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THiLO Das Nagurski-Experiment In der Gruft der Mönche

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In der Gruft der Mönche

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In der Gruft der Mönche

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1. Auflage 2013© 2013 cbj Verlag, München,

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Hotelplan: Georg BehringerUmschlaggestaltung: init.büro für gestaltung, Bielefeld

MI · Herstellung: KWSatz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

Druck: GGP Media GmbHISBN: 978-3-570-15582-0

Printed in Germany

www.cbj-verlag.de

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Auf ein sa mer Al pen stra ße

Schnau fend wie eine Dampfl ok quäl te sich der alte Rei se-

bus die schma le Al pen stra ße nach oben. Aus dem Aus puff

quoll pech schwar zer Rauch. Als der Fah rer in den ers ten

Gang he run ter schal te te, krach te es im Ge trie be. Er schwitz-

te. Die enge Kur ve ver lang te ihm all sein Kön nen ab.

Durch den Stau auf der Au to bahn hat ten sie sich höl lisch

ver spä tet. Die Fress pa ke te zum Abend brot wa ren längst

ver teilt. Seit ei ner hal ben Stun de war es dun kel. Und dazu

noch die ser Ne bel! Fei ner Nie sel re gen fiel auf die Wind-

schutz schei be und be schäf tig te die Schei ben wi scher. Die

Licht ke gel der Schein wer fer reich ten kaum wei ter als zehn

Me ter. Links die stei le Berg wand, rechts der Ab grund, der

von ei ner schma len Leit plan ke nur un zu rei chend ge si chert

war. Eine klei ne Un acht sam keit und alle Pas sa gie re wä ren

mau se tot.

Ge schafft!

Der Fah rer gab wie der Gas. Pro tes tie rend heul te der Mo-

tor auf. Die Ser pen ti nen wa ren ein fach zu steil, au ßer dem

la gen über all Ge steins bro cken auf dem brü chi gen As phalt,

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de nen man aus wei chen muss te. Wahr schein lich wur de der

Weg nur von ei ner Handvoll Fahr zeu gen im Jahr be nutzt,

sodass sich nie mand die Mühe mach te, nach ei nem Berg-

rutsch auf zu räu men. Hier war wirk lich der Hund ver-

fro ren. Schon das klei ne Dorf, das sie vor fünf Mi nu ten

durch quert hat ten, lag am Ende der Welt. Ein Bä cker, ein

Dorfl a den, sonst nur ein paar ver streu te Bau ern hö fe, die

ver las sen schie nen, wohl aber be wohnt wa ren.

Doch ihr Ziel lag noch hö her. In ab so lu ter Ein sam keit.

Ein ver beul tes Schild blitz te im Gra ben auf. Ho tel In ter na­

ti o nal 5 Ki lo me ter.

Der Fah rer warf ei nen kur zen Blick auf sein Handy. Kein

Emp fang. Wenn ih nen hier oben et was pas sier te, wa ren sie

ge zwun gen, den gan zen Weg zu rück zu lau fen, um Hil fe zu

ho len. Die ser Ge dan ke ließ ihn noch mehr schwit zen.

Dann kam schon die nächs te Haar na del kur ve. Noch en-

ger als die ers te. Zenti me ter wei se tas te te sich der Bus vor-

wärts, wo bei er bei na he die gan ze Stra ße blo ckier te. Plötz-

lich schoss aus dem Nichts ein schwar zer Lie fer wa gen auf

den Bus zu. Rei fen quietsch ten. Nur eine Haa res brei te vor

dem lin ken Schein wer fer schlug das Fahr zeug ei nen Ha ken

und drück te sich zwi schen Fel sen und Blech hin durch. Mit

lau tem Ge hu pe ver schwand es Rich tung Tal. Der Mo tor des

Bus ses soff ab. »Mach dein Licht an, Mann!«, schimpf te der

Bus fah rer mit zitt ri ger Stim me.

Die über fünf zig Kin der an Bord johl ten. Man che von

ih nen hock ten schon vier zehn Stun den auf ih ren Sit zen.

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Nach und nach wa ren sie un ter wegs in Dör fern und Städ-

ten ab ge holt wor den. Jetzt freu ten sie sich, dass end lich

mal et was Span nen des pas sier te. Drei ßig, vier zig von ih-

nen press ten ihre Ge sich ter an die Schei ben und schick ten

dem an de ren Wa gen ein deu ti ge Ges ten mit dem Mit tel fin-

ger hin ter her.

Wolf Eis mann, der Lei ter der Ju gend grup pe, klatsch te in

die Hän de. Er war kaum grö ßer als ein Me ter sieb zig, hat te

aber ein brei tes Kreuz und di cke Ober ar me. In seiner Ju-

gend war er Meis ter im Ku gel sto ßen ge we sen. Sein dich tes

schwar zes Haar glänz te ölig, er hat te es mit bil li gem Gel

nach hin ten ge kämmt. Au ßer dem trug er ei nen Ba cken bart,

des sen Spit zen ge nau an den Mund win keln en de ten, was

ihm das Aus se hen ei nes Ma fia kil lers ver lieh. Meist reich te

schon ein Blick aus sei nen ste chen den Au gen, um auf müp-

fi ge Kids in die Schran ken zu wei sen. Den Rest er le dig te

sei ne schar fe Stim me.

»So Leu te, das reicht!«, for der te er im stren gen Ton, der

kei nen Wi der spruch zu ließ. Er war ein deu tig von der Sor-

te Mensch, mit der man bes ser kei nen Är ger be kam. Das

hat ten alle Kin der schon nach we ni gen Stun den be merkt.

»Macht den Gang frei, da mit wir wei ter fah ren kön nen.«

Er wand te sich an den Fah rer. »Und du siehst zu, dass

wir end lich an kom men. Mir tut schon der Hin tern weh

vom vie len Sit zen.«

Der Fah rer nick te und wisch te sich mit ei nem Ta schen-

tuch den Schweiß von der Stirn. Es war so ver dammt

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schwül! Ein Ge wit ter lag in der Luft und die Kli ma an la-

ge funk ti o nier te nicht rich tig. Erst beim drit ten Ver such

sprang der Mo tor wie der an. Tu ckernd nahm der Bus Fahrt

auf.

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Un glück mit Fol gen

Adam saß in der letz ten Rei he, nipp te an ei ner lau war men

Cola und sah ge lang weilt aus dem Fens ter in die Dun kel-

heit. Das T-Shirt kleb te an sei nem Kör per, Mu sik dröhn te

aus sei nem Kopf hö rer. Was tat er hier bloß?

Da wa ren sie, die Som mer fe ri en, auf die er sich so lan ge

ge freut hat te. Sei ne El tern hat ten ihm un ver gess li che Fe ri-

en ver spro chen. Als Be loh nung für ein Zeug nis vol ler Ein-

sen. Adam hat te noch mehr ge büf felt als sonst, da bei war

er doch so wie so schon Klas sen bes ter. Er hat te eben ei nen

mes ser schar fen Ver stand. – Und jetzt das!

Kopf schüt telnd hol te Adam den zer knick ten Pros pekt

aus der Ta sche und be trach te te zum hun derts ten Male

die ers te Sei te. Ein merk wür di ges Ge fühl mach te sich in

sei nem Ma gen breit. Ein Ge fühl, dass die Wer bung wie

im mer nicht das hal ten wür de, was sie den Kun den ver-

sprach.

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Su chen Sie für die Som mer-fe ri en et was Be son de res für Ihr Kind? Dann grei fen Sie gleich zum Te le fon.Wir sind im No bel ho tel In ter-

na ti o nal in den Al pen un ter-

ge bracht. Be le gung in Dop-

pel zim mern. Berg wan dern,

Völ ker ball und Er kun dung

der Na tur ste hen auf dem

Pro gramm. Je un es se-Rei sen

ga ran tiert Ih rem Nach wuchs

eine tol le Zeit im Krei se von

vie len Gleich alt ri gen von 6 bis

12 Jah ren. Gön nen Sie Ih ren

Kin dern un ver gess li che Fe ri en

in un be rühr ter Na tur.

Adam stopf te den Fly er in sei nen Ruck sack zu rück. Nichts

wünsch te er sich mehr als un ver gess li che Fe ri en – aber da-

nach klang das nun nicht ge ra de. Berg wan dern, Völ ker ball

und Er kun dung der Na tur! Trotz dem hat ten wohl ge nug El-

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tern wie sei ne zum Te le fon ge grif fen, denn der Preis für die

drei wö chi ge Fahrt war ext rem nied rig. Kein Wun der also,

dass der Bus ge ram melt voll war.

Die an de ren Kids wa ren an den Hal te stel len meis-

tens zu zweit oder dritt ein ge stie gen, aber un ter ei nan-

der hat ten sie sich alle nicht ge kannt. Mitt ler wei le aber

bil de ten sich schon die ers ten Grüpp chen. Man che Jun-

gen spiel ten Kar ten, an de re war fen kin disch mit Chips

und Pop corn um sich, wenn die Be treu er nicht auf pass-

ten. Die meis ten Mäd chen drück ten sich, über ein Han-

dy ge beugt, in die Sit ze und ki cher ten. Adam hat te noch

nie man den ge se hen, der ei nen zwei ten Blick wert ge we-

sen wäre. Es wür den un end lich lan ge drei Wo chen wer-

den. Wa rum bloß war er nicht zu Hau se ge blie ben? Oder

hat te sich eine coo le re Grup pe aus ge sucht. Geld war für

sei ne El tern doch kein Pro blem. Er stell te die Mu sik noch

lau ter.

Plötz lich zog ihm je mand den Kopf hö rer vom Ohr.

»Kannst du nicht mal ’n paar an stän di ge Songs an ma chen?

Das Ge krei sche ist ja Kör per ver let zung.«

Adam dreh te den Kopf. Er war so in sei ne Ge dan ken

ver tieft ge we sen, dass er nie man den hat te kom men se hen.

Auf dem Ne ben sitz, wo eben noch sein Ruck sack ge we sen

war, lüm mel te jetzt ein Jun ge in sei nem Al ter. Der Typ hat-

te blon de Haa re mit Sei ten schei tel, die drin gend mal wie-

der ge schnit ten wer den soll ten. Sein selbst si che res Grin sen

stand im Ge gen satz zu den schä bi gen Kla mot ten. Der Pul li

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

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Das Nagurski-Experiment - In der Gruft der MöncheBand 1

ORIGINALAUSGABE

Gebundenes Buch, Pappband, 192 Seiten, 13,5 x 21,5 cmISBN: 978-3-570-15582-0

cbj

Erscheinungstermin: August 2013

Auf Entdeckungstour im Hotel der Abenteuer ... Adams »Jugendferien« im maroden Hotel International entwickeln sich spannender alsgedacht: Gemeinsam mit Kitty und Victor stöbert er Unterlagen aus den Zwanzigerjahrenüber merkwürdige Menschenversuche des Hotelgründers Branco Nagurski auf. Was verbirgtsich hinter den rätselhaften Maschinen in der Mönchsgruft, auf der das Hotel erbaut wurde?Und woher weiß der kleine Junge, der sich wie eine Klette an das Trio hängt, so viel überdie Geheimnisse des Hotels? Als sich eines Tages Kitty selbst an die Maschinen anschließt,geschieht das Unfassbare …