Ueber Schrumpfniere

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192 gaogen ist, w/ihrend die Verbrfihungsstatistik einer jeden gr/isseren Stadt [hnen ge- niigende Beweismaterialien liefern wird, (lass Kinder bei vial weniger in- und extensiven Verbrennungen ihr Leben unmittelbar oder bald darauf eiobiissen. Besser, sehr geehrter College, als dureh Reflexionen und l)eductionen warden Sie daher yon tier Wahrhaftigkeit meiner Ergebnisse und yon der Unhaltbarkeit lhrer ltypothese sich fiberzeugen, wenn Sie die Mfihe nicht scheuen wollen, maine Befunde experimentell noch elnmal zu prfifen. Und ieh kann Sie versichern, dass schon wenige Versuche Sie zum Ziele ffihren werden. -- Ich zweifle aoch aicht, dass Sie dann keinen hnstand nehmen warden, bei hochgradigen Verbrennungen die Transfusion als einziges lebensrettendes Mittel zu erproben. -- Ffir Ihre experimentelleu Nachprfifungen wfinsche ich aber, dass Sie.versehont bIeiben m6gen yon der Meute anonymer Freibeuter, die dutch Verl/iumdungen die Menge aufzuregen nod dos Urthei] der Gebildeteren irre zu ffihreu suchen. . Ueber Sehrumpfniere. Entgegnung auf den offenen Brief tier Herren Dr. P. Grawitz und Dr. O. Israel (Bd. LXXX. S. 379). Von Prof. Dr. Iteller in Kiel. Meia (durch einen redactionellen Missgriff in Form einer besonderen Mitthei- lung abgedrucktes) Referat fiber ~einen im physiologischen Vereine unter Vorlegung yon mikroskopischen Praparate~ gehaltenen Vortrag hat eine Entgegnung yon Ihrer Seite erfahreu, welche das Wesentliche meiner Kritik umgeht. Es waren drei Pnnkte, um die es sich handelte. Erstens fehlt vorliiufig jede Berechtigung, die atrophischen Nieren Ihrer Versuchsthiere mit den menschlicheu Schrumpfnieren zu identificiren. Es herrscht voile Uebereinstimmung, dass bei diesen die Glomeruli mehr oder weniger stark ver/idet gefunden warden; Zeuge daffir die Lehrbfieher der pathologischen Anatomie, die doch den jeweiligen Stand der Lehre wiedergeben. Dam gegenfiber sagen Sie: ,nut die Glomeruli verharren in auffatlender Integrit/it" (S. 322, Bd. 77) in Bezug auf die einen uod: ,,ouch bei diesar Affection erhalten steh die Glomeruli sehr resistent, wir haben an ihnen keinerlei Veriinderungen wahrgenommen" (S. 323). Zweitens berficksichtigten Ste in Ihrer Polemik gegen Barrels nhr dessert t871 in Vortragsform erschienene Mittheilung (Klinische Yortriige, herausgegeben yon Volkmann), wli.hrend diese Polemik eben dutch die ausffihrliche Arbeit (v. Ziemssen's Handbueh IX. t875) griisstentheils htnf/illig geworden ist. Drittens endlich hob ieh hervor, (lass Barrels durchaus Schrumpfnieren an- deren Ursprungs nicht leugnete; dass der Kern seiner Lehre dureh histologisehe und experimentelle Arbeiten aicht zu erschfittern ist; der Satz, auf den es ihm ankara, ist doch our der klinische, dass es nicht wahr ist, dass die an Schrumpf- nieren Sterbenden anfangs ein Stadium mit den kliniscben Erscheinungen der ,parenchymati~sen Nephritis" durehgemaeht haben. War diesen Satz bekiimpfen will, muss ihn mit ebenbfirtigen klinischen Beobachtungen bekfimpfen; dies dfirfte den Jahrzehnte lang fortgesetzten gewissenhaften Beobachtungen gegenfiber, fiber welche Barrels verffigte, ntcht leteht sein; seine Kranken geh~rten zum Theil den hasten Kreisen der Bev/ilkerung an, deren gauzes frfiheres Leben vollkommen Mar vorlag. lm Uebrigen muss ich auf eiue demn~ichst zum Abschluss kommende Bear- beitung des reichhaltigen, mir zu Gebote stehendeu Materiales verweisen.

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gaogen ist, w/ihrend die Verbrfihungsstatistik einer jeden gr/isseren Stadt [hnen ge- niigende Beweismaterialien liefern wird, (lass Kinder bei vial weniger in- und extensiven Verbrennungen ihr Leben unmittelbar oder bald darauf eiobiissen.

Besser, sehr geehrter College, als dureh Reflexionen und l)eductionen warden Sie daher yon tier Wahrhaftigkeit meiner Ergebnisse und yon der Unhaltbarkeit lhrer ltypothese sich fiberzeugen, wenn Sie die Mfihe nicht scheuen wollen, maine Befunde experimentell noch elnmal zu prfifen. Und ieh kann Sie versichern, dass schon wenige Versuche Sie zum Ziele ffihren werden. - - Ich zweifle aoch aicht , dass Sie dann keinen hnstand nehmen warden, bei hochgradigen Verbrennungen die Transfusion als einziges lebensrettendes Mittel zu erproben. - -

Ffir Ihre experimentelleu Nachprfifungen wfinsche ich aber, dass Sie.versehont bIeiben m6gen yon der Meute anonymer Freibeuter, die dutch Verl/iumdungen die Menge aufzuregen nod dos Urthei] der Gebildeteren irre zu ffihreu suchen.

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Ueber Sehrumpfniere. Entgegnung auf den offenen Brief tier Herren Dr. P. G r a w i t z und Dr. O. I s r a e l

(Bd. LXXX. S. 379).

Von Prof. Dr. I t e l l e r in Kiel.

Meia (durch einen redactionellen Missgriff in Form einer besonderen Mitthei- lung abgedrucktes) Referat fiber ~einen im physiologischen Vereine unter Vorlegung yon mikroskopischen Praparate~ gehaltenen Vortrag hat eine Entgegnung yon Ihrer Seite erfahreu, welche das Wesentliche meiner Kritik umgeht.

Es waren drei Pnnkte, um die es sich handelte. Erstens fehlt vorliiufig jede Berechtigung, die atrophischen Nieren Ihrer Versuchsthiere mit den menschlicheu Schrumpfnieren zu identificiren. Es herrscht voile Uebereinstimmung, dass bei diesen die Glomeruli mehr oder weniger stark ver/idet gefunden warden; Zeuge daffir die Lehrbfieher der pathologischen Anatomie, die doch den jeweiligen Stand der Lehre wiedergeben. Dam gegenfiber sagen Sie: , nu t die Glomeruli verharren in auffatlender Integrit/it" (S. 322, Bd. 77) in Bezug auf die einen uod: ,,ouch bei diesar Affection erhalten steh die Glomeruli sehr resistent, wir haben an ihnen keinerlei Veriinderungen wahrgenommen" (S. 323).

Zweitens berficksichtigten Ste in Ihrer Polemik gegen B a r r e l s nhr dessert t871 in Vortragsform erschienene Mittheilung (Klinische Yortriige, herausgegeben yon V o l k m a n n ) , wli.hrend diese Polemik eben dutch die ausffihrliche Arbeit (v. Z i e m s s e n ' s Handbueh IX. t875) griisstentheils htnf/illig geworden ist.

Drittens endlich hob ieh hervor, (lass B a r r e l s durchaus Schrumpfnieren an- deren Ursprungs nicht leugnete; dass der Kern seiner Lehre dureh histologisehe und experimentelle Arbeiten aicht zu erschfittern ist; der Satz, auf den es ihm ankara, ist doch our der klinische, dass es nicht wahr ist, dass die an Schrumpf- nieren Sterbenden anfangs ein Stadium mit den kliniscben Erscheinungen der ,parenchymati~sen Nephritis" durehgemaeht haben. War diesen Satz bekiimpfen will, muss ihn mit ebenbfirtigen klinischen Beobachtungen bekfimpfen; dies dfirfte den Jahrzehnte lang fortgesetzten gewissenhaften Beobachtungen gegenfiber, fiber welche B a r r e l s verffigte, ntcht leteht sein; seine Kranken geh~rten zum Theil den hasten Kreisen der Bev/ilkerung an, deren gauzes frfiheres Leben vollkommen Mar vorlag.

lm Uebrigen muss ich auf eiue demn~ichst zum Abschluss kommende Bear- beitung des reichhaltigen, mir zu Gebote stehendeu Materiales verweisen.