"TK spezial" für Berlin-Brandenburg 4-2014

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Innovare et advenire Glosse In diesen Zeiten wird oft und gerne das Wort Innovation benutzt. Doch was sind Innovationen eigentlich? Der Begriff stammt vom lateinischen Wort innovare, also erneuern. Innovationen sind nicht einfach Erfindungen oder neue Ideen, sondern solche, die erfolg- reich sind und sich durchsetzen. Eine solche „echte“ Innovation gelang im Jahr 1903 dem Münchner Gerhard Lang. Seine Erfindung hat sich durchge- setzt und ist noch heute in Supermärk- ten, Buchläden oder Kinderzimmern allgegenwärtig. Doch dazu später mehr. Auch die Gesundheitspolitik beschäftigt sich gerade intensiv mit Innovationen. Das geplante Versorgungsstärkungs- gesetz hat zum Ziel, innovative Ideen zur besseren Versorgung der Patienten zu fördern. Im nach wie vor sehr stark von Sektorengrenzen geprägten deut- schen Gesundheitssystem ist das ein ebenso richtiger wie wichtiger Ansatz. Das Gesetz sieht vor, bürokratische Hürden für Versorgungsverträge abzu- bauen. Gut so! Darüber hinaus soll ein Innovationsfonds geschaffen werden, der Projekte zur Verbesserung der Ver- sorgung finanziell fördert. Warum für die Förderung von Innovationen eigens ein Fonds eingerichtet werden muss, erschließt sich jedoch nicht ohne Wei- teres. Es ist das ureigene Interesse einer jeden Krankenkasse, die Versor- gung ihrer Versicherten zu verbessern und dafür in neue Ideen zu investieren. Ein Blick auf die geplante Ausgestaltung des Innovationsfonds offenbart einen Konstruktionsmangel. Insgesamt 300 Millionen Euro jährlich stehen zur Ver- fügung, 75 Millionen davon für die Versorgungsforschung, der Rest für konkrete Versorgungsprojekte. Über die Verteilung der Mittel unter den Bewerbern entscheidet der Gemein- same Bundesausschuss, nach welchen Kriterien, ist bisher unklar. Profitieren sollen am Ende die Patienten durch eine bessere Versorgung vor Ort. Bezahlt wird dies jedoch ausschließ- lich aus dem Gesundheitsfonds der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Privatversicherten, die von Ver- besserungen der Versorgung genau- Liebe Leserin, lieber Leser, politisch hat sich in den letzten Wochen einiges getan in Berlin und Brandenburg. Nach 13 Jahren gibt Klaus Wowereit den „Staffelstab“ an Michael Müller weiter. An Herausfor- derungen wird es dem neuen Regie- renden Bürgermeister in den nächs- ten Monaten nicht mangeln. Der Brandenburger CDU-Parteivor- sitzende Michael Schierack trat der- weil vom Fraktionsvorsitz zurück und zog damit die Konsequenzen aus den gescheiterten Koalitionsverhand- lungen mit der SPD. Neu im rot- roten Kabinett von Ministerpräsident Woidke ist die ehemalige Bundes- tagsabgeordnete Diana Golze. Neben den Arbeitsgebieten Arbeit, Soziales und Familie ist sie auch für Gesundheit zuständig. Eine ihrer Aufgaben wird es sein, die medizinische Versorgung in Brandenburg zukunftssicher zu machen. Einige Anregungen dazu finden sich im aktuellen TK-Positi- onspapier „Krankenhausversorgung Brandenburg 2020“. Mehr zu die- sem Thema lesen Sie auf Seite 5. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Susanne Hertzer Leiterin der TK-Landesvertretung Berlin und Brandenburg EDITORIAL Position: Nutzenbewertung für Arzneimittel nachbessern Interview: Karin Stötzner zur Ärzteverteilung in Berlin Beitrag: Ein Model für die Brandenburger Krankenhausversorgung spezial Nr. 4 2014 Informationsdienst der Techniker Krankenkasse BERLIN UND BRANDENBURG Bunt verzierte Türen schmücken den Adventskalender.

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Innovare et advenireGlosse

In diesen Zeiten wird oft und gerne das Wort Innovation benutzt. Doch was sind Innovationen eigentlich? Der Begriff stammt vom lateinischen Wort innovare, also erneuern. Innovationen sind nicht einfach Erfindungen oder neue Ideen, sondern solche, die erfolg­reich sind und sich durchsetzen. Eine solche „echte“ Innovation gelang im Jahr 1903 dem Münchner Gerhard Lang. Seine Erfindung hat sich durchge­setzt und ist noch heute in Supermärk­ten, Buchläden oder Kinderzimmern allgegenwärtig. Doch dazu später mehr.

Auch die Gesundheitspolitik beschäftigt sich gerade intensiv mit Innovationen. Das geplante Versorgungsstärkungs­gesetz hat zum Ziel, innovative Ideen zur besseren Versorgung der Patienten zu fördern. Im nach wie vor sehr stark von Sektorengrenzen geprägten deut­schen Gesundheitssystem ist das ein ebenso richtiger wie wichtiger Ansatz. Das Gesetz sieht vor, bürokratische Hürden für Versorgungsverträge abzu­bauen. Gut so! Darüber hinaus soll ein Innovationsfonds geschaffen werden,

der Projekte zur Verbesserung der Ver­sorgung finanziell fördert. Warum für die Förderung von Innovationen eigens ein Fonds eingerichtet werden muss, erschließt sich jedoch nicht ohne Wei­teres. Es ist das ureigene Interesse einer jeden Krankenkasse, die Versor­gung ihrer Versicherten zu verbessern und dafür in neue Ideen zu investieren.

Ein Blick auf die geplante Ausgestaltung des Innovationsfonds offenbart einen Konstruktionsmangel. Insgesamt 300 Millionen Euro jährlich stehen zur Ver­fügung, 75 Millionen davon für die Versorgungsforschung, der Rest für konkrete Versorgungsprojekte. Über die Verteilung der Mittel unter den Bewerbern entscheidet der Gemein­same Bundesausschuss, nach welchen Kriterien, ist bisher unklar. Profitieren sollen am Ende die Patienten durch eine bessere Versorgung vor Ort. Bezahlt wird dies jedoch ausschließ­lich aus dem Gesundheitsfonds der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Privatversicherten, die von Ver­besserungen der Versorgung genau­

Liebe Leserin,lieber Leser,

politisch hat sich in den letzten Wochen einiges getan in Berlin und Brandenburg. Nach 13 Jahren gibt Klaus Wowereit den „Staffelstab“ an Michael Müller weiter. An Herausfor­derungen wird es dem neuen Regie­renden Bürgermeister in den nächs­ten Monaten nicht mangeln.

Der Brandenburger CDU­Parteivor­sitzende Michael Schierack trat der­weil vom Fraktionsvorsitz zurück und zog damit die Konsequenzen aus den gescheiterten Koalitionsverhand­lungen mit der SPD. Neu im rot­roten Kabinett von Ministerpräsident Woidke ist die ehemalige Bundes­tagsabgeordnete Diana Golze. Neben den Arbeitsgebieten Arbeit, Soziales und Familie ist sie auch für Gesundheit zuständig.

Eine ihrer Aufgaben wird es sein, die medizinische Versorgung in Brandenburg zukunftssicher zu machen. Einige Anregungen dazu finden sich im aktuellen TK­Positi­onspapier „Krankenhausversorgung Brandenburg 2020“. Mehr zu die­sem Thema lesen Sie auf Seite 5.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen

Susanne HertzerLeiterin der TK­Landesvertretung Berlin und Brandenburg

EDITORIAL

Position: Nutzenbewertung für Arzneimittel nachbessern • Interview: Karin Stötzner zur Ärzteverteilung in Berlin • Beitrag: Ein Model für die Brandenburger Krankenhausversorgung

spezialNr. 4 2014Informationsdienst der Techniker Krankenkasse

B E R L I N U N D B R A N D E N B U R G

Bunt verzierte Türen schmücken den Adventskalender.

TK spezial Berlin und Brandenburg · 4/2014 | 2

Die Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel steigen unaufhörlich. Allein in Berlin und Brandenburg gab es im vergangenen Jahr ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Preis für das Hepatitis­C­Präparat Soval­di® hat die Diskussion um extrem teure Medikamente erneut entfacht und zeigt Lücken im Verfahren der frü­hen Nutzenbewertung, die dringend geschlossen werden müssen.

Werden Arzneimittel mit neuen Wirk­stoffen auf den Markt gebracht, müssen sie sich seit 2011 einer frühen Nutzen­bewertung unterziehen. Der mögliche Zusatznutzen des Medikaments ist ent­scheidend für die Preisverhandlungen mit dem Spitzenverband der gesetz­lichen Krankenversicherung (GKV).

Aktuelle Position

Neue Arzneimittel: Regelungen müssen nachgebessert werden

Der Fall des Hepatitis­C­Präparats Sovaldi® – jede einzelne Tablette kostet etwas mehr als 700 Euro – zeigt, dass die Regelungen der frühen Nutzenbewertung nachgebessert wer­den müssen. Denn bisher können die Hersteller ein Jahr lang den Preis für das Medikament selbst festlegen. Erst danach gilt der mit der GKV ver­handelte Preis. Die Politik sollte den Prozess der frühen Nutzenbewertung und der sich anschließenden Erstat­tungsverhandlungen im Sinne eines lernenden Systems kontinuierlich wei­terentwickeln. Karenzzeiten machen keinen Sinn. Der ausgehandelte Erstattungsbetrag sollte rückwirkend ab dem ersten Tag der Markteinfüh­rung gelten und nicht erst ab dem zweiten Jahr.

so profi tieren, zahlen nicht in den Innovationsfonds ein. Es bleibt abzu­warten, ob der Fonds sich langfristig durchsetzen wird.

Das Warten hat in diesen Zeiten wieder eine besondere Bedeutung, schließlich ist bald Weihnachten. Advent werden die Tage genannt, in denen die Christen auf die Ankunft Jesus warten. Auch dieser Begriff hat lateinische Wurzeln, advenire bedeutet ankommen. Um die Zeit des Wartens zu versüßen, kam der Verleger Gerhard Lang vor mehr

als 100 Jahren auf die Idee, einen gedruckten Adventskalender zu ver­öffentlichen. Später brachte er dann einen Kalender heraus, bei dem erst­mals kleine Türchen geöffnet werden müssen. Sein Beispiel zeigt: Ein Inno­vationsfonds war nicht nötig, wich­tiger waren der Mut und der Wille des Verlegers sowie die richtigen Rahmenbedingungen.

Neue Arzneimittel – im ersten Jahr dürfen die Hersteller „Mondpreise“ verlangen.

Jedes Jahr kommen etwa 20 neue Wirkstoffe auf den deutschen Arz­neimittelmarkt. Haben sie einen zusätzlichen Nutzen für die Pati­enten? Tragen sie zu einer höheren Behandlungsqualität bei? Diesen und anderen Fragen sind Wissen­schaftler der Universität Bremen im Auftrag der TK nachgegangen. Im TK­Arzneimittelreport 2014 haben die Forscher die Wirkstoffe des Jahres 2011 genauer unter die Lupe genom­men. Das Ergebnis: Drei der insge­samt 20 neuen Arzneimittel sind als sogenannter therapeutischer Fort­schritt einzustufen. Darunter ein Gerinnungshemmer – ein Arzneimit­tel zur Behandlung von Patienten mit akutem Koronarsyndrom und ein Prostatakrebs­Wirkstoff. Das Ergeb­nis zeigt auch: Nicht jede Neuent­wicklung ist mit einem echten medi­zinischen Fortschritt gleichzusetzen.

Nähere Informationen über den TK­Arzneimittelreport 2014 erhal­ten Sie im Internet unter: www.tk.de, Webcode 641134.

INFORMATION

TK spezial Berlin und Brandenburg · 4/2014 | 3

Die Berliner Patientenbeauftragte Karin Stötzner im Interview

„Work-Life-Balance? Diese Arbeit ist Leben.“TK spezial | Seit zehn Jahren sind Sie die Berliner Patientenbeauftragte. Wovon profitieren die Patienten mehr, vom geschaffenen Amt oder der engagierten Karin Stötzner?

Stötzner | Es sind sicher beide Ele­mente. Das Amt der Patientenbeauf­tragten schafft eine gewisse Öffent­lichkeit für die Themen der Patienten, mit denen sie sonst meist allein kon­frontiert sind. So hat die Tatsache, dass wir Patienten bei ihrer Korrespondenz mit Kassen oder mit behandelnden Ärzten unterstützen und kritische Nachfragen stellen, die Aufmerksam­keit auf Vorgänge verstärkt, die schief­laufen. Aber für das Durchsetzen von Anliegen ist gelegentlich auch ein gewisses Maß an Nachdrücklichkeit notwendig, um die ich mich immer bemüht habe.

TK spezial | Was war Ihr größter Erfolg?

Stötzner | Patienten sind, auch wenn sie individuell selbstbewusst und hand­lungsfähig sind, doch eher die Schwa­chen im System der Gesundheits­versorgung. Sie wissen weniger als die Fachleute. Als Kranke sind sie auf Hilfe angewiesen, als Kassenpatienten sind sie auf die vordefinierten Leistungen verwiesen, die zugelassen sind. Dass Patienten hier eine öffentliche Unter­stützung und starke Stimme brauchen, die dieses Ungleichgewicht immer wieder anspricht und Änderungen einfordert, ist heute selbstverständ­licher Teil von Politik. Das ist sicher ein Erfolg meiner Tätigkeit. Und in der Summe sind es viele Einzelfälle, in denen wir helfen konnten, durch das Gespräch, die Verstärkung von Antragsanliegen oder bei der Suche nach den richtigen Ansprechpartnern.

TK spezial | Für die bessere Arzt­Ver­teilung in Berlin haben Sie mehr Mut eingefordert. Welche Instrumente müssten dafür künftig stärker zum Einsatz kommen?

Stötzner | Berlin ist zwar insgesamt sehr gut mit ambulanten Arztsitzen ausgestattet, aber sie sind nicht ent­sprechend dem Bedarf einer alternden Bevölkerung verteilt. Die bestehenden gesetzlichen Grundlagen erlauben der

Politik hier nur wenig Einfluss. Not­wendig wäre eine andere Definition des „Sicherstellungsauftrags“, also der Vereinbarung zwischen Kassen und Kassenärztlicher Vereinigung. Damit werden zwar bestimmte Ver­teilungsschlüssel festgeschrieben, kleinräumige Lücken in der Versor­gung lassen sich damit aber nicht schließen. Das hat sich im Berliner Bezirk Neukölln oder den östlichen Randbezirken gezeigt. Auch müsste die Überversorgung in manchen Bezirken wirkungsvoll abgebaut und Ressourcen in andere Bereiche umverteilt werden.

TK spezial | Woher nehmen Sie Ihre Detail­ und Fachkenntnis, um im Hai­fischbecken Gesundheitswesen zu bestehen?

Stötzner | Das Soziologiestudium hat viel genützt. Ansonsten lerne ich im Tun. Ich arbeite seit mehr als 30 Jahren mit Selbsthilfegruppen zusammen und weiß deswegen, was Betroffene brau­chen und fordern. In Beiräten und Aus­schüssen habe ich mich nicht vor Kon­flikten gescheut. So lernt man die Reaktionen kennen. Ich will nicht ver­hehlen, dass es auch einen gewissen Frust darüber gibt, wie langsam manche Steuerungsgremien arbeiten. Manch­mal hat man den Eindruck, bestimmte Vertreter sind nur da, um zu verhindern, dass etwas gegen ihre Interessen entschieden wird oder dass eventuell Kosten auf ihrer Seite entstehen. Ich weiß, dass die rechtlichen und forma­

len Grundlagen unseres Gesundheits­wesens sehr kompliziert sind und des­wegen ein hoher Abstimmungsgrad notwendig ist. Positive verantwortliche Politik ist meines Erachtens aber etwas anderes.

TK spezial | Über drei Millionen Hauptstädter können Sie werktags von zehn bis 14 Uhr telefonisch errei­chen. Wie gelingt es Ihnen, die Anfra­gen zu beantworten?

Stötzner | Ich mache die Arbeit nicht allein. Das Amt ist eine echte Teamauf­gabe und hier habe ich das Glück, sehr engagierte und kluge Kolleginnen und Kollegen zu haben. Wir sind inzwischen, dank der Unterstützung von Senator Czaja, zu viert. Und, auch das ist ein Glück, nicht alle Berliner Patienten machen schlechte Erfahrungen. Mit dem bestehenden Team können wir die Anliegen der Patienten und seit dieser Legislaturperiode auch der Menschen mit Problemen im Bereich der Pflege aufgreifen. Es ist nicht immer ganz einfach, der Vielfalt der Themen und dem Erwartungsdruck Einzelner nach unmittelbarer Hilfe gerecht zu werden. Aber wir können in Berlin ja auch auf kompetente Partner wie die Patientenberatungsstellen oder das Projekt „Pflege in Not“ zurückgreifen.

TK spezial | Was tun Sie für Ihre Work­Life­Balance?

Stötzner | Work­Life­Balance? Diese Arbeit ist Leben.

Karin Stötzner

Karin Stötzner ist seit 2004 die Patientenbeauftragte von Berlin. Sie ist 1951 in Frankfurt am Main geboren. Im Jahr 2011 hat sich ihr Handlungsfeld um das Thema Pflege erweitert. Die studierte Diplom­Soziologin war als Referentin beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Gesamtverband in der Mainmetropole tätig. Seit 29 Jahren leitet sie die Selbsthilfe Kontakt­ und Informati­onsstelle SEKIS Berlin. Die Mutter eines erwachsenen Sohnes hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.

ZUR PERSON

TK spezial Berlin und Brandenburg · 4/2014 | 4

Prävention und Gesundheitsförderung

Gemeinsam Klasse sein!Die Woche beginnt. Kinder und Jugend­ liche in Berlin, Brandenburg und ganz Deutschland machen sich auf den Weg zur Schule. Mit Freunden tauschen sie ihre Erlebnisse aus oder schmieden Pläne für das nächste Fußballspiel am Nachmittag. Was so alltäglich und er­ wartungsvoll klingt, kann für einige von ihnen ganz anders aussehen. Viele Kin­der und Jugendliche klagen über Schlaf­ störungen, Bauch­ und Kopfschmerzen. Der Grund: Sie sind fortdauernden Schikanen, Bloßstellungen und Belästi­gungen von ihren Klassenkameraden ausgesetzt. Grund genug für die TK, Lehrer, Schüler und Eltern präventiv gegen Mobbing zu unterstützen.

Gemeinsam mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg hat die TK das Projekt „Mob­bingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein!“ entwickelt. Es klärt Schüler, Eltern und Lehrer über die Mechanis­

men und möglichen Folgen von Mob­bing auf. Das TK­Projekt läuft bereits in 15 Bundesländern. Die Schulen haben insgesamt 12.500 sogenannte „Anti­Mobbing­Koffer“ von der TK erhalten. Seit 2013 gehört auch das „Modul Cybermobbing“ zu den Bausteinen des Projekts.

Prävention und Gesundheitsförderung

Bis in den Nachmittag Unterricht, dann zum Sportverein und die Haus­aufgaben nicht vergessen. Der Alltag vieler Schüler ist generalstabsmäßig durchgeplant. Herausforderungen wie ein Vortrag vor der Klasse können als eine übergroße Belastung empfun­den werden. Wie Erwachsene haben auch Jugendliche Stress. Ein leb­hafter Alltag ist für sich genommen nicht das Problem. Problematisch

den, Ärger mit den Eltern oder Pro­bleme in der Schule. Mit dem Präven­tionsprogramm „SNAKE – Stress nicht als Katastrophe erleben“ unterstützt die TK Jugendliche darin, Stress zu erkennen, Problemlösungen zu fin­den und zu trainieren. Das Ziel: den Umgang mit Herausforderungen und Stress frühzeitig zu erlernen und dadurch ganz individuell negative gesundheitliche Auswirkungen zu vermeiden.

Was bedeutet das konkret? Die Schü­ler können ihre individuellen Probleme beispielsweise mit dem Konzept „5 Schritte gegen Stress“ angehen. Ein Beispiel: Ein Schüler sagt, was ihn stresst. Das können fehlende Übungs­möglichkeiten vor einem Mathetest sein. Er benennt sein Ziel, den Test mit einer guten Note zu bestehen. Gemeinsam erarbeiten die Schüler in der Klasse Möglichkeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Letztlich erscheint ein Problem viel kleiner, wenn eine Lösung gefunden ist.

Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.tk.de, Webcode 211908.

wird es dann, wenn Stresssymptome wie Kopfschmerzen, Unwohlsein und Schlafstörungen den Alltag fortdau­ernd begleiten. Zu den häufigsten Auslösern zählen Streit unter Freun­

Die Betroffenen leiden auch unter den gesundheitlichen Folgen.

Diese drei Jugendlichen gehen eine Her­ausforderung im Team an.

Probleme lösen – Stress vermeiden

Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes zählen zu den sogenann­ten Zivilisationskrankheiten. Ein gesunder Lebensstil kann das eigene Wohlbefinden verbessern und die negativen Folgen vermei­den helfen. Umso wichtiger ist, dass Prävention und Gesundheits­förderung Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt – unabhängig vom sozialen Status – erreichen.

Seit dem Jahr 2003 hat die TK Kitas und Schulen in Berlin und Brandenburg mit rund 400.000 Euro auf dem Weg zu einer gesunden Lebenswelt gefördert.

In der Hauptstadt und der Mark unterstützt die TK darüber hinaus die landesweiten Programme gemeinsam mit anderen Kranken­kassen und Partnern. Kinder, Erzie­herinnen und Eltern entwickeln im Rahmen des „Berliner Landespro­grammes für die gute gesunde Kita“ in rund 120 Einrichtungen eigene Ideen für ein gesundes Lebensumfeld. Am „Berliner Lan­desprogramm für die gute gesunde Schule“ beteiligen sich inzwischen Schulen in allen Berliner Bezirken.

Eltern, Lehrer und Schüler arbeiten in über 170 Schulen in Berlin und Brandenburg Hand in Hand für ein respektvolles Miteinander. Sie setzten das im Jahr 2011 gestartete TK­Projekt „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein!“ um.

INFORMATION

Nähere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.tk.de, Webcode 108934.

TK spezial Berlin und Brandenburg · 4/2014 | 5

Rund 50 märkische Kliniken stehen rund 2,4 Millionen Brandenburgern für die medizinische Behandlung rund um die Uhr zur Verfügung. Sie leisten eine engagierte Arbeit zum Wohle der Pa­tienten – nicht immer unter einfachen Bedingungen. Ob Bahnverbindungen, Schulen oder Polizeistationen: Die

Ein Modell für Brandenburg Krankenhausversorgung 2020

Gebieten in der Mark wird es in Zukunft schwieriger werden, die medi­zinische Versorgung flächendeckend sicherzustellen. Formal obliegt die sta­tionäre Sicherstellung dem Land Bran­denburg. Die ambulante Versorgung ist Aufgabe der Kassenärztlichen Verei­nigung (KV) Brandenburg. Wer künftig Kräfte bündeln muss und Synergieef­fekte nutzbar machen will, sollte nach Ansicht der TK die Behandlungssek­toren „ambulant“ und „stationär“ stärker miteinander verbinden.

Mehr Spezialisierung – mehr Qualität

In einem Flächenland wie Branden­burg entscheidet die Erreichbarkeit der medizinischen Hilfe darüber, ob das Gesundheitssystem funktioniert. Zugleich müssen für kompliziertere medizinische Eingriffe kostenintensive Technik und spezialisiertes Fachperso­nal vor Ort sein. Die Struktur und die Funktionen der Kliniken im Land haben einen Einfluss darauf, ob mit den zur

Ärzte bei der Arbeit im OP.

Verfügung stehenden Ressourcen auch morgen noch eine hochwertige Ver­sorgung gewährleistet werden kann. Die TK plädiert dafür, die medizinische Krankenhausversorgung in Branden­burg zukünftig in Form eines Stufen­modells zu organisieren. Was bedeutet das konkret? Als neue Versorgungsstu­fe sollen die Integrierten Versorgungs­zentren geschaffen werden. Diese übernehmen die Notfallversorgung und bieten zudem eine ambulante haus­ und fachärztliche Grundversorgung. Medizinisch aufwendigere Behandlun­gen sind auf der nächsthöheren Ver­sorgungsebene angesiedelt. Das Ziel: Mit der Zentralisierung soll ein hohes Maß an Qualität und Effizienz erreicht werden. Wie die TK betont, könnte die Teamarbeit in den integrierten Zentren gerade für junge Ärzte ein attraktives Arbeitsumfeld bieten.

Das Positionspapier „Krankenhaus­versorgung 2020 – Positionen der TK für Brandenburg“ steht online unter www.tk.de, Webcode 666040 zum Download bereit.

Jan Lienau,Referent für stationäre Versorgung der TK­Landesvertretung

18 Jahre nach dem gescheiterten Volksentscheid sind die Pläne für ein gemeinsames Bundesland Berlin­Bran­denburg inzwischen vom Tisch. Der Slogan der Befür­worter trägt aber auch heute noch ein großes Körnchen Wahrheit in sich: „Gemeinsam sind wir stark“. Die Zusammenarbeit der beiden Bundesländer erstreckt sich von gemeinsamen Landesgerichten, über den Ver­kehrsverbund, den Rundfunk oder das Statistikamt. Auch in der Gesundheitspolitik gibt es zahlreiche Ko operationen, beispielsweise im Bereich Gesundheits­wirtschaft oder beim Masterplan Gesundheitsregion.

Die Krankenhausplanung macht jedoch weiterhin jedes Bundesland für sich. Die Patienten richten sich aber nicht nach Landesgrenzen: 14 Prozent der Patienten in Berliner Krankenhäusern kommen aus Brandenburg. Im Gegenzug sind sechs Prozent der Patienten in mär­kischen Häusern eigentlich Hauptstädter. Angesichts dieser länderübergreifenden Patientenwanderungen sollten Brandenburg und Berlin auch die Planung zukünftig gemeinsam angehen. Ein gemeinsamer Plan ab 2020 ist – aller rechtlichen Hürden zum Trotz – mach­bar, solange der politische Wille vorhanden ist.

KOMMENTAR

märkische Infrastruktur ist von großen Umwälzungen betroffen. Ursachen dafür sind die künftige demografische Entwicklung und die Bevölkerungsver­teilung im Land. Die damit einherge­henden Veränderungen machen auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt. Wie kann zukünftig eine hoch­wertige medizinische Krankenhaus­versorgung gewährleistet werden? Welche Weichenstellungen sollte die Politik im Sinne der Brandenburger Patienten ergreifen? Antworten auf diese und andere Fragen hat die TK im Positionspapier „Krankenhausver­sorgung 2020 – Positionen der TK für Brandenburg“ skizziert.

Gesundheitsversorgung durch mehr Zusammen­arbeit stärken

Grenzen, ob zwischen den Behand­lungssektoren oder zwischen Berlin und Brandenburg, charakterisieren das Gesundheitssystem. Die bestehenden Barrieren zeigen, dass die stärkere Ausrichtung des Gesundheitswesens auf die Patienten auch heute eine berechtigte Forderung ist. Gerade in ländlichen und strukturschwachen

Impressum

Herausgeber | Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Berlin und Brandenburg

Verantwortlich | Susanne Hertzer Redaktion | Marcus Dräger, Conrad EhrlichTelefon | 030 ­ 245 47­4 Telefax | 030 ­ 245 47­500E-Mail | lv­berlin­[email protected] Twitter | www.twitter.com/TKinBerlinBBInternet | www.tk.de/lv­berlin

Das gemeinsame Essen ist ein wich­tiges kommunikatives und kulina­risches Ereignis im Alltag einer Familie. Eltern und Kinder berichten, was sie in der Schule beziehungsweise bei der Arbeit erlebt haben. Man spricht über den Ausfl ug am Wochenende, das Weihnachtsgeschenk für die Oma oder den neuen Hund der Nachbarn. Dabei wird ganz bewusst genossen, geschmeckt und geschlemmt. Soweit die Theorie. Die Praxis in Deutschlands Küchen und Wohnzimmern sieht

Nicht ohne mein SmartphoneForsa­Umfrage

östlichen Bundesländern ist es sogar jede dritte. Jedes fünfte Kind spielt während des Essens mit Smartphone oder Gameboy – häufi g zum Leidwe­sen der Eltern. Auch hier sind die Unterschiede zwischen den Bundes­ländern groß: Am häufi gsten wird in den Ländern Sachsen, Sachsen­Anhalt und Thüringen mit am Tisch gespielt (26 Prozent), am seltensten in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg­Vor­pommern (neun Prozent).

Eltern und Großeltern als Vorbilder gefragt

Elisabeth Kirchner, Diplom­Oecotro­phologin bei der TK in Berlin: „Es ist nicht nur wichtig, dass sich Kinder ausgewogen ernähren, sondern auch, wie sie ihre Mahlzeiten zu sich neh­men. Ständige Ablenkung durch Fern­seher oder Smartphone kann dazu führen, dass die Kinder das Essen herunterschlingen und nicht darauf achten, ob sie bereits satt sind.“ Immerhin jedes zehnte Kind zwischen 12 und 17 Jahren leidet gemäß der TK­Studie bereits unter Übergewicht. Eltern und Großeltern seien als Vor­bilder gefragt. Kirchner: „Kinder lernen von den Erwachsenen. Solange die ältere Generation während der Mahl­zeiten nicht vom Smartphone lassen kann, kann man dies von der Jugend kaum erwarten.“ Nur wer selbst die Praxis durchbricht und ein gutes Vor­bild ist, kann den Kindern zeigen, wie schön ein gemeinsames Essen sein kann – nicht nur in der Theorie.

Für die Umfrage hat Forsa im Auf­trag der TK im Juli 2014 bevölke­rungsrepräsentativ 1.000 Eltern, bei denen mindestens ein Kind zwischen 12 und 17 Jahren im Haushalt lebt, zu deren Medien­nutzungsverhalten und ihrer Gesundheit befragt.

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jedoch anders aus. Das ist das Ergeb­nis der aktuellen Umfrage „Jugend 3.0“ im Auftrag der TK. Wenn sich Familien in Deutschland zum Essen zusammenfi nden, sitzen oft Smart­phone und Co. mit am Tisch.

Zwar essen zwei von drei Familien min­destens einmal am Tag gemeinsam, allerdings werden die Kinder dabei häu­fi g durch Smartphone und TV abgelenkt. Die größte Rolle spielt der Fernseher: Jede vierte Familie schaut während der Mahlzeiten gern in die Glotze. In den

Tippen, tippen, tippen – die Jugend kom­muniziert über Facebook, Twitter und Co.

„Jugend 3.0 – mit Sicherheit im Netz“ – mit diesem 30­minütigen Film zeigt die TK, wie Familien den Alltag mit Computer und Smart­phone leben, welche Probleme es zu bewältigen und welche Lösungen es gibt. Der Film ist für den Unter­richt und die Erzieherausbildung ebenso geeignet wie für das gemeinsame Anschauen in der Familie. Er bietet Informationen und Fallbeispiele, auf deren Grund­lage Schulen und Familien disku­tieren können, welchen Raum digi­tale Medien in ihrem Alltag ein­nehmen sollen. Den Film „Jugend 3.0 – mit Sicherheit im Netz“ kön­nen Sie online anschauen oder auch als DVD bestellen: www.tk.de, Webcode 657978.

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