Ueber das Sättigungsvermögen der Phosphorsäure in einigen Lösungen

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MWx: Ueber das Siittiguiigavcrnkigen dcr Phosphorsiiure ctc. 193 XXII. Ueber das Siittigungsvermogen der Phos- phorsaure in eiiiigen Liisungen. 5’6 Von Alexander Miiller. (Aim d. Kyl. Ve.tenshaps-Akudetnieiis i Stockholin FGrhandlircgen .) Seit Lie b i g der englischen Landwirthschaft den Rath gegeben hat, das Knochenniehl a16 Dungemittel nach vor- hergegangener Uehandlung mit SchwefclsLure anxuwenden, hat das sogenannte Supcrphosphat aus Knochen, Apatit oder Iioprolithcn einc grosse Bedeutung gewonnen und ist eine gangbare Handelswaare geworden. Wiewohl dessen Werch hauptsiichlich auf dem Gehalt an loslicher Phosphorsiiure beruht, sei diesc iin ungebundenen Zustand, oder als saures Salz mit 1 oder 2 Atom Kalk, oder selbst als dreibasisches Salz vorlianden, was durch chemische Uehaiidlung in einen hinreichend fein vertheilten Zustand . rersetzt worden ist; so war dennoch die chemische Werths- 1Jestimmung einc der schwierigsten analytischen Aufgaben, weil man durch eine vollstiindige Analyse alle SHuren und Bnsen des Priipnrates, am liebsten erst im Wasserauszug uiid dann im ungeliisten Ruckstand, bestinimen und aus den Atomgewichten dann den Uehcrschuss der Sauren uber den der Uasen ableiten musstc, wobei es leicht ein- trat, dass eine solche Analyse an Arbeit und Zeit mehr kostete als die Dungung inehrerer Acker Land mit dern uiitersuchten Superphosphat. In der Absicht, dic -4nalysen abzukurzen, habe ich das Shttigungsvermogen der Phosphorstiure fur Kalk, Baryt und Magnesia in alkalischer Losung unter inehrfacher Ab- Snderung der Yersuche Lestimmt. Das Verfahren war .folgendes : Kine titrirte Losung (15 C.C.) von reinem phosphorsauren Natron (181 Grm. in 1000 C.C.) wurde bei 37-18O C. in kleineii Flaschen von uiigefiihr 85 C.C. lnhalt, die mit gut ciiigeschlitlenem Stopscl Jourri. 1. prakt. Chtwic. LUX. 4. 13

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MWx: Ueber das Siittiguiigavcrnkigen dcr Phosphorsiiure ctc. 193

XXII. Ueber das Siittigungsvermogen der Phos-

phorsaure in eiiiigen Liisungen.

5’6

Von

Alexander Miiller.

(Aim d. Kyl. Ve.tenshaps-Akudetnieiis i Stockholin FGrhandlircgen .)

Seit L i e b i g der englischen Landwirthschaft den Rath gegeben hat, das Knochenniehl a16 Dungemittel nach vor- hergegangener Uehandlung mit SchwefclsLure anxuwenden, hat das sogenannte Supcrphosphat aus Knochen, Apatit oder Iioprolithcn einc grosse Bedeutung gewonnen und ist eine gangbare Handelswaare geworden. Wiewohl dessen Werch hauptsiichlich auf dem Gehalt a n loslicher Phosphorsiiure beruht, sei diesc iin ungebundenen Zustand, oder als saures Salz mit 1 oder 2 Atom Kalk, oder selbst als dreibasisches Salz vorlianden, was durch chemische Uehaiidlung in einen hinreichend fein vertheilten Zustand . rersetzt worden i s t ; so war dennoch die chemische Werths- 1Jestimmung einc der schwierigsten analytischen Aufgaben, weil man durch eine vollstiindige Analyse alle SHuren und Bnsen des Priipnrates, a m liebsten erst im Wasserauszug uiid dann im ungeliisten Ruckstand, bestinimen und aus den Atomgewichten dann den Uehcrschuss der Sauren uber den der Uasen ableiten musstc, wobei e s leicht ein- t ra t , dass eine solche Analyse an Arbeit und Zeit mehr kostete als die Dungung inehrerer Acker Land mit dern uiitersuchten Superphosphat.

In der Absicht, dic -4nalysen abzukurzen, habe ich das Shttigungsvermogen der Phosphorstiure fur Kalk, Baryt und Magnesia i n alkalischer Losung unter inehrfacher Ab- Snderung der Yersuche Lestimmt.

Das Verfahren war .folgendes : Kine titrirte Losung (15 C.C.) von reinem phosphorsauren Natron (181 Grm. in 1000 C.C.) wurde bei 37-18O C . in kleineii Flaschen von uiigefiihr 85 C.C. lnhalt, die mit gu t ciiigeschlitlenem Stopscl

Jourri. 1. prakt. Chtwic. L U X . 4. 13

194 Miillcr : Ucber das 68ttigunSsvcrrnogcn Jcr Phospliorsiure

versehen waren, init eiiicin bes th imten Ueberschuss von Chlorctilciuiri , Chlorbaryrim oder schwefelsaurer Magnesia, we I c 11 e e b e 11 fa1 Is a I s tit r i r t e 1. 6 s u u g e n z II g esc tz t w u rd en, gernischt. Die Mischungen wurtlen durch Ziisatz von Knlksacharat (xu Chlorcalciuin), von Natronlituge (xu Chlor- baryum), von Saliiiink rind hierauf Xatroiil:iugc (zu Chlor- en I ci u i n , ( I t 11 o r b ar y u in u i i ti s ch \v e fc Is :iu re r Mag 11 es ia) :tl Ii a- lisch geinncht ; nuch die Lijsungcii diescr Ik igcnt ie i i waren titrirt. Snlniialt niit Zusatz von titrirter i\':itroiilauge wirkt \vie eine titrirte Anriiionial~flussi~keit , hat abcr den Iror- thcil, dacs dcr Gelialt. a n ilninioniak sicherer bcstimmt und beibchslten werdttn kanti. Schliesslich kwtrug das Voluirien .der geinischten Losungcn X - - 7 6 C . C . , doc11 ineisterithcils ungcfihr 65 C.C. Seitdeni ich durch eiilige Vorversuctie crniittclt hntte, (lass clie Mischungcii eiricr 15ogeren Zeit I)etlurJ'ten, um das gestdrte chcinische Gleicti- Wewicht wieder herzustellen, liess ich die Flaschen rnehrere :'age unter otlerein Uinschutteln s tehen , sowohl bei ge- wijhirlicher Teinyeratur von 16 -- 1$Io, nls auch in cincr Ofenrolire bis zu 100'' iVarine. IIierauf wurdeii mittelst Saugpiyettc von den aminoniskfreien uud klar gewor- tleiien Losungen, sorist mittelst des uriten beschriebenen Filtrirapparatts, l'roheri geriomnieii. Durch titrirtc S i u r e (Schwefcl- odcr Salpcters5urc) wurde die Alkalesceriz der L 6 s u n g b c s t i in i n t. 1 ) i ffe re ri 2 zw is ch e I 1 d e r z u g es c t z t c n Alltnlimerige uiid der gefundencn Rlknlcscenz war die durch clie Ausfiillang der T'liosphorsiiure verschwuiidene -- einc eigenlhiiniliclie Reaction, class cine a l l d i s c h e Losung rNatronphosphat) cine bcstirninte Menge freien Alkalis neutrnlisirt !

Dic durch Titrircn bestimmten Alkalescenzen und nu c h d i c er w li h n t e 11 L) i ffe re n z e ii s clr e i n c n e in e Correction fur die \'olurnveriinderuiig dcr Losung x u erfordern , die init dcr Aus fd lu r~g des Phosphates verbunden ist. Jedoch ist cliesc Correction ohiie alle Ilcdeutung, weil, wie nieh- rere Versiiclie mir zcigtcii, das Voluni der hci cler Aus- f d l u r i g des I 'hospl~atcs iit-icrstehenden Flussigkcit nicht we s en tl i c I i Y erii i i d e r t w i r d . J e d e rz e i t he o b nc h t e te i c h, d as s die g.emiscliteu Flussigkeiteri sich wiihreiid dcr FYllung ungctiihr u i i i so vie1 ausdehneri, 31s das T'olum dcs aus- g e sch i ed e n c i i 1'11 os p h n t es n ac ti tl er I3 e r c chn u n g bet rag en wurde. Auch ohnediess wurdeii die Resultate meiner Versuche an und fur sich vergleiclibar sein.

na Jic Details meincr Arbcit cinen grosscrcn Ilnum crfordern wiirden, SO wcrclc ich sic auszugsweise niittheilen r i n t l hier nur die in bcitolgcnder Tnbelle nufgenoniincnen Zahlen vorlegen und besprcchcn.

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Die vorstehcnde 1al)elle enthiilt die Itesultate des SjttitS’ungsvcrniigetis yo11 Natronphosphat fur drei upgleiche Rasen, fiir Iialk, Baryt und Magnesia, unter einer grosse- ren oder geringeren Alkalescenz der IAsung.

Ueberall n u r d e eine lielation zwischen der Zusanimen- setzung dcs Nicdcrschlags utid der Alknlescenz der dsruber- steheiidcn Flussigkeit I)cobachtet; die KiederschlSge sirid weit clavon entfernt, cine Constanz in ihrer Zusammsetzung z11 hesitzen, die man nach st6chiometrischcii Regeln hcrech- lien konntc; sondcrn sic sind mchr odcr aeii igcr basisch, g p n z nnch der grijssercn otlcr geringcren Linsicitiit der Losung; doch verhaltcn sic11 die u~igleichen Krdbascn ungleich.

Die g c 1) i 1 ci e t e n Ii nl k phos ph a te ze i g t e n i m G e ge n s R t z zu den gewohnlichen :Irigxken eine hervortrctende Ten- denz zur Ueberbasicitiit ; Llnryt und Magnesia sind ehcr geneigt saure Nicderschliige mit wenigcr als 3 Rtomen zu erzeugen. Diese Unterschiede sind an1 leichtestcn zu verstchen, wenn man die vicrte Colutrine, welclie angiebt, \vie vie1 Atorne dcr erwiihnten Erdarten i i i dcni Nicder- schlage a n die Stcllc dcs basischeit N’asscrs im Xatroti- phosyhnt cingctreten siiitl , rnit der f‘iinfteti vergleicht ; letztere giebt a n , wie vicl freies Alkali den1 Sat.ronphos- phnt zugcsetzt \v.ul.de, urid die Diff’ercnz beider Coluiiinen tlruckt die Aikalescenz dcr Liisung nach dcr Fiilliing nus.

Z u m Beispiel ist hrv’ h m Kalkphosp/~ur :

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yon 7iigesctztctn i i eu tn l iq i r t i n frciem Zu- Alkali: t rordcn: staiid lerbliebcn

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bei dcm Barytyhosphat:

bei dem Magnesiaphosphat :

i n cinigcn Losungen. 1'37

Bei Unlersuchung der Einzelheiten zeigt sich in erster Instanz, namentlich bei den durch Ammoniali erhaltenen Kalkniederschlagen , dass sie einc I ingere Zeit bedurfen, um daa nach deri Umatanden miigliche Maximum a n Kalli auhunehmen. Besonders deuttich ist dieses Irerhalten, wenn man zu einer Mischung von Katronphosphat und Chlorcalcium (dasJletztere im Ueberschuss) so lange Am- moniak zusetzt bis die Losung alkalisch wird; nach einer gewissen Zeit reagirt die Losung dessungeachtet wieder sauer. Auf diese Art kann die alknlische Reaction mchrere Male hervorgerufen werden, ohne dass sie dauernd hleibt, bis danri eine solche Menge Ammoniak zugesetzt wordcn i s t , die einigermsasscn die fur 1 Atom Natron- phosphat bcrechnete Quantitiit ubertrifft. Ein gleiches Phanomen wird in ganz klaren Losdngen beim alkali- metrischcn Titriren beobachtet, inclem die als Indicator xugesetzte. Lakmustinctur mehrere Male die Farbe wech- selt, ehe sie sich constant blhut oder rothet.

Bcweist dieses nicht, dass chemisclie Processe auch unter den gunstigstep Verhaltnissen , immerhin einer Zeit bediirren, um das durch die geiinderte Affinitiit gestorte Gleichgewicht wieder herzustellen?

Ferner will ich die Aufmerksamkeit auf den von mir wenigstens nicht erwarteten Eiifluss lenken, den cine ho- here Temperatur auf das Aalkphosphat ausiibt; nnstatt das Losungsverrnogen des Salmiaks fur Kalkerde in dem uberbasischen Niederschlag zu vermehren, hat die Whrme im Gegentheil dazu beigetragen, dass der Iialk die Fiillung begunsbigt.

Die Einwirkung des Kalksacharats auf zweibasisches Kalkphosphat betreffend,

((NaO)2HOPOj + 2CaCl= (Ca0)J=€OP05 + 2NaCI), bin ich in Ungcwissheit, auf welche Art die beohachteten Unregelmhssigkeiten zu erklsren sein durften.

In vier Fiillen, No. 9-12, ist ganz frisches Kalk- sacharat angewendet worden, in ziveien, No. 6 und 7, ebenso frisches Kalksacharat , doch walirscheinlich niit einetn Ueberschuss an Zucker; in einem Fall , So. 8 , d a s letztere Sacharat nach 9 Monate langer .4ufbewahrung,

198 Miillcr: Ueber tlnv SiittigrunSsl.crinii6.en dcr PhosptiorfiBiirc

unter wclcher Zeit die Lbsung vollst5ndig klar geblichen, aber ciii wcnig vergilbt war und nicht unbedeutend an Askalesceiiz vcrloren hatte.

Sicht man von Xo. 12 a h , wo die Lbslichkcit dcs Kalkpliosyhates irri Kalksncharat das Resultat x u sehr s tor t ; so schoint e s , dass das I<alksncharat mit einein Maximum an Kalkgehalt ebenso wie cine ammoniakalische Kalkliisung wirkt, die mehr als drci Atome Kalk zum Phosphatniederschlag liefert. ; Leberschuss von Zuckcr im Sach:irat vcrursacht moglicherweisc das Gcgentheil. Die- ser Uebcrschuss ist in der Sltercn Sacharatlosuttg viclleicttt zcrstiirt worden, so dass sic nichr der nndern Sacharnt- losung mit einem Maximunt ail Kalk glcicht.

D i c Vc rii I id e r I i c h k e i t d e r Z us n in n 1 ens c t z u I I g , we I c k I c die erwiihnten Kalkphosphatc uiiter glcichcn Umstinden zeigcn, cliirfte nicht dcs Iiiteresses fiir dic Physiologic ent- behren. Man hat sich viclkrch iiber dic Zusamtnensetzung des Iialkphosphatcs im I<nocliengeruste gcstrittcn ; k h n sic denn nicht auch gxnz hedelltend nach der Beschafkn- heit der Ernahrung des kbrpcrs variircn; so dass die Knochenerde inncrhalh gewisscr Grenzcn ihre Aufgabc I

gleich gut crfiillt, wciin das cine Ma1 ein Ucberschuss von Kalk, das andcre cin solchcr voii I’hosphorsiiure xugefijhrt wird? Auf glcichc Wcisc Iicsitzcn dic Silic:itc!, die vor- zugsweisc dic Speisekatnnler der Pflanzeti ausmachen, eine stauncnswerthc Plasticitat heziiglich der Verwandt- schaft x u den Siiuren und Bascil, mit denen sic in Bcriih- rung kommen.

ne i der Hetrachtung dcs T‘erhaltens von Rarytphos- phs t bedauere ich, dass dic xu No. .13- 13 angcwendetc Natronlaugc wahrscheinlich sich nicht gartx frei von Koh- lensiiure, wie sie noch cine Zeit vorher war, erhnlteri hat ; denn obgleich die Menge dcr Iiohlensaure einige Monate spiiter nur unhedeutend war, also zur Zcit der Vcrwen- dung kaum sch5dliche Spurcn enthielt, so verlieren doch die Resultate d:idurch etwas a n Werth. Es sind also hauptsiichlich die Versuche 16-18, an welche wir uns x u halten habcn Alle Bnrytlosungen wurden nach dem Mischen sehr schnell klar und das Phosphat wurde in

in einigeii Losungell. 199

einern dichten kornigen oder mehligen Zustand nbgesetzt; ganz ungleich die Kalkphospliate, die riach einer Iluhe von mehrcren Tagen nur eine unbedeutende Menge klarer L6sung (bei einigen noch schwach milchig) abgesondert hatten. Die Barytlosungen waren vollig frei von Phos- phorsaure.

Als Resultut hebe ich hervor, dass der Baryt auch in seinern Verhalten zu Phosphor8:iurc ein vcrmittelndes Glied %I\ ischen den eigintlichen Alkalien und den Erdbasen bildet, dass Natron ers t bei eineni gr6sscren Ucbcrschuss dcm Siedcrschlag ein drittes Atom na ry t zufugt, und dass Arnrnoniak ebenso zu wirken scheint. Interessanl wiire es zu wissen, oh reines h r y t w a s s e r andcrs wirkt als Chlor- baryurn mit Katron, welche Mischung man gewiihnlich als Baryt mit Chlornatrium (BaCI 4- SaO = BaO + KaCI) be- trachtet , die aber wahrscheirilicher eine Mischung von Chlornatrium, Chlorbaryurn, Baryt und Xatron ist (nlBaC1 -t mNaO = xBaO t xNaCl -k yBaCl+ y3JaO).

Zum Schlussc wcnden wir uns zum Ihgnes iaphosphat welches bci den angestellten Versuchen in Verbindung rnit hmrnoniali als Tripelphosphat auftritt. Rci einern grosseren Uebcrschuss von hmrnonink in der Losung nirnrnt der Niederschlag die von der Formel geforderte Zusamrnensetzung an (No. 20--23) ohnc uberbasisch zu werden. Bei einern geringeren Ueberschuss (So . 19) je- doch geh t nicht die bcrechnetc Meiige Ammonlak in den Niederschlag ein. Wahrscheiiilich heruht hicrauf die gros- sere Loslichkeit clcs Tripclphosphats i n Wasscr, als in concentrirtern Arnrnoniak, intlcm cs im Wasscr bis zu einein gcwisscn Grad in das liislichere zwcibasischc Mag- nesiaphosphat ((MgO),HOPO,) verwandelt wird.

Gleichzeitig durfte dieses Verhalten von dcnen in Be- tracht zu ziehen sein , welche ra thcn , die Phosphorsiiure und das Ammoniak der Kloakcnwiisser su f einmal durch zugesetztes Magnesiasulphat auszufkllcn.

Ucherblickt man alle RegclmSssigkeiten , welchc dic erwahnten Versuche in ihren Abweichungen von den nach er Stochiometrie erwarteten Resultaten darhieten. so

200 Miiller: Vcbcr dns Siittigungsvcrrniigcn tlcr Phsphorsiiurc

uberzeugt man sich leicht, dass hier keine Rede von eincr F e h le r ha ft i g k e i t i n d e r B esc h a ffe n h e i t d c s Xa t ron p hos p h a t s sein k n n n , weil e s , wenn dcssen Reinhcit nicht besoriders gepriift wordcn wiire, jeder Zcit in dcrsclben Hichtung und mit dersclben Stiirke wirken rnusste , ehensowcnig kxnn, nus demselhen Grunde , die Ursnche in der ncch herrschcnden Urigcwisshcit iihcr die Slittib.iingrscnpncitiit der PhosphorsSure odcr in de r Acquivalentzahl des Phos- phors 'liegen, die von 31-32 angegcbcn wird und yon mir nach L i e b i g urrd K o p p ' s Jahroslwricht xu :jl (mit, Was- serstoff als Einheit) nngenonimcn wortlcn isl. G m e l i n ' s Znhl31,4 gielit fur dns gegluhte Satronphosphnt. [ ( S R O ) ~ ' I P O ~ ] einc Diffcrenz von 0,0015 h t o m gegen das voii niir angc- nornmene Atorngewicht.

Die Ursache muss also in etwns Anderem gesucht werden, niimlich in der Wirkung dcr sogerianntcn ,,chemi- schen Masse", ein Begriff der zuerst von B e r t h o l l e t in die Chemie eingefuhrt murde, welcher spiiter eine Zeit dcr Lehrc von den Atomgewichten ganx und gar Plat% nlachen rnusste, aber fiir die jctzige Zcit wieder ein Themn der lehhaftcn Discussion bildet. Wiihrend die Atomgewichte eine Zeit lang als cine integrircndc Eigenschaft eines Stoffes, verknupft mit dessen Molckulcn , nur Iiiichstcns durch iiussere Einfliisse manchmnl in ihrer Reinhcit hc- riihrt, angeschen wuiden , schcincn sie beinahe mehr als cin Ausdruck betrachtet werden zu mussen von allen nuf einen Kiirper einwirkenden Kriiften , cine Resultante man- nigracher n e w e g u n p n , wclche nicht einfachen arithmeti- when oder geomctrischen Proportionen folgt, sondern wahrscheinlich ciner verwickelteren Curve und nur in ge- wisscn Distanzen, odcr wenn man so sagcn darf, an Kno- tenpunkten die scheinbar einfache Gesetzmlssigkcit dcr gebr5uchlichen Atomgewichje zur Schau triigt (alleiri ebcn so seh r deren unerkliirliche Discontinuitst), gleichsam v i e cine P a r d e l e an gewisscn Stellen fur einen Krcisbogen, an anderen fur cine gcrade Linie gehalten werdcn kann.

Wenn man alle Einflusse, die sich bei einer chemi- when Reaction geltcnd machen konncn, unter dcn Namcn ,,chemische Masse" zusammenfasst, so glaube ich, dass sie

i n einigcii Losu~igcii. 201

die Regelmiissigkeit in der Unregelmassigkeit meiner Re- sultate bedingt.

Da das Studium von dem Wirken der chemischen Masse ein besonderes Interesse in der jetzigen Zeit fur die Kenntniss der in ungleichen Erdarten vor sich gehen- den Absorptionscrscheinungen von Pflanzennahrungsmitteln gewonncn ha t , so will ich mir die Anrncrkung erlauben, dass das oben stehcnde Beispiel uber Absorptionsvcrmogen cinfacher Niederschlagc fur Losungen derselben Basis, von Kalkphosphat fur Kalk u. 6. w., ein dankbareres Felcl fur chernischc Arbeiten, als das Absorptionsverhalten einer un- bekannten und complicirten Erdart, dqrbietct.

Ich fur meinen Theil hobe mich schon allzulange bei dieser Seite der angestellten Exgerimente aufgehalten, mein Zweck war , eine analytische Methode fur die Be- stimmung des Loslichkeitszustandes vom ,,Superphosphat" zu finden.

Leider muss ich bekennen, dass mein Streben nicht den gehofftcn Erfolg gchabt hat.' Ih gewisser Beziehung werden meine Beobachtungcn Anweisung geben. auf wel- che Art das Sattigungsvcrmogen eines Superphosphates rnit einer einzigen Art von Basis ermittelt werden kann, allein fur Superphosphate rnit mehreren Bascn lassen sie uns in C'ngcwissheit oder zeigen wenigstens keinen nahe- ren Weg als den biuher benutzten.

ZJsuttg von A'gtronpkosphat. (NaO),HO .PO5 + 24 aq.

Das Natronphosphal, welches ich zu meinen Versuchen uber das Siittigungsvermogen von Phosphorslure anwen- de te , zeigte sich bei der qualitativen Analyse, frei von Chlor, Schwefelsiiure und Kohlensaure. Die quantitative Anxlyse lieferte fur trockne nur hochst unbedeutend ver- witterte Krystallc beim Gluhen 24,8 Atome Wasser anstatt 25 Atome, so dass 179 Grm. Krystalle 181 Grm. Phosphat mit 25 Atornen \IJasser entsprechcn. Diese losten sich rnit 883 Grm. U'asser xu 1000 C.C. a u f , die Losung war bei ungefahr 170 vollstiindig gesatt igt , bei 15- 16O begann

202 Muller : Ueber das Sattigungsverinogen der Phosphorssurc

schon die Krystallisation ; die Loslichkeit ist also wie 1 Theil zu 5 Theilen U'asser von 170 d. i. etwas weniger, als G m e l i n das Verhaltniss, von 1 Theil Salz auf 4 Th. kaltes Wasser, angiebt.

Das Natronphosphat dehnte sich wahrend des Losens urn ungefahr 2 p.C. aus.

Knlksacharat Idsuq.

Die von mir bei oben angcfuhrter Untersuchung be- nutzte Zuckerkalklosung enthielt in 100 C.C. 16 Grrn. luft- trocknen Raffinadzuckcr und war durch ltnlte Digestion wahrend ein paar Tagen mit gewaschenem Kalkhydrat gesattigt worden; der Kalkgehalt = 3,57 Grm. Mit Ah- rechnung von & oder 0,13 p.C. der Liisurig vom Gehalt des Kalkes, als d i a in 100 C.G. reinern Wasser losliche Kalkmenge, berechnct sich auf 1 Atom gelasten Kalk 0,70 Atom Zucker oder 1,3 Atom Iialk fur 1,0 Atom Zucker.

Die beobachtete Loslichkeit des Kalkes i n 1 Zucker st immt mit P e l i g o t ' s ?Ingaben ( G e r h a r d t ' s Chitrtw orgn- iiique II , 537) uberein, nach welclien 3,7 Grm. Calciumoxyd in 1 0 C.C. durch 16 Grm. lufttrocknen Rohrzucker geliist werden. Gestutzt hierauf, scheint die Lijslichlteit des Kalkes in Rohrzuckerlosungen wohl geeidnet, als Maassstah fur den Zuckergehalt i m Rubensaft gebraucht zu werden; doch darf man nach G r o u v e n ' s Anweisung zu dieser Art d e r Sac h a r i m e t r i e (v e rg 1. c h e mi s c h e r A c k c r s m an n 1 8 8 , p. 16.5) nicht vergessen, dass der Kalk, bevor er als Reagens gebraucht wird, mit Wasser zu wascheri ist, u m von Alkali befreit zu werden; und dass die angcgebene Proportion der gelosten Kalkmenge zur NIenge des gelosten Zuckers nicht mit voller Sicherheit fur eine geringere Concentration gilt, wie eine solche bei Ruben mit 8 p.C. anstatt mit 13-15 p.C. Zucker eintritt.

Filtriren uuter Abschluss der Luft .

In meiner Arbeit ,,iiher das Slt t igungsvermogen der Phosphorsaure" rnusste ich eine amrnoniakalische Losung von Kalk, Bnryt u. s. w. so filtriren, dass weder T'erlust yon Ammoniak oder Zutribt von Kohlensiure stattfand ;

i n cinigen Losungen 203

fur diescn Zweck gab ich folgendem Apparat, als dem einfachsten, den Vorzug.

Flasche A, welche die zwn Filtriren be- stimmte Flussigkeit enthalt, wird mit dem Pfropf a versehen, in dessen , eine Durch- hohrung ein Winkel- rohr b und in dessen andere das Filtrirfohr c eingesctzt ist. Dieses letztere tragt a m un- teren Ende ein Flecht- werk yon Plaindraht, daruber ein paar La- gen Filtrirpapier und ferner eine Schicht reiner Leinwand. Die Pnpier- und Leinwand- umhullung sind oben und untcn mit Zwirn zusammengeschniirt. Wird nun der Kaut- schukbalg D zusam- mengedruckt, so wird durch das Kautschuk- rohr e und das Winkel- rohr b ein entsprechen- der Druck auf die Ober- flache der Flussigkeit

ausgeubt, und das Filtriren geht nach einwarts durch die Rohre c nach der Pipette B zu von Statten, welche letztere mit der Filtrirrohre c durch dbs Kautschuklahr f comuni- cirt. Der I3 u n s e n ' sche Klemmer yg gestattet die Pipette, wenn es belieht, von der Flasche A abzusperren.

Wenn das Filtrat freies Ammoniak enthalt, was spater quantitativ bestimmt werden soll, wird das obere Ende der Pipette durch eine Kautschukrohre A und die Glas-

204 Schciblcr : Uebcr wolframsnurc Snl7.c.

rohre i rnit dem Becherglas c, in dem sich die zum S5t- tigen des Ammoniaks gceignete Saure eingegossen findet, in Verbindung gesetzt.

Muss die Filtration bei einer hoheren Tcmperatur vorgenornrnen werden, so wird die I<autschul;rohre li iiher- diess mit eincm Klernmer versehen, um sp j t c r dcm Zu- rucksteigen von C nach B , wiiihrend das Filtrat in B sich nbkiihlt, vorzubeugen.

Wenn man e s nothig hat , kann man den ganzen Apparat vor und wiihrend dcs E'iltrirens mit Lcuchtgxs, Kohlenslure, \\'asserstoffgas etc. gcfullt haltcn.

Weitere Details fur die Anwendung des Apparates brauchen wohl nicht angefulirt zu werden.

XXTIT. Ue b er w 01 fr a m s au re S a1 z e .

Von C. Scheibler.

(Aus d. Monatsber. d. konigl. prcuss. Ac:id. d. Wissensch. April 1860.)

Die wolfrarnsauren Salze s ind , nachdem B e r z e l i us der Wolfrarnslure die Formel W 0 3 gegcben und dcren Atomgewicht festgestcllt ha t te , oftmals der Gcgenstand ausfuhrlicher Untersuchungen gewescn. IIicrher gehiiren u. A. die Arbeiten von:

A n t h o n (dies. Journ. 1'111, 399; IX, 337 u. f.) M a r g u e r i t t e (Journ. Phnrm. (3.) 1'11, 222 ; auch dies.

L a u r e n t ( A m . de Chim. et de Phys. X X l , 54 ; auch dies.

L o t z (Ann. d. CheIn. u. Phsrrn. XCI, 49; auch dies.

Journ. XXXV, 247).

Journ. XLII, 416).

Journ. LXIII, 2091, sowie die neuerdings veroffentlichte Arbeit von

bcricht fur 1857). A. R i c h e (Ann. cle Chin. et de Phys. (3.) L , 5 ; Jahres-