Theorien Internationaler Politik (1): Idealismus...

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Theorien Internationaler Politik (1): Idealismus / Kosmopolitismus

und Realismus / Neo-Realismus VO Internationale Politik (Prof. Brand), 22.04.2010

• theoretische Perspektiven• Idealismus und Realismus• Neo-Realismus und Kosmopolitismus• Café-Haus

Basistexte von Morgenthau und aus Tobias ten Brink: „Staatenkonflikte“ 130-145 (Interdependenz nächste Woche)zusätzlich I.Kant „Zum ewigen Frieden“ (website; gundlegend)

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I. Kant (1795): klassischer Idealismus

• Zeitalter der Aufklärung, Demokratisierung• Freiheit und Gleichheit als unveräußerliche Rechte

bedarf der Gesetze • Herrschaft der Gesetze national und Völkerrecht gegen

Despotie, gegen Herrschaft der Gewaltmittel• Menschenbild: nicht per se positiv, aber mittels

Vernunft und Erfahrung lernfähig• entscheidend bleibt Gesellschaft, kritisch gegenüber

Staat • Misstrauen in monarchische Herrscher• Republik einzige friedliche Verfassung

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Kant international (2)• Menschen bilden Staaten als Schutz, um Angriffe/Kriege

zu vermeiden qua Vernunft nicht-kriegerischer Staat• Vertrauen kann entstehen: „wechselseitiges Zutrauen

im künftigen Frieden“• eigentlich Weltrepublik, da aber nicht gewollt: föderales

System freier Staaten• dazu: Weltbürgerrecht und Besuchsrecht in anderen

Ländern• SOLL-Bestimmungen für gutes Zusammenleben:

Einmischungsverbot, Abrüstungsgebot, Verschuldungsverbot, Anerkennung von (Welt-) Bürgerrechten

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Idealismus (3) – Norman Angell (1910)

• histor. Hintergrund: Erster Weltkrieg, League of Nations• Ursache: Machtpolitik, Imperialismus • nach katastrophaler Erfahrung: Idee einer guten Welt• Grundfrage: Wie SOLL int. Politik beschaffen sein, um

Weltfrieden zu verwirklichen?• Normen und Werte wichtig (Herrschaft der Gesetze)• menschliche Einsicht und Vernunft• Rolle von Kooperation und Diplomatie wichtiger als

militärische und andere Machtmittel• Akteure sind Individuen und international Individuen und

Staaten• internationale Politik als Positivsummenspiel• positives Verständnis von Marktwirtschaft

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Realismus: Edward H. Carr (1939), Hans J. Morgenthau (1948), Raymond Aron (1962)

histor: entstanden in Zeiten des Ost-West-Konflikts, Idealismus Grund für Faschismus und Zweiten Weltkrieg

• Realismus als politische Theorie rationaler und guter Außenpolitik• Grundfrage: wie IST int. Politik beschaffen?• realistisch sein, Fakten erkennen durch Vernunft

positivistische Theorie• nicht moralisch sein, gute Absichten und idealistisch • Hauptannahmen: (1) internationales System ist anarchisch• (2) es geht um Macht und Sicherheit der Nationen, die

wachsen soll; Hobbes´sches Menschenbild auf Staaten projiziert• Staat kann sich bei Strafe des Schadens/Untergangs keine Moral

leisten• interest defined as power power als Kontrolle über andere• „Politik“ als autonome Sphäre, um Macht zu mehren

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Realismus (2)• internationale Politik: zentral souveräne Nationalstaaten,

„nationales Interesse“: Macht akkumulieren, garantiert Sicherheit (Kolonien spielen keine Rolle)

• Frieden als balance of power, Abschreckung, notfalls militärische Gewalt – Anerkennung andere Interessen

• „high politics“ (Sicherheit) wird privilegiert gegenüber „low politics“

• Kooperation/Bündnisse zur Absicherung von Machtinteressen

• Selbsthilfe wegen Konkurrenz wichtiger als Kooperation• int. Politik als Nullsummenspiel der Machtverteilung• Inneres nationaler Gesellschaften als „black box“• Klassischer Realismus: Theorie der Außenpolitik

(Morgenthau: Politics among Nations)• Wissenschaftler: sieht Politikern über Schulter, will verstehen

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Fragen?

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Neo-Realismus• Hauptvertreter Kenneth Waltz (Ende 1970er)• weniger Außenpolitiktheorie, sondern systemisch IP-Theorie• nicht Menschenbild, sondern System („structure“),

Sicherheitsdilemma wegen anarchischen Bedingungen – Selbsthilfe, Kriege natürlich, Kooperation schwierig

• Staaten („units“) zentrale Akteure int Politik; innenpolitische Verhältnisse unwichtig --- Verhalten der Staaten identisch

• schwächere Staaten neigen zu Bündnissen (R.Kagan – EU)• Stabilität am ehesten im bipolaren System• Fragen: warum Konstellation im Kalten Krieg stabil? Warum

Machtverlust USA in 1970ern?• politisch-ökonomischer Neorealismus: Robert Gilpin,

Charles Kindleberger (hegemonic decline)

für Interessierte zur Vertiefung: Folien aus einer Master-VO am Ende (nicht prüfungsrelevant!)

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Kosmopolitismus: aktuelle Version des Idealismus• wie Kant: bewusster Vorgriff auf vernünftige Verhältnisse

sollen Defizite aktueller Entwicklungen offen legen• Frage der Herstellung von Weltbürgerschaft unter Bedingungen

der Globalisierung• aktuelle Konflikte schaffen gemeinsame Problem- und

Handlungshorizonte Lernprozesse• Werte der Aufklärung sollen global gelten: Gleichheit, Freiheit,

gegenseitige Anerkennung• Ergänzung der ökonomischen Globalisierung, Rolle der

Nationalstaaten• (Welt-)Öffentlichkeit als zentraler Mechanismus der

Verständigung• Aufwertung der UNO

bekannte Vertreter: David Held, Jürgen Habermas und Ulrich Beckidealistisch, d.h. abstrahiert etwa von Tatsache der KonkurrenzProblem: globale Verhältnisse heißt westliche Verhältnisse

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Fragen?

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Café-HausFragen untereinander klären

dann:• welche Menschenbilder liegen dem Idealismus und

dem Realismus zugrunde?• welche Rolle spielt der nationale Staat in der

internationalen Politik?• wie würde die UNO aus einer (neo-)realistischen

Perspektive eingeschätzt werden, wie auch einer idealistisch/kosmopolit.?

• welche Dimensionen von Idealismus/ Kosmopolitismus und (Neo-)Realismus schließen sich aus, welche ergänzen sich?

• welche der beiden Positionen ist in der Welt von heute aus Ihrer Sicht plausibler?

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nächste Woche:

lesen• Theorien (2): Internationale Politik –Interdependenztheorie, Regimetheorie, und feministische IB

Basistexte: Zangl; Roundtableergänzend: Keohane/Nye

• Vortrag kommender Donnerstag um 16 UhrProf. Dr. Alan Scott, Uni Innsbruck State or Regime? – Conceptual Issues (website, Aushänge)

Bis kommende Woche!