True Colours

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12 Wohnen Träume 1/2014 TrueColours Um ihr Haus aus dem 18. Jahrhundert originalgetreu zu restaurieren, hat die Schwedin Catarina Lillienau die traditionelle Farbpalette genau studiert und historische Nuancen nachgemischt

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Feature published in Wohnenträume (01/2014).

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TrueColoursUm ihr Haus aus dem

18. Jahrhundert originalgetreu

zu restaurieren, hat die

Schwedin Catarina Lillienau die

traditionelle Farbpalette

genau studiert und historische

Nuancen nachgemischt

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GLeiSSeNdeS LiCHt

fällt durch die selbst genähten Vorhänge

inspiriert vom Stil um 1700. Boden und

decke stammen noch aus dem Baujahr 1751

und mehren durch ihre Helligkeit das Licht im Raum. Bei

Anbruch der dunkel-heit übernimmt der Kronleuchter diese

Aufgabe. er ist bereits seit drei Generationen

im Familienbesitz

iN BUNteR ReiHepräsentieren sich

Kopfbedeckungen und Schuhwerk im

Flur. Catarina ist eine leidenschaftliche Hundebesitzerin,

Reiterin und Jägerin. An wetterfester

Kleidung darf es deshalb nie fehlenFo

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HieR wACHe iCHJagdhund Alfi entgeht nichts, was auf dem Hof passiert. Rund um das Haus findet er jede Menge Platz und Gelegenheit zum Herumtollen, Spielen und entdecken eRiNNeRUNGS- StüCKedie Hausherrin liebt das nostalgische Ge-schirr mit dem tan-nengrünen dekor – ein Geschenk ihrer Mutter und ein klei-ner Gruß aus ihrem alten elternhaus

PAtRiotiSCHeGALeRieüber einem reich verzierten französi-schen Rokokosessel bedecken Gemälde schwedischer Könige die wand. Catarina ersteigerte sie auf Auktionen

PLAtz zUM AUSSPANNeNdie Bank vor dem Haus ist ein idealer ort, um loszulassen, die Landschaft zu genießen, zu lesen und einen dampfend heißen Becher Kaffee zu trinken

AUS eNGLANdkam die hellgraue wand-farbe nach Västra Harg.

der National trust entwickelte diesen ton

inspiriert von den Anstrichen alter

Schlösser. das zerschlis-sene Leder der beiden

Stühle schenkt dem Raum unter der treppe

besonderen Charme

Umgeben von geschichtsträchtigem Flair und der herrlichen Natur Schwedens

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Warme rötliche Nuancen unterstreichen die Frische von

Grau- und Blautönen

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StRAHLeNd SCHöNeR

üBeRGANGdie leuchtende wand-

farbe des treppen-hauses ist selbst

gemischt. Als Vorbild diente das Landhaus olivehult in öster-

götland. Boden, decke und Geländer wurden

hell getüncht. So wirkt die Stiege

nicht düster

ReiSe-SoUVeNiR Bei einem Besuch in einer Villa aus dem 16. Jahrhundert in

Norditalien begeisterte Catarina diese

blasse terrakotta-Schattierung, die heute das gemütliche Fern-sehzimmer prägt. Sie

wiederholt sich im Muster der Kissen

und auf dem Blumentopf

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Ei-tEmpEra

Catarina setzt überwiegend auf diese traditionellen Farben. Sie sind besonders effektvoll und überdies

sehr beständig. der Name rührt von der sogenannten „temperierten Masse“ her, einer gleichmäßig gebunde-

nen Basis, die aus Leinöl, wasser und eigelb hergestellt und mit Pigmenten koloriert wird. es ist eine der ältesten, bekannten Formen der emulsion in der Malerei, die schon die Ägypter in der Antike be-

nutzten und auch der größte teil der Renaissance-Meister. Für wände verwendet man in der Regel magere ei-tempera. das heißt, ein teil des

öls wird durch Harzlösung ersetzt. So entsteht nach dem trocknen eine härtere Schicht. die optik ist zunächst pudrig. Bürstet man nach zwei

bis drei wochen mit einer sauberen Kleiderbürste über die oberfläche, erhält man den typischen seidig-matten Glanz.

Fertige Farben gibt es beispielsweise von ovolin (siehe Serviceteil ab Seite 110).

% %H och auf einem Hü-

gel, inmitten der

idyllischen Natur

Östergötlands, thront ein Bauern-

hof aus dem Jahr 1751 – perfekt

gelegen für jemanden, der so gerne

reitet und jagt wie Catarina Lillie-

nau. Die Schwedin hat es sich auf

„Hyppinge Hof“ mit viel Liebe

zum Detail gemütlich gemacht.

Auch was das Einrichten betrifft,

ist Catarina eine leidenschaftliche Jäge-

rin und Sammlerin. Viele ihrer Schätze

erwirbt sie auf Auktionen, mischt sie dann mit Familienerbstücken und neu-

en Möbeln, die sie mit einigen Handgriffen verschönert. Die Eigenarten

eines historischen Baus zu bewahren, hat für sie oberste Priorität. Daher

wählte sie Interieur im Stil des 18. und 19. Jahrhunderts und kombinierte dazu

viele Textilien und andere Accessoires, die leicht auszutauschen sind, sobald sie

unansehnlich werden oder nicht mehr gefallen. Abgewetzte Ledersitze und im

Licht stark nachgedunkelte Holzmöbel stellen dagegen eine Konstante dar und

unterstreichen die Persönlichkeit von Haus und Eigentümerin.

Zum Glück hatten die Vorbesitzer offenbar ähnliche Vorstellungen wie

Catarina und bei der Renovierung des Baus Vorsicht walten lassen. Vieles

war noch original erhalten, als die Schwedin es kaufte. Naturmaterialien wie

Stroh, Torf oder Sägemehl wurden nicht ersetzt. Auch hatte man nicht ver-

sucht, den Grundriss des Hauses mit modischen Durchbrüchen zu verän-

dern. Schmale Gänge, Treppen und kleine Ecken blieben somit bestehen. „Es

ist besser, etwas Neues dazuzubauen, als etwas abzureißen und zu zerstören.

Sonst nimmt man einem Haus seine Seele.“

Auch bei der Wandgestaltung

kam Catarinas Jagdinstinkt durch.

Sorgfältig studierte sie die histo-

rische Farbenlehre, besuchte vie-

le alte Höfe, Häuser und Schlös-

ser in Europa und fotografierte

fleißig, immer auf der Suche

nach einer Nuance, die ihr gefiel.

Dann versuchte sie, die Töne

nachzukaufen oder selbst zu mi-

schen. Um diese so genau wie

möglich zu treffen, griff sie im Innen-

bereich vor allem auf traditionelle Ei-

Tempera Anstriche zurück. Ihr absoluter Favorit ist die Terrakotta-Schat-

tierung im Treppenhaus. „Diese Farbe ist mir sehr geglückt. Sie gibt dem

ganzen Haus ihren Charakter und nimmt mich mit zurück in das 18. Jahr-

hundert. Ich liebe es!“

Außen behandelte sie das Haus mit reinem Leinöl, um es vor Feuchtigkeit

zu schützen. Damit die Fassade in einer originalgetreuen Nuance koloriert

werden konnte, holte sie sich Rat bei verschiedenen Museen. Häuser der glei-

chen Bauart und Stilperiode wurden gemeinsam untersucht und am Ende

entschied man sich für Weiß und einen Hauch Gelb um die Fenster.

Durch Catarinas bewussten Umgang mit der Vergangenheit des Gebäudes

strahlt es inneren Frieden aus und ist zu einem Ruhepol in ihrem geschäfti-

gen Alltag stets auf dem Sprung zwischen Hof und ihrem Einrichtungsladen

in Vadstena geworden. „Ich mag es, wenn viel los ist, aber gleichzeitig will ich

auch Zeit finden, um gelegentlich mein schönes Haus, den Garten und die

Landschaft zu genießen. Ich habe hier auf Hyppinge Hof wirklich mein

Zuhause gefunden.“ Maria Elisabeth Barner %

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Skandinavische Leichtigkeit weht durch

alle Räume des behaglichen Holzhauses

MUtteRS NACHt-SCHRÄNKCHeNfand in Catarinas Bad ein neues zuhause. Raumdüfte und Kerzen auf der Mar-morplatte sorgen für stimmungsvolle Momente bei der Schönheitspflege

LiCHtdURCH-FLUtetwirkt das Haus durch die großzügigen Fens-ter, duftigen Vorhänge und die hellen Farben. offene türen lassen das Sonnenlicht bis in die Flure hinein

KUSCHeLiGe RoMANtiKUmgeben von Blu-menranken auf him-melblauem Grund sinkt die Hausherrin abends in flauschige grüne Samtkissen der schwedischen textil-designerin Annette egholm

iMPReSSioN iN LiCHteN töNeN Nur der untere teil

des Bades wurde ge-fliest. die mattgraue

Holzverkleidung darüber macht es zu-gleich frisch und ge-

mütlich. waschbecken und textilien in weiß, kombiniert mit golde-nen Akzenten, sorgen für einen edlen touchFo

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