TK-Medienservice "Bewegung und Gesundheit – Der große TK-Sportreport" (10-2012)
TK-Medienservice "Arzneimittelversorgung 2.0"
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Herausgeber: Techniker Krankenkasse • Pressestelle • Bramfelder Straße 140 • 22305 Hamburg Tel.: 040 - 69 09-17 83 • Fax: 040 - 69 09-13 53 • E-Mail: [email protected] TK-Medienservice im Internet: www.presse.tk.de. Ausgabe: Februar 2011
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Arzneimittelversorgung 2.0 – Die Zukunft hat begonnen
Fünf Fragen an Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission
der deutschen Ärzteschaft ....................................................................................................... 2
Was nicht passt, wird passend gemacht – Individualisierte Medizin als Leitbild der
zukünftigen Arzneimitteltherapie? ........................................................................................... 6
Individualisierte Medizin: Segen oder Fluch? .......................................................................... 9
Arzneimittel-Nebenwirkungen: Jeder fünfte Patient fühlt sich von seinem Arzt nicht gut
genug informiert .................................................................................................................... 12
"Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker":
Acht Tipps für eine erfolgreiche Arzneimitteltherapie ............................................................ 17
Tabletten statt Bewegung?! – Der Morbi-RSA setzt falsche Anreize .................................... 20
Arzneimittelsicherheit: Medikamenten-Kontoauszug hilft beim Arztbesuch .......................... 24
Fast jeder sechste Senior in Deutschland erhält potenziell schädliche Medikamente –
Techniker Krankenkasse unterstützt mit neuem Service ...................................................... 26
(Zu) viele Pillen für den Zappelphilipp?! – Neue Studie zeigt: Zahl der Ritalin-Patienten um
ein Drittel gestiegen ............................................................................................................... 29
Ärzte verschreiben 25 Prozent mehr Antibiotika – TK fordert verantwortungsvolleren
Umgang mit Penicillin und Co. .............................................................................................. 32
Informationen der Techniker Krankenkasse
Medienservice Februar 2011 Themen, Trends und Hintergründe
Hinweis für die Redaktionen:
Einige Illustrationsvorschläge zum Thema haben wir in dieses Dokument eingefügt. Diese und an-
dere Motive stehen Ihnen ebenso wie Fotos der zitierten Experten sowie die Daten aus den zitier-
ten Studien und Umfragen honorarfrei unter Angabe der Quelle "Techniker Krankenkasse" zur
Verfügung. Download: http://www.presse.tk.de/
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Herausgeber: Techniker Krankenkasse • Pressestelle • Bramfelder Straße 140 • 22305 Hamburg Tel.: 040 - 69 09-17 83 • Fax: 040 - 69 09-13 53 • E-Mail: [email protected] TK-Medienservice im Internet: www.presse.tk.de. Ausgabe: Februar 2011
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Fünf Fragen an Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Viele Menschen – insbesondere schwerkranke Patienten – setzen
ihre Hoffnungen auf den Fortschritt in der Arzneimitteltherapie. Sie
versprechen sich ein längeres Leben oder zumindest weniger Ne-
benwirkungen. Kann aus Ihrer Sicht die forschende Pharmaindust-
rie diese Hoffnungen in absehbarer Zeit erfüllen?
Professor Ludwig: Wirksame und sichere Arzneimittel sind ohne Zwei-
fel ein sehr wichtiges und häufig genutztes therapeutisches Instrument
des Arztes. Leider ist jedoch die Produktivität der pharmazeutischen
Industrie hinsichtlich der Entwicklung neuer Arzneimittel im letzten Jahr-
zehnt deutlich gesunken. Weniger als ein Drittel der jährlich neu zuge-
lassenen Wirkstoffe bedeuten für die Patienten einen therapeutischen
Fortschritt, das heißt sind besser wirksam oder sicherer als verfügbare
Arzneimittel. Die Produktivität bei der Entwicklung tatsächlich innovativer
Arzneimittel und Investitionen in die Forschung müssen von der for-
schenden pharmazeutischen Industrie deshalb deutlich gesteigert wer-
den.
Als Schlagwort taucht in der Diskussion um die Arzneimittelversorgung
der Zukunft immer wieder der Begriff der Individualisierten Medizin auf.
Verbinden Sie damit eher Segen oder Fluch?
Professor Ludwig: Ich verbinde mit dem Begriff der 'Individualisierten
oder Personalisierten Medizin' derzeit weder Segen noch Fluch, sondern
eher die Hoffnung, dass wir in Zukunft – basierend zum Beispiel auf so
genannten Biomarkern – Patientengruppen besser identifizieren können,
die auf spezielle Arzneimittel gut ansprechen oder aber unerwünschte
Arzneimittelwirkungen zeigen. Eine maßgeschneiderte Therapie wird es
für die Mehrzahl der Patienten jedoch in den nächsten Jahren nicht ge-
ben. Wohl aber Therapiestrategien, zum Beispiel in der Behandlung von
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Tumorerkrankungen, die anhand der genetischen Merkmale von Tumor-
zellen wichtige Informationen für die Therapieplanung und hoffentlich
auch die Prognose der Patienten ergeben.
Stichwort "Compliance" beziehungsweise "Adherence". Früher hieß es:
"Drei Mal täglich nach dem Essen." Was ist heute notwendig, um die
Sicherheit der Arzneimitteltherapie zu fördern?
Professor Ludwig: Eine Verbesserung der Sicherheit der Arzneimittel-
therapie setzt zunächst voraus, dass insbesondere neue Arzneimittel
nach der Zulassung konsequent hinsichtlich des Auftretens von uner-
wünschten Arzneimittelwirkungen bei der Verordnung unter Alltagsbe-
dingungen untersucht werden. Ärzte beziehungsweise Apotheker sollten
daher alle schweren, unerwünschten Arzneimittelwirkungen den zustän-
digen Bundesoberbehörden beziehungsweise Kommissionen, wie bei-
spielsweise der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft,
melden. Wichtig ist jedoch nicht nur die Sicherheit des Arzneimittels,
sondern auch die Sicherheit des Prozesses der Arzneimittelbehandlung.
Grundsätzlich ist dieser Prozess anfällig für Fehler und erfordert, insbe-
sondere bei multimorbiden und/oder älteren Patienten, die Bereitstellung
von komplexem Wissen und Informationen. Wir sind deshalb heute auf
eine EDV-unterstützte Bereitstellung relevanter Informationen zu Arz-
neimitteln angewiesen, um Fehler bei der Verordnung von Arzneimitteln
zu verhindern und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern.
Auch Patienten können wesentlich zu einer sicheren und erfolgreichen
Arzneimitteltherapie beitragen, zum Beispiel durch Beachtung der kürz-
lich im Rahmen des Aktionsplanes zur Verbesserung der Arzneimittel-
therapiesicherheit herausgegebenen Tipps für eine sichere Arzneimittel-
therapie.
Zu den Herausforderungen der Zukunft gehört sicher auch, die Qualität
der Pharmakotherapie zu steigern. Was sind für Sie relevante Kriterien,
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mit denen man schlechte von guten Pillen unterscheiden und die Quali-
tät der Therapie messen kann?
Professor Ludwig: 'Gute Pillen' sind vor ihrer Zulassung an vielen Pati-
enten untersucht und ihre Wirksamkeit beziehungsweise Sicherheit in
klinischen Studien überzeugend nachgewiesen worden. Wichtig ist da-
bei, dass der Nutzen dieser neuen Arzneimittel die Risiken eindeutig
überwiegt und vergleichende Untersuchungen mit bereits verfügbaren
Arzneimitteln, die bei Zulassung allerdings selten vorliegen, einen Vorteil
für neue Arzneimittel erkennen lassen. Es ist eine wichtige Aufgabe der
Ärzte und Apotheker, einem weit verbreiteten Irrglauben im Gespräch
mit dem Patienten entgegen zu wirken: Nämlich, dass neue, häufig sehr
teure Arzneimittel grundsätzlich besser als bereits zugelassene Arznei-
mittel sind und innovative Arzneimittel stets zu einem therapeutischen
Fortschritt führen.
Das so genannte Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz, kurz AMNOG,
ist erst vor kurzem in Kraft getreten. Neue Arzneimittel müssen sich nun
zunächst einer frühen Nutzen-Bewertung unterziehen. Wenn Sie in die
Zukunft schauen: Welche Voraussetzungen im System sind aus Ihrer
Sicht für eine optimale Arzneimitteltherapie erforderlich? Welche Schritte
müssen nun folgen?
Professor Ludwig: Die im AMNOG vorgesehene frühe Bewertung des
Nutzens beziehungsweise Zusatznutzens von Arzneimitteln mit neuen
Wirkstoffen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss wird zweifels-
frei wichtige unabhängige Informationen zu neuen Arzneimitteln liefern,
die derzeit Ärzten und Apothekern nicht zur Verfügung stehen. Auch die
vom pharmazeutischen Unternehmer in seinem Dossier vorzulegenden
Anforderungen an eine qualitätsgesicherte Anwendung neuer Arzneimit-
tel werden hoffentlich die Qualität der Arzneimitteltherapie verbessern.
Ganz wesentlich aus meiner Sicht ist es jedoch, dass bei neuen Arznei-
mitteln – bei denen kein Zusatznutzen besteht beziehungsweise in klini-
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schen Studien nicht überzeugend gezeigt werden konnte – rasch weite-
re versorgungsrelevante Studien zur Bewertung ihres Nutzens durchge-
führt und diese Arzneimittel unmittelbar nach Zulassung nicht unkritisch
eingesetzt werden. Anhand der Ergebnisse weiterer Studien sollte dann
nach circa zwei bis drei Jahren eine aussagekräftige Bewertung der
Kosten-Nutzen-Relation dieser Wirkstoffe erfolgen.
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Was nicht passt, wird passend gemacht – Individualisierte Medizin als Leitbild der zukünftigen Arzneimitteltherapie?
Kaum ein Patient verlässt heute die Arztpraxis ohne ein Rezept in der
Hand. Von dem Medikament, das sie sich dann in der Apotheke abho-
len, versprechen sich die Menschen natürlich Heilung oder zumindest
Linderung. „Ein Problem bei der Arzneimitteltherapie besteht jedoch
darin, dass nicht alle Medikamente bei allen Patienten gleichermaßen
wirken“, erläutert Hardy Müller, Gesundheitswissenschaftler und Anthro-
pologe im Wissenschaftlichen Institut der Techniker Krankenkasse (TK)
für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, kurz WINEG. „Eine Her-
ausforderung, mit der sich die heutige Medizin auseinandersetzen muss,
lautet daher: ‚One size doesn’t fit all.’“ Übersetzt heißt das: „Eine Ein-
heitsgröße für alle gibt es nicht."
Zum Beispiel wirken Arzneimittel zur Behandlung von Arthritis (Gelenk-
entzündungen) nur bei jedem zweiten Patienten, Medikamente gegen
Alzheimer nur bei jedem dritten und Krebsmedikamente nur bei jedem
vierten Patienten. Die restlichen Patienten haben so gut wie keinen Nut-
zen davon. Im Gegenteil, oft resultiert sogar ein Schaden. Berechnun-
gen für die USA gehen davon aus, dass durch nicht beabsichtigte Arz-
neimittelwirkungen jährlich 100.000 Todesfälle zu beklagen sind, darü-
ber hinaus werden Millionen Menschen geschädigt.
Die Individualisierte Medizin oder auch Personalisierte Medizin will Ab-
hilfe schaffen. Sie versucht, die Menschen durch umfangreiche Tests,
wie zum Beispiel die molekulare Diagnostik, vor der Anwendung eines
Medikamentes auf die Eignung für das Medikament zu prüfen. Denn
manche Medikamente setzen bestimmte biologische Eigenschaften
beim Patienten voraus. Nur wenn diese Eigenschaften ‒ das können
beispielsweise bestimmte Rezeptoren sein ‒ gegeben sind, kann der
Wirkmechanismus des Medikaments greifen. „Nach dem Konzept der
Individualisierten Medizin erhält nur derjenige das Medikament, der auch
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darauf anspricht und einen Nutzen hat“, erklärt der WINEG-Experte.
„Individualisierte Medizin führt also dazu, dass die richtige Medikation
zum richtigen Patienten kommt.“ Da Medikamente in der Regel nicht
individuell, sondern für bestimmte Patientengruppen hergestellt werden,
spricht man in der wissenschaftlichen Diskussion auch von Stratifizierter
Medizin. Das heißt: Das Ziel ist es, bestimmte Patientengruppen be-
stimmten Arzneimitteln zuzuordnen.
Neben der Stratifizierung der Patienten zählt das sogenannte „tissue
engineering“ zur Individualisierten Medizin. Mit diesen Methoden gene-
riert man therapeutische Unikate, um Erkrankungen zu behandeln. In-
dem man Stammzellen züchtet, versuchen Mediziner und/oder Bioche-
miker, neue Organe zu erzeugen oder zu unterstützen.
Die Gentherapie zählt ebenfalls zum Spektrum der Individualisierten
Medizin. Nach der Entschlüsselung des menschlichen Genoms zu Be-
ginn dieses Jahrtausends (die Kosten betrugen damals circa 3,5 Milliar-
den Dollar) ist inzwischen Ernüchterung über den Nutzen dieser neuen
Daten und Kenntnisse eingekehrt. Heute kostet die komplette Ent-
schlüsselung des Genoms eines Menschen unter 10.000 Dollar. „Die
Preise sinken rasch, so dass theoretisch die Analyse des menschlichen
Erbgutes künftig zum möglichen Behandlungsinventar zählen könnte.
Die Anwendung und der Nutzen für den Patienten sind aber noch nicht
greifbar“, sagt Gesundheitswissenschaftler Müller. Anders sieht es bei
den Impfungen gegen bestimmte Krebsarten beziehungsweise deren
Vorstufen aus. Diese so genannte Onko-Vakzinierung gilt auch als ein
Teilgebiet der Individualisierten Medizin.
Die Individualisierte Medizin bringt aber auch eine Reihe von Fragen mit
sich, die bis heute nicht abschließend zu beantworten sind. Dazu zählt
die Translation, das heißt hier die Übersetzung genetischer Informatio-
nen zum Nutzen für den medizinischen Fortschritt. Oder auch die Frage
der damit verbundenen Kosten für das Gesundheitssystem sowie für die
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Versicherten. Außerdem ist die Sicherheit und Genauigkeit der Tests
eine Herausforderung. Nicht zuletzt stellen sich auch ethische Fragen:
Wie soll die Medizin das gewonnene Wissen, das uns die neuen
(Test-)Verfahren ermöglicht, überhaupt nutzen? Oder ist sie vielleicht
sogar verpflichtet, die neuen Informationen zu nutzen? Die Zukunft wird
es zeigen.
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Individualisierte Medizin: Segen oder Fluch?
"Der Mensch muss im Mittelpunkt der medizinischen Behandlung ste-
hen." Niemand im deutschen Gesundheitssystem wird dieser Aussage
ernsthaft widersprechen. Doch in der Praxis hakt es noch an der einen
oder anderen Stelle. Jeder fünfte Patient klagt darüber, dass sein Arzt
ihn nicht in dem Maße in Entscheidungen einbindet, wie er es möchte.
Das zeigt eine repräsentative Studie des "Wissenschaftlichen Instituts
der Techniker Krankenkasse (TK) für Nutzen und Effizienz im Gesund-
heitswesen" (WINEG) zum Thema Patientenzufriedenheit. Doch nicht
nur im Arzt-Patientenverhältnis möchten die Menschen mehr Mitspra-
cherecht. Auch aus der Perspektive des Medizinapparates rückt die ein-
zelne Person langsam aber sicher stärker in den Fokus. Nicht wenige
sind daher überzeugt: Die Zukunft gehört der Individualisierten Medizin.
"Die Hinwendung zum einzelnen Patienten ist kein Phänomen, das die
Medizin erst vor kurzem für sich entdeckt hat", erklärt Dr. Frank Verhey-
en, Gesundheitsökonom und Direktor des WINEG. "Vielmehr kann sie
auf eine alte Tradition zurückgreifen. Denn bevor es keine wissenschaft-
lichen Nachweise für die Wirkung einer Therapie gab, hing der Erfolg
der medizinischen Behandlung ganz wesentlich von der subjektiven
Wahrnehmung – nicht zuletzt vom Glauben – des Patienten ab, inwie-
weit die angewandten Maßnahmen wirken."
Erst als sich die Medizin gegen Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt
naturwissenschaftlicher Methoden und Instrumente bediente, rückten die
individuellen Aspekte der Behandlung aus dem Blickfeld. Nun ging es
darum, aussagekräftige und standardisierte Verfahren zu erforschen und
zu entwickeln, die möglichst vielen Menschen zugutekommen sollten –
unabhängig von der individuellen Konstitution des Einzelnen. "Ziel dieser
Herangehensweise war und ist es bis heute, Zufälligkeiten und Fehler
bei der medizinischen Behandlung auszuschließen", so Verheyen.
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Mit der Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes sowie der Etablie-
rung neuer Testverfahren, wie zum Beispiel der molekularen Diagnostik,
steht der Medizin heute jedoch neues Wissen zur Verfügung. Und jede
weitere Erkenntnis über die persönlichen Eigenschaften eines Patienten
kann die moderne Therapie in starkem Maße voranbringen oder auch
einschränken.
Die Individualisierte Medizin findet im Wesentlichen in zwei Bereichen
Anwendung. Patienten können zum einen aufgrund bestimmter Merkma-
le in Gruppen unterteilt und mit solchen Medikamenten behandelt wer-
den, die für sie konkret geeignet sind. Ziel ist es, Arzneimittel möglichst
wirksam einzusetzen und/oder möglichst wenig Nebenwirkungen auszu-
lösen. Konkret bedeutet das: In einem ersten Schritt müssen die indivi-
duellen Eigenschaften eines Patienten festgestellt werden, erst danach
legt man die Behandlung fest. Diese Form der Individualisierten Medizin
kommt schon heute unter anderem in der Krebstherapie zum Einsatz.
Zum anderen spricht man auch von Individualisierter Medizin, wenn man
bei gesunden Menschen das Risiko einer späteren Erkrankung prognos-
tiziert. Mithilfe neuer Analyseverfahren werden hier Risikoprofile erstellt,
die Aussagen darüber treffen sollen, wie wahrscheinlich es ist, dass sich
eine Person in der Zukunft auf eine bestimmte Krankheit gefasst ma-
chen muss.
"Mit den neuen wissenschaftlichen Möglichkeiten, die die Individualisier-
te Medizin bietet, verbinden sich viele Hoffnungen. In Zukunft könnte
jeder eine Therapie erhalten, die genau auf seine Bedürfnissen abge-
stellt ist", so Verheyen. Mit dem Wissen, welche Medizin welchem Pati-
enten optimal hilft, weiß man auch, welche Medikamente nicht wirken
und somit auch nicht eingesetzt werden müssen. Das kann Nebenwir-
kungen von Behandlungen vermeiden oder zumindest reduzieren. Wenn
man Arzneimittel oder auch andere Therapien gezielt einsetzt, kann dies
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nicht nur die Qualität der Versorgung steigern, sondern sie auch effizien-
ter machen.
Doch wie oft im Leben gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille. Denn
der Fortschritt, den die Individuelle Medizin bereithält, birgt auch seine
Risiken. Nicht jeder Mensch möchte anhand der Informationen seines
Erbgutes wissen, mit welchen Krankheiten er im Laufe seines Lebens
konfrontiert wird. Das Recht jedes Einzelnen auf Unwissenheit – also ein
wichtiges Stück Privatsphäre – könnte verloren gehen. Zudem ist nicht
immer klar, welchen medizinischen Nutzen die Individualisierte Medizin
hat. Was passiert darüber hinaus, wenn Versicherungen oder Arbeitge-
ber künftig von einem Antragsteller oder Bewerber die Preisgabe seines
Risikoprofils verlangt? Kann man sich diesem Druck dann überhaupt
noch entziehen? "Die Politik müsste also Wege finden, dies zu verhin-
dern", sagt der Leiter des WINEG.
Dieses Problem leitet gleich über zum nächsten: "Es muss auch sicher-
gestellt sein, dass wir eine ethische Diskussion und eine Kosten-Nutzen-
Diskussion im Bereich der Individualisierten Medizin führen", so Verhey-
en. Unter diesen Voraussetzungen muss daher auch das Thema "Mit-
entscheidung" der Patienten kritisch betrachtet werden. Haben die
Menschen künftig überhaupt noch die Möglichkeit, Einfluss auf ihre The-
rapie zu nehmen, wenn von vornherein feststeht, was wirkt und was
nicht? Wie können Arzt und Patient überhaupt zu einer gemeinsamen
Therapieentscheidung kommen? Und wie erhalten Patienten die not-
wendigen Informationen für eine gemeinsame Therapieentscheidung,
wenn sogar teilweise die wissenschaftliche Erkenntnis noch unvollstän-
dig ist? "Auf diese Fragen müssen wir Antworten finden. Ansonsten
würde die Individualisierte Medizin von ihrem eigentlichen Ziel abrücken.
Denn dann stünde der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt der medizini-
schen Behandlung", sagt Gesundheitsökonom Verheyen.
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Arzneimittel-Nebenwirkungen: Jeder fünfte Patient fühlt sich von seinem Arzt nicht gut genug informiert
"Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und
fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker." Das sagt die Werbung. Doch wie
sieht die Realität aus? Inwieweit informieren die Ärzte von sich aus ihre
Patienten über Medikamente, die sie verordnen? Das "Wissenschaftli-
che Institut der Techniker Krankenkasse (TK) für Nutzen und Effizienz
im Gesundheitswesen" (WINEG) hat in einer aktuellen Studie zum Arzt-
Patienten-Verhältnis herausgefunden, dass jeder zehnte gesetzlich Ver-
sicherte unzufrieden ist mit der Art und Weise, wie sein Arzt ihn über die
Wirkung der verschriebenen Medikamente informiert. Sogar jeder Fünfte
war unzufrieden damit, wenn es um die Beachtung von Nebenwirkungen
bei der Verordnung von Arzneimitteln geht. Hinzu kommt, dass jeder
Zehnte überhaupt keine Angaben machen konnte, wie ihn sein Arzt über
Wirkung beziehungsweise Nebenwirkungen von Medikamenten infor-
miert. "Gerade bei der Arzneimitteltherapie hängt der Erfolg sehr vom
Mitwirken des Patienten ab", sagt Tim Steimle, Apotheker und Fachbe-
reichsleiter Arzneimittel bei der TK. "Deshalb ist es wichtig, dass die
Menschen wissen, warum sie das Medikament einnehmen müssen, wie
sie es einnehmen sollen, zum Beispiel zu welcher Tageszeit und vor
oder nach dem Essen, welche Wirkung es hat und welche Nebenwir-
kungen eventuell auftreten können."
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Miteinander statt gegeneinander – Arzt und Patient auf Augenhöhe
Nicht nur beim Thema Arzneimittel gibt es Nachholbedarf in Sachen
Beratung. Obwohl 95 Prozent der deutschen Patienten mit ihrem Arzt
unterm Strich zufrieden sind, fehlt ihnen jedoch eines: Sie wünschen
sich von ihrem Arzt mehr Informationen und möchten stärker in die the-
rapeutischen Entscheidungen mit einbezogen werden.
Die WINEG-Studie zeigt: Jeder Fünfte Patient klagt darüber, dass sein
Arzt ihn nicht in dem Maße in Entscheidungen einbindet, wie er es
möchte. "Immer mehr Patienten wollen mitdiskutieren, gefragt werden,
welche Therapieoption sie bevorzugen, und schließlich gemeinsam mit
ihrem Arzt entscheiden", erklärt WINEG-Direktor Dr. Frank Verheyen.
Medikamente
Fast jeder Fünfte wünscht sich mehr Informationen von seinem Arzt, wenn es um die Nebenwirkungen von Arzneimitteln geht.
Motiv zum Download unter www.presse.tk.de. Quelle: Techniker Kran-kenkasse
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Dabei geht es nicht nur darum, dass Arzt und Patient sich auf Augen-
höhe begegnen und der Patient sich als Mensch wahrgenommen fühlt,
sondern auch um den Erfolg der Therapie. "Wenn ein Patient versteht,
warum eine bestimmte therapeutische Maßnahme notwendig ist und er
sich gemeinsam mit dem Arzt dafür entschieden hat, ist seine Bereit-
schaft zur Mitwirkung in der Behandlung wesentlich größer, als wenn er
nur die Anweisungen des Arztes befolgt", erklärt Verheyen. "Deswegen
lautet die Frage heute nicht mehr: 'Was ist die richtige Therapie?', son-
dern 'Wie können Arzt und Patient gemeinsam die beste Therapie fin-
den?'" Das heißt aber auch: Der Patient ist gefordert, aktiv an seiner
Genesung mitzuarbeiten, sich über Behandlungsmöglichkeiten zu infor-
mieren und zum Beispiel durch Sport oder richtige Ernährung die medi-
zinische Behandlung zu unterstützen.
Daher setzt sich die Techniker Krankenkasse dafür ein, die Patienten in
ihrer Souveränität und Eigenverantwortung zu stärken. Nur so können
Gleichberechtigte Partner?
Noch nicht immer begegnen sich Ärzte und Patienten in Deutschland auf derselben Augenhöhe. So haben nur zwei von drei Patienten die Gelegenheit, mit ihrem Arzt die Vor- und Nachteile verschiedener Behand-lungsalternativen zu disku-tieren.
Motiv zum Download unter www.presse.tk.de. Quelle: Techniker Kranken-kasse
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sie gemeinsam mit dem Arzt die individuell beste Therapie erarbeiten
und aktiv zum Behandlungserfolg beitragen. Zwei Beispiele:
Kursreihe "Kompetent als Patient"
Was brauchen Patienten, um ihrem Arzt auf Augenhöhe zu begegnen?
Wie finden sie überhaupt den richtigen Arzt für sich? Und wie können sie
die knappe Zeit, die ihnen in der Sprechstunde zur Verfügung steht,
möglichst effektiv nutzen? Um den Patienten für den gleichberechtigten
Dialog mit ihrem Arzt den Rücken zu stärken, hat die TK die Kursreihe
"Kompetent als Patient" entwickelt.
In drei Kursblöcken geht es darum, zwischen guten und weniger guten
Gesundheitsinformationen zu unterscheiden, die Kommunikation mit
dem Arzt zu verbessern und schließlich gute Arztpraxen und Kranken-
häuser sowie seriöse Internet-Apotheken zu erkennen. "Wir wollen die
Teilnehmer befähigen, informierte und selbstbestimmte Entscheidungen
für ihre Gesundheit zu treffen. Unser Leitbild ist der mündige Patient",
erklärt TK-Experte Thomas Nebling, der die Kursreihe für die TK konzi-
piert hat.
Die Broschüre "Kompetent als Patient", sowie die Kurstermine und Ver-
anstaltungsorte gibt es im Internet der TK unter www.tk.de/kursreihe.
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Der TK-Patientendialog
Mit dem so genannten "Patientendialog" hat die TK als erste deutsche
Krankenkasse ein interaktives Instrument entwickelt, mit dessen Hilfe
der Patient individuelle Informationen zu seiner Krankheit bekommt, die
seiner persönlichen Situation und seinem Wissensbedarf entsprechen.
Wie in einem richtigen Arzt-Patienten-Gespräch informiert das Online-
System in Dialogform über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
von Krankheiten. Dabei kann und soll der Patientendialog das Arztge-
spräch nicht ersetzen. Das Ziel ist, den Patienten zu helfen, sich kompe-
tent auf den Arztbesuch vorzubereiten. Zurzeit informiert der Patienten-
dialog zu den Themen "Gemeinsam mit dem Arzt entscheiden", "Akuter
Kreuzschmerz" und "Depressionen".
Weitere Informationen sind unter dem Suchwort "TK-Patientendialog" im
Internet unter www.tk.de zu finden.
Auf Augenhöhe
Wenn es um die eigene Gesundheit geht, möchten zwei von drei Patienten mitreden und mit ihrem Arzt gemeinsam über die Thera-pie entscheiden.
Motiv zum Download unter www.presse.tk.de Quelle: Techniker Kranken-kasse
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"Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker": Acht Tipps für eine erfolgreiche Arzneimitteltherapie
"Hier ist Ihr Rezept und in vier Wochen sehen wir uns wieder. Der
Nächste bitte!" Nicht selten kommt das ausführliche Gespräch mit wich-
tigen Erläuterungen zur Therapie im Alltag zu kurz. Umso wichtiger ist
es, sich als Patient gut auf den Arztbesuch vorzubereiten, um das Beste
daraus zu machen. Gerade bei einer Arzneimitteltherapie müssen viele
Fragen geklärt werden, damit es nicht zu gefährlichen Neben - und
Wechselwirkungen kommt.
Acht Tipps für eine erfolgreiche Arzneimitteltherapie:
1) Vor dem Gespräch: Nehmen Sie Ihren Gesundheitszustand wahr.
Wie fühle ich mich? Wo habe ich Beschwerden? Wann treten sie
auf? Welche Krankheiten wurden bereits diagnostiziert? Notieren Sie
sich Stichpunkte, um alles Wichtige auch anzusprechen.
2) Bringen Sie eine Liste aller Arzneimittel mit, die Sie zurzeit einneh-
men. Für alle Medikamente, die zu Lasten der Krankenkasse ver-
ordnet wurden, bietet die TK zum Beispiel den Arzneimittelkontoaus-
zug TK-ViA an. Dieser enthält eine Übersicht aller Medikamente, die
in den letzten zwei Jahren auf Rezept in einer Apotheke bezogen
wurden. Führen Sie auch Medikamente auf, die Sie ohne Rezept in
der Apotheke oder Drogerie gekauft haben, wie zum Beispiel Calci-
um oder Magnesiumtabletten.
3) Legen Sie Ihre Arzneimittelliste auch in der Apotheke vor, wenn Sie
ein Rezept einlösen oder ein Arzneimittel ohne ärztliche Verordnung
kaufen. Auch Medikamente, die Sie ohne Rezept erhalten, können
zu Risiken führen, besonders wenn man mehrere Arzneimittel
gleichzeitig einnimmt. In der Apotheke kann überprüft werden, ob mit
Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen zu rechnen ist.
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4) Beachten Sie unbedingt in der Packungsbeilage die Hinweise zur
Einnahme der Medikamente. Für manche Arzneimittel ist es sehr
wichtig, wann und wie sie eingenommen werden ‒ zum Beispiel vor
oder nach dem Essen, mit oder ohne Flüssigkeit.
5) Wenn Sie mit einer bestimmten Dosierung Probleme haben, bespre-
chen Sie das mit Ihrem Arzt. Jeder Mensch ist anders. Zum Beispiel
fühlen sich viele Patienten überfordert, wenn sie mehrere verschie-
den Medikamente zu unterschiedlichen Zeiten einnehmen müssen.
Eine einfachere Dosierung ist dann eventuell die Lösung.
6) Achten Sie darauf, ob neue Beschwerden auftreten. Jedes Medika-
ment kann Neben- oder Wechselwirkungen hervorrufen. Informieren
Sie Ihren Arzt oder Apotheker über ihre Beobachtungen.
7) Beachten Sie eine neue Akut-Erkrankung. Wenn Sie bereits in Dau-
ertherapie sind, zum Beispiel bei Bluthochdruck, und eine akute Er-
krankung erschwert es, die notwendigen Medikamente regelmäßig
einzunehmen, besprechen Sie das mit Ihrem Arzt. Eventuell muss
die Behandlung angepasst oder unterbrochen werden.
8) Fragen Sie nach! Haben Sie Fragen zu Ihrer Arzneimitteltherapie,
wenden Sie sich an Ihren Arzt. Machen Sie sich Notizen und fragen
Sie lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig nach. Es geht um Ihre
Gesundheit.
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Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker Gerade in der Arzneimittel-therapie können Patienten wesentlich zum Gelingen der Behandlung beitragen. Der Schlüssel zum Erfolg: Das intensive Gespräch und der Austausch mit dem Arzt.
Motiv zum Download unter www.presse.tk.de Quelle: Techniker Kranken-kasse
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Tabletten statt Bewegung?! – Der Morbi-RSA setzt falsche Anreize
Zu Beginn des Jahres 2009 hat der Gesetzgeber nicht nur den Gesund-
heitsfonds eingeführt, gleichzeitig – für die breite Öffentlichkeit fast un-
bemerkt – ist auch ein krankheitsorientierter Finanzausgleich zwischen
den gesetzlichen Kassen in Kraft getreten. Das Ziel dieses so genann-
ten morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs, kurz Morbi-RSA,
lautet: Kassen mit Versicherten, für die mehr oder schwerere Erkran-
kungen dokumentiert sind, sollen mehr Geld aus dem Fonds bekommen
als Krankenkassen, deren Versicherte weniger Krankheitsmerkmale
aufweisen. Die Kriterien, nach denen die Krankenkassen mehr oder we-
niger Geld aus dem Fonds zugewiesen bekommen, sind zum einen die
Häufigkeit der Krankheitsdokumentation sowie ggf. Krankenhaus-
aufenthalte und die Art und Menge der Medikamente, die Ärzte im Zu-
sammenhang mit bestimmten Erkrankungen verordnen müssen. Hört
sich kompliziert an? Ist es auch!
Der krankheitsorientierte Finanzausgleich ist manipulationsanfällig
Selbst Fachleute können nur schwer nachvollziehen, ob die erhobenen
Daten, die als Grundlage für die Zuweisungen an die Kassen dienen, mit
der Wirklichkeit, also dem tatsächlichen Krankheitsbildern der Versicher-
ten, übereinstimmen. Deshalb will auch die Kritik der Manipulationsfä-
higkeit an dem Konstrukt "Morbi-RSA" nicht verstummen. Und das nicht
ohne Grund! Die Befürchtungen, die Kritiker dieses Finanzausgleichs-
systems – zu denen auch die Techniker Krankenkasse (TK) gehört –
immer wieder äußern, haben sich im Alltag deutscher Arztpraxen bestä-
tigt. So gab und gibt es zum Beispiel Anrufe und Besuche von Kassen-
Vertretern, die Ärzte dazu auffordern, bei ihren Versicherten bestimmte
Krankheits-Kodierungen vorzunehmen. Die Absicht dahinter ist klar:
Umso mehr Versicherte einer Kasse zumindest auf dem Papier unter
den Krankheiten leiden, die im Morbi-RSA besonders berücksichtigt
werden, desto mehr Geld fließt auch an die Kasse. „Dieses Vorgehen
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wird von den entsprechenden Kassen als so genanntes Right-Coding
bezeichnet und für die korrekte Krankheitsbeschreibung als notwendig
erachtet. Die Grenze zum Up-Coding aber ist fließend. Das heißt, ein
Patient wird unter Umständen kränker gemacht, als er wirklich ist“, er-
klärt Dr. Barbara Bertele, TK-Expertin für den Morbi-RSA. „Steigt der
Krankheitsgrad, so löst dies auch einen höheren Zuschlag aus." Anders
ausgedrückt: Eine Depression bringt mehr Geld als eine unspezifische
depressive Episode. Da zukünftig auch die Vergütung der ambulant täti-
gen Ärzte unter anderem von der Morbidität ihrer Patienten abhängt,
haben bald nicht nur die Kassen ein Interesse an einer umfangreichen
Krankheitsdokumentation, sondern auch die Ärzte.
Risiken und Nebenwirkungen des Morbi-RSA für die Patienten
Auch für die Versicherten kann dieses System in mehrfacher Hinsicht
unerwünschte Risiken und Nebenwirkungen bereithalten. Bei bestimm-
ten Erkrankungen muss der Arzt Medikamente verordnen, damit die
Krankenkasse einen Zuschlag aus dem Morbi-RSA erhält. Die Gefahr
besteht darin, dass eventuell Arzneimittel verschrieben werden, die un-
ter Umständen gar nicht erforderlich sind. Verträge, bei denen Kassen
Pharmafirmen Verantwortung für die Patientenversorgung übertragen,
sind daher aufmerksam zu beobachten.
"Vorbeugen ist besser als Heilen"
Diese alte Volksweisheit hat bis heute nichts an ihrer Gültigkeit verloren.
Krankheiten mittels Prävention zu verhindern oder deren Fortschreiten
zu verzögern oder gar zu vermeiden, ist immer noch besser als jede
Therapie, die erst dann eingreift, wenn die Krankheit schon da ist.
Für einen Patienten mit Diabetes Typ 2 ist beispielsweise eine gesunde
Ernährung, eventuelle Gewichtsreduktion und körperliche Bewegung
mindestens genauso wichtig wie die medikamentöse Therapie, um das
Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder wenigstens zu ver-
langsamen. Unter Umständen ist es Patienten sogar möglich, durch die-
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se Maßnahmen ihre Medikamente zu reduzieren oder sogar vielleicht
ganz auf Tabletten zu verzichten. In manchen Fällen kann es sogar mit
einem gesunden Lebensstil gelingen, Krankheiten aufzuhalten, die als
Folge des Diabetes auftreten – wie zum Beispiel Schädigungen von
Blutgefäßen oder Organen. Auch beim Bluthochdruck, einer weiteren
Volkskrankheit, kann man dieses Phänomen beobachten.
Doch in der Logik des Morbi-RSA ist ein präventiver Ansatz nicht inte-
ressant – weil er für die Akteure nicht lukrativ ist. Überspitzt könnte man
behaupten, dass es sich für Kassen nicht lohnt, Krankheiten zu verhin-
dern oder zu verzögern. Denn nicht die Kassen, die in Gesundheitsför-
derung und Prävention investieren, bekommen mehr Geld aus dem Sys-
tem. In erster Linie profitieren die Krankenkassen, deren Versicherten
zumindest auf dem Papier möglichst krank sind. Vergessen darf man
dabei aber nicht, dass ein Verzicht auf präventive Maßnahmen langfris-
tig das ganze System schädigt und zu erhöhten Ausgaben führt.
„Daher sollte der Morbi-RSA, wie von der Bundesregierung bereits im
Koalitionsvertrag angekündigt, auf ein notwendiges Maß reduziert, ver-
Vorbeugen ist besser als Heilen Eine gesunde Ernährung, eventuelle Gewichtsredukti-on und körperliche Bewe-gung sind bei den Volks-krankheiten Diabetes und Bluthochdruck mindestens genauso wichtig wie die medikamentöse Therapie.
Motiv zum Download unter www.presse.tk.de Quelle: Techniker Kranken-kasse
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einfacht und weniger manipulationsanfällig gemacht werden“, so Bertele
weiter. „Im Gegenzug sollten Gesundheitsförderung und Prävention ei-
nen größeren Stellenwert in der medizinischen Versorgung erhalten.“
Die TK bietet bereits heute vielfältige Angebote zur Prävention und auch
zur Unterstützung im Krankheitsprozess an. Diese sind im Internet unter
www.tk.de abrufbar.
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Arzneimittelsicherheit: Medikamenten-Kontoauszug hilft beim Arztbe-such
Gerade in der Arzneimitteltherapie ist es wichtig, dass Arzt und Patient
eng zusammen arbeiten und der Arzt weiß, welche Medikamente der
Patient wann nehmen muss. Denn: Je mehr Pillen geschluckt werden,
desto höher ist die Gefahr von Neben- und Wechselwirkungen.
Damit Arzt und Patient den Überblick behalten, bietet die TK ihren Ver-
sicherten mit TK-ViA (Versicherteninformation Arzneimittel) einen per-
sönlichen Auszug an, der eine Übersicht der verordneten Medikamente
enthält. Ähnlich einem Bankkontoauszug enthält die Arzneimittelinforma-
tion eine Übersicht über die Kosten und Zuzahlungen der Medikamente,
die in den vergangenen 24 Monaten verschrieben wurden.
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Mit TK-ViA den Überblick behalten
Die Medikamentenübersicht können Versicherte auch ihrem Arzt zur Verfügung stellen. Dies ist zum Beispiel dann hilfreich, wenn Patien-ten mehrere Arzneimittel von unterschiedlichen Ärzten erhalten.
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Fast jeder sechste Senior in Deutschland erhält potenziell schädliche Medikamente – Techniker Krankenkasse unterstützt mit neuem Service
Um die Therapiesicherheit zu erhöhen, hat die Techniker Krankenkasse
(TK) den Arzneimittelkontoauszug TK-ViA jetzt um einen Service spezi-
ell für Senioren erweitert. Es wurde ein Hinweis auf Medikamente auf-
genommen, die bei älteren Menschen mögliche Neben- oder Wechsel-
wirkungen hervorrufen können. Dabei bezieht sich die TK auf die soge-
nannte "Priscus-Liste", eine Aufstellung von 83 Arzneimittelwirkstoffen,
die für Senioren nur eingeschränkt zu empfehlen sind.
Bestellt ein über 65 Jahre alter Versicherter jetzt TK-ViA und enthält
seine Übersicht ein "Priscus-Medikament", wird die entsprechende Ve-
rordnungszeile fett hervorgehoben. Ein Begleitbrief informiert zum The-
ma. Bei Fragen können sich die Versicherten telefonisch an das TK-
Ärztezentrum wenden.
Wissenschaftler haben 2010 im Auftrag des Bundesforschungsministeri-
ums diese Liste erstmalig für Deutschland erstellt. Neben der Aufstel-
lung der 83 Arzneimittelwirkstoffe erläutert die Priscus-Liste die Risiken
dieser Medikamente sowie mögliche Therapiealternativen. Zu den be-
troffenen Medikamenten gehören zum Beispiel Mittel gegen Bluthoch-
druck, Depressionen und Schmerzmittel.
"Nach einer aktuellen Analyse der TK hat im ersten Halbjahr 2010 jeder
sechste über 65-Jährige, der medikamentös behandelt wurde, mindes-
tens ein Medikament erhalten, das gefährliche Nebenwirkungen hervor-
rufen kann", erklärt Dr. Martina Köthemann, Apothekerin und Arzneimit-
telexpertin bei der TK. "Besonders Senioren sind anfällig für Neben- und
Wechselwirkungen von Medikamenten. Ihre Organe arbeiten nicht mehr
so schnell, Wirkstoffe können nicht mehr so gut aufgenommen bezie-
hungsweise abgebaut werden. Mögliche Folgen sind zum Beispiel
Sturzgefahr, Nierenschäden oder Magenblutungen."
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Aktuelle Studien zeigen: Sechs verschiedene Medikamente pro Tag
nehmen ältere Menschen in Deutschland durchschnittlich ein. Obwohl
die über 60-Jährigen nur ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, entfal-
len zwei Drittel aller verschriebenen Arzneimittel auf diese Altersgruppe.
Dr. Martina Köthemann: "Mit dem neuen Service wollen wir informieren,
nicht verunsichern. Patienten, die ein entsprechendes Medikament er-
halten, sollen es auf keinen Fall eigenmächtig absetzen, sondern statt-
dessen die weitere Therapie mit ihrem behandelnden Arzt besprechen.“
Die aktuelle Priscus-Liste ist online abrufbar unter: www.priscus.net
TK-Versicherte können TK-ViA telefonisch oder im Internet bestellen:
www.tk.de – unter dem Suchwort "TK-ViA".
Hinweis an die Redaktionen
Die TK bezieht sich auf den Arzneiverordnungsreport 2010 und aktuelle
Daten der Ruhr-Uni Bochum. Dort wurden in einer telefonischen Befra-
gung 2.500 Patienten über 70 Jahren zu ihrem Arzneimittelgebrauch
befragt.
Besonders ältere Patienten sind anfällig für Neben- oder Wechsel-wirkungen von Medikamenten. Um die Arzneimitteltherapie sicherer zu machen, hat die Techniker Kran-kenkasse jetzt ihren Arzneimittelkon-toauszug TK-ViA um einen besonde-ren Service für Senioren erweitert. Motiv zum Download unter www.presse.tk.de. Quelle: Techniker Krankenkasse
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Mehr Qualität in der Arzneimitteltherapie:
Arzneimitteldatenbank und TK-Ärztezentrum
Kopfschmerzen, Schnupfen, Sodbrennen: Fast jeder wird einmal krank,
ohne gleich zum Arzt zu gehen. Stattdessen hilft die Hausapotheke mit
rezeptfreien Medikamenten für den Notfall. Aber welche Arznei ist die
Beste? Die Arzneimittel-Datenbank der Stiftung Warentest hilft bei der
Wahl. Mehr als 9.000 Medikamente werden dort bewertet ‒ rezeptfreie
und rezeptpflichtige. In diesem Onlineangebot gibt es für TK-Versicherte
kostenfrei nicht nur umfangreiche Informationen zu einzelnen Wirkstof-
fen, sondern auch Preisvergleiche für Präparate mit gleichem Wirkstoff.
Außerdem wird die Datenbank laufend aktualisiert, zum Beispiel wenn
sich Packungsgrößen oder Darreichungsformen ändern. Bei weiteren
medizinischen Fragen zur Arzneimitteltherapie hilft auch das TK-
Ärztezentrum. Unter der Rufnummer 040 - 85 50 60 60 60 beraten
Fachärzte vieler unterschiedlicher Fachrichtungen Ärzte TK-Versicherte
kostenfrei zu ihren medizinischen Fragen ‒ rund um die Uhr, an 365
Tagen im Jahr.
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(Zu) viele Pillen für den Zappelphilipp?! – Neue Studie zeigt: Zahl der Ritalin-Patienten um ein Drittel gestiegen
Sie sitzen keine Minute still, unterbrechen den Schulunterricht, sie sind
aufbrausend und haben Konzentrationsstörungen: Verhaltensauffällige
Kinder sind der Alptraum jeder Klassenlehrerin oder jedes Klassenleh-
rers und bringen auch ihre Eltern nicht selten an den Rande des Ner-
venzusammenbruchs. Wenn Kinder schwer zu bändigen sind, denkt
man heutzutage schnell an AD(H)S, das so genannte Aufmerksamkeits-
defizit-(Hyperaktivitäts-) Syndrom und die Ärzte verschreiben
Methylphenidat – besser bekannt unter dem Handelsnamen des Origi-
nalpräparates Ritalin –, um die Kinder ruhigzustellen.
Seit einigen Jahren boomt die Verordnung von Ritalin. Aktuelle Daten
der Techniker Krankenkasse (TK) zeigen: Die Anzahl der Kinder und
Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren, die mit Methylphenidat
behandelt wurden, ist in den letzten Jahren um ein Drittel gestiegen. Im
Jahr 2006 haben noch 17.800 TK-versicherte Kinder und Jugendliche
der betroffenen Altersgruppe Methylphenidat verordnet bekommen. Im
Jahr 2009 waren es schon über 25.000. Das ist eine Steigerung von 30
Prozent. Aber nicht nur die Anzahl der betroffenen Kinder in der Alters-
gruppe hat sich erhöht. Gleichzeitig erhalten sie auch mehr Medikamen-
te. Die durchschnittliche Tagesdosis an Methylphenidat pro Patient ist im
selben Zeitraum um zehn Prozent gestiegen.
Doch nicht jedes lebhafte Kind hat ADHS. "Man muss mit der Diagnose
sehr vorsichtig umgehen", sagt Dr. Edda Würdemann, Apothekerin bei
der TK. "Ein speziell ausgebildeter Arzt sollte mit Eltern, Lehrern und
anderen Betreuungspersonen klären, ob die Symptome nicht andere
Ursachen haben. Nur mit einer ausführlichen Diagnostik kann man eine
geeignete Therapie finden und vermeiden, dass Methylphenidat voreilig
verschrieben wird."
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Denn die die Nebenwirkungen und Langzeitfolgen von Ritalin und Co.
sind umstritten. So kann Methylphenidat bei falscher Dosierung Angst-
zustände oder Appetitlosigkeit auslösen. Auch zeigen Studien, dass das
Medikament Auswirkungen auf das Wachstum der Kinder haben kann.
Darauf hat die gemeinsame Selbstverwaltung aus Ärzten und Kranken-
kassen jetzt reagiert. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), hat in
seinen Arzneimittelrichtlinien im Dezember 2010 festgelegt, dass Medi-
kamente wie Ritalin nur noch nach sehr strengen Maßstäben verschrie-
ben werden dürfen. Laut G-BA muss die Diagnose AD(H)S noch umfas-
sender als bisher gestellt werden und darf nur noch von Spezialisten für
Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen erfolgen. Außerdem
muss die Therapie regelmäßig unterbrochen werden, damit die Auswir-
kungen auf den Gesundheitszustand der Kinder beurteilt werden kann.
(Zu) viele Pillen für Zap-pelphilipp Die Zahl der Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren, die mit Methylphenidat behan-delt wurden, ist in den letzten Jahren um ein Drittel gestiegen.
Grafik zum Download unter www.presse.tk.de Quelle: Techniker Kranken-kasse
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"Bei sehr verhaltensauffälligen Kindern sind Präparate mit
Methylphenidat das Mittel der Wahl. Nur so können die Symptome
schnell gelindert werden, so dass eine begleitende Verhaltens- oder
Psychotherapie erst möglich gemacht wird", so Würdemann. "Ritalin
kann aber eine ganzheitliche Therapie nicht ersetzen. Die betroffenen
Kinder müssen lernen, langfristig mit ihren Symptomen umzugehen –
auch ohne Medikamente."
Hinweis für die Redaktionen:
Der prozentuale Anstieg der Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die
Methylphenidat erhalten haben, wurde um den Versichertenzuwachs
zwischen 2006 und 2009 in der entsprechenden Altersgruppe der
Sechs- bis Achtzehnjährigen bereinigt.
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Ärzte verschreiben 25 Prozent mehr Antibiotika – TK fordert verantwortungsvolleren Umgang mit Penicillin und Co.
Das Volumen der von den niedergelassenen Ärzten verschriebenen
Antibiotika ist in den letzten fünf Jahren um fast 25 Prozent gestiegen.
Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Kranken-
kasse (TK) hervor, der die Arzneimittelverordnungen der bei der TK ver-
sicherten Erwerbspersonen ‒ das sind Berufstätige und Bezieher von
Arbeitslosengeld I ‒ analysiert. Demnach erhielt jede Erwerbsperson im
Jahr 2009 5,1 Tagesdosen Antibiotika. 2004 waren es noch 4,1 Tages-
dosen.
"Antibiotika sind - gezielt eingesetzt - eine der wichtigsten und effektivs-
ten Mittel im Kampf gegen bakterielle Infektionen", sagt Thomas Wid-
mann, Arzneimittelexperte bei der TK. "Andererseits führt ein falscher
Einsatz genau zum gegenteiligen Effekt. Eine falsche Dosierung oder
eine zu kurze Einnahme macht die Bakterien resistent gegen die Medi-
kamente. Deswegen ist bei der Verordnung von Antibiotika eine genaue
Nutzen-Risiko-Abwägung angebracht. Gerade vor dem Hintergrund der
aktuellen Diskussion um Antibiotikaresistenzen von Krankenhauskeimen
sollte diese Steigerung Patienten und Ärzte für dieses Thema erneut
sensibilisieren", so Widmann
Nach aktuellen Schätzungen stecken sich pro Jahr rund 500.000 Patien-
ten in Krankenhäusern und Pflegeheimen mit resistenten Keimen an,
gegen die viele Antibiotika nicht mehr helfen. Man schätzt, dass rund
15.000 Patienten jährlich sogar an diesen Bakterien sterben.
Mit einem neuen 10-Punkte-Katalog für eine verbesserte Krankenhaus-
hygiene sagt die TK den Keimen deswegen den Kampf an. Diese Liste
beinhaltet neben den Forderungen nach Präventionsmaßnahmen wie
zum Beispiel Screenings bei Risikopatienten, bevor sie in eine Klinik
aufgenommen werden, auch die Forderung nach einem verantwor-
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tungsvolleren Einsatz von Antibiotika im ambulanten und stationären
Bereich. Widmann: "Das Vorzeigeland im Kampf gegen Krankenhaus-
keime, die Niederlande, verfolgt schon seit Jahren eine sehr strenge
Antibiotika-Strategie. Wer mit einer normalen Erkältung oder leichtem
Husten in den Niederlanden zum Arzt geht, bekommt in der Regel keine
Antibiotika verschrieben."
Neben dem 10-Punkte-Plan im Kampf gegen resistente Keime setzt sich
die TK außerdem schon seit 2008 im Aktionsbündnis "Saubere Hände"
für bessere Hygiene in deutschen Kliniken ein.
Weitere Informationen zu dieser Aktion sowie den vollständigen 10-
Punktekatalog für eine verbesserte Krankenhaushygiene stehen unter
www.tk.de im Internet
Hinweis für die Redaktionen
Der TK-Gesundheitsreport analysiert jedes Jahr die Krankenstands-
daten sowie Arzneimittelverordnungen der bei der TK versicherten Er-
werbspersonen (Berufstätige und Empfänger von Arbeitslosengeld I).
Als Tagesdosis bezeichnet man die empfohlene Dosis eines Medika-
Infektionen: Ärzte ver-schreiben 25 Prozent mehr Antibiotika. Die TK fordert einen ve-rantwortungsvolleren Ein-satz von Antibiotika im Kampf gegen resistente Keime.
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ments für einen Tag. Der vollständige TK-Gesundheitsreport 2010 steht
auf der Internetseite www.tk.de zum kostenlosen Download bereit.