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UEFA-Handbuch für gute Verhaltensregeln Herausgegeben von der UEFA und FARE Herausgegeben von der UEFA und FARE vereintgegenrassismus im europäischen fussball UEFA Route de Genève 46 CH-1260 Nyon Schweiz Tel. +41 22 994 44 44 Fax +41 22 994 44 88 uefa.com Union des associations européennes de football

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UEFA-Handbuch für gute Verhaltensregeln

Herausgegeben von der UEFA und FARE

Herausgegeben von der UEFA und FAREvereintgegenrassismus

im europäischen fussball

UEFARoute de Genève 46CH-1260 Nyon SchweizTel. +41 22 994 44 44Fax +41 22 994 44 88uefa.com

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03vereintgegenrassismus

02 vereintgegenrassismus

Einleitung 04

Anleitung zum Handeln 07

Was ist Rassismus? 08

Rassismus imeuropäischen Fussball 10

Antirassismus-Aktionen 12

Die AkteureLandesverbändeFansSpieler und KlubsEthnische Minderheiten und EinwandererMedien

Die AktionenAktionspläne und SatzungenRichtlinien für Ordnungskräfte und PolizeiAktionen bei SpielenUEFA-Zehn-Punkte-Aktionsplan FARE-Aktionswoche

Grundsätze für gute Verhaltensregeln 40

Anhänge 43FARE-wichtigste Mitglieder und KontaktadressenWeitere nützliche Kontaktadressen

inhaltsverzeichnis

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einleitungvon Gerhard Aigner

Mit Bedauern musste in denvergangenen Spielzeiten einWiederaufleben rassistischmotivierter Vorfälle in dereuropäischen Fussballfamilieverzeichnet werden, die sowohl beiinternationalen Spielen als auch auf Klubebeneregistriert wurden.

Der Rassismus ist ein Übel.Ich kann es nicht andersbenennen. Es ist einProblem, das ausserhalbdes Fussballs angefachtwird, aber leider viel zu oft in unserem Sport zumAusdruck und ins öffentlicheBewusstsein kommt. Dieses Übel muss restlosbeseitigt werden.

Jeder von uns, der sichleidenschaftlich für denFussball begeistern kann,trägt mit an derVerantwortung, dagegeneinzuschreiten. Was dieUEFA betrifft, sind wir nichtbereit, auch nur irgendeine

Regung von Rassismus oderjede Form rassistischerVorurteile oder Abgrenzungzu tolerieren, ohne aktivdagegen vorzugehen. Wirsind uns voll und ganzbewusst, dass es keineeinfachen oder schnellenAntworten gibt. Dennochleisten wir unseren Anteil zudem bisher entschiedenstenBestreben, den Rassismusendgültig aus dem Fussballzu verbannen.

So haben wir im Dezember2000 die UEFA-Rechtspflegeordnung imBereich der Bekämpfungdes Rassismus beiFussballspielen ineuropäischenKlubwettbewerbenverschärft. Seitdem wurden in den letzten beiden Spielzeiten von der UEFA-Kontroll- undDisziplinarkammer 20 Sanktionen wegenrassistischer Vorfälleverhängt.

Im Jahre 2001 begann dieUEFA eine Partnerschaft mitdem FARE-Netzwerk(Football Against Racism inEurope), indem sie dessenArbeit finanziell unterstützt.Im August 2001 wurde demNetzwerk eine Spende vonCHF 1 Million überreicht.Weitere CHF 400 000wurden zur Unterstützungder Konferenz „Vereintgegen Rassismus" inLondon gespendet.

Im Oktober 2002verschickten unser PräsidentLennart Johansson und icheinen gemeinsamen Brief an die gesamte europäischeFussballfamilie, in dem wireinen 10-Punkte-Aktionsplanvorstellten, mit demAktionen auf Klubebeneermutigt und gefördertwerden sollten.

Gleichzeitig unterstützt undfördert die UEFA ihreMitgliedsverbände mit einem neuen finanziellenUnterstützungsprogramm,das vom UEFA-Exekutivkomitee imNovember 2002verabschiedet wurde, damit die MitgliedsverbändeAntirassismus-Aktionen auf nationaler Ebenedurchführen.

Am 5. März 2003 wurdebeim FC Chelsea in Londoneine Konferenz zurBekämpfung des Rassismusabgehalten, die alsMeilenstein angesehenwerden muss. In engerZusammenarbeit mit FAREund dem EnglischenFussballverband wurdediese Konferenz „Vereintgegen Rassismus"organisiert. Vertreter aus 52 europäischenFussballländern nahmendaran teil, tauschten ihreIdeen und Informationen aus und erarbeitetengemeinsam ein Konzept zur Bekämpfung dieses Problems.

Das hiermit vorliegendeHandbuch für guteVerhaltensregeln stellt einhandgreifliches Resultatdieser Konferenz dar undbestätigt unser Bestreben,Veränderungenherbeizuführen. Es ist unsere ausdrücklicheHoffnung, dass sie eseffektiv einsetzen werden,damit sich etwas verändert.

Eine dauerhafte Veränderungwird nur durch anhaltendeArbeit erreicht, die sowohllokale wie auch nationaleRealitäten berücksichtigt undin einem partnerschaftlichenGeist unternommen wird.Bei einigen Problemen, mit denen wir uns dabeikonfrontiert sehen, ist klarerkenntlich, dass der Wegnach vorne ein steiniger seinwird. Gleichzeitig sind esHerausforderungen, denensich alle von uns, deren Herz für den Fussball undsein Potential, die Menschenzusammenzubringen,schlägt, bereit sein sollten, zu stellen.

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Die im europäischenFussball auf diesem Gebietbereits geleistete Arbeit kanndabei nicht erschöpfenddargestellt werden, weilkeine Dokumentation diesenAnspruch jemals vollständigerfüllen wird. Dennoch stelltes eine wichtigeZusammenfassung derErrungenschaften dar, dievon den vielen, die sich derKampagne gegen denRassismus angeschlossenhaben, erreicht wurden.Hoffentlich können die indiesem Handbuchaufgeführten Beispiele als praktische Richtlinien für weitere Mitglieder der europäischenFussballfamilie dienen.

Das erklärte Ziel ist, die besten Beispiele aus den Antirassismus-Aktivitäten wichtigerGruppen innerhalb undausserhalb des Fussballszusammenzubringen, sei dies von Fangruppen,Klubs, Spielern,Fussballbehörden oderEinwanderungsorganisationenund Organisationen vonethnischen Minderheiten.Diese Antirassismus-Aktivitäten können inReaktion auf rassistischeVorfälle ergriffen worden seinoder als Versuch, Respektzu fördern und die grössereFussballfamilie zu schulen.

Unsere Hoffnung dabei ist, dass durch dasBekanntmachen von ‚gutenVerhaltensregeln' diese sichauch tatsächlich verbreitenwerden und dass damitneue Ansätze und Initiativenergriffen werden und derwachsende Impetus derKampagne gegen denRassismus unterstützt wird.

Dieses Handbuch wird gemeinsam von der UEFA und FAREim Anschluss an die Konferenz „Vereint gegen Rassismus"vom 5. März 2003 an der Stamford Bridge, demHeimstadion des FC Chelsea, vorgestellt. Es stellt eines vonvielen praktischen Ergebnissen dieser Konferenz dar.

Ausgehend von diesen praktischen Aktivitäten werdenein Prinzipienkatalog oder gute Verhaltensrichtlinienerstellt, die sie hoffentlich zur Vertiefung und Anleitungihrer Aktionen einsetzen werden.

anleitungzumhandeln

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Rassismus ist der Glaube andie Überlegenheit einerbestimmten Rasse, Religionoder ethnischen Gruppe.Dieser Glaube wird meistensmit Worten oder Handlungenzum Ausdruck gebracht, dieanderen Nachteile bringen.Er tritt bewusst oder durchfehlendes Verständnis undIgnoranz auf. Er kommtoffen oder auch verdecktzum Ausdruck, oftmals auchin institutionalisierter Form.

Das Problem tritt, auf denganzen Kontinent gesehen,in verschiedenenAusformungen auf, wobeimeistens ethnischeMinderheiten die Zielscheibevon Beschimpfungen,Belästigungen undDiskriminierung sind. Inweiten Teilen Europas sinddie ethnischen Minderheiten,die dem Rassismusausgesetzt sind,Einwanderer ausbenachbarten Ländern undRegionen. In vielenwesteuropäischen Ländernsind die Mitbürger aus denehemaligen Kolonien,meistens aus Afrika oderAsien, die häufigsten Opferdes Rassismus.

Weitere Auswüchse desRassismus gibt es bereitsseit Jahrhunderten. Siehaben sich hartnäckig inganz Europa festgesetzt.Beispiele hierfür sind dergegen die Juden gerichteteRassismus – Antisemitismus– und der gegen das Volkder Sinti und Romagerichtete Rassismus. In denletzten Jahren kam es auchvermehrt zu Angriffen undDiskriminierung vonMoslems.

wasistrassismus?

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Doch trotz dem Können undder Raffinesse, die die Starsaus Afrika, Südamerika,Asien, Australien,Nordamerika und allendenkbaren Winkeln deseuropäischen Kontintentsdarbieten, besteht dasProblem des Rassismusnach wie vor als Bestandteilunserer Profiligen und imAmateur- undBreitenfussball.

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rassismusimeuropäischenfussball

Wie die nachfolgenden Beispiele zeigen, ist der Rassismus auch in denletzten zehn Jahren nach wie vor ein weit verbreitetes Problem auf allenEbenen des europäischen Fussballs geblieben:

Der europäische Fussball ist der wohl prestigeträchtigsteSportschauplatz der Welt, verfolgt und gefeiert von Hundertenvon Millionen Zuschauern. Die Spitzenligen ziehen die bestenSpieler aus der ganzen Welt an und in den meisten Ländern hatsich der Fussball zu einem multi-ethnischen und multi-nationalen Sport entwickelt.

Dezember 1991,Schottland:Alarmiert durch die Zunahmerechtsgerichteter Aktivitätenauf schottischenFussballplätzen gründenFans eine Kampagne zurBekämpfung des Rassismusim Fussball mit dem NamenSCARF (Supporters'Campaign Against Racism in Football – Fan-Kampagnegegen Rassismus imFussball)

Juli 1992, Italien:Fans von Lazio Rom zeigenihren Ärger über dieNeuverpflichtung desholländischen Surinam-Inders, Aaron MohammedWinter, indem sie “Wirwollen weder Nigger nochJuden” an eine Mauer desKlubpräsidiums kritzeln.

Oktober 1993,Deutschland:Während einesQualifikationsspiels für die Europameisterschaftzwischen Deutschland undder Türkei brüllen deutscheFans wiederholt: “Kreuzbergmuss brennen”; Kreuzbergist ein Viertel Berlins, in demviele Türken wohnen.

Dezember 1994, Spanien:Fans von Sporting Gijonsprühen nach derVerpflichtung desNigerianers Rashidi Yekini“Rot und Weiss Ja, SchwarzNein” an die Mauern desStadions.

Oktober 1995, Holland:Der NiederländischeFussballverband legt bei derUEFA Beschwerde einwegen der rassistischenVerunglimpfung vonschwarzen Spielern derMannschaft von AjaxAmsterdam während einesUEFA-Champions-League-Spiels gegen Ferencvaros in Budapest.

Juni 1996, Frankreich: Der Präsident des FrontNational, Jean Marie Le Pen, äussert, dass diefranzösischen Spieler, die aus ethnischenMinderheiten stammen, die Nationalhymne nichtmitsingen sollten, weil sie“nicht würdig” seien, die Nation zu vertreten.

September 1998,Österreich:Österreichische Fans singen antisemitischeParolen während einesSpiels zwischen Österreichund Israel.

Februar 1999, Türkei:Nachdem Kevin Campbellbei Trabzonsporunterschrieben hat, äussert der Klubpräsident:“Wir haben einen Kannibalengekauft, der sich für einenStürmer hält.”

November 2000, Italien:Liverpools Emile Heskeywird während einesFreundschaftsspielszwischen England und Italienin Turin mit rassistischenBeschimpfungenüberschüttet.

August 2001, Rumänien:Während des Stadtderbyszwischen Rapid undDynamo Bukarest entfaltendie Anhänger von Dynamoauf den Rängen ein riesigesSpruchband, auf dem “MoreTigane” (Tod den Zigeunern)zu lesen steht.

Oktober 2001,Tschechische Republik:Die Spieler Samuel Kuffourund Pablo Thiam vonBayern München müssensich während eines UEFA-Champions-League-Spiels ein gegen siegerichtetes Affengebrüll von den Fans von SpartaPrag gefallen lassen.

Oktober 2001, Portugal:Emile Heskey ist denrassistischenVerunglimpfungen der Fansvon Boavista ausgesetzt.Der Stürmer von Liverpoolund England bemerkt imAnschluss: “Es kommt inEuropa sehr häufig vor.Tatsache ist, dass ich mich daran gewöhnt habe.Ich musste mich darangewöhnen.”

Oktober 2002:Bei einer ganzen Reihe von Spielen in UEFA-Klubwettbewerben werden rassistischeVerunglimpfungen vonSpielern verzeichnet. Im Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft2004 zwischen der Slowakeiund England kommt es zum Absingenrassistischer Lieder durch ganze Fanblöcke.

April 2003, England:Beim Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft2004 zwischen England und der Türkei beschimpfenFans andere Anhänger und Spieler mit rassistischenVerunglimpfungen.

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Um die nationalenAntirassismus-Projekte finanziell zu unterstützen, hatdie UEFA einen eigenen Fonds angelegt.

Aus diesem Fonds stehenden Landesverbändenjeweils maximal CHF 50 000zur Verfügung, mit denen siebis zu 50% der Kosten einesProjektes bestreiten können,das der jeweiligeLandesverband fördernmöchte. Die verbleibenden50% der Finanzierungmüssen von den Verbändenaufgebracht werden.

Im November 2002 wurdenden Landesverbänden dieDetails zu diesem Fondszugeschickt. FolgendeEmpfehlung wurde dabeiausgesprochen:

“Mit dieser Initiative lädt dieUEFA alle Mitgliedsverbändeein, eigene Programme zuentwickeln, um dasBewusstsein zu stärken undauf nationaler und lokalerEbene aktiv gegen denRassismus vorzugehen. In Zusammenarbeit mit den Ligen und Klubs können Kampagnenveranstaltet werden.”

Das Schreiben führt weiter die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Partnern aus, die fachlich zu dieser Thematik qualifiziert sind:“Die Mitgliedsorganisationendes FARE-Netzwerks stehenfür Beratungen zurVerfügung.”

Eine ganze Reihe vonVerbänden sind bereits seiteiniger Zeit sehr aktiv dabei,ihre eigenen, auf die lokalenBedürfnisse abgestimmtenAktionen zu entwickeln.

So hat der NorwegischeFussballverband eineSatzung mit achtGrundsätzen entworfen, an denen die norwegischenKlubs sich bei ihrer Arbeit im Kampf gegen Rassismusund Diskriminierungorientieren können (siehe nächstes Kapitel für weitere Einzelheiten zu dieser Satzung).

Die Aktivitäten desnorwegischenFussballverbands wurdenvon ihrem Präsidenten, Per Ravn Omdal,vorangetrieben, nachdemeines der abscheulichstenrassistischen Ereignisse imeuropäischen Fussball derletzten Jahre – dieErmordung des 15-jährigenFussballers BenjaminHermansen zurInitialzündung zum Handelngeworden war.

Als Sohn eines afrikanischenund norwegischen Elternteilsversinnbildlichte Benjaminsymbolisch dievereinigenden Kraft desFussballs, als er imnationalen Fernsehen eineAntirassismus-Erklärungverlas. Die Tragödie führtezur grössten norwegischenDemonstration seit demZweiten Weltkrieg mit mehrals 50 000 Teilnehmern, die in einem Kerzenmarschdurch Oslo zogen. DieseDemonstration brachteMitglieder der Regierung,des Königshauses,Fussballer und Einwandererzusammen.

Der norwegischeFussballverband unterstütztedie Arbeit der norwegischenSpielervereinigung und dernorwegischen Menschenhilfe(Norwegian People’s Aidorganization) durch Aktioneninnerhalb der Stadien, beidenen beide Mannschaftenvor Spielbeginn demRassismus die rote Karte zeigten. Bei demkürzlich ausgetragenenQualifikationsspiel für dieEuropameisterschaft 2004zwischen Norwegen undPolen wurde diese Aktionwieder vor dem Spieldurchgeführt und es wurdenauch Antirassismus-Spruchbänder aufgehängt.

antirassismus-aktionendie akteure - landesverbände

die akteure - landesverbände

Die aktive Führungsrolle zur Bewältigung des Problems muss vom Herzen der Fussballfamilie kommen. Den Landesverbänden kommt als Hüter und Regulierungsinstanz des Fussballs einewesentliche Rolle zu, überhaupt anzuerkennen dass das Problem besteht, die Profiklubs zur Umsetzung des UEFA-Zehn-Punkte-Plans zu ermutigen sowie einen nationalen Verhaltenskodexzur Bekämpfung des Rassismus zu erstellen,

der Disziplinarmassnahmen gegen Spieler, Klubs und Amtsträger enthält, die sich einer Zuwiderhandlung gegen diesen Verhaltenskodex schuldig machen.

Die Landesverbände sollten sich auch der vielen rassistischen Angriffe auf Einwanderer und ethnische Minderheiten beim Amateur- und Breitenfussball bewusst werden und aktiv dagegen einschreiten. In einigen Ländern gelten immer noch Reglemente, die Personen mit einem oder beiden ausländischen Elternteilen effektiv verbieten, in regulären Amateurfussball-Wettbewerben mitzuspielen. Durch die Auflage, dass nur Spieler mit allen Bürgerrechten aufgenommen werden können, widersprechen diese Reglemente nicht nur dem Geist des Fussballspieles und seiner Möglichkeit, Menschen verschiedenster Herkünfte zusammenzuführen, sondern fördern auch noch die Entwicklung von nicht-affilierten Konkurrenzligen.

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Nachdem Malagas Kongo-gebürtiger holländischerMittelfeldspieler KizitoMusampa sich über dierassistischenBeschimpfungen durch dreiGegenspieler bei Ligaspielenbeschwert hatte, wurde inSpanien Anfang des Jahres2002 eine Untersuchung derVorfälle durch denLandesverband (RFEF)angestrengt. „Das istvollkommen inakzeptabel,"so Musampa: „Ich kannverstehen, dass sich Spieleraufregen, aber nicht, dasssie dich wegen deinerHautfarbe beschimpfen.Diese Vorfälle müssengemeldet werden, damit sienicht mehr vorkommen. Esmacht mir an sich nichts,wenn ich mal beleidigtwerde. Aber hier handelt essich um Rassismus und derkann nicht einfachhingenommen werden,wenn er von einemBerufskollegen kommt."

Viele europäischeGesellschaften befinden sichin einem Wandel. In unserengrossen Metropolen undStädten trifft man auf immermehr ethnischeMinderheiten. Wie in vielenanderen Bereichen deszwischenmenschlichenZusammenlebens muss sichdemzufolge auch derFussball entsprechendanpassen undgewährleisten, dass dieBeiträge, die die neuenBürger für diesen Sport zuleisten haben, auch positivbegrüsst und genutztwerden. Dies giltinsbesondere für die LänderZentral- und Osteuropas.

In Polen beispielsweise hatdie Popularität vonEmmanuel Olisadebe, einemeingebürgerten Nigerianer inden Diensten der polnischenNationalmannschaft, einenhöchst positiven Einfluss aufdie Wahrnehmungafrikanischer Menschengehabt.

Der polnischeFussballverband hat durchdie Zusammenarbeit mit derNichtregierungsorganisation‚Niemals Wieder’ denAntisemitismus alshartnäckiges und ständigneu auftretendes Problemidentifiziert. Um diesementgegenzutreten, wurde einKlub für das Aufstellenrassistischer Spruchbänderbestraft wie auch dieSchliessung verschiedenerStadien angedroht.

Der ungarischeFussballverband hat dieVerunglimpfung undAusschliessung von Spielernder Roma- und Sinti-Volksgruppe alswesentliches Problemerkannt. Jetzt versucht mandort diese Probleme durchdie Entwicklung vonEinrichtungen undSpielstätten in Gegenden mitgrossen Roma- und Sinti-Bevölkerungsteilenanzugehen.

Auf die Sorge reagierend, dass unter den Fans derRassismus grassiert, hat der Deutsche Fussballverband(DFB) eine ganze Serie von Kampagnen organisiert. 1993hatte der DFB die Kampagne “Friedlich zusammen – MeinFreund ist Ausländer” mit einem Freundschaftsspiel zwischender Nationalmannschaft und einer Auswahl vonBundesligalegionären ins Leben gerufen. Ferner hat der DFBebenfalls eine Zehn-Punkte-Satzung gegen Rassismusherausgegeben, die Fangruppen aller Klubs undFussballvereine im Land zur Aufnahme in ihre Satzungnahegelegt wurde.

Der Englische Fussballverband hat nun auch eineumfassende Ethik- und Sport-Gerechtigkeitsstrategieentwickelt, die von der höchsten Ebene der Organisationangenommen und mitgetragen wird. Mit der Umsetzungdieser Strategie wird eine gesamtheitliche Strategie für dieZukunft entwickelt, die die Gleichheit in allen Bereichen desVerbandes gewährleisten soll.

Der EnglischeFussballverband (The FA)fördert und unterstütztbereits seit langem dieAntirassismus-Kampagne,insbesondere die Kampagne‘Let’s Kick Racism Out ofFootball’, die mittlerweile von‚Kick It Out’ organisiert wird.In der Vergangenheit hat derEnglische Fussballverbandbereits eine wesentliche Rolleim Kampf gegen denRassismus übernommen,indem er seinen gutenNamen für Kampagnen zurSchärfung des öffentlichenBewusstseins zum Themageliehen und gefördert hat. InZusammenarbeit mit anderenFussballeinrichtungenwurden fernerSchulwettbewerbeausgerichtet undVeröffentlichungenherausgegeben. Im Jahre2001 hat der EnglischeFussballverband den mutigenSchritt gewagt, sich öffentlichbei den schwarzenFussballspielern für den vondiesen in den 70er und 80erJahren auf englischenFussballplätzen erlittenenRassismus zu entschuldigen.

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So gibt es beispielsweise dieSpruchbänder. Jede Wochebeleben und hellen dieselbstgemachtenSpruchbänder der Fans dieFussballstadien ganzEuropas auf. Sie vermittelnbestimmte Botschaften: in der Regel über ihreMannschaften undFussballhelden, die Gegner,die Bösen des Sports oderauch über die Fans selber,die “Ultras” und die“Besatzung” auf denRängen. In vielen Ländernhaben antirassistische Fansmit dieser einfachenMethode ihre ersteöffentliche Stellungnahmegegen den Rassismus aufdem Fussballplatzdargebracht.

So haben beispielsweise inItalien im Mai 1997 bei derPartie zwischen Padua undCosenza die Fans vonCosenza ein riesigesselbstgebasteltesSpruchband entfaltet, aufdem zu lesen stand: “StopRacism Forever” (Rassismusfür immer beenden). Es wareine Reaktion auf dierassistischen Gesängeeiniger Fans aus Padua, die sich gegen zwei neue,bei Padua unter Vertraggenommene Spieler ausNigeria gerichtet hatten.Während der ersten FARE-Aktionswoche im Jahre2001 haben in Italien Fansaus Perugia, Empoli,Ancona, Genua Sampdoria,Atalanta, Cavese, Venezia,Pisa, Ternana, Bologna undvielen anderen KlubsAntirassismus-Spruchbänderauf den Rängenausgebreitet.

In Österreich wurde im Jahre2001 von den Fans desErstligaklubs SV Ried beimSpiel gegen den SWBregenz ein Spruchband imStadion entfaltet auf demgeschrieben war: “Fairplay.Verschiedene Farben. EinSpiel”. In demselben Jahrrollten die Fans des FC Tirolbeim Spiel gegen den SVSalzburg ein Spruchbandaus, auf das sie “UnitedColours of Innsbruck”geschrieben hatten. Beidiesem Spiel liessen Fansauch hunderte vonLuftballons steigen mit demSchriftzug “Alle Farben – EinSpiel” und verteilten 9000Kopien eines Magazins undPoster. Für dieAktionswoche im April 2002hatte die österreichischeFairPlay-Kampagne inZusammenarbeit mit dengrossen Fanklubs von Rapidund Austria Wien sowie demSportklub das Poster: “DerWiener Fussball zeigt demRassismus die rote Karte”entworfen.

fans

Auch wenn es ausserZweifel steht, dass einigeFussballfans sichrassistischenBeschimpfungen gegenSpieler und andere Fansschuldig machen, würdeman es sich doch zu leichtmachen, einfach alle Fansstereotypisch als „dasProblem" abzustempeln. Wie auch von den meistenbestätigt, ist es immer nureine kleine Minderheit unterden Fans, die sich zurassistischen Aktivitätenhinreissen lässt, seien esVerunglimpfungen, Absingenvon Schmähliedern oder garphysische und anderebedrohliche Tätlichkeiten.

Gleichzeitig gilt es auchimmer im Auge zu behalten,dass die Versuche, denRassismus zu bekämpfen,immer von den Fussballfansausgingen. Wenn sie alsobisweilen das Problem sind,stellen sie gleichzeitig auchdie Lösung dar. In vieleneuropäischen Ländernwaren es die Aktivitäten derFans, die die anderenMitglieder der Fussballfamiliewachgerüttelt und diese zumHandeln gebracht haben.

Es sind die Fans, die dieAtmosphäre undLeidenschaft erzeugen, dieden Fussball so einzigartigmachen. Die wirksamstenAnsätze im Kampf gegenden Rassismus stammenaus der Fankultur und demGeist dieser Fankultur.

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In Deutschland stellte dieFangruppe “Schalker gegenRassismus” riesigeSpruchbänder während desBundesligaspiels zwischenSchalke 04 und dem 1.FCKaiserslautern auf. Sieverteilten auch 20 000Handzettel im Stadion undhielten gemeinsam mit demTrainer und den Spielernnach der Begegnung einePressekonferenz ab.

Andernorts in Deutschlandüberredete die OldenburgerFaninitiative ihren Klub, den Vfb Oldenburg, einAntirassimsus-Transparentdauerhaft im Stadionaufzustellen. DasTransparent wurde derÖffentlichkeit vor derViertligabegegnung gegenden TSV Havelse vorgestellt.In ähnlicher Weise erstellteauch das FanprojektHannover ’96 zweiSpruchbänder mit denLogos: “VerschiedeneFarben – ein Spiel” und“Junge Fans gegenRassismus”, die vor denSpielen gegen RWOberhausen und den MSVDuisburg von jungen Fansauf eine Stadionrundegeschickt wurden.

Als weitere Variantedesselben Themas verteilte die von Emmanuel Olisadebeunterstützte polnischeNichtregierungsorganisation‘Nigdy Wiecey’ (NiemalsWieder) T-Shirts mit demSchriftzug ‘WykopmyRasizm ze Stadionow’(“Rassismus aus demFussball kicken!”) an dieWarschauer Fans in derenStadion. Des Weiterenerstellten sie Poster,Fanzines und eine CD mit antirassistischenFussballliedern.

Genauso wie Spruchbänder, Luftballons, Handzettel und T-Shirts lange Tradition auf den Rängen haben, bilden dieFan-Magazine, die sogenannten Fanzines, einen weiterenwichtigen Teil der Fussballfankultur. Diese Magazine wurdenbereits öfter für Kampagnen gegen Rassismus rekrutiert, in dem sie den Fans ein Forum bieten, in dem diese ihreMeinungen äussern, von rassistischen Vorkommnissenberichten und zu Gegenmassnahmen aufrufen können.Darüber hinaus bieten die Fanzines den ethnischenMinderheiten Gelegenheit, sich zu Wort zu melden und ihreLoyalität der Mannschaft gegenüber zu demonstrieren.

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Ihnen folgte in den 90er-Jahren die nationale“Fussballfanvereinigung”(Football Supporters’Association, FSA), die einantirassistisches Fanzine mit dem Titel “UnitedColours of Football”herausbrachte. Davonwurden im ganzen Land 100 000 Exemplare vor den Stadien und über dieklubeigenen Fanzinesverteilt. Erst kürzlich hat“Kick It Out”, einelandesweite Kampagnegegen Rassismus imFussball, zwei weitereAusgaben von UnitedColours herausgebracht.Eine Ausgabe richtete sichan die Fans der englischenNationalmannschaft. Diese Ausgabe wurde im Oktober 2002 vorEnglands entscheidendemQualifikationsspiel für dieFussballweltmeisterschaftgegen Griechenland an die Fans verteilt.

Ähnliche Initiativen wurden in ganz Europa ergriffen. In den neuen deutschenBundesländern, in denen derRassismus rechtsextremerGruppen zu einembesorgniserregendenProblem im Fussballgeworden ist, hat eineFangruppe ihren eigenenVerein gegründet. Der Verein“Roter Stern Leipzig” wurde1998 als Alternative zu denrassistischen Subkulturender beiden etabliertenStadtklubs gegründet.Mittlerweile verfügt RSL überzwei Herrenmannschaftenund eine Frauenmannschaftsowie ein Jugend- undSeniorenteam und hat sein eigenes Klubgeländeund Klubhaus.

Trotz seiner stetigwachsenden Spielabteilunghat der Verein seinenSchwerpunkt aufAntirassismus-Arbeitbeibehalten. Diesekonzentriert sich auf dasFanzine, “Prasses Erben”.Die Mitglieder von RoterStern Leipzig überredetendie anderen Klubs der Stadt,wie den FC SachsenLeipzig, Antirassismus-Veranstaltungen zuorganisieren undSpruchbänder undHandzettel zu erstellen. Sie selber haben mittlerweile ihre erste eigeneAntirassismus-CDherausgebracht.

Ein besonders herausragendes Beispiel für die Wirksamkeit vonFanzines ist die Geschichte des Fanzines ‚Marching together’ ausEngland, das von Leeds-United-Fans Ende der 80er gegründet wurdemit dem ausdrücklichen Vorhaben, den Rassismus im Elland-Road-Stadion von Leeds anzugehen. Leeds United war damals berüchtigtdafür, dass es zum Sammelbecken für Fans aus rechtsgerichtetenGruppen wie der National Front und der British National Party gewordenwar. Das Fanzine “Marching Together” trug wesentlich dazu bei, dasssich gleichgesinnte Fans zusammenschlossen und dass sich aus denLesern und Machern des Magazins eine Fangruppe mit dem Namen‘Leeds United Against Racism and Fascism’ (Leeds United gegenRassismus und Faschismus) bildete.

Natürlich ist nicht jede Fangemeinschaft so gut organisiert.Es gibt jedoch in ganz Europa viele solche Beispiele vonFans, die bei rassistischen Vorkommnissen spontangehandelt haben. Dazu gehört, Vorfälle an die zuständigenBehörden zu melden, wie auch an ihre nationalenKampagnen oder an FARE, rassistische Schmierereien vonden Wänden in den Stadien zu entfernen und auf die Klubsund Fussballbehörden lobbyistischen Einfluss zu nehmen,damit diese ihrer Verantwortung nachkommen, denRassismus zu bekämpfen.

Am effektivsten sind diese koordinierten Aktionen immer dortgewesen, wo sich Fans verschiedener Mannschaften inNetzwerken und Vereinen zusammengetan haben. Drei guteBeispiele hierzu finden sich unter den Mitgliedsverbändenvon FARE, wie die italienischen Gruppe Progetto Ultrà undUISP sowie im deutschen Bündnis Aktiver Fussballfans e.V.(BAFF). Eine Schlüsselfunktion in der Arbeit dieserOrganisationen ist es, ihre Antirassismus-Arbeiten soauszulegen, dass sie von der Fankultur selber gespeistwerden.

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Die Spieler üben als dieHelden der Fans mit ihrenÄusserungen natürlich einenenormen Einfluss aus.Dennoch sollte man nichtvergessen, dass auch dieSpieler sowohl Opfer desRassismus wie auchgelegentlich Täter seinkönnen. Ein wichtiges Zielvieler Kampagnen war esdaher, die Unterstützung vonProfispielern mit hohemBekanntheitsgrad zuerlangen.

Die Spielervereinigung inEngland, die ProfessionalFootballers’ Association, istein Gründungsmitglied vonKick It Out und unterstütztseit langem dieBemühungen, das Spiel vomRassismus zu befreien. JedeSaison veröffentlicht die PFAein Antirassismus-Poster mitdem Titel – ‘It’s only thecolour of the shirt thatcounts’ (Nur die Farbe desTrikots zählt). Danebenversucht sie, ihre Mitgliederzu ermutigen, sich öffentlichgegen den Rassismusauszusprechen, indem dieSpieler an Veranstaltungenund Events teilnehmen undsich an symbolischenAktionen beteiligen, wie beispielsweiseAntirassismus-T-Shirts zu tragen.

Die Kampagne ShowRacism the Red Card (RoteKarte gegen den Rassismus)hat sich der Interviews mitSpielern in Magazinen oderauf Video bedient, um dieAntirassismus-Botschaft an Schulkinder und jungeLeute ausserhalb desFussballplatzesheranzutragen. Diese Spieler sind Stars mitVorbildfunktion für die jungenLeute. Wenn sie überRassismus reden und wie ersie berührt – im undausserhalb des Fussballs –kann das weitreichendenund erziehungsgerechtenEinfluss ausüben.

Spieler wie Ryan Giggs, Lesund Rio Ferdinand, AndyCole, Dwight Yorke, ShakaHislop, und viele anderehaben aktiv zum ThemaRassismus Stellungbezogen.

Die norwegischeSpielervereinigung (NISA)und die NorwegischeMenschenhilfe Organisation(Norwegian People's Aidorganization) haben sichunter dem Motto “DemRassismus die rote Kartezeigen” zusammengetanund einen Antirassismus-Schulwettbewerb auf dieBeine gestellt. DenGewinnern wurde ihreAuszeichnung in der Halbzeitdes Spiels zwischen dennorwegischen SpitzenklubsLyn und Rosenborg auf demRasen des UllevaalNationalstadions überreicht.

Die Kampagne setzt daspositive Einvernehmen mitFussballspielern ebenfallssehr effektiv in seinerpädagogischen Arbeit ein.

Auch spontane Handlungenvon Spielern sind bekannt,die meistens zurUnterstützung vonMannschaftskameradenerfolgen, die rassistischenBeschimpfungen ausgesetztwaren. So maltenbeispielsweise die Spielerder Serie-B-Mannschaft vonTreviso alle ihre Gesichterunmittelbar vor einemoffiziellen Spielbeginnschwarz an, um ihreSolidarität mit ihremMannschaftskameradenAkeem Omolade zumAusdruck zu bringen. Der Nigerianer war beiseinem Debut in dervorherigen Woche beimSpiel gegen Ternanaausgebuht worden.Omolade wurde dann imSpiel gegen Genuaeingewechselt und erzielteden zweiten Treffer zum 2:2Unentschieden.

Dies war aber nicht daserste Mal, dass italienischeSpieler so öffentlich Stellungbezogen. 1993 hatten dieStars des AC Milan vor einerBegegnung in der Serie Adas Spielfeld mit einemSpruchband betreten, aufdem gross: “No alRazzismo” zu lesen stand. In ähnlicher Weise zücktenalle Spieler der deutschenBundesliga an einemSpieltag im Dezember 2000die rote Karten und riefendamit zu mehr Toleranz undIntegration auf.

Auch wenn die Fans oftmals der Auslöser vonAntirassismus-Aktivitäten sind, können sie den Rassismusdennoch nicht allein und auch nicht nur mit Spruchbändern,Handzetteln und Fanzines besiegen. Um dem Thema zueiner grösseren Öffentlichkeit und insbesondere zu mehrMedieninteresse zu verhelfen, benötigen die Fans dieUnterstützung der Spieler sowie deren Klubs.

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spielerundklubs

Oftmals sind die Aktivitätender Klubs wie auch derSpieler von entscheidenderBedeutung für den Erfolgeiner Kampagne. Die Klubsüben sehr viel Einfluss aufdie Stimmung in ihrenStadien aus und dieeindeutige öffentlicheVerurteilung des Rassismus macht klar, dass diese Attacken nicht toleriert werden.

Als bei den Heimspielen des französischen KlubsParis St Germain derRassismus zurAlltagserscheinung mutierte, setzte sich der Klub mit örtlichenNichtregierungsorganisatio-nen zusammen, um derSache Einhalt zu gebieten.Eine Gruppe von Rassisten, die sich die Bolougne Boysnannte, versammelte sichregelmässig hinter einem Tor und erklärte diesenBereich als ‘Nur für Weisse’zugänglich. Im April 2000stellte der Klub ein festinstalliertes Transparent imStadion Parc des Princesauf, worauf geschriebensteht: “Es gibt für jedeneinen Platz bei Paris StGermain, ausser fürRassisten”.

Dauerhafte Antirassismus-Transparente undAnschlagtafeln finden sich mittlerweile bei vielenKlubs in ganz Europa,beispielsweise wie die in den Stadien der englischenKlubs in der Premier undFootball League. Viele Klubsin England setzen dazu nochdie Aktivitäten aus demZehn-Punkte-Plan vonUEFA/FARE um: Einsetzenvon Botschaften in dasSpieltagsprogramm,Ankündigungen über die Stadionlautsprecher,Aufstellen von Schildern undSpruchbändern, auf denender Ausschluss vonRassisten angedroht wirdsowie das Einplanen vonbesonderen “Kick Racismout of Football”-Aktionstagen an Spieltagen.

Viele Klubs in Englandbemühen sich mittlerweileernsthaft darum, dass dasMotto der Gleichheit alle ihreAktivitäten und Interessendurchzieht. Sie öffnen sichfür und beschäftigen sichernsthaft mit den Belangender Minderheiten in denenglischen Städten. Die “Kick It Out”-Kampagnehat sich mit der FA PremierLeague zusammengetan,um ein Rahmenprogrammfür diese Aktivitäten zuerarbeiten. Dabei wurde für die Klubs ein Grundsatz zur Gleichheitzwischen den Rassenentworfen. Mit diesemRahmenprogramm solltenErrungenschaften undLeistungen bei derEntwicklung vonAntirassismus-Praktikenbelohnt und anerkanntwerden.

Anlässlich seines 100.Geburtstags verpflichtetesich der österreichischeBundesligaklub Grazer AK“jede Art vonFremdenfeindlichkeit undRassismus zu bekämpfen”.Darüber hinaus verlangt derGAK von seinen Spielern,Mitgliedern, Fans undGästen, dass sie “n jederSituation den moralischenMut aufbringen, die Rechteder Opfer vonFremdenfeindlichkeit zu verteidigen.”

In Belgien haben sich derMeister Racing Genk unddie Stiftung “Samen KleurrijkSporten” zusammengetanund veröffentlichten kürzlichein Poster mit derAufforderung “Zeig demRassismus die Rote Karte”.Viele weitere Klubs wollensich anschliessen undverschiedene Beiträgeleisten, um die Arbeit der Stiftung auch in derZukunft zu sichern.

Die Fussballklubs wachsenin immer grössereOrganisationen, dievielfältigste Aufgabenübernehmen. Damit nehmenauch ihre Verantwortungenals Arbeitgeber und Vorbilderfür gute Beziehungenzwischen den Volksgruppenstetig zu. Als Arbeitgeber istes sehr wichtig, dass diePrinzipien der“Chancengleichheit”eingehalten werden, dass Personen aus denethnischen Minderheitenaktiv ermutigt werden, sich für Arbeitsplätze zubewerben und dass dieKlubs Zugang zu denBevölkerungsgruppenethnischer Minderheitenfinden und Partnerschaftenmit diesen sozialen Gruppen gründen.

In einigen Regionen imwestlichen Europa schauendie Klubs bereits weiter alsnur auf die moralischenGründe der Gleichheit undGleichwertigkeit underkennen das wirtschaftlichePotential der bisherausgeschlossenenBevölkerungsgruppen.

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Die Einbeziehung von Fansaus ethnischen Minderheitenund Einwanderergruppen indie Kampagnen gegen denRassismus im Fussball istvon entscheidenderBedeutung. Es fällt auf, dassim europäischen Fussballeine grosse Diskrepanzzwischen der Zahl schwarzerSpieler auf dem Feld unddem Fehlen schwarzerGesichter bei den Fans besteht.

In England und Walesbeispielsweise beträgt derAnteil der schwarzenProfifussballer an die 15%.Eine kürzlich durchgeführteUmfrage unter den Fanszeigt allerdings, dass imDurchschnitt weniger als einProzent der Dauerkarten derPremier-League-Klubs anFans aus den ethnischenMinderheiten gehen. Wasallerdings noch gravierenderwiegt, ist der Umstand, dass 27% der Fans sagten,sie hätten rassistischeVerunglimpfungen vonSpielern während derSpielzeit gehört.

Die Anstrengungen, dieunternommen werden, damitethnische Minderheiten aufallen Ebenen des Fussballsstärker teilnehmen –insbesondere als Fans beiProfispielen – ist daher einwichtiger Teil der Kampagne,den Rassismus aus demFussball auszumerzen.

Durch Aktivitäten rund umden Fussball haben dieProjekte von Football Unites,Racism Divides (FURD;Fussball verbindet,Rassismus trennt) wesentlichdazu beigetragen, dass inSheffield die Jugend ausörtlichen ethnischenMinderheiten nicht längervom Fussballausgeschlossen wird. Dieses Modellprojekt wurde1996 von Fans von SheffieldUnited gegründet und hatseither einen Wegvorgebahnt und aufgezeigt,wie Fussball, Erziehung und die Beteiligung in derörtlichen Gemeinschaftzusammengebracht werden und zu positivenVeränderungen führenkönnen.

In Ungarn begründete dieBudapester Mahatma-Gandhi-Menschenrechtsorganisationein afrikanischesFussballteam, in demFlüchtlinge und Bürgerafrikanischer Abstammungdie Möglichkeit erhalten,miteinander Fussball zuspielen. Die Organisationveranstaltet auch jedenSommer einen besonderenFussballwettbewerb. Durchdiese Sportprogrammetragen sie zu einertoleranteren undfreundlicherengesellschaftlichenAtmosphäre bei.

Von denjenigen, die imFussball arbeiten, müssendie Beziehungen zu denethnischen Minderheiten alslangfristige Partnerschaftengesehen werden, die sowohlzum Wohle des Fussballsbeitragen wie auch zumIntegrationsprozess neuerBevölkerungsgruppen.

ethnischeminderheitenundeinwanderer

FURDs Unterstützung örtlicher Jugendfussballklubs wie auchdie Antirassismus-Arbeit der beiden Profiklubs aus Sheffieldwerden landesweit anerkannt.

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Der Fussball unterhält europaweit eine unglaublicheMedienpräsenz, sowohl im Fernsehen als auch in denZeitungen. Für viele Aktivisten der Kampagnen stellt dieaktive Einbeziehung der Medien eine Schlüsselrolle dar,sowohl für die Darstellung des Problems rassistischer Gewalt als auch für die Lösungen.

medien

Den erfolgreichstenKampagnen gelang es, eineumfassende Eigendynamikzu entwickeln, bei der alleöffentlichen Einrichtungenund insbesondere dieMedien aktiv an einerBewusstseinsveränderungder Fans mitgearbeitethaben und sie von denFussballbehörden konkreteSchritte und Zusageneingefordert haben.

Für eine erfolgreicheKampagne besteht daherein wesentlicher Teil derArbeit darin, Medienpräsenzzu erlangen, sei dies durchEröffnungs- oderPremierenveranstaltungen,Spruchbänder und Anzeigen bei Spielen,Telefonkonferenzen für die Zuhörer am Radio sowie weitereöffentlichkeitswirksameMethoden.

Die marktführenden Medienberichteten über zahlreicheAntirassismus-Aktionen vonFans und anderen Gruppenin ganz Europa. Dies warbesonders bei denVeranstaltungen der Fall, die in Verbindung mit einembestimmten Ereignisstattfanden, so einAntirassismus-Aktionstageines Klubs, eineAntirassismus-Aktionswochewie die von FARE im letztenJahr oder die aufwendigeund starbesetzte Premiereeiner Veröffentlichung, eines Videos oder einerAusstellung.

Viele Antirassismus-Kampagnen erstellen auch ihre eigenen Medienwie Magazine, Fanzines,Rundbriefe, Poster, Videos, CDs, Webseiten und dergleichen. Die marktführenden Medien bringen das ThemaRassismus im Fussball auch meistens selber zurSprache, insbesondere bei akuten Fällen von Rassismus.

So haben sichbeispielsweise in Rumäniendas beliebte Pro-Sport-Magazin und der Pro-TV-Fernsehsender im April 2002 mit der FARE–Aktionzusammengeschlossen und 15 000 Poster druckenlassen, auf denenhochprofilierte Spieler derBukarester MannschaftenFC Steaua, FC Dynamo undFC Rapid mit T-Shirtsabgelichtet waren, auf denen“Football against Racism inEurope” stand. Unter ihnenwar ein Spieler mit Romaund Sinti Vorfahren.Während der Live-Übertragung des Spielszwischen Rapid und FCUniversitatea Craiovaerläuterte eine Kommentatorvon Pro Sport denHintergrund der Aktion.

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In ähnlicher Weise hat der deutsche DFB eine Antirassismus-Satzung übernommen, die die Klubs zum Handeln aufruft:

antirassismus-aktionendie aktionen - aktionspläne, satzungen und grundsätze

Im letzten Jahr hatte die UEFAdie Initiative ergriffen und einenvon FARE erarbeiteten Zehn-Punkte-Aktionsplan gegen denRassismus herausgegeben.Dieser Plan stellt zehnMassnahmen vor, die dieLandesverbände und Klubs alsersten Ansatz für Aktionen imKampf gegen den Rassismusergreifen sollten.

Die Hoffnung ist, dass alleLandesverbände diesen Planübernehmen und die Klubs undandere Verantwortliche dazuermutigen, sich ebenfalls demAktionsplan zu verschreiben unddie beschriebenen Massnahmenzu ergreifen.

Aufgrund der eigenenlandesspezifischen Problematikhatten bereits einigeLandesverbände in denvergangenen Jahren ihre eigenenPläne entworfen.

Die jüngsten Aufkommen vonRassismus im norwegischenFussball hatten beispielsweiseden NorwegischenFussballverband dazu veranlasst,einen Entwurf mit achtAntirassismus-Grundsätzenabzustecken. Sie sollen denFussballklubs als Orientierung beiihrer Antirassismus- und Anti-Diskriminierungsarbeit dienen.

1 Anerkennung des MENSCHLICHEN WERTES aller, die am Sport teilnehmen

2 Jede Art von DISKRIMINIERUNG muss bekämpft werden

3 Keine Akzeptanz für VORURTEILE

4 Wachsam und bereit sein, den RASSISMUS zu bekämpfen

5 Ein Nein zu GEWALT.

6 Die TEILNAHME aller im Fussball

7 Fussball lebt durch Freiwilligkeit; Menschen zur Zusammenarbeit als Mannschaft ermutigen

8 Die ELTERNBETEILIGUNG ist entscheidend, wenn die Kinder zum Sport ermutigt werden sollen.

1 Aufnahme einesAntirassismus-Paragraphen in dieStadionordnung mit demZiel, dass Rassismusund Fremdenfeindlichkeitsowie das Zeigen undRufen vonrechtsradikalen Zeichenund Symbolen nichtgeduldet und mitStadionverbot belegtwird.

2 Aufklärung desOrdnungsdienstes überverbotene Symbole, dieder rechtsradikalenSzene zuzuordnen sind.

3 Veröffentlichung vonErklärungen in denStadionzeitungen, dassder Verein Rassismusnicht toleriert;rassistische Gesängeund das Zeigen vonrechtsradikalen Zeichenund Grüssen verurteiltund entsprechendeinschreiten wird.

4 Verpflichtung derBesitzer vonDauerkarten, dass siesich nicht anrassistischenBeschimpfungen,rassistischen Gesängenoder auch anderemaggressiven Verhalten,wie das Abbrennen vonpyrotechnischenGegenständenbeteiligen, und dass siePersonen, die sichanders verhalten, demOrdnungsdienst oder derPolizei melden.

5 Einleiten von geeignetenSchritten gegen denVerkauf oder dieVerteilung vonrassistischem undfremdenfeindlichemSchriftgut an Spieltagenauf dem Stadiongelände.

6 Einwirken auf Spieler,Trainer und Funktionäre,dass sie keinerassistischenSchimpfwörter von sich geben.

7 Entfernen allerrassistischen Graffitis imStadiongelände.

8 Entwicklung einesAktionsprogramms odereines Projektes;Zusammenarbeit mit denBehörden, der Polizei,den Fan-Projekten,Fanklubs, Sponsoren,Jugendämtern, Spielernund Trainern, um dasBewusstsein gegenRassismus undFremdenfeindlichkeit zusteigern.

9 RegelmässigeDurchsagen gegenRassismus undFremdenfeindlichkeitdurch denStadionsprecher.

10 Einblendungen auf derAnzeigetafel, dass derVerein und dieFussballfans gegenDiskriminierung undRassismus sind.

Die Übernahme solcher nationaler Grundsätze kann alsAnregung zum Handeln dienen. Zumindest zwingen sie dieAmtsträger der Klubs anzuerkennen, dass es tatsächlich einProblem gibt, sofern dieses auftritt.

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richtlinienfürordnungskräfteundpolizei

Auch wenn die langfristigenLösungen hierzu bei derUmsetzung koordinierterMassnahmen zu suchensind, muss die effektiveordnungspolitische undpolizeiliche Überwachungdes Rassismus in denStadien ein elementarerBestandteil dieser Strategien sein.

Die Fankulturen undFanorganisationen variierenzwischen den europäischenLändern. In einem Landentrollen die Fans auf deneingezäunten RängenSpruchbänder, Fahnen oderSchals. Andernortswiederum sitzen die Fansmit freiem Blick auf dasSpielfeld, singen, rufen und tragen Trikots ihrerMannschaft. DieseUnterschiede stammenteilweise von denverschiedenen Kulturensowie den verschiedenenBauformen der Stadien.

Selbst wenn dieOrdnungskräfte und diePolizei in diesen Umständenentsprechend eingesetztwerden – bei einigen Stadienwerden überwiegendOrdnungskräfte eingesetzt,während andere starkePolizeikontrollen an denEingängen aufweisen –muss die Hauptaufgabe allerOrdnungsmassnahmen dieSicherheit der Zuschauerund Spieler sein.

Diese grundlegendenSicherheitsvorkehrungensollten auch Massnahmenzur effektiven Überwachungvon Rassismus beinhalten.Denn damit würden sie dieMeinung der grossenMehrheit der Fans undSpieler reflektieren, dassVorurteile keinen Platz aufden Rängen derFussballstadien habendürfen.

Dies kann durch klare undsichtbare Verhaltensregelnausgedrückt werden, in derAusbildung derOrdnungskräfte, dass sieden Rassismus gleicherkennen, wenn er sich inParolen, Liedern, Symbolenoder Spruchbändern sowiein Graffitis niederschlägt. Dieoperativen Richtlinien, diefestlegen, wann welcheAktion zu ergreifen ist,sollten auch Situationenberücksichtigen, in denensich das scheusslicheGesicht des Rassismus zuerkennen gibt.

Entsprechend den voneinigen deutschen Klubsergriffenen Massnahmen hatinsbesondere der FC SanktPauli eine harte Linie gegendiejenigen eingeführt, die beirassistischen Tätigkeitenertappt werden. Der Klubhat eine eindeutige Linievorgegeben und errichteteklar erkennbare undeinsehbare Stadionstatuten.Diese werden durch gezielteAktionen gegen überführteRassisten noch untermauert.Eine einmal so überführtePerson wird vom Stadionverbannt und an dasFanprojekt des Klubsverwiesen, wo mit dieserPerson an einerVerhaltensänderunggearbeitet wird.

In England haben sich dieFussballbehörden den Ratvon der “Kick It Out”-Kampagne zu Herzengenommen und einTrainingsprogrammentworfen, das in denkommenden Jahren an alleOrdnungshüter in Englandund Wales verteilt wird. Das Programm dauert eineStunde und betrachtet alleAspekte und Seiten zurProblemerkennung und wieoperative Antworten daraufgefunden werden können.

Nachdem das Problemselber mittlerweile sobekannt gemacht wurde,kann in diesem öffentlichenUmfeld die Option “nichtstun” nicht mehr als ernst zunehmende Möglichkeitbetrachtet werden.

Die äusserst sichtbare Zurschaustellung von rassistischen Gesängeninnerhalb der Stadien einiger der bekanntesten europäischen Klubs fügt demFussball grossen Schaden zu.

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aktionenbeispielen

Rassistische Belästigungenund Beschimpfungenkönnen beiProfifussballspielen sowohlauf dem Spielfeld wie auchin den Zuschauerrängenvorkommen. Gleichzeitigbieten sie auch das bestePodium für Antirassismus-Botschaften und dieFormierung einer breitenOpposition gegen einerassistische Minderheit.

Auf den vorangegangenenSeiten wurde bereits deutlichgezeigt, wie Fans denrassistischen Übergriffen mitSpruchbändern, Luftballonsund Handzettelnentgegentreten. AberFussballspiele können nochviel stärker zur Arena vonoffiziellen und organisiertenAktionen werden.

In vielen Ländern arrangierendie Klubs bestimmte Spiele als Antirassismus-Tage, an denen positiveThemen wie Einheit undGemeinschaftlichkeit durchArtikel in den Programmenund Stellungnahmen vonSpielern betont werden unddie Fans choreographierteAktionen veranstalten.

Dezember 1992,Deutschland: AlleBundesligamannschaftentrugen Trikots mit derAufschrift “Mein Freund ist Ausländer”. Damit wurdeeine Kampagne gegen den Rassismus in denFussballstadien gestartet.

November 1999, Italien:Die Spieler von Lazio undJuventus betraten dasSpielfeld im römischenStadion mit Trikots, aufdenen “Nein zuAntisemitismus, Gewalt und Rassismus” stand. Die italienischen Fans sind seit Jahren für ihrechoreographierten Fan-aktionen auf den Rängenbekannt und auchSpruchbänder, Lieder undTransparente sind in Italiensehr weit verbreitet.

Oktober 2002: Aktivisten in Englandveranstalten seit vielenJahren gezielteAntirassismus-Tage, an denen Botschaften im Radio verkündet undSpruchbänder vor demSpielanpfiff aufgestelltwerden. Viele weitereAktivitäten gehören ebenso dazu, wieFanchoreographien und das Tragen spezieller Trikots durch die Spieler.

Dazu nur drei Beispiele:

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1 Herausgabe einer Erklärung, dass der VereinRassismus nicht toleriert. Dabei sind dieMassnahmen aufzuzählen, die der Verein gegenFans ergreifen wird, die rassistische Gesängeausführen. Die Erklärung ist in allenSpielprogrammen abzudrucken und im Stadionpermanent und gut sichtbar auszuhängen.

2 Rassistische Gesänge bei Spielen überLautsprecher verurteilen.

3 Den Verkauf von Dauerkarten an die Bedingungknüpfen, sich von rassistischen Äusserungen zudistanzieren.

4 Massnahmen ergreifen, um den Verkauf vonrassistischen Publikationen im oder vor demStadion zu verbieten.

5 Disziplinarische Massnahmen gegen Spielerinnenund Spieler ergreifen, die sich rassistisch verhalten.

6 Mit anderen Vereinen Kontakt aufnehmen, um diesen die eigene Antirassismus-Politik zu erläutern.

7 Förderung einer gemeinsamen Strategie vonOrdnungspersonal und Polizei, um beirassistischem Verhalten einzugreifen.

8 Rassistische Graffiti am Stadion sofort entfernen lassen.

9 Verabschiedung einer Politik der Chancengleichheitin Bezug auf Anstellung und Erbringung vonDienstleistungen.

10 Zusammenarbeit mit allen anderen Gruppen undVerbänden wie Spielergewerkschaften, Fans,Schulen, ehrenamtlichen Organisationen,Jugendklubs, Sponsoren, lokalen Behörden, lokalenFirmen und Polizei, um Initiativen zu lancieren undden Nutzen von Kampagnen zu bekräftigen, diegegen rassistisches Verhalten und Diskriminierunggerichtet sind.

UEFA-Zehn-Punkte-Aktionsplan für Profifussballklubs

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die FARE-aktionswochen

Fans des holländischenKlubs PSV Eindhoveninitiierten eine Aktion mitdem Namen “PSV-Fansgegen Rassismus” alsReaktion auf dierassistischenBeschimpfungen desStürmers von ArsenalLondon, Thierry Henry, in dem kurz davorausgetragenen UEFA-Champions-League-Spielzwischen den beiden Klubs.

In Österreich organisiertenverschiedeneEinwanderungsgruppen einWohltätigkeitsfussballturnierin Wien, dessen Erlöse denOpfern der Flutkatastrophein Österreich zugute kam.Amateurmannschaften mitSpielern aus denjugoslawischen, türkischenund bosnisch-herzegowinischenBevölkerungsgruppennahmen daran teil.

Fans des belgischen Klubs R. Standard de Liègeführten vor einem Heimspieleine antirassistischeChoreographie auf. DieSpieler der französischenSpitzenmannschaft FCGirondins de Bordeauxunterstützten die Aktiondadurch, dass sie beimWarmlaufen vor dem Spielgegen den AS Monaco FCT-Shirts trugen mit derAufschrift: “Südkurve gegenRassismus”.

Während der beidenWochenenden innerhalb derAktionswoche widmeten dieenglischen Fussballklubs ihreHeimspiele der Kampagne“Kick Racism out ofFootball”. So skandiertenbeispielsweise Leeds Unitedund Arsenal FC mit weithinsichtbaren Transparentenihre Unterstützung, und dieFans hielten Karten hoch,auf denen ihre Ablebung desRassismus betont wurde.

In Deutschland beteiligtensich so prominente Klubswie der FC Schalke 04 anden Antirassismus-Aktivitäten. Fans trafen sichfür Gespräche mit SchalkesTrainer Frank Neubarth unddrei Spielern, Niels Oude-Kamphuis (Holland), AnibalMatellan (Argentinien) unddem deutschenNationalspieler GeraldAsamoah.

In Zusammenarbeit mititalienischen, französischenund spanischen Fansveröffentlichte die italienischeGruppe Progetto Ultrà einzweisprachigesAntirassismus-Magazin aufItalienisch und Englisch mitdem Titel “Ultras unisce –Razzismo divide”.

Die Fans mehrerer führenderSchweizer Klubs trafen sichin Zürich zur Gründung einerAllianz gegen denRassismus mit dem Titel “Fans United”. In Jugoslawien wurden inverschiedenen Stadien vordem Spiel Handzettel an dieFans verteilt, auf denenRassismus und Gewaltverurteilt wurden.

FARE hat drei europaweite Antirassismus-Aktionswochen veranstaltet.Dazu wurde immer die Fussballfamilie aufgefordert, sich mit lokalenPartnern wie Nichtregierungsorganisationen und Fanvereinenzusammenzuschliessen, um Aktivitäten im Profi- und im Amateurfussball zu organisieren. So waren bei der letzten Aktionswoche im vergangenenOktober über 600 Aktionen in allen Teilen Europas auf die Beine gestelltworden.

Weitere Aktionswochen werden zukünftig immer im Oktober abgehaltenwerden (die Aktionswoche für die Saison 2003/04 ist für die Zeit vom 16.bis zum 28. Oktober geplant).

Zu den Aktivitäten im Oktober 2002 gehörten:

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grundsätzefürguteverhaltensregeln

Natürlich können die Bestandteile einer erfolgreichenAntirassismus-Intervention nicht einfach wie ein Rezeptzusammengestellt werden, denn zuviel hängt von den lokalenUmständen ab. Dennoch gibt es einige wichtige Grundsätze,die als Anleitung für positive Aktionen dienen können.

Die folgenden Grundsätze stellen an sich keine erschöpfende Auflistung dar, sondern bieten einige nützliche Hinweise:

• Übernahme vonHandlungsgrundsätzen,die für alle in derFussballfamilie öffentlichzugänglich sind.Ermutigung einer breitenÖffentlichkeit undÜbernahme dieserGrundsätze.

• Entwicklung eineslandesspezifischenHandlungsplans mitpraktischen Ergebnissenzur Umsetzung derobigen Grundsätze aufGrundlage des UEFA-Zehn-Punkte-Plans.Aufstellen vonFortschrittszielen undregelmässige Inspektiondieser Ziele.

• Entwicklung eineseigenen Kampagne-Logos oder Mottos, dassowohl den Fussball desentsprechenden Landeswiedergibt und sichleicht auf eine breitePalette anGegenständenanbringen lässt. Zweigute Beispiele hierzusind “Vereint gegenRassismus” oder“Fussball gegenRassismus in[entsprechendes Land]”

• Gründung vonPartnerschaften –Einbeziehung von Fans, Spielern, Polizei,Ordnungshütern undNichtregierungsorganisa-tionen, die Erfahrung bei der Planung undUmsetzung von Aktionenhaben. Einbeziehung von ethnischenMinderheiten undEinwanderungsgruppen.

• Respekt für die Kulturund Tradition von Fansund ihre Vereinigungen.Einführen vonAntirassismus durch undmit der Fankultur unterMithilfe der Methodenund Medien, die mit denFans und ihren Gruppenassoziiert und affiliiertsind.

• Unterstützung undAnziehungskraft derStarspieler nutzen, um die Antirassismus-Botschaften zuverdeutlichen.

• Ermutigung derethnischen Minderheitenund Einwanderer, aufallen Ebenen und in allenBereichen des Fussballsteilzunehmen, und esihnen ermöglichen, dies ohne Angst vorDiskriminierung oderVerunglimpfung zu tun.

• Sicherstellen, dass dieBotschaft besonders diejungen Menschen durchdie Schulen,Jugendvereine undKinderliteratur erreicht.

• Verknüpfungen erstellenzwischen denKampagnen gegenRassismus im Fussballund den überregionalenund grossenKampagnen gegenRassismus undFremdenfeindlichkeit inSport und Gesellschaft.

• Systeme entwickeln, mit denen in allenBereichen des Fussballsrassistische Vorfälle oder Diskriminierungüberwacht und berichtetwerden können.

• Sicherstellen, dassgegen Tätervorgegangen wird, wo immer Rassismusauftritt, auf jeder Ebeneund Stufe des Fussballs,damit alle Beteiligtenwissen, dass Rassismusnicht toleriert wird.

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Danksagung

Entwurf und Layout: The Works.

Fotos: Empics, FARE, Firo Sportphoto, Gepa Pictures, Studio Buzzi.

Gedruckt und veröffentlicht von der UEFA-Abteilung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Juni 2003.

anhänge

FairPlay. VerschiedeneFarben. Ein Spiel.Möllwaldplatz 5/3A-1040 WienÖsterreich

Tel +43 1 7133594 90Fax +43 1 7133594 73Email: [email protected]

Kick It OutUnit 31-4 Christina StreetLondon EC2A 4PAGrossbritannien

Tel +44 20 7684 4884Fax +44 20 7684 4885Email: [email protected]

Unione Italiana Sport PerTutti (UISP)Largo Franchellucci, 73I-00155 RomItalien

Tel +39 06 408 15 681Fax +39 06 439 84 320Email: [email protected]

Progetto UltràVia Riva Reno 75/3I-40121 BolognaItalien

Tel +39 051 236634Fax +39 051 225203Email:[email protected]

Football Unites RacismDivides (FURD)The StablesSharrow LaneSheffield S11 8AEGrossbritannien

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Bündnis AktiverFussballfans e.V. (BAFF)Postfach 1123D-63401 HanauDeutschland

Tel +49 211 398 2103Fax +49 211 917 9198Email: [email protected]

Never Again Association/Stowarzyszenie NigdyWiecej Postfach 6PL-03-700 Warschau 4Polen

Tel +48 603 64 72 28Email: [email protected]/nw/

Kontaktadressen

Union des associationsEuropéennes de football (UEFA) Unterstützungsprogramme (Vereint gegen Rassismus)Route de Genève 46CH-1260 Nyon 2

Tel +41 22 994 44 44Fax +41 22 994 37 30uefa.com

Wichtigste Mitglieder

Football Against Racism in Europe (FARE)Möllwaldplatz 5/3A-1040 WienÖsterreich

Tel +43 1 7133594 90Fax +43 1 7133594 73www.farenet.org