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Überblick: Parteienlandschaft der Weimarer Republik Wahlplakat der Bayerischen Volkspartei zur bayerischen Landtagswahl am 12. Januar 1919 Bayerische Volkspartei (BVP) Am 12. November 1918 konstituierte sich in Regensburg die Bayerische Volkspartei (BVP) aus dem bayerischen Teil des Zentrums. Die Mitglieder protestierten damit vorwiegend gegen die zentralistische Politik von Zentrumspolitiker Matthias Erzberger, der sich zu den Ergebnissen der Revolution von 1918/19 und der Weimarer Verfassung bekannte. Die BVP entwickelte ein eigenständiges, auf katholischen Fundamenten beruhendes Parteiprogramm mit deutlich konservativer und föderalistischer Akzentuierung. Obwohl die Weimarer Republik grundsätzlich anerkannt wurde, favorisierte die BVP einen deutschen Staatenbund mit umfassender bayerischer Eigenstaatlichkeit und die Wiedergewinnung traditioneller Sonderrechte. 1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen. 2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden. 3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des Wahlplakats vor.

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Überblick: Parteienlandschaft der Weimarer Republik

Wahlplakat der Bayerischen Volkspartei zur bayerischen Landtagswahl am 12. Januar 1919

Bayerische Volkspartei (BVP)

Am 12. November 1918 konstituierte sich in Regensburg die Bayerische Volkspartei (BVP) aus dem bayerischen Teil des Zentrums. Die Mitglieder protestierten damit vorwiegend gegen die zentralistische Politik von Zentrumspolitiker Matthias Erzberger, der sich zu den Ergebnissen der Revolution von 1918/19 und der Weimarer Verfassung bekannte. Die BVP entwickelte ein eigenständiges, auf katholischen Fundamenten beruhendes Parteiprogramm mit deutlich konservativer und föderalistischer Akzentuierung. Obwohl die Weimarer Republik grundsätzlich anerkannt wurde, favorisierte die BVP einen deutschen Staatenbund mit umfassender bayerischer Eigenstaatlichkeit und die Wiedergewinnung traditioneller Sonderrechte.

1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des Wahlplakats vor.

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Deutsche Arbeiterpartei (DAP)/Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)

Die am 5. Januar 1919 in der aufgeheizten politischen Atmosphäre der Revolution von 1918/19 in München gegründete Deutsche Arbeiterpartei (DAP) war zunächst lediglich eine von vielen kleineren antisemitisch-völkischen Splittergruppen in der bayerischen Hauptstadt. Die Wahrnehmung der DAP als unbedeutender Diskussionszirkel änderte sich, nachdem ihr im Herbst 1919 Adolf Hitler beitrat. Als begabter Redner verschaffte er der Partei zunehmende Popularität in den völkischen Kreisen der "Ordnungszelle" Bayern, die zu Beginn der 20er das Zentrum rechtsextremer Agitation gegen die verhasste Weimarer Republik darstellte. Am 24. Februar 1920 erfolgte auf der mit 2.000 Besuchern ersten Massenveranstaltung der DAP im Münchner Hofbräuhaus die Umbenennung in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Innerhalb weniger Monate verstand es Hitler, dank seines Agitationstalents für die Partei unersetzbar zu werden und sie in seinem Sinn zu instrumentalisieren. Geprägt von einem aggressiven Antisemitismus und einer radikalen völkischen Weltanschauung blieben die 1920 im 25-Punkte-Programm dargelegten Zielsetzungen der NSDAP bewusst unscharf formuliert. Die Partei verstand sich in erster Linie als "Bewegung" zur Mobilisierung der Massen. Alle "arischen" Deutschen sollten im Sinne einer "Volksgemeinschaft" in ihr erfasst werden. Zutiefst verachtete die NSDAP den Parlamentarismus und die politischen Parteien der Weimarer Republik, die sie für soziale Gegensätze und die "widernatürliche Spaltung des Volkes" verantwortlich machte. Ihre wichtigste Aufgabe sah die Partei im Kampf gegen den Versailler Vertrag und das "internationale Judentum".

Wahlplakat der NSDAP zur Reichstagswahl 1928

1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des Wahlplakats vor.

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Deutsche Demokratische Partei (DDP)

Wahlplakat der DDP zur Wahl der Weimarer Nationalversammlung, 1919

Keine andere Partei identifizierte sich so uneingeschränkt mit der parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik wie die DDP, und keine andere Partei bekannte sich so eindeutig zu individueller Freiheit und sozialer Verantwortung. Mit Hugo Preuß, Max Weber, Friedrich Naumann, der auf dem 1. Parteitag im Juli 1919 zum DDP-Vorsitzenden gewählt wurde, und mit Conrad Haußmann (1857-1922), dem Vizepräsidenten und Vorsitzenden des Verfassungsausschusses der Nationalversammlung, kamen die entscheidenden Gestalter der Weimarer Verfassung aus den Reihen der DDP. Die Partei strebte einen föderalen Einheitsstaat an und forderte - wie nahezu alle anderen Parteien auch - die Revision des Versailler Vertragswerks. Die DDP bekannte sich zum Völkerbund als Institution eines friedlichen Interessensausgleichs zwischen den Staaten. Sozialpolitisch suchte die Partei die Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) einen Ausgleich zwischen den sozial- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen von Arbeiterschaft und Bürgertum. Die DDP unterstützte das Prinzip der Privatwirtschaft, forderte jedoch staatliche Interventionsmöglichkeiten. Wegen ihres klaren Bekenntnisses zum Liberalismus und zum parlamentarischen System war die DDP Ziel ständiger Angriffe aus den Reihen der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und der Deutschvölkischen.

1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des Wahlplakats vor.

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Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs im Herbst 1918 formierten sich die Parteien neu. Da die Aufnahme von Politikern wie Gustav Stresemann von der gerade gegründeten Deutschen Demokratischen Partei mit dem Hinweis auf deren annexionistische Haltung während des Ersten Weltkriegs abgelehnt wurde, schlossen sich der von Stresemann geführte rechte Flügel der ehemaligen Nationalliberalen Partei und ein Teil der früheren Fortschrittlichen Volkspartei im Dezember 1918 zur Deutschen Volkspartei zusammen. Dem parlamentarischen System der Weimarer Republik zunächst äußerst ablehnend gegenüberstehend, näherte sich die DVP unter dem Vorsitz des "Vernunftrepublikaners" Stresemann langsam an die neue Staatsform an. Die im Oktober 1919 veröffentlichten Grundsätze der DVP betonten den Gedanken nationaler Machtstaatspolitik und zielten noch auf die Wiederherstellung des Kaisertums. Das offene Bekenntnis der DVP zu den alten Reichsfarben "Schwarz-Weiß-Rot" war Ausdruck der strikten Ablehnung der Weimarer Verfassung und der republikanischen Staatsform. Von der Schwerindustrie finanziell massiv unterstützt, stand die DVP in scharfer Konfrontation zu den politischen Zielen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Ebenso eindeutig wie die Deutschnationale Volkspartei lehnte die DVP als Partei des "nationalen Liberalismus" die Revolution von 1918/19 prinzipiell ab, aber sie war weit weniger populistisch und hielt Distanz zu dem in deutschnationalen Kreisen offen propagierten Antisemitismus. Die insbesondere von der DDP und DVP erhobene Forderung nach einer klaren Trennung von Staat und Kirche führte immer wieder zu Konflikten mit der Zentrumspartei.

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Deutsche Volkspartei (DVP)

Wahlplakat der DVP zur Weimarer Nationalversammlung, 1919

1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des Wahlplakats vor.

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Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)

In den Wirren der Revolution von 1918/19 gründeten Vertreter des Spartakusbunds und der "Internationalen Kommunisten Deutschlands" in Berlin Ende Dezember 1918 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Mit der neuen Partei wollten sie sich deutlich von den als zu gemäßigt empfundenen beiden anderen parteipolitischen Vertretungen der Arbeiterbewegung - der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands - absetzen. Ziel der stark bolschewistisch geprägten KPD war die Vollendung der Revolution in Deutschland nach sowjetrussischem Vorbild. Während die beiden führenden Köpfe der Spartakusgruppe Anfang 1919 auf eine Beteiligung an den bevorstehenden Wahlen zur Nationalversammlung drängten, um auch das Parlament als Bühne für den Kampf gegen den demokratischen Parlamentarismus zu nutzen, wollte die Mehrheit der KPD-Mitglieder die Diktatur des Proletariats ausschließlich durch Massenstreiks und bewaffnete Aufstände errichten. Der Berliner Spartakusaufstand vom Januar 1919 wurde blutig niedergeschlagen. Dabei wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ermordet. Diese den regierenden Sozialdemokraten angelasteten Ermordungen verfestigten nachhaltig die tiefe Spaltung der Arbeiterbewegung und führten zu einer weiteren Radikalisierung innerhalb der Kommunistischen Partei. Im Gegensatz zu den Bolschewisten in Sowjetrussland konnten Spartakisten und Kommunisten während der Revolution 1918/19 keinen wesentlichen Einfluss auf die Arbeitermassen erlangen.

KPD-Plakat zum Boykott der Wahlen zur Nationalversammlung, 1919

1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des „Wahlplakats“ vor.

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Am 21. Dezember 1915 stimmten 20 Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands im Reichstag gegen die Bewilligung weiterer Kriegskredite und somit gegen eine unnötige Verlängerung des Ersten Weltkriegs und die annexionistischen Kriegsziele des Deutschen Reichs. Dies verstärkte die Spannungen zwischen der Parteiführung und dem pazifistischen linken Flügel. Die offen hervorgetretenen innerparteilichen Differenzen führten am 24. März 1916 zum Ausschluss der abtrünnigen Abgeordneten aus der SPD-Fraktion. Um ihre Arbeit im Reichstag fortsetzen zu können, bildeten sie die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft (SAG). Da die SPD-Führung unter Friedrich Ebert überzeugt war, dass die SAG die Spaltung der SPD anstrebe, folgte am 18. Januar 1917 für die Abgeordneten auch der Parteiausschluss. Daraufhin gründeten die Dissidenten mit Gleichgesinnten 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Trotz politischer Differenzen schloss sich der Spartakusbund unter Beibehaltung großer Eigenständigkeit der neuen Partei an. Die USPD sah sich selbst in der Tradition der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung. Allerdings war die politische Grundeinstellung ihrer Mitglieder keineswegs einheitlich. Einig waren sie sich nur in der Ablehnung des Kriegs. Anfang 1918 organisierten der USPD nahe stehende Revolutionäre Obleute den so genannten Januarstreik für ein baldiges Kriegsende und eine bessere Lebensmittelversorgung, der von der Parteiführung unterstützt wurde. Scharfe Kritik übten die Unabhängigen am Regierungseintritt der SPD nach der Oktoberreform, mit der das Deutsche Reich verfassungs-rechtlich auf eine parlamentarische Grundlage gestellt wurde. Die Mitglieder der USPD traten mit überwältigender Mehrheit für die Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 ein. Eine Mehrheit in der USPD bekannte sich trotz Teilnahme an den Wahlen nicht zur parlamentarischen Demokratie, sondern zum Rätesystem und zur "Diktatur des Proletariats als notwendige Vorbedingung für die Verwirklichung des Sozialismus wie es im Parteiprogramm verlautbart wurde. Die USPD rekrutierte ihre Mitglieder und Wähler vor allem aus der Arbeiterschaft in den Großstädten und Industriegebieten. Großen Zulauf brachte der Partei 1918/19 ihre Unterstützung der Arbeiter- und Soldatenräte und ihr vehementes Eintreten für die Sozialisierung der großen Industriebetriebe. Im September 1922 entschied sich die Partei zur Rückkehr in die MSPD. Sie nannte sich fortan offiziell "Vereinigte Sozialdemokratische Partei Deutschlands", firmierte aber faktisch wieder unter dem alten Parteinamen SPD.

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Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)

Wahlplakat der USPD zur Nationalversammlung, 1919

1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des Wahlplakats vor.

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Der Prozess der Spaltung der Sozialdemokratie in zwei Parteien, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Mehrheitspartei (MSPD) und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), vollzog sich während des Ersten Weltkrieges. Obwohl schon in der Vorkriegszeit programmatische Differenzen über den weiteren Weg zum Sozialismus den Zusammenhalt der SPD mehrfach auf den Prüfstand gestellt hatten, zerbrach die Parteieinheit erst in den Kriegsjahren, als die Zustimmung zu den Kriegskredit zur prinzipiellen Streitfrage mit innerparteilicher Sprengkraft wurde. Zunächst stimmte Karl Liebknecht im Dezember 1914 im Reichstag gegen die Kriegskredite. Seinem Beispiel schlossen sich im Laufe des Jahres 1915 zwanzig sozialdemokratische Abgeordnete an. Auf diesen "Disziplinbruch" reagierte die SPD-Fraktion im März 1916 mit dem Ausschluss der Dissidenten, die daraufhin unter dem Namen "Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft" eine eigene Fraktion im Reichstag gründeten. Der Fraktionsspaltung folgte ein Jahr später die Parteispaltung, als die Opposition im April 1917 in Gotha die USPD gründete. Zur Unterscheidung wurde die SPD nun zumeist als Mehrheits-SPD (MSPD) bezeichnet. Sie musste sich von den Unabhängigen den Vorwurf gefallen lassen, Verrat am Sozialismus begangen zu haben. Die Zusammenarbeit mit der alten kaiserlichen Machtelite hatte der SPD einen großen Teil ihrer Anhängerschaft entzogen, die sich von der sozialdemokratischen Führung in zunehmenden Maße verraten sah und sich verstärkt der USPD zuwandte. Gleichzeitig verstärkten sich Radikalisierungstendenzen innerhalb der Partei. Die reformorientierte MSPD suchte die Zusammenarbeit mit bürgerlichen Parteien und rückte so im Reichstag zur parlamentarischen Mitte. Ihre führenden Repräsentanten, namentlich Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann, bemühten sich um einen "Verständigungsfrieden" und suchten den Kompromiss mit dem katholischen Zentrum und dem Linksliberalismus, um eine Beendigung des Krieges parlamentarisch anzubahnen. Die Führung suchte nach den Wahlen zur Nationalversammlung mit der Bildung der Weimarer Koalition den Regierungskompromiss mit dem politischen Katholizismus und dem Linksliberalismus und erarbeitete gemeinsam mit diesen Parteien die Weimarer Reichsverfassung.

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Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands (MSPD)

MSPD-Plakat zur Wahl der Nationalversammlung, 1919

1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des Wahlplakats vor.

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Zentrum (Z)

Frieden und Freiheit für unsere Heimat. Wählt Christliche Volkspartei Liste 5Wahlplakat der Christlichen Volkspartei zur Wahl der Nationalversammlung am 19. Januar 1919

Den revolutionären Umbruch vom November 1918 lehnte das Zentrum ab, weil es grundsätzlich jegliche Revolution ablehnte. Aber es bekannte sich zu den Ergebnissen der Revolution und zum republikanischen Verfassungsstaat. Aus Protest gegen die zentralistische Politik unter Matthias Erzberger spalteten sich 1918 die bayerischen Mitglieder ab und gründeten die Bayerische Volkspartei. Bei der Wahl zur Nationalversammlung 1919 trat das Zentrum unter der Bezeichnung Christliche Volkspartei an. Ihr Versuch, dadurch überkonfessionell Fuß fassen zu können, misslang: Wie schon im Kaiserreich, so zeichnete sich das Zentrum auch in der Weimarer Republik als die Partei des politischen Katholizismus aus. Gegenüber dem Kaiserreich war der politische Einfluss des Zentrums jedoch erheblich gewachsen. In der Nationalversammlung bildete das Zentrum mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Deutschen Demokratischen Partei die Weimarer Koalition. Politische Differenzen zur SPD und DDP hatte das Zentrum vor allem in der Schul- und Kirchenpolitik. Die Partei des politischen Katholizismus war an allen Reichsregierungen bis 1932 beteiligt und stellte insgesamt fünf Politiker als Reichskanzler, deren politische Bandbreite vom linksliberalen Wirth bis zum betont nationalkonservativen Papen reichte. Die weite Spannbreite des Zentrums zwischen seinem rechten und linken Flügel spiegelte sich deutlich in den verschiedensten Koalitionen, die das Zentrum einging. In der Innenpolitik konzentrierte sich das Zentrum unter Erzberger zunächst auf die Festigung der Weimarer Republik, die Sicherung des Verfassungsstaats und den Ausbau des Sozialstaats. Seit 1924 gewann der rechtsbürgerliche Flügel an Gewicht. Die Partei plädierte nun für eine nationalbetonte, revisionistische Außenpolitik. Seit 1928 tendierte das Zentrum auch innenpolitisch zu einer stark konservativen und autoritären Politik. 1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

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Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs am Ende des Ersten Weltkriegs mussten sich auch die zersplitterten Parteien des rechten Lagers neu formieren. Politiker der Freikonservativen Partei, der Deutschkonservativen Partei, der Deutschen Vaterlandspartei, des Alldeutschen Verbands, der Christlichsozialen sowie der Deutschvölkischen unterzeichneten einen am 24. November 1918 veröffentlichten Aufruf zur Gründung einer neuen Rechtspartei, konnten sich aber zunächst nicht über die konkrete Zielsetzung der neuen Partei sowie über deren Namen verständigen. Letztendlich einigte man sich auf den Namen Deutschnationale Volkspartei (DNVP). Zum Vorsitzenden ließ sich der ehemalige preußische Finanzminister und DNVP-Mitbegründer Oskar Hergt (1869-1967) wählen. Alfred von Tirpitz und Wolfgang Kapp, die beiden Gründer der Vaterlandspartei, sowie Alfred Hugenberg, der "Pressezar", zählten zu den bekanntesten Mitgliedern der Partei. Die DNVP vertrat vor allem die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Eliten des Kaiserreichs: des Adels, des Beamtentums, des Offizierskorps und des gehobenen Bürgertums. Starken Rückhalt fand die Partei in der protestantischen Kirche, bei den ostelbischen Agrariern, bei Vertretern von Industrie und Handel sowie bei den militanten Vaterländischen Verbänden. Die Deutschnationalen empfanden sich als die eigentlichen Verlierer der Revolution 1918/19 und bekämpften das parlamentarisch-demokratische System der Weimarer Republik erbittert. Sie forderten die Wiederherstellung der Hohenzollern-Monarchie, wiesen die von den Entente-Staaten behauptete Alleinschuld des Deutschen Reichs am Kriegsbeginn 1914 als Verleumdung zurück und waren überzeugt von der Richtigkeit der 1919 von Paul von Hindenburg öffentlich vorgetragenen "Dolchstoß-Legende". Zum Kern ihrer außenpolitischen Forderungen zählten die Außerkraftsetzung des Versailler Vertrags sowie die Rückgabe der abgetretenen Gebiete und der ehemals deutschen Kolonien.

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Deutschnationale Volkspartei (DNVP)

Wahlplakat der DNVP um 1924

1. Fassen Sie die wichtigsten politischen Grundauffassungen der Partei zusammen.

2. Überlegen Sie, welche gesellschaftlichen Gruppen von der Partei angesprochen werden.

3. Interpretieren Sie das Plakat und stellen Sie die Partei unter Einbezug des Wahlplakats vor.

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