Über Epidermoide und Follikularcysten

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210 Siemens: lJber Epidermoide und Follikularcysten. komme, so m6ehte ieh jedoeh nieht dahin verstanden werden, dab nach meiner Ansieht die miihevolle Arbeit yon Meirowsky und Leven umsonst gewesen sei. Das groBe Verdienst yon Meirowsky und Leven sehe ich darin, dab diese Autoren der Ahnliehkeit mensehlieher Haut- migbildungen mit der Tierzeiehnung, auf die Hebra und sp~ter Voerner kurz hingewiesen hatten, in systematiseher Untersuehung naehgegangen sind, und dab sie uns so die iiberrasehende Ahnliehkeit der Mutter- mgler mit der Tierzeiehnung demonstrieren konnten. Und wenn aueh ihre Annahme, dab diese Xhnliehkeit dureh gleiehe Verursaehung zustande komme, auf Grund der zwillingspathologischen Befunde ab- getehnt werden muB, so ist doeh die Feststellung einer solehen Ahnlieh- keit nieht weniger interessant und nieht weniger wertvoll; denn es wird dadureh in umfassender Weise eine ~'ragestellung der /ormalen Genese der Muttermgler aufgerollt, welehe dureh meineUntersuehungen, die die kausale Genese der Naevi betreffen, gar nieht beriihrt wird. (Demonstration einiger Zwillinge mit Naevi spili, mit tierfellghnliehem Naevus, mit Naevus linearis, mit Fibroma pendulum, mit Naevus depigmentosus, mit Naevus vaseulosus und mit Naevus vaseulosus anaemieus.) 35 Herr Siemens-Miinehen: giber Epidermoide und Follikuiarcysten. Anamnestische Erhebungen an 114 Ateromf~llen ergaben, dab bei Epidermoiden /amilidires Au/treten geradezu die ReBel bildet. Es wurde bei 68% der F~lle angetroffen. Infolge der bekannten Mangel- haftigkeit der Anamnesen darf man annehmen, dab in jedem Fall yon typisehem Epidermoid die entscheidende Ursaehe im Vorhandensein einer pathologisehen Erbanlage gelegen ist. Bei denjenigen Atheromen, die aus klinischen Griinden nieht als Epidermoide sondern als Follikular- cysten aufzufassen sind, liegen keine Anhaltspunkte fiir eine erbliche Genese vor. Der Erbliehkeitsmodus der idiotypisehen Epidermoide ist der einer unregelmdiriigen Dominanz. Naeh unserem Material scheint sich die krankhafte Erbanlage bei etwa 2/3 der Behafteten zu mani- festieren. Trotzdem in unserem l-Vlaterial auf 97 3/[~nner nur 18 Weiber trafen, lehren doeh die Befunde an den sekund~r ermittelten F~llen, dab die Bevorzugung des m~nnliehen Gesehleehts nur eine seheinbare ist, und dab in Wirkliehkeit M~inner und Weiber in gleiehem Marie be~allen werden. Die idiotypisehen Ep~dermoide unterseheiden sieh dureh ihre ausgesproehene Erbtiehkeit nicht nm' yon den Follikular- cysten, sondern aueh yon den Dermoiden, bei denen famili~res Auf- treten nur auBerordentlich selten besehrieben worden ist. /Die Epi- dermoide sind d~her ihrem ~tio]ogisehen Wesen naeh keine Unter-

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2 1 0 Siemens: lJber Epidermoide und Follikularcysten.

komme, so m6ehte ieh jedoeh nieht dahin verstanden werden, dab nach meiner Ansieht die miihevolle Arbeit yon Meirowsky und Leven umsonst gewesen sei. Das groBe Verdienst yon Meirowsky und Leven sehe ich darin, dab diese Autoren der Ahnliehkeit mensehlieher Haut- migbildungen mit der Tierzeiehnung, auf die Hebra und sp~ter Voerner kurz hingewiesen hatten, in systematiseher Untersuehung naehgegangen sind, und dab sie uns so die iiberrasehende Ahnliehkeit der Mutter- mgler mit der Tierzeiehnung demonstrieren konnten. Und wenn aueh ihre Annahme, dab diese Xhnliehkeit dureh gleiehe Verursaehung zustande komme, auf Grund der zwillingspathologischen Befunde ab- getehnt werden muB, so ist doeh die Feststellung einer solehen Ahnlieh- keit nieht weniger interessant und nieht weniger wertvoll; denn es wird dadureh in umfassender Weise eine ~'ragestellung der /ormalen Genese der Muttermgler aufgerollt, welehe dureh meineUntersuehungen, die die kausale Genese der Naevi betreffen, gar nieht beriihrt wird. (Demonstration einiger Zwillinge mit Naevi spili, mi t tierfellghnliehem Naevus, mi t Naevus linearis, mi t Fibroma pendulum, mi t Naevus depigmentosus, mit Naevus vaseulosus und mit Naevus vaseulosus anaemieus.)

35 Herr Siemens-Miinehen: giber Epidermoide und Follikuiarcysten.

Anamnestische Erhebungen an 114 Ateromf~llen ergaben, dab bei Epidermoiden /amilidires Au/treten geradezu die ReBel bildet. Es wurde bei 6 8 % der F~lle angetroffen. Infolge der bekannten Mangel- haftigkeit der Anamnesen darf man annehmen, dab in jedem Fall yon typisehem Epidermoid die entscheidende Ursaehe im Vorhandensein einer pathologisehen Erbanlage gelegen ist. Bei denjenigen Atheromen, die aus klinischen Griinden nieht als Epidermoide sondern als Follikular- cysten aufzufassen sind, liegen keine Anhaltspunkte fiir eine erbliche Genese vor.

Der Erbliehkeitsmodus der idiotypisehen Epidermoide ist der einer unregelmdiriigen Dominanz. Naeh unserem Material scheint sich die krankhafte Erbanlage bei etwa 2/3 der Behafteten zu mani- festieren. Trotzdem in unserem l-Vlaterial auf 97 3/[~nner nur 18 Weiber trafen, lehren doeh die Befunde an den sekund~r ermittel ten F~llen, dab die Bevorzugung des m~nnliehen Gesehleehts nur eine seheinbare ist, und dab in Wirkliehkeit M~inner und Weiber in gleiehem Marie be~allen werden. Die idiotypisehen Ep~dermoide unterseheiden sieh dureh ihre ausgesproehene Erbtiehkeit nicht nm' yon den Follikular- cysten, sondern aueh yon den Dermoiden, bei denen famili~res Auf- treten nur auBerordentlich selten besehrieben worden ist. /Die Epi- dermoide sind d~her ihrem ~tio]ogisehen Wesen naeh keine Unter-

Sehumacher: Beitrag zur Dermatoskopie. 211

abteilung der Dermoideysten, sondern durehaus eine selbst~ndige Krankheitsform. Dadureh erst reehtfertigt sieh nunmehr aueh der aide Name , ,Epidcrmoid" (Heschl).

Die erbliehen Epidermoide sind nur ausnahmsweise im Gesieht (Stirn) und an anderen Stellen des KSrpers, dagegen ganz vornehmlich au/ dem behaarten Kop/ lokalisiert. Sie werden in der Mehrzahl der zum Arz t l~ommenden F~lle (in etwa 85~o) multipel angetroffen, sind im Durehschnit t etwas grd/3er und werden im Durchschnit t etwas ]righer bemer]ct als die ]u~ollikularcysten, welche - - wenn wit yon S tamm und Extremiti~ten absehen --- fast stets im Gesieht und Naeken lokali- siert und meist (in etwa 85% der Fi~lle) in der Einzahl vorhanden sind.

(Wird ausffihrlieh im Arch. f. Dermatol. Bd. 44, S. 175 ver6ffentlieht.)

36. Herr Carl Schumacher-Miinchen: Beitrag zur Dermatoskopie.

Die Hoffnung, in der Dermatoskopie cine wesentliche Bereicherung unseres diagnostischen Rfistzeuges zu erhMten, hat sich wenigstcns ffir die Dermatologie bis jetzt leider nicht erffillt. Trotzdem ist aber durch diese Untersuchungsmethode unsere Erkcnntnis der feineren Geschehnisse in gesunder wie in erkrankter Hau t in mancher Hinsicht nieht unbetrhchtlich vermehrt wordem Wurde es so doch erst er- m6glicht, manche reversibelen Ver~nderungen, namentlich solche an den Capillaren, plastisch zur Anschauung zu bringen, was vorher in mikroskopischen Schnitten nie erreichbar war. Dazu kommt noch der grol3e Vorteil, dab dies ohne Excision in vivo m6glich ist. Die Dermato- skopie ist -- eigentlieh eine merkwfirdige Tatsache - - zuerst yon der internen Medizin mit Erfolg angewandt worden (0. Mi~ller und seine Schule). K a m es diesen auch vor allem auf die Capillarbeobachtung und auf das Verh~ltnis der erkennbaren Vergnderungen zu internen Erkrankungen an, so verdanken wit ihnen doch aueh einzelne kiirzere Angaben fiber t Iautcrkrankungen. Ich nenne nnr Weifi und Holland, Nikau sowie den Wiener Schur. Von ihnen wurde aueh auf die Be- deutnng, die die ~e thode unter Umst~nden ffir die Dermatologie habetl k6nnte, wiederholt hingewiesen. Von den H~ut~rzten beseh~f- tigte sieh zuerst Saphier mit dermatoskopischen Untersuehungen, und ihm verdanken wit eine systematische und eingehende Sehilderung der zu beobaehfenden Befunde bei normaler wie erkrankter t taut . Seine grundlegenden Ergebnisse, die dureh die spi~teren Arbeiten anderer Fachkotlegen (Heft, Kummer, Dietrich) nut in geringer Weise erweiterg, in vereinzelten Punkten aueh eingeschr~nkt wurden, sind ~n 5 i-V[itteilungen im Arehiv ffir ])ermatologie u. Syphilis niedergetegt. Saphier glaubte, den Lupus vulgaris gegen ihm i~hnliehe tertii~r luetisehe

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