Tutorium zur Vorlesung Differentielle Psychologie · BIS (Behavioral Inhibition System)...

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Tutorium zur Vorlesung Differentielle Psychologie Heutiges Thema: Genetik und Umwelt II Larissa Fuchs Genetik und Umwelt II 1

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Tutorium zur Vorlesung Differentielle

Psychologie

Heutiges Thema: Genetik und Umwelt II

Larissa Fuchs

Genetik und Umwelt II 1

Genetik und Umwelt II

1. Wiederholung: Genetik und Umwelt I

2. Gene und Persönlichkeit

3. Biosoziale Theorie der Persönlichkeit (Cloninger)

Genetik und Umwelt II 2

Wie beeinflussen Alimentation,

Selektion und Stimulation den

Phänotyp bzw. den Genotyp?

Genetik und Umwelt II 3

Was ist ein Allel? Was ist ein

Polymorphismus?

Genetik und Umwelt II 4

Ergänzung: Polymorphismen

Polymorphismus / Sequenzvariation

in einer Population treten bei mehr als einem Prozent der Individuen verschiedene Genvarianten auf (Unterschiede in den Basenpaaren des relevanten Allels)

3 Arten davon:

Single Nucleotid Polymorphism (Austausch eines Nukleotids* im DNA-Molekül)

Insertions- und Deletionspolymorphismen (Einbau oder Verlust von mindestens einem Nukleotid)

Sequenzwiederholungspolymorphismus (Gen ist mehrfach vorhanden)

*Nukleotid = eine der Basen (Adenin, Guanin, Cytosin, Thymin) + Phosphorsäure + Zucker

Genetik und Umwelt II 5

Welche drei Erbgangsformen gibt es?

Genetik und Umwelt II 6

Welche Bestandteile hat das

Haupteffektmodell der Varianzzerlegung

in der Verhaltensgenetik?

Genetik und Umwelt II 7

Was kommt im erweiterten Modell

hinzu?

Genetik und Umwelt II 8

Wie kann durch Zwillingsstudien die

Erblichkeit eines Merkmals bestimmt

werden?

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Was ist die Falconer-Formel?

Genetik und Umwelt II 10

Welche Umwelteinflüsse auf den IQ gibt

es?

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Genetik und Umwelt II

1. Wiederholung: Genetik und Umwelt I

2. Gene und Persönlichkeit

3. Biosoziale Theorie der Persönlichkeit (Cloninger)

Genetik und Umwelt II 12

Befunde: Persönlichkeit

Gesamte Korrelation bei getrennt aufgewachsenen EZ: r = 0.5

(etwas geringerer Zusammenhang als bei Intelligenz)

EZ vs. ZZ (Falconer-Formel) ebenso:

Erblichkeit h² = 0.5

Sehr geringe Effekte der geteilten Umwelt, mittlerer Einfluss der

nichtgeteilten Umwelt trägt zur Unterschiedlichkeit von Geschwistern

bei (evolutionärer Vorteil)

Genetik und Umwelt II 13

Befunde: Persönlichkeit

Zwillingsähnlichkeit und Kontaktdichte

Idee: Zwillingspaare, die mehr Kontakt haben, sind sich ähnlicher

Ähnlichere Neurotizismuswerte bei Zwillingspaaren, die viel Kontakt haben (aber: evtl. führt hohe Ähnlichkeit auch zu mehr Kontakt?)

Andere Studie: kein Zusammenhang von Kontaktdichte und Ähnlichkeit bei EZ gefunden

Zwillingsähnlichkeit durch Imitation?

Idee: Zwillinge übernehmen beide Verhaltensweisen des anderen Zwillings

Sollte eher bei EZ auftreten und bei diesen zu größerer Merkmalsvarianz + höheren Fallzahlen an Extremen der NV (sehr starke / geringe Ausprägung) führen

Belege dafür wurde in einer Studie in Bezug auf Kriminalität (höhere Kriminalitätsraten bei EZ als bei ZZ) gefunden

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Befunde: Persönlichkeit

Adoptionsstudien

Sehr geringe Ähnlichkeit von Persönlichkeitsmerkmalen bei

Adoptivkindern und Adoptiveltern

Mittlerer Zusammenhang der Persönlichkeitsmerkmale bei Adoptivkindern

und ihren leiblichen Eltern

Was kann man daraus schließen?

Geringer Einfluss der geteilten Umwelt

Hinweis auf eine moderate Erblichkeit von Persönlichkeitsmerkmalen

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Befunde: Persönlichkeit

Geschwisterfolge und Persönlichkeit

Insgesamt wenig Hinweise auf Geschwistereffekte im Bereich der Persönlichkeit (wichtigere Faktoren: SÖS, Erziehungsstil, …)

Evolutionspychologie: Nischentheorie der Persönlichkeit

Eltern müssen Fürsorge (parental investment) auf Geschwister verteilen diese haben verschiedene Strategien, um Fürsorge zu erhalten

Erstgeborene: identifizieren sich mit Eltern, unterstützen ihre Autorität, sind gewissenhafter

Jüngere Geschwister: sind eher rebellisch, höhere Offenheit für Erfahrungen und Extraversion

Weitere Hypothese: Geschwister sind sich genetisch ähnlich mehr Weitergabe der eigenen Gene, wenn man Überleben der eigenen Geschwister fördert (dabei größerer Vorteil für ältere Geschwister) ältere Geschwister zeigen größere Bereitschaft für unterstützendes Verhalten den Jüngeren gegenüber

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Genetik und Umwelt II

1. Wiederholung: Genetik und Umwelt I

2. Gene und Persönlichkeit

3. Biosoziale Theorie der Persönlichkeit (Cloninger)

Genetik und Umwelt II 17

Persönlichkeitstheorien – Überblick

Faktorenanalyti-

sche Systeme

Biologische

Grundlagen

Emotion und

Persönlichkeit

Kognitiv-affektive

Elemente

„Wie kann man

Persönlichkeit

beschreiben?“

Cattell

Big Five

Vorläufer:

Guilford

Eysenck: PEN-

System

Gray: BIS/BAS

Cloninger:

biosoziale Theorie

Frontale

Asymmetrie

Sensation Seeking

Menschenbild

der Psycho-

analyse

Repression vs.

Sensitization

Ängstlichkeit

Aggression und

Aggressivität

Soziale

Lerntheorie der

Persönlichkeit

Belohnungs-

aufschub

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Die biosoziale Theorie der Persönlichkeit

Baut auf der Persönlichkeitstheorie von Gray auf

Welche neuroanatomischen Systeme und welche

Persönlichkeitsfaktoren werden in Grays Theorie beschrieben?

Neuroanatomische Systeme

BIS (Behavioral Inhibition System) Verhaltensinhibition

BAS (Behavioral Approach System) Verhaltensaktivierung

FFS (Fight Flight Freezing System) Kampf, Flucht, Erstarrung

Persönlichkeitsfaktoren

Ängstlichkeit und Impulsivität

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Die biosoziale Theorie der Persönlichkeit

einheitliches System zur Beschreibung von normaler Persönlichkeit und

Persönlichkeitsstörungen

drei fundamentale Persönlichkeitsmerkmale / Hirnsysteme:

Novelty Seeking

Harm Avoidance

Reward Dependence

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Die biosoziale Theorie der Persönlichkeit

Novelty Seeking + Behavioral Activation System

Harm Avoidance + Behavioral Inhibition System

Reward Dependence + Behavioral Maintenance System

Reaktion auf neue und appetitive Reize

Reaktion auf aversive Reize Reaktion auf appetitive soziale Reize

Zielgerichtetes Verhalten, Vermeidung von Monotonie

Vermeidung von Bestrafung / Nichtbelohnung

Aufrechterhalten von Verhalten, das zuvor verstärkt wurde

Impulsiv, neugierig, erregbar, extravagant, unordentlich, schnell gelangweilt, Interesse an Neuem

Vorsichtig, angespannt, besorgt, ängstlich, gehemmt, schüchtern, leicht ermüdbar

Hilfsbereit, wollen gefallen, ausdauernd, fleißig, mitfühlend, sentimental

Behavioral Activation System, Dopamin

BIS, Serotonin Behavioral Maintenance System, Noradrenalin

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Die biosoziale Theorie der Persönlichkeit

Interaktionen zwischen den 3 Systemen

– Bsp.: Hinweisreiz für Bestrafung führt zu Erregung des BIS, u.a.

serotonerge Projektionen aus den Raphekernen in die Substantia Nigra

Hemmung des BAS (nigostriatales System) in der Substantia Nigra

Empirische Überprüfung: Challenge Tests

Transmittersystem wird durch pharmakologische Substanz stimuliert, dann

wird Hormonantwort gemessen

Novelty Seeking: Personen mit einer stärkeren Hormonantwort bei

Stimulation des Dopaminsystems weisen auch mehr Novelty Seeking auf

Harm Avoidance: Personen mit hoher Harm Avoidance zeigen eine

schwächere Reagibilität des serotonergen Systems (schwache

Prolaktinantwort)

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Molekulargenetik

Hypothese: Zusammenhang von Polymorphismen bestimmter Gene mit

Persönlichkeitsmerkmalen

Polymorphismen unterschiedliche Reagibilität der Dopamin- /

Serotoninsysteme

Haupteffektmodell: je ein Transmittersystem hängt mit einer

Persönlichkeitsdimension (nach Cloninger) zusammen

Eher widersprüchliche / schwache Befunde

Interaktionshypothese: evtl. können nur verschiedene Transmittersysteme

gemeinsam (z.b. dopaminerg und serotonerg) Unterschiede in

Persönlichkeitsdimensionen erklären

Genetik und Umwelt II 23

Was wurde in Tryons

Zuchtselektionsexperiment erforscht?

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[Siehe Vorlesungsfolien]

Danke für die Aufmerksamkeit!

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… noch Fragen?