Tropenwaldmappe Neuen

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Informationen zum Thema „Tropenwald“ Schatzkammer der Erde und bedrohtes Paradies.

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Tropenwald

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Informationen zum Thema „Tropenwald“Schatzkammer der Erde und bedrohtes Paradies.

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Diese Publikation setzt die Arbeit von Frieder Stede, Generalsekretär der Stiftung OroVerde, fort,den sein unermüdliches Engagement für den Erhalt der tropischen Regenwälder auszeichneteund dessen Schaffen viel zu früh ein Ende fand.

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Inhalt.Informationender Allianz Umweltstiftungzum Thema „Tropenwald“.

2 Aufregend und außergewöhnlich.

4 Wälder der Erde.

6 Treibhausklima und Stoffkreisläufe.

10 Bunte Vielfalt.

12 Faszinierende Pflanzen.

14 Tiere und Menschen.

18 Wertvoll und nützlich für alle.

20 Nahrung in Hülle und Fülle.

24 Vom Fahrradreifen zum Duschgel …

28 Medizin aus dem Tropenwald.

32 Reiseziel Tropen: zunehmend beliebt.

34 Bedrohtes Paradies Tropenwald?

36 Tropenwald im globalen Zusammenhang.

38 Politik für den Tropenwald.

40 Perspektiven für den Tropenwald.

44 Beispiele aus der Praxis.

46 Wir können täglich etwas tun …

48 Allianz Umweltstiftung.

49 OroVerde.

50 Glossar.

52 Literatur und Internet.

Folien.

Impressum.

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Aufregend und außergewöhnlich.

Üppig !

„Bäume, hoch wie Kirchtürme. Ein grünes Meeraus Lianen, Moosen, Farnen und Blättern. Esraschelt, klopft, zirpt, singt und pfeift unter demDach der Urwaldriesen.“ So oder so ähnlichwerden häufig Eindrücke aus dem Regenwaldbeschrieben. In der Tat: Die größte Vielfalt anFlora und Fauna gibt es in den Tropenwäldern,die sich beiderseits des Äquators wie ein breiterGürtel über die Erdkugel erstrecken. So konntenauf einem Hektar Regenwald in Peru 283 Baum-arten identifiziert werden. Im Vergleich dazusetzen sich die meisten Wälder in Deutschlandaus nicht mehr als fünf Baumarten zusammen.

Klima.

Die Temperaturen in den Tropen sind im Jahresver-lauf gleichmäßig hoch. In den direkt am Äquatorgelegenen Wäldern gibt es weder Sommer nochWinter, dafür aber starke Temperaturschwankun-gen zwischen Tag und Nacht. Mit zunehmenderEntfernung vom Äquator nehmen die Niederschlägeab, durch den Wechsel von Trocken- und Regen-zeiten bilden sich allmählich Jahreszeiten heraus.

Mensch.

Das wird oft vergessen: In den tropischen Wald-gebieten leben rund 300 Millionen Menschen, da-runter mehr als 200 indigene Völker. Diese blei-ben von der modernen Zivilisation in der Regelnicht gänzlich unberührt, versuchen jedoch meisteinen Weg zwischen dieser und den traditionellenLebensformen ihrer Ahnen zu finden.

„Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig.Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen der Minderwertigkeit eines Volkes und von niedererGesinnung des Einzelnen.“

(Alexander von Humboldt, deutscher Naturforscher, 1769-1859)

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 1

Ein vielschichtiges Thema.

Klimafaktor. Lebensraum für Tiere und … … Menschen.

Rohstoffquelle und … … „Schatz-“ Kammer. Gefährdung.

In diesem Kapitel lesen Sie• was Wälder und Menschen verbindet• dass das Verhältnis des Menschen zum Wald sehr vielfältig ist• dass alle Wälder, besonders aber der Tropenwald, unsere Aufmerksamkeit

verdienen.

Ein vielschichtiges Thema.

Folie 1

Üppiges Wachstum.

Lebensraum zahlreicher Völker.

Feucht und heiß – der tropische Regenwald.

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Bedeutung.

Der Artenreichtum der Tropenwälder ist auch eineArt „grüne Schatzkammer“ für die Menschheit.Wenn wir genau hinsehen, was wir im Verlaufeines Tages konsumieren, werden wir feststellen,dass darunter viele Produkte aus den Tropen-wäldern sind. Auch für neue technische Entwick-lungen bietet die erfindungsreiche Vielfalt vonFlora und Fauna zahlreiche Anregungen. DerWissenschaftszweig Bionik setzt hier an. In denWäldern wachsen zudem verschiedenartigsteHeilpflanzen. Viele davon enthalten Stoffe, die alsGrundlage für moderne Medikamente dienen.

Nutzung.

Die Geschichte der Menschen ist auch eineGeschichte der Waldnutzung. In Europa rodetenbereits im klassischen Altertum Griechen undRömer Wälder, vor allem weil sie Holz für denBau von Kriegsschiffen benötigten, aber auch umAckerland zu gewinnen. Im Mittelalter stieg derHolzverbrauch durch das rasche Bevölkerungs-wachstum stetig an – Holz war der wichtigste Roh-stoff jener Zeit. Mit dem Einsetzen der Industriali-sierung im 19. Jahrhundert wuchs der Bedarf anHolz – vor allem zur Energiegewinnung und fürBaumaterial – dann noch einmal sehr stark an.Damals wurden erstmals große Flächen wieder-aufgeforstet, weil man erkannte, dass der RohstoffHolz sonst schnell aufgebraucht wäre. Wo sicheinst ausgedehnte Buchenwälder ausbreiteten, ent-standen vielerorts schnell wachsende Monokul-turen aus Kiefern und Fichten. Eine vergleichbareEntwicklung lässt sich heute in den Tropenwäldernbeobachten: Artenreiche Primärwälder weichenfür den Anbau von Wirtschaftskulturen.

Probleme.

Die Fläche der Tropenwälder unserer Erde nimmtderzeit dramatisch ab. Jeden Tag werden durch-schnittlich über 415 Quadratkilometer tropischerWald gerodet. Das ist eine Fläche größer alsMünchen. Allein zwischen 1990 und 2000 gingenrund 900.000 Quadratkilometer Tropenwald unwiederbringlich verloren. Denn durch Wieder-aufforstung lässt sich der ursprüngliche Zustanddieser außergewöhnlichen Wälder nicht wieder-herstellen.

Schutz.

Die Bandbreite der Maßnahmen zur Erhaltungder Tropenwälder reicht von internationalenVereinbarungen und Projekten zum Schutz derArtenvielfalt und des Weltklimas über die Ein-richtung von Schutzgebieten, Maßnahmen zurnachhaltigen Waldbewirtschaftung bis hin zuVeränderungsvorschlägen für unser Konsumver-halten in Deutschland.

Ausblick.

Mit dieser Broschüre erhalten Sie einen umfassen-den Einblick in die Welt der Tropenwälder. Sieerfahren interessante Einzelheiten über das Öko-system Tropenwald und eine Menge Wissens-wertes über seine vielfältigen Produkte, vondenen Sie viele jeden Tag konsumieren, ohne esvielleicht zu wissen. Sie lesen, warum der Waldgerodet wird und auch, was man dagegen tunkann – was Sie dagegen tun können. Und Siewerden erfahren, was Ihr Teebeutel mit denTropen zu tun hat ...

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Extreme Farben und Formen.

Schätze der Tropen – im Bild:

Kautschuk-Gewinnung.

In diesem Schiff stecken

0,5 km2 Eichenwald.

Unglaublich, aber wahr:

A Deutschland war zur Zeit der Germanen fastvollständig von Wald – überwiegend Buchen-wald – bedeckt.

A Als die Polynesier zirka 400 n. Chr. dieOsterinsel im Pazifik westlich von Südamerikabesiedelten, war sie noch üppig bewaldet. Fürden Bau ihrer Kanus und zur Gewinnung vonAckerland fällten sie alle Bäume der Insel.Erosion und Nährstoffauswaschung waren dieFolge, schließlich wurden die Felder unfrucht-bar. Ihre Gesellschaft brach später wegengroßer Hungersnöte zusammen.

A Um Ackerland zu gewinnen und ihre Kriegs-und Handelsflotte zu bauen rodetenGriechen, Römer, Phönizier u. a. fast diegesamten küstennahen Wälder des Mittel-meerraums.

A Für ein Kriegsschiff des 18. Jahrhundertswurden mehrere tausend über 150-jährigeEichen verarbeitet, das entspricht 0,5Quadratkilometer Eichenwald.

A Auf nur einem einzigen Quadratmeter Waldin Panama wurden 41.000 Insektenartengezählt.

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Wälder der Erde.

Was ist Wald?

Folgt man der Welternährungsorganisation derVereinten Nationen (FAO) wird Wald als eine Vege-tationsform von Bäumen definiert, die mindestenssieben Meter hoch sind und zehn Prozent desBodens beschatten. Dabei kann es sich um üppigenRegenwald oder auch um einen wirtschaftlichgenutzten Forst handeln (Folie 2).

Laut FAO betrug die globale Waldfläche im Jahr2001 38 Millionen Quadratkilometer, das ent-spricht etwa 30 Prozent der Landfläche der Erde.

Waldvielfalt.

Entsprechend den klimatischen Zonen der Erdewerden boreale, temperierte, subtropische undtropische Wälder unterschieden (Folie 3–5).

Die borealen Wälder liegen auf der Nordhalbkugelder Erde in einem geschlossenen Gürtel einer kalt-gemäßigten Klimazone, etwa zwischen 50° und70° nördlicher Breite. In diesen Wäldern dominie-ren Fichten, Kiefern, Lärchen, Birken und Espen.Ihre Gesamtfläche wird auf 12,7 Millionen Qua-dratkilometer geschätzt.

Daran schließen sich nach Süden die temperiertenWälder an, die atlantisch (kühle, feuchte Sommer,milde, regenreiche Winter), kontinental (trockene,heiße Sommer, sehr kalte Winter) oder „typisch“(wie bei uns: warme Sommer, kühle Winter) ge-prägt sein können.

Subtropische Wälder gehen langsam in die tro-pischen Wälder über, außer in Afrika, wo großeWüstengebiete dazwischen liegen. Das Klima istentweder immerfeucht (bei deutlich niedrigerenTemperaturen als in den Tropen) oder mediterran(trockene, heiße Sommer, milde Winter mit Regen).

Die tropischen Wälder liegen innerhalb derWendekreise, zwischen 23,5° nördlicher Breiteund 23,5° südlicher Breite, und bedecken mitrund 18,5 Millionen Quadratkilometern rund 40 Prozent der tropischen Landfläche.

48 Prozent aller Wälder liegen in den Tropenund Subtropen, 30 Prozent in der borealen und22 Prozent in der temperierten Zone.

Auf völlig anderer Grundlage werden die Wälderauch danach unterschieden, wie stark sie durchden Menschen beeinflusst werden bzw. wordensind: Als Primärwälder gelten Wälder im Urzu-stand. Ihre Entwicklung wurde nicht oder nichtmerklich vom Menschen beeinflusst. Alle übri-gen sind Sekundärwälder, d. h. vom Menschengenutzte Wälder, wozu z. B. die Forste zählen.Eine Sonderstellung nehmen die Exploitations-wälder ein, die vom Menschen nur minimaldurch selektiven Holzeinschlag genutzt werden.

„In den nördlichen … Waldungen herrscht nur eine Spezies …; bisweilen ist eine Art der Nadelhölzermit Laubholz gemengt. Eine solche Einförmigkeit in der Zusammenstellung ist den Tropenwaldungenfremd … Eine Unzahl von Familien drängt sich hier zusammen; selbst in kleinen Räumen gesellt sichkaum Gleiches zu Gleichem.“

(Alexander von Humboldt, 1807 in „Ansichten der Natur“)

In diesem Kapitel erfahren Sie• welche Waldzonen es weltweit gibt• nach welchen Kriterien die Wälder dabei unterschieden werden• welche unterschiedlichen Typen von Tropenwäldern existieren.

Ein Beispiel für temperierte Wälder:

der mitteleuropäische Buchenwald.

Typischer Sekundärwald: Fichtenforst.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 2

Definition und Verbreitung.

Wald aus zweiter Hand.

Primärwald Sekundärwald

Wann ist ein Wald ein Wald?

reich strukturierter Wald Wald nach Definition der FAO

Waldverteilung weltweit.

47 % abgeholzteWaldfläche

53 % heutige Waldfläche

21 % weitgehend unbeeinflusst

ca. 30 %

Waldanteilheute an derLandfläche

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30

40Höhe in m

10

20

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40Höhe in m

Definition und Verbreitung.

Folie 2

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 3

Wald und Klima.

Klimaunterschiede.

Klimadiagramm Mitteleuropa Klimadiagramm Tropen

Sonnenstände Mitteleuropa

O

Zenit

W

S N

21.12. 21.6.21.3./23.9.

+

Sonnenstände Tropen

O

W

S

21.12. 21.6.21.3./23.9.

N

Tropen

Subtropen

Subtropen

boreale Wälder subtropische Wälder Gebirgetemperierte Wälder immergrüne Regenwälder waldlose Gebietemediterrane Wälder regengrüne Feucht- und Trockenwälder, Savanne

Waldtypen weltweit.

Zenit+

Jan. Dez.

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2040

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Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Jan. Dez.

10

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2040

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100200300

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

NiederschlagTemperatur

Wald und Klima.

Folie 3

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 4

Waldgesichter (1).

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50 Sommer

Borealer Wald. (Beispiel Skandinavien)

fast nur Nadelbäume

Höhe in m

Jan. Dez.

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Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Mediterraner Wald. (Beispiel Süditalien) Subtropischer Wald. (Beispiel südl. Brasilien)

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immer grün

Höhe in m

Winter

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50 Sommer

Temperierter Wald. (Beispiel Mitteleuropa)

viele Laubbäume, nur im Sommer grün

Höhe in m

Jan. Dez.

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Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Jan. Dez.

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Temperatur in °C

Niederschlag in mm

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immer grün auch bei Trockenheit (Hartlaub!), im Winter Regen

Höhe in m

Jan. Dez.

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100200300

20

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Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Winter

Trockenzeit

Waldgesichter (1).

Folie 4

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Tropenwald ist nicht

gleich Tropenwald.

Nicht alle tropischen Wälder sind Regenwälder.Unterschiede bei Bodenbeschaffenheit, Höhenlageoder Niederschlagsmenge führen zu verschie-denen Waldformen: Man kann zum Beispielimmergrüne Regenwälder, regengrüne Feucht-wälder und regengrüne Trockenwälder sowieWälder auf Sonderstandorten, etwa Gezeiten-und Überschwemmungswälder, unterscheiden.

Ist die Niederschlagsmenge hoch und gleichmäßigüber das Jahr verteilt (mind. 2.000 mm/Jahr und100 mm/Monat), entwickeln sich immergrüneRegenwälder. Sie bilden den Kern des Tropen-waldgürtels entlang des Äquators. Hier regnet esjeden Tag und man findet die üppigste und arten-reichste Tier- und Pflanzenwelt der Erde.

Die regengrünen Feuchtwälder schließen sichnördlich und südlich der immergrünen Regen-wälder an. Trockenzeiten und die Ausprägung vonJahreszeiten nehmen mit der Entfernung vomÄquator kontinuierlich zu. Regengrüne Feucht-wälder weisen eine Trockenzeit von zwei bis fünfMonaten auf.

Die regengrünen Feuchtwälder gehen in Richtungder Pole fast nahtlos in die regengrünen Trocken-wälder über. Die Trockenzeiten dauern länger, dieNiederschlagsmenge nimmt ab. Jahreszeiten sinddeutlich ausgeprägt. Die regengrünen Trocken-wälder werden allmählich abgelöst durch dieSavanne und reine Kakteenwälder.

In Küstenregionen findet man einen Sondertypvon Tropenwäldern: Gezeitenwälder, die sogenannten Mangrovenwälder. Sie haben sich anden Meeresküsten die Zone zwischen den Linientiefsten und höchsten Wasserstandes im Wechselvon Ebbe und Flut als Lebensraum erschlossen.Da Mangroven zu den wenigen Landpflanzen ge-hören, die sich dem Salzwasser anpassen konnten,sind sie hier konkurrenzlos. Mangrovenwurzelnwachsen in Schlickablagerungen. Dabei fungiertdas dichte Wurzelgeflecht der Mangroven alsSchlickfänger: haben sie erst einmal Fuß gefasst,sammeln sie mehr und mehr Schlick an. Sie ver-hindern damit vor allem, dass Sedimente vonGezeitenströmungen weggeschwemmt werden.Mangroven schaffen sich damit letztlich ihreneigenen, ständig wachsenden Lebensraum.

Die Mangrovenwälder sind von den Gezeiten geprägt:

Dichtes Wurzelgeflecht gibt Halt.

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Das Wichtigste in Kürze:

• Entsprechend der Klimazonen der Erde werden boreale, temperierte, subtropische und tropischeWälder unterschieden.

• Wälder im Urzustand gelten als Primärwälder, vom Menschen genutzte Wälder werden alsSekundärwälder bezeichnet.

• Auch innerhalb der Tropen unterscheidet man mehrere Waldtypen: immergrüne Regenwälder,regengrüne Feucht- bzw. Trockenwälder und Wälder auf Sonderstandorten.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 5

Waldgesichter (2).

10

20

30

40

50 Regenzeit

Regengrüner Trockenwald. (Beispiel nördl. Argentinien)

nur in der Regenzeit grün

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

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100200300

20

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Temperatur in °C

Niederschlag in mm

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50

Immergrüner Regenwald. (Beispiel Java)

immer grün und feucht

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Trockenzeit

10

20

30

40

50 Regenzeit

nur in der Regenzeit ganz grün

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Trockenzeit

Regengrüner Feuchtwald. (Beispiel Brasilien)

Trockenzeit

Waldgesichter (2).

Folie 5

Der immergrüne Regenwald. Aber nicht alle Wälder in den

Tropen sehen so aus.

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Treibhausklima und Stoffkreisläufe.

Weder Sommer noch Winter.

Je wärmer und feuchter das Klima, desto üppigergedeihen tropische Wälder. Typisch für das Klimain tropischen Regionen sind zum einen die gleich-bleibend hohen Temperaturen, die im Tieflanddurchschnittlich zwischen 23 °C und 28 °Cliegen. Zum Vergleich: In der heißesten RegionDeutschlands, dem Oberrheingraben, erreicht dieDurchschnittstemperatur im heißesten Monatnicht mehr als 20 °C. In den Tropen dagegensind es im kältesten Monat immer noch 18 °C.Der Grund hierfür ist, dass die Sonne am Äquatordas ganze Jahr über sehr hoch steht und damitfast senkrecht einstrahlt. Die tageszeitlichenTemperaturschwankungen sind höher als diejahreszeitlichen. Daher spricht man im Gegensatzzum „Jahreszeitenklima“ in unseren Breiten amÄquator vom „Tageszeitenklima“.

Die Jahreszeiten sind also hinsichtlich der Tem-peraturen kaum spürbar. Sie machen sich jedochin der Regenmenge und in der Verteilung derNiederschläge bemerkbar und bestimmen so dieZeit des Laubaustriebs, Blühens und Fruchtens. Jenäher man dem Äquator kommt, desto intensiverund gleichmäßiger verteilt fallen die Niederschläge.Der Natur fehlt damit der äußere Signalgeberfür Blühen, Fruchten, Blattaustrieb und -fall. Sokann es vorkommen, dass ein Baum gerade seineBlätter abwirft, während sein Nachbar mitten inder Blüte steht.

„Unterdessen hörten die vom Himmel herabströmenden Wassermassen nicht einen Moment auf.Dies konnte man schon nicht als Regen bezeichnen, eher als eine zweite Sintflut.“

(Christoph Kolumbus, auf seiner vierten Reise durch die Karibik, 1502-03)

In diesem Kapitel lesen Sie• Wissenswertes über das Klima der Tropen• dass sich die Tropenwälder zum überwiegenden Teil selbst mit Wasser

versorgen• wie die Nährstoffkreisläufe im Tropenwald funktionieren.

Jan. Dez.

10 20

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Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Jan. Dez.

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40

60

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100200300

20

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Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Klimatische Unterschiede werden an Klimadiagrammen deutlich: links Mitteleuropa, rechts immerfeuchte Tropen.

Monatliche Niederschläge von mehr als 100 mm weisen auf immerfeuchte Monate hin. Sie sind in einem reduzierten

Maßstab dargestellt.

Niederschlags-kurveTemperatur-kurve

Freiburg Buitenzorg (Java)

Ideale Bedingungen für eine artenreiche Pflanzenwelt.

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Wasserkreisläufe.

Ein Viertel bis maximal die Hälfte seines Wasser-bedarfs bezieht der Regenwald aus dem großenWasserkreislauf: Wolken, die sich über denOzeanen bilden, ziehen landeinwärts und regnendort ab. Ein Teil der Niederschläge gelangt schließ-lich über Bäche und Flüsse zurück ins Meer. Dengrößeren Anteil erhält er jedoch aus seinem eige-nen, dem so genannten kleinen Wasserkreislauf:Im Regenwald verdunsten große Mengen Wasserund bilden mächtige Regenwolken. Diese regnenanschließend über dem Wald ab und verdunstenerneut. Damit schließt sich der kleine Wasser-kreislauf. Die Bezeichnung „klein“ bezieht sich indiesem Fall auf die regionale Begrenzung. In Wirk-lichkeit setzt dieser kleine Wasserkreislauf vielgrößere Mengen Wasser um als der große Wasser-kreislauf, der auf dem Meer beginnt (Folie 6).

Für den sich selbst tragenden kleinen Wasserkreis-lauf werden ausreichend große und zusammen-hängende Waldgebiete benötigt. Modellrechnungengehen davon aus, dass dieses Kreislaufsystem nurfunktioniert, so lange mindestens 50 Prozent derursprünglichen, vor Beginn der Rodungen vorhan-denen Waldflächen existieren. Durch Rodungenschrumpfen die Wälder jedoch nicht nur insgesamt,sondern es entstehen auch zunehmend viele klei-nere, voneinander getrennte Waldflächen.

Experten befürchten, dass auf diese Weise eineKettenreaktion eingeleitet werden könnte: Derkleine Wasserkreislauf würde empfindlich gestörtund könnte sogar ganz zusammenbrechen; dannwürde dem Wald die notwendige Wassermengefehlen und dies wiederum könnte den Rückgangder Tropenwälder beschleunigen. Nur dort, woder Anteil der Niederschläge aus dem großenWasserkreislauf überwiegt – wie in den brasilia-nischen Küstenregionen und den MonsunwäldernSüdostasiens – spielt das Thema der abnehmen-den Waldflächen für den Wasserhaushalt einegeringere Rolle.

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Fast täglich bilden sich Regenwolken.

Nur über großen zusammenhängenden Waldflächen

funktioniert der kleine Wasserkreislauf.

Diese Waldinsel ist zu klein, ihr Fortbestand durch zu

wenig Niederschlag gefährdet.

Meer

AbflussVerdunstung

Niederschlag

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 6

Kreisende Wasser.

Großer Wasserkreislauf.

Kronenbereich

Waldesinnere

100 % Luftfeuchte

Temperatur-abnahmeum ca. 10 °C

Niederschlag Verdunstung

Innenklima.

Kleiner Wasserkreislauf.

dichter Regenwald

hohe Verdunstung

hohe Niederschläge

kleine Waldinseln

geringeVerdunstung

kaumNiederschlag

Kreisende Wasser.

Folie 6

Page 10: Tropenwaldmappe Neuen

Gut gekühlt.

Durch die häufigen Niederschläge und die hohenTemperaturen herrscht im Innern des Regen-waldes immer eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.Sie kann bis zu 100 Prozent betragen (Taupunkt).Unter den Bäumen ist es deutlich kühler als inder Kronenregion. Für dieses Phänomen ist vorallem die Verdunstung verantwortlich. Denn vonden Niederschlägen erreicht nicht einmal einViertel den Boden, der größte Teil bleibt auf demmächtigen Blattwerk des Regenwalds haften undverdunstet von dort.

Der den Boden erreichende Rest wird größtenteilsüber Wurzeln von den Pflanzen aufgenommenund zur Hälfte wieder als Wasserdampf an dieLuft abgegeben. Die Wasserdampfabgabe und dieVerdunstung verursachen die hohe Luftfeuchtig-keit. Da der Umgebung bei Verdunstung Wärmeentzogen wird, erklärt sich, warum es im Waldes-innern bis zu 10 °C kühler sein kann als imKronenbereich, der einer intensiven Sonnenein-strahlung ausgesetzt ist. Die Tropenwälder schaffensich in ihrem Innern also ein eigenes, kühleresMikroklima (Folie 6).

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Den größten Teil des Regens fängt das Blattwerk auf.

Unglaublich, aber wahr:

A Das feucht-heiße Klima schafft idealeWachstumsbedingungen im Regenwald:Manche Bambusarten schießen als Spröss-linge über 20 Zentimeter am Tag in die Höhe.

A Obwohl die tropischen Regenwälder nuretwa 11,5 Prozent der Landoberfläche derErde bedecken, speichern sie in ihrerBiomasse über die Hälfte der weltweitenNiederschläge. Das entspricht etwa der fünf-fachen Menge der temperierten Wälder.

Mehr als 2.000 mm Niederschlag im Jahr ist in tropischen Wäldern die Regel. In Berlin fallen durchschnittlich 560 mm.

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Baumriesen könnte ohne diese „Lebensgemein-schaft“ mit Pilzen gedeihen. Großflächiges Fällenvon Bäumen lässt den Nährstofffilter leck werden:Die Mykorrhiza wird zerstört, die Nährstoffefließen ab und gehen dem raffinierten System fürimmer verloren.Wie gering der Nährstoffgehalt des Bodens tatsäch-lich ist, lässt sich am Stickstoffvorrat des Bodensmessen. In Mitteleuropa liegen 94 Prozent derVorräte im Boden vor und nur sechs Prozent sindin der Biomasse enthalten. Ganz anders in denTropen: Hier sind mehr als die Hälfte, nämlich58 Prozent, in den Pflanzen gespeichert, im Bodenbefinden sich nur 42 Prozent. Dabei ist zu berück-sichtigen, dass in den Tropenwäldern wesentlichmehr Biomasse vorhanden ist als in den gemäßig-ten Zonen (Folie 7).

Umsatzstark.

Hohe Energieeinstrahlung durch die Sonne, ganz-jährig günstige Klimabedingungen, lückenloseKreisläufe und höchste Biodiversität machen dieTropenwälder in ihrer jetzigen Form zu einemder Ökosysteme mit dem höchsten Umsatz anBiomasse auf der Erde: Tropische Wälder leistenzur gesamten Blattmasse der Erde einen Beitragvon 29 Prozent. Die Pflanzenbiomasse erreichtüber 1.000 Tonnen pro Hektar – 970 TonnenHolz und 20 Tonnen Blätter. Die Zuwachsrateder Biomasse ist 1,5- bis fast 2-mal höher als inden Wäldern Mitteleuropas und als Folge derüppigen Vegetation ebenso die Menge des in derBiomasse gebundenen Kohlendioxids (CO2).

Perfektes Recycling.

Man könnte denken, der Artenreichtum und dasüppige Wachstum der Tropenwälder wären einHinweis auf besonders fruchtbare Böden. Weitgefehlt! Drei Viertel der Böden in den Tropen sindsogar sehr nährstoffarm. Sie sind sehr alt und ihreMineralstoffe deshalb bereits stark ausgewaschen.Abgesehen vom kurzfristigen Wanderfeldbau istdarauf praktisch kein Ackerbau möglich. Das rest-liche Viertel ist bereits seit Hunderten von Jahrendicht besiedelt und wird überwiegend intensivlandwirtschaftlich genutzt, wie z. B. die Hoch-flächen Mittelamerikas, Indonesiens, Kamerunsund der Philippinen. Hier handelt es sich umjüngere, mineralreichere Böden vulkanischenUrsprungs.

Dass trotz der Unfruchtbarkeit der Böden üppigeTropenwälder entstehen konnten, liegt an einemperfekt entwickelten Recyclingsystem. Nichts bleibtungenutzt, nichts geht verloren: HerabfallendeBlätter, tote Tiere und Pflanzen verrotten zunächstan der Bodenoberfläche. Über dieses organischeMaterial machen sich dann zahllose Kleintiere,Pilze und Bakterien her, zersetzen und minerali-sieren es in Windeseile, so dass die Pflanzenwur-zeln die Nährstoffe wieder aufnehmen können.Damit dies schnell gehen kann, haben viele Bäumeein sehr flaches und effektives Wurzelwerk, dasteilweise sogar nach oben wächst. Die Wurzelnrecken sich ihrer Nahrung förmlich entgegen.Dieses Filtersystem ist so perfekt, dass die imRegenwasser gelösten Mineralien fast vollständigzurückgehalten werden und im Recyclingsystemerhalten bleiben.

Pilze spielen in diesem Recyclingsystem eine sehrwichtige Rolle. Sie sind mit den feinen Wurzelnder Bäume eine Symbiose eingegangen, was manals Mykorrhiza bezeichnet. Gemeinsam bilden sieeinen äußerst effektiven Nährstofffilter, der dieMineralien im Nährstoffkreislauf hält. Der Pilzerleichtert es dabei den Baumwurzeln Mineralienaufzunehmen und als Gegenleistung erhält erFotosyntheseprodukte des Baumes. Keiner der

Das Wichtigste in Kürze:

• Die Tropen kennen keine ausgeprägten Jahreszeiten, wie wir das gewohnt sind.Unterschiede gibt es nur in der Regenmenge und -verteilung.

• Drei Viertel der Böden sind nahezu unfruchtbar; mit Hilfe eines raffinierten Recyclingsystems konnten trotzdem üppige Tropenwälder entstehen.

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Pilze sind im Nährstoffkreislauf von zentraler Bedeutung.

Tropenwald

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Folie 7

Kreisende Nährstoffe.

Der Weg der Nährstoffe.

Stickstoffvorräte.

Nährstoffe durch Mykorrhiza.

Mitteleuropäischer Laubwald

Laubstreu

langsameZersetzung

schnelleZersetzung

Laubstreu

Humus

Boden(nährstoffreich)

Boden(nährstoffarm)

Tropischer Regenwald

Biomasse

Nährstoffaufnahme

Wurzelspitze ohne … … und mit Mykorrhiza

Abgabe vonFotosyntheseproduktenan den Pilz

Mit Mykorrhizavergrößert sich dieWurzeloberfläche umdas 100 -1.000fache !

Boden

6 %

94 % 42 %

58 %

Kreisende Nährstoffe.

Folie 7

Riesig – im Tropenwald

sind große Mengen

Biomasse gespeichert.

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Bunte Vielfalt.

Tropenwälder sind faszinierend: Nicht nur dasKlima, die Wasserkreisläufe und die Beschaffen-heit der Böden machen sie zu einem besonderenLebensraum, sondern auch die enorme Arten-vielfalt und ihre atemberaubende Schönheit.

Faszination Leben.

Tropenwälder zeichnen sich vor allem durch einegroße Vielfalt an Pflanzen und Tieren aus. Dreivon vier der heute bekannten 1,85 MillionenArten stammen aus den Tropen. Ende der 70erJahre des vergangenen Jahrhunderts begonneneUntersuchungen im Kronenraum tropischer Wäl-der haben überdies ergeben, dass es dort sehrviel mehr Arten gibt als angenommen. Hoch-rechnungen auf dieser Grundlage lassen daraufschließen, dass es sogar 20 Millionen Arten oder mehr auf der Erde geben könnte. Bis zu90 Prozent davon leben in den Tropen. Einegroße Zahl unbekannter Arten wartet demnachnoch auf ihre Entdeckung (Folie 8).

Für die große Artenvielfalt (Biodiversität) derTropenwälder gibt es mehrere Gründe:

P Im Verlauf der Erdgeschichte hat sich die räum-liche Ausdehnung der Tropenwälder mehrmalsverändert. Ausgelöst durch globale Klimaschwan-kungen, die in Europa zu Eiszeiten führten, kames in den Tropen zu längeren Trockenphasen mitdeutlich niedrigeren Temperaturen. In der Folgeschrumpften die tropischen Wälder auf wenigevoneinander isolierte Restflächen. Die in diesen „Tropenwald-Inseln“ verbliebenenTeilpopulationen entwickelten sich isoliert von-einander zu eigenständigen Arten. Nach demEnde der Eiszeit breiteten sich die einzelnenWaldinseln wieder aus und vereinigten sich er-neut zu einem zusammenhängenden Tropenwald-gebiet, in dem dann viele der in der Trockenphaseisolierten Teilpopulationen fortan als eigenständigeArten nebeneinander existierten. Diese mehrfachwiederkehrende Schrumpfung der Tropenwälderauf verschiedene Waldinseln und das jedes Malerneute Zusammenwachsen war vermutlich einwesentlicher Faktor für die Entstehung der großenArtenvielfalt.

„Welche Bäume! Kokosnussbäume von 50–60 Fuß Höhe; ... Paradiesfeigen und eine Fülle vonBäumen mit enormen Blättern und duftenden Blüten so groß wie eine Handfläche, von denen wirüberhaupt nicht wissen ...“

(Alexander von Humboldt, 1799 in einem Brief von seiner Südamerikareise)

Dieses Kapitel erklärt Ihnen• warum die Tropenwälder so beeindruckend sind• warum die Tropenwälder die artenreichsten Lebensgemeinschaften

der Welt aufweisen.

… in unterschiedlichsten Formen und Farben.

Der Tropenwald steckt voller Leben …

Page 13: Tropenwaldmappe Neuen

P Die Klimazonen sind beiderseits des Äquatorsweitgehend symmetrisch angeordnet, so dass dieTropenwälder einen nur durch die Ozeane undGebirgszüge unterbrochenen, relativ breiten Grün-gürtel um die Erde bilden können. Dieses unge-wöhnlich große Gebiet ist seit der letzten Eiszeitdurch ein konstant feucht-heißes Klima ohne nen-nenswerte Jahreszeiten geprägt. Diese langfristigeStabilität der Klimabedingungen hat ebenfalls ent-scheidend zur vielfältigen Ausbildung neuer Artenim tropischen Lebensraum beigetragen.

P Aus der Not der in Tropenwäldern vorherrschen-den nährstoffarmen Böden und dem damit verbun-denen Mangel an Nährstoffen entwickelten Tierewie Pflanzen besonders raffinierte Überlebensstra-tegien: beispielsweise Pflanzen, die ohne Kontaktzum Boden auf den Ästen von Bäumen wachsen,oder Fische, die außerhalb des Wassers auf Insek-tenjagd gehen. Am ehesten überlebt, wer sich amschnellsten an veränderte Situationen anpasst undder großen Konkurrenz durch das Erschließenspezieller Ressourcen entgeht. Die Vielfalt ist dasErgebnis einer bis ins Extrem entwickelten Spezialisierung der Arten. Hohe Spezialisierungbedeutet andererseits geringe Individuenzahl,verbunden mit einem meist sehr kleinen Ver-breitungsgebiet dieser Arten.

Viel Leben im Blätterdach.

Tropische Regenwälder besitzen einen charak-teristischen Aufbau: Sie bilden drei bis vierBaumstockwerke und werden bis zu 60 Meterhoch. In jedem Stockwerk können viele unter-schiedliche Arten vorkommen, je nachdem, wieviel Licht aus den oberen Etagen nach unten fällt.Als artenreichster Lebensraum in den Tropen-wäldern haben sich die Baumkronen herausge-stellt. Mit kreativen Methoden wie Gondeln anriesigen Kränen, ausgespannten Netzen oder anSeilen geführten Zeppelinen wurde dieser bisherfür die Wissenschaft nicht erreichbare Teil derTropenwälder in jüngster Zeit eingehender unter-sucht. Dabei konnte man feststellen, dass zweiDrittel aller in Tropenwäldern vorkommendenInsekten in der Kronenregion leben, davon sindwiederum ein Drittel Käfer. Im Blätterdach eineseinzigen Urwaldbaumes wurden 1.200 verschie-dene Käferarten gezählt, von denen sich 163 Artenausschließlich auf diesen Baum spezialisiert hatten.

11

Das Wichtigste in Kürze:

• Ausgelöst durch globale Klimaschwankungen reduzierte sich die Fläche der Tropenwälder im Verlauf der Erdgeschichte mehrmals auf kleine Inselbereiche. In diesen Inseln entstanden jeweils zahlreiche neue Tier- und Pflanzenarten. Als diese Waldreste wieder zusammenwuchsen,vereinten sich die neu entstandenen Arten in einem großen Tropenwaldgebiet.

• Untersuchungen haben ergeben, dass das Kronendach der vielfältigste Lebensraum mit dem größten Artenreichtum im Tropenwald ist.

Vielfalt neben- und übereinander –

die Stockwerke des Tropenwaldes.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 8

Bunte Vielfalt.

Artenzahlen.

reich strukturier-

Artbildung.

vor ca. 26.000 Jahren vor ca. 18.000 Jahren vor ca. 8.000 Jahren

Rückgang und Wiederausbreitung tropischer Regenwälder im Laufe der Erdgeschichte(vermutliche Entwicklung am Beispiel Afrika)

Baumarten.

Artenbekannt

1,85 Mio.75 %

90 %

Artengeschätzt

20 Mio.

weltweitTropen

weltweitTropen

mitteleuropäischerBuchenwald

tropischerRegenwald

Durchschnittswert pro Hektar 283

5

Forschung in den Baumkronen.

5 10 15 20

Bunte Vielfalt.

Folie 8

Forschung über den Baumwipfeln –

ein Kran macht‘s möglich.

Page 14: Tropenwaldmappe Neuen

12

Faszinierende Pflanzen.

Tropische Regenwälder entfalten eine unglaublicheVielfalt an Pflanzen. Unterschiedlichste Baumartenwachsen dicht nebeneinander. Der artenreichsteLebensbereich ist aber das Kronendach der Tro-penwälder – nicht zuletzt aufgrund der günstigenLichtverhältnisse. Es ist zudem durch die unter-schiedliche Höhe der einzelnen Baumkronenbesonders reichhaltig strukturiert und lässt da-mit die Besetzung besonders vieler ökologischerNischen zu.

Der Sonne entgegen.

Auffallend ist der Reichtum an Epiphyten. Sonennt man Aufsitzerpflanzen, die auf den Bäumenwachsen ohne ihnen zu schaden und eine Füllespezieller Kleinstlebensräume schaffen. So ent-wickeln zum Beispiel die Bromelien Trichter, indenen sich bis zu zehn Liter Regenwasser sam-meln können; diese kleinen Teiche, Phytotelmengenannt, sind Lebensraum für viele Insekten undsonstige kleinere Tiere sowie Brutgewässer fürdie meisten Baumfrösche.

Die Lage der Epiphyten hoch oben im Geäst derUrwaldbäume bietet zwar sehr günstige Licht-verhältnisse, aber die Wasserversorgung ist nichteinfach. Da die Epiphyten nur bei RegenfällenWasser erhalten, spielt regelmäßiger Regen fürdiese Pflanzen eine weitaus größere Rolle als dieabsolute Niederschlagsmenge. Nebelwälder, indenen es ständig von den Blättern tropft, oder Wäl-der an Gebirgshängen, an denen sich regelmäßigWolken abregnen, sind deshalb am dichtesten mitEpiphyten überwachsen. Manche epiphytischenFarne bilden in luftiger Höhe sogar ihren eigenenBoden.

Nicht nur die Vielfalt der Epiphyten ist bemer-kenswert, sondern auch die unterschiedlichenMethoden ihrer Verbreitung. Farne vermehrensich beispielsweise durch Sporen, Orchideendurch staubförmige Samen, spezielle Kakteenoder Bromelien hingegen durch Beerenfrüchte,die von Vögeln gefressen und so verteilt werden.

Epiphyten sind in der Regel keine Parasiten,sondern vollkommen eigenständig. Trotz der oftmassiven Überwucherung können die Äste undBlätter der Trägerpflanzen weiter leben.

„Die Eleganz der Gräser, die Schönheit der Blüten, das blanke Grün des Laubwerks, vor allem aberdie Üppigkeit der Vegetation erfüllen mich mit Bewunderung.“

(Charles Darwin 1832 über eine Reise in den brasilianischen Regenwald)

In diesem Kapitel lesen Sie• interessante Details über tropische Pflanzen• welche Strategien Pflanzen bei ihrem Kampf um Licht und

Nährstoffe einsetzen.

Mit Bromelien und Flechten besetzter Baum im

Bergregenwald von Costa Rica.

Auch Orchideen wachsen

als Epiphyten hoch oben

in den Bäumen.

Als Zimmerpflanzen bei uns bekannt: Bromelien.

Regenwald(British Guayana)

22 %

66 %

12 %

0 %

Tropenwald

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Folie 9

Der Sonne entgegen.

Schwerpunkt Baumkronen.

Zusammensetzung der Pflanzentypen

Epiphyten

Bäume

Sträucher

Krautige Bodenpflanzen

Laubwald(Deutschland)

Vom Aufsitzer zum Baum – die Würgefeige.

Epiphyten.

0 %

27 %

6 %

67 %

Der Sonne entgegen.

Folie 9

Page 15: Tropenwaldmappe Neuen

Gnadenlose Würger.

Es gibt in Tropenwäldern auch aggressive Pflanzen:Wie Riesenschlangen des Pflanzenreiches schnü-ren z. B. die Baumwürger ihrer Wirtspflanze denStamm ab. Bekanntestes Beispiel sind die Würge-feigen, die besonders gerne der Fächerpalme zuLeibe rücken. Sie beginnen ihr Leben als harmloseAufsitzerpflanzen. Doch sie sind nur so langeharmlos, bis ihre Luftwurzeln den Boden erreichthaben. Diese werden dann zum tödlichen Würge-griff gegen die Wirtspflanze eingesetzt, indem sieden Stamm der Wirtspflanze zunehmend um-schließen. So wird das Dickenwachstum der Wirts-pflanze gehemmt. Gleichzeitig beginnt sich derBlätterschopf der Würgefeige in der Baumkronedes Wirtes auszubreiten, was die Wirtspflanzeweiter schwächt. Schließlich stirbt die Wirts-pflanze ab und beginnt zu verrotten. Ihr Stammist jedoch noch jahrzehntelang als Hohlraum imStammgeflecht der Feige zu erkennen (Folie 9).

Geschickte Freeclimber.

Was wäre Tarzan ohne Lianen? Jeder kennt die-ses ideale Fortbewegungsmittel im Dschungel –zumindest für Affen. Doch wer weiß schon, dassLianen eigentlich Bäume sind? Selbst unter denPalmen gibt es lianenförmig wachsende Arten, wiez. B. die Rattanpalme. Die Stämme der Lianensind biegsam, sie kriechen und klettern, oft sindsie miteinander wie Seile verflochten oder wieSchlingen gewunden oder gar wie Treppen imZickzack geformt.

Je höher und dichter das Kronendach, destoschwieriger ist es für Baumsämlinge, vom Wald-boden aus einen Platz an der Sonne zu bekommen.Viele Arten versuchen es erst gar nicht, sondernwarten, bis ein Baumriese stürzt und so den Platzfreimacht. Die Lianen gehen einen anderen Weg:Sie stützen sich an Trägerpflanzen ab und benut-zen sie als Kletterhilfe. Hat die Liane festen Haltgefunden, wächst sie bei sparsamster Beblätterungungemein rasch, bis sie in lichtreichere Zonenaufgestiegen ist. Hier sind neue Schwierigkeitenzu meistern: Der bis zu 400 Meter lange undsehr dünne, seilartige Stamm muss zug- und biege-fest sein, um bei Windbewegungen der Träger-pflanze nicht aus der Verankerung zu brechen.Diese Biege- und Zugfestigkeit mit elastischer Auf-hängung erreichen Lianen dadurch, dass ihr Holz-körper in feste einzelne Stränge aufgespalten ist,die wie die Drähte eines Stahlkabels angeordnetsind.

13

Das Wichtigste in Kürze:

• Die Artenvielfalt im Tropenwald ist auch das Ergebnis der Besetzung unzähliger ökologischerNischen und komplizierter Wechselwirkungen zwischen den Arten – und zugleich deren Ursache.Nur wer durch weitestgehende Spezialisierung dem Konkurrenzdruck ausweicht, gewinnt denKampf ums Überleben.

Würgefeige in Aktion.

Unglaublich, aber wahr:

A In den Tropen leidet niemand unter Heu-schnupfen, weil sich keine Pollen in der Luftbefinden. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeitkann deren Verteilung nicht durch den Winderfolgen, sondern wird meist von Tieren, vorallem von Insekten, übernommen.

A Der Humus der Epiphyten im Geäst derBäume kann mehrere Tonnen pro Hektarbetragen.

Hier ist der Wirtsbaum

längst verrottet, übrig

bleibt das Stammgeflecht

der Würgefeige.

Page 16: Tropenwaldmappe Neuen

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Tiere und Menschen.

Anpassung ist alles.

Alle kennen den schnellen Jaguar, den schönenLeoparden oder den bunten Papagei. Doch in tropischen Wäldern tummeln sich auch Tiere, diefür unsere an mitteleuropäische Verhältnisse ge-wöhnten Augen äußerst seltsam erscheinen mögen.Sie sind Ergebnis einer optimalen Anpassung anbestimmte Lebensräume. Da sind zum Beispieldie cleveren Faultiere. Sie leben auf Bäumen, diein enger Partnerschaft mit Ameisen gedeihen.Die Ameisen beißen und stechen jeden, der sichan den Blättern des Baumes vergreift. Sie beschüt-zen den Baum, der ihnen dafür Unterkunft undreichlich Nahrung spendet. So hat jeder etwasvon der Partnerschaft. Jetzt kommt das Faultier. Es bewegt sich so langsam, dass die aggressiven Ameisen es nicht wahrnehmen. So kann es ge-nüsslich die leckeren Blätter fressen, ohne durchdie Ameisen angegriffen und vertrieben zu wer-den. Das Faultier ist also gar nicht faul, sondernextrem angepasst.

Der kleine, nur 500 Gramm schwere Zwerg-ameisenbär lebt ebenfalls in den Baumkronen; erhat keine Zähne, dafür aber eine sehr lange undklebrige Zunge, mit der er Ameisen und Termitenfängt und verspeist. Besonders eindrucksvoll istauch der Orang-Utan auf Sumatra und Borneo,der mit 114 Pflanzenarten einen äußerst reich-haltigen Speiseplan hat. Ein scheuer, akut vomAussterben bedrohter Akrobat in den Baum-kronen des Regenwaldes.

Der in Süd- und Mittelamerika vorkommendeRiesentukan hat mit 23 Zentimetern Länge einender größten Schnäbel in der Vogelwelt. Doch erist nicht kopflastig, denn das mächtige Beißwerk-zeug ist in Leichtbauweise konstruiert und wiegtnur 30 Gramm. Der Schnabel dient vor allem alsverlängerte Greifzange, um an Beeren und andereFrüchte heranzukommen.

„… unschuldig und von einer solchen Freigiebigkeit mit dem, was sie haben, dass niemand es glaubenwürde, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Was immer man von ihnen erbittet, sie sagen nieNein, sondern fordern einen ausdrücklich auf, es anzunehmen und zeigen dabei so viel Liebenswürdig-keit, als würden sie einem ihr Herz schenken.“

(Christoph Kolumbus, 1451-1506)

Dieses Kapitel erläutert• wie bunt und vielfältig die Tierwelt des Tropenwaldes ist• wie die Ureinwohner von und mit dem Wald leben.

Faultier – ist nicht faul, sondern optimal an seinen

Lebensraum angepasst.

Riesentukan.

Tropenwald

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Folie 10

Kuriositätenkabinett.

Spezielle Schnabelform. Energiesparer. Klettertier mit Klebezunge.

Perfekte Tarnung. Vorsicht – giftig ! Bunte Vielfalt.

Kuriositätenkabinett.

Folie 10

Page 17: Tropenwaldmappe Neuen

In den tropischen Wäldern Asiens leben dieNashornvögel, die in ihrer Lebensweise denTukanen ähneln. Nashornvögel kennzeichnetnoch ein zusätzlicher Aufsatz, der auf ihrem bis zu25 Zentimeter langen Schnabel thront. Der Aufsatzerfüllt unterschiedliche Aufgaben: Bei manchenArten dient er als Lautverstärker, andere – wieder asiatische Rhinozerosvogel – benutzen ihn,um nach Tukanart Früchte herunterzuschlagen.Schließlich wird der Aufsatz auch als Waffe beiAuseinandersetzungen mit Artgenossen eingesetzt.

Kopien und Kopiervorlagen.

Wenn Tiere Aussehen und Verhalten anderer Artennachahmen, spricht man von Mimikry – einem derinteressantesten Phänomene auf dem Gebiet vonTarnen und Täuschen. Heliconia-Falter demons-trieren zum Beispiel ihre Giftigkeit durch eineauffällige Warnfärbung, einen abschreckendenGeruch und einen betont langsamen Flugstil. Siewerden deshalb von Insektenfressern gemieden.Diesen Umstand machen sich andere, ungiftigeSchmetterlinge zu Nutze: Sie kopieren Verhaltenund Aussehen der Heliconia-Schmetterlinge undwerden deshalb ebenfalls nicht gefressen. Aber es sind nicht nur ungiftige Arten, die sich einer„Kopiervorlage“ bedienen, um geschützt zu sein.Häufig zeigen gleich mehrere wehrhafte odergiftige Arten die gleiche Warntracht. Ein verblüf-fendes Phänomen ist jedoch, dass bei den giftigenHeliconia-Faltern eine Art beispielsweise in circa20 verschiedenen Farbmustern auftritt. Viele die-ser Unterarten ähneln dabei anderen, ebenfallsgiftigen Arten. Und noch verblüffender ist, dass es ungiftige Arten gibt, die ebenfalls in mehrerenverschiedenen Farbmustern auftreten und dabeiverschiedene giftige Arten in der Färbung nach-ahmen.

Affen auf Diät.

Erleben Affen eine Trockenzeit, wird aus denLiebhabern bestimmter Früchte ein Heer vonAllesfressern. Die meisten können problemlos auf andere, bisher verschmähte Nahrungsmittelumsteigen. Amerikanische Kapuzineraffen bei-spielsweise konzentrieren sich dann auf Früchteder Scheela-Palme. Dazu müssen sich allerdingsWeibchen und schwächere Männchen dem do-minanten Anführer anschließen – denn meistensist nur er in der Lage, die erste Nuss aus demFruchtkolben heraus zu brechen. Danach könnendie übrigen Kapuzineraffen alle weiteren Nüsseleicht herausschälen. Das Nüsseknacken ist derGrund, warum die Männchen dieser Affenartsehr kraftvoll aussehen: Sie brauchen ihre starkenKiefer mit einer Beißkraft von 140 Kilogramm,um die Nüsse der Sheela-Palme zu knacken. Dasschafft kein anderer Affe.

Die ebenfalls in Lateinamerika lebenden Krallen-affen wiederum steigen in Trockenzeiten aufNektar um und machen dabei eine unfreiwilligeDiät. Sie schlürfen den Blütennektar einer spezi-ellen Liane. Doch davon werden sie nicht satt.Deshalb versuchen sie während der TrockenzeitEnergie zu sparen, sich wenig zu bewegen undjede Menge Nektar zu schlürfen. Trotzdembedeutet jede Trockenzeit eine Schlankheitskurfür die Affen, bei der sie bis zu 15 Prozent ihresGewichtes verlieren.

15

Rhinozerosvogel.

Goldfröschchen – wer giftig

ist, zeigt es mit Warnfarben.

Giraffenkäfer.

Wer nicht giftig ist, tarnt sich.

Page 18: Tropenwaldmappe Neuen
Page 19: Tropenwaldmappe Neuen

und die Felder aufgegeben werden. Fruchtbäumewie Palmen und andere mehrjährige Pflanzenwerden aber weiter genutzt und liefern Saatgutfür neue Felder. Das aufgegebene Feld dient da-rüber hinaus als Revier für die Jagd auf kleinereWildtiere, die von den Früchten der verbliebenenBäume angelockt werden. Mit der Rodung einesneuen Waldstücks beginnt der Kreislauf dannvon neuem. Die gerodeten Flächen bleiben beimWanderfeldbau relativ klein, so dass sich derWald innerhalb eines Zeitraums von 50 Jahrenwieder regenerieren kann (Folie 11).

Der traditionelle Wander- bzw. Brandrodungs-feldbau gilt in seiner ursprünglichen Form alsbeste landwirtschaftliche Methode, dem fragilenGleichgewicht des Tropenwaldes gerecht zu wer-den. Er wird deshalb zu Unrecht beschuldigt, denRegenwald zu schädigen. Im riesigen Amazonas-gebiet beispielsweise können aufgrund der gerin-gen Bevölkerungsdichte Jahrhunderte vergehen,bis dasselbe Waldstück erneut gerodet und fürden Ackerbau genutzt wird.

Kulturelle Vielfalt.

Der „unberührte Urwald“ ist ein Mythos, denn seitJahrtausenden leben Menschen in den Tropen-wäldern. Im amazonischen Tiefland Südamerikas,das etwa so groß wie Europa ist, siedeln etwa eineMillion Indigene. Vor der Eroberung der „NeuenWelt“ waren es vermutlich rund fünf MillionenMenschen, die in 300 bis 400 kulturell undsprachlich unterschiedlichen ethnischen Gruppenlebten. Die Regenwaldvölker haben sich inmehreren Jahrtausenden den besonderen ökolo-gischen Bedingungen des Waldes angepasst. ZurNutzung der relativ unfruchtbaren Böden habensie spezielle landwirtschaftliche Nutzungsweisen,so zum Beispiel den so genannten Brandrodungs-bzw. Wanderfeldbau, entwickelt. Diese bewährteAnbaumethode beginnt mit der Rodung eineskleinen Waldstücks in der Trockenzeit. Sobald dieBaumstämme ausreichend trocken sind, werdensie verbrannt. Die Asche düngt den nährstoffarmenBoden. In der Regenzeit werden unter verkohlten undzum Teil stehen gebliebenen Baumstämmen inMischkultur zeitlich versetzt erst niedrigwüchsige,dann höhere fruchttragende Pflanzen auf kleinenFeldern angebaut. Licht, Wasser und Nährstoffekönnen auf diese Weise optimal genutzt werden.Es entsteht ein Mosaik aus Nutzpflanzen wieManiok, Mais, Reis, Bohnen, Kürbis, Papaya,Zuckerrohr, Baumwolle, Pfeilrohr, Tabak sowieMedizinalpflanzen, die die Grundversorgunggarantieren. Nach zwei bis drei Jahren sind dieBöden so ausgelaugt, dass die Erträge nachlassen

Das Wichtigste in Kürze:

• Konkurrenz belebt den Tropenwald: Viele Tiere und Pflanzen sind deshalb extreme Spezialistengeworden.

• Tropische Wälder waren stets die Heimat vieler Völker, vieler Kulturen. Sie wissen den Wald zu nutzen, ohne ihm langfristig Schaden zuzufügen.

Fingerfertig: Ein Indigener arbeitet mit Baumwolle,

die er um das hintere Ende des Pfeils wickelt.

Tropenwald

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Folie 11

Kulturelle Vielfalt.

Traditioneller Wanderfeldbau.

Rodung eines kleinen Wald-stücks und 1- bis 2-jährigeNutzung.

Südamerika

Caracas

Bogotá

Quito

Lima

La Paz

Sao Paulo

Brasilia

BelémManaus

Auflassung des Feldes undRodung eines neuen Wald-stücks.

Regeneration der gerodetenFlächen (Sekundärwald).

Ur-Wald

Waldfläche

Feld Brache Sekundärwald

Kayapo, Brasilien.Mayoruna, Peru. Makiritare, Venezuela. Mekranoti, Brasilien.

˜

Kulturelle Vielfalt.

Folie 11

Unglaublich, aber wahr:

A Die Trockenmasse der Ameisen im brasilia-nischen Regenwald ist viermal so groß wiedie aller dort lebenden Landwirbeltiere.

A Durchschnittlich leben in den tropischenWäldern nur 0,5 Menschen auf einemQuadratkilometer – in Deutschland sind esrund 230.

17

Page 20: Tropenwaldmappe Neuen

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Wertvoll und nützlich für alle.

Mehr als Natur.

Der Schutz der Tropenwälder ist eine wichtigeglobale Aufgabe, denn sie P sind Lebensraum für Menschen sowie unge-

zählte Tier- und Pflanzenarten (S. 10–17).P haben eine entscheidende Funktion für das

Weltklima und die globale Wasserversorgung(S. 18/19).

P liefern viele Rohstoffe und Produkte, die wir für unser tägliches Leben benötigen (S. 20–27).

P sind ein längst noch nicht ausgeschöpftes Reser-voir genetischer Ressourcen und Rohstoffe, diesich zu Arznei- oder Lebensmitteln verarbeitenlassen (S. 28–31).

P spielen auch eine wachsende Rolle für denTourismus (S. 32/33).

Globale Klimaanlage.

Die Tropen sind maßgeblich dafür verantwort-lich, wie die Luftströmungen der Erde verlaufen.Infolge der starken Erwärmung der unteren Luft-schichten entsteht im tropischen Klimagürtel derErde ein thermisches Tiefdruckgebiet. Es ziehtgewaltige, trockene bodennahe Luftströme, diePassatwinde, an. Die zuströmenden Luftmassenerwärmen sich über dem Äquator und saugen sichmit der aus der Verdunstung der Tropenwälderstammenden Feuchtigkeit voll. Anschließend steigen sie als feucht-heiße Äquatorialluft auf undströmen in großer Höhe in Richtung der Polezurück (Folie 13). Beim Aufsteigen entstehenmächtige Haufenwolken, die sich in der Regel inheftigen Gewitterregen entladen. Diese beidenriesigen, sich ständig drehenden Luftmassen-walzen auf den beiden Hemisphären wirken aufden Verlauf der Meeresströmungen, die wiederumdie regionalen Klimabedingungen beeinflussen.Bisher kann niemand genau sagen, wie sich eineEntwaldung der Tropenregionen auswirken würde.Man geht aber davon aus, dass sich ohne Tropen-wälder zumindest die jeweiligen regionalen Klima-verhältnisse, die sich über Jahrtausende eingespieltund die Entwicklung der menschlichen Zivilisationgeprägt haben, verändern würden. Wie sich dasglobale Klima entwickeln würde, ist aber nurschwer vorherzusehen.

„Das frische Grün tat unseren Augen wohl, und überall präsentierten uns die Kakaobäume ihreFrüchte und warfen ihren Schatten über einen blumengeschmückten Rasenfleck.“

(Louis Antoine de Bougainville, französischer Entdecker, 1729-1811)

In diesem Kapitel erfahren Sie• welche Rolle die tropischen Wälder für das Weltklima spielen• warum sie für die globale Wasserversorgung wichtig sind• wie vielfältig die Rohstoffe und Produkte sind, die sie hervorbringen• in Kurzform, was Sie in den nächsten vier Kapiteln erwartet.

Tropenwald – nicht einfach nur grün …

Einfluss auf unser Klima.

Tropenwald

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Folie 12

Mehr als nur Natur.

Klimaregulator. CO2- Speicher. Nahrungslieferant.

Rohstoffquelle. Medizinschrank. Reiseziel.

Mehr als nur Natur.

Folie 12

Tropenwald

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Folie 13

Tropenwälder und Weltklima.

Entstehung der Passatwinde.

Zone beständiger Hochdruckgebiete

äquatorialeTiefdruckrinne

Zone beständigerHochdruckgebiete

0°10°20°30°

Nordostpassat Südostpassat

aufsteigende warme Luft

absinkende kalte Luft

10° 20° 30° 40°

H T H

40°

40°

20°

20°

40°

Zone beständigerHochdruckgebiete

Zone beständigerHochdruckgebiete

äquatorialeTiefdruckrinne

Passatwinde

intakter Wald Waldrodung

CO2 -Bilanzen.CO2

temperierte Wälder Wüste Savanne trop. Regenwald

nördliche Breite Äquator südliche Breite

CO2

Tropenwälder und Weltklima.

Folie 13

Page 21: Tropenwaldmappe Neuen

CO2-Bilanz: ausgeglichen!

In der Biomasse sowie in den Böden der tropischenWälder ist eine gewaltige Menge des Treibhaus-gases Kohlendioxid (CO2) gespeichert: Schätzungengehen von 375 Milliarden Tonnen Kohlenstoffaus, den sie der Atmosphäre im Laufe ihres Ent-stehens entzogen und als Biomasse gespeicherthaben.

In den Tropenwäldern besteht ein Gleichgewicht:Durch die Fotosynthese wird genauso viel CO2

aufgenommen wie durch tierische Aktivitätenund durch Pflanzen wieder abgegeben wird – dieCO2-Bilanz der tropischen Wälder ist also ausge-glichen (Folie 13). Intakte tropische Wälder habendemnach keinen Einfluss auf den CO2-Gehalt derAtmosphäre.

Eine andere Situation ergibt sich bei großflächigenRodungen des Tropenwaldes: Durch Verbrennungund Verrottung gelangt das in der Biomasse ge-speicherte CO2 in die Atmosphäre. Man schätzt,dass durch die Rodung der Tropenwälder pro Jahr0,6 bis 2,6 Milliarden Tonnen CO2 freigesetztwerden. Zum Vergleich: Weltweit werden jedesJahr rund 22 Milliarden Tonnen CO2 aus unter-schiedlichen Quellen emittiert.

Wasserwerk.

Neben der hohen Wasserspeicherkapazität inBiomasse und Boden gehört der so genanntekleine Wasserkreislauf zu den Besonderheitender Tropenwälder (S. 7 und Folie 6). Durch dieständige Zirkulation großer Wassermengen herr-schen in den Regenwäldern stabile Feuchtigkeits-und Temperaturverhältnisse. Damit werdenExtreme wie Dürren, Hitzeperioden oder Über-schwemmungen verhindert. Der Wasserkreislaufist jedoch nicht nur für die Tropenwälder selbstvon Bedeutung, sondern wirkt sich auch auf dieangrenzenden Regionen aus. Er verteilt die Nieder-schläge und verbessert damit die Standortbedin-gungen auf den dort landwirtschaftlich genutztenFlächen.

Bodenschutz.

Wald schützt Boden vor Erosion. In den Tropenist das besonderes wichtig, denn zum einen istdort die Humusschicht oftmals nicht sehr mächtig,und zum anderen ist die erodierende Kraft dertropischen Starkregen sehr groß.

Entwaldete Böden sind den Regengüssen schutz-los ausgeliefert und verlieren schnell ihre kost-bare Humusschicht. Schon nach kurzer Zeit findetman nur noch ausgelaugten, von metertiefenErosionsrinnen durchzogenen Unterboden vor.Eine natürliche Regeneration oder Wiederauf-forstung dieser Erosionsflächen ist praktisch un-möglich. Anschaulich lassen sich die Folgen derErosion in den Bergen dort beobachten, wo ganzeHänge ins Rutschen kommen und gewaltigeSchlammlawinen, so genannte Muren, abgehen.

Produktvielfalt.

Die Tropenwälder versorgen die Menschheit miteiner großen Zahl von Produkten: Dazu gehörendie verschiedensten Nahrungsmittel (S. 20–23),wichtige erneuerbare Ressourcen, wie zum Bei-spiel Holz, Kautschuk oder Rohstoffe für Textilien(S. 24–27), und nicht zuletzt zahlreiche Ausgangs-stoffe für Medikamente. Nicht umsonst werdendie Tropen auch als „grüne Apotheke“ bezeichnet(S. 28–31). Auch für den Tourismus ist derTropenwald von Bedeutung (S. 32–33).

Viele Wirtschaftsbereiche profitieren vom Tropen-wald: Landwirtschaft, Holzindustrie, Papier-branche, Pharmaunternehmen, Textilindustrie,Automobilbranche, um nur einige zu nennen. Das gesamte Potenzial des Tropenwaldes ist aller-dings längst noch nicht ausgeschöpft. In seinenTiefen schlummert noch eine Menge Unent-decktes, das beispielsweise für die Ernährung derWeltbevölkerung und deren Gesundheit bedeut-sam werden könnte.

19

Das Wichtigste in Kürze:

• Tropenwälder regulieren das lokale, regionale und nicht zuletzt das globale Klima.• Durch die Rodung der Tropenwälder werden große Mengen CO2 freigesetzt.• Das gesamte Potenzial der Tropenwälder ist noch nicht vollständig erforscht.

Kohlenstoffspeicher

Tropenwald.

„Regen“-Wald.

Ohne Wald setzt Erosion ein

und hinterlässt schnell tiefe

Narben in der Landschaft

(Hochland von Madagaskar).

Köstliches aus den Tropen.

Page 22: Tropenwaldmappe Neuen

20

Nahrung in Hülle und Fülle.

Exotisch gut.

Die Tropen sind auch für unsere Ernährung vonBedeutung, sie sind die größten biologischenSchatzkammern der Erde. Und tagtäglich nutzenwir diesen Reichtum ganz selbstverständlich – oft ohne es zu wissen. Viele kennen noch den„Kolonialwarenhändler“ um die Ecke, der Pro-dukte aus Übersee verkaufte. Heute erhalten wirin jedem Supermarkt ein noch viel größeres An-gebot aus den Tropen: Früchte wie Ananas, Avo-cados, Mangos, Melonen oder Papayas finden sichebenso wie Kaffee und Kakao oder Gewürze wieKardamom, Chili, Ingwer, Muskat, Nelken, Pfeffer,Vanille und Zimt. Schokolade oder Erdnussflipswären ohne die Rohstoffe aus den Tropen garnicht denkbar und in der Getränkeabteilungwürden Cola und zahlreiche Multivitaminsäfteim Regal fehlen. Die Liste ließe sich noch langefortsetzen. Noch wenig bekannt und bei uns noch

nicht überall zu kaufen sind beispielsweise Stern-früchte aus Indonesien, Durian aus Sri Lanka,Jackfruit aus Indien, Kochbananen aus Malaysiaoder Süßkartoffeln, so genannte Bataten, ausZentralafrika.

Viele dieser Produkte werden heute im gesamtenTropenraum, aber auch in anderen Regionen an-gebaut und von dort nach Deutschland geliefert.Das angegebene Herkunftsland der Ware ist des-halb nicht immer identisch mit der ursprünglichenHeimat der Früchte (Folie 15).

„Jetzt schlägt deine schlimmste Stunde, du Ungleichrunde, du Ausgekochte, du Zeitgeschälte, du Vielgequälte, du Gipfel meines Entzückens, Jetzt kommt der Moment des Zerdrückens, Mit der Gabel – sei stark!“

(Joachim Ringelnatz über die „Tropenfrucht“ Kartoffel)

In diesem Kapitel lesen Sie• warum unser Speiseplan ohne die Produkte aus den

Tropenwäldern sehr viel langweiliger wäre• dass unsere Kartoffel aus dem Tropengürtel stammt• wie viele verborgene Schätze es in den Tropen noch gibt.

Durian.

Tropisch gut.

Tropenwald

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Folie 15

Ursprung und Anbau.

Kakao

Soja

Ursprung

Hauptanbaugebiete

HauptanbaugebieteUrsprung

Kaffee

HauptanbaugebieteUrsprung

Kartoffel

HauptanbaugebieteUrsprung

Mais

HauptanbaugebieteUrsprung

Trop

engü

rtel

Ursprung und Anbau.

Folie 15

Tropenwald

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Folie 14

Tropische Vielfalt – exotisch gut, doch kaum genutzt.

Früchte(z. B. Ananas, Bananen, Mango)

Gemüse(z. B. Tomaten)

Gewürze(z. B. Zimt, Chili)

Grundnahrungsmittel(z. B. Kartoffel, Maniok, Mais)

Genussmittel(z. B. Kaffee, Kakao)

mindestens 30.000 essbare Tropenpflanzen

7.000 näher bekannt

150 auf dem Weltmarkt gehandelt

20 tropische und nichttropische Arten decken 90 % der Welternährung

Tropische Vielfalt – exotisch

gut, doch kaum genutzt.

Folie 14

Unglaublich, aber wahr:

A Von Kartoffeln sind nur die Knollen essbar.Die überirdischen Teile sind nicht nur unge-nießbar, sondern sogar giftig. Deshalb sollman unbedingt die Keime entfernen undauch keine grün verfärbten Kartoffeln essen.Entgegen einer weit verbreiteten Meinungmachen Kartoffeln nicht dick, sie sind hinge-gen leicht verdaulich und enthalten vieleVitamine und Mineralien.

A Den erstmaligen Biss in eine Durian vergisstman nie: Die Frucht schmeckt lecker nachfruchtigem Sahnepudding, riecht aber eherwie ein sehr „würziger“ Käse. Deshalb ver-bieten manche Hotels in Südostasien, dieDelikatesse auf dem Zimmer zu essen, undFluggesellschaften den Transport in derPassagierkabine.

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Nahrungsvielfalt.

Wissenschaftler vermuten, dass mindestens30.000 tropische Pflanzenarten essbare Teilebesitzen, von nur 7.000 ist das bislang erwiesen.Nur 150 sind als Nahrungsmittel auf dem Welt-markt zu finden. Die heutige Landwirtschaft stütztsich sogar auf lediglich 20 Pflanzenarten, um 90Prozent der Welternährung zu gewährleisten(Folie 14). Die verborgenen Schätze der Tropen-regionen könnten also noch einmal wichtig wer-den, um kommende Generationen – und einewachsende Weltbevölkerung – zu ernähren.

Welche Lebensmittel eine Chance auf dem Welt-markt haben, hängt von mehreren Faktoren ab.Akzeptanz des Geschmacks oder des Aussehens,Haltbarkeit und Verwendungsmöglichkeit fürSäfte, Marmeladen, Konserven, Frischobst oder Frischgemüse spielen dabei ebenso eine Rolle wieTransportfähigkeit und Anbaumöglichkeiten. ZumBeispiel gilt die zirka neun Zentimeter großeMangostane mit ihrem weißen Fruchtfleisch alseine der wohlschmeckendsten Früchte, doch sieist aufgrund ihrer leichten Verderblichkeit bishernur in Südostasien ein beliebtes Handelsprodukt.

Kartoffel: erst kalt verachtet,

dann heiß geliebt.

Die Heimat unserer Kartoffel sind die tropischenAnden in Bolivien und Peru, wo sie schon seitJahrtausenden genutzt wird. Doch erst ab dem13. Jahrhundert begannen die Inkas sie systema-tisch zu züchten. Bis zur Entdeckung der „NeuenWelt“ war sie in Europa gänzlich unbekannt. Die Spanier führten sie im 16. Jahrhundert aufunserem Kontinent ein. In Deutschland wird dieKnolle, damals „Grübling“ genannt, 1588 erstmalserwähnt. Doch so recht mochte man das Gewächshierzulande zuerst nicht leiden. Die Menschenfanden den Geschmack zu kratzig und die Formzu unregelmäßig, außerdem war der Anbau an-fangs nicht leicht. Den Durchbruch schafften die„Erdäpfel“ erst durch die Hungersnöte der dreiSchlesischen Kriege im 18. Jahrhundert. Damalsließ der preußische König die Kartoffel in ganzPreußen kostenlos verteilen und ordnete ihrenAnbau an. Mit ihrer Verbreitung veränderten sichauch die Essgewohnheiten des Volkes. Hatte mansich bis dahin hauptsächlich von Getreidegrützeernährt, wurde 1890 durchschnittlich ein KiloKartoffeln am Tag verzehrt. Heute sind es nurnoch 200 Gramm, gut 40 Prozent davon in Formvon Pommes frites oder Chips.

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Kartoffel.

Maniok – wichtiges

Grundnahrungsmittel

vieler indigener Völker.

Gewürze.

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Multitalent Soja.

Viele kennen Soja nur als Speiseöl oder als Tofu.Doch das eiweißreiche Nahrungsmittel findet sichin über 25.000 Produkten: es ist in Backpulver, inSchokocremes, Speiseeis und sogar in Wandfarbenenthalten. Soja ist eine Hülsenfrucht und ihr Ölhat einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren.Sie ist neben der Ölpalme die zweitwichtigstePflanze für Margarine und Speiseöle. Ursprünglichwurde Soja nur in den Subtropen und den TropenAsiens kultiviert. Dank neuer Züchtungen trat esjedoch seinen Siegeszug durch Südamerika an.Brasilien entwickelte sich in den vergangenen20 Jahren zum weltweit zweitgrößten Sojapro-duzenten, gleich nach den USA. In Brasilienwird die Pflanze auf 120.000 Quadratkilometernangebaut, was in etwa der Fläche der Schweizund Österreichs entspricht. Die Weltproduktionvon Soja lag 1999 bei 157 Millionen Tonnen.

Genetische Ressourcen

für die Landwirtschaft.

Unsere heutigen Kulturpflanzen sind erst durchKreuzung und gezielte züchterische Auslese zuwertvollen Nutzpflanzen geworden. Die Ahnenvieler dieser Arten stammen aus den Tropen undwachsen dort oftmals noch heute als Wildpflanzen.Ihre Gene sind ein wichtiges Reservoir für dieweitere züchterische Arbeit. So können beispiels-weise in Kulturpflanzen verloren gegangene Eigen-schaften durch Rückkreuzen mit den Wildartenwiedergewonnen werden und zum Beispiel zurobusteren oder geschmacklich verfeinerten Kultur-sorten führen. Doch der ungeheure Artenreichtumbietet auch die Chance, neue Kulturpflanzen zufinden und züchterisch weiterzuentwickeln. Ambesten wissen die indigenen Völker über denArtenreichtum der Tropen Bescheid. Sie habeneine große Anzahl von Wildpflanzen kultiviert undgelernt, mit den sehr unterschiedlichen Eigen-schaften der Pflanzen umzugehen. So fand manbeispielsweise bei einer einzigen indigenenGemeinschaft in Amazonien 75 verschiedeneSorten Maniok.

Götterspeise.

Als Hernando Cortes 1528 die ersten Kakao-bohnen aus den Tropen nach Europa brachte, wardas exotische Getränk zunächst über 100 Jahrelang nur den Fürstenhäusern vorbehalten. Derwissenschaftliche Name für Kakao, Theobroma,bedeutet „Speise der Götter“. Die ursprünglicheHeimat des Kakao sind die Überschwemmungs-wälder Amazoniens. Heute wird ein Großteil aufPlantagen in Afrika, an der Elfenbeinküste und inGhana angebaut. Die Weltproduktion beträgt der-zeit rund 2,7 Millionen Tonnen pro Jahr.

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Kakao.

Mais – in seiner Heimat

(Mittelamerika) varianten-

reich.

Mais in seiner Naschform.

Ohne die Tropen wäre es

nur Sandkuchen.

Das Wichtigste in Kürze:

• Viele unserer Lebensmittel stammen aus den Tropen.• In den Tropenwäldern schlummert noch ein riesiges genetisches Potenzial für zukünftige

Kulturpflanzen.

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Vom Fahrradreifen zum Duschgel …

Ob wir schlafen, Tee trinken, auf einer Garten-bank sitzen, Fahrrad oder Auto fahren: Häufigverwenden wir dabei Produkte, die Rohstoffe ausdem Regenwald enthalten – und nehmen es kaumwahr (Folie 16).

Kautschuk bringt Räder zum Rollen.

Schon Kolumbus beobachtete im 15. Jahrhundertauf der Insel Hispaniola Indios, deren Spielbälleviel höher sprangen als die in Europa. Sie bestan-den aus dem getrockneten Milchsaft von Bäumen,mit dem die Indianerkulturen in Mittel- und Süd-amerika unter anderem Stoffe und Gefäße wasser-dicht machten. „Cahuchu“, weinender Baum,nannten sie diese Pflanze, die dem Kautschukseinen Namen gab.

Die Europäer wussten zunächst nicht viel mit Roh-kautschuk anzufangen, denn er hat in unseremKlima die Eigenart, in der Sonne klebrig und beiKälte spröde zu werden. Doch 1770 entdeckteein englischer Chemiker, dass sich mit KautschukBleistiftstriche ausradieren ließen und bald began-nen die Engländer Radiergummis zu verkaufen.

50 Jahre später gab es die ersten mit Gummi be-schichteten Regenmäntel. Schnell fand man vieleweitere Nutzungsmöglichkeiten. So verwendetendie Gebrüder Montgolfier im 18. Jahrhundert alsHülle für ihren Heißluftballon ein Segeltuch, das mitin Terpentin gelöstem Kautschuk beschichtet war.

Der amerikanische Erfinder Charles Goodyearentdeckte 1839 zufällig, dass Rohkautschuk beiErhitzen mit Schwefel elastisch wird. Dieser Pro-zess, der als Vulkanisation bezeichnet wird, warder Ausgangspunkt für zahlreiche neue Erzeug-nisse. Eines davon, den luftgefüllten Reifen,erfand der Ire John Boyd Dunlop im Jahr 1888.Heute werden für Reifen (besonders Winter-reifen), Schläuche und andere Gummiteile rund70 Prozent der weltweiten Kautschukproduktionverbraucht.

Der Kautschukbaum kommt ursprünglich ausden Regenwaldgebieten des Amazonas. Bis 1877gewannen nur Brasilien, Kolumbien, Peru undVenezuela Kautschuk. Ende des 19. Jahrhundertsstieg die Nachfrage sprunghaft an und konntebald nicht mehr durch die dort wild wachsendenBestände gedeckt werden. Schließlich gelang esden Engländern, die Bäume in den Plantagenihrer Kolonien anzupflanzen. In der Folge wurdeSüdostasien schnell zum größten Anbaugebiet.Heute ist Thailand der größte Produzent: 1999kamen über zwei Millionen der weltweit 6,6Millionen Tonnen Kautschuk aus diesem Land.

„Die Bäume sind vielerlei Art und fruchttragend und verbreiten einen wohligen Duft. Ich bedauere esungemein, sie nicht zu kennen, bin aber gewiss, dass sie alle nutzbringenden Wert haben.“

(Christoph Kolumbus, 1451-1506)

In diesem Kapitel erfahren Sie• dass wir jeden Tag Rohstoffe aus dem Regenwald nutzen –

oft ohne es zu wissen• dass Fahrräder und Autos ohne Kautschuk nicht fahren können• dass wir uns das Öl tropischer Palmen aufs Brot streichen• wie Tropenpflanzen zu Tequila und Teebeuteln werden.

Gewinnung von Rohkautschuk.

„Gummi“-Plantage auf Sumatra.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 16

Vom Reifen zum Duschgel.

Kautschuk. Holz. Rattanpalme. Ölpalme.

Gummi. Möbel. Rattan. Kosmetikprodukte.

Vom Reifen zum Duschgel.

Folie 16

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Exportschlager Holz.

Holz ist sehr vielseitig – mehr als 10.000 Verwen-dungs- bzw. Weiterverarbeitungsmöglichkeitensind bekannt, zum Beispiel: Möbel, Papier, Pappe,Isoliermaterial, Viskose, Cellophan, Celluloid,Nitrolack, Terpentin, Holzkohle, Alkohol, Azeton,Holzteer, Parfüm, Gerbstoffe, Zucker, Vanillin. Inden Tropenländern wird Holz auch zur Energie-gewinnung benutzt und sogar unsere Holz- undGrillkohle ist zum Teil aus dem Holz der Tropen-wälder hergestellt.

Tropenholz ist billiger als Holz aus Europa oderNordamerika und auf den internationalen Märktenvor allem deshalb gefragt. Der Export von Tropen-holz ist für die meisten Entwicklungsländer einwichtiger Wirtschaftsfaktor. Allein Deutschlandimportiert jährlich rund 2 Millionen KubikmeterTropenholz.

Rattan – stark und elastisch.

Rattan ist eine Kletterpalme. Ihre Sprosse sindleicht, elastisch und zugleich stark belastbar. Des-halb stellten die Bewohner des südostasiatischenRegenwalds daraus Schnüre, Körbe, Matten, Lei-tern, ja sogar Ochsenwagen und Hängebrückenher. Wir in Europa kennen Rattan vor allem alsMöbel, aber auch Spazierstöcke und Poloschlägersind daraus gefertigt. Heute hat man damit be-gonnen, Rattan auf Kautschukplantagen gezieltzwischen die Gummibäume zu pflanzen.

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Tropenhölzer – begehrte Ware.

Rattanpalme … … und was man daraus machen kann.

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Schön und sauber mit Palmöl.

Palmöl und Palmkernöl werden aus den Früchtender Ölpalme gewonnen. Auch Waschmittel undKosmetika werden daraus hergestellt, gebleichtwird es als Margarine und Kochfett verwendet.Palmkernöl eignet sich ideal als Speisefett, bei-spielsweise für Eiscreme, Mayonnaise, Gebäckoder Schokolade. Man kann daraus aber auchKerzen, Schmiermittel oder Seife herstellen. Palmöl ist eines der wichtigsten Pflanzenfette

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weltweit. Die Weltproduktion 2000 betrug 117 Millionen Tonnen, 50 Prozent davon kamenaus Malaysia. Die züchterisch bearbeiteten neuenSorten der Ölpalme können über 6 Tonnen Ölpro Hektar im Jahr liefern. Damit ist die Ölpalmedie weitaus ertragreichste Ölpflanze geworden.Ihr Anbau erfolgt in großflächigen Monokulturenim tropischen Ostasien. Zum Vergleich: 1 HektarRaps liefert in unseren Breiten etwa 1 TonneRapsöl.

Die Früchte der Ölpalme enthalten ein vielseitig verwendbares Pflanzenfett.

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Manilahanf wird aus einer mit der Banane ver-wandten Faserbanane hergestellt. Die Früchtesehen zwar wie Bananen aus, sind aber wegenihres hohen Gerbstoffgehaltes nicht essbar. DasHauptanbaugebiet liegt auf den Philippinen – da-her der Name. Aus Manilahanf werden Schnüre,Seile, (Hänge-)Matten oder Schuhe hergestellt.Weil die Faser extrem widerstandsfähig gegenüberFeuchtigkeit und Salz sowie außergewöhnlich reiß-fest ist, eignet sie sich ideal für die Herstellung vonSchiffstauen oder Fischernetzen. Und wenn wirmorgens einen Tee trinken, kann es sein, dass derTeebeutel aus Manilahanf besteht – selbst für diePelle mancher Salamisorte oder für Geldscheine,wie den japanischen Yen, dient er als Rohstoff.

Nach Baumwolle ist Jute heute die wichtigsteFaserpflanze der Welt. Der Gebrauch von Jutewar unbedeutend, bis die Spinnereibesitzer in derschottischen Stadt Dundee 1838 eine Technikentwickelten, mit der Jutefasern spinnbar ge-macht werden konnten. Ungefähr drei Viertelder heutigen Weltproduktion – 90 Prozent stam-men aus Indien und Bangladesch – werden fürgrobe Gewebe wie Sackleinen, Säcke oder Taschenverwendet. Außerdem werden aus JutefasernSchnüre, Bindfäden, Planen und Zelte sowieKabelgarn für Teppiche hergestellt.

Ramie ist ein Brennnesselgewächs. Die anspruchs-volle Pflanze liefert eine Bastfaser, die zu denlängsten und dauerhaftesten Pflanzenfasern gehört.Sie ist glänzend, wasserbeständig und wesentlichreißfester als zum Beispiel Baumwolle. Der Haupt-produzent von Ramie ist China. Dort werdendaraus Bindfäden, Garne, Netze, Schnürsenkel,Kleidung, Tischdecken und auch Segel oder Fall-schirmgurte hergestellt.

Trotz des Siegeszuges der synthetischen Fasernwurden im Jahr 2000 weltweit über 23 MillionenTonnen Pflanzenfasern geerntet. Der größte Teildavon war Baumwolle.

Pflanzenfasern – vielseitig einsetzbar.

Die Pflanzen des Tropengürtels sind auch wichtigeLieferanten für textile Fasern, so zum Beispiel dieSisalagave, die vor allem in Brasilien, Mexiko,China und Tansania angebaut wird. Die Agavenwachsen in den trockenen und halbtrockenenTropengebieten. Sie sind ausdauernde Pflanzenmit einer Rosette aus langen und fleischigenBlättern. Man kennt ungefähr 300 verschiedeneArten. Manche Agavenarten blühen jährlich,aber die meisten, zu denen auch die Sisalagavegehört, nur einmal in ihrem Leben. Eine Sisal-agave lebt sechs bis zwölf Jahre und bildet 15 bis20 Blätter pro Jahr aus, die nach zwei bis dreiJahren zur Fasergewinnung abgeschnitten werden.In den 1960er Jahren wurden noch über 800.000Tonnen Sisal jährlich erzeugt, inzwischen ist dieWeltproduktion auf 300.000 Tonnen im Jahr 2000gesunken.

In Mexiko werden aus anderen Agavenartendiverse alkoholische Getränke hergestellt. Dasbei uns bekannteste ist sicher der Tequila aus der Agave tequilana.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war Hanf derRohstoff, aus dem in der westlichen Welt Taueund Seile für Segelschiffe hergestellt wurden. Daauch die großen Segelschiffsflotten von Krieg füh-renden Nationen auf eine reibungslose Versorgungmit Tauen angewiesen waren – ein Segelschiffhatte mehrere Kilometer Taue an Bord –, kamder Fasergewinnung damals eine wichtige Rollezu. Faserhanf stammt ursprünglich aus Asien undwird heute weltweit angebaut.

Das Wichtigste in Kürze:

• Der Regenwald liefert uns eine Vielzahl von Produkten, die wir täglich verwenden. Vor allem Holz, Kautschuk, Palmöl, Früchte sowie diverse Pflanzenfasern.

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Sisalplantage.

Hanffasern werden für Taue, Seile und inzwischen auch

als Ersatz für Kunststoffe in Autos verwendet.

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Medizin aus dem Tropenwald.

Füllhorn voller Wirkstoffe.

Schon seit langem haben sich die Menschender Natur bedient, um Beschwerden zu lindernund Kranke zu heilen. Auch heute noch sindzwei Drittel der Menschheit auf Naturmedizinangewiesen, weil sie sich keine anderen Medi-kamente leisten oder beschaffen können.

Gerade der Regenwald ist eine riesige Natur-apotheke mit noch sehr vielen unerforschtenPotenzialen: Er beherbergt drei Viertel aller welt-weit vorkommenden Arten und jede davon ent-hält zahlreiche Inhaltsstoffe: Stoffe, die Wundenheilen, Schmerzen lindern, aber auch als Drogengefährliche Wirkung haben und sogar töten kön-nen. So finden Forscher in Pflanzen, Pilzen, Bak-terien und Tieren immer wieder bisher unentdeckteSubstanzen in einer chemischen Komplexität, diesie in ihren Labors niemals entwickeln könnten –auch nicht mit modernsten Synthesemethoden.

Diese Substanzen haben in der Natur oftmals sehrungewöhnliche Aufgaben. Um nicht gefressen zuwerden, schützen sich viele Pflanzen beispielsweisemit bioaktiven Wirkstoffen, die in Holz, Rinde,Blätter, Wurzeln und Samen eingelagert sind.Damit sind sie für viele Tiere und den Menschenungenießbar oder sogar giftig. Manche Schlangenund Frösche verfügen über Sekrete, mit denen sieihre Beute töten oder sich vor Feinden schützenkönnen. Einige dieser Substanzen können ent-sprechend aufbereitet und richtig dosiert jedochauch gegen Krankheiten helfen.

Ein Stoff für böse Träume.

Als die Spanier und Portugiesen im 16. Jahrhun-dert Südamerika eroberten, zwangen sie die Ur-einwohner zu Frondiensten. Die Indios konntendie Qualen ihrer Zwangsarbeit nur ertragen, in-dem sie Kokablätter mit Kalk oder Pflanzenascheaufbereiteten und kauten. Die Inhaltsstoffe derBlätter unterdrückten das Hunger- und Müdig-keitsgefühl und steigerten das Leistungsvermögen.Die Spanier hingegen glaubten, die Blätter seienso nahrhaft, dass die Indios den ganzen Tag ohneEssen auskommen könnten und brachten dieDroge in der Folge nach Europa.

Die Blätter des Kokastrauchs sind auch die Grund-lage für die Herstellung von Kokain, einer dergefährlichsten Drogen. Der Wiener AugenarztKarl Koller entdeckte Ende des 19. Jahrhunderts,dass man Kokain als örtliches Betäubungsmitteleinsetzen und damit eine Vollnarkose vermeidenkonnte. Heute werden allerdings bessere Narkose-mittel verwendet. Eine schnelle Verbreitung erreichte das damalsnoch legale Kokain nach dem 1. Weltkrieg und inden so genannten „goldenen zwanziger Jahren“.Ausgehend von den vornehmen Salons erfasstedie Droge weite Kreise des gehobenen Bürgertums.Dabei wurde ihre Sucht erzeugende Wirkung zu-nächst verkannt und die mit dem Konsum einset-zende Abhängigkeit mehr der Charakterschwächedes Einzelnen zugeschrieben. Ein verhängnisvollerIrrtum, wie sich bald herausstellte. 1929 wurdeKokain schließlich verboten. Auch heute nochwird die Gefährlichkeit des Stoffes oft unter-schätzt, der stark süchtig macht und schweregesundheitliche Schäden zur Folge haben kann.

„Jedes Mal, wenn ein Medizinmann stirbt, verschwindet mit ihm auch das Wissen einer riesigen,ungeschriebenen Bibliothek.“

(Prof. Dr. Wolfgang Engelhardt, OroVerde)

Dieses Kapitel verrät Ihnen• dass die Tropen ein wertvolles Reservoir an medizinisch

nutzbaren Wirkstoffen darstellen• dass die Ureinwohner der Wälder viel über die

Heilkraft von Pflanzen wissen• dass es viele Heilpflanzen, aber auch Gifte gibt, die medizinisch

eingesetzt werden können und• wie die Anti-Baby-Pille den Weg aus dem Urwald zu uns fand.

Was genau sich im Dickicht des Tropenwaldes an

Wirkstoffen verbirgt, ist noch weitgehend unbekannt.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 17

Zwischen Gift und Heilmittel.

Yamswurzel. Blätterpracht.

Tabletten. Kosmetik.

Natürlicher Ausgangsstoff.

Diosgenin

Medizinisches Produkt.

Progesteron

Zwischen Gift und Heilmittel.

Folie 17

Unglaublich, aber wahr:

A Das von dem Apotheker John S. Pempertonerfundene Coca Cola enthielt noch bis 1904Extrakte der Kokapflanze.

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Nützliches und Giftiges.

Eine drogenähnliche Substanz mit positiver medi-zinischer Wirkung ist Guaraná. Es wird aus denSamen der Guaraná-Pflanze gewonnen. DieMauéi-Indianer und die Brasilianer verwendenden Stoff als Anregungsmittel, bei Fieber undKrämpfen, Durchfall oder bei starker körperlicherBelastung. Auf Wunden aufgetragen, wirkt Gua-raná entzündungshemmend und Blut stillend. DasRohprodukt wird inzwischen weltweit zu Tees,Tabletten, Kapseln, Pulvern und Pflanzenextraktenverarbeitet. Wegen seiner anregenden Inhaltsstoffeist Guaraná auch in isotonischen Getränken, Kau-gummis und sogar in manchen Bieren zu finden.Als Pfeilgift ist Curare berühmt und berüchtigt. Eswird vorwiegend von Indianern aus dem Gebietdes Amazonas sowie des Orinoko verwendet und

aus den Wurzeln, den Stielen und der Rinde be-stimmter Lianen gewonnen. Bei der Herstellungvermischen die Indianer zunächst die verschiede-nen Pflanzenteile und fügen dann manchmal auchSchlangen- und Ameisengift hinzu. Diese Mixturwird anschließend zwei Tage lang gekocht, filtriertund eingedickt. Die entstandene Paste streichensie schließlich auf ihre Jagdpfeile, die so zu einertödlichen Waffe werden. Die Beutetiere sterbendurch Lähmung der Bewegungs- und Atemmus-kulatur. In den Industrieländern werden Curare-bestandteile bei der Narkose eingesetzt. Tropische Frösche entwickeln in ihrem Haut-schleim eine Vielzahl „biologischer Abwehrstoffe“.Sie brauchen diese, da ihre Haut ein idealerNährboden u. a. für Bakterien ist. Manche dieserKampfstoffe hat sich auch der Mensch zunutzegemacht. Aus den schleimigen Absonderungeneines australischen Baumfrosches beispielsweisegewannen Wissenschaftler ein besonders wirksa-mes Antibiotikum. Herkömmliche Antibiotikasetzen lediglich ein bestimmtes Eiweiß eines an-greifenden Bakteriums außer Gefecht und werdendaher wirkungslos, wenn dieses seine Strukturverändert. Das Antibiotikum aus dem Froschgifthingegen schlägt Löcher in die Hülle von Krank-heitserregern und zerstört sie auf diese Weise.

Vom Gemüse zur Anti-Baby-Pille.

Die Yamswurzel dient den Indigenen schon seitJahrhunderten als Grundnahrungsmittel. In den30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ent-deckte der amerikanische Chemiker Russell E.Marker in ihr Inhaltsstoffe, die sich in Hormoneumwandeln lassen. Es gelang ihm, die aus derYamswurzel stammende Substanz Diosgenin indas Hormon Progesteron zu überführen. SeineErkenntnisse führten in den Folgejahren schließ-lich dazu, dass synthetische Hormone in großenMengen und zu bezahlbaren Preisen hergestelltwerden konnten. Damals war ihm nicht bewusst,dass er damit die Grundlage für die Entwicklungder Anti-Baby-Pille gelegt hatte. Erst als sein Lands-mann, der Biologe Gregory Pincus, gezielt nacheinem Mittel zur Empfängnisverhütung forschte,erinnerte man sich 1951 an Markers Arbeiten undkonnte im Tierversuch die verhütende Wirkungder synthetischen Hormone nachweisen. Dieheutigen Anti-Baby-Pillen werden allerdings nichtmehr aus pflanzlichen Rohstoffen, sondern künst-lich hergestellt.

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Indianer mit Blasrohr. Das Pfeilgift Curare ist ein Beispiel,

wie wichtig das Wissen der Menschen vor Ort für uns ist.

Die Yamswurzel.

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Chancen gegen Aids und Diabetes?

Inzwischen werden Pflanzen auch auf wirksameStoffe gegen den gefährlichen HI-Virus geprüft.Beste Chancen werden der Substanz Calanolid Bnachgesagt, die Hauptbestandteil im Milchsaftdes Regenwaldbaums Calophyllum teysmanniiist. Sie ist leicht zu gewinnen und das aus ihrhergestellte Medikament befindet sich bereits ineiner fortgeschrittenen klinischen Prüfphase.

Auch für Diabetiker kommt Hoffnung aus dem Ur-wald. Sie müssen regelmäßig Insulin spritzen, wasim Alltag oft zu Unannehmlichkeiten führt. DieInhaltsstoffe eines Pilzes, der vor einigen Jahrenim afrikanischen Urwald entdeckt wurde, könntenhier Abhilfe schaffen: Anders als das empfindlicheHormon Insulin wird diese Substanz im Verdau-ungstrakt nicht zerstört und könnte deshalb inTablettenform geschluckt werden. EntsprechendeVersuche an zuckerkranken Mäusen zeigen bereitsErfolge.

Medizinschrank der Zukunft.

Trotz großer Fortschritte in der Medizin lässt sichvon den heute bekannten 30.000 Krankheitsbildernnur ein Drittel wirksam behandeln. Forscher undPharmaunternehmen suchen daher ständig nachneuen Wirkstoffen. Der Regenwald ist dafür eine

wahre Fundgrube. Allerdings ist bisher lediglichein Bruchteil seiner Flora und Fauna chemischuntersucht worden. Eine wichtige Rolle bei dergezielten Suche nach neuen Wirkstoffen spielendie indigenen Völker. Sie verfügen über ein um-fangreiches Wissen und setzen die Substanzendes Waldes seit jeher gegen Krankheiten wieDurchfall, Erkältungen und Hautleiden oder alsSchmerzmittel ein. Entweder verwenden sie dafürfrische Blätter oder stellen aus den entsprechen-den Pflanzenteilen Pasten, Pulver oder Sude her.Zudem kennen sie den richtigen Zeitpunkt zurGewinnung der Rohstoffe und wissen, in welchenPflanzenteilen die Wirkstoffe enthalten sind.Oft dienen die in den Tropen gefundenen Wirk-stoffe als „Blaupause“ für moderne, chemischhergestellte Medikamente. Dazu werden ihrechemischen Strukturen bestimmt und in klini-schen Studien auf ihre Wirksamkeit geprüft.Eignet sich eine Substanz als Medikament, wirdeine Kopie synthetisiert und oft chemisch etwasverändert, damit sie wirksamer und besser ver-träglich ist. In Deutschland ist die Hälfte aller ge-bräuchlichen Arzneimittel auf natürliche Vorbilderzurückzuführen.

Die Naturmedizin spielt in den Industrieländerneine immer wichtigere Rolle. So importiertDeutschland jedes Jahr über 450.000 TonnenHeilpflanzen, 2.000 verschiedene Arten werdenin Europa angewandt. Die Pflanzenmedizin giltvielen als verträglicher und wird immer häufigerals eine Alternative zur Schulmedizin betrachtet.Dabei ist nicht immer bekannt, welcher derInhaltsstoffe für die jeweilige therapeutischeWirkung verantwortlich ist.

Urwald-Kosmetik.

Auch die Kosmetik-Branche folgt dem Trend„Zurück zur Natur“ und entdeckt die Tropen:Inhaltsstoffe aus Ingwer, Süßholz, Mangos,Papayas oder Ananas finden sich in Gesichts- undKörpercremes. Angeblich schützen sie vor Haut-alterung, beruhigen und regen den hauteigenenReparaturmechanismus an. Öle aus der Kokos-oder der Macadamia-Nuss sollen helfen, Feuchtig-keitsverluste der Haut zu vermeiden.Im Labor werden die Inhaltsstoffe genau analysiert.

Das Wichtigste in Kürze:

• Schon heute liefern viele Pflanzen und auch manche Tiere der Tropenwälder Wirkstoffe, die von großem medizinischem Nutzen sind. Dabei sind längst noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.

Die Kosmetikbranche nutzt

ein breites Spektrum

pflanzlicher Inhaltsstoffe.

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Reiseziel Tropen: zunehmend beliebt.

Reiselust.

Der Tourismus ist einer der dynamischsten Wirt-schaftszweige der Welt. Das Geschäft mit demFernweh wächst um durchschnittlich 4 Prozentpro Jahr und zukünftig werden noch höhereWachstumsraten erwartet. Laut der WorldTourism Organization (WTO-OMT) sind derzeitrund 200 Millionen Menschen in diesem Wirt-schaftszweig beschäftigt. Die beliebtesten Reise-ziele sind die USA, Italien, Frankreich, Spanienund Großbritannien. Die Deutschen sind dabeieines der reisefreudigsten Völker auf der Welt.Sie haben viele Urlaubstage und geben jährlichrund 35 Milliarden Euro im Ausland aus.

Fernweh.

Von den jährlich 700 Millionen Touristen weltweitreisen ca. 200 Mio. in Entwicklungsländer. DieTendenz ist steigend. 1999 wählten 5,5 MillionenDeutsche für ihre Haupturlaubsreise ein Zielaußerhalb der Industrieländer. 3,1 Mio. davonbesuchten die nahe gelegenen Länder des Mittel-meerraumes wie beispielsweise Ägypten, Türkei,Marokko oder Tunesien. 2,4 Mio. Deutsche zoges in entferntere Länder mit Schwerpunkt Mittel-amerika und Südostasien.

Der Tourismus hat für die Zielländer durchauspositive Auswirkungen:P Für viele Länder ist er eine bedeutende

Devisenquelle.P Tourismus ist eine Branche, die ganz auf

Dienstleistung orientiert und daher sehrarbeitsplatzintensiv ist. Es gibt sowohl vielequalifizierte Arbeitsplätze als auch Arbeit fürMenschen ohne Ausbildung.

Das boomende Geschäft mit Reisen in exotischeTropenwaldländer ist zum Teil allerdings auchmit negativen sozialen und ökologischen Neben-effekten verbunden.

„Tourismus ist wie Feuer: Man kann damit seine Suppe kochen, man kann aber auch sein Haus damit abbrennen.“

(Asiatische Weisheit)

Dieses Kapitel erklärt Ihnen• was Tourismus für die Wirtschaft der Tropenländer bedeutet• welche Formen von Tourismus es im Tropenwald gibt.

Mitten im Tropenwald – Appartements und Pool.

Tiere ganz nah.

Da bleiben keine Wünsche

offen …?

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 18

Ein beliebtes Reiseziel.

Strände. „All inclusive …“ Naturwunder.

Kultur. Safari. Abenteuer.

Ein beliebtes Reiseziel.

Folie 18

Unglaublich, aber wahr:

A Im zentralafrikanischen Staat Ruanda wurdeder „Gorilla-Tourismus“ nach Kaffee und Teezur drittgrößten Quelle für Deviseneinnahmen.Die seltenen Menschenaffen leben in denNebelwäldern an den Hängen der Vulkane.Gäbe es nicht das große touristische Interessean diesen Tieren, wären die Nebelwälderschon längst gerodet worden, um Platz fürPlantagen zu schaffen.

Page 35: Tropenwaldmappe Neuen

Die Form, in der Touristen ihren Urlaub verbringen,kann sehr unterschiedlich sein. „All-Inclusive“-Aufenthalte in großen Hotelanlagen am Strand,bei denen manche Urlauber die Anlage so gut wienicht verlassen, können ebenso gebucht werdenwie Safaris, Sport- und Abenteuertrips, Kultur-reisen oder spezielle Angebote des Natur- undÖkotourismus (Folie 18).

Bei Safaris reisen die Touristen mit geschultenFührern durch die Nationalparke oder andereSchutzgebiete, wie zum Beispiel in der Serengetiin Tansania. In der Regel sind diese Touren um-weltfreundlich organisiert: Es wird darauf geachtet,dass die Natur nicht beeinträchtigt wird, dieWildtiere nicht gestört werden und keine Abfällezurückbleiben.

Beim Sporttourismus ist vor allem Thailand mit sei-nen Golfanlagen führend. Die Touristen erwartenvor allem Luxus und Exotik und dringen daher inimmer entlegenere Gebiete vor. Venezuela wirbtmit einem vielfältigen Abenteuerprogramm. Diesesreicht von Motorbootfahrten auf abgelegenenFlüssen, Übernachtungen in Pfahlbauten, Schnee-wanderungen auf tropische Gipfel bis hin zumPiranha-Fischen.

Für Taucher sind vor allem die Korallenriffe imIndischen Ozean, im Südpazifik und der Karibikattraktiv.

Für rasante Rafting-Fahrten in großen Schlauch-booten bietet sich vor allem Costa Rica mit seinen20°C warmen Flüssen und 3.000 Meter hohenBergen an.

Kulturreisen geben den Touristen einen Einblickin die Geschichte und die Lebensweise derMenschen eines Landes. Dazu gehört oft dieTeilnahme an rituellen Zeremonien und Festender Einheimischen.

Palmen, Strand und Sonne – der Inbegriff des Tropenurlaubs.

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Das Wichtigste in Kürze:

• Der Tourismus ist für viele Entwicklungsländer ein immer wichtigerer Wirtschaftszweig. Er bringt Devisen und Arbeitsplätze. Strand-, Kultur- und Abenteuertourismus stehen hoch im Kurs, doch auch der Ökotourismus erfreut sich wachsender Beliebtheit.

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Abenteuerurlaub – Natur pur.

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Bedrohtes Paradies Tropenwald ?

Tatsachen.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren 39 Millio-nen Quadratkilometer der Erdoberfläche bewal-det, etwa 19 Millionen davon mit tropischemWald – eine gewaltige Fläche, die jedoch nur nocheinen Teil des ursprünglich vorhandenen Tropen-waldes darstellt: Mitte des letzten Jahrhundertswar die Fläche noch fast doppelt so groß. Und derFlächenverlust dauert an: Durchschnittlich gehentäglich etwa 416 Quadratkilometer tropischerWald verloren, eine Fläche größer als die StadtMünchen (Folie 19).

Ursachen.

Der Rückgang des Tropenwaldes hat unterschied-liche Gründe:

P Der kommerzielle Holzeinschlag zur Gewin-nung von Nutzholz, das fast ausschließlich fürden Export geschlagen wird, ist einer derwichtigsten Faktoren: Mehr als 10 MilliardenUS-Dollar erzielen die 40 Millionen Kubik-meter Nutzholz, die in den Tropenwäldernweltweit in einem Jahr geschlagen werden;auch für den Export von Halbfertigproduktenwie Holzchips für die Papierherstellung oderFurnier wird in zunehmendem Maße Tropen-wald gerodet.

P Durch die Flächengewinnung für die Landwirt-schaft geht großflächig Tropenwald verloren.Einerseits entstehen Plantagen für den Anbauexportstarker Produkte (cash-crops) wie Soja,Kaffee, Zuckerrohr, Kakao, Palmöl, Kautschukoder Orangen. Andererseits wird Weideland fürdie Viehwirtschaft angelegt.

P Selbst der eigentlich traditionelle Wanderfeld-bau („Shifting cultivation“) verschärft das Pro-blem, denn in seiner heute vorherrschendenForm entspricht er kaum mehr der kleinteiligenBrandrodung der Ureinwohner. Vielmehr rodenheute zahlreiche landlose Siedler unkontrolliertParzellen im Tropenwald, um darauf Nahrungs-mittel für den Eigenbedarf anzubauen. Auf-grund der schnell ausgelaugten Böden, die einedauerhafte Nutzung mit stabilen Erträgen nichtzulassen, ziehen sie schon nach kurzer Zeit wei-ter und roden immer neue Flächen (Folie 19).

P Unterschiedliche Infrastrukturprojekte tragenebenfalls zum Rückgang der Tropenwälder bei.Der Bau von Siedlungen, Verkehrswegen oderIndustrieanlagen ist hier genauso zu nennenwie die Errichtung von riesigen Stauseen fürWasserkraftwerke.

P Auch für den Abbau von Bodenschätzen wieKupfer, Mangan, Nickel, Zink, Bauxit, Goldoder Eisenerz muss Tropenwald weichen.

P Schließlich wird in großem Umfang Tropen-wald zur Gewinnung von Brennholz gerodet.

„Zu fällen einen schönen Baum,braucht es eine halbe Stunde kaum.Zu wachsen, bis er von uns bewundert,braucht er, bedenk’ es, ein Jahrhundert.“

(Eugen Roth)

In diesem Kapitel lesen Sie• wie stark der Rückgang der Tropenwaldflächen ist• welche Gründe und Ursachen es hierfür gibt.

Brandrodung.

Soja-Plantage.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 19

Bedrohtes Paradies.

Rückgang der Tropenwälder.

Folgen des Wanderfeldbaus.

Waldverlust in Zahlen.

Waldfläche vor ca. 8.000 Jahren Waldfläche heute

Tropenwald 1950-2003

zyklisch/nachhaltig (traditionell) fortschreitend/nicht nachhaltig

Verlust weltweitpro Tag (ca.)

Verlust weltweitpro Stunde (ca.)

19 Mio. km2

2003

ca. 36 Mio.km2

Fläche der Stadt München 2.360 Fußballfelder

10 km1950

Ur-Wald Feld ÖdlandBrache Sekundärwald

Bedrohtes Paradies.

Folie 19

Straßenbau.

Page 37: Tropenwaldmappe Neuen

Hintergründe.

Die Ursachen für den fortschreitenden Flächen-verlust der Tropenwälder können nicht isoliertbetrachtet werden. Um wirksame Schutzmaß-nahmen zu entwickeln und umzusetzen, müssenauch die sozialen und ökonomischen Rahmen-bedingungen der jeweiligen Tropenwald-Länderberücksichtigt werden:

P Oft haben politisch instabile Regierungen gesell-schaftliche Verhältnisse hervorgebracht, die denSchutz der Tropenwälder erschweren. So sinddie Eigentumsverhältnisse in den Tropenwäl-dern häufig ungeklärt. Wenn der Tropenwaldallen gehört, fühlt sich niemand für ihn verant-wortlich. Unkontrollierte, großflächige Rodungensind deshalb leicht möglich.

P Auch die hohe Staatsverschuldung vieler Ent-wicklungsländer ist Teil des Problems. UmDevisen im Export zu erwirtschaften, ist derHandel mit Nutzholz für sie oft eine schnelleund leichte Lösung. Meist allerdings zumSchaden der Wälder.

P Nicht zuletzt tragen Armut und geringesBildungsniveau großer Bevölkerungsschichtenzum Rückgang der Tropenwälder bei. Denndort, wo die Menschen sich Brennstoffe, wie z. B. Petroleum, nicht leisten können, ist dasSammeln von Brennholz eine der Ursachen für die fortschreitende Entwaldung. Auch dasunkontrollierte Abholzen durch landlose Siedlerist Ausdruck der weit verbreiteten Armut. Nurdie Erträge aus den gerodeten Flächen sichernihre Existenz. Und wenn die Bevölkerung nurunzureichend oder gar nicht über die Bedeutungund den Wert der Tropenwälder aufgeklärtwird, ist sie nur schwer für eine nachhaltigeWaldwirtschaft zu gewinnen.

Diese Zusammenhänge dürfen jedoch nicht los-gelöst vom globalen Wirtschaftsgeschehen gesehenwerden. Die Wechselbeziehungen der Tropen-waldländer zum Rest der Welt sind äußerst viel-fältig und zum Teil historisch gewachsen. So hatz. B. unser tägliches Konsumverhalten Auswirkun-gen bis in abgelegene Gebiete der Tropenwälder.Dazu mehr im nächsten Kapitel.

11

Das Wichtigste in Kürze:

• Täglich werden große Flächen des tropischen Waldes gerodet, um Holz zu gewinnen oder um die Flächen für Landwirtschaft, Industrie oder den Abbau von Bodenschätzen zu nutzen.

• Vielerorts tragen instabile gesellschaftliche Verhältnisse, Staatsverschuldung und Armut zur unkontrollierten Abholzung bei.

35

Unglaublich, aber wahr:

A Die Stahlgießereien von Grande Carajás inBrasilien verbrauchen für ihre Hochöfen2.500 Quadratkilometer Wald pro Jahr.Dieses Holz wird überwiegend in Plantagen-anbau erzeugt.

A Pro Stunde werden weltweit 17 Quadratkilo-meter Tropenwald abgeholzt; das ist eineFläche von rund 2.360 Fußballfeldern.

Goldgewinnung im Tagebau.

Armut führt zu nicht nachhaltiger Tropenwaldnutzung.

Page 38: Tropenwaldmappe Neuen

36

Tropenwald im globalen Zusammenhang.

Weltweiter Handel – Chance für alle?

Die Weltwirtschaft ist längst global. Das Volumender gehandelten Waren rund um den Globus hatsich allein zwischen 1970 und 1998 verdreifacht.Von dieser Entwicklung profitieren viele Schwellen-und auch Entwicklungsländer: So können bei-spielsweise Thailand, Malaysia und Brasilienheute auf deutlich höhere Einkommen unddamit auf wesentlich bessere Bildungschancenund Gesundheitsversorgung verweisen.

Gänzlich frei ist der Handel, insbesondere mit agrarischen Produkten, allerdings nicht. Geradeauch die reichen Industrienationen schützen ihreMärkte durch Agrarsubventionen oder Zölle. Sohaben Bananen aus Mittel- und Südamerika beiuns inzwischen einen klaren Wettbewerbsnach-teil gegenüber den von der Europäischen Unionsubventionierten Bananen aus den ehemaligenfranzösischen Kolonien oder von den Kanaren.

Plantagen oder Tropenwälder?

Mit zunehmendem Welthandel steigt auch dieNachfrage nach Produkten aus dem Tropenwald.Dies gilt derzeit insbesondere für Soja, das in derLandwirtschaft weltweit als eiweißreiches Futter-

mittel verwendet wird: Um ein Kilogramm Rinder-steak zu produzieren werden 9 Kilogramm Soja-Futter benötigt, für ein Kilogramm Schweinebauch4 Kilogramm und für 1 Kilogramm Huhn immer-hin noch mehr als 2 Kilogramm (Folie 20)! Inder Folge setzte ein anhaltender Boom im Soja-anbau ein. Oft mit negativen Auswirkungen fürdie Tropenwälder: In den 90er Jahren des vergan-genen Jahrhunderts sind z. B. in Brasilien im Über-gangsbereich zu den immergrünen Regenwäldern3.000 Quadratkilometer Wald für Soja-Plantagenabgeholzt worden – eine Fläche, größer als dasSaarland. Auch für die mit den Plantagen zusam-menhängenden Infrastrukturmaßnahmen musshäufig zusätzlich Wald weichen. Inzwischen giltder Sojaanbau als die größte Bedrohung für denbrasilianischen Amazonasregenwald.

„Wir müssen uns beeilen, um jenes Wissen zu erwerben, das überhaupt erst eine weise Naturschutz-und Entwicklungspolitik für die kommenden Jahrhunderte möglich macht.“

(E. O. Wilson, Harvard University)

In diesem Kapitel wird erläutert• wie sich unser Konsumverhalten auf die Tropenwälder auswirkt• welche globalen Interessen die Tropenwälder beeinflussen.

Tropenwaldprodukte – global gehandelt.

Rindfleisch aus den Tropen.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 20

Spuren im Tropenwald.

Eingriffe und Auswirkungen.

Gewinnung von Weideland

Plantagen statt Tropenwald

Erholung auf Kosten derTropenwälder?

Beispiel Soja.Diese Nahrungsmittel … … lassen sich mit dieser Menge Soja erzeugen:

Ökologischer Fußabdruck. (Beispiel Österreich)

Eigene Fläche: 84.000 km2

Zusätzlich benötigte Flächein Mittel- und Südamerika:

3.000 km2 für Sojaanbau zurVersorgung der eigenen Viehwirtschaft

11.000 km2 für den Anbau vonBaumwolle, Kaffee,Kakao, Kautschuk

1 kg Soja zur menschlichen Ernährung

1 kg Soja

2 kg Soja

4 kg Soja

9 kg Soja

1 kg Huhn

1 kg Schweinebauch

1 kg Rindersteak

100 km

Spuren im Tropenwald.

Folie 20

Page 39: Tropenwaldmappe Neuen

Ähnliche Zusammenhänge gibt es auch beianderen Produkten:P Die Früchte für das Glas Orangensaft zum Früh-

stück stammen fast ausschließlich aus Plantagenin Brasilien, für die Tropenwald weichen musste.

P Das saftige Steak vom südamerikanischenAngus-Rind gibt es nur dank der Anlage groß-flächiger Weiden hauptsächlich in Brasilien.

P Die Anlage von Ölpalm-Plantagen zur Gewin-nung des begehrten Palmöls (S. 26) ist heuteder Hauptgrund, warum in Südostasien, vorallem in Indonesien, Tropenwald gerodet wird.

Eine anschauliche Darstellung, wie sich unsereLebensweise auf den Rest der Welt auswirkt, istder so genannte „ökologische Fußabdruck“. Damitwird die Fläche bezeichnet, die nötig ist, um unsbestimmte Produkte zur Verfügung zu stellen. Österreich belegt beispielsweise für die Produktionvon Sojaprodukten, die in seiner Viehwirtschaftverwendet werden, eine Fläche von rund 3.000Quadratkilometern in Mittel- und Südamerika.Für Baumwolle, Kaffee, Kakao und Kautschuksind es sogar 11.000 Quadratkilometer. ZumVergleich: Die Fläche Österreichs selbst umfasstknapp 84.000 Quadratkilometer (Folie 20).

Erholung auf Kosten der

Tropenwälder?

Wegen ihrer Schönheit haben sich die Tropen zueinem beliebten Reiseziel entwickelt (S. 32/33).Dabei ist zwischen verschiedenen Formen desTourismus zu unterscheiden, die sich unterschied-lich auf den Tropenwald auswirken. Zum einenkommt es bei der Errichtung von Hotelanlagen,Golfplätzen o. Ä. und den dazugehörigen Verkehrs-anbindungen zu teilweise großflächigen Eingriffenin die Tropenwälder. Andererseits bieten natur-verträglichere Formen – wie z. B. der Öko- oderder Natur-Tourismus – die Möglichkeit für einenlangfristigen Schutz und eine nachhaltige Nutzungbedrohter Waldbereiche (S. 43).

Wem gehört der Tropenwald?

Der tropische Regenwald weckt viele Begehr-lichkeiten. Zunehmend interessieren sich auchPharmazeuten und Genetiker für den „Erfin-dungsreichtum“ dieser vielfältigen Ökosysteme (S. 24–31). Deshalb stellt sich die Frage: Wer darfdie wertvollen Ressourcen der Tropenwälder wienutzen? Wer sollte wirtschaftlich von den vielversprechenden biologischen Schätzen profitieren?

Mit der „Konvention über biologische Vielfalt“der Vereinten Nationen (S. 38) wurde 1993beschlossen, wie die Erträge aus der Nutzung dernatürlichen Ressourcen gerecht aufgeteilt werden.Allerdings gibt es bis heute in vielen wichtigenPunkten noch keine Einigkeit. So zum Beispieldarüber, ob die Ursprungsländer an den Gewinnenin barer Münze oder in Form von Technologie-transfers beteiligt oder wie die Gewinnbeteiligun-gen bemessen werden sollen. Und nicht zuletztbleibt die Frage nach dem Recht auf das „geistigeEigentum der Natur“. So erlaubt die KonventionPatente auf Produkte, deren genetische Ressourcenaus dem Tropenwald stammen. Einige Tropen-waldländer fühlen sich dadurch „enteignet“ unddrohen damit, ausländische Wissenschaftler erstwieder einreisen zu lassen, wenn man eine für sie befriedigende Lösung gefunden hat. Der Dach-verband der Amazonas-Völker „Coica“ verpflichtetbeispielsweise seine Mitglieder dazu, vorläufigkein Pflanzenmaterial mehr an Außenstehendeabzugeben.

Einst Tropenwald –

nun Plantage.

11

Das Wichtigste in Kürze:

• Der globale Handel hat starke Auswirkungen auf den Tropenwald. Große Flächen werden gerodet,um darauf landwirtschaftliche Produkte für den Export anzubauen.

• Auch der weltweite Tourismus führt zu Eingriffen in den Tropenwald.• Die Nutzungsrechte an „genetischen Ressourcen“ des Tropenwaldes sind noch nicht befriedigend

geklärt.

37

Hotelanlage im Regenwald.

Wertvolle Essenzen aus

tropischen Pflanzen –

wer darf sie nutzen?

Page 40: Tropenwaldmappe Neuen

38

Politik für den Tropenwald.

Internationale Zusammenarbeit.

Wegen ihrer globalen Bedeutung ist der Schutzder Tropenwälder eine Aufgabe für alle Staaten.Auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklungder Vereinten Nationen (United Nations Conferenceon Environment and Development, UNCED)1992 in Rio de Janeiro wurden deshalb auchMaßnahmen verabschiedet, die dem Schutz derTropenwälder dienen. Die Regierungschefs von178 Staaten haben in Rio auf den dringendenHandlungsbedarf zur Rettung der Erde hinge-wiesen und grundlegende Vereinbarungen zurFörderung einer nachhaltigen und umweltgerech-ten Entwicklung in ökologischer, ökonomischerund sozialer Ausgewogenheit getroffen. Kerndoku-ment dieser Vereinbarungen ist die Agenda 21, einAktionsprogramm für den Übergang in das 21. Jahr-hundert. Es gilt sowohl für Industrie- als auch fürEntwicklungsländer. Das Programm beinhaltet detaillierte Handlungs-aufträge an die Unterzeichnerstaaten, um einenachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcensicherzustellen. Wesentlicher Ansatz ist dabei dieIntegration von Umweltaspekten in alle anderenPolitikbereiche.

Nachhaltig bedeutet in diesem Zusammenhang,dass man wirtschaftet und lebt, ohne Schaden fürkünftige Generationen, andere Länder oder dieUmwelt zu verursachen – ein wichtiger Grundsatzgerade auch für den Schutz der Tropenwälder.

Neben der weltweit getragenen UN-Konventionexistieren weitere Abkommen, die ebenfalls denSchutz des Tropenwaldes zum Ziel haben. Um diezahlreichen bedrohten Tier- und Pflanzenarten zuschützen, wurde bei der UNCED 1992 in Rio deJaneiro die „Konvention über biologische Vielfalt“(Convention on Biological Diversity, CBD) auf denWeg gebracht. Sie trat Ende 1993 in Kraft. Darinverpflichten sich die 178 Unterzeichnerstaatenunter anderem,P die Biodiversität zu erhalten,P zur nachhaltigen Nutzung der Natur beizutragen,P das Wissen indigener und lokaler Bevölkerungs-

gruppen um die nachhaltige Nutzung derRessourcen anzuerkennen und zu schützensowie

P die Herkunftsländer der genetischen Ressourcen„fair und gerecht“ an den Gewinnen aus ihrerNutzung zu beteiligen.

Die CBD stellt klar, dass die wichtigste Voraus-setzung, die biologische Vielfalt zu erhalten, derSchutz von Lebensräumen und Ökosystemen ist.Damit ist sie eine wichtige Grundlage für denwirkungsvollen Schutz der Tropenwälder.

„Die Entwicklungsländer bei den demographischen und wirtschaftlichen Veränderungen zu unter-stützen, die sie zum Erhalt und zur nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Wälder befähigen, liegt imInteresse ihrer Bevölkerung und der gesamten Menschheit.“

(Food and Agriculture Organization, FAO)

In diesem Kapitel wird kurz beschrieben• welche internationalen und nationalen Strategien zum Schutz der

Tropenwälder es bereits gibt.

Viele Indigene treten immer selbstbewusster für ihre

Rechte ein.

Tropenwald

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Folie 21

Tropenwaldschutz – eine globale Aufgabe.

Internationale Vereinbarungen

• Rio-Konferenz• Agenda 21• Konvention über

biologische Vielfalt• …

• Schutzgebiete

• Wiederaufforstung

• Nachhaltige Nutzung (Umwelt- und Sozialaspekte)Wahrung der Interessen Indigener

Faire Nutzung genetischer Ressourcen

• Verbesserung derLebensbedingungen (Ernährung, Gesundheit, Bildung,

Altersversorgung)

• Schuldenabbau

• Handelserleichterungen

• FinanzielleUnterstützung

• Aufklärung vor Ort und international

• …

Internationaler Dialog zwischen

• Politik• Wirtschaft• Organisationen

(z. B. Weltbank, Globale Umweltfazilität [GEF],

Welthandelsorganisation [WTO], Internationaler

Währungsfonds [IWF] …)

• Wissenschaft• Nichtregierungsorganisationen• …

Tropenwaldschutz –

eine globale Aufgabe.

Folie 21

Internationale Konferenzen fördern den Dialog.

Page 41: Tropenwaldmappe Neuen

Konzentration statt Gießkannenprinzip.

2001 empfahl das Umweltprogramm der VereintenNationen (UNEP), das von dem ehemaligen deut-schen Umweltminister Klaus Töpfer geleitet wird,sich beim weltweiten Schutz der Wälder auf dieökologisch besonders wertvollen Regionen zukonzentrieren. In Bezug auf die Tropenwälderhandelt es sich dabei vor allem um die Beständein Brasilien, Kongo, Indonesien, Mexiko, Peru,Kolumbien, Bolivien, Venezuela, Indien, Australienund Papua-Neuguinea. Regierungen und interna-tionale Organisationen sind deshalb aufgerufen,sich beim Schutz der Tropenwälder besonders indiesen Ländern zu engagieren.

Schuldenabbau.

Um der oft hohen Verschuldung der Entwicklungs-länder, die eine der Hauptgründe für die Zerstö-rung der Tropenwälder ist, entgegenzuwirken, sindinternationale Anstrengungen nötig. Wichtig sinddabei innovative Strategien, z. B. das Programm„debt for nature swaps“, bei dem einem Entwick-lungsland ein Teil seiner Auslandsschulden erlassenwird, wenn es sich im Gegenzug bereit erklärt, inökologische und soziale Maßnahmen zu inves-tieren. Dazu zählen zum einen die Ausweisungvon Schutzgebieten und die Wiederaufforstunggeschädigter Waldbereiche, zum anderen Maß-nahmen, die die Ernährungssituation und dieAltersvorsorge sichern sowie die Gesundheits-versorgung und die Bildungsmöglichkeiten ver-bessern (S. 43).

Entwicklungen steuern.

Neben den Regierungen nehmen zahlreiche inter-national tätige Institutionen und Organisationendirekt oder indirekt Einfluss auf die Entwicklungder Tropenwälder: P So finanziert z. B. die Weltbank Umweltpro-

gramme im Bereich von Klima- und Ressour-censchutz sowie erneuerbarer Energien oderBiodiversität.

P Für die Tropenwälder ist außerdem die GlobaleUmweltfazilität (GEF) von Bedeutung, einespezielle Finanzinstitution, die Umweltprojekteunterstützt, die sich u. a. mit dem Erhalt derBiodiversität beschäftigen.

P Eine bedeutende Rolle als „Steuerer“ kommtder Welthandelsorganisation WTO (World TradeOrganization) zu. Sie bemüht sich vor allemdarum, den Welthandel zu liberalisieren, d. h.es den einzelnen Staaten leichter zu machen,ihre Produkte auf dem Weltmarkt anzubieten.

P Auch der Internationale Währungsfonds (IWF)kann im Rahmen seiner Tätigkeit Einfluss aufMaßnahmen zum Schutz der Wälder nehmen.

Internationaler Dialog.

Auch der verstärkte Dialog zwischen Politik,Wirtschaft, Wissenschaft und Naturschutzorganisa-tionen ist ein wichtiges Instrument zum Schutzder Tropenwälder. Denn häufig entstehen Kon-flikte aus mangelnder Kenntnis des komplexenThemas „Tropenwald“. Der internationale Dialogbietet hier eine Chance, Informationsdefizite abzu-bauen, Verständnis zu wecken und gemeinsameLösungen zu entwickeln. Schließlich ist die um-fassende Information der Öffentlichkeit eine wich-tige Aufgabe der Regierungen vor allem in denIndustrienationen. Denn nur wenn internationaleVereinbarungen von der Bevölkerung mitgetragenwerden, besteht die Aussicht, dass diese erfolgreichumgesetzt werden können.

11

Das Wichtigste in Kürze:

• In mehreren internationalen Vereinbarungen und Abkommen – u. a. Agenda 21, Konvention überbiologische Vielfalt – haben zahlreiche Nationen die Grundlagen für eine weltweite und damit auchin den Tropenwaldregionen nachhaltige Entwicklung geschaffen.

• Zahlreiche international tätige Institutionen und Organisationen wie die Weltbank oder die Welt-handelsorganisation nehmen gezielt Einfluss, um die Situation der Tropenwälder zu verbessern.

39

Finanzielle Rahmen-

bedingungen verbessern.

Informieren – diskutieren –

Lösungen entwickeln.

Bildung als Grundlage für bessere Lebensverhältnisse.

Page 42: Tropenwaldmappe Neuen

40

Perspektiven für den Tropenwald.

Direkte Schutzmaßnahmen.

Als eine wirksame Maßnahme zum Erhalt wert-voller Ökosysteme und damit auch der Tropen-wälder hat sich die Ausweisung von Schutzge-bieten erwiesen. Dabei gelten je nach Einstufungdes Schutzgebietes unterschiedlich starke Ein-schränkungen für die Nutzung. Von der WorldConservation Union (IUCN) wurden unter an-derem folgende, unterschiedlich strenge Schutz-gebietskategorien aufgestellt:

In Nationalparken, wie dem Alexander-von-Hum-boldt-Nationalpark auf Kuba, ist im Kernbereichjegliche Nutzung untersagt. Oft ist in eigens aus-gewiesenen Randbereichen, den so genanntenPufferzonen, eine nachhaltige, die Natur im Kern-gebiet nicht schädigende Nutzung gestattet.Pufferzonen sichern die Lebensgrundlagen für dieim Randbereich des Nationalparks siedelnde Bevöl-kerung und bilden die Voraussetzung dafür, dassdas Kerngebiet als absolute Schutzzone akzeptiertwird.

Naturdenkmäler beinhalten lediglich den Schutzeiner bestimmten Besonderheit innerhalb einerLandschaft. Dies können zum Beispiel Höhlen,Wasserfälle oder Felsformationen sein.

Geschützte Landschaften sind Gebiete, in denendas Zusammenwirken von Natur und Menschüber einen längeren Zeitraum eine Landschaft mitbesonderem ästhetischen oder ökologischen Werthervorgebracht hat. Hier ist jegliche Nutzungs-weise, die dieses Landschaftsbild nachteilig ver-ändern würde, unzulässig.

Geschütze Landschaften können zugleich auchdas Prädikat „Biosphärenreservat“ erhalten.Dies ist eine von der UNESCO (United NationsEducational, Scientific and Cultural Organization)verliehene Anerkennung für modellhafte Natur-und Kulturlandschaften. In einem Biosphären-reservat stehen Bewahrung und Schutz der Naturgleichrangig neben den Bedürfnissen der dortlebenden Menschen.

Zur Jahrtausendwende waren weltweit rund12.750 Gebiete mit einer Fläche von über 12 Millionen Quadratkilometern geschützt,30 Prozent dieser Gebiete sind Nationalparke.Ein Problem in vielen Entwicklungsländern istjedoch die unzureichende Kontrolle der Schutz-gebiete. Häufig wird der Holzeinschlag deshalbauch in bereits geschützten Wäldern fortgesetzt.Man spricht hier von „paper parks“, also Schutz-gebieten, die nur auf dem Papier bestehen.

„Wenn nichts mehr zu helfen scheint, schaue ich einem Steinmetz zu, der vielleicht zum 100sten Mal auf seinen Stein einhämmert, ohne dass sich auch nur der geringste Spalt zeigt; doch beim 101. Schlag wird er entzweibrechen und ich weiß, dass es nicht dieser Schlag war, der es vollbrachthat – sondern alle Schläge zusammen.“

(Jacob Riis)

In diesem Kapitel wird gezeigt• welche Schutzgebiete es gibt• dass Nutzung auch Schutz bedeuten kann• dass wirksamer Schutz nur mit den Menschen möglich ist.

Eingang zum Nationalpark „Alexander-von-Humboldt“, Kuba.

Lehrpfad.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 22

Perspektiven für den Tropenwald.

Schutzgebiete. Wiederaufforstung.

Nachhaltige Anbaumethoden, neue Märkte. Sanfter Naturtourismus.

Bewahrung,

Wiederherstellung

Wirtschaftliche

Entwicklung

fördern.

Direkte Maßnahmen

Indirekte Maßnahmen

Perspektiven für den

Tropenwald.

Folie 22

Page 43: Tropenwaldmappe Neuen

Schutz durch Nutzung.

Lange Zeit herrschte die Meinung vor, der Boykottvon Tropenhölzern sei der beste Weg, den Tropen-wald vor der weiteren Abholzung zu schützen.Inzwischen hat sich die Strategie geändert: Heutewird versucht, durch eine schonende, nachhaltigeBewirtschaftung der Wälder einen Beitrag zu ihrerErhaltung zu leisten. Ganz im Sinne der Agenda 21bedeutet dies, nicht mehr Holz zu entnehmen,als nachwächst. Zudem werden bei dieser Formder Nutzung die ökologischen Kreislauffunktionenebenso berücksichtigt wie die sozialen Belange dereinheimischen Bevölkerung.Auf diesen Prinzipien basiert die Arbeit desForest Stewardship Council (FSC), ein Zusammen-schluss von Umweltverbänden, Vertretern derHolzindustrie sowie der indigenen Völker. DasFSC hat Kriterien entwickelt, nach denen dieBewirtschaftung des Tropenwaldes begutachtetund zertifiziert wird. Trägt ein Produkt das Siegeldes FSC, so kann der Käufer davon ausgehen, dasses aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammt. DiesesZertifikat ist bisher am weitesten entwickelt undanerkannt.

„Wald-Reparatur“.

Durch gezielte Wiederaufforstungen könnengeschädigte Bereiche dort regeneriert und dieErosion gebremst werden, wo der Boden nochgenügend Mineralien enthält. Der ursprünglicheZustand eines Primärwaldes kann jedoch selbstnach weniger massiven Eingriffen – wenn über-haupt – erst nach Jahrhunderten wiederhergestelltwerden. Trotzdem sind Wiederaufforstungen einwichtiger Beitrag zum Schutz der Tropenwälder.Denn dadurch lässt sich ein Teil des Nutzholz-bedarfs decken und so der Nutzungsdruck aufdie Naturwaldreservate verringern. So konntenzum Beispiel die Bergnebelwälder in der Anden-region Ayopaya in Bolivien erfolgreich wiederauf-geforstet werden: Zunächst wurden schnellwach-sende Kiefern in die kahlen Hänge gepflanzt. Siespendeten Schatten und lieferten den Humus fürdie Setzlinge der heimischen Baumarten. Späterlieferten die Kiefern das nötige Brenn- und Bau-holz, während die verbliebenen heimischen Baum-arten nun für den ursprünglichen Schutz der Berg-hänge sorgen.

1141

Baumpflanzaktion.

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Kampf gegen Armut.

Die in den Tropenwaldländern oft verbreitete Ar-mut der Bevölkerung ist eine der Hauptursachenfür die Zerstörung der Tropenwälder (S. 34/35).Alle Programme und Projekte zum Tropenwald-schutz müssen deshalb von Maßnahmen begleitetwerden, die die Armut bekämpfen und für wirt-schaftliche Entwicklung sorgen.

Information und Motivation.

Bei allem, was zum Schutz der Tropenwälderunternommen wird, ist darauf zu achten, dassdie Interessen der lokalen Bevölkerung gewahrtwerden. Weder können Schutzmaßnahmenunter Zwang durchgeführt werden, noch darfsich die soziale Situation der Bewohner dadurchverschlechtern. Vielmehr gilt es, die Menschenzu motivieren, Maßnahmen mitzutragen, indemihnen Perspektiven zur Verbesserung ihrer wirt-schaftlichen Situation aufgezeigt werden: Zum Bei-spiel können durch den Aufbau einer Kleinvieh-,Fisch-, oder Bienenzucht oder auch von Heil-pflanzen-Kulturen neue lokale Märkte erschlossenwerden, die die Existenz der Bewohner sichern.

43

Nachhaltigkeit vermitteln.

Erst mit dem Wissen wächst das Verständnis fürZusammenhänge. Vielen Fehlern in der Bewirt-schaftung liegt Unwissenheit der Bevölkerungzugrunde. Hier gilt es durch intensive Aufklärungund Fortbildung anzusetzen. In Schulungen beispielsweise können Kleinbauerndie Methoden der nachhaltigen Bodennutzung, wieTerrassenanbau, Mischkulturen, Bewässerungs-systeme etc., vermittelt werden. In speziellenBaumschulen und Umweltbildungszentren kanndas Know-how über ressourcenschonendenWaldbau und die entsprechenden technischenFertigkeiten weitergegeben werden. Auch dieverstärkte Nutzung von Solarenergie kann einenBeitrag zum Schutz der Tropenwälder leisten.Gerade in den sonnenreichen Tropenländern be-stehen dafür gute Möglichkeiten.

Natur- und kulturverträglicheren

Tourismus fördern.

Tourismus und Tropenwaldschutz sind durchausin der Lage, eine harmonische Verbindung einzu-gehen. Angebote des „Ökotourismus“ zeigen denUrlaubern attraktive, einzigartige Landschaften. DasSpektrum reicht dabei von der Tierbeobachtungüber die Naturfotografie bis hin zum Wissenschafts-tourismus, auch Freizeitaktivitäten wie Fischen,Jagen, Sport und „Adventure“ werden angeboten.Die Anbieter von so genannten Öko-Reisen habenin der Regel feste Ziele und Regeln formuliert, diehelfen, die Landschaft zu bewahren und die Kulturder Einheimischen zu respektieren. So wurden invielen Ländern, z. B. im Osten und Süden Afrikasoder in Costa Rica, Naturgebiete dank des einset-zenden Tourismus erhalten. Erst durch diese Ein-nahmequelle gewannen auch Landschaften undTiere für die Bevölkerung einen wirtschaftlichenWert. So manches heutige Naturreservat wäreohne die Gäste aus anderen Ländern schon längstzu Äckern und Viehweiden geworden.

Das Wichtigste in Kürze:

• Die Ausweisung von Schutzgebieten ist eine wichtige Maßnahme zum Schutz der Tropenwälder. Unter Umständen ist hierbei eine schonende Nutzung zielführender als absolutes Nutzungsverbot.

• Bei günstigen Standortverhältnissen ist auch in den Tropen eine Wiederaufforstung möglich.• Häufig führen Armut und Unwissenheit der Bevölkerung zum Verlust von Tropenwald. Das Auf-

zeigen neuer Absatzmöglichkeiten und schonender Anbau- sowie Nutzungsmethoden hilft, nichtnur die Existenz der Bevölkerung, sondern auch die der Wälder zu sichern.

Nachhaltige Anbaumethoden aufzeigen.

Solarkocher.

Page 46: Tropenwaldmappe Neuen

44

Beispiele aus der Praxis.

Deutsche Aktivitäten.

Deutschland gehört zu den Ländern, die sich amstärksten für die Tropenwälder engagieren: Derzeitwerden etwa 310 Projekte in 66 Ländern geför-dert. Dafür fließen erhebliche Bundesmittel überdas Bundesministerium für Wirtschaftliche Zu-sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an dieGesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ)und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW),welche die Entwicklungszusammenarbeit durch-führen.Mit zusammen etwa 180 Millionen Euro leistendie GTZ (technisch) und die KfW (finanziell) ineinem Kooperationsprojekt den mit Abstand größ-ten Beitrag zum „Internationalen Pilotprogrammzur Erhaltung der Wälder Brasiliens“ (PPG7).Primäres Ziel des im Jahre 1990 auf InitiativeDeutschlands beschlossenen Pilotprogramms sindder Schutz und die nachhaltige Entwicklung derWaldregionen Brasiliens. Die Biodiversität inAmazonien und in der Mata Atlantica sollenerhalten, die Lebensgrundlagen indigener Völkergesichert und die Zusammenarbeit von Planungs-und Umweltbehörden auf allen Ebenen effizientergestaltet werden.GTZ und KfW unterstützen zahlreiche weitereProjekte: Für die Finanzierung von Investitionenvor Ort, von Exporten oder Projekten ist die KfWzuständig. Eine Tochter der KfW, die DeutscheEntwicklungsgesellschaft, fördert private undunternehmerische Initiativen in Entwicklungs-ländern. Die GTZ widmet sich vor allem derAufgabe, über fachliche Beratungsleistungen dieLebensbedingungen der Menschen in den Partner-ländern zu verbessern und deren natürliche Lebens-grundlagen zu erhalten.

NROs.

Neben Ministerien und anderen staatlichenEinrichtungen engagieren sich verschiedeneNichtregierungsorganisationen (NROs) für denTropenwald. Dazu zählen Umwelt- und Entwick-lungsverbände, Stiftungen, private oder univer-sitäre Forschungseinrichtungen. Häufig sind sieauch als Beobachter und Ratgeber an staatlichen

Projekten beteiligt. Solche NROs können – weil sie weder Regierungsmacht haben nochwirtschaftliche Ziele verfolgen – oft gut zwischenden verschiedenen Akteuren (Politik, Wirtschaft,Bürgern) vermitteln. Die Frankfurter Tropenwald-stiftung OroVerde zum Beispiel betreut mehrereProjekte in Tropenwaldländern.

Naturschule Santa Cruz.

Die von OroVerde eingerichtete und betreute Zoo-und Museumsschule in Santa Cruz, Bolivien, hatsich zum Ziel gesetzt, mit ihren Einrichtungen vorallem Kinder und Jugendliche für die Umwelt-themen des Landes zu sensibilisieren. Um denErlebniswert des Zoos für Jung und Alt zu steigernwurde er komplett renoviert und mit neuen, demdidaktischen Konzept entsprechenden Schildernausgestattet. Das Museumskonzept wurde über-arbeitet und altersgemäßes Unterrichtsmaterialentwickelt. Mit Unterstützung von OroVerdegibt es jetzt spannende Programme für die Zeitder Schulferien und Angebote für originelleKindergeburtstagsfeiern in Zoo und Museum.

Modellhaft.

Die Bergnebelwälder Kolumbiens sind bereits zu95 Prozent in landwirtschaftliche Nutzflächenumgewandelt. Zahlreiche Arten drohen auszu-sterben. Eines der wenigen Rückzugsgebiete fürdadurch bedrohte Arten wie Schwarzer Kolibri,Brillenbär und Humboldt-Eiche konnte OroVerdegemeinsam mit einer örtlichen Stiftung vor derdrohenden Zerstörung bewahren. Seit 1995 ge-nießt das Areal staatlich garantierten Naturschutz.

„Erfolg ist eine Reise, kein Ziel.“(Ben Sweetland)

In diesem Kapitel lesen Sie• dass sich Deutschland stark für den Tropenwaldschutz engagiert• wie Privatinitiativen erfolgreich sind.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 23

Beispiele aus der Praxis.

Nachhaltig erzeugte Produkte kennzeichnen. Umweltbildung vor Ort.

Kontakte zwischen Einheimischen und Besuchern fördern.

Medizin aus dem Tropenwald –Einheimische am Gewinn beteiligen.

Die Menschen vor Ort …

… mit einbeziehen.

Beispiele aus der Praxis.

Folie 23

Ein Zoo, der vor allem Kinder anspricht.

Page 47: Tropenwaldmappe Neuen

Man arbeitet eng mit der lokalen Bevölkerungzusammen und versucht deren Interessen zuberücksichtigen. Nach dem Konzept der Inwert-setzung werden die nachhaltige Nutzung derRessourcen in ausgewiesenen Bereichen voran-getrieben und geschädigte Flächen aufgeforstet.Das Projekt hat Modellcharakter auch für andereRegionen der Anden.

Natur-Tour.

Ein Beispiel für ein gelungenes Tourismus-Projektist das von OroVerde unterstützte „Proyecto Paria“in Venezuela, das engagierte Privatpersonen 1987ins Leben riefen. Auf der Halbinsel Paria im Nord-osten des Landes, einem sehr armen Gebiet, ent-wickelte ein privates Unternehmen in Kooperationmit einer Stiftung Angebote zum Naturtourismus.Ziel ist es, neue Arbeitsplätze für die ländlicheBevölkerung zu schaffen und die nachhaltigeLandwirtschaft, vor allem den Kakaoanbau, zufördern. Damit die Touristen länger bleiben undsich nicht nur auf den Strand konzentrieren, wer-den Ausflüge in das Landesinnere angeboten, z. B.zu Büffelfarmen, Thermalquellen, botanischenGärten oder Kakaofincas. Bislang scheint dieRechnung aufzugehen: 1.500 Einheimische habeneine feste Anstellung gefunden und können damitihre Familien ernähren. Den Touristen werdenvorrangig Lebensmittel aus der Region angeboten,daran verdienen wiederum die Bauern vor Ort.Mit den Einnahmen aus dem Tourismus könnenKurse zur Alphabetisierung und Gesundheits-vorsorge finanziert und durchgeführt werden.

Höchste Anerkennung.

Im wenig erschlossenen Osten Kubas liegt einesder biologisch wertvollsten Gebiete der Insel mitmindestens 400 endemischen Tier- und Pflanzen-arten, also Arten, die ausschließlich dort vor-kommen. Als Pläne bekannt wurden, die Gegendwirtschaftlich zu erschließen und einen riesigenStaudamm zu bauen, konnte OroVerde PräsidentFidel Castro persönlich davon überzeugen, dieLandschaft durch Gründung des Alexander-von-Humboldt-Nationalparks dauerhaft unter Schutzzu stellen. Rasch wurden gemeinsam die Infra-struktur für die Verwaltung aufgebaut, Park-Rangerausgebildet und Umweltbildungsprogramme ent-wickelt. Im Dezember 2001 erklärte die UNESCOden Park zum Weltnaturerbe. Damit erhielt dasOroVerde-Projekt die höchste internationale Aus-zeichnung.

Nachhaltige Nutzung.

Der Nationalpark „Sierra de Lacadon“ in Guate-mala hat die dreifache Größe des Saarlandes. Erist die Heimat des Quetzals, dem vielleicht schöns-ten Vogel der Welt und zugleich Wappenvogeldes Landes. Die Subsistenzwirtschaft, das hoheBevölkerungswachstum, die große Armut unddie bestehenden gesetzlichen Regelungen führenvor allem durch den wachsenden Bedarf anBrennholz zu einer starken Übernutzung deswertvollen Waldbestandes. Abhilfe schaffen finan-zielle Anreize für eine nachhaltige Nutzung derWälder. Durch Einführung einer geregelten Forst-wirtschaft, die auch den Verkauf von zertifizier-tem Holz beinhaltet, können die als besonderswertvoll erkannten Waldbestände ohne Nutzungbleiben und zusätzlich durch gezielte Aufforstun-gen zu geschlossenen Waldgebieten vernetzt wer-den. Durch den Verkauf von Nichtholzproduktenund durch Ökotourismus erhalten die Bewohnereine zusätzliche Einkommensquelle.Das Projekt leistet einen wertvollen Beitrag inner-halb der Sicherung des mesoamerikanischen Bio-korridors „Corredor Biológico MesoamericanoCBM“ der Zentralamerikanischen Kommissionfür Umwelt und Entwicklung (CCAD).

„Amazonien Mittelamerikas“.

Eines der wenigen großflächigen Regenwald-gebiete Mittelamerikas befindet sich im Ostenvon Honduras. Das „Amazonien Mittelamerikas“ist so groß wie Hessen. Sein Herzstück bildet derknapp 4.000 km2 große Patuca-Nationalpark.Diese Primärwälder sind das Zuhause von Quetzal,Harpye, Regenbogentukan, Jaguar, Puma, GroßemAmeisenbär und vielen anderen seltenen Arten.Auch der Echte Palisanderbaum ist hier noch involler Schönheit zu bewundern.Zum dauerhaften Schutz des einmaligen Gebieteswurden zwei strategisch wichtige Waldgebieteim Zugangsbereich erworben. Der Besitz dieserSchlüsselgrundstücke beseitigt die akute Bedro-hung und hilft, die übrigen Schutzmaßnahmenabzusichern. Dazu gehören der Ausbau und dieFörderung des Bildungsbereiches. Hier werdendie Grundlagen für den nachhaltigen Regenwald-schutz in Honduras und darüber hinaus gelegt.Neben den bestehenden Regenwaldschulen planender Patuca e.V. und OroVerde den Aufbau einerSolar-Radio-Schule. Damit sollen auch die 4.000Kinder in abgelegenen Dörfern des Nationalparksdie Möglichkeit haben, zumindest Grundlageneiner Ausbildung zu erhalten.

1145

Proyecto Paria: Um die

Touristen mit der Kultur

und den Menschen vertraut

zu machen, werden auf

Paria Ausflüge, z. B. zu den

Büffelfarmen oder auf

Kakaofincas, organisiert.

Page 48: Tropenwaldmappe Neuen

46

„Wir können täglich etwas tun …“

... beim Einkaufen ...

Eine der wirksamsten Möglichkeiten, sich imprivaten Bereich für den Schutz der Tropenwälderzu engagieren, ist die tägliche Konsumentschei-dung. Viele Tropenwaldprodukte wie Kaffee,Kakao, Orangensaft oder Schokolade gibt es auchin der „fair gehandelten“ Variante. Diese sindmanchmal geringfügig teurer, aber dafür habendie Produzenten in den Ursprungsländern einenfairen Preis für ihre Arbeit bekommen. Darüberwachen Organisationen wie Fair Trade. Bereitsbeim morgendlichen Frühstück entscheiden wiralso darüber, wie gerecht und nachhaltig es aufder Welt zugeht: Mit jeder Tasse Kaffee oderjedem Glas Orangensaft, das aus fairem Handelstammt.

Und wenn wir ein Stück Fleisch vom Biobauernkaufen, können wir sichergehen, dass dafür keingenmanipuliertes Soja importiert werden musste.Auch die Siegel für Holzprodukte oder Schnitt-blumen sind eine gute Möglichkeit, sich beimEinkauf zu orientieren.

„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Gesicht der Weltverändern.“

(Afrikanisches Sprichwort)

In diesem Kapitel lesen Sie• dass jeder beim Tropenschutz mithelfen kann• wie interessant Tropenwaldschutz in der Schule sein kann.

Andere informieren. Projektpatenschaften. Aktionen.

„Fair gehandelte“ Produkte. Regionale Produkte.

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 24

„Wir können täglich etwas tun …“

„Es gibt nichts Gutes,außer man tut es.“

„Wir können täglich

etwas tun …“

Folie 24

Dieses Signet steht für einen fairen Handel.

Regionale Wirtschaftskreisläufe unterstützen: Bei

Biobauern wird kein Soja aus den Tropen verfüttert.

Typische Tropenwaldprodukte – welchen Preis haben

die Menschen vor Ort dafür erhalten?

Page 49: Tropenwaldmappe Neuen

... oder in der Schule.

Schüler haben vielfältige Möglichkeiten, gemein-sam etwas für den Tropenwald zu tun, zumBeispiel:

P Andere informierenVielen sind die Informationen dieser Broschüreunbekannt. Warum das Gelernte nicht auchanderen mitteilen? So kann man im Erdkunde-unterricht eine Ausstellung über die Bedeutungder Tropenwälder erstellen. Im Sozialkunde-unterricht lässt sich eine kleine Studie darübererarbeiten, wie viel die lokale Bevölkerung überTropenwaldprodukte weiß, die sie täglich benutzt.Oder im Fach Ernährung können Kochrezeptemit tropischen Zutaten ausprobiert und in einemKochbuch zusammengestellt werden.

P Projektpatenschaften übernehmenBesonders wirksam ist es, für ein Projekt einelängerfristige Patenschaft zu übernehmen. Dasfunktioniert so: Eine deutsche Schule geht miteiner Schule in einem Tropenwaldland eine Paten-schaft ein. Man informiert sich gegenseitig überdie jeweilige Situation und die Lebensbedingungenvor Ort. Die deutschen Schüler überlegen sich, wiesie die Schüler in den Tropenwaldländern unter-stützen können, zum Beispiel mit Schulheftenoder anderem Material – oder sie sammeln Geldfür ein Projekt, das dann in der Partnerschule rea-lisiert werden kann. Eine weitere Idee sind sogenannte Sponsorläufe: Jeder Schüler wirbteinen oder mehrere persönliche Sponsoren ausdem Bekannten- oder Freundeskreis. Diese zahlen

einen bestimmten Betrag für jeden Kilometer, dergelaufen wird. Das Geld, das auf diese Weise zu-sammenkommt, wird einem Tropenwaldprojektgespendet. Mit Hilfe solcher Schüleraktionen kannin Venezuela demnächst eine Regenwaldschulegebaut werden. In diesem OroVerde-Projekt gehtes um Hilfe für Mensch und Natur in einer Region,in der Waldrodungen bereits zu extremer Trocken-heit und Not geführt haben.

P Versteigerungen, Tombolas, PartysAlle, die sich über weitere Aktionen wie Verstei-gerungen oder Tombolas informieren wollen,können bei OroVerde das Mitmach- und Ideen-handbuch anfordern.

1147

Aktionen – dem Ideenreichtum sind keine Grenzen gesetzt.

Eine Ausstellung rund ums Thema „Tropenwald.“

Page 50: Tropenwaldmappe Neuen

Dabei ergreift die Allianz Umweltstiftung auchselbst die Initiative: durch die Festlegung derFörderbereiche und die aktive Mitgestaltung derProjekte.

Förderbereiche.

Es gibt viele Bereiche, in denen sich ein Enga-gement für die Umwelt lohnt. Um hier einerBeliebigkeit vorzubeugen und ein eigenes Profilzu entwickeln, hat die Allianz Umweltstiftungverschiedene Förderbereiche festgeschrieben:I Natur-, Artenschutz und LandschaftspflegeI Lebendige GewässerI Grün in StädtenI GartenkunstI Umweltkommunikation

Neben der Fördertätigkeit in diesen Bereichenwerden die Aktivitäten der Stiftung durch dieBenediktbeurer Gespräche und die Aktion„Blauer Adler“ abgerundet.

Informationsmappen.

Um möglichst viele Menschen für ein Engage-ment in Sachen Umwelt zu begeistern, erstelltdie Allianz Umweltstiftung Informationsmappen.Bisher sind die Ausgaben „Wasser“ und„Erneuerbare Energien“ erhältlich. WeitereThemen befinden sich in der Vorbereitung.

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Allianz Umweltstiftung.

„Mitwirken an einem lebenswerten Dasein ineiner sicheren Zukunft“.Diese Maxime hat die Allianz Umweltstiftung inihrer Satzung verankert. Mit Gründung derUmweltstiftung im Jahr 1990 setzte die Allianzein weiteres Zeichen für die Übernahme gesell-schaftlicher Verantwortung.

Ziele.

Ziel der Stiftungstätigkeit ist, Kreativität zu för-dern, Innovation zu ermöglichen und Freude ander Natur zu vermitteln. Im Mittelpunkt derStiftungsaktivitäten steht deshalb der Mensch –denn seine Aktivitäten prägen unsere Umwelt undseine Träume und Visionen bestimmen unsere Zu-kunft.

Fördergrundsätze.

Um mit ihren Mitteln das maximal Mögliche zuerreichen, orientiert sich die Allianz Umwelt-stiftung bei der Projektauswahl an den folgendenGrundsätzen. Gefördert werden Projekte,I die nicht allein die Natur bzw. die Umwelt im

Blick haben, sondern den Menschen und seineBedürfnisse mit einbeziehen,

I die auf eine nachhaltige Verbesserung derUmweltsituation abzielen,

I die Umweltaspekte mit sozialen, kulturellenund bildungsbezogenen Anliegen verknüpfen,

I die als Modellprojekte einen Impuls geben unddadurch andere Institutionen zur Fortsetzungoder Nachahmung anregen,

I die Forschung in praktisches Handeln umsetzenund so den Natur- und Umweltschutz weiterentwickeln.

Umweltschutz macht Spaß, wenn er sich nicht nur auf Verbote und den erhobenen Zeigefingerbeschränkt – das zeigt die Allianz Umweltstiftung mit ihren Förderprojekten.

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Page 51: Tropenwaldmappe Neuen

Weitere Unterrichtsmaterialien von

OroVerde

„Schokolade wächst auf Bäumen?!“ (Klasse 3-4)Gespannt warten die Zwillinge Paul und Paulaauf Nachrichten aus dem Regenwald, den ihrOnkel auf einer Forschungsreise durchquert.Schwerpunkte: Artenvielfalt, Schokolade.

„Warum regnet es im Regenwald?“ (Klasse 5-6)Dieses Materialpaket enthält eine Vielzahl anArbeitsblättern, Experimenten und Aktionenrund um den Regenwald. Schwerpunkte Klima,Kinder der Welt.

„Tatort Tropenwald“ (ab Klasse 7)Über einen spannenden Mitmach-Krimi, in demdie Jugendlichen zu Ermittlern werden, erforschendie Schüler und Schülerinnen eigenständig dieVernetzung unserer Alltagswelt mit dem tropischenRegenwald.

Die Materialien können bei OroVerde angefordertwerden.

OroVerde – Die TropenwaldstiftungKaiserstraße 185-19753113 BonnTelefon: 02 28/24 290-0www.oroverde.deE-Mail: [email protected]

OroVerde – Die Tropenwaldstiftung.

Die als gemeinnützig anerkannte Stiftung konzen-triert sich auf konkrete Beiträge zum dauerhaftenSchutz tropischer Wälder.

In welchen Bereichen ist

OroVerde aktiv?

In Deutschland kümmert sich OroVerde umUmweltbildung und fördert den Informations-austausch zwischen Naturschutzorganisationen,Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. In den Tropenländern selbst werden Schutzpro-jekte initiiert und finanziert, die die Bedürfnisseder Bevölkerung berücksichtigen.Hauptarbeitsgebiete dabei sind: · Umweltbildung· Einrichtung von Schutzgebieten· Wiederaufforstung· Einführung waldschonender

Wirtschaftsweisen.

Wie arbeitet OroVerde?

Partnernetz: Die Projekte werden von einheimi-schen, in der Bevölkerung verankerten Partner-organisationen, durchgeführt. OroVerde begleitetdie Projekte fachlich und überwacht die Verwen-dung der Finanzmittel. Nach Ablauf der Förderzeitsteht OroVerde den selbstständigen Partnern wei-terhin beratend zur Seite.

Hilfe zur Selbsthilfe: Ziel ist, die Grundsätze desProjektes im Bewusstsein der Menschen zu ver-ankern. Finanzielle Unabhängigkeit und eigenstän-dige Weiterentwicklung sind weitere Projektziele.Eine wichtige Rolle spielt dabei, umweltverträglicheWirtschaftsweisen zu fördern.

Pilotprojekte mit Modellcharakter: Die Wälder unddie Ursachen ihrer Zerstörung sind regional unter-schiedlich. Weltweit erworbene Erfahrungen unddie Kenntnisse der Bevölkerung vor Ort sind dieBasis für tragfähige Konzepte mit konkreten, ziel-orientierten Maßnahmen. Ein Großteil der Projekteist als Vorbild auch für andere Regionen konzipiert.

49

Warum eine Tropenwaldstiftung in Deutschland?Die Stiftung OroVerde (spanisch: Grünes Gold) wurde im Jahre 1989 von renommiertenPersönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft gegründet. Initiator war Professor Dr. WolfgangEngelhardt. Der „Nestor des Naturschutzes in Deutschland“ (lt. Frankfurter Allgemeine Zeitung) war langjähriger ehrenamtlicher Stiftungsratsvorsitzender von OroVerde.

Page 52: Tropenwaldmappe Neuen

RessourcenDie natürlichen Lebensgrundlagen, wie Boden,Luft, Wasser und Rohstoffe tierischer, pflanzlicheroder mineralischer Herkunft.

SavanneAn die immergrünen tropischen Regenwälder an-schließende Grasländer mit Bäumen, die aufgrundeiner zwei- bis zehnmonatigen Trockenzeit ihrLaub abwerfen. Je nach Länge der Trockenzeitentwickelt sich eine Feucht-, Trocken- oder Dorn-strauchsavanne.

Sekundärwald > S. 4

Shifting Cultivation > Wanderfeldbau

SubtropenGebiete auf der Nord- und Südhalbkugel der Erdejeweils zwischen den Breitengraden 23,5 (Wende-kreis) und 40. Das Klima weist jahreszeitlicheSchwankungen auf, die Vegetation unterliegtjedoch keiner Kälteruhe. Vor allem Hartlaub-wälder, Steppen und Wüsten.

SubventionZuschuss von staatlichen Institutionen an Unter-nehmen, um bestimmte, im öffentlichen Interesseliegende Ziele zu erreichen.

TreibhauseffektErwärmung eines Raumes, z. B. eines Gewächs-hauses, durch Sonnenstrahlen, die auf folgendemPrinzip beruht: Glas ist für Sonnenlicht durch-lässig, nicht aber für die Wärmestrahlung, in diesich das Sonnenlicht umwandelt, sobald es aufeine Fläche innerhalb des Raumes trifft.Ähnlich wie die Glasscheiben eines Gewächs-hauses wirken in der Atmosphäre die so genanntenklimawirksamen Gase, z. B. Wasserdampf, Kohlen-dioxid und Methan. Die mittlere Temperatur aufder Erde liegt dadurch nicht bei -18 °C, sondernbei +15 °C (natürlicher Treibhauseffekt). DurchAktivitäten des Menschen, z. B. Verbrennung fos-siler Energieträger, erhöht sich die Konzentrationklimawirksamer Gase kontinuierlich. Dies verur-sacht nach Meinung von Experten einen zusätz-lichen Treibhauseffekt, der mit einer Veränderungdes Weltklimas in Verbindung gebracht wird.

TropenGebiete etwa zwischen 23,5 Grad nördlicher undsüdlicher Breite (Wendekreise). Das Klima schwanktim Jahresverlauf kaum, die Mitteltemperatur deskältesten Monats liegt über 18 °C. Vor allemtropische Regenwälder, Savannen und Wüsten.

50

Glossar.Agenda 211992 auf der Konferenz der Vereinten Nationenin Rio de Janeiro (> UNCED-Konferenz) beschlos-senes Aktionsprogramm, nach dem die einzelnenStaaten nachhaltig wirtschaften sollen, um die Erdeauch für zukünftige Generationen lebenswert zuerhalten – unter Berücksichtigung ökologischer,ökonomischer und sozialer Aspekte (> Nachhaltig-keit, sustainable development).

Biodiversität ( = Lebensvielfalt)Die Lebensvielfalt umfasst neben der Artenvielfaltauch die Vielfalt der Gene und Lebensräume.Artenvielfalt ist folglich ein Teil der Biodiversität.

Biodiversitäts-Konvention> Konvention über biologische Vielfalt.

EntwicklungslandIm Gegensatz zum „Industrieland“ ein Land, daswirtschaftlich, sozial und in der Gesundheitsver-sorgung ein sehr niedriges Niveau aufweist. Kenn-zeichen sind Armut, hohe Analphabetenquote,Unterernährung und mangelhafte Gesundheits-versorgung bei einem Großteil der Bevölkerung,niedriger technischer Standard in vielen Bereichen,schlechte Infrastruktur, vorwiegend Agrarwirtschaft.

Epiphyten > S. 12

Genetische RessourcenErbinformationen aus Tieren, Pflanzen, Pilzenoder Mikroorganismen, die z. B. für die Entwick-lung von Medikamenten oder die Züchtung neuerPflanzensorten verwendet werden können.

IndigeneErsetzt heute den Begriff „Ureinwohner“. Ein Volkist indigen, wenn es folgende Merkmale erfüllt:Abstammung von der Urbevölkerung, Selbstidenti-fikation, Minderheit im Lebensraum, kulturelleund sprachliche Unterschiede zur Mehrheit derBevölkerung.

Konvention über biologische Vielfalt > S. 38

Nachhaltigkeit ( = sustainable development)Wirtschaftsprinzip, das durch Schonung der natür-lichen Lebensgrundlagen auch künftigen Genera-tionen ein lebenswertes Dasein garantiert.Beispiel Forstwirtschaft: Es wird nur so viel Holzentnommen wie nachwächst.

Ökologischer Fußabdruck > S. 37

Primärwald > S. 4

Von Agenda 21 bis

WTO-OMT.

Page 53: Tropenwaldmappe Neuen

UNCED-Konferenz in Rio1992 fand in Rio de Janeiro die UN-Konferenz zumThema „Umwelt und Entwicklung“ (so genannter„Umweltgipfel“ oder „Erdgipfel von Rio“) statt.Unter anderem wurden hier die Agenda 21 (s. o.)abgefasst sowie die Klima- Rahmenkonvention(KRK) und die Biodiversitäts-Konvention (s. o.)unterzeichnet. In der KRK verpflichten sich mehrals 150 Staaten, die Freisetzung von klimawirk-samen Gasen zu stabilisieren bzw. zu reduzieren.Seit Rio finden regelmäßig Folge-Konferenzen (z. B.Kyoto 1997, Bonn 2001, Johannesburg 2002)statt, um die Vorgaben der Konferenz und derenUmsetzung zu konkretisieren sowie strittigePunkte zu überwinden.

Wanderfeldbau ( = Shifting Cultivation)Traditionelle Anbaumethode in den Tropen, beider regelmäßig die Nutzungsfläche gewechseltwird (S. 17, S. 34, Folien 11 und 19).

Im Text genannte Organisationen.

DEG ( = Deutsche Investitions- und Entwick-lungsgesellschaft mbH)Die DEG wickelt im Auftrag des Bundesministeri-ums für wirtschaftliche Zusammenarbeit Existenz-gründungsprogramme für kleine und mittlereUnternehmen in Entwicklungsländern ab.

FAO ( = Food and Agriculture Organization of the UN)Die 1945 von den Vereinten Nationen gegründete„Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation“hat die Aufgabe, weltweit zu einem höherenLebensstandard und zur Überwindung vonUnterernährung beizutragen.

FSC ( = Forest Stewardship Council) > S. 41

G7-/G8-StaatenZusammenschluss der bedeutendsten Industrie-staaten. G7-Staaten: USA, Kanada, Japan, Groß-britannien, Frankreich, Deutschland, Italien.G8-Staaten: G7-Staaten + Russland.

GEF ( = Global Environment Facility)Die Globale Umweltfazilität wurde auf deutsch-französische Initiative hin bei der Weltbankgegründet. Sie wird gemeinsam von der Welt-bank, dem UN-Entwicklungsprogramm und demUN-Umweltprogramm ( > UNEP) verwaltet. IhreAufgabe ist der Schutz globaler Umweltgüter(Klima, Ozonschicht, Gewässer, Biodiversität,Boden in Trockengebieten).

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GTZ ( = Deutsche Gesellschaft für TechnischeZusammenarbeit GmbH)Ein weltweit tätiges Bundesunternehmen für in-ternationale Zusammenarbeit mit dem Ziel, dieLebensbedingungen und Perspektiven der Men-schen in Entwicklungsländern zu verbessern.

IUCN ( = International Union for the Conservationof Nature and Natural Resources, jetzt kürzer:World Conservation Union)Die Weltnaturschutzorganisation berät undüberwacht im internationalen Naturschutz. Ihrgehören rund 100 Staaten sowie Regierungsor-ganisationen und NRO aus über 140 Ländern an.

IWF ( = Internationaler Währungsfonds)Der IWF fördert die internationale Zusammenarbeitim Bereich Währungspolitik und Welthandel. BeiUngleichgewichten der internationalen Zahlungsbi-lanzen können Mitgliedsländer Fondsmittel erhalten.

KfW ( = Kreditanstalt für Wiederaufbau)Ein öffentlich-rechtliches Kreditinstitut von Bundund Ländern, das günstige Investitionskredite andie deutsche Wirtschaft vergibt und die finanzielleZusammenarbeit mit Entwicklungsländern fördert.

NRO ( = Nichtregierungsorganisationen)Engl. NGO ( = Non Governmental Organizations).Freiwillige Vereinigungen von Bürgern, die sichunabhängig von Regierungen und ohne wirt-schaftliche Gewinnabsichten für bestimmte Zieleeinsetzen (z. B. Umweltschutzverbände).

UNEP ( = United Nations Environment Program)Das Umweltprogramm der Vereinten Nationenist ein Nebenorgan der UN-Vollversammlung.Aus einem Umweltfonds fördert es Projekte.

WeltbankDie Internationale Bank für Wiederaufbau undEntwicklung, der rund 190 Mitgliedsländer ange-hören, vergibt Darlehen für Projekte, die der Ar-mutsbekämpfung und dem Umweltschutz dienen.Sie ist Mitverwalter der GEF (s. o.).

WTO ( = World Trade Organization) Ziel der Welthandelsorganisation ist es, internationalein liberales Handelssystem ohne Handelshemm-nisse und Diskriminierungen zu entwickeln.

WTO-OMT ( = World Tourism Organization)Zwischenstaatliche, mit der UNO zusammenar-beitende Organisation, die als globales Forum fürTourismuspolitik und -themen dient.

Page 54: Tropenwaldmappe Neuen

Terborgh, John (1991): Lebensraum Regenwald.Heidelberg, Berlin, Oxford (Spektrum Akade-mischer Verlag)

Walter, Heinrich und Breckle, Siegmar-Walter(1999): Vegetation und Klimazonen. Stuttgart(Ulmer)

Walter, Heinrich und Breckle, Siegmar-Walter(versch. Jahre): Ökologie der Erde. Stuttgart(Gustav Fischer)- Band 1: Ökologische Grundlagen in globalerSicht

- Band 2: Spezielle Ökologie der Tropischen undSubtropischen Zonen

- Band 3: Spezielle Ökologie der Gemäßigten undArktischen Zonen Euro-Nordasiens

- Band 4: Spezielle Ökologie der Gemäßigten undArktischen Zonen außerhalb Euro-Nordasiens

PopulärwissenschaftlichBeyer, Norbert, Donné (1995): Geheimnisse derTropenwälder. Dreieich (Beyer und Fuchs)

George, Uwe (2000): Regenwald. GEO imVerlag. Hamburg (Gruner + Jahr)

GEO Wissen (1999): Regenwald. Hamburg(Gruner + Jahr)

Lomborg, Björn (2002): Apokalypse No!.Lüneburg (zu Klampen Verlag)

National Geographic Special (2002): Die Wunderdes Regenwalds. Hamburg (Gruner + Jahr)

Reichholf, Josef (1990): Der Tropische Regen-wald. Müchen (dtv)

Internetwww.allianz-umweltstiftung.dewww.gfbv.de (Gesellschaft für bedrohte Völker)www.fao.org (FAO, Food and AgricultureOrganization of the UN)www.gtz.de (GTZ, Deutsche Gesellschaft fürTechnische Zusammenarbeit GmbH)www.iucn.org (IUCN, International Union for theConservation of Nature and Natural Resources)www.imf.org (IWF, Internationaler Währungsfonds)www.kfw.de (KfW, Kreditanstalt für Wiederaufbau)www.oroverde.de (OroVerde)www.worldbank.org (Weltbank)www.wto.org (WTO, World Trade Organization)www.world-tourism.org (WTO-OMT, WorldTourism Organization)

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Literatur und Internet.für junge LeuteGreenaway, Theresa und Dann, Geoff; Wilhelmi,Margot (Übers.) (1995): Regenwald: eine Reisein den artenreichsten Lebensraum der Erde – dietropischen Wälder Mittel- und Südamerikas,Afrikas, Asiens und Australiens. Hildesheim(Gerstenberg – Sehen, Staunen, Wissen)

Mertiny, Andrea (1991): Der Regenwald, Was istwas, Band 90. Nürnberg (Tessloff Verlag)

FachbücherDeutsche Gesellschaft für Technische Zusammen-arbeit GTZ (Hrsg.) (2000): Naturschutz in Ent-wicklungsländern. Heidelberg (Kasparek-Verlag)

Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz derErdatmosphäre“ des Deutschen Bundestages(Hrsg.) (1990): Schutz der Tropenwälder. Bonn(Economia Verlag)

Food and Agriculture Organization of the UnitedNations (1998): FAO yearbook. Production Vol.52. FAO Statistics Series No. 148. Rom

Franke, Gunther (Hrsg.) (versch. Jahre):Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen.Stuttgart (Ulmer)- Band 1: Allgemeiner Pflanzenbau.- Band 2: Spezieller Pflanzenbau: Getreide, Obst,Faserpflanzen.

- Band 3: Spezieller Pflanzenbau: Genussmittelliefernde Pflanzen, Kautschuk lieferndePflanzen, Gummi liefernde Pflanzen, Öl undFett liefernde Pflanzen, Knollenpflanzen ...

Groombridge, Brian (1992): Global Biodiversity.Status of the Earth´s Living Resources. London(Chapman and Hall)

Müller, Wolfgang (1995): Die IndianerAmazoniens. München (C.H.Beck)

Rehm, Sigmund und Espig, Gustav (1996): Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen:Anbau, wirtschaftliche Bedeutung, Verwertung.Stuttgart (Ulmer)

Richards, P. W. (1998): The tropical rain forest.Cambridge (Cambridge University Press)

Schroeder, Fred-Günter (1998): Lehrbuch derPflanzengeographie. Wiesbaden (Quelle undMeyer [UTB für Wissenschaft])

Schultz, Jürgen (2002): Die Ökozonen der Erde.Stuttgart (Ulmer)

Page 55: Tropenwaldmappe Neuen

Folien.

Folie 12Mehr als nur Natur.

Folie 11Kulturelle Vielfalt.

Folie 10Kuriositätenkabinett.

Folie 9Der Sonne entgegen.

Folie 13Tropenwälder undWeltklima.

Folie 14Tropische Vielfalt – exotischgut, doch kaum genutzt.

Folie 15Ursprung und Anbau.

Folie 16Vom Reifen zum Duschgel.

Folie 5Waldgesichter (2).

Folie 6Kreisende Wasser.

Folie 7Kreisende Nährstoffe.

Folie 8Bunte Vielfalt.

Folie 4Waldgesichter (1).

Folie 3Wald und Klima.

Folie 2Definition und Verbreitung.

Folie 1Ein vielschichtiges Thema.

Page 56: Tropenwaldmappe Neuen

Folie 17Zwischen Gift und Heilmittel.

Folie 18Ein beliebtes Reiseziel.

Folie 19Bedrohtes Paradies.

Folie 20Spuren im Tropenwald.

Folie 24„Wir können täglich etwastun …“

Folie 23Beispiele aus der Praxis.

Folie 22Perspektiven für denTropenwald.

Folie 21Tropenwaldschutz –eine globale Aufgabe.

Page 57: Tropenwaldmappe Neuen

HerausgeberAllianz UmweltstiftungMaria-Theresia-Straße 4a81675 MünchenTelefon 089/41 07 33-6Telefax 089/41 07 33-70E-Mail: [email protected]: www.allianz-umweltstiftung.de

OroVerde – Die TropenwaldstiftungKaiserstraße 185-19753113 BonnTelefon: 02 28/24 290-0E-Mail: [email protected]: www.oroverde.de

Konzeption und RedaktionAllianz UmweltstiftungIMAGO 87

TextAllianz UmweltstiftungOroVerdeHeike Leitschuh-Fecht

Gestaltung und RealisationIMAGO 87Erdinger Straße 8485356 FreisingE-Mail: [email protected]: www.imago87.de

Herstellung Broschüre und CDKastner AG, Wolnzach

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.

September 20062. Auflage

Impressum.

FotosAllianz Umweltstiftung: 48lm2, 48lm3, 48rEG Solar e. V., Berufsschule Altötting: 43oEsche, Susanne: F24muGemeinde Hohenau: 46r/F24roHagen, Frîa: 48luImago 87: 21u, 23rm, 46l, F16lu, F16lmu,F16ru, F17luKuhn, Regina: 48oMackes, Uwe: 3o/F1um, 5u, 9r, 33o/F18ru,37m/F20mMorawetz, Prof. Dr. Wilfried: 7o, 7lu, 9u,11l/F8, 12u, 15lu/F10lu, 19mo, 42Moullec, Christian: 48lm1Museum der Weltkulturen, Frankfurt; Schlenker, Hermann: 2ru/F1ro, 16lo/F11mr, 17, 29lMuseum d. W.; Verswijver, Gustaaf: 16u/F11r,21rNiekisch, Prof. Dr. Manfred: 14o/F10mo, 23o,38o, F21Okapia München: 16ro/F11l, 16rm/F11ml,19u, 22, 27u, 29r/F17lo, 31o/F17ru,32o/F12ru/F18mo, 32l, 34l, F18roOroVerde: 18o/F12m, 25ru/F16rmu,31u/F12mu/F17m, 35o, 37ro/F23ru, 38u, 40o,40u/F22lo, 41/F22ro, 43u/F22lu, 44/F23ro,45alle, 47lu/F24lu, 47ru/F24ru, 49, F17ro,F22ru, F23m, F23luPennarts, Chris: F1luPreiss, Ilse & Gruber, Harald, Comundialis-Stiftung, Köln: 7ru, 11r, 20u/F12ro/F14, 35l, 36alle/F20l, 39l, F12lu/F16mSchumann, Günther: 4alleSteinicke, Dr. Hilke: 46m, 46muVasa-Museum, Stockholm; Hammarskiöld: 3uWothe, Konrad: U1, U2, 2ro/F1m, 2l/F1lo,3m/F1mo, 5o, 6, 8alle, 10alle, 12o/F9, 12l,13alle, 14u/F10lo, 15o, 15rm, 15ru/F10mu,18u/F12lo, 19o/F12mo, 19mu, 20o, 21o, 23l,23ru, 24o/F16lo, 24u, 25o/F16lmo, 25lu/F16rmo,26/F16ro, 27o, 28, 30, 32u/F18mu, 33u/F18m,34o, 34u, 37u/F20r, F1ru, F10ro, F10m, F10ru,F18lo, F18luZDF, Rossival, Rico/GF-Design: 39r, 47o/F23lo

(r: rechts; l: links; o: oben; u: unten; m: mitte; F: Folie; U: Umschlag)

Grafiken und ZeichnungenIMAGO 87

Page 58: Tropenwaldmappe Neuen

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 1

Ein vielschichtiges Thema.

Klimafaktor. Lebensraum für Tiere und … … Menschen.

Rohstoffquelle und … … „Schatz-“ Kammer. Gefährdung.

Page 59: Tropenwaldmappe Neuen

Tropenwald

Allianz Umweltstiftung /OroVerde ©

Folie 2

Definition und Verbreitung.

Wald aus zweiter Hand.

Primärwald Sekundärwald

Wann ist ein Wald ein Wald?

reich strukturierter Wald Wald nach Definition der FAO

Waldverteilung weltweit.

47 % abgeholzteWaldfläche

53 % heutige Waldfläche

21 % weitgehend unbeeinflusst

ca. 30 %

Waldanteilheute an derLandfläche

10

20

30

40Höhe in m

10

20

30

40Höhe in m

Page 60: Tropenwaldmappe Neuen

Tropenwald

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Folie 3

Wald und Klima.

Klimaunterschiede.

Klimadiagramm Mitteleuropa Klimadiagramm Tropen

Sonnenstände Mitteleuropa

O

Zenit

W

S N

21.12. 21.6.21.3./23.9.

+

Sonnenstände Tropen

O

W

S

21.12. 21.6.21.3./23.9.

N

Tropen

Subtropen

Subtropen

boreale Wälder subtropische Wälder Gebirgetemperierte Wälder immergrüne Regenwälder waldlose Gebietemediterrane Wälder regengrüne Feucht- und Trockenwälder, Savanne

Waldtypen weltweit.

Zenit+

Jan. Dez.

10

20

30

2040

60

80

100200300

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Jan. Dez.

10

20

30

2040

60

80

100200300

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

NiederschlagTemperatur

Page 61: Tropenwaldmappe Neuen

Tropenwald

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Folie 4

Waldgesichter (1).

10

20

30

40

50 Sommer

Borealer Wald. (Beispiel Skandinavien)

fast nur Nadelbäume

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Mediterraner Wald. (Beispiel Süditalien) Subtropischer Wald. (Beispiel südl. Brasilien)

10

20

30

40

50

immer grün

Höhe in m

Winter

10

20

30

40

50 Sommer

Temperierter Wald. (Beispiel Mitteleuropa)

viele Laubbäume, nur im Sommer grün

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

10

20

30

40

50

immer grün auch bei Trockenheit (Hartlaub!), im Winter Regen

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Winter

Trockenzeit

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Tropenwald

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Folie 5

Waldgesichter (2).

10

20

30

40

50 Regenzeit

Regengrüner Trockenwald. (Beispiel nördl. Argentinien)

nur in der Regenzeit grün

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

10

20

30

40

50

Immergrüner Regenwald. (Beispiel Java)

immer grün und feucht

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Trockenzeit

10

20

30

40

50 Regenzeit

nur in der Regenzeit ganz grün

Höhe in m

Jan. Dez.

10 20

40

60

80

100200300

20

30

Temperatur in °C

Niederschlag in mm

Trockenzeit

Regengrüner Feuchtwald. (Beispiel Brasilien)

Trockenzeit

Page 63: Tropenwaldmappe Neuen

Meer

AbflussVerdunstung

Niederschlag

Tropenwald

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Folie 6

Kreisende Wasser.

Großer Wasserkreislauf.

Kronenbereich

Waldesinnere

100 % Luftfeuchte

Temperatur-abnahmeum ca. 10 °C

Niederschlag Verdunstung

Innenklima.

Kleiner Wasserkreislauf.

dichter Regenwald

hohe Verdunstung

hohe Niederschläge

kleine Waldinseln

geringeVerdunstung

kaumNiederschlag

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Tropenwald

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Folie 7

Kreisende Nährstoffe.

Der Weg der Nährstoffe.

Stickstoffvorräte.

Nährstoffe durch Mykorrhiza.

Mitteleuropäischer Laubwald

Laubstreu

langsameZersetzung

schnelleZersetzung

Laubstreu

Humus

Boden(nährstoffreich)

Boden(nährstoffarm)

Tropischer Regenwald

Biomasse

Nährstoffaufnahme

Wurzelspitze ohne … … und mit Mykorrhiza

Abgabe vonFotosyntheseproduktenan den Pilz

Mit Mykorrhiza ver-größert sich dieWurzeloberfläche umdas 100 -1.000fache !

Boden

6 %

94 % 42 %

58 %

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Tropenwald

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Folie 8

Bunte Vielfalt.

Artenzahlen.

reich strukturier-

Artbildung.

vor ca. 26.000 Jahren vor ca. 18.000 Jahren vor ca. 8.000 Jahren

Rückgang und Wiederausbreitung tropischer Regenwälder im Laufe der Erdgeschichte(vermutliche Entwicklung am Beispiel Afrika)

Baumarten.

Artenbekannt

1,85 Mio.75 %

90 %

Artengeschätzt

20 Mio.

weltweitTropen

weltweitTropen

mitteleuropäischerBuchenwald

tropischerRegenwald

Durchschnittswert pro Hektar 283

5

Forschung in den Baumkronen.

5 10 15 20

Page 66: Tropenwaldmappe Neuen

Regenwald(British Guayana)

22 %

66 %

12 %

0 %

Tropenwald

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Folie 9

Der Sonne entgegen.

Schwerpunkt Baumkronen.

Zusammensetzung der Pflanzentypen

Epiphyten

Bäume

Sträucher

Krautige Bodenpflanzen

Laubwald(Deutschland)

Vom Aufsitzer zum Baum – die Würgefeige.

Epiphyten.

0 %

27 %

6 %

67 %

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Tropenwald

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Folie 10

Kuriositätenkabinett.

Spezielle Schnabelform. Energiesparer. Klettertier mit Klebezunge.

Perfekte Tarnung. Vorsicht – giftig ! Bunte Vielfalt.

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Tropenwald

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Folie 11

Kulturelle Vielfalt.

Traditioneller Wanderfeldbau.

Rodung eines kleinen Wald-stücks und 1- bis 2-jährigeNutzung.

Südamerika

Caracas

Bogotá

Quito

Lima

La Paz

Sao Paulo

Brasilia

BelémManaus

Auflassung des Feldes undRodung eines neuen Wald-stücks.

Regeneration der gerodetenFlächen (Sekundärwald).

Ur-Wald

Waldfläche

Feld Brache Sekundärwald

Kayapo, Brasilien.Mayoruna, Peru. Makiritare, Venezuela. Mekranoti, Brasilien.

˜

Page 69: Tropenwaldmappe Neuen

Tropenwald

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Folie 12

Mehr als nur Natur.

Klimaregulator. CO2- Speicher. Nahrungslieferant.

Rohstoffquelle. Medizinschrank. Reiseziel.

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Tropenwald

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Folie 13

Tropenwälder und Weltklima.

Entstehung der Passatwinde.

Zone beständiger Hochdruckgebiete

äquatorialeTiefdruckrinne

Zone beständigerHochdruckgebiete

0°10°20°30°

Nordostpassat Südostpassat

aufsteigende warme Luft

absinkende kalte Luft

10° 20° 30° 40°

H T H

40°

40°

20°

20°

40°

Zone beständigerHochdruckgebiete

Zone beständigerHochdruckgebiete

äquatorialeTiefdruckrinne

Passatwinde

intakter Wald Waldrodung

CO2-Bilanzen.CO2

temperierte Wälder Wüste Savanne trop. Regenwald

nördliche Breite Äquator südliche Breite

CO2

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Tropenwald

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Folie 14

Tropische Vielfalt – exotisch gut, doch kaum genutzt.

Früchte(z. B. Ananas, Bananen, Mango)

Gemüse(z. B. Tomaten)

Gewürze(z. B. Zimt, Chili)

Grundnahrungsmittel(z. B. Kartoffel, Maniok, Mais)

Genussmittel(z. B. Kaffee, Kakao)

mindestens 30.000 essbare Tropenpflanzen

7.000 näher bekannt

150 auf dem Weltmarkt gehandelt

20 tropische und nichttropische Arten decken 90 % der Welternährung

Page 72: Tropenwaldmappe Neuen

Tropenwald

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Folie 15

Ursprung und Anbau.

Kakao

Soja

Ursprung

Hauptanbaugebiete

HauptanbaugebieteUrsprung

Kaffee

HauptanbaugebieteUrsprung

Kartoffel

HauptanbaugebieteUrsprung

Mais

HauptanbaugebieteUrsprung

Trop

engü

rtel

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Tropenwald

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Folie 16

Vom Reifen zum Duschgel.

Kautschuk. Holz. Rattanpalme. Ölpalme.

Gummi. Möbel. Rattan. Kosmetikprodukte.

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Tropenwald

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Folie 17

Zwischen Gift und Heilmittel.

Yamswurzel. Blätterpracht.

Tabletten. Kosmetik.

Natürlicher Ausgangsstoff.

Diosgenin

Medizinisches Produkt.

Progesteron

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Tropenwald

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Folie 18

Ein beliebtes Reiseziel.

Strände. „All inclusive …“ Naturwunder.

Kultur. Safari. Abenteuer.

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Tropenwald

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Folie 19

Bedrohtes Paradies.

Rückgang der Tropenwälder.

Folgen des Wanderfeldbaus.

Waldverlust in Zahlen.

Waldfläche vor ca. 8.000 Jahren Waldfläche heute

Tropenwald 1950-2003

zyklisch/nachhaltig (traditionell) fortschreitend/nicht nachhaltig

Verlust weltweitpro Tag (ca.)

Verlust weltweitpro Stunde (ca.)

19 Mio. km2

2003

ca. 36 Mio.km2

Fläche der Stadt München 2.360 Fußballfelder

10 km1950

Ur-Wald Feld ÖdlandBrache Sekundärwald

Page 77: Tropenwaldmappe Neuen

Tropenwald

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Folie 20

Spuren im Tropenwald.

Eingriffe und Auswirkungen.

Gewinnung von Weideland

Plantagen statt Tropenwald

Erholung auf Kosten derTropenwälder?

Beispiel Soja.Diese Nahrungsmittel … … lassen sich mit dieser Menge Soja erzeugen:

Ökologischer Fußabdruck. (Beispiel Österreich)

Eigene Fläche: 84.000 km2

Zusätzlich benötigte Flächein Mittel- und Südamerika:

3.000 km2 für Sojaanbau zurVersorgung der eigenen Viehwirtschaft

11.000 km2 für den Anbau vonBaumwolle, Kaffee,Kakao, Kautschuk

1 kg Soja zur menschlichen Ernährung

1 kg Soja

2 kg Soja

4 kg Soja

9 kg Soja

1 kg Huhn

1 kg Schweinebauch

1 kg Rindersteak

100 km

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Tropenwald

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Folie 21

Tropenwaldschutz – eine globale Aufgabe.

Internationale Vereinbarungen

• Rio-Konferenz• Agenda 21• Konvention über

biologische Vielfalt• …

• Schutzgebiete

• Wiederaufforstung

• Nachhaltige Nutzung (Umwelt- und Sozialaspekte)Wahrung der Interessen Indigener

Faire Nutzung genetischer Ressourcen

• Verbesserung derLebensbedingungen (Ernährung, Gesundheit, Bildung,

Altersversorgung)

• Schuldenabbau

• Handelserleichterungen

• FinanzielleUnterstützung

• Aufklärung vor Ort und international

• …

Internationaler Dialog zwischen

• Politik• Wirtschaft• Organisationen

(z. B. Weltbank, Globale Umweltfazilität [GEF],

Welthandelsorganisation [WTO], Internationaler

Währungsfonds [IWF] …)

• Wissenschaft• Nichtregierungsorganisationen• …

Page 79: Tropenwaldmappe Neuen

Tropenwald

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Folie 22

Perspektiven für den Tropenwald.

Schutzgebiete. Wiederaufforstung.

Nachhaltige Anbaumethoden, neue Märkte. Sanfter Naturtourismus.

Bewahrung,

Wiederherstellung

Wirtschaftliche

Entwicklung

fördern.

Direkte Maßnahmen

Indirekte Maßnahmen

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Tropenwald

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Folie 23

Beispiele aus der Praxis.

Nachhaltig erzeugte Produkte kennzeichnen. Umweltbildung vor Ort.

Kontakte zwischen Einheimischen und Besuchern fördern.

Medizin aus dem Tropenwald –Einheimische am Gewinn beteiligen.

Die Menschen vor Ort …

… mit einbeziehen.

Page 81: Tropenwaldmappe Neuen

Andere informieren. Projektpatenschaften. Aktionen.

„Fair gehandelte“ Produkte. Regionale Produkte.

Tropenwald

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Folie 24

„Wir können täglich etwas tun …“

„Es gibt nichts Gutes,außer man tut es.“