Topologie von geschlechtsbezogener Orientierung, Identität und Präsentation

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Topologie von geschlechtsbezogener Orientierung, Identität und Präsentation © Christof Wahner 2011 Topologische Landkarte Anmerkung und Empfehlung zum Sprachgebrauch Gemäß der Unterscheidung von biologischem und soziokulturellem Geschlecht hat das Wort "geschlechtlich" leider einen sexistischen Beigeschmack, indem es vortäuscht, dass es hierbei um "natürliche Sachzwänge" mit direktem Bezug auf die Fortpflanzung geht. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, lieber das Wort geschlechtsbezogen zu benutzen. Das Wort "Typologie" ist durch Topologie (K. NISHIDA: 場所論 ba-sho-ron, K. L EWIN: Feldtheorie ) ersetzt, weil es hier mehr um begriffliche "Verortung" geht und gerade nicht um Stereotypisierung, auch wenn das althochdeutsche Wort 'gislahti' (= "was in dieselbe Richtung schlägt") ein "schlagender" Beweis für inhaltliche Nähe zum griech. Wort 'typos' (= "Schlag") ist. A genuin 险 (Xiăn) sächlich Dynamik W ollen (Handel) Tun Präsentation I maskulin 阳 (Yáng) männlich Distanz Denken (Krieg) Haben Identität O feminin 阴 (Yīn) weiblich Nähe Fühlen (Liebe) Sein Orientierung 40 40 Zicke Dandy Hyäne Schizopsycho G Luder F Kampfküken Girlie E Brutalo Mäuschen Macher Schlampe Typ Weibchen Weib Herr Mann Dame Frau A Kerl Macho E Softie Nerd Tusse Aristokrat C C Fräulein D Patri arch D Powerfrau B Familientyp Type H Lusche

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eine differenzierte Betrachtung von Geschlechtlichkeit im 3D-View! - Version 6: jetzt in DinA4 umformatiert

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Topologie von geschlechtsbezogener Orientierung, Identität und Präsentation© Christof Wahner 2011

TopologischeLandkarte

Anmerkung und Empfehlung zum Sprachgebrauch – Gemäß der Unterscheidung von biologischem und soziokulturellem Geschlecht hat das Wort "geschlechtlich" leider einen sexistischen Beigeschmack, indem es vortäuscht, dass es hierbei um "natürliche Sachzwänge" mit direktem Bezug auf die Fortpflanzung geht. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, lieber das Wort geschlechtsbezogen zu benutzen. – Das Wort "Typologie" ist durch Topologie (K. NISHIDA: 場所論 ba-sho-ron, K. LEWIN: Feldtheorie) ersetzt, weil es hier mehr um begriffliche "Verortung" geht und gerade nicht um Stereotypisierung, auch wenn das althochdeutsche Wort 'gislahti' (= "was in dieselbe Richtung schlägt") ein "schlagender" Beweis für inhaltliche Nähe zum griech. Wort 'typos' (= "Schlag") ist.

A genuin

险 (Xiăn)sächlichDynamik

Wollen

☿ (Handel)

TunPräsentation

I maskulin

阳 (Yáng)männlich

DistanzDenken

♂ (Krieg)

HabenIdentität

O feminin

阴 (Yīn)weiblich

NäheFühlen

♀ (Liebe)

SeinOrientierung

40

40

Zicke

Dandy

Hyäne SchizopsychoG

LuderF

Kampfküken

GirlieE

Brutalo

Mäuschen

Macher

Schlampe

Typ

Weibchen

Weib

Herr

Mann Dame

FrauAKerl

MachoE

Softie

Nerd

Tusse

Aristokrat

C

C

FräuleinD

PatriarchD

PowerfrauB

Familientyp

TypeH

Lusche

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Methodische Hinführung auf der ganzheitlichen Grundlage von Dialektik und Systemtheorie

1) TriadenschemaIndem in dieser Arbeit so viele Triaden verwendet und entwickelt werden, vermittelt sie schnell den Ein-druck, dass sie nach dem Motto "Aller guten Dinge sind drei" gestrickt ist. Entscheidend ist hier, dass mehr als zwei Dimensionen verwendet werden, so dass ein Schwarz-Weiß-Denken bzw. Entweder-Oder ausgeschlossen ist. Ob es nun drei, vier, fünf oder mehr Dimensionen sind, ist eher nebensächlich. Die drei Dimensionen dienen in diesem Sinne als exemplarische Hilfslinien für weitere Dimensionen.Das dritte Geschlecht ist weder als Neutrum zu betrachten noch als Gemenge aus femininen und mas-kulinen Anteilen, sondern als eine eigenständige Dimension, die zwischen der femininen und maskulinen Geschlechtsdimension vermittelt. Die feminine und maskuline Dimension ist im Grunde sogar wertlos ohne die genuine. Natürlich wirkt diese Erkennt-nis aus der Sicht aller so genannten Hochkulturen [↗26] ausgesprochen gewöhnungsbedürftig, wobei Erkenntnisse prinzipiell vom kulturellen Entwicklungsstand [↗24] abhängen. Die genuine Dimension räumt eine Menge begrifflicher Unstimmigkeiten aus dem Weg, aber eben zum Preis einer zwangsläufigen Verwirrung, weil sich die 'konventionelle' Sicht von Geschlechtlichkeit auf ein dualistisches [↗8], sprich patriarchalisch dominiertes Schwarz-Weiß-Denken beschränkt, was daher kommen könnte, dass eine Farbmischung der drei Primärfarben mit gleichen Anteilen unbunte Farbtöne (Schwarz, Grautöne, Weiß) erzeugt. Aber es geht hierbei nicht nur um "Kategorienfehler" (G. RYLE), sondern um eine umfassende "Kategorienschieberei" unter dem trügeri-schen Vorwand, das Leben "nicht noch komplizierter zu machen als es sowieso schon ist", wobei das genuine Geschlecht – durch die systematische Schieflage bedingt – im K(r)ampf der Geschlechter als "Zünglein an der Waage" missbraucht wird. Vgl. den gleichermaßen poetischen und klischeekritischen, programmatischen Text: Also sprach Zarathustra von den Unterschieden (↗Anhang 1)

2) Ausgewogene Emanzipation als ZielInteressanterweise sobald im Verlauf der Geschichte Emanzipation verkündet wurde, konzentrierte man sich meistens auf einen bestimmten Bereich, während andere Bereiche in den Hintergrund rückten. Zum Beispiel führte politische Emanzipation zum Verlust an sexueller Emanzipation, weibliche Emanzipation zum Verlust an männlicher Emanzipation, und nicht zuletzt negative Emanzipation zum Verlust an positiver Emanzipation, indem Leute nur noch wissen, was sie nicht wollen, aber nicht mehr wissen, was sie stattdessen wollen. Das Ziel ist nun, dies besser auszugleichen und zu koordinieren und die größeren Zusammenhänge hinsichtlich Orientierung (Gefühle von Nähe und Geborgenheit), Identität (Abgrenzung bzw. Definition* der eigenen Person im Unterschied zu anderen Personen) und Präsentation (i.w.S. schauspielerische Aspekte**) auf verschiedenen Ebenen zu berücksichtigen.* Das lateinische Fremdwort Definition bedeutet wörtlich 'Abgrenzung'.** Schauen und Spielen im Sinn von "Schauspiel" mit mehreren Bezugsebenen der "Lebensbühne":- Zuschauer betrachten Schauspieler in ihren schauspielerischen Akten und spielen innerlich mit- Schauspieler betrachten sich gegenseitig, um aufeinander zu reagieren und miteinander zu spielen- Schauspieler betrachten den Wesensgehalt ihrer Darstellung und spielen mit Situationen, Begriffen und Ausdrucksformen [↗5]- Schauspieler betrachten Zuschauer, um Kontakt & Aufmerksamkeit zu entwickeln und spielen mit deren ReaktionenAuf diese Weise entsteht keine "Charaktermaske" (W. REICH), die aus der "Konservierung von Identitäts-aspekten" resultiert. Das Gegenmittel zur Maskenhaftigkeit ist das spielerische Role Shaking [↗32].Im Bezug auf das Selbstkonzept lässt sich in diesem Sinne folgendes festhalten:Alle Leute (und auch Organisationen) sind mit der Frage konfrontiert, in welchem Bereich(en) sie sich bevorzugt bewegen (Orientierung),womit sie lieber nicht in Verbindung gebracht werden möchten, wovon sie sich abgrenzen (Identität),welches Spektrum an geschlechtsbezogenen Erscheinungsformen sie sich erlauben (Präsentation).

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3) Dialektische BasisG.W.F. HEGEL's Modell der Dialektik (bestehend aus These, Antithese und Synthese) dient als formelle Grundlage, wobei die Synthese kein "Mittelding" zwischen These und Antithese darstellt, sondern eine Zusammenführung auf einer übergeordneten, eigenständigen Ebene.

4) Systemtheoretische BasisDie begrifflichen Einteilungen beziehen sich immer wieder auch auf sich selbst, wenn es etwa um kulturelle Hintergründe von Erkenntnis geht. So beansprucht die dreigliedrige Systematik, selber These, Antithese und Synthese darzustellen, d.h. traditionelle Kategorisierungen aufzugreifen und nachzuvollziehen, durch die möglichst logisch-konsistente Zuordnung strukturiert zu sein, aber durch die Rotation der Kategorien dynamisch zu sein.

5) BezugsebenenDie begrifflichen Ausprägungen der drei Dimensionen beziehen sich ● auf den Umgang mit der Mitwelt (Gesellschaft, Kultur), ● auf den Umgang mit der Umwelt (Natur, Spiritualität) und ● auf den Umgang mit der Inwelt (die eigene Person: Wünsche, Erfahrungen, Ängste, Leidenschaften, Konflikte). [↗29]

6) Zentrale Aspekte zur EinordnungAls Orientierungspunkte dienen hier Nähe, Distanz und Dynamik, wobei emotionale Nähe nicht als Gegenstück zu emotionaler Distanz verstanden wird. Man kann gleichzeitig beides empfinden, ohne "schizophren" zu sein, indem man warmherzig ist und sich innerlich berühren lässt, ohne sich dabei aber an das Gegenüber zu klammern. Für "Luschen" ist bezeichnend, dass es ihnen nicht nur an Dynamik mangelt, sondern dass sie sich außerdem weder innerlich einlassen noch distanzieren können. Das Gegenteil trifft für "Schizopsychos" [↗48] zu, was in maximaler Ausprägung durch Botschaften wie "Ich hab dich zum Knuddeln gern; hau bloß ab!" schizophrene Züge annehmen kann. Dessen ungeachtet gelten jedoch für den normalen Bereich der Ausprägungen von Nähe, Distanz und Dynamik die Regeln der Ambiguitätstoleranz. Jedenfalls falls darf Nähe nicht mit Dynamik verwechselt werden, ebenso wenig wie Nähe das kategorische Gegenstück zu Distanz ist – sofern man gravierende Kategorienfehler vermeiden möchte.

7) RotationsrichtungDie drei Dimensionen hängen folgendermaßen zusammen: Ei → Henne → Hahn → Ei. Im Bezug auf die Staatsformen [↗8] kam bereits ARISTOTELES im Prinzip zu der gleichen Erkenntnis. Jede Rotation in Folge von "Kategorienfehlern" (G. RYLE), "Kategorienschiebereien" sowie soziokulturellem Wandel von Bedeutungen, Sinn- und Wertorientierungen, Moden und Lebensstilen orientiert sich an dieser Laufrichtung. Trotz mannigfaltiger Ambiguitäten und einer gewissermaßen naturgemäßen begrifflichen Unschärfe wurde hier jedoch auf konsistente Zuordnungen nach bestem Wissen geachtet.

8) SemantikBegriffe haben in der Regel ein Bedeutungsfeld, das aus mehreren Ebenen besteht. Konnotationen bezeichnen all das, was bei der Verwendung der jeweiligen Begriffs mitgedacht wird und mitgemeint ist. Umfang und Ausprägung der einzelnen Konnotationen werden dabei von diversen Faktoren wie z.B. soziale Schicht, sprachliche Epoche, thematischer Kontext, individuelle Phantasie, regional- oder fachsprachlichen Besonderheiten beeinflusst. Für alle Begriffe gilt, dass sie nach bestem Wissen einander zugeordnet wurden. (↗Anhang 3) Dies bedeutet aber gleichzeitig, dass der Leser prinzipiell gefordert ist, beim Lesen seinen eigenen kritischen Verstand zu gebrauchen.

9) Ergänzungen und Korrekturen an bisherigen KonzeptenDualistische Konzepte werden hierbei um ein passendes drittes Element erweitert. In diesen Fällen wer-den eckige Klammern verwendet. Gelegentlich (z.B. bei D. MCCLELLAND) sind begriffliche Korrekturen erforderlich, weil manchmal die Autoren nicht so sehr auf sprachliche Genauigkeit geachtet haben.

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Diese Arbeit soll dazu beitragen, bestehende Konzepte "zu Ende zu denken", d.h. nicht irgendwo auf dem halben Weg der Logik stehen zu bleiben.

10) QuerverweiseViele Anmerkungen beziehen sich auf andere Anmerkungen, gekennzeichnet durch [↗__].

11) Weitere VerwendungObwohl es in dieser fächerübergreifend-philosophischen Arbeit um die Erfassung kosmologischer Sinnzusammenhänge aus dem Reich der Ideologien und Weltanschauungen geht, ist das Schema selbst nicht als Ideologie zu verstehen, sondern als metaideologischer und ideologiekritischer "Ansatz". Dieses Schema taugt und dient also keineswegs als Grundlage für empirische Forschungen, um daraus Hypothesen zu formulieren und anschließend Signifikanzen zu ermitteln. Bei den dargestellten Sinnzusammenhängen geht es nicht um Falsifizierbarkeit, sondern um Plausibilität. So sind die drei Dimensionen allenfalls als Idealtypen zu verstehen. Entscheidend ist die wertneutrale Betrachtung, dass keine der drei Dimensionen besser ist als die beiden anderen. So gibt es keine "höchste, überlegene Dimension", auch wenn es an einigen Stellen ganz danach aussehen mag.Auf keinen Fall entspricht es meinem Interesse, wenn Leute einzelne Aspekte oder sogar eine ganze Dimension aus dem Kontext reißen und sich dann auf mich berufen.Wer aber Lust hat, darf sich ruhig damit beschäftigen, die drei Dimensionen durch zwei weitere Dimensionen zu einem fünfteiligen Schema auszubauen, wie dies vor allem im ostasiatischen Weltbild durch die 5 Elemente, die Fünftonleiter etc. vorgezeichnet ist.

Anmerkungen zur topologischen LandkarteA) Folgendes ist sprachgeschichtlich bedeutsam: Früher hatte 'Frau' (mittelhochdeutsch: froue) die Bedeutung von 'Dame' und sogar 'Herrin' (altisländisch: freya – während freyr 'Herr' bedeutet, woher übrigens das Wort 'Freier' stammt), während 'Weib' (mhd: wîb) ohne jede Abwertung das weibliche Geschlecht an sich bezeichnte. So unterscheidet man bei Tieren 'Weibchen' und 'Männchen', sagt in der Anrede 'Frau' analog zu 'Mann' sagt (also weder 'Dame' noch 'Herrin'!) und bezeichnet Hundehalter als 'Frauchen' und 'Herrchen'. Eine an sich notwendige Differenzierung im Bezug auf das männliche Geschlecht bietet der herkömmliche Begriff 'Kerl' analog zu 'Weib'. Beide Begriffe (auch: 'Pfundskerl' bzw. 'Pfundsweib') beziehen sich auf die vitale und urtümlich-unverfälschte, genuine [↗36] Präsenz.

B) Es ist auffällig, dass das griechische Wort Amazone vom iranischen Word "hamazan" (Krieger) ab-stammt, aber gewöhnlich von griechisch "a-mazos" (ohne Brust) abgeleitet wurde. Dieser 'Freudsche Lapsus' ist nur erklärbar durch eine existenzielle Furcht vor weiblicher Potenz. siehe auch [↗17]

C) Die blauen Analogielinien deuten darauf hin, dass in gewisser Hinsicht beide Geschlechter über-haupt erst bei einem ähnlichen Maß an Weiblichkeit miteinander vergleichbar sind. Die rote Analogie-linie verweist auf die beiden gängigen Begriffe für die Zerrformen, sprich "weibisch" und "herrisch".

D) Die Rollen "Fräulein" und "Patriarch" liegen im Grenzbereich, während "Schlampe" und "Aristokrat" deutlich grenzwertiger sind. Im Bezug auf die Wahl von Freunden oder Lebensgefährten sagt man so schön "Gegensätze ziehen sich an", aber diese Regel bezieht sich eher auf Nebensächlichkeiten. Sobald es aber um fundamentale Angelegenheiten geht, fährt man besser mit der Regel "Gleich und gleich gesellt sich gern". Aus diesem Irrglauben heraus sind extreme Kombinationen wie "Macho & Mäuschen", "Hyäne & Nerd", "Hyäne & Softie" und "Softie & Schlampe" traditionell weit verbreitet und resultieren nicht selten aus einem Leidensbedürfnis. (siehe Das Rätsel des Masochismus)Zum tieferen Verständnis von mehreren hier verwendeten typologischen Begriffen siehe TOM SCHMITT

& MICHAEL ESSER (2009): Status-Spiele

E) Manche Begriffe mögen auf den ersten Blick sexistisch erscheinen. Dieser Eindruck dürfte sich aber

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gründlich zerstreuen, sobald man die Begriffe sowohl auf genetische Männer als auch auf genetische Frauen angewendet. So gibt es durchaus weibliche Machos und männliche Schlampen.

F) Auffällig ist die ausgeprägte Verwechslungsgefahr zwischen "weiblichem Dandy" und "Dame" sowie zwischen "männlicher Zicke" und "Herr".Es fehlt auch nicht allzu viel, um als "Luder" zu wirken. Eine wichtige und bereits uralte Erkenntnis ist also, dass es auf das rechte Maß ankommt: So gilt nicht "Je mehr, desto besser", sondern "Auch ein Übermaß an Männlichkeit, Weiblichkeit oder Sächlichkeit ist kontraproduktiv"!

G) Die Abkürzung "Schizopsycho" meint "schizophren angehauchter Psychopath". Diese Bezeichnung klingt abwertend, trifft aber insofern den Kern von Persönlichkeitsstörung (früher verwendeter Begriff: Psychopathie), als Psychopathen ebenso unter ihrer Mitwelt wie unter ihrer eigenen Person leiden und mit der Zeit außerdem – durch die fatalistische Eigendynamik von Traumatisierungen und Retraumati-sierungen bedingt – ein mächtiges Leidensbedürfnis verspüren, um sich gewissermaßen als "Herr(in) des eigenen Schicksals" zu empfinden. (siehe Das Rätsel des Masochismus)Bis zu einem gewissen Grad sind Männlichkeit, Weiblichkeit und Sächlichkeit miteinander kompatibel, vor allem im grünen Bereich des Würfels. Außerhalb dieses grünen Bereichs gibt es viele Formen von Psychopathie, die sich durch direkt oder indirekt selbstschädigendes Verhalten auszeichnen. Explosives Verschmelzen oder – noch schwerwiegender: – Wechselbäder von extremer Männlichkeit (Objektivität), extremer Weiblichkeit (Subjektivität) und extremer Sächlichkeit (Projektivität) stellen eine regelrechte Belastung für die betreffende Person und für ihre Mitwelt dar. Es bleibt aber festzuhalten, dass die Menschheit in vielen Lebensbereichen ohne so genannte Psychopathen nicht sonderlich weit kommen würde.

H) Interessant ist auch die Bezeichnung "Type": weniger maskulin als ein Typ, gleichzeitig aber weniger feminin als eine Tusse; also von beidem ein bisschen, aber relativ geschlechtsneutral und außerdem im Erscheinungsbild eher dysplastisch (unförmig), genauso wie dies von der Comedy-Serie Little Britain in ganzer Breite karikiert wird, weil so etwas eben unnatürlich und skurril wirkt. Im Gegensatz hierzu stehen die denkbaren androgynen Erscheinungsformen in der Mitte des grünen Bereichs, die sich dadurch auszeichnen, dass sie sowohl auf Männer als auch Frauen attraktiv wirken.

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Die feminine DimensionO feminin 阴 weiblich ♀Tradition/ Evolution1, Sein2, Emotion3, Nähe, Liebe4, Unterstützung, Anpassung, Lebensstil5, rhythmisch-iterativ6, Wertschätzung, Nutzenmaximierung, Reaktion, Bindung7, Absolutismus8, Symbiose9, Kondensation → flüssigDAOISMUS: Yīn 阴/陰: Unterwelt40, Mond, Wasser10, Seele11, Natur12,

Fühlen41, Norden, negativ (-)13, Vergangenheit14, Moll-TonalitätK. LEWIN: Bewegung14; vgl. ↗KondensationF. NIETZSCHE: Sklavenmoral15 (passiv, subjektiv16), Scham17

G.H. MEAD: Role Taking (psychische Instanz: 'Me' = mich)S. FREUD: Es18 = Lustprinzip = (Selbst-)FürsorgeJ. BRENGELMANN: Belastbarkeit19 (↔ Passivität, Ausdauerleistung)HIPPOKRATES: Feuchtigkeit20 (latein. 'humor' = heitere Gelassenheit)ARISTOTELES: Notwendigkeit21 (Sinn) • Sittlichkeit22 (das Gute) → EthikI. KANT: apodiktisch23: ! (Ausrufezeichen), wollen, müssen, sollenCH. DARWIN: Reproduktion: Stabilisierung bewährter Optionen• soziokulturell: Institutionalisierung24 → Vollzugsnormen25 (Routine)H. FEND: Integration (Schaffung integrativer Bewusstseinslagen)E. WEEDE: Kollektivgüter berechtigen zwangsläufig auch Andere zum Konsum

→ soziale Gerechtigkeit = Gleichberechtigung ("Jedem das Gleiche")• Aufgabe: Koordination herstellen ↔ Ideal (Grundwert): Harmonie26

N. LUHMANN: Stammeskultur26 (archaische Gesellschaft, Gedächtnis)D. MCCLELLAND: Basismotiv: Zugehörigkeit27

• Koordination: Solidarität• Koordinationsmedium: Vertrauen28 • Autorität: Charisma (M. WEBER) → Gesellschaft • pädagogisches Handeln = Erziehung (Charakter)

N. LUHMANN: Selbstreferenz29 = Bezug zur Inwelt (internen Realität)C.G. JUNG: Introversion30 = Orientierung an der PrivatsphäreF. TÖNNIES: Gemeinschaft (→ Kommunismus)

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Die maskuline DimensionI maskulin 阳 männlich ♂Fortschritt/ Revolution1, Haben2, Ratio(n)3, Distanz, Krieg4, Verteidigung, Widerstand, Prinzipien5, analytisch-diskursiv6, Bewertung, Kostenminimierung, Aktion, Unabhängigkeit7, Dualismus8, Konkurrenz9, Kristallisation → festDAOISMUS: Yáng 阳/陽: Himmel, Sonne, Feuer10, Geist11, Struktur12,

Denken, Süden, positiv (+)13, Zukunft14, Dur-TonalitätK. LEWIN: Einfrieren14; vgl. Kristallisation↗

F. NIETZSCHE: Herrenmoral15 (aktiv, objektiv16), Stolz/ Trotz17

G.H. MEAD: Role Making (psychische Instanz: 'I' = ich)S. FREUD: Überich18 = [Schuldprinzip] = (Selbst-)DisziplinJ. BRENGELMANN: Anspruchsniveau19 (↔ Aktivität, Krafteinsatz)HIPPOKRATES: Temperatur20 (latein. 'calor' = leidenschaftlicher Eifer)ARISTOTELES: Möglichkeit21 (Potenz) • Wahrheit22 (das Richtige) → LogikI. KANT: problematisch23: ? (Fragezeichen), können, mögen, dürfenCH. DARWIN: Selektion: Unterscheidung in gute und schlechte Optionen

• soziokulturell: Rationalisierung24 → Qualitätsnormen25 (Realismus)H. FEND: Allokation (Hinführung zu verschiedenen sozialen Positionen)E. WEEDE: Positionsgüter beeinträchtigen Andere in ihren Konsumchancen

→ konservative Gerechtigkeit = Rechtmäßigkeit ("Recht & Ordnung")• Aufgabe: Überleben sichern ↔ Ideal (Grundwert): Sicherheit26

N. LUHMANN: Hochkultur26 (Stände- bzw. Klassengesellschaft, Verstand)D. MCCLELLAND: Basismotiv: [Kontrolle]27

• Koordination: Herrschaft• Koordinationsmedium: Macht28 • Autorität: Amtsgewalt (M. WEBER) → Politik i.w.S. • pädagogisches Handeln = Bildung (Wissen = Macht)

N. LUHMANN: Differenz29 = Bezug zur Mitwelt (Systemgrenze)C.G. JUNG: Extraversion30 = Orientierung an der ÖffentlichkeitF. TÖNNIES: Gesellschaft (→ Sozialismus)

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Die genuine DimensionA35 genuin36 险 37 sächlich38 ☿39

Anfang/ Involution1, Tun2, Motivation3, Dynamik, Handel4, Experiment, Spiel, Werke & Wirken5, systemisch-assoziativ6, Wertschöpfung, Wirkungsoptimierung, Interaktion, Kontakt7, Relativismus8, Koevolution9, Sublimation → gasförmig[DAOISMUS]: Xiăn 险/險: Erde, Sterne, Wind10 (Qi), Herz11, Kultur12,Wollen, Äquator, primitiv/ neutral (0)13, Gegenwart14, Modal-TonalitätK. LEWIN: Auftauen14; vgl. Sublimation↗

[F. NIETZSCHE]: Tänzermoral15 (medial, projektiv16), Ekstase17

[G.H. MEAD]: Role Shaking32 (psychische Instanz: 'Self' = selbst)S. FREUD: Ich18 = Realitätsprinzip = (Selbst-)Verwirklichung[J. BRENGELMANN]: Kompensation19 (↔ Flexibilität, Geschicklichkeit)HIPPOKRATES: Luft20 (latein. 'spiritus' = selbstbewusste Begeisterung)ARISTOTELES: Wirklichkeit21 (Akt) • Schönheit22 (das Passende) → ÄsthetikI. KANT: assertorisch23: . (Punkt), tun, gehen33, lassen, werdenCH. DARWIN: Variation: Erzeugung von Optionenvielfalt

• soziokulturell: Flexibilisierung24 → Gestaltungsnormen25 (Kreativität)H. FEND: Qualifikation (Schaffung von Arbeitsvermögen)E. WEEDE: private Güter haben keine nennenswerte Auswirkung auf Andere

→ liberale Gerechtigkeit = Angemessenheit ("Jedem das Seine")• Aufgabe: Entwicklung fördern ↔ Ideal (Grundwert): Freiheit26

N. LUHMANN: Alternativkultur26 (pluralistische Gesellschaft, Phantasie)D. MCCLELLAND: Basismotiv: Leistung27

• Koordination: Tausch34• Koordinationsmedium: Kapital28 • Autorität: Kompetenz (M. WEBER) → Wirtschaft • pädagogisches Handeln = Unterricht (Fertigkeiten)

N. LUHMANN: Anschlussfähigkeit29 = Bezug zur Umwelt ('Universum')[C.G. JUNG]: Konversion30 = Orientierung an Netzwerken[F. TÖNNIES]: Genossenschaft (→ Mutualismus)31

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Sechsgliedrige Ordnung der Dimensionen

Repr

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(Ch.

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Variation (Ch. DA

RWIN)

Freiheit / Wollen

Alternativkultur / Atheismus

liberal (Liberalismus)

(Selbst-)Verwirklichung

Kontakt

Dynamik / Leistung

Wirtschaft / Tausch

Genossenschaft

Authentizität (G. S

IMM

EL)

Selektion (Ch. DA RWIN)Sicherheit / Denken

Hochkultur / Monotheismuskonservativ (Konservatismus)

(Selbst-)DisziplinUnabhängigkeit

Distanz / KontrollePolitik / Herrschaft

Gesellschaft (F. TÖNNIES)Klarheit (G. SIMMEL)

VergangenheitParaphysik / DialektikSpiritualität / WeisheitLustprinzip / Kind-Ich

Lernen durch Konstruktion* (K. REICH)Freiheit durch ... (mediativ) = Gnade

RelativismusKonsumieren

Ekstase / ObsessionHändler / projektiv

Tänzermoral (flexibel)Wirklichkeit / Akt

Buddhismus

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Anmerkungen1) Tradition/ Evolution ↔ zyklisches Weltbild (Ordinalskala: beim nächsten Sonnenaufgang)

Ursymbol: O ↔ Kreis Emotion [≙ ↗3]Fortschritt/ Revolution ↔ lineares Weltbild (Intervallskala: in 42 Tagen)Ursymbol: I ↔ Rechteck Ratio(n) [≙ ↗3]Anfang*/ Involution ↔ abstraktes Weltbild (Absolutskala: am 8. Dez. 2011 um 7.32 Uhr)Ursymbol: A ↔ Dreieck Motivation [≙ ↗3]

* Jeder Anfang beinhaltet eine Entscheidung nach dem Grundsatz "Entscheiden und Selbstsein ist eins" (K. JASPERS).2) existenzphilosophische Dimensionen: Sein (Besinnlichkeit) – Haben (Behäbigkeit) – Tun (Betulichkeit), siehe Also sprach Zarathustra vom Gelde.Eine weitere Sicht ergibt sich durch den typologischen Vergleich von "Körperbau und Charakter" (E. KRETSCHMER):

Körperbau: pyknisch (korpulent) athletisch (stämmig) leptosom (hager)Temperament: "zyklothym" "viskös" "schizothym"Stimmungspole: heiter – traurig angespannt – explosiv kühl – überempfindlichVerhalten: besinnlich (träge) behäbig (wuchtig) betulich (agil)

3) Emotion (Fühlen) ist an sich eine "Nebelsuppe", die aber eben die nötige Feuchtigkeit [↗20] ins Leben bringt, ohne die sonst alles verödet.

Ratio(n) (Denken) bedeutet ganz wertneutral betrachtet die Bereitschaft zum "Wegrationalisieren" und die Neigung zur "klinisch-reinen Vernunft".

Motivation (Wollen; latein. 'motus' = Bewegung) als "Gesamtheit von Motiven" (Themen, Sujets, Ideen, Sinnelementen, Leitgedanken, Konzepten)4) Liebesgöttin [↗32] Aphrodite / Venus (♀) – Kriegsgott Ares / Mars (♂) – Handelsgott Hermes / Merkur (☿) [↗39]; vergleiche Das große Lied vom kleinen Geld5) Dimensionen von Kultur im Sinne von ARISTOTELES: hýle (Stoff, Material) / idéa (Vorstellung, Prinzip) / morphé (Erscheinungsform, Gestalt)6) - Mit Iteration ist hier die Haltung gemeint, möglichst zum ausgewogenen Mittelmaß (ARISTOTELES: Mesotes) zu streben und Extreme zu vermeiden.

Rhythmus spielt schon allein vom Mondzyklus her eine wesentliche Rolle. Der Herzschlag hat als Rhythmus eine zentrale emotionale Bedeutung.

- Analyse als eine Art Zerstörung ist sachlich betrachtet eine Form von Aggression. Das Wort 'diskursiv' bedeutet "auseinander laufend" im Sinne eines Entweder-Oder. Das gemeinsame Merkmal aller Ideologien ist, dass es jeweils nur eine einzige "rechtgläubige" Sichtweise geben kann.

- Assoziationen sind mehr oder weniger lockere Verknüpfungen, die sich einem gedanklichen, materiellen oder sozialen Muster (System) angliedern. Ein System ist eine Ganzheit mit mehreren Be-standteilen, die miteinander in komplexen Beziehungen stehen und verschiedene Funktionen erfüllen. Der Begriff 'systemischer Ansatz' meint also im Anschluss daran das Gegenteil zur monokausal-mechanistischen Denkweise.

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7) siehe Systematische Kulturphilosophie, Fußnote 58) Absolutismus ist an und für sich gar nicht negativ, solange keine Willkür herrscht und solange das Vertrauen der "Stammesangehörigen" [↗26] (Staatsbürger, Familienmitglieder, Partei- oder Vereins-genossen, Fans, Mitarbeiter, Geldgeber, Aktionäre, ...) nicht missbraucht wird.

Dualismus basiert auf Schwarz-Weiß-Denken, auf Sieg oder Niederlage. Sein Wahlspruch lautet Tertium non datur (Ein drittes ist nicht gegeben). Die daraus resultierende Radikalisierung wird als "Klarheit" interpretiert, während sie in vielen Fällen die etwas komplexere Realität verstümmelt.

Relativismus bzw. Pluralismus wird oft mit Kulturverfall in Verbindung gebracht. Relativismus bedeutet jedoch eigentlich eine Rückbesinnung auf 'herrschaftsfreie' Beziehungen (Relationen), die im Dualismus meistens als "Positionsgut" (E. WEEDE) betrachtet werden.9) siehe Systematische Kulturphilosophie, Fußnote 610) Die üblichen Farben sind hier absolut gegenläufig zur traditionellen Zuordnung. Dies deutet auf gewisse Brüche in der kulturellen Logik hin.11) Die sexistische Diskussion um Geist (männlich) und Seele (weiblich) wird hier durchbrochen durch das Herz als dem körperlichen 'Motor', wie es in verschiedenen Ausdrücken zur Sprache kommt: "sich ein Herz fassen", "beherzt" zupacken, "ein herziger Augenblick", "ein gebrochenes Herz".Gerade bei Liebe in jeder Variante kommt es auf die Tatkraft [↗21] an, denn Können und Mögen allein genügen kaum, um Ideen zu verwirklichen.12) Struktur als rationaler Aspekt von Evolution ist so angelegt wie die Gemeinsamkeit von Natur als "gewachsenes Gefüge vitaler Erscheinungsformen" und Kultur als "gewachsenes Gefüge gesellschaft-lich relevanter Erscheinungsformen" in sämtlichen Bedeutungsvarianten bis hin zur Bakterienkultur.Interessant ist, dass wesentliche Bereiche der Kultur (Theater, Musik, Literatur, Mode, Gartenbau, Körperkultur, Wohnkultur, Kochkunst, Malerei, ...) zwar meist von Männern dominiert und repräsentiert, aber maßgeblich von Frauen und feminin veranlagten Männern gelebt und getragen werden. Die hier vertretene Sicht von Kultur als "gewachsenes Gefüge gesellschaftlich relevanter Erscheinungsmuster" unterscheidet sich im Anschluss an N. ELIAS von dem eher strukturell-technokratisch-bürgerlich-ordnungspolitischen Begriff der Zivilisation als "Gefüge von Abwehrmechanismen".In der Dichotomie "Kultur und Natur" schwingt gemeinhin die Dichotomie "Ordnung und Chaos" mit, was aber eine konzeptionelle Schieflage bewirkt. Diese Sichtweise der männlichen Zuständigkeit für kulturelle Belange kippt jedoch um, sobald der Archetyp des Wilden Mannes in Erscheinung tritt, so dass dann zwangsläufig Frauen als "Hüter der Kultur" in Erscheinung treten. – siehe auch Dimensionen von Kultur 13) In der chinesischen Sprache heißt z.B. Minuspol wörtlich "Yin-Pol" und Pluspol wörtlich "Yang-Pol". Unabhängig von der Tatsache, dass auch China wie die meisten Hochkulturen [↗26] zwangsläufig eine patriarchalische, sexistisch diskriminierende Kultur ist, gibt es eine Metaebene der Bewertung: Wer will so einfach behaupten, dass 'positive' Dinge gut sein müssen und 'negative' Dinge auf jeden Fall schlecht sind?Diese erkenntnistheoretische Frage stellt sich vor allem im Bezug auf 'positive' und 'negative' Emotionen. (siehe Modell der psychischen Verfassung).Die tieferen Zusammenhänge werden eigentlich nur klar, wenn man die Emotionen sachlogisch verortet und möglichst auf Bewertungen verzichtet. Eine 'primitive' Frage der kritischen Fundamentaltheologie lautet: Woher soll Gott wissen, was die Menschen für gut bzw. für schlecht halten?In archaisch-'primitiven' Kulturen [↗26] war die Vorstellung von der Hölle [↗40] ungefähr so wenig 'negativ' geprägt wie die Vorstellung vom Himmel.Auch das Wort 'primitiv' an sich hatte ursprünglich beschreibenden Charakter. Der bewertende Cha-rakter entstand erst, sobald Menschen danach strebten, sich von ihrer tierischen und kulturhistorischen Abstammung zu distanzieren und sogar dazu bereit waren, brutalste und unmenschlichste Kriege gegen die "barbarischen Heidenvölker" zu führen, nur weil sie die Bedeutung traditioneller Lebensarten nicht mit monokausaler Rationalität erfassen können – ähnlich wie die "wissenschaftliche Schulmedizin" ideo-

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logische Feldzüge gegen die Methoden der traditionellen Heilkunde führt. Übrigens bezeichnet diese krankheitsorientierte Schulmedizin einen "negativen Befund" gewöhnlich als 'positiv'. Darüber hinaus gibt es in diversen Lebens- und Fachbereichen immer wieder Sachverhalte, bei denen Minus × Minus = Plus ergibt. Es lohnt sich also aus mehreren Gründen, immer wieder einen 'primitiven' Standpunkt "jenseits von Gut und Böse" (F. NIETZSCHE) einzunehmen.Übrigens ist zum mathematischen Neutrum anzumerken, dass die Entdeckung der abstrakten Zahl Null alles andere als eine Trivialität war. Die Zahl Null ist genauso abstrakt wie die Gegenwart [↗14], die häufig bereits nach einem einzigen Augenblick (im wörtlichen Sinn) vorbei ist.14) siehe Systematische Kulturphilosophie15) Das von F. NIETZSCHE geprägte und im Nationalsozialismus vergewaltigte Begriffspaar Herrenmoral / Sklavenmoral benötigt für ein angemessenes (sachliches) und dialektisches Verständnis eine Horizont-erweiterung durch den Begriff "Tänzermoral" – ganz nach meinem programmatischen Text Also sprach Zarathustra von den Unterschieden (2. Seite). Tanz ist in mehrfacher Hinsicht verbindend, lebt von 'Kontakt' und erzeugt 'Kontakt' [↗7].Der Begriff 'medial' meint Verben ohne grammatisches Objekt, wie z.B. 'tanzen'.16) Der Begriff 'projektiv' umfasst (1) die geometrische und psychoanalytische Bedeutung 'Projektion' (Übertragung), (2) die handlungstheoretische Bedeutung 'Projekt' (Vorhaben, Experiment), und (3) die existentialistische Bedeutung 'Entwurf' (J.P. SARTRE) im Sinne von Lebens(abschnitts)entwurf.Der Begriff 'subjektiv' darf nicht mit 'egozentrisch' verwechselt werden, zumal Subjektivität im Grunde das Gegenteil von Anmaßung (Arroganz) ist.Gerade beim Komplex >Sklavenmoral / Herrenmoral / Tänzermoral< wird sehr deutlich, wie die drei Kategorien je nach Bedarf und kulturell-mentaler Verfasstheit rotiert werden, so dass dann Frauen für tänzerische Lebensinhalte (Musik, Malen, Mode, Schmuck, Verspieltheit, Handarbeit, Gymnastik) zu-ständig gemacht werden, während Männer zu Sklaven werden, indem sie sich in ihrer Lebensgestaltung (berufliche Orientierung, Kommunikation, Emotionalität, Kleidung, Haartracht, Hobbys) auf das Ideal von Coolness (Grundfarbe Blau) trimmen lassen bzw. sich untereinander darauf trimmen.Das von F.W. SCHELLING entworfene und durch F. NIETZSCHE bekannt gewordene Begriffspaar apollinisch / dionysisch ist leicht zu ergänzen, sofern man weiß, dass der griechische Gott Apollon mit der Sonne (Yang) assoziiert wurde und die griechische Göttin Artemis mit dem Mond (Yin), während der griechische Gott Dionysos in der nachfolgenden Kulturgeschichte nicht selten androgyn dargestellt wurde. Bei diesem Kategorienfehler dürften gewisse biografische Verzerrungen bewirkt haben, dass die Weiblichkeit ganz in der Tradition der Hochkulturen in eine passive Rolle verbannt wurde.Künstlerische Darsteller waren in der Regel Männer, die nötigenfalls in Frauenkleidung auftraten und in Frauenstimmlage sprachen, wohingegen weibliche künstlerische Darsteller meistens als Prostituierte betrachtet und behandelt wurden.17) Die drei Emotionen Scham, Stolz/ Trotz und Ekstase (Rausch, Verzückung) äußern sich in den entsprechenden – und im Grunde ganz natürlichen Verhaltensweisen Depression, Aggression und Obsession (Sucht, Zwang). Diese wiederum können in folgender Weise charakterisiert werden:

Aspekt Depression Aggression Obsession (Sucht, Zwang)Nähe erklärtes Ziel, aber

leider immer unerfülltverhindert, weil als "primitiv" abgewertet

verhängnisvolle "Notwendigkeit"

Distanz verhängnisvolle "Notwendigkeit"

erklärtes Ziel, aber leider immer unerfüllt

verhindert, weil als "primitiv" abgewertet

Dynamik verhindert, weil als "primitiv" abgewertet

verhängnisvolle "Notwendigkeit"

erklärtes Ziel, aber leider immer unerfüllt

Die Unterscheidung von "erklärtem Ziel" und "verhängnisvoller Notwendigkeit" zeigt, wie leicht es zu Kategorienverschiebungen kommen kann. Wenn sich Depression, Aggression und Obsession miteinander vermischen und ineinander verschränken, dann wird es richtig schwierig. [↗48]

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Der Begriff Stolz meint in diesem Kontext weniger die natürliche Wertschätzung eigener oder fremder Errungenschaften, sondern eher die reaktiv-kommunikative Kompensation von tatsächlichen oder vermeintlichen Mängeln durch Symbole und Ausdrucksformen trotziger Überlegenheit.

Im Anschluss an einen sehr differenzierten und weitsichtigen Artikel zum Thema Scham sollte der Begriff Scham am besten mit dem polynesischen Wort Tabu (= heilige Scheu) bzw. mit dem englischen Wort 'awe' (= Ehrfurcht) übersetzt werden. Alle drei Wörter (Tabu, awe, Ehrfurcht) enthalten zwei scheinbar gegensätzliche Bestandteile, nämlich Verehrung und Furcht. Dies deutet auf einen Bezug zu Gegen-ständen (Dinge, Sachverhalte, Orte, Lebewesen, Ideen, etc.) hin, die im besonderen Maß schützenswert und besonders achtsam zu behandeln sind, aber ohne aus übertriebener Vorsicht aus dem normalen Leben ausgeklammert zu werden. Diese Regel sollte gleichermaßen für "echte Frauen" wie für "echte Männer" gelten. Dieser Aspekt des Schützenswerten kommt z.B. gerade in der emanzipatorischen Bedeutung der griechischen Göttin Artemis [↗16] zum Ausdruck. Nicht ohne Grund galt Artemis auch als Göttin der Jagd und des Waldes, wo sich Frauen oftmals vor Übergriffen besser schützen konnten als auf offenem Gelände oder in Städten – sofern sie nicht in ein Kloster gehen mochten. Diese Anmerkung klingt aus heutiger Sicht sehr frauenfeindlich. Es ist aber eine reine Tatsache, dass es in früheren Jahrhunderten längst nicht so friedlich, zivilisiert, ordentlich und hygienisch zuging wie z.B. im heutigen Westeuropa. Abgesehen vom Schutz im Dickicht boten Wälder viele bedeutsame pflanzliche Ressourcen. In diesem Sinne spricht man von der "Kräuterhexe". Das Wort Hexe leitet sich vom althochdeutschen Wort hag (Hecke, Gehege) ab und ist außerdem mit dem englischen Wort hag zu übersetzen. So wurde die Hexe gewöhnlich im Wald verortet, wie es aus den Märchen bekannt ist.

Mit Ekstase ist hier nicht der Zustand gemeint, der dadurch entsteht, dass man sich lediglich mit Alkohol oder sonstigen Drogen vollpumpt, sondern die Reduktion der unnatürlichen, kreativitätshemmenden Selbstbefangenheit, die bei Stolz und Scham gleichermaßen die entscheidende Rolle spielt. Stolz und Scham im geschlechtlichen Bezug können in dem kulturell vorfindbaren Ausmaß weder genetisch noch irgendwie anders veranlagt sein. Aufschlussreich ist außerdem die Gemeinsamkeit zwischen Sexualität und Religion, nämlich: Transzendenz als "Selbstüberwindung" (F. NIETZSCHE), indem der Mensch über seine existenziellen Beschränkungen und Minderwertigkeitskomplexe (A. ADLER), über seine "Geworfenheit" (M. HEIDEGGER) und Selbstbefangenheit hinaus steigt, bis er auf Kompensation weitgehend verzichten kann und zum Übermensch (F. NIETZSCHE) wird.18) Die drei fundamentalen Instanzen im psychoanalytischen Persönlichkeitsmodell von S. FREUD sind Es ("Lustprinzip"; individuelle Bedürfnisse), Überich ("Schuldprinzip"; kollektive oder rein sachliche Ein-schränkungen) und Ich ("Realitätsprinzip"; interindividuell-kommunikative Aktivitäten).Man muss berücksichtigen, dass der Fokus vom Realitätsprinzip weniger darauf liegen sollte, auf Restriktionen zu reagieren (eher konservative Sichtweise) liegen kann, sondern mehr im Gestalten von Realität ("Verwirklichung") im Kontakt [↗7] mit der Umwelt [↗29], während – anders als gemäß manchen älteren Sichtweisen von Psychoanalyse – das Es die Grundlage über alle Entwicklungsstufen [↗27] hinweg ist. (siehe Modell der psychischen Verfassung).Sobald sich das Überich aus seinem natürlichen Zusammenhang herauslöst und verselbständigt, entwickelt sich automatisch eine im weitesten Sinne 'masochistische' Eigendynamik, die zunehmend zum Verlust von Realitätsgefühl und Lebensqualität führt. (siehe Das Rätsel des Masochismus)Aus dieser Logik ergibt sich folgende Hierarchie:Selbstfürsorge –(ist Grundlage für)→ Selbstdisziplin –(ist Grundlage für)→ Selbstverwirklichung.Selbstfürsorge darf dabei keineswegs mit Egoismus verwechselt werden, ebenso wie Selbstliebe und Narzissmus streng unterschieden werden müssen.Die tiefenpsychologische Transaktionsanalyse (E. BERNE) spricht von Kind-Ich, Eltern-Ich und Erwachsenen-Ich an Stelle von Es, Überich und Ich.19) Stressfaktoren (Stresstemperamentfaktoren); Zum ergänzten Faktor Kompensation zählt z.B. Delegation.

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20) klimatische Vegetationsfaktoren (d.h. im weitesten Sinne: Entwicklungsfaktoren wie z.B. im "Betriebsklima") im Anschluss an die vier Temperamente (Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker und Melancholiker) entsprechend zu den vier Elementen (Luft, Wasser, Feuer, Erde).Im Bezug zur Farbgebung siehe [↗10]21) die ontologischen Modalitäten; Sinn als notwendige Ergänzung zu dem klassischen Begriffspaar Akt & Potenz (griech.: energeia & dynamis)22) siehe Systematische Kulturphilosophie23) Die drei logischen Urteilsmodalitäten kommen auffälligerweise in sämtlichen Sprachen der Welt vor, auch in so genannten primitiven Sprachen.24) siehe Systematische Kulturphilosophie25) Arten von Normen nach H.P. DREITZEL; "Realismus" darf hierbei nicht mit dem Realitätsprinzip verwechselt werden. Hierbei lassen sich wiederum drei verschiedene Zugangsweisen zu Normen inklusive Grundformen des Lernens unterscheiden:

Lernen durch ... NormenNachahmung (A. BANDURA)

Verstand : von "verstehen", nachvollziehen Ethik (Pragmatik)** :Gewohnheiten, Bräuche

Versuch und Irrtum (E.L. THORNDIKE)

Vernunft : von "vernehmen", diskrimininieren Dogmatik :Regeln, Gesetze

Konstruktion* (K. REICH)

Weisheit : von "weise", nicht von "wissen" Mystik (Pneumatik) :Spiritualität, Kontemplation

* Teilbereiche: Konstruieren (Erfinden), Dekonstruieren (Kritisieren), Rekonstruieren (Entdecken)26) siehe Systematische Kulturphilosophie

27) S. FREUD 's psychoanalytisches Entwicklungsmodell unterscheidet orale Phase (Zugehörigkeit), anale Phase (Kontrolle), phallische Phase (Leistung). Bezüglich Leistung wiederum lässt sich in folgender Weise differenzieren:

extrinsische Leistungsanreize Kriterien der Leistungsbeurteilungsoziales Arbeitsklima, Teamorientierung personbezogen: individueller FortschrittPrestige der Tätigkeit, Karriereorientierung "sozialbezogen": Vergleich mit der BezugsgruppeTauschwert der Tätigkeit, Freizeitorientierung sachbezogen: messbare Ergebnisse an sich

Aus gutem Grund wird hier Kontrolle als Oberbegriff gewählt statt dem Begriff Macht (D. MCCLELLAND: power). Macht hingegen ist eher als das Mittel zu betrachten, um Kontrolle zu erlangen. (↗Anhang 2)28) siehe Systematische Kulturphilosophie29) siehe Systematische Kulturphilosophie30) Der entscheidende Punkte ist hier: zu verstehen, dass Extraversion und Introversion eigentlich keine kategorischen Gegensätze zueinander sind.Konversion meint hier eher Facettenreichtum, komplexen Austausch, Wandel und Metamorphose [↗39] und weniger eine psychosomatische Konfliktverlagerung im psychopathologischen Verständnis.31) Im Sinne der Pattern Variables (T. PARSONS) durchbricht die Genossenschaft die klassische Dichotomie Gemeinschaft und Gesellschaft (F. TÖNNIES).32) Neben der Rollenübernahme im "ästhetischem Stadium" (S. KIERKEGAARD) der Schönheit [↗22] und dem Rollenentwurf im "ethischem Stadium" (S. KIERKEGAARD) der Sittlichkeit [↗22] ist das "Rollen-spiel" als spielerischer und bewusster Umgang mit Rollen wichtig, um im "religiösen Stadium" [↗22] einen Neubeginn zu erfahren. Wenn man sich vorstellt, dass jede Rolle eine Art Mantel ist, so verhin-dert das Auslüften und der Austausch mit anderen Leuten Erstarrung, Verfilzung und Maskenhaftigkeit. Hinter der Ergänzung "Role Shaking" steckt also wesentlich mehr als nur ein Wortspiel.

Page 15: Topologie von geschlechtsbezogener Orientierung, Identität und Präsentation

Die von dem christlichen Existenzphilosophen S. KIERKEGAARD formulierten Entwicklungsstadien liegen versetzt gegenüber den hier ausgearbeiteten geschlechtsbezogenen Dimensionen. Ein besseres Ver-ständnis ergibt sich aus der Betrachtung der drei christlichen Grundwerte in ihren Grundzügen:

Liebe: Interessanterweise stammt das Verb "lieben" vom althochdeutschen Wort liuben mit der Bedeutung "lobpreisen", "g(e)lauben", "erlauben". Wegen der gleichen etymologischen Herkunft des Wortes Laub dürfte das Wort Liebe die folgende ursprüngliche Bedeutung haben: "schmücken" (an-'schmiegen', "anziehen" (kleiden), "anliegen", "anhängen" wie Laub an einem Baum oder wie die Mähne an einem Pferd. Traditionell wird Liebe in Agape (Fürsorge, Gemeinschaft, Zartheit), Philia (Treue, Führung) und Eros (Lust, Spiel, Fortpflanzung) unterteilt.

Glaube: Beim Glauben kommt meist schnell die Frage auf, was orthodox und was ketzerisch ist, obwohl zu echtem Glauben auch Zweifel gehören. Sowohl das griechische Wort πίστις (pistis) als auch das lateinische Wort fides hat jeweils zwei Bedeutungen: Treue (Loyalität) und Glaube (Vertrauen). Dies hat sich in der Redewendung "in Treu und Glauben" überliefert. Schließlich ist es nur allzu bekannt, dass Gläubiger nach möglichst vielen Sicherheiten [↗26] verlangen.

Hoffnung: Etymologisch dürfte das Wort hoffen mit dem Wort 'offen' verwandt sein. Jedoch stammt es nachweislich vom niederdeutschen Verb 'hopen' mit der Bedeutung hüpfen und tanzen [↗15]. Dahinter verbirgt sich ein Streben und Verlangen, sprich Motivation [↗3].33) eine Art Verlaufsform, engl. 'going to', ähnlich wie in weiteren Sprachen wie Alemannisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch34) siehe Systematische Kulturphilosophie, Fußnote 435) der erste Buchstabe in vielen Alphabeten; die integrativ-fokussierende Dimension: der Wesenskern, das Moment, das Ding an sich, die Keimzelle, die Essenz; auf den Punkt kommen, es auf den Punkt bringen, zur Sache [↗38] kommen; Esprit, Schlagfertigkeit, Genialität, Kreativität; benachbarte Begriffe: Kongruenz (innerer Konsens), Ausgewogenheit (Passung), Schönheit (vs. Dysplastizität), Natürlichkeit (vs. Neurotizismus)36) rein, unverfälscht, schlicht, natürlich, wahrhaftig, aufrichtig, echt, authentisch, ehrlich, ernsthaft, real, wirklich, eigentlich, konkret, 'genial', auch: autoritativ (latein. 'auctoritas' = Urheberschaft) – Zur Ehrenrettung des dritten Geschlechtes hier ein wortspielerischer Text: Neutraler Wortsport37) Dieses chinesische Schriftzeichen bedeutet 'Engpass', 'Bergpass', 'strategischer Punkt' und betont damit die existenzphilosophische Bedeutung von 'Grenzsituationen' (K. JASPERS) wie Geburt, Wagnis (Liebesbindung, Unternehmensgründung, Gratwanderung, Investition), Krise (Schuld, Krankheit, Scheitern) und Tod. Durch Engpässe werden Tatkraft, Kreativität und Kontakte auf die Probe gestellt, aber eben auch konzentriert und gestärkt.Das Schriftzeichen besteht aus zwei Teilen: "Berg" [links] und "zusammen" [rechts], also "Ort, wo Berge zusammen treffen" bzw. im Sprachgebrauch von M. HEIDEGGER "Ort der Geworfenheit", also ein Ort, an dem es nicht nur einfach ein Rechts und Links gibt, sondern auch ein Oben und Unten in mehrfacher Hinsicht. (siehe die 2. Seite von Also sprach Zarathustra von den Unterschieden)38) Sache = Ware = latein. 'merx' → Mercurius (Merkur); Jede Wirtschaft basiert auf Bedürfnissen, die psychoanalytisch gesehen aus dem Es stammen.Nicht umsonst möchte man "zur Sache kommen", wenn es in einer Situation um Befriedigung (bzw. Nichtbefriedigung) elementarer Bedürfnisse geht.39) Das Merkur-Symbol hat zufälligerweise so viel Ähnlichkeit mit dem Transgender-Symbol, dass man es für dessen vereinfachte Variante halten kann.Der griechische Gott Hermes galt als Götterbote, Schutzgott der Wege, des Verkehrs, der Wanderer, Kaufleute und Hirten, aber auch Gott der Diebe und Kunsthändler, der Redekünstler, Moderatoren, Dolmetscher und Mediatoren, der Gymnasten, Athleten, Ringkämpfer und Magier. Man kann ihn also insgesamt als Hüter von Metamorphose, Wandel und Transfer und außerdem als Gott der "Transmenschen" (Transpersonale, Kosmopoliten, Transidenten, Transsexuelle) bezeichnen, denen man wegen ihrem erweiterten Horizont in archaisch-'primitiven' Kulturen [↗26] (Indien, Polynesien,

Page 16: Topologie von geschlechtsbezogener Orientierung, Identität und Präsentation

Thailand, Mexiko) schamanistische Bedeutung zuschrieb.Auf den ersten Blick erscheint es, als ob sich dies gar nicht dem Begriff 'genuin' [↗36] verträgt. Bei einer Betrachtung aus dialektischer Perspektive ist es nun aber so, dass alles, was sich treu bleiben will, sich wandeln muss. Bewegung ist und bleibt jedenfalls eines der natürlichsten Phänomene.40) Unterwelt bzw. Hölle hatte ursprünglich eine wertneutrale Bedeutung im Sinn einer Anderswelt, was noch an der Gestalt von Frau Holle erkennbar ist.Diese archaisch-'primitive' Sichtweise wurde im Prozess der Zivilisation mit Ängsten angereichert, ebenso wie z.B. die Spinne als urtümliches Symbol von Weiblichkeit (siehe hier) zum Symbol des Bösen umgedeutet wurde, so dass "weibliche Potenz" durch "weibliche Scham" [↗17] ersetzt wurde.41) 'Fühlen' steht hier für 'wahrnehmen', 'auf sich wirken lassen' und 'mitschwingen', ohne zu bewerten, zu kategorisieren, zu "reflektieren" oder zu filtern.

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Semantische und logische Verbindungen zwischen den Triaden# Aspekt

HerkunftBegriff aVerbindungen

Begriff bVerbindungen

Begriff cVerbindungen

1 O7, 2, 6, ↗ ↗ ↗

I7, 2, 6, ↗ ↗ ↗

A7, 2, 6, ↗ ↗ ↗

2 feminin5, ↗

maskulin5, ↗

genuin5, ↗

3G.W.F. HEGEL

These14, 13, ↗ ↗

Antithese14, 13, ↗ ↗

Synthese14, 13, ↗ ↗

4DAOISMUS

阴 / 陰 (Yīn)91, 2, ↗ ↗

阳 / 陽 (Yáng)91, 2, ↗ ↗

险 / 險 (Xiăn)91, 2, ↗ ↗

5 weiblich (Henne)2, ↗

männlich (Hahn)2, ↗

sächlich (Ei)2, ↗

6 Tradition / Evolution1, 7, ↗ ↗

Fortschritt / Revolution1, 7, ↗ ↗

Anfang / Involution1, 7, ↗ ↗

7 (Kreis)1, 8, ↗ ↗

(Rechteck)1, 8, ↗ ↗

(Dreieck)1, 8, ↗ ↗

8 Emotion59, 2, ↗ ↗

Ratio(n)59, 2, ↗ ↗

Motivation59, 2, ↗ ↗

9 WeltbilderJ. RINDERSPACHER

zyklisches Weltbild1, ↗

lineares Weltbild1, ↗

abstraktes Weltbild1, ↗

10 Planeten / Göttergriech. Mythologie.

♀ Venus / Aphrodite2, 20, ↗ ↗

♂ Mars / Ares2, 20, ↗ ↗

☿ Merkur / Hermes2, 20, ↗ ↗

11 Liebe10, 12, ↗ ↗

Krieg10, 12, ↗ ↗

Handel10, 12, ↗ ↗

12 Sein11, ↗

Haben11, ↗

Tun11, ↗

13 Nähe12, 11, ↗ ↗

Distanz12, 11, ↗ ↗

Dynamik12, 11, ↗ ↗

14 Absolutismus17, ↗ 3, ↗

Dualismus17, ↗ 3, ↗

Relativismus17, ↗ 3, ↗

15 psych. InstanzenS. FREUD

Es / Lustprinzip11, ↗

Überich / Schuldprinzip11, ↗

Ich / Realitätsprinzip11, ↗

16 (Selbst-)Fürsorge15, 11, ↗ ↗

(Selbst-)Disziplin15, 11, ↗ ↗

(Selbst-)Verwirklichung15, 11, ↗ ↗

17 EvolutionsfaktorenCh. DARWIN

Reproduktion8, 9, 18, ↗ ↗ ↗

Selektion8, 9, 18, ↗ ↗ ↗

Variation8, 9, 18, ↗ ↗ ↗

18 ges. ProzesseN. LUHMANN

Institutionalisierung17, 6, 14, ↗ ↗ ↗

Rationalisierung17, 6, 14, ↗ ↗ ↗

Flexibilisierung17, 6, 14, ↗ ↗ ↗

19F. NIETZSCHE

Sklavenmoral15b,↗ 1, 2, ↗ ↗

Herrenmoral15a,↗ 1, 2, ↗ ↗

Tänzermoral15c,↗ 1, 2, ↗ ↗

20 klimat. FaktorenHIPPOKRATES

Feuchtigkeit (humor)4, 10, ↗ ↗

Temperatur (calor)4, 10, ↗ ↗

Luft / Wind (spiritus)4, 10, ↗ ↗

21 Arten von GüternE. WEEDE

kollektive Güter26, 27, ↗ ↗

Positionsgüter26, 27, ↗ ↗

private Güter26, 27, ↗ ↗

22 Formen von Gerechtigkeit

Gleichberechtigung"Jedem das Gleiche!"23, 27, ↗ ↗

Rechtmäßigkeit"Recht & Ordnung!"23, 27, ↗ ↗

Angemessenheit"Jedem das Seine!"23, 27, ↗ ↗

Page 18: Topologie von geschlechtsbezogener Orientierung, Identität und Präsentation

# AspektHerkunft

Begriff aVerbindungen

Begriff bVerbindungen

Begriff cVerbindungen

23 Harmonie13, ↗

Sicherheit13, ↗

Freiheit13, ↗

24 Typen von Kultur bzw. GesellschaftN. LUHMANN

Stammeskultur /archaische Gesellschaft17, ↗

Hochkultur /Klassengesellschaft17, ↗

Alternativkultur /pluralist. Gesellschaft17, ↗

25 Gedächtnis17, ↗

Verstand17, ↗

Phantasie17, ↗

26 BasismotiveD. MCCLELLAND

Zugehörigkeit13, ↗

Kontrolle13, ↗

Leistung13, ↗

27 Sozialismus23, 26, 22, ↗ ↗ ↗

Konservatismus23, 26, 22, ↗ ↗ ↗

Liberalismus23, 26, 22, ↗ ↗ ↗

28ARISTOTELES

Sinn29, ↗

Potenz29, ↗

Akt29, ↗

29 ModalitätenARISTOTELES

Notwendigkeit28, ↗

Möglichkeit28, ↗

Wirklichkeit28, ↗

30 Nutzenmaximierung16, ↗

Kostenminimierung16, ↗

Wirkungsoptimierung16, ↗

31 Unterstützung Verteidigung Experiment32 Anpassung Widerstand Spiel33 A. RAPOPORT Debatte Kampf Spiel34 Bindung

13, ↗Unabhängigkeit13, ↗

Kontakt13, ↗

35 ARISTOTELES Sittlichkeit Wahrheit Schönheit36 Ausdauerleistung Krafteinsatz Geschicklichkeit37 Scham

19, ↗Stolz / Trotz19, ↗

Ekstase19, ↗

38 Symbiose17, ↗

Konkurrenz17, ↗

Koevolution17, ↗

39 Integration Allokation Qualifikation40 Inwelt (interne Realität)

17, ↗Mitwelt (Systemgrenze)17, ↗

Umwelt ('Universum')17, ↗

41N. LUHMANN

Selbstreferenz17, ↗

Differenz17, ↗

Anschlussfähigkeit17, ↗

42 C.G. JUNG Introversion Extraversion Konversion43 Privatsphäre Öffentlichkeit Netzwerke44

F. TÖNNIESGemeinschaft → Kommunismus

Gesellschaft → Sozialismus

Genossenschaft →Mutualismus

45 rhythmisch-iterativ analytisch-diskursiv systemisch-assoziativ46 Gesellschaft Politik Wirtschaft47 Koordination herstellen Überleben sichern Entwicklung fördern48 K. LEWIN Bewegung Einfrieren Auftauen49 ARISTOTELES Ethik Logik Ästhetik50 subjektiv objektiv projektiv51 Role Taking (Me) Role Making (I) Role Shaking (Self)

Page 19: Topologie von geschlechtsbezogener Orientierung, Identität und Präsentation

# AspektHerkunft

Begriff aVerbindungen

Begriff bVerbindungen

Begriff cVerbindungen

19, ↗ 19, ↗ 19, ↗

52 Reaktion19, 51, ↗ ↗

Aktion19, 51, ↗ ↗

Interaktion19, 51, ↗ ↗

53 Lebensstil Prinzipien Werke & Wirken54 Natur Struktur Kultur55 Erziehung (Charakter) Bildung (Wissen) Unterricht (Fertigkeiten)56 Arten von Normen

H.P. DREITZELVollzugsnormen17, ↗

Qualitätsnormen17, ↗

Gestaltungsnormen17, ↗

57 Unterwelt4, ↗

Himmel4b, ↗

Erde4a, ↗

58 Vergangenheit4, ↗

Zukunft4, ↗

Gegenwart4, ↗

59 Fühlen4, 8, ↗ ↗

Denken4, 8, ↗ ↗

Wollen4, 8, ↗ ↗

60 Orientierung13, 26, ↗ ↗

Identität13, 26, ↗ ↗

Präsentation13, 26, ↗ ↗

61 KonstitutionstypenE. KRETSCHMER

zyklothym viskös schizothym

62ARISTOTELES

hýle: Situationen(Stoff, Material)12, ↗

idéa: Begriffe(Vorstellung, Prinzip)12, ↗

morphé: Ausdrucksfor..(Erscheinung, Gestalt)12, ↗

63 negativ4, ↗

positiv4, ↗

primitiv (neutral)4, ↗

64 Missverständnisse Spannungen Kosten65 Schöpfung Erhaltung Zerstörung66

F.W. SCHELLINGartemisisch (Artemis)90, ↗

apollinisch (Apollon)90, ↗

dionysisch (Dionysos)90, ↗

67 Depression Aggression Obsession68 Reziprozität Redistribution Marktaustausch69 Liebe Glaube Hoffnung70 Agape Philia Eros71 Solidarität

15, 76a, ↗ ↗Herrschaft15, ↗

Tausch15, ↗

72 funktional hierarchisch segmentär73 Projekt Linie Fachgebiet74 WAS (Tatsachen) WARUM (Grundsätze) WIE (Methoden)75 empirisch dialektisch hermeneutisch76 Lernen durch ... Nachahmung Versuch & Irrtum Konstruktion77 Sinn & Verstand

78, ↗Vernunft78, ↗

Weisheit78, ↗

78 Ethik Dogmatik Mystik79

E. BERNEKind-Ich15, 16, ↗ ↗

Eltern-Ich15, 16, ↗ ↗

Erwachsenen-Ich15, 16, ↗ ↗

Page 20: Topologie von geschlechtsbezogener Orientierung, Identität und Präsentation

# AspektHerkunft

Begriff aVerbindungen

Begriff bVerbindungen

Begriff cVerbindungen

80 konsumieren15, 16, ↗ ↗

Schulden begleichen15, 16, ↗ ↗

investieren15, 16, ↗ ↗

81 spenden26, ↗

sparen26, ↗

ausgeben26, ↗

82 Vertrauen71, ↗

Macht71, ↗

Kapital71, ↗

83 Planung (Konzept, Organisation)17, ↗

Kontrolle(Prüfung, Auswertung)17, ↗

Steuerung (Führung, Kontakt)17, ↗

84 Gesetzgebung17, ↗

Rechtsprechung17, ↗

Vollzug17, 12, ↗ ↗

85 Anstand Ehre Tugend86 german. Mythologie Skuld Verdandi Urd87 indische Mythologie Brahma Vishnu Shiva88 Seele Geist Herz89 Wasser

4, ↗Feuer4, ↗

Wind4, ↗

90 Mond4, ↗

Sonne4, ↗

Sterne4, ↗

91 Norden4, ↗

Süden4, ↗

Äquator4, ↗

92 Kondensation Kristallisation Sublimation93 Arten von Autorität

M. WEBERCharisma Amtsgewalt Kompetenz

94 Wertschätzung Bewertung Wertschöpfung95 Stressfaktoren

J. BRENGELMANNBelastbarkeit96, ↗

Anspruchsniveau96, ↗

Kompensation96, ↗

96 Passivität19, ↗

Aktivität19, ↗

Flexibilität19, ↗

97 apodiktisch(Ausrufezeichen)29, ↗

problematisch(Fragezeichen)29, ↗

assertorisch(Punkt)29, ↗

98 Ordinalskala (O)1, 24, 14, ↗ ↗ ↗

Intervallskala (I)1, 24, 14, ↗ ↗ ↗

Absolutskala (A)1, 24, 14, ↗ ↗ ↗

99 sexuelle EntwicklungS. FREUD

orale Phase26, 15, ↗ ↗

anale Phase26, 15, ↗ ↗

genitale Phase26, 15, ↗ ↗

100 Primärfarben rot4, ↗

blau4, ↗

gelb