditionierte Reaktion eine dem CR ähnliche Reaktion, die alleine durch den CS ausgelöst wird

Die klassische Konditionierung ist eine Form des Lernens, bei der der Organismus eine neue Assoziation zwischen zwei Reizen (Stimuli) lernt – einem neutralen und einem, der bereits eine Reflexreaktion auslöst.

Als Ergebnis der Konditionierung löst der ehemals neutrale Reiz eine neue Reflexreaktion aus, die oftmals der ursprünglichen Reaktion ähnlich ist.

KLASSISCHES KONDITIONIEREN

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PAWLOWS EXPERIMENT:

PAWLOW ließ immer unmittelbar vor der Futtergabe (UCR) an seine Hunde eine Glocke ertönen. Bereits nach wenigen Versuchen war der Speichelfluss zur bedingten (konditionierten) Reaktion (CR) geworden und somit der neutrale Glockenton zum bedingten (konditionierten) Reiz (CS).

KLASSISCHES KONDITIONIEREN

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KLASSISCHES KONDITIONIERENMerkmale der klassischen Konditionierung:

Kontiguität:

Um zwei Reize miteinander verknüpfen zu können, müssen sie auch miteinander in Verbindung gebracht werden.

Hierzu ist es notwendig, dass beide Reize (UCS und NS) zeitlich dicht beieinander liegen.

Räumlich (im Zusammenhang) und zeitlich (kurz nacheinander) müssen der neutrale und der unbedingte Reiz mehrmals wiederholt auftreten (Gesetz der Kontinuität), um eine konditionierte Reaktion auszulösen.

Ein neutraler Reiz wird niemals zu einem konditionierten Reiz, wenn er zeitlich nach dem unkonditionierten Reiz auftritt.

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KLASSISCHES KONDITIONIERENMerkmale der klassischen Konditionierung:

Verstärkung:

Die Koppelung von unkonditioniertem Stimulus (UCS) und neutralem Stimulus (NS) wird als Verstärkung bezeichnet.

Je häufiger diese Verstärkung auftritt, desto sicherer und stabiler ist die Bildung einer Assoziation zwischen den beiden Reizen.

Durch mehrmaliges Auftreten der Koppelung von NS und UCS, wird die konditionierte Reaktion / der konditionierte Reflex (CR) verstärkt.

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KLASSISCHES KONDITIONIERENMerkmale der klassischen Konditionierung:

Signallernen:

Die klassische Konditionierung wird auch als Signallernen bezeichnet

In Pawlows Versuch stellt die Glocke das Signal dar

Der neutrale Stimulus stellt das Signal dar, welches erlernt wurde.

Signallernen impliziert das Erlernen von Signalen.

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KLASSISCHES KONDITIONIERENMerkmale der klassischen Konditionierung:

Reizgeneralisierung:

Ausdehnung der gelernten Assoziation auf neue, ähnliche Reize.

Nach einer erfolgreichen Konditionierung reagiert der Pawlow'sche Hund auf den Glockenton mit erhöhter Speichelproduktion.

Wenn der Glockenton nun einen helleren Klang hat, und der Hund dennoch in gleicher Weise reagiert, wurde der Reiz generalisiert.

Ein ähnlicher Reiz löst also die gleiche Reaktion aus.

Die Reizgeneralisierung wurde von Pawlow während seiner Experimente entdeckt: Die Versuchshunde reagierten nicht nur auf den konditionierten Glockenton, sondern auch auf veränderte (höhere und tiefere) Töne.

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KLASSISCHES KONDITIONIERENMerkmale der klassischen Konditionierung:

Reizdifferenzierung/-diskrimination/Diskriminationslernen:

Im täglichen Leben ist man permanent unterschiedlichen Umweltreizen ausgesetzt. Viele dieser Reize sind sich sehr ähnlich, haben aber eine völlig unterschiedliche erlernte Bedeutung.

Differenzierung (oder Diskrimination) bedeutet, dass zwei ähnliche Reize verschiedene Reaktionen auslösen.

Bsp:

Der Pawlow'sche Hund erhält bei einem Glockenton sein Futter. Wird der Glockenton leicht verändert, erhält das Tier kein Futter. Ziel ist es, das Tier nur auf einen bestimmten Glockenton zu konditionieren. Den veränderten Glockenton beachtet der Hund nicht als CS sondern als NS - er hat den Reiz differenziert bzw. diskriminiert.

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KLASSISCHES KONDITIONIERENMerkmale der klassischen Konditionierung:

Habituation/Gewöhnung:

Unter Habituation versteht man die Gewöhnung an einen Reiz.

Wenn ein Reiz zu oft oder zu regelmäßig dargeboten wird, kommt es zu einer Gewöhnung an diesen Reiz. Der Reiz wird ausgeblendet und weniger bzw. gar nicht mehr beachtet.

Als Resultat auf diese Gewöhnung verringert sich die Bereitschaft auf einen habituierten Reiz zu reagieren.

"Zum Glück tritt beim Orientierungsreflex mit Wiederholung des neuen Reizes ein Gewöhnungseffekt ein (das heißt, der Reflex wird schwächer). So passen wir uns an einen dauernden hohen Lärmpegel an, bis wir ihn schließlich ganz überhören." Krech & Crutchfield (1992)

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KLASSISCHES KONDITIONIERENMerkmale der klassischen Konditionierung:

Konditionieren zweiter Ordnung/höherer Ordnung:

Eine Konditionierung erfolgt nicht über eine natürliche Reiz-Reaktion (z.B. Futter/Speichelfluss), sondern über einen konditionierten Reiz.

Bei der klassischen Konditionierung wird ein neutraler Stimulus (NS) mit einem unkonditionierten Reiz (UCS) gepaart:

NS + UCS -> UCR Nach wiederholter Darbietung:CS -> CR

Bei der Konditionierung zweiter / höherer Ordnung wird der UCS durch einen CS ersetzt:

NS + CS -> UCR Nach wiederholter Darbietung:CS -> CR

Ein NS wird zum konditionierten Stimulus, indem der NS mit einem zuvor konditionierten Stimulus gepaart wird.

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KLASSISCHES KONDITIONIERENBeispiel nach Pawlow´schen Versuch:

Nach dem Pawlow'schen Versuch reagiert ein Hund auf einen Glockenton (CS) mit der Absonderung von Speichel (CR).

Bei der Konditionierung zweiter / höherer Ordnung wird der Glockenton (CS) nun mit einem anderen neutralen Stimulus (NS) gepaart, um eine weitere Reaktion zu schaffen. z.B. lassen wir jedesmal einen Teller fallen, wenn die Glocke ertönt.

NS (Teller fällt) + CS (Glockenton) UCR (Speichelproduktion)

nach wiederholter Darbietung:CS (Teller fällt) CR (Speichelproduktion)

Die Konditionierung zweiter / höherer Ordnung beinhaltet den Vorteil, dass man bei der Konditionierung nicht mehr ausschließlich auf biologisch relevante Reize angewiesen ist.

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OPERANTES KONDITIONIEREN

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OPERANTES KONDITIONIERENKonsequenzen eines Verhaltens beeinflussen dessen zukünftiges Auftreten

B.F. Skinner (1930), Experimente mit SkinnerboxSkinner sperrte eine Versuchsratte in einen Käfig, in welchem sich einige Signallampen zum Testen der Differenzierung und Generalisation sowie ein Fressnapf befand, der von Außen gefüllt werden konnte. Weiterhin gab es in diesem Käfig einen Hebel, der je nach Versuchstier und Versuchsanordnung eine andere Konsequenz darbot.

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Operantes Lernen wird auch als instrumentelles Lernen bezeichnet

Man setzt sein eigenes Verhalten wie ein Instrument ein, um eine gewünschte Verhaltenskonsequenz (wieder) zu erlangen. Das Instrument dient also als Mittel zu Befriedigung.

-kein homogenes Prinzip: Verhalten kann von positiven oder negativen Konsequenzen gefolgt sein

Praxisbeispiel:P. gibt ständig an. Mit seinen Schulnoten, mit dem Auto seines Vaters, ...Als es den anderen Schülern zuviel wird, ignorieren sie sein Verhalten. Da P. für sein Verhalten (das Angeben) nicht mehr belohnt wird (durch Aufmerksamkeit), unterlässt er es in Zukunft.Er wurde operant konditioniert.

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-Beeinflussung eines gezeigten Verhaltens durch ein Resultat auf dieses Verhalten wird durch nichts bedingt/ausgelöst ("spontan")

-Operation durch eine Handlung in der Umwelt

-Aufgrund der Auswirkungen auf diese Handlung verändert sich das Verhalten

Verhalten, das sich als günstig oder angemessen erweist, wird wieder gezeigt und aufgrund von Verstärkungen ins Verhaltensrepertoire eines Individuums aufgenommen

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VERHALTENSGLEICHUNG NACH KANFER

Das SORKC-Modell ist eine Erweiterung des operanten Konditionierens

(S: Stimulus → R: Reaktion → C: Konsequenz) nach B. F. Skinner

von F. Kanfer um die kognitiven Elemente O (Organismus) und K (Kontingenz) erweitert

vorausgehend nachfolgend

S---------------------O--------------------R--------------------K------------------C

STIMULUS ORGANISMUSVARIABLE REAKTION KONTINGENZ KONSEQUENZ

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Zusammenfassendes Modell

Lerngeschichte alte Lerninhalte/KonflikteKonditionierungen etc. Makro-Ebene

Persönliche Variablen und Erwartungen, Denkstile,Pläne, Einstellungenautomatische Gedanken etc. Übergeordnete Funktionen intraindividuell/interaktionell_______________________________________________________________Mikro-Ebene

P + -S--------O--------R--------K-------C / + E

E: Erwartung (Regeln, Plänen), Bartling 1980P: persönliche Variable zur Lerngeschichte, Sulz 1991

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Verstärkerpläne:

Verhalten kann von pos. oder neg. Konsequenzen gefolgt sein.

Unterbleiben einer negativen Konsequenz gehört zur positiven Konsequenz

Unterbleiben einer positiven Konsequenz gehört zur negativen Konsequenz

pos. und neg. können auch gemischt auftreten

zeitl. unterschiedliche Charakteristika: kurz- und langfristige Konsequenzen

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OPERANTES KONDITIONIERENBeziehung zw. Verhalten und Konsequenz: regelmäßig, intermittierend, intervallär, stochastisch (zufällig)

aus verschiedenen Möglichkeiten ergibt sich eine unendliche Fülle von Verstärkerplänen (reinforcement schedule)

unterschiedliche Verstärkerpläne haben unterschiedl. Konsequenzen für das weitere Verhalten

Verstärkerpläne

kontinuierlich intermittierend

Quotenplan Intervallplan

fixiert variabel fixiert variabel

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OPERANTES KONDITIONIERENQuotenpläne und Intervallpläne

Oft ist es nicht möglich, jedes Verhalten zu verstärken

Intermittierende Verstärkung führt zu mehr Verhalten bzw. zu stabilerem (extinktionsresistenterem) Verhalten

Quotenpläne: Das Verhalten wird nur jedes n-te mal verstärkt, und zwar

Genau jedes n-te mal: fester Quotenplan (fixed ratio schedule)

Ungefähr jedes n-te mal: variabler Quotenplan (variable ratio schedule)

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Intervallpläne:

Verhalten wird bsp. nur alle 2 Minuten verstärkt und zwar

genau alle 2 Minuten: fester Intervallplan (fixed interval schedule)

ungefähr alle 2 Minuten: variabler Intervallplan (variable interval schedule)

Quotenpläne führen zu viel Verhalten und Intervallpläne zu weniger

Feste Pläne führen zu schubweisem V. mit Pausen nach der Verstärkergabe

Variable Pläne zu gleichförmigen Verhalten

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OPERANTES KONDITIONIERENRatsam für die Praxis:

Beginn oft mit stetiger Verstärkung (100%) und Übergang zu intermittierender (immer seltener und unregelmäßiger) Verstärkung (Grund: schnelles Lernen/ Langsames Extingieren)

Vorzüge und Gefahren der intermittierende Verstärkung liegen in der Extinktionsresistenz („besonders gutes Lernen“)

Es ist besonders schwer, Extinktion im Alltag durchzuhalten und es ist besonders gefährlich.

Beispiel: „inkonsequente Erziehung „ eines Kindes

-Wutanfall beim Schlafengehen

-wird ignoriert, aber manchmal beachtet (intermitt. Verstärkung)

-Folge: Erzeugung von extinktionsresistentem Verhalten!

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OPERANTES KONDITIONIERENVerstärkerarten

primäre: Nahrung, Sexualität (schnell wirksam, begrenzt einsetzbar wegen schneller Sättigung, Wunsch danach oder Mangel muss vorliegen)

sekundäre:

konkrete generalisierte

materielle Verstärker

-Spielsachen -Einzelzimmer

-Geschenke -Dienstwagen

soziale Verstärker

-Lob -Orden, Urkunde

-Anerkennung -soziales Prestige

-Beifall -Verantwortung

-ein Lächeln

Handlungsverstärker

-Lesen, Basteln -leiten, führen

-TV, Musik hören -delegieren, Macht ausübenMittwoch, 7. November 12

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Konkrete sek. Verstärker haben eine geringere Langzeitwirkung

als generalisierte sek. Verstärker auf ein Verhalten

Verstärkerwert eines sek. Verhaltens:

Notwendigkeit, dass dieser Verstärker

einen internal empfundenen Wert

für die jeweilige Person besitzt

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Verstärkung von Vermeidungsverhalten:

Besondere Relevanz für die Erklärung von psych. Erkrankungen:

Verstärkerpläne, die dazu führen, dass eine Verhaltensfrequenz progredient zunimmt, so dass eine inhibitorische Rückkopplung fehlt

Verhalten, das unter negativer Verstärkung steht

-> ein aversiver Zustand nachlässt

-> auf diskriminative Hinweisreize, die als Präventives Warnsignal verstanden werden

-> präventivem Vermeidungsverhalten (ein antizipatorisch ausgelöster aversiver Zustand lässt kurzfristig nach)

-> diskriminative Hinweisreize werden immer früher verhaltenswirksam

Bsp.: (PHOBIE)

Pat. erlebt an einer Kreuzung einen Autounfall, anfänglich bekommt er an dieser bestimmten Kreuzung Beklemmungsgefühle, in der Folge jedoch beginnen andere Kreuzungen Symptome auszulösen, so dass diese vermieden werden und nachher auch weitere Straßen, so dass der Pat.völlig ans Haus gebunden ist.

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Syndrom der Hilflosigkeit („erlernte Hilflosigkeit“):

weiteres Bsp. für einen speziellen Verstärkerplan (Seligman 1975)

Aversive Stimulierung tritt verhaltensunabhängig und stochastisch auf

-> zunächst frustranes Flucht- und Kampfverhalten

-> Einstellung aller Abwehrversuche

-> Unfähigkeit effiziente Strategien neu zu lernen

Ist ein Modell, um Depressionen zu erklären

OPERANTES KONDITIONIEREN

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Lebensumstände verleiten eine Person dazu, persönliche Entscheidungen als irrelevant wahrzunehmen

Umgebungen, in denen Personen Ereignisse erleben, bei denen sie sich hilflos fühlen oder tatsächlich hilflos sind: Wiederholtes Versagen, Mobbing,

Behinderung, miterlebte Todesfälle, Gefängnis, Krieg, Obdachlosigkeit, Hungersnot und Dürre...

Weitere Beispiele sind Gefangene von Konzentrationslagern oder Arbeitslagern

Moderne Beispiele sind u. a. psychiatrische Anstalten und Pflegeheime, in denen die Patienten lange Zeit handlungsunfähig waren

OPERANTES KONDITIONIEREN

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Nicht alle Individuen reagieren mit Depression auf eine Situation der Hilflosigkeit

Bestimmter Attributionsstil von Personen:

-persönlich: Sie sehen in sich selbst das Problem und nicht in den äußeren Umständen

-generell: Sie sehen das Problem als allgegenwärtig und nicht auf bestimmte Situationen begrenzt

-permanent: Sie sehen das Problem als unveränderlich und nicht als vorübergehend

OPERANTES KONDITIONIEREN

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Shaping: (Ausformung)

-vom 1. Lernschritt ausgehend wird über hintereinander folgende kleinere Lernschritte das Verhalten bis zum Zielverhalten eingeübt

Chaining: (Verkettung)

-umgekehrt wie shaping, Verhaltensaufbau „von oben nach unten“. Nach Zerlegung einer komplexeren Verhaltensweise in einzelne Lernschritte wird das letzte Endglied der Verhaltenskette, also das Zielverhalten, verstärkt.

Prompting:

-Aufmerksamkeit des Lernenden durch eine Hilfestellung des Lehrenden auf das gewünscht Verhalten lenken.

Fading (out):

-Ausblenden von Reizen o. Hilfestellungen, die das Erlernen eines Verhaltens erleichtert haben.

Bsp.: Anorak anziehen

OPERANTE VERFAHREN

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Methoden zur Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens

Stimuluskontrolle

-Kontrolle der diskriminativen Stimuli (Schlüsselreize, die die Wahrscheinlichkeit unerwünschten Verhaltens erhöhen)

-zielt ab auf eine Erleichterung der Verhaltensänderung durch Reduktion o. Beseitigung von verhaltensauslösenden Bedingungen/Hinweisreize ab

> Stimulusbeseitigung, Stimuluseingrenzung, Verhaltensisolierung Verhaltenserschwerung

Lernen über positive Verstärkung ist therapeutisch dem der negativen Verstärkung vorzuziehen

OPERANTE VERFAHREN

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Wirksamkeit von positiver Verstärkung:

-eine dem Schwierigkeitsgrad des Lernschrittes angemessene Relevanz für das lernende Individuum

-Verhältnis der frequenzabhängigen Kontingenz zw. Verhalten und Verstärker anfänglich kontinuierlich, nachher intermittierend (löschungsresistenter)

-zeitl. Zusammenhang zw. Verhalten und Verstärker anfänglich eng und später ausgedehnter

-Variabilität und Flexibilität der Verstärker erhöht deren Attraktivität und Verstärkereffizienz

-Verstärkerart (je nach Lebenssituation) von konkreten materiellen Verstärkern ausgehend und zu eher generalisierten Verstärkern wechselnd

-für den Einsatz von sek. Verstärkern muss überprüft werden, ob in der speziellen Lebenssituation des Lernenden ein bestimmter Verstärker überhaupt einen entsprechenden Wert hat (Verhaltensanalyse/Verstärkerlisten)

OPERANTE VERFAHREN

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Methoden zur Aufrechterhaltung eines Verhaltens

Fading (out)

-Ausblenden therapeutischer Hilfestellungen

Verstärkerpläne

-konkretes Verhalten wird am besten über einen intermittierenden Verstärkerplan aufrecht erhalten(variabler Intervallplan ist fixiertem Quotenverstärkerplan überlegen)

Umgebungsveränderung

-Störungen werden durch Diskrepanz zw. den Fertigkeiten eines Individuums und seiner Umgebungsstruktur erzeugt und aufrechterhalten, so dass ohne Veränderung der Umgebungsstruktur manchmal eine Aufrechterhaltung therapeutisch erreichbarer Veränderungen nicht mögl. ist

Selbstkontrolle

-Übernahme der Kontrolle des eigenen Verhaltens und seiner Steuerung

-“sein eigener Therapeut werden“

-Übertragung von am modellhaft erlerntem Verhalten auf andere Problembereiche/Situationen

OPERANTE VERFAHREN

Mittwoch, 7. November 12

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Methoden zum Abbau eines Verhaltens

Direkte Bestrafung:

-auf eine abzubauendes Verhalten folgt ein aversiver Reiz

-führt nur zur kurzzeitigen Unterdrückung eines Verhaltens

-keine neues Verhalten (Alternativverhalten) wird gelernt

-allenfalls bei Versagen oder Nichtanwendbarkeit anderer Methoden spielt direkte Bestrafung therapeutisch eine Rolle

OPERANTE VERFAHREN

Mittwoch, 7. November 12

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Indirekte Bestrafung:

-Löschung:

Wegnahme der aufrechterhaltenden Verstärker von bisherigem Problemverhalten

-Response-cost:

Vorher erworbene generalisierte Verstärker für das Auftreten eines Problemverhaltens werden entzogen. Problemverhalten kostet also etwas, was man vorher verdient hat. (Token-Programm)

-Time-out-Verfahren:

Kommt zur Anwendung, wenn nicht alle aufrechterhaltenden Verstärker identifizierbar/verhinderbar sind

Alle potentiellen Verstärker werden schlagartig unerreichbar gemacht.

Verbringen an einen neutralen Ort, von dem angenommen werden kann, dass die Verstärkerbedingungen nicht vorhanden sind

OPERANTE VERFAHREN

Mittwoch, 7. November 12

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Kontingenzmanagement:

Kombination verschiedener operanter Verfahren

Mediatorentraining:

Problem:

Verhaltensweisen und Konsequenzen sind weder durch Therapeuten noch durch Pat. (mangelnde Selbstkontrollfertigkeiten) zu beeinflussen

Einbindung anderer Personen in den Therapieprozeß

(Co-Therapeuten-Tätigkeit), oft höhere Verstärkerwirksamkeit

OPERANTE VERFAHREN

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Verhaltensverträge:

Schriftlich fixierte Abmachungen zw. Interaktionspartnern

Gewünschte Verhaltensweisen/Bedingungen und dafür erhältliche Verstärker werden festgelegt

Konsequenzen für Nichteinhaltung der Zielverhaltensweisen, Laufzeit des Vertrages

Abzielen auf erhöhte Eigenverantwortlichkeit/Selbstkontrolle des Pat.

Token-Economy (Münz-Eintauschsystem):

token =

sek. gen. Verstärker, für den andere Verstärker eingetauscht werden können

> eine o. mehrere Zielverhaltensweisen zu verstärken

OPERANTE VERFAHREN

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MODELLLERNEN

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Lernen am Modell (oder auch Modell-Lernen) bezeichnet jene Lernvorgänge, die auf der Beobachtung des Verhaltens von menschlichen Vorbildern beruhen.

Die tatsächliche Anwesenheit dieser Vorbilder (Modelle) ist dabei von untergeordneter Bedeutung.

Andere Bezeichnungen:Beobachtungslernen, Nachahmungslernen, Imitationslernen, soziales Lernen, Identifikationslernen, Rollenlernen und stellvertretendes Lernen.

Das „Lernen am Modell“ gilt als dritte Form des menschlichen Lernens, da es zeitlich nach der instrumentellen und operanten Konditionierung und der Klassischen Konditionierung entdeckt wurde.

Es gibt mehrere Lerntheorien des „Lernens am Modell“.

Im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreitet ist die Sozialkognitive Lerntheorie von Albert Bandura (1963).

MODELLLERNEN

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Im Vergleich zur klassischen und zur operanten Konditionierung kommt dem Lernenden beim Modell-Lernen eine aktivere Rolle zu.

Der Mensch lernt von Vorbildern und ahmt ihr Verhalten nach, wenn es denn zu den gewünschten Folgen führt.

Formen des Modelllernens

Aufbau neuer Verhaltensweisen: Verhaltensweisen, die sich nicht im Repertoire der Person befinden, werden

erlernt

Modifikation bestehender Verhaltensweisen: Hemmung/Enthemmung bei negativen/positiven Verhaltenskonsequenzen

Schaffung diskriminativer Hinweisreize: Modellverhalten als Hinweisreiz, der Auftreten bereits erlernten Verhaltens

erleichtert

MODELLLERNEN

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Unter Modelllernen versteht man generell das Beobachtungslernen.

Das bedeutet, dass man das Verhalten anderer Personen wahrnimmt und auf sein eigenes Verhalten projiziert und anwendet.

Nicht nur Personen, sondern auch Medien aller Art haben diese Wirkung auf uns.

Zusätzlich kann es hierbei auch zu hemmenden Wirkungen kommen, z.B. wenn uns das Verhalten anderer missfällt und wir auf keinen Fall so agieren möchten. > Nullwirkung

MODELLLERNEN

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Voraussetzungen für Modelllernen

Damit Lernen durch Beobachtung überhaupt stattfinden kann, müssen beim Individuum vier Prozesse ablaufen:

1: Aufmerksamkeitsprozesse (damit das Gesehene überhaupt aufgenommen werden kann)

2: Gedächtnisprozesse (damit sich das Gesehene in einer Gedächtnisspur niederschlägt und sich später daran erinnert werden

kann)

3: Motorische Reproduktionsprozesse: (das Beobachtete zeigt sich in einer Handlung)

4: Motivations- und Verstärkungsprozesse: (Handlung tritt erst ein, wenn das Individuum entsprechend motiviert ist)

MODELLLERNEN

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Aufmerksamkeitsprozesse -Qualität der Beziehung (Modell ↔ Beobachter)

-Persönlichkeitsmerkmale des Beobachters -Persönlichkeitsmerkmale des Modells -Situationsbedingungen (Familie, Peergroup, soziales Umfeld)

Gedächtnisprozesse -Das Beobachtete wird so lange gespeichert/gezeigt, bis es einen Nutzen für die zu erlernende Verhaltensweise verspricht. -Das Gesehene wird in bildlich-sprachlichen Symbolen gespeichert.

Bedeutung von Verstärkern ▪ Modell befriedigt meine Bedürfnisse▪ Lob des Modells (stellvertretende Verstärkung)▪ Lob vom Modell (externe Verstärkung)▪ Eigenlob (direkte Selbstverstärkung)

Experiment von Bandura und Walters (1965)

MODELLLERNEN

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Kernstück aller kognitiven Modelle

Verhalten kann erworben und eingeübt werden durch die Vorstellung von Verhaltenssequenzen in Gedanken

planendes Denken

bildhafte Vergegenwärtigung einer Verhaltenssituation

Situations- und Verhaltensdeterminanten können zugleich entfernt oder hinzugefügt und Verhaltensalternativen durchgespielt werden

entscheidend: vegetative und emotionale Begleitreaktionen z. T. wirksamer sind als die tatsächlichen Stimuli (Bridger/Mandel 1964, Meichenbaum 1979)

> Identifikation von Determinanten pathologischen Verhaltens> Einüben von kompetenterem und funktionalerem Verhalten

(Relevanz für Therapie von Angsterkrankungen und Depression)

KOGNITIVES LERNEN

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KOGNITIVES LERNEN

Lernen durch Einsicht = kognitives Lernen

Aneignung oder Umstrukturierung von Wissen, das auf Nutzung der kognitiven Fähigkeiten beruht (wahrnehmen, vorstellen usw.)

Einsicht bedeutet hierbei das Erkennen und Verstehen eines Sachverhaltes, das Erfassen der Ursache-Wirkung-Zusammenhänge, des Sinns und der Bedeutung einer Situation

> ermöglicht zielgerechtes Verhalten und ist meistens erkennbar an einer Änderung desselben

Das aus einsichtigem Lernen resultierende Verhalten ist nahezu fehlerfrei.

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KOGNITIVES LERNEN

Sechs Phasen des Lernens durch Einsicht (Wolfgang Köhler und Max Wertheimer)

1: Auftauchen des Problems

2: Probierverhalten

3: Umstrukturierung

4: Einsicht und Lösung ("Aha-Erlebnis")

5: Anwendung

6: Übertragung

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explizite Lernverfahren (wie z. B. Vokabeln lernen)

Definition explizites Lernen: Bewusstes direktes Lernen, das sich sowohl im Verhalten als auch verbal abbildet.

Merkmale von explizitem Lernen: • bewusst• mit Absicht• verbalisierbar

viele Wiederholungen werden benötigtdominierende Lernform in der Schule („Lernen an sich“ für viele Menschen)

NACHGEORDNETE BEDEUTUNG FÜR KLINISCHE PHÄNOMENE

ÜBEN UND LERNEN DURCH INSTRUKTION

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Definition:„Lernen in Situationen, in denen die Person Strukturen einer relativ komplexen Reizumgebung lernt, ohne dies notwendigerweise zu beabsichtigen, und in einer Weise, dass das resultierende Wissen schwer zu verbalisieren ist.“

(Iring Koch)

Merkmale von implizitem Lernen:

• ohne Kapazitätsbegrenzung

• unbewusst

• beiläufig

• weniger von Aufmerksamkeitsfaktoren abhängig

IMPLIZIERTES LERNEN

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Unbewusste oder spielerische Aneignung von Fertigkeiten und Wissen beim Ausüben einer Tätigkeit

Kinder: eine Sprache oder soziales Verhalten.

Im fortgeschrittenen Alter: vor allem motorische Fertigkeiten wie Radfahren oder prozedurale Fertigkeiten wie das Führen von Kundengesprächen

Allgemein kann man sagen, dass Fertigkeiten meist implizit und Fakten meist explizit erlernt werden.

Ausnahme von dieser Regel: Instrumentalunterricht, bei dem motorische Fertigkeiten explizit erlernt und geübt werden.

IMPLIZIERTES LERNEN

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Auf Mustervergleichen basierendes Wissen wird größtenteils implizit erlernt, selbst wenn man es teilweise anhand expliziter Formeln erklären könnte.

> Bsp. dafür: Das Erkennen von Gesichtern oder das Beurteilen von komplexen Situationen

In der wissenschaftlichen Forschung spielen einerseits die Aufmerksamkeit bzw. ihr Fehlen eine wichtige Rolle sowie der Inhalt des Gelernten.

Die wahrscheinlich erste Erwähnung von implizitem Lernen erfolgte durch Arthur S. Reber (1967)

IMPLIZIERTES LERNEN

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TRAININGSPARADIGMA UND NEUROBIOLOGISCHE ERKENNTNISSE

Um von einem unerwünschten automatisierten Verhaltensmuster zu einem neuen funktionalerem zu wechseln, muss zuvor dieses neue Verhaltensmuster aufgebaut werden

Ist nur durch wiederholtes Üben des Ablaufes möglich

Psychotherapeutische Veränderungsprozesse unterliegen den gleichen Lern- und Trainingbedingungen wie bsp. sportliche o. musikal. Fertigkeiten

> wiederholte Aktivierung des entsprechenden Neuronenverbandes (Langzeitpotenzierung)

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TRAININGSPARADIGMA UND NEUROBIOLOGISCHE ERKENNTNISSE

Unter Streßbedingungen->Aktivierung alter Verhaltensmuster

Die meisten Fähigkeiten des Gehirns sind trainierbar (Spitzer)

Damit ein Vorsatz tatsächlich umgesetzt wird, müssen subkortikale Zentren der unbewussten Handlungssteuerung im Bereich der Basalganglien die Handlung unterstützen

Dazu muss es auch auf einer emotionalen Ebene belohnungsversprechend sein (Berridge u. Robinson 1998)

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TRAININGSPARADIGMA UND NEUROBIOLOGISCHE ERKENNTNISSE

Umsetzung einer intendierten Handlung hängt ab:

Ausmaß der Bahnung der neuronalen Erregungsbereitschaft/Aufbau eines entsprechenden Attraktors

i.S. des Erwartungs-mal-Wert-Modell (Atkinson 1964) muss das angestrebte Verhalten eine angemessene Belohnung erwarten lassen

Bildhaft-sinnhafte Ebene: pos. Zielerwartung aktiviert dopaminerges Belohnungssytem im Mittelhirn > Gefühl der Motivation

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TRAININGSPARADIGMA UND NEUROBIOLOGISCHE ERKENNTNISSE

Wird das Ziel erreicht und als positiv erlebt, werden zudem endogene Opiate (Endorphine) ausgeschüttet „Liking“

Die Kontingenz von pos. Wirkerwartung und erlebter Befriedigung wirkt stabilisierend auf das neu aufzubauende Verhalten

Richtige Dosierung von Trainingsschritte >Erreichen eines Erfolgserlebnisses >Verstärkung der pos. Wirkerwartung und der Motivation

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Erwartung-mal-Wert-Modell (Atkinson)

-Ob man eine Leistung in Angriff nimmt oder nicht, hängt davon ab, ob „Hoffnung auf Erfolg“ (Folgegefühl: Stolz) oder „Furcht vor Misserfolg“ (Folgegefühl: Scham) überwiegt.

Drei Faktoren beeinflussen die Tendenz, Erfolg anzustreben:

1. das Erfolgsmotiv (eine Disposition)

2. die intrinsische subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit (situationsabhängige Variable)

3. der extrinsische Erfolgsanreiz (situationsabhängige Variable)

In Analogie wird die Tendenz, Misserfolg zu vermeiden, aus dem Misserfolgsmotiv, der subjektiven Misserfolgswahrscheinlichkeit und dem Misserfolgsanreiz erklärt.

TRAININGSPARADIGMA UND NEUROBIOLOGISCHE ERKENNTNISSE

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TRAININGSPARADIGMA UND NEUROBIOLOGISCHE ERKENNTNISSE

Unterstützung dieses Selbstverstärkungseffektes:

gezielte Planung pos. Aktivitäten im Kontext des neuen Verhaltens, pos. Selbstinstruktion bei Umsetzung, positive Bilanz nach Aktivität/Tagesende

Transtheoretische Veränderungsmodell (Prochaska und DiClemente, 1986):

2-3 ernsthafte Anläufe zur Verhaltensänderung zur Stabilisierung eines neuen Verhaltensweitere aktive Aufrechterhaltung erforderlich, sonst Rückfälle möglich

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TRAININGSPARADIGMA UND NEUROBIOLOGISCHE ERKENNTNISSE

Rückfallmodell für Abhängigkeitserkrankungen (Marlatt und Gordon, 1985):

Anhaltend auf positive emotionale Lebensbilanz achten, sonst schleichende Rückfallprozesse

Lebenslange Restaufmerksamkeit auf die Aufrechterhaltung der neuen Verhaltensmuster erforderlich

Mindesttraining notwendig (nutzungsabhängige Neuroplastizitätdes Gehirns)

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Neurobiologische Befunde legen nahe, dass erfolgreiche Psychotherapie Veränderungen im Gehirn bewirkt

Psychotherapie als neuronales Korrelat von psychotherapeutischen Wirkmechanismen

Neubildung von Nervenzellen, Synaptogenese, Axogenese, Neurotransmitter-Rezeptor-Regulation, Neubildung und Reaktion von Makro- und Mikroglia

Intensiviertes physikalisches Trainingsparadigmen bei z.B. Schlaganfallpat. führt zu Stimulation von neurotropen Faktoren und zu einem verbesserten funktionell-motorischem Outcome

Handfeste Bestätigung der Wirksamkeit von Psychotherapie

Neue Impulse für die Weiterentwicklung des Faches

TRAININGSPARADIGMA UND NEUROBIOLOGISCHE ERKENNTNISSE

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Verhaltenstherapie: Grundlagen - Methoden - AnwendungenAnil Batra, Gerhard Buchkremer, Reinhard Wassmann

Erscheinungsdatum 21.11.2012

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VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT

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