Über das Leben nach dem Tode

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    Emanuel Swedenborg

    ber das Lebenber das Leben

    nach dem Todenach dem Tode

    eine christliche Jenseitsschau

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    1. Teil Der Himmel und seine Wunder

    Vorbemerkung des Verfassers

    Als der Herr zu den Jngern von der "Vollendung des Zeitlaufs", der letzten Zeitder Kirche, sprach, fhrte er am Ende der Vorhersagen ber ihreaufeinanderfolgenden Zustnde im Hinblick auf Liebe und Glaube aus:

    "Bald nach der Trbsal jener Tage wird die Sonne sich verfinstern und derMond seinen Schein nicht geben. Die Sterne werden vom Himmel fallen und die

    Krfte des Himmels erschttert werden. Dann wird erscheinen das Zeichen desMenschensohnes am Himmel. Und es werden heulen alle Geschlechter aufErden und werden Ihn kommen sehen in den Wolken des Himmels in groerKraft und Herrlichkeit. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen,und sie werden sammeln seine Auserwhlten von den vier Winden, von einemEnde des Himmels bis zum anderen." (Mat 24,29-31)

    Wer diese Worte nur buchstblich versteht, mu annehmen, in der Endzeit, beimletzten Gericht, werde all dies buchstblich geschehen. Sonne und Mond wrdensich verfinstern und die Sterne vom Himmel fallen. Das Zeichen des Herrn

    werde am Himmel erscheinen. Ihn aber werde man zugleich mit den Engeln aufden Wolken des Himmels sehen. Zugleich werde anderen Bibelstellen zufolge

    die ganze sichtbare Welt vergehen und schlielich ein neuer Himmel samteiner neuen Erde entstehen. Das ist heutzutage (d.h. 1758) die vorherrschendeMeinung innerhalb der Kirche.

    Aber wer dies glaubt, wei nichts von den verborgenen Geheimnissen imEinzelnen des Wortes; denn jede Einzelheit hat einen inneren Sinn, in dem esnicht um natrliche und weltliche Dinge geht, wie im Buchstabensinn, sondernum geistige und himmlische. Das Gttliche Wort ist nmlich in lauterEntsprechungen verfat worden, damit alles einen inneren Sinn enthalte. (Mehrdarber in den "Himmlischen Geheimnissen")

    Das gilt auch von der angefhrten Stelle ber die Ankunft des Herrn. Durch dieSonne, welche verfinstert werden soll, wird der Herr hinsichtlich der Liebe

    bezeichnet; durch den Mond der Herr hinsichtlich des Glaubens; durch dieSterne die Erkenntnisse des Guten und Wahren oder der Liebe und desGlaubens; durch das Zeichen des Menschensohnes am Himmel die Erscheinungdes Gttlich-Wahren; durch die Geschlechter der Erde, welche heulen werden,alle Dinge des Wahren und Guten oder des Glaubens und der Liebe; durch dieAnkunft des Herrn in den Wolken des Himmels mit groer Kraft undHerrlichkeit seine Gegenwart im Wort und die Offenbarung. Die Wolke

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    bezeichnet den buchstblichen und die Herrlichkeit den inneren Sinn desWortes; die Engel mit der hellen Posaune den Himmel, aus dem das Gttlich-Wahre herniedersteigt.

    Das alles sollte deutlich machen, was unter den angefhrten Worten des Herrn

    zu verstehen ist: Am Ende der Kirche, wenn keine Liebe und darum auch keinGlaube mehr vorhanden ist, wird der Herr das Wort nach seinem inneren Sinnaufschlieen und die Geheimnisse des Himmels offenbaren.

    Der Mensch der Kirche wei heutzutage kaum etwas ber Himmel und Hlle,sowie ber sein Leben nach dem Tode, obwohl sich alles im Worte Gottes

    beschrieben findet. Viele Angehrige der Kirche leugnen sogar diese Dinge,indem sie bei sich sprechen: "Wer ist von dort zurckgekommen und hat davon

    berichten knnen?" Damit nun ein solches Leugnen, wie es besonders beiGebildeten herrscht, nicht auch jene anstecke und verderbe, die einfltigen

    Herzens und Glaubens sind, wurde mir verliehen, mit den Engeln zusammen zusein und mit ihnen zu reden, wie ein Mensch mit dem andern. Ebenso durfte ichauch (nun schon whrend ber 13 Jahren) Dinge sehen, die sich in den Himmelnund Hllen finden, und nach dem Gesehenen und Gehrten beschreiben in derHoffnung, da so die Unkenntnis aufgeklrt und der Unglaube zerstreut werde.

    Eine solche unmittelbare Offenbarung findet heutzutage statt; unter ihr ist dieAnkunft des Herrn zu verstehen.

    Der Herr ist der Gott des Himmels

    Zuerst mu man wissen, wer der Gott des Himmels ist, weil davon alles brigeabhngt. Im ganzen Himmel wird auer dem Herrn niemand als Gott desHimmels anerkannt. Man sagt dort, wie er selbst gelehrt hat, da er einer sei mitdem Vater, und da wer ihn sieht, den Vater sehe, da der Vater in ihm und erim Vater sei; da alles Heilige aus ihm hervorgehe (Joh. 10,30.38; 14,10f;16,13-15). Ich sprach hierber fters mit den Engeln, und sie sagten beharrlich,man knne im Himmel das Gttliche nicht in drei (Personen) unterscheiden,

    weil man dort wei und wahrnimmt, da das Gttliche eines ist, und zwar imHerrn. Im Himmel findet eine Kommunikation aller Gedanken statt. Wrdedeshalb jemand dorthin kommen, der drei denkt und einen ausspricht, wrdeman ihn sogleich erkennen und ausstoen. Man mu jedoch wissen, da alle, dienicht das Wahre vom Guten oder den Glauben von der Liebe getrennt hatten, imanderen Leben nach einer entsprechenden Belehrung die himmlische Idee vomHerrn als dem Gott des Alls annehmen. Anders verhlt es sich bei denen, dieden Glauben vom Leben getrennt, d.h. die nicht nach den Vorschriften wahrenGlaubens gelebt hatten.

    Alle Kinder, aus denen ein Drittel des Himmels besteht, werden zuerst in dieAnerkennung und in den Glauben eingefhrt, da der Herr ihr Vater ist, und

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    nachher, da er der Herr ber alle, folglich der Gott des Himmels und der Erdeist. Im Folgenden wird man sehen, wie die Kinder in den Himmelnheranwachsen und durch Erkenntnisse bis zur Einsicht und Weisheit der Engelvervollkommnet werden.

    Die Angehrigen der Kirche knnen nicht bezweifeln, da der Herr der Gott desHimmels ist, lehrt er doch selbst, da alles, was der Vater habe, sein sei. (Matth.11,27; Joh. 16,15; 17,2), und da Er alle Gewalt im Himmel und auf Erden habe(Matth. 28,18). Im Himmel und auf Erden, sagt er, weil, wer den Himmelregiert, auch die Erde regiert, denn das eine hngt vom andern ab.

    Himmel und Erde regieren heit, da diese von ihm alles empfangen, das Gute,das zur Liebe, und das Wahre, das zum Glauben gehrt, mithin alle Einsicht undWeisheit und so auch alle Seligkeit, mit einem Wort: das ewige Leben. Dieslehrte auch der Herr, als er sagte:

    "Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nichtglaubt, wird das Leben nicht sehen" (Joh. 3,36).

    Und an anderer Stelle:

    "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, wenner auch stirbt, und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nichtsterben" (Joh. 11,25f).

    Und an einer weiteren Stelle:

    "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh. 14,6).

    Das Gttliche des Herrn bildet den Himmel

    Die Engel in ihrer Ganzheit heien der Himmel, weil sie ihn bilden. InWirklichkeit aber ist das aus dem Herrn hervorgehende Gttliche, das bei denEngeln einfliet und von ihnen aufgenommen wird, der Himmel im allgemeinenwie im besonderen. Das vom Herrn ausgehende Gttliche ist das Gute der Liebeund das Wahre des Glaubens. In dem Mae also, wie sie das Gute und Wahrevom Herrn aufnehmen, sind sie Engel und sind sie der Himmel.

    In den Himmeln wei und glaubt, ja fhlt (percipit) ein jeder, da er nichtsGutes will und tut und nichts Wahres denkt und glaubt aus sich selbst, sondernaus dem Gttlichen, also aus dem Herrn, und da das Gute und Wahre, dasseinem Eigenen entstammt, nichts Gutes und Wahres ist, weil das Leben ausdem Gttlichen nicht darin ist. Die Engel des innersten Himmels nehmen denEinflu auch deutlich wahr und empfinden ihn, und in dem Mae, wie sie ihnaufnehmen, haben sie auch das Bewutsein, im Himmel zu sein (videntur sibi in

    caelo esse), denn in dem Mae sind sie in der Liebe und im Glauben und ebensoauch im Licht der Einsicht und Weisheit und der daher rhrenden himmlischenFreude. Weil all dies aus dem Gttlichen des Herrn hervorgeht und darin fr die

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    Engel der Himmel liegt, ist offensichtlich, da das Gttliche des Herrn denHimmel bildet und nicht die Engel mit irgendetwas von ihrem Eigenen. Daherheit im Worte Gottes der Himmel die "Wohnung des Herrn" und "Sein Thron"und sagt man von denen, die darin sind, sie seien im Herrn.

    Die Engel gehen aufgrund ihrer Weisheit noch weiter: sie sagen nicht nur, daalles Gute und Wahre vom Herrn stamme, sondern auch alles, was zum Lebengehrt. Sie begrnden dies damit, da nichts aus sich selbst entstehen kann,sondern nur aus einem ihm Vorausgehenden, und da somit alles aus einemErsten entsteht, welches sie das eigentliche Sein allen Lebens nennen, und daauf dieselbe Weise alles bestehe, weil das Bestehen ein stndiges Entstehen ist.Was nicht fortwhrend durch Mittelglieder im Zusammenhang mit dem erstengehalten wird, fllt augenblicklich zusammen und vergeht vllig.

    Die Engel sagen berdies, da es nur eine einzige Quelle des Lebens gebe und

    das Leben des Menschen nur ein Bchlein aus ihr sei, das sogleich versiegenmte, wenn es nicht fortwhrend von ihr her gespeist wrde. Ferner sagen sie,da aus jener einzigen Quelle des Lebens, welche der Herr ist, nichts alsGttlich-Gutes und -Wahres hervorgehe, einen jeden nach seinerAufnahmebereitschaft anregend. In denen aber, welche diese im Glauben und imLeben aufnehmen, sei der Himmel. Jene aber, welche das Gttlich-Gute und-Wahre zurckstoen oder ersticken, verkehren es in eine Hlle. Denn sieverwandeln das Gute in Bses und das Wahre in Falsches, somit das Leben inden Tod.

    Da nun alles Gute und Wahre von oben kommt, folgt hieraus, da auch allesdem Leben Angehrende von daher kommt. Aus diesem Glauben heraus lehnendie Engel auch jeden Dank ab fr das Gute, das sie tun, ja sie werden unwilligund treten zurck, wenn ihnen jemand etwas Gutes zuschreibt. Sie wundernsich, da jemand glauben kann, er sei weise aus sich und tue Gutes aus sichselbst. Gutes tun um seiner selbst willen nennen sie nicht Gutes, weil man es aussich tut; aber Gutes tun um des Guten willen, nennen sie Gutes aus demGttlichen, und dieses Gute allein bilde den Himmel, weil dieses Gute der Herrist.

    Auch der Herr lehrt, da jene, die im Himmel und in der Kirche sind, in Ihmseien und Er in ihnen, wenn er sagt:

    "Bleibet in mir und ich in euch; wie eine Rebe nicht Frucht bringen kann aussich selbst, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibet denn inmir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm,der bringt viele Frucht; denn ohne mich knnt ihr nichts tun" (Joh 15,4-7).

    Hieraus geht klar hervor, da der Herr in dem wohnt, was bei den Engeln desHimmels Ihm gehrt und er das Ein und Alles des Himmels ist.

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    Das Gttliche des Herrn im Himmel ist die Liebe zu Ihm und zumNchsten

    Das vom Herrn ausgehende Gttliche wird im Himmel das Gttlich-Wahregenannt. Es fliet vom Herrn her aus seiner gttlichen Liebe in den Himmel ein.Die gttliche Liebe und das aus ihr hervorgehende gttliche Wahre verhaltensich vergleichsweise wie in der Welt das Feuer und das Licht der Sonne. DieLiebe wie das Feuer, das aus der Liebe entspringende Wahre wie das Licht ausder Sonne. Aufgrund der Entsprechung bezeichnet auch das Feuer die Liebe unddas Licht das aus ihr entspringende Wahre.

    Das Gttliche, das den Himmel bildet, ist die Liebe, weil die Liebe eine geistigeVerbindung ist. Die Liebe verbindet die Engel mit dem Herrn und verbindet siezugleich untereinander; ja sie verbindet sie derart, da sie vor dem Auge des

    Herrn alle wie eins sind. Darber hinaus ist die Liebe das eigentliche Sein desLebens bei einem jeden. Aus ihr haben deshalb Engel wie Menschen das Leben.Jeder, der darber nachdenkt, kann wissen, da die innerste Lebenskraft desMenschen aus der Liebe stammt. Man mu aber wissen, da das Leben eines

    jeden Menschen so beschaffen ist, wie seine Liebe.

    Im Himmel unterscheidet man zwei Arten von Liebe: die zum Herrn und diezum Nchsten. Im innersten oder dritten Himmel herrscht die Liebe zum Herrn,im zweiten oder mittleren die Liebe zum Nchsten. Beide gehen vom Herrn aus,und beide bilden den Himmel. In welcher Weise sich diese beiden Arten der

    Liebe unterscheiden und wie sie sich verbinden, zeigt sich im Himmel in hellemLicht, in der Welt dagegen nur dunkel. Im Himmel versteht man unter "denHerrn lieben" nicht, ihn als Person lieben, sondern das Gute, das aus ihmstammt. Das Gute lieben heit aber, das Gute aus Liebe wollen und tun. Undunter "den Nchsten lieben" versteht man im Himmel nicht, den Gefhrten alsPerson lieben, sondern das Wahre, wie es aus dem Wort hervorgeht. Das Wahrelieben heit aber, es wollen und tun. Damit ist klar, da jene beiden Arten derLiebe sich unterscheiden wie das Gute und das Wahre, und da sie sichverbinden wie das Gute mit dem Wahren. Aber dies kann sich der Menschschwer vorstellen, weil er nicht wei, was Liebe, was Gutes und was der

    Nchste ist.

    Ich sprach hierber mehrmals mit den Engeln, die sich verwundert darberuerten, da die Menschen der Kirche nicht wissen, was es heit, den Herrnund den Nchsten lieben, nmlich das Gute und Wahre lieben und aus Neigungtun, wo sie doch wissen knnten, da ein jeder seine Liebe durch das Wollenund Tun dessen bezeugt, was der andere will. Erst dadurch wird er ja auchseinerseits wiedergeliebt und mit dem anderen verbunden, nicht aber dadurch,da er ihn liebt, seinen Willen aber dennoch nicht tut, was an sich soviel wie

    Nichtlieben ist. Auch knnten die Menschen wissen, da das vom Herrnausgehende Gute sein Ebenbild ist, weil er in ihm ist, und da jene als seineEbenbilder mit ihm verbunden werden, die das Gute und Wahre zum Inhalt ihres

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    Lebens machen, indem sie es wollen und tun. Wollen ist gleichbedeutend mitLieben. So lehrt auch der Herr im Wort, wenn er sagt:

    "Wer meine Gebote hat und sie tut, der ist es, der mich liebt, und ich werde ihnlieben und Wohnung bei ihm nehmen." (Joh 14,21.23)

    und an anderer Stelle:

    "Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben." (Joh15,10.12)

    Alle Erfahrung im Himmel bezeugt, da das vom Herrn ausgehende Gttliche,das die Engel belebt und den Himmel ausmacht, Liebe ist. Denn alle im Himmelsind Formen der Liebe und Nchstenliebe. Die Engel sind vonunaussprechlicher Schnheit, und Liebe leuchtet aus ihrem Antlitz, aus ihrerRede und allen Lebensuerungen. berdies gehen aus jedem Engel und Geist

    geistige Lebenssphren hervor und umgeben sie, an denen man ihreBeschaffenheit anhand der Neigungen ihrer Liebe bisweilen schon aus groerEntfernung erkennen kann. Diese Sphren flieen ja aus dem Leben der

    Neigung und dem daraus entspringenden Denken hervor bzw. aus dem Lebender Liebe und dem daraus resultierenden Glauben bei einem jeden. Die von denEngeln ausgehenden Sphren sind so voller Liebe, da sie das Innerste desLebens der Anwesenden berhren. Ich habe sie mehr als einmal empfunden undwurde in der genannten Weise berhrt.

    Das Gttliche des Herrn im Himmel ist Liebe, weil die Liebe das

    Aufnahmegef alles dessen ist, was zum Himmel gehrt, wie Friede, Einsicht,Weisheit und Seligkeit. Denn die Liebe nimmt samt und sonders in sich auf, wasmit ihr bereinstimmt; sie sehnt sich danach, sucht es und zieht es wie von selbstzu sich heran; denn immer trachtet sie danach, auf diese Weise bereichert undvervollkommnet zu werden. Dies wei auch der Mensch, denn seine Liebe whltund entnimmt aus dem Gedchtnis alles, was zu ihr pat, sammelt es und ordnetes in sich und unter sich (in sich, damit es ihr eigen sei, und unter sich, damit esihr diene). Das brige aber, das nicht zu ihr pat, verwirft sie und entfernt es.

    Die Fhigkeit der Liebe, die mit ihr bereinstimmenden Wahrheiten in sich

    aufzunehmen, sowie das Verlangen, sie mit sich zu verbinden, war auch deutlichan gewissen Geistern zu sehen, welche in den Himmel erhoben wurden. Obwohlsie in der Welt einfltig gewesen waren, gelangten sie doch, sobald sie unter dieEngel kamen, in deren Weisheit und in himmlische Wonnen, einfach weil siedas Gute und Wahre um des Guten und Wahren willen geliebt und ihrem Lebeneingepflanzt hatten. Dadurch waren sie fhig geworden, den Himmel mit allseinen unaussprechlichen Vollkommenheiten in sich aufzunehmen. Die anderenhingegen, die der Liebe zu sich und zur Welt verfallen sind, haben nicht dieFhigkeit, diese himmlischen Dinge aufzunehmen. Sie haben eine Abneigung

    dagegen und stoen sie zurck, um sich den Bewohnern der Hlleanzuschlieen, die einer hnlichen Art von Liebe ergeben sind.

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    Die Liebe zum Herrn und die Liebe zum Nchsten umfat alle gttlichenWahrheiten. Der Herr selbst sagte das ganz deutlich, als er ber die genannten

    beiden Arten der Liebe sprach:

    "Du sollst deinen Gott lieben von deinem ganzen Herzen und von deiner ganzen

    Seele. Dies ist das erste und grte Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Dusollst deinen Nchsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hngtdas ganze Gesetz und die Propheten" (Mat 22,37-40).

    Das Gesetz und die Propheten sind aber das ganze Wort, damit alles gttlicheWahre.

    Der Himmel besteht aus zwei Reichen

    Weil im Himmel eine unendliche Mannigfaltigkeit herrscht und nicht eineGesellschaft der anderen, ja nicht einmal ein Engel dem anderen vllig gleicht,wird er im allgemeinen, im besonderen und im einzelnen unterschieden. Imallgemeinen in zwei Reiche, im besonderen in drei Himmel und im einzelnen inunzhlige Gesellschaften. ber jede dieser verschiedenen Einteilungen wird imnun Folgenden die Rede sein. Vom "Reich" wird gesprochen, weil der Himmeldas Reich Gottes heit.

    Manche Engel nehmen das vom Herrn ausgehende Gttliche innerlicher, andereweniger innerlich auf. Erstere heien himmlische, letztere geistige Engel. Daher

    unterscheidet man im Himmel zwei Reiche, von denen das eine das himmlische,das andere das geistige Reich genannt wird.

    Die Engel, die das himmlische Reich bilden, werden, da sie das Gttliche desHerrn auf eine innerlichere Weise aufnehmen, innerlichere oder auch hhereEngel genannt, und infolgedessen werden auch die aus ihnen bestehendenHimmel als innerliche oder hhere bezeichnet.

    Die Liebe der Angehrigen des himmlischen Reiches wird als himmlischeLiebe, die der Angehrigen des geistigen Reiches als geistige Liebe bezeichnet.

    Erstere ist die Liebe zum Herrn, letztere die Liebe zum Nchsten. Und weil allesGute der Liebe angehrt (denn was jemand liebt, das ist fr ihn gut), darumheit auch das Gute des einen Reiches himmlisch und das des anderen geistig.Damit ist klar, wie sich jene beiden Reiche unterscheiden, nmlich in derselbenWeise wie das Gute der Liebe zum Herrn und das Gute der Liebe zum Nchsten.

    Die Engel im himmlischen Reich des Herrn bertreffen an Weisheit undHerrlichkeit weit die Engel im geistigen Reich, weil sie das Gttliche des Herrninnerlicher aufnehmen. Sie stehen ja in der Liebe zu ihm und sind ihm dahernher und enger verbunden. Sie gehren zu denen, die bei Jeremia (31,33)

    beschrieben werden:"Ich werde mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben und

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    nicht mehr wird jemand seinen Freund, noch jemand seinen Bruder lehren,indem er spricht: Erkennet den Jehovah! Sie werden mich erkennen vomkleinsten bis zum grten derselben."

    Diese Engel haben mehr Weisheit und Herrlichkeit als die brigen, weil sie die

    gttlichen Wahrheiten sogleich ins Leben aufnehmen, ohne sie zuerst imGedchtnis zu behalten und dann darber nachzusinnen, ob sie auch wirklichwahr seien. Der Herr fliet nmlich unmittelbar in das Wollen und mittelbardurch das Wollen in das Denken des Menschen ein, oder was auf dasselbehinausluft er fliet unmittelbar ein in das Gute und mittelbar durch das Gutein das Wahre. Denn Gutes wird genannt, was dem Willen angehrt und ausdiesem zur Tat wird, Wahres hingegen, was dem Gedchtnis angehrt und ausdiesem zum Denken wird. Auch wird alles Wahre in Gutes verwandelt und derLiebe eingepflanzt, sobald es in den Willen eingeht. Solange aber das Wahre nur

    im Gedchtnis und von da aus im Denken ist, wird es weder zum Guten nochlebt es oder wird dem Menschen angeeignet. Denn der Mensch ist Menschaufgrund seines Willens und des ihm entspringenden Verstandes, nicht aberaufgrund des vom Willen getrennten Verstandes.

    Weil ein solcher Unterschied zwischen den Engeln des himmlischen und denendes geistigen Reiches besteht, sind sie nicht beieinander und haben auch keinenUmgang miteinander. Die Verbindung wird nur durch die zwischen ihnenstehenden sogenannten geistig-himmlischen Engelschaften bewirkt. Durch diesefliet das himmlische Reich in das geistige ein. Daher kommt es, da der

    Himmel, obgleich in zwei Reiche unterteilt, dennoch ein einziger ist.

    Es gibt drei Himmel

    Es gibt drei Himmel, und diese sind untereinander ganz verschieden: Derinnerste oder dritte, der mittlere oder zweite und der unterste oder erste. Siefolgen aufeinander und verhalten sich untereinander wie das Haupt, der Leibund die Fe des Menschen; ebenso auch wie der obere, mittlere und untere Teil

    eines Hauses. In solcher Ordnung ist auch das Gttliche, das vom Herrn ausgehtund herabsteigt. Der Himmel ist daher infolge einer notwendigen Ordnung indrei Teile geteilt.

    Die innerlicheren Bereiche des Menschen, Geist und Seele, sind in einerhnlichen Ordnung wie die Himmel: Auch der Mensch hat nmlich einInnerstes, ein Mittleres und ein Letztes, sind in ihn doch bei seiner Erschaffungalle Stufen der gttlichen Ordnung hineingelegt worden, so da er zu einer Formder gttlichen Ordnung und zu einem Himmel in kleinster Gestalt wurde. Ausdiesem Grunde steht auch der Mensch mit seinen innerlicheren Bereichen in

    Gemeinschaft mit den Himmeln und gelangt auch nach seinem Tode unter dieEngel, unter die des innersten, des mittleren oder des letzten Himmels, je wie erdas Gttlich-Gute und -Wahre vom Herrn in seinem irdischen Leben

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    aufgenommen hat.

    Das Gttliche, das im dritten oder innersten Himmel aufgenommen wird, heitdas Himmlische, und infolgedessen werden die hier weilenden Engel als diehimmlischen bezeichnet. Das im zweiten oder mittleren Himmel aufgenommene

    Gttliche heit das Geistige, die hier weilenden Engel werden daher geistigeEngel genannt. Das Gttliche aber, das im untersten oder ersten Himmelaufgenommen wird, heit das Natrliche. Weil jedoch das Natrliche diesesHimmels nicht zu verwechseln ist mit dem Natrlichen der Welt, sondernGeistiges und Himmlisches in sich hat, so heit dieser Himmel der natrlich-geistige und natrlich-himmlische. Die Engel dieses Himmels werden darum dienatrlich-geistigen und natrlich-himmlischen genannt.

    In jedem Himmel gibt es ein Inneres und ein ueres. Die zum InnerenGehrenden heien dort innerliche, die anderen uerliche Engel. Das uere

    und das Innere in den Himmeln bzw. in jedem einzelnen Himmel verhlt sichzueinander wie das Willensmige zum Verstandesmigen beim Menschen das Innere wie sein Willensmiges, das uere wie sein Verstandesmiges.Alles Willensmige hat sein Verstandesmiges, das eine ohne das andere gibtes nicht. Das Willensmige verhlt sich vergleichsweise wie die Flamme, dasdazugehrige Verstandesmige wie das Licht aus der Flamme.

    Bemerkenswert ist, da das Innere der Engel darber entscheidet, ob sie sich indem einen oder anderen Himmel befinden. Denn sie sind in einem umsoinnerlicheren Himmel, je mehr ihre inneren Regionen gegenber dem Herrnaufgeschlossen sind. Bei einem jeden finden sich drei solche Bereiche, beimEngel ebenso wie beim Geist und auch beim Menschen. Diejenigen, bei denender dritte Grad aufgeschlossen ist, befinden sich im innersten Himmel; jene, beidenen es der zweite oder nur der erste ist, im mittleren oder uersten Himmel.Aufgeschlossen aber werden diese innerlichen Bereiche durch die Aufnahmedes gttlichen Guten und dazu des gttlichen Wahren. Hieraus ist klar, da derZustand dieser innerlicheren Regionen den Himmel bildet, und da der Himmelinnerhalb und nicht auerhalb eines jeden ist. So lehrt auch der Herr mit seinenWorten, Luk 17,20: "Das Reich Gottes ist inwendig in euch".

    Alle Vollkommenheit nimmt auch nach innen hin zu und nach auen hin ab,weil die innerlichen Bereiche dem Gttlichen nher und in sich reiner, dieuerlichen entfernter vom Gttlichen und an sich grber sind. DieVollkommenheit der Engel besteht in der Einsicht, in der Weisheit, in der Liebesowie auch in allem Guten und in der daraus entstehenden Glckseligkeit. Esgibt aber keine Glckseligkeit ohne all dies, denn eine solche Glckseligkeitwre uerlich und nicht innerlich. Weil bei den Engeln des innersten Himmelsdie innerlicheren Bereiche im dritten Grade aufgeschlossen sind, bertrifft ihreVollkommenheit unermelich die der Engel des mittleren Himmels, bei denen

    dieselben nur im zweiten Grade aufgeschlossen sind. In gleicher Weise bertrifftdie Vollkommenheit der Engel des mittleren Himmels die der Engel des letzten

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    Himmels.

    Infolge dieses Unterschiedes kann kein Engel des einen Himmels zu den Engelndes anderen Himmels gelangen, bzw. kann keiner aus einem niedrigerenHimmel hinaufsteigen oder aus einem hheren Himmel herabsteigen. Wer aus

    einem niedrigeren Himmel in einen hheren hinaufsteigt, wird von einerBangigkeit ergriffen, die bis zum Schmerz geht, und kann die dortigen Engelnicht sehen, geschweige denn mit ihnen reden. Wer aber aus einem hherenHimmel herabsteigt, wird seiner Weisheit beraubt, stottert beim Reden und gertin Verzweiflung.

    Allein obgleich die Himmel so geschieden sind, da die Engel des einenHimmels keinen Verkehr mit denen eines anderen haben knnen, verbindet dochder Herr alle Himmel durch einen unmittelbaren und einen mittelbaren Einflu.Ein unmittelbarer Einflu geht aus Ihm in alle Himmel, und ein mittelbarer von

    einem Himmel in den anderen. So bewirkt Er, da die drei Himmel eins sindund alle, vom ersten bis zum letzten, miteinander verbunden sind.

    Wer nicht wei, wie es sich mit der gttlichen Ordnung inbezug auf dieseAbstufungen verhlt, kann auch nicht verstehen, in welcher Weise die Himmelvoneinander geschieden sind, ja nicht einmal, da es einen inneren und einenueren Menschen gibt. Die meisten in der Welt haben vom Inneren undueren oder vom Hheren und Niederen nur die Vorstellung einesKontinuums, wie von etwas stetig Zusammenhngendem, das vom Reineren biszum Grberen reicht. Die innerlicheren und uerlicheren Dinge sind aber etwasGesondertes und hngen nicht stetig zusammen.

    Es gibt zweierlei Arten von Graden stetig fortlaufende und nicht stetigfortlaufende. Die stetig fortlaufenden Grade verhalten sich wie die Abstufungendes abnehmenden Lichts von der Helle der Flamme bis zum Dunkel. Die

    jeweiligen Abstnde bestimmen die Grade. Dagegen sind die nicht stetigzusammenhngenden, die gesonderten Grade, voneinander getrennt wie dasFrhere und das Sptere, die Ursache und die Wirkung, wie das Erzeugende unddas Erzeugte. Wer sich keinen Begriff von diesen Graden verschafft hat, vermagauch die Verschiedenheit der Himmel nicht zu erkennen, ebensowenig denUnterschied zwischen den inneren und ueren Fhigkeiten des Menschen, nochdie Verschiedenheit der geistigen und der natrlichen Welt oder den Unterschiedzwischen dem Geist des Menschen und seinem Krper. Er vermag dann auchnicht einzusehen, wieso es Entsprechungen und Vorbildungen gibt, noch wie derEinflu beschaffen ist. Die sinnlichen Menschen begreifen diese Unterschiedenicht und knnen sich das Geistige nicht anders denken als ein reineres

    Natrliches, weshalb sie auch davon ausgeschlossen bleiben.

    Zuletzt darf noch ein gewisses Geheimnis ber die Engel der drei Himmel

    bekanntgegeben werden, das frher niemandem in den Sinn kam, weil mannichts von diesen Abstufungen wute. Bei jedem Engel, wie auch bei jedemMenschen, gibt es nmlich ein Innerstes oder Hchstes, in welches das Gttliche

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    des Herrn zuerst oder zunchst einfliet und von dem aus die brigen Teile derinnerlichen Bereiche ausgerichtet werden, die sich nach den Abstufungen derOrdnung bei ihm anfgen. Dieses Innerste oder Hchste kann als Eingang desHerrn beim Engel und Menschen und als seine eigentliche Wohnung bei ihnen

    bezeichnet werden. Durch dieses Innerste oder Hchste ist der Menschberhaupt Mensch und unterscheidet sich von den unvernnftigen Tieren, die esnicht haben. Nur daher kann der Mensch, anders als die Tiere, mit seinemganzen Inneren, das heit seinem Gemt und seiner Gesinnung, vom Herrn zusich erhoben werden, so da er an Ihn glauben, von Liebe zu Ihm angeregtwerden und so Ihn zu schauen vermag. Daraufberuht es, da er Einsicht undWeisheit in sich aufnehmen und mit Vernunft reden kann, auch da er ewigesLeben hat. Was in jenem Innersten in Ordnung gebracht und vorgesehen wird,fliet nicht deutlich ins Bewutsein eines Engels ein, denn es steht ber seinemDenken und bersteigt seine Weisheit.

    Die Himmel bestehen aus unzhligen Gesellschaften

    Die Engel eines jeden Himmels sind nicht an einem "Ort" beisammen, sondernin grere und kleinere Gesellschaften eingeteilt, je nach den Unterschieden desGuten ihrer Liebe und ihres Glaubens. Alle, die im gleichen Guten sind, bildeneine Gesellschaft. Das Gute in den Himmeln ist von unendlicherMannigfaltigkeit, und jeder Engel ist so wie sein Gutes.

    Auch die Entfernungen zwischen den Engelgesellschaften in den Himmelnwerden bestimmt nach der Verschiedenheit ihres Guten im allgemeinen und im

    besonderen. In groer Entfernung voneinander befinden sich die sehrverschiedenartigen, in geringer Entfernung von einander die wenigerverschiedenen Engel. Die hnlichkeit bewirkt Beisammensein.

    Alle Mitglieder einer Gesellschaft unterscheiden sich in gleicher Weisevoneinander: Die vollkommeneren, das heit die im Guten, also in der Liebe,Weisheit und Einsicht hervorragenden, befinden sich in der Mitte. Die weniger

    vollkommenen bilden den Umkreis. Ihre Entfernung wchst in dem Mae, indem ihre Vollkommenheit geringer wird. Es verhlt sich damit hnlich wie mitdem Licht, das von der Mitte aus gegen die Peripherie hin abnimmt.

    Einander hnliche werden wie von selbst zu hnlichen gefhrt, da sie bei ihnenwie unter sich und wie zu Hause, bei anderen aber wie unter Fremden sind. Beiden ihnen hnlichen fhlen sie sich auch in ihrer Freiheit und damit in allemAngenehmen des Lebens.

    Hieraus geht klar hervor, da es das Gute ist, das alle in den Himmelnzusammengesellt, und da die Engel sich je nach dessen Beschaffenheit

    voneinander unterscheiden. Und doch sind es nicht die Engel selbst, die sich indieser Weise zusammenfinden, sondern der Herr ist es, von dem das Gute

    = 13 =

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    kommt. Er fhrt sie, verbindet sie, scheidet sie voneinander und erhlt sie inFreiheit, insoweit sie im Guten sind. Er erhlt somit jeden einzelnen im Lebenseiner Liebe, seines Glaubens, seiner Einsicht und Weisheit und darum imZustand der Seligkeit.

    Es kennen sich auch alle, die in einem hnlichen Guten sind ganz wie dieMenschen in der Welt ihre Verwandten, die ihnen Verschwgerten und ihreFreunde , obgleich sie sich nie zuvor gesehen haben. Der Grund liegt darin, daes im anderen Leben nur noch geistige Verwandtschaften, Schwgerschaftenund Freundschaften gibt, also solche der Liebe und des Glaubens.

    Alle, die die gleiche Engelgesellschaft bilden, haben ein hnliches Gesicht,unterscheiden sich aber im besonderen. Denn das Antlitz ist dort die uere undvorbildliche Ausprgung der inneren Regungen. Ein anderes Antlitz zu habenals das seiner Neigung, ist im Himmel unmglich. Denn die Gesichter der Engel

    sind, wie gesagt, Ausprgungen ihres Inwendigen, also der Neigungen, die mitihrer Liebe und ihrem Glauben zusammenhngen. So kommt es auch, da einEngel, der durch seine Weisheit hervorragt, am Antlitz eines anderen sogleichdessen Art erkennt. Niemand kann dort durch seinen Gesichtsausdruck dasInwendige verbergen, simulieren, auf irgendeine Weise lgen oder durch Listund Heuchelei tuschen. Zuweilen geschieht es zwar, da sich in dieGesellschaften Heuchler einschleichen. Sie haben gelernt, ihr Inneres zuverbergen und ihr ueres so zu verstellen, da es in der Gestalt des Gutenerscheint, in dem sich die Mitglieder der betreffenden Gesellschaft befinden,

    sich so flschlich als Engel des Lichts prsentierend. Allein sie knnen dortnicht lange bleiben, denn bald fangen sie an, innerlich bengstigt und geqult zuwerden. Totenblsse berzieht ihr Gesicht, und sie erscheinen wie entseelt.Darum strzen sie sich schnell in die Hlle zu den ihnen hnlichen hinab undversuchen nicht mehr, heraufzusteigen. Sie werden unter jenem Manneverstanden, der unter den zu Tische Liegenden und Geladenen entdeckt und indie uerste Finsternis hinausgeworfen wurde, weil er kein hochzeitliches Kleidtrug, Mat 22,11ff.

    Alle Gesellschaften des Himmels stehen in Verbindung miteinander, allerdings

    nicht durch offenen Verkehr, denn wenige verlassen ihre Gesellschaft und begeben sich in eine andere, weil das soviel bedeutet wie aus sich selbstherauszugehen und aus seinem eigenen Leben in ein anderes, nicht sozusagendes, hinberzuwechseln. Sie stehen jedoch alle durch die aus dem Lebeneines jeden hervorgehenden, sich ringsum verbreitenden Sphren in Verbindungmiteinander. Die Lebenssphre ist die Sphre der Neigungen, die der Liebe unddem Glauben angehren. Diese verbreitet sich in die Gesellschaften rings umherin die Lnge und Breite, und zwar um so weiter und breiter, je innerlicher undvollkommener die Neigungen sind. Je nach dem Mae dieser Ausdehnung

    haben die Engel Einsicht und Weisheit. Diejenigen, die sich im innerstenHimmel, und zwar in dessen Zentrum befinden, verbreiten ihre Sphre imganzen Himmel. Daher findet eine Mitteilung aller im Himmel an jeden

    = 14 =

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    einzelnen und wieder jedes einzelnen an alle statt.

    Die greren Gesellschaften im Himmel bestehen aus Zehntausenden, diekleineren aus einigen Tausend Engeln, die kleinsten aus einigen Hundert. Esgibt auch Engel, die abgesondert wohnen, Haus fr Haus, Familie fr Familie.

    Diese sind jedoch, obgleich sie so vereinzelt leben, auf hnliche Weise geordnetwie jene in den Gesellschaften. Die weiseren von ihnen leben nmlich in derMitte und die einfltigeren an den Grenzen. Sie stehen unmittelbar unter dergttlichen Obhut des Herrn und sind unter den Engeln die besten.

    Jede einzelne Gesellschaft ist ein Himmel in kleinerer Gestalt, undjeder einzelne Engel in der kleinsten

    Jede einzelne Gesellschaft ist ein Himmel in kleinerer Gestalt, und jedereinzelne Engel in der kleinsten, weil das Gute der Liebe und des Glaubens denHimmel bilden. Dieses Gute findet sich in jeder Gesellschaft des Himmels undin jedem einzelnen Engel einer Gesellschaft. Es spielt keine Rolle, da diesesGute berall anders und verschieden ist, es ist dennoch das Gute des Himmels.Der Unterschied ist nur der, da der Himmel einmal so, dann wieder anders ist.Darum sagt man, wenn jemand in eine Gesellschaft des Himmels erhoben wird,er komme in den Himmel, und von denen, die dort sind, heit es, sie seien imHimmel und jeder in dem seinigen. Dies macht deutlich, was unter den Wortendes Herrn zu verstehen ist: "In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen",(Joh 14,2) und was durch die "Wohnungen des Himmels" und die "Himmel derHimmel" bei den Propheten bezeichnet wird.

    Darum ist jede einzelne Gesellschaft ein Himmel in kleiner Gestalt, weil in jederGesellschaft eine hnliche himmlische Form herrscht, wie im ganzen Himmel.Auch daraus kann man entnehmen, da jede einzelne Gesellschaft ein Himmelin kleiner Gestalt ist, da der Herr im ganzen Himmel alle so fhrt, als wren sieein einziger Engel, und in gleicher Weise auch jene, die zu einer einzelnenGesellschaft gehren. Infolgedessen erscheint zuweilen auch eine ganze

    Engelgesellschaft als Einheit in Engelgestalt, was mir auch vom Herrn zu sehengegeben wurde. Auch wenn der Herr inmitten der Engel erscheint, so erscheinter nicht umgeben von einer groen Menge, sondern in der Gestalt eines einzigenEngels. Daher kommt es, da der Herr im Wort auch ein "Engel" heit, oderauch ganze Gesellschaften so genannt werden. Michael, Gabriel und Raffaelsind nichts anderes als Engelgesellschaften, die wegen ihrer Funktionen sogenannt werden.

    Wie eine ganze Gesellschaft der Himmel in kleinerer Gestalt ist, so auch jederEngel ein Himmel in der kleinsten. Denn der Himmel ist nicht auerhalb,

    sondern innerhalb des Engels; denn jeder Engel nimmt den Himmel auerhalbseiner selbst gem dem Himmel in sich auf. Hieraus wird klar, wie sehr mansich tuscht, wenn man meint, in den Himmel kommen heie blo, unter die

    = 15 =

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    Engel erhoben zu werden, wie immer man auch seinem inneren Leben nachbeschaffen sein mge. Mit anderen Worten, der Himmel werde einem jedenunmittelbar aus Barmherzigkeit geschenkt. Tatsache ist aber, da nichts vomHimmel, der den Menschen umgibt, in ihn einfliet und aufgenommen wird,

    wenn er nicht selbst den Himmel in sich trgt. Wer ein bses Leben fhrt und inden Himmel gert, mu dort mit dem Atem ringen und sich abqulen, hnlichwie Fische auf dem Trockenen oder wie Tiere in einem luftleeren Raum.

    Weil alle den sie umgebenden Himmel je nach der Art ihres inwendigenHimmels aufnehmen, so in gleicher Weise auch den Herrn, weil ja dessenGttliches den Himmel ausmacht. So kommt es, da der Herr, wenn er sich ineiner Gesellschaft gegenwrtig darstellt, selbst in der Art des Guten erscheint, indem sich die Gesellschaft befindet also nicht jeder Gesellschaft in der gleichenWeise. Die Bsen auerhalb des Himmels leiden bei Seiner Gegenwart sogar

    Pein. Wenn der Herr in einer Gesellschaft erscheint, so als Engel. Erunterscheidet sich aber von anderen Engeln durch das Gttliche, das durch dieangenommene Gestalt hindurchscheint.

    Der Himmel ist auch berall da, wo man den Herrn anerkennt, an ihn glaubt undihn liebt. Die Vielfalt der ihm entgegengebrachten Verehrung entspringt derMannigfaltigkeit des Guten in der einen und anderen Gesellschaft und bedeutetkeinen Nachteil, sondern im Gegenteil einen Vorteil, beruht doch gerade hieraufdie Vollkommenheit des Himmels. Jede Einheit setzt sich aus verschiedenenTeilen zusammen und wre ohne diese nichts, htte keine Form, mithin auch

    keine Qualitt. Entsteht hingegen eine Einheit aus mannigfaltigen Teilen undsind diese in vollkommener Form, in welcher sich ein Teil dem anderen inharmonischer bereinstimmung der Reihe nach anschliet, dann hat sievollkommene Qualitt. Auch der Himmel ist eine Einheit, zusammengesetzt ausmannigfaltigen, in vollkommenste Form gebrachten Teilen. Denn diehimmlische ist die vollkommenste aller Formen. Aus ihr stammt alleVollkommenheit, wie sich an jeder Schnheit, Lieblichkeit und Anmut zeigt,welche Sinne und Gemt anregen, entstehen sie doch aus nichts anderem, alsdem Zusammenklang und der Harmonie vieler bereinstimmender und

    miteinander harmonierender Dinge, mgen diese nun gleichzeitigzusammenstimmen oder geordnet aufeinander folgen, und keineswegs auseinem einzigen allein.

    Von der Kirche lt sich hnliches sagen wie vom Himmel, ist sie doch derHimmel des Herrn auf Erden: Obgleich es viele gibt, heit doch jede einzelneeine Kirche und ist es auch, sofern in ihr das Gute der Liebe und des Glaubensherrscht. Der Herr macht auch hier aus Mannigfaltigem eins, d.h. aus vielenKirchen eine einzige. Und wie von der Kirche im allgemeinen lt sich auchvom Menschen der Kirche im besonderen das gleiche sagen, da nmlich die

    Kirche innerhalb und nicht auerhalb von ihm ist und jeder Mensch, bei dem derHerr im Guten der Liebe und des Glaubens gegenwrtig ist, eine Kirchedarstellt. Was vom Engel gesagt wurde, in dem der Himmel ist, kann

    = 16 =

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    entsprechend vom Menschen gesagt werden, in dem die Kirche ist: Wie jenereinen Himmel, so bildet er eine Kirche in kleinster Gestalt. Ja man kann weitersagen, da der Mensch, in dem die Kirche ist, ebenso einen Himmel darstelltwie der Engel. Der Mensch ist ja dazu geschaffen, da er in den Himmel komme

    und ein Engel werde. Deshalb ist jeder, der Gutes vom Herrn hat, einEngelmensch.

    Es darf hier auch erwhnt werden, was der Mensch mit dem Engel gemein hatund was er ihm voraus hat. Ebenso wie beim Engel sind auch seine innerenRegionen nach dem Bilde des Himmels gestaltet und wird er zu einemEbenbilde des Himmels, soweit er Gutes der Liebe und des Glaubens verkrpert.Vor den Engeln voraus aber hat der Mensch, da sein ueres dem Bild derWelt nachgebildet ist und bei ihm die Welt dem Himmel untergeordnet wird unddient, soweit er im Guten ist. Dann ist der Herr bei ihm in beiden Bereichen

    dem inneren wie dem ueren wie in seinem Himmel gegenwrtig. Denn derHerr ist berall in Seiner gttlichen Ordnung, weil er ja die Ordnung selbst ist.

    Schlielich ist noch zu bemerken: Wer den Himmel in sich trgt, hat damit nichtnur den Himmel im grten oder allgemeinen, sondern auch im kleinsten odereinzelnen, und die kleinsten Dinge in ihm sind ein Abbild der grten. Dieskommt daher, weil ein jeder eins ist mit seiner Liebe und von derselben Art, wieseine herrschende Liebe. Was aber herrscht, fliet ins einzelne ein, ordnet es unddrckt allem sein Bild auf.

    Der Himmel im Ganzen stellt einen einzigen Menschen dar

    Ein in der Welt noch unbekanntes Geheimnis besteht darin, da der Himmel inseinem Gesamtumfang einen einzigen Menschen darstellt. In den Himmeln istdas freilich eine ganz bekannte Tatsache. Dies Geheimnis zu erkennen, undzwar in seinen Besonder- und Einzelheiten, ist eine Hauptaufgabe fr dieEinsicht der betreffenden Engel. Es hngt auch vieles davon ab, was ohne diesenseinen gemeinsamen Grund nicht deutlich und klar in ihre Vorstellung eingehen

    wrde. Weil sie wissen, da alle Himmel mit ihren Gesellschaften eineneinzigen Menschen darstellen, so nennen sie den Himmel auch den "grten"oder "gttlichen Menschen" den gttlichen darum, weil das Gttliche desHerrn den Himmel ausmacht.

    Wer keine richtige Vorstellung von den geistigen und himmlischen Dingen hat,vermag nicht zu begreifen, da die himmlischen und geistigen Dinge in dieForm und das Bild eines Menschen zusammengeordnet und verbunden sind. Erdenkt dann, die irdischen und materiellen Dinge, die das uerste des Menschenformen, bildeten diesen, und ohne sie sei der Mensch nicht Mensch. Allein man

    sollte wissen, da der Mensch nicht durch sein ueres Mensch ist, sondernweil er das Wahre einsehen und das Gute wollen kann; dies ist das Geistige undHimmlische, das den Menschen ausmacht. Auerdem ist wohlbekannt, da jeder

    = 17 =

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    Mensch durch die Beschaffenheit seines Verstandes und Willens bestimmt wirdund sein irdischer Leib dazu gebildet ist, dem Willen und Verstand in der Weltzu dienen und in der untersten Sphre der Natur Nutzen zu schaffen, inHarmonie mit ihnen. Damit ist klar: was den Menschen ausmacht, gehrt seinem

    Verstand und Willen an, und diese haben auch gleiche Gestalt wie der Mensch,weil sie in die einzelnsten Teile seines Krpers einwirken wie das Innere in dasuere. Von da aus betrachtet, heit der Mensch ein innerer bzw. ein geistigerMensch. Der Himmel aber ist ein solcher Mensch in grter undvollkommenster Gestalt.

    Die Engel sehen zwar den Himmel nicht als Ganzes in der Gestalt einesMenschen, denn der ganze Himmel fllt nicht in den Gesichtskreis irgendeinesEngels. Wohl aber erblicken sie zuweilen entlegene Gesellschaften, die ausvielen Tausenden von Engeln bestehen, als eine Einheit in solcher Gestalt. Und

    aus der Gesellschaft als einem Teil schlieen sie auch auf das Ganze, welchesder

    Himmel ist. Denn in der vollkommensten Form ist das Ganze wie die Teile, unddie Teile sind wie das Ganze. Daher sagen die Engel, da der ganze Himmel vordem Auge des Herrn als menschliche Gestalt erscheine, weil das Gttliche ausdem Innersten und Obersten heraus alles sieht. Weil der Himmel diese Form hat,wird er auch wie ein Mensch regiert, also als Einheit. Es ist ja bekannt, da derMensch, obwohl er aus einer unzhligen Mannigfaltigkeit besteht, sowohl imGanzen wie in jedem Teil im Ganzen aus Gliedmaen, Organen und

    Eingeweiden, im Teil aus Bndeln von Fibern, Nerven und Blutgefen, alsoaus Gliedern innerhalb der Glieder und Teilen innerhalb der Teile dennoch alseiner handelt. Von ebensolcher Beschaffenheit ist auch der Himmel unter derObhut und Leitung des Herrn.

    So viele verschiedene Dinge wirken aber deshalb im Menschen als Einheitzusammen, weil in ihm auch das Geringste noch etwas zum gemeinsamenWesen beitrgt und Nutzen stiftet. Das Ganze ntzt seinen Teilen, und die Teiledienen dem Ganzen. Denn das Ganze besteht aus den Teilen, und die Teile

    bilden das Ganze. Deshalb sorgen sie freinander, respektieren einander und

    werden in solcher Form miteinander verbunden, da alles und jedes sich auf dasGanze und dessen Wohl bezieht. Daher kommt es denn auch, da sie als Einheitzusammenwirken. Von hnlicher Art sind die Gesellschaftsbildungen in denHimmeln. Je nach ihren Nutzleistungen werden sie dort in hnlicher Formverbunden. Nutzen schaffen heit: Anderen um des allgemeinen Besten willenwohl wollen. So kommt es, da die Himmlischen als ein Ganzeszusammenwirken, freilich nicht aus sich, sondern aus dem Herrn; denn auf Ihn

    blicken sie als ihren einzigen Urgrund, und auf sein Reich als das Ganze, frdas man sorgen soll. So sind auch die Worte des Herrn zu verstehen: "Trachtet

    zuerst nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit, und alles (andere) wirdEuch hinzugefgt werden" (Mat 6,33). Seine Gerechtigkeit suchen heit, seinGutes suchen. Wer in der Welt das Beste des Vaterlandes mehr als sein Eigenes

    = 18 =

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    und das Beste des Nchsten wie sein Eigenes liebt, sucht und liebt im anderenLeben das Reich des Herrn. Denn dort nimmt dies die Stelle des Vaterlandesein.

    Weil der ganze Himmel einen einzigen Menschen darstellt und er zugleich der

    Gttlich-Geistige Mensch in grter Gestalt und auch im Abbild ist, darum wirdder Himmel ebenso in Glieder und Teile unterschieden wie der Mensch undwerden diese auch ebenso benannt. Die Engel wissen auch, zu welchem Glieddie eine oder andere Gesellschaft gehrt. So sagen sie etwa, diese Gesellschaft

    befinde sich in einem Teil oder in einer Gegend des Kopfes, jene in einem Gliedoder in der Gegend der Brust, eine andere wieder in der Gegend der Lenden, undso fort. Im allgemeinen bildet der oberste oder dritte Himmel das Haupt bis zumHals; der mittlere oder zweite Himmel die Brust bis zu den Lenden und Knien.Der unterste oder erste Himmel bildet die Beine bis zu den Fusohlen wie auch

    die Arme bis zu den Fingern.Ohne diese vorangestellten Erkenntnisse ber den Himmel als grtemMenschen kann man die weiteren Ausfhrungen ber den Himmel durchausnicht verstehen. Auch kann man sich ohne dieselben keine deutlichenVorstellungen machen von der Gestalt des Himmels, von der Verbindung desHerrn mit dem Himmel, von der Verbindung des Himmels mit dem Menschen,oder auch vom Einflu der geistigen Welt in die natrliche. Und ganz und garnicht verstehen knnte man die Entsprechungen, von denen nun im folgendender Reihe nach gehandelt werden soll.

    Jede einzelne Gesellschaft in den Himmeln stellt einen Menschendar

    Mehrmals durfte ich sehen, da auch jede einzelne Gesellschaft des Himmelseinen Menschen darstellt und auch die Gestalt eines Menschen hat. In einesolche Gesellschaft hatten sich mehrere eingeschlichen, die sich in Engel desLichts zu verstellen wuten. Sie waren Heuchler. Als sie von den Engeln

    ausgeschieden wurden, erschien mir die ganze Gesellschaft zuerst wie einedunkle Masse, dann allmhlich in menschlicher Gestalt, jedoch noch undeutlich,und schlielich in klarem Licht wie ein Mensch. Alle jene, die zu diesemMenschen gehrten und ihn bildeten, befanden sich im Guten der betreffendenGesellschaft. Die brigen, die nicht zu diesem Menschen gehrten und ihn nichtausmachten, waren die Heuchler. Diese wurden ausgestoen, jene blieben.

    Folgendes mu man wissen: Obgleich alle, die zu einer Gesellschaft desHimmels gehren, gelegentlich als Einheit in Menschengestalt erscheinen, so istdoch keine Gesellschaft ein gleicher Mensch wie eine andere. Vielmehr

    unterscheiden sie sich voneinander wie die Gesichter verschiedener Familien-mitglieder, je nach den Verschiedenheiten des Guten, in dem sie sind und das sieausmacht. In der vollkommensten und schnsten menschlichen Gestalt

    = 19 =

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    erscheinen die Gesellschaften, die sich im innersten oder obersten Himmel unddort in der Mitte befinden.

    Bemerkenswert ist, da die menschliche Gestalt einer himmlischen Gesellschaftumso vollkommener ist, je mehr ihr angehren und harmonisch zusammen-

    wirken. Denn die in himmlischer Form zusammengefgte Mannigfaltigkeitbildet die Vollkommenheit. Mannigfaltigkeit aber ist das Ergebnis der Vielheit.Jede himmlische Gesellschaft nimmt auch von Tag zu Tag an Zahl zu und wirdim selben Mae vollkommener. So wird nicht nur die betreffende Gesellschaftvervollkommnet, sondern auch der Himmel im allgemeinen; denn dieGesellschaften bilden ja den Himmel. Da nun der Himmel durch diezunehmende Flle vollkommener wird, so ist offensichtlich, wie sehr jene irren,welche meinen, der Himmel werde geschlossen, wenn er voll sei. Das Gegenteilist wahr, er wird niemals geschlossen werden, einfach weil die immer grer

    werdende Flle ihn vollkommener macht. Der Engel grte Sehnsucht ist esdarum, neue Engelsgste bei sich zu empfangen.

    Jeder Engel hat daher eine vollkommene menschliche Gestalt

    Wie nun der Himmel Mensch ist in grter Form und jede Gesellschaft desHimmels in kleinerer, so der Engel in der kleinsten. Denn in dervollkommensten, also in der himmlischen Form, liegt ein Ebenbild des Ganzenim Teil und des Teiles im Ganzen. Dem ist aber deshalb so, weil der Himmeleine Gemeinschaft ist, die alles, was sie hat, mit jedem ihrer Mitglieder teilt,whrend umgekehrt jedes Mitglied alles aus dieser Gemeinschaft empfngt, wases hat. Ein Engel ist ein Himmel in kleinster Gestalt, weil er ein Empfnger allerhimmlischen Dinge ist, wie dies im entsprechenden Abschnitt gezeigt wurde. Indem Mae, wie der Mensch den Himmel in sich aufnimmt, ist er ebenfalls einsolcher Empfnger, ein Himmel und ein Engel.

    Doch nun zur Erfahrung! Ich habe tausendmal gesehen, da die Engelmenschliche Gestalten oder Menschen sind, habe ich doch als Mensch zu

    Mensch mit ihnen gesprochen, bald mit einem einzelnen, bald mit vielen inGesellschaft. Ich konnte auch durchaus nichts an ihnen entdecken, was an ihnenhinsichtlich ihrer Gestalt besonders gewesen wre. Zuweilen habe ich michdarber gewundert; und damit man nicht sagen mge, es sei eine Tuschungoder ein Fantasiegebilde, durfte ich die Engel im Zustand vollen Wachens bzw.im Vollgefhl meines Krpers und bei klarem Bewutsein sehen. Ich erzhlteihnen auch fters, da sich die Menschen in der Christenheit bezglich derEngel und Geister in so tiefer Unwissenheit befnden, da sie sie fr Geistwesenohne Form und fr bloe Ideen hielten, von denen sie sich keine andereVorstellung machten als von etwas therischem, dem Lebenskraft innewohne.Hierauf entgegneten die Engel, sie wten wohl, da in der Welt viele diesenGlauben teilten und da er vor allem bei den Gelehrten verbreitet sei, aber auch

    = 20 =

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    und darber wunderten sie sich bei den Geistlichen. Sie sahen die Ursachedarin, da die Gelehrten aus dem Sinnlichen des ueren Menschen ber dieseDinge denken, sie daher die Urheber dieser Vorstellung von Engeln undGeistern seien und sie zuerst ausgebrtet htten. Wer aber aus einem solchen

    Denken und nicht aus innerer Erleuchtung und aus jener Ahnung, die einem jeden eingepflanzt ist, urteilt, mu notwendigerweise auf solche Fiktionenverfallen, weil das Sinnliche des ueren Menschen nichts anderes erfat als

    Natrliches, folglich nichts von der geistigen Welt. Von ihnen als den Urhebernging diese falsche Engel-Vorstellung auf andere ber, die sich keine eigenenGedanken machten. Weiter erklrten die Engel, da Menschen einfltigenHerzens und Glaubens nicht in solchen Vorstellungen von den Engeln befangenseien. Sie htten ihren aus dem Himmel eingepflanzten Ahnungen nicht durchfalsche Gelehrsamkeit geschadet und sich auch nichts Gestaltloses vorstellenknnen. Daher werden auch die Engel in den Kirchen von Bildhauern undMalern immer als Menschen dargestellt.

    Nach all meiner Erfahrung kann ich sagen und versichern, da die Engel in jederHinsicht Menschen sind, Gesicht, Augen, Ohren, Brust, Arme, Hnde und Fehaben, sich gegenseitig sehen, hren, miteinander reden mit einem Wort: daihnen gar nichts fehlt, was zum Menschen gehrt, auer da sie nicht mit einemmateriellen Leib berkleidet sind. Ich habe sie in ihrem Licht beobachtet,welches das hellste Tageslicht in der Welt um viele Grade bertrifft, und indiesem Licht waren all ihre Gesichtszge bestimmter und deutlicher zu sehen als

    die Gesichter der Menschen auf Erden. Es wurde mir auch erlaubt, einen Engeldes innersten Himmels zu sehen. Sein Antlitz war noch schner und glnzenderals das der Engel der unteren Himmel. Ich betrachtete ihn genau, und er hatteeine menschliche Gestalt in aller Vollkommenheit.

    Man mu jedoch wissen, da der Mensch die Engel nicht mit den Augen seinesKrpers, sondern nur mit den Augen seines Geistes sehen kann, weil dieser inder geistigen Welt ist, alles zum Krper Gehrige dagegen in der natrlichenWelt. Gleiches sieht Gleiches, weil es Gleichem entstammt. Der Mensch kanndiese Dinge sehen, wenn er dem Auge des Krpers entrckt und ihm das Gesicht

    seines Geistes geffnet wird. Dies geschieht auch augenblicklich, wenn es demHerrn gefllt. Der Mensch meint dann nur, da er sie mit den Augen seinesKrpers erblicke. Auf diese Weise wurden die Engel von Abraham, Lot,Manoach und den Propheten gesehen, ebenso auch der Herr nach derAuferstehung von den Jngern. In gleicher Weise habe auch ich die Engelgesehen. Weil die Propheten auf diese Weise sahen, nannte man sie Seher oderMnner, denen die Augen geffnet sind, wie 1. Sam. 9,9 und 4. Mose 24,3. Sieso sehen zu machen, hie "die Augen ffnen", wie dies dem Gehilfen Elischasgeschah, von dem man liest:

    "Elischa betete und sprach: Jehovah, ffne doch seine Augen, da er sehe! Undals Jehovah die Augen seines Gehilfen ffnete, da sah er, und siehe, der Bergwar voller feuriger Rosse und Wagen rings um Elischa her" (2. Kn 6,17).

    = 21 =

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    Einige gute Geister bedauerten von Herzen, da in der Kirche eine derartigeUnwissenheit hinsichtlich des Zustandes der Himmel und inbezug auf Geisterund Engel herrsche. Unwillig darber sagten sie, ich solle doch auf alle nurmgliche Art und Weise berichten, da sie nicht gestaltlose Geistwesen oder

    Luftgebilde seien, sondern Menschen in voller Gestalt, die ebenso sehen, hrenund empfinden wie die Menschen in der Welt.

    Das Gttlich-Menschliche des Herrn bewirkt, da der Himmel imGanzen wie im Einzelnen einen Menschen Darstellt

    Im Gttlich-Menschlichen des Herrn liegt die Ursache dafr, da der Himmelim Ganzen wie in seinen einzelnen Teilen einen Menschen darstellt. Dies ergibtsich als Folge aus all dem, was in den vorhergehenden Abschnitten gesagt undgezeigt wurde. Aufgrund vielfltiger Erfahrung bin ich sicher, da dem so ist.Alle Engel erkennen das Gttliche einzig und allein in menschlicher Gestalt, und

    was wunderbar ist die Engel in den oberen Himmeln knnen sich dasGttliche berhaupt nicht anders denken. Sie werden in diese Denknotwendig-keit durch das einflieende Gttliche selbst eingefhrt, ebenso durch die Formdes Himmels, in die sich ihre Gedanken rings umher verbreiten. Dies ist mirnicht nur von den Engeln gesagt, sondern auch selbst zu erkennen gegebenworden, als ich in die inwendige Sphre des Himmels erhoben wurde. Hierauswird klar, da die Engel, je weiser sie sind, dies umso deutlicher erkennen. So

    kommt es auch, da ihnen der Herr erscheint. Denn der Herr erscheint denen ingttlicher Engelsgestalt, das heit im Menschlichen, die einem schaubarenGttlichen huldigen, weil sie sein Gttliches zu schauen vermgen. Den anderenerscheint er nicht.

    Weil die Engel ein schaubares Gttliches in menschlicher Gestalt anerkennen,darum pflegen sie zu sagen, der Herr allein sei Mensch, und sie seien nurMenschen aus Ihm. Jeder sei daher gerade nur so weit Mensch, als er den Herrnin sich aufnimmt. Darunter verstehen sie die Aufnahme des Guten und Wahrenvon Ihm, denn diesen wohnt der Herr inne.

    Weil der Himmel aufgrund des Gttlich-Menschlichen des Herrn im Ganzen wiein seinen Teilen einen einzigen Menschen darstellt, sagen die Engel, sie seien imHerrn, und einige auch, sie seien in seinem Leib, womit sie das Bleiben imGuten seiner Liebe meinen, wie auch der Herr selbst lehrt, wenn er sagt:

    "Bleibet in mir, und ich in euch. Gleich wie die Rebe keine Frucht bringen kannvon ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibet dennin mir denn ohne mich knnt ihr nichts tun bleibet in meiner Liebe! Wennihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben" (Joh 15,4-10).

    Weil nun ein solcher Begriff vom Gttlichen im Himmel herrscht, so ist es auchjedem Menschen, der etwas von dem Einflu in den Himmel in sich empfngt,

    = 22 =

  • 8/8/2019 ber das Leben nach dem Tode

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    eingepflanzt, sich Gott unter menschlicher Gestalt vorzustellen. Die Einfltigensehen Ihn in Gedanken als alten Mann im hellen Glanz des Lichts. Aber jene,die den Einflu aus dem Himmel durch ihren eigenen Intellekt oder durch ein

    bses Leben unterdrcken, haben diese Vorstellung bei sich ausgelscht. Sie

    wollen entweder einen unschaubaren Gott oder, wenn sie den Einflu desHimmels durch ein bses Leben verwirkt haben, berhaupt keinen Gott. Dieeinen wie die anderen wissen gar nicht, da es eine solche eingepflanzteVorstellung gibt, weil sie bei ihnen selbst nicht mehr besteht. Dabei ist es dashimmlische Gttliche selbst, das zuerst aus dem Himmel beim Menscheneinfliet, weil der Mensch zum Himmel geboren ist. Ohne Vorstellung desGttlichen kommt niemand in den Himmel.

    Wer daher keine Vorstellung vom Himmel, das heit vom Gttlichen hat, ausdem der Himmel besteht, kann nicht einmal bis zu dessen erster Schwelle

    erhoben werden. Sobald er nur in die Nhe kommt, empfindet er einenWiderstand und starken Gegendruck. Der Grund liegt darin, da dieinnerlicheren Bereiche in ihm, die den Himmel aufnehmen sollen, nicht in derForm des Himmels und folglich verschlossen sind, ja sich umso festerverschlieen, je nher er dem Himmel kommt.

    Der sinnliche Mensch kann ber das Gttliche nur aus der Sicht der Welt undder weltlichen Dinge heraus denken, sich also den gttlichen und geistigenMenschen nur krperlich und natrlich vorstellen. Somit folgert er: Wre GottMensch, mte er so gro sein wie das Weltall, und wrde er Himmel und Erde

    regieren, so mte es in der Weise irdischer Knige durch viele Beamtegeschehen. Entgegnet man ihm, da es im Himmel keine rumliche Ausdehnunggibt, wie in der Welt, kann er es nicht fassen. Denn wer nur aus der Natur undderen Licht denkt, vermag ganz offensichtlich nur in rumlichen Vorstellungenzu denken. Es ist aber eine groe Tuschung, sich den Himmel so vorzustellen.Das Ausgedehnte gleicht dort nicht dem Rumlichen der Welt. In der Welt ist es

    begrenzt und lt sich messen, im Himmel unbegrenzt und unermelich.berdies wei jeder, wie weit sich die Sehkraft des Auges erstreckt, nmlich biszur Sonne und zu den Sternen, die doch unermelich weit entfernt sind. Wer

    tiefer denkt, wei auch, da das innere Sehen das des Denkens darberhinaus geht und es daher von einer noch innerlicheren Schau bertroffen wird.Um wieviel mehr also noch vom gttlichen Sehen, welches das allerinnerste undhchste ist?! Da nun die Gedanken einer solchen Ausdehnung fhig sind, sowerden auch alle himmlischen Angelegenheiten einem jeden seiner Bewohnermitgeteilt, folglich alles, was zum Gttlichen gehrt, das den Himmel bildet undihn erfllt.

    Die Himmlischen wunderten sich, da sich Menschen fr intelligent halten, diesich unter Gott ein unschaubares, unter keiner Gestalt fabares Wesen vorstellen

    und Andersdenkende fr beschrnkt, ja einfltig erklren, obgleich doch dasGegenteil zutrifft. Sie meinen, jene, die sich deshalb fr intelligent halten,sollten sich lieber prfen, ob sie nicht anstelle Gottes blo die Natur sehen.

    = 23 =

  • 8/8/2019 ber das Leben nach dem Tode

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    Manche von ihnen erblicken die vor Augen liegende, andere die unsichtbareNatur, und es fragt sich, ob ihre Blindheit nicht so weit geht, da sie berhauptnicht wissen, was Gott, ein Engel, ein Geist, was ihre nach dem Todefortlebende Seele, das Leben des Himmels beim Menschen und anderes mehr

    ist. Das alles gehrt zur Einsicht, und die von ihnen als einfltig Bezeichnetenwissen es alles auf ihre Weise. Daher heien sie bei den Engeln intelligent undfr den Himmel geeignet, jene aber im Gegenteil beschrnkt.

    Die Entsprechung aller Teile des Himmels mit allen Teilen desMenschen

    Es ist heutzutage aus verschiedenen Ursachen unbekannt, was Entsprechung ist.Der wichtigste Grund liegt darin, da der Mensch infolge seiner Selbst- undWeltliebe sich vom Himmel entfernt hat. Denn wer sich und die Welt ber allesliebt, trachtet nur nach weltlichen Dingen, weil diese den ueren Sinnenschmeicheln und die Genusucht befriedigen, nicht aber nach geistigen Dingen,die die inneren Sinne ansprechen und das Gemt erfreuen. Diese weist manzurck und sagt, sie stnden zu hoch, um als Denkobjekte in Frage zu kommen.Anders verhielten sich die Alten. Ihnen galt die Wissenschaft derEntsprechungen als vornehmste aller Wissenschaften. Durch sie gelangten sieauch zu Einsicht und Weisheit und hatten Gemeinschaft mit dem Himmel; denndie Wissenschaft der Entsprechungen ist eine Engelwissenschaft. Die

    Urmenschen, welche himmlische Menschen waren, dachten wie die Engel ausder Entsprechung selbst. Darum redeten sie auch mit den Engeln und erschienihnen des fteren der Herr und belehrte sie. Heutzutage aber ist dieseWissenschaft so gnzlich verloren gegangen, da man nicht einmal mehr wei,was Entsprechung berhaupt ist.

    Dies mu nun zuerst gesagt werden: Die ganze natrliche Welt entspricht dergeistigen, und zwar nicht nur im allgemeinen, sondern auch im einzelnen.Deshalb heit alles, was in der natrlichen Welt aus der geistigen herausentsteht, Entsprechendes. Man mu wissen, da die natrliche Welt aus der

    geistigen entsteht und besteht, ganz wie die Wirkung aus ihrer Wirkursache. Zurnatrlichen Welt gehrt alles rumlich Ausgedehnte, das unter der Sonne ist undvon ihr Wrme und Licht empfngt. Die geistige Welt aber ist der Himmel, undzu ihr gehrt alles in den Himmeln.

    Weil der Mensch ebenso ein Himmel wie eine Welt in kleinster Gestalt ist,darum findet sich bei ihm sowohl die geistige als auch die natrliche Welt: dieinnerlicheren Bereiche, die zu seinem Gemt gehren und sich auf Verstand undWille beziehen, bilden seine geistige Welt, die uerlichen aber, die seinemKrper angehren und sich auf dessen Sinne und Handlungen beziehen, stellenseine natrliche Welt dar. Als Entsprechendes wird daher alles bezeichnet, wasin seiner natrlichen Welt, also in seinem Krper und dessen Sinnen und

    = 24 =

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    Handlungen, aus seiner geistigen Welt, also aus seinem Gemt und dessenVerstand und Willen heraus entsteht.

    Das Wesen der Entsprechung kann man beim Menschen an seinem Angesichterkennen. In einem Gesicht, das nicht gelernt hat, sich zu verstellen, zeigen sich

    alle Gemtsbewegungen in natrlicher Form wie in einem Abdruck. So wirddem Menschen seine geistige Welt sichtbar in seiner natrlichen; daher heitauch das Antlitz der "Spiegel der Seele". Ebenso drcken sich die berlegungendes Verstandes in der Rede und die Regungen des Willens in den Bewegungendes Krpers aus. Was immer also im Krper vorgeht, sei es im Gesicht, sei es inder Rede, sei es in den Gebrden, heit Entsprechendes.

    Hieraus ist auch ersichtlich, was der innere und was der uere Mensch ist; dennder innere wird der geistige Mensch genannt und der uere der natrliche.Ferner erkennt man daraus, da der eine vom anderen so verschieden ist, wie der

    Himmel von der Welt, und da alles, was im ueren und natrlichen Menschengeschieht und entsteht, vom inneren oder geistigen Menschen ausgeht und zurWirkung gebracht wird.

    Es wurde gezeigt, da die Engelgesellschaften, aus denen der Himmel besteht,geordnet sind wie die Gliedmaen, Organe und inneren Teile im Menschen.Infolgedessen befinden sich einige im Haupt, einige in der Brust, andere in denArmen oder in deren einzelnen Teilen. Die Gesellschaften nun, die sich in einemgewissen Gliede des Gromenschen befinden, entsprechen dem gleichen Gliedim Menschen, so z.B. die im Haupt befindlichen dem Haupt des Menschen, diein der Brust befindlichen der Brust des Menschen, usw. Der Mensch bestehtberhaupt nur infolge dieser Entsprechung, hat er doch nirgend anders her alsaus dem Himmel sein Bestehen.

    Wie oben gezeigt wurde, ist der Himmel in zwei Reiche unterteilt, von denendas eine das himmlische, das andere das geistige Reich heit. Herz und Lunge

    bilden auch zwei Reiche im Menschen: Das Herz regiert in ihm durch dieArterien und Venen, die Lunge durch die Nerven- und motorischen Fibern,

    beide in jeder Kraftanstrengung und Bewegung vereint. In der geistigen Welteines jeden Menschen, also in seinem geistigen Menschen, gibt es ebenfallszwei Bereiche, den des Willens und den des Verstandes. Ersterer regiert durchdie Neigungen zum Guten, letzterer durch die Neigungen zum Wahren. DieseBereiche entsprechen auch denen des Herzens und der Lunge im Krper. Ebensoist es im Himmel. Das himmlische Reich beruht auf dem Willens-Prinzip. Inihm herrscht das Gute der Liebe. Das geistige Reich beruht auf dem Verstandes-Prinzip. In ihm herrscht das Wahre. Sie entsprechen den Funktionen desHerzens und der Lunge im Menschen. Diese Entsprechung ist der Grund,weshalb das Herz im Wort den Willen und auch das Gute der Liebe bezeichnet,das Atemholen der Lunge aber den Verstand und das Wahre des Glaubens.

    Daher werden auch dem Herzen Neigungen zugeschrieben, obgleich sie wederin ihm sind noch aus ihm hervorgehen.

    = 25 =

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    Das Entsprechungs-Verhltnis der beiden Reiche des Himmels zum Herzen undzur Lunge ist das allgemeine Entsprechungs-Verhltnis des Himmels zumMenschen. Weniger allgemein aber ist das zu seinen einzelnen Gliedmaen,Organen und inneren Teilen, dessen Wesen wir nun auch beschreiben wollen.

    Die Engel im Gromenschen oder Himmel, die sich im Haupt befinden, sind inbesonderer Weise vor anderen in allem Guten: Sie sind in der Liebe, im Frieden,in der Unschuld, Weisheit, Einsicht und daraus in Freude und Seligkeit. Sieflieen ins Haupt und in all das ein, was beim Menschen zum Haupt gehrt, demsie entsprechen. Die Engel im himmlischen Gromenschen, die sich in der Brust

    befinden, leben im Guten der Nchstenliebe und des Glaubens und flieen in dieBrust des Menschen ein, der sie entsprechen. Jene Engel, die zu den Lenden undZeugungsorganen des grten oder himmlischen Menschen gehren, sind in derehelichen Liebe, die Engel, die zu den Fen gehren, also zum untersten Gutendes Himmels, sind im Geistig-Natrlichen; die in den Armen und Hnden in derMacht des Wahren aus dem Guten. Die Engel in der Region der Augen befindensich im Verstand, die in den Ohren im Aufmerken und Gehorsam, und die in der

    Nase in der Wahrnehmung; die Engel in der Region des Mundes und der Zungein der Redegabe, welche auf Verstand und Wahrnehmung beruht. In den Nierensind die Engel, die im sichtenden, ausscheidenden und zurechtweisendenWahren sind, in der Leber, im Pankreas und in der Milz jene, die denmannigfachen Suberungen des Guten und Wahren obliegen anders wieder beiden brigen. Sie alle flieen in die hnlichen Teile des Menschen ein undentsprechen ihnen. Der Einflu des Himmels geht in die Funktionen und

    Nutzwirkungen der Glieder ein, und die Nutzwirkungen, weil sie aus dergeistigen Welt stammen, nehmen durch Dinge, welche in der natrlichen Weltsind, Form an, durch die sie sich zur Wirkung bringen. Daher rhrt dieEntsprechung.

    Deshalb wird im Wort durch diese Gliedmaen, Organe und inneren Teilehnliches bezeichnet. Denn im Wort hat alles seine Bedeutung gem denEntsprechungen. So bezeichnet das Haupt die Einsicht und Weisheit, die Brustdie Nchstenliebe, die Lenden die eheliche Liebe, die Arme und Hnde dieMacht des Wahren, die Fe das Natrliche, die Augen den Verstand, die Nasedie Wahrnehmung, die Ohren den Gehorsam, die Nieren die Reinigung desWahren, usw. So kommt es auch zu bestimmten Redewendungen. Von einemeinsichtsvollen und weisen Menschen etwa sagt man: Das ist ein Kopf; einengeliebten Freund nennt man gern seinen Busenfreund. Jemandem, der sich durchseine Wahrnehmung auszeichnet, sagt man nach, er habe eine feine Nase; ein

    besonders Einsichtiger, sagt man, habe ein scharfes Auge. Von einemMchtigen heit es, sein Arm reiche weit, und von einem, der etwas aus Liebewill, meint man, er wolle es von Herzen. Diese und viele andere Redewendun-gen des Menschen haben ihren Ursprung in der Entsprechung, stammen sie

    doch, ohne da der Mensch es wei, aus der geistigen Welt.Doch obwohl nun alle zum Krper des Menschen gehrenden Teile allen Teilen

    = 26 =

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    des Himmels entsprechen, ist der Mensch nicht seiner ueren, sondern seinerinneren Form nach ein Ebenbild des Himmels. Denn die innerlichen Bereichedes Menschen nehmen den Himmel auf, seine uerlichen die Welt. In demMae also, wie diese innerlichen Bereiche des Menschen den Himmel

    aufnehmen, ist er im Hinblick auf sie ein Himmel in kleinster Gestalt, nach demBilde des Gromenschen. Tatschlich erscheint auch der Geist des Menschennach dem Tode in der Gestalt, wie sie in seinem Krper verborgen war, der ihnwhrend seines irdischen Lebens bekleidet hatte.

    Die Entsprechung erstreckt sich aber noch ber den Menschen hinaus, gibt esdoch auch eine Entsprechung der Himmel untereinander. Dem dritten oderinnersten Himmel entspricht der zweite oder mittlere, dem zweiten odermittleren der erste oder unterste Himmel, und dieser wiederum entspricht denkrperlichen Formen im Menschen, also seinen Gliedmaen, Organen und

    inneren Teilen. So ist es das Leibliche, in das der Himmel zuletzt ausmndetund auf dem er als auf seiner Grundlage ruht.

    Man mu jedoch vor allem wissen, da jede Entsprechung mit dem Himmeleine solche mit dem Gttlich-Menschlichen des Herrn ist, denn von ihm stammtder Himmel, und Er ist der Himmel, wie dies in den vorhergehendenAbschnitten gezeigt wurde. Flsse nicht das Gttlich-Menschliche in alle Teiledes Himmels und gem den Entsprechungen in alle Teile der Welt ein, so gbees weder Engel noch Menschen. Hieraus ergibt sich wiederum, weshalb der HerrMensch geworden ist und sein Gttliches mit Menschlichem vom Ersten bis

    zum Letzten bekleidet hat. Es geschah nmlich, weil das Gttlich-Menschliche,aus dem sich der Himmel vor der Ankunft des Herrn bildete, nicht lngergengte, um alles zu erhalten, hatte doch der Mensch, der die Unterlage desHimmels ist, die Ordnung erschttert und zerstrt.

    Die Engel sind sehr erstaunt, wenn sie hren, da es Menschen gibt, die alles derNatur und nichts dem Gttlichen zuschreiben und glauben, da ihr Leib, der eineAnsammlung so vieler bewundernswerter Einzelheiten des Himmels darstellt,aus der Natur hervorgegangen sei, ja sogar das Vernnftige des Menschen vondaher stamme. Und dies, obwohl doch die Menschen, wenn sie ihren Geist nur

    einigermaen erheben wollten, durchaus sehen knnten, da all dies nicht derNatur, sondern dem Gttlichen entstammt, und da die Natur nur erschaffenwurde, um das Geistige zu bekleiden und in entsprechender Weise im Letztender Ordnung darzustellen. Die Engel vergleichen solche Menschen mit

    Nachteulen, die in der Finsternis und nicht im Licht sehen.

    Es besteht eine Entsprechung des Himmels zu allen Dingen derErde

    Der Ordnung halber ist nun noch zu zeigen, da alle Dinge der Erde, jaberhaupt alle Einzelheiten der Erde Entsprechungen sind.

    = 27 =

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    Alle irdischen Dinge werden in drei Gattungen oder Reiche eingeteilt, nmlichTier-, Pflanzen- und Mineralreich. Was lebt, gehrt zum Tierreich und ist eineEntsprechung ersten Grades; was nur wchst, gehrt zum Pflanzenreich und isteine Entsprechung zweiten Grades, und was weder lebt noch wchst, gehrt zum

    Mineralreich und ist eine Entsprechung dritten Grades. Entsprechungen imTierreich sind die verschiedenen Lebewesen, sowohl diejenigen, die sich auf derErde oder im Wasser fortbewegen, als auch jene, die in der Luft fliegen. DieEntsprechungen im Pflanzenreich bestehen aus allem, was in Grten, Wldern,ckern und Feldern wchst und blht. Die Entsprechungen im Mineralreich

    bestehen aus allen edlen und unedlen Metallen, allen kostbaren undgewhnlichen Steinen, allen verschiedenen Erdarten und Gewssern.Entsprechungen sind ferner die Dinge, die menschlicher Flei aus demGenannten zum Gebrauch bereitet: Alle Arten von Speisen, Kleidungsstcken,Husern, Gebuden und vieles andere mehr.

    Auch was ber der Erde ist, etwa Sonne, Mond und Sterne, dann was zurAtmosphre gehrt, wie Wolken, Nebel, Regen, Blitz und Donner, ist etwasEntsprechendes. Dasselbe gilt von allem, was mit der Sonne zusammenhngt,ihrem Schein und ihrer Abwesenheit, Licht und Schatten, Wrme und Klte,sowie fr alles, was davon abhngt, also Jahres- und Tageszeiten.

    Mit einem Wort: Alles, was in der Natur entsteht, vom kleinsten bis zumgrten, ist eine Entsprechung. Der Grund ist aber, da die natrliche Welt ausder geistigen heraus entsteht und besteht und beide aus dem Gttlichen. Nichts

    kann bestehen durch sich selbst, sondern nur durch ein ihm Vorhergehendes,also durch ein Erstes. Wrde es von diesem getrennt, so ginge es vlligzugrunde und verschwnde.

    Alle Dinge in der Welt entstehen aus dem Gttlichen und werden in der Natur insolche Formen gekleidet, durch die sie in der Welt sein, Nutzen schaffen und soentsprechen knnen. Dies zeigt sich deutlich an den einzelnen Erscheinungensowohl im Tier- als auch im Pflanzenreich. In beiden Reichen gibt es Dinge, andenen jeder, sofern er vom Inwendigen her denkt, erkennen kann, da sie ausdem Himmel stammen. Zur Illustration einige wenige Beispiele: Allgemein

    bekannt ist, welch ein Wissen jedem Tier gleichsam angeboren ist. So wissendie Bienen den Honig aus den Blumen zu sammeln, aus dem Wachs Zellen zu

    bauen, in denen sie ihren Honig speichern knnen, um so sich und ihr Volk mitNahrung, auch fr den kommenden Winter, zu versorgen. Ihre Knigin legtEier, die brigen pflegen und hten sie, damit ein neues Geschlecht darausentstehen kann. Sie leben unter einer gewissen Regierungsform, die sie ausihrem eingeborenen Wissen heraus alle kennen. Sie erhalten die ntzlichenBienen, die anderen treiben sie aus und berauben sie ihrer Flgel ganz zuschweigen von anderen erstaunlichen Fhigkeiten, die ihnen des Nutzzwecks

    wegen vom Himmel eingepflanzt werden. Und was geht nicht alles bei denRaupen vor, die doch im Tierreich die verachtetsten aller Kreaturen sind!? Siewissen, wie sie sich mit dem Saft aus dem fr sie tauglichen Blattwerk zu

    = 28 =

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    ernhren haben, sie umgeben sich, sobald ihre Zeit gekommen ist, mit einerHlle, in der sie wie in einer Gebrmutter liegen und so fr die Nachkommen-schaft ihrer Gattung sorgen. Wer nur ein wenig vernnftig und weise denkt,knnte der wohl je etwas anderes behaupten, als da all diese Dinge aus einer

    geistigen Welt stammen mssen, da doch die natrliche nur dazu dient, das vondaher Stammende mit einem Leib zu bekleiden bzw. etwas seiner Ursache nachGeistiges als Wirkung darzustellen!? Da nun alle diese Tiere in die genanntenInstinkte hineingeboren werden, nicht aber der Mensch, der doch mehr ist alssie, beruht darauf, da die Tiere im Unterschied zum Menschen in ihreLebensordnung eingebettet sind. Weil ihnen der Bereich der Vernunft fehlt,konnten sie nicht zerstren, was in ihnen von der geistigen Welt her angelegt ist.Anders der Mensch, der aus der geistigen Welt denkt und begnstigt durchseine Vernunftfhigkeit ein Leben gegen die Ordnung fhrt, um so jenenEinflu aus der geistigen Welt bei sich zu verkehren. Darum ist es nicht andersmglich, als da er in vllige Unwissenheit hineingeboren wird und hernachdurch gttliche Mittel in die Ordnung des Himmels zurckgefhrt werden mu.

    Die Entsprechungen des Pflanzenreiches sind aus zahlreichen Beispielenersichtlich, lassen sich aber nur schwer mit wenigen Worten beschreiben. GanzeBcher wren dazu erforderlich, und doch lieen sich die tieferen Geheimnisse,die ihren Nutzzwecken nher liegen, wissenschaftlich berhaupt nichtergrnden. Weil auch dieser Bereich aus der geistigen Welt oder dem Himmelstammt, der, wie oben gezeigt wurde, menschliche Gestalt hat, so haben auch

    die Einzelheiten dieses Reiches eine gewisse Beziehung zu Dingen, die sich beim Menschen finden, wie auch einigen Gelehrten bekannt ist. Auch alleEinzelheiten dieses Reiches sind Entsprechungen, wie mir durch vieleErfahrungen klar wurde. Denn wenn ich mich in Grten aufhielt und dort dieBume, Frchte, Blumen und Hlsenfrchte betrachtete, bemerkte ich hufig imHimmel die Entsprechungen, redete darber mit Engeln, bei denen sie waren,und wurde so ber ihren Ursprung und ihre Beschaffenheit unterrichtet.

    Tiere entsprechen im allgemeinen den Neigungen, die zahmen und ntzlichenden guten, die wilden und unntzen den bsen Neigungen. Insbesondere

    entsprechen Rinder und Stiere den Neigungen des natrlichen Gemts, Schafeund Lmmer den Neigungen des geistigen Willens, geflgelte Tiere, je nachihrer Art, den Verstandesbereichen beider Gemter. So kommt es, daverschiedene Tiere, wie Rinder, Stiere, Widder, Schafe, Ziegen, Bcke,mnnliche und weibliche Lmmer, sowie auch Tauben und Turteltauben in dervorbildenden israelitischen Kirche zu Schlacht- und Brandopfern benutztwurden, entsprachen sie doch den geistigen Dingen, die im Himmel denEntsprechungen gem verstanden wurden. Daher hat auch jedes Tier einangeborenes Wissen gem dem Trieb seines Lebens. Seinem natrlichen

    Menschen nach ist der Mensch den Tieren hnlich, und wird deshalb auch imallgemeinen Sprachgebrauch hufig mit ihnen verglichen. So nennt man z. B.den Sanftmtigen ein Schaf oder Lamm, den Wilden einen Bren oder Wolf,

    = 29 =

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    den Schlauen einen Fuchs oder eine Schlange usw.

    Ein hnliches Entsprechungsverhltnis besteht auch zu den Objekten desPflanzenreichs: So entspricht ein Garten im allgemeinen dem Himmelhinsichtlich der Einsicht und Weisheit, weshalb auch der Himmel ein "Garten

    Gottes" oder ein "Paradies" genannt wird und man auch vom "himmlischenParadies" spricht. Die Bume entsprechen je nach ihren Arten denWahrnehmungen und Erkenntnissen des Guten und Wahren, die zu Einsicht undWeisheit fhren. Darum hielten die Alten, die in der Kenntnis derEntsprechungen waren, ihren Gottesdienst in Hainen ab. Und deshalb werdenauch so oft im Wort Bume genannt und Himmel, Kirche und Mensch mitWeinstock, lbaum, Zeder und anderen Bumen verglichen, das Gute aber, dassie tun, mit den Frchten. Auch die aus ihnen gewonnene Nahrung, besondersdie aus den Feldfrchten bereitete, entspricht den Neigungen zum Guten und

    Wahren, und zwar deshalb, weil sie das geistige Leben ebenso nhren, wieirdische Nahrungsmittel das natrliche. So entspricht das Brot im allgemeinender Neigung zu allem Guten, weil es mehr als jede andere Nahrung das Lebenerhlt, und durch das Brot die Nahrung schlechthin bezeichnet wird. DieserEntsprechung wegen nennt sich auch der Herr selbst das Brot des Lebens. Ausdem selben Grunde waren auch in der israelitischen Kirche Brote ingottesdienstlichem Gebrauch, wurden doch die sogenannten "Schaubrote" aufdem Tisch der Stiftshtte ausgelegt. berdies wurde der ganze durch Schlacht-und Brandopfer vermittelte Gottesdienst "Brot" genannt. Dieser Entsprechung

    wegen ist auch das Heiligste des christlichen Gottesdienstes das Abendmahl, beidem Brot und Wein gereicht werden.

    Wie wird nun die Verbindung des Himmels mit der Welt durch Entsprechungenbewirkt? Das Reich des Herrn ist ein Reich von Absichten, d.h. Nutzwirkungen.Darum ist das Weltall vom Gttlichen so eingerichtet worden, da sich die

    Nutzwirkungen allenthalben in Formen einkleiden knnen, durch die sie in ihrerVerwirklichung dargestellt werden, zuerst im Himmel und dann in der Welt,also stufenweise und allmhlich bis herab zum Letzten der Natur. Daraus gehthervor, da die Entsprechung der natrlichen mit den geistigen Dingen oder der

    Welt mit dem Himmel durch Nutzwirkungen bewirkt wird und diese dasVerbindende sind. Ferner geht daraus hervor, da die zur Einkleidung der Nutzwirkungen dienenden Formen insoweit Entsprechungen und Mittel derVerbindungen sind, als sie wirklich Formen der Nutzwirkungen darstellen. Imdreifachen Reich der Natur ist alles, was darin der Ordnung gem ist,irgendeine Form der Nutzwirkung.

    Beim Menschen aber, soweit er nach der gttlichen Ordnung, also in der Liebezum Herrn und in der Nchstenliebe lebt, sind auch seine Handlungen Formender Nutzwirkung, Entsprechungen, durch die er mit dem Himmel verbunden

    wird. Den Herrn und den Nchsten lieben, heit im allgemeinen Nutzenschaffen. Weiter mu man wissen, da es der Mensch ist, durch den dienatrliche Welt mit der geistigen verbunden wird, oder da er das Mittel ihrer

    = 30 =

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    Verbindung ist. Denn in ihm ist sowohl die natrliche als auch die geistige Welt.In dem Mae, in dem der Mensch geistig ist, ist er daher auch ein Mittel derVerbindung, aber inwieweit er nicht geistig, sondern blo natrlich ist, kann erdas nicht sein. Aber auch ohne eine derartige Vermittlung des Menschen besteht

    ein gttlicher Einflu in die Welt sowie in die irdische Umgebung desMenschen, jedoch nicht in seine Vernunft.

    Wie alles, was der gttlichen Ordnung gem ist, dem Himmel entspricht, soalles, was der gttlichen Ordnung zuwiderluft, der Hlle. Was dem Himmelentspricht, bezieht sich samt und sonders auf das Gute und Wahre, was derHlle entspricht, auf das Bse und Falsche.

    Oben wurde gezeigt, da die geistige Welt, der Himmel, mit der natrlichendurch Entsprechungen verbunden ist. Die Entsprechungen ermglichen also demMenschen eine Gemeinschaft mit dem Himmel, denn die Engel des Himmels

    denken nicht wie der Mensch aus dem Natrlichen. Hat daher der Mensch eineKenntnis der Entsprechungen, so kann er hinsichtlich der Gedanken seinesGemts mit den Engeln des Himmels zusammensein und so seinem inneren odergeistigen Menschen nach mit ihnen verbunden werden. Das Wort ist in lauterEntsprechungen geschrieben worden, damit es eine Verbindung des Himmelsmit dem Menschen gebe; denn alle Einzelheiten im Wort sind Entsprechungen.

    Aus dem Himmel bin ich ber folgendes unterrichtet worden: Die Angehrigender ltesten Kirche auf unserer Erde, welche himmlische Menschen waren,dachten aus den Entsprechungen selbst. Alle natrlichen Dinge, die ihren Augenerschienen, regten sie zu solchem Denken an. Daher konnten sie den Engelnzugesellt werden und auch mit ihnen sprechen. So waren Himmel und Erdemiteinander verbunden. Aus diesem Grund wurde jene Zeit auch das GoldeneWeltalter genannt, von dem es bei den alten Schriftstellern heit, damals httendie Himmlischen mit den Menschen zusammengewohnt und mit ihnen verkehrtwie Freunde mit Freunden. Hernach aber seien andere Zeiten gekommen. Dadachte man nicht mehr aus den Entsprechungen selbst, sondern nur noch ausderen Kenntnis. Aber selbst damals habe noch eine Verbindung des Himmelsmit den Menschen bestanden, wenngleich nicht mehr eine so innige. Ihre Zeit

    wird das Silberne Weltalter genannt. Auf sie seien Menschen gefolgt, die zwardie Entsprechungen noch kannten, aber nicht einmal mehr aus deren Kenntnisheraus dachten, weil sie sich nicht mehr wie die frheren im geistigen, sondernnurmehr im natrlichen Guten befanden. Ihre Zeit wurde das Kupferne Weltaltergenannt. Zuletzt sei dann der Mensch immer uerlicher und schlielich ganzund gar materiell geworden. Damit aber habe sich die Kenntnis derEntsprechungen und mit ihr auch die Kenntnis des Himmels und vieler denHimmel betreffender Dinge gnzlich verloren. Die Benennung jener Weltalternach dem Gold, Silber und Kupfer rhrte ebenfalls von den Entsprechungen her.

    = 31 =

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    Die Sonne im Himmel

    Im Himmel ist die irdische Sonne nicht sichtbar, ebensowenig irgend etwas, dasaus ihr stammt, denn dies ist samt und sonders natrlich. Die Natur fngt ja beidieser Sonne an, und was durch sie hervorgebracht wird, ist natrlich. DasGeistige aber, in dem der Himmel ist, steht ber der Natur und ist vllig vom

    Natrlichen unterschieden. Beide haben keine Gemeinschaft miteinander auerdurch Entsprechungen. Den Unterschied zwischen ihnen ersieht man aus demoben Gesagten.

    Dennoch gibt es im Himmel eine Sonne, sowie Licht und Wrme samt allem,was in der Welt vorkommt, ja noch Unzhliges mehr, freilich nicht aus gleichemUrsprung. Denn im Himmel sind die Dinge geistig, in der Welt natrlich. DieSonne des Himmels aber ist der Herr, genauer gesagt: der Herr ist in ihr. Das

    Licht im Himmel ist das gttliche Wahre, die Wrme das gttliche Gute. Beidegehen vom Herrn als der Sonne aus. Aus dieser Quelle stammt alles, was in denHimmeln entsteht und erscheint. Der Herr erscheint im Himmel als Sonne, weiler die gttliche Liebe ist, aus der alles Geistige und mit Hilfe der natrlichenSonne alles Natrliche entsteht. Diese Liebe ist es, welche als Sonne leuchtet.

    Mir ist nicht nur von den Engeln gesagt, sondern auch einige Male zu sehengegeben worden, da der Herr im Himmel tatschlich als Sonne erscheint, abereigentlich nicht im Himmel, sondern hoch ber den Himmeln, doch nicht berdem Haupt oder im Zenith, sondern vor dem Angesicht der Engel, in mittlerer

    Hhe. Der Herr erscheint den Engeln vor den Augen, weil das dem Gemtangehrende Inwendige durch die Augen sieht, aus dem Guten der Liebe dasrechte und aus dem Guten des Glaubens das linke Auge. Denn alles, was beimEngel wie auch beim Menschen auf der rechten Seite ist, entspricht dem Guten,aus dem das Wahre hervorgeht, und was zur linken gehrt, dem Wahren, das ausdem Guten stammt. Das Gute des Glaubens ist in seinem Wesen Wahres ausGutem.

    Aus diesem Grund wird im Wort der Herr in allem, was die Liebe betrifft, mitder Sonne, hinsichtlich des Glaubens aber mit dem Monde verglichen. Ebenso

    wird die aus dem Herrn stammende Liebe zum Herrn durch die Sonne und deraus dem Herrn stammende Glaube zum Herrn durch den Mond bezeichnet, so anfolgenden Stellen: Jes 13,10; 30,26; Ez 32,7f.; Joel 2,10; 3,4; 4,15; Offb 6, 12f.;Mat 24,20.

    Da der Herr im Himmel als Sonne erscheint, zeigt sich auch bei seinerVerklrung vor Petrus, Jakobus und Johannes, wo es heit, "da sein Angesichtleuchtete wie die Sonne" (Mat 17,20). So erschien der Herr den Jngern, als siedem Krper entrckt und im Licht des Himmels waren. Aus diesem Grundewandten auch die Alten, bei denen sich eine vorbildende Kirche befand, beim

    Gottesdienst ihr Antlitz der Sonne im Osten zu, und aus demselben Grunderichtete man die Tempel auch nach Osten aus.

    = 32 =

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    Gre und Art der gttlichen Liebe ersieht man auch aus dem Vergleich mit derirdischen Sonne, die von ihr wenn man es zu glauben vermag in ihrerberschwenglichen Glut noch weit bertroffen wird. Deshalb fliet der Herr alsSonne auch nicht unmittelbar in die Himmel ein, sondern vermindert auf dem

    Wege die Glut seiner Liebe stufenweise. Diese Herabminderungen erscheinenals Strahlengrtel rings um die Sonne. Zudem werden die Engel mit einer ihnenangemessenen dnnen Wolke umhllt, damit die Strahlung sie nicht schdigt.Die Entfernung der Himmel vom Herrn richtet sich daher nach ihrerAuf