UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die...

111
UITIKON WEIHNACHTS-KURIER 2015

Transcript of UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die...

Page 1: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

UITIKON WEIHNACHTS-KURIER 2015

Page 2: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Impressum

Herausgegeben vom Gemeinderat UitikonKonzept und Redaktion: Victor Gähwiler, Sonja Furger, Bruno BauderHerstellung: Fineprint AG, Stallikon; Milan und Partner, Sellenbüren

Umschlagbild:Dorfpartie aus Uitikon um 1910

Rechts im Hintergrund das ehemalige Gebäude «Haus zur Hoffnung», Zürcherstrasse 66, welches durch Beschluss der denkwürdigen Gemein-deversammlung vom 29. August 1978 aufgrund einer Initiative (über 600 Stimmberechtigte nahmen teil; Turnhalle Allmend/das Üdiker-Huus stand noch nicht zur Verfügung) abgebrochen wurde.

Bildnachweis für Beitrag von Sonja Furger gemäss Angaben nach Fussnoten und im Anhang.

Bildnachweis für Gemeindechronik 2015:Familie Vonow, Waldegg-Bühne Uitikon, Barbara Huber, Urs Tobler, Walter A. Schelling, Anja Zimmermann, David Bodo, Martin Landis, Many Malis, Ingenieurbüro ewp AG, Genossenschaft Im Spilhöfler Uitikon / Restaurant Bistro, Anina Gepp, Lina Giusto und Lukas Brücker / Limmattaler Zeitung, Ref. Kirchgemeinde Uitikon, Feuerwehr Uitikon, Roland Siegfried/Livit AG, Kurt Steuble, Bruno Bauder

2

Page 3: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Gemeindepräsidenten 5

Revolutionsangst, Hilfe für Notleidende und die Profilierung der kommunalen Exekutive 7Anmerkungen 43Anhang 51

Gemeindechronik 2015 54

Statistisches 111

3

Page 4: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und
Page 5: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Vorwort

Liebe Üdikerinnen, liebe Üdiker

Dies ist mein letztes Vorwort zu einem Weihnachts-Kurier. Im Verlaufe des nächsten Jahres werde ich beim Bezirksrat Dietikon meinen Rücktritt einreichen. Nach über 20 Jahren ist es jetzt wirklich an der Zeit, den Platz zu räumen. Neue Kräfte und Ideen haben selten ge-schadet. Ich bin ehrlich gesagt auch etwas amtsmüde geworden, obwohl mir die Arbeit im und mit dem Ge-meinderat nach wie vor Freude macht. Wir haben es gut zusammen und ich bin überzeugt, dass da gute Arbeit für unsere Gemeinde geleistet wird. Im Pflichtenheft eines Gemeindepräsidenten stehen viele verschiedene Aufgaben. Da gibt es welche, die Freude machen und andere, die einfach zur Pflichterfül-lung gehören. Der Weihnachts-Kurier gehört ganz klar zu den ersteren und das Vorwort zu schreiben ist ledig-lich der Abschluss eines längeren Prozesses. Kaum war der Inhalt des aktuellen Jahrheftes definiert, stellte sich die Herausforderung, für das folgende Jahr ein Thema zu finden. Mit unserem Anspruch auf ein für die Ein-wohnerschaft interessantes Thema mit einem Ortsbezug war das nicht immer ganz einfach. Ich finde jedoch, Bruno Bauder und ich haben das ganz gut gemacht. So ist jetzt also ein erster Anlass gekommen um Adieu zu sagen und zu danken. Ich erlebte die Üdiker Ein-wohnerschaft mit ganz wenigen Ausnahmen als interes-siert, klug, kultiviert, grosszügig und verständnisvoll. Ich könnte noch einige weitere Qualifikationen im ähn-lichen Stil anhängen. Dies machte mir das «Regieren» auch leicht. Dass es uns wirtschaftlich so gut geht, war die andere günstige Komponente. Alles in allem bin ich mit Uitikon und mir ganz zufrieden.

5

Page 6: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

An dieser Stelle danke ich allen, Einwohnerinnen und Einwohnern, Mitarbeitenden in allen Bereichen der gesamten Gemeindeverwaltung sowie meinen aktuel-len und ehemaligen Kolleginnen und Kollegen im Ge-meinderat herzlich für die grosse Unterstützung, die kameradschaftliche Begleitung und die vielen schönen menschlichen Kontakte, die damit verbunden waren.

Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und alles Gute fürs 2016!

Victor Gähwiler, Gemeindepräsident

6

Page 7: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Kriegszeit – Krisenjahre: Ringlikon und Uitikon 1914 bis 1920, Teil 2

Revolutionsangst, Hilfe für Notleidende und die Profilierung der kommunalen Exekutive

Sonja Furger

Mehranbau, Milchregulierung und weitere kriegswirt-schaftliche Massnahmen, die Bundesrat und Kantons-behörden zur Sicherung der Landesversorgung in die Wege leiteten, unterwarfen das gesamte Wirtschafts-leben rigiden Zwängen und Kontrollen. Wie sich dies im dörflichen Alltag von Ringlikon und Uitikon zeigte, davon war im letztjährigen Weihnachts-Kurier die Rede. Bislang hochgehaltene liberale Grundsätze mussten, der Not und dem Druck der kriegführenden Staaten gehorchend, ausser Kraft gesetzt werden. Staats-politische Voraussetzung dafür war das sogenannte Vollmachtenregime: Am 3. August 1914 hatte die Verei-nigte Bundesversammlung dem Bundesrat die «unbe-schränkte Vollmacht zur Vornahme aller Massnahmen, die für die Behauptung der Sicherheit, Integrität und Neutralität der Schweiz und zur Wahrung des Kredites und der wirtschaftlichen Interessen des Landes, insbe-sondere auch zur Sicherung des Lebensunterhaltes, er-forderlich werden», übertragen.1 Die weitreichenden Kompetenzen, die Regierung und Bundesverwaltung dadurch erhielten und mit Fortdauer des Krieges auch immer häufiger beanspruchten, veränderten die politi-schen Kräfteverhältnisse über das Kriegsende hinaus. Die Exekutive gewann an Macht, zentralistische und

Anmerkungen ab Seite 43

7

Page 8: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

staatsinterventionistische Tendenzen traten vermehrt zutage.

Mit der Ausweitung staatlicher Befugnisse wuchsen Bürokratie und Bundeshaushalt.2 Zahlreiche Aufgaben wurden auf Kantone und Gemeinden überwälzt. Es war die Vorsteherschaft der Politischen Gemeinde Uiti-kon am Albis, welche die organisatorische Umsetzung der kriegswirtschaftlichen Massnahmen in Ringlikon und Uitikon an die Hand nehmen und verantworten musste. Die folgenden Ausführungen widmen sich da-her zunächst dem Gemeinderat und der Frage, wie sich die Kriegs- und Krisenjahre im Handeln und im Selbst-verständnis der Exekutivbehörde einer kleinen, bäuer-lichen Gemeinde auswirkten. Nach einem Blick auf die Unterstützungsmassnahmen zugunsten notleidender Üdiker und Ringliker Familien befasst sich das dritte Kapitel mit der ab Herbst 1918 weit verbreiteten Angst vor einem bolschewistischen Umsturz, die auch den Gemeinderat von Uitikon dazu bewog, bei der Bildung eines privaten Bürgerwehrverbandes im Limmattal mitzumachen.

Führungsstärke gefordert: gemeinderätliches Amtsverständnis im WandelZu den grössten Sorgen der Ringliker und Üdiker Dorfbehörden in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahr-hunderts zählte die Sicherung der Wasserversorgung. Regelmässig auftretende Knappheit zwang zur Sanie-rung und Ausbau bestehender Quellfassungen und zur Erschliessung neuer Quellen. Damit eng verbunden war das Feuerwehrwesen, dessen Einsatzbereitschaft zu gewährleisten war. Wiederkehrende Traktanden bil-deten sodann der Unterhalt der Verkehrswege und der Bau neuer Strassen. Um die Steuerbelastung tief zu halten, beschränkte man sich auf das Allernötigste und überliess das Wünschbare privater Initiative: Einen

8

Page 9: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

öffentlichen Telefonanschluss konnte man sich dank eines Legats des 1906 verstorbenen Üdiker Dorflehrers Jakob Gut-Bosshard leisten.3 Zögerlich abwartend war denn auch die Haltung des Gemeinderates beim Thema Elektrizität. Seit 1904 hatte man darüber beratschlagt, entscheidend voran kam die Angelegenheit jedoch erst 1912, als Jakob Leutenegger, Wirt im Restaurant Wald-egg, im Rahmen der Mittwochgesellschaft Pläne und Kosten konkretisierte, potentielle Strombezüger mobi-lisierte und damit den Gemeinderat unter Druck setzte.4 Dieser scheute die finanziellen Folgen, da die Verträge mit dem Stromlieferanten eine Abnahmegarantie be-inhalteten. Schliesslich half, dass der Kanton Zürich, seit 1882 verantwortlich für die 1871 im ehemaligen Üdiker Gerichtsherrenschloss errichtete Korrektions-anstalt, einen namhaften Teil der anfallenden Gebühren zu übernehmen versprach. Im Oktober 1913 hiess die Gemeindeversammlung die Elektrifizierungsvorlage einstimmig gut und am 4. April 1914 erstrahlte in Ring-likon und Uitikon erstmals das elektrische Licht.5

BürokratisierungsschubVier Monate später, im August 1914, verfiel die Schweiz in einen wirtschaftlichen Schockzustand, Folge von Mobilmachung, Grenzschliessung und vom Bundesrat kurzfristig erlassener Ein- und Ausfuhrverbote. Der Landesregierung gelang es danach erst spät, eine grif-fige Politik zur Sicherung der Landesversorgung mit lebenswichtigen Gütern zu implementieren. Im Weg standen ihr nicht nur die eigenen liberalen Überzeu-gungen, es fehlte in der Bundesverwaltung schlichtweg an Wissen und Personal, um die nötigen organisatorischen Voraussetzungen für geeignete Lenkungsmassnahmen zu schaffen. So übertrug der Bundesrat zunächst viele Aufgaben an branchenspezifisch und privatwirtschaft-lich organisierte Zusammenschlüsse oder delegierte sie an Kantone und Gemeinden. Erst im verregneten Som-

9

Page 10: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

mer 1916, als die schlechte Ernte die Kartoffelpreise in die Höhe trieb und auf den Märkten von Bern, Biel, Grenchen, Thun und Zürich Frauen gegen die Teue-rung demonstrierten, entschloss sich der Bundesrat, landesweit gültige Höchstpreise fest- und die bisherige Zurückhaltung beim Ausbau des Verwaltungsapparates abzulegen. Nach und nach entstanden nun neue Amtstellen, mit deren Aktivitäten man sich alsbald auch in Uitikon und Ringlikon konfrontiert sah.6 Viel zu spät, erst im September 1918, nahm das eidgenössi-sche Ernährungsamt seine Arbeit als zentrale Koordi-nationsbehörde auf.

Unzulänglich, chaotisch, widersprüchlich, konzeptlos – die bundesrätliche Versorgungspolitik erhält in den Augen heutiger Historikerinnen und Historiker keine guten Noten.7 Doch schon die Zeitgenossen stöhnten unter der damaligen Flut an Vorschriften, Anordnun-gen und Verfügungen, die sich über die Amtsstuben in Stadt und Land ergoss.8 Kaspar Wismer, der damalige (nebenamtliche) Gemeindeschreiber von Uitikon, ver-merkte im Gemeinderatsprotokoll meist nur kurso-risch, von welchen eidgenössischen und kantonalen Vorgaben das Gremium Kenntnis genommen hatte, zumal längst nicht alles von lokalem Belang war. Dass er, hauptberuflich Bauer und Milchproduzent, zuwei-len über dem Amtsschimmel verzweifelte, zeigt ein Eintrag vom September 1918: «Es wird Vermerk genom-men von einem Kreisschreiben des Ernährungsamtes, worin dargetan wird, dass die Milchproduktion erheb-lich zurück gegangen sei & die Gemeindebehörden eingeladen werden, alles zu tun, um die Produktion zu heben. Diese bureaukratische Weisheit kann ohne wei-teres ad acta gelegt werden, so lange die Produktionser-gebnisse von der Witterung abhängig ist [sic!].»9 Auf Wismer lastete ein Grossteil der Schreibarbeit und des administrativen Mehraufwands, den die kriegswirt-

10

Page 11: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

schaftlichen Massnahmen auf Gemeindeebene verur-sachten. Die hohe Beanspruchung wurde denn auch mit einer zweimaligen Besoldungserhöhung sowie mehr-maligen Sonderzulagen verdankt.10

Lastenverteilung als BalanceaktIn die Verantwortung des Gemeinderates fiel die Auf-gabe, für die von Bund und Kanton der Gemeinde zusätzlich auferlegten Lasten und Pflichten die Ein-wohnerschaft heranzuziehen. Die Aufteilung der Uitikon zugewiesenen Quoten beim Mehranbau von Getreide und Kartoffeln war dabei vergleichsweise un-problematisch, richtete sich der Verteilschlüssel doch nach objektiven Kriterien wie der Betriebsgrösse oder der bisherigen Anbaufläche.11 Die Üdiker und Ringli-ker Bauern profitierten überdies vom Umstand, dass der Korrek tionsanstalt jeweils ein überproportionaler Pflichtteil überwälzt werden konnte – beim Mehranbau ebenso wie bei der Stellung von Pferden und Wagen für die Armee.12

Bei der im Sommer 1917 vom Oberkriegskommissariat vorsorglich erfolgten Beschlagnahmung von 400 Zent-nern Heu war es schon heikler, einen gerechten Verteil-modus zu finden, als die Pflichtlieferung zugunsten Stadtzürcher Pferdehalter im Spätherbst tatsächlich an-stand. «Die Abgabe von Heu stösst bei allen Land-wirten auf Widerstand», vermerkt das Gemeinderats-protokoll.13 Wie ein Mitglied des Gremiums jedoch in Erfahrung bringen konnte, lagerten in der Waldegg noch gut 60 Zentner Emd, die mangels Vieh nicht ver-füttert wurden und die der Gemeinderat nun einzuzie-hen beschloss – wohl nicht zur Freude des Besitzers, der damit die Option verlor, sein Futter anderweitig und wo möglich zu besseren Preisen zu verkaufen. Die über-schaubaren dörflichen Verhältnisse, wo man über Han-del und Wandel eines jeden Bescheid wusste (oder zu

11

Page 12: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

wissen glaubte), waren in jenen Jahren noch eine Spur luzider geworden: Scheunen, Keller und Vorratskam-mern mussten weit geöffnet werden, wenn es galt, die Vorräte an Heu, Stroh, Kartoffeln oder Butter zu erhe-ben und die Angaben allenfalls vor Ort zu kontrollie-ren.14

Massnahmen wie landwirtschaftliche Mehrproduktion oder Rationierung von Lebensmitteln setzten auf allen Verwaltungsebenen einen administrativen Apparat voraus, um Vorbereitung, Umsetzung und Kontrolle zu gewährleisten. Bund und Kantone forderten folglich von den Gemeinden, entsprechende Gremien und Anlauf stellen zu schaffen: Kommissionen zur Über-wachung des Mehranbaus, zur Kontrolle der Min-derertrags-Meldungen und zur Bestimmung von Schlachtvieh, ein Milch-, Kartoffel- und Brotamt, eine Fettkartenstelle, eine Vermittlungs- und Kontrollstelle für Saatgut sowie eine kommunale Brennstoffzentrale und eine Notstandskommission – um nur jene neuen Organisationseinheiten zu nennen, deren personelle Be setzung im Üdiker Gemeinderatsprotokoll vermerkt wurde. Die Wahl geeigneter Persönlichkeiten war Sache des Gemeinderates. In einigen Fällen entschied die be-rufliche Qualifikation: Forstleute wie Konrad Stutz und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen-trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und Verbrauch an Brennholz auf Ge-meindegebiet zu überwachen und die vom Oberforst-amt auferlegten Lieferquoten zu beschaffen.15 Vieh-inspektor Heinrich Wismer wurde zum Obmann der Kommission zur Bestimmung von Schlachtvieh ge-wählt und musste ebenfalls für die Einhaltung von Lieferquoten sorgen.16 Die Beschlagnahmung von Schlachtvieh erfolgte dann, wenn das freiwillige Ange-bot den Fleischbedarf der Armee und weiterer Bundes-anstalten nicht deckte, beziehungsweise wenn die

12

Page 13: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

lokalen Höchstpreise über den vom Bund gewährten Ankaufspreisen lagen. Wenn Inspektor Wismer also im Juni 1918 zwei und im Januar 1919 sieben Schlachttiere requirieren musste, so galt es auszuhandeln, wer in der Gemeinde den Mindererlös zu tragen hatte. Nebst ein-schlägigen Kenntnissen waren also Standfestigkeit, Durchsetzungsvermögen und eine Prise Diplomatie gefragt. Folglich griff man auch gerne auf erprobte Respektspersonen wie Dorflehrer, Posthalter, Anstalts-verwalter oder altgediente Dorfhonoratioren und ehe-malige Behördenmitglieder zurück.

Probleme bei der personellen Besetzung verursachten vor allem das kommunale Milchamt und die Kartoffel-stelle. Beide Funktionen waren, wenngleich mit einer pauschalen Abgeltung entschädigt, mit beträchtlicher Arbeitslast verbunden. Fritz Wissmann-Baur, der im Herbst 1917 jene Milchsammelstelle übernommen hatte,

Üdiker Bauland steht zum Verkauf – ein Jahr nach Ausbruch des Ersten Welt-kriegs erschien dieses Inserat in der Neuen Zürcher Zeitung vom 6. August 1915.

13

Page 14: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

die bislang von Gemeindepräsident Jakob Gut-Baur betrieben worden war, wurde im Mai 1918 zum Leiter des Gemeindemilchamtes gewählt.17 Wie im letztjähri-gen Weihnachts-Kurier erwähnt, erwarteten die über-geordneten kantonalen Stellen von ihm eine strikte Überwachung der gesamten dörflichen Milchpro-duktion.18 Darüber hinaus war er dem kantonalen Er-nährungsamt gegenüber für die Abrechnung der soge-nannten Notstandsmilch verantwortlich (vgl. S. 21). Der Arbeitsanfall war also nicht unbedeutend und die ihm auferlegte Milchverkehrskontrolle exponierte ihn wohl auch zusehends innerhalb von Dorf und Nachbar-schaft. Im Januar 1919 reichte er dem Gemeinderat ein erstes Entlassungsgesuch ein, worauf das Gremium nicht eintrat: Man hoffte nach dem Ende des Krieges auf die baldige Abschaffung der Notstandsbürokratie.19 Mit seinem zweiten Gesuch von Ende April 1919 stiess Wissmann auf mehr Verständnis, doch nun scheiterte die Ablösung am Widerstand des auserkorenen Nach-folgers: Posthalter Rohr, der bereits mit Lehrer Müller zusammen die Fettkartenstelle versah, lehnte aus ge-sundheitlichen Gründen ab.20 Erstmals nun zog der Gemeinderat die Wahl einer Frau in Betracht: Dank Frau Friedli, der Gattin eines vor wenigen Jahren zuge-zogenen Anstaltsaufsehers, kam Fritz Wissman zur erwünschten Entlastung.

Noch grössere Umtriebe hatte im Jahr zuvor die Beset-zung der kommunalen Kartoffelstelle verursacht. Im Januar 1918 war Kaspar Derrer auserkoren worden, zusammen mit Kaspar «Burlichäppi» Müller die ange-ordneten Erhebungen zu den Kartoffel- und Heuvor-räten durchzuführen.21 Von da her mit den Verhältnis-sen vertraut, wurde den beiden gleich auch die Leitung der Kartoffelstelle überantwortet, deren Aufgabenbe-reich sich von der ursprünglichen Vermittlung von Saatgut bald bis zur Überwachung von Anbau, Handel

14

Page 15: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

und Konsum erstreckte.22 Mitte Juli 1918 nun aber be-willigte der Zürcher Kantonsrat den Kredit von über 420’000 Franken für den Neubau der Korrektionsan-stalt, woraufhin Verwalter Derrer den Gemeinderat ersuchte, ihn aus der Verantwortung für die Kartoffel-stelle zu entlassen: die Bauplanung beanspruche all seine verfügbare Zeit.23 Der Gemeinderat lehnte ab, worauf sich Kaspar Derrer direkt ans kantonale Ernäh-rungsamt wandte – diesmal mit Erfolg. Mit der amtli-chen Bestätigung seiner Enthebung überstellte er dem Gemeindepräsidenten gleich sämtliche Akten der Kar-toffelstelle.24 Deren Führung blieb zunächst an Derrers Stellvertreter, Kaspar «Burlichäppi» Müller, hängen, der allerdings eine definitive Übernahme aus Alters-gründen ablehnte.25 Bis eine neue Leitung für die Kar-toffelstelle gefunden war, vergingen mehrere Wochen.26 Wie sehr man sich im Gemeinderat über Derrer und seine Vorgehensweise ärgerte, zeigte sich Ende Okto-ber: «Laut Beschluss des Ernährungsamtes wird unsere Gemeinde zur Ablieferung von 500 Zentner Heu an den Bund verpflichtet … zu welchem Zwecke eine Aufkaufs-person zu bestimmen sei. Es wird beschlossen, dieses Mandat Herrn Verwalter Derrer zu übertragen, nach-dem er sich von der Kartoffelstelle losmachen konnte.»27

Der Gemeinderat muss sich exponierenWas die formalrechtliche Regelung des dörflichen Zu-sammenlebens anbelangt, pflegte der Üdiker Gemein-derat der Belle Epoque im Rahmen seiner Befugnisse grosse Zurückhaltung. So wollte er die Einführung einer Polizeistunde auch dann nicht selbst verantwor-ten, nachdem es mehrmals zu Wirtshausstreitigkeiten, im Oktober 1912 sogar mit tödlichem Ausgang für einen Dorfbewohner, gekommen war.28 Früher schon hatte er die Abschaffung der einst eingeführten Busse bei unbe-gründetem Fernbleiben von der Gemeindeversamm-lung beantragt, weil man beim Einziehen «beständig

15

Page 16: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

auf Differenzen stosse».29 Man wollte keine Bussgeld-paragrafen, deren Durchsetzung die Dorfbehörden selbst in unliebsame Konflikte verwickelt hätte. Nun aber schuf die vertikale Einbindung des Gemeinderats ins Notstandsregime von Bund und Kanton ein dichtes Gewebe an Verbindlichkeiten und Rechenschafts-pflichten, die in jeder Hinsicht weitaus höhere Anfor-derungen an die Führung einer Gemeinde stellten als in Friedenszeiten. Nicht selten geriet die kommunale Exekutive dabei von zwei Seiten unter Rechtfertigungs-druck: forderten die übergeordneten Amtsstellen frist-gerechte Umsetzung ihrer Anordnungen und, bei Vorliegen von Unregelmässigkeiten, detaillierte Aus-kunft, rekurrierten einige Bauern fallweise gegen die ihnen vom Gemeinderat auferlegten Pflichten und Res-triktionen.30

Vorkommnisse, welche die exponierte Stellung des Üdiker Gemeinderates veranschaulichen, gehen schon auf Frühsommer 1915 zurück: «Seit einiger Zeit ver-nahm man um Mitternacht auf der Birmensdorferstras se in Zürich 3 das Geratter von Automobilen. Das Ziel der nächtlichen Fahrten war der Gasthof zum Löwen in Uitikon a. A., welcher ziemlich einsam gelegen ist. Um Mitternacht wurden dann plötzlich die Gastzimmer im Löwen erleuchtet, Musik und Tanz trat an Stelle der nächtlichen Stille; Lärm, Geschrei und Zechgelage dauerten bis in den Morgen hinein», ist im Protokoll des Zürcher Regierungsrates zu lesen.31 Die in Birmensdorf stationierten Kantonspolizisten, die in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1915 vor Ort kontrollierten, trafen gegen zwei Uhr morgens auf eine siebzehn-köpfige Festgesellschaft. Augenzeugen wollten beobachtet ha-ben, wie sich etliche Personen durch Flucht aus einem Fenster der Polizei zu entziehen suchten.32 Unter den namentlich Erfassten fanden sich zwei in Zürich regist-rierte Prostituierte; zudem stellte sich heraus, dass

16

Page 17: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Lorenz Florin, der Löwenwirt, seinen mitternächt-lichen Gästen nur teure Flaschenweine ausschenkte und den ordnungsgemässen Eintrag ins Logierbuch unter-liess, wenn ein Paar sich in ein Gästezimmer zurück-zog.33 Für Florin hatte der Polizeirapport und die nachfolgenden Untersuchungen die Schliessung seines Betriebes, den Entzug des Wirtepatentes und eine Verurteilung wegen Duldung gewerbsmässiger Un-zucht zur Konsequenz.34 Unerfreulich auch die Folgen für den Üdiker Gemeinderat. Die Kantonsregierung verlangte Auskunft, warum er es unterlassen habe, «ge-gen die un sittliche Wirtschaftsführung, die ihm doch zu Ohren gekommen sein musste, einzuschreiten».35 Die Angelegenheit beschäftigte den Gemeinderat über Monate, nicht nur, weil Florin sowohl gegen den Patententzug wie gegen das Kuppeleiurteil (erfolglos) rekurrierte, sondern weil er auch gegen die lokalen Behördenvertreter wütete. Schon im Juli 1915 hatte er in einem siebenseitigen Brief den Gemeinderat be-schuldigt, Polizei und Gericht auf ihn angesetzt zu

Tanzsaal und lauschige Gartenwirtschaft – so warb um 1910 der Vorgänger von Löwenwirt Laurenz Florin-Brüschweiler für sein Etablissement (Bildpostkarte ohne nähere Angaben erstmals abgedruckt im Weihnachts-Kurier 1987, S. 42).

17

Page 18: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

haben, und mit einer zivilrechtlichen Klage auf Ersatz seines Verdienst ausfalls gedroht.36 Diese reichte er auch tatsächlich ein und es kam im Mai 1916 zu einem Termin vor dem Friedensrichter.37 Inzwischen auch vor Ober-gericht verurteilt, musste Florin seine diesbezügliche Forderung über 3000 Franken jedoch abschreiben.

Um wen handelte es sich bei diesen trink- und festfreu-digen Gästen, die, wie es der Regierungsrat formulierte, mehr als einmal «wahre Orgien» in jenem Haus feier-ten, für dessen Erstellung einst die Üdiker Kirchge-meinde als Bauherrin firmierte?38 «Notorische Dirnen, leichtfertige Gesellen und solche, welche sich gerne zur Unzucht verlocken lassen», heisst es im Regierungs-ratsprotokoll. Der Zeitpunkt der Vorkommnisse, Juni 1915, legt nahe, dass es sich bei diesen betuchten Vergnü-gungssuchenden um Geschäftemacher aus dem Kreis jener Schieber, Schmuggler und Spekulanten gehandelt haben könnte, die bereits kurz nach Kriegsausbruch den Platz Zürich bevölkerten.39 «Jeder Idiot kam zur Geltung, wenn er nur kaufte und verkaufte. Man sah Leute, die gestern kaum anständige Hosen und noch den Kopf voll Läuse gehabt hatten, am andern Tag mit schweren Pelzen und kostspieligen Mätressen am Arm», beschrieb ein zeitgenössischer Beobachter das damalige Treiben.40

Der Gemeinderat organisiert sich neuSeit Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 herrschten in vielerlei Hinsicht ausserordentliche Zei-ten, so dass der Üdiker Gemeinderat öfter als bisher Führungsstärke unter Beweis zu stellen hatte. Zwei Männer waren es vor allem, welche die personelle Kon-tinuität über jene Jahre sicherten: Im Frühjahr 1913 war der bereits seit etlichen Jahren als Gemeinderat amtie-rende Jakob «Jacques» Gut-Baur (1862–1944) zum Ge-meindepräsidenten gewählt worden. Er blieb bis 1922

18

Page 19: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

im Amt. Sein Stellvertreter war seit 1913 Albert Wis-mer-Gut, der 1922 den Vorsitz übernahm.41 Jakob Gut-Baur war der jüngste Sohn des Albisrieders Jakob Gut (1825–1906), der von 1850 bis 1898 die Üdiker Dorf-schule führte, sich mit Katharina Bosshard von Ringlikon verheiratete und in Uitikon alsbald einen Bauernhof erwerben konnte.42 Jakob «Jacques» Gut übernahm diesen Betrieb, kaufte 1905 den Obstgarten hinzu und gehörte somit, erst in zweiter Generation in Uitikon ansässig, bereits zur dörflichen Elite.43 Tat-kraft und unternehmerisches Denken lassen sich auch daran ab lesen, dass er den wenig produktiven Weinbau aufgab und erfolgreich auf die Produktion von Tafel-obst setzte.44 Auf seinen Vorschlag hin gab sich der Üdiker Gemeinderat eine neue Organisationsstruktur. War das Gremium als Kollegium bislang für alle Ge-schäfte gemeinschaftlich zuständig, die Funktionen von Präsident und Gemeindegutsverwalter einmal ausgenommen, so zeichnete jedes Ratsmitglied ab August 1919 für einzelne Sachressorts verantwortlich: Gesundheits wesen, Wasserversorgung und Verkehr, Feuerwehr und Gemeindepolizei, Steuer- und Finanz-wesen.45 Für politische Angelegenheiten sowie für jene des Waisen-, Armen- und Vormundschaftswesens blieb der Präsident zuständig.

Es waren im übrigen nicht allein die kriegsbedingten Herausforderungen, die vom Üdiker Gemeinderat Führungsstärke und ein dynamischeres Amtsverständ-nis verlangten. Auf Geheiss des Zürcher Regierungs-rates kam es 1917 zur Verschmelzung der beiden Zivilgemeinden von Ringlikon und Uitikon zur Politi-schen Gemeinde Uitikon am Albis. Nunmehr stand der Gemeinderat als alleiniges Exekutivgremium in der Verantwortung, was Verwaltung, Sicherung und Wei-terentwicklung der öffentlichen Infrastruktur beider Dörfer anbelangt.

19

Page 20: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Pflanzland und Notstandsmilch: kommunale Unterstützung für Notleidende Im Herbst 1914 wandte sich ein Ringliker Einwohner an den Gemeinderat mit der Bitte, ihm und seiner ebenfalls erwerbstätigen Ehefrau «zufolge sehr mini-mer Verdienstverhältnisse» die Staats- und Gemeinde-steuern zu erlassen.46 Weil man die Notlage des kinderlosen Ehepaars als wenig schwerwiegend ein-schätzte und man keinen Präzedenzfall schaffen wollte, wurde das Ansinnen abgelehnt. Ebenso wenig war man einige Monate später bereit, einem säumigen Steuerzahler mit der Genehmigung des vorgeschlage-nen Nachlassvertrages entgegenzukommen.47 Im Som-mer 1915 erfuhr der Gemeinderat, dass zwei dienstleis-tende Familienväter Wehrmännerunterstützung in Form von Geld und Naturalien erhielten;48 trotzdem verzichtete der Gemeinderat kurz darauf auf die Möglichkeit, bei einem Notstandsfonds für Hilfs-bedürftige, den der Bundesrat aus Spendengeldern eingerichtet hatte, vorstellig zu werden: «Da wir keine Bedürfnisse haben, wird von einer bezüglichen Anmeldung Umgang genommen.»49 Obwohl sich Teu-erung und Kaufkraftverlust bereits bemerkbar mach-ten, vertraute man im bäuerlich geprägten Uitikon auf die herkömmlichen Strategien zur Bewältigung wirt-schaftlicher Notzeiten: in erster Linie Sparsamkeit, weitgehende Selbstversorgung und verwandtschaft-liche Solidarität. Noch im Dezember 1916 hoffte der Gemeinderat, um die Bildung einer Notstandskom-mission herumzukommen, wie sie der Zürcher Regie-rungsrat von allen Gemeinden zur Erfassung und Linderung der sich manifestierenden Bedürftigkeit gefordert hatte.50 Vergeblich, denn noch vor dem Jah-reswechsel kam es zur Einsetzung einer dreiköpfigen Kommission, welche bald schon die Abgabe verbillig-ter Lebensmittel zu regeln hatte.51

20

Page 21: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Abgabe von NotstandsmilchHatte der Bundesrat seit 1915 den Verkaufspreis von Konsummilch über Zahlungen an die Milchproduzen-tenverbände konstant gehalten, beschloss er, nachdem auf April 1917 eine Preisanpassung unumgänglich ge-worden war, notleidende Konsumentinnen und Konsu-menten über die Abgabe verbilligter Milch direkt zu unterstützen.52 Bald schon sollten landesweit rund 692’000 Menschen – ein Sechstel der Schweizer Bevöl-kerung – zum Kreis solch «notstandsberechtigter Per-sonen» gehören, die nebst Milch auch Brot und andere Grundnahrungsmittel sowie Kohle verbilligt beziehen konnten.53 Da die Preisermässigungen gemeinsam durch Bund, Kantone und Gemeinden finanziert wur-den, sind im Gemeindearchiv Uitikon entsprechende Milchabrechnungen erhalten geblieben.54

Acht Familien mit insgesamt 41 Personen wurden vom Üdiker Gemeinderat anfänglich als notstandsberechtigt anerkannt.55 Sie zahlten weiterhin zwischen 25 und 27 Rappen für den Liter Milch, während der volle Kauf-preis bis zum Herbst 1919 auf 39 Rappen anstieg. Die Zahl der notstandsberechtigten Ringliker und Üdiker Haushalte hingegen ging leicht zurück: im Oktober 1918 waren es noch sechs Familien mit 36 Personen (da-von 25 Kinder), ab Januar 1919 bis zur Aufhebung der Milchverbilligung im April 1920 finden sich noch 5 Haushalte vermerkt, deren Personenzahl zwischen 29 und 33 schwankte.

Verpachtung von Pflanzland auf der AllmendDie Bezüger von Notstandsmilch besassen weder Vieh noch Land.56 So kam wohl in erster Linie ihnen zugute, dass der Üdiker Gemeinderat einen Teil der Allmend umpflügen, grosse Steinbrocken sprengen und zwei alte Bäume ausgraben liess, um zusätzliches Pflanzland für Gemüse und Kartoffeln bereitzustellen.57 Sechs

21

Page 22: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

22

Page 23: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Kunstvoll zum Erinnerungstableau arrangiert, verweisen Brot- und Milchkarten, Rationierungsmarken und Preistabellen auf die wachsende Not: Zwischen 1914 und 1918 kletterte der Lebenskostenindex von 100 auf 229 Punkte, während die durchschnitt-liche Kalorienzufuhr pro Tag von 4000 auf 2800 kcal sank (in Deutsch-land lag sie im Winter 1917/18 unter 1000 kcal/Tag). Demgegenüber brachte die seit 1915 erhobene Kriegs-gewinnsteuer bis Ende 1918 Bund und Kantonen rund 730 Millionen Franken ein (Collage von Th. Rentsch, ca. 1920, Schweizerisches Sozialarchiv, F_Pd-0311; Kreis, Insel, S. 14; Rossfeld/Straumann, Fronten, S. 38 und 42).

23

Page 24: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Interessenten meldeten sich im Februar 1918, der Pacht-zins betrug fünf Franken je Are. Im Folgejahr, 1919, bemühten sich drei weitere Einwohner um eine Par-zelle.58 Noch ein Jahr später, 1920, schränkte der Ge-meinderat die Abgabe von Pflanzland auf jene Pächter ein, die den Pachtzins auch tatsächlich bezahlt hatten.59 1921 wurde das Angebot ganz aufgehoben und auf der Allmend wieder Klee angesät.60

Revolutionsängste in Stadt und Land: zur Formation von Bürgerwehren in Uitikon und im Bezirk Zürich «Am Abend muss ich neuerdings in die Stadt. Der Bun-desrat hat Bedenken wegen der Sachlage im Innern. Drohung mit Generalstreik, Bomben in Zürich usw. Er will Zürich auf Begehren der dortigen Regierung mit Truppen ausrüsten. (…) Es ist eine eigentümliche Luft. Unsicherheit, Nervosität bei allen Leuten (…). Wühler aus dem Ausland und dem Inland. In der ganzen Welt rührt sich das Proletariat; es greift auch zu uns über. Was geplant ist, weiss niemand, und was aus der Sache werden soll, auch niemand.»61 Der Tagebucheintrag des freisinnigen Berner Regierungsrates Karl Scheurer da-tiert vom 31. Januar 1918 und veranschaulicht, wie be-reits die ersten Wochen des letzten Kriegsjahres im Zeichen grosser sozialer Spannungen, politischer Un-sicherheit, brodelnder Gerüchte und Revolutionsangst standen. In Russland hatte Lenin nach einem bewaffne-ten Aufstand im November 1917 die Sozialistische Sowjetrepublik ausgerufen, in Deutschland, wo Hun-ger herrschte und Kriegsmüdigkeit sich breit machte, kam es im Januar 1918 zu Massenstreiks. In der Schweiz verzeichneten die dem Gewerkschaftsbund angeschlos-senen Gewerkschaften seit 1916 einen Mitgliederzu-wachs von beinahe 70 Prozent, die ersten Zürcher Kantonsratswahlen nach Proporz vom Juli 1917 brach-ten der sozialdemokratischen Partei (SP) deutliche Sitz-

24

Page 25: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

gewinne und machten sie zur stärksten Fraktion.62 Angesichts von Teuerung, Lebensmittelknappheit, verschlechterten Arbeitsbedingungen – das an sich fortschritt liche Fabrikgesetz war seit Beginn des Krie-ges ausser Kraft gesetzt – und weitgehendem staat -lichen Versagen bei der Bekämpfung dieser Missstände erhofften sich Arbeiter und Angestellte bis in den unte-ren Mittelstand eine Verbesserung ihrer Lage mit Hilfe gewerkschaft licher Selbstorganisation und Sozial-demokratie. Gleichzeitig gewannen innerhalb der Lin-ken radikale Kräfte an Einfluss: Im Einklang mit den Manifesten von Zimmerwald und Kiental63 kündigte eine Mehrheit von SP-Delegierten am Parteitag vom November 1915 den bei Kriegsbeginn geschlossenen Burgfrieden mit den Bürgerlichen auf und stellte sich im Juni 1917 gegen die bewaffnete Landesverteidigung. Da in jüngster Vergangenheit immer wieder Truppen «erstaunlich eilfertig»64 gegen streikende Arbeiter ein-gesetzt worden waren, blieb eine Parole wie «Klassen-kampf statt Landesverteidigung» nicht ohne Resonanz in Arbeiterkreisen. Für bürgerliche Patrioten hingegen grenzte sie zum damaligen Zeitpunkt an Landesverrat und förderte die Bildung des sogenannten Bürger-blocks, einer mächtigen Interessenallianz aus bürgerli-chen, gewerblichen und bäuerlichen Gruppierungen.65

Kulminationspunkt dieser sich verschärfenden Polari-sierung des politischen Lebens bildet der Landesstreik vom November 1918, der bis heute als schwerwiegendste innenpolitische Krise seit Gründung des Bundesstaates gilt.66 Epizentrum des Geschehens war die Stadt Zü-rich, die im Hinblick auf eine geplante Revolutionsfeier zum ersten Jahrestag der bolschewistischen Macht-ergreifung in Russland seit dem 6. November zum wiederholten Male von Ordnungstruppen besetzt wor-den war. Als der anfänglich auf Samstag, den 9. November, befristete Proteststreik gegen den Truppenaufmarsch

25

Page 26: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

sich in der Nacht auf Montag, dem 11. November, zu einer landesweiten und unbefristeten Streikbewegung ausweitete, trat der Üdiker Gemeinderat noch am sel-ben Tag zu einer ausserordentlichen Sitzung zusam-men. Post- und Bahnverkehr waren lahmgelegt, so dass es zunächst um einen Informations- und Meinungs-austausch ging.67 Zu beraten waren laut Gemeindeprä-sident Gut insbesondere «allfällig nötig werdende Massnahmen (…) zum Schutze von Hab & Gut bei Ausbruch einer allfälligen Revolution».68 Wie nach der Generalmobilmachung vom August 1914 lag das Augenmerk vorerst auf der Gewährleistung der Brand-bekämpfung. Darüber hinaus bekundete der Gemein-derat seine Entschlossenheit, «zur Wahrung aller Interessen» das Nötige vorzukehren. Darunter fiel, wie erst Wochen später deutlich wurde, die Beteiligung an der Gründung des sogenannten Talschaftsverbandes vom Limmattal, der analog zum Zürcher Stadtwehrver-ein als private Trägerschaft für eine Talwehr gedacht war, die sich aus lokalen Bürgerwehren der Landge-meinden des Bezirks Zürich bilden sollte. Anders als im August 1914 handelte die Üdiker Exekutive diesmal ohne vorgängige Konsultation der Gemeindeversamm-lung. Welche Ereignisse und Entwicklungen hatten dazu geführt, dass man im Winter 1918/19 die Schaffung einer Bürgerwehrformation als ratsam erachtete?

Unruheherd ZürichAls industrielles Zentrum beherbergte Zürich eine starke, gut organisierte, aber auch heterogene Arbeiter-bewegung, deren unterschiedliche Strömungen ideolo-gische Spannungen und häufige Flügelkämpfe zur Folge hatten. Diese zeigten sich bereits beim ersten lokalen Generalstreik von 1912 und verschärften sich nach 1914, als führende Exponenten sozialistischer Ideen als Exi-lanten in die Stadt kamen, gegen die Burgfrieden-Poli-tik der parlamentarischen Linken agitierten und Zürich

26

Page 27: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

«vorübergehend zur Plattform der sozialistischen De-batten Europas»69 machten. Das ideologische Spektrum reichte dabei von pragmatisch politisierenden, die Klas-senkampf-Rhetorik der Sozialistischen Internationale ablehnenden SP-Vertretern im Zürcher Stadtrat bis zur linksradikalen, militanten sozialistischen Jugendorga-nisation der Jungburschen und den sogenannten Forde-rungsleuten, deren Anführer auch einen gewaltsamen Umsturz – teils nach leninistischem Modell, teils mit Rückgriff auf anarchistische Ideen – nicht ausschlos-sen.70 Zahlenmässig bildeten letztere eine kleine Gruppe, der es jedoch an Versammlungen und Aufmärschen immer wieder gelang, dank aufpeitschender Reden be-sonnene und gemässigtere Stimmen zu übertönen.71 Ein erstes Mal zeigte sich dieses Muster Mitte November 1917, als es nach von Max Daetwyler, dem späteren «Friedensapostel», organisierten Kundgebungen gegen Munitionsfabriken zu mehrtägigen Ausschreitungen kam, die vier Tote und zahlreiche Verwundete zur Folge hatten. Zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn lösten diese Unruhen einen mehrwöchigen Einsatz des militä-rischen Ordnungsdienstes (OD) in Zürich aus.72

Von den linksradikalen Agitatoren und den klassen-kämpferischen Parolen im Volksrecht, der sozialdemo-kratisch-gewerkschaftlichen Tageszeitung unter der redaktionellen Leitung von Ernst Nobs,73 unter Druck gesetzt sahen sich zuweilen auch andere Meinungsma-cher in den Partei- und Gewerkschaftsgremien. So kam es beispielsweise zur ersten Generalstreikdrohung im Januar 1918, die im eingangs zitierten Tagebucheintrag Karl Scheurers Erwähnung fand. Sie wurde von Dele-gierten der Zürcher Arbeiterunion, einem lokalen Zu-sammenschluss von Gewerkschaften, Arbeitervereinen und SP, ins Spiel gebracht, um die bundesrätlichen Pläne für einen obligatorischen Hilfsdienst zu Gunsten der Landesversorgung zu Fall zu bringen.74 Mit dem

27

Page 28: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Einbezug aller nicht militärdienstpflichtigen Personen ab 14 Jahren wäre, so befürchtete es die Arbeiterschaft, die Unterstellung unter die Militärjustiz einher-gegangen, was heftige Ablehnung provozierte. In den parteiinternen Diskussionen um mögliche Kompro-missvorschläge sah sich die SP-Leitung mit der Forde-rung aus Zürich konfrontiert, vom Bundesrat ultimativ den Verzicht auf eine solche Dienstverpflichtung, die Demobilisation der Armee und die Aufhebung des Vollmachtenregimes zu verlangen.

Anlass für eine zweite Generalstreikdrohung bildeten die Forderungen der Milchproduzenten nach einer wei-teren Milchpreiserhöhung um sieben Rappen im Früh-ling 1918. Diesmal war es das im Februar gegründete Oltener Aktionskomitee (OAK), ein Exekutivausschuss von Delegierten aus den Leitungsgremien von Gewerk-schaftsbund, SP Schweiz sowie den Mitgliedern der SP-Nationalratsfraktion,75 das mit der landesweiten Arbeitsniederlegung drohte und damit immerhin so-weit erfolgreich war, dass der Bundesrat die Milchpreis-frage dem National- und Ständerat vorlegte. In den Verhandlungen wurde Ende April ein Teilkompromiss erreicht, wonach Bund und Kantone drei beziehungs-weise einen Rappen des Preisaufschlags finanzierten, so dass sich der Liter Milch im Endverkauf noch um drei Rappen verteuerte.76 Dass die Milchproduzenten als einzige keinerlei Abstriche von ihren Forderungen ma-chen mussten, soll damals schon als Garantie für die Stellung loyaler ländlicher Truppen für OD-Einsätze im Innern gehandelt worden sein.77

Die Generalstreikdrohungen blieben nicht ohne Wir-kung auf bürgerliche (und bäuerliche) Kreise, die darin Vorbereitungen zum Umsturz nach sowjetischem Mus-ter zu erkennen glaubten, in den Exponenten der schweizerischen Arbeiterbewegung Agenten und Draht-

28

Page 29: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

zieher Lenins sahen und die linksradikale Kampfrheto-rik zum Nennwert nahmen.78 Darin bestärkt wurden sie durch Pressestimmen, die je nach parteipolitischer Zugehörigkeit vor der «roten Flut» und dem «Unter-gang des Abendlands» warnten oder die Umwälzungen in Russland kritiklos bejubelten und zum revolutionä-ren Klassenkampf aufriefen.79 In der ganzen kapitalisti-schen Welt herrsche, so das Volksrecht im Sommer 1918, eine «revolutionsgeschwängerte Atmosphäre»; der Gang der Ereignisse in der Schweiz hänge dabei weni-ger von der Revolutionsreife im Inland als von den re-volutionären Entwicklungen in den Nachbarländern ab.80 Manch einer rief sich solche Aussagen in Erinne-rung, als im Herbst die Monarchien in Zentral europa

Die Gleichzeitigkeit von Ereignissen in der Schweiz und im Nachbarland Deutschland trug nicht wenig zur wachsenden Besorgnis bei: Bilder vom OD-Einsatz während des Generalstreiks in Zürich und von der Revolution in Berlin auf den Seiten der Schweizer Illustrierten Zeitung, Sondernummer vom 16. November 1918 und Doppelnummer 46/47 vom 23. November 1918.

29

Page 30: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

zusammenbrachen, in den industriellen Zentren Deutschlands Arbeiter- und Soldatenräte die Regie-rungsmacht übernahmen und die Berliner Spartakus-aufstände vom Januar und März 1919 bürgerkriegsartige Strassenkämpfe und über Tausend Todesopfer zur Folge hatten.

Hinzu kam eine Reihe weiterer Vorkommnisse in Zü-rich: Da waren zum einen etliche Streiks, Protestver-sammlungen und Demonstrationen, in deren Umfeld es zu Ausschreitungen und zu neuerlichen OD-Einsätzen kam.81 Anlass zu grosser öffentlicher Erregung gaben sodann Waffen- und Sprengstofffunde, deren zeit-raubende Aufklärung wilden Gerüchten Vorschub leistete.82 Als ähnlich haltlos sollten sich die in der Öf-fentlichkeit kursierenden Unterstellungen erweisen, die der seit Mai 1918 in der Schweiz weilenden Sowjet-mission grosse Geldmittel zur Unterstützung revoluti-onärer Kräfte nachsagten.83 Es brodelte auf dem Platz Zürich in jenen letzten Kriegsmonaten, die Nachrich-tenlage war unsicher, Meldungen in der Presse einseitig gefärbt und polemisch zugespitzt.84 Dies zeigte sich nicht zuletzt bei der Spanischen Grippe, deren erste Welle sich im Juli 1918 bemerkbar machte. Für die wach-sende Anzahl der Krankheits- und Todesfälle unter den Soldaten machte die armeekritische SP-Presse die sani-tarischen Mängel in den Truppenunterkünften und Fehlentscheidungen der Armeesanität verantwortlich, während die politische Gegenseite die Schuld der Ar-beiterbewegung zuwies, die mit ihren Massenaufläufen den Einsatz der Armee provoziere und damit die Solda-ten einem zusätzlichen Ansteckungsrisiko aussetze.85

Der Streik der Bankangestellten als FanalIm Rückblick zeigt sich, dass der Streik der Zürcher Bankangestellten vom 30. September/1. Oktober 1918 mehr war als lediglich die Fortsetzung einer Serie loka-

30

Page 31: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

ler Arbeitskämpfe. Bereits am ersten Streiktag unter-stützte die Zürcher Arbeiterunion die «Proletarier mit Stehkragen und Manschetten», so das Volksrecht, mit Streikposten und delegierte den streikerfahrenen Fritz Platten86 in die Streikleitung.87 Trotz Vermittlungsbe-mühungen seitens Zürcher Stadt- und Regierungsräten kam keine Einigung zustande, so dass der Bankbetrieb auch am Folgetag beeinträchtigt blieb. Die Arbei- terunion organisierte ihrerseits eine mehrstündige Arbeitsniederlegung in Form eines morgendlichen Demonstrationszugs durch die Bahnhofstrasse und rief am Mittag einen lokalen Generalstreik aus. In der Folge fuhren die Strassenbahnen ins Depot, Streikposten er-zwangen die Schliessung von Läden, der Zugang zu Bank- und Amtshäusern war blockiert. Um 14 Uhr war das geschäftliche Leben in der Stadt weitgehend lahm-gelegt.

Gegen strafrechtliche Verstösse wie Nötigung, Haus-friedensbruch, Sachbeschädigung etc., die mit dem Streikgeschehen verbunden waren, konnten Stadt- und Kantonspolizei wenig ausrichten, schlecht ausge-rüstet und wegen der Grippe im Mannschaftsbestand reduziert wie sie waren. OD-Truppen waren zwar auf-geboten, kamen aber nur punktuell für Bewachungs-aufgaben zum Einsatz. Vorerst brachte auch der offizielle Beschluss zum Streikabbruch nach der Eini-gung der Konfliktparteien am späten Nachmittag des 1. Oktober keine Ruhe, denn die oben erwähnten For-derungsleute riefen zur Weiterführung des General-streiks auf. Es waren schliesslich die Strassenbahner, die am Abend auf Geheiss der Arbeiterunion für ein diszi-pliniertes Streikende sorgten.88

In der politischen und medialen Aufarbeitung dieser Ereignisse wurde von bürgerlicher Seite vor allem die Ausschaltung staatlicher Autorität gebrandmarkt: «Der

31

Page 32: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Eindruck, dass die behördliche Autorität (…) eine Zeit-lang ganz ausgeschaltet war, ist für mich ein peinlicher und bleibender», bekannte der freisinnige Regierungs-präsident Gustav Keller. «Während des Zürcher Bankstreiks regierten in Zürich weder Stadtrat noch Kantonsregierung, sondern das Streikkomitee im Volks-haus und die Delegierten desselben auf der Gasse», be-richtete General Wille in einem Brief an Bundesrat Décoppet, den Vorsteher des Militärdepartements. Und die Neue Zürcher Zeitung wertete das Geschehen als «Ausfluss brutaler Willkür, Terrorismus durch eine Minderheit; es ist Anarchie».89 Die Analysen förderten Fehleinschätzungen, Mängel beim Informationsfluss sowie falsche und zu spät getroffene Entscheidungen zu Tage; deutlich wurde aber auch einmal mehr die Tatsa-che, dass die städtischen und kantonalen Behörden aus politischen Gründen zu keinem koordinierten Vorge-hen fanden. Im Zürcher Stadtrat waren vier Sozialde-mokraten vertreten (darunter der Polizeivorsteher), welche angesichts der herrschenden Not und Verbitte-rung unter der Arbeiterschaft die grössten Bedenken hegten, durch hartes polizeiliches oder militärisches Auftreten die Demonstrierenden zusätzlich zu provo-zieren.90 Fortwährende Streikbereitschaft und Unrast könnten, so deren Überzeugung, nicht mit Gewalt eingedämmt werden, sondern nur mittels rascher Um-setzung politischer und sozialer Reformen. Der Regie-rungsrat hingegen sah sich in der Pflicht, die verfassungsmässige Ruhe und Ordnung zu gewährleis-ten, und musste seine Vorkehrungen mit Bundesrat und Armeeleitung abstimmen, die letztlich über Zeitpunkt, Grösse und Ausgestaltung eines OD-Einsatzes ent-schieden.91

Aufgeschreckt von den Ereignissen, die nicht nur Gene-ral Wille als «Generalprobe für den grossen, allgemei-nen Streik» begriff, fanden besorgte Bürger wie auch

32

Page 33: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

dezidierte Antikommunisten wohl schon in jenen Ok-tobertagen zusammen, um über geeignete Abwehr-massnahmen nachzudenken. Denn bereits am zweiten Tag nach Ausrufung des unbefristeten Landesgeneral-streiks durch das OAK kam es am 12. November 1918 im Zunfthaus zur Waag zur Gründung der Zürcher Stadtwehr.

Zur Bürgerwehrbewegung im Kanton ZürichEs war das Zentralkomitee der Zürcher Zünfte, das am 12. November die Gründung einer Stadtwehr beschloss und einen ersten Aufruf erliess.92 «Organisierung des Widerstandes bis aufs äusserste gegen jeden Versuch bolschewistischer Gruppen, die öffentliche Ordnung zu stören und die Sicherheit des Vaterlandes in Gefahr zu bringen», stand programmatisch an erster Stelle.93 «Wer Zürich liebt und die Bolschewiki hasst, tritt der Stadtwehr bei», hiess es in einem wenig später ver-öffentlichten Zeitungsinserat.94 In den siebzehn Zunft-stuben und Gaststätten, die als Einschreibelokale fungierten und von Studenten betreut wurden, sollen sich in den folgenden Tagen über 10’000 Personen ge-meldet haben.95 Mit Genugtuung berichtete die Neue Zürcher Zeitung, dass sich auch «Bankbeamte zu vielen Hunderten»96 der bürgerlichen Selbstschutzorganisa-tion zur Verfügung stellten. Unter diesen befand sich übrigens auch Hans von Steiner, letzter Abkömmling des Üdiker Gerichtsherrengeschlechts.97 Im Unter-schied zu jenen, die sich schon bald wieder zurück-zogen oder gar nie definitiv aufgenommen wurden – nach einer Phase der Reorganisation und Konsolidierung rechnete der Regierungsrat im Juni 1919 noch mit rund 4000 mobilisierbaren und schiesstauglichen Stadtwehr-Mitgliedern98 –, zählte der ehemalige Infanterie-Offi-zier zum Kommando einer sogenannten Objektwache, die im August 1919 zum Schutz der Telefonzentrale Selnau aufgeboten werden sollte.99

33

Page 34: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

In allen grösseren Gemeinden des Kantons Zürich wie in vielen anderen Deutschschweizer Ortschaften ent-standen im Winter 1918/19 Bürgerwehren.100 Begrüssten sie Bundesrat und Armeeleitung zunächst als Ausdruck von Bürgersinn, gestalteten sich die Diskussionen um Funktion, Organisationsform, Bewaffnung, Finanzie-rung, Befehlsgewalt, Legalität und Legitimität auch innerhalb des bürgerlichen Lagers bald kontrovers. So-gar General Wille wies auf die Gefahr eines «Klassen-kriegs im Lande» hin.101 Das Volksrecht betitelte Stadt- und Gemeindewehren als «Knüppelgarden unserer Bourgoisie» und als «Weissgardisten»; Rufe nach der Gründung von «Arbeiterwehren» zur Verteidigung des Versammlungs- und Streikrechts wurden laut.102 Nach heftigen Debatten im Zürcher Kantonsrat präzisierte der Regierungsrat daher in einer ausführlichen Stel-lungnahme die rechtlichen Voraussetzungen, Befugnisse und Zuständigkeiten, nach denen sich eine verfassungs-gemässe Formierung der Gemeindewehren zu richten habe.103 Als «bleibende Institution zum Schutze der friedlichen Bevölkerung aller Schichten gegen verbre-cherische Anschläge und Gewaltakte in unruhigen Zei-ten» dienten sie zur Ergänzung der Ortspolizei, waren dem Gemeinderat unterstellt, vom Bezirksstatthalter beaufsichtigt und zu politischer Neutralität verpflich-tet.104 Die freiwillig rekrutierten Mitglieder hatten ein Gelübde auf Verfassung und Gesetze abzulegen. Eine Instruktion über den Waffengebrauch erfolgte eigens durch die Polizeidirektion.105

Komplizierter waren die Verhältnisse bei der Zürcher Stadtwehr, die sich als private Organisation auf das Recht auf Notwehr berief. Diese kollektiv auszuüben, sei an sich nicht rechtswidrig, räumte der Regierungsrat ein, bekundete jedoch seine Bedenken, da «eine solche Organisation im Augenblicke, wo sie in Tätigkeit tritt, leicht die Grenzen der Rechtmässigkeit überschreitet

34

Page 35: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

und selbst eine Störung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit herbeiführt, sei es, dass sie vorzeitig und ohne genügenden Anlass eingreift, sei es, dass sie über die Schranken eigentlicher Abwehr hinweggeht.»106

Um den Befürchtungen entgegenzutreten, die Stadt-wehr unterminiere ihrerseits das staatliche Gewalt-monopol, unterstellte der Regierungsrat Statuten und Instruktionen der Stadtwehr wie auch ein allfälliges Aufgebot der Genehmigungspflicht. Die offizielle An-erkennung erfolgte an der Regierungsratssitzung vom 15. Februar 1919, und zwar gegenüber einem zwischen-zeitlich gegründeten Stadtwehrverein, der neu als Rechts-träger der Stadtwehr auftrat.107 Die Anerkennung er-möglichte der Stadtwehr den Bezug von Waffen, Muni- tion und anderen Materialien aus Armeebeständen.108

Der Talschaftsverband vom Limmattal und seine Ortsgruppe UitikonAm selben Tag (30. Januar 1919), als sich der Zürcher Stadtwehrverein konstituierte, fand auch in Schlieren eine Versammlung statt mit dem Ziel, die Gründung einer sogenannten Talwehr voranzutreiben. Aus Uiti-kon nahmen Jakob Gut-Baur und Werner Kull-Boss-hard teil.109 Sie liessen sich offenbar von den Vorarbeiten des Organisationskomitees überzeugen, denn zwei Tage später setzte der Üdiker Gemeinderat, nachdem Präsident Gut Bericht erstattet hatte, das in Schlieren diskutierte Vorgehen in die Tat um: Er schuf eine rudi-mentäre Organisationsstruktur, indem er das Gemein-degebiet in vier Zonen – Ringlikon, Landstrasse, ein südöstlicher und ein nordwestlicher Dorfteil von Uiti-kon – unterteilte und diese je einem Gruppenchef samt Stellvertreter zuwies. Flugs erfolgte auch die Wahl der hierfür vorgeschlagenen Männer, die – so die Vorgaben des Talwehr-Organisationskomitees – «nur bürgerlichen Parteien angehören» sollten. Als Obmann der gesamten Formation stellte sich Präsident Gut zur Verfügung,

35

Page 36: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

zum Stellvertreter und Ringliker Gruppenchef wurde Werner Kull-Bosshard erkoren. Es war den Gruppen-chefs überlassen, die nötige Mannschaft anzuwerben und darüber eine Mannschaftsliste zu führen. Bewaff-nung und Ausgabe von Munition im Ernstfall hatten «unter der Bedingung strikter diskreter Verwahrung & Verwaltung» zu erfolgen.110 Um die nötigen Instruktio-nen zu erlassen, lud Präsident Gut auf den 3. Februar zu sich nach Hause ein. Die ganze Unternehmung stand im Zeichen einer «absolut diskreten Organisation».

Im Gemeinderatsprotokoll ist von der Üdiker Bürger-wehr danach nur noch in zwei Einträgen vom 1. und 17. April die Rede.111 Ein Reglement, wie es andere Gemeinden erliessen, ist nicht überliefert, Hinweise darauf, dass die Truppe je in Aktion trat, finden sich nirgends. Weder in Uitikon noch Ringlikon waren je klassenkämpferische Töne laut geworden, unter der Einwohnerschaft gab es kaum Fabrikarbeitende und auf Gemeindegebiet nur einen Fabrikbetrieb. Die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes auf Üdiker Boden war also gering. Knapp jenseits der Gemeindegrenze, auf Albisrieder Gebiet, befand sich hingegen das Pul-verhaus, zu dessen Schutz bereits im November 1917 OD-Patrouillen Richtung Waldegg abkommandiert worden waren.112 Sicherlich wäre die Üdiker Gemeinde-wehr den Albisriedern im Ernstfall beigestanden, bis reguläre OD-Truppen oder Polizeieinheiten auf dem Platz eingetroffen wären. Wie ihre Gründung kurz nach dem Schlierener Talwehr-Initialtreffen nahelegt, lag die Zweckbestimmung der Gemeindewehr Uitikon hauptsächlich darin, Teil einer grösseren, interkommu-nalen Abwehrorganisation zu sein.

Diese wurde am 22. Februar 1919 unter dem Namen «Talschaftsverband vom Limmattal» auch tatsächlich gegründet.113 Über fünfzig Delegierte aus den Ge-

36

Page 37: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

meinden Aesch, Albisrieden, Altstetten, Dietikon, Ge-roldswil, Höngg, Niederurdorf, Oberengstringen, Oberurdorf, Oetwil an der Limmat, Schlieren, Uitikon, Unterengstringen und Weiningen setzten ihre Namen unter das Gründungsstatut und wählten den Altstetter Gemeinderat Dr. jur. Rudolf Keller zum Obmann. Drei Wochen später bekundete auch noch der Birmensdorfer Gemeindeschreiber telefonisch den Willen seiner Ge-meinde zum Beitritt. Wie der Zweckartikel festhielt, ging es dabei um «die Sammlung der vaterländisch ge-sinnten und ordnungsliebenden Aktivbürger dieser Ge-meinden auf dem Boden von Gesetz und Verfassung. (…) In Zeiten äusserer oder innerer Unruhen sowie in Notständen aller Art stellt er sich den Behörden als ‘Talwehr’ zur Verfügung.» Das Statut wurde alsbald vom Regierungsrat genehmigt, der lediglich auf einer Abänderung insistierte: Der Talschaftsverband sollte sich nicht bloss freiwillig den Anordnungen des Regie-rungsrates unterstellen, sondern wie die Stadtwehr ausschliesslich auf Geheiss der Behörden in Aktion treten.114

Auch über den Talschaftsverband vom Limmattal ist wenig in Erfahrung zu bringen. Das liegt zum einen am Umstand, dass seine Initianten wie erwähnt von An-fang an Wert auf grösste Verschwiegenheit legten. So finden sich denn auch kaum Hinweise in lokalge-schichtlichen Publikationen.115 In den stark industria-lisierten Limmattal-Gemeinden, wo die organisierte Arbeiterschaft wenn nicht bereits in der kommunalen Exekutive, so doch im lokalen Parteienspektrum ver-treten war, schien eine verdeckte Organisation politisch Gleichgesinnter geboten, ohne allzu viele Spuren zu hinterlassen. Dass damit das Gebot politischer Neutra-lität verletzt wurde, auf das die Gemeindewehren als polizeiliche Hilfsorgane verpflichtet waren, nahm man in Kauf. Lediglich das Volksrecht, das die Bürgerwehr-

37

Page 38: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Aktivitäten aufmerksam verfolgte und mit unverhohle-nem Spott aus «vertraulichen» Schriftstücken zitierte, wusste von einer Talschaftsversammlung zu berichten, die auf den 2. März 1919 in die Kirche zu Weiningen einberufen worden sei.116 Das Treffen stand offenbar in Zusammenhang mit Putschgerüchten, die insbesondere in Winterthur kursierten und die Pikettstellung der Gemeindewehren im ganzen Kanton auslösten.117 An-lass für die Alarmstimmung bildeten, so Albert Neu-kom, Gemeindepräsident von Rafz und Zürcher Kan-tonsrat, «sichere Anhaltspunkte und Beweise», dass

Desinformation in Zeiten des Krieges: Wie die Zürcher Wochen-Chronik Nr. 35 vom 29. August 1914 berichtete, wurde ein auf dem Bahnhof Selnau stationierter Eisenbahnwagen der Uetlibergbahn für den Unterricht einer Zürcher Schulklasse zweckentfremdet, weil die Schulhäuser infolge der Mobilisierung von Truppen belegt waren. Französische Zeitungen sollen dieses Bild später als Kriegspropa-ganda gegen Deutschland verwendet haben, «mit der Bemerkung, die ‘Barbaren’ jenseits des Rheins besässen für ihre Kinder nicht einmal genügend Schulhäuser» (zit. nach Baumann, Zürich, S. 166 und 213).

38

Page 39: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

«zwischen den Spartakisten in Deutschland und gewis-sen Elementen in der Schweiz ein geheimer Verkehr bestehe.»118 Eine weitere, diesmal an «die national ge-sinnte Bürgerschaft unseres Tales» gerichtete öffent-liche Zusammenkunft des Talschaftsverbands fand am 27. April statt119 – wohl in Hinblick auf den bevorste-henden Ersten Mai. Über tausend Männer versammel-ten sich laut Limmattaler wiederum in der Weininger Kirche und lauschten einem Vortrag von Obmann Keller. Die Talwehr, so der Referent, habe man organi-siert, «weil sich der wahnsinnige Bolschewismus aus Russland auch ins Schweizerland zu übertragen» an-schicke.120

Dass es je zu einem Einsatz der Talwehr gekommen wäre, ist allerdings nicht bekannt. Wohl ging der Regie-rungsrat von einer Unterstützung der Zürcher Stadt-wehr auch durch den Talschaftsverband vom Limmat-tal aus, als er im Juni 1919 vorrechnete, die rund 4000 bewaffneten Stadtwehrmitglieder liessen sich im Ernst-fall durch den Zuzug benachbarter Gemeindewehren innert weniger Stunden verdoppeln.121 Die Stadtwehr unterhielt hierzu einen berittenen Kurierdienst.122 Bis Mitte Juli 1919 bestanden jedoch noch immer keine or-ganisatorischen Kontakte ins Limmattal.123 Und die Talwehr wurde auch nicht aufgeboten, als bald danach die Stadtwehr während des Zürcher Generalstreiks vom 1. bis 4. August ihren ersten und einzigen Einsatz leis-tete.124

Die Revolution fand nicht stattHeute wissen wir: Weder der Landesstreik vom No-vember 1918 noch die fortgesetzten Arbeitskämpfe und Proteste des Folgejahres, die bis in den August hinein dauerten, erneut Ausschreitungen und den Einsatz von OD-Truppen zur Folge hatten, können als revolutio-näre Umsturzversuche gelten. Ein Staatsstreich nach

39

Page 40: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

bolschewistischem Vorbild hätte ja entsprechende Vor-bereitungen erfordert: Pläne zur Besetzung strategisch wichtiger Punkte – Regierungsgebäude, Kommunika-tionszentren, Verkehrsknotenpunkte –, gefestigte Be-fehls- und Organisationsstrukturen im Falle einer Machtübernahme etc.125 Dass solche Voraussetzungen in keiner Weise gegeben waren, erkannte jemand wie der Wille-Vertraute und spätere Oberstdivisionär Eugen Bircher126 genau: Als Chirurgie-Chefarzt am Aargauer Kantonsspital kam er über die Röntgen-schwester Jenny Kuhn in Kontakt mit deren späterem Ehemann, dem Arbeiterführer Robert Grimm. Mehr-mals traf man ab 1917 zusammen und diskutierte über soziale Reformen. Dabei habe sich Bircher überzeugt gezeigt, dass es der Arbeiterschaft nicht nur an organi-satorischem und psychologischem Wissen, sondern an einem eigentlichen Generalstabs-Offizierskorps fehle, um ihre Ziele auf revolutionärem Wege zu erreichen.127 Keine Anhaltspunkte für die systematische Vorberei-tung eines bewaffneten Aufstandes förderten denn auch die Ermittlungen zu Tage, die der Bundesrat nach dem Landesstreik angeordnet hatte und die im Februar 1920 ohne Anklageerhebung eingestellt wurden.128 Auch die Furcht, dass sich tumultartig eskalierende Strassenpro-teste, wie sie in Zürich mehrmals vorkamen, zu einem spontanen putschartigen Umsturz steigern könnten – ein vor allem in Militärkreisen verbreitetes worst case-Szenario –, entbehrte jeglicher realer Grundlage.129

Trotzdem war es gerade Bircher, der als Präsident der Aargauischen Vaterländischen Vereinigung, dem kurz zuvor gegründeten kantonalen Zusammenschluss Aar-gauer Bürgerwehren, auf den 24. November 1918 zum «Volkstag von Vindonissa» einlud. Der als Gegende-monstration zum Landesstreik konzipierte Aufmarsch, an dem rund 12’000 Männer teilnahmen, leitete eine gegenrevolutionäre Sammlungsbewegung ein, die im

40

Page 41: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Schweizerischen Vaterländischen Verband (SVV) als Dachorganisation aller Bürgerwehren ihren Ausdruck fand. Unter Birchers Präsidium verhalf der SVV den sich in Sachfragen konkurrenzierenden bürgerlichen, bäuerlichen und konservativen Parteien, sich als Bür-gerblock in den Wahlen und Abstimmungen des Wahl-jahres 1919 und danach zu behaupten. Mehr noch: Indem der SVV den Landesstreik nach wie vor als bol-schewistischen Umsturzversuch darstellte und mit sei-nem Presse- und Nachrichtendienst systematisch gegen die politische Integration der Sozialdemokratie an-kämpfte, trug er zur Stigmatisierung der Arbeiterschaft als national unzuverlässig bei und verschärfte die innenpolitische Polarisierung über viele Jahre auf un-heilvolle Weise.130 Erst angesichts der nationalsozialisti-schen Bedrohung sollte es gelingen, die 1918 um sich greifenden Revolutionsängste beziehungsweise deren politische Instrumentalisierung zu überwinden und der SP, die sich ihrerseits des radikalen Flügels entledigt (1921 Abspaltung und Gründung der Kommunistischen Partei) und der Landesverteidigung zugestimmt hatte (1935), einen Sitz im Bundesrat zuzugestehen.

Herzlichen Dank an Bruno Bauder und Jan Schneebeli, die mir wiederum die Suche nach Quellen im Gemeindearchiv Uitikon erleichtert haben, sowie an Frau Vreni Egger, die dem Weihnachts-Kurier die auf der folgenden Seite abgebil-dete Bildpostkarte mit Lokalbezug zur Verfügung gestellt hat. Für Beratung und Unterstützung meiner Archivrecher-chen zu danken habe ich auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtarchivs Zürich und des Staatsarchivs des Kantons Zürich.

41

Page 42: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Dank der Erfindung des lichtempfindlichen Bromsilberpapiers (1897) war es möglich, eine fotografische Aufnahme innert weniger Stunden als Bildpostkarte versandbereit zur Hand zu haben. Das Verfahren war einfach und kostengünstig, Einzelanfertigungen oder Kleinstauflagen konnten problemlos von Amateurfoto-grafen produziert werden. Während der Grenzbesetzung kamen solche Gruss-karten auch in der Schweiz millionenfach zum Einsatz, um den Kontakt zwischen Soldaten, ihren Angehörigen und Bekannten aufrechtzuerhalten. So schrieb Hans Kilchenmann im März 1915 nach Uitikon: «M[eine] L[ieben] Wir werden jetzt dann bald entlassen. Auf ein herzliches Wiedersehn. Mit freundlichen Grüssen an Sie Alle» (Bildpostkarte in Privatbesitz).

42

Page 43: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Anmerkungen

1 So die Formulierung im «Bundesbeschluss betreffend Massnahmen zum Schutze des Landes und zur Aufrechterhaltung der Neutralität» vom 3. August 1914.

2 Ausführlicher hierzu: Schneider, Diktatur. Auf neuere Darstellungen zum Ersten Weltkrieg aus Schweizer Perspektive wurde bereits im Weihnachts-Kurier 2014 hingewiesen. Angaben zur hier verwendeten Literatur finden sich anhand der in den Anmerkungen angeführten Autorennamen und Titelworte im Literaturverzeichnis ab S. 51.

3 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 2. April 1906.4 Protokollbuch Mittwochsgesellschaft, Versammlungen vom 10. und

28. Januar sowie vom 7. Februar 1912.5 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzungen vom 20. April und

22. September 1912 sowie vom 2. Oktober 1913; Protokollbuch Ge-meindeversammlungen (politische Gemeinde), Versammlungen vom 29. September 1912 und 12. Oktober 1913. Knapp zwei Drittel der Üdiker Haushalte (39 von total 62) leisteten sich damals einen Strom-anschluss.

6 Siehe Weihnachts-Kurier 2014, S. 19ff.7 Beispielsweise Cottier, Liberalismus; Kreis, Insel; Schneider, Dikta-

tur.8 Oliver Schneider hat unlängst den Versuch unternommen, das «un-

durchdringliche Geflecht von Regelungen und Vorschriften, zigfach geändert und ergänzt …» nach Inhalten und departementalem Absen-der aufzuschlüsseln (vgl. Schneider, Diktatur, S. 59ff.).

9 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 2. September 1918.10 Ebd., Sitzungen vom 15. März und 27. Dezember 1917 sowie vom

9. Januar 1919. 11 Siehe Weihnachts-Kurier 2014, S. 20ff.12 Bei rund 30 ha Gesamtfläche wies der Gemeinderat der Anstalt 288

Aren Mehranbaufläche (Getreide) zu, während die restlichen drei mittelgrossen Betriebe (alle mit über 20 ha Fläche) lediglich je 100 Aren zusätzlich bebauen mussten. Für die übrigen 29 Betriebe bewegte sich die Quote zwischen 18 und 72 Aren (GAU: Protokoll-buch Gemeinderat, Sitzung vom 25. September 1917; statistische An-gaben zur Betriebsgrösse vgl. Weihnachts-Kurier 2014, S. 9).

13 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 12. November 1917.14 Zu den Kontrollen der Kartoffelvorräte im Januar 1917 und 1918 vgl.

Weihnachts-Kurier 2014, S. 26f. Erhebungen der Stroh- und Heu-vorräte wurden je nach Armeebedarf durchgeführt, eine landesweite Inventarisierung der Brennstoffvorräte im September 1917. Auf An-ordnung der kantonalen Volkswirtschaftsdirektion mussten am 31. August 1917 alle Haushaltungen auch ihre Vorräte an Butter, Spei-sefett und -öl erfassen. Ob in Uitikon wie in Wädenswil eine Woche später eine «Butterstichprobe» erfolgte, um die gemeldeten Angaben unter Aufsicht von Polizei und Gemeinderat zu kontrollieren (Suter,

43

Page 44: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Kantonspolizei, S. 170), ist nicht bekannt. Zur Vorbereitung der Ra-tionierung von Fettstoffen kam es 1918 in der zweiten Februarhälfte zu einer neuerlichen Bestandesaufnahme.

15 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 10. September 1917. Im Februar 1918 musste Uitikon 350, Ringlikon 150 Ster Brennholz abliefern, Uitikon im Jahr darauf 250 Ster abrufbereit halten (ebd., Sitzungen vom 26. Februar 1918 bzw. 1. Februar 1919).

16 Ebd., Sitzungen vom 13. Juni 1918 und vom 9. Januar 1919.17 Ebd., Sitzung vom 23. Mai 1918.18 Weihnachts-Kurier 2014, S. 33.19 GAU: Protokoll Gemeinderat, Sitzung vom 25. Januar 1919.20 Ebd., Sitzungen vom 26. April und 6. Juni 1919.21 Ebd., Sitzung vom 6. Januar 1918. Schon im September 1917 war die

Korrektionsanstalt mit der Vermittlung und Kontrolle von Saatgut für den Getreideanbau betraut worden.

22 Ebd., Sitzung vom 5. Februar 1918.23 Ebd., Sitzung vom 3. August 1918.24 Ebd., Sitzungen vom 22. August und 19. September 1918.25 Ebd., Sitzungen vom 22. August und 2. September 1918.26 Schliesslich erklärten sich Edwin Müller «Burlis» und Edwin Müller-

Wüst als sein Stellvertreter dazu bereit (ebd., Sitzungen vom 2. und 19. September 1918).

27 Ebd., Sitzung vom 30. Oktober 1918.28 Ebd., Sitzung vom 30. Dezember 1912. Zu den Tätlichkeiten, die sich

in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 1912 im Wirtshaus zur Hoff-nung ereigneten, findet sich in der Neuen Zürcher Zeitung ein Bericht über die Verhandlung vor dem Schwurgericht. Der geständige Ernst Weiss, wohnhaft in Ringlikon, wurde der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gesprochen und zu acht Monaten Gefängnis ver-urteilt. Zwischen ihm und Küfer Gottlieb Peterhans hatte sich nach Mitternacht eine Schlägerei entwickelt, in deren Verlauf Weiss mit einer Flasche auf den Schädel seines späteren Opfers einschlug. Peter-hans gelangte noch nach Hause ins Bett, wo ihn aber seine Gattin am Morgen tot auffand (NZZ Nr. 353 vom 20. Dezember 1912, drittes Abendblatt).

29 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 28. März 1905. 30 Vgl. die bereits im Weihnachts-Kurier 2014 erwähnten Rückfragen der

Inlandgetreidestelle sowie die Rekurse, die drei Üdiker Landwirte gegen die vom Gemeinderat bestimmte Mehranbau-Quote einlegten (S. 20f.). Im Frühsommer 1918 richtete sich eine weitere Beschwerde gegen den Üdiker Gemeinderat, der einem Landwirt den Verkauf von Heu ausserhalb der Gemeinde untersagt hatte (GAU Z1.04: Brief des Ernährungsamtes des Kantons Zürich an den Gemeinderat Uitikon, 1. Juni 1918).

31 GAU G7.03.2 fol.: Auszug Regierungsratsprotokoll, Sitzung vom 19. August 1915, Beschluss Nr. 1894.

44

Page 45: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

32 Ebd., Verfügung der Finanzdirection des Kantons Zürich, 19. Juni 1915.

33 Ebd., Auszug Regierungsratsprotokoll, Sitzung vom 19. August 1915, Beschluss Nr. 1894.

34 Ebd.; zur Verurteilung vor Obergericht vgl. NZZ Nr. 296 vom 24. Februar 1916, zweites Mittagsblatt.

35 GAU G7.03.2 fol.: Verfügung der Finanzdirection des Kantons Zürich, 19. Juni 1915.

36 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 17. Juli 1915.37 Ebd., Sitzungen vom 1. und 29. Mai 1916.38 Zur wechselreichen Geschichte des Gasthofs zum Löwen vgl. Kägi,

Geschichte. Louis Kägi kommt auch in seinem Beitrag «Ein schwieri-ges Jahrzehnt» auf die Löwen-Affäre zu sprechen, datiert sie aber fälschlicherweise auf Juni 1914 (Kägi, Jahrzehnt, S. 62).

39 Suter, Kantonspolizei, S. 169.40 Jacob Lorenz, in jenen Jahren wissenschaftlicher Adjunkt des Schwei-

zerischen Arbeitersekretariates in Zürich, zitiert nach Baumann, Bauernstand, S. 333.

41 Die Mobilmachung vom August 1914 machte eine Ersatzwahl für den dienstpflichtigen Albert Wismer nötig, doch wurde er für die Amts-periode 1916/19 wieder in den Gemeinderat gewählt (GAU: Protokoll-buch Gemeindeversammlungen [politische Gemeinde]), ausserordent-liche Gemeinderversammlung vom 13. August 1914; Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 30. März 1916).

42 Vgl. Kägi, Uitikon, S. 321ff.43 Ebd., S. 193. Jakob Gut-Baur war 1917 zum Mehranbau von Getreide

auf 100 Aren verpflichtet, zählte also zu den wenigen mittelgrossen Betrieben im Dorf.

44 Angaben hierzu aus der unveröffentlichten Lebensbeschreibung von August Gut-Degeller, dem älteren Bruder von Jakob Gut-Baur. Herz-lichen Dank an dieser Stelle an Hans Gut, Uitikon, beziehungsweise Martin Weber, Lütisburg, für die freundliche Überlassung des Manu-skripts.

45 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 4. August 1919.46 Ebd., Sitzung vom 7. November 1914.47 Der Schuldner sah sich «infolge der wirtschaftlichen Verhältnisse

genötigt», ein solches Begehren um Nachlassstundung einzureichen (ebd., Sitzung vom 13. Februar 1915).

48 Ebd., Sitzung vom 17. Juli 1915. Wehrmännerunterstützung musste in einem aufwändigen Verfahren beantragt werden und stand im Ruch der Armengenössigkeit (Knoepfli, Kaninchenzucht, S. 38).

49 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 16. November 1915.50 Ebd., Sitzung vom 9. Dezember 1916.51 Ebd., Sitzung vom 28. Dezember 1916.52 Bundesratsbeschluss vom 4. April 1917 (Rossfeld, Rechte, S. 161); zur

allgemeinen Milchverbilligung seit 1915 aus dem Exportgewinn der Käseunion vgl. Weihnachts-Kurier 1914, S. 28.

45

Page 46: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

53 Jost, Bedrohung, S. 766. Im Kanton Zürich belief sich die Zahl der Notstandsberechtigten bereits Ende 1917 auf 83’000 Personen (Bericht des Regierungsrates an den Zürcherischen Kantonsrat über die kriegswirtschaftlichen Massnahmen vom 8. November 1917 bis 31. Dezember 1918, S. 84f.).

54 Vgl. die allerdings nicht vollständig überlieferte Serie monatlicher Abrechnungsformulare (GAU Z1.04 fol.: Milch).

55 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 4. Juni 1917.56 Die Namen der vom Gemeinderat anerkannten Notstandsberechtig-

ten figurieren nicht auf der Liste der zum Mehranbau verpflichteten Landwirte (ebd., Sitzung vom 25. September 1917).

57 Ebd., Sitzung vom 26. Februar 1918. Insgesamt standen 17,5 Aren zur Verfügung.

58 Ebd., Sitzungen vom 1. und 17. April 1919.59 Ebd., Sitzung vom 24. Januar 1920.60 Ebd., Sitzung 18. Januar 1921.61 Karl Scheurer (1872–1929), damals freisinniger Berner Regierungsrat,

ab 1919 Bundesrat, zitiert nach Wild, Zürich, S. 18.62 Ebd., S. 14; siehe auch Rossfeld/Straumann, Fronten, S. 38ff.63 Die Konferenzen von Zimmerwald (September 1915) und Kiental

(April 1916) versammelten führende Repräsentanten der internationa-len sozialistischen Bewegung mit dem Ziel, sich auf ein gemeinsames Programm zu einigen. Beide Manifeste verurteilten die Unterstüt-zung des Krieges durch die sozialdemokratischen Nationalparteien und riefen zur Aufkündigung des sogenannten Burgfriedens auf, den diese bei Kriegsbeginn mit den bürgerlichen Kriegsbefürwortern eingegangen waren.

64 Gautschi, Landesstreik, S. 73; zum Einsatz von Militär gegen demons-trierende und streikende Arbeiter in den Jahren 1916 und 1917 siehe auch Buomberger, Kampfrhetorik, S. 338.

65 Der Bürgerblock begann sich ab 1917 zur Abwehr von Forderungen und Streikmassnahmen seitens der Arbeiterbewegung zu formieren und vereinte Interessevertreter aus Bürgertum, Gewerbe und den neu gegründeten Bauernparteien, die sich vorher beispielsweise bei der Zollpolitik bekämpft hatten (Schmid, Krieg, S. 52ff.; Jost, Stellen-wert).

66 Die Geschichte des Landesstreiks von 1918 ist gut aufgearbeitet, was die Ereignisse im Vorfeld und in den grösseren Deutschschweizer Städten betrifft. Als Standardwerk gilt immer noch Gautschi, Landes-streik, sowie die vom ihm herausgegebene Dokumentensammlung. Einordnung und Überblick bieten die entsprechenden Kapitel in den beiden Darstellungen Geschichte des Kantons Zürich und Geschichte der Schweiz und der Schweizer. Über die Ordnungsdiensteinsätze der Armee in Zürich zwischen 1917 und 1919 informieren die Arbeiten von Thurnherr, Ordnungsdiensteinsatz; Frey, Revolution; Wild, Zürich, und Greminger, Ordnungstruppen, anschaulich und detailreich.

46

Page 47: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

67 Das Personal der Uetlibergbahn beteiligte sich nicht am Landesstreik, gleichwohl war der Personen- und Güterverkehr unterbrochen (Wald-burger/Gross, Uetlibergbahn, S. 36).

68 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, ausserordentliche Sitzung vom 11. November 1918.

69 Huser, Klassenkampf, S. 173.70 Ein schematischer Überblick über die unterschiedlichen ideologi-

schen Standpunkte findet sich bei Greminger, Ordnungstruppen, S. 49.

71 Die Gruppe Forderung war im September 1917 um eine radikalsozia-listische, antimilitaristische Zeitschrift gleichen Namens gegründet worden und wurde von Fritz Brupbacher, dem Arbeiterarzt und spä-teren Kommunisten, wie folgt beschrieben: «Und weil sie jeden Mor-gen in ihrem Optimismus hofften, dass, wenn nicht am Abend, so doch am folgenden Morgen die Weltrevolution ausbreche, waren die Forderungsleute von einer unheimlichen Betriebsamkeit. Man hätte gedacht, es wären nicht ihrer 10 oder 20, sondern tausend auf dem Platz Zürich. Wo drei Menschen zusammenkamen, war auch ein ‘Forderungsmann’» (zitiert nach Thurnherr, Ordnungsdiensteinsatz, S. 16f.).

72 Ausführlich hierzu: Thurnherr, Ordnungsdiensteinsatz. Am 1. Au-gust 1916 war es anlässlich einer Demonstration der sozialistischen Jugendorganisation (Jungburschen) bereits zu einem Einsatz von OD-Truppen gekommen (ebd., S. 11). Zu den jeweiligen Einsätzen der Kantonspolizei in den Zürcher Unruhen ab 1916 siehe Suter, Kantons-polizei, S. 167ff.

73 Ernst Nobs (1886–1957), ab 1944 erster Sozialdemokrat im Bundesrat.74 Wild, Zürich, S. 16ff. Da sich die bäuerlichen Kreise wenig von einer

derartigen Arbeitsverpflichtung versprachen und der Rückhalt auch in den bürgerlichen Parteien gering war, liess der Bundesrat das Vor-haben schliesslich fallen.

75 Zum OAK siehe Gautschi, Landesstreik, S. 86ff. Initiiert und präsi-diert wurde das OAK vom Zürcher SP-Nationalrat und Chefredaktor der Berner Tagwacht, Robert Grimm (1881–1958), der dem Gremium ursprünglich eine ähnliche Funktion zugedacht haben soll wie Ernst Laurs Bauernsekretariat (Wild, Zürich, S. 21).

76 Ebd., S. 24ff. 77 Ebd., S. 32.78 Greminger, Ordnungstruppen, S. 47f. Ob und wie weit sich der

Massenstreik als revolutionäres Kampfmittel eigne, war unter linken Theoretikern und auch innerhalb der Schweizer Arbeiterschaft seit langem kontrovers diskutiert worden (Gautschi, Landesstreik, S. 13ff.).

79 Zitiert nach Greminger, Ordnungstruppen, S. 38.80 Zitiert nach Frey, Revolution, S. 40ff.81 Vgl. die ausführliche Darstellung der Ereignisse rund um den 1. Mai,

den 14. Juni (Hungerdemonstration von Frauen), der Münsterhof-

47

Page 48: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

demonstration vom 17. Juni und weiterer Kundgebungen im Verlauf des Jahres 1918 bei Wild, Zürich.

82 Die Funde datieren vom November 1917 (Sprengstoff; ein ähnlicher Sprengkörperfund vom Oktober 1918 erlaubte die Zuweisung zu einer ausländischen anarchistischen Splittergruppe ohne Kontakte zum lokalen Arbeitermilieu) sowie vom Januar (Revolver, Handgranaten und Flugblätter in italienischer Sprache, die im Auftrag einer deut-schen Sondereinheit nach Italien hätten geschmuggelt werden sollen) und April 1918 (Bomben, ursprünglich von deutschen Spionen an in-dische Anarchisten vermittelt, um gegen die britische Kolonialmacht eingesetzt zu werden, dann aber von italienischen und lokalen Anar-chisten für eigene Zwecke abgezweigt; vgl. Wild, Zürich, S. 44ff., so-wie Suter, Kantonspolizei, S. 172ff.).

83 Frey, Revolution, S. 31.84 Vgl. auch Buomberger, Kampfrhetorik.85 Vgl. hierzu Frey, Revolution, S. 49ff.; Nussbaum, Grippe-Epidemie.

Zur erinnerungspolitischen Instrumentalisierung der an der Grippe verstorbenen Wehrmänner siehe insbesondere Kuhn, Politik.

86 Fritz Platten (1883–1942), damals SP-Nationalrat und Sekretär der SP Schweiz, Anhänger Lenins, Internationalist und Mitbegründer der Kommunistischen Partei der Schweiz (1921). Emigrierte 1923 in die Sowjetunion, wo er 1938 im Rahmen der stalinistischen Säuberungen inhaftiert und 1942 erschossen wurde.

87 Frey, Revolution, S. 68ff. Mit dem Streik sollte u.a. die Anerkennung des 1917 gegründeten Bankpersonalverbandes seitens des Zürcher Bankenverbands durchgesetzt werden. Die Bankangestellten hatten sich vorher lediglich innerhalb der einzelnen Bankhäuser in soge-nannten Hausverbänden organisiert.

88 Ebd., S. 81f.89 Alle Zitate nach Frey, Revolution, S. 89ff.90 Ebd., S. 87ff.91 Beispielhaft der Gang der Verhandlungen im Vorfeld der geplanten

Revolutionsfeier bzw. des Landesstreiks vom November 1918 (vgl. Gautschi, Landesstreik, S. 172ff.).

92 Im Vorfeld war es zu Kontakten zwischen den sich ebenfalls organi-sierenden Studenten von ETH und Universität sowie Oberst Sonder-egger, dem Kommandanten der Zürcher Ordnungstruppen, gekom-men (Greminger, Ordnungstruppen, S. 93ff., sowie Bericht des Aktionskomitees an die Studentenschaft beider Hochschulen, S. 2f.). Aktiv geworden auf Veranlassung der Genfer Sektion war auch schon das Zentralkomitee des Schweizerischen Alpenklubs, dessen Aufruf an die Sektionen, sich vor Ort mit anderen patriotischen Vereinen zu verständigen, in Aarau bereits am 11. November befolgt wurde (Hel-ler, Eugen Bircher, S. 59f.).

93 Willi Gautschi datiert das im Original undatierte Flugblatt auf den 12. November (Gautschi, Dokumente, S. 278); derselbe Wortlaut wurde in der Bürgerlichen Presse Zürichs Nr. 3 vom 13. November 1918 abge-

48

Page 49: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

druckt. Dieses Presseerzeugnis erschien vom 12. bis 15. November 1918 in fünf Nummern anstelle der bestreikten bürgerlichen Medien und wurde von Studenten verkauft.

94 Zit. nach Greminger, Ordnungstruppen, S. 95.95 Schönauer, Jahre, S. 66. Ausführlicher zur Geschichte der Zürcher

Stadtwehr siehe Greminger, Ordnungstruppen, S. 92ff., sowie Thürer, Verband, S. 287ff.

96 NZZ Nr. 1557 vom 26. November 1918, erstes Abendblatt.97 Mehrere Dokumente, die im Stadtarchiv Zürich in den einschlägigen

Dossiers überliefert sind, tragen seinen Schriftzug (STAR V.L. 84, 1.1). Seit 1912 als Zunftschreiber im Vorstand der Gesellschaft zur Con-staffel aktiv, gehörte der stramm konservative Hans von Steiner ver-mutlich zu den Propagatoren der Stadtwehr (vgl. Erb, Nachfahren, S. 43 und 56).

98 Greminger, Ordnungstruppen, S. 102.99 Nach einer neuerlichen Umstrukturierung im Juli 1919 bestand die

Stadtwehr aus fünf Kreiskommandos, denen nebst eigenem Stab Ob-jekt-, Haus- und Quartierwachen sowie Depots, mobile Einheiten und Hilfsdienste zugeordnet waren (ebd., S. 114f.).

100 Unter den grösseren Zürcher Gemeinden sollen nur in Oerlikon, See-bach und Schwamendingen um 1920 keine Ortswehren bestanden haben (Thürer, Verband, S. 286).

101 Greminger, Ordnungstruppen, S. 96ff. 102 Ebd., S. 102.103 STAZ MM 3.33: Regierungsratsbeschluss Nr. 32 vom 7. Januar 1919.104 STAR V.L. 84, 1.2: Kreisschreiben des Regierungsrates an die Statt-

halterämter und Gemeinderäte über die Einrichtung und Verwendung von Gemeindewehren vom 7. Januar 1919.

105 Ebd.: Direktion der Polizei, Instruktion für den Waffengebrauch durch die Gemeindewehren, dat. 3. Januar 1919.

106 STAZ MM 3.33: Regierungsratsbeschluss Nr. 32 vom 7. Januar 1919.107 Ebd.: Regierungsratsbeschluss Nr. 397 vom 15. Februar 1919.108 Die Bewaffnung erfolgte ab März 1919 (Greminger, Ordnungstrup-

pen, S. 109).109 GAU: Protokollbuch Gemeinderat, Sitzung vom 1. Februar 1919.110 Ebd.111 An der Sitzung vom 1. April wurde über Zuschriften der Justizdirek-

tion und des Territorialkommandos orientiert, welche die Aufgaben der Gemeindewehren näher umschrieben, nämlich «nebst dem Schutze von Personen & Eigentum die Bewahrung der öffentlichen Gebäude, des Telefon & Telegraph, Munitionsgebäuden & Bahnen»; am 17. April gab Präsident Gut bekannt, dass die über den Talschafts-verband beschafften Legitimationskarten und Armbinden eingetrof-fen seien, aber nur im Ernstfalle ausgeteilt würden.

112 Thurnherr, Ordnungsdiensteinsatz, S. 57.113 STAZ P 186.3: Statut für den Talschaftsverband vom Limmattal.114 STAZ MM 3.33: Regierungsratsbeschluss Nr. 720 vom 15. März 1919.

49

Page 50: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

115 Zu Dietikon ist zu erfahren, dass der Gemeinderat im November 1918 nicht die 1914 geschaffene Gemeindewehr gegen die Streikenden ein-setzen wollte, «sondern erwog, ob dazu eine eigene Bürgertruppe aufgestellt werden sollte» (Lengwiler, Dietikon, S. 180f.). In Schlieren hatten 1914 die Sozialdemokraten gedroht, wegen der Nichtwahl ihres Vertreters in den Gemeinderat sich nicht an der dannzumal geplanten Bürgerwehr zu beteiligen. 1916 wurden dann zwei Sozialdemokraten in den Gemeinderat gewählt, wo man laut Verfasser auch 1918 «ein-trächtig» weiter zusammengearbeitet haben soll (Meier, Geschichte, S. 6 und 14). Weder Talwehr noch Talschaftsverband sind in diesen zwei Publikationen erwähnt.

116 Volksrecht Nr. 54, 6. März 1919.117 Ebd., Nr. 49, 50 und 52 vom 28. Februar, 1. und 4. März 1919. Auch die

Direktoren von Kreditanstalt und Bankgesellschaft waren alarmiert und intervenierten erfolgreich bei Oberst Sonderegger, um Schutz durch OD-Truppen zu erlangen (Greminger, Ordnungstruppen, S. 135f.).

118 Laut Protokoll der Lesegesellschaft Rafz, Sitzung vom 2. März 1919 (zitiert nach Neukom, Rafz, S. 326).

119 Der Limmattaler Nr. 48, 26. April 1919.120 Ausführlicher Bericht im Limmattaler Nr. 49, 29. April 1919.121 Greminger, Ordnungstruppen, S. 102.122 Ebd., S. 234.123 Ebd., S. 103.124 In Basel hatte sich ein Streik von Färbereiarbeitern zum lokalen Ge-

neralstreik ausgeweitet, dem sich die Zürcher Arbeiterunion aus Soli-darität anschloss. Die Stadtwehr wurde mobilisiert, übernahm die Bewachung von Hauptpost, Telefonzentrale Selnau und mehrerer Bankgebäude und patrouillierte auf den Strassen, bis die OD-Truppen in Zürich eintrafen (vgl. Greminger, Ordnungstruppen, S. 204ff.).

125 Jost, Stellenwert, S. III; Zeller, Ruhe, S. 84ff.; Greminger, Ordnungs-truppen, S. 310ff.

126 Eugen Bircher (1882–1956) avancierte ab 1918 zum «Bürgerwehrgene-ral»; sein scharfer Antikommunismus brachte ihn später in die Nähe von Frontenbewegung und Nationalsozialismus.

127 Heller, Eugen Bircher, S. 59.128 Zeller, Ruhe, S. 86. Hingegen wurden vier der insgesamt 21 angeklag-

ten OAK-Mitglieder als Verfasser inkriminierter Streikproklamatio-nen wegen Meuterei zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt (Gautschi, Landesstreik, S. 350ff.).

129 Vgl. hierzu die sorgfältig abwägenden Schlussbetrachtungen von Greminger, Ordnungstruppen, S. 307ff.

130 Jost, Stellenwert, S. I; Heller, Eugen Bircher, S. 342.

50

Page 51: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

51

Anhang

Verwendete AbkürzungenOAK Oltener AktionskomiteeOD Ordnungsdienst, militärischerSP Sozialdemokratische ParteiSVV Schweizerischer vaterländischer Verband

Ungedruckte QuellenGAU Gemeindearchiv UitikonSTAR Stadtarchiv ZürichSTAZ Staatsarchiv des Kantons ZürichIn Privatbesitz Protokollbuch Mittwochsgesellschaft

Gedruckte Quellen und SekundärliteraturBaumann, Walter et al. Zürich: zurückgeblättert 1870–1914, Werden und

Wandel einer Stadt, Zürich 2001 (5. Auflage).Baumann, Werner. Bauernstand und Bürgerblock: Ernst Laur und der

Schweizerische Bauernverband 1897–1918, Zürich 1993.Bericht des Aktionskomitees an die Studentenschaft beider Hochschulen

(Aktion der Studentenschaft von Zürich zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Sicherheit und Ruhe während des General-streiks im November 1918), Zürich o. J.

Bericht des Regierungsrates an den zürcherischen Kantonsrat über die kriegs-wirtschaftlichen Massnahmen vom 8. November 1917 bis 31. Dezem-ber 1918, Zürich 1919.

Bürgerliche Presse Zürichs, Nr. 1 (12. November 1918) bis Nr. 5 (15. Novem-ber 1918).

Buomberger, Thomas. «Kampfrhetorik, Revolutionsangst und Bürger-wehren: Der Landesstreik vom November 1918», in: Rossfeld, 14/18, op. cit., S. 336–365.

Cottier, Maurice. Liberalismus oder Staatsintervention: die Geschichte der Versorgungspolitik im Schweizer Bundesstaat, Zürich 2014.

Erb, Hans. «Die letzten Nachfahren der Gerichtsherren Steiner zu Uitikon: Hans von Steiner und seine Schwestern, 1862–1962», in: Weihnachts-Kurier 1983, S. 37–95.

Frey, Daniel M. Vor der Revolution? Der Ordnungsdienst-Einsatz der Armee während des Landesstreiks in Zürich, (Diss.) Zürich 1998.

Gautschi, Willi. Der Landesstreik 1918, Zürich 1988 (3. Auflage).Gautschi, Willi (Hrsg.). Dokumente zum Landesstreik 1918, Zürich 1988.Geschichte des Kantons Zürich, Band 3: 19. und 20. Jahrhundert, Zürich

1994.Geschichte der Schweiz und der Schweizer, Basel 1986.

Page 52: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Greminger, Thomas. Ordnungstruppen in Zürich: der Einsatz von Armee, Polizei und Stadtwehr Ende November 1918 bis August 1919, (Diss.) Basel 1990.

Hebeisen, Erika et al. (Hrsg.). Kriegs- und Krisenzeit: Zürich während des Ersten Weltkriegs (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 81), Zürich 2014.

Heller, Daniel. Eugen Bircher: Arzt, Militär, Politiker, ein Beitrag zur Zeitgeschichte, (Diss.) Zürich 1988.

Huser, Karin. «Klassenkampf versus Hurrapatriotismus: Die Zürcher Linken im Dilemma», in: Hebeisen, Kriegs- und Krisenzeit, op. cit., S. 173–183.

Jost, Hans-Ulrich. «Bedrohung und Enge (1914–1945)», in: Geschichte der Schweiz und der Schweizer, op. cit., S. 731–819.

Ders., «Der historische Stellenwert des Landesstreiks», Nachwort zur 3. Auflage von Gautschi, Landesstreik, op. cit., S. I–XV.

Kägi, Louis. Uitikon: Aus der Vergangenheit eines Zürcher Dorfes, Uitikon 1975.

Ders., «Aus der Geschichte des Gasthofs zum Löwen», in: Weihnachts-Kurier 1987, S. 38–49.

Ders., «Ein schwieriges Jahrzehnt: Womit sich unsere Gemeindebehörden in der Zeit um den ersten Weltkrieg befassten», in Weihnachts-Kurier 1989, S. 59-67.

Knoepfli, Adrian. «Mit Kaninchenzucht gegen den Hunger: Winterthur im Ersten Weltkrieg», in: Hebeisen, Kriegs- und Krisenzeit, op. cit., S. 37-47.

Kreis, Georg. Insel der unsicheren Geborgenheit: die Schweiz in den Kriegsjahren 1914–1918, Zürich 2014 (2. überarb. Auflage).

Kuhn, Konrad J. «Politik in Bronze und Stein: Denkmäler für die ‘Gefal-lenen’ des Ersten Weltkriegs», in: Kuhn/Ziegler, Krieg, op. cit., S. 211–231.

Kuhn, Konrad J. & Béatrice Ziegler (Hrsg.). Der vergessene Krieg: Spuren und Traditionen zur Schweiz im Ersten Weltkrieg, Baden 2014.

Lengwiler, Urs et al. (Hrsg.). Dietikon – Stadtluft und Dorfgeist: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Zürich 2003.

Meier, Heinrich. Aus der Geschichte der Gemeinde Schlieren zwischen 1914 und 1939 (16. Jahrheft von Schlieren), Schlieren 1993.

Neukom, Thomas. Rafz: Geschichte eines Zürcher Dorfes «ennet dem Rhein», Zürich 2005.

Nussbaum, Walter. «Die Grippe-Epidemie 1918/1919 in der schweizeri-schen Armee», in: Gesnerus, Jg. 39, Heft 2, 1982, S. 243–259.

Rossfeld, Roman. «‘Rechte hat nur, wer Kraft hat.’: Anmerkungen zur Schweizer Wirtschaft im Ersten Weltkrieg», in: ders., 14/18, op. cit., S. 144–171.

Rossfeld, Roman & Tobias Straumann. «Zwischen den Fronten oder an allen Fronten? Eine Einführung», in: dies., Wirtschaftskrieg, op. cit., S. 11–59.

52

Page 53: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Rossfeld, Roman & Tobias Straumann (Hrsg.). Der vergessene Wirtschafts-krieg: Schweizer Unternehmen im Ersten Weltkrieg, Zürich 2008.

Rossfeld, Roman et al. (Hrsg.). 14/18: die Schweiz und der Grosse Krieg, Baden 2014.

Schmid, Hanspeter. Krieg der Bürger: das Bürgertum im Kampf gegen den Generalstreik 1919 in Basel, Zürich 1980.

Schneider, Oliver. «Diktatur der Bürokratie? Das Vollmachtenregime des Bundesrats im Ersten Weltkrieg», in: Rossfeld, 14/18, op. cit., S. 48–71.

Schönauer, Roman G. 100 Jahre Zunft Riesbach 1887–1987, Zürich 1987.Suter, Meinrad. Kantonspolizei Zürich 1804–2004, Zürich 2004.Thürer, Andreas. Der Schweizerische Vaterländische Verband 1919 –

1930/31, (Diss.) Basel 2010.Thurnherr, Bruno. Der Ordnungsdiensteinsatz der Armee anlässlich der

Zürcher Unruhen im November 1917 (Europäische Hochschulschrif-ten, Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Band 107), Bern 1978.

Waldburger, Hans & Martin Gross. Die Uetlibergbahn – die Bahn auf Zürichs Hausberg, Luzern 2008.

Wild, Ueli. Zürich 1918: Ordnungsdiensteinsätze der Schweizer Armee im Frühjahr und Sommer 1918 in Zürich, (Diss.) Frauenfeld 1987.

Zeller, René. Ruhe und Ordnung in der Schweiz: die Organisation des militärischen Ordnungsdienstes von 1848 bis 1939, (Diss.) Bern 1990.

53

Page 54: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

54

Liebe Leserin, lieber LeserSie kennen alle das Lied von Mani Mat-ter mit dem Zündholz – oder? Hier zur Erinnerung die ersten Zeilen:

I han es Zündhölzli azündt. Und das het e Flamme gäh. Und i ha für d’Zigarette welle Füür vom Hölzli näh. Aber s’Hölzli isch dervo-gspickt und uf e Deppich cho. Und es hätt no fasch es Loch in Deppich gäh dervo. Ja me weis was cha passiere, we me nit ufpasst mit Füür …

Ein Loch im teuren Teppich ist ja noch das kleinste Problem, welches der ver-storbene Liedermacher beschreibt. Der weitere Verlauf mit einem möglichen Brand des Hauses, des Quartiers, der Stadt, der Angst und Wut, die sich im ganzen Land breit macht, die politi-schen Auswirkungen im ganzen Land bis zur Intervention der UNO zur Ver-hinderung eines Weltkriegs, um die Menschheit zu retten, sind dramatisch. Zum Glück hob Mani Matter das Zündholz auf, bevor es grösseren Scha-den anrichten konnte.Man könnte nun sagen, dass ist sehr überzeichnet, so etwas geschieht ja nur in der Fantasie. Wo bleibt da der Men-schenverstand? Nun mit dem Men-schenverstand ist das so eine Sache für sich, den die Menschheit hat in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunder-ten nicht wirklich gelernt, mit Konflik-

ten umzugehen (siehe das Zitat des Chronisten Ernst Bloch, Religions-philosoph, im Vorwort zur Gemeinde-chronik 2014). Es gehört wohl zur Menschheitsgeschichte, dass es Kriege auf dieser Welt immer gab und wohl auch weiterhin geben wird. Noch eben haben Sie, liebe Leserschaft, im ersten Teil unseres Jahrheftes, kompetent ver-fasst von Sonja Furger, gelesen, wie es vor einhundert Jahren in Uitikon aus-sah. Sie lasen von Angst, von Hunger, von einer grossen Revolution im Osten. Mal ehrlich: Sieht die Welt heute besser aus? Haben wir heute keine Angst? Ist es heute besser als vor 100 Jahren? Viel-leicht bei uns, aber nicht in vielen ande-ren Ländern und auf anderen Konti-nenten. Schauen Sie sich die Animation des Berliner Video-Künstlers Milan R. Vuckovic mit dem Titel «Die Weltkarte des Terrors im Zeitraffer» an. Im Kurz-film werden die Terroranschläge mit zwanzig Toten und mehr über die Zeit von 2000 bis zum 13. November 2015 gezeigt. Länder färben sich nach und nach rot, immer mehr Explosionssym-bole poppen auf. Bei jedem Aufblitzen sterben zwanzig Menschen und mehr. Darunter sind auch 9/11, die Bomben-anschläge von London, zahlreiche At-tacken im Nahen Osten sowie die jüngsten Anschläge in Paris. Die Daten für die Animation stammen von der Global Terrorism Database, der wohl umfassendsten Datenbank rund um

Bruno Bauder, Gemeindeschreiber

Gemeindechronik 2015

Page 55: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

55

Terrorismus weltweit. Trotzdem kann der 27-Jährige keine Garantie auf Voll-ständigkeit abgeben. Seine Botschaft am Schluss des Clips: «In den vergange-nen fünfzehn Jahren hat keine einzige Terror-Organisation ihr endgültiges Ziel erreicht. Sorgen wir dafür, dass das so bleibt.» Nur wie, wenn jedes betei-ligte Land nur seine Interessen sieht? Nur wie, wenn im Hintergrund viele Gruppierungen und Regierungen Inte-resse an der Aufrechterhaltung von Auseinandersetzungen und Kriegen haben, ihre Macht stärken und viel Geld verdienen? Die Auswirkungen weltweit sind fatal. Noch nie gab es auf der Welt so viele Flüchtlinge wie heut-zutags. Ende 2013 meldete UNHCR über 51,2 Millionen. Diese Zahl ist heute, zwei Jahre später, weit höher. Der Chronist hat auch keine Lösung. Es bleibt nur die Feststellung, dass der Wille zum gemeinsamen Lösen der gro-ssen Krise, in der sich die Welt auch heute befindet, nicht da ist – noch nicht da ist, bleibt zu hoffen.Und was geschah in der Schweiz im auslaufenden Jahr? Auch eine Art «Bombe» brachte die Schweizerische Nationalbank Mitte Januar zur Deto-nation, als sie den Mindestkurs von 1.20 gegenüber dem Euro aufhob. Von ei-nem Moment auf den nächsten wurden alle Produkte der Schweiz für die Ex-portwirtschaft um rund 20 % teurer und die Schweiz im Ausland weniger konkurrenzfähig. Die Folgen dieses Entscheides wurden laufend sichtbar. Die Auftragslage verschlechterte sich in vielen Unternehmen, Auslagerungen

von Betrieben ins günstigere Ausland sind die Folge, ebenso steigende Ar-beitslosenzahlen. Der SNB blieb kaum ein anderer Entscheid und sie konnte ihn wohl auch nicht vorsorglich be-kannt machen. Ungelöst ist das Ver-hältnis zur EU seit dem bekannten Entscheid über die MEI (steht für Mas-seneinwanderungs-Initiative), die vom Schweizer Stimmvolk im Februar 2014 hauchdünn angenommen wurde. Abge-lehnt wurde die Beschaffung eines neuen Kampffliegers für unsere Armee (wohl ein falscher Entscheid; aber das ist nur die Meinung des Chronisten). Ob dieser Entscheid in die heutige, un-sichere Zeit passt, wird sich weisen. Viel zu reden gaben die Erneuerungswahlen der eidgenössischen Räte. Ist es nun ein Rechtsrutsch, welcher im Anschluss an den Wahltag vom 18. Oktober allge-mein beschrieben wurde? Vielleicht im Nationalrat, wohl kaum im Ständerat. Konsequenz aus den eidgenössischen Wahlen 2015: Das Regieren und Parla-mentieren wird auch in den nächsten vier Jahren nicht wirklich einfacher. Über die Bundesratswahlen kann der Chronist nichts Abschliessendes berich-ten, da diese erst nach Redaktions-schluss dieses Jahrhefts stattfanden. Nur soviel: Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat im November erklärt, dass sie sich für eine erneute Wahl nicht zur Verfügung stellt. Die Partei mit dem höchsten Stimmenanteil moniert nun endgültig einen zweiten Sitz im Bundesrat. Den soll sie, so viele Ver-lautbarungen, auch erhalten. Ob es eine Person aus dem Dreier-Ticket

Page 56: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

56

Aeschi, Gobbi, Parmelin sein wird, muss sich noch weisen.Unsere Gemeinde entwickelte sich im vergangenen Jahr weiterhin gut. Der Quartierplan und der Gestaltungsplan Leuen-Waldegg sind in der Zwischen-zeit auch formell unter Dach und Fach. Intensiv haben sich die zuständige Kommission und der Gemeinderat mit der Infrastrukturplanung befasst und diese festgelegt, sodass mit der Realisie-rung im kommenden Frühjahr begon-nen werden kann. Schon sind erste Baugesuche eingetroffen und die Bau-gespanne wurden im Gelände weithin sichtbar ausgesteckt. Besonders hervor-zuheben ist der Entscheid der Stimm-bürgerschaft vom 8. März 2015 über die Initiative Edi Cincera zum Ausbau der Sportanlagen Im Sürenloh. Da haben sich alle Betroffenen zusammengesetzt und eine Lösung gefunden, eine ge-meinsame Absichtserklärung zur ge-genseitigen Unterstützung ihrer Anlie-gen vereinbart und schliesslich der ursprünglichen Ausbau-Variante B des

Gemeinderates zugestimmt. Hut ab – nichts ist unmöglich. Uitikon zählt seit Mitte Oktober über 4’000 Einwohne-rinnen und Einwohner. Und es werden immer mehr, beachtet man die rege Bautätigkeit in der Gemeinde. Der Verkauf der neu erstellten Wohnungen unterhalb der Schlierenstrasse kommt allerdings nur harzig voran. Uitikon bleibt weiterhin eine attraktive Ge-meinde mit einem stabilen Finanzhaus-halt und vielen spannenden Projekten zur Sicherung der Standortattraktivi-tät.

Das einleitende Vorwort gibt Ihnen, liebe Leserschaft, einen ersten Eindruck über die Geschehnisse und das Umfeld, in welchem unsere Gemeinde im Jahr 2015 stand. Vor Ihnen liegt die neueste Gemeindechronik. Lassen Sie das Ge-meindeleben nochmals Revue passie-ren. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr Chronist

Page 57: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

57

Kulturelle «Macht»- Demonstration gleich zu Beginn des neuen JahresAndreas Thiel auf der Bühne des Üdiker-Huus am 21. Januar 2015

Gleich zu Beginn des Jahres lud die Kultur- und Freizeitkommission Uiti-kon die Einwohnerschaft von Uitikon zu einem kabarettistischen Abend mit Andreas Thiel ein. Vorkommnisse um Äusserungen des Künstlers, eine Talk-Sendung im Schweizer Fernsehen rund einen Monat vor der Veranstaltung in Uitikon, aber auch der Anschlag in Paris auf die Satire-Zeitschrift Charlie-Hebdo liessen eine gewisse Verunsi-

cherung aufkommen, ob die Veranstal-tung problemlos verlaufen werde. Bekannt ist Andreas Thiel vor allem wegen seiner auffälligen Frisur. Der Irokesenschnitt und dazu noch in auf-fälliger Farbe gibt immer wieder zu reden. Der Künstler will diesen Auf-tritt, es ist quasi sein Markenzeichen. Er will provozieren. Und so stellt eine bekannte Schweizer Wochenzeitung die Frage, was es über einen Politkaba-rettisten aussagt, wenn in der Pause in erster Linie über seine Frisur diskutiert wird. «Thiels optischer Auftritt ist unter anderem eine Imagekorrektur seiner selbst: weg vom freisinnigen Sa-lon-Intellektuellen und hin zum Edel-Anarchisten, der sich mit all jenen ver-bündet, die sich in irgendeiner Form der (Staats-)Autorität entgegensetzen».Im Üdiker-Huus wurde die bereits vierte, schwarze Politsatire von And-reas Thiel aufgeführt, in welcher es eben um Politik, aber auch um Tod und Champagner geht. Während Andreas Thiel dem Publikum das Böse erklärt, fischen tausendäugige Fesselballonfi-sche mit langen, hängenden Zungen in der Tiefe des Ozeans nach leuchtenden Feuerdornquallen. Thiel sucht sich die Welt wieder schön zu trinken. Dadurch wird sie zwar nicht besser, aber lustiger.Die Vorstellung in Uitikon verlief tat-sächlich problemlos und ohne Zwi-schenfälle (auch ohne Polizeischutz) und kam beim Publikum, welches sich durch alles Erwähnte nicht beeindru-cken liess, sehr gut an. Jedenfalls war der grosse Saal gut besetzt und der kräftige Applaus verdient.

Page 58: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

58

Übereinkunft zwischen Fussballclub, Tennisclub und der Gemeinde mit erfreulichem Resultat am Urnengang vom 8. März 2015

Erinnern Sie sich an die denkwürdige Abstimmung vom 9. Februar 2014 zur Masseneinwanderungs-Initiative? Die-ser Entscheid, so die Initianten der RASA-Initiative, habe die Schweiz ge-genüber der EU in eine Sackgasse ge-führt. Vorwärts geht’s in einer Sackgasse nicht mehr. Mit der RASA-Initiative – raus aus der Sackgasse – soll die am 9. Februar 2014 beschlossene Ergän-zung der Bundesverfassung rückgän-gig gemacht werden. Für die Initiative konnte in kurzer Zeit eine hohe und ausreichende Anzahl Unterschriften gesammelt werden. Die Initiative wurde in der Zwischenzeit eingereicht. Viel diskutiert wurde natürlich bereits vor der Einreichung über das Demokratie-Verständnis der Initianten. Vergleichbares ist in Uitikon passiert. Die Vorlagen zum Ausbau der Sportan-lagen Im Sürenloh wurden am 3. März 2013 abgelehnt. Ein Ausbau der Platz-Kapazität für den Fussballclub Uitikon war damit voraussichtlich für Jahre vom Tisch. Im Anschluss wurde mit verschiedenen minimalen Ausbaupro-jekten versucht, dem Fussballclub doch behilflich zu sein. Allerdings scheiter-ten die Versuche allesamt.Am 20. März 2014 reichte Edi Cincera dem Gemeinderat die «Initiative pro Sürenloh» im Sinne von § 50 des Ge-meindegesetzes für einen minimalen

Ausbau der Sportanlagen ein. Die Ini-tiative nahm das am 3. März 2013 abge-lehnte Ausbau-Projekt, Vorlage B, wie-der auf. Die ersten Reaktionen auf diesen politischen Vorstoss waren sehr deutlich: «Ganz no?», «Wir haben doch entschieden?», «Das gibt es nicht», usw. Auch der Gemeinderat äusserte sich zuerst in diesem Sinne. Allerdings liess er sich dann vom Initianten und den Zuständigen des Fussballclubs über-zeugen, dass mit der seinerzeitigen Ablehnung der Ausbau-Projekte die Probleme des Fussballclubs wegen der knappen Platzverhältnisse nicht gelöst sind. Der Fussballclub nahm in der Zwischenzeit weiter deutlich an akti-ven Mitgliedern, vor allem an Junioren, zu. Der Gemeinderat unterstützte die Initiative schliesslich. Dass sich nach diesem Entscheid in Uitikon verschie-dentlich Kopfschütteln breit machte, war nicht weiter erstaunlich. Der Ten-nisclub warnte noch im Herbst letzten Jahres vor einem «Kleinkrieg».Überraschend nahm trotz demokrati-schem Entscheid und aller negativer Stellungnahmen zur Initiative Cincera die ganze Angelegenheit eine überra-schende Wende. Der Fussballclub, der Tennisclub und eine Task Force Ten-nis-Club setzten sich zu Beginn dieses Jahres an einen Tisch und erreichten in eingehenden Verhandlungen eine ge-meinsame Absichtserklärung, die sie dem Gemeinderat und dem Initiativko-mitee zur Kenntnis brachten. Beide Vereine erklärten sich bereit, nach bes-tem Wissen und Gewissen auf konst-ruktive und einvernehmliche Weise

Page 59: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

59

zusammenzuarbeiten. Auch nach der Initiative streben sie stets gemeinsam nach Möglichkeiten, sich gegenseitig im Sinne der Förderung des Sports und der Interessen der Üdiker Jugend zu unterstützen usw. Da passierte in Uiti-kon etwas Aussergewöhnliches, ganz nach dem Motto «Nichts ist unmög-lich.» Man fand den Weg raus aus der Sackgasse.Bei einer Stimmbeteiligung von über 61 % wurde die Vorlage mit 1091 Ja ge-genüber 544 Nein am 8. März 2015 deutlich angenommen. Freude herrscht seither beim Initianten und den beiden Sportvereinen, aber auch beim Ge-meinderat, dass nun doch im zweiten Anlauf zumindest ein minimaler Aus-bau der Sportanlagen Im Sürenloh möglich wird. Und dies wohlgemerkt mit der Sicherstellung der Anliegen des Tennisclubs für seine weitere Entwick-lung. Seither sind alle nötigen Schritte in die Wege geleitet worden, um die Projek-tierung voranzubringen. Der beauf-tragte Projekt-Ingenieur bejaht die Frage, dass pünktlich zum 40-jährigen Jubiläum des Fussballclubs Uitikon im August 2016 der neue Kunstrasenplatz eingeweiht werden könne. Dies alles unter der Prämisse, dass es keine Ein-sprachen gegen das Projekt bzw. die Baubewilligung gibt. So ist auch der Chronist optimistisch, dass er in der Ausgabe der Gemeindechronik 2016 über das Einweihungsfest berichten kann.

«En fatale Liebesbrief»

Heftige Turbulenzen auf der Bühne des Üdiker-HuusTheater-Saison 2015 der Waldegg-Bühne Uitikon

Einen seit Jahren festen Platz im kultu-rellen Leben der Gemeinde Uitikon hat die Theater-Saison der Waldegg-Bühne im Üdiker-Huus. Kaum ist jeweils der kalendarische Frühling ins Land gezo-gen, eilen die Theater-Begeisterten ins Gemeindezentrum, in welches der Ver-ein zu einer neuen Aufführung einlädt. Die Idee einer Laienbühne wurde am 7. Februar 1990 mit der Vereinsgründung der Waldegg-Bühne Uitikon im Res-taurant Dörfli in die Tat umgesetzt. Mit einer Handvoll Üdikern als Thea-terspieler begann die Geschichte des Amateurtheaters. Der Verein ist heute nicht mehr von Uitikon wegzudenken. Alljährlich wartet das Team mit einem neuen Theaterstück auf. Auch dieses Jahr waren die Lach- und Bauchmuskeln ab der Premiere am 7. März 2015 an mehreren Theateraben-den bis zur Derniere am Nachmittag des 22. März 2015 wieder stark gefor-dert. Das Ensemble führte die Komö-die in drei Akten von Harry Sturzen-egger nach einer Idee von Georges Feydeau auf. «En fatale Liebesbrief» ist der Auslöser vielfältiger Verwechslun-gen und Missverständnisse.Ein Päckchen mit dem Absender «Aph-rodite», adressiert an Herrn Viktor-Emanuel Inderbitzin, gerät in die Hände von Rita Inderbitzin, seiner Ehefrau. Im Päckchen liegt ein Paar

Page 60: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

60

Hosenträger. Viktor-Emanuels Hosen-träger. Der Verdacht, dass ihr Ehemann in diesem Etablissement verkehrt, keimt auf. Rita beschliesst, ihrem Gat-ten eine Falle zu stellen: Sie diktiert ihrer Freundin Yvonne Casagrande ei-nen anonymen Liebesbrief, der Viktor an den Ort der Sünde locken soll. Dort will ihn Rita in flagranti erwischen. Viktor-Emanuel jedoch schickt seinen Freund Charly Vögeli an seiner Stelle zu diesem Rendezvous, zeigt den Lie-besbrief voller Stolz seinem Freund Massimo Casagrande. Der erkennt die Handschrift seiner Frau …Viktor-Emanauel, verfolgt vom eifer-süchtigen Massimo, will Yvonne und Charly warnen und eilt ins «Aphro-dite». Hier beginnt sich das Karussell der Verwechslungen und Verwirrun-gen immer schneller und schneller zu drehen.

Die Freunde des Laientheaters kamen auch dieses Jahr wieder voll auf ihre Rechnung. Dem Rückblick der Wald-egg-Bühne auf die Frühlingsvorstel-lungen 2015 ist in allen Teilen beizu-pflichten: «Die Theatersaison 2015 war in allen Belangen ein Volltreffer. Wir sind überglücklich, dass wir unser Pub-

likum derart begeistern konnten. Die vielen Lachsalven, der häufige spon-tane Szenenapplaus und die langanhal-tenden Begeisterungsstürme am Schluss der Vorstellungen werden noch lange in uns nachhallen.»Freuen wir uns auf den kommenden Frühling. Denn soviel ist klar: Kaum ist der letzte Vorhang gefallen, die Bühne geräumt, die Kostüme gereinigt und die Requisiten versorgt, beginnen bereits wieder die Vorbereitungen für die nächste Theatersaison.

Was passiert, wenn die Sonne zu 75 % abgedeckt wird, …

… das konnte die Bevölkerung von Uitikon am 20. März 2015 (quasi zum Frühlingsanfang/genauer Zeitpunkt 20. März 2015, 23.45 Uhr MEZ) haut-nah miterleben.

Nicht nur der milde Frühlingssonnen-schein lockte viele astronomisch Inter-essierte und ganze Schulklassen auch aus den Nachbargemeinden auf die All-mend zur Sternwarte. Letztmals 1999

Page 61: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

61

und dieses Jahr nun wieder stand auf dem astronomischen Terminplan eine Sonnenfinsternis, in Mitteleuropa eine Abdeckung gegen 75 %. Für den Stand-ort Zürich begann das Spektakel um 9.26 Uhr und dauerte bis 11.46 Uhr. Die stärkste Abdeckung wurde um 10.34 Uhr erreicht. Klar festzustellen war, dass es besonders nach 10 Uhr deutlich kühler wurde. Während man zu Beginn noch den Frühling in der

Luft spürte, wähnte man sich eine halbe Stunde später plötzlich wieder im Win-ter. Oft fällt die Temperatur besonders während einer totalen Sonnenfinster-nis um mehrere Grade. Auch Tiere und Pflanzen reagieren auf die Dunkelheit und den Temperaturabfall. Vögel ver-stummen und nahezu alle tagaktiven Tiere suchen ihre Verstecke auf, wäh-rend Fledermäuse und andere nacht-aktive Tiere ihre Behausungen verlas-sen. Blumen schliessen ihre Blüten. Interessant zu lesen waren auch all die Kommentare zum Thema Sonnenener-gie im Zusammenhang mit den Bestre-bungen zur Energiewende.Begehrtester Artikel war an jenem Morgen jedenfalls die Schutzbrille, um die Abdeckung der Sonne gefahrenfrei beobachten zu können. Was bei einer Sonnenfinsternis am Himmel genau geschieht, wurde durch Dölf Schaffner, Demonstrator der Sternwarte Uitikon, in der Ausgabe des Gemeindekuriers vom 12. März 2015 beschrieben. Der Neumond zieht vor der Sonne durch und befindet sich dabei praktisch genau im Schnittpunkt seiner Bahnebene mit derjenigen der Sonne. So war denn auch das Sonnenlabor im Untergeschoss der Sternwarte Uitikon ein sehr gut be-suchter Ort und die Demonstratoren wurden durch Fragen der Besucherin-nen und Besucher stark gefordert. Auf der Wiese bei der Sternwarte standen weitere astronomisch versierte Perso-nen bereit, um an eigens eingerichteten und mit Beobachtungsfiltern ausgerüs-teten Teleskopen den Blick auf die nur teils sichtbare Sonne zu ermöglichen

Page 62: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

62

und zu den vielen Fragen einfache Ant-worten zu geben. Es herrschte wahrlich Hochbetrieb und man musste für den Blick durchs Gerät anstehen. Schon klar, denn die nächste Sonnenfinsternis findet erst in sechs Jahren 2021 statt.

Konzert Maurice Imhof

Sie ist bereits eine recht bekannte Kon-zert-Reihe in Uitikon: die Konzert-reihe mit jungen Üdiker Musikerinnen und Musikern. Einen weiteren Anlass in dieser Reihe bot die Gemeinde am 9. April 2015 mit Maurice Imhof, wohn-haft in Uitikon, und Hani Song.

Maurice Imhof, 19-jährig, studiert an der ZHdK klassisches Klavier. Bekannt ist er vor allem als Jazzpianist. Er gab schon zahlreiche Konzerte und bereits ist von ihm eine CD mit dem Titel «Classics Meets Jazz» erhältlich.

Hani Song, 17-jährig, studiert ebenfalls an der ZHdK Violine und ist mit grossem Erfolg solistisch tätig. Über sie wurden vom Schweizer Fernsehen zwei Dokumentar-

filme gedreht. Diese wurden auch in-ternational ausgestrahlt.

«Echoes of Spring» (Echo des Früh-lings) war der Titel eines Jazz Stückes, welches Maurice Imhof im Üdiker-Huus präsentierte. Bunt wie eine Früh-lingswiese zeigte sich das Programm des Konzerts, welches er mit der Geige-rin Hani Song zusammengestellt hat. Es war eine abwechslungsreiche Mi-schung aus klassischen Solo- und Duo-Werken für Klavier und Violine sowie berühmten Jazz Stücken. Die verschie-densten Stile der klassischen Musik wa-ren zu hören: Von Beethoven eine Ro-manze, von Paganini ein Caprice für Violine, von Chopin eine Sonate. Dazu im zweiten Teil des Abends ver-schiedene Jazz Stücke; Jazz-Musik, die besondere Leidenschaft des jungen Künstlers. Dazu gehörte zum krönen-den Abschluss auch ein Jazz-Arrange-ment des ersten Klavierkonzertes von Tschaikowski, welches Maurice Imhof selbst komponiert hat.Es war einmal mehr eine grosse Freude, den jungen Talenten zuzuhören und dabei die Zeit zu vergessen. Ein weite-res Konzert wurde Mitte September dieses Jahres angeboten.

Uitikon hat ein Kantonsrats-Mitglied

1734 Kandidatinnen und Kandidaten buhlten um 180 SitzeErneuerungswahl der 180 Mitglieder des Kantonsrates

Wenn sich so viele Kandidatinnen und Kandidaten für den 180-köpfigen Kan-tonsrat zur Wahl stellen, muss dies ein höchst interessantes Amt sein. Blickt

Page 63: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

63

man auf die Belastung, die sich jedes Mitglied, welches die Wahl erfolgreich schafft, auferlegt, wird alles noch etwas erstaunlicher. Während der vierjähri-gen Legislaturperiode tagt der Kan-tonsrat rund 220 Mal. Ein Mitglied wendet alleine für die Präsenz an den Kantonsrats-Sitzungen rund 100 Ar-beitstage auf. Persönliche Vorbereitun-gen oder die insgesamt über 1’000 Sitzungen der zwölf Sach- und Auf-sichtskommissionen sind da noch nicht eingerechnet. Für dieses verantwor-tungsvolle Amt und die geleistete Ar-beit richtete der Kanton Entschädigun-gen während der vierjährigen Legislatur von rund 15 Millionen Franken aus; eine hohe Summe und doch «nur» 0,3 Promille des Kantonsbudgets. Im Frühling endete die Legislaturperi-ode 2011 bis 2015. Turnusgemäss waren deshalb auf 12. April 2015 Erneue-rungswahlen angesetzt. Auf allzu gro-sses Interesse stiess die Erneuerungs-wahl nicht, wenn man die statistischen Angaben zur Wahl auf Bezirksebene betrachtet. Von den 47’227 Stimmbe-rechtigten (2011: knapp 46’000), betei-ligten sich nur 27.59 % an der Wahl (2011: 30.55 %). Dabei sagt man doch, die Wahlresultate aus Zürich seien ein gewisser Hinweis auf den Wahlherbst, wenn die eidgenössischen Räte neu zu wählen sind. Uitikon glänzte einmal mehr mit einer deutlich höheren Stimmbeteiligung. Die 2’740 Stimmbe-rechtigten legten 1’171 gültige Wahlzet-tel in die Wahlurnen. Das sind 42.74 % (2011: über 45 %). Besonderes Interesse erhielt die Wahl, weil sich aus Uitikon

auch Personen zur Wahl stellten. Diese erhielten nachstehende Anzahl Stim-men:– Müller André, FDP 758 Stimmen– Gysel Margrit, GP 47 Stimmen– Umbricht Mirjam, CVP 95 Stimmen– John Thomas, EDU 52 Stimmen– Pretorius Sylvia

(Sliwka), EDU 34 Stimmen

Mit Freude wurde zur Kenntnis ge-nommen, dass Uitikon seit dieser Er-neuerungswahl mit Herrn André Müller, FDP, wieder im Kantonsrat vertreten ist. Die letzte Vertretung in der kantonalen Legislative hatte unsere Gemeinde mit Lars Gubler in der Amtsdauer 2007 bis 2011. Die Gratula-tionen wurden dem neuen Kantons-ratsmitglied postwendend übermittelt.

Page 64: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

64

Das Amt als Mitglied der Rechnungs-prüfungskommission Uitikon kann Herr Müller beibehalten.

Summe der Kandidaten- und Listenstimmen

Partei 2011 2015Stimmen % Stimmen %

SVP 4247 33.26 3906 30.32SP 1067 8.35 1147 8.91FDP 3677 28.79 5162 40.08Grüne 1405 11.00 434 3.38GLP 1146 8.97 954 7.41CVP 552 4.32 589 4.57EVP 101 0.79 141 1.09BDP 231 1.81 200 1.55EDU 226 1.77 202 1.57AL 67 0.53 88 0.68Piraten-partei

Nicht verfügbar 57 0.44

Erneuerungswahl der sieben Mitglieder des Regierungsrates

Auch die sieben Mitglieder des Regie-rungsrates waren am 12. April 2015 neu zu wählen. Bei dieser Wahl war weit mehr Spannung zu spüren. Zum einen war klar, dass sich die bisherige Bil-dungsdirektorin, Regine Aeppli, SP, und die bisherige Finanzdirektorin, Ursula Gut, FDP, nicht mehr zur Wahl stellten. Viel diskutiert wurde insbe-sondere, ob Martin Graf, Grüne, die Wiederwahl schafft. Resultat: Der Regierungsrat hat seit der Wahl im Frühling gleich drei neue Mit-glieder. Diese drei neuen Mitglieder sind Damen. Das bisherige Zwei-Frauen-/Fünf-Männer-Gremium hat sich zu Gunsten des weiblichen Ge-

schlechts mit der neuen Zusammenset-zung 3:4 verändert. Weshalb Herr Graf nicht mehr gewählt wurde, ist seither in verschiedensten Richtungen kommen-tiert worden. War es die Parteizugehö-rigkeit, war es der berühmt gewordene Fall «Carlos», welcher die Direktion der Justiz und des Innern in der vergan-genen Legislaturperiode stark beschäf-tigte, oder einfach das starke Fünfer-Ticket der bürgerlichen Parteien? Wie auch immer. In Uitikon erhielten die Kandidierenden nachstehende Stim-menanteile:− Bischoff Markus, AL 118− Fehr Jacqueline, SP 308− Fehr Mario, SP (bisher) 431− Graf Martin, Grüne (bisher) 283− Gugger Niklaus-Samuel, EVP 95− Heiniger Thomas, FDP (bisher) 817− Kägi Markus, SVP (bisher) 716− Lenggenhager Marcel,BDP 194− Schafroth Daniel, – 32− Steiner Silvia, CVP 633− Stocker Ernst, SVP (bisher) 764− Walker Späh Carmen, FDP 707Seit Mitte Mai 2015 setzt sich der Regie-rungsrat wie folgt zusammen und hat sich wie nachstehend aufgelistet kons-tituiert:Ernst Stocker, Präsident 2015/16, SVP FinanzdirektionJacqueline Fehr, SP Direktion der Justiz und des InnernDr. Silvia Steiner, CVP Bildungsdirektion Carmen Walker Späh, FDP Volkswirtschaftsdirektion Mario Fehr, SP Sicherheitsdirektion

Page 65: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

65

Dr. Thomas Heiniger, FDP Gesundheitsdirektion Markus Kägi, SVP Baudirektion

Bistro Dunschtig – Einladung für Seniorinnen und Senioren

Ältere Menschen wünschen sich mehr Wertschätzung – und mehr Sitzbänke, längere Grünphasen am Fussgänger-streifen, rücksichtsvollere Velofahrer, bezahlbare kleine Wohnungen. Ja, und das WWW, das allgegenwärtige Inter-net, schliesst Senioren aus. Man habe das Gefühl abgehängt zu werden. Überall sei man nur noch via Internet dabei: E-Banking, Online-Umfrage, Wettbewerbsteilnahme via App, Ver-günstigungen nur via online-Bestel-lung usw. Man wird überall gezwun-gen, per Computer zu kommunizieren. Die Tendenz, alles selber machen zu müssen und nur noch mittels Appara-ten zu kommunizieren, beschleunigt die Vereinsamung, da kein mitmensch-licher Austausch mehr stattfinden kann. Man wird quasi zum Randstän-digen. Ein Artikel in einer bekannten zürcherischen Tageszeitung brachte es Ende letzten Jahres auf den Punkt: «Junge Alte, so zwischen 63- und 80-Jährige, werden als spezielle Gruppe noch kaum wahrgenommen».In Uitikon werden diese Altersgruppen wahrgenommen: Seit Ende Januar die-sen Jahres mit dem neuen Angebot «Bistro Dunschtig – Einladung für Seniorinnen und Senioren». Die vom Gemeinderat eingesetzte Alterskom-

mission, zusammengesetzt aus einer Zweier-Delegation der Gemeindebe-hörde, der Ortskommission Pro Senec-tute, der Organisation «Mitenand», ei-ner Einwohnervertretung sowie dem Betreuungsdienst für Betagte in Al-terswohnungen und der GSU-Be-triebsleitung nehmen sich den besonde-ren Fragen, Problemen und Anliegen der Jung-Senioren an; also jener Alters-gruppe auch in unserer Gemeinde, die wohl pensioniert ist, aber noch keines-wegs «zum alten Eisen» gehört, die aktiv mitmachen will am Gemeinde-leben, gesund, fit und sportlich ist, und daher auch viele Interessen hat.

Mit dem Bistro-Dunschtig, eben im Restaurant Bistro, Genossenschaft Im Spilhöfler, lädt die Alterskommission zum gemütlichen Beisammensein, zum Gedanken- und Informationsaustausch sowie zu Kaffee und Kuchen ein. Viele interessante Themen werden angebo-ten: Freiwillige Mitarbeitende stellen ihre Dienste wie Rotkreuz-Fahrer, Zmittag für alli usw. vor. Auch die Dienstleistungen der örtlichen Spitex und der Genossenschaft Im Spilhöfler Uitikon wurden vorgestellt. An einem weiteren Anlass stellte sich WABE, vor. Diese Institution vermittelt und orien-tiert über Wohn-, Arbeits-, Beschäfti-gungs-, Entlastungs- und Schulungs-plätze für Menschen mit einer Ein-

Page 66: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

66

schränkung. An einem Nachmittag wurden neue Medien wie Computer, Laptop, Tablets und Handys gezeigt, um den Senioren den Zugang zu den modernen Kommunikationsmitteln zu erleichtern. Man hört auch auf die besonderen Anliegen der Seniorinnen und Senioren. So konnte nach Rück-sprache mit der betroffenen Grund-eigentümerschaft und der Kantons-polizei vor der Bäckerei Bode ein Fussgängerstreifen in der Tempo-30-Zone signalisiert werden. Ein Anliegen von Senioren, welches die Alterskom-mission im Gemeinderat vorbrachte. Der Bistro-Dunschtig ist von Anfang an eine Erfolgsgeschichte. Rund 30 Teilnehmende verzeichnete der in der Regel monatlich stattfindende Anlass jedesmal. Offenbar ein Bedürfnis und ein wichtiges Angebot für soziale Kon-takte, das wohl auch weiterhin auf re-ges Interesse stossen wird.

Gemeindeversammlungen im Mai und Juni dieses Jahres

Die Stimmbürgerschaft in Uitikon ist sich gewohnt, die Jahresrechnungen des Vorjahres jeweils gegen Ende Mai abnehmen zu können. Einen Termin im Mai 2015 zu finden, an welchem alle Mitglieder des Gemeinderates verfüg-bar sind, war nicht möglich. Nun, heute kann man aus der «Ratsstube plau-dern»: Seit es je länger je mehr pensio-nierte Mitglieder im Gemeinderat gibt, ist die Gemeinsamkeit zumindest bei der Terminfindung eher schwieriger. Und so wurden dann eben die Gemein-

deversammlungen der Politischen Ge-meinde und dadurch auch der Schulge-meinde auf den 24. Juni 2015 gelegt. Es waren also dieses Jahr keine Frühlings- sondern bereits Sommer-Gemeinde-versammlungen. Die gesetzlichen Fris-ten allerdings (spätestens bis Ende Juni des Jahres) konnten eingehalten werden.

Gemeindeversammlung der Röm.-kath. Kirchgemeinde Aesch-Birmensdorf-Uitikon

Noch zur Frühlingszeit, nämlich am 28. Mai 2015, fand im Foyer der Kirche St. Michael in Uitikon die Rechnungs-gemeinde-Versammlung der Röm.-kath. Kirchgemeinde Aesch-Birmens-dorf-Uitikon statt. Es standen drei Traktanden zur Behandlung auf der Geschäftsliste.Die Abnahme der Jahresrechnung 2014 wurde als erstes behandelt. Mit einem unveränderten Steuerfuss von 10 % (wie im Jahr 2013) wurde für das Rech-nungsjahr 2014 ein Aufwandüberschuss von CHF 127’900 budgetiert. Die Jah-ressrechnung 2014 schloss mit einem deutlich geringeren Aufwandüberschuss von CHF 38’131.41. Gesamt aufwen dun-gen von CHF 1’568’506.51 standen Ge-samterträge von CHF 1’530’375.10 ge-genüber. Trotz hoher Investitionen und den damit verbundenen Abschreibun-gen konnte ein erfreuliches Rechnungs-resultat ausgewiesen werden. Einspa-rungen im Bereich Gottesdienst und Liegenschaften sowie höhere Steuer-einnahmen als budgetiert, haben dazu beigetragen. Das Eigenkapital redu-zierte sich um den obenerwähnten Auf-

Page 67: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

67

wandüberschuss von CHF 1’359’996.83 per Ende Jahr 2013 auf CHF 1’321’865.42 per Ende Jahr 2014. Kirchenpflege, Rechnungsprüfungskommission und letztlich auch die Stimmbürgerschaft waren sich einig. Die Jahresrechnung 2014 wurde abgenommen und die gute Arbeit verdankt.Im Weiteren ging es um die Sanierung der Kirche St. Michael in Uitikon. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Röm.-kath. Kirchgemeinde Aesch-Birmensdorf-Uitikon hatten am 30. März 2014 an der Urne einen Kredit von CHF 2’596’000 zur Sanierung der Kirche und Ausführung energetischer Massnahmen bewilligt. Die Bauarbei-ten konnten im Herbst 2014 abge-schlossen werden. Die Bauabrechnung war praktisch eine Punktlandung. Es wurde mit Gesamtkosten von CHF 2’595’308.65 eine Kreditunterschreitung von CHF 691.35 ausgewiesen. Prob-lemlos ging auch dieses Geschäft «über die Bühne». Die Stimmbürgerschaft genehmigte die Bauabrechnung.Dann folgte ein personelles Geschäft. Die Amtsdauer der Pfarreibeauftragten beträgt gemäss Art. 59 Abs. 1 der Kir-chenordnung drei Jahre. Die laufende Amtsdauer 2012/15 endete Mitte Jahr 2015. Eine Bestätigungswahl wurde er-forderlich. Frau Petra Leist und Herr Thomas Leist stellten sich dieser Wahl. Die Kirchenpflege empfahl die Pfarrei-beauftragten zur Bestätigungswahl. Die Gemeindeversammlung folgte auch diesem Antrag, sodass die Ämter wei-terhin bis 2018 mit bewährten Personen besetzt sind.

SchulgemeindeversammlungWie erwähnt, bereits in der Sommer-zeit, fand am 24. Juni 2015 die Gemein-deversammlung der Schulgemeinde statt. Der Abend wurde bei schönem Sommerwetter mit einem Platzkonzert und Verpflegung vom Grill traditions-gemäss eröffnet. Der Handharmonika-Club Zürich-Albisrieden sorgte für gute Stimmung. Das Team des Rest. Dörfli hielt die Getränke, samt Gät-tere-Wy aus dem Rebberg In der Gätte-ren, bewirtschaftet vom Feuerwehr-Verein Uitikon, bereit. Die Grillwürste aus der Metzgerei Edi Gut und das fri-sche Brot von Bäcker Bode stillten den abendlichen Hunger. Allerdings musste sich die Stimmbürgerschaft wegen der nachfolgenden Traktanden der beiden Gemeindeversammlungen nicht son-derlich stärken. Die Traktandenlisten waren leicht befrachtet.Die Schulpflege legte ihrer Stimmbür-gerschaft die Jahresrechnung 2014 zur Genehmigung vor. Die Jahresrechnung der Schulgemeinde Uitikon schloss mit einem Ertragsüberschuss von 1’253’177 ab. Dies war ein um CHF 1’138’077 besseres Ergebnis im Vergleich zum Budget, in welchem ein Überschuss von CHF 115’100 angenommen wurde. Höhere Steuererträge aus früheren Jah-ren und deutlich tiefere Passive Steuer-ausscheidungen sind zwei Begründun-gen, die unter anderem zu diesem guten Rechnungsergebnis beitrugen. Aller-dings ist auch auf die deutlich tieferen Steuererträge aus dem Rechnungsjahr hinzuweisen. Das Eigenkapital erhöhte sich per 31. Dezember 2014 um den

Page 68: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

68

oben erwähnten Ertragsüberschuss auf CHF 8’323’166. Klar, dass es den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern leicht fiel, die Jahresrechnung 2014 zu genehmigen. Und so konnte denn die Schulgemeindeversammlung, kaum hatte sie begonnen, auch schon wieder ge-schlossen werden.

Gemeindeversammlung der Politischen GemeindeErsatzwahl ins Wahlbüro Uitikon

20 Mitglieder umfasst das Wahlbüro Uitikon. Viele Mitglieder sind junge Erwachsene, teils im Studium, teils aus beruflichen Gründen für eine gewisse Zeit nicht mehr in Uitikon wohnhaft. Da kommt es immer wieder zu Mutati-onen und auch zu Vakanzen in diesem Gremium. Ein gewisses Minus im Be-stand ist verkraftbar, trotzdem sind je-weils auch aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen freie Plätze wieder neu zu besetzen. Besonders in einem Jahr mit den Erneuerungswahlen der kanto-nalen und eidgenössischen Räte ist ein Vollbestand erforderlich. So war auch im Frühling dieses Jahres wiederum eine Ersatzwahl notwendig. Aus dem Wahlvorschlagsverfahren ergaben sich genügend Vorschläge, sodass die Stimmbürgerschaft nachstehende Per-sonen für den Rest der Amtsdauer 2014/18 ins Wahlbüro wählen konnte:– Gross Paul, geb. 1940, pensionierter Journalist, parteilos Bergstrasse 3, Uitikon– Haid Chaignat Anita, geb. 1961, Bürofachfrau, parteilos Chapfstrasse 12, Uitikon

– Martin Simon, geb. 1995, Schüler, parteilos Under Mangoldwis 11, Uitikon– Steffen Roberta, geb. 1993, Studentin, parteilos Mangoldwiese 3b, UitikonDie neuen Mitglieder haben in der Zwi-schenzeit ihr Amt angetreten und die «Feuerprobe» anlässlich des Urnen-ganges vom 18. Oktober 2015 mit den Wahlen für den National- und Stände-rat bestens bestanden.

Abnahme der Jahresrechnung 2014/Einwohnerprojekte

Die Jahresrechnung der Politischen Gemeinde Uitikon schloss mit einem Ertragsüberschuss von CHF 113’448.39 ab. Budgetiert wurde ein Aufwand-überschuss von CHF 499’400. Es sind unter anderem die Steuererträge aus den Vorjahren, die zum besseren Er-gebnis von über CHF 612’000 beigetra-gen haben. Zudem konnten gewichtige Ausfälle bei den Grundsteuern ausge-glichen werden. Wesentlich höhere Aufwendungen bei der Alterspflege stehen günstigeren Werten bei der So-zialen Wohlfahrt und Entlastungen beim Unterhalt von Tiefbauten und gemeindeeigenen Liegenschaften ge-genüber. Das Eigenkapital erhöhte sich per 31. Dezember 2014 um den er-wähnten Ertragsüberschuss auf CHF 31’413’411.02.Erstmals konnte der Gemeindepräsi-dent, Victor Gähwiler, die Gemeinde-versammlung über zwei Einwohner-projekte orientieren. Wie bereits an früheren Versammlungen und im Ge-

Page 69: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

69

meindekurier orientiert, steht im Vor-anschlag jeweils ein Betrag von CHF 50’000 für Projekte aus der Einwoh-nerschaft mit Nutzen für die Allge-meinheit zur Verfügung. Ein Einwohnerprojekt hat zum Ziel die Anzahl Ruhebänke in Ringlikon zu erhöhen. Das Projekt stammt von Herrn Dr. Valentin Heuss. Die Bänke sollen zusätzlich mit Bücherschränk-chen, bestückt durch die Bibliothek, ausgerüstet sein. Der Gemeindepräsi-dent orientierte über dieses Projekt (ausnahmsweise, da der Projektverfas-ser altershalber nicht an der Versamm-lung anwesend war). Die Gemeinde-versammlung hat im Rahmen der Beschlussfassung über die Abnahme der Jahresrechnung 2014 für das be-schriebene Projekt einen Betrag von CHF 15’000 bewilligt. In der Zwi-schenzeit hat sich, nach einem Aufruf im Gemeindekurier, eine Landschafts-architektin diesem Projekt angenom-men. Sie führte mit den Grundeigen-tümern der vorgesehenen Standorte Verhandlungen. Die Projektrealisie-rung ist auf gutem Wege.Das zweite Einwohnerprojekt unter dem Titel «Gipfeltreffen» wurde durch die beiden Projektverfasserinnen, Frau Barbara Schwehr und Frau Esther Bau-mann-Steiger, vorgestellt. Das Projekt beinhaltet die Betreuung von Men-schen mit Gedächtnisschwierigkeiten. Die Stimmbürgerschaft hat auf Emp-fehlung des Gemeinderates auch dieses Projekt zur Kenntnis genommen und einen Kredit von CHF 17’550 bewilligt. Bereits haben erste «Gipfeltreffen» statt-

gefunden. Die Fortführung des Projek-tes wird voraussichtlich im Sinne einer Gemeindeaufgabe fortgeführt und künftig aus dem ordentlichen Finanz-haushalt getragen. Ohne Gegenstimme hat die Gemeinde-versammlung letztlich die Jahresrech-nung abgenommen. Ein Votant sprach dem Gemeinderat und allen Beteiligten den besten Dank für die gute Rech-nungsführung aus. Zudem wurden vier Bauabrechnungen genehmigt.

Umbau des Reservoirs Chapf in ein Quellwasserpumpwerk

26’000 m3 Quellwasser fallen im Ge-biet oberhalb des Haldenquartiers an. Mit den Werkleitungserneuerungen an der Allmendstrasse werden die Verbrau-cher der Wasserversorgungszone Chapf an die Zone Buechhoger angeschlossen. Dies bedeutet, dass das Reservoir Chapf an der Strassenkreuzung Haldenstras - se/Chapfstrasse einer neuen Nutzung zugeführt werden kann. Das Reservoir Chapf verfügt über zwei Brauchwas-serkammern. Eine dieser Kammern wird stillgelegt. Das Trinkwasser wird vom neuen Quellwasserpumpwerk über eine Druckleitung in das Netz Buech-

Page 70: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

70

hoger geleitet. Mit dem vorgesehenen Umbau wird letztlich auch dem bevor-stehenden Einwohnerzuwachs im Ge-biet Leuen sowie an der Gläseren- und Schlierenstrasse Rechnung getragen.Damit der Umbau in ein Quellwasser-pumpwerk möglich wird, ist ein Kredit von CHF 400’000 erforderlich. Mit den Mitteln werden die erforderlichen Baumeister- und Erdarbeiten, Behäl-tersanierungen und Abdichtungen aus-geführt. Betriebliche Einrichtungen, wie z. B. eine UV-Anlage zur Entkei-mung und Sicherstellung der Trink-wasserqualität, sind einzubauen. Die Stimmbürgerschaft hat dem Antrag des Gemeinderates entsprochen und den Kredit ohne Gegenstimmen bewilligt. Die Bauarbeiten starteten Mitte Sep-tember 2015 und sind in der Zwischen-zeit bereits erfolgreich abgeschlossen.

Gemeindeversammlung der Ev.-ref. Kirchgemeinde Uitikon

Die Stimmbürgerschaft der Ev.-ref. Kirchgemeinde Uitikon führte ihre Rechnungsversammlung am 25. Juni 2015 durch. Budgetiert war ein Aufwandüber-schuss von CHF 205’678. Wegen höhe-rer Steuereinnahmen aus Vorjahren als budgetiert, reduzierte sich der Auf-wandüberschuss auf CHF 35’218.76. Der Gesamtaufwand belief sich auf CHF 1’194’110.06, der Gesamtertrag auf CHF 1’158’891.30. Das Eigenkapital reduzierte sich um den oben erwähnten Aufwandüberschuss und erreichte per Ende Jahr 2014 einen Stand von etwas über CHF 750’000.

Den Empfehlungen von Kirchenpflege und Rechnungsprüfungskommission entsprechend nahm die Stimmbürger-schaft auch diese Jahresrechnung ab.

Sanierung der Allmendstrasse im Teilstück Zürcher- bis Lättenstrasse

Die stolze Summe von CHF 996’000 bewilligte die Gemeindeversammlung vom 26. November 2014 für die Sanie-rung der Allmendstrasse, vorerst im unteren Teil von der Zürcher- bis zur

Dank des milden Sommers kamen die Bauarbeiten gut voran.

Page 71: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

71

Lättenstrasse. Es ist wie bei allen Sanie-rungsprojekten dieser Art: die Stra-ssenbeläge sind voller Risse und Ver-formungen, der Strassenkoffer genügt nicht mehr und ist nicht frostsicher. Zudem sind die Werkleitungen in die Jahre gekommen und müssen ausge-wechselt werden. Dieses Mal mussten die Anwohner an der betroffenen Strasse viel Geduld be-weisen, bis alles wieder seinen gewohn-ten Gang nehmen konnte. Begonnen wurden die Bauarbeiten Mitte März 2015. Die Bauleitung der Unterneh-mung BÜWE Tiefbau AG sorgte für die nötigen Absperrungen. Die Stras-sen wurden aufgerissen, um an die Werkleitungen zu gelangen. Diese wurden durch die Kaufmann Rohrlei-tungsbau AG ersetzt.

Gegen Ende Juli wurde die Deckschicht eingebaut und die Allmendstrasse konnte wieder ungehindert befahren werden.

Stallikerstrasse – Sanierung des Fahrbahnbelages

Der Titel zu diesem Kapitel ist eigent-lich nur die halbe Wahrheit. Einfach den Fahrbahnbelag sanieren wäre mit entsprechenden Grossmaschinen eine Sache von einem Monat. Nun es ging

bekanntlich um weit mehr: vor allem die Werkleitungen, welche seitens der Gemeinde in dieser Staatsstrasse ver-legt sind, mussten vor der Belagssanie-rung ersetzt werden. Auch die Rand-steine und Entwässerungsleitungen waren zu erneuern. Man wollte seitens des Kantonalen Tiefbauamtes gleich-

Page 72: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

72

zeitig die Verkehrssicherheit auf dieser stark befahrenen Strasse erhöhen, in-dem ein Fussgängerstreifen eingebaut und eine neue Mittelinsel erstellt wurde. Der Schwandenbach aus dem Gebiet Langwis unterquert die Stallikerstra-sse. Dieser Durchlass musste hochwas-sersicher ausgebaut werden. Die Stra-ssenbeleuchtung war zu modernisieren und auch für die Antennenanlage war eine Leitung zu erneuern. Der Bund verlangt, dass alle Bushaltestellen be-hindertengerecht ausgebaut sind. Auch dies war zu berücksichtigen.Eine besondere Schwierigkeit ergab sich aus der recht tiefen Lage der Werk-leitungen. Auf rund vier Metern Tiefe wurden seinerzeit die Rohre verlegt. Der Ersatz heute bedingt, dass die er-forderlichen Gräben aus Sicherheits-gründen genügend breit und gut abge-stützt sind. Die Bauarbeiten konnten daher nicht nur auf eine Fahrbahn der Stallikerstrasse beschränkt werden. Die gesamte Stallikerstrasse musste ge-sperrt werden, auch für den öffentli-chen Verkehr. Die Postautos mussten einen anderen Weg befahren. Der Orts-bus konnte Ringlikon nur über die Ringlikerstrasse bedienen.Der Montag 18. Mai 2015 blieb den An-wohnerinnen und Anwohnern an der Stallikerstrasse sicher in besonderer Erinnerung. Dann begannen die Bau-arbeiten. Gleich von Anfang an war bekannt, dass der bauliche Ausnahme-zustand bis gegen Ende Jahr anhalten würde. Dankbar sein dürfen alle Betei-ligten, dass der Sommer und Herbst 2015 ausgezeichnetes Wetter bot, so

dass die Bauarbeiten zügig und vor dem Terminplan vorankamen. Bei Redakti-onsschluss der diesjährigen Gemeinde-chronik war praktisch alles überstan-den. Bleibt nur noch das Einbringen des Feinbelages. Diese Arbeiten wer-den im Sommer 2016 innert Wochen-frist erledigt sein.

Reservoir Büel – Instandsetzung der Wasserbehälter oder: Was lange währt, wird endlich gutDer Chronist konnte bereits in der Ge-meindechronik 2012 aus der Herbstge-meindeversammlung berichten, dass der Gemeinderat damals einen Kredit von CHF 429’000 beantragte, um die beiden Wasserbehälter im Reservoir Büel zu sanieren. Im Jahre 1991 wurde das Reservoir Büel oberhalb Ringlikon erstellt. In diesem wichtigen Bestand-teil unserer Wasserversorgung können insgesamt 1’100 m3 Wasser gespeichert werden. Die Beschichtung der Wasser-behälter, bestehend aus 2 bis 3 mm di-ckem Zement, welche beim Bau aufge-tragen wurde, hatte eine zu hohe Porosität. In Kombination mit dem dauernden Wasserkontakt ergab sich eine sogenannte hydrolytische Korro-sion. Sie führte zu einer Fleckenbil-dung und anschliessend zu einer Auf-weichung des Zementsteins. Diese Situation kann irgendwann zu einer Keimbildung führen. Und so eine Ent-wicklung ist unter allen Umständen zu verhindern. Die gesamte Einwohner-schaft wäre in gesundheitlicher Hin-sicht betroffen.

Page 73: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

73

Einer der sanierten Wasserbehälter kurz vor der Befüllung

An sich ging es um eine einfache Sanie-rung der Wasserbehälter. Gut hat sich der Gemeinderat zum etappierten Vor-gehen entschieden und vorerst nur den kleineren der beiden Wasserbehälter sanieren lassen. Man wollte sicher ge-hen, dass alles problemlos verläuft und man auch Erfahrungen für die Sanie-rung des zweiten Wasserbehälters sam-

meln konnte. Besonders zu erwähnen ist aber auch, dass dadurch ein Teil des Reservoirs als Löschwasserreserve für die Feuerwehr verfügbar blieb. Die Sanierung des ersten Wasserbehäl-ters wollte nicht auf Anhieb gelingen. Immer wieder bildeten sich Blasen am neu aufgetragenen Belag. Ein Zustand, welcher nicht belassen werden konnte. Schliesslich übernahm eine Fachfirma das Auftragen des Belages in beiden Wasserbehältern. Der Gemeinde wurde zudem eine unübliche Garantiefrist von zehn Jahren gewährt. Erfreulich war, dass letztlich der bewilligte Kredit um rund 10 % unterschritten wurde.

Zufahrtsstrasse zu den Liegenschaften In der RütiSanierung im tiefen Winter

60-jährig und noch mit Asbestzement erstellt war die Wasserleitung im Un-tergrund der Strasse In der Rüti – der Zufahrtsstrasse zu den Liegenschaften des Giardino Verde. Auch die Strasse selbst war verformt und der Belag ge-rissen, weshalb eine Sanierung nötig

Der Brunnenmeister der Gemeinde Uitikon führt letzte Reinigungsarbeiten aus

Page 74: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

74

wurde. An der Herbstgemeindever-sammlung letzten Jahres wurde ein Kredit von CHF 361’000 bewilligt. Damals zeigte sich der Strassen-Zu-stand wie auf der vorhergehenden Seite.Vorgesehen war, anfangs Februar mit den Bauarbeiten zu beginnen. «Herr Winter» hatte mit den damals eisigen Temperaturen etwas dagegen, weshalb man sich bis nach den Sportferien ge-duldete. Dann aber konnten alle Arbei-ten innert Monatsfrist ausgeführt und am 20. März 2015 abgeschlossen wer-den. Nun ist auch diese Strasse wieder prob-lemlos befahrbar. Als Abschluss wurde

noch der Feinbelag eingebracht. Der Gemeinderat konnte die Bauabrech-nung genehmigen. Bei einer Abrech-nungssumme von knapp CHF 337’000 ergab sich unter anderem wegen eines günstigen Angebotes der Strassenbau-firma eine Kreditunterschreitung von 6.5 %.

Hoher Besuch zur Bundesfeier in Ringlikon

Die Gemeinde Uitikon durfte dieses Jahr hohen Besuch zur Bundesfeier be-grüssen. Der Chef der Armee, Korps-kommandant André Blattmann, hielt auf dem landwirtschaftlichen Hof von Familie Brigitte und Ernst Bosshard die diesjährige Ansprache. Noch am Morgen des gleichen Tages war er auf Truppenbesuch auf dem Bal-kan. Dort, wo Soldaten aus der Schweiz mit ihrer Präsenz und ihrem Einsatz zum Erhalt des Friedens beitragen. Er stellte die Frage, wer vor eineinhalb Jahren gedacht hätte, was in der Zwi-schenzeit passiert ist: auf der Krim, in der Ostukraine, im Nahen Osten in Syrien, dem Irak, die Kriegführung durch die Terrormiliz IS, aber auch in Afrika durch Boko Haram. Wir haben leider allen Grund dazu, der Sicherheit wieder mehr Stellenwert einzuräumen. Er wies darauf hin, dass wir privilegiert sind: Unser Land hatte seit bald 170 Jahren keinen Krieg mehr. Alle, die in der Schweizer Armee Dienst leisten, tragen dazu bei; einfach, weil die Ar-mee präsent und bereit ist. Im Sommer seien dies aus Uitikon gerade sechs

Page 75: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

75

Üdiker, welche ihre RS absolvieren oder die derzeit 58 in der Armee einge-teilten Üdiker, davon 17 Offiziere und 14 Unteroffiziere. Aber auch alle Ange-hörigen, Freunde und Freundinnen, Partner und Partnerinnen sowie Ar-beitgeber, welche ihre Mitarbeiter in den Dienst gehen lassen und sie viel-leicht sogar zum Weitermachen unter-stützen.

In seiner Ansprache zeigte er den Un-terschied zwischen der früheren und der heutigen Kriegsführung auf. Heute werden unter anderem die meist leicht zu störenden, elektronischen Einrich-tungen beeinflusst, ausgeschaltet oder sogar zu eigenen Zwecken übernom-men. Dadurch können wichtige Infra-struktur-Einrichtungen gestört und erheblicher Einfluss ausgeübt werden. Nur die Armee kann in solchen Situati-

onen helfen. Damit dies möglich ist, müssen in Friedenszeiten die nötigen Vorbereitungen getroffen werden. Dazu gehören auch Truppenübungen ver-schiedener Verbände, aber auch das Schiesstraining, welches hin und wie-der von Birmensdorf her hörbar ist. «Erachten Sie es als Sound of Free-dom!» Die Bundesfeier bei Bosshard’s war einmal mehr sehr gut besucht. Nicht nur wegen dem ausgezeichneten Wet-ter, sondern besonders wegen des Refe-renten. Herr Blattmann hat im Publi-kum viele Militärkollegen angetroffen. Auch der frühere, in Uitikon wohn-hafte Ausbildungs-Chef der Armee, Rolf Binder, war zugegen. Aber auch wegen der musikalischen Begleitung durch den Musikverein Harmonie Bir-mensdorf, der folkloristischen Beiträge durch die Trachtengruppe Birmens-dorf, die bestens geführte Festwirt-schaft des Curling Clubs Uitikon und – natürlich nicht zu vergessen – die feinen Meringue mit frischem Schlag-rahm aus der Küche von Familie Boss-hard. Herzlichen Dank einmal mehr, für die gewährte Gastfreundschaft und die freundliche Aufnahme bei der «Be-setzung» der Scheune und des Vorplat-zes. Und Jakob Bosshard stellte ein-

Page 76: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

76

gangs des Festplatzes seinen alten Saurer-Militärlastwagen zur allgemei-nen Besichtigung und Freude bereit.Schliesslich sei abschliessend noch fol-gendes erwähnt: Zum letzten Mal hat Herr Gemeinderat Fredy Lienhard,

Vizepräsident des Gemeinderates Uiti-kon, die Bundesfeier moderiert. Wie allgemein bekannt, wird Herr Lien-hard Ende des Jahres aus dem Gemein-derat austreten. Es war immer eine grosse Freude, ihm bei seinen Begrüs-sungsworten zuzuhören. Mit viel Hu-mor und treffenden Worten hat unser Tiefbauvorstand seinen erheblichen Anteil zum guten Besuch der letztjäh-rigen Bundesfeiern beigetragen. Seine Worte waren stets einer der Höhe-punkte anlässlich der traditionellen Feier. Ihm gebührt an dieser Stelle ein ganz besonderer Dank.

Stiftung Uitikon

Jahresanlass zum Thema «Entscheiden tut weh» oder warum wir vieles auf die lange Bank schieben

Er hat bereits seinen traditionellen Platz im Jahresverlauf, der Referatsan-lass der Stiftung Uitikon. Es würde et-was im kulturellen Jahresprogramm der Gemeinde Uitikon fehlen. Der Stif-tungsrat der Stiftung Uitikon konnte dieses Jahr den Publizisten und Philo-sophen Dr. Ludwig Hasler engagieren.

Page 77: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

77

«Er überzeugt mit raffinierter Argu-mentation und verführt mit rhetori-scher Brillanz» urteilte der Bayerische Rundfunk. In zwei Ausgaben des Gemeindeku-riers während der Sommerzeit wurde der Referent im Hinblick auf den ge-nannten Referatsanlass vorgestellt. Sein Referat am Abend des 4. Septem-ber 2015 im gut gefüllten, grossen Saal des Üdiker-Huus lies manche Zuhöre-rin und manchen Zuhörer sich selbst in den Worten erkennen. Der Referet zi-tierte Sätze wie «Wer entscheidet, legt sich fest», «Wer entscheidet ist letztlich der Dumme und trägt die Konsequen-zen». Oder nach Kant: «Der Mensch ist von Natur aus faul und feige». Das heisst, er drückt sich vor Entscheiden, schiebt sie vor sich her – bis es zu spät ist. Man kann unsere Kinder beobach-ten. Sie kommen als Entscheider auf die Welt. Es sind Unternehmertypen. Im-mer wieder üben sie etwas, dass noch nicht klappt, wie beispielsweise das freie Gehen – auch wenn sie immer wieder hinfallen. Sie lernen aus diesen Fehlern. Allerdings nehmen die Eltern den Kindern die natürliche Ent-scheidungsfreudigkeit. Sie räumen dem Kind alle Hindernisse aus dem Weg, sorgen sich Tag ein, Tag aus für das

Kind und wachen darüber, dass ja nichts passiert. Dadurch verlieren die Kinder schon früh die Entscheidungs-freudigkeit und -fähigkeit. Der Er-wachsene hat Angst vor Fehlern. Er ist zurückhaltend. Dabei ist Fehlerma-chen die Konsequenz vom Entschei-den. Aber auch: Immer mehr entschei-den andere für uns. «Was gedenkt der Bund zu tun» bei irgendeinem Prob-lem, ist der Inhalt einer Anfrage. Wir geben unsere Selbstverantwortung ab, dem Staat, der Behörde. Wir haben auch immer tollere Ausreden. Es war ein interessantes Referat mit vielen Hinweisen für einen persön-lichen Rückblick. Besonders beim ge-mütlichen Zusammensein, das für etli-che Teilnehmende bis in die späteren Abendstunden andauerte, wurde flei-ssig über das Gehörte und manches mehr diskutiert. Zum Schluss kamen alle zur gleichen Entscheidung: Nun mache ich mich auf den Nachhause-Weg. Vielen Dank.Der Stiftungsrat der Stiftung Uitikon freute sich über den gelungenen Abend, aber auch über den schönen Spendener-trag. «Helfen Sie uns, damit wir helfen können»: dieser Satz bei den aufgestell-ten Spenden-Urnen wurde recht gut beachtet. Nochmals vielen Dank.

Konzert mit dem Silk Street Sinfonia-Kammerorchester

In der Konzertreihe Junge Üdiker Mu-sikerinnen und Musiker konnte die Kultur- und Freizeitkommission Uiti-

Page 78: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

78

kon am 12. September 2015 bereits zum fünften Konzert einladen. Das Kam-merorchester, Silk Street Sinfonia, wurde im Jahr 2013 von Studentinnen und Studenten der Guildhall School of Music and Drama gegründet. Eine der Mitgründerinnen und Musikerinnen des Orchesters, und Initiantin der Konzertreihe, ist die in Uitikon wohn-hafte Romana Kaiser. Zum Orchester gehören die talentiertesten jungen Künstler aus dem Vereinigten König-reich und Europa. Viele von ihnen sind Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe. Das Kammerorchester Silk Street Sinfonia ist bekannt für seine faszinierenden Konzerte. Es hat begonnen, sich einen Namen als eines der vielversprechendsten Kammeror-chester in London und im Ausland zu machen.

In Uitikon genossen die zahlreichen Klassik-Musik-Liebhaber den Abend, der unter dem Motto «Echoes of the seasons» (Nachhall der Jahreszeiten) stand. Als schönen Einklang in den Herbst präsentierte das Ensemble die berühmten «Vier Jahreszeiten» von Antonio Vivaldi. Der Komponist selbst beschrieb den Herbst als «die friedliche Zeit, die zu süssem Ruhen einlädt». Das Konzert bot wunderbare Gelegen-heit in der Zeit, in der das Jahr sich zur

zweiten Hälfte wendet, innezuhalten und inspirierender klassischer Musik zu lauschen. Das muntere Diverti-mento von Mozart und die wunderbar schwelgerische Streicherserenade um-rahmten den Klassiker von Vivaldi. Freuen wir uns auf weitere Konzerte dieser Reihe.

Rücktritt von Fredy Lienhard – Ergänzungswahl von Markus Stäheli in den Gemeinderat 14 Jahre sind genug, meinte Fredy Lien-hard, Tiefbauvorstand und Vizepräsi-dent des Gemeinderates. Auf Ende Jahr 2015 reichte der umtriebige, stets hu-morvolle Fredy beim Bezirksrat Dieti-kon seinen Rücktritt ein. Es war im Herbst 2001, als die Stimmbürgerschaft im Rahmen des damaligen Wahlvor-schlagsverfahrens darauf aufmerksam gemacht wurde, dass sich im Gemein-derat ein grösserer Wechsel abzeichnen werde. Traten doch mit Dr. Esther Sie-genthaler, Emil Bosshard, Peter Fromm und René F. Schnidrig (†) gleich vier der sieben Ratsmitglieder zurück. Die Neuwahl war auf den 3. Februar 2002 angesetzt und Fredy Lienhard wurde zusammen mit Liselotte Spirig, Otto Frei und Markus Hoppler neu in den Gemeinderat gewählt. Weiterhin als Gemeindepräsident wurden Victor Gähwiler, als Ratsmitglieder Susanne Zehnder und Rinaldo Benedetto wie-der gewählt. Der neu zusammenge-setzte Gemeinderat erlebte damals eine deutliche Verjüngung vom Durch-schnittsalter 57,7 auf 48,4 Jahre. Über-

Page 79: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

79

raschend war, dass die SVP damals ei-nen Sitz an ein parteiloses Mitglied verlor. Fredy Lienhard hielt in seinem ersten Amtsjahr auf dem Richtplatz der damals noch Kant. Arbeitserziehungs-anstalt Uitikon genannten Jugendstraf-vollzugseinrichtung, dem heutigen MZU, die Bundesfeieransprache. Seine Rede schloss er mit einem Zitat von Erich Kästner: «Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.» Dass Fredy Lien-hard für die Gemeinde Uitikon Gutes getan hat steht ausser Frage. Die Infra-struktureinrichtungen in unserer Ge-meinde sind in einem guten, vielerorts sanierten und betriebssicheren Zu-stand. Zusammen mit seinem Werk-team, dem Brunnenmeister, mit bester administrativer Unterstützung aus der Abteilung Tiefbau, Ingenieuren und unzähligen Bauunternehmungen konnte er viele Projekte (Sanierungen von Stra-ssen, Leitungen, Wasserreservoiren etc.) realisieren. Die Tiefbauprojektie-rung für das neue Quartier Leuen-

Waldegg ist ausgeführt. Ab Frühling 2016 geht es um die Realisierung. Für die Erstellung eines neuen Werkhofes auf dem MZU-Areal stehen die Lichter auf grün und die Projektierung ist im Gange. Also ein guter Zeitpunkt, aus der Gemeindebehörde zurückzutreten. Fredy Lienhard gebührt auch an dieser Stelle ein grosses Dankeschön und ein fester Händedruck, wie man dies von ihm gewohnt ist. Die persönliche Wür-digung würde den Rahmen der vorlie-genden Chronik sprengen und fand in der Zwischenzeit bei verschiedenen an-deren Gelegenheiten, verbunden mit den besten Wünschen für seine weite-ren privaten und öffentlichen Projekte, bereits statt. Die Ersatzwahl in den Gemeinderat ist bereits im Spätsommer dieses Jahres über die Bühne gegangen. Man merkt dies in Uitikon kaum, weil die Gemein-deordnung die stille Wahl nicht nur für Erneuerungs-, sondern auch für Ersatzwahlen erlaubt. Wer den Ge-meindekurier bzw. das amtliche Publi-ka tionsorgan Limmattaler Zeitung inte-ressiert liest, weiss jedoch bestens Bescheid. Mit einer abschliessenden amtlichen Publikation gegen Ende Sep-tember 2015 konnte der Gemeinderat vermelden, dass Herr Markus Stäheli in stiller Wahl neu in den Gemeinderat gewählt wurde. Markus Stäheli ist der Einwohnerschaft aus seiner früheren Tätigkeit als Werkmeister der Gemein-dewerke Uitikon bestens bekannt. Im Frühjahr 2002 wechselte er in die Pri-vatwirtschaft und wurde Werkhoflei-ter in einem der führenden Strassen-

Page 80: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

80

und Tiefbauunternehmen in der Region Zürich. Voraussichtlich wird er das Ressort des zurückgetretenen Ratsmitgliedes über-nehmen (allerdings will der Chronist diesbezüglich dem Gemeinderat für seine konstituierende erste Sitzung im neuen Jahr nichts vorwegnehmen; Überraschungen gibt es schliesslich immer wieder). Wenn die erwähnte Vo-raussicht allerdings Realität wird, bringt Markus Stäheli für sein Behör-denamt und sein Ressort beste Voraus-setzungen mit. Wir wünschen ihm an dieser Stelle bereits heute viel Erfolg.

Das alte Schützenhaus auf der Allmend erhielt eine neue Fassade

Das alte Schützenhaus auf der Allmend hinter dem Hallenbad wird normaler-weise nur im Innenbereich für ver-schiedenste Anlässe wie Familien- und Jubiläumsfeiern, Anlässe von Vereinen usw. genutzt. Die Vermietung erfolgt durch die Gemeindeverwaltung. Auch der Samichlaus war schon öfters Gast im Schützenhaus. Am Wochenende des 26. und 27. September 2015 fand eine besondere Kunstausstellung statt. Das Künstlerkollektiv One Truth, welches von den zwei Brüdern Pase und Dr. Drax vor rund zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, hat sich im Bereich der Street Art engagiert und einen Namen gemacht. Ihre Kunst beschränkt sich bei Weitem nicht mehr nur auf Street Art und Kunst am Bau. Ihr Wirkungs-bereich hat sich in die zeitgenössische

sowie moderne Kunst ausgedehnt. Aufträge erhielten sie unter anderem von diversen internationalen Firmen wie Google, UBS oder Volvo. Von der Weltausstellung in Mailand zurück ka-men sie im September nach Uitikon, wo sie einst wohnten. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde, im Besonderen mit dem Leitenden Ausschuss der Jugend-kommission, leiteten sie viele interes-sierte Jugendliche bei der Gestaltung von Graffities an der Fassade des alten

Page 81: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

81

Schützenhauses an. Im Rahmen eines Workshops konnten die Jugendlichen im Beisein der Profis selber zur Spray-dose greifen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen.Der Anlass war ein voller Erfolg. Die talentierten Künstlerinnen und Künst-ler gaben dem alten Gebäude ein völlig neues Gesicht. «Es ist cool, dass ich hier von den Grossmeistern der Zürcher Graffiti- und Streetart-Szene lernen kann», sagt ein Teilnehmer. Es geht bei

diesem Anlass nicht einfach ums Malen auf fremden Fassaden, wie Dr. Drax erkärt: «Heute haben viele Kinder Mühe, sich alleine zu beschäftigen. Wir wollen mit solchen Workshops aufzei-gen, dass es Methoden gibt, sich abseits der digitalen Medien kreativ zu bestäti-gen». Dass sich diese Tätigkeit oft am Rande der Legalität bewegt ist immer wieder ein wichtiges Thema. Oft wer-den Fassaden und Flächen genutzt, de-ren Besitzer dort keine Streetart sehen möchten und schnell von Sachbeschä-digung reden. Fördern solche Work-shops letztlich das illegale Malen? Den Teilnehmenden wurde klar erläutert, dass Streetart nur im legalen Raum, wie am Schützenhaus Uitikon, erlaubt sei. Den zwei Künstlern merkte man den Spass am sozialen Engagement mit der Jugend an. Malerisch entstand ein far-benfrohes Fest für die Augen. Zeich-nungen der Profis vermischen sich mit kreativen Kreationen der Jugendlichen. Das monotone Grau ist verschwunden. Es war ein richtig cooler Anlass.

Die Ev.-ref. Kirchenpflege ist wieder komplett

Dass es auch in Uitikon hin und wieder schwierig ist, für Behördenämter neue Mitglieder zu finden, ist der interes-sierten Leserschaft des Weihnachts-Kuriers bestens bekannt. Unter ande-rem gilt dies auch für die Ev.-ref. Kirchenpflege. Schon für die Erneue-rungswahlen 2014/18 waren zwei Wahlgänge erforderlich. Auf Ende letz-ten Jahres traten dann mit Frau Hanne-

Page 82: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

82

lore Biedermann und Jürg A. Egli zwei Mitglieder aus der Kirchenpflege aus. Mitte April musste ein Ersatzwahlver-fahren eröffnet werden. In einem ersten Durchgang ergab sich mit der Kandi-datur von Frau Dora Malzacher-Stutz ein erster Wahlvorschlag. Frau Malz-acher konnte mit Publikation vom 18. Juni 2015 in stiller Wahl als gewählt erklärt werden.Die Kirchenpflege bemühte sich weiter-hin um Vollzähligkeit ihrer Behörde. Erfolgreich konnte sie nach den Som-merferien mit Frau Dr. Stephanie Ban deret ein weiteres Kirchenpflege- Mitglied vorschlagen. Auch Frau Dr. Ban deret konnte anfangs Oktober als in stiller Wahl für gewählt erklärt werden. So ist die Ev.-ref. Kirchenpflege mit Frau Malzacher und Frau Dr. Banderet sowie der Präsidentin Frau Janine Siegfried, den Mitgliedern Frau Anita Tschudi und den Herren Hans-Ueli Kunz, And-reas Messerli und Hans-Ueli Tanner vollzählig und damit gewappnet für die künftigen und viel fältigen Aufgaben im Bereich der Kirchgemeinde. Der Chro-nist wünscht viel Erfolg.

CELLOLITE – Zwei Celli beim Vorspiel auf der Bühne des Üdiker-Huus

Wer das Wort im Titel liest denkt evtl. zuerst an jene Hautveränderungen, welche vor allem beim weiblichen Ge-schlecht aus ästhetischen Gründen un-beliebt sind. Weit gefehlt: CELLO-LITE hat keineswegs damit zu tun, sondern ist der Titel einer der Produk-

tionen der beiden Künstler Alain Schu-del und Daniel Schaerer, beides begna-dete Cellospieler, die als DUOCALVA durchs Land ziehen und das Publikum begeistern.Es gibt für einen Musiker keinen stres-sigeren Moment, als wenn er zum Wett-kampf um eine rare Orchesterstelle antreten muss. Solange er seine Kon-kurrenten nicht kennt, ist die Situation knapp auszuhalten. Wenn da aber

Page 83: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

83

plötzlich ein alter Freund auftaucht, der es auf denselben Job abgesehen hat, dann wird aus dem Vorspiel zweier Celli schnell einmal ein erbarmungslo-ses Duell. In ihrem erfolgreichen ersten Programm «Heute Abend: Zauber-flöte!» haben Alain Schudel und Daniel Schaerer gemeinsam Mozarts Oper auf Cellogrösse eingedampft. Im Opus CELLOLITE treten sie zum Wettstreit gegeneinander an und ziehen alle musikalischen Register, um die Jury von ihrer eigenen Qualität zu überzeu-gen. Die beiden Cellisten kämpfen sich virtuos durch den Dschungel klassi-scher Melodien, verirren sich in den Weiten der russischen Seele, versuchen sich in indischer Meditation und schre-cken selbst vor himmlischer Hilfe nicht zurück. Wer die Stelle am Schluss kriegt,

weiss in Uitikon nur, wer am Abend des 18. September 2015 die Programm-aufführung im Üdiker-Huus miter-lebte. Eines darf rückblickend festge-halten werden: Der Abend war voll von musikalischen und humoristischen Höhe punkten. Die beiden Künstler spielen virtuos auf ihren Instrumenten. Dass vierhändiges Cellospiel auf einem Instrument möglich ist, haben Schudel und Schaerer bewiesen. Auch das man während dem Spiel die ganze Garderobe wechseln und sich einen für eine Prüfung verlangten schwarzen Smoking anstelle des Wei-ssen anziehen kann, zeigten die beiden Künstler mit geübter Leichtigkeit. Un-ter der Regie von Dominique Müller und mit dramaturgischer Beratung von Charles Lewinsky sind weitere Pro-duktionen des talentierten Künstler-Duos entstanden. Der Abend war ein voller Erfolg und forderte die Lach-muskulatur erheblich. Der Applaus war verdient; die Zugabe folgte post-wendend.

National- und Ständeratswahlen 2015

Im Herbst dieses Jahres, am 18. Okto-ber 2015, war es wieder soweit. Mit Ausrufezeichen war in vielen Agenden der Wahltag für die Erneuerungswahl der eidgenössischen Räte eingetragen. Viel wurde im Vorfeld geschrieben, diskutiert, teils auch lamentiert. Wie stark legen die Bürgerlichen zu? Wer muss über die Klinge springen? Kön-nen die Grünliberalen den Abwärts-

Page 84: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

84

trend stoppen? Verschiedene Trends wurden im Vorfeld der Wahlen publi-ziert, z.B. Wäre heute Wahlsonntag, gäbe es bei den Mitteparteien statt Schampus lange Gesichter: CVP, BDP und GLP droht bei den Eidgenössischen Wahlen am 18. Oktober ein veritables Desaster. Dies zeige eine repräsentative Umfrage eines Meinungsforschungsins-tituts. Auch dieses Jahr waren an allen Enden und Ecken, auf öffentlichen und privaten Plätzen, entlang von Strassen unzählige Werbeplakate zu sehen. Mit viel Wahlpost wurden die Stimmbe-rechtigten auch zu Hause eingedeckt. Dabei war klar ersichtlich, welche Par-teien über mehr, welche über weniger Mittel verfügen. «Geld regiert die Welt», sagt ein bekanntes Sprichwort. In den Medien war zu lesen, wieviele finanzielle Mittel für den Wahlkampf eingesetzt, aber auch wie die Social Medias genutzt wurden. «Wenn Super-reiche sich eigene Medienimperien auf-

bauen, dann steht es nicht gut um die Demokratie», war kürzlich glasklar in einem Interview zu lesen. Diese Fest-stellung gilt auch für Wahlen.In einem einfachen Satz kann das Wahlresultat vom 18. Oktober 2015 zu-sammengefasst werden: Ein Parlament, das rechter und weniger grün ist: Dies ist das Resultat der Eidgenössischen Wahlen vom 18. Oktober 2015. Den stärksten Zuwachs registrieren konnte die Schweizerische Volkspartei. Die na-tionalkonservative Partei kam auf fast 30 % der Stimmen und holte 11 zusätz-liche Sitze im Nationalrat.In Uitikon dürfen wir stolz sein auf die hohe Wahlbeteiligung. Sie lag mit 63,9 % sehr deutlich über dem Landes-durchschnitt von 48,5 %. Wie im Landesdurchschnitt konnte die FDP auch in Uitikon deutlich zulegen, während sich für die SVP in Uitikon eher eine leicht gegenläufige Tendenz zeigte.

Wahljahr 1999 2003 2007 2011 2015Stimmbeteiligung in % 56.40 57.00 61.10 61.80 63,9SVP 36.09 36,31 35,34 34,79 32,67SP 14.09 13,60 9,72 8,10 10,26FDP 34.17 33,64 28,84 25,16 32,96GLP Grünliberale – – 6,20 12,20 8,15GP 2.49 6,17 8,22 4,97 3,05BDP – – – 4,85 3,17CVP 4.84 5,28 8,70 4,36 3,69EVP 1.63 1,98 1,34 0,67 0,47EDU – 1,17 0,96 1,29 1,06übrige 6.69 1,85 0,68 3,61 4,52Total 100 100 100 100 100

Hier die Vergleichstabelle:

Page 85: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

85

Ganz allgemein ist in der heutigen Zeit – blickt man über die Landesgrenzen hinaus – festzustellen, dass konserva-tive und nationalistische Parteien ihre Wähleranteile erhöhen können. Man spricht auch in der Schweiz von einem Rechtsrutsch und einer Schwächung der Mitte. Eine Erklärung für diese Entwicklung kann durchaus die au-sserordentliche Flüchtlingssituation im Nahen Osten und Europa sein. Auch die allgemeine wirtschaftliche Situa-tion führt zu einer Stärkung derjenigen Parteien, die sich als wirtschaftsorien-tiert bezeichnen. Es ist wohl davon auszugehen, dass die Diskussionen im neu zusammengesetzten Parlament nicht leichter, sondern noch mehr polarisiert verlaufen werden. Zusätz-lich stieg mit dem Wahlresultat auch der Spannungspegel im Hinblick auf die Erneuerungswahl des Bundesrates vom 9. Dezember 2015. Laut und deutlich erhob die SVP als wähler-stärkste Partei den Anspruch auf einen zweiten Bundesratssitz, natürlich zu Lasten der BDP, welche am Wahlsonn-tag Verluste zu verzeichnen hatte. Nun, die Finanzministerin, Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, sorgte an-fangs November 2015 für Klarheit und erklärte, dass sie für eine erneute Wahl nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Die persönliche Meinung des Chronisten sei hier erlaubt: Schade, denn sie hat ihren Job gut gemacht. Dies muss der Massstab für die Bun-desratswahlen sein. Diese fand nach Redaktionsschluss der vorliegenden Chronik statt.

Noch ein Wort zum Ständerat: 11 von 46 Ständerätinnen und Ständeräten tra-ten nicht mehr zur Wahl an. Die Chance war gross, dass bürgerliche Parteien ihre Sitze verteidigen, bzw. noch wei-tere Sitze dazugewinnen konnten. Die Zusammensetzung des Ständerates war nach dem 18. Oktober 2015 noch provi-sorisch. In verschiedenen Kantonen mussten zweite Wahlgänge durchge-führt werden. So auch im Kanton Zü-rich, wo von neun Nominierten nur ein Kandidat, Daniel Jositsch, SP, die Wahl auf Anhieb schaffte. Gesamthaft wer-den sich im Ständerat kaum gleich gro-sse Veränderungen bei der Zusammen-setzung wie im Nationalrat ergeben. Eines ist allerdings nach dem 18. Okto-ber 2015 bereits klar: Die Grün liberale Partei wird im «Stöckli» nicht mehr vertreten sein. Führend werden wohl weiterhin die CVP, die FDP und die SP sein; erst dann folgt die SVP. Spätestens anfangs Dezember wird man genaues wissen. Für die Bundesratswahl soll die vereinigte Bundesversammlung mög-lichst komplett neu gewählt sein.

Zurück nach Uitikon zu etwas Kirchlichem – 20 Jahre Pfarrer Vincent Chaignat

An einem denkwürdigen Tag, dem 1. November 2015, Allerheiligen und Ge-denken an den Beginn der Reformation in Europa mit Martin Luther vor 500 Jahren, feierte die Ev.-ref. Kirchge-meinde das 20-Jahr-Jubiläum von Pfr. Vincent Chaignat. Die an der Gemein-deversammlung vom 31. Mai 1994 ein-

Page 86: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

86

gesetzte Pfarrwahlkommission bean-tragte der Kirch gemeinde-Versamm - lung vom 18. Mai 1995 bzw. der Urnen-abstimmung vom 25. Juni 1995 die Wahl von Pfr. Vincent Chaignat. Er wurde mit einem aus gezeichneten Ergebnis (587 Ja-, zu 9 Nein-Stimmen bei 51 % Stimmbeteiligung) überzeugend ge-wählt. Am 27. August 1995 feierte die Kirchgemeinde den Abschied von Pfr. Otto Merz und die Amtseinsetzung des neuen Pfarrers.

Und nun sind es bereits etwas über 20 Jahre, in denen Pfr. Vincent Chaignat der Kirchgemeinde treu blieb (hoffent-lich weiterhin bleibt) und für die Mit-glieder der Kirchgemeinde praktisch tagtäglich mit Hilfe und Rat zur Verfü-gung steht. Am 28. Februar 2016 steht eine erneute Bestätigungswahl an. Der Chronist wird in einem Jahr sicher über die Bestätigung im Amt berichten

können, denn die Kirchenpflege schlug der Kirchgemeinde Pfr. Chaignat zur Wiederwahl vor.

Wie geht es weiter im Gebiet Quartier Leuen-Waldegg?

Die Gemeindeversammlung vom 22. Mai 2013 hat den Gestaltungsplan, der Gemeinderat parallel dazu den Quar-tierplan festgesetzt. Die Zustimmung der Kant. Baudirektion Zürich liegt vor. Grundbuchamtlich ist der Quar-tierplan im Sommer dieses Jahres eben-falls vollzogen worden. Planungsrecht-lich bestehen die nötigen Grundlagen und Beschlüsse, um nun – wie sagt man im Volksmund?: Nägel mit Köpfen zu machen – die Realisierung in Angriff zu nehmen. In vielen Sitzungen, Be-sprechungen, Besichtigungstouren in der näheren Umgebung sowie mit viel Planungs- und Projektierungsarbeiten wurde seitens der Gemeinde die Er-schliessung vorangetrieben. Mit welchen Belägen werden die Erschliessungs-strassen im neuen Quartier ausgerüs-tet, wieviele und welche Bäume sollen gepflanzt werden, wie sind die Plätze zu gestalten, wo werden die Einrich-tungen für die Abfallbeseitigung plat-ziert und vieles mehr? Sind Pachtver-träge anzupassen oder zu kündigen, braucht es weitere Baugrunduntersu-chungen mittels Sondagen? Eines ist allen Beteiligten klar: Die Grundeigen-tümer drängen darauf, bald mit den Hochbauten beginnen zu können.Dies zeigt sich an den Baugespannen in den Bereichen Leuen und Waldegg,

Page 87: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

87

welche seit diesem Herbst ausgesteckt wurden. Die Reaktionen der Bevölke-rung blieben nicht lange aus. Bei der Bau-, Planungs- und Tiefbauabteilung gingen besorgte telefonische Anfragen ein, über das Ausmass und die Grösse der zu erwartenden Baukörper. Erst-mals wird der Einwohnerschaft be-wusst, was im Quartier Leuen-Wal-degg in den nächsten Jahren gebaut werden soll und wie sich talseits der Birmensdorferstrasse das Dorfbild von Uitikon verändern wird. Dabei handelt es sich bei den Baugespannen nur um einen kleinen Teil der zu erwartenden Gesamtüberbauung.

Bereits liegt eine Sammlung von Bau-gesuchen vor. Schachtelweise wurden die Pläne und Gesuchsunterlagen Mitte November der Abteilung Bau- und Pla-nung zur weiteren Bearbeitung und Prüfung eingereicht.Mit den Tiefbauarbeiten wird aller Vo-raussicht nach im Frühjahr 2016 begon-nen. Bald darauf wird auch mit der Realisierung der Hochbauten gestartet. Sind Ende 2017, anfangs 2018 erste Zuzüge möglich? Das ist durchaus wahrscheinlich. Der Chronist wird im kommenden Jahr über die weitere Ent-wicklung berichten.

Wahl- und Abstimmungswochenende vom 22. November 2015Zweiter Wahlgang für die Erneuerungswahl der zwei zürcherischen Ständeratsmitglieder

Am Wahltag vom 18. Oktober 2015 konnten im Kanton Zürich die Erneue-rungswahlen für die eidgenössischen Räte noch nicht vollständig abgeschlos-sen werden. Für die Wahl der zwei Vertreter aus dem Kanton Zürich in den Ständerat war ein zweiter Wahl-gang erforderlich. Im ersten Wahlgang wurde mit Daniel Jositsch, SP, erst ein zürcherischer Ständerat gewählt. Am 22. November 2015 ging es im zweiten Wahlgang um die Ausmarchung zwi-schen Bastien Girod (Grüne), Ruedi Noser (FDP) und Hans-Ueli Vogt (SVP). Wer das Rennen machen wird, hing nicht nur von den Kandidaten

Page 88: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

88

selbst ab, sondern auch von der Unter-stützung der Nominierten durch die verschiedenen Parteien. Erhalten die bürgerlichen Kandidaten nur von ihren eigenen Parteien Stimmen oder bevor-zugen Mitglieder und Zugehörige an-derer Parteien den einen oder anderen Kandidaten? Könnte letztlich der Grüne Bastien Girod der lachende Dritte sein, welcher letztlich am meis-ten Stimmen auf sich vereinigt? Durch-aus möglich, aber wohl eher eine sehr grosse Überraschung. Für Spannung war jedenfalls gesorgt. Bereits zu Beginn des Wahlnachmitta-ges konnte das Statistische Amt des Kantons Zürich das Wahlresultat wie folgt bekannt machen:– Bastien Girod

(Grüne) 106’946 Stimmen– Ruedi Noser

(FDP) 150’548 Stimmen– Hans Ulrich Vogt

(SVP) 74’758 Stimmen

Damit ist nun Klarheit geschaffen. Im Ständerat ist der Kanton Zürich mit dem SP-Vertreter Daniel Jositsch und dem FDP-Liberalen Ruedi Noser ver-treten.

Limmattalbahn, Abstimmung aufgrund eines Referendums

Nicht minder spannend war am 22. November 2015 die Abstimmung über das Referendum gegen einen Beschluss des Kantonsrates. Dieser hatte am 30. März 2015 die Staatsbeiträge für den Bau der Limmattalbahn sowie für er-gänzende Massnahmen am Strassen-

netz bewilligt. Es geht immerhin um CHF 510,3 Mio. für die Limmattalbahn und um CHF 136,3 Mio. für Anpassun-gen am Strassennetz. Kantons- und Regierungsrat haben den Vorlagen deutliche Zustimmung erteilt. Die Gegnerschaft erhob rechtzeitig das Re-ferendum. Die Limmattalbahn soll ab Ende 2022 die Stationen Zürich-Alt-stetten und Killwangen via Schlieren, Urdorf, Dietikon und Spreitenbach miteinander verbinden. Im Limmattal entbrannte ein erbitterter Abstim-mungskampf. Die Argumente der Be-fürworter und Gegner hier aufzulisten würde den Rahmen der Chronik spren-gen. Die Chronik ist auch nicht Platt-form für politische Auseinanderset-zungen.Das Abstimmungsresultat in Uitikon war dann allerdings eindeutig zustim-mend. Mit 986 Ja gegenüber 533 Nein wurde die Vorlage gutgeheissen. Im Bezirk Dietikon ergaben sich 9’614 Ja gegenüber 11’331 Nein. Massgeblich ist letztlich das kantonale Ergebnis. Mit 219’738 Ja und 121’199 Nein wurde das Projekt klar unterstützt und die finan-ziellen Mittel vom Souverän bewilligt.

Herbst-Gemeindeversammlungen

So goldig und farbenprächtig, wie sich der Herbst dieses Jahr im Oktober und November präsentierte, sind die wirt-schaftlichen Aussichten in der Schweiz und weltweit nicht. Das SECO, Staats-sekretariat für Wirtschaft, sprach von einer verhaltenen Wirtschaftsentwick-

Page 89: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

89

lung in der zweiten Jahreshälfte 2015. Im Verlaufe des Jahres 2016 soll sich eine Festigung ergeben, was immer das heisst. Wichtige Voraussetzungen für eine Verbesserung der Wirtschaftslage sind eine international weiterhin auf-wärtsgerichtete Konjunktur und, dass sich die Erholung im Euroraum fort-setzen kann. Festzustellen ist, dass auch die Arbeitslosenquote in der Schweiz ansteigt. Laufend hörte man in letzter Zeit von Stellenabbau bei Ban-ken, der SBB und weiteren grossen Unternehmen.Was hat das alles mit den Gemeinde-versammlungen zu tun? Nun, an den Herbst-Gemeindeversammlungen wer-den die Voranschläge und die Steuer-füsse für das kommende Jahr festgelegt. Da ist die wirtschaftliche Situation, besonders auch die Entwicklung an den Börsen, durchaus wichtig. Aber halten wir uns an die Reihenfolge der Ver-sammlungen und die einzelnen Trak-tandenlisten. Wobei zu vermerken ist, dass nicht nur 08/15-Traktanden zu be-handeln waren. Nebst der Festsetzung der Steuerfüsse – von den vier Gemein-den ist immerhin bei drei von ihnen eine Erhöhung beantragt – ging es auch um grössere Projekte, welche die Stand-ortattraktivität, die Wettbewerbsfähig-keit und die weitere Entwicklung unse-rer Gemeinde betreffen.Den Gemeindeversammlungs-Herbst eröffnete am 24. November 2015 die Politische Gemeinde.

Gemeindeversammlung der Politischen Gemeinde

Voranschlag 2016 und Steuerfuss für das kommende JahrUm es gleich vorweg zu nehmen: Der Gemeinderat beantragte der Gemein-deversammlung eine Steuerfusserhö-hung von 37 % auf 40 %. Die bean-tragte Steuerfusserhöhung von 3 % wird notwendig, weil der Finanzfehl-betrag inkl. Vermögensabbau ein Aus-mass annimmt, welches sich mit der Zielsetzung des Finanzplanes nicht mehr vereinbaren lasse, erklärte der Gemeinderat. Trotz der Steuerfusser-höhung werde die Gemeinde gezwun-gen sein, langfristiges Fremdkapital aufzunehmen. Laufende und geplante Investitionen im Verwaltungsvermö-gen erreichen eine Summe von über CHF 10 Mio. Die RPK war gleicher Meinung und unterstützte den Antrag des Gemeinderates. Für sie lagen die Begründungen vor allem in den bevor-stehenden Investitionen, aber auch im Finanzausgleichsbeitrag, welcher (be-sonders bei der Schulgemeinde mit ihrem Anteil) erheblich ansteigt.An der Gemeindeversammlung ergab sich – wie zu erwarten war – Opposi-tion gegen das Vorhaben des Gemein-derates. Zumal ja die Schulpflege am gleichen Versammlungsabend auch noch eine Steuerfusserhöhung von 3 % bean-tragte. Das ist zuviel! Das bewirkt ein negatives Signal nach aussen, bemerkte ein Votant. Uitikon solle weiterhin ein steuerlich attraktiver Wohnort bleiben. Dies sei mit der beantragten Steuer-

Page 90: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

90

fusserhöhung nicht mehr gegeben. Man sei sehr wohl der Meinung, dass der stabile Haushalt in Uitikon weiterhin aufrechterhalten werden solle. Aber nicht auf diese Weise. Der Gegenantrag zum gemeinderätlichen Antrag lautete auf Verzicht der beantragten Steuerfu-sserhöhung. Zum Ausgleich sei auf die im Budget vorgesehenen zusätzlichen Abschreibungen auf dem Verwaltungs-vermögen von CHF 1 Mio. zu ver-zichten. Ein solcher Verzicht bedeutet allerdings, wie der Finanzvorstand, Gemeinderat Markus Hoppler, in seinen Erläuterungen ausführte, dass das hohe Verwaltungsvermögen nicht möglichst bald abgebaut wird. Oder einfach gesagt: Heute wird konsumiert, die nachfolgende Generation bezahlt die Rechnung.Die Diskussion wurde nicht weiter ge-wünscht. Der Gemeindepräsident konnte die verschiedenen Abstimmun-gen durchführen und letztlich feststel-len, dass die Mehrheit der 201 Stimm-bürgerinnen und Stimmbürger mit eindeutigem Mehr dem gemeinderät-lichen Antrag folgte. Damit wurde der Steuerfusserhöhung von 37 auf 40 % zugestimmt.

Weitere Sanierungsmassnahmen und bauliche Verbesserungen im HallenbadVerschiedenste Abklärungen haben ge-zeigt, dass in den kommenden Jahren ein weiterer Sanierungsbedarf von über CHF 5 Mio. besteht. Aus finanzpoliti-schen Überlegungen sieht der Gemein-derat vor, die Sanierungsarbeiten nach ihrer Dringlichkeit zu staffeln. Dring-lich sind in erster Priorität Mängel-behebungen an den wärmetechnischen und elektrischen Einrichtungen. Das Eintritts-System ist zu optimieren und der Fitnessbereich soll erweitert wer-den. Der Gemeindeversammlung wurde daher ein Kredit von CHF 1’395’000 zur Vorberatung und Bereinigung un-terbreitet. Investitionen im Verwal-tungs vermögen über eine Million Franken sind anschliessend der Urnen-abstimmung zu unterbreiten. Auch zu diesem Geschäft empfahl die Rechnungs-prüfungskommission Zustimmung.

Page 91: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

91

Die Gemeindeversammlung hatte über-raschenderweise zu diesem Geschäft keine weiteren Fragen zu stellen. Und so konnte der Gemeindepräsident ab-schliessend feststellen, dass die Vor-beratung und Bereinigung des Antra-ges erfolgt sei und das Geschäft der Urnenabstimmung vom 28. Februar 2016 überwiesen werde.

Sanierungsmassnahmen an den Alterswohn-Liegenschaften Altenweg 1 und 3

In den Jahren 1976 bis 1978 wurden die Mehrfamilienhäuser am Altenweg 1 und 3 zusammen mit dem Gemeinde-zentrum Üdiker-Huus und der Park-garage erstellt. An den Liegenschaften wurde im Innenbereich seit ihrer Er-stellung noch nie eine Gesamtsanie-rung durchgeführt. Die Einrichtungen sind abgewohnt und die Mängel sum-mieren sich. Zur Werterhaltung wird eine Gesamtsanierung der Wohnungen und Haustechnik dringlich. In Zeiten der Energiewende will die Gemeinde auch bei diesen Liegenschaften mit gutem Beispiel vorangehen und eine Solaranlage einbauen. Alle Massnah-men erfordern einen Kredit von CHF 2.76 Mio. Der Gemeinderat durfte bei

dieser Antragstellung ebenfalls auf die Unterstützung durch die Rechnungs-prüfungskommission zählen. Überraschung Nummer zwei: Auch zu diesem Geschäft hatte die Stimm-bürgerschaft weder Fragen noch Ein-wendungen, weshalb der Kreditantrag ebenfalls der Urnenabstimmung vom 28. Februar 2016 überwiesen wurde.

Ausbau des Mehrzweck- Kommunikationsnetzes zu einem GlasfasernetzWas wären wir heutzutags ohne Inter-net, E-Mails, jederzeitige Verfügbar-keit von leistungsfähigen Kommunika-tionsmitteln. In einer Zeit, in welcher alles immer schneller gehen soll, Ant-worten gefordert sind, bevor die Fragen gestellt sind (um es mal überzeichnet dazulegen). Im privaten und geschäft-lichen Bereich sind leistungsfähige und jederzeit verfügbare Telekommunika-tions-Dienstleistungen gefordert. Da-mit diese hohen Anforderungen erfüllt werden können, müssen die bestehen-den Netze mit Kupferkabeln durch Glasfaser-Technologie ersetzt werden. Nur mit Glasfaserkabeln bis in jedes Gebäude und jede Wohnung, bezeich-net mit FTTH Fiber to the home, kann langfristig die gewünschte Leistungs-fähigkeit erreicht werden. Der Gemein-derat sieht es als Gemeindeaufgabe, neben den klassischen, gebührenfinan-zierten Infrastrukturen wie Wasser-versorgung, Abwasserentsorgung und Abfallbeseitigung der Einwohnerschaft, den Unternehmen, den Schulen und öffentlichen Betrieben auch ein leis-

Page 92: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

92

tungsfähiges Mehrzweck-Kommuni-kationsnetz zur Verfügung zu stellen. Mit einem eigenen Breitbandnetz schafft die Gemeinde Uitikon Vorteile bei der Angebots- und Preisgestaltung neuer Kommunikations-Dienstleistungen und sichert sich zudem einen wichtigen Standortvorteil. Für dieses Vorhaben ist ein Kredit von CHF 5.2 Mio. erfor-derlich, damit flächendeckend und etappenweise in den Jahren 2016 bis 2019 der Ausbau erfolgen kann.

Die Rechnungsprüfungskommission sah es wie der Gemeinderat und unter-stützte den Antrag. Und die Stimmbür-gerschaft schloss sich den behördlichen Meinungen an, hatte keine Fragen und überwies auch diesen Kreditantrag der Urnenabstimmung vom 28. Feb-ruar 2016.

Revision der Dienst- und Besoldungsverordnung der Politischen Gemeinde UitikonDie derzeit gültige Dienst- und Besol-dungsverordnung der Gemeinde Uiti-kon wurde an der Gemeindeversamm-lung vom 25. November 1999 erlassen und ist seit 1. Januar 2000 in Kraft. Eine Revision ist angezeigt. Mit der Revision wird die Verordnung von vie-

len Bestimmungen entlastet, welche bereits im übergeordneten kantonalen Recht geregelt sind, und auf die seither erfolgten Entwicklungen und Anfor-derungen angepasst. Auch die Behör-denentschädigungen sollen mit der re-vidierten Verordnung im Vergleich zu anderen Gemeinden einem heute aktu-ellen Durchschnitt angepasst werden. Die Rechnungsprüfungskommission hat den Gemeinderat in seiner Antrag-stellung unterstützt.Nach eingehender Erläuterung des An-trages durch den Gemeindepräsidenten wurde erwartet, dass sich Opposition breit machen würde. Da wird im ersten Traktandum des Versammlungsabends der Steuerfuss erhöht. Im letzten Trak-tandum sollen die Behördenmitglieder höhere Entschädigungen und die Mit-arbeitenden attraktivere Anstellungs-bedingungen erhalten. Geht das auf? Ist es ein günstiger Moment für einen solchen Antrag? Die Stimmbürger-schaft zeigte sich überraschend gross-zügig, verlangte keine Diskussion und stellte auch keine Fragen zum Antrag. Mit nur zwei Gegenstimmen wurde der Revision der genannten Verordnung zugestimmt. Zum Abschluss durfte oder musste der Gemeindepräsident eine Verabschie-dung aus dem Gemeinderat vorneh-men. Wie bereits in dieser Chronik berichtet, tritt Gemeinderat Fredy Li-enhard per Ende Jahr aus dem Gemein-derat zurück. Der Gemeindepräsident konnte über viele Anträge berichten, die Fredy Lienhard vor der Stimmbür-gerschaft vertrat und bis auf einen An-

Page 93: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

93

trag erfolgreich Zustimmung erhielt. Der Applaus für Fredy Lienhard war kräftig, langanhaltend und wirklich wohlverdient. Wir wünschen Fredy Li-enhard alle herzlich nur das Beste für seine weiteren privaten und öffentli-chen Projekte.

Schulgemeindeversammlung

Es ist einleitend zu vermerken, dass die Schulgemeindeversammlung erst am späten Abend, um 22 Uhr, nach der Versammlung der Politischen Ge-meinde, stattfinden konnte. Allenfalls waren die 77 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am Abend zu vorgerück-ter Stunde schon etwas müde und hat-ten den Wunsch, den Heimweg bald antreten zu können. Jedenfalls konnte die Schulgemeindeversammlung in Re-

kordzeit abgewickelt werden. Vielleicht war zu den beiden Anträgen der Schul-pflege durch die Beschlüsse in der Ge-meindeversammlung der Politischen Gemeinde das Feld schon etwas «vor-gepflügt».

Anpassung der Entschädigungen an Behördemitglieder der SchulgemeindeDie derzeit gültige Regelung für die pauschale Gesamtentschädigung an die Behördenmitglieder der Schulgemeinde Uitikon (Schulpflege und Kommis-sionen) wurde am 27. November 2007 erlassen und ist seit 1. Januar 2008 in Kraft. Die Pauschalen wurden keiner Teuerungsentwicklung angeglichen. Die Behördenentschädigung soll mit der Anpassung dem zunehmenden Arbeitspensum Rechnung tragen und gegenüber anderen Schulgemeinden einem aktuellen Vergleichswert stand-halten. Der Mehraufwand für die Pau-schalen beträgt CHF 68’000 und ist im Voranschlag 2016, unter Vorbehalt der Zustimmung zu diesem Antrag durch die Schulgemeindeversammlung, ent-halten. Mit diesen Erläuterungen un-terbreitete die Schulpflege der Stimm-bürgerschaft den Antrag um Anpassung der Entschädigungen. Die Schulpflege wurde durch die Rechnungsprüfungs-kommission in ihrer Antragstellung unterstützt.Die Schulgemeindeversammlung schloss sich der Antragstellung der Schulpflege und der Empfehlung der RPK an und stimmte dem Antrag der Behörde ohne Wenn und Aber zu.

Page 94: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

94

Voranschlag 2016 und Steuerfuss für das kommende JahrDer Voranschlag 2016 der Schulge-meinde zeigt gesamte Aufwendungen von CHF 17’427’660. Mit einem Ge-samtertrag von CHF 16’735’660 resul-tiert ein budgetierter Aufwandüber-schuss von 692’000. Es ist hauptsächlich der Anteil am kantonalen Finanzaus-gleich von CHF 7’980’000, welcher im kommenden Jahr praktisch CHF 2 Mio. höher liegt, als im laufenden Jahr. Die gesamten Steuererträge erreichen annä-hernd die Budgetvorgaben. In der In-vestitionsrechnung sind zwei Positio-nen mit CHF 650’000 vorgemerkt. Der budgetierte Aufwandüberschuss wird das Eigenkapital belasten und dieses auf Ende des Jahres 2016 auf ca. CHF 7.2 Mio. reduzieren. In Anbetracht der bevorstehenden Investitionen und zum Wiederaufbau eines akzeptablen Netto-vermögens beantragte die Schulge-meinde eine Steuerfusserhöhung um 3 % auf neu 43 %. Die Rechnungsprü-fungskommission unterstützte den Antrag der Schulpflege.Die Schulgemeindeversammlung schloss sich dem Behördenantrag, vielleicht knurrenderweise, aber sinngemäss wie bei der Politischen Gemeinde, an. So erreicht der Gesamtsteuerfuss in Uiti-kon ab dem kommenden Jahr eine Summe von 83 %. Entsprechend gross wurde dies in der Limmattaler Zeitung vom 26. November 2015 vermerkt und kommentiert. Zu sagen ist, dass die Gemeinde Uitikon nach wie vor steuer-günstig bleiben wird, denn auch in vielen anderen Gemeinden mussten

Steuererhöhungen beantragt und be-schlossen werden. Bleibt zu hoffen, dass der Chronist bald wieder von Re-duktionen des Steuerfusses berichten kann.

Gemeindeversammlung der Ev.-ref. Kirchgemeinde

Die Kirchenpflege lud die Stimm-bürgerschaft der Ev.-ref. Kirchge-meinde auf 25. November 2015, 19 Uhr, zur Behandlung der nachstehenden Traktanden in den kleinen Saal des Üdiker-Huus ein. 40 stimmberechtigte Personen inkl. Kirchenpflege waren anwesend. Die Präsidentin der Kir-chenpflege konnte von einem überra-schend guten und flüssigen Verlauf der Versammlung ohne schwerwiegende Diskussionen berichten. Immerhin ging es auch für die Ref. Kirchgemeinde um einen höheren Steuerfuss, Anpassun-gen der Behördenentschädigungen und einen Konzeptentscheid betr. Sanie-rung des Sigristenhauses an der Zür-cherstrasse 48.

Voranschlag 2016 und Steuerfuss für das kommende JahrDem Gesamtaufwand der Laufenden Rechnung von CHF 1’360’798 steht ein Gesamtertrag von CHF 1’297’100 ge-genüber. Der Voranschlag 2016 weist einen Aufwandüberschuss von CHF 63’698 aus. Belastend wirken sich die hohen Abgaben an die Zentralkasse auf die Rechnung der Kirchgemeinde aus. Um dem laufenden Aufwandüber-schuss und dem immer geringeren Ei-

Page 95: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

95

genkapital entgegenzuwirken sollte der Steuerfuss nach Ansicht und Antrag der Kirchenpflege auf 9 % festgesetzt werden. Das Eigenkapital werde nach heutigen Planungskenntnissen per Ende des Jahres 2016 CHF 492’898 betragen, so die Kirchenbehörde.Die Rechnungsprüfungskommission war anderer Meinung. Nein, sie sprach sich nicht gegen die Steuerfusserhö-hung aus. Sie war der Überzeugung, dass sogar eine Erhöhung auf 10 % er-forderlich sei. Sie hat in ihrem Antrag ausgeführt, dass sie den laufenden Ab-bau des Eigenkapitals soweit unter-stützt habe, solange dieses nicht tiefer als 50 % eines Jahresbudgets sinke. Mit dem Antrag der Kirchenpflege zur Er-höhung des Steuerfusses um 2 % würde das Eigenkapital auf 36 % der laufen-den Ausgaben fallen. Dies sei zu tief und zu verhindern. Mit einem Steuer-fuss von neu 10 % würde ein positives Rechnungsergebnis von CHF 76’302 budgetiert, entgegen dem Aufwand-überschuss von CHF 63’698 gemäss Antrag der Kirchenpflege. Das Eigen-kapital würde Ende 2016 ca. 47 % der laufenden Ausgaben betragen. Die Kirchgemeinde-Versammlung sah es nicht wie die RPK. Vielleicht weil verschiedene Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am Vorabend bereits die Steuerfusserhöhungen bei der Politi-schen und der Schulgemeinde «schluck-ten», vielleicht auch in der Hoffnung, dass die Einnahmenseite doch besser ausfallen werde, als budgetiert.Jedenfalls waren 33 stimmberechtigte Personen der Meinung, dass eine Steuer-

fusserhöhung um 2 % auf neu 9 % ge-nüge.

Neues Entschädigungsreglement der Ev.-ref. KirchgemeindeAls hätten sich Gemeinderat, Schul-pflege und Ev.-ref. Kirchenpflege ge-genseitig abgesprochen, unterbreitete auch die ref. Kirchbehörde der Gemein-deversammlung ein neues Entschädi-gungsreglement. Die Kirchenpflege führte aus, dass das Entschädigungsre-glement der Ev.-ref. Kirchgemeinde Uitikon vom 1. Juli 1987 nach bald dreissig Jahren dringend einer Anpas-sung an die aktuellen Gegebenheiten und an das übergeordnete Recht im Sinne der Personalverordnung der Lan-deskirche bedürfe. Die neu vorgeschla-genen Entschädigungen würden sich mit den vorgeschlagenen Ansätzen in etwa dem kantonalen Mittel annähern. Nicht den kirchlichen, aber den «Se-gen» der Rechnungsprüfungskommis-sion erhielt die Kirchenpflege bei ihrer Antragstellung.Die Kirchgemeinde-Versammlung liess sich überzeugen, brachte im Anhang zum Reglement lediglich drei redaktio-nelle Ergänzungen an und stimmte mit 39 Stimmen der neuen Regelung zu.

Festlegung des Konzeptes zur Renovation des Sigristenhauses an der Zürcherstrasse 48Die Kirchgemeinde-Versammlung vom 25. November 2014 hat zur Sanierung des Sigristenhauses an der Zürcherstra-sse 48 einen Planungskredit von CHF 50’000 bewilligt und die Kirchenpflege

Page 96: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

96

beauftragt, Sanierungsvarianten ausar-beiten zu lassen. Der Stimmbürger-schaft wurden nunmehr drei Varianten unterbreitet. Die Kirchenpflege bevor-zugte Variante 3, «Weitblick», weil sich die Investition auf längere Sicht lohnt und der Kirchgemeinde einen bleiben-den Wert für die Zukunft sicherstellt. Die Rechnungsprüfungskommission hat sich vorerst eines Abschiedes ent-halten. Sie wird bei der konkreten An-tragstellung für den erforderlichen Kredit über ihren Abschied beschlies-sen.

Die Kirchgemeinde-Versammlung liess sich vom zuständigen Ressortchef, Herrn Hans-Ueli Tanner, und vom be-auftragten Architekten, Herrn Urs Walti, nochmals über alle drei Kon-zeptvarianten orientieren. Eine kurze Diskussion ergab sich über die weitere Nutzung der Liegenschaft bzw. der einzelnen Wohnungen. Letztlich aber schloss sich die Kirchgemeinde-Ver-sammlung mit 38 Stimmen dem von der Kirchenpflege bevorzugten Konzept «Weitblick» an und beauftragte damit die Behörde mit der weiteren Bearbei-

tung, so dass an einer nächsten Ver-sammlung ein Kreditantrag gestellt werden kann. Die Präsidentin der Ev.-ref. Kirchen-pflege, Frau Janine Siegfried, konnte um 20.45 Uhr mit Erleichterung über den guten Verlauf die Versammlung schliessen und zum Apéro bitten.

Röm.-kath. Kirchgemeinde Aesch-Birmensdorf-Uitikon

Am 26. November 2015 fanden sich 33 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Röm.-kath. Kirchgemeinde Aesch-Birmensdorf-Uitikon zu ihrer Herbst-Gemeindeversammlung im Foyer der Kirche St. Martin in Birmensdorf ein.Es ging einzig um den Voranschlag und die Festsetzung des Steuerfusses für das kommende Jahr. Die Kirchenpflege führte zu ihrem Traktandum folgendes aus:Der Steuerfuss solle für das Jahr 2016 wiederum auf 11 % festgesetzt werden. Budgetiert wurde bei Gesamtaufwen-dungen von CHF 1’587’800 und Ge-samterträgen von CHF 1’504’600 ein Ausgabenüberschuss von CHF 83’200. Dieser soll dem Eigenkapital belastet werden, welches per Ende Jahr 2016 noch einen budgetierten Stand von CHF 1’094’265 erreichen würde. Wei-terhin seien die Steuereinnahmen all-gemein tiefer als erwartet. Mit der Ausbildungsstelle Religionspädagogik hätten sich die Aufwendungen im Be-reich Bildung erhöht. Hingegen redu-ziere sich der Beitrag an die Zentral-kasse. Die geringe Belastung des

Page 97: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

97

Eigenkapitals mit dem budgetierten Ausgabenüberschuss sei tragbar. Die Rechnungsprüfungskommission pflichtete dem behördlichen Antrag bei und empfahl ebenfalls, den Steuerfuss auf 11 % zu belassen.Die Kirchgemeinde-Versammlung schloss sich dem behördlichen Antrag und der Empfehlung der Rechnung-prüfungskommission an und geneh-migte den Voranschlag 2016. Der Steu-erfuss bleibt demnach auch für das kommende Jahr auf 11 %.Nach der zügig abgeschlossenen Ge-meindeversammlung genossen die Teil-nehmenden das gemütliche Beisammen-sein umso mehr.

Neues Urnen-Gemeinschafts-grab bei der reformierten Kirche

Der Chronist konnte bereits vor einem Jahr darüber berichten, dass auf dem Friedhof Uitikon ein neues Urnen-Ge-meinschaftsgrab errichtet werden soll. Angehörige wünschen in letzter Zeit vermehrt, dass ihre Verstorbenen in einem solchen Grab beigesetzt werden können. Weil die Platzkapazität prak-tisch ausgeschöpft war, beantragte der Gemeinderat einen Kredit, welchen die Herbst-Gemeindeversammlung 2014 bewilligte. Die Bauarbeiten konnten im Laufe dieses Jahres praktisch abge-schlossen werden, so dass sich die neu errichtete Anlage nun wie auf dem nachstehenden Bild präsentiert. Mit der neuen Anlage können bis zu 180 Urnen-Gemeinschaftsgräber be-reitgestellt werden. Jede Urne wird mit

einer gravierten Grabplatte bezeichnet. Die Anlage symbolisiert einen Lebens-weg, das Zentrum des Kreises eine Le-bensspirale.Was für diese Anlage noch fehlte, war der künstlerische Schmuck mit einer Skulptur. Kurz vor dem Redaktions-schluss dieser Chronik konnte der Künstler, Ueli Weidmann, die Skulptur zur Anlage fertigstellen und mit den Werkbetrieben der Gemeinde installie-ren.Das Werk zeigt einen Ahornsamen. «Nichts verkörpert die Entstehung von Leben und Tod besser als der Samen: Der Kreislauf des Lebens vereint in ei-nem Werk. Der Entstehungsort: Der Baum, als standhafte Pflanze, verwur-zelt und über viele Jahre wachsend. Der Kreislauf der Natur als abstrakten Weg

Page 98: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

98

der Menschen zu sehen ist positiv und verbindet», so der Künstler in seiner Beschreibung des Werks. Der Ahornsamen ist jedoch nicht nur wegen seiner Symbolik als Kunstwerk geeignet – sowohl visuell, wie auch emotional spricht er eine breite Gesell-schaft an. Die spezielle Flugbahn, wenn der Samen vom Wind weggetragen wird, die ästhetische Form eines Flü-gels, wie auch die Bekanntheit in unse-ren Breitengraden machen den Ahorn-samen zu einem Objekt, zu dem jeder einen persönlichen Bezug hat. Diesen Bezug in den Kontext eines Friedhofes zu setzen bringt die Form des Ahorn-samens erst zu seiner vollen Bedeutung und der gewünschten Wirkung. Die Assoziierung der Samenform zu einem

Flügel bringt eine weitere Ebene in das Kunstwerk. Die starke Vergrösserung eines Ahorn-samens ist als Idee für den Friedhof Uitikon entstanden, da der Zugang zum Werk einfach, die Symbolik leicht verständlich und das Aussehen ästhe-tisch ansprechend ist. Möge es den Betrachtern des Werkes und den Besu-chern des Friedhofs in der beschriebe-nen Symbolik und der wunderschönen Form Kraft, Zuversicht und neuen Mut vermitteln.

Die Gemeindechronik 2015 wird mit der Berichterstattung über die Fertig-stellung des neuen Urnen-Gemein-schaftsgrabes geschlossen. Die Dru-ckerei erwartet die letzten Zeilen dieses Jahresheftes, damit Druck und Auslie-ferung des beliebten Weihnachts-Ku-riers auch dieses Jahr wieder rechtzeitig erfolgen können. Die Festtage stehen unmittelbar bevor. Wir wünschen der ganzen Einwohnerschaft, aber auch der Leserschaft, welche den Weihnachts-Kurier an ihre auswärtigen Adressen zugestellt erhalten, gesegnete und fröh-liche Weihnachten, geruhsame Festtage und im neuen Jahr viel Erfolg und alles Gute.

Page 99: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

99

Auch in Uitikon freute man sich am diesjährigen goldenen und milden Herbst

Page 100: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

100

Bahnweg 1 + 3. Das Kegelbahngebäude beim SZU-Bahnhof Uitikon-Waldegg soll abgerissen werden. An deren Stelle sind zwei Mehrfamilienhäuser geplant.

Bilder von Neu- und Umbauten

Das Dorfbild von Uitikon hat sich auch im vergangenen Jahr wieder stark ver-ändert. Am eindrücklichsten ist dies mit der in der Zwischenzeit fertiggestellten und teils schon bezogenen grossen Überbauung talseits der Schlierenstrasse ersicht-lich. Unser Leiter Bau und Planung hat für die Leserschaft eine ganze Reihe von Bildern der aktuellen Projekte zusammengestellt. Einmal mehr ist eine eindrück-liche Sammlung entstanden.

Page 101: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

101

Eduard Gut-Strasse 11. Zwei Grundstücke weiter wurde ebenfalls ein in die Jahre gekommenes Einfamilienhaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Eduard Gut-Strasse 7. Hier wurde ein älteres Einfamilienhaus durch ein neues ersetzt. Die Arbeiten sind beinahe abgeschlossen.

Page 102: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

102

Eichstrasse 13–17. Der Bau der beiden vorderen Einfamilienhäuser und des Mehrfamilienhauses im Hintergrund sind im vollen Gang.

Eichstrasse 5 . Das zweigeschossige Einfamilienhaus ist soweit erstellt. Hier werden noch letzte Umgebugnsarbeiten gemacht.

Page 103: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

103

Haldenstrasse 17. Das Mehrfamilienhaus an der Ecke Halden- und Allmendstrasse steht bereits im Rohbau.

Haldenstrasse 9a. Das neue Einfamilienhaus konnte auf einem abparzellierten Grund-stück neu erstellt werden. Für einmal musste kein Gebäude abgebrochen werden.

Page 104: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

104

Haldenstrasse 49a + 49b. Einst war das Grundstück mit Bäumen und Pflanzen umgeben. Das damalige Einfamilienhaus mit hübschem Garten war von aussen kaum einsehbar. Prominent stehen heute auf dem Grundstück zwei moderne Mehrfamilienhäuser.

Haldenstrasse 42. Dieses Gebäude ist bereit für den Rückbau. An dessen Stelle wird ein Mehrfamilienhaus mit zwei Wohneinheiten erstellt.

Page 105: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

105

Quartier Leuen-Waldegg. Am Knoten Waldegg befinden sich die Baufelder A und B1 im Gestaltungsplangebiet Leuen-Waldegg. Mit dem Bau der Infrastrukturanlagen (Strassen, Wege, Wasser-/Abwasserleitungen usw.) wird gemäss heutigem Stand im Frühling 2016 begonnen.

Quartier Leuen-Waldegg. Der Quartierplan Leuen-Waldegg ist abgeschlossen. Die Grundeigentümer der Areale Nord und Süd konnten nun kürzlich Baugesuche einreichen. Die Aussteckung lässt erahnen, wie sich dieses Quartier entwickeln wird.

Page 106: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

106

Überbauung Schlieren-/Gläserenstrasse. Die elf Mehrfamilienhäuser an der Schlieren- und Gläserenstrasse sind weitestgehend fertiggestellt. Nur bei einigen Wohnungen ist der Innenausbau noch ausstehend. Die Umgebungsgestaltung erhält derzeit ihren letzten Schliff.

Ringlikerstrasse 27. Hier entsteht zwischen Waldrand und Ringlikerstrasse ein Mehrfamilienhaus. Einst stand auch hier ein Einfamilienhaus.

Page 107: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

107

Schlierenstrasse 27. Das Mehrfamilienhaus ist bezogen. Am Gebäude werden nur noch kleinere Arbeiten ausgeführt. Die Parkplätze in der Tiefgarage erreicht man mittels einem Autolift. Die Besucherparkplätze sind hingegen oberirdisch angeordnet.

Überbauung Schlieren-/Gläserenstrasse. Die fünf Mehrfamilienhäuser entlang der Gläserenstrasse erhalten die Adressen Gläserenstrasse 12–20.

Page 108: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

108

Stallikerstrasse 31. Dieses Mehrfamilienhaus ist ein besonders gutes Beispiel für die bauliche Verdichtung im Siedlungsgebiet. Vorher standen in diesem Quartier ausschliesslich Einfamilienhäuser.

Schlierenstrasse 29. Ein Grundstück weiter sind die Bauarbeiten am Zwillingsgebäude noch im vollen Gang. Zu den privaten Parkplätzen gelangt man übrigens auch über den Autolift im Gebäude Schlierenstrasse 27.

Page 109: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

109

Zürcherstrasse 2–6. Die Grundeigentümer dieses Grundstücks beabsichtigen das Zentrum Waldegg zu erweitern. Dies soll mit Um- und Anbauten und einem Neubau in der Ecke Zürcher- und Birmensdorferstrasse geschehen.

Stallikerstrasse 45. Etwas weiter Richtung Stallikon wird das Einfamilienhaus abgebro-chen und ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohneinheiten gebaut.

Page 110: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

110

Zürcherstrasse 29. Etwas weiter Richtung Dorfkern wurde auf der anderen Strassenseite der Rohbau des Mehrfamilienhauses mit fünf Wohneinheiten kürzlich abgenommen.

Zürcherstrasse 18. Das Garagengeschoss dieses Gebäudes ist heute weitestgehend fertiggestellt. Darauf wird ein Wohnhaus mit drei Wohneinheiten realisiert. Entgegen dem Trend in der Gemeinde wird das Dachgeschoss als Satteldach ausgebildet.

Page 111: UITIKON 2015 WEIHNACHTS-KURIER · 2016. 10. 22. · und Gustav Rosenberger berief er in die Brennstoffzen - trale, deren Funktion hauptsächlich darin bestand, Vorrat, Handel und

Statistisches 2015Die nachstehenden Zahlen sollen der interessierten Leserschaft wiederum Hinweise vermitteln, was in den verschiedenen Gemeindediensten geleistet wurde:

3’960 Personen hatten per 31. Dezember 2014 ihren zivilrechtlichen Wohn-sitz in Uitikon

1’995 Haushaltungen und Gewerbebetriebe werden praktisch wöchent-lich mit dem «Gemeindekurier» bedient (dazu kommen 88 externe Abonnenten des «Gemeindekuriers»)

4’868 Mutationen verarbeitete die Einwohnerkontrolle aus Zu- und Weg zügen, Geburten, Todesfällen usw.

CHF 61’651’037 betrug das Brutto-Steuersoll, welches das Gemeindesteueramt für die Staats- und Gemeindesteuern betr. das Steuerjahr 2014 in Rechnung stellte

265 Traktanden behandelte der Gemeinderat zwischen Mitte Dezem-ber 2014 und Ende November 2015

69 Baubewilligungen wurden erteilt (davon gemäss Geschäftsregle-ment 60 Bewilligungen durch den Bauvorstand)

50’115 Buchungen wurden in der Finanzverwaltung für das Politische, das Schul- und das Ev.-ref. Kirchengut, die Gruppenwasserver-sorgung Limmat sowie die Nebenbücher ausgeführt

364 Personen beziehen über die Gemeinde in voll- oder nebenamt-lichen Anstellungen bzw. Funktionen Saläre oder Entschädigun-gen (inkl. Kommissionen, Wahlbüro, Feuerwehr usw.)

81 Traktanden behandelte die Sozialbehörde zwischen Dezember 2014 und November 2015

390’854 m3 Wasser wurden aus Eigenförderung und durch Einkauf bei der GALM (Gruppenwasserversorgung Amt, Limmattal und Mut-schellen) für die Wasserversorgung Uitikon verrechnet (1 m3 Was-ser sind 1’000 Liter)

80 Einsätze hatte die Feuerwehr zu leisten; (davon 5 Brandeinsätze, 1 Verkehrsunfall, 29 Wasserschäden, 5 Rohrbrüche im öffent-lichen Netz, 4 Öl-/Benzinwehreinsätze, 2 Tierrettungen, 1 Fehl-alarm über eine Brandmeldeanlage, 1 diverser Einsatz, 7 übrige Dienstleistungen und 25 Wespen-Einsätze) Die hohe Anzahl Einsätze bei Wasserschäden ist auf die starken Regenfälle in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 2015 zurückzuführen

660 Tonnen Kehricht (Züri-Sack und Container, ohne Grüngut und Sonderabfälle) wurden der Verbrennung zugeführt

111