Trails MTB Malaga

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> Spotguide FREERIDE 1/11 120 Daheim: kalt, nass, dunkel. Dort: Sonne, Strand und Supertrails. Im März scheint die spanische Sonne 220 Stunden lang auf Malaga. Also: Dau- nenjacke in den Schrank, Shorts & T-Shirt in den Koffer und ab in die Sonne.

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Daheim: kalt, nass, dunkel. Dort: Sonne, Strand und Supertrails. Im März scheint die spanische Sonne 220 Stunden lang auf Malaga. Also: Dau-nenjacke in den Schrank, Shorts & T-Shirt in den Koffer und ab in die Sonne.

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Wem beim Stichwort „Malaga“ bloß Sahneeis mit Rosinen einfällt, der

sollte diese Bildungslücke dringend mal schließen. Am besten jetzt:

Der Frühling lässt bei uns nämlich nur deswegen so lange auf sich warten, weil er nicht aus Anda-

lusien wegkommt, der Schuft. Vielleicht genießt er gerade die

Freeride-Spots in den Ausläufern der Sierra Nevada – so wie wir!

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ls Schweizer haben wir daheim eigent­lich „Sierra Nevada“ genug, der Name bedeutet nämlich „schneebedecktes

Gebirge“. Nee, lass mal. Uns steht der Sinn eher nach Sonnenschein und staubigen Trails. Warum dann Sierra Nevada? Weil die Sierra Nevada, die wir meinen, in Südspanien liegt. Auf den Gipfeln ihres Haupt­kamms mag es im März zwar noch Schnee geben, aber nicht in den Aus­läufern. Um ganz sicher zu gehen, fliegen wir nach Malaga – und das liegt bekanntlich an der Costa del Sol. Sonnenküste. Jawoll! Über 220 Sonnen­stunden hat der März dort im Pro­

gramm und Durchschnitts­temperaturen knapp unter 20 Grad. Gemeinsam mit meinem Bike­Buddy Jonas Müller starte ich in Biel. Am Easy­Jet­Schalter des Genfer Flughafens treffen wir den Bike­Fotografen Stefan Hun­ziker und sind komplett. Die Tatsache, dass unser Flug­zeug vor dem Take­off vom Enteiser abgeduscht werden

muss, stimmt uns so richtig ein für den Trip nach Südspanien.Da unser Zeitfenster mal wieder super klein ist, wollen wir vor Ort keine Minute mit der Suche nach Trails und Shuttles vergeuden und haben uns dem Freeride­Veranstalter Switch­backs anvertraut. Der Inhaber Michael Soun­ders ist zwar ein von den spanischen Behörden autorisierter Bike­Guide, aber auch ein ziemlich durchgeknallter ehemaliger Downhill­Pro. Vor einigen Jahren ließ sich der Kanadier nahe der Top­Destination für betuchte Senioren, Marbella, nieder und bietet von dort aus einen Shuttle­Service inklusive Übernachtungsmöglichkeiten an. Michael hatte uns eingeschärft, nicht mit Superenduros sondern mit Freeride­Bikes oder Downhillern anzureisen und genügend Protek­toren und Ersatzteile mitzubringen – wenn das nicht viel versprechend klingt! In voller Bike­Montur erwartet er uns dann auch schon un­geduldig am Ausgang des Flughafens. Schnell stopfen wir unseren ganzen Krempel in seinen Sprinter und haben noch kaum realisiert, wie das Wetter ist: 20 Grad und blauer Himmel!

„Rauf, RunteR, Rauf, Run-teR – deR ShuttledienSt

gondelt dich zu den beSten tRailS biS du

die aRme hebSt und um gnade winSelSt.“

Text Serge Rau Fotos Stefan Hunziker

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Wie im Himmel: Henrik Martinsen kurvt durch die Steingärten der „B-Line“. Dieser Trail ist zwar kurz, doch gespickt mit kleinen Drops, spaßigen Steilabfahrten und Naturanliegern. Mit den Trailguides von „Switchback“ kann man die Wegsuche den Profis überlassen und sich ganz aufs Wesentliche konzentrieren: Freeriden.

Sportlernahrung: Im Ver-ständnis eines Freeriders

ist sie schön süß, schön sahnig, schön viel. Am besten nach einer gelunden Freeride-Mission auf den Sonnentrails von Malaga.

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Abflug-Garantie: Dieser Kicker schanzt dich durch die warme Luft und wieder zurück auf den „Rockadillo“-Trail. Die Trails um Malaga sind keine offiziell gebauten Strecken und dennoch stecken sie voller Freeride-Gimmicks. Auch Seilbahnen gibt es hier kaum, dafür bieten die Spanier unterschiedliche Shuttle-Dienste mit Rundumsorglos-Service zu vernünftigen Preisen.

Oben: Dieser Trail nennt sich „556“ und ist ein Klassiker: staubig, steinig, offen und vor allem flowig. Dank Shuttle-Dienst kann man in Malaga getrost sein Großkaliber zum Einsatz bringen. Viel Federweg und Laufruhe bringen im groben Geläuf maximalen Fahrspaß. Tipp: dicke Schlappen aufziehen. Das spanische Gerümpel auf den Trails beißt mit Vorliebe in die dünnhäutigen Reifen von Freeride-Touris. Unten: Das 1000-Seelen-Dörfchen Benalmadena Pueblo westlich von Malaga ist Ausgangsort für viele Abfahrten und eignet sich deswegen super als Urlaubsort. Zugegebenermaßen ist es hier sehr beschaulich und ruhig – ganz anders als in Malaga mit seinem wilden Nachtleben. Andererseits: Wer den Reizen der Küstenstadt zu sehr erliegt, ver-passt morgens den Shuttle zu den Freeride-Trails.

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1. Come in and find out: Der spanische Wald durftet wie eine ganze Parfümerie. Duftrichtung: Frühling. Alleine dafür hat sich die Reise gelohnt.

2. Eisdielen-Inflation: Gutes Eis gibt es hier an jeder Ecke – und das ist gut so. Quizfrage: In welcher Stadt wurde die Sorte „Malaga“ erfunden?

3. Abreise: Den Winter ließen wir am Genfer Flughafen hinter uns. Jetzt nur noch bangen, was die Gepäckwaage anzeigt. Hoffentlich ist das Bodenpersonal gnädig.

4. Bitte nochmal: Manche Stunts bringen so viel Spaß, dass man am liebsten den ganzen Tag wieder hochschieben würde, um einen einzelnen Sprung 100 Mal zu wiederholen.

5. Viva España: weiß getünchte Fassaden, grüne Pinien, blauer Himmel, Supertrails – das erzeugt Urlaubsgefühle.

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SimmonS

Während der Fahrt erläutert uns Michael, was er in den kommen­den fünf Tagen für uns geplant hat. Mit breitem, selbstsicherem Grinsen, wie ein Sternekoch, der die Menüfolge ankündigt. Derart motiviert verlieren wir nach der Ankunft in unserem Apparte­ment in Benalmadena keine Minute und bauen sofort die Bikes zusammen – im T­Shirt. Am nächsten Morgen shuttelt uns eine originalgetreue Kopie von Lucky Luke auf einen nahegelegenen Track namens „Ojen“. Der sandige, teils steinige Naturtrail startet nahe eines Parkplatzes am Anfangspunkt einer Wanderroute. Wenig später verschluckt uns ein bewaldeter Trail mit kleinen Absätzen und Naturanlegern und sandigen, aber flüssigen Abschnitten. Nach gerade mal 7 Minuten spuckt uns eine dunkle Straßenunterführung in einem schmucken kleinen Dorf, Ojen, wieder aus. Super. Gleich noch mal. Lucky Luke lässt die Kippe im Mundwinkel tanzen und bringt uns noch drei weitere Male nach oben, aber nicht ohne uns zwischendurch zu einer Erfrischungspause in der kleine Dorfkneipe zu ermutigen. Dort gibt es das Wunder von Ojen zu bestaunen: die hübsche Kellnerin.

Am zweiten Tag geht’s mit dem Shuttle ungefähr zwei Autobahn­stunden ins Landesinnere Richtung Granada. Der „Greg­Minnaar­Track“ steht auf dem Programm. Die Fahrt zieht sich durch eine traumhaft karge Gegend mit endlos vielen Olivenbäumen und einem grandiosen Panorama. Erzähltalent Michael unterhält uns mit seinen Geschichten und wir lernen Henrik Martinsen kennen, einen 21­jährigen Dänen, der Ambitionen auf den Downhill­Renn­zirkus hat und bei Michael als Guide arbeitet. Naja, Guide. Während uns die Piste zu Beginn erst mal spanisch vorkommt und wir uns rantasten müssen, rast er in Höchstgeschwindigkeit über Drops und Doubles. Vermutlich hätte man ihm auch die Augen verbinden können. Doch nach dem zweiten Run nehmen wir die Verfolgung auf. Der Track liegt 20 Minuten von Granada entfernt im Ort La Zubia in einem Freizeitpark. Kurz nach dem Start gibt es einige spaßige Anleger zwischen Bäumen. Die Strecke ist rasant und variantenreich und verläuft teils in einem Bachbett. Immer wieder finden sich kleine Felsabsätze oder Naturkicker, die uns aus dem Bachbett befördern. Auf halber Strecke bekommen Zuschauer bei einem geschaufelten Step­up, einem Double und einem Table etwas zu sehen. Die Highlights des kommenden Tags heißen „Rediculator“ und „Rockadillo“ (eine sinnige Abwandlung des spanischen Wortes für Sandwich, Bocadillo). Die Trails in den kahlen Hügeln von Arroyo de la Miel sind zwar durch eine Gondelbahn erschlossen, aber dafür müsste man jedes Mal ein Ticket lösen und das Vorderrad demontieren. Macht uns nichts aus: Wir haben ja Lucky Luke. Der „Rockadillo“ ist ein schneller Trail mit Felsabsätzen, diversen Lines, rotem Staub und einigen griffigen Ecken. Auf dem letzten Abschnitt haben Locals mit der Schaufel nachgeholfen und eine Wegkreuzung zur Kompression mit anschließendem Table umfunktioniert. Ganz anders der „Rediculator“, ein Naturtrail mit einem guten Dutzend aneinandergereihten Anlegern aus sandiger, loser Erde. Für uns Alpen­Boys ziemlich speziell, aber spaßig.

„Pinienduft, meeReSRau-Schen, blaueR himmel.Sollen die daheim doch So viel zitteRn, wie Sie wollen. wiR bleiben in SPanien!“

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„911“ – welch viel versprechender Name für den Track, den Michael am vierten Tag für uns im Programm hat. Er liegt etwa 15 Minuten von unserer Basis entfernt oberhalb von Marbella. Auf dem Trail purzeln die Höhenmeter ähnlich rasch wie die losen Steinbrocken unter unseren Reifen. Auf halber Strecke gibt’s die unvermeidliche Quittung für schlechte Linienwahl: Platt. Das passiert natürlich nicht uns, sondern den schmerzfreien Engländern in unserer Gruppe. Warten müssen wir trotzdem und grummeln in Schwitz­derdütsch vor uns hin. Am letzten Tag – Hilfe, wo ist die Zeit geblieben? – bringen uns Michael und Henrick etwas außerhalb von Malaga auf einen Trail, dessen Name Programm ist für unseren Trip: „Happy Days“ liegt in einem Wald nahe einem Bergwerk, ist erdig und richtig trocken. Der rotbraune Staub klebt sofort am Bike und an den Beinen. Griffige Corner, kleine Doubles und Bach­Gaps bringen Laune und Flow – bis der Forstaufseher kommt. Michael diskutiert etwa 15 Minuten mit ihm, wir können mal durchatmen

– und weiter geht’s! Nach einem le­ckeren spanischen Mittagessen in einem urigen Lokal finden wir uns gut genährt auf dem „556“ wieder, einem Trail an der Peripherie von Malaga. Er führt an Ruinen vorbei, neben und unter der Autobahn durch und endet nach 4 Minuten Fahrzeit auf einer Müllhalde in einem Vorort. Noch spektakulärer als diese abge­fahrene Location sind aber eine BMX­

Kicker­Section und der Einstieg: Um auf den Trail zu kommen, muss man auf einem Parkplatz Anlauf nehmen, zwischen zwei Bäumen hindurch droppen und ohne Sicht in die Natur segeln. Fotograf Stefan ist begeistert und knipst noch mal, was das Zeug hält. Die Sonne lacht, wir toben uns den Nachmittag über mit Henrik in der BMX­Sektion aus und wollen gar nicht daran denken, dass zuhause wieder 5 Grad und Regenwetter auf uns warten. Lieber diesen Moment in uns aufsaugen und festhalten: Bei 25 Grad surfen wir unter einem orangeroten andalusischen Sonnenuntergang mit Blick auf den Hafen von Malaga zum letzten Mal den Trail hinunter.

„am tag übeR tRailS SuRfen, nachtS in daS PaRtyleben von malaga eintauchen – hieR gibt’S die PeRfekte kombination.“

Der letzte Tag im Winterasyl Malaga, bevor wir wieder in die schneebedeckte Schweiz abgeschoben werden. Dieser Tunnel schnappt wie eine Betonwelle über uns zu und will einfach abgeritten werden. Doch wehe dem, der stürzt. Die kleinen, schwar-zen Asphaltbrocken am Fuß der Welle lauern wie ein Korallenriff auf fallende Surfer.

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INFO: MALAGA/SPANIEN

Malaga liegt im Süden Spaniens. Die andalusische Stadt ist für Rosinen, guten Wein und frittierten Fisch bekannt. Die Sommer sind heiß und trocken, in den Wintermonaten und vor allem im Frühjahr ist das Klima mild und sonnig – ideal zum Freeriden. ZielFlughaFen: aeropuerto de Málaga (8 km vom Stadtzentrum)FlugZeit: Von Düsseldorf ca. 2,5 Stunden (www.ryanair.com) oder knapp 24-autostunden (oh, gott – tu’s nicht!).FlugpReiSe: ab 140 €, (zum Beispiel von Basel mit www.easyjet.comoder von Düsseldorf mit www.ryanair.com). Bike-transport gibt’s ab 75 € (easyjet) und ist unkompliziert. anBieteR: www.switchbacksdh.com oder www.sierracycling.com, ab 450 euro die Woche (Rundumsorglos-paket).KliMa: Die Durchschnittstemperatur in den Wintermonaten beträgt 14 grad, im Frühjahr 20 grad. Die Sommer sind sehr heiß und trocken. Wassertemperatur Feb/März/april: 14 grad. ganz schön erfrischend!BeSte ReiSeZeit: ganzjährig. im Winter wird es nur in höheren lagen ungemütlich kalt. am Meer bleibt es mild.highlightS: in der gegend um Malaga findet sich für jeden etwas: Sprachschulen, Kletterfelsen, Kultur (zum Beispiel picassos geburtshaus), etliche naturparks und das Meer natürlich. Wer es ruhig mag, macht einen abstecher ins hinterland Richtung Sierra nevada und genießt die landschaft mit all den Olivenplantagen. Wer sich nach nachtleben sehnt, geht nach Malaga oder in die westlich gelegene high-Society-hochburg Marbella. höchSteR BeRg DeR SieRRa neVaDa: Mulhacén 3482 Meter