Ueber den Zusammenhang der Circularpolarisation mit der hemiëdrischen Hemisymmetrie

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447 die mlrglichst einfachen nnd homegensten Individrwn aasge- wtihlt worden waren, was nur dadurch ermaglicht wurde, dafs Hr. F r a n k die Gitte gehabt hatte, mir seinen ganzen Vorrath an Krystallen for die Zeit dieser Untersuchung zu ii berlassen. Die Spultburkeit des Kainit geht sehr deutlich nach CI; Pa, deutlich nach co P, eine weniger gute endlich nach mRm. Die optische Asenebene ist die Symmetrieebene Q) R Q, . Bei Anwendung eines kunstlichen Zwillings nach oP (Sdnarmont's Methode) ergab sich, dafs die erste Mittellinie mit der Normalen zu OP einen Win- kel von 1:3", also mit der verticalen Axe einen von Bo (nach hinten) einschliefst. Eine Platte, iiahe normal zur ersteii Mittellinie gab den Axenwiiikel in Luft = 141O angefahr fur Gelb (die beitlen Ringsysteme waren nicht mehr deut- lich zu sehen), in Oel t36" 40'. Die geneigte Dispersion in Oel sehr deutlich: die Hyperbel des eiiien Systems aiifsen schwach blau, innen kaiim beinerkbare gelbliclle Farbung; das andere Ringsystem mit lebhafteren Farben rind die Hy- perbel sehr stark, aufsen blan, innen roth, gesaumt. DOP- pelbrechung nicht stark, negatid. Optische Untersuchung. --- V I I I. Ueber den %usammenhang der Circulurpo- lnrisalion mit dcr hemiEdrischen Hemisymmetrie ; von F"ictov von Lung. D i e Monatsberichte der Berliner Akademie der Wissen- schafteii fur Februar 1869 enthalten eine sehr intermante Mittheilung des Dr. P. Groth, in welcher derselbc fur das circular polarisirende uberjodsaure Natrium eine dem Quarze analoge Krystallisation nachweist, und ferner Betrachtungen iibcr den Zusammenhang der Circularpolarisation mit der

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die mlrglichst einfachen nnd homegensten Individrwn aasge- wtihlt worden waren, was nur dadurch ermaglicht wurde, dafs Hr. F r a n k die Gitte gehabt hatte, mir seinen ganzen Vorrath an Krystallen for die Zeit dieser Untersuchung zu ii berlassen.

Die Spultburkeit des Kainit geht sehr deutlich nach CI; Pa, deutlich nach co P, eine weniger gute endlich nach mRm.

Die optische Asenebene ist die Symmetrieebene Q) R Q, . Bei Anwendung eines kunstlichen Zwillings nach o P (Sdna rmont ' s Methode) ergab sich, dafs die erste Mittellinie mit der Normalen zu O P einen Win- kel von 1:3", also mit der verticalen Axe einen von Bo (nach hinten) einschliefst. Eine Platte, iiahe normal zur ersteii Mittellinie gab den Axenwiiikel in Luft = 141O angefahr fur Gelb (die beitlen Ringsysteme waren nicht mehr deut- lich zu sehen), in Oel t36" 40'. Die geneigte Dispersion in Oel sehr deutlich: die Hyperbel des eiiien Systems aiifsen schwach blau, innen kaiim beinerkbare gelbliclle Farbung; das andere Ringsystem mit lebhafteren Farben rind die Hy- perbel sehr stark, aufsen blan, innen roth, gesaumt. DOP- pelbrechung nicht stark, negatid.

Optische Untersuchung.

---

V I I I. Ueber den %usammenhang der Circulurpo- lnrisalion mit dcr hemiEdrischen Hemisymmetrie ;

von F"ictov von Lung .

D i e Monatsberichte der Berliner Akademie der Wissen- schafteii fur Februar 1869 enthalten eine sehr intermante Mittheilung des Dr. P. G r o t h , in welcher derselbc fur das circular polarisirende uberjodsaure Natrium eine dem Quarze analoge Krystallisation nachweist, und ferner Betrachtungen iibcr den Zusammenhang der Circularpolarisation mit der

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Krystallform anstellt l). Mit Beziehung auf diese letzteren Betrachtungen m6chte ich mir erlauben auf die Ansichten hinzuweisen, die ich vor einiger Zeit uber denselben Ge- genstand in meinem Lehrbuche der Krystallographie (Wien 1S66) niedergelegt habe, und (lie, wie icli glaube, doch einen kleinen Schritt vorwarts in diesem dunkeln Gebiete ent- ha1 t en.

Ich vermuthe namlich, dafs die Circularpolarisation nicht diirch die Enantiomorphie der Krystallform bedingt ist, son- dern durch deren hemiedrisclie Hemisymmetrie.

Ich will vorerst den von mir angefuhrten Unterschied zwischeu Hemiedrie und Hemisymmetrie erlrlaren. Hemisym- metric ist namlich der Fall, wo von' dcii Richtiingen iin Krystalle, welche zu Folge dcr Syinmetrie seines Systems glcichwerthig seyn sollten, nur je die Halfte untereinander gleichwerthig ist. Hemiedrie dagegen findet statt, dort wo zu jeder der gleichwerthigen Richtungen nur eine senkrechte Flache vorkommt, wahrend der gcwbhnliche Fall der Ho- loedrie dcr ist, dafs zu jeder gleichwerthigen Richtiing zwei senhreclite Flachen an den entgegengesetzteii Seiten des Krystalls auftreten. Verglichen init einer holoedrischen ho- losymmetrischen Krystallgesialt (A) hat sowohl die zugehd- rige hemiedikhe holosymmetrische ( B), als auch die ana- loge holoedi.iiche hemisymmetrische Gestalt ( C) nrrr die lialbe Anzahl Flachen; aber in Beziehung auf die physiha- lische Eigenschaften unterscheiden sich die beiden Halften wesentlich von einander. Wahrend namlich die Gestalt (B) ebenso viel gleichwerthige Richtungen hat wie A , hat die Form C nur halb so viel, und es ist olineweiteres klar, dafs wohl die Formen A und B, aber iiicht A und C oder B und C gleichzeitig an eiiiein Krysiall vorkominen kbnnen, da der Krystall nicht gleichzeibig zweierlei Symmetriever- haltnissen gehorchen kann. So Iiiinnen im tesseralen System das Dyakisdodekaeder und das Hesaliistetraeder, beides die Halften des Hexahisohtaeder nicht zusammen all einem Kry- stall vorkommen, weil das erstere eine specifisch hemisym - iiielrisc:lie Gestalt mit nur 12 glricliwerthigen Richtungen 1) Siehe den Aufsatz VI dieses Helis. P.

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ist, wnihrend das letztere, holotesscral , 24 solcher Richtun- gen besitzt.

Eine hemisymmetrische Gestalt kann nattirlich aircfi he- miedrisch seyn, d a m hat sie im Allgemeinen nur ein Vier- tel der Flachen der zugehdrigen holoedrischen, holosymme- trischen Form ist also ein Tetartoeder. h r c h Specialisi- rung der zriletzt angrfiihrlen Formen lindet man, d a b das Octaeder sowohl als bolotesserale, als auch als hemitesserale Form maglich ist, uud es kann daher auch das Tetraeder, sowohl an einem holosymmetrischen, ds a d an einem he- misymmetrischen Krystall des tesseralen Systems auftreten, Es ist claher aricb Kar nicht anffdlig, dak das Tetraeder mil dem Pentagondodeltaeder, welches eine hemisymmetrische Form ist, combinirt vorkommt.

W i r sagfen, dals von den Richtungen, welche im Falle der Holosymmetrie gleichwerthig sind, irn Falle der Hemi- synimetrie nur mehr je die HalfLe es sind. Es hann aber niclit eine beliebige HaUte dirsei Richtongen glcichwcrthig seyn, sondern ditw Htilfte mni's im Ein!\lang mil der Sym- metrie des ganzen Systems gewahlt weiden. Auf diese Weise tindet man, dais im tesseralen und tetragonalen Sy- steme je eine, im liexagonalen Systeme abrr zwei hemisym- metrische Abtheilungen existiren; in den ubrigen Systemen ist keine Hcmisymmetrie mehr mbglich.

Ein wichtiger Untersdiied zwischen Hemiedrie und He- misymmetrie besteht auch datiu, dafs wohl durch erstere, niemals aber durch letztere enantiomorphc Halften entstehen, d. h. solche, die sich zu einander verhaltrn, wie ein Ggen- stand 211 seinein Spiegelbilde. Diese Eigenschaft der He- miedrie macht sich in allen bolo - und hemisymmetrischen Systemen geltend, mit alleiniger Ausnahlne des holotesseralen Systems.

Aris dem Lctztern folgt, dafs es viele Krystalle giebt, die enantiomorph sind; es ist aber auch behauut. dafs nur wenige cirrular polarisiren. So sind im rhombischen, mo- noklinischen und triklinischen System tiberhaupt noch keine Erscheinungen der Circular-Polarisation beobachtet worden.

PysendorPs Annd. Bd. CXXXVII. 29

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W a d ' R ' b c r cirbii ldrpolRrisii~nd~ Krvistallc ,der aiideren Systeme betrifft, so siiid alle, fiir welche bisher Enilntio- mdrphie nadhgkmieserm ist:,. :rind dikt dahen .hcmiEdrisch sind, a d homisymlnetrisch, Frci14kli1 sind dielb his; jetzt 'aur iwhn wenig.Fdlle; ns 'sind abcr alle Frilto. die :'iiherhaiipt von Op- lisdh *riuteiirichti.n heiniirbirden; .hemisymmetriscben . K F ~ - stallen I hekcmiit siod., 1 Ih3fs srhdiiit mir wknigslens den Schhrfs a n ~ : t e t h t b t i ~ e h , dais !die ~Cirr.ulai peltwisation d c h t tlrhoh did Enanfdomorphiic, eher nooh durch die: Bemiiidnisrh HQmisymm@rie mbedingt is&. . 1)er I leekwen Aunahme istchen nul' ,einige FAle2. oirdularpolarisirellder,, Rrystalle entgegen, vdni denen man bis jetit inoch iiicht .mit Restiinmtlreit sagen kdnii; ' ob eic hcmiedrisch! hcmisynhnetrisch Lryst;rllisineu oderr nicht.

F,ss.sind! diefs zweierlei Krpstalle. I Erstens solclie i lvon weldBen man $emti weifs , dafs I 9ie hemisymmetristhl kind, an "deueii rnhii aber bisher j Ihcine hemiCtlrisehcn FWim beobecl'ten: Lonnta, ,Hidrhor pehiinelg ider Ziuclbei, iind dw Bandl: ( C , H,, 0,), welche buide. rhdmboiidrisch k r ~ s t a l l i - siren. Lbider besitmen wirrbis jetzt Lein Miltel den heini6- drisrhcn CharaLter eiiies Krystalls diirch andere. Kennzeichen festzustellen; Hiichsttws I . d a i ~ ~ ~ ninn an Liinstlicb Lrystalli- sirten K-thyern kiinsflich solche hriniedriscben Bl" c ~ c h en 0n- schlcifen iind nachsehcn,, ob die Krgstalle in dieser; Weise foitwachsen oder !dicht.

Zzoeitens aber giebt cs auch noch circiilar polarrsirende Knystalle , von rlonen man, abgosehen ron der Heinicdrie, nicht einmal weifs, oh sie hc~mis~mmetrisrh sintl oder nitht. Mit Urbergehang einiger. tesseralcn Subsfanzen, gehart ;bier- her freilich nur das letragonale sc:h.rvefeIsaiire Slsychnin mil. 13 Aequivalenten Krystallwasser. J)er holo- ocler beurisymc inetriscbe Chaiakter lafst sich aber nllerdings, wesigstelae theoretisch,' ipnmer tlurch aiidere Untersiichongen, z. I<. drirch H~rteuiiter.suchungeii feslstellen. Filr Liinstlieh krgstallisi~ rende Substanzen blicbe air& noch . das wvor angegebcue Mittel ubrig. Und in der - That ist es auf diem Weise M a r b a c h gelringen den hemisynimetrisrhen CharaLtrr de8 tesseralen . brom sauren Natrons. zu coustatiren ,. indem er

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kiinstlirh die Fllchen eiiier hcmisymmetrischen Form an tlie- seu ,Krystallen hervorbrarhte.

Wieo 28. Mai 1869.

IX. Sciizc:ric.iie elekfrisclre Funkan in Luft; von P. R i e fs.

D a f s die elektrikhe Entladung mit Funken, die durch eine tropfbare Fliissigkeit schlagen, in sehr verschiedener Weise ror t sicb gehen kann, ist mitlelbar vielfach aufgezeigt wor- dea. Uer an eiiier Stelle diirch eine Fliissigheitsschicht uatarbrochene metallisclre Schlicklraht eiiier leydcner Bat- terie erfahrt durch die Entladung eine sfurke oder schzoucke Erwltmuug miter Urnstanden, die es hlar machen, dafs diese Verschiedenheit dcr WT;irme 0011 der Art der Funhen- entladung in der Flijssigheit abhangt, die deshalb bezielilich als starke und schumclre Fuitkenentladiing bzeichnet wird ’). Auch, unmittelbar macht sich die Verschiedenheit der Fan- hen den Sinnen bemerhlich. Uie schwache Funkenentla- dung migt eine geringere Intensitat des Licktes rind Schal- les und, Fnorauf ich hier ri l l besondores Gewicht lege, wenn der Ratnn, den sie durchbricht, nicht zu schmal ist (von 2 Lioien an), so erscheiut die Mitte dcr Funhenbahn dun- he1 2)” Die schzaachen Funlien sollen hier dadurch charak- terisirt seyn, dafs Bin Theil ihrer Bahn viillig hh t los ist.

An& i b i Luft h8iiuen, wie zii rermrithen w a r , die schwaches Funken atifheten uud sind wol schon zufallig beobachtet worden. WPJ eine griifsere Zahl ron FunAen avs dem Conductor ciuer Elehtrisirinaschine mg, oder eine l eydqer F h h e ,oft nach eiaander entlud, dem w i d w d eiu Fwke vorgehommcu seyn, der hein eigentlicher Fdnke

1) A k d . Munatsbericlite IS57 und 195s. K i e f s , Abhandl. z. Elektrici- t3tJi.liir S. 151. 174.

2J Abl~andlungcn S. 189, 29 *