Theorie und Empirie der Deutungsmusteranalyse (PS) · Kategoriensystem: Gruppendiskussion (3) Auf...

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Deutungsmusteranalyse (PS), Sasa Bosancic, M.A. Theorie und Empirie der Theorie und Empirie der Deutungsmusteranalyse (PS) Deutungsmusteranalyse (PS) Programm der heutigen Sitzung (1) Ziele der Empirischen Untersuchung (2) Kategoriensystem Sasa Bosancic, M.A.

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Deutungsmusteranalyse (PS), Sasa Bosancic, M.A.

Theorie und Empirie der Theorie und Empirie der

Deutungsmusteranalyse (PS)Deutungsmusteranalyse (PS)

Programm der heutigen Sitzung

(1) Ziele der Empirischen Untersuchung

(2) Kategoriensystem

Sasa Bosancic, M.A.

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Deutungsmusteranalyse (PS), Sasa Bosancic, M.A.

Forschungsfrage

� Wie ist Beschaffenheit des öffentlichen und des medialen

Arbeitslosigkeitsdiskurses?

weitere Fragestellungen:

� Wird Arbeitslosigkeit eher als strukturelles oder individuelles Problem

aufgefasst?

� Wie werden Arbeitslose in den Medien dargestellt und wie werden sie

öffentlich wahrgenommen? (Stereotype)

Ziele der empirischen Untersuchung (1)

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Spezifische Fragestellungen:

� Wie wirksam ist das Deutungsmuster „Arbeitsunwilligkeit“, d.h. wie stark

ist es verbreitet?

1. Durch welche individuellen und kollektiven Akteure wird das Deutungsmuster

in Gestalt konkreter Äußerungen verbreitet?

� Medienanalyse

2. Inwieweit werden die Deutungsmuster in alltäglichen und lebensweltlichen

Kommunikationsprozessen aktualisiert? � Gruppendiskussion

Ziele der empirischen Untersuchung (2)

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Deutungsmuster

• Stereotype und Typisierungen

• Bewertungen (Gut/Böse)

• Rezeptwissen, ‘Handlungsanleitungen’

• Ursachenerklärungen: Verantwortung und Schuld?

• Folgen: welche Konsequenzen werden nahe gelegt/gefordert?

• Bereitstellungen passender Affekte und Emotionen. Bsp. Empörung,

Betroffenheit

� Problembeschreibungen, -ursachen und -lösungen

Ziele der empirischen Untersuchung (3)

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Deutungsmuster Arbeitsunwilligkeit (1)

Problembeschreibung: Arbeitslose wollen nicht arbeiten

• Arbeitslosigkeit ist nicht nur ein strukturelles Problem (= zu wenig Arbeit),

sondern geht häufig mit individuellem Fehlverhalten einher:

mangelnde Leistungsbereitschaft, fehlende Motivation, geringe Flexibilität

• der Sozialstaat stößt an seine Leistungsgrenzen und kann Fehlverhalten

nicht tolerieren

• die Belastung der „arbeitswilligen“ Bevölkerung in Form von Sozialabgaben

ist ungerecht („Die Arbeitenden sind die Dummen“)

• Erkennungsschemata: Sozialleistungsmissbrauch, Schmarotzer, Faulenzer,

Abzocker („Florida-Rolf“)

Ziele der empirischen Untersuchung (4)

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Deutungsmuster Arbeitsunwilligkeit (2)

Problemursachen

• der sozialstaatliche Absicherung ermöglicht ein sehr komfortables Leben

(Sozialstaat als „Hängematte“)

• Sozialleistungen sind im Vergleich zu gering bezahlter Arbeit zu hoch

� Anreiz zur Arbeitsaufnahme fehlt

• Sozialhilfe fördert „Müßiggang“ statt „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu sein

• Durch Sozialhilfe wird so eine „Kultur der Armut“ produziert und reproduziert

Ziele der empirischen Untersuchung (5)

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Deutungsmuster Arbeitsunwilligkeit (3)

Problemlösung: Fördern und Fordern

• Sozialleistungen müssen gekürzt werden

� Anreize zur Arbeitsaufnahme = Leistungsbereitschaft wird erhöht

• Arbeitslose müssen jede Arbeit annehmen

� Zumutbarkeitsregeln müssen verschärft werden (bzgl. Qualifikation,

Mobilität und Verdienst)

• wird Arbeit abgelehnt, müssen härtere Sanktionen erfolgen

� Leistungskürzungen und die komplette Streichung von Leistungen

müssen verstärkt eingesetzt werden

Ziele der empirischen Untersuchung (6)

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Zusammenfassung der Untersuchungsziele

1. Wie ist der Arbeitslosigkeitsdiskurs beschaffen?

2. Wie werden Arbeitslose dargestellt / wahrgenommen?

3. Wie verbreitet ist das Deutungsmuster „Arbeitsunwilligkeit“?

4. Wer verbreitet das Muster?

� Erfassung dieser Dimensionen mittels eines Kategoriensystems

Ziele der empirischen Untersuchung (7)

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Theorie und Empirie der Theorie und Empirie der

Deutungsmusteranalyse (PS)Deutungsmusteranalyse (PS)

Programm der heutigen Sitzung

(1) Ziele der Empirischen Untersuchung

(2) Kategoriensystem

Sasa Bosancic, M.A.

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Grundgedanke der Qualitativen Inhaltsanalyse

Die Qualitative Inhaltsanalyse will Texte systematisch analysieren, indem

sie das Material schrittweise mit theoriegeleitet am Material

entwickelten Kategoriensystemen bearbeitet. (Mayring 2002, S. 114)

Techniken

� Zusammenfassung

� Explikation

� Strukturierung

Kategoriensystem

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Kategoriensystem bei der Gruppendiskussion (GD)

1. Datenerhebung: Durchführung der GD und Transkription

� GD muss so organisiert werden, dass die Fragestellung angemessen

bearbeitet werden kann:

� Wie wird Arbeitslosigkeit wahrgenommen?

� Welche Stereotype über Arbeitslose existieren?

� Dazu muss ein Diskussionsleitfaden erarbeitet werden, da nur so sicher

gestellt werden kann, dass forschungsrelevante Daten erhoben werden

� Problem der Suggestion � Offenheit für andere Deutungsmuster

Kategoriensystem: Gruppendiskussion (1)

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2. Datenauswertung:

Technik der Zusammenfassung und induktive Kategorienbildung

Zusammenfassung

Ziel der Analyse:

» Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben

» Durch Abstraktion einen überschaubaren Daten-Corpus zu schaffen, der immer noch Abbild des Grundmaterials ist

Kategoriensystem: Gruppendiskussion (2)

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Kategoriensystem: Gruppendiskussion (3)

Auf Praxis gefreut

Gute Beziehung zu Schülern

gehabt

Auf Praxis gefreut

Schon vorher Lernerfahrung

Generalisierung

Schüler mögen mich dort immer noch

Praxis nicht als Schock, sondern als großen Spaß erlebt wegen:

- gute Beziehung zu

Schülern gehabt

- Vorherige Lernerfahrung

Konnte aber schon vorher Praxiserfahrung

sammeln

Darauf gewartet, endlich zu unterrichten

Im Gegenteil, ganz begierig auf Praxis

gewesen

ReduktionParaphrase

Zusammenfassung

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Induktive Kategorienbildung (1)

Erster Schritt beinhaltet deduktives Element:

� Ziel der Analyse und theoretische Erwägungen über den Gegenstand

� Fokus Arbeitslosigkeit: Problembeschreibung, Problemursache,

Problemlösung

� Fokus Arbeitslose: Stereotype (Meinungen, Einstellungen)

Kategoriensystem: Gruppendiskussion (4)

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Induktive Kategorienbildung (2)

Zweiter Schritt:

� Material wird Zeile für Zeile durchgearbeitet

� Wird eine passende Stelle im Material gefunden, wird dafür eine Kategorie

konstruiert

� BSP: „Arbeitslose sollten bereit sein, jede Arbeit anzunehmen“

� Kategorie „erweiterte Zumutbarkeit“

(als Teil der Problemlösung im DM Arbeitsunwilligkeit)

� Durch weitere Kategorienbildung entsteht ein Kategoriensystem

Kategoriensystem: Gruppendiskussion (5)

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Induktive Kategorienbildung (3)

Dritter Schritt:

� Nach einem Teil des Materialdurchgangs (10-50%) entstehen keine neuen

Kategorien mehr

� Das induktiv erzeugte Kategoriensystem wird auf das gesamte Material

angewendet

� Davor sollten das System jedoch nochmals dahingehend überprüft werden,

• ob die Kategorien trennscharf sind (keine Überlappungen),

• und ob das Kategoriensystem zum Gegenstand und zur Fragestellung

passt

Kategoriensystem: Gruppendiskussion (6)

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Kategoriensystem bei der Medienanalyse

1. Zusammenstellung des Datenmaterials

2. Artikelsuche

3. Generelle Untersuchungsebenen der Medienanalyse

3.1 Artikelebene

3.2 Aussagenebene

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorienbildung

Kategoriensystem: Medienanalyse

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Erster Schritt: Zusammenstellung des Datenmaterials

� Welche Artikel sind relevant? � Theoretical Sampling

(1) Arbeitslosigkeit

� Arbeitsmarktreformen („Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ =

Hartz-Reformen)

� Arbeitsmarktchancen, Mindestlohn und Niedriglohnsektor

� Kündigungsschutz, Zeit- und Leiharbeit

� ‘Jobless Growth’: Arbeitslosigkeit trotz Wachstum

� Bedeutungsverlust der Industriearbeit, Globalisierungsdruck und

Standortdebatte

� Ausschließen: Arbeitsmarktzahlen/-daten

1. Zusammenstellung des Datenmaterials (1)

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(2) Arbeitslose

� Lebensverhältnisse von Sozialhilfeempfängern (ALG I+II bzw. Hartz-IV)

� Armut und psychische Verfassung (bspw. Depression, Alkoholismus)

� Leistungsbereitschaft (bspw. eigenständige Jobsuche)

� Leben in Problemvierteln

� Verschuldungsprobleme

� Kinderarmut und –verwahrlosung

� Bildungs- und Qualifikationsniveaus

� Altersarbeitslosigkeit

1. Zusammenstellung des Datenmaterials (2)

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(3) Sozialstaat

• Leistungsfähigkeit/Umbau/Reform/Abbau des Sozialstaats

• Sozialversicherungssysteme: Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe,

Sozialhilfe, ALG I und II, Hartz IV

• Leistungsmissbrauch und Sanktionsmaßnahmen

• Soziale Gerechtigkeit I: Umverteilung, Vermögenssteuer („Reichensteuer“),

Sozialausgleich

• Soziale Gerechtigkeit II: Abgabenbelastung

• Zuwanderung in Sozialsysteme

1. Zusammenstellung des Datenmaterials (3)

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Zweiter Schritt: Artikelsuche

Festlegung der Medien

Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Süddeutsche Zeitung (SZ)

� Begründung: Qualitätsmedien, Leitmedien

Untersuchungszeitraum: 2001-2004

Begründung:

� Einleitung umfassender Arbeitsmarktreformen ab 2001

� Ressourcen (pro Mitglied der Forschungsgruppen jew. ein halbes Jahr)

Stichwortsuche:

� *arbeitslos*

� sozialstaat*

2. Artikelsuche (1)

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Zusammenstellung der Artikel

• Erstellen Sie eine Liste aller ausgewählten Artikel (FAZ und SZ gesondert)

Notieren Sie • Datum des Erscheinens• Überschrift• Ressort (also Politik, Feuilleton, Wirtschaft, Gesellschaft, etc.)• Umfang: Anzahl der Wörter pro Artikel

weitere Auswahlkriterien für Artikel:

• Dominantes Thema: mind. 80% des Artikels passen in das Auswahlschema

• Relevantes Thema: 50-75 % des Artikels passen in das Auswahlschema

• Nebenthema: 30-50% des Artikels passen in das Auswahlschema

� keine Beachtung, wenn weniger als 25% des Artikels die vorgegebenen

Kriterien thematisieren

2. Artikelsuche (2)

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NManager mahnen zur Besonnenheit743Wirtschaft03.06.03002

DArbeitslosigkeit bekämpfen351Politik28.05.03001

RelÜberschriftUmfangRessortDatumNr.

2. Artikelsuche (3)

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3. Generelle Untersuchungsebenen der Medienanalyse

3.1 Codebuch auf Artikelebene

� Artikelebene = Untersuchungseinheit ist der gesamte Artikel

� generell dient diese Untersuchungsstrategie dazu, die Struktur der

Berichterstattung zu erfassen

� Orientiert sich eher an der quantitativen Frequenzanalyse

� es ist jedoch auch möglich, den gesamten Artikel nach inhaltlichen Kriterien

einzuschätzen: Valenzanalyse

3.1 Medienanalyse: Artikelebene (1)

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Bsp. Für Kategorien auf Artikelebene

Anlass der Berichterstattung

• 01 Studie, wissenschaftliche Untersuchung

• 02 Experteninterview

• 03 Interessengruppen

• 04 Kirche

• 05 Hilfsorganisationen/Verbände

• 06 Projekte

• 07 Buchbesprechungen

• 08 Politik

• 09 Wirtschaft

• 10 Arbeitsmarktdaten

• 99 keine Zuordnung

3.1 Medienanalyse: Artikelebene (2)

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Themenspezifikation

• 01 Behörden (Arbeitsagenturen)

• 02 Betroffene

• 03 Arbeitsmarktreform/Hartz IV

• 04 Auslandsvergleich USA

• 05 Sonstiges Ausland u Vergleiche

• 06 Jugendarbeitslosigkeit (z.B. Lehrstellenmangel)

• 07 Kinderarmut

• 08 Schlechter Gesundheitszustand (Zwei-Klassen-Medizin)

• 09 Reproduktion von Armutslagen (Problemviertel)

• 10 Armutsrisiko für Alleinerziehende und Großfamilien

• 99 keine Zuordnung möglich

3.1 Medienanalyse: Artikelebene (3)

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Ländervergleich USA

01 USA als positives Beispiel

02 USA als negatives Beispiel

03 neutral

Generelle Bewertung der Hartz-Reformen

01 Reformen sind sinnvoll (d.h. sie bringen Menschen wieder in Arbeit)

02 Reformen sind wirkungslos

99 keine Zuordnung möglich

3.1 Medienanalyse: Artikelebene (4)

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Neue Sanktionsmöglich durch Hartz-Reformen

01 wirkungsvoll +

• Die neue Sanktionen sind sinnvoll und zeigen die gewünschte Wirkung = mehr

Leistungsanreize

02 wirkungsvoll –

• Die neuen Sanktionen sind zwar wirkungsvoll, aber ungerecht

03 wirkungslos

• Neue Sanktionen führen zu keiner Verbesserung, weder für die Betroffenen noch für

die der Lage am Arbeitsmarkt; Außerdem Berichte über die Klagen gegen Sanktionen

04 ungerecht

• Sanktionspraxis wird scharf kritisiert; wird als Rückfall in die Vergangenheit

betrachtet; unmenschlich; raubt den Menschen die Würde

3.1 Medienanalyse: Artikelebene (5)

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Tendenz des Artikels

01 Arbeitslosigkeit ist ein strukturelles Problem

02 Arbeitslosigkeit ist eher ein strukturelles Problem

03 Sowohl strukturelles als auch individuelles Problem

04 Arbeitslosigkeit eher individuelles Problem

05 Arbeitslosigkeit ist ein individuelles Problem

Grenzen der Analyse auf Artikelebene:

� Problem der Zuordnung des ganzen Artikels

� Pro-Contra-Aussagen in Artikeln

3.1 Medienanalyse: Artikelebene (6)

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Untersuchungsebenen des Kategoriensystems

3.1 Codebuch auf Aussagenebene

� Die Analyseeinheit ist hier nicht der gesamte Artikel, sondern einzelne

Aussagen, die im Artikel geäußert werden

Damit soll erfasst werden,

� welches Standing

� welche Sichtweise/Einstellungen/Meinungen

verschiedene Akteure haben.

3.2 Medienanalyse: Aussagenebene (1)

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Standing

Wer kommt wie häufig zu Wort? Individuelle und kollektive Akteure

� Individuell: Politiker, Experten, Unternehmer, Arbeitgeber, Arbeitnehmer,

Theologen (Pfarrer, Priester, etc), Betroffene

� Kollektiv: Parteien (CDU, SPD, FDP, Grüne), Verbände (Gewerkschaften,

BDI), Hilfsorganisationen/Interessengruppen (Wohlfahrtorganisationen,

Arbeitslosenlobbys)

� Akteure sind immer bemüht, ihre Sichtweise des Problems, d.h. ihre

Deutungsmuster und Frames zu verbreiten

� Ein hohes Standing weist auf eine erfolgreiche Musterverbreitung hin

� WICHTIG: Wen lassen die Medien/Journalisten zu Wort kommen?

3.2 Medienanalyse: Aussagenebene (2)

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4. Deutungsmusteranalyse und Kategorienbildung

Strukturierung als Analysetechnik nach Mayring (2003)

• Typisierende Strukturierung

– Ziel: Besonders markante Bedeutungsgegenstände sollen

herangezogen werden (typische Merkmale, Aussagen, Argumente, etc.)

– Kriterien sind 1. extreme Ausprägungen;

2. Ausprägungen, die besonders häufig vorkommen;

� 3. Ausprägungen, die von besonderem theoretischen Interesse sind

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorien (1)

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Wie wird über das Problem der Arbeitslosigkeit berichtet? (1)

Problembeschreibung und Problemursachen:

individuelles Problem

-Arbeitsunwilligkeit

-Selbstschuld

-sozialstaatliche Hilfe zu hoch

-mangelnde Flexibilität

-Faulheit

-Sozialmissbrauch

strukturelles Problem

-Umbrüche in der Erwerbsarbeit

-Globalisierungsdruck

-Arbeitsmarktpolitik

-Unternehmermoral

-Ausländer

-veränderte Altersstruktur

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorien (2)

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Wie wird über das Problem der Arbeitslosigkeit berichtet? (2)

Problemlösung:

individuelles Problem

Fördern und Fordern

-Sozialleistungen kürzen

-Sanktionen verschärfen

-Zumutbarkeit erweitern

� Anreize zur Arbeitsaufnahme

strukturelles Problem

-Änderung der Steuerpolitik

-Umverteilung neu organisieren

-Staatliche Beschäftigungs-maßnahmen

-Bildungspolitik muss geändert werden

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorien (3)

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Wie werden Arbeitslose dargestellt?

Mögliche Kategorien für Stereotype

Typ: Verwahrlosung

• v.a. Passivität wird betont;

• Betroffene haben sich in Ihr Schicksal ergeben und resigniert;

• Rückzugsverhalten; oft einhergehend mit Alkoholismus, Gewalt in der

Familie, Apathie

• Wohnung und Kinder sind verwahrlost; Werte- und Sittenverfall,

• Moralisierende Urteile (z.B. wird unterstellt, dass abweichende Werte

existieren);

• Bildungsfern

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorien (4)

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‘Abzocker und Schmarotzer’

• Vor allem der Arbeitslose, dem Sozialmissbrauch unterstellt wird;

• Arbeitslosigkeit als selbst gewähltes Schicksal

• Arbeitslosen als quasi-glückliche Menschen, die keine Arbeit suchen/wollen;

• Unterstellen von mangelndem Willen, Arbeit zu suchen;

• Leben gut von der staatlichen Fürsorge, Selbstbedienungsmentalität;

• Leistungen werden ‘erschlichen’ (Bsp. vortäuschen einer

Bedarfsgemeinschaft)

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorien (5)

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Depressiv

• Passivität im Mittelpunkt, jedoch liegt hier die Betonung mehr auf dem

Leidensdruck, den die Menschen haben.

• Sind zu oft am Arbeitsmarkt gescheitert und haben den Mut verloren.

Orientierungslose

• Sind unzufrieden mit dem Zustand;

• versuchen seit langem Arbeit zu finden, sind aber erfolglos.

• Geben jedoch nicht auf und zeigen Leistungswillen.

• Sind bereit, „jede Arbeit anzunehmen“;

• wollen arbeiten, sind jedoch mit der ganzen Situation überfordert

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorien (6)

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Chancenlose

• Jugendliche ohne Schulabschluss/Ausbildung

• sind leistungswillig, aber niemand will sie haben,

Überqualifizierte

• Besitzen zu hohe Qualifikationen;

• suchen Stellen, die ihrer Ausbildung entspricht, ohne erfolg;

• müssen ihre Ansprüche zurückschrauben;

• verkaufen sich unter wert und schaffen es trotzdem oder erst recht nicht

Alte

• Arbeitslose ab 50; zu alt, passen nicht ins moderne junge Team,

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorien (7)

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Zusammenfassend

1. Artikelsuche

2. Erstellen des Kategoriensystems anhand der Fragen

o Wie wird über Arbeitslosigkeit berichtet?

� Problembeschreibung: Ursachen und Lösungen

� theoretische Leitunterscheidung: individuelles vs. strukturelles Problem

o Wie wird über Arbeitslose berichtet? � Stereotype

o Welche Akteure weisen ein hohes Standing auf und welche

Deutungsmuster verbreiten Sie? � Aussagenebene

o Wie ist die Struktur der Berichterstattung? � Artikelebene

3. Mittel: Typisierende Strukturierung

4. Anwendung des Kategoriensystems auf das gesamte Material

4. Deutungsmusteranalyse und Kategorien (8)

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