Trialog und EX-IN-GenesungsbegleiterInnen in der Sozialpsychiatrie – Chancen und Herausforderungen...

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Trialog und EX-IN- GenesungsbegleiterInnen in der Sozialpsychiatrie – Chancen und Herausforderungen Trialog in der Praxis, Auftaktveranstaltung 17.2.16 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arbeitsgruppe Sozialpsychiatrie und partizipative Forschung M Sc. Psych. Kolja Heumann

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Trialog und EX-IN-GenesungsbegleiterInnen in der Sozialpsychiatrie – Chancen und Herausforderungen

Trialog in der Praxis, Auftaktveranstaltung 17.2.16

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arbeitsgruppe Sozialpsychiatrie und partizipative Forschung

M Sc. Psych. Kolja Heumann

Ablauf1. Entwicklungsgeschichte des Trialogs & Ex-In2. Film: Peer-Arbeit in Hamburg 3. Peer-Arbeit: Einsatzmöglichkeiten4. Peer-Arbeit: Internationaler Forschungsstand5. Peer-Projekt Hamburg

1. Konzept, Ziele & Implementierung2. Akzeptanz & Ergebnisse

6. Fazit: Chancen & Herausforderungen

Trialog und EX-IN-GenesungsbegleiterInnen in der Sozialpsychiatrie – Chancen und Herausforderungen

Trialog: Entwicklungsgeschichte• Psychoseseminare (seit 1990): Begegnung als Experten• Praxis: Behandlungsvereinbarung, Open Dialogue• Antistigmaprojekte/Öffentlichkeitsarbeit• Trialogische Fortbildungen, Lehre, Tagungen • Psychiatrieplanung, Beiräte, PSAG, Verbände • Beschwerdestellen, QM• Trialogische Forschung, Partizipation• EX-IN, Peer-Begleitung

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Trialog: Entwicklungsgeschichte

Ex-In

Ex-In: Entwicklungsgeschichte• EU-Projekt Ex-In-Curriculum (2005): Erprobung in Bremen & Hamburg• Train the trainer (dialogisch!)• Qualitätssicherung durch Dachverband Ex-In• Mittlerweile ca. 32 Standorte in Deutschland • Entwicklung von Angehörigenfortbildungen und Forschungsmodulen• Forschungsprojekte (Bspw. „Peer-Projekt“ in Hamburg)

Perspektiven:• Anerkennung Beruf „Peer-Berater/Genesungsbegleiter“• Finanzierung der Ausbildung ü. ARGE

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Trialog und EX-IN-GenesungsbegleiterInnen in der Sozialpsychiatrie – Chancen und Herausforderungen

Einsatzmöglichkeiten für Genesungsbegleiter

• Kliniken, Ambulanzen• Betreutes Wohnen• Integrierte Versorgung (Krisenwohnung & Hometreatment)• Psychosoziale Kontaktstellen • Beratungsstellen (Erstberatung)

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SGB 12: Verschiedene Einsatzmöglichkeiten

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Mit Peers (%) Ohne Peers (%)Einzelkontakt 63,3 19,4Einzelkontakt im Tandem mit weiterem Mitarbeiter 53,3 48,4Themenbezogenes Gruppenangebot (z.B. Recovery) 86,7 51,6Offenes Gruppenangebot (z.B. Kunstgruppe) 56,7 45,2Offenes Angebot (z.B. Offener Treff) 86,7 61,3Krisenintervention 6,7 6,5

SGB 5: Verschiedene Modelle

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Stationär• Bspw. Bremerhaven• In Team integriert• Prägen Atmosphäre• Bindeglied• Zusätzliche Hilfe• Gefahr:

Rollendiffusion

Ambulant• Bspw. Hamburg• Eigenständig• An der Schnittstelle• Genesungsbegleitung• flexibel• Gefahr: fehlende

Einbindung

Peer-Arbeit international: Stand der Forschung• z.T. Verbesserung der Symptomatik & weniger Substanzmissbrauch

• z.T.Steigerung der Behandlungstreue und häufiger in Selbsthilfe

• z.T. Reduktion stationärer Aufenthalte & Tage, Notaufnahmen & Krisenintervention

• Steigerung von Lebensqualität und sozialer Einbindung

• Hohe Behandlungszufriedenheit und mehr entsprochene Bedürfnisse

• Verbesserung Recovery-relevanter Zielgrößen

keine nachteiligen Ergebnisse oder Nebenwirkung Vergleich aufgrund der heterogenen Peer-Angebote schwierig

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Peer-Arbeit international: Stand der Forschung• Bei Mitarbeitern:

• Positivere Einstellungen gegenüber psychisch Kranken

• Weniger stigmatisierende Einstellungen

Aber: Implementierungs-Standards beachten

• Bei Angehörigen: • Geringere Belastung, Verbesserter Krankheitsverlauf bei Einbindung

Bislang keine Wirksamkeits-Ergebnisse zu Angehörigen-Peer-Begleitung

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Das Hamburger Peer-Projekt

Peer-Netzwerk

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• Implementierung systematischer Betroffenen- und Angehörigen-Peer-Arbeit in Hamburg

• 10 Standorte

• 18 Betroffenen-Peers• 8 Angehörigen-Peers

Inhaltliche Ziele Betroffene • Wege nach hause bahnen, In Selbsthilfe begleiten• Ermutigen, Selbstwirksamkeit & Eigenständigkeit stärken • Orientierung im Hilfesystem, Gesundheitslotsen• Lebensqualität, Funktionsniveau steigern, Liegezeiten reduzieren

Angehörige • entlasten • informieren • Bei Selbst-Besinnung helfen• In Angehörigengruppen vermitteln

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Strukturell• Peer-Arbeit in allen Kliniken

etablieren• Folgefinanzierung sichern

Implementierung

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Umfassende Ausbildung Betroffene: 1- jährige Ausbildung EX-IN Angehörige: ¾ - jährige Fort- und Weiterbildung

Peers nicht einzeln tätig Mindestens zwei Peer-Begleiter pro Klinik meist 2 Betroffene und 1 Angehörige

Spezifische Supervision Sichergestellt über EX-IN Hamburg

Klarer Arbeitsauftrag Eigenständige Beratung an der Schnittstelle ambulant // stationär

Vorbereitung & Einbindungin den Kliniken

Vorherige Schulung und fester Ansprechpartner vor Ort

Bezahlung Großteils als Zuverdienst auf 450€-Basis

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Begleitforschung3 Befragungszeiträume:

T0 Interventionszeitraum T1 T2

Wirksamkeitsnachweis von Betroffenen-Peer-Begleitung:Vergleich: Standardversorgung + Peer-Begleitung vs. Standardversorgung bzgl. Selbstwirksamkeit, Lebensqualität, Krankenhaustage, Funktionsniveau

Implementierungsevaluation von Angehörigen-Peer-Begleitung:Standardversorgung + Peer-Begleitung im Verlauf

Begleitbefragungen von Genesungsbegleitern selbst & MitarbeiternEinstellung und Erfahrungen

6 Monate 6 Monate

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Zusammenfassung der Ergebnisse

Betroffene• Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen erreicht• Große Behandlungzufriedenheit, erhöhte Selbstwirksamkeit • Keine Verbesserung in FunktionsniveauAngehörige• Mehr weibliche Nutzer, hauptsächlich Eltern und Partner • Große Behandlungszufriedenheit, • Subjektive Belastung reduziert, Lebensqualität erhöht

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Genesungsbegleiter selbst• Erlebtes Empowerment, Recovery, Kompetenz, „Arbeitsfähigkeit“• Konflikte in Bezug auf die Rollenfindung/Akzeptanz in den KlinikenMitarbeiter• Einstellung abhängig von Info & Kontakt regelmäßige Fortbildung• Auf Leitungsebene: Regelmäßiger Austausch fördert AkzeptanzStrukturell• Implementierung in allen hamburger Kliniken• Verhandlungen mit mehrere hamburger Krankenkassen bzgl.

Folgefinanzierung

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Fazit

Chancen: • Neues Angebot, hohe Akzeptanz• Schafft Hoffnung, Kontakt auf Augenhöhe, Verbessert Recovery-relevante

Aspekte • Vermittler, Übersetzer zwischen System & Betroffenen• Spezifische Wirksamkeit und Rollen noch weiter auszuloten:

- Eigensinnige und misstrauische Patienten/Klienten- Stigmatisierung- Zwangsreduktion

• Politische Dimension: Partizipation, Recovery, Inklusion gefordert (bspw. UN-BRK, Behandlungsleitlinien)

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Zitat der WHO:

„Die Beteiligung von Nutzern psychiatrischer Dienste und ihrer Angehörigen ist ein wichtiger Bestandteil des Reformprozesses. Es ist nachgewiesen, dass die aktive Beteiligung von Psychiatrie-Erfahrenen und ihren Familien die Qualität der Versorgung und der Dienste verbessert. Sie sollten ebenso an der Entwicklung und Durchführung von Ausbildungen beteiligt werden, um Mitarbeitern in der Psychiatrie ein besseres Verständnis ihrer Bedarfe zu vermitteln“. [Zitat aus LL 534]

Trialog und EX-IN-GenesungsbegleiterInnen in der Sozialpsychiatrie – Chancen und Herausforderungen

Herausforderungen: • Inhaltlich:

- Spezifische Wirksamkeit „nutzbar“ machen- Wertschätzung für andere Perspektiven anderes Bild psychischer Erkrankung

• Strukturell: - Rollenfindung, insb. im SGB5-Bereich- Anerkennung des Berufs „Genesungsbegleiter“, Finanzierung der Ausbildung - Finanzierung von Peer-Arbeit

• „Systemisch“/Politisch: - Unterschiedliche Krankheitskonzepte Perspektiven im System Psychiatrie, insbesondere SGB 5- UN-BRK als besondere Herausforderung- Nutzung „trotz“ möglicher Komplikationen (bspw. Krankheitsausfall)

Trialog und EX-IN-GenesungsbegleiterInnen in der Sozialpsychiatrie – Chancen und Herausforderungen

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Themenheft zu verschiedenen Aspekten von Peer-Arbeit:

• Ausbildung• Implementierung• Forschungsststand• Projektbeispiele• Erfahrungsberichte• Perspektiven

Kostenfrei erhältlich auf der Homepage des Schattauer-Verlages

Martinistraße 52, W37D-20246 Hamburg

Kolja HeumannWissenschaftlicher MitarbeiterTelefon: +49 (0) 40 [email protected]

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arbeitsgruppe Sozialpsychiatrie und partizipative Forschung

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!