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Theorie und Praxis des erfinderischen Problemlösens TRIZ für Ingenieure Karen Gadd

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  • Theorie und Praxis des erfinderischen Problemlösens

    TRIZ für Ingenieure

    Karen Gadd

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  • Karen Gadd

    TRIZ für Ingenieure

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  • Karen Gadd

    TRIZ für Ingenieure

    Theorie und Praxis des erfinderischen Problemlösens

    Übersetzt von Matthias Delbrück

  • All rights reserved. Authorized translationfrom the English language editionpublished by John Wiley & Sons Limited.Responsibility for the accuracy of thetranslation rests solely with Wiley-VCHVerlag GmbH & Co. KGaA and is not theresponsibility of John Wiley & SonsLimited. No part of this book may bereproduced in any form without the writtenpermission of the original copyright holder,John Wiley & Sons Limited.

    Alle Rechte vorbehalten. Dies ist einegenehmigte Übersetzung der englischenAuflage, die von JohnWiley & Sons Limitedherausgegeben wurde. Für die Richtigkeitder Übersetzung ist allein Wiley-VCHGmbH & Co. KGaA verantwortlich undnicht John Wiley & Sons Limited. Kein Teildieses Buches darf ohne die schriftlicheGenehmigung des ursprünglichenRechteinhabers, John Wiley & SonsLimited, in irgendeiner Form vervielfältigtwerden.

    Autorin

    Karen GaddOxford CreativityHanborough Business Park6-7 BanksideLong Hanborough, OX29 8LJUK

    Übersetzer

    Matthias DelbrückAm Rebgarten 6669221 DossenheimDeutschland

    Alle Bücher von Wiley-VCH werden sorgfältigerarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren,Herausgeber und Verlag in keinem Fall,einschließlich des vorliegenden Werkes, für dieRichtigkeit von Angaben, Hinweisen undRatschlägen sowie für eventuelle Druckfehlerirgendeine Haftung.

    Bibliografische Information derDeutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnetdiese Publikation in der Deutschen Nationalbi-bliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    © 2016WILEY-VCHVerlagGmbH&Co. KGaA,Boschstr. 12, 69469 Weinheim, Germany

    Alle Rechte, insbesondere die der Überset-zung in andere Sprachen, vorbehalten. KeinTeil dieses Buches darf ohne schriftliche Ge-nehmigung des Verlages in irgendeiner Form– durch Photokopie, Mikroverfilmung oderirgendein anderes Verfahren – reproduziertoder in eine vonMaschinen, insbesondere vonDatenverarbeitungsmaschinen, verwendbareSprache übertragen oder übersetzt werden.Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen,Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen indiesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme,dass diese von jedermann frei benutzt werdendürfen. Vielmehr kann es sich auch dann umeingetragene Warenzeichen oder sonstige ge-setzlich geschützte Kennzeichen handeln, wennsie nicht eigens als solche markiert sind.

    Umschlaggestaltung Formgeber, Mannheim,DeutschlandSatz le-tex publishing services GmbH, Leipzig,Deutschland

    Print ISBN 978-3-527-33777-4ePDF ISBN 978-3-527-68364-2ePub ISBN 978-3-527-68366-6Mobi ISBN 978-3-527-68365-9

    Gedruckt auf säurefreiem Papier.

  • V

    Inhaltsverzeichnis

    Danksagung VII

    Vorwort IX

    Einleitung XI

    Teil I TRIZ-Logik und -Tools für Innovation und gedankliche Klarheit 1

    1 TRIZ-Tools für Kreativität und clevere Lösungen 3

    2 Die TRIZ-Wissensrevolution erschließt alle bekannten Lösungen dieserWelt 29

    3 Grundlagen des Problemlösens mit TRIZ 61

    4 Denken in Zeit und Systemebenen 95

    Teil II Das Widersprüche-Toolkit 127

    5 Widersprüche aufdecken und lösen 129

    Teil III Schnelldenken mit dem Idealen Ergebnis 213

    6 Das Ideal löst das Problem 215

    7 Ressourcen: Treibstoff der Innovation 241

    8 Ideal und Idealitätsaudit 271

  • VI Inhaltsverzeichnis

    Teil IV TRIZ, Erfinden und Next-Generation-Systeme 301

    9 Systementwicklung und Evolutionstrends 303

    10 Erfinden mit TRIZ 349

    Teil V TRIZ für Systemanalyse und -verbesserung 381

    11 Systemverständnis durch Funktionenanalyse 383

    12 Die TRIZ-Klassiker: Substanz-Feld-Analyse und ARIZ 453

    Teil VI Wie man mit TRIZ Probleme löst – Problemlösungs-Maps 503

    13 TRIZ-Problemlösungs-Maps und -Algorithmen 505

    14 Fallstudie: Design einer Zuleitung für das System „SRES“ von BAESystems 545

    Anhang A 39 technische Parameter der Widerspruchsmatrix 571

    Anhang B Die Widerspruchsmatrix 577

    Glossar 579

    Stichwortverzeichnis 585

  • VII

    Danksagung

    Ich möchte mich bei den folgenden Menschen für ihre Hilfe und Unterstützungbedanken:Meine Managerin und Tochter, Lilly Haines-Gadd, für ihren nie endenden En-

    thusiasmus, ihre Unterstützung, Geduld und Aufmunterungen.Meine Kollegen, mit denen ich den in diesem Buch vorgestellten einfachen Zu-

    gang zur TRIZ-Welt geschaffen habe – wir haben alle voneinander gelernt, undich bin dankbar für alles, was sie mich gelehrt haben – ganz besonders HenryStrickland, AndrewMartin und Andrea Mica.Alle, die mir geholfen haben, meine Ideen und TRIZ-Lösungen in eine Form zu

    bringen, in der ich sie anderen kommunizieren kann: Merryn Haines-Gadd, un-sere Grafikerin, die meine Gedanken Bilder werden lässt, Eric Willner und NickySkinner vonWiley für ihre Hilfe, ihren Optimismus und gesundenMenschenver-stand und Caroline Davies von Oxford Creativity.Unsere gesamte TRIZ-Community und alle, die von mir TRIZ gelernt haben,

    sowie meine Kollegen, die uns bei unserer Mission zur Verbreitung von TRIZ inihrenOrganisationen und darüber hinaus begleitet haben, insbesondere: FrédéricMathis (Mars), Ric Parker (Rolls-Royce), DaveKnott (Rolls-Royce), PaulineMarsh(BAE Systems), Simon Brodie (RAF), Mike West (Babcock) und Professor DerekSheldon (Institution of Mechanical Engineers).DieMenschen, die dafür gearbeitet haben, TRIZ in dieWelt zu tragen, undmich

    mit der Macht seiner Tools bekannt gemacht haben, vor allem Ellen Domb undSergei Ikovenko.Mein Dank geht an all die Ingenieure, die mich unterrichtet und inspiriert ha-

    ben und mit mir zusammen TRIZ zum Problemlösen eingesetzt haben; an alleTRIZ-Ingenieurteams, mit denen wir gearbeitet haben, deren Namen wir aberaus Sicherheitsgründen nicht nennen können – ihre cleveren Ideen haben unserTRIZ-Denken erweitert und vorangebracht.Meine eigene Ingenieursfamilie: mein Vater Kenneth Gadd, der behauptet, als

    alter Ingenieur (ein Zeitgenosse von Altschuller, sie haben sich aber nicht ge-kannt) eine Generation zu repräsentieren, an deren Ingenieursgeist keine vorher-gehende oder nachfolgende Generation heranreicht. Alle meine Mitingenieurevom Imperial College inklusive meines Ehemanns Geoff Haines (ein Ingenieurin seinen besten Jahren) und mein Sohn Jonathan Haines-Gadd (ein junger In-

  • VIII Danksagung

    genieur) und natürlich auch die wenigen Familienmitglieder, die noch nicht mitTRIZ arbeiten, mich aber auf meinem Weg dorthin großartig unterstützt ha-ben: meine Mutter Kathleen Gadd, meine Tochter Rebecca Haines-Gadd und dieNext-Generation-TRIZniks – meine Enkel Isobelle, Livia und Freddie.Ganz besondere Hochachtung empfinde ich für den großen Genrich Altschul-

    ler. Mein Dank und mein Respekt für seine außergewöhnliche Vision, den Inge-nieursgeist der Welt aufzudecken und nutzbar zu machen, wachsen mit jedemTag, den ich mit TRIZ verbringe. Ich bin auf jeder Stufe meiner TRIZ-Studien aufseine Quellen zurückgekommen, und ich ringe immer noch darum, die Machtund Logik von seinem TRIZ auch nur interpretieren zu können.Mit diesem Buch folge ich gewissenhaft Altschullers Darstellung der TRIZ-

    Tools und stelle einfache, klare innovative Ansätze vor, sie zu verstehen und an-zuwenden. TRIZ braucht die rechte (kreative) wie auch die linke (logische undsystematische) Gehirnhälfte. Der einzig bekannte Weg, diese beiden zu verbin-den, ist mit Lachen und Humor – welche unsere TRIZ-Cartoons einbringen mö-gen. Dabei hat mich der wundervolle Cartoonist Clive Goddard unterstützt. Wirmöchten auf diese Weise zu zeigen versuchen, wie viel Spaß es macht, mit TRIZzu arbeiten. Ich hoffe, wir waren erfolgreich!

    Karen Gadd

  • IX

    Vorwort

    Seit sie TRIZ entdeckt hat, hat KarenGadddieMethodikmit einem fastmissiona-rischen Enthusiasmus verbreitet. Sie hat diesen aufregenden modernen Weg zurInnovation in viele Unternehmen gebracht, einschließlich meines eigenen, sowiezahllose Einzelpersonen dafür begeistert. Ich freue mich sehr, dass sie die we-sentlichen Punkte von TRIZ in diesem gut geschriebenen und sehr gut lesbarenBuch mit seinen bunten und amüsanten Illustrationen zusammengefasst hat –was TRIZ einem noch weiter gefassten Publikum erschließt.TRIZ ist einWiderspruch in sich: freiesDenken nach Zahlen, Top-down-Quer-

    denken, strukturiertes Brainstorming. Entstanden im Russland der Nach-Stalin-Zeit, basiert TRIZ auf einer intensiven und systematischen Auswertung aller gro-ßen Erfindungen derWelt. All diese lassen sich auf Kombinationen von einfachenphysikalischen Phänomenen herunterbrechen. Es gibt in derWelt tatsächlich nurziemlich wenige wesentlich verschiedene konzeptionelle Problemlösungen (rund100) und etwa 2500 wissenschaftliche Prinzipien. Indem der Designer oder Erfin-der mit neuen (manchmal seltsamen) Kombinationen dieser Prinzipien konfron-tiert wird, erkennt er neue Wege, Probleme zu lösen.Schauen Sie sich um. Die Verbindung von statischer Elektrizität und Fotografie

    ergibt das trockene und instantane Druckverfahren des Fotokopierers. Mixen SieSaug- und Zentrifugalkraft zusammen und Sie haben den beutellosen Staubsau-ger erfunden. Die Liste ist so endlos wie die Möglichkeiten für neue Erfindungen.Wir sind uns meist nicht bewusst, wie begrenzt unsere konzeptionellen Räu-

    me sind und wie linear unsere gedanklichen Prozesse verlaufen; wir hängen festin früheren Erfahrungen, „alten Regeln“ unserer Lehrer und der „Klappt-ja-doch-nicht-Attitüde“ unserer Kollegen. Innovation lässt sich viel leichter unterdrückenals stimulieren! Wenn Sie, wie die Weiße Königin in „Alice hinter den Spiegeln“,manchmal schon vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge glauben, kön-nen Sie vielleicht auch ohne TRIZ zurechtkommen. Viele anscheinend unmögli-che Dinge sind wirklich unmöglich, manche aber eben auch nicht. TRIZ lässt Siedie Welt des scheinbar Unmöglichen erkunden.

  • X Vorwort

    TRIZ ist ein wesentlicher Bestandteil des Toolkits eines modernen Ingenieursund Erfinders. Dieses Buch wird Sie nicht über Nacht zum TRIZ-Experten ma-chen, doch ganz bestimmt Ihr Interesse wecken, die ganze weite Welt von TRIZfür sich zu entdecken.

    Professor Ric Parker, FREng Director of Research and Technology,Rolls-Royce Group

  • XI

    Einleitung

    Теория решения изобретательских задач – Theorie des erfinderischen Pro-blemlösens. TRIZ ist ein Toolkit für technisches Problemlösen, das Antwortenaus der Vergangenheit aufbereitet hat, um damit systematisch zukünftige Proble-me anzugehen. TRIZ kommt aus Russland und wurde ursprünglich von GenrichAltschuller, einem großen Ingenieur und Erfinder (vielleicht einer der größten des20. Jahrhunderts) ausgearbeitet.Alle guten Ingenieure leben mit Unsicherheit und Sicherheit zugleich – Unsi-

    cherheit darüber, wo die Lösung zum nächsten Problem zu finden ist, und Sicher-heit, dass eine Lösung gefunden wird. TRIZ erweitert und beschleunigt diesenProzess, indem es uns dorthin führt, wo die guten Lösungen für unser speziellesProblem warten. TRIZ fokussiert unser Problemverständnis auf das spezifische,relevante Problemmodell und zeigt uns konzeptionelle Lösungen genau dafür.MitTRIZ verschwenden gute Ingenieure keine Zeit mehr, denn sie arbeiten direkt aufdie passenden Lösungen hin und nutzen ihre wertvolle Zeit, um das Problem ex-akt zu definieren, alle Lösungen zu ermitteln und diese dann zu entwickeln. TRIZund andere Toolkits helfen alle auf den verschiedenen Stufen des Problemver-ständnisses, doch nur TRIZ hat auch Lösungen! Die besten Ingenieure lieben es,komplexe Probleme anzugehen und neue, bessere innovative Lösungen zu fin-den – TRIZ erweitert ihre Fähigkeiten als Innovatoren, trimmt unnötige Fehlver-suche und Sackgassen, lässt sie das machen, was sie am besten können, nämlichProbleme lösen – und nimmt ihnen nur die mit geisttötenden, komplexen undirrelevanten Details verschwendete Zeit.TRIZ ist ein Toolkit, in dem jedes Tool einfach zu nutzen ist; zusammen decken

    sie alle Aspekte von Problemverständnis und -lösen ab. Die einzige Herausforde-rung dabei besteht darin, herauszufinden, wannwelches Tool einzusetzen ist, unddies kommt mit Übung und Erfahrung (fast) von ganz allein.Komplette TRIZ-Algorithmen sind schwerer zumeistern, da sie darauf angelegt

    sind, jede beliebige Problemsituation abzudecken; sie ähneln Golfkursen, die alle18 Löcher auf jedem Platz der Welt behandeln. Dieses Buch stellt die einzelnenTRIZ-Tools der Reihe nach vor und gibt Ratschläge, wann undwo sie anzuwendensind. Für jedes Tool gibt es ein einfach zu verstehendes Problemlöser-Flussdia-gramm. Haben Sie ein TRIZ-Tool erst einmal gemeistert, wird es ganz sicher Teilihrer persönlichen Problemlöser-Toolbox; einige werden Sie täglich, andere nur

  • XII Einleitung

    gelegentlich verwenden. Nützlich zum Lösen technischer Probleme sind sie aberalle, großartige Denkwerkzeuge, die aus guten Ingenieuren großartige Ingenieuremachen.Auf Russisch (also in kyrillischer Schrift) schreibt sich TRIZ wie oben angege-

    ben, das entsprechende Akronym ist „ТРИЗ“. Außerhalb Russlands wurde TRIZerst nach 1993 weiter bekannt, obwohl es in einzelnen westlichen Unternehmenauch schon vorher TRIZ-Aktivitäten gab. In den USA gab es gewisse Vorbehaltegegenüber einer russischen Methode mit einem seltsamen Akronym, das wederverständlich noch leicht auszusprechen war. Man findet daher manchmal auchdas englische AkronymTIPS (Theory of Inventive ProblemSolving), das sich abernicht durchgesetzt hat. In denUSA sprichtmanTRIZ „Trieß“ aus, in Europa „Tris“bzw. „Tritz“.1)

    Auf meiner ersten Altschuller-Konferenz in Kalifornien war ich überrascht,dass es drei TRIZ-Lager gab, die sich kaum vermischten: die Russen, die Ame-rikaner und die Europäer (heute gibt es auch starke TRIZ-Gruppen in Koreaund Japan). Ich präsentierte ein Paper namens „TIPSY TRIZ“ über das westli-che Akronym TIPS, aus dem der Widerstand gegen russische Gründlichkeit unddie Versuchung, TRIZ allzu stark zu vereinfachen, sprachen. Mein Ziel war, dieAkzeptanz für das stringente originale Toolkit zu vergrößern. Ich behandeltedie TRIZ-Erfolge in britischen Konzernen und den positiven Einfluss von TRIZauf die Ingenieure meines Landes. Am Ende erzählte ich ein paar Witze überProblemlösen unter Wodkaeinfluss – nur die Europäer lachten, die Amerika-ner beäugten mich mit Missbilligung und die Russen mit Unverständnis. MeinVortrag behandelte vor allem die Schwierigkeiten, einen unbekannten, aber bril-lanten russischen Prozess an westliche Unternehmen zu verkaufen, der zuerstmit Desinteresse und Argwohn und erst später mit Begeisterung und Enthusi-asmus aufgenommen wird. Die an andere Toolkits gewöhnten Experten sahenimmer ihr bisheriges Lieblingstool in TRIZ, egal, was dies war. Firmen davon zuüberzeugen, dass TRIZ anders als jedes andere und gleichzeitig komplementär zujedem anderen Toolkit ist, erfordert zuerst, erfolgreiche TRIZ-Problemlösungenzu initiieren. Erst dies zeigt, wie TRIZ all das abdeckt, was andere Toolkits nichteinmal versuchen – und dass TRIZ uns vom vage verstandenen zum klar defi-nierten Problem und von dort zu den relevanten konzeptionellen Lösungen derwissenschaftlichen und technischen Welt führt – kein anderes Toolkit kommtdem auch nur nahe.Ich berichtete zunächst ziemlich entmutigende Geschichten, wie schwierig es

    sein kann, TRIZ trotz seiner unvergleichlichen Wirkungsmacht an europäischeUnternehmen zu verkaufen. Dann erzählte ich die (hoffentlich) verheißungsvol-lere Geschichte von unseren Ansätzen bei Oxford Creativity, Ingenieurskreise inGroßbritannien mit TRIZ bekannt zu machen. Insbesondere beschrieb ich un-

    1) Eigentlich müsste es nicht „TRIZ“, sondern „TRIS“ heißen, denn der Buchstabe „Z“ ist dieenglische Transkription des kyrillischen „З“, das im Deutschen mit einem „S“ (wie in „Sonne“)wiedergegeben wird. Dennoch hat sich auch bei uns die Schreibung „TRIZ“ eingebürgert.(Anm. d. Ü.)

  • XIIIEinleitung

    seren spektakulären Erfolg bei Rolls-Royce und das dortige TRIZ-Training fürhunderte von Ingenieuren. Nach drei Jahren übernahm Rolls-Royce TRIZ stan-dardmäßig. Dabei spielte die Unterstützung durch den Direktor für Forschungund Technologie, Ric Parker, und seinen Assistenten Dave Knott eine große Rol-le – einer der seltenen frühen TRIZ-Konvertiten, der schon Jahre zuvor einenTRIZ-Vortrag gehört und am nächsten Tag sein erfolgreichstes Patent geschrie-ben hatte. Mit Rics und Daves Hilfe und Enthusiasmus überwanden wir Trägheitund Argwohn undmachten TRIZ zu einem der Kernkompetenz-Tools des Unter-nehmens. Zu unseren weiteren Erfolgen seitdem zählt der Rüstungskonzern BAESystems, wo selbst die erfahrensten und griesgrämigsten Ingenieure zu energeti-schen Enthusiasten bekehrt wurden.Mich erstaunte immer wieder, wie großder anfängliche trägeWiderstand gegen

    TRIZ sowohl im Unternehmen als auch auf der persönlichen Ebene sein kann –trotz des großen Werts, den TRIZ für Ingenieure hat, der gut dokumentiertenErfolge, wenn selbst die schwerfälligsten Ingenieure klar denken und Problemeinnovativ, schnell und effektiv zu lösen beginnen.Als ich vor Kurzem auf einem Seminar an der Oxford University sechs techni-

    sche Direktoren eines internationalen Technologiekonzerns unterrichtete, frag-ten wir sie, warum sie 1999 erwogen hatten, mit uns TRIZ zu betreiben, aber sichzehn Jahre später nur ein kleines Tagesseminar erlaubten. Die Antwort dieser cle-veren Ingenieure war: „Wir dachten, TRIZ wäre für uns entweder zu trivial oderzu komplex“. Alle suchten dringend neue Lösungen und Produkte und ein bes-seres Verständnis von Zukunftstechnologien. Nach diesem einen Tag bekanntensie, dass TRIZ ihnen die Augen geöffnet habe für eine bestimmte Technologie, beider sie zuvor jeder für sich erfolglos herumgestochert hatten. Seitdem studierensie TRIZ und arbeiten an seiner Etablierung in ihren Firmen.Die TRIZ-Tools wurden in Russland von Ingenieuren für Ingenieure entwickelt,

    mit tausenden vonMannjahrenArbeit (und vielen Fraujahren). Russland hatte vor30–50 Jahren eine ganz andereKultur als wir heute. Zeit war damals nicht der ent-scheidende Faktor, und TRIZ auf die russische Tour zu lernen war, und ist, gründ-lich und tiefschürfend. Es erfordert viel gedankliche Arbeit, das Behandeln vielerBeispiele undmindestens dreiMonate Zeit. Imheutigen Europa ist das nichtwirk-lich praktikabel. Zusammen mit anderen TRIZ-Usern habe ich es unternommen,TRIZ-Workshopszu etablieren, die bei der gedanklichenKlarheit undGründlich-keit von TRIZ keine Abstriche machen, aber dennoch ein Verständnis der bestenTRIZ-Tools in Tagen und nicht in Monaten vermitteln können.Natürlich haben wir TRIZ benutzt, um den grundlegendenWiderspruch beim

    TRIZ-Lernen zu lösen–wie bringtman ein leistungsfähiges Problemlöser-ToolkitIngenieuren und Managern bei, die dafür eigentlich gar keine Zeit haben? Indemwir die TRIZ-Tools erklären und den Teilnehmern zeigen, wie diese nach demWorkshop auf die jeweils eigenen Probleme angewendet werden können; zurückbei der Arbeit dürften Experten und Teams genug Zeit haben, TRIZ in der prak-tischen Anwendung einzuüben und gleichzeitig näher kennenzulernen. Hat manein bisschen Erfahrung und die ersten kleinen realen Erfolge mit wichtigen Pro-blemen gehabt, wird TRIZ ganz schnell zur zweiten Natur. TRIZ hat sehr viel mit

  • XIV Einleitung

    analogem Denken zu tun, daher ist es ein bisschen so wie schwimmen oder Autofahren – erst wenn wir es selbst machen, meistern wir es wirklich und bekom-men das nötige Zutrauen. Dies lässt es uns dann wieder und besser machen –Erfolg und Fortschritt hängen ganz davon ab, dass wir es wirklich tun . . . sooftwie möglich. Niemand wird TRIZnik, der nicht selbst erlebt hat, wie TRIZ dieZukunft seines Unternehmens sichert. Geschieht dies aber, wird sich jede in dieTRIZ-Ausbildung investierte Stunde vielfach und für immer auszahlen.Es war mir eine Ehre, mit meinen Kollegen bei Oxford Creativity viele Tau-

    send wirklich gute und clevere Ingenieure zu unterrichten. Fast alle von ihnenwaren sehr angenehme und vertrauenswürdige Personen (überwiegend Männerim Vereinigten Königreich) mit vielen Vorzügen: der Bereitschaft, hart zu arbei-ten, dem Wunsch, alles an einem Problem zu verstehen vom großen Ganzen biszu den relevantenDetails, Verantwortungsbewusstsein, einer Passion für gute Lö-sungen, einem grundsätzlichenMisstrauen gegenüber trivialen oder vorschnellenAntworten, viel Humor und einem natürlichen Sinn für Bescheidenheit.Wir alle bei OCunterrichtenTRIZ in unserem jeweils eigenen persönlichen Stil

    und mit so viel Fun wie möglich. TRIZ-Seminare gelten als lange Tage voller har-ter Arbeit und Unbeschwertheit und angenehmer und nützlicher, wenn auch er-schöpfender Erfahrungen. Wir hoffen, dass jeder Teilnehmer, wenn er nach Hau-se fährt, sehr viel zum Nachdenken und Üben mitnimmt. Wir unterrichten TRIZin zwei Portionen: zwei Tage für die essenziellen TRIZ-Tools und zwei Tage fürdenTRIZ-Problemlösungsprozess. Über 95%derTeilnehmermelden sich für denzweiten Kurs an, was sehr ermutigend ist.Dieses Buch ist das Resultat von 13 Jahren Problemlösen, Unterrichten (und

    Lernen) mit TRIZ. Ich biete Ihnen dieses Buch an wie ein Lehrling, der sein „Ge-sellenstück“ vorlegt: Ich hoffe, damit von der „Gilde“ in ihre Ränge aufgenommenzu werden. Dies habe ich (hoffentlich) in einem Geist der Bescheidenheit getan,ich präsentiere nicht meine eigene TRIZ-Version, sondern habe TRIZ überwie-gend unverändert gelassen und seine einfache und mächtige Logik herausgear-beitet – mit Flussdiagrammen, Cartoons und Witzen.An einer Stelle habe ich allerdings einen signifikant neuen Zugang eingeführt,

    indem ich zwei Wege zur Systemanalyse anbiete – die traditionelle TRIZ-Sub-stanz-Feld-Analyse mit den in fünf Klassen aufgeteilten 76 Standardlösungen ei-nerseits und zum anderen eine einfachere Alternative: die Funktionenanalyse mitdrei einfachen Kategorien der 76 Standardlösungen (Umgang mit Schäden undUnzulänglichkeiten sowie Detektions-/Messprobleme). In großen Unternehmenunterrichte ich zwar beide Ansätze, verwende selbst seit vielen Jahren aber daszweite, einfachere System.Ich bin leidenschaftlich davon überzeugt, dass TRIZ klar und einfach, aber oh-

    ne Abstriche bei Stringenz und Logik und niemals trivial kommuniziert werdensollte. Dabei dürfenund solltenWitze, Spaß und Lachen immer eine Rolle spielen,da sie der Kreativität sehr zuträglich sind. Zu meiner Freude wurde wissenschaft-lich gezeigt, dass echte Kreativität in Wissenschaft und Technik nur durch Ver-binden von linker („systematischer“) und rechter („kreativer“) Gehirnhälfte mög-

  • XVEinleitung

    lich wird. Und dazu müssen wir lachen und den Spaß in jeder Situation sehen2).Wenn ich inmeinen Seminaren TRIZ-ToolsmitWitzen und (hoffentlich) lustigenGeschichten vorstelle, dann nicht, um TRIZ auf die leichte Schulter zu nehmen,sondern weil ich an diese Forschungsergebnisse glaube. Ich bin ganz fest davonüberzeugt, dass man so viel Spaß und Vergnügen wie möglich im Leben habensollte und hoffe, dass sich niemand an meinenWitzen und den mit dem wunder-vollen Clive Goddard zusammen geschaffenen Cartoons stört – ich habe einensehr englischen Sinn für „humour“.Zu diesemBuch gibt es eineWebsite (www.triz4engineers.com), die zusätzliches

    Material undweitere Fallstudien anbietet. Es gibt dort auch ausführlichereVersio-nen der 40 innovativen Prinzipien und der Oxford-Standardlösungen sowie eineEffekte-Datenbank zusammen mit Links zu anderen Versionen der TRIZ-Effek-te. Die Website lädt TRIZ-Ingenieure herzlich ein, ihre eigenen TRIZ-Erfolgsge-schichten zu posten – auch Fallstudien – und bietet dazu die Möglichkeit, daseigene Problemlösenmit anderen Ingenieuren zu teilen.

    2) W. Wayt Gibbs: „Side Splitting“, Scientific American, Januar 2001.

  • Teil ITRIZ-Logik und -Tools für Innovation und gedankliche Klarheit

  • 3

    TRIZ-Tools für Kreativität und clevere Lösungen

    Was ist TRIZ?

    TRIZ ist ein einzigartiges, präzises und mächtiges Toolkit, mit dem IngenieureProbleme verstehen und lösen können, indem sie sich den immensen Wissens-schatz erschließen, welchen frühere Ingenieure undWissenschaftler zusammen-getragen haben. TRIZ hilft uns, die überraschend wenigen relevanten und prakti-kablen Antworten für unsere realen Aufgaben zu finden – einfach dadurch, dassTRIZ alle konzeptionellen Lösungen für ingenieur- und naturwissenschaftlicheProbleme zusammenfasst.TRIZ ist weltweit das bisher einzige Lösungs-Toolkit, das Ingenieurenmehr als

    nur Brainstorming anbietet, wenn Konzepte aufgefunden und Probleme gelöstwerden müssen. Auf dem Markt existieren wunderbare Methoden für das Pro-blemverständnis, die Beschreibung von Anforderungen, die Systemanalyse, dasUntersuchen von Prozessen und das Festmachen tatsächlicher Problemursachen.Es gibt ebenso rigorose und nützliche Toolkits für die Zeit nach der eigentlichenProblemlösung sowie auch Werkzeuge für das Entwickeln und die Auswahl vonLösungen, die Evaluation, Kostenkalkulation usw. Für den eigentlichen Momentder Problemlösung – das Suchen und Finden der richtigen Lösungen oder neuenKonzepte – gibt es nur TRIZ.Ohne TRIZ arbeitet man in der Annahme, dass clevere Ingenieure und Wis-

    senschaftler irgendwie entweder alleine oder gemeinsam mit Brainstorming,Vorwissen und Erfahrung die richtigen Antworten schon irgendwie finden wer-den. Vor TRIZ hatte niemand systematisch alle bekannten publizierten Lösungenfür naturwissenschaftliche und technische Probleme untersucht und dort nachÄhnlichkeiten, Überschneidungen und wiederkehrendenMustern gesucht. BeimDurchforsten von Patentdatenbanken entdeckte der Begründer von TRIZ, Gen-rich Saulowitsch Altschuller, ungefähr 100 konzeptionell verschiedene Lösungenfür jedes beliebige Problem, darunter nur 40 Wege, um Widersprüche zu über-winden.Diese 100 TRIZ-Lösungen bieten Impulse und Hinweise, aus denen prakti-

    sche Antworten auf technische, naturwissenschaftliche und allgemeinere Fragen

    TRIZ für Ingenieure, 1. Aufl. Karen Gadd.©2016WILEY-VCHVerlagGmbH&Co.KGaA.Published2016byWILEY-VCHVerlagGmbH&Co.KGaA.

  • 4 1 TRIZ-Tools für Kreativitätund clevere Lösungen

    Nicht-TRIZ-Toolkits haben für den Moment der eigentlichen Problemlösung nichts als zufälligeHirnstimulation zu bieten.

    Nur TRIZ bietet schnelle, systematische Prozesse für die wichtigsten Momente beim tatsächli-chen Auffinden von Lösungen und neuen Konzepten.

    in Kombination mit dem relevanten Wissen der Problemlöserteams erwachsen.TRIZ-Prozesse leiten uns zu den entscheidenden Orten in derWelt des Wissens.Ergänzt wird dies durch die TRIZ-Effekte-Datenbank, welche die rund 2500 be-kannten natur- und ingenieurwissenschaftlichen Ideen für die Beantwortung von„How-to“-Fragen umfasst.Altschuller entwickelte zusammen mit seiner TRIZ-Community TRIZ als die

    „Wissenschaft von der Kreativität“ und zugleich als ein praktisches Problemlö-sungs-Toolkit, das sich aus allen bekannten natur- und ingenieurwissenschaft-lichen Erfolgsmodellen ableitet. Die Hauptwerkzeuge von TRIZ führen uns aufalle Möglichkeiten zur Verbesserung und Problemlösung in bestehenden Syste-men, ebenso leiten sie uns bei der Suche nach relevanten Konzepten für die Ent-wicklung von „Next-Generation“-Ideen und bieten zudem systematische Prozessefür das Erfinden und Umsetzen neuer Produkte. Die 100 TRIZ-Lösungen helfenuns, jedes Problem zu lösen; sie sind fundamentale Lösungstrigger, die aus der

  • 51 TRIZ-Tools für Kreativitätund clevere Lösungen

    VORHER – Vorbereiten derProblemlösung

    WÄHREND – Problemlösung DANACH – Auswahl undEntwicklung der Lösung

    TRIZ & andere Toolkits für

    ∙ Ermitteln von Anforde-rungen/Bedürfnissen allerBeteiligten

    ∙ Systemanalyse∙ Aufdecken aller

    Grundursachen vonProblemen

    Brainstorming, Kreativitäts-Tools und/oder TRIZ:100 TRIZ Lösungen =40 Prinzipien +76 Standardlösungen =

    24 × Schäden35 × Unzulänglichkeiten17 × Detektion/Messung

    8 Entwicklungstrends mitdem relevanten Weltwissen

    TRIZ-Kreativitäts-Toolseinschließlich

    ∙ Ideallösungen∙ smarte kleine Leute∙ Größe-Zeit-Kosten

    + TRIZ-Effekte-Datenbank

    TRIZ und andereToolkits für

    ∙ Konzeptentwicklung∙ Konzeptauswahl-

    prozess (z. B. Pugh-Matrix)

    ∙ erfolgreicheInnovationen, neueTechnologien usw.

    Analyse aller publizierten erfolgreichen wissenschaftlich-technischen Lösungenerwachsen. Ihre Problemlösungsfähigkeiten sind einzigartig, TRIZ bietet jedochzusätzlich auch einfacheWerkzeuge für das Problemverständnis, die Systemana-lyse, für die Bedarfsbeschreibung, für stimulierende neue Ideen, kreativesDenkenund innovative Lösungen. All dies komplementiert andere Toolkits, denn es er-weitert deren Fähigkeiten, indem es Zufallsbrainstorming durch systematischesProblemlösen ersetzt.

    Wer nutzt TRIZ und warum?

    Für gute Ingenieure bietet TRIZ das Beste aus allenWelten. Die einzelnen Werk-zeuge sind einfach und direkt anzuwenden, der Problemlösungsprozess ist sys-tematisch und reproduzierbar, schnell, deckt alle denkbaren Lösungen auf undsetzt unseren Verstand so kreativ wie möglich ein. Ingenieure verstehen TRIZbesser als jeder andere, da es sich aus den größten Erfolgen des Ingenieurwesensableitet. TRIZ wurde von Ingenieuren für Ingenieure entwickelt, und obwohl esüberall gute Ergebnisse liefert, scheint es doch am besten bei technischen Pro-blemen zu funktionieren. Trotzdem zeigen die meisten Ingenieure eine gewisseScheu, wenn sie das ersteMal von TRIZ hören, vielleicht weil es zu gut klingt, umwahr zu sein – oder auch, weil es neu, nicht-hier-entwickelt und kontraintuitiv istund von den bekannten Vorgehensweisen abweicht. Haben sie sich aber erst ein-mal darauf eingelassen, begeistern sie die gedankliche Klarheit und der effizienteUmfang mit komplexen Problemen, und ihr Denken, ihre Kreativität und ihre na-türlichen Problemlösungskompetenzenprofitieren enorm von diesemneuartigenAnsatz.

  • 6 1 TRIZ-Tools für Kreativitätund clevere Lösungen

    Die russischen Wurzeln von TRIZ machen es einzigartig und komplementärzu anderen Ingenieurs-Toolkits, mit denen es kaum Überschneidungen gibt. Un-glücklicherweise wird dies bei TRIZ oft ignoriert, man sieht es lediglich als einweiteres Angebot auf einem übersättigtenMarktmit exzellenten bis trivialen Pro-dukten, die ihre jeweiligen Fähigkeiten im Wesentlichen duplizieren. Ein neuessolches Toolkit im Unternehmen zu installieren, erfordert Brainpower, Zeit, Geldund andere knappe Ressourcen. Sollman sich für TRIZ entscheiden, bedarf es da-her handfester Belege seiner Wirksamkeit und Leistungsfähigkeit. Six Sigma undLean werden beide wegen ihrer Effizienz und Fähigkeit zur Kostenreduktion be-worben und daher häufig eingesetzt – TRIZ assistiert diesen Paketen und bietetdazu systematische Innovation, schnelles Problemlösen und klares Denken.

    Einfache und direkt anzuwendende Werkzeuge

    Ein Grund für die angesprochene zögerliche Resonanz auf TRIZ ist seine schein-bare Komplexität. Dies ist jedoch einMissverständnis, denn jedes einzelne TRIZ-Tool ist einfach, logisch und leicht zu verstehen, und die Beherrschung des ge-samten Toolkits sollte einem Ingenieur keine Schwierigkeiten bereiten. ObwohlTRIZ zugegebenermaßen ein recht großes und tiefschürfendes Toolkit ist, wirdes einem schnell vertraut und ist fast intuitiv anzuwenden. Dies liegt daran, dasssich viele Tools überschneiden, da TRIZ für alle Anwender und Situationen de-signt wurde undmit den verschiedenstenProblemlösern funktioniert. Diesmachtden einzigartigen TRIZ-Geistmit aus: jeder kann sich selbst das TRIZ-Toolkit zu-sammenstellen, das zu seinem persönlichen Stil am besten passt – ähnlich wie ineinem sehr gut ausgestatteten Fitnessstudio mit einer großen Zahl an Geräten,von denen jeder Kunde nur genau diejenigen nutzt, die seinem persönlichen Fit-nessproblemam besten abhelfen. Genau so funktioniert TRIZ – Sie finden immergerade dieWerkzeuge, die auf Ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind unddie Sie entsprechend intensiv nutzen werden.

    TRIZ und andere Problemlösungs-Toolkits

    TRIZ wird zunehmend als eine einzigartige und essenzielle Ergänzung andererFirmen-Toolkits anerkannt. Dies ist ein hoherAnspruch und kann verständlicher-weise zu einem gewissen Unmut bei „Problemlösungsexperten“ führen, welcheschon lange eines der vielen anderenwundervollen Ingenieurs-Toolkits benutzen.Diese anderenWerkzeuge sind durchaus von immensem Nutzen, wenn es darumgeht, ineffiziente Prozesse aufzuspüren, die eigentlicheUrsache eines Problems zufinden, AnforderungenundBedürfnisse für alle Beteiligten zu definieren, Produk-te, Prozesse und Systeme zu analysieren sowie Abweichungen in der Fertigung zureduzieren. Damit arbeitende Experten haben größte Bedeutung beim Systema-tisieren, Verbessern und Rationalisieren vieler Aktivitäten einer Firma und reali-sieren große Kosteneinsparungen. Diejenigen, die visionär genug sind, sich dazuauch auf TRIZ einzulassen, haben noch einmal enorme Vorteile durch das zusätz-liche Set von ganz andersartigen Innovationstools.

  • 71 TRIZ-Tools für Kreativitätund clevere Lösungen

    Es funktioniert wirklich!

    Eins für alles.

  • 8 1 TRIZ-Tools für Kreativitätund clevere Lösungen

    TRIZ ist komplementär zu anderen Toolkits, aber es genügt bereits selbst alsumfassendes Set von Werkzeugen mit seinen einfachen Tools für die Definiti-on des „Was wollen wir?“, seinen detaillierten Methoden für die Systemanaly-se und natürlich den einzigartigen TRIZ-Lösungsfindern, welche seinen Haupt-zweck darstellen. TRIZ füllt die (bisher ignorierten) Lücken aller anderenToolkitsund gibt eine systematische Anleitung zum Auffinden von Konzepten und Pro-blemlösen. Experten in Produktion und Qualitätsmanagement, welche TRIZ er-lernen, werden es ebenso umfassend wie enthusiastisch einsetzen und sehen, wiewertvoll es ihre bisher bevorzugten Toolkits erweitert, seien es Systems Enginee-ring, Total Quality Management, Quality Function Deployment, Taguchi, Lean,Pugh Matrix, Kepner-Tregoe, 8Ds, Six Sigma, Value Engineering oder andere –insbesondere wenn sie echte Innovation und wirklich leistungsfähige Lösungenbrauchen. Dies ist möglich, weil TRIZ nicht aus denselben Quellen stammt wiedie Qualitäts-Toolkits von Demming und anderen; seine besondereHerkunft undEntstehungsgeschichtemachen es zu einem essenziellen Bestandteil aller anderenToolkits.

    Haben Sie an TRIZ gedacht?

    Innovation – Katzengold oder TRIZ?

    Innovation ist seit einer langen Zeit in Mode und spielt eine große Rolle in Wertund Leitbild von Unternehmen. Anders als andere trendige Unternehmenszieleist sie auch nicht nach einem kurzen Boomwieder in der Versenkung verschwun-den. Dies könnte daran liegen, dass – wie bei der Suche nach dem Stein der Wei-sen – die meisten Unternehmen niemals herausgefunden haben, wie sie auf sys-tematische Weise nützliche Innovationen ausmachen und die Versprechen vonErfolg und hoffentlich endlos währenden zukünftigen Reichtümern Wirklichkeitwerden lassen können. Praktisch umsetzbare, nachhaltige und überprüfbare In-novation blieb und bleibt für viele Firmen unerreichbar. Initiativen für eine in-novationsorientierte Unternehmenskultur definieren den Bedarf, identifizierenkonkrete Innovationslücken und stimulieren den Wunsch, sie zu schließen. Oh-

  • 91 TRIZ-Tools für Kreativitätund clevere Lösungen

    ne TRIZ jedoch sind die meisten Innovations-Tools schlicht Hirnstimulations-übungen: nützlich, um neue Sichtweisen auf Probleme zu finden, sowie für dasProvozieren neuer Ideen durch Aufrühren von bereits Bekanntem, aber nicht vielmehr. Es ist so, als würde man immer wieder dieselben Fragen stellen . . . in derHoffnung, so auf irgendeineWeise verschiedeneAntworten zu finden (Albert Ein-steins Definition von Wahnsinn geht in dieselbe Richtung). Im Gegensatz dazuführen nachhaltige Investitionen in TRIZ (wie es in Südkorea erfolgreich vorge-macht wurde) immer zu messbaren positiven Ergebnissen, sodass Konzerne wieSamsung bestätigen können, dass TRIZ bei ihnen beständige Innovationen er-möglicht, die zentral für ihre phänomenalen Erfolge sind (siehe Forbes 3.7.13:„What Makes Samsung Such An Innovative Company?“).Nach Einstein besteht Wahnsinn darin, dieselbe Sache immer und immer wie-

    der zu tun und dabei auf jeweils unterschiedliche Resultate zu hoffen. Er sagteebenso: „Wenn eine Idee nicht am Anfang absurd ist, besteht keine Hoffnung fürsie.“ Dies liegt genau auf der Linie des TRIZ-Denkens, welches die Ideallösungsucht, umunsmit ihrweit weg von den bequemen bestehendenProblembeschrei-bungen und Lösungsansätzen zu bringen und stattdessen auf neue Definitionenund ganz andere Ansätze zu kommen. Wenn eine Lösung wild und verwegenist, sollten wir sie auf keinen Fall gleich fallen lassen, sondern nach dem Nutzenschauen, den sie uns bringen kann. Negativität oder psychologischeTrägheit wer-den uns Innovation und neue Ideen zurückweisen lassen – TRIZ kämpft dagegenan.

    „Einstein entwirft seine Negativitätstheorie.“

    Die Goldene Regel von TRIZ

    Es gibt ein wesentlichesTRIZ-Tool, das für alleAnsätze des Problemlösens funda-mental ist: die Idealitätsgleichung, der Ausgangs- und Endpunkt jeder Problem-lösung. Idealität ist so etwas wie die Goldene Regel von TRIZ. Das Verbessern

  • 10 1 TRIZ-Tools für Kreativitätund clevere Lösungen

    der Idealität ist das wichtigste Ziel jeder Problemlösung: mehr Nutzen, wenigerKosten und weniger Schäden.

    Idealität =Gesamtnutzen (primär und sekundär, d. h. gewünschter Output)

    Kosten (Gesamtinput) + Schäden (unerwünschter Output)

    All die anderen TRIZ-Werkzeuge dienen letztlich dazu, die Idealität zu erhöhen.In diesem Buch werden viele Ausdrücke für Idealität benutzt, etwa die Idealitäts-bilanz: Eine positive Idealitätsbilanz bedeutet, dass ein Produkt realisierbar undmarktfähig ist (sein Nutzen übersteigt Kosten und Schäden). Ein Idealitätsauditist ein vollständiger Check aller Inputs und Outputs für das vorliegende wie fürdas gewünschte System, ein Idealitätsplot hilft uns, Lösungen zu klassifizieren,und eine Idealitätstaktik beschreibt Prozesse und Abläufe beim Kombinieren re-levanter TRIZ-Tools zum Lösen spezieller Probleme.

    Sechs große Vorteile, die TRIZ zu bieten hat . . .

    1. Systematische, garantierte Innovation und KreativitätTRIZ liefert Innovation, indem es uns hilft, die besten praktischen Problem-lösungen und neuen Konzepte aufzufinden. Die langfristige Umsetzung vonTRIZ durch große Konzerne beschleunigt das kreative Problemlösen sowohlfür Individuen als auch für Projektteams. Konzerne, welche erfolgreich zumEinsatz von TRIZ ermuntern, können immer belegen, dass der Weg zu ihrenspektakulären Ergebnissen geplant und auditiert war und jederzeit reprodu-ziertwerden kann. Ihr systematischer Erfolg spiegelt wider, wie sie das nutzba-re Wissen der ganzen Welt mobilisieren und nicht nur die spontane, zufälligeGelegenheitskreativität einzelner Mitarbeiter oder Gruppen innerhalb ihrerOrganisation.

    2. Problemverständnis und effizientes Auffinden von LösungenTRIZ hilft uns, das richtige Problem richtig zu definieren, die richtigen Fragenzu stellen und die meisten, wenn nicht alle, denkbaren Lösungen zu ermitteln.Dies schließt natürlich alle Lösungen innerhalb unseres Wissens und unsererErfahrung ein, ebenso aber auch erprobte Lösungen von jenseits unseres Er-fahrungshorizonts (Innovation ohne Risiko). Die meisten Unternehmen wer-den mit TRIZ die vielen neuen Antworten finden, die sie suchen, und daraufvertrauen können, alleMöglichkeiten für neueAnsätze abgedeckt zu haben. Inden unterschiedlichstenBranchen vonnuklearer Entsorgung bis zu neuenme-dizinischen Geräten hat TRIZ Teams dabei unterstützt, viele gute Lösungenaufzudecken, hohe Patentzahlen zu erreichen, intelligente Entscheidungen zutreffen und eine zuverlässige Innovationsstrategie für künftige Geschäfte zuentwerfen.

    3. Effiziente kleine SystemeTRIZ will den größten Nutzen mit dem geringsten Input und weitestmög-lich eliminierten Problemen erreichen. Ein wesentliches Konzept dafür ist es,

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    Warum TRIZ?

    Systeme durch Vereinfachung zu verbessern. Bei der Entwicklung von Sys-temen gehen Ingenieure oft so vor, dass sie das System zunächst mit immermehr Funktionen immer weiter verkomplizieren und dann später versuchen,es ohneVerlust der Funktionalitätenwieder zu vereinfachen. TRIZ kannWegeaufzeigen, wie man direkt zur hohen Funktionalität eines einfachen Systemskommt. Man könnte dies fast als die TRIZ-Philosophie bezeichnen. TRIZ hatviele Werkzeuge zur Unterstützung dieses Prozesses, Trimming ist das wich-tigste davon. Die TRIZ-Trimming-Regeln bieten sechs einfache Schritte fürdas systematische Vereinfachen von Systemen ohne Verlust von Leistung undFunktionalität.

    4. Klares innovatives Denken durch Überwinden psychologischer TrägheitIngenieure lieben gute Lösungen, und TRIZ leitet uns systematisch dort-hin, wo die besten Lösungen zu finden sind. Darüber hinaus gibt es einfacheTRIZ-Tools, um schlechte Angewohnheiten aufzubrechen, die Innovationund klares Denken behindern oder uns im immer gleichen Lösungsraumfesthängen lassen. TRIZ nennt dies das „Aufbrechen der psychologischenTrägheit“. Zu den leistungsstarken 13 TRIZ-Kreativitätstriggern zählen dasDenken in Zeit und Systemebenen, das Ideale Ergebnis, smarte kleine Leute(„Zwergemodell“) und Größe-Zeit-Kosten.Mit TRIZ haben wir die Gewissheit, dass sich komplexe, schwierige und ver-wirrende Probleme systematisch angehen und lösen lassen. Die TRIZ-Prozes-se für Problemverständnis und -lösung lassen uns die richtigen Fragen auf derrichtigen Stufe stellen und so der Komplexität Herr werden, während die 13TRIZ-Kreativitätstrigger Verstand, Gewohnheiten und Vorurteile aufscheu-

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    chen und uns so neue Felder, neue Ideen und neue Lösungen sehen lassen,oder kurz: uns kreativ und innovativ machen.

    5. Glückliche, zuversichtliche, produktive Teams, die ihre Ideen teilenIngenieure lieben ihre eigenen Lösungen und deren Potenziale, manche wür-den für sie kämpfen. Sie können oft gut den von Lösungen anderer Leute aus-gehenden Schaden erkennen (Lösungen, die eine Sache verbessern, aber etwasanderes verschlechtern, stellen einenWiderspruch dar). TRIZ hat aufgedeckt,dass es lediglich 40 verschiedeneWege gibt, solcheWidersprüche aufzulösen.Leistungsstarke Teams werden damit ihre eigenen Lösungen wie auch die vonanderen teilen, kombinieren undweiterentwickeln. Dies stärkt erwiesenerma-ßen das Vertrauen von Ingenieuren in ihre Fähigkeit, Probleme zu lösen, undmacht sie zu zuversichtlichen, kompetenten Problemlösern, die gute Team-player sind und die bestmöglichen Resultate für ihr Unternehmen generieren.

    6. NachhaltigkeitTRIZ fördert schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts die Nachhaltigkeit. GuteTRIZ-Praxis resultiert in Effizienz, Schadensminimierung, guter Ressourcen-mobilisierung, weniger Abfall und weniger Beeinträchtigungen für alle ein-schließlich der Umwelt. Eine vollständige Definition der TRIZ-Idealität erfor-dert für jeden Output eines Systems die Aussage, ob er gut oder schlecht ist,Nutzen oder Schaden. Auf diesemWege werden Umweltverschmutzung, Ab-wärme, überdimensionierte Designs, Wasserverschwendung usw. klar iden-tifiziert und herausgestellt und können mit TRIZ-Ansätzen angegangen wer-den.

    Noch ein Problem gelöst.

    Wie TRIZ funktioniert

    TRIZ ermöglicht uns ein klares Problemverständnis und bietet die 100 TRIZ-Lösungen für alle Probleme. TRIZ besteht aus einem Set von einfachen, aberwirkungsvollen Werkzeugen, mit denen wir in einer Problemsituation zu einemauf die relevanten Aspekte fokussierten Problemmodell gelangen, und zwar ex-akt dann und dort, wo das Problem auftritt. Um den genauen Ort und die genaueZeit des real auftretenden Problems zu definieren, ist ein sehr gründliches Ver-ständnis sowohl des Problems als auch des Kontexts erforderlich. Ist das reale