TR2 Hobby Sept 1955

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    V on einer vierzehntagigen Fahrt durchDeutschland in einem 'Triumph TR2'bleiben viele Erinnerungen lebendig: dastiefe, kraftvolle Drohnen, wenn der Zwei-liter-Motor 2000 Touren ubersreigt ; dieerstaunten Gesiehter im Riickspiege1 beider Fahrt durch Ortschaften; der Druckauf den Rucken, wenn das Gaspedal durch-getreten wird - se1bst bei 130 krn/h; undeine Geschwindigkeit auf der Autobahn,die nur sehr wenige andere Wagen er-reichen. Das ist ein Wagen, de! das Herzerfreut und das Selbstgefuhl befriedigt IEin Wagen, in dem zwei Personen schnellund sieher reisen.Der TR 2 verdient besonderes Interesse,weil er einer der wenigen seriengefertigtenSportwagen ist. Er Iauft standig vomFlieBband der Standard Motor Co. Ltd.in Coventry, England, und enthalt vieleBaue1emente, die bereits fur andere \Vagen-typen fabriziert werden. Der TR 2 ist einerde! billigsten englischen Sportwagen:Grundpreis in England 625 Pfund, das

    sind bei uns in Deutschland 9975.- D1LSeit der kurzen Zeit, in der er sich aufdem Markt befindet, hat er sich bereitsbei Rennen und Rallies einen Namen ge-macht. 1m vergangenen Jahr fuhr ein TR 2im Le Mans-Rennen durch 24 Stundeneinen Schnitt von 120 km/h. Der TR 2 ge-wann den Mannschaftspreis der Alpen-raUye, war Erster in der Sportwagenklassetiber 1300 ccm beim GroBen Preis vonEuropa auf dem Niirburgring und wurdeim Ulseer- T. T.-Rennen, der Rallye Euro-pean Charbon-Acier und vielen andereninternationalen Wettbewerben Erster oderkam auf vordere Platze.Auf der 'Jabbeke Autostrada' in Belgienerreichte ein Serienwagen eine Spirze von200 km/h .. Bei ihm waren lediglich dieWindschutzscheibe abgenommen, der Bei-fahrerraum abgedeckt und einige ahnlicheVeranderungen zur Verringerung des Luft-widerstandes vorgef1:ommen orden.Beim Gedanken an diese Rim BewuBtsein der Kraft und

    AM DOCK der Hafenstadt Dover steht de': englische Sportwagen zur Verschiffung liber den Kanal au s F.stland bereit.

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    TR 2 hegten wir einige Befiirchtungen, als wir denTestwagen aus dem Herzen des Londoner Geschafts-viertels abholten. \X1jrmachten die ersten Erfahrungenmit diesen ungewohnten 90 PS in dichtern und unge-duldigem Verkehr, und die Tatsache,daB wir ohne Schaden die AuBenbe-zirke de! Stadt erreichten, ist mehrdern \Vagen als dem Fahrer zuzu-schreiben IDoch schon auf der Fahrtvon London nach Dover stellte sichbald heraus, daB selbst die bestenenglischen StraBen kein geeignetesFeld fiir diesen Wagen sind. Siesind mit langsamen Fahrzeugen ver-stopft und aIle paar Kilometer vonOrtschaften und Umleitungen unter-brochen, Es erscheint merkwiirdig,daB England, der groBte Sport-wagenproduzent der Welt, sich sowenig eignet, die Sportwagen vollauszufahren.Doch die ziigig zu fahrenden Fern-straflen des Kontinents waren nicht

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    mehr weit. In Belgien bot die 75 km lange,ostwarts von Ostende verlaufende Auto-strada Gelegenheit fur eine wirklicheFahrprobe. Bei geschlossenem Verdeckwurde das Gaspedal ohne Gnade durch-getreten. Das Tachometer eilte mit er-staunlicher Geschwindigkeit auf 173krn/h.Alsdann ging es versuchsweise in dendritten Gang. Diesmal kam der Zeigerschnell auf 128 km/h. Ohne Zweifel harteder Motor noch mehr he.rgegeben, dochdie Nadel des Tourenmessers stand bei5000Umin, und die Fabrik hatte hier aufder Skala einen roten Strich angebracht,um vor Uberschreitung dieser Drehzahlzu warnen. Im zweiten Gang betrug unsereHochstgeschwindigkeit 80 km/h.Die Beschleunigung war ebenso ein-drucksvoll wie die Geschwindigkeit: Withaben sie ein paarmal mit den folgendenErgebnissen gestoppt: Vom Stillstanddurch alle Gange:

    0-160 km/h in 52,1 Sek.2. Gang: 20-40 km/h in 3,1 Sek.20-60 km/h in 4,4 Sek.20-80 km/h in 7,6 Sek.3. Gang: 20:-40 km/h in 4,5 Sek.20-60 kmjh in 7,3 Sek,20-80 krn/h in 10,2 Sek.20-100 krn/h in 11,9 Sek.

    4. Gang: 20-100 km/h in. 18,3 Sek.20-120 km/h in 24,6 Sek.

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    Viel zu friih war die AutostraBe zuEnde, doch nach einigen Stunden warDeutschland erreicht, und die Autobahnenboten Hunderte von Kilornetern fur wei-tere Priifungen. Der Sonnenschein (von.dem die Englander leider zu wenig met-ken) wurde ausgeniitzt und das Verdeckdes TR 2 geoffnet. Bei geschlossenen Sei-tenfenstern gab es selbst bei Hochstge-schwindigkeiten keinen unangenehmenWind. Die Haare wurden nicht zerrauft,man konnte mit GenuB eine Zigaretterauchen. Natiirlich brachte das Fahren mitoffenem Wagcn einen Verlust von einigenKilornetern an Beschleunigu ng und Ge-schwindigkeit mit sich. Unter diesen Vor-aussetzungen lag die angenehme Reisege-schwindigkeit zwischen 125und 145km/h,bei der der Maschinenlarm nur gering unddas Auspuflgerausch kaum storend zuhoren war.Die Sparsarnkeit war iiberraschend. Derdurchschnittlichc Benzinverbrauch wah-rend der 2900 km lang en Reise betrug9,3 Liter per 100 km. Das gunstigste Er-gebnis wurde auf der 590 km langenRiickfahrt von DIm nach Holland erreicht,wo Autobahnstrecken mit kurvenreichcnStraBen cntlang dem Neckar und Rheinabwechselten. Es wurden genau 50 Literverbraucht, also 8,5 Liter per 100km. Undnach der Riickkehr nach London brauchte

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    man nur einen halben Liter Ol, um dasKurbelgehause wieder aufzufiillen.Der Wagen ist im Hinblick auf Bequem-

    lichkeit und leichtes Fahren gut durchge-bildet, was sich bei langen Reisen sehrgiinstig auswirkt. Die gewolbten Sitze sindniedrig, man sitzt sehr bequem und hateine gute Sicht. Es ist mehr als genugRaum fur die Beine da. Das groBe Lenk-rad steht zum Fahrer in einem angeneh-men Winkel, und die Schalthand fallt ganznatiirlieh auf den dicken, kleinen, indirektwirkenden Schalthebel im Raum zwischenden Sitzen. Das Schalten ist ein Vergnii-gen, denn der Schaltmechanismus wirktabsolut sicher, und der Hebel hat nut ge-ringes Spiel. Eine blofse Bewegung derausgestreckten Finger gegen die Hand-Hache ist alles, was zum Schalten vom3. auf den 4. Gang notig ist IDie Knopfeund Instrumente am Armaturenbrett wur-den von den Konstrukteuren sehr ge-

    schickt angeordnet, sie sind klar bezeich-net und haben geniigend Abstand vonein-ander.Das Lenken macht wenig Mtihe ; man

    hat ein Ubersetzungsverhaltnis gewahlt,das sowohl einen stetigen Kurs bei hohcnGeschwindigkeitcn als auch ein gutesManovrieren bei plotzlichem Binschlagenund Kurven gewahrleistet, falls dies derVerkehr erfordert. Der Wageo hat eineuberraschend gute Stra13enlag;e - einwichtiger Punkt, der das Vertrauen desFahrers zum \'\!agen starkt.Die Aufhangung der Rader arbeitet

    zwar weich, so daB man wirklich ange-nehm fahrt, doch andererseits ist sie hartgenug, urn die Rader in jede Unebenheitder Strafle greifen zu lassen. Ausgenom-men bei feuchtem Kopfsteinpflaster warbei Kurven, beim Beschleunigen oderBremsen keine besondere Vorsicht notig.Die Bremswirkung ist fur den, der mit dem

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    Tedtn isd te r S fe ck&r ie fMotor: 4-Zylinder-Relhenmotor.Leistung: 90PS bel4 800U/min.Zylinderlnhalt: 1991cern.Bohrung und Hub: 83mm x 92mm.Verdlchtungsverhaltnis: 1 : 8,5.Ventile: Stehende Ventile mitStoBeln und Schwinghebeln.Kolben: Aluminiumleglerung, mitgeschlitztem Kolbenmantel.Zylinder: Auswechselbare Lauf-buchsen aus Chromnickelstahl.Obersetzungsverhaltnis:

    1-1 : 3,3811-1 : 2,00III -1 : 1,325IV-1 :1,

    Ruckwartsgang: 1 : 4,28Schnellgang(SonderausfGhrung:) 1: 0,82Hinterachse: Verhiiltnis 1 : 3,7Aufhangung: Vorn unabhangig, mitgummigefUtterten Querlenkern, Spi-ralfedern und Teleskop-StoBdamp-fern.Hinten: unabhangige, halbellip-tische Blattfedern mit Kolben-StoB-dampfern.Bremsen: Lockheed, hydraullseh.Trommeldurchmesser 255mm.Vorn: zwei Auftaufbacken ;Hlnten :Auflauf- und Ablaufbacken.Berelfung: 5,50 x 15Kraftstoffbehalter: 57Liter, GberderHlnterachse angebracht.Lenkung: Wahlweise Links- oderRechtssteuerung. Dreispeichen-Lenkrad,431 mm0Gewicht (fahrberelt): 955kg.Spurweite: vorn 1134mm,

    hinten 1156mm.Gesamtbrelte 1410mm. Hohe (ohneBelastung) mit Verdeck 1270mm-ohne Verdeck und Windschutz-scheibe 1020 mm. Bodenfreiheit152mm. Wendekreis 9,75m.Wahlweise ZusatzausrGstung:Schnellgang, Aero-Windschutz-scheibe,Hinterradverkleldung (Oek-kel), Speichenrader, ReifenfUr hoheGesch~indigkeit, Teleskop-Lenk-rad, GuBaluminlum-tjlwanne, Le-derpolsterung, Radio, Helzung.

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    Wagen noch nicht vertraut .ist, iiberraschend.Man Iernt sehr schnell, mit dem Bremspedalsanft umzugehen IFur eine lange Reise, wie wir sie unternornmenhatten, brauchte man eine Menge Gepack- undAblageraum; hier verdient der TR 2 besonderesLob. Der abschlieBbare Kofferraum im Hecknahm einen groBen Keffer, eine dicke Akten-tasche, einen Reserve-Benzinkanister und dieiiblichen kleinen Dinge "auf, die jeden Reisendenbegleiten, Das tiefe Handschuhfach am Arrna-turenbrett kann eine Kamera, einige Bucher undeinen Stof Landkarten beherbergen. WeiterenRaum liefern die geraumigen, in die Tur einge-lassenen Taschen, und zwei weitere Keffer konnenhinter den Sitzen Platz finden.Das Verdeck laBt sich leicht auf- und abmon-tieren ; die Seitenteile konnen rasch abgenommenund entweder im Kofferraum oder hinter denSitzen untergebracht werden. Bei geschlos-senem Verdeck ist der TR 2 absolut dicht undwetterfest. Die vordere Kante des Verdecks istdurch einen weichen. Gummischlauch dicht mitder Oberkante der Windschutzscheibe verbunden,und die Vorderkanten der Seitenteile passen inNuten an beiden Seiten der Windschutzscheibebei geschlossenen Turen. Nut bei hohen Ge-schwindigkeiten drang bei Sturm und Regen ge-legentlich ein Wassertropfen ins Wageninnere.In 14 Tagen Testfahrt muf jeder \X'agen seineUnzulanglichkeiten enthullen: die Schwachen desTR 2 sind groBtenteils die gleichen wie bei jedemanderen Kabriolett mit abnehmbaren Seitenteilen,

    Ein Nachteil ist der Mangel an frischer Luft aneinem heifien, regnerischen Tag, wenn das Ver-deck geschlossen werden muB. AufklappbareLuftungsklappen in den Karosseriewanden wiir-den diesem Mangel abhelfen. Ein grofierer undgebogener Ruckspiegel ware ebenfalls vorteilhaft,denn die Sicht nach hinten ist sogar bei abge-nommenem Verdeck beschrankt, Und wie hat einAschenbecher gefehlt IDoch dies sind kleinere Mangel. Der TR 2 hatwahrend der langen Reise eine tadellose Leistunggezeigt und die bewundernden Blicke der Zu-schauer am StraBenrand auf sich gezogen. Er hatsich den Respekt der Kraftfahrer verschafft, dieihn willig passieren liefsen - was man nichtimmer erlebt, wenn man andere Modelle fahrt.