TRANSFORMANCE : common ground

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LEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 1 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner) Neustiftgasse 133/13, A-1070 Vienna +43-0676-6403961 www.experimentaltheater.com , [email protected] JAHRESKONZEPT 2017: EINREICHUNG ZUR STRUKTURFÖRDERUNG an MA 7/Kulturabteilung der Stadt Wien & BKA-Kunst/Kulturinitiativen > TRANSFORMANCE: common ground < oben: © BlindSpot E², Flüchtlingsprojekt „ich möchte bleiben!“ im Rahmen des SommerFreuden Festivals Gut Aichhof/M. Anzbach, NÖ 20.08.2016, unten: © R. Picha, Transformance Festival im WUK Projektraum: Performance AUF ACHSE am 25.10.2016 „Die Freiheit wird einem nicht geschenkt. Man muss sie sich nehmen.“ - Meret Oppenheim

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LEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 1 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Neustiftgasse 133/13, A-1070 Vienna

+43-0676-6403961 www.experimentaltheater.com, [email protected]

JAHRESKONZEPT 2017:

EINREICHUNG ZUR STRUKTURFÖRDERUNG an MA 7/Kulturabteilung der Stadt Wien & BKA-Kunst/Kulturinitiativen

> TRANSFORMANCE: common ground <

oben: © BlindSpot E², Flüchtlingsprojekt „ich möchte bleiben!“ im Rahmen des SommerFreuden Festivals Gut Aichhof/M. Anzbach, NÖ

20.08.2016, unten: © R. Picha, Transformance Festival im WUK Projektraum: Performance AUF ACHSE am 25.10.2016

„Die Freiheit wird einem nicht geschenkt. Man muss sie sich nehmen.“ - Meret Oppenheim

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PROGRAMMÜBERBLICK 2017/ > TRANSFORMANCE: common ground <

5 A r b e i t s f o r m at e

1. Neuproduktion – Uraufführung ELFRIEDE GERSTL (Café KORB) 2. Soziotheatrales Hauptprojekt AUF ACHSE: LUMUMBA 2017 (Siebensternviertel) 3. MARIJA nach Issac Babel (Perinetkeller) / zum 100. Jahrestag der Russischen Revolution 4. PETER KREISKY_Europa-Gespräche 2017 (Gußhaus) 5. TRANSFORMANCE_school (new space)

2 Sp ec i a l Pr o j ec ts

6. Flüchtlingsprojekt „Zauberwald: „ich möchte bleiben 2!“ 7. „Wir sind alle MARIENTHAL!“ – Bundesländertournee Koproduktion PRO&CONTRA NÖ

A r b ei t s - / Sp i e l or t e: Institut SCHMIDA, Café Korb, Kulturcafé Siebenstern, div. Schulen, VHS und Amtshäuser Wiens, Gastspielveranstalter E i n l e i tun g : > T RA NS F O R MA NC E: co m mo n gr oun d< F r üh j ahr 20 17: Benefiz-Performance „immer ist: jetzt“ nach Texten von ELFRIEDE GERSTL Soziotheatrales Hauptprojekt AUF ACHSE: LUMUMBA 2017

H e r b st 20 17: MARIJA nach Issac Babel TRANSFORMANCE_school – Pilot

G a nz j ä hr i g : PETER KREISKY_Europa-Gespräche: „Europa neu gründen – aber wie?“ Life Diskussionsreihe mit OKTO.tv „Wir sind alle MARIENTHAL!“ – Bundesländertournee Flüchtlingsprojekt „Zauberwald- Ich möchte bleiben 2!“

A nh än g e ( e xt r a ) : 1. Budget, 2. Biografien Kernteam/Neue Struktur Eva Brenner (A/USA, Künstlerische Leitung, Konzepte, Lobbying, Community Building), Felix Kristan (A, Dramaturgie, Recherche), Martin Minarik (D/SK, Organisation, Lab for Political Theatre&action), Andrea Munninger (A, Produktion, PR&Pressearbeit), Ivan Pantelic (Regie, Marketing), Marie Steiner (Regie, Audience Building). Extended Circle: Technik/Ausstattung: Richard Bruzek (A), Markus Kuscher (A), Video/Dokumentation: Bernhard Riener (A), Grafik/Homepage: Alexander Schlögl (A), EDV-Systems: Oliver Sowa (A), Beratung: Walter Baier (A), Leo Gabriel (A), Marta Gomez (ES), Hannes Hofbauer (A).

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Einleitung: > TRANSFORMANCE: common ground <

„ D a s m o d e r n e T h e a t e r m u ß n i c h t d a n a c h b e u r t e i l t w e r d e n , w i e w e i t e s d i e G e w o h n h e i t e n d e s P u b l i k u m s b e f r i e d i g t , s o n d e r n d a n a c h , w i e w e i t e s s i e v e r ä n d e r t . “ - B e r t o l t B r e c h t

links: © R. Picha, Transformance Festival Oktober 2016 im WUK Projektraum, rechts: © R. Picha, Transformance Festival im WUK

Projektraum: Jura Soyfer „Eine Fremde Stadt!" am 19.10.2016

Ähnelt das Projekt der heutigen Europäischen Union, wenn wir die Folgen der andauernden Finanzkrise betrachten, nicht immer mehr einem sinkenden Schiff? Und ist nicht der bekanntest Schiffbruch im Jahr 2012 die perfekte Metapher eines

solchen Europas? Ist es nicht der Gipfel der Ironie, dass die Costa Concordia, deren Name schon Einheit („concordia“) zwischen den europäischen Völkern suggerieren müsste,, aus dreizehn Decks bestand,

die nach europäischen Staaten benannt wären? - Screko Horvat, „Die geistige Situation der Zeit“, in: Nach dem Ende der Geschichte,

Vom Arabischen Frühling zur Occupy-Bewegung, Laika Diskurs, 2013, S. 33.

Die einzig wahre Frage ist heute: Lassen wir die vorherrschende Naturalisierung des Kapitalismus zu oder beinhaltet der heutige globale Kapitalismus Antagonismen, die stark genug sind,

um eine unendliche Reproduktion zu verhindern? Es gib viert solcher Antagonismen: die sich abzeichnende Gefahr einer ökologischen Katastrophe,

die Unangemessenheit der Idee des Privateigentums für das sogenannte „geistige Eigentum“, die sozialethischen Implikationen neuer technologisch-wissenschaftlicher Entwicklungen

(insbesondere in der Biogenetik); und last but not least, neue Formen der Apartheid, neue Mauern und Slums. - Slavoj Zizek, Die bösen Geister des himmlischen Bereichs.

Der linke Kampf um das 21. Jahrhundert, Fischer 2011, S. 300.

[68] bleibt der historische Schatz, von dem aus wir denken und den wir an die unruhige, orientierungslose Jugend weitergeben müssen. Es ist jedoch richtig, dass in den achtziger Jahren zuerst durch den Rückzug und das Einschlafen dieser Bewegung und dann durch das Auftreten eines (die Intellektuellen einschließenden=) geistigen Hohlraums bei

ganze Bataillonen von Renegaten die sich von den Errungenschaften eines „demokratischen“ Kapitalismus bekehrt zeigten, ein subjektives Territorium vorbereitet worden ist, auf dem die Meister des Kapitals ihren reaktionären Kurs

fahren konnten, ohne groß Widerstände fürchten zu müssen. – Alain Badiou, Rhapsodie für das Theater. Kurze philosophische Abhandlung, Passagen Verlag., 2014, S. 11-12

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Von TRANSFORMANCE zu „common ground – Phase IV eines Theaterkollektivs

Nach sechs nomadischen Jahren theatraler Forschung und Entwicklung des neuen Performance-Genres

„TRANSFORMANCE“ (s. Manifeste Eva Brenner, 2011 ff.,www.experimentaltheater.com) versucht das Team

einen Neuansatz und läutet die Phase IV des Theaterkollektivs ein, erweitert, professionalisiert und verjüngt

das Kernteam, beginnt eine aktive Suche nach einem neuen fixen Standort und legt den Grundstein einer

Schule für politisches Theater unter dem Arbeitstitel „TRANSFORMANCE_school &academy“

(TSA)/interaktives Lern-und Handlungszentrum Wien. Hier soll über die nächsten 3 Jahre ein Ort des

gemeinsamen Lernens, des Austausches, der geführten Kreativität und der Begegnung entstehen. Die TSA soll

ein kulturell vielfältiges und ständig variable offenes Programm anbieten, das sowohl einheimischen

KünstlerInnen, wie auch Amateuren und Zugewanderten zugänglich und deutlich günstiger als ähnliche

„private“ Angebote ist sowie international renommierten TrainerInnen nach Wien bringt, die

kultur/politisches wie auch kunst/kulturhistorisches und künstlerisches Wissen und Know-how vermitteln.

„Transformance“ = Theater an der Basis oder Kunst von allen für alle!

Das Jahresprojekt 2017 >T R A N SF O R MA N CE : co m m on gr o und < setzt die Kontinuität der Kritik, der

Analyse und Neudefinition politischen Theaters fort, wobei die neuen Projekte sich explizit Modellen der

Kooperation und gemeinsamen Projektentwicklung in der „Community“ der Wiener Bezirke im nicht-theatralen

Raum zuwenden. Das Jahr 2016 sieht ein ambitioniertes Programm vor als Weiterführung der 2013 -2015

begonnenen Transformance-Projekte mit einer nachhaltigen Untersuchung neuer Arbeitsformen und Formate des

Politisch-Theatralen an Schnittstellen von Kunst, sozialer Aktion und Gemeinschaftsbildung.

Wir benötigen eine Theater/Kultur des Miteinanders sowie eine echt soziale und demokratische Kultur/Politik, die

sich auf basisdemokratischer Grundlage rekonstituiert, einer Kultur/Politik, die den Menschen, die dafür Steuern

zahlen, zu Gute kommt. Gefordert ist die Lüftung der „gläsernen Decken“ zwischen Hoch- und Populärkultur,

genauso wie die Öffnung der Grenzen und die solidarische Aufnahme aller Kriegsflüchtlinge, die als kulturelle

Bereicherung anstatt Bedrohung angesehen werden sollten.

Prinzipien von „Transformance“ …

• Transformance schlägt Brücken zwischen Theater/Performance und politischer Aktion.

• Transformance meint eine politisch-motivierte „Performance“ auf dem Prüfstand realer sozialer

Verhältnisse, – eine Performance, die eingreift, Stellung nimmt, sich einmischt, neue Räume besetzt,

Öffentlichkeit schafft.

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• Transformance setzt Aktionen setzt, geht auf die Straße, bezieht Laien aktiv ein, greift sperrige Themen

auf, baut an neuen Netzwerken, gewinnt ein neues Publikum fürs Theater, an dem der Kunstbetrieb

vorbeiagiert.

• Transformance versucht, neue ökonomische Mittel für transformative Kunst-Performance aufzustellen.

• Transformance inkludiert die Recherche und Wiederaneignung historisch tradierter Formen „politischen

Theaters“ in der Schaffung neuer Arbeitstechniken, Spielmodelle, Texte und Strukturen.

• Transformance stellt sich inmitten sozialer Prozesse selbst dar, bezieht ihre Inspirationen und Themen von

Konflikten in der Gesellschaft, involviert sich in neuen Bewegungen und sucht den Dialog mit der

Community.

• Transformance positioniert sich dort, wo die Menschen leben und arbeiten- in der Kommune!

• Transformance entwickelt neue Kategorien, Methoden und Funktionsweisen der Diversität,

Interkulturalität, Partizipation, Pluralismus, Empowerment (ProduzentInnen-Selbstbestimmung),

Umverteilung der Ressourcen.

links: © BlindSpot E², Flüchtlingsprojekt „ich möchte bleiben!“ im Rahmen des SommerFreuden Festivals am Gut Aichhof in

Gschwendt, 20.08.2016, rechts: © R. Picha, „Wir sind alle MARIENTHAL!“ Podiumsdiskussion im Theater Akzent Studio, 27.04.2016

links: © R. Picha, Transformance Festival im WUK Projektraum: „Wir sind alle MARIENTHAL!“ am 23.10.2016, rechts: © © BlindSpot E²,

Flüchtlingsprojekt „ich möchte bleiben!“, Workshop im Kloster Stein, Maria Anzbach, Sommer 2016

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TRANSFORMANCE bezeichnet eine kulturell-sozial- ökonomisch transformative Demokratiewerkstatt, d.h. einen konkreter Handlungsort für angewandte Utopien Alternativen. [...] Es geht–

auf der Folie der aktuellen Krisen – um die Schaffung multipler und pluralistischer Demokratiewerkstätten, die Flügel der Hoffnung aufmachen, die neue Wege weisen, Menschen Mut machen und zusammen bringen,

neue linke Communities bilden, anstatt sozial und kulturell zu spalten. Aufzubauen sind Zentren der „künstlerischen Nahversorgung“, [...] neue Lern- und Handlungsräume, die offen und flexibel sind,

multi-disziplinär, interkulturell und transgressiv. Freundliche Orte, die sowohl „Rot“ (kommunal, sozial partizipatorisch, emanzipatorisch) als auch „Grün“ (ökologisch nachhaltig, anti-hierarchisch um öffentliche Räume zurück zu erobernd [...]

haben wir Mut zum Bruch, leisten wir uns Visionen für ein besseres Leben in einer besseren Welt. Nur gemeinsam solidarisch, mit Kreativität kommen wir aus dieser Krise heraus!

FINDEN WIR DEN „COMMON GROUND“! - Auszug: Eva Brenner, < TRANSFORMANCE> Manifest, 2011-2016

TRANSFORMANCE_festival 2016 – ein kurzer Rückblick

Ein Meilenstein der Aktivitäten 2016 war das Festival für politisches Theater von 19.-26. Oktober 2016 im

Wiener WUK. Das Festival präsentierte eine Synthese gemachter Erfahrungen anhand der

Erfolgsproduktionen der letzten Jahre und zeigte konzentriert an einem Ort die wichtigsten politischen

Theater- und Performance Projekte der Gruppe an 8 Tagen non-stop - ergänzt von Workshops, Konzerten,

Diskussionen und Ausstellungen. Das Programm umfasste das soziotheatrale Integrationsprojekt AUF ACHSE,

politische Theaterexperimente auf Basis literarischer Texte wie das Jura Soyfer-Projekt nach dem

Romanfragment SO STAB EINE PARTEI (1934), die Performance Wir sind alle MARIENTHAL! und das neue

Flüchtlingsprojekt „Ich möchte bleiben!“ in einer repräsentativen Zusammenschau. Mehrere Hundert

Menschen besuchten die über 20 Veranstaltungen der Woche, nahmen an Workshops teil, kamen zur

spontan eingerichtet, neuen Plattform SPERANZA, zur Gründung und Vernetzung alternativer Kunstzentrun

für aktive Flüchtlingshilfe, diskutierten in Rahmen eines PETER KREISKY_Gesprächs über das Verhältnis von

Kunst, Kultur und Politik mit prominenten TheatermacherInnen wie Johan Kresnik oder der politisch aktiven

Bildenden Künstlerin Lore Heuermann, sahen Ausstellungen, hörten Konzerte oder kamen vorbei, um in dem

für die Events neu gestalteten PROJEKTRAUM zusammen zu sein, um zu essen, trinken, plaudern und neue

Kontakte zu schließen. Es war nicht bloß ein Highlight des Jahresprogramms, sondern eine Sternstunde des

Theaters überhaupt, wie sie seit der Schließung der FLEISCHEREI so nicht möglich gewesen war.

> TRANSFORMANCE: common ground < oder Performing Change

Die letzten Spielzeiten waren von Expansionsaktivitäten gekennzeichnet, sowohl in Hinsicht auf geografische

Ausbreitung in die Bezirke Wiens, die Gewinnung neuer Sponsoren und Partner, wie auch einer innovativen

Besetzungspolitik unter verstärkter Einbeziehung migrantischer KünstlerInnen, brisanter Themen und

inhaltlicher Analysen der Krisenszenarien Europas. Das Projekt 2017 setzt sich im Anschluss an soziokulturelle

und integrationspolitische Performances, Feste, Feiern, Diskussionen und Theaterprozessionen kritisch mit

Phänomenen gesellschaftlicher und kultureller Brüche, Transformationen und Metamorphosen auseinander. In

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dem Versuch, das postdramatische Paradigma einer zu großen Teilen zynisch-negativistischen Performance-Kunst

zu überwinden, befasst sich „Transformance“ kritisch mit gegenwärtigen Krisen und dem zukünftigen Leben, mit

konkreten Utopien und kulturpolitischen Alternativen. Erforscht werden die Bedingungen einer friedlichen

Koexistenz in allen Lebensbereichen – in jenen des solidarischen Wirtschaftens, politischen Handelns, Kunst-

Schaffens, in der Flüchtlings- und Integrationsarbeit sowie der Zusammenarbeit von Menschen verschiedener

Generationen und Kulturen.

Der Untertitel „Common Ground“ signalisiert eine neue Phase des Theaters, das im Anschluss den Namen

ändern wird, das Jahr 201/ als Jahr des Experiments, des Übergangs, der Etablierung einer neuen Struktur und

eines neuen Kernteams, dessen Ziele die Kollektivierung, Verjüngung, Professionalisierung sind. Dies soll vor

dem Hintergrund einer Weiterentwicklung des Transformance-Konzepts von Eva Brenner (2011-2016)

geschehen, die Grundlage zur Schaffung eines neuen politischen Theaters an den Schnittstellen zwischen

theatraler Performance und sozialer Aktion. Symbole der Neuorientierung sind die Suche nach einem neuen,

fixen Standort und die Gründung des interaktiven Lern-und Performance-Zentrums, der

TRANSFORMANCE_school, ein aktiveres Marketing, Lobbying, der Ausbau der Website und des Auftritts in

den social media sowie ein erweitertes Community Building, internationale Kommunikation und Networking

Neustrukturierung des Teams & Programm 2017 im Kurzüberblick

Das erweiterte und verjüngte Kernteam des Theaters ist gegendert, kollektiv konstruiert und qualitativ mit

gleichförmiger Honorarstruktur entlohnt. Es soll in Zukunft verstärkt in Bereiche des Marketing, Sponsoring

und der Öffentlichkeitsarbeit investieren, sich eine klare interne Arbeitsteilung verpassen und eng vernetzt

operieren. Neben dem Bezug eines neuen Büros in Wien Penzing soll Crowdfunding avanciert werden, der

Website-Auftritt mit neuem Website-Bog ergänzt werden sowie den Video-Dokumentationen der Projekte,

den PETER KREISKY_Europa-Gesprächen, die mit dem GUSSHAUS einen zentralen Produktionsstandort nahe

dem ORF Funkhaus bekommen, sowie dem Audience Building mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Der Projekttitel 2017 „common ground“ signalisiert diesen Neuanfang und versteht sich zugleich als

Probejahr des neuen Teams und als „Transition“ zu dem großangelegten Bertolt Brecht-Projekt 2018-2021 in

Wiener Gemeindebauten. Es präsentiert neu adaptierte Signature-Projekte wie das Straßentheater AUF

ACHSE, das um neue Texte und KünstlerInnen ergänzt wird sowie zwei Uraufführungen – ein ELFRIEDE

GERSTL-Performance Projekt mit Titel „alles immer: jetzt.“, präsentiert an drei Samstagen im April –

Premiere im traditionsreichen Café KORB hinter dem Stephansdom, wo die Dichterin viele Jahre lang tagein-

tagaus verkehrte, wo sie FreundInnen traf, Lesungen abhielt, frühstückte und Altkleider tandelte. und eine

konzertante Performance nach dem Stück „MARIJA“ von Issac Babel, das auf Einladung des neue eröffneten,

aktionistischen „Perinetkellers“ in Wien Brigittenau präsentiert wird – ein Beitrag der FLEISCHEREI_mobil zum

100. Jahrestag der Russischen Revolution.

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Dazu kommt eine Bundesländertournee mit dem Erfolgsstück 2015/2016 „Wir sind alle MARIENTHAL!“ (Graz,

Klagenfurt, Innsbruck, Salzburg, Linz und St. Pölten), die PETER KREISKY_Europa-Gespräche und das

Pilotprojekt einer Schule politischen Theaters, „TRANSFORMANCE_school&academy – inter/aktives Lern-

und Handlungszentrum Wien (TSA), für die in Wien derzeit geeignete Räume gesucht werden. Das Spektrum

wird ergänzt von Special Projekts wie dem Flüchtlingsprojekt „Ich möchte bleiben 2!“ in Kooperation mit der

Niederösterreichischen Plattform PRO&CONTRA im Flüchtlingsheim Kloster Stein, Maria Anzbach, NÖ. Es baut

auf dem Pilotprojekt 2016 auf, das nach 9-monatigem Workshop für Theater und künstlerisches Werken im

Kloster Stein mit einer Serie von 5 Aufführungen in Wien und NÖ im November vorerst beendet wurde.

Von TRANSFORMANCE zu TRANSFORMANCE_school

Ein Spezialprojekt, das 2017 initiiert werden soll, ist die Gründung einer TRANSFORMANCE_school&academy

als inter/aktives Lern-und Handlungszentrum Wien (TSA), die erstmals Methoden und Techniken des

experimentellen, politischen und Körpertheaters zusammenführt, die das Team der FLESICHEREI_mobil seit

20 Jahren erprobt. Das Pilotprogramm 2017 umfasst 4 Workshops von 8 Wochen jeweils im Frühjahr und

Herbst. 2018-20 soll es um historische Lectures über politisches Theater/Performance Kunst, Diskurse,

Seminare und Podiumsdiskussionen sowie interdisziplinäre Kurse in Tanz, Musik, Yoga und Kampfkunst,

erweitert werden. Das Internationale Lehrpersonal stammt aus dem Umfeld des Theaters und repräsentiert

den Kanon des modernen Theaters; sie kommen u.a. aus Österreich, Italien, Deutschland, Slowakei, USA,

Israel, Polen und Serbien.

Ziel ist die Schaffung eines offenen Begegnungsortes für Menschen aller Kulturen und Traditionen, ein Ort des

Lernens, Austauschens und Einübens in alternative Lebens –und Handlungspraxen, ein Ort für gemeinsames

Lesen, Diskutieren, Experimentieren und „performen“. Das Zentrum soll eine Lücke füllen, da in Österreich

und Europa kaum Schulen für alternatives, experimentelles Theater- und widerständige, non-konformistische

Aktionsformen gibt. Selbst an der Universität Wien (Theater- Film-und Medienwissenschaft) findet jenseits

gelegentlicher Vorträge und Seminare kein regelmäßiger Unterricht in Geschichte und Entwicklung des

internationalen experimentellen Theaters, das – wie das vielbeachtete 100-Jahr Jubiläum der

Antikunstbewegung DADA 2016 zeigt – sich einer stolzen Geschichte erfreut, statt.

Dabei wird „Theater“– dem berühmten Theaterwissenschaftler Richard Schechner folgend – unter einem

„erweiterter Theaterbegriff“ gefasst: „Performance“ wird als Teilbereich des menschlichen „Handelns“

begriffen, denn wir „performen“ unseren Alltag und wir bestimmen selbst, welche Art von (Empowerment-)

„Performance“ die Zukunft unserer Kultur bestimmen sollte. Es geht also auch um politische Bildung im

weitesten Sinn – etwas, das in unserer Gesellschaft rar ist und nicht gelehrt wird, um Empowerment im Sinn

der Selbstermächtigung – ein Auftrag, der uns nicht nur auf der Bühne begleiten sollte, sondern als

Aufforderung gilt zum Ungehorsam und zur Demokratisierung unserer Gesellschaft.

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„Europa neu gründen!“

Unter dem Titel stehen die PETER KREISKY_Europa Gespräche 2017, die nicht nur Kritik ins Visier nehmen, sondern

konkrete Alternativen zur Schaffung eines neuen Europas diskutieren und aufzeigen wollen. Zu fordern ist die

demokratische Erneuerung – die Neugründung – Europas zur Schaffung einer wahrhaft gerechten,

menschenoffenen und freundlichen Politik für alle Menschen auf diesem Kontinent. Es geht um ein anderes,

solidarisches Wirtschaften, um die Umverteilung der Machtverhältnisse und der Ressourcen von oben nach Unten,

nicht wie in der derzeitigen neoliberalen Globalisierung von unten nach oben. Wenn die reichen Gesellschaften des

Nordens die Herausforderung der neuen Völkerwanderungen nicht meistern, so wird der Rechtspopulismus in

Europa überhand nehmen – ein gefährliches „Spiel mit dem Feuer“ (Giorgos Chondros, SYRIZA, Griechenland)!

Auch engagierte Künstlerlinnen und WissenschaftlerInnen sind aufgerufen, sich einzumischen, ihre Arbeit zur

Verfügung zu stellen, um die Welt zu verändern. (s. u.a. Eva Brenner, Hg., ANPASSUNG ODER WIDERSTAND, Freies

Theater heute. Vom Verlust der Vielfalt, 2013).

Dieses Europa hat keine andere Utopie als jene, die sich zwangsläufig aus den Unternehmensbilanzen und Buchführungen ergibt, kein positives Projekt, nur das der shareholders, denen es nur noch um maximale Renditen geht,

denen Bildung und Kultur nur noch als Produktionsfaktor in den Sinn kommen ... Es ist höchste Zeit, die Voraussetzungen für den kollektiven Entwurf einer sozialen Utopie zu schaffen...

- Pierre Bourdieu, Gegenfeuer, 1998

Eine neuartige planetarische Zivilgesellschaft, verbunden in einer geheimnisvollen Bruderschaft der Nacht, erhebt sich aus den Trümmern des Nationalstaates. [...] Sie organisiert den Widerstand.

Sie setzt sich aus den mannigfaltigsten Fronten der Verweigerung zusammen. Diese Kämpfe lassen eine ungeheure Erwartung lebendig werden. [...]

José Martí hat geschrieben: ‘Es ist die Stunde der Brände – wir müssen nur aufschauen zu ihrem Licht.’ - Jean Ziegler, Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher, 2003

Impressionen TRANSFORMANCE_Festival / politisches Theater heute, WUK Wien Projektraum, Oktober 2016

links: © R. Picha, Transformance Festival im WUK Projektraum: Jura Soyfer „Eine Fremde Stadt!" am 19.10.2016, rechts: © R. Picha,

Transformance Festival im WUK Projektraum: Flüchtlingsprojekt „ich möchte bleiben!“ am 22.10.2016

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© R. Picha, Transformance Festival im WUK Projektraum: „Wir sind alle MARIENTHAL!“ am 23.10.2016

links: © R. Picha, Transformance Festival : AUF ACHSE am 25.10.2016, „Wir sind alle MARIENTHAL!“ am 23.10.2016

PETER KREISKY_Europa Gespräch Spezial 2016 „Den Bruch wagen“ im WUK Projektraum mit Benjamin Opratko, Elizabeta Lindner, Eva Brenner, Ivan

Jurica, Johann Kresnik, Kurto Wendt, Lore Heuermann, Marlene Streeruwitz, Walter Baier

Auf die Frage „Was sollen wir tun?“ kann ich wirklich meist nur antworten: „Ich weiß es nicht.“ Ich kann nur versuchen, rücksichtslose zu analysieren, was ist. Dabei wird mir vorgeworfen: Wenn du schon Kritik übst, dann bist du ach

verpflichtet zu sagen, wie man’s besser machen soll. Und das allerdings halte ich für ein bürgerliches Vorurteil. Es hat sich unzählige Male in der Geschichte ereignet, daß gerade Werke, die rein theoretische Absichten verfolgen, das Bewußtsein

und damit auch die gesellschaftliche Realität verändert haben. - Theodor W. Adorno, Vermischte Schriften, in: Gesammelte Schriften 20,1, Frank/M., 1997, S. 404.

LEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 11 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

MARKETING PLAN 2017 (Ivan Pantelic)

short term goals: establishing online presence raising visibility announcing events and shows

long term goals: raising awareness creating a database of prospects/audience crowdfunding

Activities: Beginning of the year establishing profiles on social media/revising the profiles on the existing ones (Facebook, Twitter, LinkedIn, Google+, Pinterest, YouTube) establishing 2 blogs (one on the Fleischerei website, one independent blog) revising website for the promotional purposes creating a base of prepared posts to distribute continually in the following months

Notes: Fleischerei onsite blog provides news, announcements, press releases, vocational articles (commenting theatre, culture and politics/current world affairs) Independant blog supports promotion of Fleischerei and partnering organizations events, provides reviews of cultural events, comments on local and international issues

March-onward: creating free e-book for the purpose of establishing database of target audience analyzing traffic on website/blog/partner websites to continually revise strategy (in terms of language, profiling the appealing content, pinpointing the exact timing to publish various posts)

throughout the year: online marketing: creating engaging content on all communication channels communicating messages on a daily/weekly basis in discourse native to the specific media announcing events and shows commenting on cultural, political affairs locally and worldwide creating custom offers for target audience creating separate web pages/landing pages with unique content for every event

Social Media Dynamics (Ideal conditions) Facebook (3-10 posts per week) Twitter (7+ posts per week) LinkedIn (2+ post per week) Google+ (3+ posts per week) Pinterest (5+ posts per week) YouTube (1+ clips per month)

Blog dynamics (2+ blog entries per month)

LEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 12 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

ZUR GESCHICHTE VON PROJEKT THEATER STUDIO / FLEISCHEREI_mobil 1998 eröffnete die 1991 als Verein PROJEKT THEATER / Wien - New gegründete interdisziplinäre Truppe freier

Theaterschaffender ein neuartiges Labor für experimentelle Theater- und Performancekunst in Wien Neubau. Ziel des

Ensembles für kontinuierliche Entwicklung interaktiver und internationaler Performancepraxen war das Aufgreifen

gesellschaftskritische Texte und Themen. Allen voran Uraufführungen österreichischer Autorinnen (u.a. Marlene

Streeruwitz, Elisabeth Reichart, Margit Hahn) und Bearbeitungen nicht-theatraler Texte Ingeborg Bachmanns, Hanna

Kralls, Werner Schwabs., Else Lasker-Schülers. Jährlich wurden je 2 Hauptproduktionen, Workshops mit ausländischen

Trainern, Special Events und Gastspiele produziert. Es folgte das Theaterprojekt „Auf der Suche nach Jakob“ 2003,

der langfristig konzipierter Projektzyklus „ENDSPIEL in process” (1998-2000), sowie „PHANTOM:LIEBE“ (2000-2003).

Nach einer empfindlichen Budgetkürzung in Folge der sog. Wiener Theaterreform bezog die Truppe den neuen

Aktionsraum FLEISCHEREI in Wien Neubau und begann ab 2004 die konsequente Neuorientierung in Richtung

soziotheatraler Arbeitsformate mit KünstlerInnen, MigrantInnen und Menschen aus NGOs und der Community.

Projektzyklen inkludierten „NICE TO MEAT YOU!/Szenen im Zeitalter von TERROR & COOLNESS“ (2005-2007) oder

kultige Montagabend-Show-Serien mit KünstlerInnen, MigrantInnen aus über 20 Ländern und Marathon-

Performances wie das 10 Tage/10 Nächte Polit-Spektakel HERZ.STÜCKE zum 10. Todestag von Heiner Müller. Weitere

Projekte waren multikulturelle Hochzeitsrituale mit MigrantInnen in Szenelokalen, „migration mondays : KITCHEN

STORIES“, die einige Jahre lief und über 1500 TeilnehmerInnen zusammenbrachte, oder der Theater-Marathon

„ACHTUNDSECHZIG… imagine all the people…“. Ab 2008 wurde der internationale Austausch verstärkt und das

Signature-Projekt als Quintessenz soziotheatraler Arbeitsformen unter dem Titel „AUF ACHSE“ erfunden, das in

Zusammenarbeit mit KünstlerInnen, MigrantInnen, AsylwerberInnnen und KMUs entstand, seitdem jährlich

stattfindet und 2010 den Innovationspreis der IG Kultur Wien (Internationaler Austausch) erhielt.

2010 verstarb unerwartet der Obmann, Mentor und Kurator Peter Kreisky, worauf weitere Budgeteinbußen Mitte

2011 die Schließung der FLEISCHEREI erzwangen. Daraufhin verpasste sich die Truppe eine radikale

Neupositionierung als flexibel produzierendes Theater mit Titel FLEISCHEREI_mobil, gespielt wird seither

nomadisierend an Spielorten quer durch Wien. Es erfolgte eine weitere Öffnung hin zur Community durch Bespielung

öffentlicher Räume, die Inklusion von MigrantInnen und neuer, nicht theatergewohnter Publikumsschichten. Ab 2009

wurde das Projekt UNRUHIGE ZEITEN nach Texten von Ingeborg Bachmann und Paul Celan nach Valencia eingeladen,

und wurde auf mehreren Tourneen präsentiert (Israel, The Arab-Hebrew Theater of Jaffa, Tel Aviv, Universität Haifa).

2006 begann die langfristige dramatische Arbeit an dem Romanfragment von Jura Soyfer, „So starb eine Partei“

(1934), mit einer großen Bezirkstournee des Performancezyklus „Denn nahe, viel näher, als ihr es begreift“, die 2012

und 2014 wiederbelebt wurde „Was draußen lag, war Fremde!“, „Eine Fremde Stadt!“. Außerdem erfolgte die

Expansion der Diskursserie „KUNSTimDIALOG“ in Kooperation mit OKTO.tv, die jährlich mehrere hunderttausend

ZuseherInnen erreicht (seit 2011 als „Peter Kreisky Gespräche“ und seit 2014 unter dem Titel „Peter Kreisky-Europa

Gespräche“). Ab 2011 erforscht Eva Benner ein neues performatives Genre unter dem Label „Transformance“ als

LEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 13 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Schnittmenge von künstlerischer Performance/Kunst und sozialer Aktion, das zu ungewohnten, sozial-politisch

engagierten Arbeitsformen, der Integration neuer Akteure und internationalen Gastspielen führte (u.a. in den USA,

China, Israel). 2014 gab es Aufführungen einer erweiterten Textfassung (Dramatisierungen von Jura Soyfers Roman

SO STARB EINE PARTEI, ein mehrjähriger Zyklus mit neuen Musikvertonungen in einem guten Dutzend Wiener

Bezirken. 2015 folgte eine wesentliche Expansion laufender Projekte (AUF ACHSE, PETER KREISKY_Europa-

Gespräche), das neue Erinnerungsprojekt „DU SEI Wie DU, immer.“ nach Texten von Ilana Shmueli und Paul Celan

(LICHTHOF, MUSA), die Revitalisierung politischer Performance-Formate mit der Produktion „Wir sind alle

MARIENTHAL“, die in Wien und Niederösterreich gezeigt wurde und die deutlich mehr Publikum sowie mediale

Aufmerksamkeit und Kooperationspartner anzogen.

Das Jahr 2016 beinhaltete eine 3. Wien-Tournee mit dem Projekt „Wir sind alle MARIENTHAL““ sowie eine

substantielle Expansion soziotheatraler Konzepte und Projekte mit der Initiation des Flüchtlingsprojekts „Ich möchte

bleiben!“ im Koster Stein, Maria Anzbach. Dort wurden über knapp ein Jahr wöchentliche Theaterworkshops vor Ort

im Flüchtlingsheim abgehalten und die Resultate in Form eines Theaterstücks mit Musik und Gesang sowie

Installation in bislang fünf öffentlichen Performances in Wien und Niederösterreich präsentiert.

Im Herbst veranstaltete das um dutzende GastkünstlerInnen erweiterte FLEISCHEREI_mobil-Team unter dem Titel

„TRANSFORMANCE“ ein Festival für politisches Theater im großen PROJEKTRAUM des Wiener WUKs, das an 8 Tagen

ein einzigartiges Programm non-stop anbot und mehrere Hundert ZuschauerInnen anzog. Konzipiert als Synthese und

Rückblick der letzten 10 Jahre Produktion, bot es komprimiert an einem Ort einen kompakten Überblick über die

politisch brisantesten Theaterprojekte der Gruppe - ergänzt um Workshops, Konzerte, Diskussionen und

Ausstellungen.

Das TRANFORMANCE-Festival soll 2018 wiederholt und danach als biannual Event im Wiener WUK etabliert werden,

erweitert um Gastspiele aus Österreich und dem Ausland. Der dicht besetzte Streifzug durch politisch relevante

Projekte des freien Theaters soll fortgesetzt und ausgebaut werden, sodass auch in Zukunft eine attraktive

Zusammenschau von Projekten an einem zentral gelegenen Ort – und in einem Raum – erlebbar werden soll. Es

versteht sich als Beitrag zur Schaffung eines neuen politischen Theaters auf der Höhe der Zeit. Politisch legt das

Festival den Finger auf die Wunden unserer westlichen Demokratie, die von einer gefährlichen Polarisierung und

einem steten Rechtsruck der gesamten Gesellschaft bedroht ist. Ausgelöst von neoliberaler Austeritätspolitik,

Individualisierung und Entsolidarisierung mündet diese Entwicklung im graduellen Abbau des sozialen Gefüges und in

Radikalisierung. Das Festival erlaubt nicht nur die Verbindungslinien zwischen den derzeitigen Krisenszenarien zu

zeichnen, sondern auch zwischen den Projekten, die trotz unterschiedlicher Themen eine klare Zielrichtung erkennen

lassen: Verändern wir die Welt, sie braucht es!

LEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 14 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

DIE PROJEKTE 2017 im DETAIL

1. Neuproduktion – Uraufführung ELFRIEDE GERSTL

„alles immer: jetzt.“ Benefiz-Performance nach Texte von ELFRIEDE GERSTL HAUS UND HAUT, „KLEIDERFLUG“ u.a. a. Überlebenstexte Regie/Raum: Eva Brenner (A/USA), Regiemitarbeit: Marie Steiner (A), Dramaturgie: Matthias Fallenstein (D), PerformerInnen: Patricia Hirschbichler (A/F), Michaela Adelberger (D), Constance Hyrohs (A), Karim Thiam (SEN), Kari Rakkola (FIN), Walter Nikowitz (A/AR, Gitarre), Modeschau: Raja Schwahn-Reichmann Models: Ensemble und Gäste Ehrenkommitte: Susanne Widl (Café Korb)

sechs jahrzehnte zeigen sich in kleidern sechs das hat einen schönen klang eine dame ging nicht ohne hut die jacke der bacall mit schulterpolster das mieder der monroe - ihr plisseerock

der badeanzug war ein wollener einteiler die plateausohle kam 1940 in mode sechs das hat einen schönen klang grobe schuhe zur arbeit im krieg (S. 7) II 1936 packte mutter den ersten fluchtkoffer per taxi zur oma - vater verlassend in den schränken blieben feine tupfenkleider weissblau - blauweiss - sie mochte sie nimmer [...] 1942 packte mutter den kleinen fluchtkoffer schwarze tuchmäntel aus den 30ern zurücklassend wir werden nicht mehr so viel brauchen sagt sie für mich merkwürdig rätselhaft (S. 8) © 2007 edition splitter, Wien. - Elfriede Gerstl: Kleiderflug. Schreiben Sammeln Lebensräume. 2. erweiterte Auflage. Wien: edition splitter, 2007.

Das Projekt baut auf dem autobiografischem Langgedicht KLEIDERFLUG und dem Schaustück HAUS UND

HAUT (beide 1995 bis 2007)auf, ergänzt von Zitaten aus ELFRIEDE JELINEKS ästhetisch-programmatischen

Text „Ich möchte seicht sein“ (1983). In Kooperation mit dem Café Korb, wo Elfriede Gerstl gute Teile ihres

letzten Lebensabschnitts verbrachte, Freunde traf, diskutierte, Zeitung las, frühstückte, schrieb und Altkleider

trödelte, entsteht eine neuartige Benefiz-Performance, die sich an die Art-Community wie auch MigrantInnen

und die wachsende Asylhilfegemeinschaft richtet; 70% der Einnahmen werden an Flüchtlingsorganisationen

gespendet . Die Texte fokussieren das Verhältnis von Schreiben, Sammeln, Körper, Haut, Haus und Flucht und

eröffnet Debatten über Möglichkeiten und Grenzen unserer Hilfsbereitschaft.

LEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 15 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Titel wie Untertitel KLEIDERFLUG sind motivische Ankündigung des Langgedichts, ein poetischer Bericht über

Erinnertes, Angesammeltes und Lebensräume der letzten 6 Jahrzehnte. Inspiriert erzählt die Autorin von der

Nachbarschaft aus Kleidern, Hüten, Schuhen, Texten – auch ein komponiertes Kleid ist ein Kunststück.

"Kleiderflug", erstmals 1995 erschienen, ist “die kürzeste und prägnanteste Kulturgeschichte der Zweiten

Republik“ (Erich Klein in FALTER 46/99). In ihrer Heimatstadt Wien war Elfriede Gerstl – die „Meisterin des

Beiläufigen“ – ein allseits bekanntes Gesicht, tagtäglich konnte man der Flaneurin und Sammlerin auf ihren

Wegen durch die Innenstadt begegnen. Die Leichtigkeit ihrer Bewegungen durch die Stadt fand eine Kehrseite

in ihren essayistischen Betrachtungen über Schreiben, Wohnen und Sammeln - Reflexionen über beengte

Verhältnisse, über Zuflucht, Zwangs- und Notgemeinschaften – und schließlich ihre Sammelwut.

Suche nach Erinnerungsfetzen

"Ein auf Füßen gehendes Gedicht" hat Elfriede Gerstl sich selbst einmal genannt. Das Tragen und Sammeln

von nostalgischer Mode hat für sie "viel mit Suche nach Erinnerungsfetzen zu tun", erklärte sie einmal im

"Falter"-Interview. Den Naziterror, den sie im Versteck überlebte, hat Elfriede Gerstl in dem Gedicht über

1945 so resümiert: "A bissl gfiacht, a bissl gfreit, endlich ausn Kölla aussegreult." Der Sammlerin Gerstl ging es

ums Finden, Kaufen, Verändern, Verschenken, sie sammelte Kleider und Kochtöpfe, Hüte und Plakate,

Telefonbücher und Zeitschriften, Bücher und Lampenschirme, die ihre Wohnung in der Wiener Innenstadt

besetzten. Der Autor Herbert J. Wimmer, Gerstls Lebensgefährte, dieses fotografierte das Ambiente liebevoll

in seiner Serie "Alfabet des Wohnens“ mit26 Schwarzweißfotos, er bildet das "Trashige" ab, dokumentiert das

kreative Übereinander und Untereinander von Dingen des Alltags. Dieser "Tandelladen" war Gerstls

Lebensraum und Teil des Schaffensprozesses; aber auch Ort der Selbstbehauptung einer Unangepassten.

Einzige Autorin der Wiener Gruppe – Körper, Kleider, Haus und Haut

"Alles was man sagen kann, kann man auch beiläufig sagen": Dieses Zitat von Elfriede Gerstl könnte als Motto

über dem gesamten Oeuvre der Wienerin stehen. Die großen Würdigungen des Literaturbetriebs wurden der

Autorin, die sich als einzige Frau in der Wiener Gruppe behaupten konnte, erst spät zuteil, dafür aber geballt:

1999 erhielt Gerstl sowohl den Erich Fried Preis - den ihr damals die Alleinjurorin Elfriede Jelinek zuerkannte -

als auch den Georg Trakl Preis für Lyrik. 2003 folgte die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien, im Jahr darauf

der Ben-Witter-Preis, für den ebenfalls die Literaturnobelpreisträgerin die Laudatio hielt.

Das Überleben des Kindes in Verstecken vor den Nazis im Wien der 40er Jahre hat sich bei Gerstl als

Phänomen des Transitorischen, der Dislozierung, als ein Leben auf dem Sprung, fortgesetzt. Als Leben auf der

„Umlaufbahn“ hat sie selbst ironisch ihre nächtlichen Caféhaus-Besuche genannt.

LEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 16 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

wer ist denn schon bei dich wer ist denn schon zu hause wer ist denn schon zu hause bei sich wer ist denn schon zu hause wenn er bei sich ist

wer ist denn schon zu hause wenn er zu hause bei sich ist - Elfriede Gerstl, haus und haut, in: ALLE TAGE GEDICHTE, Schaustücke, Hörstücke, 1999, S. 147

Ähnlich der Sprache der Mode ist ihre Sprache des Wohnens. Franz Schuh verzeichnet dazu: „Die Zeit vergeht

wie im Flug, und die Kleider fliegen mit. Das ist der Kleiderflug. Die sogenannten ‚eigenen vier Wände‘ stehen

dem Körper nahe, die Wohnung ist als eine der Häute des Menschen beschrieben worden. Direkt auf der Haut

trägt der Körper die Kleidung. Diese muss gewechselt werden. [...] Gerstls Kleiderflug zeigt, wie atemlos man

dabei wird, wenn man die Zeitspannenn mit den jeweils neuen Stilen auszufüllen hat. (- Franz Schuh,

Kleiderflug Schreiben, Sammeln, Lebensräume, edition splitter, 2007, Nachwort, S. 70.)

Zur Benefiz-Performance „alles immer: jetzt.“

Die Neuproduktion 2016 wird im Laufe des ersten Halbjahres entwickelt und im Herbst im Café KORB als

Benefiz-Performance für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten uraufgeführt. Sie präsentiert eine Performance nach

Texten von ELFRIEDE GERSTL, basierend auf ihr Langgedicht KLEIDERFLUG, das Schaustück HAUS UND HAUT

(beide 1995 bis 2007), sowie Gestl-Gedichte zum Thema Über/Lebens/Kunst und Auszuge aus dem Theater-

ästhetischen Programmtext von ELFRIEDE JELINEK „Ich möchte seicht sein“ (1983). Die Premiere ist Auftakt

des neuen Polit-Theater-Festivals NEXT HORIZON und ROCK THE SYSTEM/young&charming theatre activists.

Die Texte fokussieren das Verhältnis von Schreiben, Sammeln, Körper, Haut, Haus und Flucht: „Ich lese im

Titel des Buches neben dem Kleiderflug auch den Fluch, die Flucht und also die Fuge mit“ (Matthias

Fallenstein, in: KOLIK 64, 2008/09)

Performance Struktur

Die Performance besteht aus 5 Modulen: Ouvertüre im Café, Performance von „alles immer: jetzt.“ im

Untergeschoss/in der art lounge, gefolgt von Modeschau und Auktion sowie Publikumsdiskussion ebenda.

Die Ouvertüre findet im Hauptraum (EG) des Szenelokals „Café Korb“ im 1. Wiener Gemeindebezirk statt, wobei 7

AkteurInnen Gedichte von Elfriede Gerstl an verschiedenen Tischen vortragen. Auf die Performance in der art lounge

– 3 SchauspielerInnen und 2 MusikerInnen setzen den Text „KLEIDERFLUG“ und weitere Langgedichte Elfriede Gerstls

theatral um – folgt die „politische Aktion“ mit einer von der renommierten Malerin-Performerin Raja Schwahn-

Reichmann gestalteten Modeschau und Kleiderauktion prominenter SpenderInnen. Raja Schwahn-Reichmann war

eng mit Elfriede Gerstl befreundet und hat nach ihrem Tod im Jahr 2007 ihren Kleiderfundus mit wertvoller Vintage-

Mode geerbt. Sie wird die Modeschau aus diesem Fundus bestücken und anreichern mit den Spenden des zu diesem

Zweck eingerichteten Ehren-Komitees, das Cafébesitzerin Susanne Widl zusammenstellt. Das lukrierte Geld soll an

eine caritative Organisation fließen, die mit Kriegsflüchtlingen arbeitet und somit direkt „transformativ“ wirken.

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 17 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

„Sammeln verdankt sich wie die Kunst, wie jede produktive Leistung, unter anderem einem Mangel. Das früh Entbehrte kommt als Wunsch nicht zur Ruhe, und wer etwas von dem Vermissten später sich beschaffen kann, muss dennoch daran nicht satt werden." - Elfriede Gerstl, Kleiderflug, 1995

ich möchte niemandem/die maske vom gesicht reisse /ich will nicht sehen/was darunter alles nicht ist.

- Elfriede Gerstl, 2008

Biografien Elfriede Gerstl (1932-2009) wurde als Kind jüdischer Eltern in Wien geboren und überlebte versteckt die NS-Zeit. Sie begann 1955 zu veröffentlichen, brach ihr Medizin- und Psychologiestudium ab und arbeitete als Journalistin und Schriftstellerin. Sie gehörte als einzige Frau der »Wiener Gruppe« an, lebte in den sechziger Jahren in Berlin und kehrte 1972 nach Wien zurück.

Raja Schwahn-Reichmann in Wien-Leopoldstadt geboren, hat an der Akademie der bildenden Künste (Graphik, Konservierung und Technologie) und lehrte mehrere Jahre historische Kunsttechniken, Malen und Zeichnen für Restauratoren. Ihr besonderes künstlerisches Interesse gilt der Geschichte barocker Raumgestaltungen. Mit ihrer in den Raum “eingreifenden” Malerei gestaltete die Künstlerin Festlandschaften für das Wiener Stadtfest, den Life Ball sowie Theater- und Filmprojekte.

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 18 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

2. Soziotheatrales Hauptprojekt AUF ACHSE: LUMUMBA 2017 Interkulturelles Straßentheater und Community Fiesta Mit Texten von Aimé Césaire, Heiner Müller, u.a. Komposition und Life Musik: Prince Zeka / Prince Zeka Accoustic & Ensemble

© R. Picha, Transformance Festival: Straßenprozession AUF ACHSE am 25.10.2016, Währinger Straße

Spielorte: Proberäume des Inst. SCHMIDA, Kulturcafé Siebenstern und umliegende Lokale und Geschäfte. Regie: Martin Minarik (D/SK), Künstlerische Gesamtleitung: Eva Brenner (A/US), Performance: Karim Thiam (SEN), Adama A. Dicko (BF), Rufina Frontin Blackman (TT), Constance Hyrhos (A), David Jarju (GMB), Martin Minarik (D/SK), Walter Nikowitz (A/AR), Maren Rahmann (D), Kari Rakkola (FIN), SAKINA (Kurdistan), Aminata Seydi (SEN/A), Rafiq Varind (ZA), Prince Zeka (DRC) und Flüchtlinge aus dem Projekt ich möchte bleiben!“ Organisation: Constance Hyrohs (A), PR/Pressearbeit: Andrea Munninger (A), Dramaturgische Mitarbeit/Assistenz: Felix Kristan (A), Suzanne Biznar (SK), Technische Leitung: Richard Bruzek (A), Videos/Dokumentation: Bernhard Riener (A), Grafik/Homepage: Alexander Schlögl (A). In Kooperation mit Bezirk Neubau, Radio ORANGE, OKTO.tv, mit Unterstützung von ASYL IN NOT, Verein UTE BOCK, PANAFA – Pan African Forum in Austria, BDFA – Bunte Demokratie für Alle, Kulturcafé Siebenstern, transform!europe. Die Transformance eines Straßentheatermodells 2009-2017

AUF ACHSE stellt ein einzigartiges öko-kulturelles Integrationsprojekt als theatrales Zusammenspiel

interkultureller KünstlerInnen MigrantInnen, Flüchtlingen, NGOs mit KMUs im öffentlichen Raum dar, das seit

2008 in Entwicklung ist und als das Signature-Projekt der FLEISCHEREI_mobil in seiner soziotheatralen Phase

gilt. Es befindet sich seitdem in steter Weiterentwicklung und gewann im Jahr 2010 den Preis der IG KUTLUR

Wien für Internationalen Austausch. Das interkulturelle Polit-Spektakel setzt Signale gelebter Integration und

friedlicher Koexistenz und markiert 2017 einen kritischen Beitrag zur aktuellen Asyl-und Flüchtlingskrise, die

täglich an Brisanz gewinnt.

Ein afrikanisch-europäisches Ensemble zeigt eine Montage aus Best-Of-Szenen der Straßentheaterprozession

AUF ACHSE in den Räumen des Kulturcafé Siebenstern stellt Fragen zu Kultur, Tradition und Geschichte des

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 19 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Kontinents Afrika und thematisiert Aspekte der laufenden Asyl- und Flüchtlingsdebatte. Der Titel „Auf Achse“

ist Programm, er meint die zentrale „Achse“ des Bezirks Neubau und formiert die „2 Achsen“ folgende

Struktur der Arbeit:

1. AUF ACHSE – die soziotheatrale Prozession durch den 7. Bezirk mit kurzen Theaterszenen, Musiken,

Tänzen, Lesungen, Konzerten in Ladenlokalen, Cafés, Restaurants und auf der Straße selbst, die in

interdisziplinären Künstlerwerkstätten erarbeitet werden. 2. DORFPLATZ – ein internationales „Fest der

Vielfalt“ in Kooperation mit lokalen Geschäftstreibenden. Die migrationspolitisch erfolgreiche

Kooperationsplattform basiert auf der nachhaltigen Zusammenarbeit von KünstlerInnen, MigrantInnen,

AsylweberInnen und Geschäftstreibenden im Bezirk. Das partizipative Modell macht alle (Theaterpublikum,

MigrantInnen, PassantInnen, Stammkunden) zu Mitwirkenden eines großen „Theaters gelebter Integration“,

führt die Überwindung von Vorurteilen, Berührungsängsten und Klischees vor. In der Straßentheater-

prozession folgt das Publikum den wandernden AkteurInnen an verschiedene Stationen, angeleitet von

afrikanischen KünstlerInnen kulminierend im Grand Finale mit einem Konzert von „Prince Zeka Acoustic“.

2010 gewann das Projekt den Innovationspreis der IG Kultur Wien (Internationalen Austausch).

Site-spezifisches Theater in Wiens Bezirken – eine Performance zwischen Gestern, Heute und

Morgen, zwischen Europa und Afrika, zwischen Innen und Außen

2017 setzt das AUF ACHSE-Team Teile eines literarischen Stücks auf die Straße und inszeniert Césaires

legendäres Drama über den kongolesischen Freiheitshelden und Revolutionär LUMUMBA („Une Saison au

Congo“, 1965), das als Klassiker der afrikanischen Literatur gilt. Diese steht im Kontrast zu Heiner Müllers

revolutionären, schwarzen Ex-Sklaven SASPORTAS aus dem Polit-Thriller „Der Auftrag“ (1979). Szenen aus

dem von 2015 bis 2016 als work-in-progress in Arbeit befindlichen Projekts werden fortgeschrieben und

aufgeladen mit neuen Szenen, Liedern, Tänzen und Musik. Ein interkulturelles Ensemble aus afrikanischen und

österreichischen Schauspieler-Sängerinnen präsentiert Auszüge aus den Stücken über die Ursachen und

Folgen der Kolonisierung Afrikas und gescheiterter Revolutionen. Die Straßentheaterprozession setzt sich

ferner mit den Themen Asyl/Asylgesetzgebung/Menschenrechte auseinander, die 2017 um neue Aspekte

erweitert und diskursiv vertieft wird, um die Geschichte der Kolonisierung bis zu den zeitgenössischen

Migrationsströmen nachzuzeichnen.

Der als international aufstrebende, in Wien lebende kongolesische Sänger und Komponist PRINCE ZEKA hat

bereits für das Projekt AUF ACHSE 2015 und 2016 die Theaterrolle des Lumumba übernommen – einer

historischen Figur, der er sich biografisch nahe fühlt, ist er doch im Umfeld von Lumumba aufgewachsen und

hat sein Vater als Diplomat mit Lumumba gearbeitet. Künstlerisch setzt sich Prince Zeka intensiv in seinen

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 20 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Texten und Liedern mit Lumumba auseinander. Patrice Lumumba war der erste Kongolesischen

Premierminister des unabhängigen Staates, 1961 grausam ermordet.

Waisen sind wir, arm und verbannt, Schwarze Nacht, Wege im Sand,

Mächtiger Hott, wo finden wir Land? Kongo, Vater, wer reicht uns die Hand?

- Patrice Lumumba, Hymne der Kimbangisten, aus: Aimé Césaire, IM KONGO,

Ein Stück über Patrice Lumumba Mit einem Essay von Jean-Paul Sartre, Wagenbach Verlag, 1966, S. 27

Aime´Césarie (1913-2008) gilt als einer der wichtigsten anti-kolonialistischen Autoren und Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1913 in Basse-Pointe auf Martinique geboren, besuchte die Ecole Normale Supérieure in Paris, war Bürgermeister von Fort-de-France (Martinique) und lebte bis zu seinem Tod 2008 in Paris und Fort-de-France. Heiner Müller (19129-1095), geb. in Eppendorf (Sachsen) geht nach dem Krieg freiwillig in die DDR. 1965 trifft sein Stück „Der Bau“ beim 11. Plenum des ZK der SED auf Kritik. Heiner Müller erhielt 1959 den Heinrich-Mann-Preis, 1965 die Erich-Weinert-Medaille, 1973 den Lessingpreis, 1970 und 1976 den Kritikerpreis der Berliner Zeitung, 1979 den Mühlheimer Dramatikerpreis, 1985 den Georg-Büchner-Preis, 1986 den Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur 1. Klasse und den Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1990 den Kleist-Preis, 1994 den europäischen Theaterpreis. Von 1990 war Müller Präsident der Akademie der Künste der DDR, bis diese 1993 aufgelöst wurde. Müller starb 1995 in Berlin.

Fotos © R. Picha, AUF ACHSE 2015, Prince Zeka, Ensemble, Siebensternplatz

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 21 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

3. MARIJA - konzertante Performance nach dem Stück von Isaac Babel Projekt zum 100. Jahrestag der Russischen Revolution in Kooperation mit Perinetkeller Wien Regie: Eva Brenner (A/USA), Ivan Pantelic (SRB), Raum: Eva Brenner (A/USA), Richard Bruzek (A), Video-Dokumentationen: Markus Bachmaier (A), Kostüme: Markus Kuscher (A), Performance: das Ensemble plus Flüchtlinge aus dem Flüchtlingsprojekt „Ich möchte bleiben 2!“ Zeit: Oktober 2017 Ort: Perinetkeller, 1020 Wien MARIJA – Stück und Interpretation

Durch die Oktoberrevolution ist die Familie eines zaristischen Generals zu Außenseitern der Gesellschaft geworden.

Ihr Niedergang ist nicht mehr aufzuhalten, auch nicht durch die Bekanntschaft mit einem neureichen, jüdischen

Geschäftemacher. Die einzige Hoffnung liegt in der Titelheldin „Marija“, der Tochter des Generals, die sich der

Russischen Revolution angeschlossen hat und irgendwo an der Front weilt. Ihre Schwester wiederum schmeißt sich

skrupellosen Geschäftemachern des Schwarzmarktes in die Arme.

„Marija“ ist die große Abwesende, sie taucht in diesem post-revolutionären Drama niemals auf, dennoch wird sie

wie aus weiter Ferne bewundert, idealisiert und gefürchtet. Alle warten auf sie, sie wird zitiert, in sie werden die

Hoffnungen der Familie und Freunde, die unter den Folgen des gewaltsamen Umsturzes leiden, projiziert. Warten

ist gewissermaßen Dauerzustand dieses Dramas, darin erinnernd an existentialistische Dimensionen von „Godot“ in

Becketts gleichnamigen Stück. Dauernd zitieren die auf Geschichte wartenden dramatis personae „Marija“. Sie

symbolisiert ein Ideal auf der Höhe der Zeit, das für die andren unerreichbar geworden ist. Als Einzige hat sie sich

der Revolution angeschlossen – in einer berührenden Szene verliest ihre Schwester einen Brief von ihr, ein

berührendes Zeugnis der glanzlosen Seiten revolutionärer Arbeit.

Das Stück „Marija“ ist – aus Rückblick im Jahr 2017 – ein außerordentlich aktuelles, radikal-kritisches, episch-

dialektisches Stück, das die Dekadenz einer strebenden Gesellschaftsschicht genauso wie früh-antistalinistische

Abweichungen revolutionärer Ziele visionär in den Blick nimmt. Als intimer Einblick in das Leben und Wirken von

Menschen in Zeiten der Auf- und Umbrüche, schildert es die die Zustände in der Metropole St. Petersburg kurz

nach der Russischen Revolution, durchdrängt von Hoffnungen, Ängsten und dem Unvermögen der bürgerlicher wie

aristokratischen Klassen, die Folgen der revolutionären Ereignisse abzuschätzen. Babel kennt diese Menschen

passgenau, er überliefert sie dem großen historischen Lachen, und dennoch zeichnet er sie mit großer Empathie. Es

sind die tragischen Antihelden, die den Anschluss an das Neue verpassen und in ihren Lebensentwürfen scheitern.

Kaum ein anderer Leningrader Autor, auch nicht Tolstoi, hat laut Literaturwissenschaft so entlarvend und trefflich

über die eigene Stadt geschrieben. Isaak Babel verfasste sein Stück 1935, vier Jahre vor seiner Verhaftung, da er

beschuldigt, für den Westen spioniert zu haben. Am 27. Januar 1940 wurde er im Gefängnis Butyrka erschossen.

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 22 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

„Marija“ ist ein überaus dialektisches Stück, das ein Fragezeichen der „Geschichte“ theatralisiert in der

Verkörperung einer realen Person, die zugleich Metapher für revolutionäre Veränderung und Transformation ist.

Sie steht als Figur der Zeitenwende, die Parallelen zu der unsrigen aufweist. Das macht eine heutige Produktion des

Stückes hochaktuell im Sinn von Antonio Gramscis Diktum: "Eine Krise besteht darin, dass das Alte stirbt und das

Neue nicht geboren werden kann." (Gefängnishefte, Band 6, § (53), Punkte zum Nachdenken über die Ökonomie,

Argument-Verlag; Erstveröffentlichung: 1948)

Isaac Babel (1894-1940)

… war ein russischer Prosadichter und Journalist jüdischer Herkunft geborgen als

Isaak Emmanuilowitsch Babel. Babels bekanntestes Werk ist der 1926

veröffentlichte Erzählband Die Reiterarmee. Nach anfänglichen Erfolgen in der

jungen Sowjetunion fiel er den stalinistischen Säuberungen zum Opfer und wurde

1940 oder 1941 hingerichtet. 1954 wurde er rehabilitiert.

Isaak Babel wurde 1894 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in der Moldawanka

geboren, dem Armen- und Judenviertel der ukrainischen Hafenstadt Odessa. Nach

dem Besuch des Gymnasiums in Odessa ging er an die nach dem Zaren Nikolaus I angesehene Wirtschaftsschule

von Odessa, gleichzeitig nahm er Unterricht in Hebräisch, Bibel und Talmud. Da ein Studium an der Universität für

Odessa wegen der Quote für Juden nicht möglich war, ging Babel nach Kiew um an dortigen Institut für Ökonomie

und Finanzen tz studieren.

Nach dem Abschluss seines Studiums 1911 zog Isaak Babel nach Petersburg, wo er die Bekanntschaft des

russischen Schriftstellers Maxim Gorki machte. In Gorkis literarisch-politischer Monatszeitschrift „Letopis“

erschienen 1916 die ersten beiden Erzählungen Babels, die ihm von Seiten der zaristischen Zensoren eine Anklage

wegen Obszönität einbrachten. Maxim Gorki, der zu den berühmtesten Schriftstellern Russlands zählte, förderte

den jungen Autor und ermutigte ihn die Welt kennenzulernen.

Isaak Babel nahm auf der Seite der Revolutionäre am russischen Bürgerkriege teil, nachdem Maxim Gorki ihm riet

sich freiwillig bei der roten Armee zu melden. Im Frühjahr 1920 begab er sich als Kriegsberichterstatter an die Front

des Russisch-Polnischen Krieges. Dieser Krieg, der offiziell nie erklärt wurde, war ein klassischer Eroberungsfeldzug,

der am 8. Mai 1920 mit dem Angriff polnischer Truppen auf Kiew begonnen hatte. Der Krieg endete mit einer

verheerenden Niederlage für die rote Armee.

Im Anschluss war Isaak Babel in der sowjetischen Verwaltung und als Journalist tätig. Ab 1924 erschienen seine

Erzählungen in der legendären futuristischen Literaturzeitschrift „LEF“. In diesen Erzählungen hat Babel seine

Kriegs- und Bürgerkriegserlebnisse verarbeitet. Seine Geschichten galten als ungewöhnlich und erregten Aufsehen.

Zum größten Teil wurden diese Erzählungen 1926 in den Band „Budjonnys Reiterarmee“ aufgenommen, durch

dessen Veröffentlichung Isaak Babel mit einem Schlage weltberühmt wurde. Babel verzichtete in seinen

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 23 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Erzählungen darauf, die Niederlage der Roten Armee nachträglich zu heroisieren, was ihn in den Augen wichtiger

kommunistischer Parteifunktionäre zur verdächtigen Person machte.

Nur durch die Intervention Maxim Gorkis konnte die Vernichtung des Bandes verhindert werden. Zwischen 1921-

1924 entstand der Erzählband „Geschichten aus Odessa“. Darin beschreibt Isaak Babel das Leben der Menschen in

der Moldawanka. Nach den großen Erfolgen Mitte der zwanziger Jahre ließ Isaak Babels Schaffenskraft rasch nach.

Da er ab 1929 von der sowjetischen Literaturkritik heftig angegriffen wurde, verzichtete er auf die Veröffentlichung

seiner literarischen Arbeiten. Er veröffentlichte noch zwei Bühnenstücke über das Leben der Juden:

„Sonnenuntergang“ (1928) und „Marija“ (1935). Außerdem schrieb er mehrere Drehbücher. Sein letztes Werk, das

in der Sowjetunion erscheinen konnte, war eine Huldigung für Maxim Gorki, die im Almanach „21 Jahre nach der

Revolution“ (1938) gedruckt wurde.

Am 15. Mai 1939 wurde Isaak Babel in seiner Datscha im Dorf Peredelkino nach einer Denunziation um 5 Uhr

morgens verhaftet und im politischen Gefängnis Lubjanka in Moskau inhaftiert. Er wurde vom Volkskommissariat

für innere Angelegenheiten (NKWD) beschuldigt, für den Westen spioniert zu haben. Im Zuge der Stalinschen

Massenmorde wurde er am 16. Januar 1940 verurteilt und am 27. Januar 1940 im Gefängnis Butyrka erschossen.

Babels Witwe Antonina Nikolajewna erfuhr erst 15 Jahre später von seinem Tod - vorher wurde ihr immer wieder

die falsche Information gegeben, dass ihr Mann noch am Leben sei - und die volle Wahrheit gar erst 1988. Erst

1954 wurde Babel öffentlich von den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen freigesprochen.

Ansätze einer theatralen Umsetzung: Vom Spiel mit dem Warten

Die Performance findet im leergeräumten Perinetkeller statt und breitet sich sukzessive im ganzen Raum aus. Es

gibt keine Trennung zwischen AkteurInnen, die sich primär aus Laien zusammensetzen, und dem Publikum. Auch

Flüchtlingen mischen darunter, rekrutiert aus der Gruppe des FLEISCHEREI_mobil Flüchtlingsprojekts „Ich möchte

bleiben 2!“.

Korbstühle, Liegestühle, Sofas stehen verstreut herum, daneben auf Tischchen und auf dem Boden mehrere

Samoware, aus denen immer wieder Tee geschenkt wird – auch an das Publikum. Die Samoware geben dem

Ambiente eine angenehm wohnliche Atmosphäre, sie steht im Kontrast zur Leere des Raumes. Leichter Orangen-

und Teergeruch verbreitet sich, sanfter Nebel trübt das Licht, das aus Hängelampen fällt.

8-10 AkteurInnen spielen alle Rollen, der Text wird verkürzt, editiert, manche Rollen zusammengelegt. Die an

Tschechow gemahnende Mannschaft ist in Decken gehüllt, trägt warme Wollwesten, Mützen, schweres

Schuhwerk, Pantoffel. Man sitzt vereinzelt in den nicht zusammenpassenden Sitzgelegenheiten, manchmal

wechseln sie ansatzlos ihre Plätze. Alles geht sehr langsam vor sich, nach dem Takt der „russischen Seele“, getragen

von Wehmut, Trauer, dem Gefühl, hier unten im Keller von der Welt vergessen worden zu sein. Man liest, raucht,

singt, musiziert, trinkt Tee – und wartet. Dann plötzlich steht jemand auf, geht hinaus auf die Straße, spricht von

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oben auf der Eisentreppe in den Raum hinunter, kommt wieder zurück.

Nichts bewegt sich, nur der Text läuft voran, ein Lied erklingt. Marija erscheint nicht.

Die Texte hängen an den Wänden oder hängen an großen transparenten Rollen von der Decke. Es ist eine

konzertante Performance - immer wieder schauen die SpielerInnen auf ihre Texte.

In kurzen Entre Actes ertüchtigen sich die jüngeren im Ensemble in Meyerholdschen Körperübungen – ein Verweis

auf die fernab stattfindende Russische Revolution, unterstützt von radikalisierten KünstlerInnen, deren Einfluss auf

die Moderne enorm war und bis heute spürbar ist. Die Ertüchtigungen haben ironische Qualität, sind mimetischer

Abgesang auf eine Revolution, ein Aufruhr in der warmen Stube, Rebellion reduziert auf Codes auf dem Niveau der

Kunst. Für viele aus der Mittelschicht, die zwar revolutionär denken und sprechen, aber nicht handeln, eine

bequeme Ausflucht, die unsere Zeitgenossenschaft ins Auge fasst. Eine Avantgarde, der ihr Boden entzogen

worden ist.

Über die leeren Backsteinwände huschen ab und an schwarz-weiße Filmeausschnitte aus Dokumenten der

Russische Revolution – im Loop sieht man laufende Menschen mit Gewehren, manche die Treppe von Odessa

hinunterstürzend, marschierende Soldaten… Die versammelte Gesellschaft nimmt keine Notiz davon.

Flache Pappfiguren, die weibliche RevolutionärInnen darstellen (Olympe de Gouges, Rosa Luxemburg, Berta von

Suttner, Angela Davis), stehen und lehnen achtlos umher. Manchmal spricht ein/e SpielerInnen zu einer von ihnen

– sie geben einen sarkastischen Kommentar zu aktuellen Wahlkämpfen wie in den USA ab.

„Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“

Mit diesem Satz aus ihrem unvollendeten Manuskript vom September 1918 über die russische Revolution ist Rosa

Luxemburg als freiheitliche Sozialistin weltbekannt geworden.

Unsichtbar für ihre KommilitonInnen sitzt. die im Stück abwesende Protagonistin. Marija auf einem erhöhten Stuhl

in der Nähe des Kellereingangs. Bisweilen zitiert sie aus Luxemburgs Text, dann wieder schweigt sie oder singt ein

kurdisches Lied; wenn sie singt – leise und wehmütig – halten alle anderen inne, hören zu - Irgendwo in weiter

Ferne geschieht etwas Außerordentliches, das ihr Leben verändern wird, das wissen sie. Aber sie sind nicht dabei…

Das ist der aktuelle Bezug des Stücks, das in seinem manchmal penetranten Naturalismus auch altmodisch

anmuten kann. Dramaturgisch auf den heutigen Stand gebracht, leicht gekürzt und editiert ist der Text jedoch

politisch hochaktuell: auch wir in unseren westlichen Gesellschaften, im Norden, fürchten uns, warten ab, tun

nichts. Wir fürchten uns vor den “Anderen“ aus dem Süden, vor Massenzuwanderung, sozialem Abstieg, dem

Verfall der Kultur, dem Abgesang der Demokratie, der Überalterung, dem Klimawandel…

Wir fürchten, dass eine Revolution kommt – oder vielleicht doch ein neuer Faschismus!

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 25 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Drei Textebenen werden verschränkt und laufen in Loops ab:

1. „Marija“, Auszüge aus dem Stück (Hauptebene)

2. Zitate von Rosa Luxemburg (Die Russische Revolution, 1918)

3. Persönliche Kommentare der Beteiligten über Revolution und das heutige Weltgeschehen

Sowohl die Wiederholungen der Handlungen, szenischen Vorgänge und Textschielfen wie auch ihre Variationen

gemahnen an Beckett-Stücke - es könnte auch ein „Warten auf Godot“ sein, das hier vorexerziert wird…Anstatt die

Figur der Marija bloß am Ende auftreten zu lassen, oder sie ganz als Abwesende zu behaupten, ist sie hier

durchgängig präsent, wenn auch für die anderen dramatis personae unsichtbar. Sie singt, spricht, rezitiert,

protestiert… aber sie wird nicht gehört! Frauen sind in der heutigen Welt präsenter denn je – ja, sie haben sogar

Chancen Präsidentinnen der mächtigsten Nationen zu werden! Aber hat die Welt sich gravierend verändert?

Konnten die vielen RevolutionärInnen in der Geschichte, die von einer besseren, gerechteren Welt nicht nur

träumten, sondern sie aktiv vorantrieben - ob Rosa Luxemburg, La Passionaria oder Merdeces Sosa – ihre Ziele

erreichen? Und wenn nicht – was hat sie daran gehindert?

Dramaturgisch verweist die signifikante Abwesenheit der revolutionären Hauptfigur „Marijas“, die sehnsüchtig

erwartet und in aller Munde ist, deren politische Entscheidung jedoch niemand nachvollziehen kann, stellt eine

Parallele zur Stagnation und dem Unwillen heutiger Mittelschichten Europas dar, die sich dem Bruch mit dem

System verweigern. Wie damals sitzt man in d er warmen Stube, wartet, trinkt Tee, analysiert und kritisiert– aber

man geht nicht hinaus auf die Straße und mischt sich ein. Dieser Beharrungswillen der „guten Gesellschaft“ der

zivilisierten Welt heute, die den Ton angibt, verdankt sich sowohl politischem Unwissen, Ignoranz und mangelnder

Empathie mit der von wachsender Armut, Entrechtung und Entdemokratisierung bedrohten Massen an Armen.

Wenn Theater die Welt verändern will, so sollte es dazu da sein – auch dazu! –, auf dieses gigantische

geschichtliche Scheitern hinzuweisen, auf ein Szenario vor, während und nach der Russischen Revolution, die das

Feindbild aller Bourgeois war und ist sowie bereits zweimal beinah in die totale Katastrophe geführt hat. Es sollte

einen Weckruf formulieren bevor es zu spät ist – denn nach dem 3. Weltkrieg wird unserer schönen Welt nichts

oder nur mehr sehr wenig übrig geblieben sein!

[Es ist] eine offenkundige Tatsache, daß ohne freie ungehemmte Presse, ohne ungehindertes Vereins- Versammlungswesen gerade die Herrschaft breiter Volksmassen

völlig undenkbar ist… Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei- mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer nur Freiheit

der anders Denkenden… Das öffentliche Leben der Staaten mit beschränkter Freiheit ist eben deshalb so dürftig, so armselig, so schematisch, so unfruchtbar, weil es sich durch

Ausschließung der Demokratie die lebendigen Quellen allen geistigen Reichtums und Fortschritts absperrt… Der einzige Weg zur Wiedergeburt ist die Schule des öffentlichen

Lebens selbst, uneingeschränkte, breiteste Demokratie, öffentliche Meinung. - Rosa Luxemburg, Die russische Revolution, in: Politische Schriften, Frankfurt/m. 1968

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4. PETER KREISKY_Europa-Gespräche 2017: „Europa neu gründen!“

© E. Handl, FLEISCHEREI, 2008

„Demokratie braucht einen langen Atem“, schreibt Peter Kreisky in seinem Buchbeitrag zu Die Fantasie und die Macht, 1968 und danach, Hg. Raimund Löw, Czernin Verlag, 2007

Kuratorium: Eva Brenner (A/USA), Walter Baier (A), Hannes Hofbauer (A), Video/Dokumentation: Bernhard Riener (A), Michael Seidl (A), Projektorganisation: Felix Kristan (A), PR- & Pressearbeit: Andrea Munninger (A), Technik/Ausstattung: Richard Bruzek (A), Grafik/Homepage: Alexander Schlögl (A). Die seit knapp 16 Jahren im Aufbau befindliche Gesprächsserie KUNSTimDIALOG der FLEISCHEREI/später

FLEISCHEREI_mobil, wurde seit den Anfängen 1998 im alten Projekt Theater STUDIO zur erfolgreichen und

weithin beachteten diskursiven Plattform für radikale, offene, system-kritische Diskussionen zum Verhältnis

von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Politik ausgebaut. Bei kultur/politisch-Interessierten hat sie mittlerweile

Kultstatus als alternative Diskursplattform. Seit 2012 finden die Gespräche unter dem Titel „Peter Kreisky

Gespräche“ – in Hommage an den Mit-Kurator, Ko-Moderator und Förderer des Formats, Peter Kreisky –

statt. Konsistent, mutig und aktivistisch wird nicht nur offen Kritik geübt am gesellschaftlichen Status-Quo,

sondern werden Wege in die Zukunft gesucht, um der heimischen Kulturszene neue Impulse zu geben, die

sich im Kontext des neoliberalen Umbaus der Gesellschaft in einer fortschreitenden Krise befindet.

links: PETER KREISKY_Europa Gespräche 1 2016 im Kulturcafé 7*: Barbara Steiner, Thilo Janssen, Eva Brenner, Walter Baier, Adam Markus - rechts: PETER KREISKY_Europa Gespräche 2 2016 im Kulturcafé 7* mit Richard Schuberth, Sakina Songül Beyazgül, Robert Misik und Katerina Anastasiou

Nach dem unerwartet frühen Tod von Peter Kreisky (1944-2010) – Sozialökonom, Menschenrechtsaktivist,

langjähriger Mitarbeiter der AK Wien sowie Co-Kurator und Obmann des Theaters – wurden die Gespräche

umbenannt zu „PETER KREISKY_Gespräche“ und stehen im Zeichen einer aktiven Vernetzung von Kunst,

Kultur mit demokratiepolitischer Basisarbeit. Seit dem Jahr 2014 widmet sich die Gesprächsserie unter dem

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neuen Titel „PETER KREISKY_Europa-Gespräche“ den aktuellen Themen von Demokratie- und Kulturkrise/n

vor dem Hintergrund der laufenden „Großen Krise“, die nach einigen Jahren ihren Höhepunkt noch nicht

erreicht zu haben scheint. Dieser Fokus wird auch 2017 fortgesetzt – so sind in diesem Rahmen vier bis sechs

Diskussionen mit prominenten ExpertInnen im Kulturcafé Siebenstern in Planung. Die Gespräche sind

Kooperationen der FLEISCHEREI_mobil, des Kulturcafé Siebenstern, des Europäischen Think-Tanks

transform!europe und dem lokalen TV-Sender OKTO.tv. Sie werden einerseits im lokalen Rahmen des

Kulturcafé Siebenstern, in befreundeten Cafés, Veranstaltungsorten der Bezirke oder bei OKTO.tv

aufgezeichnet. In Kooperation mit OKTO.tv werden die Gespräche regelmäßig mehrmals ausgestrahlt

(Schnitt/Nachbereitung gesponsert von OKTO.tv). Die Zuschauerzahl erreicht dzt. jährlich ca. 444 000!

Programm Gespräche 2017 (Alle DiskussionsteilnehmerInnen gelten derzeit als angefragt!)

1) PETER KREISKY_Europa-Gespräch 6: März 2017 - Neue Reproduktionstechnologien: Chancen – Grenzen – Risiken In den vergangen Jahren war in Österreich eine Reihe von gesetzlichen Regelungen in Bezug auf die sog. Fortpflanzungsmedizin Teil einer heftig geführten öffentlichen Diskussion. Veränderungen wurden im Parlament bereits beschlossen, so wurden auch Adoption und Obsorge teilweise neu geregelt. Der Zusammenhang all dieser Bereiche besteht in einer weitreichenden gesellschaftspolitischen Frage: danach, wie liberalisiert oder geregelt, wie sehr der Natur überlassen oder technisch bewerkstellig die menschliche Fortpflanzung sein soll, wie sehr Frauen von den neuen Regelungen betroffen sind, und welche Rolle die Frauenbewegung in dieser Diskussion spielt. Moderation: Eva Brenner, Walter Baier, TeilnehmerInnen: Nadja Trallori (Univ. Wien, feministische Wissenschaftlerin, Politologin, Autorin, Aktivistin), Bärbel Danneberg (A, Journalistin, Autorin, Feministische Aktivistin, Plattform 20 0000 Frauen), Alexandra Weiss (Univ. Innsbruck, Politologin), Marlen Schachinger (Autorin), Dr.med. Wolfgang Clementi (Arzt, Reproduktionsexperte).

2) PETER KREISKY_Europa-Gespräch 1: Mai 2017 – Zukunft der Migration Wir wollen erneut der Frage nachgehen, warum Millionen in Syrien, Afghanistan, Pakistan, aber auch auf dem Balkan und in einer Reihe afrikanischer Länder sich auf den Weg in europäische Zentren machen. Inwieweit hat diese „Völkerwanderung“ mit - meist von der NATO - geführten Kriegen zu tun und welche Rolle spielen liberale Handelsverträge, die Bauern und Fischer in ihrer Existenzgrundlage bedrohen. Auch Gedanken über die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Flucht-bewegungen in den Herkunfts- und den Zielländern stehen im Mittelpunkt dieses Gesprächs. Moderation: Eva Brenner, Hannes Hofbauer, TeilnehmerInnen: Alexander Novak (SOS Mitmensch), Michael Genner (Asyl in Not), Anny Knapp (Asylkoordination), Majid Jafari (Afghanistan Asylwerber/ subsidiär Schutzberechtigt, Innenarchitekt).

3) PETER KREISKY_Europa-Gespräch 6: Oktober 2017 – Das syrische Dilemma und unsere Ohnmacht Aus lokalen Unruhen im März 2011 hat sich ein Bürgerkrieg entwickelt, der auch für intensive Beobachter der Szene immer unübersichtlicher wird. Mittlerweile ist ein Flächenbrand durch das Land gezogen, der hunderttausenden Menschen das Leben gekostet und Millionen zur Flucht getrieben hat. Seit der Islamische Staat im Süden und Kurdenmilizen im Norden autonome Verwaltungen etabliert haben, kann von einem einheitlichen syrischen Staat nicht mehr gesprochen werden. Wir gehen der Frage nach, wie es zum rasend schnellen Zerfall der syrischen Staatlichkeit kommen konnte und welche inneren/äußeren Faktoren dafür verantwortlich sind. Wer steht hinter den sich bekämpfenden Gruppen und welche geopolitisch/wirtschaftlichen Interessen spielen dabei eine Rolle. Moderation: Eva Brenner, Hannes Hofbauer, TeilnehmerInnen: Karin Kneissl (Nah-Ost Expertin), Leo Gabriel (Anthropologe, Journalist), Tyma Kraitt (Autorin, Journalistin), Thomas Schmidinger (A, Politikwissenschaftler, Univ. Wien, Forschungsschwerpunkte u.a. Naher Osten und Politischer Islam).

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4) PETER KREISKY_Europa-Gespräch 6: Dezember 2017 – Kunst, Kultur und Politik: Was ist der neue Realismus? Der kroatische Philosoph Srecko Horvath spricht von einer Zeit „nach dem Ende der Geschichte“, Kulturwissenschaftler (Markus Gabriel, Bernd Stegemann, Maurizio Ferraris) von einem „Neuen Realismus“, der im Begriff ist, die Ära der Postmoderne/Postdramatik zu überwinden und abzulösen. Damit wird auch das Ende der fundamental un- bzw. a-politischen, rein ästhetischen Ausrichtung in Kunst, Kultur und Wissenschaft eingeläutet, die Ausdruck neoliberaler Ökonomien, Denkschulen und Diskurse war. Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek spricht gar von einer Rückkehr utopischer Hoffnungen wie sie im marxistischen Diskurs verankert sind. Sind die formal-ästhetische orientierten Avantgarden des 20. Jahrhunderts, die in ihren Anfängen fast ausnahmslos politisch progressiv verortet waren, an ein Ende gelangt? Oder gilt es vereinzelte Errungenschaften avantgardistischer sowie marxistischer Strömungen „aufzuheben“ und der Synthese eine neue Form zu geben? Wir fragen, um welchen „Realismus“ es handelt: Ist er eine Rückkehr zu einer dialektischen Ästhetik wie im epischen Theater eines Bertolt Brecht, der Realismus nicht als Stil sondern als Methode behauptete? Oder ist eine neu zu schaffende realistische Betrachtungs- und Darstellungsweise in Kunst und Kultur gemeint, die von der Existenz materieller Wirklichkeit ausgeht und eben erst ihr Haupt erhebt? Und wie sieht er in den verschiedenen Disziplinen aus, der „neue Realismus“? Moderation: Eva Brenner, Walter Baier, TeilnehmerInnen: Marlene Streeruwitz (Autorin), Songul Beyazgul (Kurdistan, Sängerin), Robert Sommer (Journalist, Autor, AUGUSTIN Gründer), Ula Schneider (Bildende Künstlerin, Leiterin SOHO in Ottakring), Kurto Wendt (Autor, Aktivist), Erwin Riess (Autor). Die Themen für die Europa-Gespräch 5/6: Islam und der Nahe Osten, Wo geht’s hier zum Aufschwung?

Fotos © Blind Spot E², KUNSTimDIALOG Gespräche Frühjahr, Herbst 2010, Jahreszyklus der FLEISCHEREI: “ART OF LIFE_transition”

Stephan Schulmeister, Marlene Streeruwitz, Peter Kreisky, Radovan Grahovac, Peter Kreisky, Wolfgang Petritsch, Radovan Grahovac

PETER KREISKY_Europa-Gespräch 3/2014: Das Erbe des 12. Februar 1934 und das Rote Wien, Publikumsdiskussion mit Zeitzeugen

Walter Stern und den Kuratoren des „Waschsalon“ im Karl-Marx-Hof, Lilli und Dr. Werner T. Bauer, Moderation: Eva Brenner

Die Gegenwart ist charakterisiert durch andauernde und verschärfte Probleme sowie durch mangelnde Bereitschaft, diese mittels tief greifender Reformen zu lösen. (...) Der heute weit verbreitete ökonomische Spielraum macht dieses Versagen, oder

besser: diesen Mangel an Bereitschaft noch skandalöser. [...] Jene, die zumeist unkritisch den Mund zu Gunsten der Globalisierung vollnehmen, sind häufig auch jene, die ihre Mitverantwortung für negative Folgen diese ungebremsten Prozesses [der Kapitalisierung] zurückweisen. Die Überwindung wohlstandschauvinistischer, biedermeierlicher Denk und Verhaltensmuster

... könnte angesichts dauerhafter Arbeitslosigkeit und gesellschaftlicher Spaltungstendenzen Auswege aus der Sackgasse weisen. Zugleich dient soziales Engagement der Überwindung allgegenwärtiger Sinnkrisen“.

– Peter Kreisky, aus: FÜR EIN BESSERES ÖSTERREICH IN EINEM BESSEREN EUROPA (Irene Harand und was man von ihr lernen könnte), in: 100 Vorschläge für ein besseres Österreich, Ephelant Verlag 2006, S. 115-140

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 29 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

5. TRANSFORMANCE_school&academy – inter/aktives Lern-und Handlungszentrum

2017: Phase 1 Mit der Gründung der TRANSFORMANCE_school&academy – inter/aktives Lern-und Handlungszentrum

Wien (TSA) geht es nicht primär um Theater und professionelle Performance, sondern um die Schaffung eines

offenen Begegnungs- und Bildungsortes für Menschen aller Kulturen und Traditionen. Die

TRANSFORMANCE_school&academy soll ein Ort sein, an dem Menschen aller sozialen Schichten

künstlerische Praktiken, kulturelles Wissen und politische Handlungsfähigkeit erlernen können und sollen.

Frei nach dem Motto der New Yorker „UX“ (https://allstars.org/ux/) – einer revolutionären University of the

Streets – soll die Schule kulturelle und politische Bildung für Jugendliche und Erwachsene bereitstellen. Im

Zentrum stehen regelmäßige, fortlaufende Kurse in verschiedenen Disziplinen wie Physical Theater, moderner

Tanz und Musik, Yoga und Kampfkunst, Text und Diskussion - ergänzt um Lectures, Gastkurse und Workshops

mit besonderen Schwerpunktinhalten.

„Theater“ wird dabei – dem berühmten Theaterwissenschaftler Richard Schechner folgend – unter einem

„erweiterter Theaterbegriff“ gefasst: „Performance“ wird als Teilbereich des menschlichen Handelns

begriffen, denn wir „performen“ unseren Alltag und wir bestimmen selbst, welche Art von „Performance“ die

Zukunft unserer Kultur bestimmen sollte. Es geht also auch um politische Bildung im weitesten Sinne – etwas,

das in unserer Gesellschaft rar ist und nur vereinzelt gelehrt wird. Dort wo politische Bildung gelehrt wird,

findet dies fast ausschließlich diskursiv statt. Im Rahmen der TRANSFORMANCE_school&academy soll

politische Bildung jedoch körperlich erfahrbar gemacht werden und somit ganz unmittelbar stattfinden.

Praktiken wie Theater, Tanz, Musik und Kampfkunst eignen sich hierfür ganz besonders, da sie nicht nur die

Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und seiner Widerständigkeit ermöglichen, sondern vor allem

auch als Labor für soziale Interaktion fungieren können. In theatralen Situationen können ganz konkret

alternative Kommunikations- und Sozialformen erprobt und anschließend evaluiert werden. Tanz und Musik

können dazu dienen, die Empathie und Kommunikationsfähigkeit der Praktizierenden zu verbessern – sind

diese Fähigkeiten doch unabdingbar für das gemeinsame Tanzen und Musizieren. Kampfkunsttraining kann

wiederum Selbstbewusstsein stärken, die Konfliktfähigkeit verbessern und eine nicht-destruktive

Konfliktkultur vermitteln. Den Schüler/innen der TRANSFORMANCE_school&academy soll es mit einem

monatlichen, an die finanziellen Möglichkeiten des einzelnen angepassten, Beitrags möglich sein, an allen

regelmäßig stattfindenden Kursen teilzunehmen. Zweimal jährlich finden Performances statt, die von

Schüler/innen erarbeitet und aufgeführt werden.

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 30 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

DIE ENTSCHEIDENDE FRAGE, DIE UNS GENAUSO WIE DIE GRÜNDER UND LEHRER/INNEN DER New

YORKER „UX“ ANLEITET, LAUTET: HOW CAN WE PERFORM OUR WAY TO POWER?

Mit „Power“ ist ein Empowerment gemeint – ein Akt der tätigen Selbstermächtigung – ein Auftrag, der uns

nicht nur auf der Bühne begleiten sollte, sondern als Aufforderung gilt zur steten Re-Demokratisierung

unserer von Fragmentierung, Entsolidarisierung und Konkurrenz geprägten westlichen Gesellschaft. Dieser

Auftrag sollte unsere täglichen Handlungsmotive grundieren.

In der TRANSFORMANCE_school&academy geht es in diesem Sinne darum, allem Menschen aus diversen

sozialen Schichten Empowerment durch eine ganzheitliche Entwicklung zu ermöglichen. Das Idealbild dieses

ganzheitlichen Bildungsansatzes ist das eines körperlich und geistig gebildeten, emanzipierten, solidarischen

und zu gesellschaftlich-politischer Teilhabe fähigen Subjekts.

Doch nicht nur für sogenannten Theater- und Performance-Laien soll das Zentrum einen Anlaufpunkt bieten.

Mit dem Fokus auf alternative, historisch-politische und radikal-experimentelle Darstellungsformen bietet die

TRANSFORMANCE_school&academy ebenso auch einen Anlaufpunkt für junge Theaterschaffende und

Studierende der Theaterwissenschaft. Hier haben sie die Möglichkeit, sowohl physisches Training zu

praktizieren, als auch sich theoretisches Wissen anzueignen. Es gibt viele traditionelle Theaterschulen in Wien

und Österreich- vom Reinhardtseminar bis zum Mozarteum Salzburg, vom Konservatorium der Stadt Wien bis

zur Schauspielschule Kraus und vielen anderen kleineren privaten Einrichtungen. Aber es existiert in ganz

Österreich – ja kaum in Europa – ein Institut zum Erlernen alternativer, experimenteller Theater- und

Aktionsplattformen, Techniken, die den USA seit knapp 40 Jahren aus auf universitärer Ebenen gelehrt

werden (siehe ETW/Experimental Theater Wing der New York University). Auch an der Universität Wien

(Theater- Film-und Medienwissenschaft) findet jenseits von gelegentlichen Vorträgen und Seminaren kein

regelmäßiger Unterricht in Geschichte und Entwicklung des experimentellen Theaters, wie auch der

physischer Unterricht dieser Praktiken, statt.

In einer ersten Phase, die im Herbst 2017 stattfinden wird, sollen zunächst mehrere Workshops mit

unterschiedlichen Schwerpunkten stattfinden. Diese Workshop-Reihe soll zum einen dazu dienen, das Format

in der lokalen Community wie auch unter jungen Wiener Theaterschaffenden zu bewerben. Zum anderen

dient sie dem Team der Evaluation und Anpassung des bestehenden Konzepts.

Die Demokratie existiert nur dann wirklich, wenn alle, die die Gemeinschaft ausmachen,

ihre innersten Wünsche frei und kollektiv, in der Autonomie ihrer persönlichen Sehnsüchte und in der Solidarität ihrer Koexistenz mit anderen, äußern können und wenn es ihnen gelingt,

das, was sie als individuelle und kollektiven Sinn ihres Daseins erkennen, in Institutionen und Gesetze zu verwandeln.“

- Jean Ziegler, Die neuen Herrscher der Welt, 2002

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 31 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Die für 2017 geplanten Workshops sind: Workshop 1: „TRANSFORMANCE lernen“ Leitung: Eva Brenner (A/USA), Markus Kuscher (A), Marta Goméz (ES)

Soziotheatrale Improvisation/Social Art/Raum-Masken-Objekte

Das interdisziplinäre Team unter Leitung der Regisseurin Eva Brenner, des Objekt- und Kostümbildners Markus

Kuscher und der Konzept-Künstlerin Marta Goméz bietet 2 Workshop-Sessions an 2 Wochenenden als

transformatives Pilotprojekt an. Der Workshop setzt sich jeweils aus 2 Teilen zusammen (Theorie/Praxis) und

präsentiert die Transformationsgeschichte und improvisatorische Arbeitsmethode des FLEISCHEREI_mobil-Teams

in ihrer Progression von Theater zu Performance zu „Transformance“. Untersucht werden Modelle

gruppendynamischer Aktion und performativer Veränderung in der theatralen Entwicklung von Szenarien und

Spielanordnungen, die einer Erprobung konkreter Utopie/n gleich kommen. Angesprochen sind Laien und alle

künstlerisch interessierte TeilnehmerInnen – inklusive BewohnerInnen im Grätzel, in dem die Workshops

stattfinden, und AktivistInnen aus der unmittelbaren Umgebung. Sie sind eingeladen, sich aktiv als

SchauspielerInnen, SängerInnen, visuelle KünstlerInnen an einem gemeinsamen theatralen Prozess zu beteiligen.

Ausgehend von biografischen Themen auf Basis von aktuell politischen Texten, die im Theater der

FLEISCHEREI_mobil Verwendung finden, werden mit körpertheatralen Mitteln Bewegungsspuren („Parcours“) in

den offenen Raum gelegt, die zuletzt aufgeführt werden können. Als Grundlage dienen einführende Körper- und

Stimmübungen des experimentellen Theaters sowie Elemente der Improvisations- und Kompositionsmethode „Six

Viewpoints of Performance“, der bildnerischen Objekt-Gestaltung (mit Papier, Schere, Karton und Farben) und

Spielanordnungen der Aktionskunst (Social Art).

Workshop 2: „Musik und musikalische Improvisation“

Leitung: Maren Rahmann (D), Walter Nikowitz (A/AR)

In Planung ist ein aufbauender Workshop in zwei Teilen geleitet von 2 KünstlerInnen der FLEISCHEREI_mobil, der

sich mit der kollektiven musikalische Umsetzung von ausgewählten poetischen Texten aus Stücken der

Zwischenkriegszeit – u.a. von Jura Soyfer, Bertolt Brecht, Else Lasker-Schüler – beschäftigt. Er ist offen für

interessierte TeilnehmerInnen aus der lokalen Community und wendet sich an alle, die entweder bereits Musik

machen, machen wollen oder sich dafür erstmals engagieren wollen. Es besteht am Ende die Möglichkeit, bei

einem abschließenden öffentlichen Showing am Ort des Geschehens mitzumachen (z.B. im Chor mitzusingen

und/oder kurze Szene und Gedichte vorzutragen)

Workshop 3: „Theater und Kampf(-Kunst)“

Leitung: Martin Minarik (D/SK)

Zentrales Thema des Theaters ist der Konflikt. Der Konflikt innerhalb einer Figur und der Konflikt zwischen zwei

oder mehreren Figuren. Insbesondere im politischen Theater ist die Auseinandersetzung mit Konflikten

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 32 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

maßgeblich. Der Workshop befasst sich mit der körperlichen Möglichkeiten des Ausdrucks von Krise, Konflikt und

Kampf. Anhand des koreanischen Taekwondo soll ein Einblick geboten werden, wie Praktiken des

Kampfkunsttrainings in Schauspielstudium und -praxis integriert werden könnten; sowohl im Rahmen einer

allgemeinen Ausbildung, als auch als spezifisches Ausdrucksmittel in der Inszenierungs- und Aufführungspraxis. Der

Workshop richtet sich hauptsächlich an TheaterpraktikerInnen, die Kampfkunst-spezifische Techniken und

Konzepte in ihre Arbeit integrieren möchten. Darüber hinaus sind prinzipiell alle adressiert, die sich für Theater,

Kampfkunst und Bewegungskulturen interessieren.

Der Workshop beginnt mit einer theoretischen Einführung zum Verhältnis von Kampfkunst, Tanz und Theater.

Anhand von verschiedenen Theatertraditionen – historischen, zeitgenössischen, westlichen-, wie asiatischen -

sollen Beispiele gezeigt werden wie Kampfkunst als Ausdrucksform und Trainingsmethode theatral eingesetzt

werden kann. Im praktischen Teil wird nach einem kurzen Aufwärmtraining eine kurze Solo-Choreografie

einstudiert. Dabei soll nicht nur bestimmte Techniken vermittelt werden. Vielmehr geht es darum, dynamische

Schwerpunktverlagerung und Bewegung, korrespondierende Atmung und damit auch den kraftvollen Einsatz der

eigenen Stimme zu schulen. In einer nächsten Phase werde Techniken und Prinzipien aus der Solo-Choreografie mit

einem Partner angewendet. Beide Partner nehmen dabei im Wechsel jeweils den Angreifenden und den

Abwehrenden Part ein. Bei dieser Übung soll wiederum das Gefühl für den Partner/die Partnerin und eine

empathische Progression in der physischen Härte geschult werden. Es folgt ein Kontaktspiel zu Auflockerung, bei

dem es um Berühren und Ausweichen geht. Eine abschließende gemeinsame Reflexion rundet den Workshop ab.

Workshop 4: Theater der Unterdrückten

Leitung: Birgit Fritz (A, TdU Wien)

Zugschnitten auf die TRANSFORMANCE_school&academy führt die Theaterpädagogin, Theaterwissenschaftlerin

und Initiatorin des TdU Wien in Grundprinzipien und partizipativen Arbeitsmodelle des „Theaters der

Unterdrückten“ ein. Ziel des Workshops ist eine kritische Betrachtung und Veränderung unserer Grundhaltungen

im Alltag. Der Arbeitsbegriff sowie die Mechanismen solidarischen Handelns werden als für alle Gruppen zentrale

Punkte beleuchtet. Fokussiert wird die kreative Zusammenarbeit von sozial wie kulturell diversifizierten Gruppen –

ob KünstlerInnen, Geschäftstreibende, Arbeitslose, MigrantInnen – die wenig bis kaum Berührung miteinander

haben und die lernen, sich mit Mitteln der Kunst des „Theaters“ und der Performance anzunähern. Es gilt

Vorurteile abzubauen, aufeinander zuzugehen, im kreativen Spiel Geschichten zu erzählen und theatral zu

entwickeln, Einzel- und Gruppenszenen zu gestalten, in kleinen Teams Themen und/oder Texte zu performativen

Abläufen zu bündeln und dann gemeinsam aufzuführen. Untersucht werden Erfahrungen des „Alltags“ zu aktuellen

Themen wie „Strategien gegen den Rechtsruck“ anhand konkreter Bilder, Erzählungen und Erlebnisse, die

autobiografische Bezüge haben und gesammelt, strukturiert und danach „performt“ werden. Die abschließende

Kurzperformance führt über in ein gemeinsames Essen.

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 33 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

6. „Zauberwald: „ich möchte bleiben 2!“ – Flüchtlingsprojekt 2/2017

In Kooperation mit POR&CONTRA – Verein für interkulturelle Aktivitäten, Großraßberg 22, 3034 Maria Anzbach, NÖ. Mit zusätzlicher Unterstützung vom Land Niederösterreich/Kultur, Kulturabteilung der Stadt Wien, privaten Sponsoren.

Theater/Kunst mit Flüchtlingen des Klosters Stein, Maria Anzbach/NÖ Szenen, Lieder & Texte beteiligter Flüchtlinge und Zitaten von Bertolt Brecht und Samuel Beckett Anschließend Lesung mit Dvid Jarju (Gambia) und Liederabend mit der kurdischen Sängerin SAKINA Künstlerische Leitung/Regie: Eva Brenner (A/USA), Mitarbeit/Bildnerisches Gestalten: Germana Kovacic (A), Musikgestaltung: Walter Nikowitz (A/AR), Gäste: David Jarju (GM), Sakina Songül Beyazgül (KU). Mit: Granca & Tamara Elbakidze (Georgien), Aferdita & Mimoza Pellumbi (Albanien), Majid Jafari (Afghanistan), Barrow Sherrif (Gambia), Teimuraz Natroschwili (Georgien), Ali Hassan (Pakistan). Ort: Kulturcafé Siebenstern, Siebensternplatz, 1070 Wien

links: © BlindSpot E², Flüchtlingsprojekt „ich möchte bleiben!“ im Rahmen des SommerFreuden Festivals am Gut Aichhof in

Gschwendt, 20.08.2016, rechts: © BlindSpot E², Flüchtlingsprojekt „ich möchte bleiben!“, Workshop im Frühling 2016

Unter dem Titel „THEATERWORSKHOP & KÜNSTLERISCHES WERKEN“ fand seit Anfang 2016 wöchentlich eine

integrative Theaterarbeit mit 10-15 Flüchtlingen aus 7 Ländern im Kloster Stein statt, die ab Mitte August in

bislang 5 Aufführungen in Wien und Niederösterreich der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Diese Arbeit

erfährt nun eine Fortsetzung und Expansion um neue TeilnehmerInnen aus benachbarten Flüchtlingsheimen

und -zentren (Eichgraben, Neulengbach, Hainfeld, Klammgruberhof/Laaben). Dafür hat die Gemeinde Maria

Anzbach Räume im schönen neuen Gemeindezentrum (Rathaus) zur Verfügung gestellt. Zusätzlich sollen

Gelder im Land Niederösterreich sowie private Spenden lukriert werden. Auch andere Gemeinden wie

Neulengbach, Eichgraben, Kirchstetten und Hainfeld haben Interesse an Aufführungen angemeldet.

Die Workshop-Arbeit kulminiert in einer Work-in-Progress Performance, die aus Berichten der am Workshop

beteiligten Flüchtlinge besteht und Zitate von Bertolt Brecht sowie Samuel Beckett miteinbezieht. Auf Basis

einer mehrmonatigen integrativer Workshop- und Begegnungsarbeit im Kloster Stein, Maria Anzbach/NÖ wird

das Team eine Montage interkultureller Szenen, Lieder, Gedichte, Interviews und Fluchtgeschichten

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zusammenstellen. Die praktische Arbeit vereint Warmups und Theaterspiele, kreative Gruppenszenen und

Raum- sowie Bewegungsimprovisationen – ergänzt durch Lieder und Interviews der Beteiligten über ihre

Flucht und ihre Wünsche für die Zukunft. Diese Erinnerungen, Notizen, Kompositionen und Gedichte fließen

genauso in die Performance ein wie die Kunst des Zeichnens/Malens und die kreative Raumgestaltung im

Freien. Derzeit sind mehrere Aufführungen in Wien und NÖ in Planung, im Frühjahr 2017 eine NÖ Tournee.

Genese und sozialpoltischer Hintergrund des Projekts

Das innovative soziokulturelle Workshop-Projekt ist insgesamt gesehen eine wichtige Initiative gegen

Vorurteile, Ausgrenzung und Diskriminierung – und somit auch gegen Armut und Radikalisierung!

Angeregt von einer informellen Weihnachtsparty Ende 2015 für und mit Flüchtlingen sowie einem

achtmonatigen Workshop-und Performanceprozess im Kloster Stein/Maria Anzbach basiert das Projekt auf

der Initiative der Wiener Theaterregisseurin Eva Brenner und der Niederösterreichischen Bildenden Künstlerin

Germana Kovacic, die regelmäßig Ausstellungen betreut. Die Workshops umfassen die Disziplinen Theater,

Performance, Theaterpädagogik und bildnerisches Werken, an denen 2016 an die 20 Flüchtlinge aus zehn

Ländern – Afghanistan, Pakistan, Georgien, Tschetschenien, Albanien, Senegal und Gambia – teilnahmen.

Das Workshop-Programm der Disziplinen Theater, Performance, Theaterpädagogik und Musik wird seitdem

regelmäßig an Montag- oder Freitag-Nachmittagen angeboten. Die Programmierung umfasste vorerst zwei

Semester zu je 4 Monaten Workshop-Arbeit Anfang und Ende 2016. Jede Workshop-Phase endete mit einer

öffentlichen Präsentation vor Publikum, in der die Flüchtlinge mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt

treten und sich als „Akteure/AkteurInnen“ erleben können. Der kreative Austausch mit Theaterspiel,

Musizieren oder Malen ist kombiniert mit anschließendem Kochen, Essen, Tanzen oder Diskutieren.

Mit dem soziokulturellen Projekt wird ein für Niederösterreich, wo seit Einsetzen der Flüchtlingswelle im

Sommer 2015 mehrere Tausende Flüchtlinge in diversen Unterkünften am Land und in kleineren Ortschaften

leben, ein neuartigen integrationspolitischer Akzent gesetzt und ein kultureller Begegnungsraum geschaffen,

wo Vielfalt, Diversität, unterschiedliche Kulturen und Religionen auf innovative Art möglich sind. Davon

werden neue Impulse für den Kunst- wie auch Sozialbereich sowie die bessere Integration der Flüchtlinge in

ihre neue Umgebung erwartet. Die Workshops schaffen Vertrauen durch Kontinuität über ein Jahr hinweg

und erzielen ihre integrative Wirksamkeit. Eintritte bei Veranstaltungen erfolgen auf Spendenbasis und

kommen den AsylwerberInnen zu Gute, um ihnen einen materiellen Anreiz zu geben.

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Fotos © blind spot E², Flüchtlingsworkshop Kloster Stein, Frühjahr 2016

Ziele des Projekts und öffentliche Präsentationen

AsylwerberInnen sind auf der gesellschaftlichen Aufstellungskarte eine der benachteiligsten sozialen Gruppen.

In Niederösterreich werden derzeit mehrere Tausend Flüchtlinge grundversorgt. Das heißt, sie sind in einem

zugewiesenen Quartier oder auch in privaten Wohnungen untergebracht und das Land sichert dabei die

Grundversorgung. Diese beinhaltet neben dem Wohnraum die Versorgung mit Essen, Kleidung und die

Auszahlung eines geringen Geldbetrages, mit dem die Flüchtlinge sich Essen kaufen können. Sie brauchen

jedoch mehr als ein Dach über dem Kopf, sie brauchen soziale Kontakte, eine Arbeit und damit auch

Anerkennung. Jahrelang nicht arbeiten zu dürfen, jahrelang daheim warten zu müssen, macht sie krank.

Dringend nötig ist dabei die Bereitstellung von Handlungsspielräumen, die wie in dem Theaterworkshop-

Projekt den Beteiligten eine Bühne geben, auf der sie regelmäßig unter künstlerischer Anleitung ihre

persönlichen Anliegen, Erfahrungen und Kenntnisse darstellen können.

Das Projekt eröffnet einen kreativen Raum, in dem sie ihre spezifischen persönlichen Erfahrungen und

Kenntnisse einer interessierten Zuhörerschaft nahe bringen können. Eine möglichst frühe Auseinandersetzung

der Flüchtlinge mit der Mehrheitskultur setzt einen wichtigen Grundstein für eine spätere berufliche und

soziale Integration, es heißt wahr- und ernst genommen zu werden! Das intime Setting erlaubt die direkte

Kontaktnahme zwischen Flüchtlingen und Publikum, aus denen sich soziale Vorteile für beide Gruppen

ergeben – neben dem Austausch von Wissen und von besonderen persönlichen Fähigkeiten auch eine

Verbesserung der Sprachkenntnisse; zudem werden neue Kontakte zwischen Flüchtlingen, KünstlerInnen,

SozialarbeiteInnen, interessierten Laien und der Mehrheitsbevölkerung aufgebaut.

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Am Ende jeder ca. 3-5-monatigen Arbeitsphase wird eine gemeinsam entwickelte und geprobte Performance

der Öffentlichkeit vorgestellt, wobei die Regie ca. 4-5 Wochen vor Ende der ersten Arbeitsphase eine

Performance-Struktur zusammenstellt. Diese wird in der Gruppe diskutiert und danach im Lauf des letzten

Monats schrittweise geprobt und konsequent zur Abschlussperformance zusammengefügt.

Fotos © Eva Brenner, Proben im Kloster Stein, Preview Performance Feuerstelle/Gut Aichhof, Maria Anbzach/NÖ, 20.8.2016

Probenfotos © Eva Brenner, Frühjahr 2016, Kloster Stein, Maria Anzbach

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6. „Wir sind alle MARIENTHAL!“ – Bundesländertournee 2017 Finanziert einzig über Veranstalterleistungen & Crowd Funding

Performance nach der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“. Für das Frühjahr 2017 ist die Fortsetzung der Wien-Tournee durch 2015-2016 noch nicht besuchte Bezirke, Schulen und VHS sowie eine Bundesländer-Tournee durch diverse Städte und Veranstaltungsorte geplant.

Künstlerische Leitung/Regie/Raum: Eva Brenner (A/USA), Projektleitung/Pressearbeit: Andrea Munninger(A), Dramaturgie/Textrecherche: Felix Kristan (A), Regieassistenz: Markus Bachmaier (A), Technik/Licht: Richard Bruzek (A), Objekte/Kostüme: Markus Kuscher (A), Fotografie: Roman Picha (A), Musik: Walter Nikowitz (A/AR), Maren Rahmann (D); Performance: Rremi Brandner (A), Tristan Jorde (A), Luise Ogrisek (A), Maren Rahmann (D), Videos/Dokumentation: Bernhard Riener (A), Grafik/Homepage: Alexander Schlögl (A). Spielorte (anvisiert): Bildungszentrum der KPÖ (Graz, Klagenfurt), Szene (Salzburg), Bäckerei (Innsbruck), Posthof (Linz), Stadtmuseum (St. Pölten) . Zusatzstandorte Wien: Theater im Spielraum (Neubau), Ehem. Arbeiterheim in der Jagdgasse 1b (Favoriten), Kunsttankstelle (Ottakring), VHS Rudolfsheim-Fünfhaus, VHS Meidling,

Mit einem Schlag ändert sich das Leben in Marienthal. Die Hausfrauen werden zuerst kopflos. Wie soll man das

Wirtschaftsgeld einteilen? Wer ist imstande, mit einem plötzlich auf ein Viertel verringertem Einkommen zu wirtschaften? … Aber wenn die Marienthaler mit ihrem geänderten Zeiterlebnis es auch kaum mehr bemerken, die Zeit schreite doch

vorwärts, und allmählich und unaufhaltsam bröckelt die Grundlage ab, auf der das Leben in Marienthal bis jetzt noch zu führen war. Es erhebt sich die Frage: Wie lange noch kann es so weitergehen? ... In der Fabrik ist es still geworden.

Irgendwo hört man über die leeren Höfe hin einen klingenden Hammer alte Ziegeln aus der Mauer schlagen. Das ist die letzte Arbeit, die die Fabrik zu vergeben hat.

- Paul F. Lazarsfeld, Hans Zeisel, Marie Jahoda, Die Arbeitslosen von Marienthal (1933)

li./re.: © Bernhard Riener, „Wir sind alle Marienthal!“ Premiere in Gramatneusiedl 2015. mitte: © AGSO.uni-graz.at; Stillgelegt, Abriss

Basis der Performance bilden Textauszüge aus der berühmten soziografischen Studie „Die Arbeitslosen von

Marienthal“ der SoziologInnen Paul F. Lazarsfeld, Marie Jahoda und Hans Zeisel aus dem Jahr 1933, die dem

Uraufführungstext „Fair und nachhal�g kündigen“ (2015) der österreichischen Autorin Margit Hahn gegenüber

gesetzt werden. Damit soll gewährleistet werden, dass ein aktueller Text aus der Feder einer Schriftstellerin, die

sich seit Jahren mit dem Thema Arbeit / Arbeitsplatzverlust und den dahinter liegenden Machtstrukturen

auseinandersetzt – recherchierend und literarisch verfremdend –, neue Einsichten auf heutige Dimensionen einer

exponentiell ansteigenden Arbeitslosigkeit ermöglicht.

In der Textmontage „Fair und nachhal�g kündigen“ versammelt und kontrastiert Margit Hahn Case-Studies,

Geschichten von gekündigten oder von Arbeitslosigkeit bedrohten Männern und Frauen, die Existenzängsten und

gesellschaftlicher Entwertung ausgesetzt sind, und Aussagen, Kalauer, Zitate und Gesprächsfragmente von Chefs,

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Abteilungsleitern, Konzernmanagern. Letztere dokumentieren die äußerste Kälte und Grausamkeit gegenüber

Einzelschicksalen, mit der die von Kapitalinteressen geleitete Logik der Konzerne betriebliche

Restrukturierungsmaßnahmen zur „Notwendigkeit“ erklärt und daraus angeblich nötig gewordene Entlassungen

von zu viel, zu alt, zu teuer gewordenem Personal ableitet.

Das Projekt stützt sich auf 3 Textebenen, die von einem Ensemble von 5 DarstellerInnen abwechselnd in kurzen,

theatralisierten Dialogen präsentiert werden: 1. Auszüge aus der Marienthal-Studie und 2. Texte aus dem neuen

Stück von Margit Hahn, „Fair und nachhaltig kündigen“, das einerseits Case-Studies, Geschichten von gekündigten

oder von Arbeitslosigkeit bedrohten Männern und Frauen, die Existenzängsten und gesellschaftlicher Entwertung

ausgesetzt sind, präsentiert; zum anderen einen mit Fleischerschürzen bekleideten „Chor der Manager“, CEOs und

BereichsleiterInnen, die eine Programmatik zu derzeit üblichen Strukturanpassungsprogrammen chorisch

umsetzen. Sie präsentiert ironisch gebrochen die Logik des Kapitals („Konzernerfordernisse“, „Effizienz-

steigerungen“ oder „notwendigen Kündigungsmaßnahmen“) und stehen im scharfen Kontrast zu den Geschichten

der „Arbeitslosen“ – der Studie sowie heute Gekündigten. Sie sprechen von den Folgen ihres plötzlichen

Arbeitsverlustes, dem Verlust von Würde und Hoffnung, begleitet von permanenter (Kündigungs-)Angst, Krankheit

oder Suizid. Diese Texte werden ergänzt durch Kommentare der beteiligten KünstlerInnen.

s

Paul F. Lazarsfeld, Marie Jahoda, Hans Zeisel © Internetarchiv

Margit Hahn wurde am 17. Dezember 1960 in Wien geboren. Schreibt Erzählungen und Romane, zahlreiche Texte in Literaturzeitschriften, Zeitungen und Anthologien. 1990 bis 1995 Leiterin der Literaturgesellschaft Klosterneuburg. Lebt in Klosterneuburg-Weidling/NÖ. Preise, Auszeichnungen: 1993 Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur, 1994 Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur, 1996 Förderungspreis für Literatur des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr, 1998/99 Staatsstipendium für Literatur des BKA.

© R. Picha, „Wir sind alle MARIENTHAL!“ im Theater Akzent Studio, 27.04.2016

FLEISCHEREI_mobil Jahreskonzept 2017 TRANSFORMANCE_common ground Seite 39 © Konzept: 18. 11. 2016 (Eva Brenner, Mitarbeit: Felix Kristan, Martin Minarik, Marie Steiner)

Künstlerische Leitung/Obfrau: Eva Brenner (A/USA) Vereinsvorstand:

Eva Brenner, Andrea Munninger, Richard Bruzek

PHOTOS: © Elisabeth Handl (A), Peter Korrak (A), Rainer Berson (D/BR), Marlene Rahmann (A), Markus Sepperer (A), Derya Schuberth (A/TR), Günther Lichtenberger (A), Roman Picha (A), BlindSpot E². Kernteam: Eva Brenner (A/USA, künstlerische Leitung, Regie), Andrea Munninger (A, Administration, PR&Pressearbeit), Felix Kristan (A, Dramaturgie, Projektorganisation), Richard Bruzek (A, Ausstattung/Technik), Bernhard Riener (A, Video), Alexander Schlögl (A, Webdesign), Martin Minarik (D/SK, Organisation, Lab for Political Theatre&action), Ivan Pantelic (Regie, Marketing), Marie Steiner (Regie, Audience Building), Oliver Sowa (A, EDV-Systems), Beratung: Walter Baier (A), Leo Gabriel (A), Marta Gomez (ES), Hannes Hofbauer (A). Künstlerische MitarbeiterInnen: Patricia Hirschbichler (A, Schauspiel), Elfriede Hauder (A, Schauspiel), Hans Breuer (Musik), Prince Zeka (Musik) ,Raimund Brandner(A, Schauspiel), Luise Ogrisek (A, Schauspiel), Tristan Jorde (A, Schauspiel), Mussa Babapatl (NG, Gesang, Schauspiel), Michaela Grill (A, Schauspiel), Horst Hausleitner (A, Musik), Marta Gomez (ES, Konzeptkunst), Susanne Kompast (A, Bühnenbild), Maren Rahmann (A, Musik, Schauspiel), Walter Nikowitz (A/AR, Musik), Kari Rakkola (FIN, Schauspiel), Dagmar Schwarz (A, Schauspiel), Sybille Starkbaum (A, Gesang, Schauspiel), Evgenia Stavropoulos-Traska (GR, Schauspiel), Michaela Adelberger (D), Markus Kuscher (A, Kostüme). Kooperierende Theater und Ensembles: Castillo Theater/New York, Arab-Hebrew Theater of Jaffa Tourneegestaltung: Annemarie Klinger (A), Heidi Riegler Media (NYC), Dan Friedman/Diane Stiles (USA, Castillo Theater, NYC), Igal Ezartay (Arab-Hebrew Theater of Jaffa)- Danksagung: Laufende Projekte seit 2004 werden unterstützt von: Öffentliche Stellen: Kulturamt der Stadt Wien Theater (Theater, Stadtteilkultur & Interkulturalität), Bezirksförderungen, Nationalfond der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Die Grünen-Grün Alternative Wien, Theodor Kramer Gesellschaft, Jura Soyfer Gesellschaft, , Wissenschafts- und Forschungsförderung, Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, MUSA, transform!europe, VZA- Jugend– und Kulturzentrum Meidling, Stadt Wien-Geschäftsgruppe für Integration, Frauenfragen, Asyl in Not, Ute Bock, KonsumentInnenschutz und Personal, BKA Kunst und Kultur, KulturKontakt Austria, FSG der MitarbeiterInnen der AK Wien, Akzent Theater, OKTO.tv, Radio ORANGE, Austrian Cultural Forum Madrid, Austrian Cultural Forum Tel Aviv, Austrian Cultural Forum New York, SOHO-in-OTTARKING, brunnen.passage/Caritas Wien, Bezirksmuseum Josefstadt, Ragnarhof, Institut Dr. Schmida, Bezirksmuseum Brigittenau, Kulturverein Zwischenraum, Bücherei Meidling, Marie Jahoda Schule, WUK-Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser, ÖH Uni Wien. Speziellen Dank an die Bezirksvorstehungen der Wiener Bezirke 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12,16 und 20. Freunde/Sponsoren (u.a.): Wirtschaftstreuhand Gissauer, THOMASTIK Vienna, Repekt.net, PeterFuchs Direct Marketing, Die Wiener Einkaufsstraßen/IG der Kaufleute KIRCHENGASSE/SIEBENSTERNGASSE, Verein PRO&CONTRA/SCHIELE fest NÖ, Raiffeisenbank Wienerwald, Galerie Lieglweg,MAO Fruitjuice GmbH, Copyshop Nowak, digitaldruck.at, REPA Copy, Teleprint, Gasthaus Adlerhof, Restaurant LUX, Weinbau Pöschl, Café Espresso, Café Restaurant Berfin, Café Nil, Café 7*, Café KORB, Fania, Florianihof, Disaster Clothing, Zapateria, Friseur Löwenkopf, Bush Doctor, Restaurant Maschu Maschu ,Lichthof, Brillen Giovanni, SU-REH Schmuckdesign, SCHUHE FÜR FRAUEN, GEA, Friseur Peter Maritz, ARVINTE BERGER NEUGLAS oeg, Gemeinde Gramatneusiedl, Textilhandel Marei c/o Schneiderei Barrie, GmbHaar, KORRAK Reisen, Restaurant Madiani/tewa, Café Einfahrt, Café Sperlhof, Restaurant décor, Cafe Mittendrin, Cafe Gaga:rin, Afrofriseur Akwaba, Schubert Theater, Cafe-Restaurant Hatam, Biobauernhof Stephan Teix, Willkommen Mensch Maria Anzbach, Verein Mosaik Eichgraben, Comedor del Arte Hainfeld.