Thorwald Dethlefsen und Ruediger Dahlke,humanistischer ......Yoka Daishi » Shodoka« W ir leben in...

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  • Buch

    Thorwald Dethlefsen und Ruediger Dahlke, humanistischer Psychologeund Mediziner, zeigen mit diesem aufsehenerregenden Werk einen Wegzum tieferen Verständnis von Krankheit. Für die Autoren gibt es keineverschiedenen Erkrankungen, mehr oder weniger kurierbar, sondernnur eine Krankheit, die untrennbar zum »Unwohlsein« des Menschengehört und sich nur in unterschiedlichen Symptomen zeigt.Diese Krank-heit begleitet den Menschen ein Leben lang. Sie ist Anzeichen dafür, daßder Mensch in Spannungen lebt,deren Symptome nicht oder nur für einegewisse Zeit durch Medikamente oder Operationen zu entfernen sind.All diese physischen und psychischen Krankheiten sind letztendlich nurSymptome, die uns wertvolle Botschaften aus dem seelischen Bereichübermitteln. Diese Ausgabe enthält ein deutsche und lateinisches Regis-ter mit Namen der Krankheiten und eine Synopose der Körperteile undOrgane sowie ihrer symbolischen Entsprechungen. Außerdem enthält

    das Buch ein ausführliches Kapitel zum Thema Aids.

    Autoren

    Dr. med. Ruediger Dahlke, Jahrgang 1951, studierte Medizin in Mün-chen. Er absolvierte eine Weiterbildung zum Arzt für Naturheilwesenund Psychotherapie.Von 1978 bis 2003 war er als Psychotherapeut tätig,1989 gründete er das Heil-Kunde-Zentrum in D-84381 Johanniskirchenzusammen mit seiner Frau Margit. Heute ist er als Fastenarzt, Seminar-leiter und Vortragender international tätig. Seine Bücher zu einer ganz-heitlichen Psychosomatik unter Einbezug spiritueller Themen sind Best-

    seller und liegen in 22 Sprachen vor.

    Thorwald Dethlesen ist Diplompsychologe, Psychotherapeut und einerder bekanntesten Vetreter der esoterischen Psychologie. Von 1973 bis

    1993 leitete er das »Kawwana, die Kirche des neuen Aeon«.

    Von Thorwald Dethlefsen und Ruediger Dahlke außerdem bei Mosaik bei Goldmann erschienen

    Schiksal als Chance (16115) · Krankheit als Sprache der Seele (16240) ·Lebenskrisen als Entwicklungschancen (16502)

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  • Deutung und Be-Deutungder Krankheitsbilder

  • Dieser Band ist bereits als Goldmann Taschenbuch Nr. 11472 uns 13796 erschienen.

    Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Munken Print

    liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.

    14. AuflageVollständige Taschenbuchausgabe Juli 1998

    Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH

    © 1989 C. Bertelsmann Verlag GmbH, Münchenin der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: Design Team, München

    Umschlagmotiv: Wolf HuberDruck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

    Kö · Herstellung: Sebastian StrohmaierPrinted in Germany

    ISBN 978-3-442-16101-0

    www.mosaik-goldmann.de

    SGS-COC-1940

    Dahlke_Krankheit.qxd 13.06.2008 14:04 Uhr Seite 2

  • Inhaltsverzeichnis

    Vorwort 7

    I. TeilTheoretische Voraussetzungen zum Verständnis von

    Krankheit und Heilung

    1. Krankheit und Symptome 122. Polarität und Einheit 27

    3. Der Schatten 554. Gut und Böse 65

    5. Der Mensch ist krank 806. Die Suche nach den Ursachen 87

    7. Die Methode des Hinterfragens 101

    II. TeilKrankheitsbilder und ihre Bedeutung

    1. Die Infektion 1302. Die Abwehrsysteme 149

    3. Die Atmung 1574. Die Verdauung 173

    5. Die Sinnesorgane 2026. Kopfschmerzen 215

    7. Haut 2268. Nieren 238

    9. Sexualität und Schwangerschaft 25410. Herz und Kreislauf 272

    11. Bewegungsapparat und Nerven 28512. Unfälle 305

    13. Psychische Symptome 31714. Krebs 33515. AIDS 348

  • 16. Was ist zu tun? 359Verzeichnis der psychischen Entsprechungen der Organe

    und Körperteile in Schlagworten 373Deutsches Register der Krankheitsbilder 376

    Lateinisches Register der Krankheitsbilder 378

  • Vorwort

    Dieses Buch ist unbequem, denn es entzieht dem Menschendie Krankheit als Alibi für seine ungelösten Probleme. Wirwollen zeigen, daß der Kranke nicht unschuldiges Opfer ir-gendwelcher Unvollkommenheiten der Natur, sondern auchder Täter selbst ist. Dabei denken wir nicht an Schadstoffeder Umwelt, Zivilisation, ungesundes Leben oder ähnli-che bekannte »Schuldige«, sondern wir möchten den meta-physischen Aspekt des Krankseins in den Vordergrund rük-ken. Symptome zeigen sich unter diesem Blickwinkel alskörperliche Ausdrucksformen psychischer Konflikte undsind durch ihre Symbolik in der Lage, das jeweilige Problemdes Patienten zu entlarven.

    Im ersten Teil dieses Buches werden die theoretischen Vor-aussetzungen und eine Philosophie der Krankheit dargestellt.

    Wir empfehlen nachdrücklich, diesen ersten Teil sorg-fältig und genau, eventuell mehrmals zu lesen, bevor mansich dem zweiten Teil zuwendet. Dieses Buch könnte manals Fortsetzung oder auch Exegese meines letzten Buches»Schicksal als Chance« bezeichnen, obwohl wir uns bemühthaben, diesem neuen Buch seine eigene Geschlossenheit zuverleihen. Dennoch halten wir die Lektüre von »Schicksalals Chance« für eine gute Voraussetzung oder Ergänzung –besonders dann, wenn der theoretische Teil Schwierigkeitenbereiten sollte.

    Im zweiten Teil werden die häufigsten Krankheitssym-ptome in ihrer symbolischen Aussage dargestellt und als Aus-drucksformen psychischer Probleme gedeutet. Ein Registerder einzelnen Symptome am Ende des Buches ermöglicht esdem Leser, bei Bedarf ein bestimmtes Symptom schnell wie-derzufinden.Dennoch ist es primär unsereAbsicht,durch dieDeutungen den Leser eine neue Sichtweise zu lehren, diees ihm ermöglicht, selbst Deutung und Bedeutung der Sym-ptome erkennen und erschließen zu können.

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  • Gleichzeitig haben wir das Thema der Krankheit als Auf-hänger für viele weltanschauliche und esoterische Themenbenützt, deren Gültigkeit den engeren Rahmen der Krank-heit sprengt. Dieses Buch ist nicht schwierig, aber es ist auchnicht so einfach oder banal, wie es jenen erscheinen mag, dieunser Konzept nicht verstehen. Dieses Buch ist nicht »wis-senschaftlich«, denn ihm fehlt die Vorsicht der »wissen-schaftlichen Darstellung«. Es wurde für Menschen geschrie-ben, die bereit sind, einen Weg zu gehen, anstatt am Wegrandzu sitzen und sich die Zeit mit dem Jonglieren von unver-bindlichen Floskeln zu vertreiben. Menschen, deren Ziel Er-leuchtung ist, haben keine Zeit für Wissenschaft – sie brau-chen Wissen. Dieses Buch wird auf sehr viel Widerstandstoßen – doch wir hoffen gleichzeitig, daß es auch zu den(wenigen oder vielen) Menschen gelangt, die es als ein Hilfs-mittel auf ihrem Weg benützen wollen.Allein für diese Men-schen haben wir es geschrieben!

    München, im Februar 1983 Die Verfasser

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  • I. TEIL

    Theoretische Voraussetzungenzum Verständnis

    von Krankheit und Heilung

  • 1.Krankheit und Symptome

    Des Menschen VerstandKann die wahre Unterweisung nicht erfassen.

    Doch wenn ihr zweifeltUnd nicht versteht,

    Könnt ihr gern darüber mit mirDiskutieren.

    Yoka Daishi »Shodoka«

  • Wir leben in einer Zeit, in der die moderne Medizinständig neue Zeugnisse ihrer ans Wunderbare gren-zenden Möglichkeiten und Fähigkeiten dem staunendenLaien präsentiert.Gleichzeitig werden jedoch auch die Stim-men derer immer lauter, die ihr grundsätzliches Mißtrauendieser – fast alles könnenden – modernen Medizin gegen-über formulieren. Immer größer wird die Zahl derer, die denteils sehr alten, teils auch modernen Methoden der Natur-heilkunde oder auch der homöopathischen Heilkunst we-sentlich mehr Vertrauen entgegenbringen als den Methodenunserer hochwissenschaftlichen Schulmedizin. Da gibt esvielfältigeAnsatzpunkte für Kritik – Nebenwirkungen,Sym-ptomverschiebung, fehlende Menschlichkeit, Kostenexplo-sion und vieles andere mehr –, doch wesentlich interessan-ter als die Gegenstände der Kritik ist das Aufkommen derKritik an sich, denn bevor man die Kritik rational dingfestmacht, entspringt sie einem diffusen Gefühl, daß irgend et-was nicht mehr in Ordnung sei und der eingeschlagene Wegtrotz oder gerade wegen seiner konsequenten Verwirkli-chung nicht zum erhofften Ziel führe. Dieses Unbehagen ander Medizin wird von sehr vielen Menschen – einschließ-lich vieler junger Ärzte – gemeinsam empfunden. Doch dieGemeinsamkeit geht schnell verloren, wenn man beginnt,neue, alternative Lösungswege aufzuzeigen. Da sehen dieeinen das Heil in der Sozialisierung der Medizin, die ande-ren in dem Ersatz der Chemotherapeutika durch natürlicheund pflanzliche Arzneimittel.Während die einen die Lösungaller Probleme in der Erforschung der Erdstrahlen sehen,schwören die anderen auf die Homöopathie.Akupunkteureund Herdforscher fordern, den medizinischen Blick weg vonder morphologischen Ebene und hin zur energetischen

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  • Ebene des Körpergeschehens zu wenden. Faßt man alleaußerschulischen Bestrebungen und Methoden zusammen,so spricht man gerne von einer holistischen Medizin und ar-tikuliert damit das Bestreben, neben einer Offenheit für dieMethodenvielfalt vor allem den ganzen Menschen als eineleibseelische Einheit nicht aus dem Auge zu verlieren. Daßdie Schulmedizin den Menschen aus dem Auge verloren hat,ist inzwischen fast jedem erkennbar geworden. Die hoheSpezialisierung und die Analyse als Grundkonzepte des For-schens haben zwangsläufig parallel zur immer größeren undexakteren Erkenntnis des Details die Ganzheit aus demAuge verloren.

    Betrachtet man die recht erfrischende Diskussion undBewegung in der Medizin, so fällt bald auf, wie sehr sich dieDiskussion auf die verschiedenen Methoden und derenFunktionieren beschränkt und wie wenig bisher über dieTheorie bzw. Philosophie der Medizin gesprochen wird.Zwar lebt die Medizin im hohen Maße vom konkreten,prak-tischen Handeln, doch in jeder Handlung drückt sich – be-wußt oder unbewußt – die dahinterliegende Philosophie aus.Die moderne Medizin scheitert gerade nicht an den Mög-lichkeiten ihres Handelns, sondern sie scheitert an demWeltbild, auf das sie – oft stillschweigend und unreflektiert –ihr Handeln aufgebaut hat. Die Medizin scheitert an ihrerPhilosophie – oder genauer formuliert – am Fehlen einerPhilosophie. Medizinisches Handeln orientierte sich bishernur an der Funktionalität und Wirksamkeit; das Fehlen allerinhaltlichen Aspekte bringt ihr schließlich die Kritik ein,»unmenschlich« zu sein. Zwar äußert sich diese Unmensch-lichkeit in vielen konkreten, äußerlichen Situationen, aberdas Problem ist nicht durch weitere funktionale Verände-rungen dieser Situation lösbar. Viele Symptome zeigen, daßdie Medizin krank ist. Genausowenig wie jeder andere Pati-ent läßt sich auch der »Patient Medizin« nicht durch dasHerumdoktern an den Symptomen heilen. Doch die meistenKritiker der Schulmedizin und Verfechter alternativer Heil-

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  • weisen übernehmen mit absoluter Selbstverständlichkeitdas Weltbild und die Zielsetzung der Schulmedizin und set-zen ihre ganze Energie lediglich auf die Veränderung derFormen (Methoden).

    In diesem Buch wollen wir uns neu mit dem Problemvon Krankheit und Heilung auseinandersetzen. Dabei über-nehmen wir keineswegs die gewohnten, überkommenen undvon allen für so unumstößlich gehaltenen Grundwerte die-ses Bereiches. Diese Haltung macht allerdings unser Vor-haben schwer und gefährlich, denn wir kommen dabei nichtumhin, auch kollektiv tabuisierte Bereiche schonungsloszu hinterfragen. Wir sind uns darüber klar, daß wir hiermiteinen Schritt tun, der bestimmt nicht der nächste ist, den dieMedizin in ihrer Entwicklung tun wird. Wir überspringenmit dieser Betrachtung eine Anzahl von Schritten, die nunauf die Medizin warten und deren tiefes Verständnis wohlerst die Voraussetzungen liefert, das in diesem Buch vorlie-gende Konzept inhaltlich nachzuvollziehen. Deshalb zielenwir mit dieser Darstellung nicht auf die kollektive Entwick-lung der Medizin, sondern wenden uns an jene Individuen,deren persönliche Einsichtsmöglichkeit der (etwas trägen)kollektiven Entwicklung ein wenig vorauseilt.

    Funktionale Abläufe besitzen in sich selbst niemals Sinn-haftigkeit. Der Sinn eines Ereignisses ergibt sich erst ausder Deutung, die uns die Be-deutung erfahrbar werden läßt.So ist z. B. das Steigen einer Quecksilbersäule in einem Glas-rohr, isoliert betrachtet, absolut sinnlos; erst wenn wir die-ses Geschehen als Ausdruck einer Temperaturveränderungdeuten, wird der Vorgang bedeutungsvoll. Wenn Menschenaufhören, die Ereignisse in dieser Welt und ihren eigenenSchicksalslauf zu deuten, sinkt ihr Dasein in die Bedeutungs-losigkeit und Sinnlosigkeit. Um etwas deuten zu können,braucht man einen Bezugsrahmen, der außerhalb jenerEbene ist, innerhalb der das zu Deutende sich manifestiert.So werden die Abläufe dieser materiellen und formalenWelt erst deutbar, wenn man ein metaphysisches Bezugssy-

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  • stem heranzieht. Erst wenn die sichtbare Welt der Formen»zum Gleichnis wird« (Goethe), wird sie für den Menschenbedeutungsvoll und sinnvoll. So wie Buchstabe und Zahlformale Träger einer dahinterliegenden Idee sind, so ist al-les Sichtbare, alles Konkrete und Funktionale lediglich Aus-druck einer Idee und somit Mittler zum Unsichtbaren. Ver-kürzt können wir diese beiden Bereiche auch Form undInhalt nennen. In der Form drückt sich der Inhalt aus,und dadurch werden die Formen be-deutungs-voll. Schrift-zeichen, die keine Ideen und keine Bedeutung vermitteln,bleiben für uns sinnlos und leer. Daran könnte auch dieexakteste Analyse der Zeichen nichts ändern. Deutlich undjedem verständlich ist dieser Zusammenhang auch in derKunst. Der Wert eines Gemäldes gründet nicht in der Qua-lität der Leinwand und der Farben, sondern die materiellenBestandteile des Bildes sind lediglich Träger und Vermittlereiner Idee eines inneren Bildes des Künstlers. Leinwand undFarbe ermöglichen dabei die Sichtbarwerdung des sonst Un-sichtbaren und sind so physischer Ausdruck eines metaphy-sischen Inhaltes.

    Diese einfachen Beispiele waren der Versuch, eine Ver-ständnisbrücke zu der Methode dieses Buches zu schlagen,die Themen Krankheit und Heilung deutend zu betrachten.Damit verlassen wir eindeutig und absichtlich das Geländeder »wissenschaftlichen Medizin«. Wir erheben keinen An-spruch auf »Wissenschaftlichkeit«, da unser Ausgangspunktein ganz anderer ist – woraus auch folgt, daß wissenschaft-liche Argumentation oder Kritik unsere Betrachtungsweiseniemals treffen kann. Wir verlassen deshalb absichtlich denwissenschaftlichen Rahmen, da dieser sich ja gerade auf diefunktionale Ebene beschränkt und somit gleichzeitig ver-hindert, Bedeutung und Sinnhaftigkeit transparent werdenzu lassen. Ein solches- Vorgehen wendet sich nicht an einge-fleischte Rationalisten und Materialisten, sondern an Men-schen, die bereit sind, die verschlungenen und keinesfallsimmer logischen Pfade menschlichen Bewußtseins zu ver-

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  • folgen. Gute Hilfsmittel auf einer solchen Reise durch diemenschliche Seele sind bildhaftes Denken, Phantasie, Asso-ziation, Ironie und ein Ohr für die Hintergründe der Spra-che. Nicht zuletzt erfordert unser Weg die Fähigkeit, Parado-xien und Ambivalenz ertragen zu können, ohne sofort durchVernichtung des einen Poles Eindeutigkeit erzwingen zumüssen.

    In der Medizin wie auch im Volksmund spricht man vonden verschiedensten Krankheiten. Diese sprachliche Schlam-perei zeigt sehr deutlich das verbreitete Mißverständnis, demder Begriff Krankheit unterliegt. Krankheit ist ein Wort, dasman eigentlich nur im Singular verwenden kann – der PluralKrankheiten ist genauso sinnlos wie der Plural von Gesund-heit: Gesundheiten. Krankheit und Gesundheit sind singuläreBegriffe, da sie sich auf eine Zustandsform des Menschen be-ziehen und nicht,wie im heutigen Sprachgebrauch üblich,aufOrgane oder Körperteile. Der Körper ist niemals krank odergesund, da in ihm lediglich die Informationen des Bewußt-seins zum Ausdruck kommen. Der Körper tut nichts aus sichselbst heraus, wovon sich jeder durch die Betrachtung einerLeiche selbst überzeugen kann. Der Körper eines lebendenMenschen verdankt seine Funktion ja gerade jenen beidenimmateriellen Instanzen, die wir meist Bewußtsein (Seele)und Leben (Geist) nennen. Das Bewußtsein stellt dabei dieInformation dar, die sich im Körper manifestiert und in dieSichtbarkeit transponiert wird. Bewußtsein verhält sich zumKörper wie ein Radioprogramm zum Empfänger. Da dasBewußtsein eine nichtmaterielle, eigenständige Qualität dar-stellt, ist es natürlich weder ein Produkt des Körpers, nochvon dessen Existenz abhängig.

    Was immer im Körper eines Lebewesens geschieht, istAusdruck einer entsprechenden Information bzw. Verdich-tung eines entsprechenden Bildes (Bild heißt griechischeidolon und entspricht damit auch dem Begriff der »Idee«).Wenn Puls und Herz einem bestimmten Rhythmus fol-gen, die Körpertemperatur eine konstante Wärme einhält,

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  • die Drüsen Hormone ausschütten oder Antigene gebil-det werden, so sind diese Funktionen nicht aus der Materieselbst heraus zu erklären, sondern sämtlich abhängig voneiner entsprechenden Information, deren Ausgangspunktdas Bewußtsein ist. Wenn die verschiedenartigen körperli-chen Funktionen in einer bestimmten Weise zusammenspie-len, entsteht ein Muster, das wir als harmonisch empfindenund deshalb Gesundheit nennen. Entgleist eine Funktion, sogefährdet sie mehr oder weniger die gesamte Harmonie, undwir sprechen von Krankheit.

    Krankheit bedeutet also ein Verlassen einer Harmoniebzw., die In-Frage-Stellung einer bisher ausbalanciertenOrdnung (wir werden später sehen, daß, unter einem ande-ren Gesichtswinkel betrachtet, Krankheit eigentlich dieHerstellung eines Gleichgewichts ist). Die Störung der Har-monie findet aber im Bewußtsein auf der Ebene der Infor-mation statt und zeigt sich lediglich im Körper. Der Körperist somit die Darstellungs- oder Verwirklichungsebene desBewußtseins und damit auch aller Prozesse und Verände-rungen, die im Bewußtsein ablaufen. So, wie die gesamtematerielle Welt nur die Bühne ist, auf der das Spiel der Ur-bilder Gestalt annimmt und so zum Gleichnis wird, so istanalog auch der materielle Körper die Bühne, auf der dieBilder des Bewußtseins zumAusdruck drängen.Gerät daherein Mensch in seinem Bewußtsein ins Ungleichgewicht, sowird dies in seinem Körper als Symptom sichtbar und erleb-bar. Deshalb ist es irreführend, zu behaupten, der Körperwäre krank – krank kann immer nur der Mensch sein –, dochdieses Kranksein zeigt sich im Körper als Symptom. (Bei derAufführung einer Tragödie ist nicht die Bühne tragisch, son-dern das Stück!)

    Symptome gibt es viele – doch sie alle sind Ausdruck deseinen und immer gleichen Geschehens, das wir Krankheitnennen und das sich immer im Bewußtsein eines Menschenereignet. So wie der Körper ohne Bewußtsein nicht lebenkann, kann er ohne Bewußtsein auch nicht »krank« werden.

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  • An dieser Stelle dürfte auch verständlich werden, daß wirdie heute übliche Einteilung in somatische, psychosoma-tische, psychische und geistige Krankheiten nicht überneh-men. Ein solches Konzept ist eher geeignet, das Verstehenvon Krankheit zu verhindern, als es zu erleichtern.

    Unsere Betrachtungsweise entspricht in etwa dem psy-chosomatischen Modell, jedoch mit dem Unterschied, daßwir diese Sicht auf alle Symptome anwenden und keine Aus-nahmen zulassen. Die Unterscheidung »somatisch«/»psy-chisch« kann man bestenfalls auf die Ebene beziehen, aufder sich ein Symptom manifestiert – ist aber unbrauch-bar, um Krankheit zu lokalisieren. Der altertümliche Begriffder Geisteskrankheiten ist vollends irreführend, da der Geistniemals erkranken kann – vielmehr handelt es sich bei die-ser Gruppe ausschließlich um Symptome, die sich auf derpsychischen Ebene, also im Bewußtsein eines Menschen ma-nifestieren.

    So werden wir hier versuchen, ein einheitliches Bild derKrankheit zu entwickeln, das die Unterscheidung »soma-tisch«/»psychisch« bestenfalls auf die dominante Ausdrucks-ebene des Symptoms bezieht.

    Mit der begrifflichen Unterscheidung zwischen Krank-heit (Bewußtseinsebene) und Symptom (Körperebene) ver-lagert sich unsere Betrachtung von Krankheit zwangsläufigweg von der uns geläufigen Analyse des Körpergeschehenshin zu einer heute in diesem Zusammenhang noch kei-neswegs geläufigen oder gewohnten Betrachtung der psy-chischen Ebene. Wir handeln somit wie ein Kritiker, der einschlechtes Theaterstück nicht durch Analyse und Verände-rung der Kulissen, der Requisiten und der Schauspieler zuverbessern versucht, sondern gleich das Stück selbst be-trachtet.

    Manifestiert sich im Körper eines Menschen ein Sym-ptom, so zieht dies (mehr oder minder) die Aufmerksam-keit auf sich und unterbricht dadurch oft jäh die bisherigeKontinuität des Lebensweges. Ein Symptom ist ein Signal,

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  • das Aufmerksamkeit, Interesse und Energie auf sich lenktund damit den üblichen Gleichlauf in Frage stellt. Ein Sym-ptom erzwingt von uns Beachtung – ob wir nun wollen odernicht: Diese als von außen kommende Unterbrechung emp-finden wir als Störung und haben deshalb meist nur ein Ziel:das Störende (die Störung) wieder zum Verschwinden zubringen. Der Mensch will sich nicht stören lassen – und da-mit beginnt der Kampf gegen das Symptom.Auch Kampf istBeschäftigung und Hinwendung – und so erreicht das Sym-ptom immer, daß wir uns mit ihm beschäftigen.

    Seit Hippokrates versucht die Schulmedizin, den Krankeneinzureden, daß ein Symptom ein mehr oder minder zufälli-ges Ereignis sei, dessen Ursache in funktionalen Abläufen zusuchen sei, die zu erforschen man sehr bemüht ist. Die Schul-medizin vermeidet es sorgfältig, das Symptom zu deuten, undverbannt somit Symptom wie Krankheit in die Bedeutungs-losigkeit. Doch damit verliert das Signal seine eigentlicheFunktion – aus den Symptomen wurden Signale ohne Be-deutung.

    Benutzen wir zur Verdeutlichung einen Vergleich: EinAuto besitzt verschiedene Kontrollampen am Armaturen-brett, die nur dann aufleuchten, wenn irgendeine wichtigeFunktion des Autos nicht mehr gesetzmäßig funktioniert.Leuchtet nun im konkreten Fall während einer Fahrt einsolches Lämpchen auf, so sind wir hierüber keineswegs er-freut.Wir fühlen uns von diesem Signal aufgefordert, unsereFahrt abzubrechen. Trotz unserer verständlichen Beunruhi-gung wäre es aber dumm, auf das Lämpchen böse zu sein;schließlich informiert es uns über einen Vorgang, den wirsonst gar nicht so schnell wahrgenommen hätten, da er füruns in einem »unsichtbaren« Bereich liegt. So nehmen wirnun das Aufleuchten des Lämpchens als Anstoß, einen Au-tomechaniker zu rufen mit dem Ziel, daß nach dessen Inter-vention das Lämpchen nicht mehr leuchtet und wir ruhigweiterfahren können. Doch wir wären sehr erbost, würdeder Mechaniker dieses Ziel verwirklichen, indem er lediglich

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  • die Birne des Lämpchens entfernt. Zwar brennt das Lämp-chen nun nicht mehr – und das wollten wir eigentlich auch –,aber der Weg, der zu diesem Ergebnis führte, ist uns zu vor-dergründig. Wir halten es für sinnvoller, das Leuchten desLämpchens überflüssig zu machen, anstatt es an seinemLeuchten zu hindern. Dazu allerdings müßte man den Blickvom Lämpchen lösen und auf dahinterliegende Bereicherichten, um herausfinden zu können, was eigentlich nicht inOrdnung ist. Das Lämpchen wollte durch sein Leuchten jalediglich hinweisen und uns zum Fragen veranlassen.

    Was in diesem Beispiel das Kontrollämpchen war, ist beiunserem Thema das Symptom. Was immer sich in unseremKörper als Symptom manifestiert, ist sichtbarer Ausdruckeines unsichtbaren Prozesses und möchte durch seine Si-gnalfunktion unseren bisherigen Weg unterbrechen, daraufhinweisen, daß etwas nicht in Ordnung ist, und uns zumHinterfragen veranlassen. Auch hier ist es dumm, auf dasSymptom böse zu sein, und geradezu absurd, das Symptomausschalten zu wollen, indem man seine Manifestation un-möglich macht. Das Symptom darf nicht verhindert, sondernmuß überflüssig gemacht werden. Dazu muß man allerdingsauch hier seinen Blick vom Symptom abwenden und tie-fer blicken, will man verstehen lernen, auf was das Symptomhinweisen will.

    Doch in der Unfähigkeit zu diesem Schritt liegt das Pro-blem der Schulmedizin – sie ist zu sehr von den Symptomenfasziniert. Deshalb setzt sie ja Symptom und Krankheitgleich, d. h., sie kann Form und Inhalt nicht trennen.

    So behandelt man mit viel Aufwand und technischemKönnen Organe und Körperteile – doch nie den Menschen,der krank ist. Man jagt dem Ziele nach, irgendwann einmalalle Symptome am Auftreten hindern zu können, ohne die-ses Konzept nach Möglichkeit und Sinnhaftigkeit zu hin-terfragen. Es ist erstaunlich, wie wenig die Realität in derLage ist, die euphorische Jagd nach diesem Ziel zu ernüch-tern. Schließlich hat die Zahl der Kranken seit dem Auf-

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  • kommen der sogenannten modernen, wissenschaftlichenMedizin nicht einmal um einen Bruchteil eines einzigenProzentes abgenommen. Es gibt seit eh und je gleich vielKranke – nur die Symptome haben sich gewandelt. Dieseernüchternde Tatsache versucht man durch Statistiken zuvernebeln, die sich nur auf bestimmte Symptomgruppen be-ziehen. So verkündet man beispielsweise stolz den Sieg überdie Infektionskrankheiten, ohne gleichzeitig zu erwähnen,welche Symptome in diesem Zeitraum an Bedeutung undHäufigkeit zugenommen haben.

    Ehrlich wird eine Betrachtung erst, wenn man statt Sym-ptomen das »Kranksein an sich« betrachtet – und das hatbisher nicht abgenommen und wird mit Sicherheit auch inZukunft nicht abnehmen. Kranksein wurzelt ebenso tiefwie der Tod im menschlichen Sein und läßt sich nicht mitein paar harmlosen, funktionalen Tricks aus der Welt schaf-fen. Würde man Krankheit und Tod in ihrer Größe undWürde begreifen, so könnte man auch vor diesem Hinter-grund sehen, wie lächerlich unsere hybriden Bemühungensind, sie mit unseren Kräften zu bekämpfen. Vor einer sol-chen Desillusionierung kann man sich natürlich schützen, in-dem man Krankheit und Tod zu einer bloßen Funktion her-abargumentiert, damit man weiterhin an die eigene Größeund Vollmacht glauben kann.

    Fassen wir noch einmal zusammen: Krankheit ist ein Zu-stand des Menschen, der darauf hinweist, daß der Mensch inseinem Bewußtsein nicht mehr in Ordnung bzw. in Harmo-nie ist. Dieser Verlust eines inneren Gleichgewichts mani-festiert sich im Körper als Symptom. Das Symptom ist somitSignal und Informationsträger, denn es unterbricht durchsein Auftreten den bisherigen Fluß unseres Lebens undzwingt uns, dem Symptom Beachtung zu schenken. DasSymptom signalisiert uns, daß wir als Mensch, als Seelen-wesen krank sind, d. h. aus dem Gleichgewicht der innersee-lischen Kräfte geraten sind. Das Symptom informiert unsdarüber, daß uns etwas fehlt. »Was fehlt Ihnen?« fragte man

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  • früher einen Kranken – doch dieser antwortete immer mitdem, was er hatte: »Ich habe Schmerzen.« Heute ist mandazu übergegangen, gleich zu fragen: »Was haben Sie?«Diese beiden polaren Fragestellungen »Was fehlt Ihnen?«und »Was haben Sie?« sind bei näherer Betrachtung sehraufschlußreich. Beide treffen für einen Kranken zu. EinemKranken fehlt immer etwas, und zwar in seinem Bewußt-sein – würde ihm nichts fehlen, wäre er ja heil d. h. ganz undvollkommen. Wenn ihm jedoch etwas zum Heil fehlt, dannist er un-heil, krank. Dieses Kranksein zeigt sich im Körperals Symptom, das man hat. So ist das, was man hat,Ausdruckdafür, daß etwas fehlt. Es fehlt an Bewußtheit, dafür hat manein Symptom.

    Hat ein Mensch einmal den Unterschied zwischen Krank-heit und Symptom begriffen, so ändert sich schlagartig seineGrundhaltung und sein Umgang mit Krankheit. Er betrach-tet nicht länger das Symptom als seinen großen Feind, des-sen Bekämpfung und Vernichtung sein höchstes Ziel ist,sondern entdeckt im Symptom einen Partner, der ihm helfenkann, das ihm Fehlende zu finden und so das eigentlicheKranksein zu überwinden. Jetzt wird das Symptom zu einerArt Lehrer, der hilft, uns um unsere eigene Entwicklung undBewußtwerdung zu kümmern,und der auch viel Strenge undHärte zeigen kann, wenn wir dieses, unser oberstes Gesetzmißachten. Krankheit kennt nur ein Ziel: uns heil werden zulassen.

    Das Symptom kann uns sagen, was uns auf diesem Wegnoch fehlt – doch das setzt voraus, daß wir die Sprache derSymptome verstehen. Die Sprache der Symptome wiederzu erlernen, ist Aufgabe dieses Buches. Wir sagen wieder zuerlernen, da diese Sprache seit alters existiert und deshalbnicht erfunden, sondern lediglich wieder ge-funden wer-den muß. Unsere ganze Sprache ist psychosomatisch, dasmeint, sie weiß um die Zusammenhänge zwischen Körperund Psyche. Lernen wir wieder, in diese Doppelbödigkeit un-serer Sprache hineinzulauschen, dann werden wir sehr bald

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  • UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

    Thorwald Dethlefsen, Ruediger Dahlke

    Krankheit als WegDeutung und Be-Deutung der Krankheitsbilder

    Taschenbuch, Broschur, 384 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-442-16101-0

    Mosaik bei Goldmann

    Erscheinungstermin: Juli 1998

    Die Autoren weisen den Weg zu einem tieferen Verständnis von Krankheit. Sie erläutern,daß alle psychischen und physischen Gesundheitsstörungen letztendlich Botschaften derSeele sind, die es zu entschlüsseln gilt. Anhand vieler Beispiele machen sie deutlich, wieKrankheit als Chance begriffen werden kann und wie körperliche Symptome auf anstehendeEntwicklungsschritte hinweisen.