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ULTRALEICHT 56 segelfliegen · 6-2010 A uf den ersten Blick kann ich die fleckig-grauen Einzelteile als ULSF-Neuling mit keinem mir bis jetzt bekannten UL-Segelflugzeug in Verbindung bringen. Doch schon nach einem kurzen Gespräch mit dem Eigen- tümer stellt sich die mir unbekannte Flug- maschine als kleiner Erlkönig mit noch unvollendetem Finish heraus; gespachtelt und gefüllert, geschliffen aber unlackiert. Zur Endlackierung hat die Zeit nicht mehr gereicht. Und so ist Dr.-Ing. Gerhard-Fried- rich Wagner (71), zur Freude der anderen DULSV-Mitglieder, mit dem Prototypen seiner neu entwickelten GFW-3 im Rohzu- stand zum Jahrestreffen nach Bad-Sobern- heim gekommen. Erst vor drei Tagen hat der Konstrukteur dieses pfiffigen Hightech- Fluggerätes die Erlaubnis für den Probeflug- betrieb erhalten. Gerade noch rechtzeitig, um damit im Rahmen der DULSV-Verbands- flugwoche 2010 in Bad-Sobernheim zum Jungfernflug zu starten. Damit gibt es endlich wieder einmal eine Neuentwicklung in der so oft nur mitleidig belächelten UL- Segelflugszene. Aus der Not geboren Sein erstes Projekt entstand bereits vor 30 Jahren. Die Konstruktionsvorgaben hatte damals noch das Leben geschrieben Wag- ners Leben. Im Rumpf des Flugzeuges muss- ten zwingend fünf Personen Platz finden. Platz für zwei Erwachsene und drei Kinder. Außerdem musste das kleinste 5-sitzige Flugzeug der Welt mit einfachsten Mitteln herzustellen sein, denn spezielle Materi- alien für den Flugzeugbau waren auf dem freien Markt nicht zu beschaffen. Die DOWA81, wie er sein Projekt nannte, war nicht nur streng geheim, sondern auch in höchstem Maße illegal. Die Staatsmacht würdigte solche Pläne nicht als Pioniertat, sondern verfolgte bereits die Idee eines solchen Vorhabens als Schwerstverbrechen. Die damit verbundenen Absichten lagen klar auf der Hand: Vorbereitung zum unge- setzlichen Grenzübertritt im schweren Fall! Und darauf standen beachtliche Freiheits- strafen. Doch selbst diese düsteren Aus- sichten konnten die Wagners nicht von ihrem so verrückten wie gefährlichen Plan abbringen, ein zweimotoriges Einweg- Flugzeug zu bauen. Für einen einzigen Flug, um damit gemeinsam nach Drüben über die westdeutsche Grenze zu fliegen, um dem verhassten Regime für immer den Rücken zu kehren und in Freiheit zu leben. Die Küche wird zur Flugzeugwerft Für den Bau der geplanten Fluchtmaschine stand natürlich keine Halle zur Verfügung. Es gab auch keine Werkstatt; es gab nichts. Denn erstens wohnte Gerhard Wagner zusammen mit seiner Frau Ingeburg und den drei Söhnen (17, 16 und 6) in einer Miet- wohnung eines Mehrfamilienhauses in Dresden-Kleinschachwitz und zweitens durfte keine Menschenseele was von dieser Wahnsinnsidee erfahren. Wieder einmal waren Improvisation und eine zündende Idee gefragt. Die Küchenmöbel wurden etwas vorgerückt und der dahinter entstan- Neuer Stern am TEXT UND FOTOS: KLAUS BURKHARD Der erste Eindruck täuscht gewaltig. Als ich auf dem Domberg in Bad-Sobernheim ankomme, werden am Rande des Flugfeldes gerade die Einzelteile eines gräulich schimmernden Fluggerätes aus einem betagten Flugzeughänger gezogen. GFW-3: UL-Segelflughimmel Als ULFS-Neuling kann ich das graugescheckte Dingsda keiner mir bis jetzt be- kannten Typenspezies zuordnen. Mit einer ASW-15 hat es jedenfalls nichts zu tun 56-59_GFW.indd 1 56-59_GFW.indd 1 18.10.2010 16:41:16 18.10.2010 16:41:16

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Auf den ersten Blick kann ich die fleckig-grauen Einzelteile als ULSF-Neuling mit keinem mir bis jetzt bekannten UL-Segelflugzeug

in Verbindung bringen. Doch schon nach einem kurzen Gespräch mit dem Eigen-tümer stellt sich die mir unbekannte Flug-maschine als kleiner Erlkönig mit noch unvollendetem Finish heraus; gespachtelt und gefüllert, geschliffen aber unlackiert. Zur Endlackierung hat die Zeit nicht mehr gereicht. Und so ist Dr.-Ing. Gerhard-Fried-rich Wagner (71), zur Freude der anderen DULSV-Mitglieder, mit dem Prototypen seiner neu entwickelten GFW-3 im Rohzu-stand zum Jahrestreffen nach Bad-Sobern-

heim gekommen. Erst vor drei Tagen hat der Konstrukteur dieses pfiffigen Hightech-Fluggerätes die Erlaubnis für den Probeflug-betrieb erhalten. Gerade noch rechtzeitig, um damit im Rahmen der DULSV-Verbands-flugwoche 2010 in Bad-Sobernheim zum Jungfernflug zu starten. Damit gibt es endlich wieder einmal eine Neuentwicklung in der so oft nur mitleidig belächelten UL-Segelflugszene.

Aus der Not geborenSein erstes Projekt entstand bereits vor 30 Jahren. Die Konstruktionsvorgaben hatte damals noch das Leben geschrieben �– Wag-ners Leben. Im Rumpf des Flugzeuges muss-

ten zwingend fünf Personen Platz finden. Platz für zwei Erwachsene und drei Kinder. Außerdem musste das �„kleinste 5-sitzige Flugzeug der Welt�“ mit einfachsten Mitteln herzustellen sein, denn spezielle Materi-alien für den Flugzeugbau waren auf dem �„freien Markt�“ nicht zu beschaffen. Die DOWA81, wie er sein Projekt nannte, war nicht nur streng geheim, sondern auch in höchstem Maße illegal. Die Staatsmacht würdigte solche Pläne nicht als Pioniertat, sondern verfolgte bereits die Idee eines solchen Vorhabens als Schwerstverbrechen. Die damit verbundenen Absichten lagen klar auf der Hand: �„Vorbereitung zum unge-setzlichen Grenzübertritt im schweren Fall!�“ Und darauf standen beachtliche Freiheits-strafen. Doch selbst diese düsteren Aus-sichten konnten die Wagners nicht von ihrem so verrückten wie gefährlichen Plan abbringen, ein zweimotoriges �„Einweg�“-Flugzeug zu bauen. Für einen einzigen Flug, um damit gemeinsam �„nach Drüben�“ über die westdeutsche Grenze zu fliegen, um dem verhassten Regime für immer den Rücken zu kehren und in Freiheit zu leben.

Die Küche wird zur FlugzeugwerftFür den Bau der geplanten Fluchtmaschine stand natürlich keine Halle zur Verfügung. Es gab auch keine Werkstatt; es gab nichts. Denn erstens wohnte Gerhard Wagner zusammen mit seiner Frau Ingeburg und den drei Söhnen (17, 16 und 6) in einer Miet-wohnung eines Mehrfamilienhauses in Dresden-Kleinschachwitz und zweitens durfte keine Menschenseele was von dieser Wahnsinnsidee erfahren. Wieder einmal waren Improvisation und eine zündende Idee gefragt. Die Küchenmöbel wurden etwas vorgerückt und der dahinter entstan-

Neuer Stern am

TEXT UND FOTOS: KLAUS BURKHARD

Der erste Eindruck täuscht gewaltig. Als ich auf dem Domberg in Bad-Sobernheim ankomme, werden am Rande des Flugfeldes gerade die Einzelteile eines gräulich schimmernden Fluggerätes aus einem betagten Flugzeughänger gezogen.

GFW-3: UL-Segelflughimmel

Als ULFS-Neuling kann ich das graugescheckte �„Dingsda�“ keiner mir bis jetzt be-kannten Typenspezies zuordnen. Mit einer ASW-15 hat es jedenfalls nichts zu tun

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dene Raum mit einem Vorhang gegen neugierige Blicke versperrt. Auf 4,0 m x 2,5 m Grundfläche entstand so ein improvi-sierter �„Konstruktions- und Werkstatt-raum�“, in dem in knapp eineinhalbjähriger Bauzeit ein zweimotoriges Fluchtflugzeug entstand. Als Triebwerke dienten die Mo-toren von zwei gebraucht erstandenen MZ-250 Motorrädern, die mit selbstgebauten Druckpropellern bestückt worden sind. Einer der beiden Motoren wurde in der Kurbel-wellen-Drehrichtung geändert, wodurch die beiden Propeller gegenläufig drehten. Drei Räder der ausgeschlachteten MZ-Motor-räder wurden zum Dreipunktfahrwerk um-funktioniert. Keines der Bauteile durfte grö-ßer als vier Meter sein, damit sie unbemerkt in einem Pkw-Anhänger abtransportiert werden konnten.

Kiesweg als StartbahnDass alles wie geplant auch funktionieren würde, daran gab es keine Zweifel. Denn erstens hatte Gerhard Wagner Flugzeugbau studiert und zweites war er seit seinem 14. Lebensjahr begeisterter Segelflieger. Aller-dings war er schon seit ein paar Jahren nicht mehr in einem Flugzeugcockpit gesessen. Gegen Ende der 60er-Jahre wurden Segel-flieger zunehmend auf ihre Gesinnung und politische Zuverlässigkeit überprüft. Aktiver Segelflug war nur noch Piloten erlaubt, wenn sie sich zur NVA-Luft verpflichtet hatten oder als �„zuverlässig�“ befunden worden sind. Für Wagner war damit die

aktive Fliegerei ganz schnell beendet, denn zu diesem Kreis zählte er nicht. Doch der Konstrukteur war fest davon überzeugt, dass er seine Eigenkonstruktion auch selber fliegen kann.Im Krater eines stillgelegten Braunkohleta-gebaus in Nonnwitz bei Leipzig sollte der Erstflug stattfinden. Dort gab es einen lan-gen und gerade verlaufenden Kiesweg, der als Startbahn dienen sollte. Für das außer-gewöhnliche Fahrwerk mit den drei großen MZ-Rädern kein Problem. Zur Sicherheit woll-te Wagner einen kurzen Alleinflug durch-führen, um die Flugfähigkeit seiner DOWA81 zu bestätigen. Nach der Landung würde sofort der Rest der Familie zusteigen und sich im zweiten Flug gemeinsam aus den Klauen des verhassten Regimes befreien. Bis zum Vortag der geplanten �„Ausreise�“ lief alles glatt, dann flog der Plan in letzter Sekunde aber doch noch auf. Ein Spitzel hatte die �„möglichen Fluchtabsichten�“ in vorauseilendem Gehorsam bereits an die Stasi gemeldet. Damit hatte er die �„Repu-blikflüchtlinge�“ samt ihren drei minderjäh-rigen Söhnen eiskalt hinter Gitter gebracht.

Sie wäre tatsächlich geflogenAuf Grund der besonderen Umstände konnte die Flugtauglichkeit der DOWA81 natürlich nie in der Praxis erprobt oder nachgewiesen werden. Die damalige �„Staat-liche Luftfahrtinspektion der DDR�“ hatte jedoch nach der Beschlagnahmung der Konstruktionsunterlagen und des Flugzeu-ges die DOWA81 für flugtauglich befunden. Nach der Wiedervereinigung wurde das Flugzeug an den rechtmäßigen Eigentümer zurück gegeben. Heute steht dieses einma-lige Fluggerät als Zeugnis deutsch-deut-scher Flug- und Fluchtgeschichte im Deut-schen Museum in München.

Neuer Meilenstein für den UL-SegelflugDreißig Jahre später fiebert Gerhard Wagner nun erneut dem Erstflug einer Eigenkon-struktion entgegen, der diesmal natürlich unter besseren Vorzeichen steht. Vor irgend-welchen Spitzeln braucht er sich diesmal aber nicht zu fürchten; ganz im Gegenteil. Eine eingeschworene ULSF-Gemeinde er-wartet bereits mit Spannung den angekün-digten Jungfernflug der GFW-3. Am frühen

AnzeigeProbesitzen durfte ich schon mal, während mir Dr. Gerhard Wagner Einzelheiten zu seiner Konstruk-tion erläutert

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Morgen taucht dann überraschend auch noch der Rest der DOWA81-Veteranen auf dem Domberg auf. Ehrensache, dass nicht nur die drei Söhne, sondern auch deren Frauen und Kinder das große Ereignis hautnah miterleben möchten.Den Jungfernflug führt Gerhard Wagner allerdings nicht selber durch. Diese Ehre wird Carl-Otto Weßel zuteil, der neben sei-ner Funktion als Geschäftsführer des Luft-sportverbandes Rheinland-Pfalz auf dem Domberg auch als Fluglehrer tätig ist und dafür die entsprechende Flugerfahrung mit-bringt. �„Für den Jungfernflug war ich viel zu nervös�“, gesteht mir Gerhard später im Ge-spräch bescheiden ein, �„den musste einfach ein anderer für mich machen.�“Beim sanften Abheben der GFW-3 geht für den 71-jährigen Flugzeugkonstrukteur ein Lebenstraum in Erfüllung. Damit ist nun endlich der Beweis erbracht, dass eine

Wagner-Konstruktion tatsächlich fliegt. In einem großen, ausladenden Bogen fliegt das Gespann auf Ausklinkhöhe über den Platz, um mit ersten vorsichtigen Flugma-növern das Flugverhalten zu testen. Die GFW-3 macht keinerlei Probleme. Nach einer butterweichen Landung bestätigt Carl-Otto Weßel seinem Freund Gerhard die problemlosen Flugeigenschaften seiner Neu-entwicklung. Dreiunddreißig Jahre nach dem Erstflug des ULF-1 von Heiner Neumann und Dieter Reich hat Dr.-Ing. Gerhard-F. Wagner mit seiner GFW-3 einen neuen Meilenstein im UL-Segelflug gesetzt.

Dazwischen liegen WeltenDas bei uns inzwischen wohl am weitesten verbreitete und bekannteste UL-Segelflug-zeug dürfte neben dem ULF-1 das Banjo sein. Doch wer jetzt glaubt, dass es sich bei der GFW-3 um einen Banjo-Abklatsch handelt,

irrt gewaltig. Zwischen beiden Konstrukti-onen liegen Welten! Während das Banjo in Bezug auf Flugleistung und Handling am ehesten mit einer Ka 8 vergleichbar ist, braucht die GFW-3 den Vergleich mit modernen Hochleistungs-Segelflugzeugen wahrlich nicht zu scheuen.Um den Anforderungen eines Laminarpro-fils und einer insgesamt widerstandsarmen Ausführung zu genügen, wurde die gesamte Oberfläche in Glasfaserlaminat-Sandwich-bauweise ausgeführt. Im Cockpitbereich kann man an den noch unlackierten Teilen den dazwischenliegenden Sandwichkern recht gut erkennen. �„Aha, Sandwichkern aus Balsaholz, wie man am Farbton und der durchscheinenden Struktur unschwer er-kennen kann�“, ist meine fachmännische Feststellung. Ich hätte wohl besser meinen �„fachmännischen Kommentar�“ für mich behalten. �„Balsa wurde nirgendwo verwen-

Auch bei den Klappenhebeln wurde um jedes Gramm gefeilscht und das Alublech zwecks Gewichtseinsparung mit diversen Aussparungen versehen.

Bruchversuch.....

Der erster Flug, den der Konstrukteur mit seiner GFW-3 selbst durchführt, nachdem zuvor Carl-Otto Weßel den Jungfernflug problemlos absolviert hatte

Gespachtelt und gefüllert, geschliffen aber unlackiert, so kam Dr. Gerhard Wagner �„auf den letzten Drücker�“ mit seiner Neuentwicklung GFW-3 zur Verbandsflugwoche des DULSV nach Bad-Sobernheim

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det �– was du siehst ist ein zwischen dem Sandwich eingelegter Airex-Hartschaum-kern�“. Ich bin peinlich berührt und ab sofort mit meinen �„fachmännischen�“ Äußerungen lieber etwas vorsichtiger. Nicht, dass ich nochmals in den Fettnapf trete!

Nur sechs Jahre �– stramme LeistungWenn ich dieses kleine Wunderwerk deut-scher Ingenieurskunst vor mir stehen sehe, dann kann ich kaum glauben, dass in diesem Hightech-Fluggerät nur ganze sechs Jahre Entwicklungs- und Bauzeit stecken, zumal das Flugzeug ja nicht in einer Flugzeugfa-brik entstanden ist. Franz Friedel, der mit fachmännischem Rat und ausgeprägtem Fachwissen sowohl dem DULSV als auch der Oscar Ursinus Vereini-gung (OUV) als Gutachter zur Verfügung steht, hat Wagners Projekt die ganze Zeit beratend begleitet. Mitte April wurden in Kaiserslautern die Belastungstests nach LFG erfolgreich durchgeführt, so dass der Zulas-sung zum Probeflugbetrieb nichts mehr im Wege stand.

Berechnungen bestätigtBei insgesamt 12 Erprobungsflügen konnten die der Konstruktion zu Grunde liegenden Projektdaten zum Teil schont bestätigt wer-den. Beim F-Schlepp am UL verhält sich die GFW-3 genau so unproblematisch wie an einer Remo, selbst den Windenstart an einer ganz normalen Segelflugwinde hat Wagner bereits erfolgreich getestet. Damit kann die GFW-3 auf jedem Segelflugplatz in die Luft gebracht werden, was bei vielen anderen Ultraleicht-Segelflugzeugen wie Banjo & Co so nicht möglich ist. Wölbklappen(!) ver-leihen der GFW-3 hervorragende Flugeigen-schaften in allen Geschwindigkeitsberei-chen zwischen 50 km/h und max. 165 km/h; Gleitzahl 35 wird bei 85 km/h erreicht. Die Übergänge zwischen -5° bis +34° Wölbklap-penstellung erfolgen ohne Probleme. Des Weiteren zeichnet sich die GFW-3 durch sehr gute Langsamflugeigenschaften bis knapp unterhalb von 50 km/h aus. Neben guten Steig- und Gleiteigenschaften wäre noch der äußerst bequeme Landeanflug erwähnenswert, der bei voll ausgefahrenen Bremsklappen und +34° Wölbklappenstel-lung mit gemütlichen 60 �– 70 km/h durch-geführt werden kann.

Endlackierung für den WOW-EffektIm Moment ist Gerhard Wagner damit beschäftigt, seinem Juwel den letzten Schliff zu verpassen: die Endlackierung. Hierbei

wird er hoffentlich der Versuchung wider-stehen, seine Neuentwicklung in den üblichen weißen Segelfliegereinheitsbrei zu tauchen. Dieses Juwel braucht Farbe, damit es sich bereits von Weitem von den Stan-dard-Plastikfliegern unterscheidet. Ich den-ke dabei vielleicht an ein leuchtendes Rot oder ein eidotterfarbenes Gelb. Der Fantasie sind hier �„aus meiner Sicht�“ wohl keine Grenzen gesetzt; siehe SparrowHawk von Winward-Performance, Oregon. Kaum habe ich diesen wunderbaren Vor-schlag geäußert, da stehe ich schon wieder mit beiden Beinen knietief im Fettnapf drin. �„Geht nicht�“, klärt mich Gerhard sofort auf, �„Flugzeuge mit tragenden Strukturen aus

Epoxy-Laminat sind für eine max. Erwär-mung auf 54° ausgelegt. Schon die rein-weiße Farbe bringt im Extremfall eine Erwärmung durch Sonneneinstrahlung auf über 54° und jede andere Farbe (auch Gelb) bringt eine höhere Erwärmung. Und beim SparrowHawk handelt es sich um eine Konstruktion aus Kohlefaser-Prepregs, die bei 150° getempert wird. Da spielt dann die Erwärmung durch die Sonne keine Rolle.�“Schande über mich, denn diesmal ist die Sache zweimal peinlich. Als Werkstattleiter hätte ich das wissen können. O.k., dann gebe ich mich auch mit einer hellblauen Kennung und blauen Streifen zufrieden. Schließlich sieht meine SB5 genau so aus.

Projektdaten zur GFW-3(zum Teil durch Flugversuche bereits bestätigt)

Spannweite: 13,30 mRumpflänge: 5,47 mFlügelfläche: 9,844 m2

Streckung: 18,24

Leergewicht (inkl. Rettungsgerät): 120 kgZuladung (max.): 100 kgZuladung (min.): 60 kgGesamtmasse (max.) 220 kg

Überziehgeschw. (vS1): 59,6 kmÜberziehgeschw. (vSF): 53,3 km/hManövergeschw. (vA): 123,3 km/hBem.-Geschw. Klappe 34° (vF34): 106,7 km/hBem.-Geschw. Böen (vB): 141,9 km/hBem.-Geschw. F-Schlepp (vT): 130,0 km/hBem.-Geschw. W-Schlepp (vW): 120,0 km/hBem.-Höchstgeschw. (vD): 166 km/h...185 km/hBeste Gleitzahl: 35 bei 85 km/hgrößtes sicheres Lastvielfaches (Böen):5,6

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