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Thüringer Memos. Thüringer Memos Herausgegeben vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie. Einwanderungsstrategie für Thüringen. Dr. Alexander Kubis, Prof. Dr. Lutz Schneider Ausgabe 03

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Thüringer Memos.

Thüringer Memos Herausgegeben vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie.

Einwanderungsstrategie für Thüringen.

Dr. Alexander Kubis, Prof. Dr. Lutz Schneider

Ausgabe 03

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Inhalt

Dreimaldrei Maßnahmen zur Internationalisierung............................................................................ 2

Einleitung ............................................................................................................................................... 3

1 Strategiedimension .................................................................................................................. 3

1.1 Ziel: Fachkräftesicherung 3

1.2 Rahmenbedingungen 5

2 Bestandsaufnahme ................................................................................................................... 9

2.1 Migration allgemein 9

2.2 Arbeitsmigration 10

2.3 Bildungsmigration 13

3 Skizzen für Handlungsoptionen ............................................................................................ 15

3.1 Ausbau des Welcome Center Thuringia zur zentralen Anlauf-, Koordinierungs- und Kommunikationsstelle (Lotsenfunktion) 15

3.2 Ausnutzung von EU-Programmen durch Installation von Kümmerern in KMU-Kooperativen 16

3.3 Thüringer (Fach-)Hochschulen internationalisieren: Pilotprojekt Duales Studium International 18

3.4 Study-in-Thuringia.com 19

3.5 Ein Wettbewerb für KMUs: Preis für erfolgreiche Integration 21

3.6 Der erste Kontakt: Die Thüringenmappe 22

3.7 Vernetzung Thüringer Migranten: Der soziale Stammtisch 22

3.8 Schwerpunkt Osteuropa zur Etablierung arbeitsmarktbezogener Migrationsnetzwerke 23

3.9 Analyse und Monitoring der Internationalisierung 24

Fazit ....................................................................................................................................................... 25

Literatur ................................................................................................................................................ 26

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Dreimaldrei Maßnahmen zur Internationalisierung

1. Ausbau des Welcome Center Thuringia zur zentralen Anlauf-, Koordinierungs- und Kommunikationsstelle (Lotsenfunktion)

2. Ausnutzung von EU-Programmen durch die Installation von Kümmerern in KMU-Kooperativen

3. Thüringer (Fach-)Hochschulen internationalisieren: Pilotprojekt Duales Studium International

4. Study-in-Thuringia.com

5. Ein Wettbewerb für KMUs: Preis für erfolgreiche Integration

6. Der erste Kontakt: Die Thüringenmappe

7. Vernetzung Thüringer Migranten: Der soziale Stammtisch

8. Schwerpunkt Osteuropa zur Etablierung arbeitsmarktbezogener Migrationsnetzwerke

9. Analyse und Monitoring der Internationalisierung

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Einleitung

Thüringen ist – nach den neuesten Erkenntnissen des Zensus 2011 – das Bundesland mit dem ge-

ringsten Ausländeranteil und dem niedrigsten Anteil vom Menschen mit Migrationshintergrund. Die

aktuellen Zuwanderungszahlen deuten indes darauf hin, dass die Zukunft des Landes in einer sehr

viel stärker migrationsbasierten Internationalisierung liegen kann, als es die derzeitige Bevölkerungs-

struktur widerspiegelt (siehe Kapitel 3). Sowohl im Zuge der Realisierung von Freizügigkeit innerhalb

der EU als auch in Folge der durch die euro-päische Staatsschuldenkrise umgelenkten Wanderungs-

bewegungen (Bertoli et al. 2013) haben sich die Zuzüge aus dem Ausland deutlich erhöht.

Diese neuere Entwicklung wird von den Akteuren im Land zunehmend erkannt, was sich in einer ver-

stärkten Akzentuierung des Einwanderungsthemas1 in Politik, Wirtschaft und Verwaltung nieder-

schlägt. In diesem Sinne werden von Seiten der Landesregierung und des Thüringer Ministeriums für

Wirtschaft, Arbeit und Technologie (TMWAT) seit geraumer Zeit die Chancen einer Internationalisie-

rung der Thüringer Wirtschaft – auch über eine stärkere Rekrutierung internationaler Fachkräfte –

betont (TMWAT 2013b). Vor diesem Hintergrund erscheint es nur konsequent, mögliche Maßnahmen

zur Förderung qualifizierter Zuwanderung nach Thüringen systematisch und evidenzbasiert zu eruie-

ren und in eine konsistente Landesstrategie einzubetten.

Eine solche Einwanderungsstrategie, zu welcher der vorliegende Beitrag Anregungen geben möchte,

kann in einer vernetzten Ökonomie unserem Verständnis entsprechend nicht als Einbahnstraße kon-

zipiert werden; vielmehr sollte es gelingen, die Diffusionsfähigkeit der Ökonomie in beiden Richtungen

zu befördern – sowohl vom Ausland nach Thüringen, aber eben auch umgekehrt von Thüringen ins

Ausland. Dies gilt nicht nur für den Waren- und Kapitalverkehr sondern ebenso für den Faktor Arbeit.

Insofern muss die Einwanderungsstrategie als Teil der umfassenderen Strategie der Internationalisie-

rung der Thüringer Wirtschaft und Gesellschaft verstanden werden, und sie sollte sich nicht darauf

beschränken, ausländische Fachkräfte ins Land zu holen, sondern gleichzeitig die Mobilität der Thü-

ringer erhöhen.

1 Strategiedimension

1.1 Ziel: Fachkräftesicherung

Die im Beitrag entwickelten Handlungsoptionen gehen von der allgemein anerkannten Erkenntnis aus,

dass qualifizierte internationale Zuwanderung einen nachhaltigen Weg zur Sicherung des einheimi-

schen Fachkräfteangebotes darstellen kann.2 Die Fachkräftesituation unterliegt in Thüringen einem

1 Im Folgenden werden die Begriffe „Einwanderung“ und „internationale Zuwanderung“ synonym gebraucht, wohl wissend, dass der Begriff der Einwanderung zumeist für die internationale Zuwanderung von Nicht-Deutschen reserviert wird.

2 Die Bundesagentur für Arbeit definiert zehn Handlungsfelder zur Absicherung des künftigen Fachkräftebedarfs in Deutschland (Bundesagentur für Arbeit 2011). Neben der gesteuerten Zuwanderung von Fachkräften sind neun weitere Punkte genannt: Schulabgänger ohne Abschluss reduzieren und Übergänge in den Beruf ver-bessern, Zahl der Ausbildungsabbrecher reduzieren, Zahl der Studienabbrecher reduzieren, Erwerbspartizipa-

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regelmäßigem Monitoring, welches sich in den Fachkräftestudien der Jahre 2008, 2010 und 2012

(Buscher et al. 2009; TMWAT 2011, 2013a) verdichtet. Im Folgenden werden keine eigenen Analysen

des Arbeitsmarktes und der aktuellen Fachkräftelage vorgenommen, sondern einige wenige, für die

Einwanderungsstrategie aber wichtige Befunde der existierenden Studien referiert und in Teilen er-

gänzt.

Die neueste Studie, welche sich auf das Jahr 2012 bezieht (TMWAT 2013a) und die 11 vom TMWAT

identifizierten Wachstumsfelder und damit ein Viertel der Thüringer Wirtschaft zum Gegenstand hat,

macht die Fachkräftebedarfe der entsprechenden Branchen deutlich. Der demographische und tech-

nologische Wandel führen dazu, dass in den Wachstumsfeldern ein Ersatzbedarf von ca. 50 Tsd.

Fachkräften und ein Neubedarf von ca. 25 Tsd. Personen bis 2025 prognostiziert werden. Dabei be-

ziehen sich zwei Drittel des Gesamtbedarfes bis 2025 auf Facharbeiter (47 Tsd. Personen) sowie ein

Viertel auf Akademiker (19 Tsd. Personen). Die drei Felder mit dem stärksten Bedarf liegen im Bereich

Green Tech, Maschinenbau und Energie. Obwohl die Studie den Fachkräftebedarfen keine Angebots-

prognose gegenüberstellen kann, wird bereits aus der derzeitigen Personalsituation vieler Unterneh-

men deutlich, dass Engpässe vorherrschen und nach Einschätzung vieler Unternehmen auch in Zu-

kunft weiterbestehen werden. Ein Viertel aller Betriebe hat bereits gegenwärtig Schwierigkeiten bei der

Besetzung von Stellen für Hochqualifizierte. Im Facharbeiterbereich sind es mehr als ein Drittel der

Betriebe, die Rekrutierungsprobleme äußern.

Dieser Trend wird sich nach Einschätzung der Unternehmen verschärfen. In der Fachkräftestudie aus

dem Jahr 2010 gaben mehr als die Hälfte der dort befragten Unternehmen – nicht nur die der 11

Wachstumsfelder – in den nächsten drei bis fünf Jahren Probleme bei der Personalgewinnung an.

Bemerkenswert dabei ist, dass mit Blick auf das Segment der Facharbeiter sogar 75 Prozent der be-

fragten Betriebe Besetzungsprobleme erwarten. Branchenspezifisch werden die größten Engpässe im

Facharbeitersegment im Metallgewerbe, im Maschinenbau, der Gummi- und Kunststoffwarenindustrie

aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen verortet. Im Akademikersegment beziehen sich die Be-

fürchtungen insbesondere auf Ingenieure, vornehmlich auf Ingenieure für Maschinen- und Fahrzeug-

bau sowie für Elektrotechnik und Elektronik. Diese Einschätzungen der Unternehmen aus dem Jahr

2010 finden sich auch in der Studie von 2012 wieder, für die die Betriebe der 11 Wachstumsfelder

nach aktuellen Engpassberufen mit Besetzungsschwierigkeiten gefragt wurden. Hier wurden u.a. fol-

gende Berufsgruppen häufig genannt: Ingenieure (besonders Maschinenbau, Elektroingenieure, Bau-

ingenieure), Elektroberufe, Techniker, Informatiker, Maschinenbau- und -wartungsberufe, Berufe in

der Metallverformung, Metall- und Anlagenbauberufe aber auch land- und tierwirtschaftliche Berufe.3

Die größten Rekrutierungsengpässe für Ausbildungsstellen gab es in folgenden Berufen (bezogen auf

die 11 Wachstumsfelder): Mechatroniker, (Industrie-)Mechaniker, Land- und Tierwirt, Industrieelektro-

niker und Zerspanungsmechaniker.

tion und Lebensarbeitszeit von Menschen über 55 erhöhen, Erwerbspartizipation und Arbeitszeitvolumen von Frauen steigern; Arbeitszeit von Beschäftigten in Vollzeit steigern, Qualifizierung und Weiterbildung vorantrei-ben, Arbeitsmarkttransparenz erhöhen sowie die Prüfung flankierender Maßnahmen im Steuer- und Abga-benbereich.

3 Dass sich Gesundheits- und Sozialberufe in dieser Auflistung nicht finden, liegt darin begründet, dass dieser Bereich – in dem es laut Studie von 2010 starke Besetzungsprobleme gibt – nicht als Wachstumsfeld identifi-ziert wurde und daher in der Studie von 2012 nicht berücksichtigt wurde.

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Alles in allem zeigt sich ein vertrautes Bild. Fachkräftestrategien für Thüringen müssen bei dem hohen

Bedarf an Facharbeitern im Verarbeitenden Gewerbe ansetzen, ferner das Sozialwesen aber auch die

grünen Berufe einschließen. Im hochqualifizierten Bereich stehen die Ingenieure im Fokus. Diese

mittlerweile gut dokumentierte Perspektive ist vor allem deshalb noch einmal hervorzuheben, weil sie

nicht nur die Situation in Thüringen beschreibt, sondern cum grano salis auch in den anderen (stark

industrialisierten) westdeutschen Bundesländern – also in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen

(Bundesagentur für Arbeit 2012a). Damit steht eine Fachkräftestrategie insgesamt immer unter der

Bedingung des Wettbewerbes um Qualifizierte über Landesgrenzen hinweg und dies vor dem Hinter-

grund eines nach wie vor deutlichen Lohnabstandes zwischen west- und ostdeutschen Regionen:

Während das mittlere monatliche Bruttoarbeitsentgelt für Akademiker im westlichen Teil bei 4 930

Euro im Jahr 2010 lag, verdiente dieselbe Gruppe in ostdeutschen Ländern im Durchschnitt nur 3 800

Euro (Bundesagentur für Arbeit 2012b). Diese Tatsache ist mit Blick auf das Potential einer Einwande-

rungsstrategie besonders relevant, müssen doch Zuwanderer als das mobilste Reservoir für Fachkräf-

te angesehen werden und damit auch als der Teil der Qualifizierten, der am stärksten auf Lohndiffe-

rentiale reagiert. Insofern bilden Strategien zur Stärkung von Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit

der Thüringer Wirtschaft ein sehr effektives Instrument zur Unterstützung qualifizierter Zuwanderung.

Die im vorliegenden Beitrag diskutierten kurz- und mittelfristigen Aspekte einer Einwanderungsstrate-

gie, die insbesondere auch dem Kriterium einer zügigen Umsetzbarkeit entsprechen sollen, werden

diese langfristige Dimension eines Attraktivitätsgewinns des Landes Thüringen freilich ausblenden.

1.2 Rahmenbedingungen

Bei der Ableitung strategischer Optionen für qualifizierte Zuwanderung in den Thüringer Arbeitsmarkt

sind einige essentielle Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Rahmenbedingungen zeichnen sich

dadurch aus, dass sie in der Analyse als gegeben vorausgesetzt werden und somit innerhalb des

Strategiehorizontes als kaum veränderbar eingeschätzt werden. Langfristig lassen sich einige dieser

Restriktionen sicher verschieben, kurz- und mittelfristig werden sie aber als Konstante betrachtet wer-

den müssen.

Rechtlicher Rahmen

Mit Blick auf mögliche Zuwanderungspotentiale nach Deutschland und damit nach Thüringen haben

rechtliche Restriktionen in der letzten Dekade an Bedeutung verloren. Mit Umsetzung der Freizügig-

keit im Jahr 2011 für die EU-8 bzw. 2014 für die EU-2 sind die letzten rechtlichen Hürden für den Zu-

zug von Personen aus EU-Mitgliedsstaaten ausgeräumt worden.4 Für die sogenannten Drittstaaten

außerhalb der EU gelten zwar nach wie vor Beschränkungen. Allerdings hat es in den letzten Jahren

eine grundsätzliche Liberalisierung gegeben, welche insbesondere die Zuwanderung von Hochqualifi-

zierten einfacher werden lässt. So ermöglicht die Blaue Karte EU den Zuzug aus Drittstaaten, wenn

4 Als EU-8-Staaten werden die zum 1. Mai 2004 zur EU beigetretenen Staaten (ohne Malta und Zypern) be-zeichnet. Dazu zählen Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn. Als EU-2-Staaten werden die am 1. Januar 2007 zur EU beigetretenen Staaten Bulgarien und Rumä-nien bezeichnet.

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ein adäquates Jobangebot in Deutschland vorliegt und bestimmte Verdienstgrenzen überschritten sind

(§ 19a Aufenthaltsgesetz i.V.m. § 2 I Beschäftigungsverordnung). Die Visabestimmungen für eine

Einreise zur Arbeitsplatzsuche wurden erleichtert. Ferner wurden die Möglichkeiten einer Arbeits-

marktintegration von ausländischen Absolventen deutscher Hochschulen verbessert. Problematischer

stellt sich die Situation für das mittlere Qualifikationssegment dar. Hier wird die Zuwanderung in den

deutschen Arbeitsmarkt für Drittstaatler nur in Berufen zugelassen, welche bundesweit durch starke

Besetzungsengpässe gekennzeichnet sind, worüber letztlich die Bundesagentur für Arbeit entschei-

det.

Sprachkenntnisse und interkulturelle Offenheit

Einen wesentlichen Hinderungsgrund der Zuwanderung und einer schnellen Integration in den Thürin-

ger Arbeitsmarkt stellt die geringe Vertrautheit wanderungsaffiner ausländischer Fachkräfte mit der

deutschen Sprache dar. Innerhalb der EU-27 sprechen nur 7 Prozent der Nicht-Muttersprachler gut

genug Deutsch, um die Nachrichten in Rundfunk oder Fernsehen verstehen zu können (European

Commission 2012). Diese Werte liegen für die neuen EU-Mitglieder, deren Wanderungspotential als

besonders hoch eingeschätzt wird, noch unter dem EU-Durchschnitt (Polen 6%, Bulgarien 4%, Rumä-

nien 2%). Umgekehrt ist die Beherrschung der als lingua franca geltenden englischen Sprache in den

Neuen Bundesländern und damit auch in Thüringen – gerade im Vergleich zu den westlichen Bundes-

ländern – gering.5 Dies bedeutet auch, dass die Beherrschung des Englischen durch potentielle Zu-

wanderer nicht ausreicht, um auf dem Thüringer Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.6 Somit existieren von

beiden Seiten her gesehen – von potentiellen Zuwanderern und der Thüringer Bevölkerung – erhebli-

che Kommunikationsbarrieren. Diese stellen einen nicht zu unterschätzenden Standortnachteil des

Ostens gegenüber den westlichen Bundesländern im Wettbewerb um hochqualifizierte Zuwanderung

dar.

Hinsichtlich der interkulturellen Offenheit, welche eine conditio sine qua non zur Etablierung einer

Willkommenskultur ist, erscheint die Thüringer Bevölkerung ambivalent. Der jüngste Thüringenmonitor

machte einerseits deutlich, dass Zuwanderung als bereichernd erfahren wird und Offenheit gegenüber

anderen Kulturen eine hohe Zustimmung erfährt. Ebenso wird ein nahezu stetiger und signifikanter

Rückgang von ausländerfeindlichen Einstellungen konstatiert.7 Dennoch ergibt sich in Bezug auf kon-

krete Internationalisierungsphänomene ein etwas anderes Bild. Gerade mit Blick auf die Rekrutierung

von Fachkräften aus dem Ausland gibt es starke Vorbehalte. Mehr als die Hälfte der Befragten gab im

5 Laut Eurobarometer 2012 sprechen 32 Prozent der Westdeutschen keine Fremdsprache, während 58 Prozent der Ostdeutschen angeben, keine Fremdsprache zu sprechen. Laut Thüringenmonitor 2012 geben sogar 70 Prozent der befragten Thüringer an, nicht gut genug Englisch zu sprechen, um ein Gespräch führen zu kön-nen (Best et al. 2012). Allerdings dreht sich das Verhältnis in den jüngeren Altersgruppen um. Bei den unter 35-jährigen sprechen 63 Prozent der Thüringer der eigenen Einschätzung entsprechend gut Englisch.

6 Dies zeigt sich auch darin, dass die Jobs in Thüringen und den Neuen Bundesländern weniger Fremdspra-chenkenntnisse zu erfordern scheinen als im westlichen Teil Deutschlands. Gemäß des Sozio-oekonomischen Panels (GSOEP) benutzten nur 10 Prozent der Thüringer im Jahr 2000 – neuere Daten liegen nicht vor – in ihrem Job neben dem Deutschen eine Fremdsprache. Hingegen gaben ca. 30 Prozent der Bay-ern und Hessen an, eine Fremdsprache – im Regelfall Englisch – in ihrem Beruf anzuwenden. Dieser Befund bestätigt sich zumindest der Tendenz nach auch mit Blick auf die Fremdsprachenerfordernisse neuer Stellen. So wurden in Ostdeutschland im Jahr 2012 bei 6,9 Prozent aller Neueinstellungen Fremdsprachenkenntnisse gefordert. In Westdeutschland lag dieser Wert bei 9,3 Prozent.

7 Freilich liegt der Anteil derer, die von den Autoren der Studie als fremdenfeindlich eingestuft werden, auch 2012 noch bei ca. einem Drittel der Thüringer Bevölkerung (Best et al. 2012).

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Jahr 2012 an, gegen eine Anwerbung ausländischen Personals für Handwerks- und Facharbeiterberu-

fe zu sein (Best et al. 2012).

Ausländeranteil und -struktur

In der Migrationsforschung wird neben den klassischen ökonomischen Erklärungsgründen für Zuwan-

derung (Lohn und Arbeitslosigkeit) die Rolle von Migrationsnetzwerken hervorgehoben. Demnach

wandern Personen mit einer sehr viel höheren Wahrscheinlichkeit an Orte, an denen sich bereits ein

breites Netzwerk von Personen der eigenen Ethnie, Kultur bzw. Sprache befindet. Migration verstärkt

sich so gewissermaßen selbst.8 Dies ist ein weiterer Standortnachteil Thüringens und der östlichen

Bundesländer im Allgemeinen: Der Migrantenanteil ist hier derartig gering, dass Netzwerkmigration

nur in Ansätzen erfolgen kann. Nach der Zensus-2011-Korrektur ergibt sich für Thüringen im Jahr

2011 ein Ausländeranteil von gerade einmal 1,5 Prozent (Deutschland 7,7%).9 Der Anteil der Perso-

nen mit Migrationshintergrund liegt bei 3,3 Prozent (Deutschland 18,9%). In beiden Fällen weist Thü-

ringen die bundesweit niedrigsten Werte aus.

Bei den Herkunftsländern dominieren derzeit noch die Russische Föderation und Vietnam, es folgen

Polen, die Ukraine und die Türkei. Diese Struktur ist zum großen Teil historischen Gegebenheiten

geschuldet, etwa nach der Wiedervereinigung aufgenommenen Spätaussiedlern und jüdischen Zu-

wanderern aus Russland sowie vietnamesischen Vertragsarbeitern der DDR (Schmid und Timm

2012). In beiden Fällen scheint das Potenzial für weitere Zuwanderung gering zu sein: Die (Netto-

)Zuzüge aus Russland stagnieren seit den 2000er Jahren auf moderatem Niveau, diejenigen aus Vi-

etnam nehmen stetig ab und fallen derzeit kaum noch ins Gewicht. Mit Blick auf Polen und die Ukraine

bestehen hingegen eher Chancen auf die Herausbildung von Migrationsnetzwerken.

Ökonomische Bedingungen

Für die Einwanderungsstrategie von hervorgehobener Bedeutung sind insbesondere zwei Kennzei-

chen der Thüringer Wirtschaft. Erstens ist das Land geprägt durch kleine und mittelständische Unter-

nehmungen, im Gegensatz dazu fehlen – wie überall in den Neuen Bundesländern (Brenzel et al.

2012) – große und international tätige Unternehmen, insbesondere auch Unternehmenszentralen

globaler Akteure. Größere Unternehmen sind stattdessen häufig Tochterunternehmen großer west-

deutscher Konzerne. Von den 500 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland im Jahr 2012 hatte

nur eines seinen Sitz in Thüringen, die damalige E.on Thüringer Energie AG auf Platz 475 (Die Welt

2013).

8 Eindrucksvolle Belege für diese These finden sich gerade auch in den Wanderungsströmen innerhalb der EU seit der Erweiterungsrunde im Jahr 2004.

9 Vor der Zensuskorrektur war man auf Basis der Bevölkerungsfortschreibung von einem Ausländeranteil von 2,3 Prozent zum Ende des Jahres 2011 ausgegangen. Auf Basis des Ausländerzentralregisters waren es En-de 2011 dagegen nur 1,7 Prozent. Vgl. Schmid und Timm (2012).

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Tabelle 1: Durchschnittliches Bruttotagesentgelt in Euro im Jahr 2010

Westdeutschland Ostdeutschland Thüringen

ohne Schul- und Berufsausbildung 76,3 € 59,3 € 53,9 € mit Schul- und Berufsausbildung 97,9 € 71,1 € 65,9 € (Fach-)-Hochschulabschluss 153,5 € 121,8 € 113,6 € Ausländer 87,3 € 67,2 € 61,8 € Insgesamt 97,3 € 73,3 € 67,4 €

Quelle: Eigene Berechnung auf Basis von betrieblichem Median und Beschäftigtenanzahl, Betriebs-Historik-Panel 2010.

Große international aufgestellte Unternehmen sind aber im Allgemeinen attraktiver für grenzüber-

schreitend mobile Hochqualifizierte, gerade mit Blick auf den Berufseinstieg. Diese Unternehmen bie-

ten bessere interne Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten (auch im Ausland) und ein größe-

res und spezialisiertes Tätigkeitsspektrum, zugleich ist die Sprachbarriere Deutsch von geringerer

Relevanz. Im Übrigen setzt sich das im akademischen Bereich bereits festgestellte höhere westdeut-

sche Lohnniveau (Bundesagentur für Arbeit 2012b) auch im Bereich der nicht-akademischen Ausbil-

dungsberufe fort. Damit ist ein für die Zuwanderung entscheidendes Charakteristikum der Thüringer

Wirtschaft angesprochen, nämlich das im Vergleich zum (süd-)westdeutschen Raum weniger attrakti-

ve Lohnniveau. In vielen Berufen werden im Osten Deutschlands und damit auch in Thüringen im

Schnitt um die 30 Prozent weniger gezahlt als in den westlichen Bundesländern (Tabelle 1).

Geographie

Aus geographischer Sicht sind zwei weitere Besonderheiten Thüringens von Relevanz. Erstens fehlt

eine große, international sichtbare Metropole.10 Zuwanderung ist aber stark an den Metropolstatus

geknüpft; Großstädte ziehen auch in der Pro-Kopf-Betrachtung deutlich mehr Zuwanderung an als

mittelgroße Städte. Im Jahr 2011 fanden 20 Prozent der gesamten Zuzüge aus dem Ausland in den

fünf größten Städten Deutschlands statt, obwohl diese nur 10 Prozent der Bevölkerung darstellen.11

Zweitens hat Thüringen keine Außengrenze, sondern liegt in der Mitte Deutschlands. Diese in vielen

Hinsichten vorteilhafte Lage wirkt sich eher zuwanderungshemmend aus, spielt doch die Distanz zum

Herkunftsort in allen Migrationsmodellen eine wichtige Erklärungsrolle. Im Übrigen wird so auch die

internationale Pendlermobilität geschwächt.

10 Erfurt als größte Stadt ist mit seinen etwas über 200.000 Einwohnern erst auf Platz 37 der einwohnerstärksten Großstädte Deutschlands zu finden (Statistisches Bundesamt 2013).

11 Selbst für Ostdeutschland mit seiner jungen Zuwanderungsgeschichte bestätigt sich dieses Muster. Die größ-ten Städte der fünf neuen Länder haben deutlich höhere Anteile von Personen mit Migrationshintergrund (Dresden 7,5 %, Leipzig 7,9 %, Chemnitz 6,2 %, Halle 6,7 %, Magdeburg 6,5 %) als die Länderdurchschnitte (Sachsen 4,3 %; Sachsen-Anhalt 3,5%). Sie attrahieren 26 Prozent der Zuzüge aus dem Ausland, obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur bei 13 Prozent liegt.

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2 Bestandsaufnahme

2.1 Migration allgemein

Seit 1991 verließen netto 212 Tsd. Menschen Thüringen in Richtung Westdeutschland. Auch in Rich-

tung Ostdeutschland ist der Saldo mit rund 16 Tsd. Personen negativ. Dieser Verlust wird abgemildert

durch den Nettozuzug von 76 Tsd. Menschen aus dem Ausland und verdeutlicht die Relevanz interna-

tionaler Zuwanderung für den Thüringer Arbeitsmarkt. Gerade in der jüngsten Zeit ist hier ein deutli-

cher Anstieg zu verzeichnen (Abbildung 1).

Abbildung 1: Nettowanderungsströme nach Thüringen 1991 bis 2012

Quelle: Eigene Darstellung, Statistisches Bundesamt.

Der Zuzug nach Thüringen ist aktuell geprägt durch Personen aus den osteuropäischen Ländern Po-

len, Rumänien und Ungarn (Tabelle 2). Ein ähnliches Bild bietet Sachsen, wo neben China und Russ-

land regelmäßig die Länder Polen, Rumänien und Ungarn die größten Herkunftsnationen darstellen.

Die Relation von Zu- zu Fortzügen liegt für Polen, Rumänien und Ungarn im Jahr 2012 bei ca. zwei bis

drei. Sollte dies so bleiben, würden die Zuziehenden offenbar über mehrere Jahre in Thüringen ver-

bleiben. Für eine genaue Abschätzung der Bleibedauer wären freilich Analysen auf der Mikroebene

erforderlich.

Tabelle 2: TOP5-Herkunftsländer Zuzug sowie Nettozuzug aus dem Ausland nach Thüringen

Zuzug Nettozuzug 2012 2011 2010 2012 2011 2010

Gesamt 12766 Gesamt 10170 Gesamt 8113 Gesamt 4788 Gesamt 2727 Gesamt 1803 Polen 1984 Polen 1296 Österreich 508 Polen 1009 Polen 404 Bulgarien 259 Rumänien 855 Rumänien 598 Polen 488 Rumänien 556 Afghanistan 384 Afghanistan 227 Ungarn 680 Ungarn 447 Bulgarien 454 Ungarn 312 Rumänien 315 Serbien 195 Serbien 649 Bulgarien 418 China 355 Syrien 306 Ungarn 230 Rumänien 189 Bulgarien 601 China 417 Russland 308 Afghanistan 303 Serbien 208 Russland 145

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik.

Trotz der zentralen Steuerung der Asylsuchenden, welche einen großen Anteil am Auslandszuzug in

den Neuen Bundesländern ausmachen (Münch 2013), zeigt sich, dass die größeren Städte – insbe-

sondere die vier Universitätsstandorte – die stärksten Zuzugsmagneten sind. Die TOP5-Zuzugskreise

zogen 2011 54 Prozent der gesamten Zuzüge an. Besonders Jena und der umliegende Saale-

Holzland-Kreis stechen hierbei heraus (Tabelle 3).

-30 000

-20 000

-10 000

0

10 000

1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012

AuslandOstdeutschlandWestdeutschlandNettozuwanderung Thüringen

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Tabelle 3: TOP5 Zuzugsregionen 2011

Kreis Zuzüge Anteil Thüringen 10 170 100,0 % Saale-Holzland-Kreis 1 530 15,0 % Jena, krsfr. Stadt 1 285 12,6 % Erfurt, krsfr. Stadt 1 222 11,8 % Ilm-Kreis 821 8,1 % Weimar, krsfr. Stadt 727 7,1 %

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik.

Die Qualifikationsstruktur und Arbeitsmarktpartizipation der Zuwanderer nach Thüringen sind auf Ba-

sis der amtlichen Statistik nicht greifbar. Allerdings gibt der Mikrozensus zumindest für Deutschland

einen Einblick in die gegenwärtigen Entwicklungen. Gemäß der Analyse von Seibert und Wapler

(2012) sind die Neuzuwanderer zunehmend besser qualifiziert, insbesondere diejenigen aus der EU-

27. Im Jahr 2009 besaßen 44 Prozent der im Vorjahr Zugewanderten einen akademischen Abschluss

sowie 24 Prozent eine Berufsausbildung, nur ein Viertel war ohne Abschluss. Die Zuwanderer aus den

besonders interessierenden neuen EU-Staaten (inkl. Rumänien und Bulgarien) und aus den südeuro-

päischen Krisenstaaten wiesen eine ähnlich gute Qualifikationsstruktur auf, wobei Personen aus den

neuen EU-Staaten weniger stark akademisch, dafür jedoch stärker beruflich gebildet waren.12 Mit Blick

auf die Arbeitsmarktpartizipation zeigt sich ebenfalls ein zuversichtliches Bild. Von den Zuwanderern

aus den neuen EU-Staaten aber auch aus den südeuropäischen Krisenländern waren ca. 80 Prozent

der Männer erwerbstätig, bei den Frauen lag die Quote etwas darunter. Da auch die Zuwanderung

nach Thüringen in den letzten Jahren stark durch Zuzüge aus dem (süd-)osteuropäischen Raum ge-

prägt war, dürften hier ganz ähnliche Relationen gelten wie für Deutschland insgesamt.

2.2 Arbeitsmigration

Belastbare Aussagen zur gegenwärtigen Arbeitsmigration nach Thüringen würden eine sehr genaue

und aufwändige Analyse verlangen. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf die Entwick-

lung der Erwerbstätigkeit von Ausländern im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-

gung. Dabei ist zu erkennen, dass sich in Thüringen diese Zahl innerhalb der letzten zwei Jahre um

rund 50 Prozent auf rund 12 Tsd. Personen erhöhte (Abbildung 2). Am 31.3.2013 besaßen somit 1,6

Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten eine ausländische Nationalität. Dieser steigen-

de Wert bewegt sich im Bereich der übrigen ostdeutschen Flächenländer, liegt jedoch weiterhin deut-

lich unter dem Wert von 7,9 Prozent für Gesamtdeutschland. Das hohe Niveau für Gesamtdeutsch-

land ist dabei Ergebnis der Arbeitskräftemigration im Zuge der westdeutschen Anwerbeabkommen der

1960er Jahre.

12 Dabei ist zu beachten, dass für die wanderungsaffinen Personen Bulgariens und Rumäniens in den vergan-genen Jahren noch Übergangsfristen für die Arbeitnehmerfreizügigkeit galten, so dass insbesondere Saison-arbeiter aus diesen Ländern eingewandert sind (Brücker et al. 2013). Dieser starke Anstieg der Saisonarbeits-kräfte in der Krise führte zu einer Verringerung des Qualifikationsniveaus der Zuwanderer aus diesen Län-dern. Diese Entwicklung kann sich aber nach 2014, wenn die Übergangsfristen fallen, deutlich verschieben, wenn auch die Personen mit mittlerem Qualifikationsniveau ohne Einschränkung nach Deutschland kommen können.

10

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Abbildung 2: Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung von Personen mit aus-ländischer Nationalität in Thüringen, den übrigen ostdeutschen Flächenländern und Deutschland ge-genüber dem 31.12.1999 sowie Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer in Thü-ringen

Quelle: Eigene Darstellung, Statistik der BA.

Auffällig ist zudem, dass gerade mit dem Fallen der Freizügigkeitsgrenzen zum 1. Mai 2011 noch ein-

mal ein deutlicher Anstieg der Zuwanderung (auch) in den thüringischen Arbeitsmarkt aus den EU-

Beitrittsstaaten von 2004 und 2007 erfolgt ist (Abbildung 3). Dies hat maßgeblich zu tun mit den sich

verschlechternden Arbeitsmarktbedingungen in den alternativen Zuwanderungsländern in Europa.

Bisherige Wanderungsmagneten (Italien, Spanien, Großbritannien und Irland) verlieren derzeit an

Bedeutung, so dass sich die europäischen Migrationsströme neu justieren (Brücker 2013). Jedoch

steht auch hier Thüringen im Wettbewerb mit den anderen Regionen. Im ostdeutschen Vergleich ist

der überdurchschnittliche Arbeitsmarktzuwachs von Ausländern aus den EU-Beitrittsstaaten vom 2004

und 2007 auffällig. Die vergleichsweise hohen Wachstumsraten zeigen auch, dass es schrittweise

gelingen kann, den niedrigen Bestand ausländischer Beschäftigung in Thüringen durch Zuwanderung

zu erhöhen.

0

3 000

6 000

9 000

12 000

50 %

100 %

150 %

200 %

250 %

01.01.2000 01.01.2001 01.01.2002 01.01.2003 01.01.2004 01.01.2005 01.01.2006 01.01.2007 01.01.2008 01.01.2009 01.01.2010 01.01.2011 01.01.2012 01.01.2013

Thüringen absolut (rechte Skala)Deutschland (linke Skala)Ostdeutsche Flächenländer ohne Thüringen (linke Skala)Thüringen (linke Sala)

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012

Wachstum Personen (31.12.1999=100%) insgesamt

11

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Abbildung 3: Veränderung der Zahl ausländischer, sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in Thü-ringen sowie den ostdeutschen Flächenländern (ohne Thüringen) nach Herkunft gegenüber dem 31.12.2009

Thüringen Ostdeutsche Flächenländer (ohne Thüringen)

Quelle: Eigene Darstellung, Statistik der BA.

Unter den Ländern, die 2004 und 2007 der EU beigetreten sind, stellt Polen nicht nur das größte Mig-

rantenreservoir, der östliche Nachbar ist auch in allererster Linie für die jüngste Internationalisierung

des Thüringer Arbeitsmarktes verantwortlich. Dabei lässt sich gut die Bedeutung von regional kon-

zentrierten Netzwerken für die Zuwanderung am landwirtschaftlichen Sektor zeigen. Im Vergleich zu

den übrigen ostdeutschen Flächenländern konzentriert sich in Thüringen zunehmend ein überdurch-

schnittlich hoher Anteil polnischer Saisonarbeiter. Dennoch profitierten in stark zunehmendem Umfang

auch der Dienstleistungsbereich sowie das Verarbeitende Gewerbe vom Zuzug polnischer Fachkräfte

(Abbildung 4).

Abbildung 4: Veränderung der Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter mit polnischer Staats-angehörigkeit in Thüringen sowie den ostdeutschen Flächenländern (ohne Thüringen) nach Wirt-schaftssektoren gegenüber dem vierten Quartal 2009

Quelle: Eigene Darstellung, Statistik der BA.

398 %

292 %

12.2009 01.12.2010 01.12.2011 01.12.2012

Afrika AmerikaAsien Europa ohne EUEU15 ohne Deutschland EU-Beitrittsstaaten vom 1.5.2004EU-Beitrittsstaaten vom 1.1.2007 EU-Beitrittsstaaten vom 1.7.2013

2010 2011 2012 2013

310 %

196 %

100 %

200 %

300 %

400 %

01.12.2009 01.12.2010 01.12.2011 01.12.2012

2010 2011 2012 2013

- 400

0

400

800

1 200

1 600

4. Quartal2009

4. Quartal2010

4. Quartal2011

4. Quartal2012

Gesamt Primärer Sektor Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor

Thüringen

-2 500

0

2 500

5 000

7 500

10 000

4. Quartal2009

4. Quartal2010

4. Quartal2011

4. Quartal2012

Ostdeutsche Flächenländer (ohne Thüringen)

12

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2.3 Bildungsmigration

Es wird aber auch deutlich, dass ein Teil der gestiegenen Zuwanderung auf die guten und preiswerten

Bildungsangebote des Landes zurückgeht. So ist die Zahl der ausländischen Studierenden von rund

3 400 im Wintersemester 2007/08 um 40 Prozent auf nunmehr fast 4 800 im Wintersemester 2012/13

gestiegen (Abbildung 5). Damit besitzen 9 Prozent der Thüringer Studenten eine ausländische

Staatsbürgerschaft.

Abbildung 5: Entwicklung der Zahl ausländischer Studierender in Thüringen und Deutschland gegen-über dem Wintersemester 2007/08

Quelle: Eigene Darstellung, Statistisches Bundesamt, Thüringer Landesamt für Statistik.

Gelänge es, alle diese Menschen nach ihrem Studium in den Thüringer Arbeitsmarkt zu integrieren,

könnte der aktuelle Bestand an Ausländern mit sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung um ca. 40

Prozent gesteigert werden. Dies ist zwar nicht realistisch, zeigt jedoch das enorme Potenzial Studie-

render auf. Dass dieses Potenzial selbst noch steigerungsfähig ist, zeigt ein Blick auf das Nachbarland

Sachsen, wo im Wintersemester 2012/13 über 12 300 ausländische Studierende (11 Prozent aller

Studierenden) immatrikuliert waren.

Abbildung 6: Anteil ausländischer Studierender zum Wintersemester

Quelle: Eigene Darstellung, Statistische Ämter des Bundes und der Länder.

0 %

3 %

6 %

9 %

99/00 01/02 03/04 05/06 07/08 09/10 11/12

Fachhochschulen (ohne FHöV) in ThüringenFachhochschulen (ohne FHöV) sonst. ostdeutsche FlächenländerUniversitäten in ThüringenUniversitäten sonst. ostdeutsche Flächenländer

0

1 000

2 000

3 000

4 000

5 000

6 000

90 %

100 %

110 %

120 %

130 %

140 %

150 %

WS07/08 WS09/10 WS11/12

Thüringen absolut (rechte Skala)Deutschland (linke Skala)

Wachstum Personen (WS07/08=100%) insgesamt

13

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In stärkerer Differenzierung fällt ferner auf, dass insbesondere die Fachhochschulen in Thüringen trotz

einiger Fortschritte hinter dem allgemeinen Trend zur Internationalisierung der Hochschulen zurück-

bleiben – gerade auch im Vergleich zu Fachhochschulen aus anderen (ostdeutschen) Bundesländern

(Abbildung 6).

Abbildung 7: Ausländische Studierende im Wintersemester 2012/13 nach Fächergruppen

* Mathematik, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften Quelle: Eigene Darstellung, Thüringer Landesamt für Statistik.

Aus fachspezifischer Sicht ist bemerkenswert, dass der Anteil der ausländischen Studierenden im für

die Thüringer Wirtschaft besonders relevanten MINT-Bereich (Mathematik, Ingenieure, Naturwissen-

schaft und Technik) mit 47 Prozent stark ausgeprägt ist (Abbildung 7). Auffällig ist dabei, dass ein

Großteil der Studierenden dieser Fachgruppe aus Asien kommt. Hingegen liegt der Anteil der EU-

Bildungsausländer hier nur bei 14 Prozent (Abbildung 8).

Abbildung 8: Ausländische MINT-Studierende im Wintersemester 2012/13 nach Staatsangehörigkeit

Quelle: Eigene Darstellung, Thüringer Landesamt für Statistik.

142 509

915 943

2 235

0 500 1 000 1 500 2 000

HumanmedizinKunst, Kunstwissenschaften

Sprach- und KulturwissenschaftenRechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

MINT*

EU

übriges Europa

Afrika

Amerika

China

Indien

Vietnam

Korea

Andere

Asien

14

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3 Skizzen für Handlungsoptionen

Auf Basis der im zweiten und dritten Kapitel herausgearbeiteten Besonderheiten sollen nun neun

Handlungsoptionen zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte skizziert werden. Dabei werden die in

Kapitel 2.2 beschriebenen essentiellen Rahmenbedingungen als gegeben vorausgesetzt. In Bezug

auf die Arbeitskräftemigration sowie die Bildungsmigration sind hier zu allererst das niedrige Lohnni-

veau sowie das überregionale Bildungsangebot der Fachhochschulen und Universitäten zu nennen.

Die im Folgenden diskutierten Handlungsoptionen lenken den Blick auf die aus unserer Sicht erfolg-

versprechendsten kurz- bis mittelfristigen Strategieoptionen.

3.1 Ausbau des Welcome Center Thuringia zur zentralen Anlauf-, Koordinierungs-

und Kommunikationsstelle (Lotsenfunktion)

Ziel: Verbesserung der Sichtbarkeit des Landes und der Informationseffizienz

Eine der immer wieder zu vernehmenden Hindernisse auf dem Weg zur Ausschöpfung des Immigrati-

onspotentials stellt die Informationsineffizienz dar, d.h. das schlichte Nicht-Erreichen von potentiellen

Fachkräften aufgrund mangelnder oder unübersichtlicher Informationskanäle. Dies gilt einerseits für

die Fachkräfte und/oder Ausbildungsinteressierten im Ausland, welche durch die Informationsfülle

überfordert sind. Es gilt aber auch für die bereits in Thüringen befindlichen Zuwanderer im Hochschul-

bereich, denen der Berufseinstieg in einem lokalen Unternehmen häufig nicht gelingt, weil Jobangebot

und Jobinteressent nicht zu einander finden. Die Vielzahl von Projekten, Plattformen, Börsen, Initiati-

ven etc., welche alle dem Ziel dienen, das Matching zu verbessern, laufen ins Leere und werden so-

gar kontraproduktiv, wenn dadurch die Übersicht für den Interessierten – der im Allgemeinen auch

noch Kommunikationsbarrieren zu überwinden hat – verloren geht. Abhilfe kann hier nur eine sehr

prominente und sichtbare (mediale) Stelle schaffen, welche sozusagen als Lotse die Untiefen der

Informationsflüsse überwinden hilft. Das neu geschaffene Welcome Center Thuringia könnte diese

Aufgabe übernehmen. Dazu sind freilich einige Voraussetzungen zu schaffen.

1 Zielgruppenspezifische Ansprache

Das Portal sollte sowohl für Bildungs- als auch Arbeitsmarktmigranten den zentralen virtuellen und in

der Folge realen Kontakt mit Thüringen darstellen. Mit Blick auf den virtuellen Kontakt für Bildungsmig-

ranten ist hier die "www.study-in-thuringia.com"-Initiative (siehe Maßnahme 4) zu verorten. Dabei ist

eine Ansprache in der jeweiligen Landessprache von besonderem Nutzen, nicht zuletzt um sich von

den zahlreichen englischsprachigen Angeboten absetzen zu können. Das Webportal sollte in Erweite-

rung der bisherigen Präsentation zumindest die fünf häufigsten Migrantensprachen abdecken, wozu

derzeit insbesondere die osteuropäischen Sprachen zählen. Ferner sollten sich auch die hohen Asi-

enanteile unter den ausländischen Studierenden – China, Indien, Vietnam – ebenso repräsentiert

finden wie die südeuropäischen Volkswirtschaften, die angesichts der dortigen Beschäftigungskrise

ein hohes Potential zur Zuwanderung nach Deutschland aufweisen. 15

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Wichtig ist hierbei nicht nur die Gewährleistung eines ersten Aufschlages, sondern auch eine nachhal-

tige Sicherung der mehrsprachigen Content-Pflege. Dazu erscheint es z.B. sinnvoll, im Welcome Cen-

ter studentische Mitarbeiter aus den betreffenden Nationen mit den entsprechenden Sprachkenntnis-

sen zu engagieren. Dies sollte am Hochschulstandort Erfurt möglich sein. Diese Mitarbeiter können

darüber hinaus auch als erste Ansprechpartner/Lotsen für potentielle Migranten oder aber bereits

Eingereiste fungieren (siehe Maßnahme 7 zur Netzwerkbildung).

2 Bündelung/Koordinierung Thüringer Initiativen und Akteure

Um die Funktion eines zentralen virtuellen und realen Portals für die Zuwanderung internationaler

Fachkräfte wahrnehmen zu können, müssen die im Land verstreuten Informationen im Welcome Cen-

ter gesammelt werden. Ein offensives Marketing des Portals ist vor diesem Hintergrund auch inner-

halb des Landes geboten. Zumindest die Internationalisierungs-Initiativen, die mit öffentlichen Mitteln

bzw. von öffentlichen Institutionen unterstützt und durchgeführt werden, sollten dem Portal bekannt

sein und durch dieses seinerseits bekannt gemacht werden. Hinsichtlich der Koordinierung sollten

vom Welcome Center jährliche Treffen der Akteure veranstaltet und damit ein Netzwerk „Internationale

Fachkräfte für Thüringen“ gebildet werden. Hier müssen Vertreter des Hochschulbereiches, der Kam-

mern und Verbände, der Bildungsinstitutionen und Kommunen sowie des Landes unter dem Dach des

Centers zusammenfinden mit dem zunächst grundlegenden Ziel, Initiativen auszutauschen, um in der

Folge zu einer stärkeren Kooperation zu kommen. Ziel der Netzwerkbildung kann es dabei nicht sein,

die Initiativen vor Ort von Seiten des Centers aus zu steuern. Vielmehr stehen die Kommunikation und

Kooperationsanbahnung im Vordergrund.

3 Garant für strategische Aspekte

Das Welcome Center als Brennpunkt der Internationalisierung des Thüringer Arbeitsmarktes eignet

sich auch als Ort der kontinuierlichen Strategiediskussion. Hier scheint es beispielsweise sinnvoll zu

sein, regelmäßig Personal einzusetzen, die anderswo realisierte Best-Practice-Ansätze recherchieren

und aufbereiten, um eine mögliche Adaption für Thüringen vorzubereiten. Sowohl im Hochschulbe-

reich (z.B. PROFIN) als auch mit Blick auf berufliche Bildung und Arbeitsmarkt (ESF-Programme) gibt

es eine Vielzahl von ganz praktischen Pilotprojekten, welche der Rekrutierung von Fachkräften bzw.

Studierenden dienen, deren Integration verbessern wollen oder aber die langfristige Bleibeneigung

erhöhen. Die Aufbereitung dieser Konzepte, die im Allgemeinen sehr gut dokumentiert sind (z.B.

PROFIN) ist ein sehr einfaches, aber effektives Mittel, den Ideenpool gefüllt zu halten.

3.2 Ausnutzung von EU-Programmen durch Installation von Kümmerern in KMU-

Kooperativen

Ziel: Ausnutzung bestehender Förderprogramme zur Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland in den Thüringer KMUs

16

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Die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland ist mit hohen Kosten für den Zuziehenden aber

auch den personalsuchenden Betrieb verbunden. So sind Investitionen zum Abbau bestehender

Sprachgrenzen im Herkunftsland beginnend notwendig. Durch die Durchführung vorbereitender Prak-

tika, die Finanzierung erhöhter Fahrt- und Umzugskosten, Kosten für ein Anerkennungsverfahren

eines reglementierten Engpassberufes bis hin zu Aufwendungen für die sozial- und berufspädagogi-

sche Ausbildungsbegleitung entstehen weitere Belastungen für den Betrieb. Diese Kosten schrecken

Fachkräfte wie Unternehmen von einer Rekrutierung auf internationalem Gebiet ab – die Nutzung

bestehender öffentlicher Fördermöglichkeiten kann hier Abhilfe schaffen. So können Anwerbungsbe-

mühungen etwa durch das laufende ESF-Programm kofinanziert werden. Über die ZAV besteht seit

Januar 2013 zusätzlich die Möglichkeit der finanziellen Förderung beruflicher Mobilität von ausbil-

dungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräften aus Europa über das Sonder-

programm MobiPro-EU13.

Die mit diesem Sonderprogramm MobiPro-EU verbundene finanzielle Unterstützung stellt jedoch an

den Betrieb gewisse Voraussetzungen. So bestehen im Falle des Wunsches der Besetzung schwer zu

besetzender Ausbildungsplätze durch ausländische Jugendliche bestimmte Vorlaufzeiten sowie eine

quantitative Mindestgrenze von mehr als fünf zu besetzenden Ausbildungsstellen. Auch ist die Einrich-

tung eines festen Ansprechpartners („Kümmerer“) für die ausländischen Jugendlichen gefordert. Da-

mit die ZAV aber bereits im Vorfeld auf den Besetzungswunsch eines Unternehmens eingehen kann,

stehen kleinere Betriebe vor der Herausforderung, ihren Bedarf mit anderen Betrieben zu bündeln

(Bildung von Konsortien). Generell wird durch die Funktion des „Kümmerers“ eine Art Mentor für den

ausländischen Jugendlichen bereitgestellt. Die Wichtigkeit derartiger Mentorenprogramme betonen

Sievert et al. (2012), wobei sich das Land Thüringen in seinen eigenen Unterstützungsbemühungen

auf die kleinen und mittleren Unternehmen konzentrieren sollte. Der personelle Spielraum ist dort oft

eingeschränkt, auch sind generelle Sprachbarrieren im Betrieb wahrscheinlicher.

An dieser Stelle kann die Unterstützung potentieller Zielbetriebe durch die Verwaltung bzw. durch die

Kammern eine wertvolle Hilfe darstellen. Einerseits sollten die Kammern, welche am ehesten den

Überblick über die Ausbildungsbedarfe und -möglichkeiten der KMUs haben, die Bildung von Ausbil-

dungskonsortien koordinieren, um die Vorgabe von fünf Ausbildungsplätzen auch auf der Ebene von

Kleinbetrieben realisieren zu können. Von öffentlicher Seite könnten Sprachkurse für potenzielle

Kümmerer oder damit in Verbindung stehende Fortbildungskurse angeboten bzw. finanziert werden.

Sinnvoll ist auch hier nicht das alleinige Zielen auf die lingua franca Englisch, sondern auf die Landes-

sprache der ausländischen Fachkraft. Nichts spricht dagegen, dass sich derartige Ausbildungskonsor-

tien aus Effizienzgründen auf bestimmte Nationalitäten konzentrieren. Dies hätte auch den Vorteil,

dass Migranten-Netzwerke innerhalb des Betriebes bzw. des Konsortiums entstehen, welche der In-

tegration und der nachhaltigen Bleibeorientierung der Fachkräfte im Allgemeinen förderlich sind.

Durch die Installation eines „Kümmerers“ im Betrieb besteht perspektivisch auch die Möglichkeit, die

Funktion gegenüber allen ausländischen Fachkräften im Betrieb zu öffnen und so deren Integration zu

beschleunigen sowie die Einstellungsneigung des Betriebs mit Blick auf ausländische Bewerber zu

erhöhen.

13 Weiterführende Informationen: www.thejobofmylife.de. 17

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3.3 Thüringer (Fach-)Hochschulen internationalisieren:

Pilotprojekt Duales Studium International

Ziel: Gewinnung internationaler Studierender mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit

Ausländische Absolventen deutscher Hochschulstudiengänge gelten mit Blick auf Integration in den

Arbeitsmarkt als Idealfall. Der deutsche Abschluss gibt eindeutigen Aufschluss über die Kompetenzen

des Absolventen, problematische Anerkennungsverfahren sind nicht nötig. Der Absolvent wohnt be-

reits vor Ort, ist mit Kultur und teilweise auch mit der deutschen Sprache vertraut, zumindest das Eng-

lische ist ausgezeichnet. Auch wenn die tatsächlichen Bleibequoten in Deutschland mit ca. 20-30 Pro-

zent recht gering sind, ist die ursprüngliche Bleibeabsicht mit bis zu 80% um ein Vielfaches höher

(SVR 2012). Das Potential ist hierbei also auch deutschlandweit noch nicht annähernd ausgeschöpft.

Die Internationalisierung des Thüringer Hochschulwesens schreitet zwar voran, allerdings sind, wie im

vorigen Kapitel dargestellt, noch Spielräume vorhanden, um beim ausländischen Studierendenanteil

zumindest mit den ostdeutschen Flächenländer gleichzuziehen. Insbesondere die Fachhochschulen

haben an dieser Stelle Nachholbedarf. Ein Grund für die noch unterdurchschnittliche Frequentierung

der Thüringer Hochschulen durch internationale Studenten liegt wohl auch im geringeren Angebot

internationaler Studiengänge. Gemäß Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft liegt Thüringen

beim Angebot derartiger Studiengänge im Bundeslandvergleich auf dem letzten Platz (Stifterverband

2012).

Ein Argument gegen diese Studiengänge, welches im Zusammenhang mit der Fachkräftedebatte ge-

rade in Ostdeutschland häufig zu vernehmen ist, bezieht sich auf die Tatsache, dass nur ein geringer

Teil ihrer ausländischen Absolventen dem regionalen Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Einerseits

sind Absolventen englischsprachiger Studiengänge ohne Deutschkenntnisse für die regionalen KMUs

zumeist nicht attraktiv. Andererseits wandern Absolventen mit guten Deutschkenntnissen in Bundes-

länder ab, welche ein höheres Lohnniveau bieten (siehe Kapitel 2).

Um diesem Dilemma zu entgehen, erscheint es ratsam, Studiengänge zu implementieren, welche sich

(auch) an internationale Studierende richten, die aber gleichzeitig stark regional verankert sind. Gera-

de die Fachhochschulen könnten hierbei ihre Stärken im Anwendungsbezug und im starken Aus-

tausch mit der regionalen Wirtschaft ausspielen. Eine besondere Möglichkeit bieten hier die dualen

Studiengänge, bei denen der regionale Berufseinstieg nach dem Absolvieren des Studiums schon

miteingebaut ist. Die Herausforderung besteht freilich darin, nicht nur die Hochschulen auf diesen Weg

zu bringen, sondern auch die regionale Wirtschaft dafür zu gewinnen, Ausbildungsplätze im Rahmen

des dualen Studiums anzubieten.

Letztlich ist das Angebot bzw. die offensive Öffnung des dualen Studiums für Bildungsausländer Sa-

che der Hochschulen in Thüringen. Dennoch können hier Impulse aus der Verwaltung gegeben wer-

den, bspw. durch die nach einem wettbewerblichen Verfahren getätigte Finanzierung eines Pilotpro-

jektes an einer Hochschule.

18

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Wie kann ein solches Projekt konkret aussehen? Sinnvoll wäre es, einen bestehenden dualen Studi-

engang zu identifizieren, der einer Internationalisierung entgegenkommt. Dabei ist insbesondere an

ein teilweises Angebot englischsprachiger Lehrveranstaltungen zu denken.14 Ferner sollte die Hoch-

schule über intensive DaF-Möglichkeiten verfügen.15 Die dem Studium vorgelagerten Sprachkurse

erleichtern nicht nur das Studium, sondern sind besonders für die betriebliche Ausbildungsphase ent-

scheidend. Außerdem sollte der Studiengang auch mit Blick auf die Fachkräfteengpässe relevant und

somit im technischen oder sozial-pflegerischen Bereich angesiedelt sein. Die eigentliche Hürde des

dualen Studiums für Ausländer besteht freilich im Finden des betrieblichen Partners. Im Rahmen des

öffentlichen Pilotprojektes kann im Career Service der Hochschule hierfür eine eigene Stelle geschaf-

fen werden. Diese Stelle bringt Ausbildungsbetriebe und Bewerber zusammen, identifiziert also pas-

sende Profile auf der Bewerberseite. Die Kommunikation und Bewerbung des dualen Studiengangs

sollte auf www.study-in-thuringia.com (siehe Maßnahme 4) offensiv erfolgen. Öffentliche Stipendien

für derartige Studiengänge, ebenso wie Zuschüsse für Betriebe, welche einen Ausbildungsvertrag mit

ausländischen Studierenden abschließen, können zusätzliche Anreize schaffen, die Ausbildung erfolg-

reich abzuschließen und im Unternehmen zu verbleiben.

3.4 Study-in-Thuringia.com

Ziel: Sensibilisierung ausländischer Studierender für Thüringer Hochschulen

Wie bereits in einer Publikation des TMWAT (2012) erwähnt wurde, ist es sinnvoll, die Thüringer

Hochschulen unter einer Dachmarke zu vereinen, um die Sichtbarkeit des Bildungsstandortes zu ver-

bessern. Eine Empfehlung, welche diese grundsätzliche Schlagrichtung konkretisiert, ist die Einrich-

tung eines Webportals www.study-in-thuringia.com. Die Wirkung eines weiteren Webangebots wird

freilich verpuffen, wenn es sich nicht deutlich von konkurrierenden Ansätzen unterscheidet und wirk-

lich an den Bedürfnissen der Zielgruppe orientiert ist. Hierzu sind folgende Hinweise zu berücksichti-

gen, die auch auf Erfahrungen von Best-Practice-Beispielen wie dem durch PROFIN geförderten Por-

tal www.study-in-chemnitz.com zurückgehen.

1. Die Präsenz ist keine Oberfläche, die nur der Weiterleitung auf die jeweiligen Hochschulseiten

dient. Sie ist vielmehr inhaltlich – d.h. studienfachspezifisch – aufgebaut. Die ausländischen Be-

sucher sind in der Regel zunächst an einem Fach, nicht an einem Standort interessiert. Beson-

dern prominent werden dabei die internationalen Studiengänge präsentiert, da diese auf das größ-

te internationale Interesse stoßen dürften. Erst ab einer hohen Stufe der Spezialisierung erfolgt

die Weiterleitung auf die relevante Seite der englischen Web-Präsenz der Hochschule.

2. Zumindest die erste Ansprache erfolgt in den relevanten Landessprachen. Wie bereits unter 4.1

dargestellt, müssen die osteuropäischen Sprachen, aber auch die von der Studierendenzusam-

14 Davon würden im Übrigen auch die deutschen Studierenden profitieren. 15 Ein gutes Angebot von "Deutsch als Fremdsprache"-Kursen (DaF-Kurse) stellt ein wesentliches Instrument

der Integrationsförderung dar und erhöht aus Sicht der ausländischen Studierenden die Attraktivität der Thü-ringer Hochschulen.

19

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mensetzung wichtigen asiatischen Sprachen vertreten sein. Ferner sollten perspektivisch südeu-

ropäische Adressaten Informationen in ihrer Landessprache vorfinden. Internationale Studenten

mit entsprechenden Sprachkenntnissen sichern die Content-Pflege für alle angebotenen Spra-

chen.

3. Studienbotschafter (Gesichter) fungieren als Ansprechpartner. Auch hier ist die Internationalität

der Botschafter entscheidend. Deren Statements können wiederum in Landessprache erfolgen,

um Kontakthürden zu senken. Über die Botschafter kann auch der Einstieg in die informelle

Kommunikation im Rahmen sozialer Netzwerke erfolgen.

4. Neben den inhaltlichen und formalen Studienangelegenheiten werden die relevanten Aspekte

eines Umzuges nach Thüringen intuitiv (www.study-in-chemnitz.com) erläutert, angefangen von

rechtlichen und finanziellen Aspekten eines Zuzugs, Meldepflichten, Versicherungsfragen bis hin

zum Wohnungsmarkt. Die Studienbotschafter fungieren bei Fragen als erster „Freund vor Ort“

(360° Informationsservice).

5. Die Pflege der Website kann über das Welcome Center Thuringia (siehe Maßnahme 1) erfolgen.

Um die Informationen der Studiengänge aktuell zu halten, wäre es sinnvoll, die Pflege des eng-

lischsprachigen Teils zu den gegenwärtigen Studienmöglichkeiten den Hochschulen selbst anzu-

vertrauen. Hierzu sind regelmäßige Abstimmungen und eine Schulung für das Content-System

notwendig.

20

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3.5 Ein Wettbewerb für KMUs: Preis für erfolgreiche Integration

Ziel: Sensibilisierung der KMUs für die Nutzung ausländischer Fachkräfte zur Deckung des eigenen Personalbedarfs

Die Analysen in den letzten beiden Fachkräftereports haben gezeigt, dass die Thüringer Unternehmen

kaum aktiv internationales Personal für ihren Betrieb suchen. Demnach versuchen weniger als 10

Prozent der KMU mit Vakanzen, ausländische Fachkräfte zu rekrutieren, die Einschätzung der Unter-

nehmen hinsichtlich zukünftiger Personalsuche im Ausland fällt ganz ähnlich aus (TMWAT 2011).

Dabei wirkt eine geringere Unternehmensgröße zusätzlich hemmend. Nicht von der Hand zu weisen

ist die Einschätzung der OECD (2013), dass aufgrund der hohen rechtlichen oder zumindest undurch-

sichtigen Zuwanderungshürden in den 1990er und frühen 2000er Jahren sich auch in den Unterneh-

men das Bild verfestigt hat, internationale Arbeitskräfte zu rekrutieren, sei eine komplexe Materie, die

ein kleines oder mittelständisches Unternehmen nicht zu leisten vermag.

Vor dem Hintergrund dieser fatalen Einschätzung seitens der Unternehmensklasse, die das Rückgrat

der Thüringer Wirtschaft bildet, ist eine Sensibilisierung für das Thema der Ausländer als vielverspre-

chende betriebliche Personalressourcen dringend geboten. Werden die KMUs für diese personalorien-

tierte Form der Internationalisierung nicht gewonnen, ist die gesamte Fokussierung einer Fachkräf-

testrategie auf Zuwanderung zum Scheitern verurteilt.

Eine einfache, aber öffentlichkeitswirksame Möglichkeit, die Betriebe ohne Gängelung für dieses

Thema zu gewinnen, ist die Auslobung eines entsprechenden Unternehmenspreises. Unabhängig

vom Thüringer Integrationspreis sollte dieser Preis – im Rahmen eines wettbewerblichen Verfahrens –

zur Prämierung besonders gelungener betrieblicher Initiativen zur Integration von Immigranten ausge-

lobt werden. Es bietet sich an, den Preis sowohl in der Kategorie Kleinunternehmen als auch bei den

mittelständischen Betrieben auszuschreiben.

Die Organisation des Wettbewerbs ist am Welcome Center Thuringia (siehe Maßnahme 1) anzusie-

deln, er kann jedoch auch im Verbund mit den Kammern ausgeschrieben werden. Der Preis sollte

medienwirksam im Rahmen einer Veranstaltung vergeben werden, die besonders von der Seite der

Wirtschaft frequentiert wird. Dabei könnte vom üblichen Preisgeld-Anreiz abgesehen werden. Statt-

dessen wäre eine symbolische Weitergabe der Preismittel zur Unterstützung einer „internationalen

Initiative“ sinnvoll, wobei hier nicht die Jury, sondern das prämierte Unternehmen die Auswahl träfe.

Die Ausschreibungs- und Auswahlkriterien können durch eine Jury (Landesverwaltung, Kammern,

Welcome Center, etc.) festgelegt und aktuellen Internationalisierungsbemühungen/-programmen an-

gepasst werden. Gegenwärtig könnten beispielsweise gelungene Beispiele im Umfeld der Programme

„Spanische Fachkräfte für Thüringen“ oder „LEA“ ausgezeichnet werden. Dies würde nicht nur für das

Thema sensibilisieren, sondern gleichzeitig bestehende Initiativen im Land kommunizieren.

21

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3.6 Der erste Kontakt: Die Thüringenmappe

Ziel: Erstvermittlung relevanter Informationen für Ausländer

Ein Grundproblem, mit dem sich jeder Versuch, Integration zu fördern, konfrontiert sieht, ist das

schlichte Erreichen der Zielgruppe. Zahlreiche Projekte, Initiativen und Informationen stehen bereit,

um die Integration der Ankommenden zu erleichtern. Diese bewegen sich aber nur im Kreise ihrer

informellen Netzwerke, die zu einem Gutteil von der offiziellen Kommunikation der Verwaltung abge-

koppelt sind.

Um diesen Zustand zumindest ansatzweise aufzubrechen, müssen die Immigranten dort angespro-

chen werden, wo sie notwendigerweise mit der Verwaltung in Kontakt kommen. Das sollte im Allge-

meinen bei den kommunalen Meldebehörden der Fall sein. Dieser Kontakt zu den Behörden stellt die

einmalige Chance dar, relevante Informationen weiterzugeben. Hierzu könnte eine den Kommunen

vom Land zur Verfügung gestellte Thüringen-Mappe dienen. In einem kleinen ansprechenden Format

sollten dort wichtige virtuelle und reale Anlaufstellen – insbesondere das Welcome Center – vermittelt

werden. Auch die zu organisierenden Stammtische und virtuellen sozialen Netzwerke der Thüringer

Immigranten-Gruppen sollten hier Erwähnung finden. Dabei ist wiederum ein mehrsprachiges Angebot

vorzuhalten, zumindest für die derzeit wichtigsten Migrationsgruppen. Schließlich sollte ein kleines

Geschenk als Anreiz, sich in die Netzwerke einzuklinken, enthalten sein. Dies kann beispielsweise ein

kulinarischer Gutschein für einen Imbiss auf einem Meeting des Welcome Centers Thuringia im Rah-

men der internationalen Woche sein. Im Übrigen wird den Zuwanderern Immigrantin so deutlich, dass

sie in Thüringen willkommen sind – der erste behördliche Kontakt wird Ausdruck einer neuen Will-

kommenskultur.

3.7 Vernetzung Thüringer Migranten: Der soziale Stammtisch

Ziel: Erhöhung der Bleibeneigung der Immigranten sowie Verbesserung des Informations-flusses

Eine Klage von Thüringer Migranten bezieht sich auf die fehlenden Sozialkontakte innerhalb des eige-

nen Milieus, was nicht zuletzt auf den geringen Ausländeranteil zurückzuführen ist. Auch wenn es

langfristig sicher auf eine Inklusion in die Thüringer Mehrheitsgesellschaft ankommen wird, erscheint

es kurz- und mittelfristig sinnvoll, die komplementäre Strategie einer Vernetzung der Einwanderer

untereinander zu fördern.

Die Vernetzung von Migranten dient mehreren Zielen:

1. Dauer des Aufenthaltes in Thüringen verlängern.

2. Matching am Thüringer Arbeitsmarkt über informelle Kontakte unter Immigranten verbessern.

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3. Informationen über die Problemlagen der Immigranten in die öffentliche Verwaltung tragen.

4. Informationsnetzwerke in die Herkunftsländer aufbauen (z.B. über Rückkehrer).

Die Vernetzung ist sinnvollerweise durch das Welcome Center Thuringia zu betreuen. Die Strategie

schließt die Nutzung sozialer Netzwerke ein, also die Einrichtung entsprechender Gruppen, welche

über das Webportal des Welcome Centers identifiziert werden können. Die Strategie beschränkt sich

aber nicht darauf. Vielmehr sollten in Erfurt (zunächst) sprachlich/kulturell/ethnisch differenzierende

Stammtische organisiert werden. Zu prüfen ist, in welcher Form – an welchem Ort / zu welcher Zeit –

diese Stammtische Erfolg versprechen. Die Organisation sollte zwanglos über die studentischen Mit-

arbeiter des Centers (siehe Maßnahme 1) der jeweiligen Nationalität erfolgen. Die Strategie ist de-

gressiv angelegt, d. h. nach einem Impuls durch das Center ist mit der Selbstorganisation der Migran-

ten zu rechnen, Gängelung sollte vermieden werden. Allerdings erscheint es hilfreich, dass die stu-

dentischen Mitarbeiter an den Aktivitäten der Stammtische teilhaben. Nichtsdestotrotz ist es auch für

den Informationskanal von den Immigranten zum Center hin sinnvoll, wenn jährlich ein Meeting im

Rahmen einer internationalen Woche angeboten wird, das die Stammtische explizit einbindet. Die

Ansprache der Immigranten auf die bestehenden virtuellen Netzwerke bzw. Stammtische erfolgt über

den ersten „physischen“ Kontakt mit der Thüringer Verwaltung (siehe Maßnahme 6 zur Thüringen-

Mappe). Die so zu etablierenden Netzwerke/Stammtische bilden auch die wichtige informelle Basis,

um der öffentlichen Verwaltung Feedback zu den Problemlagen der Immigranten in Thüringen zu ge-

ben. Dies ist über andere Kanäle nur schwer und langsam erreichbar.

3.8 Schwerpunkt Osteuropa zur Etablierung arbeitsmarktbezogener

Migrationsnetzwerke

Ziel: Erhöhung der Bleibeneigung der Immigranten und Verbesserung der Informationsflüsse in die Herkunftsländer zur Schaffung von Kettenmigration

Die aktive Werbung im Ausland für einen qualifizierten Fachkräftezuzug ist in der Regel mit hohen

Kosten verbunden. Diese Kosten entstehen nicht nur auf Seiten des Migranten (Siegert et al. 2013)

sondern auch auf der Seite der Thüringer Betriebe, wenn es zum Beispiel um die langfristige Integrati-

on in den Thüringer Arbeitsmarkt geht. Gleichzeitig bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den

verschiedenen Zuwanderungsgruppen mit Bezug auf ihre „Startchancen“ (Wöllert et al. 2009). In die-

sem Sinne ist es folgerichtig, wenn eine Konzentration der Bemühungen auf ausgewählte Länder mit

hohem Zuzugspotenzial erfolgt.

Die Erfahrung zeigt dabei, dass vor der spezifischen Suche nach qualifizierten Fachkräften eine Po-

tenzialeinschätzung der Herkunftsregionen durchaus Sinn macht. Auch die zentrale Auslands- und

Fachvermittlung der BA (ZAV) konzentriert sich bei ihren Vermittlungsbemühungen auf ausgewählte

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Zielländer/-regionen. Dabei fließen verschiedene Kriterien in ihren Auswahlprozess ein.16 Das Land

Thüringen sollte auf die Erfahrungen der ZAV bei der Zielgruppendifferenzierung zurückgreifen. Auffäl-

lig ist zunächst, dass gerade mit dem Fallen der Freizügigkeitsgrenzen zum 1. Mai 2011 noch einmal

ein deutlicher Anstieg der Zuwanderung in den thüringischen Arbeitsmarkt aus den EU-Beitrittsstaaten

von 2004 erfolgt ist. Dies hat zu einem großen Teil mit den sich verschlechternden Arbeitsmarktbedin-

gungen in den alternativen Zuwanderungsländern in Europa zu tun. Daraus ergeben sich für Thürin-

gen neue Zuwanderungschancen. Die Konzentration auf osteuropäische Herkunftsregionen erscheint

lohnenswert, da bereits eine nennenswerte Zahl von Personen aus diesen Ländern in den Thüringer

Arbeitsmarkt integriert ist. Es gilt nicht nur, die bestehenden Netzwerke in Thüringen lebender Auslän-

der zu nutzen, sondern auch zu stärken. So erhöht sich mit einem zusätzlichen Zuzug aus diesen

Regionen auch die Bleibeneigung der bereits hier lebenden Ausländer.

Tabelle 4: Betriebliche Suchwege bei der Besetzung erfolgreicher Stellenbesetzungen in Ostdeutsch-land nach Suchradius (Mehrfachnennungen möglich), viertes Quartal 2012

Suchradius: National National und International

Eigene Inserate (Zeitungen, Zeitschriften) 33 % 34 %* Stellenangebot auf der eigenen Homepage 42 % 77 % Stellenangebot in Internet-Stellenbörsen (ohne AA) 26 % 78 % Kontakt zur Arbeitsagentur (AA) 52 % 63 % Über eigene Mitarbeiter/ persönliche Kontakte 47 % 80 % Sonstige Suchwege 55 % 69 % *Eingeschränkte Fallzahl

Quelle: IAB-Stellenerhebung

Aus der IAB-Stellenerhebung ist bekannt, dass die Betriebe, welche im Ausland nach Personal su-

chen, überdurchschnittlich oft über die eigenen Mitarbeiter oder andere persönliche Kontakte nach

neuen Mitarbeitern suchen (Tabelle 4). Eine mögliche Strategie zur Erhöhung des Zuzugs nach Thü-

ringen kann also in der Förderung der Nutzung bestehender Kontakte ausländischer Mitarbeiter lie-

gen. Vorteilhaft wäre diese Strategie auch, da bestehende Sprachbarrieren frühzeitig überwunden

werden können und durch die bereits hier lebenden ausländischen Mitarbeiter ein konkreter Weg der

Integration in den Thüringer Arbeitsmarkt aufgezeigt wird.

Die Unterstützung dieses Suchweges zu einem möglichst frühen Zeitpunkt der Personalsuche ermög-

licht auch den Abbau bestehender betrieblicher Barrieren zur Förderfähigkeit entsprechender Maß-

nahmen. Ein weiterer Vorteil dieser Netzwerke besteht schließlich in der Tatsache, dass auf diese Art

auch Fachkräfte in nicht-akademischen Ausbildungsberufen adressiert werden können.

3.9 Analyse und Monitoring der Internationalisierung

Ziel: Erweiterung der Erkenntnisbasis mit Blick auf die Rekrutierung und Integration ausländi-scher Fachkräfte in den Thüringer Arbeitsmarkt

16 Lohngefälle, Arbeitslosenquote, Quantität und Qualität des potenziellen Bewerberpools, Brain-Drain-Vor-behalte, Attraktivität der Zielregion aus Sicht der Herkunftsregion, Verkehrsanbindung, Verwaltungskapazität der Agenturen in der Herkunftsregion.

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Zu guter Letzt verweisen wir darauf, dass eine erfolgreiche Einwanderungsstrategie davon abhängt,

die Entwicklungen der Migrationsprozesse und der Integration von Immigranten auf dem Thüringer

Arbeits- und Bildungsmarkt im Land kontinuierlich zu beobachten und zu analysieren. Dies schließt

eine Evaluierung von ergriffenen Maßnahmen zur Internationalisierung der Thüringer Wirtschaft ein.

Durch entsprechende Anstrengungen kann es gelingen, systematisches Wissen, welches vor Ort – bei

den Bürgern und in den Betrieben – vorhanden ist, in die Landesverwaltung zu tragen und darauf

aufbauend Handlungsoptionen auszuloten bzw. anzupassen.

Die erste Beobachtungsebene bilden die Thüringer Betriebe, insbesondere die KMUs. Von hervorge-

hobener Bedeutung erscheint hierbei eine Analyse der Gründe, warum Thüringer KMUs der Rekrutie-

rung internationaler Fachkräfte zur Behebung von Personalengpässen eher reserviert gegenüberste-

hen bzw. welche Maßnahmen erfolgversprechend erscheinen, diese Rekrutierungsstrategien zu be-

fördern. Ferner sind auf diesem Weg auch Best-Practice-Erfahrungen einer Rekrutierung und Integra-

tion ausländischer Fachkräfte zu kommunizieren. Eine solche – in unseren Augen zentrale – Untersu-

chung könnte im Rahmen der regelmäßigen Fachkräfteberichterstattung erfolgen, die ohnehin auf

dem Weg der Unternehmensbefragung Informationen aus den KMUs aufbereitet.

Eine zweite Beobachtungsebene betrifft die Immigranten selbst. Auch hier wäre hilfreich zu wissen,

auf welchem Weg und mit welcher Motivation die Personen nach Thüringen gefunden haben, welchen

Bleibehorizont sie haben und wovon dieser abhängt; welche Hindernisse ihnen bei der Integration

eventuell im Weg stehen; welche Stärken und Schwächen sie im Land sehen, worin die Attraktivität

Thüringens aus ihrer Sicht besteht und wie eine Willkommenskultur etabliert werden kann. Eine solche

Analyse sollte einerseits auf die Fachkräfte am Arbeitsmarkt ausgerichtet sein, andererseits sollten

auch die Bildungsmigranten untersucht werden.

Die dritte Beobachtungsebene stellt die Thüringer Gesellschaft dar. Hier ist mit dem Thüringen-

Monitor bereits ein einzigartiges Analyseinstrument gegeben. Dieser Monitor sollte weiterverfolgt wer-

den, unter Umstände kann es sinnvoll sein, die zweite Beobachtungsebene der Immigranten in Thü-

ringen an den Thüringen-Monitor zu koppeln.

Fazit

Thüringen internationalisiert sich. Ein wesentlicher Aspekt dieser Internationalisierung ist die verstärk-

te Förderung qualifizierter Zuwanderung. Der Zeitpunkt hierfür ist günstig. Die erhöhte Zuwanderung

in den letzten Jahren bietet eine große Chance, die u. a. durch fehlende bzw. nur in Ansätzen vorhan-

dene Immigrationsnetzwerke gekennzeichnete Ausgangsposition zu verbessern. Diese Chance sollte

genutzt werden. Die in diesem Beitrag skizzierten Handlungsoptionen lassen sich als eklektische An-

regungen zur Förderung dieser Zuwanderung und Integration in den Thüringer Arbeits- und Bildungs-

markt verstehen. Nur wenige Aspekte wurden herausgegriffen, viele andere – mindestens ebenso

wichtige – Dimensionen der Etablierung einer Willkommenskultur bleiben dabei ausgeblendet. Dies

betrifft beispielsweise „weiche“ Standortfaktoren, wie Angebote für zuziehende Familien von Hochqua-25

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lifizierten, die besondere Bildungseinrichtungen von der internationalen Kita bis zur bilingualen Schule

etc. verlangen. Auch im Hochschulbereich gibt es eine Vielzahl von ausgearbeiteten Internationalisie-

rungskonzepten, die im Beitrag nicht Erwähnung finden konnten (vgl. z.B. die PROFIN-Projekte). Von

besonderer Relevanz erscheinen uns schließlich neue Wege internationaler beruflicher Bildung. Auch

hier gilt unser allgemeines Credo: Internationalisierung heißt nicht nur Import von Human- und Wis-

sensressourcen und -konzepten, sondern ebenso deren Export. Erfolgreiche Strategien beruflicher

Bildung ins Ausland zu tragen (vgl. das BMBF Projekt I-MOVE), wird sich auch in Deutschland aus-

zahlen.

Vor diesem Hintergrund ist damit nicht die punktgenaue Umsetzung der im Papier genannten Ideen

entscheidend – einiges mag unrealistisch erscheinen, anderes vielleicht schon auf dem Weg der Rea-

lisierung sein. Wichtiger sind die Etablierung und nachhaltige Gewährleistung eines Diskurses zur

Förderung der Internationalisierung unter Einbeziehung wichtiger Thüringer Akteure. Denn das Wis-

sen um die Probleme bei der Implementierung einer Einwanderungsstrategie ist vor Ort im Regelfall

ebenso vorhanden wie erste Lösungsansätze. Diese Wissensbestände müssen kommuniziert, ent-

sprechende Maßnahmen von der öffentlichen Verwaltung koordiniert und unterstützt werden.

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Redaktionsschluss: Dezember 2013