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Trainingsplanung und - kontrolle im Reha-, Breiten- und Leistungssport Langeoog im Juni 2016 Tina Funke / Peter Dohmann [email protected]

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Trainingsplanung und -kontrolle im Reha-, Breiten-

und Leistungssport Langeoog

im Juni 2016 Tina Funke / Peter Dohmann

[email protected]

Belastungsstörungen !?

„Spielerfrau wäre schöner, aber Stürmer ist auch nicht schlecht.��(Miro Klose auf die Frage nach dem Traumberuf)

„Fußball ist wie Schach nur ohne Würfel� „Wir brauchen uns vor den nächsten Wochen nicht

verstecken�

(Lukas Podolski)

Der Unterschied zw. dem lieben Gott und Hoeneß ? Der liebe Gott weiß, das er nicht Uli Hoeneß ist !

Phillip Lahm

Manager u. Sprachqualität

Kompetente Trainingssteuerung

Die richtige Ansprache !

Das Auge für das Wesentliche

Zielgenaue Belastung

Leistungssport / Breitensport

Spitzensport: „Wir sind doch Weltmeister und Europameister“ ! Breitensport: „Hauptsachen sie bewegen sich“

Sport planen ?

„Sport so effizient planen, wie Abläufe im Berufsleben�� !!

„Durch falsche Lebensweise sterben viele Menschen schon mit 50,

werden aber erst mit 80 begraben�

Wir leben in einer Zeit, in der eine große Fitnesslücke besteht. Sie resultiert aus einem Missverhältnis zwischen biologischem Alterungsprozess und beschleunigtem Funktionsverlust. Das Sterben findet dadurch wesentlich später statt als die Pflegebedürftigkeit.

Haskell und Hollmann

Lebensqualität !

„Biofunktionales Alter“ !

„Fitness – Lücke�� ? – biofunktionales Alter

Sport bei Erkrankung ?!

� Morphologische Diagnose nicht metabolische Sichtweise

� >> 3,5mlO2/min/kg >> 1MET Ruhe + >>1,5MET (Leben)

� Kampf gegen die 2,5 MET (Lebensgrenze) � Wichtigster Faktor für ein langes Leben ist nicht die

chronische Erkrankung, sondern die aerobe Kapazität (Myers et al 2002)

�  Jedes MET an Leistungsfähigkeit erhöht die Lebenswahrscheinlichkeit um 12%

� Körperliche Leistungsfähigkeit kann Risikofaktoren ausgleichen (Adipositas)

Hypertonie und KHK Risiko

•  Studien Blair und Predel 2000 •  Frage nach der Intensität

entscheidend und nicht nach Sportart

•  Leistungsfähigkeit entscheidet über Lebensdauer nicht Erkrankung

•  1,5 W/Kg Körpergewicht als Minimum

Kraft und Altern „zeitbedingte Modifikation von Struktur und Funktion��

�  Zwischen 2 und 7 Lebensjahrzehnt Verlust von 30 % Muskelkraft und 40 % der Muskelquerschnittsfläche !

�  Kraftdefizite im Alter verhindern ein adäquates Ausdauertraining

�  Haltungsprobleme (Rücken), Osteoporose, Sturz- und Verletzungsgefahr, Gleichgewichtsprobleme

�  Krafttraining als Erhalt der Lebensqualität

�  Verlust von Selbständigkeit

•  Morris (1953) >> HKL Erkrankungen bei aktiven

Berufen geringer

•  Paffenbarger Harvard Absolventen (1986) >

Zusammenhang zw. kardiovaskulärer Mortalität u.

körperlicher Aktivität

•  Reduktion der KHK zw. 1970 und 1995 um bis zu 70%

(Finnland –Nordkarelien) durch Prävention

kardiovaskulärer Risikofaktoren

Deutsches Herzzentrum München Fragestellung

Wie belastbar ist man, wenn man wieder nach Hause kommt ?

-  Brustbein nach sechs bis acht Wochen zusammengewachsen

-  keine schweren körperlichen Tätigkeiten in den ersten drei Monaten

-  Heben von schweren Lasten (Koffer, Einkaufstaschen) vermeiden

Deutsches Herzzentrum München Fragestellung

Wann darf man wieder Sporttreiben und wie intensiv? -  Rehaklinik mit Stabilisierung der Belastbarkeit

-  schrittweiser Aufbau der Leistungsfähigkeit

-  Sport nach HERZ-OP wünschenswert

-  auf Körpersignale achten (Müdigkeit, Stechen)

-  Abgeraten wird von Krafttraining, ruckartigen Bewegungen, Squash oder Leistungssport

-  Sport nach Absprache mit Kardiologen

-  Nutzung einer Pulsuhr sinnvoll

1. bis 6. Woche nach der Operation Klinikum am Wörthersee

•  leichte Hausarbeit

•  Staubwischen

•  Tisch decken

•  Geschirr waschen

•  Kleider zusammenlegen

•  Leichte Gartenarbeit

•  Pflanzen setzen

•  Blumen schneiden

•  Nähen Lesen Kochen

•  Stiegen steigen

•  Einkaufen

•  Kleine Reparaturen

•  Essen gehen

•  Ins Kino gehen

•  In die Kirche gehen

•  Sportveranstaltungen besuchen

•  Im Auto mitfahren

•  Haar waschen

•  Unterhaltungsspiele

•  Heimtrainer-Fahrrad

Sportverbote für Frauen:

„ durch Springen und Hüpfen werden die Sexualorgane der Frau aus ihrer Lage gebracht�

„ Turnen sorgt bei Frauen für einen dicken Hals

und breite Hände� „ Turnen vermindert die Liebe zum stillen

häuslichen Werk�

aus G. Pfister „Frau und Sport��

Dunking bei Adipositas oder Sternotomie ?!

Belastungen nach Stent

Krafttraining ??

Besonderheiten eines Krafttrainings

�  Ältere Patienten besitzen für Muskelkraft und selbständige Lebensweise besonders wertvolle Effekte bei einem niedrig dosiertem Krafttraining

�  Nach Herzoperationen (3-6 Wo.) keine sternalen Scherkräfte oder hohe Zug- und Druckbelastungen

�  Postoperative Medi. bei Transplantationen sorgen für Atrophie der Skelettmuskulatur >> moderates individuelles Krafttraining besonders wichtig

�  2-7 Tage nach PTCA / Stent / Defi Krafttraining möglich. Aerobes Ausdauertraining im Vordergrund !

�  Kombination von Kraft- und Ausdauertraining bei Herzinsuffizienz mit deutlichen Anzeichen zur Mortalitätsreduktion (Belardinelli 1999)

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Krafttraining ??

Nordic Walking ?!

Infrarotthermographie

(Adams et al., 2006)

Empfehlung:

1 kg

Höchste Belastung im (Reha-)Alltag:

Aufstehen mit Unterstützung der Arme

ca. 12,5 kg

(Adams et al., 2008)

13 Patienten nach ACB-OP

3. - 7. Woche postop.

Rasenmähen als „Trainingseinheit� (6x20min)

Welche Kräfte waren erforderlich? Schieben: 16,3 kg Ziehen: 17,7 kg Startleine: 20,9 kg

Keine negativen Auswirkungen auf Sternum, EKG, Herzfrequenz oder Blutdruck

(Adams et al., 2008)

Ausgangslage: Zusammenhänge zwischen

Aktivitäten und Komplikationen?

„Strain on the sternum due to loaded movements of the arms� Empfehlung: Schmerzfreie Bewegungen mit Armen am Oberkörper für 6-8 Wochen. (Grad D)

„To date, there is no direct evidence linking postoperative activity level or

arm movement to for sternal complications.� Umfrage DVGS-Arbeitsgruppe (4 chirurg. Zentren):

„99% der Re-Thorakotomien sind nicht mit körperlicher Belastung in Verbindung zu bringen...�

(Cahalin et al. increased risk , 2011)

(Brocki et al., 2010)

Aktivität scheint notwendig

Reaktionen verschiedener Gewebe auf länger andauernde unterschwellige Reize (Schonung) sind bekannt...

Schonhaltung wird zu lange beibehalten und beeinflusst die

Situation zusätzlich negativ Mögliche Konsequenzen:

Aktivität, schnellstmöglich! Psychologische Aspekte beachten!

(Adams et al., 2006)

ca. 6,5 - 10 kg

Shaun White Flying Tomato

Flying Tomato

•  mit drei Monaten erste von 2 Herz-OP´s •  mit 13 bereits bester Skater –und Snowborder •  mit 16 erste Titel •  mehrfacher Olympiasieger / Weltmeister •  eigene Halfpipe in den Rocky Mountains •  Double McTwist 1260 – Doppelsalto mit dreieinhalb

Schrauben in 14 Metern Höhe •  Jahreseinkommen 10 Millionen US $

Shaun White 03.09.1986

Patienten mit KHK   101 Patienten   koronarer

Eingefäßer- krankung   Alter ≤ 70   LV gut   keine HS-

/prox. RIVA- Stenose   PTCA/Stent vs.

strukt. Training   F/U 12 Monate

PTCA/Stent Gruppe 50 41 35 Trainingsgruppe 51 48 45

0 2 4 6 8 10 12 Follow up /Monate

Log Rank = 5,2 P = 0,023

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PTCA/Stent

Training

Hambrecht et al. Circulation 2004;109:1371-1378

Belastbarkeit und Sterblichkeit

Kokkinos P, Circulation 2008;117:614

8911 weiße Männer Alter: 60 ± 11 J 13 % / MET (1 MET = 3,5 ml/kg/min)

Very-High-Fit

Low-Fit

Sportler leben länger!

Chakravarty et al. Arch Int Med 2008;168:1638-1646

Jahre (Zeit bis Tod)

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Kontrollgruppe („Normalkollektiv��)

Mitglieder Laufgruppe

Alter bei Studieneinschluss ~ 60 J., Nachbeobachtung 21 Jahre

Erforderliche Diagnostik vor Trainingsbeginn

•  Anamnestische und klinische Daten, die eine Risikostratifizierung des Patienten erlauben

•  Aktueller Belastungstest (Herzinsuffizienz >> Spiroergometrie)

•  Aktuelle Echokardiographie •  Aktualisierung bzw. Erneuerung eines

Belastungstest regelmäßig erforderlich

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Trainingssteuerung – klinische Realität

Fraport Lauf 7,5- 10 km „Subjektives Belastungsempfinden��

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Leistungsdiagnostik

•  Leistungszustand erfassen

•  Trainingsintensitäten festlegen

•  Optimale Trainingsplanung

•  Trainingsergebnis kontrollieren

Leistungsdiagnostik Belastungsformen

Belastungssteuerung /-kontrolle

•  Belastungs-EKG / max.Wattzahl •  Trainingsherzfrequenz (HRR= HFmax-HFRuhe)

70 % der HRR : HFRuhe =60/min; HFMax=140/min THF=60+(140-60) x0,7 =116

•  VO2peak

•  Laktat •  subjektives Belastungsempfinden (Borg-

Skala)

BELASTUNGS-EKG

Ergebnisse im Bel.-EKG: HFmax. 118 S/min HFRuhe: 60 S/min Wattmax.: 100 Watt RRmax.: 210/95 mmHg

Berechnung der THF für ein optimales Training

HRR = (HFmax – HFRuhe) x [0,5 bis 0,75] + HFRuhe

HRR = (118 – 60) x 0,6 + 60 = 95 b/min

Maximale Last 70 Watt

Optimale Trainingszone

89 – 104 S/min sind im Training anzustreben

Beispielrechnung

Trainingssteuerung !

THF = Ruhe HF + (HF Max – HF Ruhe ) x 0,7 131 = 64 + (160 - 64) x 70 %

„Der Trainingspuls ist eine Größe die nicht fix auf den Punkt festgelegt werden kann. Es sollten individuelle Trainingszonen für jeden Patienten

definiert werden.�

Auf Grund der Werte bei Ausbelastung können Trainingsempfehlungen und entsprechende Trainingsintensitäten berechnet werden.

Bei fehlender Ausbelastung sind theoretische Berechnungen der

maximalen Leistung unzureichend.

Trainingszonen / Trainingsbereiche

Berechnung der Intensitäten aus der Laktatdiagnostik

Leistungsunterschiede im Testverfahren

Fixe Schwelle

Dickhut Schwelle (Tübingen / Freiburg)

Maximales Laktat Steady State (maxlass)

(Uni Zürich 2004)

Intensität beim Marathon

Dosierung eines aeroben Ausdauertrainings

Niedrige Intensität: täglich ⇒⇒ 40 - 60% der HRR nach kardialer Ausbelastung ⇒ 30 -50% Wattmax ⇒ 40 - 60%VO2peak ⇒ Laktat (> aerobe Schwelle)

ergänzend Borg-Skala Wert 9-12

Dosierung eines aeroben Ausdauertrainings

Hohe bis mittlere Intensität: 3-5x/Wo. ⇒⇒ 60 - 80% der HRR nach

kardialer Ausbelastung ⇒ 50 - 70% der Wattmax ⇒ 60 - 80% VO2peak ⇒ Laktat (< anaerobe Schwelle)

>>> ergänzend Borg-Skala 12- 15

Trainingsempfehlungen

Bestimmung optimaler Trainingsbereiche

Leistungsniveau

� Belastung �

� R e g e n e r a t i o n �

Prinzip der �Superkompensation

Zeit

Prinzip der Superkompensation

Fahrradergometer Grundlage zum Heimtraining / Mittelpunkt in der Rehabilitation

Belastungssteuerung !!?

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Konstante Belastung !?

Dauermethode - Lastgesteuert Gleichmäßige Belastung als Vorgabe Puls reagiert auf Belastung

Dauermethode - Herzfrequenzgesteuert

Vorgabe der Trainingsherzfrequenz und Belastung wird automatisch gesteuert Belastung passt sich automatisch an Tagesform bzw. Trainingszustand an

Intervallmethode Wechsel zwischen Belastung und Erholung (z.B. 20 sek./40 sek.) Hohe muskuläre Belastung ohne Überlastung des Herz-Kreislauf-Systems

Variable Dauermethode - Welle Lastgesteuert Durchschnittliche Belastung wird nach oben und unten verändert

Variable Dauermethode - Fahrtspiel Variable Belastung im Verlauf des Trainings (lastgesteuert) Ähnlich dem Fahrradfahren im Freien

Vergleich Erstes und letztes Training

Verlauf des Ergometertraining während der Reha

Summendiagramm: Daten aller Trainingseinheiten HF=Herzfrequenz/Puls AP=Aufwärmphase BD=Blutdruck TP=Trainingsphase Last=Leistung in Watt EP=Erholungsphase

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Tachykardien / Belastungsabhängig ?!

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LSB – Belastungsabhängig ?!

STEILER RAMPENTEST

I.d.R. maximale muskuläre Belastung bei submaximaler Herz-Kreislauf-Belastung. Test zur Dosierung eines Intervalltrainings.

Intervallmethode Wechsel zwischen Belastung und Erholung (z.B. 20 sek./40 sek.) Hohe muskuläre Belastung ohne Überlastung des Herz-Kreislauf-Systems

Herzinsuffizienz Training und Beschwerden

18 Pat.

Höllriegel R, Cardio News 2007;10:31

19 Pat.

Reha ??!!

Effekte ??!!

Zielgerichtet !

DIE RICHTIGE DOSIERUNG?

Diagnostik •  Arzt •  Ruhe-EKG •  Herzecho •  Belastungs-EKG

Training

•  Bestimmung individueller Trainingsbereiche –  Herzfrequenz –  Leistung (Watt, km/h) –  Laktat –  �

TRAININGSBEREICHE

→ Wechsel zwischen Belastung und Erholung!

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Maßgebliche Größen: HFRuhe - HFmax → 70-135

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Therapie- und Trainingsverläufe

Training im 3-Monatsvergleich

Reha 15.03. – 07.04.2016

KHK Risiko

1.  Muttersprache Englisch 2.  Körpergröße (eher kleine

Menschen) 3.  Glatze 4.  Geburtstag Januar – Juni 5.  Sorgen 6.  Ehefrau Akademikerin

KHK Schutzfaktoren:

1.  Humor 2.  Alkohol 3.  Beten 4.  Schlafdauer ( 7Std.) 5.  Ehemann Akademiker

Vielen Dank

Gut durchgehalten !