Trialog 04/2011 - „Cool, dass es dieHeilsarmee gibt!”

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4|2006 www. heilsarmee.ch Magazin für ein Leben voll Hoffnung /2 2006 ¥ 2. Jahrgang Anna* wusste nicht, was es heisst, un- beschwerte Ferien zu erleben. Sie ist ein Scheidungskind und wagte den andern noch nie zu zeigen, was sie kann. Bis sie ins alive teens-Lager eingeladen wurde. Hier lernte sie eine neue Welt kennen. Mit andern Teenagern zusammen konnte sie lachen, spielen, austauschen und … : „Ich sang nicht nur im Chor, sondern so- gar ein Solo – cool, dass es die Heilsar- mee gibt!” Im Lager hat sie Freundschaften ge- schlossen, Spass gehabt und an ihrer Stimme gearbeitet. Darüber hinaus hat sie Selbstvertrauen gefasst und Gottver- trauen gelernt. Mehr dazu auf Seite 5. Wo Obdachlose schlafen Auch Dragan* geht es besser, seit er die Heilsarmee kennt. Er war schon einige Male froh, im Wohnheim der Heilsar- mee Winterthur Unterschlupf zu finden. So auch jetzt: Wegen der schwierigen Beziehung zu seiner Frau hat er von der Polizei Hausverbot: Bis die Lage ge- klärt ist, darf er nicht nach Hause. Rolf Girschweiler, Leiter des Hauses, sagt dazu: „Meist fehlt ein tragfähiges sozi- ales Netz. Zerbrochene oder konflikt- reiche Beziehungen sind oft der Grund, weshalb jemand ins Wohnheim kommt.” Mehr dazu auf Seite 6. *Name der Redaktion bekannt von Mensch zu Mensch zu Gott zu Mensch 4 | 20 4 Ich arbeite für die Heilsarmee, weil … Arbeitgeberin 3, 5, 6, 7, 0, Die Heilsarmee tut Gutes Spendeneinsatz 0 – Jeder hat eine kom- plexe Geschichte Am Werk „Cool, dass es die Heilsarmee gibt!” Jugendarbeit der Heilsarmee: Prävention erhält eine Stimme.

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3, 5, 6, 7, 1 0, 11 Die Heilsarmee tut Gutes Ich arbeite für die Heilsarmee, weil … 10 – 11 Jeder hat eine komplexe Geschichte

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4|2006�

www.heilsarmee.ch

Magazin für ein Leben voll Hoffnung �/2 2006 ¥ �2�. Jahrgang

Anna* wusste nicht, was es heisst, un-beschwerte Ferien zu erleben. Sie ist ein Scheidungskind und wagte den andern noch nie zu zeigen, was sie kann. Bis sie ins alive teens-Lager eingeladen wurde. Hier lernte sie eine neue Welt kennen. Mit andern Teenagern zusammen konnte sie lachen, spielen, austauschen und … : „Ich sang nicht nur im Chor, sondern so-gar ein Solo – cool, dass es die Heilsar-mee gibt!”Im Lager hat sie Freundschaften ge-schlossen, Spass gehabt und an ihrer Stimme gearbeitet. Darüber hinaus hat sie Selbstvertrauen gefasst und Gottver-trauen gelernt.Mehr dazu auf Seite 5.

Wo Obdachlose schlafenAuch Dragan* geht es besser, seit er die Heilsarmee kennt. Er war schon einige Male froh, im Wohnheim der Heilsar-mee Winterthur Unterschlupf zu finden. So auch jetzt: Wegen der schwierigen Beziehung zu seiner Frau hat er von der Polizei Hausverbot: Bis die Lage ge-klärt ist, darf er nicht nach Hause. Rolf Girschweiler, Leiter des Hauses, sagt dazu: „Meist fehlt ein tragfähiges sozi-ales Netz. Zerbrochene oder konflikt-reiche Beziehungen sind oft der Grund, weshalb jemand ins Wohnheim kommt.” Mehr dazu auf Seite 6.

*Name der Redaktion bekannt

von Mensch zu Mensch zu Gott zu Mensch 4 | 20��

4 Ich arbeite für die Heilsarmee, weil …

Arbeitgeberin

3, 5, 6, 7, �0, ��Die Heilsarmee tut Gutes

Spendeneinsatz

�0 – ��Jeder hat eine kom-plexe Geschichte

Am Werk

„Cool, dass es die Heilsarmee gibt!”

Jugendarbeit der Heilsarmee: Prävention erhält eine Stimme.

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DIALOG

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ImpressumGründer: William Booth

Generalin: Linda Bond Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Territorialleiter Kurt Burger

Leiter Marketing und Kommunikation:Martin KünziRedaktionsleiterin:Gabrielle KellerHeilsarmee Hauptquartier, Postfach 6575, Laupenstrasse 5, 3001 BernTelefon: 031 388 05 91, Fax 031 388 05 95,[email protected]

Redaktionsteam TRIALOG:Elsbeth Cachelin, Redaktorin, ([email protected]), Yves Landis, Timon Stettler, Daniela Zurbrügg

Layout:Rolf Messerli, HQ, Bern

Druck: Ast & Fischer AG, Wabern

Auflage: 12'000

Jahresabonnement TRIALOG(erscheint siebenmal jährlich)Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–***Ausland / **Luftpost

Bildnachweis:S. 1: Anneler, Bergot, Tschan; S. 2: Iseli; S. 3, 4, 6: ZVG; S. 5: Bergot, Anneler; S. 7, 9: Hei-mann; S. 8: Zogg; S. 10: Tschan; S. 11: Lässig, Iseli; S. 12: Cachelin

Editorial: Elsbeth Cachelin

Von der Imagepflege zum Bibelwort

Liebe Leserinnen, liebe SpenderBei den Promis gehört es (auch) zur Imagepflege. Andere leisten damit einen Beitrag an eine bessere Welt. Wieder andere spen-den vielleicht bewusst einer Hilfsorganisation, um die restlichen

Bettelbriefe mit gutem Gewissen zu vergessen. Einige denken beim Spenden sicher auch an die Worte von Jesus: „Was ihr für die Leute ganz unten getan habt, das habt ihr im Grunde für mich getan” (die Bibel, Matthäus 25,40).Und ganz viele spenden aus Dankbarkeit: Es geht ihnen selbst um Welten besser als einem Grossteil der Menschen. Sie bemitleiden die Notleidenden aber nicht einfach, sondern nehmen Anteil, indem sie teilen.Aus welchem Grund auch immer Sie Spender oder Spenderin der Heilsarmee sind, wir danken Ihnen ganz herzlich!Die Heilsarmee gibt Essen und Obdach, sie hilft Menschen in der Schuldenfalle, besucht Gefangene, leistet Präventionsarbeit für Kinder und Jugendliche, macht Eheberatungen, bietet geschützte Arbeitsplätze an. Daneben begleitet und betreut sie Menschen jeder Schicht und Altersklasse, gibt Seelsorge und praktische Hilfe. Sie hält Gottesdienste, Hochzeiten, Konfirmationsunterricht und Beerdigungen.Diese vielfältigen Aufgaben kann sie nur bewältigen, weil Sie mit Ihrem Wohlwollen, Gebet, Interesse und Ihren Spenden dahinterstehen. Mit Ihrer Hilfe kann die Heilsarmee weiterhin den Menschen ganz unten Gutes tun.

Spenden mit „lebendiger” WirkungChristoph Bitter, Leiter Mittelbeschaffung

Die Heilsarmee in ZahlenSchweiz 63 Korps (Gemeinden) 38 Sozialeinrichtungen (Alters-, Frauen-, Kinder-, Männer- und Passantenheime) 21 Sozialprojekte 7 Durchgangszentren und An- laufstellen für Asylsuchende 24 Brockis – teils mit Wieder- eingliederungsprogramm je 1 Gefängnis- und Personensuch- dienst, psychiatrische Spitex

Österreich – UngarnDie Arbeit der Heilsarmee in Wien und Ungarn wird von der Heilsar-mee Schweiz betreut und zum Teil finanziert. 5 Korps 6 SozialeinrichtungenWeltweit wirkt die Heilsarmee in 124 Ländern, hat 1, 69 Mio Mitglieder und 121 915 Mitarbei-tende.

Grössere Erfolge, mehr Lohn, exklu-sivere Ferien – jeder macht sich selbst zum Mittelpunkt. Wer hat, oder besser, wer nimmt sich Zeit für seinen Nächs-ten? – Ich kenne einen Ort, wo der Mitmensch und dessen Nöte beachtet werden.Vor einiger Zeit besuchte ich das „Open Heart” der Heilsarmee in Zürich. Ein Treffpunkt der besonderen Art, mitten im Kreis 5. – Der Saal ist voll und die Besucher werden mit Essen und Trinken versorgt. Am meisten beeindruckt mich jedoch, dass sich jemand Zeit nimmt, mit den Randständigen, Süchtigen und Verachteten zu sprechen und ihnen Wertschätzung zu geben. Denn die Be-sucher im Open Heart sehnen sich da-nach, angenommen und geliebt zu sein.

Und das Strahlen ihrer Gesichter zeigt, dass die Mitarbeitenden der Heilsarmee ihnen Zeit und Zuwendung schenken. Ich bin froh, dass ich als Leiter der Mit-telbeschaffung für die Heilsarmee Spen-den sammeln darf. Denn ich weiss, dass die Heilsarmee für die Menschen in der ganzen Schweiz da ist und die Spenden-gelder eine „lebendige” Wirkung haben. Motiviert von der Liebe Gottes, sehen wir es als unsere Aufgabe, Menschen zu dienen. – Danke, dass Sie uns helfen, Menschen als Menschen zu sehen.

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Spendeneinsatz

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Aufgewachsen ist er in der Nähe von Köln. Sein Vater nahm sich kaum Zeit für ihn und seine drei Geschwister: „Als ich drei war, wollte mich mein Vater vergif-ten”. Christian kämpft gegen die Tränen. „Das war ein Schockerlebnis, das mich für den Rest der Jugendzeit prägte.” Mit 16 Jahren brach er seine Berufslehre ab und zog von zu Hause aus. Wegen mehr-fachen Betrugs wird er mit 19 verhaftet und kommt ins Gefängnis.

2003 zieht Christian in die Schweiz. Um den B-Ausweis zu bekommen, heiratet er eine Internet-Bekanntschaft. Nach Deutschland zurückgehen kann er sowieso nicht, da dort noch weitere Strafen offen sind.

Ein Verbrecher wird zum Helfer Gabrielle Keller

Christian V. (Name der Redaktion bekannt) ist 34 Jahre alt. Doch muss er noch heute um die Worte ringen, wenn er über seine Kindheit spricht.

Neuanfang dank JesusEin Jahr später lernt Christian in Aarau den damaligen Leiter des Zürcher Heilsarmee Treffpunkts Open Heart kennen. Er und Christian treffen sich danach mehrmals. Sie sprechen von den vielen Problemen, die es zu meistern gibt – aber auch über die rettende Kraft Jesu. Und Christian versteht, dass er nicht weitermachen kann ohne dieses neue Leben mit Gott. In einem persönlichen Gebet übergibt er sein Leben und seine gesamte Vergangenheit Jesus. Dieser Schritt hat zentrale Auswirkungen – auch auf seine Ehe: „Es war nur eine Scheinehe – aber später haben wir kirch-lich geheiratet, mit voller Überzeugung, und heute kann ich bezeugen, dass wir uns lieben”, sagt Christian V.

Im Open Heart sind alle willkommen – zum Essen, zum Reden, zum neu Anfangen.

„Heute sind es neun Personen”, sagt Rolf. „Das heisst, dass wir zwei Bleche für die Wähe brauchen”. Ein Gast hat sich Käsewähe gewünscht. Beat trifft ein. Er arbeitet unregelmässig, hat heute frei und kann somit wieder einmal am Mittagstisch teilnehmen. Bald kommen auch die anderen Gäste. „Was gibt es denn heute?”, „Mm, das riecht gut“ oder: „Kann ich was helfen?”, tönt es vor der Küche. Es ist aber alles bereit und nach-dem Rolf ein Tischgebet gesprochen hat, wird die Suppe geschöpft. Stimmenge-wirr füllt den Saal, man kennt sich und erzählt einander, wies einem geht.

Die Resten mitnehmen„Ich freue mich immer auf den Mittags-tisch”, sagt eine Rentnerin. Sie erzählt hie und da von ihrer Kindheit in Deutsch-

„Es braucht zwei Bleche für die Wähe” Marina Racine

Damit niemand allein essen muss, lädt die Heilsarmee in Davos zum Mittagstisch ein. Die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt.

land während des Zweiten Weltkriegs, wie ihre Familie alles verloren hatte und flüchten musste. Sie ist dankbar und freut sich, wenn sie jeweils die Reste mitneh-men darf. Zu Fruchtsalat und Kaffee wird eine Kurzgeschichte aus dem An-dachtsbuch vorgelesen. Es geht um das Glück, das man immer woanders sucht. Nun wird kommentiert und ergänzt. Man sitzt noch gerne zusammen, bis einige zur Arbeit aufbrechen müssen; andere helfen beim Aufräumen – fast wie in ei-ner Familie eben.

Die Seite gewechseltHeute steht Christian V. immer wieder auf der Strasse, um wiederum anderen Men-schen zu helfen und ihnen Zeugnis von der erneuernden Kraft Jesu zu geben.

Der Mittagstisch findet seit drei Jahren zweiwöchentlich im Saal der Heilsarmee in Davos statt. Er richtet sich vor allem an alleinstehende Personen. Das Angebot nutzen Aussenstehende und Mitglieder der Heilsarmee; der Unkostenbeitrag wird aus Rücksicht auf sozial Schwache tief gehalten.

Miteinander essen ist gut für Leib und Seele.

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PEOPLE

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Deshalb arbeite ich bei der Heilsarmee:

Daniel Röthlisberger,

Abteilungsleiter Sozialwerk

Nach mehr als 20 Jahren Berufserfahrung mit sozialen Randgruppen suchte ich et-was Neues. Zudem war mir wichtig, für eine Organisation zu arbeiten, die eine ähnliche Werthaltung lebt wie ich. Die neue Herausforderung fand ich vor zwei Jahren im Rehabilitationsprogramm der Heilsarmee für Arbeitslose. Meine Aufgaben sind arm an Routine und deshalb vielfältig. In meinen täglichen Begegnungen kann und muss ich mich immer wieder mit zum Teil sehr unter-schiedlichen Wertvorstellungen ausein-andersetzen.

Bis dahin konnte ich in meinem per-sönlichen und beruflichen Weg meist im Nachhinein feststellen, dass es ei-nen „Masterplan” in meinem Leben gibt. Seit ich bei der Heilsarmee ar-beite, verstehe ich den Plan viel besser. Berufliche und persönliche Lebens-abschnitte kommen wie Puzzleteile zusammen und ergeben ein Bild, das ich „Berufung” nenne. Somit hiesse die Frage eigentlich: „Warum sollte ich nicht für die Heilsarmee arbeiten?” Selbstverständlich gibt es auch Hand-festes, weshalb ich gerne für die Heils-armee arbeite. Da kommen mir Gründe in den Sinn wie Gottes Reich bauen, Ungerechtigkeiten bekämpfen, Not lindern, glauben und handeln. Auch ist es für mich faszinierend, wie die Heils-armee funktioniert, obwohl sie aus An-alphabeten und Akademikern, politisch eher Rechts- und politisch eher Links-

Ganz einfach, weil ich den Wunsch habe, Gott und den Menschen zu dienen. Ich möchte das grosse Geschenk von Gott weiterge-ben. Er hat mir Leben, Annahme und Sinn geschenkt. Die Frage Gott, wo möchtest du mich haben?, begleitete mich in meiner Ar-beit als Pflegefachfrau und Hebamme. Gott führte mich in die Heilsarmee. Ich wurde Heilsarmeeoffizierin. Der Slogan „Suppe, Seife, Seelenheil” wurde mir sehr wichtig. Diese Ganzheitlichkeit ist meine Motivation, täglich den Dienst mit Freude zu leben.

stehenden besteht. Sowohl stille Beter wie Charismatiker, sowohl Gefühls-menschen wie Zahlenakrobaten gehö-ren dazu. Dies ist aus meiner Sicht nur möglich, weil sich alle unter der Prä-misse von „glauben & handeln” wieder-finden und ihren Glauben an Gott und Jesus Christus leben. Dieser gemein-same Nenner macht schlussendlich die Heilsarmee aus und motiviert mich, meinen persönlichen Beitrag zu leisten.

Erich Moser, Arbeitsagoge

beim Rehabilita-tionsprogramm

Judith Dummer-muth leitet mit

ihrem Mann die Heilsarmeege-

meinde in Solothurn

Weil der Mensch denkt und Gott lenkt. Vom ersten Tag an war meine Arbeit in der Flüchtlingshilfe herausfordernd und erfüllend. Seither haben wir viele Phasen im Asylwesen erlebt: Zuwachs, Abbau, Gesetzesänderungen – alles ein stetiger Wandel. Veränderung ist die einzige Konstante. Unter dem Motto Die Würde des Menschen ist unantastbar führt die Flüchtlingshilfe der Heilsarmee einen kantonalen Betreuungs- und Unterbrin-gungsauftrag aus. Sie dient damit der Gesellschaft und den betroffenen Men-schen.

Jakob Amstutz leitet die Flücht-

lingshilfe der Heilsarmee

Die Arbeit mit und für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ist für mich sehr viel mehr als nur ein „Job”. Bereits vor 20 Jahren verspürte ich den Wunsch, mich sozial zu engagieren. Damals habe ich einen guten Freund an der Immunschwäche Aids verloren. Seit ich für die Heilsarmee tätig bin, habe ich das Gefühl, „angekommen” zu sein. Es imponiert mir, dass die Heilsarmee nicht nur von „glauben und handeln” spricht. Vielmehr lässt sie weltweit Tag für Tag den Worten Taten folgen.

Jolanda Tanner, Leiterin des

Frauenwohn-heims in Basel

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So hilft die Heilsarmee

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Eine Katze steigt mit mir die Treppe hoch. Er empfängt mich vor der Tür. Ich habe für ihn eine Besorgung gemacht, weil er nur noch mit Mühe aus dem Haus kann. Vor ein paar Monaten ist seine Frau gestorben. Er versucht darüber zu sprechen. Hat er recht gehandelt, sie bei Nacht und Nebel ins Spital einweisen zu lassen? Dort starb sie, ohne dass sie sich verabschieden konnten. Er weint um seine Lebenspartnerin. Kinder hatten sie keine, nun ist er allein. Er ist dankbar, seine Not mit mir teilen zu können.Seine Gesundheit macht ihm Mühe, löst Ängste aus. Heimweh nach der Heimat ist da, die er vor vielen Jahren verlassen hat. Die Einsamkeit macht ihm zu schaf-fen, Sehnsucht kommt auf, seiner Part-nerin zu folgen – er ist bereit zu sterben. Aber wann wird es so weit sein?

Begleiten und Hoffnung bringenElsbeth Oberli, Besuchsdienst und Erwachsenenbildung

Es tut gut, das Herz auszuschütten und Hilfe und Hoffnung zu erhalten.

Hinter vielen Türen, an die Elsbeth Oberli bei ihren Besuchen klopft, ver-birgt sich Not und Einsamkeit. Die Heilsarmeeoffizierin gibt einen Einblick.

„Das beste Lager, das es gibt”Manuela Steiner, Leitungsteam alive teens

Rap, Gospel, Rock, Tanz – das Evan-gelium in der Sprache von heute.

Spass an der Musik ist Voraussetzung für die 12- bis 17-Jährigen, die im Chorlager der Heilsarmee mitsingen. Prävention erhält eine Stimme.

Alive teens – das sind 70 Teenager aus der Deutschschweiz, die eines verbin-det: Jedes Jahr treffen sie sich zu einem zweiwöchigen Singlager. In der ersten Woche wird ein Konzertprogramm ein-studiert, welches in der zweiten Woche auf einer Tour quer durch die Schweiz open-air und mit Live-Band präsentiert wird: „Alive teens isch eifach z beschte Lager, wos git!”Neben dem Singen spielt Gemeinschaft eine grosse Rolle. Eine Teilnehmerin meint dazu: „Das gemeinsame Erarbei-ten des Konzertprogramms und der Auf-bau von Bühne und Technik ‚fägt’ und verbindet. Super Gemeinschaft, coole Lieder und hammer Tour!”Die Jugendlichen, die oft aus schwie-

Wenig später erhalte ich den Bericht, dass er schwer krank im Spital sei. Ich besuche ihn: „Es geht heimwärts!” sagt er und sein Gesicht strahlt. Nur drei Wo-chen später besuche ich ihn zum letzten

Mal. Das Ende ist da. Aber auch die Hoff-nung ist im Raum, dass Gott ihn sicher in die Ewigkeit geleitet. Es war schön, ihn begleiten zu dürfen.

Nöte teilenAn zwei Tagen pro Woche bin ich in der Stadt Basel unterwegs, um Besuche zu machen. Oft, wenn ich durch die Stras-sen oder die Gänge von Spitälern und Heimen gehe, frage ich mich, wer wohl hinter den Türen lebt. Sei es ein düsterer Treppenaufgang oder ein schmuckes Ein-familienhaus – ich weiss, dass sich hinter vielen Türen sehr viel Not und Einsam-keit verbirgt. So trete ich in Lebensräume von verschiedensten Menschen ein, jün-geren und sehr oft betagten. Dass ich an ihren Nöten Anteil nehmen darf, macht mein Leben reich. Menschen schenken mir Vertrauen. Ich darf so Hoffnung, Gottes Hoffnung, in ihre Situationen hi-neintragen. Eine schöne Aufgabe!

rigen Umständen kommen, erleben eine unbeschwerte und fröhliche Zeit. Es entstehen tiefe Freundschaften über den Lagerrahmen hinaus.

Selbstwert fördernAlive teens fördert die Jugendlichen in ihrem Selbstwert und ihren Begabungen. Das Lager bietet ein vielseitiges Pro-gramm an: Tanzen, Sologesang, Theater, Sport.Die Jugendlichen werden in ihren Fragen rund ums Leben und den Glauben ernst genommen. Es werden persönliche Ge-spräche geführt, und so konnten schon viele Jugendliche neu motiviert und ge-stärkt in die Herausforderungen des All-tags zurückkehren. www.thisisalive.chwww.salvy.ch

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So hilft die Heilsarmee

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Obdachlosigkeit hat viele GesichterRolf Girschweiler, Leiter des Wohnheimes in Winterthur

Im Durchgangsheim Winterthur finden Betroffene ein warmes Bett, die Mög-lichkeit etwas zu essen, zu duschen oder die schmutzigen Kleider zu waschen. Eine Mitarbeiterin kümmert sich um die Besucher und nimmt Menschen, die eine Übernachtungsmöglichkeit brauchen, bis um 23 Uhr auf. Von 9 bis 19 Uhr bleibt die Türe geschlossen.

Antonjo* lebte lange im Ausland und geriet dort in Schwierigkeiten. Mit lückenhaften Papieren zurück in der Schweiz, landete er dank einer Verwand-ten im Durchgangsheim. Er möchte Fuss fassen, arbeiten, studieren und eine Woh-nung finden: „Es ist gut, dass ich hier wohnen kann; ich fühle mich wohl.” Flurina* ist ruhig, freundlich und verhält sich vorbildlich. Was ihre persönliche Si-tuation angeht, ist sie verschlossen. Erst nach zwei Monaten beginnt sie, ihr Herz zu öffnen und erzählt Bruchstücke aus ih-rem Leben. Sie hat Schwierigkeiten, eine eigene Wohnung zu finden und „ ... die Übergangslösungen bei Bekannten be-währen sich nicht.”

Auch Sascha* hat eine Vergangenheit im Ausland und kam unter schwierigen Um-ständen zurück in die Schweiz. Er wird vom Sozialamt unterstützt. Die Wohnung seiner Verlobten ist jedoch zu klein; er sucht eine grössere. Er hat schon in ganz anderen Behausungen gelebt und ist sehr dankbar für die einfache, saubere Unter-kunft. Er bezeichnet das Durchgangsheim als „Notschlafstelle für die Edlen”. Im Wohnheim finden bis zu 34 Personen für kurze Zeit oder auch längerfristig Un-terkunft. In einfachen, geschmackvollen Einzel- und Doppelzimmern können sie in ihrer konfliktbeladenen Situation zur Ruhe kommen und nächste Schritte pla-nen. Oft müssen die Zuständigkeit der Sozialbehörden, die Krankenkasse, Post-adresse, ärztliche Betreuung geklärt oder aber Ordnung und Hygiene besprochen werden. Meistens fehlt ein tragfähiges soziales Netz. Zerbrochene oder konflikt-reiche Beziehungen sind oft der Grund, weshalb jemand ins Wohnheim kommt.

Esther* lebte lange in Süditalien: „Nach dem Tod meines Mannes wollte ich zu-

rück in meine Heimat.” Verwandte nah-men mit der Heilsarmee Kontakt auf. Nun teilt sie ein Zimmer mit einer jungen Frau, die schon länger hier wohnt. Die Mitarbeitenden des Wohnheims haben die schöne Aufgabe, sie bei ihren ersten Schritten in der Schweiz zu begleiten.

Dragan* war bereits mehrere Male im Wohnheim. Die Beziehung zu seiner Frau ist sehr schwierig. Von der Poli-zei erhielt er ein Rayonverbot. Deshalb braucht er eine Unterkunft, bis die Situa-tion geklärt ist.

Die Arbeit in beiden Heimen ist abwechs-lungsreich und voller Überraschungen. Die Mitarbeitenden setzen ihre Kräfte ein, um den Menschen am Rand der Ge-sellschaft neue Hoffnung zu geben und Möglichkeiten für eine lebenswerte Zu-kunft zu zeigen.

*Namen geändert

Bei der Heilsarmee kann man ohne grosse Hürden unterkommen.

Zerrüttete Beziehungen: Betroffene suchen bei der Heilsarmee Unterschlupf.

Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, finden bei der Heilsar-mee Unterkunft. Ihre Geschichten sind vielfältig.

Die Heilsarmee stellt in enger Zusam-menarbeit mit den Sozialbehörden der Stadt Winterthur diese zwei Angebote für Obdachlose zur Verfügung.Wohnheim: Wartstrasse 42, 8400 Winterthur, 052 208 90 50Durchgangsheim: Habsburgstrasse 29, 8400 Winterthur, 079 730 68 25

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So hilft die Heilsarmee

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Gino will hoch hinausFotos: Martin Heimann / Text: Elsbeth Cachelin

Wie zuhause„Unser Angebot bewegt sich zwischen Höhenflug und Tiefgang”, sagt die Leiterin Bri-gitte Stettler des „Träffpunkt Hochfeld”. Hier essen an Spitzentagen nicht nur zwischen 30 und 40 Kinder ein warmes Mittagessen, hier teilt man auch Frohes und Trauriges. Ein Team aus Fachpersonen und erfahrenen Freiwilligen betreut die 3- bis 15-Jährigen beim Essen, Spielen und Aufgabenmachen. Daneben ermutigt, tröstet und berät das Team die Kinder (oder ihre Eltern) …Träffpunkt Hochfeld, Hochfeldstrasse 21, 3012 Bern / www.träffpunkt-hochfeld.ch

Der Ansturm ist vorüber; Gino und

andere „Mittagstischler” drücken nochmals die

Schulbank.

Brainstorming zur Schulaufgabe: Was

würde Vanessa, die Kleinkinder-erzieherin, im Vortrag über

Lady Gaga sagen?

Starfoto: Die Küchenarbeit wird nämlich

sonst von den Mitarbeiterinnen und Freiwilligen geleistet …

Bitte nicht stören! Hier kann

man punkten, sich streiten, verbünden und auch aus-

toben.Hmm, heisst es nun le oder la foi? – Serge, freiwilliger Mitarbeiter und

Romand, weiss weiter.

Was er werden will, weiss Gino noch nicht;

da fliesst vorher wohl noch viel Wasser die Aare runter.

Jedenfalls hoch hinaus: Nach dem Tief-

gang der Aufgaben folgt der Hö-henflug auf dem Trampolin.

Ich bin 11-jährig und gerne im Träffpunkt Hochfeld! Seit 2009 esse ich am Montag und Dienstag hier „Zmittag”. Nach dem Nachmittagsunterricht

bin ich nochmals von 16 bis 18 Uhr da. Wie daheim kann ich drinnen oder im Garten spie-len, meine Aufgaben erledigen, hie und da den Computer benützen – es fägt, denn ich

habe hier auch viele Freunde.

Am liebsten hätte ich Spaghetti zum

„Zmittag” – und hoffentlich ist Tomi auch da!

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Spendemöglichkeiten

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Eine geregelte Nachlassplanung ist kom-plex, da die individuelle Situation, ge-setzliche Bestimmungen und mögliche Steuerfolgen berücksichtigt werden müssen.

Bestellen Sie deshalb unsere kosten-lose Erbschaftsbroschüre und klären Sie Fragen mit unserem Fachmann in Erb-schaftsangelegenheiten.

Wir sind gerne für Sie da:Stiftung Heilsarmee SchweizUrsula HänniPostfach 6575, 3001 BernTelefon: 031 388 06 [email protected]

Ein Vermächtnis für Menschen in NotDank Ihren Spenden, Erbschaften und Vermächtnissen kann sich die Heilsar-mee seit über 125 Jahren für bedürftige Menschen in der Schweiz einsetzen. Die

Angebote der Heilsarmee sind oftmals niederschwellig: Notleidende Menschen können sie in Anspruch nehmen, ohne vorher Hemmschwellen wie Angst oder Scham überwinden zu müssen. Dadurch kann die Heilsarmee unbürokratisch und gezielt helfen.

Mit Geldern aus Erbschaften und Ver-mächtnissen kann die Heilsarmee unter anderem die Infrastruktur ihrer Ange-bote aufrechterhalten, zum Beispiel in Schaffhausen. Menschen in Not finden hier vorübergehend ein Zuhause und werden von der Heilsarmee unterstützt, sich persönlich und beruflich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Ein Studio und ein Zimmer, je mit Kochge-legenheit, WC, Dusche stehen den Per-sonen zur Verfügung, die sich auf der Suche nach einer Wohnung, einer Arbeit oder sonst in einer schwierigen Situa-tion befinden. Während ihrem Aufent-halt können sie mit den Heilsarmeemit-arbeitenden Probleme besprechen und nach Lösungen suchen. So entstehen Beziehungen. Die Heilsarmee betreibt in der ganzen Schweiz neben den Not-schlafstellen auch soziale Beratungsstel-len, Essensabgaben, Begleitetes Wohnen und weitere Angebote für bedürftige Menschen. Damit die Heilsarmee ihre Angebote finanzieren kann, ist sie auf Spenden, Erbschaften und Vermächtnisse angewiesen. Wenn Sie die Heilsarmee in Ihrem Testament berücksichtigen möch-ten, dann rufen Sie uns unverbindlich an oder schreiben Sie uns. Wir beraten Sie gerne und stellen mit Ihnen sicher, dass Ihr letzter Wille verwirklicht wird.

Ein Testament zugunsten der Heilsarmee gibt Menschen in Not Hoffnung, ein Zu-hause und die Möglichkeit, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Herz-lichen Dank, dass Sie sich mit uns für notleidende Menschen einsetzen.

Wozu dient ein Testament?Mit einem Testament haben Sie die Möglichkeit, Ihren letzten Willen verbindlich festzulegen. So können Sie Ihre nächsten Verwandten, aber auch andere Menschen und Hilfsorganisationen beschenken, die Ihnen am Herzen liegen.

Die Heilsarmee bietet Menschen in schwierigen Lebenssituationen vorübergehend ein Zuhause.