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121 Bachs Orgelwerke sind buchstäblich in hunderten von Quellen erhalten, in der Mehrheit Abschriften aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Dieser Kommentar bietet Beschreibungen, Abhängigkeitsdiskussionen und Auflistungen alternativer Lesarten der wichtigsten für den vorliegenden Band verwendeten Quellen. Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich bei diesen Quellen um Handschriften im Hochformat mit zweizeiligen Notensystemen, mit Violinschlüssel in der oberen Zeile. Die mei- sten wurden als Mikroform geprüft, einige konnten auch persönlich in Berlin und New Haven eingesehen werden. Angaben über äußere Eigenschaften, Schreiber, Ei- gentümer sowie Lesarten bestimmter Quellen wurden folgenden Veröffentlichungen entnommen: 1 J. S. Bach’s Werke, Gesamtausgabe der Bach-Gesellschaft, Leipzig 1851–1899, vor allem Band 15 (hrsg. von Wilhelm Rust, 1867) und 38 (hrsg. von Ernst Naumann, 1891) [BG]. Johann Sebastian Bach, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, hrsg. vom Johann-Sebastian- Bach-Institut Göttingen und dem Bach-Archiv Leipzig, Kassel 1954ff., vor allem die Kritischen Berichte für die Bände IV/5+6 (hrsg. von Dietrich Kilian, 1978–1979) [NBA, KB]. Die Bach-Sammlung: Katalog und Register nach Paul Kast: Die Bach-Handschriften der Berliner Staatsbibliothek, 1958, vollständig erweitert und für die Mikrofiche-Edition er- gänzt, hrsg. von der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (München 2003). Die Quellen für jedes Werk lassen sich in vier Kategorien einteilen: Eine Hauptquelle, die dem Notentext zugrunde liegt. Vergleichsquellen, die eine unabhängige Bestätigung für Lesarten der Hauptquelle bieten sowie Verbesserungen, wo diese fehlerhaft oder unvollständig ist. Zusätzliche Quellen, deren Notentext von dem der Hauptquelle oder der Vergleichsquellen abhängig ist, die jedoch gelegentlich Lesarten ergänzen oder für die Rezeption eines Werkes von besonderem Interesse sind. Schließlich in der vorlie- genden Ausgabe nicht berücksichtigte Quellen, die aber in der Literatur erwähnt werden. Eine fünfte Kategorie umfasst verschollene Quellen bzw. solche, von denen man weiß, dass sie nicht mehr erhalten sind. Angaben darüber stammen hauptsächlich aus äl- teren Ausgaben. Nur Haupt- und Vergleichsquellen werden nachstehend vollständig beschrieben. Abkürzungen NA vorliegende Neuausgabe Ped Pedal SBB Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung Zz Zählzeit 1 Ein Großteil der Angaben zu diesen Quellen wird in dem vom Bach-Archiv Leipzig online geführten Göttinger Bach-Katalog zusammengefasst: http://www.bach.gwdg.de. In den Einzelanmerkungen werden die Stimmen einheitlich mit römischen Zahlen für die Systeme und nötigenfalls mit arabischen Zahlen für die Einzelstimmen in- nerhalb des Systems bezeichnet, und zwar in absteigender Folge (I 2 = 1. System, 2. Stimme). Die Angaben beziehen sich auf die Notation der vorliegenden Ausgabe. Einzelne Takte werden gewöhnlich in der Form „T. x/y“ zitiert, wobei x die Satznum- mer („1“ = Präludium, „2“ = Fuge) ist und y die Taktzahl. Soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich die Einzelanmerkungen auf die Abwei- chungen der Hauptquelle vom Notentext der vorliegenden Ausgabe. Im Allgemeinen beziehen sich die Listen alternativer Lesarten entweder auf Fehler in den Hauptquellen, die in der NA berichtigt werden, oder auf Lesarten von Vergleichs- quellen, die frühere oder alternative Fassungen eines Werkes darstellen könnten. Die Quellen verzichten gewöhnlich auf Pausen für Stimmen, die mehr als ein oder zwei Takte schweigen. In der NA werden Pausen in Kleinstich nur dort wiedergegeben, wo sie eindeutig aus der Stimmführung hervorgehen. Vor allem in früheren Werken ist die Anzahl der Stimmen oft unklar oder wird nicht stringent durchgehalten. In diesem Fall verzichtet die NA darauf, Pausen hinzuzufügen oder eine bestimmte Form der Stimmführung festzulegen. Die Quellen geben den Gebrauch des Pedals auf unterschiedliche Weise an. Pedal- angaben in der Hauptquelle werden zu Beginn der Bemerkungen zu jedem Werk beschrieben. Der Akkoladenvorspann informiert jeweils über die Anzahl der Systeme und die originale Schlüsselung. Das Pedal erhält ein eigenes drittes System, wo dies eindeutig erkennbar ist. Allen Bibliotheken, insbesondere der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kultur- besitz und dem Bach-Archiv Leipzig, sei für die Bereitstellung der Quellen sowie für die Erteilung der Publikationsgenehmigung herzlich gedankt. Praeludium et Fuga in e BWV 533 Quellen Hauptquelle: Michel (SBB, Mus. ms. Bach P 287 ), Fasz. 5, S. 2–5. Titelblatt (S. 1): 1. Præludium et Fuga ped: | ex E. moll. | 2. Præludium et Fuga ped: | ex C. moll. | di J. S. Bach. | e. Fugetta [sic] ex D. moll. di Graun. Überschriften: Preludium [sic] (S. 2), Fuga (S. 4). Schreiber: Johann Heinrich Michel (ca. 1739–1810). Vergleichsquellen: Vogler (Leipzig, Bach-Archiv, Mus. ms. 2). Überschrift: Fuga. peda- liter. di J. S. Bach. Schreiber: Johann Caspar Vogler (1696–1763). Querformat. Gebhardi (SBB, Mus. ms. Bach P 320), S. 3–5. Überschriften: Praeludium di Giov. Sebast: Bach (S. 3); Fuga: (S. 4); am Schluss von S. 3: Segue Fuga. || dell’ Sigr. Giov. Seb. Bach: Besitzvermerk L. E. Gebhardi (Ludwig Ernst Gebhardi, 1787–1862) auf dem Titelblatt unten rechts später hinzugefügt. Schreiber: Johann Nicolaus Gebhardi (1781–1813). Querformat. Kommentar

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Bachs Orgelwerke sind buchstäblich in hunderten von Quellen erhalten, in der Mehrheit Abschriften aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Dieser Kommentar bietet Beschreibungen, Abhängigkeitsdiskussionen und Aufl istungen alternativer Lesarten der wichtigsten für den vorliegenden Band verwendeten Quellen. Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich bei diesen Quellen um Handschriften im Hochformat mit zweizeiligen Notensystemen, mit Violinschlüssel in der oberen Zeile. Die mei-sten wurden als Mikroform geprüft, einige konnten auch persönlich in Berlin und New Haven eingesehen werden. Angaben über äußere Eigenschaften, Schreiber, Ei-gentümer sowie Lesarten bestimmter Quellen wurden folgenden Veröffentlichungen entnommen:1

J. S. Bach’s Werke, Gesamtausgabe der Bach-Gesellschaft, Leipzig 1851–1899, vor allem Band 15 (hrsg. von Wilhelm Rust, 1867) und 38 (hrsg. von Ernst Naumann, 1891) [BG].Johann Sebastian Bach, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, hrsg. vom Johann-Sebastian-Bach-Institut Göttingen und dem Bach-Archiv Leipzig, Kassel 1954ff., vor allem die Kritischen Berichte für die Bände IV/5+6 (hrsg. von Dietrich Kilian, 1978–1979) [NBA, KB].Die Bach-Sammlung: Katalog und Register nach Paul Kast: Die Bach-Handschriften der

Berliner Staatsbibliothek, 1958, vollständig erweitert und für die Mikrofi che-Edition er-

gänzt, hrsg. von der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (München 2003).

Die Quellen für jedes Werk lassen sich in vier Kategorien einteilen: Eine Hauptquelle, die dem Notentext zugrunde liegt. Vergleichsquellen, die eine unabhängige Bestätigung für Lesarten der Hauptquelle bieten sowie Verbesserungen, wo diese fehlerhaft oder unvollständig ist. Zusätzliche Quellen, deren Notentext von dem der Hauptquelle oder der Vergleichsquellen abhängig ist, die jedoch gelegentlich Lesarten ergänzen oder für die Rezeption eines Werkes von besonderem Interesse sind. Schließlich in der vorlie-genden Ausgabe nicht berücksichtigte Quellen, die aber in der Literatur erwähnt werden. Eine fünfte Kategorie umfasst verschollene Quellen bzw. solche, von denen man weiß, dass sie nicht mehr erhalten sind. Angaben darüber stammen hauptsächlich aus äl-teren Ausgaben. Nur Haupt- und Vergleichsquellen werden nachstehend vollständig beschrieben.

AbkürzungenNA vorliegende NeuausgabePed PedalSBB Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, MusikabteilungZz Zählzeit

1 Ein Großteil der Angaben zu diesen Quellen wird in dem vom Bach-Archiv Leipzig online geführten Göttinger Bach-Katalog zusammengefasst: http://www.bach.gwdg.de.

In den Einzelanmerkungen werden die Stimmen einheitlich mit römischen Zahlen für die Systeme und nötigenfalls mit arabischen Zahlen für die Einzelstimmen in-nerhalb des Systems bezeichnet, und zwar in absteigender Folge (I 2 = 1. System, 2. Stimme). Die Angaben beziehen sich auf die Notation der vorliegenden Ausgabe. Einzelne Takte werden gewöhnlich in der Form „T. x/y“ zitiert, wobei x die Satznum-mer („1“ = Präludium, „2“ = Fuge) ist und y die Taktzahl.Soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich die Einzelanmerkungen auf die Abwei-chungen der Hauptquelle vom Notentext der vorliegenden Ausgabe.Im Allgemeinen beziehen sich die Listen alternativer Lesarten entweder auf Fehler in den Hauptquellen, die in der NA berichtigt werden, oder auf Lesarten von Vergleichs-quellen, die frühere oder alternative Fassungen eines Werkes darstellen könnten.Die Quellen verzichten gewöhnlich auf Pausen für Stimmen, die mehr als ein oder zwei Takte schweigen. In der NA werden Pausen in Kleinstich nur dort wiedergegeben, wo sie eindeutig aus der Stimmführung hervorgehen. Vor allem in früheren Werken ist die Anzahl der Stimmen oft unklar oder wird nicht stringent durchgehalten. In diesem Fall verzichtet die NA darauf, Pausen hinzuzufügen oder eine bestimmte Form der Stimmführung festzulegen.Die Quellen geben den Gebrauch des Pedals auf unterschiedliche Weise an. Pedal-angaben in der Hauptquelle werden zu Beginn der Bemerkungen zu jedem Werk beschrieben. Der Akkoladenvorspann informiert jeweils über die Anzahl der Systeme und die originale Schlüsselung. Das Pedal erhält ein eigenes drittes System, wo dies eindeutig erkennbar ist.Allen Bibliotheken, insbesondere der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kultur-besitz und dem Bach-Archiv Leipzig, sei für die Bereitstellung der Quellen sowie für die Erteilung der Publikationsgenehmigung herzlich gedankt.

Praeludium et Fuga in e BWV 533

QuellenHauptquelle: Michel (SBB, Mus. ms. Bach P 287), Fasz. 5, S. 2–5. Titelblatt (S. 1): 1. Præludium et Fuga ped: | ex E. moll. | 2. Præludium et Fuga ped: | ex C. moll. | di J. S.

Bach. | e. Fugetta [sic] ex D. moll. di Graun. Überschriften: Preludium [sic] (S. 2), Fuga (S. 4). Schreiber: Johann Heinrich Michel (ca. 1739–1810).Vergleichsquellen: Vogler (Leipzig, Bach-Archiv, Mus. ms. 2). Überschrift: Fuga. peda-

liter. di J. S. Bach. Schreiber: Johann Caspar Vogler (1696–1763). Querformat.Gebhardi (SBB, Mus. ms. Bach P 320), S. 3–5. Überschriften: Praeludium di Giov.

Sebast: Bach (S. 3); Fuga: (S. 4); am Schluss von S. 3: Segue Fuga. || dell’ Sigr. Giov.

Seb. Bach: Besitzvermerk L. E. Gebhardi (Ludwig Ernst Gebhardi, 1787–1862) auf dem Titelblatt unten rechts später hinzugefügt. Schreiber: Johann Nicolaus Gebhardi (1781–1813). Querformat.

Kommentar

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Zusätzliche Quellen: Ringk (SBB, Mus. ms. Bach P 425), Fasz. 1. Oberes System im Sopranschlüssel. Schreiber: Johannes Ringk (1717–1778), „nach 1730?“2; P 804 (SBB, Mus. ms. Bach P 804), Fasz. 57, nur Fuge. Oberes System im Sopranschlüssel.

QuellenbewertungBWV 533 ist in mindestens zwei leicht abweichenden Fassungen erhalten, die sich beide von der Alternativfassung BWV 533a unterscheiden. Die späteste Fassung ist die von Michel überlieferte, das erste von drei Werken, die das Faszikel 5 der Sammel-handschrift P 287 bilden (bereits im Bd. 1 unter BWV 532 beschrieben; zum Kopisten Michel vgl. BWV 549a in Bd. 1). Offenkundige Fehler, darunter viele fehlende Halte-bögen und fehlende Akzidentien in den Takten 2/32 und 36 (letzter Akkord), deuten darauf hin, dass die Kopie auf einer fehlerhaften oder schwer lesbaren Vorlage beruht. Obwohl Michel als verlässlicher Kopist bekannt ist und vermutlich nach dem Auto-graph oder einer ähnlich maßgeblichen Quelle im Besitz von C. Ph. E. Bach arbeitete, kann seine Abschrift des vorliegenden Werkes, ebenso wie die von BWV 549a (eben-falls ein frühes Werk), somit nicht als besonders zuverlässig gelten. Daher müssen ihre Lesarten aus anderen Quellen sowie durch editorische Konjekturen ergänzt werden.Gebhardis Abschrift ist das erste Werk von Bach in einem umfangreichen Manuskript (in Band 1 unter BWV 546 beschrieben). Ob Gebhardis Notentext von BWV 533 als zuverlässige Quelle gelten kann, ist fraglich, da er Lesarten ungewisser Herkunft enthält. Trotzdem könnte die Abschrift der einzige Abkömmling eines revidierten und von Michel unabhängigen Autographs sein und ergänzt daher die Hauptquelle an einigen Stellen, wo aus Erwägungen der Stimmführung Korrekturen erforderlich sind.Voglers Abschrift der Fuge ist ein nur einseitig beschriebenes Einzelblatt. Die Schrift ist weniger fl üssig als in der Abschrift von BWV 545, die demselben Kopisten zuge-schrieben wird, der bei Bach in Arnstadt und Weimar studierte. Vermutlich ist Voglers Abschrift von BWV 533 um einiges früher (das Wasserzeichen konnte nicht identifi -ziert werden) zu datieren. Die Worte pedaliter. di J. S. Bach in Voglers Titel weisen eine andere Schriftform auf, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise später hinzuge-fügt wurden. Daher lässt sich die Bedeutung der Abschrift schwer einschätzen; ihr Text deckt sich im Großen und Ganzen mit dem von Michel, doch einige abweichende Lesarten (vor allem in den letzten beiden Takten) zeigen, dass Vogler unter Umstän-den von einer unabhängigen Vorlage kopierte, die einige nachträgliche Revisionen berücksichtigte.Die zusätzlichen Quellen enthalten einige frühere Lesarten und zahlreiche Fehler. Ringks Abschrift im Konvolut P 425 enthält zwar viele Fehler, überliefert aber auch einige Lesarten, die eine authentische Frühfassung darstellen müssen. Andere alter-native Lesarten, die fehlende oder irrtümliche Akzidentien beinhalten, könnten von Fehllesungen eines Originals stammen, das in Tabulatur notiert war oder bei dem die Vorzeichnung mit einem Kreuz fehlte, die in allen erhaltenen Abschriften vorhanden ist. Die alternativen Lesarten beider Typen sind in der nachfolgenden Liste aufgeführt, da sie eine möglicherweise authentische Frühfassung darstellen.

2 Datierung von Russell Stinson, The Bach Manuscripts of Johann Peter Kellner and His Circle: A Case Study in Reception History, Durham, N. C. und London 1989, S. 37.

P 804 ist ein einzelnes Doppelblatt innerhalb eines umfangreichen Konvoluts. Der Schreiber, Stinsons „Anonymus 2“, signierte sein Werk offenbar mit dem Mono-gramm CA3, doch hat sich dies als unzureichend erwiesen, um ihn (oder sie) zu identifi zieren. Obwohl P 804, wie Ringk, einige frühe Lesarten überliefert, können die zahlreichen Verzierungen in dieser Abschrift nicht von einer Frühfassung des Werkes stammen und rühren daher höchstwahrscheinlich von jemand anderem als Bach her. Sie enthalten viele Zeichen, die dem Buchstaben „t“ ähneln, aber offenkundig als Mor-dent gemeint sind, wie in T. 1 des Themas.Die alternative Fassung BWV 533a (siehe Anhang) ist sowohl als genuine Frühfas-sung wie auch als eine zweifelhafte manualiter-Bearbeitung von BWV 533 betrachtet worden. In der Tat lassen sich die T. 6–11 des Präludiums in BWV 533a kaum anders deuten denn als Frühfassung der entsprechenden Passage in BWV 533, die, obwohl zwei Takte kürzer, eindeutig eine pedaliter-Alternative ist und daher wohl aus einer etwas späteren Zeit stammt. Doch im vorletzten Takt des Präludiums weist BWV 533a eine stärker ausgearbeitete Lesart auf als BWV 533. Somit ist es unwahrscheinlich, dass BWV 533a die Originalfassung ist, und beide müssen unabhängig voneinander auf eine verschollene frühere Fassung zurückgehen. In keiner Fassung benötigt die Fuge den Einsatz des Pedals, dessen Verwendung, obwohl innerhalb des Notentextes von Michel und durch die Titel anderer Abschriften spezifi ziert, zum Zeitpunkt der Entste-hung des Stückes wahrscheinlich freigestellt wurde.

EinzelanmerkungenMichel enthält nur in der Fuge Pedalbezeichnungen, in T. 12 und 33, jeweils beim Einsatz des Fugenthemas auf der zweiten Hälfte der dritten Zählzeit. So bleibt unklar, ob die Basslinie im Präludium oder in den Takten 19–27 der Fuge ebenfalls zur Aus-führung mit Pedal gedacht war. Doch die Tremolo-Figuren in den Oberstimmen in T. 1/6, 8 etc. sowie die Passage in parallelen Sexten in T. 1/30 sind unidiomatisch, wenn sie nicht zwischen den Händen aufgeteilt werden, woraus sich zwangsläufi g eine Pedalausführung des Basses an diesen Stellen ergibt. Obwohl nicht zwingend notwen-dig, ist eine pedaliter-Ausführung des Basses in T. 2/19–27 daher auch plausibel und wird in der NA übernommen, obwohl die Stimme in T. 25 zu cis1 ansteigt – ein Ton, der auf dem Pedal einiger Orgeln, auf denen dieses Werk im frühen 18. Jh. gespielt worden sein könnte, wahrscheinlich fehlte.Zwar sind die in Gebhardi (und in Prellers Abschrift von BWV 533a) vorhandenen Mordente im Fugenthema fester Bestandteil der heutigen Aufführungspraxis, doch ist dies auf ihre Aufnahme in die im 19. Jh. entstandene BG zurückzuführen, die zudem offenbar Grasnicks Verzierungen mit weiteren aus einer anderen Quelle ergänzt hat. Die Tatsache, dass P 804 wiederum andere Verzierungen aufweist, deutet allerdings darauf hin, dass das Thema in der Spielpraxis des 18. Jh. und später gewohnheits-mäßig verziert wurde und sich kein konkretes Verzierungsvokabular auf den Kompo-nisten zurückführen lässt. Obwohl stilistisch plausibel, werden die Verzierungen in

3 Oder möglicherweise AC, AE oder EA; vgl. Stinson (s. Anm. 2), S. 41 und S. 160f., Anm. 88.

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Gebhardi aufgrund ihrer ungewissen Herkunft in der NA nicht berücksichtigt.4 Das Thema bleibt in der NA demnach unverziert und alternative Lesarten, die sich auf Verzierungen beziehen, werden im Folgenden nicht aufgeführt. (Im Anhang bleiben Prellers Verzierungen für BWV 533a erhalten, da keine andere Quelle für diese Fassung des Werkes erhalten ist.)

Takt Stimme Bemerkung

Präludium1 I Michel, Gebhardi, 4. Note ( fi s1 ): Achtel statt 16tel; NA folgt

Ringk.3 I Michel, letzte beiden Noten: Aufwärtshals; NA folgt Ringk,

Gebhardi.8 I 2 Ringk, Zz 3: fi s1 (Achtel) statt fi s1–h (16tel); h ist Viertel mit eige-

nem Hals auf System II.9 Ped Ringk, Zz 4, 2.–3. Note: fi s (16tel) statt H–fi s (32stel).10 I 1 Ringk, Zz 2, 6. Note (g1): kein k. Ringk, Zz 3, 2. und 4. Note (gis1, h1): kleiner Abwärtshals mit

Fähnchen (bezeichnet Achtel, = BWV 533a); 7. Note (e2) fehlt, 6. Note (d2 , 32stel, möglicherweise als 16tel gedacht) zur folgenden Note übergebunden.

Michel, Zz 3, 5. Note (c2):k; NA folgt Ringk, Gebhardi. I 2 Michel, Gebhardi, Zz 4: gis1–h1–gis1–h1–gis1–h1–gis1–h1 (32stel)

statt gis1–gis1–gis1–gis1 (16tel); Ringk: gis1–h1–gis1–h1 (16tel). Möglicherweise bietet Ringk eine willkürliche Fassung, um die unidiomatische Lesart von Michel und Gebhardi (mit wiederhol-tem h1) zu vermeiden; die Lesart der NA ist editorische Konjek-tur.

13 Ped Ringk, Zz 3: d (Achtel) statt d–c (16tel).17 I 2 Michel, Ringk, Zz 3: e1 auf demselben Hals wie a1 (d. h. als Ach-

tel); NA folgt Gebhardi. II Alle Quellen, Zz 3: e/h (wobei Oktavparallelen entstehen), nicht

g/h; NA verfährt gemäß T. 15, 16.21 I 3 Ringk, 4. Note: f 1 (mit ausdrücklichem h) statt e1.22 II 2 Ringk, 1. Note: c1 statt a.24 I 3 Ringk, 2. Note (und 3. Note): kein Akzidens ( f 1). Ringk, 4. Note: f(is)1 statt e1. II Ringk, Gebhardi, letzter Akkord: kein e.25 I Ringk, letzter Akkord: kein e2 . II Ringk, 1. Note: kein e. Ped Ringk, 9. Note ( f ): kein Akzidens.26 II 2 Ringk, Zz 4: c1 statt h.

4 In T. 2/22 und 24, jeweils Mordente auf der 4. (e1) bzw. 3. Note (e2) mit Kreuz über der Note, eine Notationsart, die Bach vermutlich nie verwendete. Gebhardi setzt auch Doppelschläge in T. 2/27 (zwischen d2 und e2) und 35 (zwischen h1 und c2).

27 II Michel: Zz 4 (Achtelpause, h) fehlt; NA folgt Ringk, Gebhardi.28 I 2 Michel, Ringk, Zz 1: c1/e1 statt e1/e1 (unisono); NA folgt Gebhardi.29 I Ringk, Zz 1: kein h1; letzter Akkord: + h1.30 I 1 Ringk, letzter Akkord: kein a1.32 Ringk: keine Fermaten; Akkord auf Zz 2: c1 statt h, + dis (= BWV

533a); Akkord auf Zz 3: kein H. Ped Ringk, Zz 2: Achtelpause, H (Achtel) statt E (Viertel) (= BWV

533a).

Fuge3 II 1 Michel, 2. Note: g statt h; NA folgt allen anderen Quellen. Vogler, P 804, 5. Note: g statt h (= BWV 533a).5 II 1 Michel, Vogler, P 804, 3. Note: a statt fi s (= BWV 533a); NA folgt

Gebhardi, Ringk.6 II 1 Ringk, P 804, 1.–4. Note: alles Achtel (= BWV 533a), nicht punk-

tierte Achtel–16tel, Achtel–16tel.7 II 1 Ringk, Zz 3: + h; Zz 4, h–fi s (16tel) statt h (Achtel).8 I 2 Ringk, Zz 3–4: e1 (Viertel), Achtelpause statt e1 (punktierte Vier-

tel); P 804: e1, e1 (Viertel).12 I 1 Ringk, 1. Note: ais1 (statt h1), an vorhergehende Note angebun-

den. Ringk, P 804, 6. Note: ais1 statt h1 (= BWV 533a). I 2 Ringk, 2.–3. Note (cis1): Haltebogen.14 Ringk, P 804: wie in Notenbeispiel (= BWV 533a; P 804: ohne

Triller).

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T. 14 (Ringk, P 804 )

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T. 23 (Ringk, P 804 )

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T. 32–35 (Ringk)

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T. 35 (Vogler)

15 I 1 Keine Quelle führt h auf 2. Note an (c2): vom Herausgeber ergänzt.

I 2, II Michel, Gebhardi, Zz 1: Innenstimme h1 (16tel, Verdopplung I 1); H–h (Achtel) auf System II. NA folgt Vogler, P 804, Ringk.

Ped Vogler, P 804, Zz 1: H (Achtel), Achtelpause statt H (Viertel).

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16 Ped Pause nur bei Vogler.17 I 2 Ringk, 7. Note: fi s1 statt a1.21 I 1 Ringk, 2. Note: h1 statt c2 . Ringk, P 804, Zz 4: Oberstimme fi s1–fi s1 (punktierte Achtel–

16tel) (= BWV 533a). I 2 Michel, Gebhardi, Zz 3: d1 am selben Hals wie a1 (als Achtel); NA

folgt Ringk (in keiner Quelle hat d1 einen Haltebogen).22 I 2 Michel, Zz 2–3: c1 am selben Hals wie e1 (punktierte Achtel), fi s1

(Achtel); Vogler, Ringk, Gebhardi folgend in der Innenstimme zu Vierteln geändert.

23 Ringk, P 804: wie im Notenbeispiel für T. 14 (= BWV 533a). I 2 Vogler, Ringk, Zz 1–2: Haltebogen (e1). Ped Ringk, Zz 1 (G–Gis): Achtel–Achtel statt punktierte Achtel–16tel.26 Ped Ringk, 2. Note: h statt fi s; möglicherweise war cis1 beabsichtigt,

passend zur alternativen Lesart e1 (statt fi s1) in der Tenorstimme, obwohl dadurch Oktavparallelen mit dem Sopran entstehen.

27 II, Ped Ringk, Zz 4: zusätzliches h (Viertel, möglicherweise ausradiert); Bass (Pedal) H (Viertel) eher hier statt auf Zz 3, die leer ist.

29 II Michel, Gebhardi, letzte beide Noten: a–fi s statt fi s–dis (16tel), doch ein ausdrückliches k auf der letzten Note deutet darauf hin, dass die Noten um eine Terz zu hoch abgeschrieben wur-den; NA folgt Vogler, P 804, Ringk.

31 I 2 Ringk, 4.–5. Note ohne Haltebogen (e1).31–32 I 2 Ringk, P 804: ohne Haltebogen (e1).32 I 2 Gebhardi, 1.–2. Note (e1, d1): punktierte Viertel, Achtel statt Vier-

tel, Viertel; obwohl in den meisten modernen Ausgaben über-nommen, hat diese Lesart keine besondere Legitimation.

II Michel, Gebhardi, 6. Note (g): kein k; NA folgt Vogler, Ringk, P 804.

32–35 Ringk: wie im Notenbeispiel für T. 14. P 804: ebenso in T. 34 (I 2, Zz 3).

35 I 1 Vogler: wie in Notenbeispiel für T. 14.36 II Michel, Gebhardi: kein k (g); NA folgt Vogler, Ringk, P 804.

Praeludium et Fuga in e BWV 548

QuellenHauptquelle: P 274 (SBB, Mus. ms. Bach P 274), Fasz. 2, S. 9–20. Titelblatt (S. 9): Præludium et Fuga in E. mol | pro Organo pedaliter | di | Johann Sebastian Bach. Über-schriften: Præeludium pedaliter pro Organo per J. S. Bach. (S. 10), Fuga (S. 14). Prälu-dium und die ersten zwanzig Takte der Fuge (bis zum Ende von S. 14): Autograph; Titelblatt und restlicher Notentext (T. 21–191) in der Handschrift von Johann Peter Kellner (1705–1772).Vergleichsquellen: Kayser (Bach-Archiv Leipzig LEb-2011), Titelblatt: SONATA |

Pour L’orgue et | Clavecin | constente | in | Prælude Fugue, Toccate Alemande | Corrente

Sarabande Tempo di Gavotta | et Gique. || del Sigre | Johann Sebastian | Bach. Überschrif-

ten: Præludium ped. pro Organo. (S. 2), Fuga. (S. 6). Schreiber: Bernhard Christian Kayser (1705–1758).LEm 7 (Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek, ms. 7), Fasz. 16, S. 69–82. Titelblatt: Præludium et Fuga, | pro Organo | Pedaliter. || del Sigre J. S. Bach || Possessor | J.

N. Mempell. Überschriften: Præludium (S. 71); Fuga (S. 76).Zusätzliche Quellen: P 290 (SBB, Mus. ms. Bach P 290), S. 71–82. Schreiber: Ano-nymus 303, 2. Hälfte 18. Jh.; AmB 60 (SBB, Amalienbibliothek ms. 60), Fasz. 4, fol. 15–20v. 2. Hälfte 18. Jh.

QuellenbewertungKleine Varianten in allen Quellen, einschließlich des autographen Teils von P 274, deuten darauf hin, dass das verschollene vollständige Autograph eine Revisionspartitur war, in der viele Einzelheiten, wie etwa Akzidentien und Haltebögen, auf eine Art und Weise eingetragen oder geändert wurden, die für die Kopisten und vielleicht selbst für den Komponisten nicht immer ohne Weiteres eindeutig zu erkennen waren. Die Abschrift in Kellners Konvolut P 274 bricht am Ende von Seite 20 ab, sodass die Takte 192–231 der Fuge fehlen. Sowohl die autographen als auch die nicht-autographen Teile des Manuskripts verwenden Papier, welches das Wasserzeichen MA in der „mitt-leren“ Form führt, das in Bachs Vokalmusik von 1727 bis 1732 erscheint. Entspre-chend datiert Stinson Kellners Handschrift in der Fuge auf die Zeit „nach 1727“.5 Der autographe Teil ist eine Reinschrift mit nur gelegentlichen Detailkorrekturen, die höchstwahrscheinlich keine kompositorischen Überarbeitungen darstellen.6

Kleine Fehler, einschließlich Unstimmigkeiten zwischen Parallelstellen, deuten dar-auf hin, dass Bach seinen Teil der Abschrift, die bei einem Seitenumbruch endet, nie überprüft hat. Zudem weisen zwei Lesarten in den nicht-autographen Quellen darauf hin, dass der abschließende Da-capo-Abschnitt der Fuge, der in P 274 fehlt, im verschollenen Autograph nicht nur vollständig ausgeschrieben war, sondern auch verfeinerte Lesarten enthielt. Die Lesart in T. 202 der Fuge scheint eine Verbesserung zu sein gegenüber der etwas unbeholfenen Parallelstelle in T. 30. Jene bei T. 230 deutet darauf hin, dass Takt 7–8 sowie Parallelstellen möglicherweise revidiert wurden, um die kleingeschriebenen Noten zu eliminieren, die, wie in T. 32, vielleicht eine Kurzschrift für Überarbeitungen waren. Die im Folgenden aufgeführte Liste der Lesarten umfasst nicht nur die zahlreichen kleinen Fehler in P 274, sondern auch frühe und alternative Lesarten der Abschriften.Kayser ist eine unabhängige Abschrift innerhalb eines Manuskripts, das dem Verneh-men nach 1930 von Walter Laichmann in Wien erworben wurde.7 Der Schreiber, ehe-mals bekannt als „Anonymus 5“, war ein Schüler Bachs in Köthen und Leipzig wäh-rend der 1720er Jahre.8 Offenkundig hatte er Zugang zu den Arbeitsautographen des

5 Stinson (s. Anm. 2), S. 24 und 29. Zu 1732 (nicht 1731) als letztes dokumentiertes Datum des „mittle-ren“ MA-Wasserzeichens siehe Yoshitake Kobayashi, Zur Chronologie der Spätwerke Johann Sebastian Bachs. Kompositions- und Aufführungstätigkeit von 1736 bis 1750, Bach-Jahrbuch 74 (1988), S. 20.

6 Diese werden von Kilian referiert in NBA IV/5–6, KB, S. 32f.7 Siehe Göttinger Bach-Katalog (s. Anm. 1). Das Manuskript wurde für die NA als Scan eingesehen.8 Andrew Talle, Nürnberg, Darmstadt, Köthen. Neuerkenntnisse zur Bach-Überlieferung in der ersten

Hälfte des 18. Jahrhunderts, Bach-Jahrbuch 89 (2003), S. 155–167.

125

Komponisten, einschließlich der davon angefertigten Kopien, die in der Regel korrekt waren. Kayser kopierte BWV 548 zusammen mit der e-moll-Partita BWV 830, wobei er letztere aus der Ausgabe aller sechs Partiten (BWV 825–830) abschrieb, die 1730 oder 1731 veröffentlicht wurden.9 Die Abschrift von BWV 548 stammt vermutlich aus jenen oder späteren Jahren.Die Abschrift in LEm 7 trägt den Besitzervermerk von Johann Nicolaus Mempell (1713–1747), Organist in Apolda bei Weimar. Es handelt sich um die Handschrift des Hauptkopisten der Mempell-Preller-Sammlung – möglicherweise ein Schüler oder Bekannter von Kellner, wie Lesarten vermuten lassen, die sich mit dem Abschnitt in P 274 des letztgenannten decken. Doch basiert LEm 7 auf einer anderen, verschol-lenen Vorlage. Die Abschrift ist ungenau und unvollständig, es fehlt das letzte Blatt, das vermutlich T. 198–231 enthielt. Trotzdem bietet die Abschrift eine unabhängige Bestätigung von Lesarten in P 274.Die späteren Berliner Quellen P 290 und AmB 60 wurden bereits unter BWV 545 (siehe Bd. 1) beschrieben. Im Fall von BWV 548 unterscheiden sich ihre Notentexte nicht wesentlich von P 274 und Kayser. Daher werden P 290 und AmB 60 als zusätzli-che Quellen von BWV 548 behandelt, die die früheren Handschriften nur dort ergän-zen, wo diese nicht übereinstimmen. Korrekturen, die ausschließlich in P 290 und AmB 60 vorhanden sind, müssen eine Textrevision darstellen, die nach der Nieder-schrift von P 274 vorgenommen wurde. Obwohl sich unmöglich feststellen lässt, ob Bach selbst die fraglichen Änderungen veranlasste, handelt es sich dabei um eher mar-ginale Details; die NA übernimmt jene Lesarten, die den Text von P 274 korrigieren, ohne ihn wesentlich zu verändern (wie im Präludium, T. 19).

EinzelanmerkungenDer autographe Teil von P 274 enthält Pedalangaben in 1/1, 55, 65 und 121, und in 2/18; Kellner notierte Pedalangaben bei 2/68 und 80. Die NA folgt P 274 in den genauen Lesarten von Verzierungszeichen in der Fuge, die an Parallelstellen je nach Kontext in unterschiedlicher Form auftreten.Die Balkung folgt P 274, sofern nicht anders angegeben. In der Regel versieht Bach jede Note jeder Stimme mit einem eigenen Hals und notiert für alle Stimmen eigene Pausen. Wie auch in anderen Werken setzt die NA in der Regel Noten gleichen Wertes an jeweils einen Hals und reduziert entsprechend die Anzahl von Pausen. So erschei-nen in der NA in T. 1 des Präludiums, e1 und g1 an einem einzigen Hals, obwohl sie in P 274 getrennte Hälse haben, und Bachs folgende zwei Viertelpausen werden durch eine einzelne ersetzt.

Takt Stimme Bemerkung

Präludium5 II 2 Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60: 1. Note (e) fehlt.14 Ped P 274, Kayser, 5. Note ( f ): kein h; NA folgt LEm 7, P 290, AmB

60 und der Parallelstelle in T. 132.

9 Richard Douglas Jones zufolge in NBA V/1, KB, S. 47.

18 I 1 Kayser, LEm 7 (letzte drei Noten): e2 (Achtel) statt f 2– e2– fi s2 (16tel–32stel–32stel); ebenso in T. 102 und 136. Kayser: Verzie-rungszeichen auf 2. Note ( fi s2) möglicherweise als „Triller von oben“ gedacht;10 P 290, AmB 60: kurze Trillerzeichen.

19 II 2 P 274, Kayser, LEm 7, 1. Note (g): Viertel (ohne folgende Pause); NA folgt P 290, AmB 60.

69–75 Ped P 290, AmB 60, Legatobögen wie folgt: T. 69, 5. Note (H )–T. 70, 1. Note (Gis); T. 70, 5. Note (c)–T. 71, 1. Note (A); T. 71, 5. Note ( fi s)–T. 72, 1. Note (dis); T. 72, Noten 3 (h)–6 ( fi s); T. 73, Noten 2 ( fi s)–5 (cis); T. 73, 5. Note (H )–T. 74, 2. Note (Fis); T. 74, Noten 3 ( fi s)–5 (d ); T. 74, 6. Note (cis)–T. 75, 1. Note (H ).

72–73 I 3 Haltebogen (a1) nur in LEm 7; NA übernimmt ihn gemäß T. 71–72, 73–74 etc.

74 I 2, 3 Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60, Zz 1: Viertel (cis2/e2), keine Ach-telpause.

83 II 2 P 274, 1. Note: ursprüngl. cis1 (halbe Note), zu punktierter Vier-tel geändert; Kayser, LEm 7, P 290, Zz 1–2: cis1–cis1 (Viertel, bei Kayser, LEm 7 übergebunden); AmB 60: weder cis1 noch Pause.

99 I 2, II 1 Stimmkreuzung in keiner Quelle ausdrücklich gekennzeichnet, in denen auf Zz 2 eine Viertelpause fehlt, trotz des Vorhanden-seins einer Achtelpause auf Zz 3.

101 I 2, 3; II Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60, Zz 1: d1 als Viertel, nicht als 16tel; unterste Manualstimme lautet h–d1–c1–h (16tel). Zz 2: Viertelpausen fehlen (P 290, AmB 60 führen eine auf). Zz 3: P 290, AmB 60 haben zusätzliches e1 (Achtel) im Schlussakkord (Haltebogen über den Taktstrich von diesem e1, nicht von der halben Note auf Zz 2).

102 II 1 Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60, letzte drei Noten: h (Achtel) statt h–a–h (16tel–32stel–32stel). P 290, AmB 60: keine Verzierung.

112 II P 274, 1. Note: g statt Hf; NA folgt Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60 (vgl. T. 56, 66 etc.).

120 I 2 3. und 5. Note (beide a1) haben in keiner Quelle ein Akzidens. Die Lesart ais1, die sich in BG 15 und anderen Editionen fi ndet, ist unwahrscheinlich. Sie kommt teilweise von der alternativen Lesart der 5. Note als Achtel (gefolgt von einer Achtelpause), statt einem Viertel, das sich nur in AmB 60 fi ndet.

130–131 I 1 P 274: Haltebogen (g 2), offenbar rückgängig gemacht.136 I 1 Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60, 2. Note ( fi s2): kein Triller; letzte

3 Noten: e2 (Achtel) statt fi s2– e2– fi s2 (16tel–32stel–32stel).137 Kayser, LEm 7, P 290: Fermate über dem Akkord, nicht über dem

abschließenden Doppelstrich.

10 C. Ph. E. Bachs Bezeichnung für einen Triller, der mit einem auf der oberen Note einsetzenden Dop-pelschlag beginnt; vgl. seinen Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen (Berlin, 1753/1762), I 2.3. § 26 (S. 1, 80f.).

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FugeIm autographen Teil von P 274 stehen Legatobögen bei den Vorhalten in T. 8 und 16 (nur e1–dis1), danach fehlen sie, und da sie offenkundig unnötig sind, fügt die NA sie andernorts nicht hinzu. In den Abschriften hat nur LEm 7 Legatobögen auf der entsprechenden Figur (T. 16, nur cis1–h, und T. 21, gis1–fi s1).Im 4. Takt des Themas notiert Bach das Trillerzeichen fl üchtig, ohne Länge und die Anzahl der Tonwechsel festzulegen, doch wahrscheinlich soll es über den gesamten Takt reichen. Im nicht-autographen Teil von P 274 (T. 21–191) erscheint dieses Zeichen in unterschiedlicher Form. Die NA liest in jedem Fall ein normal langes Trillerzeichen, da der „Triller von unten“ (in T. 92, 111, 181) wahrscheinlich Kellners eigenmächtige Lesart darstellt (bei Kayser, LEm 7, P 290 und AmB 60 fehlen an diesen Stellen die Verzierungen).11 In T. 82, wo Kellners Zeichen möglicherweise einen Vorsatz hat, der einen Vorhalt anzeigen könnte, hat Kayser lediglich „tr“ und bei LEm 7 fehlt eine Ver-zierung. Die NA liest ein normales Trillerzeichen, gemäß P 290 und AmB 60.

Takt Stimme Bemerkung

16 I 2 P 274, 3.–4. Note (cis1–h) ohne Legatobogen, entsprechend Zz 1 ergänzt.

20 II Stimmkreuzung nur in P 274, P 290 ausdrücklich gekennzeich-net (auch bei der Parallelstelle T. 192 in P 290, wo das e1 jedoch einen doppelten Hals hat; letztere Lesart auch in AmB 60).

21 I 2 P 274, LEm 7: 1. Note ( fi s1) fehlt (bei LEm 7 an der Parallelstelle T. 193 vorhanden). In P 274 ist dies der erste Takt, den Kellner kopiert hat; zwischen Viertel fi s1 (I 1, 4. Note) und Achtel fi s1 (I 2, 2. Note) Haltebogen.

II P 274, LEm 7, 4. Note: a statt h; NA folgt Kayser, P 290, AmB 60.30 I 1 1. Note ist eindeutig e1 in allen Quellen, einschließlich P 274

(wo T. 30 am Anfang eines Systems steht und die Note am Ende des vorhergehenden Systems durch einen Custos angezeigt wird). Doch bei der Parallelstelle in T. 202 haben Kayser, P 290 und AmB 60 h1 statt e1, was eine verfeinerte Überarbeitung zu sein scheint (LEm 7 bricht vor T. 202 ab).

32 I 1 Alle Quellen, 4.–6. Note: g 2 als normales Viertel notiert, fi s2 und e2 als kleine Achtel; die NA deutet dies als Kurzschrift für den angezeigten Rhythmus (Achtel–16tel–16tel); ebenso in T. 204.

48 I 2 P 274, LEm 7, 2. Note: c2 statt d2; NA folgt Kayser, P 290, AmB

60.49 I 2 P 274: Verzierung anscheinend ein „Triller von unten“; NA

ändert in einen normalen Triller, da die Note von oben und nicht von unten angespielt wird. Kein Verzierungszeichen bei Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60.

11 „Triller von unten“ ist C. Ph. E. Bachs Bezeichnung für einen Triller, der mit einem auf der unteren Note einsetzenden Doppelschlag beginnt; vgl. seinen Versuch, I.2.3. § 22 (S. 1, 79).

53 II P 274, letzte Note: c1 (kein Akzidens) statt fi s; NA folgt Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60.

58 I 1 P 290, AmB 60: Kein Verzierungszeichen (dis2). I 2, 3 P 274: jede Stimme als zwei wiederholte halbe Noten ohne

Haltebogen notiert; NA folgt AmB 60 (= Kayser und P 290 an der Parallelstelle in T. 230). In anderen Quellen fi nden sich in beiden Takten geringfügige Varianten.

59 II 1 Zz 3–4: Haltebogen (h) ist editorische Konjektur (in LEm 7 möglicherweise vorhanden, doch durch Hilfslinie verdeckt); h (Achtel) fehlt bei Kayser und P 290 und wird in AmB 60 als 16tel angegeben. In P 274 haben die 16tel Hälse aufwärts, Achtel h und Viertel g haben Hälse abwärts; NA kehrt die Halsrichtung um.

68 I, II P 274, Kayser, P 290, AmB 60: alle Noten auf Zz 2–4 zusammen-gebalkt; NA teilt Balken wie in LEm 7 und analog T. 80.

II 2 Alle Quellen, Zz 1: e (Viertel), statt e (Achtel), Achtelpause. P 274, Kayser, Zz 2: keine Viertelpause. NA verfährt gemäß T. 80.

71 II 2 P 274, 4. Note (c1): ohne Akzidens; ausdrückliches k in Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60.

71–72 II 1 P 274, LEm 7: kein Haltebogen (dis1); NA folgt Kayser, P 290, AmB 60.

80 I P 274, 1.–2. Note: g1–fi s1 statt e1–d1 (von späterer Hand korri-giert); NA folgt Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60.

P 274, LEm 7, P 290, AmB 60, 13. Note (cis2): kein k; NA folgt Kayser.

81 I 2 P 274, Zz 3: + a1; NA folgt Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60.83 I 2 P 274, 2. Note (g1): kein k (auf 4. Note vorhanden); NA folgt

Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60.84 I Alle Quellen: 16tel in Gruppen von 4 (3) + 4 gebalkt; NA ver-

fährt gemäß T. 85–86. I 1 P 274, Kayser, LEm 7, 3. Note (gis1): kein k; NA folgt P 290, AmB

60.101 II P 274 (von späterer Hand korrigiert), LEm 7, 1. Note (e): 16tel

statt Achtel; NA folgt Kayser, P 290, AmB 60.113 I P 274: kein h (c2); NA folgt Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60.114 I 1 P 274, Zz 3, 4. Note (d2) ohne k; NA folgt Kayser, LEm 7, P 290,

AmB 60.116 I 1 P 274, LEm 7: zwei übergebundene halbe Noten (d2). Haltebo-

gen fehlt bei Kayser, P 290, AmB 60; möglicherweise die Spur eines Seiten- oder Zeilenumbruchs in der Vorlage (Zeilenum-bruch in LEm 7).

121 I 2 P 274, LEm 7, P 290, AmB 60, 1. Note: d1 statt e1; NA folgt Kay-

ser und T. 127.124 I 1 P 274, LEm 7, 1. Note (c2): kein k; drittletzte Note: fi s2 statt g 2 .

NA folgt Kayser, P 290, AmB 60.

127

128 II P 274, 1. Note: h statt d1; NA folgt Kayser, LEm 7, P 290, AmB

60.143 I 2 P 274, LEm 7: kein Haltebogen (a1); NA folgt Kayser, P 290,

AmB 60.144 I 1 P 274, LEm 7, Zz 1–2: c2– c2 (Viertel, das erste an die vorange-

hende Note gebunden); NA folgt Kayser, P 290, AmB 60 (vgl. T. 148, Tenorstimme).

II P 274, Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60: e1 als zwei übergebundene Viertel notiert.

145 II P 274: 2. Note (h) fehlt; NA folgt Kayser, LEm 7, P 290, AmB

60. Bei Kayser, P 290 und AmB 60 sind die vier Achtel auf Zz 3–4 zusammengebalkt, was anzeigt, dass sich an dieser Stelle die Innenstimmen kreuzen.

148 II P 274, Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60, 2., 4. Note: kein Akzidens (h), editorisch ergänzt. Bei P 274, Kayser und LEm 7 sind die letzten vier Noten in Zweiergruppen gebalkt.

149–150 II P 274: kein Haltebogen (d1); NA folgt Kayser, LEm 7, P 290, AmB 60.

155 I 1 AmB 60, letzte Note ( f 2): h eingefügt, möglicherweise von frem-der Hand. Kein Akzidens bei P 274, Kayser, LEm 7, P 290; NA fügt Warnungsakzidens k hinzu.

157 I 1 P 274: kein Akzidens ( f 2 , es2); NA folgt P 290, AmB 60 (Kayser und LEm 7 haben das j vor e2 , doch nicht das h vor f 2).

164 I 1 P 274, LEm 7, 5. Note ( f 1): kein h; NA folgt Kayser, P 290, AmB

60.165 I 2 P 274, Zz 2, 4. Note ( f 1): kein h; NA folgt Kayser, LEm 7, P 290,

AmB 60.166 I 2 P 274, Zz 4: kein gis1 (Viertel); NA folgt Kayser, LEm 7, P 290,

AmB 60. II P 274: letzte vier Noten eine Terz tiefer; NA folgt Kayser, LEm 7

(kein h vor f 1), P 290, AmB 60.170–171 I 2 P 274, Kayser: kein Haltebogen (e1); NA folgt LEm 7, P 290,

AmB 60.172 II 2 P 274, 1. Note (h) ohne Punkt; NA folgt Kayser, LEm 7, P 290,

AmB 60.175 I 2 P 274, 3. Note (cis2): kein k; Kayser ist undeutlich, scheint aber

das k zu enthalten (möglicherweise als spätere Ergänzung), wie auch LEm 7, P 290 und AmB 60.

176 I 1 Keine Quelle führt ein Akzidens auf der 2. Note (a2), die eher als a2 statt ais2 zu lesen ist; Akzidentien auf 2. und 4. Note (a2 , c3) in der NA sind Herausgeber-Ergänzung. Dass sich im verschol-lenen Autograph an dieser Stelle irgendein Zeichen fand, das die Schreiber verwirrte, kann man dem in P 274 an dieser Stelle vor-handenen scheinbaren Bogen über dem Taktstrich entnehmen (auf g 2, fi s2).

185 I 2 P 274, LEm 7, 4. Note: a1 statt h1; NA folgt Kayser, P 290, AmB

60 (= P 274, T. 13)187 I 1 P 274, LEm 7, 5., 7. Note (c2): k statt h; NA folgt Kayser, P 290,

AmB 60.192–231 P 274: diese Takte fehlen; NA folgt Kayser, LEm 7 (nur bis ein-

schließlich T. 197), P 290, AmB 60. Zu Lesarten in T. 192, 193, 204 und 230 vgl. obige Einträge zu den jeweiligen Parallelstellen T. 20, 21, 32 und 58.

231 Kayser, P 290: halbe Note, gefolgt von einer halben Pause in allen Stimmen; die NA ändert die halbe Pause zu einer Viertel-pause, womit auf den anfänglichen Auftakt Bezug genommen wird. AmB 60: punktierte halbe Note in jeder Stimme, keine Pause; auch kein Haltebogen auf H, was bei Kayser und P 290 ein Doppelpedal E/H im Schlussakkord impliziert.

Praeludium et Fuga in G BWV 541

QuellenHauptquelle: JSB (SBB, N. Mus. ms. 378). Kein Titelblatt; Überschrift: Præludium

pro Organo con Pedal: obligat: di J. S. Bach. Autograph, nicht vor 1733, wahrscheinlich in den 1740er Jahren.12 Unter dem Namen des Komponisten: per manum Autoris, wahrscheinlich eine spätere Ergänzung von Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784).

Zusätzliche Quellen: Kellner (SBB, Mus. ms. Bach P 288), Fasz. 8, S. 55–60. Schreiber: J. P. Kellner, „1726/27“13; Preller (= Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbiblio-thek, Ms. 7), Fasz. 15, S. 63–68. Schreiber: Johann Gottlieb Preller (1717–1785). Ringk (SBB, Mus. ms. Bach P 595), Fasz. 6, S. 45–50. Schreiber: J. Ringk.14 Oberes System im Sopranschlüssel, P 290 (SBB, Mus. ms. Bach P 290), S. 20–25. Schreiber: Anonymus 303, 2. Hälfte 18. Jh.

QuellenbewertungAufgrund des Wasserzeichens und des Eintrags im Autograph ( JSB), der wahrschein-lich von W. F. Bach stammt, wurde bislang angenommen, dass dieser das Werk bei seinem erfolgreichen Vorspiel im Jahr 1733 für die Organistenstelle in der Kirche der Heiligen Sophie in Dresden spielte.15 Doch da Sebastians Handschrift hier eher jener aus den 1740er Jahren ähnelt, muss es Spekulation bleiben, wie Friedemann das Manuskript verwendete und wann genau es geschrieben wurde. Das Reinschrift-

12 Datierung von Kilian in NBA IV/5–6, KB, S. 33f.13 Datierung von Stinson (s. Anm. 2), S. 23.14 Stinson (s. Anm. 2), S. 37, datiert das Präludium „nach 1730?“, die Fuge „vor 1740?“.15 So argumentierte Hans-Joachim Schulze angesichts der Tatsache, dass das Autograph und Friede-

manns Bewerbungsbrief das gleiche Wasserzeichen haben; siehe Gerhard Herz, Bach-Quellen in Amerika / Bach Sources in America, Kassel 1984, S. 33f.

128

Autograph enthält nur einige wenige Detailkorrekturen, bei denen es sich teilweise um Überarbeitungen handelt, die sich in keiner anderen Quelle fi nden. Doch andere singuläre Lesarten in JSB wurden offenbar von dem verschollenen früheren Auto-graph kopiert, welches, in einer früheren Fassung oder in früheren Fassungen, direkt oder indirekt als Vorlage für die erhaltenen Abschriften diente. Die Überarbeitungen, obwohl eher von geringfügiger Art, betrafen zahlreiche Verfeinerungen von Rhythmus und Stimmführung (z. B. die Anpassung des Motivs, das in der Sequenz in T. 1/18–20 behandelt wird, und die Hinzufügung von Oktavsprüngen im Pedal in T. 2/60).Die drei relativ frühen Abschriften von Kellner, seinem Schüler Ringk und Preller weisen untereinander starke Ähnlichkeit auf und gehen mit Sicherheit auf das glei-che verschollene frühere Autograph zurück. Eine spätere, teilweise revidierte Fassung desselben Autographs war wahrscheinlich die (indirekte) Vorlage für P 290, dessen Kopist für C. Ph. E. Bach arbeitete. Varianten, die in allen vier zusätzlichen Quellen vorhanden sind, sind gewiss genuine frühe Lesarten, vor allem dort, wo sie durch durchgestrichene Lesarten bestätigt werden, die in JSB ersetzt wurden.Einige nur bei Kellner, Ringk und Preller vorhandene Lesarten müssen eine noch frü-here Fassung des Werkes darstellen (wie an einer Reihe von parallelen Lesarten zu sehen ist, die zuerst im Präludium erscheinen, T. 18). Andere müssen auf Fehllesungen einer teilweise unleserlichen Kompositionspartitur zurückgehen.16 Ringks Kopie ist äußerst ungenau, vielleicht von einer schwer lesbaren Vorlage angefertigt zu einer Zeit, als der Kopist noch jung und unerfahren war. Einige Fehler könnten durch die Umno-tierung der Oberstimme im Sopranschlüssel entstanden sein (wie in T. 1/43). Ringk weist gelegentlich singuläre Lesarten (sicherlich Fehler) an Stellen auf, wo die anderen Abschriften vermutlich genuine frühe Lesungen überliefern. Letztere werden in unten-stehender Liste aufgeführt (z. B. bei T. 1/22). Diese Quellen überliefern in der Fuge (erstmals in T. 35) eine scheinbar alternative Fassung des Themas, mit einer Achtelnote statt der anfänglichen Achtelpause. Dies könnte eine Änderung widerspiegeln, die erst nach Fertigstellung des Stückes vorgenommen wurde. Unter Umständen versäumte man es, die Streichung der Anfangsnote in den ersten Einsätzen des Themas gleich auf alle nachfolgenden Einsätze zu übertragen.Kellners Abschrift enthält zahlreiche spätere Korrekturen und Ergänzungen, die in der nachfolgenden Liste alternativer Lesarten nicht berücksichtigt werden.17 Bei Kellner folgen auf die Fuge noch die ersten dreizehn Takte des letzten Satzes der Sonate in e-moll BWV 528. Dieses Fragment, das als Handschrift des Organisten Johann Chris-tian Westphal identifi ziert wurde, trägt die Überschrift „Trio so nach dem 1sten Satze

16 Wie im Präludium, T. 43 (I 1), wo bei Kellner und Preller die 4. Note fi s2 statt g1 ist und bei Ringk der gesamte Takt fehlerhaft (4., 6., 8., 10., 12. Note: jede d2 ) ist. Gelegentlich überliefert P 290 eine Fehl-lesung, wie im Präludium, T. 78 (I 1), wo bei P 290 die 10. Note fi s2 statt g2 ist; alle vier Abschriften bieten auch unterschiedliche Lesarten für die Innenstimmen an dieser Stelle.

17 Viele dieser Änderungen scheinen auf den Lesarten von P 290 zu beruhen. Der Herausgeber der NA hat auf Kilians Liste von Varianten in NBA IV/5–6, KB, zurückgegriffen, um Kellners ursprüngliche Lesarten zu identifi zieren.

folgen muß“. Dasselbe Fragment, das auch in Westphals eigener Abschrift18 erscheint, könnte das Überbleibsel einer dreisätzigen Zwischenfassung von BWV 541 sein. In diesem Fall könnte die Einfügung eines Binnensatzes in einer fremden Tonart im ver-schollenen Autograph nur durch einen Hinweis angezeigt worden sein – so wie wahr-scheinlich auch für die Zwischenfassung von BWV 545, die Kellner ebenfalls kopierte (siehe Bd. 1). Doch da es keinen anderen Beleg für einen derartigen Satz in BWV 541 gibt, ist es möglich, dass Bach den Gedanken schnell wieder aufgab. Vielleicht war es eine Neuerung, die von Kellner selbst stammte.In einer Reihe später Quellen, einschließlich einer Abschrift von Gebhardi in SBB, Mus. ms. Bach P 320 (S. 56–65), fi nden sich einige abweichende Lesarten, offenbar von Kittel überliefert. Diese Lesarten bleiben in der NA unberücksichtigt, da in den entsprechenden Quellen die mit Sicherheit authentischen revidierten Lesarten des Autographs fehlen.

EinzelanmerkungenPedalangaben fi nden sich in JSB in T. 1/12, 49; 2/8, 52.Unten aufgeführte alternative Lesarten, für die keine Quellen angegeben werden, fi nden sich in allen zusätzlichen (nicht-autographen) Quellen. Sie stellen Lesarten einer Fassung dar, die wahrscheinlich dem erhalten gebliebenen Autograph voraus-ging. Sternchen geben an, dass in diesem eine Überarbeitung zu erkennen ist, von der jeweils angenommen wird, dass hier ursprünglich die aufgeführte Lesart vorlag.

Takt Stimme Bemerkung

Präludium Ohne Tempoangabe.*12 I 2, II 1 Letzte Note: g1/d2 statt g1/h1.18, 19, 20 I 1 Kellner, Ringk, Preller, 4. Note: a2 statt g 2 (T. 18); h2 statt a2 (T.

19); c3 statt h2 (T. 20; vgl. T. 59, 60, 63, 64, 65, 79, 80).19 I 2 Zz 1: g1 statt d2; Kellner, Ringk, Preller: Viertel statt Achtelnote,

Achtelpause.*21 II 1 Letzte Note: g1 statt fi s1.22 II P 290, Kellner, Preller, 1. Note, Stimmkreuzung nicht angegeben,

kein e1; Ringk: fi s1/a1.* P 290, Kellner, Preller, 2. Note: cis1/a1 statt e1/a1 (ohne Stimm-

kreuzung); Ringk: d1/fi s1/a1.* Letzte Note: fi s1 statt e1.23 II 1 1. Note: h1 statt fi s1. II 2 4.–5. Note: d1– d1 statt h–e1.24 I 2 Kein cis2 . Ped Kellner, Ringk, Preller, Zz 1: A (Viertel) statt A (Achtel), Achtel-

pause.25, 26 Ped Zz 1: Viertelnote statt Achtelnote, Achtelpause (vgl. T. 33, 35, 48,

75, 76).

18 SBB, Mus. ms. Bach P 319, von Kellner kopiert.

129

33, 35 I 1, II Zz 1: Viertelnote statt Achtelnote, Achtelpause.36–37 P 290, Kellner, Preller: einfachere Fassung wie angegeben (bei

P 290 fehlen die Köpfe für a, doch die Hilfslinien wurden gezo-gen; Ringk ist hier fehlerhaft):

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P 290, Kellner, Preller

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Ringk

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*38 II P 290, Preller, Zz 2–3: Viertelpause, Achtelpause, d1 (Achtel) statt Achtelpause, fi s1–e1–d1 (Achtel). Kellner: h statt d1. Ringk: hier nichts.

41 II JSB, drittletzte Note (gis): kein Akzidens; NA folgt P 290, Kellner, Ringk, Preller. Hätte Bach ein nicht erhöhtes g gemeint, hätte er hier wahrscheinlich ein explizites Warnungsakzidens notiert, wie er es in T. 40 (I 1, 11. Note) tat.

43 II Zz 1: kein h. *44 I 2 Zz 3: Viertelnote statt Achtelpause, cis1 (Achtel).45 I 1 Letzte Note: Verzierungszeichen nur in JSB.48 I 2, II 1 Zz 1: Viertelnote statt Achtelnote, Achtelpause. Kellner: nur eine

Note (einfacher Hals, keine Verdopplung angegeben).50 I 1 10. Note: c2 statt d2 .56 I 3 Zz 1: e1 (Viertel) statt e1– e1–d1 (Achtel–16tel–16tel); Zz 2: Vier-

telpause (bei Ringk fehlt Pause), kein e1 (Viertel).57 I 2 Zz 1: kein fi s1.59 I 1 Kellner, Ringk, Preller, 4. Note: h1 statt a1.60 I 1 Kellner, Preller, 4. Note: c2 statt h1 (Ringk = NA). I 2 1. Note: c1 statt d1.62 II P 290, Zz 1–2: punktiertes Viertel (e1) statt Viertel, Achtelpause;

Kellner, Ringk, Preller: e1– e1– e1 (Achtel). 3. Note: e1 statt d1.63 II Kellner, Preller, 4. Note: a1 statt g1 (Ringk = NA).64 II Kellner, Ringk, Preller, 4. Note: h1 statt a1.65 I 1, II Kellner, Ringk, Preller, 4. Note: c2/a2 statt h1/g 2 .67 II Kellner, Ringk, Preller, 1. Note (c1) mit k.68 I 2, II Kellner, Ringk, Preller, Zz 3: keine 16tel-Pause, kein cis1; letzte bei-

den Noten von II sind b–cis1 (16tel) statt b (Achtel) ([sic]; bei Ringk fehlt das k vor c1).

71 II 1 Kellner, Ringk, Preller, 1. Note: g1 statt g (16tel), mit zusätzlicher Unterstimme g (Viertel).

72 II 2 Zz 2–3: Achtelpause, c1–h–a (Achtel) statt h (halbe Note).

73 II 2 Zz 1: g (Viertel) statt h–e (Achtel).75, 76 I Zz 1: Viertelnote statt Achtelnote, Achtelpause.81 I 1 Letzte Note: Verzierungszeichen nur bei JSB. II 1 JSB, letzte Note: a (verdoppelt II 2) statt c1; NA folgt Kellner,

Preller.

Fuge11 I 2 Kellner, Ringk, Preller, 1. Note: 16tel-Pause statt a1 (16tel).14 II Letzte Zz: gis–gis (Achtel) statt gis (Viertel).15 I 2, Ped Letzte Zz: Aufl öser nur in P 290 (Ped) und als spätere Ergänzung

in Kellner.16 I 2 Ringk, letzte Note: a1 statt fi s1; Preller: a1– fi s1 (16tel); P 290: d1–

fi s1 (16tel). II Kellner, Ringk, Preller, letzte drei Noten: c1–h–a statt g–a–fi s.20 I 2 Kellner, Ringk, Preller, 1. Note: d1 statt c1. 2.–3. Note: Oktave höher (h1– h1, übergebunden, statt h–h).22 I 2 Ringk, Preller, 4. Note (c1) ohne k; Kellner: k vorhanden (spätere

Ergänzung?). I 2, II P 290, Zz 3: a/e1 statt e/a (kein Haltebogen auf e); Kellner, Ringk,

Preller: nur a–e (Achtel). Ped Kellner, Ringk, Preller, letzte Note: d statt A.23 Ped Kellner, Ringk, Preller, 2., 4. Note: e statt H, A statt cis.26 Ped 2. Note: d statt H.27 I 1 Zz 1: d2 (Viertel) statt d2– a1 (Achtel). Ped Kellner, Ringk, Preller, Zz 1, 3: d (D in Kellner, Preller), g (Viertel)

statt d–D, g–G (Achtel); vgl. T. 36, 37, 43, 44, 60, 61, 62.30 I 2 4. Note: dis1 statt h.35 I 1 1. Note: e2 , zu Achtel übergebunden, statt Achtel gefolgt von

Pausen. II Kellner, Ringk, Preller, Zz 1: h (Achtel) statt Achtelpause; vgl.

T. 52, 59, 72, 75, 76, 79.36 Ped Zz 1: h (Viertel) statt h–H (Achtel); vorletzte Note ohne k (c).37 I 1 Kellner, Ringk, Preller, 5.–6. Note: Haltebogen (a2). Ped Kellner, Ringk, Preller, Zz 1 und 3: d, e (Viertel) statt d–D, e–E

(Achtel); 8. Note: fi s statt e.41 I 2 5. Note: 16tel-Pause statt h1 (16tel).43, 44 II Zz 3: e, a (Viertel) statt e–E, a–A (Achtel).45–47:

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130

52 I 1 Kellner, Ringk, Preller, vorletzte Note: e1 statt g1 (kein Doppelhals auf g1).

II 2 Zz 3: a (16tel) statt 16tel-Pause (Doppelhals auf a).* Ped Kellner, Ringk, Preller, Zz 3: A (Achtel) statt Achtelpause.53 I 2 Zz 3: e1 (Viertel) statt e1 (Achtel), Achtelpause.56 II Zz 1: d (Viertel) statt d (Achtel), Achtelpause.59 I 1 Kellner, Ringk, Preller, Zz 3: e2 (Achtel) statt Achtelpause.60 I 2 3.–4. Note: a1–h1, cis2 (16tel) statt a1, a1 (Achtel zu 16tel überge-

bunden)60, 61, 62 Ped E, a, d, c (Viertel) statt e–E, a–A, d–D, c–C (Achtel).68 II Kellner, Ringk, Preller, Zz 4: h (Viertel) statt 16tel.69 I 2 Kellner, Ringk, Preller: 2.–3. Note (g1–g1) fehlt.72 I 2 Kellner, Ringk, Preller, Zz 3: d1 (Achtel) statt Achtelpause.76 I 2 Kellner, Ringk, Preller, Zz 1: g1 (Achtel) statt Achtelpause. II Keine Quelle hat ein Akzidens auf 10. Note (c1); da JSB das k

auf den Noten 3, 5 und 8 wiederholt, dies aber auf der 10. Note nicht tut, ist das in der NA eingefügte Aufl ösungszeichen edito-rische Konjektur, wie auch auf der 3. Note (c) im Pedal, wo keine Quelle ein Akzidens angibt. Für die Setzung eines Aufl ösungs-zeichens spricht auch die Tatsache, dass JSB mit Zz 3 von T. 76 ein neues System beginnt.

79 II 2 Kellner, Ringk, Preller, Zz 1: g (Achtel) statt Achtelpause.81 II 1 Kellner, Ringk: g1–g1 (halbe Note, in Kellner übergebunden; kein

h1, kein c2); Preller: dasselbe, mit einer zusätzlichen Oberstimme auf Zz 2–4: h1–h1–c2 (Viertel, die ersten beiden übergebunden).

Praeludium in G BWV 550

QuellenHauptquelle: P 1210 (SBB, Mus. ms. Bach P 1210). Titelblatt: Præludium | pedaliter ||

J. S. Bach || [später hinzugefügt:] Per: Dreyssig.19 Schreiber: unbekannt, mit autogra-phen Korrekturen. Oberes System im Sopranschlüssel (ebenso die unten aufgeführten Quellen).Vergleichsquelle: Michel (SBB, Mus. ms. Bach P 287), Fasz. 11, S. 103–109. Titelblatt (S. 103): Preludio con Fuga | in G. dur. || del Sigr || Giovann Bast: Bach. Schreiber: J. H. Michel.Zusätzliche Quellen: Mempell (Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek, Ms. 7), Fasz. 18, S. 87–93. Schreiber: J. N. Mempell; LM 4839a (New Haven, Yale Uni-versity, Music Library, LM 4839a), Fasz. 1. Unbekannter Schreiber, ca. 1800; Grasnick (SBB, Mus. ms. Bach P 512). Schreiber: Friedrich August Grasnick (1798–1877).

19 Kilian (NBA IV/5–6, KB, S. 92) identifi ziert den auf dem Titelblatt genannten Besitzer als Anton Dreyssig (1776–1815), Leiter der Dresdner Singakademie.

QuellenbewertungP 1210, wahrscheinlich die früheste Abschrift, stammt vermutlich von einem Schü-ler Bachs, dessen Verbesserungen auf den ersten beiden Notenblättern erscheinen.20 Insbesondere fügte Bach den fehlenden T. 25 auf S. 2 sowie T. 26 in den unten auf der nächsten Seite freigelassenen Platz ein.21 Doch es bleiben zahlreiche Fehler übrig, woraus man schließen kann, dass der Komponist den Versuch aufgab, die Abschrift vollständig zu korrigieren. Das Manuskript ist heute nur unvollständig lesbar infolge des Durchschlagens der Tinte durch das dünne Papier.22

Auf Michel, Hauptkopist in Hamburg für C. Ph. E. Bach, wird in Bd. 1 unter BWV 549 näher eingegangen. Zwar weist seine Abschrift von BWV 550 das für ihn typische saubere Erscheinungsbild auf und stammt von einer Vorlage, die sich im Besitz von C. Ph. E. Bach befand, doch werfen gelegentliche Korrekturen innerhalb der Abschrift (im folgenden Kommentar nicht aufgeführt) die Möglichkeit auf, dass Michel hier eigenmächtig ediert hat. Dafür sprechen auch die vielen Verzierungen, die entweder nur diese Quelle aufweist oder die sich ansonsten nur noch in LM 4839a fi nden (siehe unten). Es ist daher unklar, wie man Michels in keiner anderen Quelle vorhandenen Trennung der Fuge vom vorhergehenden Material durch die Einfügung einer ganztak-tigen Pause deuten soll.Mempells Abschrift umfasst ein ursprünglich getrenntes Manuskript, vollständig mit Titelblatt, jetzt zusammengebunden mit seiner Abschrift von BWV 532 (bereits in Bd. 1 beschrieben) und BWV 548. Die Abschrift von BWV 550 ist relativ genau, ent-hält aber trotzdem eindeutige Fehler, die darauf hindeuten, dass sie sich in einigem zeitlichen Abstand vom Komponisten befi ndet. Trotzdem handelt es sich um eine der frühesten erhaltenen Quellen.23 Noch weiter entfernt von Bach sind die späteren Quellen LM 4839a und Grasnick, die anscheinend unterschiedliche Überlieferungs-stränge darstellen, wenn auch verwandt mit dem von Mempell. LM 4839a enthält zahl-reiche Korrekturen, deren Herkunft sich nicht bestimmen lässt, einige wurden wahr-scheinlich während des ursprünglichen Kopiervorganges gemacht, andere eindeutig später hinzugefügt. Im Folgenden werden nur originale Lesarten aufgeführt, soweit sie sich von späteren Ergänzungen unterscheiden lassen. Unter diesen befi ndet sich eine Reihe von Verzierungszeichen, die sich nur noch bei Michel fi nden.P 1210, die einzige Quelle, die mit Sicherheit eine direkte Verbindung zum Kompo-nisten hat, bildet daher die Hauptquelle für diese NA. Doch ihr ungenauer Text muss in starkem Maße durch andere Quellen ergänzt werden. In mindestens einer Hinsicht überliefert sie eine abweichende Fassung, in der sich im Pedal mehrere Lesarten fi n-den, die die Note e1 meiden. Auch wenn dies nicht Bachs eigene alternative Lesarten

20 Bach nahm auch Einträge in der Abschrift vom 1. Teil des Wohltemperierten Klaviers desselben Ko-pisten vor (Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek, Poel mus. ms. 34).

21 Andere Verbesserungen (von Kilian aufgelistet, NBA IV/5–6, KB, S. 93f.) sind teilweise wahrschein-lich von Bach selbst. Doch lässt sich seine Handschrift nicht immer eindeutig von jener des Kopisten unterscheiden.

22 Wie bereits von Kilian 1979 berichtet (NBA IV/5–6, KB, S. 92).23 Im Gegensatz zu anderen mit Mempell assoziierten Abschriften (z. B. von BWV 533; s. o.), ist es

eher unwahrscheinlich, dass diese von einer in Kellners Besitz befi ndlichen Vorlage herrührt, da ihr Text unabhängig von dem Überlieferungsstrang ist, der für Kellner typisch zu sein scheint (s. u.).

131

sind, könnten sie zumindest von ihm gebilligt worden sein. Darüber hinaus gibt es jedoch keine eindeutigen Belege für Alternativfassungen, die von Bach selbst stam-men. Viele Varianten, ob in P 1210 oder anderen Quellen, spiegeln wahrscheinlich weniger unterschiedliche Fassungen des Werkes wider, sondern eher Verbesserungen oder die Klärung unlesbarer Stellen im verschollenen Autograph. Bei einigen dieser Varianten geht es um Oktavversetzungen einzelner Töne, was auf die Möglichkeit hinweist, dass Kopisten die Tabulaturnotation im Original falsch lasen. In diesem Fall wurde Tabulaturnotation wahrscheinlich nicht für die gesamte Partitur, sondern eher zur Verdeutlichung von Korrekturen oder Revisionen verwendet.Angesichts des ungewissen Status von Lesarten in Michel werden diese in der Regel nur berücksichtigt, um Fehler in P 1210 zu verbessern, wenn dieselben Lesarten auch in anderen Quellen vorkommen. Verzierungen, die nur in Michel oder in Michel und LM

4839a erscheinen, werden in der NA in Kleindruck übernommen. Im Fall von Lesar-ten, die ausschließlich von den zusätzlichen Quellen überliefert werden, ist es noch unwahrscheinlicher, dass sie vom Komponisten stammen. Besonders zweifelhaft ist das Fehlen von T. 46–61 in zwei Abschriften, die sich auf Kellner zurückführen lassen; dadurch verwandelt sich das Werk in ein Präludium und eine Fuge, die zwei getrennte Sätze darstellen.24 Michel erreicht jedoch das gleiche, indem er eine eintaktige Pause zwischen Präludium und Fuge einschiebt. Da dies eine authentische späte Lesart sein könnte, weist die NA in einer Fußnote darauf hin.

EinzelanmerkungenDie Hauptquelle (P 1210) setzt keine Doppelstriche oder Fermaten bei der Trennung zwischen Präludium, Fuge und der kurzen Zwischenpassage und gibt jeweils nur Takt- und Tempoänderungen an. Die NA folgt P 1210 in dieser Hinsicht, vgl. aber Eintrag zu T. 59 und 62.Pedalangaben fi nden sich in P 1210 in T. 11, 13, 58 (Autograph), 83, 126 und 176. In T. 3 erscheinen explizite Angaben für manualiter-Spiel in Michel („m“) und in LM

4839a („m.“ wie auch „manual“).In der Fuge werden Verzierungen, die in Michel und LM 4839a vorhanden sind, aber nicht in P 1210, in Kleindruck in die NA aufgenommen als möglicherweise authen-tische revidierte Lesarten. Wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, treten diese Zeichen nur in Michel und LM 4839a auf.Wegen des fehlerhaften Zustandes von P 1210 wurden fehlende Haltebögen, Pausen und andere Einzelheiten der Notation in der NA stillschweigend ergänzt, sofern diese in anderen Quellen vorhanden sind und ihr Fehlen keine genuine frühe Variante dar-zustellen scheint. Wo P 1210 die einzige Quelle für die unten aufgeführten substan-tielleren Fehler ist, fi ndet sich die Lesart der NA auch in allen Vergleichsquellen und zusätzlichen Quellen.

Takt Stimme Bemerkung

7 I 2 P 1210 (4. Note): h statt d1.8 II P 1210 (letzte Note): d1 statt d.

24 Es handelt sich wahrscheinlich um eine eigenmächtige Kürzung Kellners.

11 I, II P 1210 (Akkord): + d2 , – g1; d2 in LM 4839a durchgestrichen.12 I 2 LM 4839a, 3. Note: g1 statt h1.25 II Michel, Mempell, LM 4839a, Grasnick: kein Haltebogen (e1),

Achtelpause statt 6. Note (e1, Achtel).32 I 1 P 1210, 3. Note (g 2 ): ohne k.34 Ped P 1210: ganzer Takt eine Oktave tiefer.36 I 2 Mempell, LM 4839a, Grasnick: c2 statt g1; LM 4839a zur Lesart

von NA korrigiert.40 Ped P 1210, 3. Note (d ): ohne k.47 I 1 Michel, Mempell, LM 4839a, Grasnick: 6. Note ( f 2) ohne h.52 II Zahlreiche kleine Varianten in allen Quellen, s. Notenbeispiel.

NA folgt Mempell und Grasnick in der Lesart h (ganze Note) und d/g (punktierte ganze Note) auf Zz 1 und verschiebt die ungenau gesetzten Haltebögen zwischen T. 52 und 53 zu den Noten, die an dieser Stelle tatsächlich gehalten werden (D, d, g1).

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P 1210

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Mempell, Grasnick

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LM 4839

52–53 Ped P 1210, Mempell, LM 4839a, Grasnick: ohne Haltebogen (D); NA folgt Michel.

53 II 1 Michel, Mempell, LM 4839a: zusätzliches d1 (ganze Note) auf Zz 1; Grasnick: ebenso, aber punktierte ganze Note.

59 P 1210: Taktangabe vor diesem Takt (vor dem Seitenwechsel) anscheinend À , doch nach dem Seitenwechsel erscheint Á. (À könnte die Fehllesung des Kopisten von Á gewesen sein, das über einen Taktstrich notiert war). LM 4839a: „Adagio“.

59–60 II 1 P 1210, Grasnick: ohne Haltebogen (d1); NA folgt Michel, Mem-

pell, LM 4839a.60 II 2 P 1210, Zz 3–4: kein a, kein gis; NA folgt Michel, Mempell, Gras-

nick (LM 4839a weist an dieser Stelle Korrekturen auf, ursprüng-liche Lesart undeutlich).

61 II 2 P 1210, Mempell, Grasnick, 1.–2. Note (a): ohne Haltebogen; NA folgt Michel, LM 4839a.

61–62 Ped P 1210: d statt D; NA folgt den übrigen Quellen, doch bei Michel und Mempell fehlt der Haltebogen.

62 Michel: Fermate auf 1. Note, gefolgt von Viertel und halber Pause in jeder Stimme; die Fuge beginnt in einem getrennten Takt (mit einer Viertelpause auf Zz 1) auf der folgenden Seite. Fermate auch in LM 4839a.

I 2, II 1 P 1210: a1/fi s1 statt fi s1/d1; NA folgt Michel, Grasnick.

132

67 II Michel, Mempell, 5. Note: Mordent; NA ersetzt ihn durch einen Triller mit Nachschlag; Grasnick, LM 4839a: „tr“.

68 II P 1210: 1. Note (g) als Viertel notiert, das zu einem Achtel über-gebunden ist.

74 II Alle Quellen, 2. Note: a statt fi s; NA verfährt entsprechend T. 73, 75.

86 Ped P 1210, letzte Note: h(?) statt g; h in Grasnick durchgestrichen.93 II P 1210, 1. Note: a1 statt a.94 II In allen Quellen, 2. Note (g1) als zwei übergebundene Viertel

notiert (in Mempell sind diese durch einen Zeilenumbruch ge-teilt).

97–98 I P 1210: ohne Haltebogen (e2).100, 102 I 1 P 1210, 3. Note: a1 statt d2 (T. 100), h2 statt e2 (T. 102).104 I 2 Verzierung nur in Michel.105, 106 I 2 P 1210, 3., 7. Note (h, a in T. 105; g, fi s in T. 106): eine Oktave

höher.111 II P 1210, 6. Note: d statt e.117 I 2 P 1210, 2. Note: h statt h1. Dies muss ein Rest von Überarbei-

tungen oder Korrekturen sein, die auch zu den Varianten in T. 125–126 und T. 126 (s. unten) geführt haben.

125–126 II P 1210, Mempell, Grasnick: ohne Haltebogen (a); NA folgt Michel.

126 I 1 P 1210 (wahrscheinlich auch LM 4839a vor einer Korrektur), 3. Note: h1 statt h; NA folgt Michel, Mempell, Grasnick.

128 I 2 P 1210, 2. Note: d2 statt e2 .131 I Mempell, LM 4839a, Grasnick, Zz 2–3: e2 , e2–fi s2 (punktierte

Viertel, 16tel–16tel).132–133 Ped P 1210, 2. Note von T. 132 bis einschließlich 1. Note von T. 133:

Oktave tiefer; NA folgt Michel, LM 4839a, Grasnick. Mempell (T. 132): e (Achtel), Achtelpause statt 1. Note (e); 2. Note (e1) fehlt.

132–136 I 1 P 1210, Mempell, Grasnick: ohne Haltebogen; NA folgt Michel, LM 4839a.

134 I 2 P 1210, Michel, LM 4839a: letzte Note: e1 statt c1; NA folgt Mempell, Grasnick und LM 4839a nach Korrektur.

137 I 2 P 1210, Zz 3–4: punktierte Viertel, Achtel statt Achtelpause, Vier-tel, Achtel; NA folgt Michel, LM 4839a (Varianten in anderen Quellen).

141 II 1 Alle Quellen, 3. Note: h statt cis1; NA verfährt entsprechend T. 139–140, 142.

153 I 1 Alle Quellen, 3. Note: d2 statt c2; NA verfährt entsprechend T. 151–152 (vgl. Innenstimmen in T. 153–154).

158 I 1 P 1210, 4. Note: g 2 statt h2 .160 II P 1210, 4. Note: e statt g.164 II P 1210, 5. Note: a statt a1.

165 I 1 Michel, LM 4839a, 5. Note (gis1): Mordent; NA ersetzt ihn durch einen Triller mit Nachschlag wie in T. 67.

168–169 P 1210: die zweite Hälfte von jedem Takt fehlt (Zz 3–4 von T. 169 sind vorhanden, aber durchgestrichen); somit ist die Abschrift um einen Takt kürzer.

174–175 I 2 P 1210, Mempell, Grasnick: ohne Haltebogen (g1); NA folgt Michel, LM 4839a.

176 I 1 Mempell, LM 4839a, Grasnick, 3. Note: g 2 statt g1.178 P 1210: Zz 1–2 doppelt, das erste Mal durchgestrichen.191 I 1 P 1210, letzte Note: fi s2 statt a2 .192 I 1 P 1210, zwei Achtel (g 2) statt 2. Note (Viertel); NA folgt Mempell.

Michel: offenbar punktierte Viertel, doch Achtel g 2 folgt. I 2 P 1210, 4. Note: h1 statt a1.195 II P 1210, letzte Note: e1 statt c1.202 I 2 P 1210, 5. Note: c1 [sic] statt e1. II P 1210, Michel, Mempell, Grasnick, 7. Note: d1 statt c1; NA folgt

LM 4839a (ursprüngliche Lesart; danach zu d1 geändert).204 I 2 P 1210: Altstimme fehlt völlig; NA folgt Michel, Grasnick.207 I 2, II P 1210, 2. Note: c1/e1 statt d1/g1; Mempell: d1/fi s1. NA folgt

Michel, LM 4839a, Grasnick.210 I 2 Michel, Mempell, LM 4839a, Grasnick: + g1.

Praeludium et Fuga in g BWV 535

Quellen

BWV 535 (Spätfassung)Hauptquelle: LEm (Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek, Ms. III.8.7). Titelblatt: Preludio con Fuga | per il Organo | da | Giov. Bast. Bach. Überschriften: Pre-

ludio (S. 2), Fuga (S. 5). Abschrift eines unbekannten Schreibers, mit vermutlich auto-graphen Korrekturen, ca. 1740–1750. Oberes System im Sopranschlüssel (ebenso die unten aufgeführten Quellen, wenn nicht anders angegeben).Vergleichsquellen: LEb (Leipzig, Bach-Archiv, MS Varia 1). Titelblatt: Præludio et

Fuga GJ. | con Pedal. | del | Sigre. | Giovann Bast: Bach. | [in fremder Hand hinzuge-fügt:] Poss: J. C. Bach. Überschriften: Præludium con Pedal. (S. 2), Fuga (S. 4). Abschrift eines unbekannten Schreibers, Mitte 18. Jh. (?).25

Oley (SBB, Mus. ms. Bach P 1097), fol. 2v–5r. Titelblatt: Præludium et | Fuga ex G moll. |

con Pedale pro Organo pleno | par | J. S. Bach. || Joh: Chr: Oley. | Bernburg. Überschriften: Prel: con Pd: pro Organo pleno (fol. 2v); Fuga (fol. 3v). Abschrift wahrscheinlich von Johann Christoph Oley (1738–1789) (oder in dessen Besitz).Zusätzliche Quellen: Preller (SBB, Mus. ms. Bach P 1098). Abschrift wahrscheinlich von J. G. Preller (oder in dessen Besitz); Gebhardi (= SBB, Mus. ms. Bach P 320), S. 70–74. Schreiber: J. N. Gebhardi.

25 Ausführlich beschrieben unter http://www.bach.gwdg.de/det_beschr/dgb10.html.; s. Anm. 1.

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BWV 535 (Frühfassung)Für diese Fassung des Werkes sind die drei Quellen von gleicher Wertigkeit.Kellner (SBB, Mus. ms. Bach P 804), Fasz. 55, fol. 3v–4r (S. 387–388). Überschrift (teilweise abgeschnitten): Præludium in GJ. (Nur Präludium. Schreiber: J. P. Kellner, Wolfgang Nicolaus Mey, 1727 oder später.26 Oberes System anfänglich im Sopran-schlüssel (Violinschlüssel in T. 5–14).P 288 (SBB, Mus. ms. Bach P 288), Fasz. 7. Unbekannter Schreiber, später im Besitz von Johann Christian Westphal.Gebser (Leipzig, Bach-Archiv, Ms. Gebser 1), fol. 1v–4. Schreiber: Ernst Gebser, 1. Hälfte 19. Jh. Violinschlüssel im oberen System.27

BWV 535aEinzige Quelle: Möller (SBB, Mus. ms. 40644, die sogenannte „Möllersche Hand-schrift“), fol. 44–45. Überschrift: Praeludium - cum Fuga - ex GJ. Pedaliter - per Joan:

Sebast: Bachium; am Schluss von fol. 44: Volti segue la Fuga. Autograph, ca. 1707.

QuellenbewertungDas Autograph von BWV 535a ist auf drei Seiten notiert, die sich gegen Mitte von Möller befi nden. Dennoch war BWV 535a einer der letzten Einträge in dem Manu-skript, sein fragmentarischer Zustand eine Folge von Bachs Fehleinschätzung des zur Niederschrift der Fuge erforderlichen Platzes. Der Schluss der Fuge muss auf einem zusätzlichen Blatt Papier notiert worden sein, das einmal an die letzte Seite des bereits gebundenen Manuskripts genäht gewesen war, heute aber nicht mehr erhalten ist.28 Der erhaltene Teil des Autographs ist größtenteils eine Reinschrift, doch nahm Bach beim Schreiben kleinere Korrekturen oder Revisionen vor.29

Fast sicher autograph sind eine Reihe von Einträgen in LEm, das demnach, so nimmt man an, von einem Schüler Bachs angefertigt wurde. Aus dem Wasserzeichen geht hervor, dass LEm aus Bachs letztem Lebensjahrzehnt stammt, zusammen mit meh-reren anderen Abschriften von Tastenmusik desselben Schreibers. Bachs Handschrift ist am deutlichsten sichtbar in T. 2/69b und 70a (bei letzterem nur im oberen System) und wurde auch in mehreren anderen Einträgen festgestellt, alle auf der letzten Seite.30 Eine weitere Abschrift, LEb, trägt den autographen Besitzervermerk des jüngsten Soh-nes des Komponisten, Johann Christian Bach (1735–1782), und wurde wahrscheinlich in der Leipziger Wohnung Ende der 1740er Jahre angefertigt. Doch fehlt bei LEb

26 Stinson (s. Anm. 2), S. 24.27 Der Schreiber ist als „J. Ernst Gebser“ identifi ziert und die Abschrift wurde auf „nach 1821“ datiert.

Siehe http://www.bach-digital.de/receive/BachDigitalSource_source_00002986.28 Zur Datierung und einer Rekonstruktion des Bindens und Kopierens des Manuskripts siehe Robert

S. Hill (Hrsg.), Keyboard Music From the Andreas Bach Book and the Möller Manuscript, Cambridge, Mass. 1991, S. XXXIII.

29 In T. 1/18, war b (II 2) ursprünglich eine halbe Note, und die letzte des Bass (Ped) war b, nicht g; in T. 19 könnten d1 und a1 (Viertel) auf Zz 3 ursprünglich auch halbe Noten gewesen sein.

30 In diesen Ergänzungen: die letzte 64tel-Note in T. 72 (b1); Verzierungszeichen in T. 74; e2 in T. 76 mit h.

ein identifi zierbares Wasserzeichen und seine Herkunft ist unklar.31 Diese Abschrift notiert einen Teil der enharmonischen Passage im Präludium um und beinhaltet meh-rere mögliche Revisionen und Vortragsbezeichnungen. Zu diesen zählen die Buch-staben s[inistra] und d[estra], um die Aufteilung der kleinen Notenwerte zwischen den Händen in T. 1/14–18 und 2/72–73 anzugeben. Für Bach war es eher typisch, die Aufteilung des Passagenspiels zwischen den Händen durch Trennungen in der Balkung der Noten und Wechsel der Halsrichtung anzugeben. Trotzdem übernimmt die NA die Buchstabenbezeichnungen, da sie wahrscheinlich die Aufführungspraxis im Bachkreis widerspiegeln.Eine dritte Abschrift im nahen Umkreis von Bach ist die von Oley, der 1749 möglicher-weise kurz bei Bach studierte und andere Manuskripte besaß oder abgeschrieben hatte, die bedeutende Tastenwerke des Komponisten enthielten. Oleys Besitzervermerk auf dem Titelblatt deutet darauf hin, dass sein Manuskript von 1755–1762 datiert, als er Organist in Bernburg war, etwa achtzig Kilometer nordwestlich von Leipzig. Obwohl die maßgebliche Handschrift auf dem Titelblatt dieselbe wie die des Notentextes zu sein scheint, ist der Besitzervermerk in einer anderen Handschrift (oder stellt eine andere zeitliche Phase derselben Handschrift dar). Oleys Notentext steht dem von LEb nahe, einschließlich der Verwendung der Buchstaben „s“ und „d“ in T. 1/14–18 (aber nicht T. 2/72–73), und verwendet eine ähnliche Kurznotation in T. 1/19ff. Die Abschrift von Preller, dessen Kopien von BWV 533a und 541 oben beschrieben wer-den, muss etwa zur gleichen Zeit wie Oley entstanden sein, dem ihr Notentext beson-ders nahesteht.Gebhardi ist eine späte Abschrift aus dem Kittel-Kreis und überliefert Lesarten, von denen man vermutet, dass sie Bachs Überarbeitung von letzter Hand darstellen.32 Doch wegen ihres ungewissen Status werden die singulären Lesarten von Gebhardi nur in die Liste der Varianten aufgenommen. Einige stellen stilistisch unwahrscheinliche verzierte Lesarten dar (vor allem in T. 2/74).In LEb, Oley und Preller fi nden sich auch einige offenbar späte Überarbeitungen, die in LEm fehlen. Diese muss als Hauptquelle dienen, da sie einen späten von Bach revidierten Notentext bietet. Doch hat Bach nur die letzte Seite von LEm mit einiger Sorgfalt geprüft, und anderswo in dem Werk überliefern LEb und Oley revidierte Les-arten, die in die NA übernommen werden; die meisten von diesen erscheinen auch in Preller, einige auch in Gebhardi.Diese revidierten Lesarten betreffen vor allem Details, wie die enharmonische Nota-tion in T. 22, 25 und 27 des Präludiums. Wesentlicher dagegen ist die Frage der beab-sichtigten Länge der arpeggiando-Passage, die bei T. 19 des Präludiums beginnt. Die Passage umfasst gebrochene Akkorde in 32steln; mindestens bis T. 30 einschließlich wird jeder Akkord zweimal gebrochen. Obwohl LEm und Gebhardi jede Note aus-schreiben, verwenden LEb, Oley und Preller Zeichen in T. 20–30, um die Wiederho-

31 Die Buchstabenformen in der Besitzerunterschrift haben große Ähnlichkeit mit jenen in einem Stammbucheintrag von 1748, reproduziert in: Hans-Joachim Schulze, Frühe Schriftzeugnisse der bei-den jüngsten Bach-Söhne, Bach-Jahrbuch 50 (1963f.): S. 62–69.

32 Siehe NBA IV/5–6, KB, S. 450.

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lung jedes gebrochenen Akkordes anzugeben.33 Bei LEm und Gebhardi setzt sich das Muster über die nächsten vier Akkorde fort, die folglich zwei ganze Takte einnehmen. Doch bei LEb, Oley und Preller fehlen die Wiederholungszeichen nach T. 30, und die vier letzten Akkorde der Fortschreitung nehmen daher einen einzigen Takt ein (T. 31 in der NA). Es ist unwahrscheinlich, dass Bach Wiederholungen im verschollenen Autograph ausschrieb. Möglicherweise schreibt er auch nicht die Arpeggierung aus und verwendete die einfachere Akkordnotation, die sich in der früheren Fassung fi n-det (siehe unten). Jedenfalls waren Bachs Absichten für die Passage nach T. 30 für die Schreiber offenbar unklar und womöglich wurde sie einer Revision unterzogen. Die NA folgt LEb, Oley und Preller und streicht den zusätzlichen Takt, der sich in LEm und Gebhardi (und in den meisten bisherigen Ausgaben) fi ndet.Eine frühere Fassung von BWV 535 ist in drei Abschriften erhalten, die offenbar alle von einem verschollenen Manuskript von Kellner stammen. Diese Fassung unterschei-det sich vor allem durch eine kürzere Arpeggiando-Passage im Präludium, für die alle drei Abschriften unterschiedliche Lesarten angeben.34 Die hier als Kellner bezeichnete Abschrift enthält nur das Präludium und wurde von Kellner zusammen mit seinem mutmaßlichen Schüler Mey angefertigt.35 Die Abschrift ist überaus fehlerhaft und spiegelt möglicherweise die Merkmale einer verlorenen vollständigen Abschrift von BWV 535 wider, welche die Vorlage (direkt oder indirekt) für diese und zwei weitere Abschriften war.36 Eine von diesen, in P 288, gelangte offenbar von einem Mitglied des Kellner-Kreises in den Besitz von Johann Christian Westphal. Sie enthält viele für Kellner typische Fehler sowie singuläre Lesarten, bei denen es sich um weitere Fehler oder eigenmächtige Änderungen handeln dürfte.37 Die Abschrift aus dem 19. Jh. von Gebser ist, trotz ihres späten Ursprungs, unabhängig von Kellner und P 288, obwohl sie wahrscheinlich auch eigenmächtige Änderungen des Notentextes enthält.38

Varianten, die allen drei Quellen gemeinsam sind, werden in den Einzelanmerkungen als wahrscheinlich ursprüngliche Lesarten der früheren Fassung aufgeführt. Doch die zahlreichen Fehler wie auch die Schlüsselwechsel bei Kellner weisen auf die Abstam-mung aller drei Abschriften von einem autographen Kompositionsmanuskript, das offenbar außergewöhnlich schwer lesbar war. Kellners Verwendung von Erniedri-gungszeichen, um Erhöhungszeichen aufzulösen, deutet darauf hin, dass die Kompo-sitionspartitur, sofern die Abschrift sie treu wiedergibt, spätestens aus den mittleren Jahren von Bachs Weimarer Zeit stammt (also bis ca. 1714). Selbst wenn Bach später eine neue autographe Partitur der revidierten Fassung erstellte, deuten Varianten in

33 Bei Oley und Preller beginnt diese verkürzte Notation in der zweiten Hälfte von T. 19.34 Gebser bietet auch die spätere Fassung – auf kleinen Systemen notiert, die auf fol. 2 eingefügt wurden.35 Kellner kopierte T. 1–4 wie auch von Zz 2 von T. 14 bis einschl. T. 21 (Stinson, S. 159, Anm. 57).36 Über eine heute verschollene Abschrift von BWV 535 von Kellners Hand wurde von Herausgebern

des 19. Jhs. berichtet.37 Typisch für die häufi gen Fehler in Kellner und P 288 sind die Lesarten G, A, B, c | d, d für das Pedal

in T. 1/10–11 und generell in diesen beiden Takten b für d1 in der Mittelstimme. Doch bezeichnet Stinson P 288 als eine von acht „Bach-Abschriften von unbekannten Schreibern, die offenkundig nicht aus Kellners unmittelbarem Kreis stammen“ (S. 88).

38 Obwohl Gebsers Titelblatt das Werk als Præludium und Fuga | für Orgel oder Pianoforte mit Pedal bezeichnet, gibt es keine Varianten, die auf eine Bearbeitung für das Pianoforte mit Pedal hindeuten.

Abschriften dieser letztgenannten darauf hin, dass der Notentext verändert wurde und manche Details ungewiss sind.

Einzelanmerkungen: BWV 535Pedalangaben erscheinen in LEm in T. 1/10 und 35 (Zz 3) und 2/17, 46 und 64. Die Bassnoten in T. 1/3–6 sind nur in der zusätzlichen Quelle P 288 ausdrücklich für Pedal angegeben, und die Bezeichnung „Ped.“ auf Zz 3 von T. 1/35 in LEm, LEb, Oley und Gebser beinhaltet, dass in den vorangehenden dreieinhalb Takten das Pedal nicht benutzt wird (keine der für die NA herangezogenen Quellen schreibt in T. 1/32–35a Pedal vor). In dem Präludium scheint Bach daher Einsätze des Pedals nur in T. 10 (wo das Motiv, das später in T. 1 des Fugenthemas verwendet wird, genannt wird) und 35b beabsichtig zu haben.Die NA übernimmt alle Angaben für Verzierungen, die sich in der Hauptquelle LEm fi nden, sowie zwei von LEb (unten aufgeführt). Mehrere weitere Verzierungen für die Fuge sind stilistisch plausibel, treten aber nur in vereinzelten Quellen auf und werden deshalb für die NA nicht berücksichtigt.39 Die beiden Trillerzeichen in T. 2/74, die autographe Ergänzungen in LEm sein könnten, fi nden sich in keiner anderen Quelle. An anderen Stellen in LEm nehmen Verzierungsangaben die Form von „tr“ an; die meisten davon erscheinen in LEb, Oley und Gebhardi, doch in Preller fi nden sich keinerlei Verzierungen. Von den Quellen, die die frühe Fassung überliefern, fehlen bei Kellner jegliche Verzierungen, und P 288 und Gebser führen nur einige wenige an.Im Präludium notiert LEm T. 14b–18 ohne Trennungen in der Balkung oder Rich-tungswechsel der Hälse, um eine Aufteilung zwischen den beiden Hände anzugeben. Pausen für eine Einzelstimme (entweder linke Hand oder Pedal) erscheinen im unte-ren System die ganze Passage hindurch. Die NA folgt jedoch LEb und Oley in der Verwendung der Buchstaben „s“ und „d“, um die Aufteilung zwischen den beiden Händen anzugeben. Dieselben Buchstaben erscheinen nur in LEb in der Fuge (T. 72–73). Der Fingersatz in T. 1/18 stammt von Oley.

Takt Stimme Bemerkung

Prelude11–12 Ped Kellner, P 288, Gebser: ohne Haltebogen (d ).20–30 Die meisten Quellen (nicht jedoch LEm) verwenden eine abge-

kürzte Notation, um die Wiederholungen von Zz 1 und 3 anzu-geben und um das Ausschreiben bestimmter Akkordbrechungen zu vermeiden.

20–35 Kellner, P 288, Gebser: T. 20–32 wie folgt; wo die Quellen vonei-nander abweichen, folgt das Notenbeispiel Gebser außer in T. 20, wo Gebser die Arpeggierung nach dem Muster von T. 19 aus-schreibt; in T. 30 (I 2), wo Gebser die 4. Note als g1 angibt (mög-licherweise zu a1 verändert durch Vergrößerung des Notenkop-fes); und in T. 31 (I 2), wo Gebser die 1. Note als c2 statt a1angibt.

39 In T. 5, I 1, 2. Note (a1): Trillerzeichen (LEb, P 288); T. 9, I 2, 2. Note (e1): „tr“ (LEb); T. 18, 19, II, 4. Note (g1, f 1): Mordent (Gebhardi); T. 21, II, letzte Note (cis1): „tr“ (Gebhardi); T. 57, I 1, 8. Note (e2): „tr“ (Oley).

135

In T. 26 bieten Kellner und P 288 folgende plausible alternative Lesarten: auf Zz 1–2 (I), vier Stimmen, d1/fi s1/a1/c2 , d1/fi s1/a1/h1; und auf Zz 4: cis/eH1/g1/a1. Bei Kellner und P 288 fehlt auch die Note a in T. 32 (II 1), eine weitere mögliche alternative Lesart.

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œ œ ˙̇#22 I 2 LEm, Preller: 3.–4. Note als es1 statt dis1 notiert; NA folgt LEb,

Oley, Gebhardi.25 I 1 LEm, Preller: Zz 3–4 als fis1, dis1, gis1 notiert, statt als ges1, es1, as1;

NA folgt LEb, Oley, Gebhardi.27 I 1 LEm, Preller: Zz 3–4 als eH1, cis1, fi s1 notiert statt fes1, des1, ges1;

NA folgt LEb, Oley, Gebhardi.31 LEm, Gebhardi: jede Zz wiederholt, gemäß dem Muster von

T. 19–30, wodurch ein zusätzlicher Takt entsteht; NA folgt LEb, Oley, Preller.

32 II 1 LEb, Zz 1: d–d (Achtel) statt d (Achtel), Achtelpause; bei Oley vielleicht ursprünglich dasselbe (die Pause steht über einer Ausra-dierung). Preller weist sowohl die Pause als auch ein kleines d auf (mit Aufwärtshals), das wahrscheinlich nach der ursprünglichen Niederschrift eingefügt wurde.

40 I 1 Kellner, P 288, Gebser, Zz 4: kein „tr“; Kellner, P 288: fi s1 (Viertel) statt g1.

Fuge1 LEm, Preller, Gebser: ohne Tempoangabe „Allegro“; NA folgt

LEb, Oley, P 288, Gebhardi.11 I 2 LEm, 4. Note ( fi s1) ohne Triller; NA folgt LEb, Oley und Gebhardi.

15 I 2 LEm, LEb, Oley, Preller, Gebser, 2. Note: es2 statt es1, vielleicht die fehlerhafte Lesung einer Revision, die ursprünglich in Tabulatur notiert war (vgl. BWV 535a); NA folgt P 288, Gebhardi.

18 I 1 LEb, Oley, Preller, P 288, Gebser: 2. Note (e2) ohne h. LEm, LEb, Oley, Preller, Gebhardi, Gebser, Zz 4: Viertelpause statt

Achtelpause, g1 (Achtel); NA folgt P 288 (= BWV 535a).20 I 1 Gebhardi, 1. Note: punktierte Viertel (ohne folgende Pause), eine

mögliche revidierte Lesart.27 II LEm, 5. Note (h) ohne h; NA folgt LEb, Oley, Preller, P 288,

Gebhardi, Gebser.32 I 2 LEm, 6. Note (cis2) ohne Trillerzeichen; NA folgt LEb (Oley:

Mordent). Nur Gebhardi hat ausdrückliches h auf 10. Note (e2).35 I 2 Gebhardi, 13. Note: c1 statt d1; dadurch entstehen Quintparal-

lelen (d2/a2– c1/g 2) und es widerspricht der wahrscheinlicheren g-moll-Harmonie. LEm hatte wohl ursprünglich dieselbe Lesart, wobei c1 später in d1 verändert wurde, das einen vergrößerten Notenkopf hat. Die NA folgt LEb, Oley, Preller, P 288 und Gebser (vgl. BWV 535a).

39 I 2 LEm, 5. Note: a (verdoppelt II) statt c1; NA folgt LEb, Oley, Prel-

ler, P 288, Gebhardi, Gebser.43 I 2 LEm, 1., 3. Note (d1, c2): jede ein punktierte Viertel (ohne fol-

gende Pause); NA folgt Oley.46 II 1 LEm, Zz 3–4: b, a (punktierte Viertel, Achtel); NA folgt LEb,

Oley, Gebhardi.49 I 2 LEm, P 288, 3. Note ( f 2): Viertel gefolgt von Achtelpause; NA

folgt LEb, Oley, Preller, und Gebser.50 I 1 LEm, 2. Note: b1 [sic] statt c2; NA folgt LEb, Oley, Preller,

Gebhardi, Gebser.55 II 8. Note (h) hat in keiner Quelle ausdrückliches j; editorische

Konjektur (siehe nächsten Eintrag). Ped 6. Note (c1) hat in keiner Quelle ausdrückliches k, doch ist

das k vorhanden vor 6. Note der Tenorstimme in LEm, LEb, Oley, Gebhardi, Gebser. Ausdrückliches j vor 8. Note (h) nur in Gebhardi.

60 I 1 LEm, 3. Note (e2): Akzidens undeutlich, möglicherweise ein spä-ter hinzugefügtes j. Bei LEb, Oley, Preller, P 288 und Gebser fehlt jedes Akzidens und die NA wählt es2 als die wahrscheinlichste Lesart entsprechend der Praxis des 18. Jhs.

63 II Gebhardi, Zz 3: g–d–B–A–B (16tel–16tel–16tel–32stel–32stel); zusammen mit dem folgenden Eintrag als eine spätere Lesart in anderen Editionen übernommen, doch von unbestimmter Her-kunft.

64 II 1 Gebhardi, Zz 2: a–b (32stel) statt a (16tel). P 288: b–c1 (16tel) statt c1–es1.

136

II 2 LEm, Zz 3: kein g; NA folgt LEb, Oley, Preller, Gebhardi, P 288, Gebser.

66 I, II Gebhardi, Zz 1: keine Akzidentien (auf h1, h); h in anderen Quel-len.

67 II LEb, letzte Note: g statt c1; eine mögliche alternative Lesart. Oley: g und c1 fehlen; P 288: nur g fehlt. Die Passage im Auto-graph war offenbar schwer zu lesen, wahrscheinlich infolge von Revisionen.

71 Ped Gebhardi, 13. Note: g statt a.72 I Nur LEm schreibt die letzten beiden Noten als a1–b1 (64stel;

eventuell autographe Korrektur); andere Quellen: a1 (32stel).74 I 1 LEb, Oley, Preller, P 288, Gebser, Zz 3: s. Notenbeispiel a;

Gebhardi: s. Notenbeispiel b. Höchstwahrscheinlich sind dies Fehllesungen, da Bach offenbar in LEm Triller in diesem Takt hinzugefügt hat, ohne den Rhythmus zu ändern.

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76 I 2 LEm, Gebser, 3.–4. Note: ohne Haltebogen (c2); NA folgt LEb, Oley, Preller, P 288.

Einzelanmerkungen: BWV 535aLesarten stammen von Möller, der einzigen Quelle, die in der Mitte von T. 2/65 abbricht. Bachs Kustoden am Ende des Systems weisen auf die Noten f 1 und A (= BWV 535). Die NA fügt – in editorischer Konjektur – die entsprechenden Takte aus BWV 535 hinzu, nur mit einfachem j notiert und etwas vereinfacht, um einen Ein-druck zu vermitteln, wie eine frühe Fassung der Passage ausgesehen haben könnte.Möller hat Pedalbezeichnungen in T. 1/7 und 2/17, 46 und 64. Änderungen und feh-lende Akzidentien in Möller sind unten nur aufgeführt, wo Unklarheit über die beab-sichtigte Lesart besteht.

Takt Stimme Bemerkung

Präludium12 I 7. Note ( f 1) ohne Akzidens.17 II Stimmkreuzung nicht eindeutig angegeben (h und g auf Zz 1

haben beide einen Aufwärtshals).19 I 1 Letzte drei Noten: ursprünglich (?) ein zusätzlicher Hals, was

32stel–32stel–16tel ergibt; allerdings wahrscheinlich sofort geän-

dert, da sonst ein Punkt nach der letzten Note erforderlich gewe-sen wäre.

I 2 1. Note (e1) ohne Akzidens.

Fuge11 I 2 Letzte beiden Noten ( f 1– e1) ohne Akzidens; j auf e1 ist editori-

sche Konjektur (vgl. BWV 535).16 I 2 5. Note (g1) anscheinend ein Viertel, Notenkopf wahrscheinlich

vergrößert, um eine halbe Note zu ergeben (= NA).24 Ped 2. Note (B) ohne Akzidens.32 I 2 7. Note (h) ohne Akzidens.43 I 1 9. Note (e1) ohne Akzidens.52 I 1 12. Note (e2) ohne Akzidens.61 II 4. Note ( f 1) ohne Akzidens.

Praeludium et Fuga in A BWV 536

QuellenHauptquelle: P 804 (SBB, Mus. ms. Bach P 804, Fasz. 30). Titelblatt: Præludium in Ak.

cum Pedale | da G. Bach. Schreiber: J. P. Kellner (Präludium) und ein nicht bekannter Schreiber, beide 1726/27.40 Oberes System im Sopranschlüssel.Vergleichsquelle: P 837 (SBB, Mus. ms. Bach P 837), S. 113–117. Überschrift: Preludio

con Pedale | da Giov: Bast. Bach. Unbekannter Schreiber, 19. Jh. Oberes System im Sopranschlüssel.Zusätzliche Quelle: Scholz (Leipzig, Bach-Archiv, Ms. Scholz 4.6.1, S. 1 + Ms. Scholz

4.6.4). Schreiber: Leonhard Scholz (1720–1798).

QuellenbewertungKellners Abschrift umfasst ein einziges gefaltetes Blatt innerhalb der umfangreichen Anthologie P 804. Kellner selbst notierte das Präludium auf der ersten Seite. Die Abschrift der Fuge auf den restlichen drei Seiten ist in der Hand von Stinsons „Ano-nymus 5“, dem wichtigsten von Kellners Assistenten, wobei einige Korrekturen mögli-cherweise später von anderer Hand eingetragen wurden.Die einzige andere Abschrift von BWV 536, abgesehen von Bearbeitungen, stammt von dem als „Anon. H 10“ bekannten Schreiber aus dem 19. Jh. Die Abschrift umfasst einen Teil von P 837 aus der Sammlung von Franz Hauser.41 Trotz ihrer späten Her-kunft scheint P 837 einen unabhängigen Text von BWV 536 zu überliefern, der auf eine revidierte oder umnotierte Vorlage schließen lässt. Die Herkunft des Notentextes ist unbekannt, doch Hausers umfassende Sammlung enthielt andere seltene Stücke, sodass es nicht unwahrscheinlich ist, dass die vorliegende Abschrift von Material aus dem frühen 18. Jh. stammt.Die unregelmäßige Takteinteilung der Fuge in P 804 (siehe unten) deutet darauf hin, dass sie ursprünglich in einer alternativen archaischen Form notiert war. Die beengte

40 Datierung von Stinson (s. Anm. 2), S. 24, 42f.41 Hauser kopierte selbst einen Großteil des Manuskripts; die zwei Sätze von BWV 552, die getrennt auf

S. 82–89 und 105–111 erscheinen, tragen jeweils Hausers Hinweis, dass sie 1829 kopiert wurden.

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Notation, die Oktavverschiebung einiger Noten und andere Fehler deuten darauf hin, dass der Text möglicherweise von einer Vorlage abgeschrieben wurde, die zumindest teilweise in Tabulatur notiert war. Dies ist einer von mehreren Umständen, die Bachs Autorschaft der Fuge und ihre Paarung mit dem Präludium fraglich erscheinen lassen. Problematisch ist auch die Aufteilung der Kopierarbeit zwischen Kellner und seinem Assistenten sowie die ungewöhnliche Form von Kellners Zuschreibung („G. Bach“) und der festgestellte stilistische Kontrast zwischen dem Präludium und der Fuge, die als „eher vokal denn instrumental“ und als schwach komponiert bezeichnet wurde.42

Andererseits deutet die Ähnlichkeit des Fugenthemas mit dem der Fuge im ersten Satz der Kantate BWV 152 („Tritt auf die Glaubensbahn“) auf eine Herkunft innerhalb des Bach-Kreises vor dem Ende seiner Weimarer Zeit.43 Ebenso charakteristisch für den jungen Bach ist eine Reihe von Kadenz-Figuren, vor allem jene in T. 2/114, die in der gesamten frühen D-dur-Sonate BWV 963 auftreten.44 Kellners Titel, in dem zwar die Erwähnung der Fuge fehlt, spricht nicht notwendigerweise gegen Bachs Autor-schaft für beide Sätze, die eindeutig aus derselben Periode stammen, weil sich die Bezeichnung Praeludium auf ein gesamtes mehrsätziges Werk beziehen konnte. Es ist unwahrscheinlich, dass die Zuschreibung „G. Bach“ sich auf andere Familienmitglie-der bezieht, die einfach als Johann oder Johannes („Giovanni“) Bach bekannt waren. Diese lebten Anfang des 17. Jh. und von keinem ist bekannt, dass sie Tastenmusik kom-ponierten. Tatsächlich hat Kellners Buchstabe B eine merkwürdige Form, die auch einen schlecht geformten Buchstaben S (für „Sebastiano“) mit einbeziehen könnte.45

Zusätzlich zu eindeutigen Textproblemen in den Quellen hat Finn Viderø auf eine große Anzahl möglicher zusätzlicher Fehler hingewiesen, bei denen es um Ersetzen von Dis und Gis für das nichterhöhte D und G geht, die er auf Fehllesungen eines verschollenen, in Tabulatur notierten Originals zurückführt. Was gegen eine Tabula-turnotation im gesamten verschollenen Original spricht, ist die Verschiebung einzel-ner Noten. Zum Beispiel ist es unwahrscheinlich, dass der entstellte Text, der in P 804 für T. 2/144 (siehe unten Liste der Lesarten) steht, als Ergebnis von Fehllesungen der Buchstabennotierung fi s H entstanden ist. Hinzu kommt, dass die in T. 111ff. der Fuge sichtbare Verwendung von Erniedrigungszeichen, um Erhöhungszeichen aufzu-lösen, eine ältere Notationspraxis war. Dies deutet darauf hin, dass Kellners Schreiber eher aus einer älteren Partitur arbeitete als aus einer Tabulatur.Viderøs Begründung für eine Verbesserung vieler Akzidentien in der Fuge wird auch durch die Unstimmigkeiten unterstützt, die zwischen Parallelpassagen und zwischen den erhaltenen Quellen bestehen, vor allem in den Einträgen des Gegenthemas. Wenn

42 „eher vokal als instrumental zu bezeichnende Melodik“: Finn Viderø, Zu Bachs Fuge A-Dur (BWV 536), in: Orgel, Orgelmusik und Orgelspiel: Festschrift Michael Schneider zum 75. Geburtstag, hrsg. von Christoph Wolff, Kassel 1985, S. 41–43 (zitiert: S. 43); „a stylistic disparity between the prelude and the fugue and a sharp drop in quality from the former to the latter“: David Humphreys, J. S. Bach, J. P. Kellner, and the Prelude and Fugue in A Major, BWV 536, in: Organ Yearbook 29 (2000), S. 27–44 (zitiert: S. 29); siehe ebenda, Further on the Authenticity of Bach’s Fugues in A Major and F Minor, in: Organ Yearbook 38 (2009): S. 95–105.

43 Die Kantate wurde zum ersten Mal am 30. Dezember 1714 aufgeführt.44 Vgl. auch T. 88 desselben Werks mit T. 32 der Sonate.45 Vgl. die Zuschreibung „Johanne S. Bach“ in Kellners Abschrift von BWV 544, die direkt vom Auto-

graph übernommen wurde (s. unten).

auch nicht alle von Viderø vorgeschlagene Verbesserungen des Textes gleichermaßen plausibel erscheinen, wurden jene, die sich auf Unstimmgkeiten gründen, in der NA übernommen.Ob die verschollenen Manuskriptquellen für die im 19. Jh. entstandenen Editionen von Griepenkerl (Leipzig: 1844) und Rust (in BG 15) von unabhängigem Wert waren, bleibt ungewiss. Beide weisen Notentexte auf, die P 804 und P 837 nahestehen. Glei-chermaßen unsicher ist der Quellenwert der Abschrift von Scholz, die zwei Blätter umfasst, die jetzt getrennt lagern. Zusätzlich fertigte Scholz drei gekürzte Fassungen der Fuge ohne Pedal an.Scholz’ Abschriften sind ein eindrücklicher Beleg für seine Angewohnheit, Bachs Musik zu bearbeiten und zu vereinfachen. Alle seine Abschriften geben die Fuge in verkleinerten Notenwerten, mit der Taktsignatur 3(wieder.46 Die eine ungekürzte Abschrift der Fuge fügt zwei ansonsten unbekannte Takte am Schluss hinzu:

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Dieselbe Kopie gibt das Präludium in vereinfachter Form wieder, ändert das Oktav-register des Basses und kombiniert Innenstimmen zu einer einzelnen Achtellinie:

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wDie Fuge ist auf ähnliche Weise vereinfacht, wobei die Figuration in kleinen Notenwer-ten vom Bass zum Tenor übertragen wird:

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Jœ œWo Scholz’ Lesarten nicht eigenmächtige Lesarten überliefern, stehen sie in der Regel jenen von P 837 nahe. Doch da es sich bei beiden um sehr späte Quellen handelt, ist es denkbar, dass sie zweifelhafte Bearbeitungen von Details in einer gemeinsamen

46 Fehler in seiner ursprünglichen Abschrift (hier als „Scholz“ bezeichnet) deuten darauf hin, dass er aus einer Vorlage abschrieb, welche die ursprüngliche Taktvorzeichnung 3$verwendete (z. B. wurde in T. 44 eine Viertelpause, gefolgt von einer halben Note D im Bass, in eine Achtelpause und eine Viertelnote geändert).

138

Vorlage widerspiegeln. Aus diesem Grund avanciert P 804 zur Hauptquelle, trotz ihrer vielen eindeutigen Fehler, die auf der Grundlage von P 837 und Scholz korrigiert wur-den.Ein späteres Manuskript, das auf Scholz basierte und jetzt verschollen ist, bildete die Textvorlage für Griepenkerls Ausgabe einer Fassung, die man lange Zeit für eine Früh-fassung des vorliegenden Werkes gehalten hatte. Diese Fassung, in BG 15 abgedruckt, ist als BWV 536a bekannt.47 Sie wurde in NBA IV/6 abgedruckt zu einer Zeit, als Scholz’ Abschriften nicht verfügbar waren. Als sie wieder zugänglich war, wurde deut-lich, dass es sich bei BWV 536a um eine vereinfachte Bearbeitung handelt.48 BWV 536a wird daher in dieser NA nicht berücksichtigt. Doch da Scholz’ ursprüngliche Abschrift unter Umständen Lesarten für BWV 536 überliefert, die unabhängig von denen in P 804 und P 837 sind, wurde sie als zusätzliche Quelle herangezogen.

EinzelanmerkungenPedalangaben fi nden sich in P 804 im Präludium, T. 5, 19, und in der Fuge, T. 33, 77, 137; „man:“ erscheint in der Fuge, T. 49, 110 (alle Angaben auf Zz 2).Die Quellen enthalten wenige Verzierungen, die in der NA als wahrscheinliche Ergän-zungen der Schreiber nicht berücksichtigt werden (siehe Aufl istung unten).

Takt Stimme Bemerkung

Präludium4 I P 837, Scholz, Zz 3: Viertelpause in Oberstimme, vier 16tel in

Unterstimme.9 I 1 P 804, Zz 3, 2. Note: gis2; NA folgt P 837, Scholz.19 P 804, Zz 2: oberes System als eine Stimme notiert, a – d2– a1–

cis2 (16tel); NA folgt P 837. I 1 P 804, 1. Note : fi s2 statt eis2; NA folgt P 837, Scholz. II P 804, Zz 3: gis (Viertel; spätere Ergänzung?) statt Viertelpause;

NA folgt P 837.22 Ped P 804, letzte Note: fi s statt cis; NA folgt P 837.23 I 2 P 804, 1. Note: a1 statt cis2 (kein Haltebogen); NA folgt P 837,

Scholz (= Lesart von P 804 nach Korrektur in fremder Hand; bei Scholz ohne Haltebogen).

24 I 2, II P 804: Zz 3 und 4 eine Terz zu niedrig; korrigiert (vom ursprüng-lichen Schreiber?) durch Einfügung von Violinschlüssel vor Zz 3, doch 8. Note in II bleibt e1 statt fi s1. NA folgt P 837 (Scholz ist eine vereinfachte Variante der Lesung von P 837).

25 Ped P 804, 1. Note: h statt H; NA folgt P 837 (= Scholz, doch dieser vereinfacht die Pedalstimme in diesem Takt)

29 II P 804, 12. Note: e1 statt d1; NA folgt P 837, Scholz.

47 In NBA IV/5–6, KB, S. 587f. führt Kilian Griepenkerls Ausgabe (Leipzig 1844) auf Scholz’ Bearbei-tung zurück, womit er Griepenkerls Behauptung widerlegt, von einem Autograph ausgegangen zu sein.

48 Wie von Kilian in NBA IV/5–6, KB, S. 587f. bewiesen (1979 veröffentlicht, fünfzehn Jahre nachdem die Partitur von BWV 536a in dem entsprechenden Notenband aufgetaucht war).

31–32 II, Ped P 837, Scholz: Haltebögen (e, A).32 I P 804: + e1; NA folgt P 837, Scholz.

FugeIn P 804 sind nur T. 1–11, 20, 52, 87–89, 137–138, 145–153 und 156 bis zum Ende in 3$-Takte eingeteilt (trotz der 3$-Taktvorzeichnung), und mehrere Taktlinien sind leicht gezogen oder scheinen spätere Ergänzungen zu sein; andernorts in der Fuge sind die Takte allgemein in 6$eingeteilt. Die NA folgt P 837, indem sie durchgehend 3$-Taktein-teilungen vornimmt. Scholz hat eine 3(-Taktvorzeichnung. Sämtliche unten von Scholz angegebenen Notenwerte wurden stillschweigend verdoppelt.Akzidentien in Einsätzen des Gegenthemas wurden editorisch verbessert, wie oben beschrieben. Zwar bietet das Gegenthema in den Quellen kein einziges Mal ein exak-tes Modell für die Lesarten, die in der NA übernommen wurden, doch wurde bei den Verbesserungen, die im dritten Takt des Gegenthemas (z. B. d1 für dis1 in T. 11) vor-genommen wurden, entsprechend den Parallelstellen in T. 23, 51 und 71 verfahren. Die Verbesserung im fünften Takt des Gegenthemas (z. B. d1 für dis1 in T. 13), wenn sie nicht eine logische Konsequenz der vorhergehenden ist, vermeidet die chromatische Progression (gis–g), die sonst durch das Aufl ösungszeichen entstehen würde, das sich in den Quellen in T. 82 befi ndet. Innerhalb des Gegenthemas wurden folgende Ver-besserungen vorgenommen (es geht jeweils um die Ersetzung von Gis oder Dis durch ein nichterhöhtes G oder D): T. 11 (II, 3. Note), 13 (II, 2. Note), 25 (I 2, 2. Note), 35 (I 1, 3. Note), 37 (I 1, 2. Note; nicht erhöht bei Scholz), 53 (I 2, 3. Note), 59 (II, 4. Note), 61 (II, 3. Note), 73 (I 2, 2. Note), 79 (II, 3. Note), 81 (II, 2. Note), 127 (I 1, 3. und 5. Note; ausdrücklich k in Scholz vor 3. Note), 147 (Ped, 3. Note), 149 (Ped, 2. Note), 163 (I 1, 3. Note) und 165 (I 1, 2. Note). Andere Verbesserungen sind unten aufgeführt.

Takt Stimme Bemerkung

P 804: ohne Überschrift und Tempoangabe; „Allegro“ von P 837 (Scholz: „a Tempo.“).23 I 2 P 837, Scholz, 2. Note: e1 statt a1 (doch vgl. T. 11, 35 usw., wo das

Gegenthema stufenweise auf Zz 2 absteigt).26 II P 804, 1. Note: e1 statt fi s1 [sic]; NA folgt P 837, Scholz.32, 33 II P 804, 2. Note: cis1 statt e1; NA folgt P 837, Scholz.36 II P 804, P 837, Scholz, 2. Note: dis1; NA liest d1 (Gegenthema ist

in T. 35, 37 verbessert).39 II P 804, P 837, Scholz, 1. Note: dis1.40 II Nur bei Scholz hat 2. Note (d1) ein ausdrückliches h; kein Akzi-

dens in P 804, P 837.42 I 2 P 804, 2. Note: a1 statt gis1; NA folgt P 837, Scholz. II P 804: diese Stimme fehlt; NA folgt P 837 (Scholz bezieht die

letzten drei Noten des Basses in die Tenorstimme ein).48 I 2 P 804, 3. Note: h1 statt h; NA folgt P 837, Scholz.54 I 2 Alle Quellen: kein Akzidens auf 2. Note, womit dis2 impliziert

ist nach Praxis des 18. Jhs.; NA liest d2 entsprechend T. 82.59 I 1 Alle Quellen, letzte Note (g1): kein Akzidens; NA ergänzt h (vgl.

Verbesserung des Gegenthemas).

139

60 I 1 Alle Quellen, 3. Note (g 2): ohne Akzidens.61 II P 804, 1.–2. Note zwei Viertel statt punktierte Viertel; NA folgt

P 837, Scholz.68 II P 804, 3. Note: h statt H; NA folgt P 837, Scholz.75 II 4. Note (d ) mit ausdrücklichem h nur in P 837.85 I 2 P 804, 4. Note (g1): ohne h; NA folgt P 837, Scholz. II P 804, 1. Note: h statt a; Na folgt P 837, Scholz.87 I 1 P 804, 1. Note (eis2): ohne k; NA folgt P 837, Scholz.88 I 1 P 837, Scholz, 3. Note (a1): Triller.90 Ped P 804, P 837, 3. Note: Fis statt Gis; NA folgt Scholz.96 I, II P 837, Scholz, 2. Note (eis1, gis): „tr“.101 I 1 P 804, 6. Note: d2; NA folgt P 837, Scholz.102 P 804, untere drei Stimmen, Zz 3: e1/g1 (Viertelpause in Ped)

statt e/cis1/g1. NA folgt Scholz; bei P 837 fehlt g1, das der Einsatz des Fugenthemas in diesem Takt erfordert.

103, 105 I 2 P 804: diese Stimme fehlt; NA folgt P 837, Scholz.106 I 2 P 804, 1. Note: cis2 statt cis1; NA folgt P 837, Scholz.107 I 2 P 804, 1. Note: h1 statt h; NA folgt P 837, Scholz.109 I 1 P 804, 4. Note (g 2): ohne h; NA folgt P 837, Scholz. I 2 P 804, 1. Note: fi s1 statt g1; NA folgt P 837, Scholz.110 II P 804, 3. Note (g): ohne h; NA folgt P 837, Scholz.111 I 2 P 804, 1. Note: cis2 und cis1; NA folgt P 837, Scholz.113 I 1 P 804, 1. Note (g 2): Viertel, Achtelpause statt punktierte Viertel;

NA folgt P 837, Scholz.114 I 1 P 804, 3. Note: „Triller von unten“; die einzige Verzierung in

P 804 – sie wird in der NA nicht berücksichtigt, da dieses Zei-chen in Bachs frühen Werken unbekannt ist und wahrscheinlich eine eigenmächtige Ergänzung eines späteren Kopisten ist.

I 2 P 837, Scholz, 2.–3. Note: Haltebogen (d1). II P 837, 1. Note (g): ohne h; möglicherweise eine spätere Ergän-

zung in Scholz (im vorhergehenden Takt vor dem Taktstrich gesetzt).

118 I 1 P 804, 1. Note (g 2): ohne h; NA folgt P 837, Scholz.122 P 804: j auf I 1, 2. Note (h2), nicht auf II, 2. Note (g) ohne Akzi-

dens in P 837; NA folgt Scholz.132–133 II P 804: ohne Haltebogen (e); NA folgt P 837, Scholz.138 Ped Ausdrückliches h auf 2. Note (d, D – eine Oktave tiefer – in

Scholz) nur in P 837 und Scholz.141 I 2 P 804, 2. Note ohne h (g1); NA folgt P 837, Scholz. II P 804, 6. Note: cis1; NA folgt P 837.142 II Keine Quelle hat ein ursprüngliches Akzidens auf 4. Note (gis),

in Scholz ist ein k über der Note eingefügt.144 Ped P 804: 2. Note (H, halbe Note) auf Zz 1 verschoben; 1. Note ( fi s,

Viertel) darüber und leicht rechts davon notiert; NA folgt P 837, Scholz.

148 I 2, II In den Quellen fehlen Akzidentien auf Zz 2; NA liest g1 (h; vgl. Verbesserung des Gegenthemas).

151 I, II P 804: Zz 3 fehlt; NA folgt P 837, Scholz.152 I 1 P 804: 1. Note ( fi s2) fehlt; NA folgt P 837, Scholz.153 II P 804, 2. Note: h statt cis1 (2. Note möglicherweise eingefügt;

ursprünglich fehlt 2. Note, 1. Note Viertel?); NA folgt P 837, Scholz.

157 I 2 P 804, Zz 1: cis2 (Viertel) statt cis1– a1 (Achtel); NA folgt P 837, Scholz.

161 II P 804: 1. Note (h) fehlt; NA folgt P 837, Scholz.162 II P 804, 2. Note: cis1 statt a; NA folgt P 837, Scholz. P 804: Zz 3 fehlt; NA folgt P 837, Scholz.163 I P 804, Zz 1: Oberstimme h2– e1 (Achtel), Unterstimme e1 (Vier-

tel); NA folgt P 837, Scholz. II Alle Quellen, 3.–4. Note: gis1– gis; NA liest g1– g (vgl. Verbesse-

rungen des Gegenthemas).164 II P 804: a, h (Viertel), cis1– e1 (Achtel, ursprünglich d1– e1?); NA

folgt P 837, Scholz.167–168 I 2 P 804, Scholz: ohne Haltebogen (e1); NA folgt P 837.171 I 1 P 804: g1, g1 (Viertel, Achtel, Haltebogen ergänzt) statt g1 (punk-

tierte Viertel); NA folgt P 837, Scholz. II P 804: h, e1 (Viertel, Achtel) statt h (punktierte Viertel); NA folgt

P 837, Scholz.174 I 2 P 804: gis1, fi s1, gis1 (Viertel) statt h1, a1, a1; NA folgt P 837, Scholz.175 I 1 P 837, Scholz, 2. Note: d2 statt e2 .177 I, II P 804: kein e; NA folgt P 837, der einzigen Quelle, die die Kreu-

zung der Innenstimmen angibt, wodurch die Oktavparallelen vermieden werden, die in Scholz vorhanden sind (Scholz verlegt die Achtel in T. 177–178 vom Pedal in die tiefste Manualstimme).

Ped P 804, Zz 2: a statt e1; NA folgt P 837, Scholz.178 Ped P 804, Zz 2: h statt H; NA folgt P 837, Scholz.180 II 2 P 804, 2.–4. Note: cis–d–e statt H–cis–d; NA folgt P 837, Scholz.181 I 2, II 1 P 804, Zz 3: Innenstimmen (h/d1) fehlen; NA folgt P 837, Scholz.182 P 804, Zz 3: halbe Pause statt Viertelpause; NA folgt P 837,

Scholz.

Praeludium et Fuga in a BWV 543/543a

QuellenBWV 543 (Spätfassung)Hauptquelle: P 290 (SBB, Mus. ms. Bach P 290), S. 14–19. Satzüberschriften: Preludio II (S. 14); Fuga (S. 16). Schreiber: Anonymus 303, 2. Hälfte 18. Jh. Oberes System im Sopranschlüssel (ebenso die unten aufgeführten Quellen, wenn nicht anders angege-ben).Vergleichsquelle: AmB 60 (SBB, Amalienbibliothek ms. 60), fol. 21–24v. Titelblatt: Pre-ludio | e | Fuga | per l’Organo pieno | del Sigre. | Giovanni Sebastiano Bach. 2. Hälfte 18. Jh.

140

Zusätzliche Quellen: Dröbs (Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek, III.8.14). Schreiber: wahrscheinlich Johann Andreas Dröbs (1784–1825). Oberes Sys-tem im Violinschlüssel; Grasnick (SBB, Mus. ms. Bach P 505). Schreiber: F. A. Grasnick.

BWV 543a/1 (Frühfassung des Präludiums)Hauptquelle: P 803 (SBB, Mus. ms. Bach P 803), Fasz. 10, S. 125–143. Titelblatt: Præludium | con | Fuga | di | J. S. B. Überschrift: Præludium (S. 125); Fuge beginnt auf S. 132 ohne Überschrift, vorhergehende Seite endet mit: V. S. | fuga seq (Taktvorzeich-nung der Fuge: 6().Vergleichsquelle: Kellner (SBB, Mus. ms. Bach P 288), Fasz. 13. Titelblatt: Præludium

cum Fuga. | ex A [j]| pedaliter. || di | Johann Sebastian | Bach (darunter ist Kellners Unter-schrift Johann Peter | Kellner durchgestrichen). Überschriften: Præludium (S. 2), Fuga. (S. 4). Am Schluss des Präludiums: segue Fuga. Schreiber: J. P. Kellner.Zusätzliche Quelle: LM 4839g (New Haven, Yale University, Music Library, LM

4839g). Schreiber: Michael Gotthardt Fischer (1773–1829)?

QuellenbewertungDie Überlieferung dieses Werks folgt ähnlichen Mustern wie die von BWV 545 (siehe Band 1) und wirft ähnliche Fragen auf. Ein Berliner Überlieferungsstrang über C. Ph. E. Bach scheint durch die Abschriften in P 290 und AmB 60 belegt, und P 290 dient als Hauptquelle, wie auch für BWV 545. In der Fuge wurden mehrere Lesarten aus anderen Quellen als Bachs Lesarten letzter Hand identifi ziert.49 Diese erscheinen nicht nur in den Abschriften Dröbs und Grasnick, die, so vermutet man, durch Kittel überliefert wurden, sondern auch in LM 4839g (T. 16) und P 803 (T. 31, Haltebogen auf e1). Es ist daher unklar, ob die „Kittel“-Quellengruppe einen eigenständigen späte-ren Überlieferungsstrang darstellt. Bachs Material für dieses Werk wurde vielleicht in einem unleserlichen Zustand hinterlassen – die mögliche Ursache für diese Varianten sowie für Fehler, die sich in allen Abschriften fi nden. Der schwerwiegendste von die-sen betrifft die Lesart von T. 52 im Präludium (T. 42 in BWV 543a/1), die in der NA wie unten erläutert verbessert wird.Drei Quellen überliefern eindeutig frühere Lesarten: die relativ späte LM 4839g sowie die viel frühere P 803 und Kellner (zuvor jeweils unter BWV 566 und 541 beschrieben). Alle drei dieser Quellen überliefern die Frühfassung des Präludiums BWV 543a/1.50 Denselben Quellen sind auch einige abweichende Lesarten in der Fuge gemeinsam, die zusammen jedoch keine abweichende Fassung ergeben. Somit scheint nur das Präludium einer wesentlichen Revision unterzogen worden zu sein, obwohl Bach eine Reinschrift von beiden Sätzen erstellt haben könnte.Schwierige Fragen werden von einigen singulären Lesarten in P 803 aufgeworfen, die für dieses Werk einen ungenauen Notentext von unbekannter Hand wiedergeben. Besonders problematisch sind die veränderten Lesarten an zwei Stellen der Fuge (siehe Eintragungen unten für T. 52, 53 und 108–112). Diese sind in einer Handschrift, die als autograph identifi ziert wurde. Doch obwohl dies nicht ausgeschlossen werden

49 NBA IV/5–6, KB, S. 479, wo Lesarten für T. 16, 24, 27 und 31 beschrieben werden.50 In Kellner wurden im Präludium von ungewisser Hand (Westphal?) Lesarten von BWV 543/1 hinzu-

gefügt.

kann, sprechen unkorrigierte Fehler an anderen Stellen der Abschrift dagegen, dass sie von Bach korrigiert wurde. Aus diesem Grund können die abweichenden Varianten von P 803 nicht als von Bach akzeptiert werden, obwohl jene unten aufgeführte stilis-tisch plausibel sind und eine nicht weiter verfolgte Zwischenfassung des Werkes dar-stellen könnten. P 803 gibt auch die Buchstaben „d“ und „s“ an, die, wie in BWV 535, die Aufteilung der Figuration zwischen den Händen in T. 13–14 der Frühfassung des Präludiums (BWV 543a/1) und in T. 146–149 der Fuge angeben. Die NA übernimmt diese, jedoch nicht die Fingersätze aus derselben Quelle, die aber im Kommentar erwähnt werden.Die Wahl der Hauptquelle für BWV 543a/1 ist etwas willkürlich, da keine der Quellen dem Komponisten zeitlich besonders nahesteht noch besonders genau ist. Die NA folgt den originalen Lesarten von P 803, verbessert jedoch ihren Text, wo Kellner und LM 4839g in einer schlüssigeren Lesart übereinstimmen.

EinzelanmerkungenPedalangaben fi nden sich in P 290 in T. 1/10, 25 (Zz 3) und 32 (Zz 3, wo die Stimme für die linke Hand die Bezeichnung „man:“ trägt) und in T. 2/26 und 95. Ausdrück-liche Bezeichnungen „man[ualiter]“ fi nden sich in T. 1/31 (wo die linke Hand die Pedalnote a unterschreitet) und 2/51.Verzierungen fi nden sich nur in der Fuge. Die NA übernimmt alle in P 290 vorhande-nen Verzierungen; zusätzliche Verzierungen, die aus anderen Quellen übernommen wurden, sind unten aufgeführt. In T. 80–81 und 126–127 ersetzt die NA die Mordente von P 290 durch Trillerzeichen mit Nachschlag, die von Schreibern und auch Dru-ckern oft falsch gelesen wurden (wie in der Aria von Bachs Goldberg-Variationen). In T. 126–127 ist eine Trillerkette eine wahrscheinlichere Lesart als eine Reihe von Mor-denten (vgl. BWV 527, 1. Satz, T. 16–18, 19–20 etc.).In P 290 und P 803 endet das Präludium unten auf einer Seite, wo ein Doppelstrich, gefolgt von der Taktvorzeichnung 6(und dem Wort „volti“ („V. S.“ in P 803), den unmittelbaren Anschluss der Fuge nahelegt (Grasnick verweist auf ähnliche Weise nur auf die Taktvorzeichnung).Alle Quellen außer Dröbs (dessen oberes System durchgehend im Violinschlüssel steht) wechseln für das obere System in T. 2/146–149 (erste Hälfte) zum Violinschlüs-sel.

Takt Stimme Bemerkung

Präludium4 I Keine Quelle führt ein Akzidens auf der drittletzten Note (c1);

NA ergänzt h gemäß Praxis des 18. Jhs.9 II P 290, AmB 60, Grasnick: alle Noten mit Aufwärtshals. NA teilt

die letzen beiden Zz zwischen den Händen auf (wie durch Hals-richtung angedeutet), dabei Dröbs folgend.

10 II P 290: 1.–3. Note (c–e–a), 13.–14. Note (e–a) mit Aufwärtshals; AmB 60, Grasnick: ebenso, auch 15. Note (c1). NA teilt die Noten zwischen den Händen auf (wie durch Halsrichtung angedeutet), dabei Dröbs folgend.

141

12 I + II P 290, AmB 60, Grasnick: 1.–3. Note (e–a–c1) mit Aufwärtshals; jedes e1 mit Abwärtshals. Bei Dröbs 1.–3. Note mit Abwärtshals (= NA), doch auch jedes e1, ebenso 7.–8. Note ( f–a) mit Auf-wärtshals.

P 290, AmB 60, Grasnick, Dröbs, 4. Note vor dem Schluss: a statt h; NA folgt BWV 543a/1, T. 8.

18 I + II P 290, Dröbs, P 803, 9. Note: d1 statt e1; NA folgt AmB 60, Gras-

nick, Kellner, LM 4839g.23 I 2 P 290, Dröbs, Grasnick, Kellner, Zz 3–4: jedes h1 mit eigenem

Hals, doch ohne Fähnchen und Balken; Bestimmung als 16tel ist editorische Konjektur.

24 Ped Balkung so in P 290, AmB 60, Dröbs (nur Zz 1–2), Grasnick, BWV 543a/1.

32–33 I 1 P 290, AmB 60, Dröbs, Grasnick: kein Haltebogen (a2); NA folgt BWV 543a/1.

37 I 3 AmB 60, Dröbs, Grasnick: 1. Note (d1) fehlt.39–40 II 1 P 290, AmB 60, Dröbs, Grasnick, P 803: kein Haltebogen (e1);

NA folgt Kellner, LM 4839g.40 I 1 Keine Quelle hat Haltebogen (c2); editorische Konjektur.41 Ped Alle Quellen, 2. Note: fi s [sic] statt Fis; NA verfährt gemäß T. 42,

43.48 I 2 P 290, AmB 60, Dröbs, BWV 543a/1: kein Haltebogen (e1); NA

folgt Grasnick.50, 51 I 2 P 290, AmB 60: jedes a1 ohne Balken oder Fähnchen; NA spe-

zifi ziert 3.–4. Note (und 1.–2. Note in T. 51) als Achtel, Dröbs, Grasnick folgend.

51 I 2 Kellner, LM 4839g, Zz 3: a1– cis2 (punktierte Achtel–16tel) statt a1– a1 (Achtel–Achtel).

52 I 1 7. Note: in allen Quellen h2 statt a2 , aber es gibt keinen Grund für die aufeinanderfolgenden Dissonanzen (c2/h2– h1/gis2); Les-art von NA gemäß Bass (a–g–a) etc.

Fuge14 I 2 P 803: Fingersätze 3–4–5–4–3–2 auf den 16teln in diesem Takt

(weitere Fingersätze in einer späteren fremden Hand in T. 15 ein-getragen).

16 I P 290, AmB 60, Kellner, Zz 4–6: Oberstimme e2 (Achtel), d2–

c2– h1– a1 (16tel), alle zusammen gebalkt; Unterstimme a1 (punk-tiertes Viertel); kein Haltebogen. Nur bei Dröbs und LM 4839g fi ndet sich Lesart der NA, die die Stimmkreuzung zwischen Zz 1 und 2 rückgängig macht und verdeckte Quintenparallelen vermeidet. Grasnick identisch mit Dröbs und LM 4839g bis auf einen überzähligen Punkt nach dem Achtel a1 [sic]; dies deutet darauf hin, dass die anderen Quellen einer Lesart ante

correcturam nach einem verschollenen Autograph folgen, das an

dieser Stelle nicht eindeutig lesbar war. Die Stimmkreuzung in der ersten Hälfte des Taktes wird in allen Quellen durch das Feh-len eines Balkens angegeben, der 1. und 2. Note verbindet. Alle Quellen verbinden die Noten e2 (Achtel)–d2– c2– b1– a1 (16tel) zu sammen an einem einzigen Balken auf Zz 4–6.

21 I 2 P 290, AmB 60, Dröbs, Grasnick, Kellner, LM 4839g: kein Halte-bogen (h1); NA folgt P 803.

24 I 2 Dröbs, Grasnick, 4. Note (g1): k. In P 803 steht ein kleines undeutliches Zeichen vor der Note; falls es ein k ist, stammt es von fremder Hand.

27 I 1 P 290, P 803, Kellner, LM 4839g, Zz 1–3: punktierte Viertelpause statt Viertelpause, fi s2 (Achtel); AmB 60: ebenso, doch kein Punkt nach der Pause. NA folgt Dröbs, Grasnick.

Ped Kellner, Zz 2: H–fi s (16tel) statt H (Achtel); dies entspricht der ursprünglichen Form des Themas, wird jedoch durch keine andere Quelle belegt, auch nicht bei Kellner selbst an der Paral-lelstelle in T. 96.

31 I 2 P 290, AmB 60, Grasnick, letzte Note: a1 statt g1; NA folgt Dröbs, P 803, Kellner, LM 4839g.

II Haltebogen (e1) von Dröbs, Grasnick, P 803.34 I 2, II P 290, AmB 60: ohne Haltebögen ( f 1, h); NA folgt Dröbs, Gras-

nick, Kellner, LM 4839g. P 803: Haltebogen nur auf h (undeut-lich lesbar).

45 I 1 P 290, letzte Note: d2 statt c2; NA folgt AmB 60, Dröbs, Grasnick, P 803, Kellner, LM 4839g.

46 I 1 P 290, letzte Note: c2 statt h1; NA folgt AmB 60, Dröbs, Grasnick, P 803, Kellner, LM 4839g.

I 2 Alle Quellen ohne Haltebogen (g); NA verfährt gemäß T. 44, 45 usw.

50 I 1, 2 3. Note (dis2 , fi s1): Triller von P 803, Kellner, LM 4839g.52 I 2 P 803, 1. Note: ursprüngl. = NA, verändert zu fi s1 (Viertel), fi s1–

dis2 (16tel, erstere an die vorhergehende Note gebunden).53 I 2 AmB 60, Dröbs, Grasnick, letzte Note: fi s1 statt a1 (k nicht deut-

lich in Dröbs, möglicherweise eine spätere Ergänzung wie auch in Grasnick). P 803: f 1 (ohne k) ursprünglich unter a1 (?) vorhan-den; ausradiert. Kellner: Lesart wie NA, aber nach AmB 60 u. a. verändert.

62 I 1 P 290, Grasnick, 2. Note (h1): kurzes Trillerzeichen; AmB 60, Dröbs: „tr“. NA folgt Kellner, LM 4839g.

80–81 I 1 P 290, AmB 60, Grasnick, P 803, 3. Note ( f 2 , e2): Mordent; Dröbs „tr“ (nur T. 81); LM 4839g: keine Verzierung (siehe oben).

94 I 1 P 290, AmB 60, Grasnick, P 803, Kellner, LM 4839g, 3. Note (d2): kurzes Trillerzeichen; Dröbs, Grasnick: „tr“. Langes Triller-zeichen der NA ist editorische Konjektur.

142

95 I 2 P 290, AmB 60, Dröbs, Grasnick, letzte Note: e1 statt c1; NA folgt P 803, Kellner (vor Korrektur), LM 4839g.

96 II P 290, P 803, Zz 1: halbe Pause statt punktierte Viertelpause; NA folgt AmB 60, Kellner. Dröbs, Grasnick, LM 4839g: keine Pause.

100–101 I 2 P 290, AmB 60, Dröbs, Grasnick, Kellner, LM 4839g: ohne Halte-bogen (e1); NA folgt P 803.

103 I 1 P 290, AmB 60, Grasnick, P 803 (?), 6. Note: d1 statt e1; Dröbs: Note geändert, wahrscheinlich von e1 zu d1. Lesart von P 803 möglicherweise auch geändert, von d1 zu e1. NA folgt Kellner, LM 4839g.

105–106 II P 290, AmB 60, Dröbs, Grasnick, Kellner, LM 4839g: kein Halte-bogen (d1); NA folgt P 803.

108 II P 290, AmB 60, Dröbs, Grasnick: kein Haltebogen (h); NA folgt P 803, LM 4839g.

108–112 P 803: ursprüngl. möglicherweise wie NA (undeutlich lesbar), wie folgt revidiert (einige Lesarten ungewiss):

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86

108

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119 Ped P 290, AmB 60, Dröbs, Grasnick, 1. Note (H ): punktierte Viertel (ohne nachfolgende Pause); NA folgt P 803, LM 4839g.

123 II 2 P 290, AmB 60: kein Haltebogen (e); NA folgt Dröbs, Grasnick, P 803, Kellner, LM 4839g. Nur P 803 hat Akzidens auf 4. Note (g), doch durch Änderungen ist die Lesart ungewiss; NA liest k angesichts Akzidentien auf g1, g, und G an anderer Stelle in T. 123.

126–127 I 1 P 290, AmB 60, Grasnick, P 803, jede Note: Mordent; keine Ornamente bei Dröbs, LM 4839g (siehe oben).

128 II P 803: Fingersätze 5–4–1–4–3–2, 1–3–2–1–3–2 auf den zwölf 16teln in diesem Takt.

135 II P 290, AmB 60: letzte Note d statt e; P 803: dis. Kellner: offenbar c (möglicherweise von d verändert). NA folgt Dröbs, Grasnick, LM 4839g.

140 II 1 P 290, Grasnick, P 803, Kellner, LM 4839g, 1. Note: e1 statt d1; NA folgt AmB 60, Dröbs.

146 I Keine Quelle hat ein Akzidens auf der vorletzten Note (g 2).146–149 I Buchstaben „s“ und „d“ aus P 803, die die meisten Buchstaben

„d“ unter die Noten setzt; NA setzt sie darüber, wie in BWV 535.

148 I Keine Quelle hat ein Akzidens auf der 3. Note (g 2). Ped P 290, P 803, LM 4839g: E (Viertel) und beide Pausen fehlen.

AmB 60, Kellner: E vorhanden, doch keine Pausen. NA folgt Dröbs, Grasnick.

Einzelanmerkungen: BWV 543a/1 (Frühfassung des Präludiums)Passagen in BWV 543a/1 sind mit jenen im Präludium von BWV 543 wie folgt ver-wandt (siehe CD-ROM für eine synoptische Ansicht, die die beiden Fassungen ver-gleicht):

BWV 543a/1 BWV 543/1 Bemerkung

T. 1–6 1–9 Unterschiedlich, bis auf Zz 1–3 von T. 1.7–12 10–20 Doppelte Notenwerte in BWV 543/1.13–16 22–25 Im Wesentlichen gleich.17–18 26–28 Unterscheidet sich von Zz 2 des ersten Taktes bis

Zz 1 des zweiten.19–43 29–53 Im Wesentlichen gleich; kleine Varianten in T. 26, 31,

und 43 von BWV 543a/1 (= T. 36, 41 und 53 von BWV 543/1).

Im Folgenden sind alle Abweichungen von P 803 aufgeführt. Einige abweichende Les-arten an Stellen, die sich auch in BWV 543 fi nden, sind in den Einzelanmerkungen für das Präludium von BWV 543 aufgeführt. P 803 hat Pedalbezeichnungen in T. 7, 16 (Zz 3) und 21 (Zz 3). Die Angabe in T. 21 ist neben die Achtel A–e–a–h gesetzt; da in dieser Quelle der Haltebogen zwischen den halben Noten (a) in T. 21–22 fehlt, wäre es nicht unmöglich, die Achtel A–e–a–h mit Pedal zu spielen.

Takt Stimme Bemerkung

1 P 803: À; NA folgt Kellner, LM 4839g.7, 9, 10, 12 II P 803, Kellner, LM 4839g: 1.–3. Note mit Aufwärtshals (vgl.

BWV 543, T. 10ff.).7 II P 803, letzte Note (h): k [sic]; NA folgt Kellner, LM 4839g.11 I + II P 803, 9. Note: d1 statt e1; NA folgt Kellner, LM 4839g.12 II P 803, 7. Note ( f ): kein k; NA folgt Kellner, LM 4839g.13 I P 803, Zz 3, 6.–7. Note ( f 2– g 2): k später in fremder Hand einge-

fügt. Keine Quelle hat h auf f 2 (Zz 4, 2. Note); Lesart ist editori-sche Konjektur gemäß Praxis des 18. Jhs.

13–14 I Buchstaben „s“ und „d“ von P 803, wo sie über den Noten ste-hen; die NA platziert die Buchstaben „s“ nach unten, wie in BWV 535.

143

15–16 I, II P 803: nur ein Haltebogen, wahrscheinlich auf a1; NA folgt Kell-

ner, LM 4839g.17 Ped P 803, Zz 4: gis–A–d–A, jedes A (von Hauptkopisten?) zu H

verändert; Kellner, LM 4839g: gis–A–c–A.18 Ped In allen Quellen 4. Note G (nicht A wie in BWV 843/1), aus-

drückliches h bei Kellner, LM 4839g.19 I 1 P 803, 2. Note: c2 statt d2 (kein Haltebogen); NA folgt Kellner,

LM 4839g.19, 22 Ped Alle Quellen: 1. Note ( f ) als eine zu einer Viertel übergebundene

halbe Note notiert (Haltebogen ist wahrscheinlich eine spätere Ergänzung in P 803).

21–22 Ped P 803: kein Haltebogen (a); NA folgt Kellner, LM 4839g.22 I 1 P 803, 6. Note: f 2 statt e2; NA folgt Kellner, LM 4839g.23 I P 803, Zz 3, 5.–8. Note: a1– g1– fi s1– g1 (statt c2– a1– g1– a), die

erste Note später zu c2 (?) verändert; NA folgt Kellner, LM 4839g.24 I + II P 803, 1. Note: h statt a; NA folgt Kellner, LM 4839g. P 803 hat

Fingersatz „4“ auf 21. (es1) and 25. Note (a); bei 29. Note (d ) steht ein Zeichen, das auf den ersten Blick eine „5“ zu sein scheint, doch zwischen zwei Punkten (• s •) notiert ist und wahrschein-lich das Zeichen „s“ (= NA) bedeutet.

27 I 3 P 803: Lesart von 1. Note unklar, möglicherweise h statt d1; NA folgt Kellner, LM 4839g.

29 I 1 P 803, 1.–2. Note: Haltebogen (d2); NA folgt Kellner, LM 4839g. II 2 Alle Quellen, 2. Note ( f ): k; NA folgt BWV 543/1.29–30 II 1 P 803: kein Haltebogen (e1); NA folgt Kellner, LM 4839g.30 I 1 Keine Quelle hat Haltebogen (c2); editorische Konjektur (wie in

BWV 543).31 I 2 P 803, 2. Note (g1): kein k; NA folgt Kellner, LM 4839g. Ped Alle Quellen, 2. Note: fi s, nicht Fis (wie in BWV 543, T. 41); NA

liest gemäß T. 32, 33.37–38 Ped P 803: kein Haltebogen (E); NA folgt Kellner, LM 4839g.38 I Keine Quelle hat Haltebogen sowohl auf a1 als auch auf e1

(P 803 und Kellner setzen Haltebogen auf a1, LM 4839g auf e1); Lesart der NA ist editorische Konjektur (vgl. BWV 543, T. 48).

39 II P 803, 1.–2. Note: cis1 (Viertel) statt c1– cis1 (Achtel); NA folgt Kellner, LM 4839g.

39–40 I 2 Keine Quelle hat Haltebogen (a1); NA folgt BWV 543/1.40, 41 I 2 P 803: jedes a1 an einem Hals mit der Oberstimme. Ebenso Kell-

ner und LM 4839g außer bei Zz 3 von T. 41 (vgl. Eintrag T. 51 in BWV 543/1). NA deutet die Noten auf Zz 3 (und auf Zz 1 von T. 40) als Achtel, Dröbs, Grasnick folgend.

42 I 1 Bezüglich der 7. Note (a2); vgl. oben BWV 543/1, T. 52.

Praeludium et Fuga in h BWV 544

QuellenHauptquelle: JSB (autographe Reinschrift), gegenwärtiger Standort unbekannt. Titel-blatt: Præludium pro Organo | cum pedale obligato | di | Joh: Seb: Bach. Überschriften: Præludium in Organo pleno, pedale di Joh: Seb: Bach. (p. 3); Fuga (p. 7). Vergleichsquelle: P 290 (SBB, Mus. ms. Bach P 290), S. 83–91. Satztitel: Preludio 12. (S. 83); Fuga (S. 88). Schreiber: Anonymus 303, 2. Hälfte 18. Jh.Zusätzliche Quellen: Kellner (SBB, Mus. ms. Bach P 891). Schreiber: J. P. Kellner, nach 172751; Dröbs (Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek, III.8.21), S. 1–9. Schreiber: wahrscheinlich J. A. Dröbs.

QuellenbewertungBachs Autograph wurde auf die Periode 1727–1732 datiert.52 Auf dem Titelblatt fi ndet sich der spätere Eintrag „Christel“, möglicherweise von Anna Magdalena Bachs Hand, woraus man schließen kann, dass das Manuskript nach J. S. Bachs Tod an Johann Christian Bach gehen sollte.53 Zwar ist sein gegenwärtiger Standort unbekannt, doch wurde eine „photographische Kopie“ des Autographs angefertigt, die im Fitzwilliam Museum, Cambridge, liegt und die Grundlage für ein Faksimile bildete, das 1942 veröffentlicht wurde.54 Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Manuskript in New York im Besitz von Gisela Selden-Goth, einer Pianistin und Schülerin von Busoni. Ein frü-heres Faksimile (hier nicht eingesehen) soll in technischer Hinsicht von schlechterer Qualität gewesen sein.55 Es gibt wenige Korrekturen oder Änderungen in dem Auto-graph; sofern diese kompositorische Änderungen betrafen, beschränkten sie sich auf kleine Anpassungen von Noten- und Pausenwerten und dergleichen.56

Die früheste Abschrift, von Kellner (siehe oben unter BWV 548), erweckt den Anschein, als stamme der Notentext direkt von dem überlieferten Autograph, worauf auch schon dieselbe Verwendung der etwas ungewöhnlichen Überschrift für den ers-ten Satz hindeutet.57 Ob die anderen Abschriften ebenfalls von dem erhaltenen Auto-graph stammen, direkt oder indirekt,58 ist weniger klar. Die Abschrift, die von Dröbs niedergeschrieben wurde oder in seinem Besitz war, ist das erste von vier Stücken in

51 Datierung nach Stinson (s. Anm. 2), S. 24.52 Stinson (s. Anm. 2), S. 26; nach Yoshitake Kobayashi (s. Anm. 5), S. 20; eine etwas kürzere Zeit-

spanne (1727–1731) fi ndet sich in NBA IV/5–6, KB, S. 37.53 NBA IV/5–6, KB, S. 35.54 So beschrieben in einem kurzen Nachwort zur Faksimile-Ausgabe von Otto Erich Deutsch (London

1942). Der Göttinger Bach-Katalog beschreibt die anschließende Provenienz des Manuskripts als „A[lbi] Rosenthal, London? - ? (Zürich)“.

55 Hrsg. von Georg Kinsky, Wien 1923; siehe NBA IV/5–6, KB, S. 39.56 NBA IV, 5–6, KB, S. 38, unterscheidet zehn Änderungen als „Verbesserungen“; die wesentlichsten

von diesen betreffen T. 17 (I 1), 57 (II 2) und 69 (II 2) des Präludiums, wo Bach offenbar ursprüng-lich kleine Notenwerte auf Zz 1 als alleinstehende (ungebalkte) Noten notierte und sie erst danach mit den folgenden Noten verbalkte. Die Abschriften weisen jedoch keine Spuren der unverbalkten Notation auf.

57 In Kellner: Præludium in Organo pleno, pedal di Johanne S: Bach (S. 2).58 Wie in Kilians Stemma (NBA IV/5–6, KB, S. 727) angegeben.

144

einem Manuskript, das später an seinen Schüler Carl Ferdinand Becker überging.59 Wie schon bei anderen Manuskripten, die Dröbs gehörten, wurde ihr Notentext auf ein verschollenes Manuskript von Kittel zurückgeführt,60 aber auch das ist unge-wiss. Andererseits wurde der Text von P 290 plausibel auf ein verschollenes Exemplar zurückgeführt, das sich ehemals im Besitz von C. Ph. E. Bach befand, obwohl eine Reihe singulärer Lesarten, einschließlich Fingersätze, offenbar von späterer Hand hin-zugefügt wurden.61

Die Abschriften korrigieren an einigen Stellen Lesarten, wo das bestehende Autograph kleinere Versehen aufweist. In solchen Fällen müssen die Abschriften korrekte oder revidierte Lesarten eines verschollenen Autographs widerspiegeln. Doch eine Reihe wesentlicher Varianten, einschließlich mehrerer Verzierungen in P 290 und Kellner sowie geänderter Lesarten in P 290, sind wahrscheinlich Ergebnis eigenmächtiger Bearbeitung seitens der Kopisten.62 Akzidentien, die in P 290 in T. 1/41 und 83 hin-zugefügt wurden, sind eindeutig falsch, und in T. 16 fehlt ein notwendiges Akzidens in dem singulären „Anschlag“, den die Quelle aufweist, eine Verzierung, die eher cha-rakteristisch für C. Ph. E. Bach als für J. S. Bach ist.63 Zweifellos muss das erhaltene Autograph als Hauptquelle dienen, von den Abschriften nur dort ergänzt, wo es feh-lerhaft ist.

EinzelanmerkungenDas Autograph enthält Pedalangaben in 1/4, 30, 50, 79; 2/8, 18, 24, 61, 75.Im Präludium geben die Quellen unterschiedliche Notenwerte bei dem Vorschlag an, der zuerst in T. 10 (Ped.) auftritt; auch fehlt manchmal der Bogen, der ihn mit der Hauptnote verbindet. Wie jedoch alle Vorschläge in dem Stück, wurde er wahrschein-lich ursprünglich als ein „kurzer“ oder „unveränderlicher“ Vorschlag gedeutet, entge-gen den entsprechenden Vorschriften für „lange“ oder „veränderliche“ Vorschläge, die später von Quantz und C. Ph. E. Bach festgelegt wurden. Der Bogen wurde zweifellos impliziert, obwohl nicht notiert (was das Spiel beider Noten mit einem Fuß bedeu-tet, unter der Verwendung von Absatz und Spitze), und wird daher in der NA nicht berücksichtigt.

59 Becker fügte seinen Namen unter Dröbs’ Besitzervermerk auf dem Titelblatt hinzu („C. F. Becker | 1830“).

60 Wie von Kilian in NBA IV/5–6, KB, S. 485, angeführt, wo Dröbs mit einer Abschrift von Grasnick (SBB, Mus. ms. Bach P 922) zusammengruppiert wird. Doch die beiden Abschriften weichen gele-gentlich voneinander ab; so bietet z. B. in T. 1/53 Grasnick die abweichende Lesart von P 290 (Achtel g1–h1), nicht aber Dröbs (Viertel g1).

61 Zu den singulären Varianten dieser Abschrift siehe unten. Fingersätze fi nden sich in T. 1/75 (I 1, 10.–12. Note: 1–2–1).

62 Zu den „verdächtigen“ Lesarten in P 290 gehören jene, die für T. 1/68, 2/27 und 2/60 berichtet wer-den, wie auch die „Anschläge“ in T. 1/16 und 42.

63 Der Begriff bezeichnet den so genannte Doppelvorschlag, von C. Ph. E. Bach beschrieben in seinem Versuch, I.3.6, S. 103–106.

Takt Stimme Bemerkung

Präludium1 I 1 Keine Quelle hat den Staccato-Punkt, der sich in einigen Ausga-

ben auf der letzten Note fi ndet, vgl. jedoch den Eintrag unten für T. 28.

2 I 1 In keiner Quelle Legatobogen auf 1.–2. Note (auch nicht in T. 28).

9 I 2 JSB, 1. Note (e1): 16tel (vermutlich; das Faksimile der verschol-lenen Quelle ist hier undeutlich) statt Achtel; dieser Vorschlag ist mit einem Bogen an die folgende Note gebunden. NA folgt P 290, Kellner, Dröbs.

10 Ped JSB, Dröbs, 1. Note (Vorhalt H ): 16tel statt Achtel; NA folgt P 290, Kellner. In keiner Quelle steht hier ein Bogen.

15 I 1, 2 Alle Quellen 2. Note: gis1/h1 statt ais1/cis2; NA verfährt gemäß T. 41, 81.

16 I 1 P 290: 1. Note geht Anschlag voraus (g1– h1 [sic], kleine 16tel); möglicherweise ein falsch gedeutetes k wie in JSB bei T. 42 (siehe unten).

20–21 I 1 JSB: keine Staccato-Punkte nach der Mitte von T. 20 (Seiten-wechsel); NA folgt Kellner.

28 II JSB: Punkt über letzter Note (cis1) fehlt bei Parallelstellen und bei P 290, Kellner und Dröbs; wahrscheinlich ein zufälliges Zei-chen, in NA nicht berücksichtigt.

29 II In keiner Quelle Bogen auf 1.–2. Note (h–a); vgl. T. 3.33 Ped In keiner Quelle Bogen auf den letzten beiden Noten; NA

ergänzt gemäß T. 7.35–36 II JSB, Kellner, Dröbs: ohne Haltebogen ( fi s, h); NA folgt P 290 (vgl.

T. 37–38).41 I 1, 2 P 290, 2. Note: e2/g 2 (mit ausdrücklichem Aufl öser, wahrschein-

lich von fremder Hand ergänzt), statt eis2/gis2; keine Akziden-tien in JSB, Kellner oder Dröbs, doch k werden durch Konven-tion des 18. Jhs. impliziert.

41–42 I 1 In keiner Quelle Haltebogen (eis2); in JSB (doch nicht in Dröbs), wo T. 42 eine neue Zeile beginnt, hat 1. Note in T. 42 ein aus-drückliches k.

42 I 1 P 290: 1. Note geht Anschlag voraus (d2– fi s2 , kleine 32stel), mög-licherweise ein falsch gedeutetes k (wie in JSB; siehe vorherge-henden Eintrag).

44 II JSB, Kellner, P 290, letzte Note (G): kein k; NA folgt Dröbs.45 I 1, II JSB, Kellner, Dröbs: kein Staccato; NA folgt P 290.53 I 2, II Im verschollenen Kompositionsautograph waren auf Zz 2–3 die

Innenstimmen offenbar unklar und die beabsichtigte Lesart ist nicht vollkommen deutlich. P 290 zeigt II als eine Stimme, g1, h1 (Achtel, ohne Balken). Bei Dröbs fehlt h1 (Achtel) und steht e2 (I 2) auf Zz 3 als eine Viertel [sic].

145

56 I 1 In keiner Quelle Haltebogen auf d2 (2.–3. Note).58 I 2 Auf Zz 4 haben alle Quellen eine Achtel (e2) statt des rechne-

risch korrekten punktierten 16tels, das die NA übernimmt.59 I 3 6. Note (c2 , verdoppelt I 2) fehlt in allen Quellen, wahrschein-

lich weil kein Platz war, um die Balken von 1.–5. Note zu einer 6. Note zu verlängern, noch für einen zusätzlichen Abwärtshals auf c2 . In Dröbs ist die vorhergehende Note (h1) ein Achtel; in P 290 ist der Notenwert unbestimmt, da es einen kurzen eigenen Hals hat, ohne Fähnchen oder Balkung.

67 I JSB: Verzierungszeichen (a1) undeutlich geschrieben, doch län-ger als das kurze Trillerzeichen in P 290 und Dröbs. Kellner: „Tril-ler von unten“.

68 I 1 JSB: Verzierungszeichen (ais1) abermals unklar, doch deutlich länger als in T. 67; Kellner: wahrscheinlich ein normales langes Trillerzeichen (undeutlich, möglicherweise ein weiterer „Triller von unten“ beabsichtigt). NA folgt P 290, Dröbs.

83 I 2 JSB, Kellner, 2. Note (ais1): kein Akzidens, doch k auf a1 ist durch zeitgenössische Konvention impliziert. P 290: h (wahrscheinlich in fremder Hand).

84 I 2 Kellner, Dröbs, 1. Note (ais1): an vorhergehende Note gebunden (bei P 290 fehlt der Anschlag, der sich in den entsprechenden T. 16 und 42 fi ndet).

Fuge27 I 2 JSB, 6. Note (d1): Achtel statt 16tel [sic]; NA folgt Kellner, P 290,

Dröbs. II P 290, 6. Note: a statt h, korrigiert (mit Bleistift?) zu ais; k auch

zu 2. Note eingefügt, und 7. Note zu h geändert.60 I 2, II P 290: d1 (Achtel) und Pause, d1– cis1 (Achtel) und h (Viertel)

fehlen; später hinzugefügt, doch als eine Stimme d1– cis1, d1– h (Achtel).

88 I 1 JSB, 5. Note (ais1): Verzierungszeichen undeutlich notiert, könnte als „Triller von oben“ oder „tremblement appuyé“ gedeu-tet werden. P 290: kurzer Triller; Kellner: „Triller von unten“; Dröbs: „tr“.

Anhang

Praeludium et Fuga in e BWV 533a

Einzige QuellePreller (Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek, Ms. 7), Fasz. 17, S. 83–86. Überschrift (S. 84): Praeludium et Fuga in E moll di Sigre | J. S. Bach. Schreiber: J. G. Preller.

Preller, die einzige Quelle der alternativen Fassung BWV 533a, ist Teil eines Konvoluts, das der Mempell-Preller-Sammlung angehört (in Bd. 1 unter BWV 532 beschrieben). Es wird angenommen, dass der Schreiber bei Mempell studierte, der seinerseits wieder möglicherweise ein Schüler von Kellner war. Prellers singuläre Fassungen einer Reihe von Bachs Werken, oft mit ansonsten unbekannten Verzierungs- und Vortragsbezeich-nungen versehen, erscheinen als Anhänge in mehreren Bänden der NBA.Auf das Verhältnis zwischen BWV 533a und BWV 533 wird oben eingegangen. Was immer auch Bachs Rolle bei der Entstehung von BWV 533a gewesen sein mag, es ist unwahrscheinlich, dass er für die Verzierungen und Fingersätze in dieser Fassung der Fuge verantwortlich ist. Es gibt mehrere Stellen, wo ein langer Triller mit Nachschlag durch ein Zeichen angegeben ist, das nur in Bachs späteren Werken häufi g auftritt. Gleichermaßen merkwürdig ist die Tatsache, dass nach der Häufi gkeit zu Beginn des Satzes ab T. 14 keine Verzierungen mehr auftreten. Somit handelt es sich bei den Verzierungen und Fingersätzen, wie in anderen Abschriften Prellers, wahrscheinlich um spätere Zusätze; einige scheinen spätere Ergänzungen zu Prellers Manuskript zu sein.

EinzelanmerkungenPedalangaben fehlen in Preller.

Takt Stimme Bemerkung

Präludium9–11 I Halsrichtung sic, doch möglicherweise sollte der Hals der letzten

drei Noten von T. 9 nach unten gehen (linke Hand), nach oben auf der 1.–3. Note von T. 10 (rechte Hand) und abwärts auf der 2.–3. Note von T. 11.

14 I 2 Letzter Akkord: kein k auf d1 (von zeitgenössischer Konvention verlangt).

30 II Letzte Note: Platzierung des Notenkopfes für die Mittelstimme unklar, könnte entweder als fi s oder e gelesen werden; letzteres ist wahrscheinlicher, wodurch ein unvorbereiteter Quartsextakkord vermieden wird.

Fuge8 I 2 Zz 4 fehlt; e1– dis1 (Achtel) ist editorische Konjektur.15 I 1 2. Note (c2): h editorisch ergänzt.

146

22 I 1 1. Note (g1): k; NA folgt BWV 533. II 1 1. Note (g) fehlt; NA folgt BWV 533.27 II 1 Zz 4 (Achtelpause, dis1 Achtel) fehlt; NA folgt BWV 533.33 I 2 1. Note (dis1): Viertel statt Achtel.36 II [Sic]: keine Fermate, kein k auf g.

Praeludium in a BWV 551

QuellenHauptquelle: Ringk (SBB, Mus. ms. Bach P 595), Fasz. 7. Überschrift: Præludium con

Fuga ex A Moll. | pedaliter di | J. S. Bach. sc: J. Ringk. Schreiber: J. Ringk, „nach 1730?“64 Oberes System im Sopranschlüssel.Vergleichsquelle: Mempell (Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek, Ms. 7), Fasz. 11, S. 44–46. Überschrift: Fuga in A mol di Bach. Schreiber: J. N. Mempell.

QuellenbewertungRingk ist ein einzelnes Doppelblatt, jetzt mit anderen Abschriften von seiner Hand innerhalb des Konvoluts P 595 zusammengebunden. Mempell umfasst die letzten drei Seiten eines Faszikels, das auch Abschriften von BWV 531/1 und 921 von derselben Hand enthält. Bei Mempell fehlt die anfängliche elftaktige präludierende Passage (daher der Titel in dieser Quelle), doch ist hier zusätzlich der Anfang einer dritten Fuge in der-selben Tonart und in einem ähnlichen Stil hinzugefügt, unmittelbar nach dem Schluss von BWV 551.Obwohl Ringk bei dem mit Bach bekannten Kellner studierte, ist unsicher, in welchem Verhältnis Mempell zu diesem stand.65 Von keinem der beiden ist bekannt, dass sie mit Bach in direkter Verbindung gestanden hätten, obwohl sie viele seiner Werke kopier-ten, oft mit ähnlichen Lesarten. Das beinhaltet die Verwendung derselben Vorlagen, wahrscheinlich über Kellner erhalten, aber es erhöht auch die Wahrscheinlichkeit von gleichen Fehlern, einschließlich Fehler bei der Zuschreibung. Besonders wahrscheinlich ist es, dass sich solche Fehler in Abschriften wie den vorliegenden einschlichen, die beide Kopisten offenbar früh in ihrer berufl ichen Laufbahn anfertigten. Beide Quel-len enthalten deutliche Fehler, vor allem fehlende Noten und Haltebögen. Haltebö-gen und andere Einträge in blasserer Schrift in Ringk sind eindeutig Korrekturen, die möglicherweise lange nach der ursprünglichen Anfertigung des Textes vorgenommen wurden. In Mempell fehlen sie. Beide Abschriften verwenden Erniedrigungszeichen, um Erhöhungszeichen aufzulösen, eine ältere Notationspraxis, die mit dem frühen Stil des Werkes übereinstimmt.Viele Lesarten, die beiden Abschriften gemeinsam sind, scheinen Kompositionsfehler zu sein, z. B. in T. 45, 46 und 51, wo Stimmen plötzlich auf unlogische Weise abbre-chen, wahrscheinlich weil der Komponist nicht in der Lage war, für jede kontrapunkti-sche Stimme eine überzeugende Fortsetzung zu fi nden. Solche Belege kompositorischer

64 Datierung von Stinson (s. Anm. 2), S. 37.65 Stinson, S. 9; in Ernst Ludwig Gerber, Historisch-Biographisches Lexicon der Tonkünstler, Bd. 2, Leipzig

1792, S. 293, wird Ringk als Kellners Schüler bezeichnet.

Unerfahrenheit lassen sich wohl als Anzeichen deuten, dass es sich bei BWV 551 um eine Übung des sehr jungen J. S. Bach handelt. Doch der Stil ist derart allgemeintypisch, dass sich die Musik auf jeden Anfänger zurückführen ließe — vielleicht auf einen einer vorhergehenden Generation, nach dem altmodischen Stil zu urteilen.Da die Quellen keinen vollständig konsequenten Text bieten, umfasst die NA eine grö-ßere Anzahl editorischer Konjekturen als bei anderen der hier edierten Werke. Haltebö-gen wurden jedoch in beschränkterem Maße ergänzt als in vorhergehenden Ausgaben dieses Werkes.

EinzelanmerkungenBei Ringk fi nden sich Pedalangaben in T. 9, 18, 26, 31, 41, 48, 57, 60 und 82. Zusätz-lich wurde durch eine Ausradierung bei T. 24 in Ringk wahrscheinlich eine „ped“-Angabe entfernt (Mempell gibt an dieser Stelle die Verwendung des Pedals an). Es ist unklar, ob die Basseinsätze in T. 44, 64, 68, 72 und 78 für das Pedal bestimmt waren, da es keine diesbezügliche Angabe und keine Pause in den folgenden Takten gibt, um das Ende der Pedalpassage anzuzeigen. Da die fraglichen Passagen mit Pedal spielbar sind und T. 79 das Pedal-d erfordert, notiert die NA diese Einsätze auf dem untersten System.Die einzigen Verzierungen in Ringk sind die Angaben „tr“ in T. 10 und 77; T. 10 fehlt bei Mempell und T. 77 ist dort ohne Verzierung. Angaben in früheren Ausgaben für Triller auf langen Noten im Pedal (T. 34, 35) stammen von Fehldeutungen von Ringks welligen Haltebögen.66

Im Allgemeinen werden im Folgenden nur Fehler der Hauptquelle (Ringk) aufgeführt. Wo beide Quellen Fehler enthalten, ist die Lesart der NA, sofern nicht anders angege-ben, editorische Konjektur. Bei beiden Kopisten fehlen unbedingt erforderliche Halte-bögen; die NA ergänzt diese wie folgt: T. 20–21 (I 2, d1), 42 (I 2, d1; vgl. T. 49), 44 (I 2, g1) und 61–62 (I 2, e1; bei Ringk später ergänzt).

Takt Stimme Bemerkung

1–11 Mempell: diese Takte fehlen; die Abschrift beginnt in T. 12, in dem das ursprüngliche punktierte Viertel (a1) durch Viertel- und Ach-telpausen ersetzt wird und die unteren Stimmen aussetzen (keine Pausen oder Noten).

8 I 2 Ringk, letzte Note: überzähliges g1 (Viertel; Fehler bei Abschrift aus Tabulatur?).

14 I 1 Ringk, Mempell, 2. Note: g(is)2 statt a2; kein Akzidens auf 3. Note (g 2).

15–16 I 1 Ringk: Haltebogen (e2) in blasser Tinte ergänzt (?).20–21 I 2 Haltebogen (d1) ist editorische Konjektur.22–23 I 1 Ringk: diese Takte gehen über einen Seitenumbruch; in T. 23

reicht ein Haltebogen von 1. Note (a1) zurück, doch gibt es keinen entsprechenden Haltebogen in T. 22; kein Haltebogen in Mem-

pell, wo diese Takte in einem durchgehenden System stehen.

66 Wie in SBB, Mus. ms. Bach P 642, von dem Anfang des 19. Jhs. wirkenden Kopisten Krüger.

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24–25,25–26, 27 I 1 Ringk: Haltebögen (alle auf e1) in blasser Tinte ergänzt (?).26 II 2 Mempell, Zz 2: e–a (Achtel) fehlt; Ringk: erste Note d statt e. Ringk, Mempell, letzte Note: g statt a.28 II 2 Ringk, Mempell, Zz 1–2 leer; Lesart der NA (Achtelpause, Achtel e,

Viertel d ) ist Konjektur. Ped Ringk, 1. Note (Fis): kein k; NA folgt Mempell.29 Ped Ringk, Mempell: e statt c.31 I 1 Ringk, Mempell, 11.–12. Note ( f 1– f 1): kein k; vgl. T. 32.34 II 1 Ringk: kein d1 (ganze Note); NA folgt Mempell.36 I 1 Ringk, Mempell: d2 (ganze Note) statt e2, fi s2 (halbe Noten) (edito-

rische Konjektur).37 I 1 Ringk, Mempell, 2. Note: e2 statt d2 (Konjektur).39 Ringk: über Zz 2–3 „Fuge“ von fremder Hand in blasser Tinte

ergänzt (?).41 I 1 Ringk: scheinbarer Haltebogen nach 3. Note (c2) wahrscheinlich

Fehldeutung eines Punktes (in beiden Quellen andernorts als ein kurzer oder welliger horizontaler Strich notiert); bei Mempell nichts an dieser Stelle.

42 I 2 Ringk, Mempell, 3. Note: d1 statt e1; 5. Note (g1): k.44 I 2 Haltebogen (g1) ist editorische Konjektur.46 Ringk, Mempell: c1 (II, 1. Note) und c1 (Ped, 4. Note) fehlen.49 I 2 Ringk, Mempell: letzte vier Noten eine Terz tiefer (a1– g1– a1– e1

statt c2– b1– c2– g1); vgl. T. 39 usw. II Ringk: a, a, h (drei Viertel), Viertelpause; Mempell: a, a (Viertel

an Achtel gebunden), dann, auf Zz 3, h–h (Achtel); keine dazwi-schenliegende Achtelpause, wie es der Takt erfordert. NA folgt Mempell, doch verbindet 2.–3. Note (a–h) mit einem Balken, ver-schiebt sie zu Zz 2 und verändert 4. Note (h) von einer Achtel zu einer Viertel.

50 I 1 Ringk, Mempell, 7. Note (c2): k; Ringk, 6.–7. Note: Haltebogen ergänzt.

I 2 Ringk, 5. Note: g1 statt h1; Mempell, 5.–8. Note dieselben wie 9.–12. Note (c2– g1– a1– e1 statt b1– e1– e2– h1). NA verfährt gemäß T. 40 usw.

51 I Ringk, Mempell: zweite Takthälfte leer; Pausen und a (Viertel) sind editorische Konjektur.

Ped Ringk, Mempell, 7. Note: F statt D; NA folgt T. 40 etc.52 II Ringk, Mempell, 7.–10. Note: g–fi s–g–d statt g–d–g–f; NA verfährt

gemäß T. 54 etc. Ped Ringk, Mempell, 6. Note (H ) ohne Akzidens; vgl. Zz 1.57 I 2 Ringk, Mempell, 2. Note: h statt d1; NA verfährt gemäß T. 56, letzte

drei Noten.59 I Ringk, Mempell: 6. Note ( fi s1) ohne k. II Ringk, Mempell, 5. Note: fi s1 statt cis1.

61–62 I 2 Ringk: Haltebogen ergänzt (e1).62 I 1 Ringk, Mempell, 6. Note: g1 statt c2 , kein Haltebogen; die Lesart

der NA vermeidet eine unvorbereitete Dissonanz auf Zz 3. I 2 Ringk, Mempell, Zz 2: h – g– e1– c1 statt d1– g – e1– c1. Ped Akzidens auf 4. Note ( f ) in keiner Quelle; obwohl nach zeitge-

nössischer Konvention h möglich ist, ist k stilistisch zumindest ebenso wahrscheinlich.

63 I 2 Ringk, Mempell: 9. Note: g1 statt f 1; vgl. I 1 auf Zz 1.66 I 1 Ringk, Mempell: letzte Note (h1) ohne h (spätere Ergänzung in

Ringk); vgl. T. 67 (I 2).67 I 1 Ringk, Mempell, 4. Note (c2) ohne k; vgl. I 2.68 I 1 Ringk: 1. Note fehlt (g1, verdoppelt I 2); Mempell: e2 . II Ringk, 9. Note (h): j, falls vorhanden, ist als spätere Ergänzung

undeutlich über der Note eingefügt; NA folgt Mempell, wo j ein-deutig ein originaler Eintrag ist.

70 II Mempell: 1. Note (d1) fehlt; wahrscheinlich eine spätere Ergänzung in Ringk.

71 II 1 Ringk: 4. Note (a) etwas missverständlich platziert, könnte als h gelesen werden; NA folgt Mempell.

73 II Ringk, Mempell, 2. Note: d1 statt h.74 I 1 Ringk, Mempell, 2. Note: fi s1 statt gis1; bei Ringk könnte der zweite

Notenkopf ( fi s1) in einem Korrekturversuch weggewischt worden sein.

75 I Ringk, Mempell, 10.–11. Note: e2– f 2 statt a2– e2 .76 II 2 Ringk, Mempell: 5. Note (h1) ohne j.78 Ped Ringk, Mempell, 8. Note (h): ohne j (in Ringk in hellerer Tinte

ergänzt); 10.–11. Note: f–g, statt e–f.79 II 2 Ringk, Mempell, 3. Note: d1 statt e1.80 I 1 Ringk, Mempell, letzte Note: d2/e2 statt cis2/e2 .81 I, II Ringk, Mempell: offenbar fehlerhaft; Ringk wie Notenbeispiel a,

Mempell wie Notenbeispiel b unten. Lesart der NA ist editorische Konjektur.

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b

82 I 2 Ringk, Mempell: d1/a1 statt d1/f 1.

148

84 I 2 Ringk, Mempell, 4. Note: d1 statt a1. Ped Ringk, Mempell: leeres System; D (ganze Note) ist editorische Kon-

jektur (in keiner Quelle Haltebogen vom vorhergehenden Takt).87–88 Ped Ringk: kein Haltebogen; NA folgt Mempell.88 I 2 Ringk, Mempell, 2. Note (c2 , Achtel): kein k.89 I 2 Ringk, Mempell: letzte Note (cis2 , Viertel) und Haltebogen fehlen

(diese sind editorische Konjektur). II Ringk, Mempell (alle drei Noten): halbe statt ganze Noten. Ringk:

kein k (c1); Mempell: h statt c(is)1.

Am Schluss von T. 89 haben beide Abschriften dekorative Schlusstaktstriche, die das Ende des Stücks bezeichnen. Doch keine hat eine Fermate, und innerhalb des verblei-benden Platzes auf der Seite fügt Mempell Folgendes hinzu:

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Eine Fortsetzung, falls vorhanden, ist verschollen, da die Musik am Ende der Seite un-terbrochen wird und die Abschrift an dieser Stelle abbricht.

Übersetzung aus dem Englischen: Matthias Müller

The english version of the “Kommentar” is to be found on the CD-ROM and can be downloaded under www.breitkopf.com.