Ueber eine eigenthümliche Gestaltsveränderung der Ovarien (Ovarium gyratum)

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Aus Dr. Abel's Privat-Frauenklinik zu Berlin. Ueber eine eigenthUmliche Gestaltsveritnderung tier Ovarien (Ovarium gyratum). gon Dr. Abel. (~it I Abbildung im Text.) Die urspriinglich glatte Oberfl/iche des Eierstocks zeigt im ge- schlechtsreifen Alter mehr oder weniger zahlreiche Unebenheiten. Dieselben sind durch Narbenbildung an den Stellen bedingt, an denen Follikel geplatzt waren. Dass abet das 0varium Furehungen zeigen kann, welche lebhaft an Gehirnwindungen erinnern~ ist eine bisher in der Literatur nicht beschriebene Erscheinung. Der Be- fund war ein rein zuf~lliger. Nach der Exstirpation eines Uterus wegen Cervixcarcinoms stellten sich zwei sehneeweiss erscheinende G-ebilde in der Vaginalwunde ein, yon welchen man beim blossen Anblick zweifelhaft sein konnte, ob dieselben nicht ein foetales, mensehliches Gehirn w~iren. Nach der Exstirpation derselben konnten dieselben als die Ovarien erkannt werden. Dieselben waren fast um das Doppel~e vergrSssert und zeigten tiefere und flachere Windungen. An dem einen Ovarium befa.nd sich eine circa wallnussgrosse Oyste r welohe bei der Exstirpation platzte. Es is~ dies das 0varium, welches in tier beigegebenen Zeichnung abgebildet ist. Leider konnte die Zeichnung erst naeh H/irtung des iPr'aparates gemacht werden~ so dass dieselbe die absonder- liche Gestalt nicht mehr in soleher Klarheit wiedergiebt, wie dies am frischen Pr@arate der Fall war. Bei ,a '~ ist die geplatzte Cyste gezeichnet.

Transcript of Ueber eine eigenthümliche Gestaltsveränderung der Ovarien (Ovarium gyratum)

Aus Dr. Abel's Privat-Frauenkl inik zu Berlin.

Ueber eine eigenthUmliche Gestaltsveritnderung tier Ovarien (Ovarium gyratum).

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Dr. Abel.

(~it I Abbildung im Text.)

Die urspriinglich glatte Oberfl/iche des Eierstocks zeigt im ge- schlechtsreifen Alter mehr oder weniger zahlreiche Unebenheiten. Dieselben sind durch Narbenbildung an den Stellen bedingt, an denen Follikel geplatzt waren. Dass abet das 0varium Furehungen zeigen kann, welche lebhaft an Gehirnwindungen erinnern~ ist eine bisher in der Literatur nicht beschriebene Erscheinung. Der Be- fund war ein rein zuf~lliger. Nach der Exstirpation eines Uterus wegen Cervixcarcinoms stellten sich zwei sehneeweiss erscheinende G-ebilde in der Vaginalwunde ein, yon welchen man beim blossen Anblick zweifelhaft sein konnte, ob dieselben nicht ein foetales, mensehliches Gehirn w~iren. Nach der Exstirpation derselben konnten dieselben als die Ovarien erkannt werden. Dieselben waren fast um das Doppel~e vergrSssert und zeigten tiefere und flachere Windungen. An dem einen Ovarium befa.nd sich eine circa wallnussgrosse Oyste r welohe bei der Exstirpation platzte. Es is~ dies das 0varium, welches in tier beigegebenen Zeichnung abgebildet ist. Leider konnte die Zeichnung erst naeh H/irtung des iPr'aparates gemacht werden~ so dass dieselbe die absonder- liche Gestalt nicht mehr in soleher Klarheit wiedergiebt, wie dies am frischen Pr@arate der Fall war. Bei , a '~ ist die geplatzte Cyste gezeichnet.

Abel~ Ueber eine eigenthfimliche Gestaltsveriinderung der Ovarien. 23

Aut dam Durehsehnitt erweisen sieh die Furehen als mehr odor mimer tiefe und breite Spalten, so dass sieh an manehen Stellen die Oberfiiiche um ca. 1/2 cm einsenkt. Die Breite der makroskopiseh siehtbaren Spalten sehwankt zwisehcn 0,5 und

1,5mm. Ausserdem finden sieh mit blossom Auge kaum noch wahrnehmbare Spalten, welche mehr oder mimer fief in das Ge- webe eindringen, zum Theil sich in der Tiefe umbiegen und eine kurze Streeke anniihernd parallel zur Oberflitehe verlaufen.

Die mikroskopisehe Untersuchung ergiebt, dass die Oberflfiehe der Spalten liberal1 mit einem gleichm~ssigen eubischen Epithel bekleidet ist. Dasselbe bildet die Fortsetzung des Keimepithels des Ovariums. Die Zusammensetzung des Ovarialstroma's ist ver- sehieden, je naeh der Sehicht. W/ihrend in den tieferen Schiehten das Stroma zellenreieher ist als im normalen Ovarium, nehmen die zelligen Elemer, te nach der Oberfliie'he bin immer mehr an Zahl ab. Das Grundgewebe quillt fSrmlich vor und bildet als homogene Masse unregelm~ssig aneinander gelagerte Schollen, in welehen sich auch bei st//rkerer VergrSsserung keine charakteri- stisehe Struetur differenziren l~sst. Die Oberfi~iche zeigt also mi- kroskopiseh noah welt mehr Unebenheiten, als dies makroskopisch wahrnehmbar ist. Follikel konnten nicht naehgewiesen werden, dagegen mehrero Corpora albieantial Die Gef~isse sind sp~irlieher als sonst im Ovarium. Die charakteristisehe, korkzieherartige Schl/ingelung derselben ist nicht vorhanden.

Die Erklgzung fiir diesen sonderbaren ,Lusus naturaer wie Wa ldeye r sic~ bei der Betraehtung des Pr/iparates ausdriiekte, diirfte so zu geben sein, dass es sieh um Sehrumpfungsvorg~nge an einem urspriinglieh durch Bindegewebswucherung mit oedema- tSser Durehtr'~nkung vergrSsserten Ovarium handelt.

An irgend welehen Zusammenhang zwisehen dieser Bildung und dem Cervixeare, inom kann selbstverst~indlieh nicht gedaeht werden.