Theoretische Grundlagen einer Wissenschaft von den Internationalen Beziehungen.
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Theoretische Grundlagen einer Wissenschaft
von den Internationalen Beziehungen
Lebenslauf – Kurzfassung
Reinhard Meyers, Jahrgang 1947, studierte Politikwissenschaft, Anglistik, und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität 1966 – 1970 mit dem Abschluß Magister Artium. Forschungsstipendiat der Wiener Library, London, an der Graduate School of Contemporary European Studies, University of Reading 1970 – 1972 mit dem Abschluß Master of Philosophy.
Wissenschaftlicher Assistent bei Hans-Adolf Jacobsen und Karl-Dietrich Bracher am Seminar für Politikwissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität 1972 – 1984. Promotion zum Dr.phil. 1974; Habilitation im Fach Politikwissenschaft 1986; seit 1987 Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Westfälischen Wilhelms - Universität.
Die Forschungsinteressen galten ursprünglich der Geschichte der internationalen Beziehungen und der Sicherheitspolitik im 20. Jahrhundert; daneben trat aber schon vor der Habilitation die Wissenschaftsgeschichte der Lehre von den Internationalen Beziehungen sowie deren Epistemologie, Methodologie und Theorie. Seit den achtziger Jahren wird dieser Schwerpunkt ergänzt durch Arbeiten zur Friedens- und Konfliktforschung, seit den neunziger Jahren auch zur Europapolitik.
Seit 1991 mehrfach Prodekan und Dekan des Fachbereichs Sozial-wissenschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität, Oktober 1997 Ehrendoktor der Fakultät für Europastudien der Babes-Bolyai Universität Klausenburg; Mai 2007 Ehrendoktor der Universität Novi Sad. Mitgründer und seit 1993 Mitherausgeber der Zeitschrift für Internationale Beziehungen. Programmbeauftragter für die internationalen Doppeldiplomstudiengänge mit dem IEP Lille, der BBU Klausenburg (RO) und der Universiteit Twente (NL) 1997 – 2008.
Hobbies: Industriearchäologie des Transportwesens, italienische Küche
Inhalt:
1) Was sind und warum beschäftigen
wir uns mit Theorien ?
2) Großtheorien der Internationalen Beziehungen - ein Überblick
3) Konsequenzen unterschiedlicher Großtheorien: Verschiedenheit der wissenschaftlichen Weltsichten
Diese Datei ist ab sofort downloadbar von meiner
Website
http://reinhardmeyers.uni-muenster.de
Dort finden Sie auch weitere Materialien zu meinen Seminaren zu den Internationalen Beziehungen und zur Friedens- und Konfliktforschung
http://reinhardmeyers.uni-muenster.de/aktuelles.html
Literaturtip
• Siegfried Schieder/Manuela Spindler (Hrsg.): Theorien der Internationalen Beziehungen. 2. Aufl. Opladen 2006 [UTB 2315]
• Gert Krell: Weltbilder und Weltordnung. Einführung in die Theorie der internationalen Beziehungen. 4., überarb. Aufl. Baden-Baden 2009 [Nomos Studienkurs Politikwissenschaft]
• Robert Jackson/Georg Sorensen: Introduction to International Relations. Theories and approaches. 3rd ed. Oxford 2007
Für ganz Eilige…
• Reinhard Meyers, Artikel:• - Theorien der internationalen Beziehungen• - Kooperationstheorien• - Theorien internationaler Verflechtung und
Integration• alle in: Wichard Woyke (Hrsg.): Handwörterbuch
Internationale Politik. 11. Aufl., Opladen 2008 [UTB 702; auch Bundeszentrale f. polit. Bildung]
Was sind und warum beschäftigen wir uns mit Theorien ?
System von möglichst allgemeinen Aussagen über die Wirklichkeit, die systematisch geordnet und intersubjektiv
überprüfbar sind !
WISSENSCHAFT
Prognosen über zukünftige
Ereignisse zu erstellen
Konkrete Handlungsoptionen aus
einer Menge von Optionen
auszuwählen und
das diese Handlungsoptionen in die
Praxis umsetzende Handeln zu
legitimieren.
Ziel der Wissenschaft
ist es, auf Grund dieser
Aussagen:
PrämissePrämisse Gesellschaftliches, politisches und auch wissen-
schaftliches Handeln ist nicht unmittelbar als Reflex auf die reale Situation zu verstehen, auf die sich dieses Handeln bezieht.
Vielmehr wird es gesteuert durch die Perzeption einer realen Situation und durch die Interpretation, d.h. durch das Bild, das wir uns von der Handlungs-situation machen - unabhängig davon, ob die Handlungssituation tatsächlich so beschaffen ist, wie wir sie sehen und interpretieren (Thomas-Theorem).
Gesellschaftliches, politisches und auch wissen-schaftliches Handeln ist nicht unmittelbar als Reflex auf die reale Situation zu verstehen, auf die sich dieses Handeln bezieht.
Vielmehr wird es gesteuert durch die Perzeption einer realen Situation und durch die Interpretation, d.h. durch das Bild, das wir uns von der Handlungs-situation machen - unabhängig davon, ob die Handlungssituation tatsächlich so beschaffen ist, wie wir sie sehen und interpretieren (Thomas-Theorem).
Keine Erkenntnis ohne Vorbedingungen
Das Bild der politischen Realität wird nicht durch
Informationen und Erfahrungen geprägt, die unmittelbar aus politischen Ereignissen, Krisen und Konflikten stammen.
Sie werden vielmehr vermittelt - gleichsam gefiltert - durch politische und gesellschaftliche Interessen, (Alltags-)Erfahrungen und Traditionen, denen das realitätswahrnehmende Subjekt im Prozeß seiner politischen Sozialisation ausgesetzt ist.
Kognitive Schemata
In diesem Prozeß bilden sich Schablonen, Muster, Glaubenssätze, Verhaltensmaßstäbe, Urteile und Vor-Urteile - kognitive Schemata - die die Auswahl aktueller Informationen steuern und ihre Deutung und Bewertung bestimmen.
Die Bedeutung dieser Schemata erhellt nicht zuletzt aus dem Umstand, daß der Mensch tagtäglich einer derart großen Menge an Informationen aus und über seine Umwelt ausgesetzt ist, daß sein Wahrneh-mungs- und Informationsverarbeitungsvermögen binnen kurzem durch "information overload" blockiert würde, besäße er nicht die Möglichkeit, unter Rekurs auf kognitive Schemata
# die potentiell unendliche Informationsmenge zu begrenzen, # aus ihr auszuwählen und # das Ausgewählte nach bestimmten Bezugs- mustern zu ordnen.
Verschiedenheit der Weltsichten Ganz besondere Bedeutung haben solche Muster und
Schemata in Lebensbereichen, die wie die internationalen Beziehungen der unmittelbaren, alltäglichen Erfahrung des Individuums entzogen sind. Die Vorstellungen des Menschen über die politischen Ziele und Verhaltensweisen anderer Staaten bilden sich nach den in seinem Kopf vorhandenen, im Umgang mit gesellschaftlicher und politischer Realität erworbenen Wahrnehmungs- und Interpretationsmustern. Diese sind nicht für alle Menschen gleich, sondern je nach Qualität, Inhalt und Intensität der politischen Sozialisation des Individuums verschieden.
Die Verschiedenheit der kognitiven Schemata und der von ihnen gesteuerten Wahrnehmungs- und Informationsver-arbeitungsprozesse bedingt auch eine Verschiedenheit der individuellen Weltsichten. Allerdings läßt sich diese durch Konsensbildung - durch die Verabredung mehrerer Individuen dazu, Phänomene einheitlich zu bewerten und zu interpretieren - teilweise überbrücken und in einer verabredeten gemein-samen Weltsicht aufheben.
Wissenschaftliche Erkenntnis und Theoriebildung
In stärker • abstrahierend-kategorisierender, • logisch-formalisierter und insbesondere • an das Kriterium der Nachprüfbarkeit von
Aussagen gebundener Form liegt dieser Konsensbildungs - Prozeß auch der
wissenschaftlichen Erkenntnis, vor allem aber auch dem Prozeß der wissenschaftlichen Theoriebildung zugrunde.
• [ communis opinio doctorum ]
Was ist eine Theorie ?
Theorie ist “…das Netz das wir auswerfen, um die Welt einzufangen – um sie zu rationali-sieren, zu erklären und zu beherrschen."
Karl Popper. Logik der Forschung, 1935: p.26
The Logic of Scientific Discovery, London: Hutchinson, 1959.
Theorie: Funktionen
Eine gute Theorie sollte die folgenden Funktionen erfüllen:
• Beschreibung, Erklärung, Vorhersage von Phänomenen – positive/positivistische Idee der Theoriebildung
• Verifizierung oder (besser) Falsifizierung von (Beobachtungs) Aussagen (Popper) – durch Konfrontation unseres gesammelten Wissens mit der “Wirklichkeit” – kritisch-rationalistische Idee der Theoriebildung
• “No matter how many instances of white swans we may have observed, this does not justify the conclusion that all swans are white”.
• Karl Popper, The Logic of Scientific Discovery, op. cit.
• in sich konsistent, geschlossen und konkludent sein
Theorieelemente und Theoriefunktionen Theorieelemente und Theoriefunktionen
1. Begriff => Konstrukt => Idealtyp => Typologie
1. Begriff => Konstrukt => Idealtyp => Typologie
2. Begriffsschema („conceptual framework“)
=> Vortheorie („pre-theory“) => Untersuchungsansatz
(„approach“)
2. Begriffsschema („conceptual framework“)
=> Vortheorie („pre-theory“) => Untersuchungsansatz
(„approach“)
3. Vermutung => Hypothese => Gesetz3. Vermutung =>
Hypothese => Gesetz
4. Axiom => Proposition/Theorem/Lehrsatz
4. Axiom => Proposition/Theorem/Lehrsatz
5. Modell => wissenschaftliches Weltbild => Paradigma oder
Großtheorie
5. Modell => wissenschaftliches Weltbild => Paradigma oder
Großtheorie
1. Darstellungsmittel (ontologische Theorie)
Feststellung dessen „was eigentlich ist“
1. Darstellungsmittel (ontologische Theorie)
Feststellung dessen „was eigentlich ist“
2. Erklärungsmittel (explanative Theorie)
Feststellung der Gründe: „Warum ist das eingetreten
was jetzt der Fall ist ?“
2. Erklärungsmittel (explanative Theorie)
Feststellung der Gründe: „Warum ist das eingetreten
was jetzt der Fall ist ?“
3. Rechtfertigungsmittel (validierende Theorie)
Feststellung der Angemessenheit der Erklärung:
„Warum gilt die Erklärung dessen, was jetzt der Fall ist ?“
3. Rechtfertigungsmittel (validierende Theorie)
Feststellung der Angemessenheit der Erklärung:
„Warum gilt die Erklärung dessen, was jetzt der Fall ist ?“
THEO RIE
Theoriefunktionen Theoriefunktionen
1. Darstellungsmittel (ontologische Theorie)
Feststellung dessen „was eigentlich ist“
1. Darstellungsmittel (ontologische Theorie)
Feststellung dessen „was eigentlich ist“
2. Erklärungsmittel (explanative Theorie)
Feststellung der Gründe: „Warum ist das eingetreten
was jetzt der Fall ist ?“
2. Erklärungsmittel (explanative Theorie)
Feststellung der Gründe: „Warum ist das eingetreten
was jetzt der Fall ist ?“
3. Rechtfertigungsmittel (validierende Theorie)
Feststellung der Angemessenheit der Erklärung:
„Warum gilt die Erklärung dessen, was jetzt der Fall ist ?“
3. Rechtfertigungsmittel (validierende Theorie)
Feststellung der Angemessenheit der Erklärung:
„Warum gilt die Erklärung dessen, was jetzt der Fall ist ?“
Theorien - DefinitionsversuchTheorien - Definitionsversuch
Theorien
sind ganze Systeme von relativ allgemeinen wissenschaftlichen Sätzen
(miteinander verbundene Wenn – Dann - Aussagen), die einen
bestimmten Ausschnitt der Realität widerspruchsfrei erklären sollen.
Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Allgemeinheit erscheint es
fraglich, ob es in der Sozialwissenschaft überhaupt (noch bzw. schon)
echte Theorien gibt. Momentan wird die Forschung klar von den
Theorien mittlerer Reichweite, die sich nur auf bestimmte soziale
Phänomene in bestimmten Gesellschaften beziehen, dominiert.
Theorien
sind ganze Systeme von relativ allgemeinen wissenschaftlichen Sätzen
(miteinander verbundene Wenn – Dann - Aussagen), die einen
bestimmten Ausschnitt der Realität widerspruchsfrei erklären sollen.
Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Allgemeinheit erscheint es
fraglich, ob es in der Sozialwissenschaft überhaupt (noch bzw. schon)
echte Theorien gibt. Momentan wird die Forschung klar von den
Theorien mittlerer Reichweite, die sich nur auf bestimmte soziale
Phänomene in bestimmten Gesellschaften beziehen, dominiert.
Literaturtip
• Johann August Schülein/Simon Reitze: Wissen-schaftstheorie für Einsteiger. Wien 2002 [UTB 2351]
• Bruno Heller: Wie entsteht Wissen. Eine Reise durch die Wissenschaftsatheorie. Darmstadt 2005 [wbg]
• John Ziman: Wie zuverlässig ist wissenschaftliche Erkenntnis ? Braunschweig 1982
• Robert C. Bishop: The Philosophy of the Social Sciences. An Introduction. London 2007
Grosstheorien der Internationalen Beziehungen – ein Überblick
Einführender ÜberblickEinführender Überblick
Die wissenschaftstheoretische Grundtriade
ERKENNTNISINTERESSE
FRAGESTELLUNG
SICHT bzw. DEFINITION DES (ERKENNTNIS-)GEGENSTANDES
Einführender ÜberblickEinführender Überblick
• Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse. Jüngste Aufl. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2001
• John Ziman: Wie zuverlässig ist wissenschaftliche Erkenntnis? Braunschweig 1982
• Heinrich Schmidt/Georgi Schischkoff (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch. Jüngste Aufl. Stuttgart: Kröner 1991
Die wissenschaftstheoretische Grundtriade
Theoretische Weltsicht
FRAGESTELLUNG
SICHT bzw. DEFINITION DES (ERKENNTNIS-)GEGENSTANDES
Großtheorien internationaler Beziehungen
Die Entwicklung der Lehre von den Internationalen Beziehungen hat - in Reaktion auf außerwissenschaftliche, politisch-gesellschaftliche Krisenphänomene - eine Reihe unterschiedlicher Großtheorien internationaler Beziehungen gezeitigt, die die Phänomene der internationalen Politik
mit je unterschiedlichem Erkenntnisinteresse und davon abhängiger Fragestellung auf der Grundlage je verschiedener anthropologischer, ethisch-
normativer und methodischer Vorverständnisse zu erfassen suchen.
Diese Großtheorien differieren im Blick auf ihre ontologischen, d.h. die Natur des Erkenntnisgegenstandes betreffenden Grundannahmen:
Grosstheorien internationaler Beziehungen (II)
sie formulieren unterschiedliche Prämissen und Annahmen
• über die Beschaffenheit, Qualität und Struktur des internationalen Milieus, d.h. des Handlungs(um)feldes internationaler Akteure;
• über Beschaffenheit, Qualität und Charakter der in diesem Handlungs(um)feld (überwiegend) handelnden Einheiten, d.h. der internationalen Akteure selbst;
• über die von diesen verfolgten Interessen und Ziele sowie über die
Mittel, die zur Verwirklichung dieser Interessen und Ziele gemeinhin eingesetzt werden.
Theorienkonkurrenz, nicht Theorienwechsel
Jede Großtheorie zeichnet ein für sie charakteristisches Weltbild internationaler Beziehungen; Großtheorien und wissenschaftliche Weltbilder konkurrieren miteinander, ohne daß letztlich entschieden werden kann, welche dieser Großtheorien und Weltbilder die (einzig) richtige Deutung der internationalen Wirklichkeit darstellt.
Denn dazu würde die Wissenschaft einen archimedischen Punkt über und außerhalb der Konkurrenz ihrer Großtheorien - oder gleichsam eine Meta-Großtheorie - benötigen, die es erlaubte, Kriterien für die Wahrheit oder Falschheit jener Prämissen zu etablieren, auf die die einzelnen Großtheorien ihre Aussagen zurückführen.
Ein solcher archimedischer Punkt ist gegenwärtig nicht in Sicht!
Über die Disparität bzw. Pluralität internationaler Theorieansätze: Gründe
1) Ergebnis kumulativer Theoriebildung und zunehmender Professionalisierung des Faches IB
2) Kaum mehr überschaubare Adaption von Erkenntnissen aus verwandten & benachbarten sozialwiss. Fächern – IB als Integrationswissenschaft
3) Enges Wechselverhältnis der IB zu ihrem realhistorischen und gesellschaftspolitischen Kontext – IB als Krisenwissenschaft, IB als weltpolitische Ordnungswissenschaft
Konsequenz: a) mangelnder Konsens über die angemessene begriffliche und theoretische Fassung des Erkenntnis-gegenstandes und der dem Gegenstand adäquaten Methoden b) ein durch realpolit. Veränderungen angestossener Wandel des Forschungsgegenstands geht immer mit einer Anpassung des theoretisch-konzeptionellen Instrumentariums der Disziplin einher
Großtheorie Akteur Milieu Strukturprinzip
Realismus
Nationalstaat
Staatenwelt als anarchischer (Natur-)
Zustand
vertikale Segmentierung,
unlimitiertes Nullsummenspiel um
Macht, Einfluss, Ressourcen
Englische
Schule
Staatenwelt als rechtlich verfasste
internationale Staatengesellschaft
vertikale Segmentierung, durch Norm und
Übereinkunft geregeltes
Nullsummenspiel
Idealismus Individuum Weltgesellschaft als internationale
Gesellschaft der Individuen
universalistische Verfassung
GROßTHEORIEN INTERNATIONALER BEZIEHUNGEN I
GROßTHEORIEN INTERNATIONALER BEZIEHUNGEN II
Großtheorie Akteur Milieu Strukturprinzip
Interdependenz-orientierter Globalismus
individuelle oder gesellschaftliche Akteure
transnationale Gesellschaft
funktionale, grenzübergreifende
Vernetzung
Imperialismus-theorien
individuelle oder gesellschaftliche Akteure,
die Klasseninteressen vertreten
internationale Klassengesellschaft
gesellschaftlich: horizontale
grenzübergreifende Schichtung;
(macht-)politisch: vertikale Segmentierung
der imperialistischen Konkurrenten
Dependenzorientierter Globalismus:
Dependenztheorien und Theorien des kapitalistischen
Weltsystems
gesellschaftliche und nationalstaatliche
Akteure, die Klasseninteressen
vertreten
kapitalistisches Weltsystem als
Schichtungssystem von Metropolen und
Peripherien
horizontale Schichtung nationaler Akteure im
Weltsystem; strukturelle Abhängigkeit der
Peripherien von den Metropolen; strukturelle
Heterogenität der Peripherien
Realismus Pluralismus Strukturalismus
Hauptakteure Staaten Staaten und nichtstaatliche
gesellschaftliche Akteure
gesellschaftliche und nationalstaatliche
Akteure, die Klasseninteressen
vertreten
Kernfragen und Hauptprobleme
Internationale Anarchie; Sicherheitsdilemma;
Machtstreben
Transnationalismus und Interdependenz, aber keine klaren Problem-hierarchien zwischen
Sachgebieten
Ausbeutung, Imperialismus,
(Entwicklung der) Unterentwicklung in
Zentrums-Peripherie-Relationen
Hauptprozesse Streben nach militärischer und/ oder ökonomischer
Sicherheit; Balance of Power
Bargaining; Management von
Problemkomplexen; Veränderung der Wertehierarchien
Streben nach ökonomischer
Dominanz
Hauptergebnisse Krieg oder (negativer) Frieden
Erfolgreiches Management komplexer
Interdependenz
Spaltung der Weltgesellschaft
zwischen Zentrum und Peripherie;
kontinuierliche Ausbeutung der (armen)
Peripherie durch das (reiche) Zentrum
Perspektivische Konsequenzen unterschiedlicher IB-Theorien Perspektivische Konsequenzen unterschiedlicher IB-Theorien
Modell Akteure Strukturen Hypo-thesen
(Neo-)Funktionalismus EU als Reflex auf Probleme
Regierungen, Bürokratien
Politikfelder, Problembereich
e
SpilloverEffekte
Multiebenenansatz/ Governance
EU als Regierungs-
Tätigkeit
dito Polity auf mehreren
Ebenen
(gutes)Regieren
Liberaler Intergouverne-mentalismus
EU als Verhandlungs-
System
nat. Regierungen im
Interesse innenpol.
Akteure
Mehrebenensystem,
Verhandlungen zw.
Regierungen
Verhandlungs
Ergebnisse auf
Basis nat. Präferenzen
(Neo-) Realismus
EU als Instrument der
Machtbalance
nat. Regierungen
anarchisches Staatensystem
EU Reaktion auf
Sicherheits-problem
(Neo-) Institutionalismus EU als Regime Regierungen, EU-
Organe
Staatensystem mit
institutiona-lisierter
Kooperation
Lerneffekte,
Pfadabhängig keiten
Rational Choice/ Polit. Ökonomie
EU als
Entscheidungs-
System
jeweils unterschied
ll: Regierungen,
Inter- essengrupp
en, Wähler
Nutzenmaximierung
bedingt durch Institutionen
Einfluss von
Institutionen,
Aggregation von
Präferenzen
Konstruktivismus/Reflektivismus
EU als ideelle Wirkungseinheit
Regierungen, EU selbst,
nicht-Intentional
Identitätsbildung,
Wirkung von Ideen
EU-Institu-tionen
verändern nat.
Präferenzen
Perspektivische Konsequenzen unterschiedl. Integrationstheorien
Akteure Nationalstaaten
Prozesse Nullsummenspielartige Konkurrenz um Macht, Einfluss und Ressourcen
Strukturprinzip Sicherheitsdilemma
Milieu Staatenwelt als internationaler anarchischer Naturzustand
Friedenskonzept Sicherheit des Akteurs (als Voraussetzung seines Überlebens)
(Erklärungs-)Ansatzebene
(außengerichtetes) Aktions-/Interaktionsverhalten der Akteure („unit-level-explanation“)
Mittel Machtakkumulation, (gewaltsame) Selbsthilfe zur Durchsetzung von Eigeninteressen, Abschreckung, Gleichgewichtspolitik
Schlagwort Abschreckungsfrieden unter Anarchie
Friedensschaffende Leitprinzipien klassischer Großtheorien:Friedensschaffende Leitprinzipien klassischer Großtheorien:
REALISMUS
REALISMUS
Akteure Nationalstaaten
Prozesse Konflikt und Kooperation im Rahmen gemeinschaftlich anerkannter Verhaltensregeln
und (informeller wie formeller) Institutionen
Strukturprinzip Kontrolle des Machtstrebens und der Machtausübung der Akteure
in der internationalen
Anarchie
Milieu Staatenwelt als rechtlich verfasste internationale Staatengesellschaft
Friedenskonzept Garantie der Erwartungsverlässlichkeit des
Akteurshandelns in der internationalen (Rechts-) Ordnung
(„pacta sunt servanda“) (Erklärungs-)Ansatzebene
Vergesellschaftung/ Systembildung der Akteure; Phänomen der „governance without
government“
Mittel Ausbildung eines Konsenses der Akteure über gemeinschaftliche Interessen,
(Selbstbindende Verhaltens-) Regeln und Institutionen; insbes. Anerkennung/
Befolgung von Verhaltensregeln, die die Gewaltausübung in der Staatengesellschaft
einhegen, beschränken, reduzieren
Schlagwort (Rechts-)Ordnungsfrieden unter regulierter Anarchie
RATIONALISMUS
RATIONALISMUS
Akteure individuelle, gesellschaftliche, nationalstaatliche Akteure
Prozesse internationale Arbeitsteilung und funktionale Vernetzung als Ergebnis wie als Voraussetzung wissenschaftlicher, technischer, ökonomischer und politischer
Modernisierung
Strukturprinzip Kooperation und Interdependenz
Milieu Staaten- und Gesellschaftswelt als Friedensgemeinschaft liberaler Demokratien
Friedenskonzept Fortschreitende Verwirklichung von Freiheit, Gerechtigkeit, Wohlfahrt als menschliche Existenzbedingungen plus Intensivierung der internationalen
Kooperation plus Förderung der Modernisierung als Bedingung moralischer Perfektibilität wie zunehmender Wohlfahrt der Menschheit
(Erklärungs-)Ansatzebene
Politische/ sozioökonomische Binnenstruktur der Akteure („inside-out-explanation“)
Mittel Freihandel, Förderung der internationalen Organisation und kollektiven Sicherheit, Demokratisierung der Akteure im Lichte von Rechtsstaatlichkeit und
Menschenrechtsverwirklichung, Aufklärung über gemeinsame (Menschheits-) Interessen und Erziehung zu kompromißhafter, interessenausgleichender
Konfliktbearbeitung
Schlagwort Demokratischer Frieden unter Kooperation
LIBERALER INTERNATIONA
-LISMUS
LIBERALER INTERNATIONA
-LISMUS
Das methodologisch-ontologische Bezugsfeld
REALISMUS NEOREALISMUS
TRADITIONALISMUS
qualitativ, historisch- hermeneutisch
SZIENTISMUS
quantitativ, empirisch-nomologisch
IDEALISMUS
Spinnweb-Modell internationaler Politik
GLOBALISMUS , REGIME-ANSÄTZE
Billard-Ball-Modell internationaler Politik
Das Billard-Ball-Modell Internationaler Politik
Zugkräfte
Druckkräfte
Spinnweb-Modell internationaler Beziehungen
Praktischer Hinweis für IT-Theoretiker
Kaffeepause
Literaturtipp
Klassiker der Internationalen Beziehungen• Adda B.Bozeman : Politics and Culture in International History. From the Ancient Near East to the
Opening of the Modern Age. 2.Aufl. New Brunswick: Transaction Publishers 1994• Hedley Bull: The Anarchical Society. A Study of Order in World Politics. 3. Aufl.Basingstoke:
Palgrave Macmillan 2002• Edward Hallett Carr: The Twenty Years’ Crisis 1919 – 1939. An Introduction to the Study of
International Relations. 2.Aufl. London: Macmillan 1974• Barry Buzan/Richard Little: International Systems in World History. Remaking the Study of
International Relations. Oxford: Oxford University Press 2000• Ernst-Otto Czempiel : Kluge Macht. Außenpolitik für das 21. Jahrhundert. München: C.H.Beck 1999• F.H.Hinsley: Power and the Pursuit of Peace. Theory and Practice in the History of Relations
between States. Cambridge: Cambridge U.P. 1967• Karl Kaiser/Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Weltpolitik im neuen Jahrhundert. Baden-Baden: Nomos
2000• Werner Link: Die Neuordnung der Weltpolitik. Grundprobleme globaler Politik an der Schwelle zum
21. Jahrhundert. München: C.H.Beck 1998• Hans J. Morgenthau: Politics Among Nations. New York:Alfred A.Knopf 1960• Edward L.Morse: Modernization and the Transformation of International Relations. New York: Free
Press 1976• Kenneth N. Waltz: Man, the state and war. A theoretical analysis. New York: Columbia UP 1959• Adam Watson: The Evolution of International Society. A comparative historical analysis. London:
Routledge 1992• Martin Wight: International Theory. The three traditions, ed. Gabriele Wight & Brian Porter.
Leicester: Leicester U.P. 1991
Literaturtipp
Biographische Extras:
Kenneth W. Thompson (ed.): Masters of International Thought. Major Twentieth-Century Theorists and the World Crisis. Baton Rouge: Louisiana State UP 1980
Iver B.Neumann/Ole Waever (eds.): The Future of International Relations. Masters in the Making ? London: Routledge 1997
Literaturtipp
Einführungen, Übersichten, Kritik der IB-Theorie• Dario Battistella: Théories des Relations Internationales. Paris : Presses de Sciences Po
2003• Scott Burchill/Andrew Linklater (eds.): Theories of International Relations. Basingstoke:
3rd ed. Basingstoke: Palgrave/Macmillan 2005• James E.Dougherty/Robert L.Pfaltzgraff, Jr.: Contending Theories of International
Relations. A comprehensive survey. 5th ed. New York: Longman 2001• Jim George: Discourses of Global Politics: A critical (re)introduction to International
Relations. Boulder, Colorado: Lynne Rienner Publ. 1994• Martin Hollis/Steve Smith: Explaining and Understanding International Relations. Oxford:
Clarendon Press 1990• Charles W.Kegley, Jr. (ed.): Controversies in International Relations Theory. Realism and
the Neoliberal Challenge. New York: St. Martin’s Press 1996• Gert Krell: Weltbilder und Weltordnung. Einführung in die Theorie der internationalen
Beziehungen. 4.Aufl. Baden-Baden: Nomos 2009• Siegfried Schieder/Manuela Spindler (eds.): Theorien der Internationalen Beziehungen.
Opladen: 2.Aufl. Leske & Budrich 2006• Steve Smith/Ken Booth/Marysia Zalewski (eds.): International theory: Positivism and
beyond. Cambridge: Cambridge U.P. 1996• Cynthia Weber: International Relations Theory. A critical Introduction. London:
Routledge 2001• Ngaire Woods (ed.): Explaining International Relations Since 1945. Oxford: Oxford U.P.
1996
Nützliche Website
• http://www.oup.com/uk/orc/bin/9780199271184/01student/zcases/
• zu John Baylis & Steve Smith (eds.), The Globalization of World Politics, 3.Aufl. Oxford 2005
• The 1999 Kosovo Crisis• The Gulf War 1990 – 1991• The Iraq War 2003• Jeweils aus der Sicht von:• # Realist, # Liberal, # Marxist & Radical,# Alternative
Theories