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BA-Modul 6 (Literaturgeschichte III) – Sommersemester 2012 PD Dr. Ralf Klausnitzer Thomas Mann: Erzählungen und Essays Mittwoch, 12-14 Uhr, HP 1.103 Thomas Mann hat neben großen Romanen auch großartige Erzählungen geschrieben. Schon der 1898 bei S. Fischer erschienene Erzählband Der kleine Herr Friedemann zeigt die meisterliche Verwendung von Ironie und Leitmotivtechnik; Texte wie Der Tod in Venedig gehören noch immer zum Kanon der deutschen und europäischen Literaturgeschichte. Wie nur wenige andere Autoren hat Thomas Mann zugleich die (eigene) literarische Tätigkeit beobachtet und dargestellt, kommentiert und problematisiert: Einerseits in Erzähltexten, deren Protagonisten selbst Künstler sind (wie in der 1905 entstandenen Schiller-Novelle Schwere Stunde oder in den Krisengeschichten des Tonio Kröger und des Gustav von Aschenbach); andererseits in essayistischen Reflexionen, die das Verhältnis von Wort und Welt ebenso eindringlich verhandeln wie die Probleme von Finden und Erfinden. Im Rahmen dieser Lehrveranstaltungen werden seine wichtigsten Erzählungen und Essays einer genauen Lektüre unterzogen – mit dem Ziel, die raffinierten Erzählverfahren und Anspielungen zu erfassen sowie die subtilen Korrespondenzen zwischen literarischer „Findungskunst“ und kritischer Reflexion zu bestimmen. Die Lektüreanforderungen sind nicht zu unterschätzen, denn manche Texte wollen (und sollen) mehrfach gelesen werden. Dafür aber lässt sich an und aus Thomas Manns Werken nahezu alles lernen, was von und über Literatur gelernt werden kann. Und das ist nicht wenig. 11. April Einführung 18. April Erste Auftritte Primär: Frühlingssturm! ED in: Der Frühlingssturm. Lübeck, Juni/ Juli 1893 [unter Ps. Paul Thomas] Vision (Prosa-Skizze). ED in: Der Frühlingssturm. Lübeck, Juni/ Juli 1893 [unter Ps. Paul Thomas] Gefallen (Erzählung) ED in: Die Gesellschaft 10 (1894) Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Hrsg. von Hans Wysling. Bd. 14/I. München, Frankfurt/M. 1975, S. 13, 15-18 25. April Debüt im Samuel Fischer-Verlag Primär: Der kleine Herr Friedemann (Novelle); ED in: Neue deutsche Rundschau 8 (Mai 1897); wieder im gleichnamigen Erzählband Berlin 1898 Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Bd. 14/I, S. 19-24 2. Mai Der zweite Erzählband: Tristan (1903) Primär: Tonio Kröger (Novelle) ED in: Neue deutsche Rundschau 14 (1903); wieder in Tristan, Berlin 1903 Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Bd. 14/I, S. 141-171 9. Mai Künstlerprobleme Primär: Beim Propheten. ED in: Neue Freie Presse (Wien) vom 22. Mai 1904; Morgenblatt Schwere Stunde. ED in: Simplicissimus 10 (Mai 1905) 16. Mai Familienprobleme; eigene Probleme Primär: Wälsungenblut. ED in: Die Neue Rundschau 17, Heft 1 (Januar 1906), von TM zurückgezogen/ 1921 Sekundär: Noch einmal Wälsungenblut. Brief an Maurice Martin du Gard vom 21. August 1931; ED in: Die Literarische Welt 7 (1931) 23. Mai Die eigene Poetologie Primär: Bilse und ich. ED in: Münchner Neueste Nachrichten vom 15. und 16. Februar 1906; Buchausgabe München 1906

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BA-Modul 6 (Literaturgeschichte III) – Sommersemester 2012 PD Dr. Ralf Klausnitzer

Thomas Mann: Erzählungen und Essays Mittwoch, 12-14 Uhr, HP 1.103

Thomas Mann hat neben großen Romanen auch großartige Erzählungen geschrieben. Schon der 1898 bei S. Fischer erschienene Erzählband Der kleine Herr Friedemann zeigt die meisterliche Verwendung von Ironie und Leitmotivtechnik; Texte wie Der Tod in Venedig gehören noch immer zum Kanon der deutschen und europäischen Literaturgeschichte. Wie nur wenige andere Autoren hat Thomas Mann zugleich die (eigene) literarische Tätigkeit beobachtet und dargestellt, kommentiert und problematisiert: Einerseits in Erzähltexten, deren Protagonisten selbst Künstler sind (wie in der 1905 entstandenen Schiller-Novelle Schwere Stunde oder in den Krisengeschichten des Tonio Kröger und des Gustav von Aschenbach); andererseits in essayistischen Reflexionen, die das Verhältnis von Wort und Welt ebenso eindringlich verhandeln wie die Probleme von Finden und Erfinden. Im Rahmen dieser Lehrveranstaltungen werden seine wichtigsten Erzählungen und Essays einer genauen Lektüre unterzogen – mit dem Ziel, die raffinierten Erzählverfahren und Anspielungen zu erfassen sowie die subtilen Korrespondenzen zwischen literarischer „Findungskunst“ und kritischer Reflexion zu bestimmen. Die Lektüreanforderungen sind nicht zu unterschätzen, denn manche Texte wollen (und sollen) mehrfach gelesen werden. Dafür aber lässt sich an und aus Thomas Manns Werken nahezu alles lernen, was von und über Literatur gelernt werden kann. Und das ist nicht wenig. 11. April Einführung 18. April Erste Auftritte

Primär: Frühlingssturm! ED in: Der Frühlingssturm. Lübeck, Juni/ Juli 1893 [unter Ps. Paul Thomas] Vision (Prosa-Skizze). ED in: Der Frühlingssturm. Lübeck, Juni/ Juli 1893 [unter Ps. Paul Thomas] Gefallen (Erzählung) ED in: Die Gesellschaft 10 (1894) Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Hrsg. von Hans Wysling. Bd. 14/I. München, Frankfurt/M. 1975, S. 13, 15-18

25. April Debüt im Samuel Fischer-Verlag Primär: Der kleine Herr Friedemann (Novelle); ED in: Neue deutsche Rundschau 8 (Mai 1897); wieder im gleichnamigen Erzählband Berlin 1898 Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Bd. 14/I, S. 19-24

2. Mai Der zweite Erzählband: Tristan (1903) Primär: Tonio Kröger (Novelle) ED in: Neue deutsche Rundschau 14 (1903); wieder in Tristan, Berlin 1903 Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Bd. 14/I, S. 141-171

9. Mai Künstlerprobleme Primär: Beim Propheten. ED in: Neue Freie Presse (Wien) vom 22. Mai 1904; Morgenblatt Schwere Stunde. ED in: Simplicissimus 10 (Mai 1905)

16. Mai Familienprobleme; eigene Probleme Primär: Wälsungenblut. ED in: Die Neue Rundschau 17, Heft 1 (Januar 1906), von TM zurückgezogen/ 1921 Sekundär: Noch einmal Wälsungenblut. Brief an Maurice Martin du Gard vom 21. August 1931; ED in: Die Literarische Welt 7 (1931)

23. Mai Die eigene Poetologie Primär: Bilse und ich. ED in: Münchner Neueste Nachrichten vom 15. und 16. Februar 1906; Buchausgabe München 1906

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30. Mai Scheitelpunkt erzählerischer Meisterschaft

Primär: Der Tod in Venedig (Novelle). ED in: Die Neue Rundschau 23 (1912), H. 10-11 Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Bd. 14/I, S. 393-449

6. Juni Deutsche Kultur vs. westliche Zivilisation. Essayistik im Kriegseinsatz Primär: Betrachtungen eines Unpolitischen. ED Berlin 1918 Ausschnitte: Vorrede; Der Protest; Das unliterarische Land; Der Zivilisationsliterat; Bürgerlichkeit Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Bd. 14/I, S. 627-736

13. Juni Im Dienst der Republik Primär: Von deutscher Republik. ED in: Die Neue Rundschau 33 (1922), H. 11; Buchausgabe Berlin 1922 Mario und der Zauberer. Ein tragisches Reiseerlebnis (Erzählung). ED in: Velhagens und Klasings Monatshefte 8 (1930); erste Buchausgabe Berlin 1930. Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Bd. 14/II, S. 41-49; 379-383

20. Juni Auseinandersetzungen mit dem großen Vorbild Primär: Goethes Laufbahn als Schriftsteller. ED in: Corona 3 (1933), H. 3; erste Buchausgabe München, Berlin, Zürich 1933 Sekundär: Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters. Rede zum 100. Todestag Goethes, gehalten am 18. März 1932 in der Preußischen Akademie der Künste Berlin. ED in: Die Neue Rundschau 43 (1932), H. 4

27. Juni Deuter des deutschen Sonderwegs Primär: Deutschland und die Deutschen. Vortrag in der Library of Congress, Mai 1945. ED in: Die Neue Rundschau, Stockholm Oktober 1945 Warum ich nicht nach Deutschland zurückgehe. Offener Brief an Walter von Molo, September 1945. Sekundär: Dichter über ihre Dichtungen: Thomas Mann. Bd. 14/II, S. 305-318

4. Juli Letzte Erzählung – Letzte Reflexionen – Klausurvorbereitung Primär: Die Betrogene. Erstmals in: Merkur 7 (1953), H. 5-7, erste Buchausgabe Frankfurt/M. 1953 Der Künstler und die Gesellschaft. ED Wien 1953

11. Juli Abschluss – Modulabschlussprüfung

Elementare Verabredungen zum Seminarablauf

è Angestrebt wird die umfassende und genaue Kenntnis der wichtigsten Texte von Thomas Mann und also einem der bedeutendsten Autoren deutschen Literaturgeschichte (dessen Texte irgendwann im Leben sowieso gelesen werden müssen). Deshalb sind alle angegebenen Primärtexte von allen Seminarteilnehmern intensiv zu lesen und genau zu kennen; aufgeführte Sekundärliteratur trägt zur Kontextualisierung bei und sollte gelesen werden.

è Primärtexte können angeschafft oder in der Institutsbibliothek + UB + Stabi gelesen werden; stehen auch auf moodle zum Download bereit; Kennwort: Lübeck.

è Eine kurze Einführungen durch Studierende soll die Basis für die nachfolgende Seminardiskussion bilden; günstig sind Arbeitsgruppen sowie ein knappes, konzises Thesenpapier.

è Der Erwerb von benoteten Leistungsnachweisen („Schein“) erfolgt durch regelmäßige aktive Teilnahme am Seminar + Einführungsauftritt + schriftliche Modulabschlussprüfung; nähere Informationen dazu rechtzeitig.

è Um Abwesenheit bei Seminarveranstaltungen zu minimieren: Einmaliges unentschuldigtes Fehlen erlaubt (wenn auch nicht gern gesehen), zweite Absenz nur mit Entschuldigung. Dann vorbei.

Sprechstunde: Mittwoch 14.30 – 15.30 Uhr im Institut für deutsche Literatur, DOR 24, Raum 3.528 sowie jederzeit nach Vereinbarung è Tel. dienstl.: 20 939 697; Mail: [email protected]