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    BiologieFreiwillige im Dienstdes Umweltschutzes

    ReportageBoeing 737 vor Vancouver

    FotografiePrsentationsprogramme machen mehr aus Ihren Fotos

    DivestyleTaucheruhren und Schmuck

    ARCHOLOGIESo arbeiten UW-Archologen

    Interview: Ein Doktorand berichtet

    Die Hhlen der Mayas

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  • ATLANTIS 3/2013 3

    Sprechen wir ber gypten Liebe Leserin,lieber Leser,

    keine andere Regierungsform setzt so viel Reife, Verantwortungsbewusstsein, Rcksicht-nahme und Bildung voraus wie die Demokratie. Deshalb schickt sie sich gerade an, imWesten zu scheitern. Unbestechliche Beobachter sprechen auch in Deutschland, Frankreich,USA usw. schon von postdemokratischen Verhltnissen. Aber das ist eine andere Geschich-te. An dieser Stelle soll es um gypten gehen. Als sich das gyptische Volk vor zwei Jahren in einem beispiellosen Akt der Selbstbefreiungvon seinem selbstherrlichen Prsidenten Hosni Mubarak befreite, da freuten wir uns mitden gyptern. Jetzt wrde es aufwrts gehen, die Demokratie wrde Einzug halten, freieWahlen, Meinungs- und Pressefreiheit, Liberalitt mit ihr. Und deshalb kreierte man eigensdas geflgelte Wort vom arabischen Frhling.Aber es gab auch Stimmen, die warnten. Die zur Langsamkeit mahnten, die der neuen Frei-heit des Volkes kritisch gegenber standen. Zu dieser Gruppe gehrten ehemalige Politikerwie Henry Kissinger und Helmut Schmidt. Aber auch altgediente politische Journalisten mitviel Auslandserfahrung wie Klaus Bednarz und Peter Scholl-Latour. Also Persnlichkeiten,die aufgrund ihrer heutigen Distanz zum laufenden Politik- und Medienbetrieb Klartext re-den durften. Und vor allem wissen, wie der Hase luft. Die Sachverhalte realistisch ein-schtzen und nicht aus einer Parteiposition heraus oder aus geostrategischen berlegun-gen. Indes, diese warnenden Stimmen wurden nicht gehrt, im Gegenteil: Wer nicht einse-hen wollte, dass es jetzt in gypten demokratisch werden wrde wurde beschimpft. Doch die folgenden Ereignisse gaben den Rufern in der Wste recht. Das Volk setzte dieneue Freiheit mit Chaos gleich. Man hat ja jetzt Demokratie. Folgerichtig fanden auch dieNeuwahlen berhastet statt. Die neue Regierung wurde ohne gltige Verfassung gewhlt.Dass die neue herrschende Klasse das sofort ausnutzen wrde, um eine ausschlielich aussie zugeschnittene Verfassung zu formulieren, bedachte man nicht. Das man ist das in gypten alles beherrschende Militr. Das kocht zunchst sein eigenesSppchen. Mursi und seine Moslembrder wurden nicht aus Menschenfreundlichkeit ent-machtet sondern weil sie sich anschickten, die Macht der Militrs zu untergraben. Daskonnte man nicht zulassen.Nocheinmal: Demokratie geht nur mit gebildeten, verantwortungsbewussten Menschen.Das gyptische Volk aber besteht noch zu fast 40 Prozent aus Analphabeten. Der sekund-re Analphabetismus geht gegen 70 Prozent: Die Leute knnen lesen und schreiben, verste-hen aber nicht, was da geschrieben steht.Wenn kluge Kpfe heute in deutschen Talkshows fordern, dass der Westen gypten zuuntersttzen hat, dann muss diese Hilfe so aussehen: Der europische Toursist zahlt einenrealistischen Preis fr seinen Aufenthalt am Roten Meer. Und der Basisbetreiber zahlt sei-nem gyptischen Kompressorboy einen realistischen Lohn fr seinen Sechzehnstundentagund keine 50 Euro im Monat. Erst wenn der Bauch gefllt ist, kann man an geistige Nah-rung (=Bildung) denken. Demokratische Verhltnisse nach westlichem Vorbild einzufordernund die Menschen gyptens weiterhin als Sklaven, auch im Tauchbusiness, auszunutzen istheuchlerisch und zutiefst verachtenswert. Das Wesen einer Revolution sind anschlieende Machtkmpfe. Das war 1789 in Frankreichso, das war 1917 in Russland so und in der jngsten Vergangenheit im frheren Jugosla-wien. Und jetzt eben in gypten. Ein Politiker wei das. Berater ins Land zu schicken istAugenwischerei. Aber wir selbst, wir knnen etwas tun fr unsere Freunde am Nil. NmlichMarktpreise zahlen und ihnen so ein menschenwrdiges Leben ermglichen. Die Demokra-tie entwickelt sich dann von alleine.

    Editorial

    Heinz Ksinger, Chefredakteur ATLANTIS

    IhrHeinz Ksinger

  • 4 ATLANTIS 3/2013

    Inhalt

    ATLANTIS THEMEN

    TitelthemaUnterwasserarchologen spren im In- und Ausland unseren Vorfahren nach. Ab Seite 10

    Biologie Wracktauchen ist gefhrlicher als ein gewhnlicher Tauchgang. Wir sagen Ihnen, was Sie beachten mssen um heil aus der Sache rauszukommen. Seite 70

    ReportageVor Vancouver Island liegtdas Wrack einer Boeing 737.Wie es dort hin kam undwas man am Wrack erlebterfahren Sie aufSeite 64

    ReisezieleEinmal um die Welt gefllig?Folgen Sie uns nach Grie-chenland, gypten, GranCanaria, PNG und auf diePhilippinen. Ab Seite 40

  • TITELGESCHICHTEAbstieg in die Vergangenheit 10Was ist Unterwasserarchologie? 12Rettet das christliche Abendland 14 Der Weg nach Xibalba 20Ein Unterwasserarchologe berichtet 24So arbeiten Unterwasserarchologen 26www-Adressen: Guckst Du hier 32

    REISEgypten: Auf und Ab am Roten Meer 40Griechenland: Einfach Spa haben 44Philippinen: Der Weg ist das Ziel 48Lissenung: Weit abseits vom Rest der Welt 54Gran Canaria: Tauchen vor Vulkanien 58

    REPORTAGE & FEATUREBoeing 737: Sinkflug zum Meeresgrund 64

    AUSBILDUNG & TECHNIKWrack-Weisheiten 70

    BIOLOGIE & UMWELTGute Arbeit, Leute 72

    FOTOGRAFIE & VIDEOBildprsentation 2: Prsentationssoftware 76

    DIVESTYLEUhren und Schmuck fr Taucher 78

    RUBRIKENEditorial 3Leserbriefe 6Unterhaltung 8Magazin 34Sea People 80Vorschau/Impressum 82

    Titelfoto: Uli Kunz

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    ReisezieleZauberhaftes BaliMalediven First Class

    BiologieWas lebt am Swasser?

    FotografieProfessionelle Bildprojektion (1):

    Kaufberatung digitale Projektoren

    DivestyleEdles fr die Tauchertafel

    MITTELMEERKroatien: Die Inseln in der Kvarner Bucht

    Libyen: Altes Land, neu entdeckt

    Meer erleben auf Elba

    Gozo: Der Taucherfelsen

    46 Kilometer Slovenien

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    ATLANTIS, Kferstr. 6, D-79206 [email protected] Leserbriefe geben die persnliche Meinung des Einsenders wieder. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu krzen. Wir verffentlichen nur Briefe, die unter Angabe von Name und Anschrift eingehen. Das gilt insbesondere fr Leserbriefe per E-Mail.

    K N O T E N S C H T Z E N TA U C H E R L E B E NZuschrift zu unserem Technik-Beitrag Wehe wenn der Knotenplatzt, ATLANTIS 2-13Als DLRG-Taucher habe ich IhrenBeitrag ber die richtigen Knotensehr begrt. Immer wieder mssenwir Menschen retten, die durch un-fachmnnisch angebrachte Leinen inGefahr geraten. Besonders gut fandich Ihre kundige Bemerkung, dassFhrungsleinen beim Taucher nichtnur um die Hfte sondern auch bermindestens eine Schulter zu laufenhaben.

    Gernot Maier, D-Halle

    T E I C H , W E I H E R ,S E E ?Zuschriften zu Fnfklassengesell-schaft, ATLANTIS 2-13Ein wirklich schner Beitrag, derLust aufs Swasser macht und eineklare Absage an alle jene Taucher,die uns lrmend und saufend densonntglichen Ausflug vergllen. Was mir im Artikel gefehlt hat, istdie Unterscheidung See Weiher Teich: Ein Weiher ist, wie der See,auf natrliche Weise entstanden. Diemeisten davon nach der letzten Eis-zeit. Dem Weiher fehlt lediglich dielichtlose Tiefe des See, das soge-nannte Profondal. Die Gre des Ge-wssers ist also nicht entscheidend.Ein Teich hingegen ist immer knst-lich angelegt. Da die Kirche imMittelalter an die 170 Fastentagevorgeschrieben hatte, an denen keinFleisch gegessen werden durfte, ent-standen in Europa Tausende vonTeichen fr die Fischzucht, die wirheute aber als durchaus natrlichenUrsprungs wahrnehmen.

    Dr. Rolf-Dieter Einhorn, D-Celle

    MEINUNGEN, STIMMEN, KOMMENTARE

    S C H L E C H T E S P R E I S - L E I S T U N G S -V E R H LT N I SZuschriften zu unserer TitelgeschichteMittelmeer, ATLANTIS 2-2013Ich mchte Sie darauf hinweisen, dass amMittelmeer alles andere als ein akzeptablesPreis-Leistungsverhltnis herrscht. ZehnEuro fr ein kleines Bier am Hafen von Ge-nua, 98 Euro fr eine Bruchbude in einerPension an der Hauptstrae und bei vielenTauchschulen an die 100 Euro fr einenTauchgang mit dem Boot haben mir dieLust auf einen Mittelmeerurlaub vorerstgenommen. Ich bleibe dabei: gypten istfr mich nach wie vor unschlagbar.

    Harry Sievers, D-Schleswig

    Als ich Ihre Startseite fr den Mittelmeer-teil sah, da habe ich sie frmlich gerochen,die Macchia. Und den Ziegenkse ge-schmeckt und den Wind gesprt habe ichauch und etwas betrunken vom Wein binich geworden, ohne tatschlich getrunkenzu haben. Die Sehnsucht nach dem Mittel-meer tragen wir Nordlnder wohl in denGenen.

    Petra Gantz, CH-Egerkingen

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    LAUT. LAUTER. LEBLOS.

  • den gesamten deutschsprachigen Tauchermarkt zwi-schen Hamburg, Bern und Wien auf.Lass erst mal die Katze aus dem Sack. Du weit, dass dumir vertrauen kannst. Worum geht es denn bei deinemProjekt?Kleine Insel vor der sudanesischen Kste. Unberhrt,keine Touris. Ich sag dir, das Eiland zieht die Taucher anwie Kuhscheie die Fliegen wenn das Marketing stimmt.Das bernehme ich dann natrlich persnlich.Infrastruktur, Finanzierung, Genehmigungen?Arbeite ich noch dran. Ein Investor hat schon sein Inter-esse signalisiert. Schwer reicher Manager. Hat das Poten-tial des Projekts auf einen Blick erkannt. Die Sudanesenziehen sowieso voll mit, die brauchen jeden Dollar Devi-sen. Aber, Themenwechsel, was machst du eigentlichausgerechnet in Grlitz?Meine geschiedene Frau stammt doch von hier. Ist nachder Trennung wieder in ihre Heimatstadt zurck. Sienimmt mich fr ein paar Tage auf, nur bis ich wieder Fugefasst habe.Mann, ich freu mich, dich zu treffen. Du wirst sehen,in nicht einem Jahr sitzen wir auf unserer Insel undscheffeln die Dollars.Sag mal, ich glaube du redest von der Insel, auf der esdamals schon die Diving-Company versucht hatte...Stimmt. Alles Dilettanten! Htten die mich gefragt,mssten sie jetzt keine Verluste abschreiben.

    Bernd, mal was ganz ande-res. Ich hab noch nichts imMagen aber keinen Centmehr in der Tasche.Kein Problem, Alter. Ich ladedich ein, wir gehen in meineStammkneipe, da hab ichKredit. Eine Wirtin, die kochtwie Mutti persnlich. Inzwei, drei Stunden stehtunser Businessplan. Undmorgen greifen wir an.

    Das kann doch nicht wahr sein! Bernd, bist du das? Martin, alter Schwerenter. Ausgerechnet du hier inGrlitz?Ja, musste vorbergehend zu meiner Mutter zurck,finanzieller Engpass. Aber ich berappel mich gerade. Ichhab da eine ganz groe Sache am laufen.Und auf den Malediven, bist du da raus?Zum Glck ja, das war am Schluss der blanke Horror.Der Tauchbasenpchter hat mich einfach nicht mehrbezahlt, ich war schlielich pleite, ein Tauchgast hat mirdas Geld frs Rckflugticket vorgestreckt. Aber ich holmir mein Geld, da kannst du sicher sein. Eine internatio-nal ttige Anwaltskanzlei ist natrlich beauftragt. Abso-lute Profis. Jetzt erzhl du doch!Ich komme gerade aus Manila. Riesenprojekt aufNegros. Ich brauch jetzt erst mal Urlaub, so viel hab ichgeschuftet die letzten Monate. Tauchbasis, angeschlos-senes Hotel fr gehobenes Publikum, Kulturprogramme,das alles will gemanagt sein. Du verstehst.Klar Mann, Glckspilz. Knntest du mich da nicht vor-bergehend unterbringen?Nun, h, erst mal eher nicht. Es gab gewisse Differenzenmit dem Investor. Ging um die Unternehmensphiloso-phie, die geschftliche Ausrichtung der Divebase, Markt-positionierung, wenn du verstehst, was ich meine.Brauchst nicht deutlicher zu werden, passiert mir auchimmer wieder. Ich sag immer: Ein Tourismusprojekt isteine Sache, Tauchen eineandere. Krawattentrgerhaben einfach keineAhnung, wie es im Divebusi-ness zu laufen hat. Aber wiegesagt, ich mach jetzt wasEigenes. Bin im Moment aufder Suche nach einem Com-pagnon. Httest du nichtLust? Wr doch was, wir bei-de. Ich hab dir immergesagt, zusammen rollen wir

    8 ATLANTIS 3/2013

    Unterhaltung

    Die Branche der ProfisVon Heinz Ksinger

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    Holzmanns Tiefblick

    Auch unter Wasser mehrt sich der Protest gegen eine verkrustete Sexualmoral

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    ATLANTIS Titel

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    Unterwasserarchologie

    ABSTIEG in die VergangenheitWas ist Unterwasserarchologie? Seite 12

    Rettet das christliche Abendland Seite 14

    Der Weg nach Xibalba Seite 20

    Ein Unterwasserarchologe berichtet Seite 24

    So arbeiten Archologen Seite 26

    Archologische Webseiten Seite 32

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  • Natrlich ist es schwierig, in einemMedium wie Wasser oder auch nur inFeuchtigkeit, zum Beispiel in Mooren,Arch ologie zu betreiben. Auch ohneTauch ausrstung schon eine Gummihosebehindert sorgfltiges Arbeiten enorm hatman da seine Probleme. Und schon daszhlt zur Unterwasserarchologie. Wissen-schaftlich nennt man sie deshalb auchschlicht Feuchtbodenarchologie.

    SYSTEMATIK Ein wichtiges Kriterium bei der Feuchtbo-den- bzw. Unterwasserarchologie ist:Die Lagerung von (organischen) Fund -stcken in Wasser bietet enorme Vorteile das Fehlen von Sauerstoff und manchmalauch Licht konserviert Holz, Leder oderGewebe. An der Luft wre ein Pflock, eineSandale oder ein unedles Metallstck schonlngst zerfallen, verrottet.Gegliedert wird die Unterwasserarchologiein die Teilbereiche der Kstenarchologie,der Binnengewsserarchologie, der Fluss -archologie und der Moorarchologie. Da -bei spielt das Zeitalter des Untergangs desFundstcks keine Rolle. Auch Relikte ausbeispielsweise den 1950er Jahren knntenvon wissenschaftlichem Interesse sein,wenn sie eine zeitgeschichtliche Bedeutunghaben.Darber hinaus werden archologischeQuellen in vier Gruppen zusammengefasst.

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    ATLANTIS Titel

    Begriffsbestimmung:

    Unterwasser-archologie?

    Was ist

    Die Unterwasserarchologie ist eine Teildisziplinder Archologie. Seen, Flsse oder Meere sindnoch nicht einmal erforderlich. Ein Tmpel, eineFeuchtwiese, eine Lache mit Fundstcken gengendazu. Von Heinz Ksinger

    VERLUSTGEGENSTNDEDazu zhlen natrlich Wracks. Aber auch die Wurfharpune eines Steinzeitmenschen, derversuchte einen Fisch zu treffen, ihn verfehlte und die Harpune auf Nimmerwiedersehen imSee versinken sah. Oder der Ledereimer, der dem unglcklichen Bauern beim Schpfen ausder Hand rutschte. Wertgegenstnde, die einem Ungeschickten ins Wasser fielen und soweiter. Verlustgegenstnde werden besonders hufig an Siedlungspltzen, an frherenBrcken oder Furten gefunden. Also dort, wo sich auch viele Menschen aufhielten. Aller-dings: Ob die Gegenstnde wirklich verloren wurden oder an der Stelle absichtlich depo-niert, wird man in vielen Fllen nie mehr herausfinden. Beispiele fr absichtlich abgelegteSachen sind Opfergaben und versteckte Gegenstnde. Wracks werden heute sowohl aus derFrhzeit des Schiffsbaus gefunden bis hin zu versunkenen Schiffen der letzten vergangenenTage. Seit der Mittleren Steinzeit be fhrt der Mensch die Gewsser. In jener Zeit mit Ein-bumen. Erst einige 1000 Jahre spter wird es Spantenboote geben. Interessant dabei istnicht nur das Wasserfahrzeug selber sondern auch dessen Ladung.

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    Glanzlicht der Unterwasserarchologie ist sicherlich der Fund eines Amphorenwracks, einBeispiel der Gruppe Verlustgegenstnde (links). Die Erforschung von Siedlungsanlagen zeigt dasBild oben: Untersucht wird hier eine frhneolithische Siedlung an der Ostseekste. Hfen undLnden: Die Fotos ganz links und oben Mitte zeigen den versunkenen Hafen Caesareas nrdlichvon Tel Aviv. Viele archologisch wichtige Dinge finden sich auch in der Nhe von Brcken undanderen Flussbergngen. Die Steinerne Brcke Regensburg ist eine der ltesten in Deutschland

    SIEDLUNGEN...bilden zusammen mit den Grbern eineweitere Gruppe archologischer Quellen.Die bekanntesten davon sind sicherlich diePfahlbauten der Jungsteinzeit an Mittel -europischen Seen, beispielsweise die unterWeltkulturerbe der UNESCO fallendenPfahlbauten in Unteruhldingen am Boden-see. Generell geben Siedlungsreste einentiefen Einblick in das Leben der Menschenvergangener Jahrhunderte. Die Anlage vonDrfern und Weilern sagt zum Beispiel aus,wie die Bedrohungslage durch Feinde oderUmwelt war, ob es Handwerker gab, mitwem man Handel trieb usw.

    HFEN UND LNDENSeit der Mensch die Gewsser befhrt, muss er mit seinem Boot irgendwoanlegen. Die Hfen und Anlegestellen, so genannte Lnden, haben sich seitder Frhzeit natrlich ganz erheblich gendert. Dazu gab es sogar innerhalbeines geschlossenen Raumes zur gleichen Zeit verschiedene Konzepte. ZumBeispiel Bootsstege, die wie Zungen in einen See hineinragten oder parallelzum Ufer in den Seegrund gerammte Schutzpfhle.

    BRCKEN UND FURTENGeforscht wird selbstverstndlich auch anfrhen Brcken oder Furten. Flsse warenvon altersher nicht nur trennende Elementeeiner Landschaft sondern auch Verkehrs-und Handelswege. Die ersten Brcken berkleinere Wasserlufe waren flchtige, nichtdauerhafte Holzkonstruktionen. Ansonstenwurde per Fhre oder ber Furten gequert.Erst relativ spt, etwa im 10. Jahrhundert,tauchten in Nordeuropa steinerne Fluss-bergnge auf. Um trockenen Fues bereinen Fluss zu gelangen, reisten die Men-schen frher sogar weite Umwege zu jenenneu entstandenen Bauwerken. WelcheBedeutung stabile, steinerne Flussbergn-ge hatten, zeigt sich in alten, jedoch heutenoch gebruchlichen Ortsnamen: Um aufdas besondere der rtlichkeit, nmlich einestabile Brcke aus Stein, die selbst Hoch-wasser trotzt, hinzuweisen, heit beispiels-weise ein bergang ber den Fluss Wiesebei Zell im Wiesental noch heute Steiner Brckle.

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    ATLANTIS Titel

    Die Seeschlacht von Lepanto:

    Rettet das christlicheAbendland!

    Es war die Zeit, als das Osmanische Reich seine Hnde nach Nordeuropa ausstreckte. Das von der Seerepublik Venedig beherrschte Zypern hatten dieMuselmanen bereits eingenommen. Da rief Papst Pius V. alle christlichen Reiche zur Heiligen Liga zusammen. Dem Ruf folgten auf Erden zwei Staaten:Spanien und Venedig. Auch die Heiligen im Himmel untersttzten den Papstund sandten Feuer schleudernde Kampfengel in die Schlacht.Von Heinz Ksinger

  • ihr Heil in der Offensive und begannenihrerseits eine Expansionspolitik in Rich-tung Mitteleuropa zu betreiben. Die Behauptung europischer Geschichts-bcher, der Sultan in Konstantinopel wolltein jener Zeit den wahren Glauben vernich-ten und aus Europa eine heidnische Mr-dergrube machen, stimmt also schlichtnicht. Tatsache ist auch, dass der Mittel-meerhandel in jener Zeit ein Wahnsinnsge-schft war, von dem vor allem die italieni-schen Seerepubliken Venedig, Pisa undGenua profitierten. Die Trken wollten vomKuchen auch ein Stck abhaben undbegannen, sich im stlichen Mittelmeerstrategisch wichtige Standorte zu sichern

    wozu Zypern sicherlich gehrte. Und sogeriet der christliche Nordwesten mit demmuslimischen Sdosten aneinander, wederGlaubenskrieg noch Kulturkampf. Es gingum Geld und um Einfluss.Der schwelende Konflikt gipfelte in der See-schlacht von Lepanto, heute Nafpaktos

    Sonne nie unterginge. Wie wahr. Die Habs-burger besaen riesige Lndereien im OstenEuropas, in Mitteleuropa, neuerdings jetztSpanien und ber Spanien die ersten Kolo-nien drben in der neuen Welt. Frankreich, jetzt auch politisch eingekeiltzwischen Deutschland und Spanien, fhltesich bedroht. Da sowohl Spanien als auchHabsburgeuropa stramm papsttreu waren,war es klar, dass Pius auf deren Seite stand.Doch auch im Nahen Osten grte es. DieInteressen Habsburgs auf dem Balkan reiz-ten die Trken, die ihrerseits aggressiv Ln-dereien im stlichen Mittelmeerraumzusammenraubten. Was den europischenImperialismus betraf, suchten die Osmanen

    Die Krfteverhltnisse in Europa, ja derWelt, forderten Mitte des 16. Jahrhun-derts groe Konflikte geradezu heraus. Diepolitische Growetterlage sah so aus: Vorwenigen Jahren hatte man Amerika entdeckt. Der riesige Kontinent im Westenverhie riesige Profite. Um die Reichtmerauszubeuten, brauchte man viel Investi-tionskapital und viel Personal. Nur diestrksten Nationen konnten das leisten. Die Seefahrerlnder Spanien und Portugalhatten da dank ihrer Lage schon einen Vor-teil aber die damals strksten europischenNationen waren zweifellos das DeutscheReich, gefhrt von den Habsburgern inWien in der Mitte Europas. Und im WestenFrankreich und England. Wie auch nochheute, so waren schon damals die europi-schen Knigshuser alle miteinander ver-wandt und als der spanische Knig starberbte der Habsburger Karl die Krone. Dernannte sich ab sofort der Fnfte und dieWelt behauptete, dass in seinem Reich die

    ATLANTIS 3/2013 15

    DIE TRKENKRIEGE WARENKEINE GLAUBENSKRIEGE.

    ES GING UM GELD UND EINFLUSS

  • osmanischer Gegenpart, hatte als Vizekom-mandeur einen Seemann zur Seite, UludschAli. Beide Stellvertreter sollten im Verlaufder Schlacht entscheidende Rollen ber-nehmen, wir kommen auf sie zurck. Fr die sptere politisch-strategische Folgeder Schlacht ist es noch wichtig, die beidenStaatsoberhupter zu kennen, die die poli-tische Verantwortung dafr trugen. Aufchristlicher Seite war dies der Spanier Phil-ipp II., ein Sohn Karl V., auf osmanischerSeite Sultan Selim II. in Konstantinopel.Die Christen hatten die Entscheidungs-schlacht gesucht, sie waren es, die sichzuerst versammelten. Aus allen Himmels-richtungen strmten die Kriegsschiffe zurkleinen Insel Oxia. Dort ordnete sie DonJuan zur endgltigen Schlachtaufstellungan: In die Mitte setzte er die schwerenGaleeren, die Flgel im Norden und Sdenwurden von leichten, wendigen Schiffeneingenommen. 38 schwere Schiffe behielter im Rckraum als Reserve. Er selbst nahmauf den schweren Schiffen im Zentrum denOberbefehl ein. Es unterstanden ihm rund40 000 Seeleute und 28 000 Soldaten. AmMorgen des 7. Oktober 1571 begann derTag mit einem Prunkgottesdienst, dann

    genannt und auf dem Peloponnes gelegen.Eine vertrackte Stelle fr eine Seeschlacht.Denn der Ort Lepanto/Nafpaktos markiertden Eingang zum engen Golf von Patras.Grozgige Ausweichmanver sind nichtmglich und auch auf grorumig angeleg-te Zangenbewegungen muss verzichtetwerden. Weiter stren in diesem Gebieteinige kleine und kleinste Inseln, diegefhrliche Hindernisse darstellen. Warumdie beiden Oberbefehlshaber der beidenStreitflotten ausgerechnet diese Stelle frdie groe Schlacht whlten, wird den Histo-rikern fr immer ein Geheimnis bleiben.Vielleicht ist das eine Erklrung: BeideOberbefehlshaber waren eigentlich keineMarinesoldaten sondern Landsoldaten. Bei-de befehligten in frheren Kommandosausschlielich Landtruppen. Von Don Juan,dem Oberkommandeur der Heiligen Liga,wei man sogar, dass er fters heftigeDispute mit seinem Stellvertreter, demVenetianer Sebastiano Venier, austrug, weildieser als Vollblut-Seemann einfach denbesseren Blick fr das Machbare hatte. DieDispute gipfelten gar in der DegradierungVeniers kurz vor der entscheidendenSchlacht. Auch Ali Pascha, Don Juans

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    ATLANTIS Titel

    DIE SEESCHLACHT VON LEPANTO HATTE KEINEPOLITISCHEN FOLGEN.

    DIE MACHTVERHLTNISSE BLIEBEN WIE SIE WAREN

  • Als erstes gerieten die beiden Nordflgelaneinander, es war gerade 10.00 Uhrgeworden. Ein leichter Wind hatte die bei-den Nordblcke aufeinander zugetrieben,die Schiffe verkeilten sich ineinander, einblutiges Gemetzel ohne taktischen oderstrategischen Wert begann. Um 10.20 Uhr gab Don Juan seinem Zen-trum den Befehl zum Angriff. Zwei Galeas-sen setzten sich darauf hin vor die Schlach-tordnung der Christen und begannen aufdie Trken zu feuern. Ihre immense Feuer-kraft hatte verheerende Folgen beim Geg-ner. Bereits der dritte Schuss traf eine trki-sche Galeere so schwer, dass sie sank. Durchdie seemnnische Kunst der Trken gelanges aber bald darauf La Real, das Flagg-schiff der Christen mit Don Juan an Bord,einzukreisen. Auch eine venezianischeGaleere mit einem Unterkommandierendenwurde attackiert und geentert. Der Offizierfiel durch eigene Dummheit: Er ffnete seinVisier, um seinen Kommandos Gehr zuverschaffen. In diesem Moment traf ihn eintrkischer Pfeil ins Auge und er starb. La Real war noch immer eingekreist undAli Pascha beschloss, den gegnerischenKommandeur nun selbst anzugehen. Es war

    segelte man los. Ins Ungewisse. Was wrdeder Tag bringen?Unweit der Heiligen Liga hatten sich dieOsmanen aufgestellt. Ali Pascha hielt es frrichtig, die Schlachtordnung des Gegnerseins zu eins zu kopieren. Auch er massiertedie schweren Kriegsschiffe in der Mitte undflankierte diese durch leichte, schnelle Boo-te in Nord und Sd. Auch er kommandierteseine Flotte von der Mitte aus. Der christliche Gottesdienst war um 9.30Uhr vorber. Don Juan zndete einen Bl-lerschuss, dann setzte sich der kilometer-breite Konvoi in Marsch. Auch Ali Paschasegelte mit seiner Armada los, ebenfalls aufbreiter Linie. Allerdings: Seine Schlachtliniewar 1,5 Kilometer breiter als die der Chri-sten, so berlegen war die trkische Streit-macht. Schwere Kriegsschiffe hatte manetwa gleich viel, nmlich 208 zu 206 fr dieTrken, diese hatten aber rund 120 kleinereSchiffe mehr. Und mehr Menschen: 48 000Seeleute schifften rund 35 000 Soldaten indie Schlacht. Entscheidend fr den spterenSieg der Christen sollten sechs veneziani-sche Galeassen werden. Die bergroenSchiffe verfgten ber eine immense Feuer-kraft aus grokalibrigen Kanonen am Bug.

    ATLANTIS 3/2013 17

    DIE SCHLACHT BEENDETE DEN NIMBUS DER UNBESIEGBARKEIT

    DER TRKEN.MODERNE KRIEGSTECHNIK

    SCHLUG TAPFERKEIT

  • kmpften. Trotz der aus heutiger Sicht ver-alteten Technik bricht die Seeschlacht beiNafpaktos noch einen weiteren Superlativ:In jener Schlacht kamen so viele Menschenums Leben wie in keiner anderen See-schlacht danach. Und was hat sie genutzt? Nichts! In weni-gen Monaten hatten die Trken ihre Schif-fe durch neue ersetzt. Nur das Know-howder gefallenen Seeleute konnte so leichtnicht neu entstehen. Die Entscheidung umdie Vorherrschaft im stlichen Mittelmeer-raum htte eine Landschlacht bringen ms-sen, Don Juan hatte Philipp II. mehrmalsdazu gedrngt. Indes, dieser zgerte undverlor vollends das Interesse, als Venedigmit den Trken eine Art Separatfriedenschloss, der die Verhltnisse im stlichenMittelmeer so belie, wie sie waren, nm-lich mit einem osmanischen Zypern. ImGegenzug durfte Venedig ungestrtenHandel betreiben, der sogar vom Osmani-schen Reich protegiert wurde. Wie gut die christliche Propagandamaschi-ne funktionierte und funktioniert, zeigtsich noch heute. Zahlreiche spter entstan-dene Kirchen stellen in ihren Deckenfreskendie Seeschlacht von Lepanto dar. Als Bei-spiel sei hier die Barock-Kirche in Seeg, Ost-allgu, genannt. Whrend im Hintergrunddie Seeschlacht tobt, bittet die in blaugehaltene Maria Jesus Christus (mit rotemGewand) sowie Gott im Hintergrund undden Heiligen Geist um den Sieg der HeiligenLiga gegen die osmanische Flotte. Ein kleiner Engel greift darauf hin in dasKriegsgeschehen ein, indem er Blitze aufdie trkischen Schiffe sendet. Papst undKaiser beobachten die Schlacht.Vorne links Papst Pius V. im Gebet. Dahin-ter der Kaiser und der venezianische Doge.Rechts die brennende trkische Flotte; vor-ne sieht der Betrachter ertrinkende Trken.Noch Erschreckenderes aber kam bei derRecherche zu diesem Artikel zutage. DerAutor stie dabei auf einen Internetblog, indem ein Blogger noch im Februar 2013schrieb: Der Sieg der Christenheit war abertatschlich dem Gebet zuzuschreiben, dennohne gttlichen Beistand wren die ber-mchtigen Muslime nie besiegt worden.

    11.00 Uhr, als seine Galeere Sultana durch30 christliche Groschiffe direkt auf LaReal zuschoss und lngsseits ging. AliPaschas Garde, die Janitscharen, entertendas Flaggschiff Don Juans. Dessen Leib-truppen kmpften wie die Teufel um dasSchiff, sogar den Rudersklaven band mandie Hnde los und schickte sie in denKampf. Don Juan wurde schwer am Beinverletzt. Jetzt schlug die Stunde des degra-dierten Stellvertreters. Er versorgte DonJuan zuerst und koordinierte dann dieAbwehr. Die Janitscharen wurden vomSchiff gedrngt und die Spanier entertenjetzt ihrerseits die Sultana. Ali Paschawurde von einer Gewehrkugel in den Kopfgetroffen und starb. Die christlichen Spa-nier hieben ihm den Kopf ab und stecktenihn auf einen langen Speer. Das brach dieWiderstandskraft der Osmanen. Ihr Zentrumwurde zurck gedrngt. Gegen 13.30 Uhrwaren alle islamischen Schiffe im Zentrumder Schlachtordnung versenkt oder erobert. Ein Entlastungsangriff des trkischen Sd-flgels kam zu spt. Jener wurde von AliPaschas Stellvertreter Uludsch Ali befehligt.Dem war es gelungen, den maltesischenSchiffen jenes Flgels schwere Verlustezuzufgen und den Abteilungskomman-deur zu tten. Das Gemetzel am Sdflgelwre weitergegangen, wenn nicht DonJuan einen groen Schiffsverband aus demZentrum gelst und seinem Sdflgel zuHilfe geschickt htte. In diesem Momentwurde Uludsch Ali klar, dass die Schlachtverloren war. Er sammelte den Rest derFlotte um sich und brach aus. Spter bekamer von Selim II. den Ehrennamen Kilic(=Schwert) Pascha und wurde neuer Ober-befehlshaber der osmanischen Flotte.Diese hatte bis dahin den Nimbus derUnbesiegbarkeit gehabt. Die Seeschlachtvon Lepanto brach diesen Nimbus. ObwohlAli Pascha viel mehr Schiffe in die Schlachtfhren konnte, quantitativ berlegen war.Wie aber sah es mit der Qualitt aus? Ent-scheidend war nicht nur die Feuerkraft dergroen venezianischen Galeassen, entschei-dend war auch, dass Don Juans Soldatenmit Gewehren ausgerstet waren, whrenddie Trken noch mit Pfeil und Bogen

    ATLANTIS 3/2013 19

    Erste Doppelseite: Zeitgenssische Darstellun-gen der Seeschlacht von Lepanto. DieRadierung rechts zeigt, wie sich die beidenStreitkrfte gegenber standen.Zweite Doppelseite: Die beiden Oberbefehls-haber der Flotten. Links Ali Pascha, der in derSchlacht fiel. Rechts Don Juan de Austria. Erwar ein unehelicher Sohn Karls V., der im spa-nischen Militr Karriere machte. Die Kampf-szene rechts zeigt die Bemhungen trkischerBoote, La Real, das Flaggschiff der HeiligenLiga, zu entern.Linkes Bild: Der Innenraum der Barockkirchevon Seeg im Allgu. Die Deckenbemalungstellt die Seeschlacht dar, die nur gewonnenwird, weil sich der Himmel auf die Seite derChristen gestellt hatte und die Trken mitbermchtigen Waffen bekmpfte

  • lich, ein digitales 3D-Modell zu erstellen,welches auch auf Standardrechnern dar-stellbar ist; eine Technik, die derzeit an derKieler Universitt erprobt wird.

    HHLENFORSCHUNGSTAUCHEN:VORAUSSETZUNG FR DIE

    UNTERSUCHUNGENTauchen bzw. arbeiten in unter Wasserliegenden Hhlensystemen und Cenotenerfordern den Einsatz von erfahrenen For-schungstauchern, die ber die entsprechen-de Zusatzausbildung verfgen und mit ent-sprechender Ausrstung ausgestattet undvertraut sein mssen. Anders als bei Tauch-einstzen im Freiwasser, knnen die Wis-senschaftler bei etwaigen Notfllen nichtdirekt an die Oberflche zurckkehren, son-dern mssen zur Einstiegsstelle (Cenote)zurck tauchen, die unter Umstnden meh-rere Kilometer entfernt liegt. Hinzu kommt ein erhhtes Gefahrenpoten-tial aufgrund von Engstellen, schlechterSicht durch Aufwirbelung von Sediment,Stickstoff- bzw. Sauerstoffvergiftung, Fehl-

    Ziel ist die Erfassung, Erforschung undErhaltung von archologischen und pal-ontologischen Funden und Befundenunterschiedlicher Zeitstellung aus denCenoten und Hhlensystemen der Bundes-staaten Yucatn und Quintana Roo. SeitBeginn der Untersuchungen konnte bereitsreichhaltiges Fundmaterial dokumentiertwerden; darunter Knochen der pleistoznenFauna, prhistorische Feuerstellen undBestattungen sowie sakrale und profaneHinterlassenschaften der Maya. Whrend des Untersuchungszeitraumeswurde versucht, Fundpltze in Cenoten undHhlen mglichst umfassend zu lokalisie-ren, zu dokumentieren, zu datieren und zucharakterisieren. Darber hinaus wurdenseitens der AMLA zielgerichtete Prospek-tions- und Dokumentationsverfahren sowiedie damit verbundenen Tauchtechniken frdiese diffizile Arbeitsumgebung entwickelt,um bei maximaler Tauchsicherheit effizientund systematisch arbeiten zu knnen. Diesbeinhaltete darber hinaus von den unterWasser gelegenen Fundstellen, sofern mg-

    Charakteristisch fr die mexikanischeHalbinsel Yucatn ist das weitestgehen-de Fehlen oberirdischer Swasserressour-cen wie Flsse oder Seen und der Mangelan ertragreichen Bden. Das Grundwasserfindet sich vorwiegend in den mehr als3000 bekannten Einsturzdolinen, so ge -nannten Cenoten, sowie den weit verzweig-ten unterirdischen Hhlensystemen desstark verkarsteten Bodens. Seit 1999 wer-den diese potentiellen Fundstellen prhis-torischer Zeugnisse durch das InstitutoNational de Antropologa e Historia (INAH)im Rahmen des Projektes UnderwaterArchaeological Atlas untersucht. In denJahren 2009-2011 waren Forschungstau-cher der Arbeitsgruppe fr maritime undlimnische Archologie (AMLA) des Institutsfr Ur- und Frhgeschichte der Chrsitian-Albrechts-Universtitt (CAU) Kiel an denUntersuchungen beteiligt.

    20 ATLANTIS 3/2013

    ATLANTIS Titel

    Archologie in Mexikos Cenoten:

    DER WEG NACH XIBALBADer nachfolgende Textist kein journalistischerArtikel sondern ein ar-chologischer Fachauf-satz. Wissenschaftlicher

    Przision wurde derVorzug vor unterhalten-der Sprache gegeben.Wir haben den Artikel

    deshalb nahezu unredi-giert wiedergegeben.

    Von Florian Huber M.A.

    Foto: Florian Huber

  • schungsstand sowie die Besiedlungsge-schichte der Halbinsel Yucatn.Hhlen sind zunchst ein geologisches Ph-nomen. Entstehungsgeschichtlich werdendabei primre und sekundre Hhlen unter-schieden. Whrend primre Systemeunmittelbar mit der Gesteinsbildung inZusammenhang stehen (z. B. Lava-Hhlen),entstanden die Hohlrume in sekundrenSystemen nach der Gesteinsbildung durch

    ERGEBNISSEAufgrund der hervorragenden Erhaltungs-bedingungen unter Wasser ermglicht dieErforschung von Cenoten und geflutetenHhlen die Erfassung von einzigartigenBefunden, die aufgrund der speziellen geo-chemischen und geomorphologischenBedingungen oberirdisch bereits vergangensind. Diesem Umstand ist es zu verdanken,dass man generell orderirdisch keine Funde,die lter als 2000 before present (B. P.) sind,in der dnnen Humusschicht des Arbeitsge-biets, lokalisieren kann. Jngste Funde ausdem spten Pleistozn und frhen Holoznaus den Hhlensystemen werfen nun einvllig neues Licht auf den bisherigen For-

    funktion der Ausrstung sowie Verlust derOrientierung im Hhlensystem. All dieseGefahrensituationen mssen vom Tauch-team vermieden bzw. unter Wasser bewl-tigt werden knnen. Entsprechende Tauch-partner sind ebenso obligatorisch wie dieredundante Ausfhrung der Tauchausrs -tung; lebenserhaltende Gegenstnde wieFlaschen, Atemregler, Lampen oder Maskenmssen also immer mindestens doppeltmitgefhrt werden. Durch die begrenzte Gasmenge in den Fla-schenpaketen und der Erfordernis minde-stens zwei Drittel dieser Gasmenge frRck weg, Dekompression und Notflle vor-zuhalten, bleibt in der Regel nur wenig Zeitfr die Arbeit an den Funden und Befundenvor Ort. Darber hinaus ist die Zeit amArbeitsplatz abhngig von den jeweiligenGegebenheiten im Hhlensystem wie dermaximal erreichten Tauchtiefe oder derFundlage und dem daraus resultierendenRckweg bzw. der Entfernung zum nch-sten Ausgang. Aus diesen Grnden erfor-dern die einzelnen Arbeitsablufe wie Auf-finden der Fundstelle, Dokumentation, Ein-messung, Probennahme oder auch Bergungin der Regel mehrere Tauchgnge bzw.Tauchtage. Smtliche Ausrstungsgegen-stnde und Arbeitsmaterialien mssen tg-lich zur jeweiligen Cenote transportiert wer-den, was auch logistisch gesehen eine enor-me Herausforderung darstellt und weit imVorfeld der Untersuchungen organisiertwerden muss. Um die Effektivitt der Tauchgnge und dieArbeiten vor Ort zu gewhrleisten, ist eineexakte Tauchgangsplanung sowie Durch-fhrung der Arbeitsablufe unabdingbar.Weiterhin werden Zusatzflaschen, sogenannte Stages sowie spezielle Atemgasewie Nitrox, Trimix oder Sauerstoff zur Ver-lngerung der Nullzeit bzw. zur Reduzie-rung der Stickstoffnarkose verwendet, umArbeitseffizienz und Tauchsicherheit zuerhhen. Die Verwendung der richtigenDokumentationstechnik sowie eine fundier-te Ausbildung und der sichere Umgang mitder Spezialausrstung sind somit Grundvor-aussetzung fr unterwasserarchologischeUntersuchungen dieser Art.

    ATLANTIS 3/2013 21

    Die Forschungen in den Cenoten von Yuka-tan stellten sich nicht nur als wissenschaftlichanspruchsvoll dar, sie forderten die Archolo-gen auch taucherisch heraus: Die Fundstellelag in einem verzweigten Hhlensystem, dasnur mit professioneller Ausrstung zu be -tauchen war

    Fotos (5): Uli Kunz

  • intentionelle Bestattungen gedeutet wer-den, belegen auch die Feuerstellen bzw.Holzkohlekonzentrationen die in Hhlenrund um die Stadt Tulum gefunden wur-den, dass Yucatn bereits im spten Pleisto-zn oder frhen Holozn von Menschenbesiedelt wurde. Dabei wurden die zu die-sem Zeitpunkt trocken gelegenen Hhlen-systeme zumindest zeitweise als Lagersttteaufgesucht. Ob und wie die Hhlen in einenkultischen oder religisen Kontext zu brin-gen sind, muss derzeit offen bleiben.

    PALONTOLOGISCHE FUNDEDarber hinaus konnten in den tiefer gele-genen Hhlenabschnitten auch eine Viel-zahl an palontologischen Fundstellendokumentiert werden. Neben den auffllighufig vertretenen mglichen Faultierske-letten (Megatheridae, Mylodontidae, Mega-lonychidae) aus Calimba, The Pit oder Jail-house wurden auch Rsseltiere (Gompho-theriidae, Mastodontoidea), Tapir (Tapirusbairdii), Pferd (Equus conversidens), Kamel(Hemiauchenia sp.), Grteltier (Glypothe-rium cf. G. Floridanum) und Hase (Sylvila-gus sp.) lokalisiert. Whrend eines gewalti-gen Massentiersterbens (Osverkill) am Endedes Pleistozns verschwanden diese Tierar-ten vom amerikanischen Kontinent. Obdafr endogene Grnde wie die exzessiveBejagung durch den Mensch oder exogeneGrnde wie Klimaschwankungen verant-wortlich sind, ist derzeit Gegenstand derDiskussion. Einen Hinweis auf Bejagung und somit dergleichzeitigen Anwesenheit von Menschund Tier in den Hhlen sehen Wissen-schaftler in der Fundstelle La Chimenea.Dort wurden in der bereits erwhnten Holz-kohlekonzentration Knochen und Molareeines Kamels (Hemiauchenia sp.) beobach-tet, die partielle Brand- und mglicheSchnittspuren aufwiesen. Die Fundstellewird deshalb als Kochstelle interpretiert, ander Menschen das Tier zerlegt, gekocht undverspeist haben.

    Sdmexikos und Zentralamerikas undknnten mglicherweise zu den ltestendes ganzen amerikanischen Kontinentszhlen. Sie sind von auerordentlicherBedeutung, um Einwanderungs- undMigrationsrouten der ersten Amerikaner zurekonstruieren. Wie und wann die erstenSiedler den amerikanischen Kontinentbetraten, ist eine fortfhrend kontroversdiskutierte Frage, an der sich Archologen,Paloanthropologen, Geologen, Sprachwis-senschaftler, Palontologen und Genetikerbeteiligen, die zum Teil sehr unterschied -liche Theorien (z.B. Clovis-first Modell,s. Kastentext) vertreten.Neben den vier menschlichen Skeletten, dieaufgrund ihrer anatomischen Lage als

    unterschiedliche Prozesse, wie korrosions-frdernde Vorgnge in lslichen Formatio-nen (z. B. Kalk oder Gips). Mit dem Auftre-ten des Menschen gewannen Hhlen je -doch auch kulturgeschichtlich an Bedeu-tung. Sie dienten als Aufenthalts- undZufluchtsort, Vorratskammer oder warenPltze fr magisch-rituelle Handlungen. ImVordergrund der archologisch orientiertenErforschung steht die Suche nach demjeweiligen Grund einer Hhlennutzung.

    PRHISTORISCHE FUNDEDie fast vollstndig erhaltenen mensch-lichen berreste aus den Hhlen von Naha-ron, Las Palmas, El Templo und Chan Holgehren zu den ltesten bekannten Funden

    22 ATLANTIS 3/2013

    ATLANTIS Titel

    Die Skelette, so zeigte sich bei der Unter-suchung der Knochen spter, sind so alt, dasssie zu neuen Theorien um die Besiedelung desamerikanischen Kontinents fhren knnten

  • Fundzusammenhnge durch die Zunahmedes Tauchtourismus stark gefhrdet sind.Hinzu kommt eine durch den Fremdenver-kehr vermehrte Bauttigkeit sowie die Tat-sache, dass smtliches Abwasser ungefiltertin die Hhlensysteme eingebracht wird. Hierist dringender Handlungsbedarf gegeben!Alle mssen zusammenarbeiten, um daseinzigartige Erbe Xibalbas zu bewahren.

    Diese Beobachtungen liefern Informationenzu mayazeitlichen Schdeldeformations-und Zahndekorationspraktiken. Auffllig hufig ist die Deponierung von einbis zwei Keramikgefen in Cenoten. DieseRegelmigkeit kann mit groer Wahr-scheinlichkeit mit rituellen Niederlegungenin Verbindung gebracht werden. Ob dieGegenstnde ins Wasser geworfen oderaufgrund eines niedrigeren Wasserspiegelsin der Cenote platziert wurden, mussgegenwrtig offen bleiben.In einem weiteren Schritt mssen nun dieBefunde aus den Cenoten sowie die Ceno-ten selbst in einen rumlichen und zeit-lichen Kontext zu vorhandenen oberirdi-schen Siedlungsstrukturen gebracht wer-den. Sollten knftig Isotopen- und aDNA-analytische Methoden erfolgreich sein, kn-nen die Vorstellungen von Opferkulten undBestattungssitten der Maya auch vor demHintergrund verwandtschaftlicher Bezie-hungen bewertet werden.

    ERGEBNISZusammenfassend lsst sich festhalten,dass die unterwasserarchologischen Unter-suchungen einen bedeutsamen Beitrag zuLandnahme und BesiedlungsgeschichteMexikos durch prhistorische und palon-tologische Funde aus den Hhlensystemenleisten. Neuartige Einblicke in mayazeitlicheOpfer- und Bestattungssitten sind durchdie Auswertung der Befunde aus den Ceno-ten mglich. Letzt endlich erlaubt die For-schung in diesem Arbeitsgebiet einen ein-zigartigen Einblick in die Wechselwirkun-gen von Mensch und Umwelt in unter-schiedlichen Epochen. Nicht unerwhntbleiben soll jedoch die Tatsache, dass diesebedeutsamen Fundstellen und vor allem die

    Die palontologischen Funde sind darberhinaus ein Indikator fr ein deutlich trocke-neres Klima whrend des spten Pleisto-zns. Durch Vergleichsfunde auf dem ame-rikanischen Kontinent werden diese Artenmit offenem Grasland/Buschvegetation inVerbindung gebracht; ein aufflliger Unter-schied zur heutigen Vegetation Yucatns.

    MAYAZEITLICHE FUNDEFr mayazeitliche Opferpraktiken undBestattungsgebruche sind insbesonderedie Befunde aus den Cenotenbereichen vongroem Interesse. Der Begriff Cenote lei-tet sich von dem Mayawort tsonot abund bedeutet heilige Quelle. HistorischeAufzeichnungen berichten von der bewus-sten Versenkung geopferter Menschen inCenoten; so konnten etwa in Chichn Itzber 80, zum Teil sehr junge, Menschenentdeckt werden. Im Gegensatz dazu knn-te die Cenote Las Calaveras als natrlicherBestattungsplatz und weiterer Eingang indie Unterwelt (Xibalba) gedient haben. Dortwurden ber 125 erwachsene und alteMenschen dokumentiert. Es gab also min-destens zwei verschiedene Intentionen frbewusste Niederlegungen in den Cenoten.Um diese unterschiedlichen Niederlegungs-varianten zu erkennen, ist es aus unterwas-serarchologischer Sicht uerst wichtig,Methoden zu entwickeln, die eine genaueUnterscheidung ermglichen. Denkbar istjedoch auch eine variable Nutzung zuunterschiedlichen Zeiten, weshalb auch dieDatierung der Befunde eine wichtige Rollespielt. Auch mssen Sekundrbestattungen,Krankheiten, Seuchen und Kriege in Be -tracht gezogen werden. Einige in der Ceno-te Las Calaveras gefundene Schdel zeigenDeformationen und Zahnmanipulationen.

    ATLANTIS 3/2013 23

    Die Wissenschaft wei heute, dass der Ho-mo sapiens in den Steppen Afrikas erstmalsauftrat und von dort aus seinen Siegeszugum die Welt antrat. Erdgeschichtlich wardas aber Jahrmillionen, nachdem sich derUrkontinent Panga in die heutigen Erdteileaufgeteilt hatte. Da der amerikanischeDoppelkontinent vom Rest der Welt, dasheit von Afrika, Europa und Asien, durchweite Ozeane isoliert wird, muss der Homosapiens spter irgendwie nach Amerika ge-langt sein. Eine der gngigen (und auch mglichenund wahrscheinlichen) Theorien lautet zumBeispiel, dass der Ur-Amerikaner eigentlichein Asiate war, der von Sibirien aus ber dieBeringia-Landbrcke nach Alaska wanderteund sich von dort aus Richtung Sden aus-breitete. Da in Asien vor rund 18000 Jah-ren eine genetische Mutation beim Men-schen stattfand, die sich auch beim Ur-Amerikaner findet, wei man, dass die Be-siedelung Amerikas auf jeden Fall spterbegonnen haben muss.Man vermutete bislang, dass die erste Wel-le der Siedler vor etwa 11500 Jahren denamerikanischen Kontinent betrat. Etwagleich alt sind prhistorische Funde, dieman 1937 in New Mexico beim Ort Clovismachte. Da diese Funde die bis dahin lte-sten waren, nahm man an, dass die nachdem Fundort Clovis Kultur genanntenMenschen die ersten Besiedler Amerikaswaren. Deshalb spricht man von der Clovisfirst Theorie.Seit den 1930er Jahren machte man aberimmer wieder auch Funde, die lter als11500 Jahre sind und die die Clovis-Theo-rie damit erschttern und immer neueFragen aufwerfen, statt alte Fragen zu be-antworten. Sicher ist, dass die endgltigeAntwort auf die Fragen, wie, von wem undwann Amerika besiedelt wurde, nochlngst nicht gefunden ist. Die neuerlichenEntdeckungen in den Cenoten Mexikos ge-ben jedenfalls neue Hinweise fr neueUntersuchungen. H.K.

    Die Besiedelung Amerikas:

    Faultierskelette im Fundbereich. Dienten dieseleicht zu fangenden Tiere als Nahrung? Linksdas Originalfoto, mittig sind die Tierknocheneingefrbt, rechts grafisch herausgearbeitet

  • Und dieses Jahr war ich an der Expeditionzur Mars eingeladen. Ein schwedischesKriegsschiff, das 1564 vor land gesunkenist und heute in 75 Meter Tiefe liegt. Der Erhaltungszustand der Wracks im nrd-lichen Teil der Ostsee ist weltweit einzigar-tig. Nur kaltes, dunkles Wasser perfekt frSchiffswracks. Die Mars liegt fast voll-stndig da unten. Mehr als 100 Bronzeka-nonen, zum Teil mehr als vier Meter lang.Dazu die gesamte Ausrstung aller Soldatenund Matrosen. Die Arbeiten sind zwarextrem aufwndig aber jede Minute daunten lohnt sich. Ich habe so etwas nochnie gesehen wirklich spektakulr. Von die-sem Wrack wird man noch sehr viel hren.Und deine nchsten Projekte?Als Leiter der Arbeitsgruppe fr maritimeund limnische Archologie an der Uni Kielgibt es zum Glck immer viel zu tun und zuertauchen. Wir werden auch in den kom-menden Jahren vor allem in Schleswig-Hol-stein ttig sein. Ich selber werde nchstesJahr wieder an der Mars tauchen. Unddann gibt es da noch ein Deutsches Schiffaus dem ersten Weltkrieg, das in griechi-schen Gewssern liegt das wollen wirauch nchstes Jahr dokumentieren. Im Herbst erscheint im brigen unser BuchGestrandet Versenkt Versunken: Faszi-nation Unterwasserarchologie, das dieArbeiten unserer letzten Jahre zeigt.

    Stimmt das Klischee vom Traumjob?Goldschtze an spektakulren Orten?Fr mich stimmt das. Ich war mehrere Maleim Sudan, in Ghana, Island, Norwegen,Schweden und in Mexiko. Aber auch anspannenden Orten in Deutschland wie imTiefen Brunnen der Nrnberger Kaiserburg.Das setzt viel Idealismus und Durchhalte-vermgen voraus. Reich wird man dabeinicht. Aber ich habe in 17 Jahren Archolo-gie viele Abenteuer erlebt, fast so wie ich siemir als Knirps vorgestellt habe. Inklusivekurzem Gefngnisaufenthalt in Khartum,Sudan. Ich war aber unschuldig. Das Klischee vom Goldschatz stimmt sonatrlich nicht. Archologen jagen Er-kennt nisse, kein Gold. Ein einfacher Leder-schuh hat fr uns in der Regel mehr Aussa-gekraft als eine Goldmnze. Dennoch fin-det jeder Archologe auch gerne mal etwasWertvolles. Ich habe vor Jahren ein bajuwa-risches Kriegergrab freigelegt und im Munddes Toten ein Goldblattkreuz gefunden; dieFrau trug Scheibenfibeln aus rotem Alman-din. Das war ein schner Tag fr mich.Was war dein aufregendster Einsatz?Unsere Untersuchungen in den mexikani-schen Cenoten und Hhlensystemen. DasTauchen dort ist ja eh schon ein Highlight,dabei dann auch noch archologische Arte-fakte aus der Steinzeit und der Zeit derMayas zu finden, ist wirklich fantastisch.

    Florian, wie wird man Unterwasser archologe?Man studiert in der Regel klassische Arch-ologie oder Ur- und Frhgeschichte. Wh-renddessen folgt die Ausbildung zumgeprften Forschungstaucher. Um in Deut-schland Grabungen unter Wasser leiten zudrfen, muss man zustzlich noch eineQualifikation zum archologischen For-schungstaucher erlangen. Unterwasserar-chologie als reinen Studiengang gibt eshier nicht dazu fehlen spter Arbeitsplt-ze. In Kiel kann man sich aber Beispiels-weise in diesem Bereich spezialisieren.Dnemark, England oder Amerika hingegenbieten komplette Studiengnge zur Mariti-me Archaeology an. Welche Voraussetzungen brauche ich nebendem Abitur, Stichwort alte SprachenWhrend man in der klassischen Archolo-gie alte Sprachen wie Latein und Griechischbraucht, ist das beim Studium der Ur- undFrhgeschichte unterschiedlich. Bei mirwaren es Altnordisch und Schwedisch,wegen meinem Schwerpunkt Nordeuropa.Welche Berufsaussichten hat man spter?Schwierig wirds auf alle Flle. Landesmter,Universitten und Museen sind mglicheArbeitgeber. Aber Archologie ist bei jungenLeuten sehr beliebt wir haben in Kielmittlerweile jhrlich ber 100 Studienan-fnger.

    24 ATLANTIS 3/2013

    ATLANTIS Titel

    Interview:

    Florian Huber schreibt gerade seine Doktorarbeit. Er hat hat an der ChristianAlbrechts Universitt in Kiel studiert und sich schlielich auf die Unterwas-serarchologie festgelegt. Mit ATLANTIS sprach er ber Berufsaussichten,Goldfunde und Einstze in fremden Lndern.

    Ein Unterwasser-archologe berichtet

  • 26 ATLANTIS 3/2013

    ATLANTIS Titel

    Die Catharina Maria:

    So arbeiten ARCHOLOGEN

    Zwischen 2008 und 2012 konnte ein hlzernes Wrack aus dem 19. Jahrhun-dert am stlichen Ausgang der Kieler Frde in 18 m Wassertiefe lokalisiertund dokumentiert werden. Aufgrund der Untersuchungen der Arbeitsgruppefr maritime und limnische Archologie (AMLA) des Instituts fr Ur- undFrhgeschichte der Christian-Albrechts-Universitt Kiel kann davon ausge-gangen werden, dass es sich um die historisch bekannte Jacht CatharinaMaria handelt, deren Besitzer der dnische Hndler und Schmuggler Christian Pedersen Norsk aus Langeland war. Eine Spurensuche. Von Florian Huber M. A.

    Foto: Uli Kunz

  • stzlich wurde eine umfangreiche Foto-und Videodokumentation sowie Side-Scan-Sonar und Multibeam-Aufnahmen erstellt. Die Fundstelle befindet sich etwa vier See-meilen nrdlich vor Schnberg und Holm.Das hlzerne Wrack liegt Nord-Sd ausge-richtet auf feinsandig-schlickigem Sedi-ment und ist sehr stark mit Seenelkenbewachsen. Der berwiegende Teil des kra-weel beplankten Schiffskrpers aus Eichen-holz befindet sich unter einem mchtigenSteinhaufen (Ladung), der 15 Meter langund fnf Meter breit ist und eine maximaleHhe von 1,5 Meter besitzt. Im gesamtenBereich des Steinhaufens verteilt sind hl-zerne Blcke sowie Auenscheiben vonBlockrollen der ehemaligen Takelage zubeobachten. Im direkten Umfeld des Wracksfinden sich zahlreiche versprengte Hlzer,an denen ein Befall der Bohrmuschel Tere-do navalis festgestellt werden konnte. An der Backbordseite befindet sich mitt-schiffs ein etwa vier Meter langes, 1,5 Meterbreites und bis zu sechs Zentimeter dickesSeitenschwert, das fotogrammetrisch doku-mentiert werden konnte. Es besteht ausfnf Eichenbohlen, die von Metallbeschl-gen zusammengehalten werden. Seiten-schwerter verhinderten bei flachbodigenSchiffen auf Nord- und Ostsee die seitlicheAbdrift, wenn am Wind gesegelt wurde. Inseichten Gewssern konnte es mitteln Tau-en und Ketten stufenlos verstellt werden.An der Steuerbordseite fehlt das Seiten-schwert, hier konnte jedoch ein Stockankermit hlzernem Stock gefunden werden. DieBreite von Fluke zu Fluke betrgt 0,7 m.Whrend der Anker bei seiner Entdeckung2008 noch unbeschdigt dokumentiertwurde, war er bei einer erneuten Untersu-chung 2009 zerbrochen. Waren hier Tau-cher am Werk? Direkt im sdlichen Heckbereich dem Be-reich der vermuteten Kajte fanden sicheine flache Keramikschale und Scherben

    Arbeitstitel Seenelken Wrack benannteFundort wurde in den folgenden Jahrenvon Forschungstauchern der Arbeitsgruppefr maritime und limnische Archologie(AMLA) des Instituts fr Ur- und Frhge-schichte der Universitt Kiel betaucht, umeine umfangreiche Dokumentation, einemgliche Identifikation sowie ein regelm-iges Monitoring des hlzernen Schiffs-wracks vorzunehmen. Die Datierung desWracks in die Mitte des 19. Jahrhundertsund ein dnischer Havariebericht deutendarauf hin, dass es sich um die am27.06.1893 gesunkene Catharina Mariaaus Rudkbing, Langeland, handelt, derenBesitzer der Hndler und Schmuggler Chri-stian Pedersen Norsk war.

    DIE DOKUMENTATIONS-METHODIK

    Die Untersuchungen des Seenelken Wracks fanden von Bord der beiden For-schungsschiffe FB Polarfuchs und FKLittorina statt. Angehende Forschungstau-cher lernen an neuzeitlichen Schiffswracksin der Kieler Frde unterwasserarchologi-sche Prospektions- und Dokumentations-methoden kennen und anzuwenden. An der Wrackfundstelle wurde zu Beginnder Untersuchung ein 18 x 8 Meter groeslokales Koordinatensystem installiert. Zu-

    Norsk war dafr bekannt, Schiepulvernach Lbeck verhandelt und Kaffee imBereich der westlichen Ostsee geschmug-gelt zu haben. Laut dnischem Havariebe-richt ist das 15 Meter lange Schiff im Juni1893 bei gutem Wetter ohne Angabe vonmglichen Grnden gesunken. Zum Zeit-punkt des Untergangs hatte das SchiffFaxekalkstein der dnischen Insel Seelandgeladen. Obwohl Jachten im 18. und 19.Jahrhundert typische Kstensegler waren,wei man heute nur wenig ber die Entwik-klung von Bau, Beseglung und Verbreitungdieses Schiffstyps sowie seine Bedeutungfr die Kleinschifffahrt der westlichen Ost-see. Dass auch neuzeitliche Schiffswracksstark gefhrdet sein knnen, zeigt derBefall des Bohrwurms Teredo navalis sowieder mittlerweile zerstrte Stockanker.Neben dem schwedischen KriegsschiffHedvig Sophia und dem dnischenKriegsschiff Lindormen ist die dnischeJacht Catharina Maria das dritte Wrack,welches in jngster Zeit an der schleswig-holsteinischen Kste untersucht und identi-fiziert werden konnte. Im Sommer 2008 meldete der Berufstau-cher Rolf Lorenz dem Archologischen Lan-desamt Schleswig-Holstein (ALSH) einenWrackfund am stlichen Ausgang der KielerFrde. Der zwischenzeitlich unter dem

    ATLANTIS 3/2013 27

    Auf der Backbordseite findet ein Taucher eineBlockrolle. Steuerbords lag der Stockanker,dessen Fluken 70 Zentimeter Spannweitezeigten. Der Stock war bei einem spterenBesuch am Wrack zerbrochen

    Foto: Florian Huber

  • innenglasierter roter Irdenware, einige starkkorrodierte Eisenteile, eine runde Glaslampesowie eine wei-blaue Schale aus Steingutund eine verkorkte Bierflasche. Der Korkentrgt die Inschrift OLE VORM KBHVN. OleVorm war von 18711895 Bierabfller derBrauerei Carlsberg in Kopenhagen. Deruntere Teil der 700 ml fassenden Flaschewurde maschinell hergestellt, das Mund-stck hingegen wurde mundgeblasen undanschlieend aufgesetzt. Aufgrund diesertypologischen und herstellungstechnischenBeobachtungen lsst sich die Flasche umoder kurz nach 1890 einordnen.

    WAS SAGT DIE LADUNG AUS?Steinproben der Ladung wurden im Institutfr Geowissenschaften der CAU Kiel unter-sucht, das eine Herkunft aus Faxe, Dne-mark, verorten konnte; das GeomuseumFaxe besttigte diese Annahme. Faxekalk istein von Korallen durchsetzter, sehr harter,

    28 ATLANTIS 3/2013

    ATLANTIS Titel

    sprder und scharfkantiger Kalkstein, dernach einem groen Vorkommen in derNhe der Kleinstadt Faxe auf der Insel See-land benannt ist. 186264 entstand diekleine Hafenstadt Faxe Ladeplads, um denKalkstein vom Kalkbruch effektiver auszu-schiffen. Kurz darauf wurden Schienen frpferdegezogene Wagen gelegt, um denKalkstein von Faxe nach Faxe Ladeplads zubringen. Angesichts der fehlenden Takelage desWracks, die in der Regel wichtige Anhalts-punkte bei der Typenansprache liefert undaufgrund der Tatsache, dass der berwie-gende Teil des Wracks von der Ladungbedeckt wird, ist eine genauere Bestim-mung des Schiffstyps bisher nicht mglich.Zur dendrochronologischen Bestimmungdes Wracks wurden zwei Holzproben ent-nommen. Ein Spant der Steuerbordseiteergab ein Flldatum von 1829 (Lab.-Nr. C50158) whrend der Kiel im Heckbereich einFlldatum von 1867 (Lab.-Nr. C 56943)aufweist. Eine systematische Durchsichtdnischer Havarieberichte aus dem Bereich

    Als wichtiges Detail zur Bestimmung des Alters des Wracks stellte sich die Bierflasche aus derKopenhagener Carlsberg-Brauerei heraus, die im Wrack gefunden wurde. Ganz oben einehistorische Darstellung des Verladehafens Faxe Landeplads. Rechts oben: Fundortbersicht

    Sammlung Arne Aasbjerg

    Foto

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    Fr

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    hte

  • Rudkbing geboren ist, kennt ihn nicht,den alten Seebren. Wenn er von seinenkurzen Seereisen zurckkam, hat er sofortden Hafen mit seiner polternden Stimmeerfllt, schimpfend und lrmend wie dasElement, auf dem er drei viertel seinesLebens verbrachte. Nur wenige liebten dieSee so wie er. Deshalb sollten auch seineShne Seemnner werden. Da half auchkein Liebe Mama. Direkt nach der Konfir-mation hie es: Raus mit Papa, und nach-dem sie einige Jahre mit dem Alten gesegeltwaren, konnten sie berall Heuer bekom-men, denn man konnte sich darauf verlas-sen, dass sie sowohl zuhren als auchanpacken konnten. Nun sind auch alle Sh-ne Schiffsfhrer und sind Teilhaber ihrerSchiffe. Letzten Sommer erlitt er nrdlichvon Heiligenhafen Schiffbruch. Es war sehrschwer fr ihn, sich von seiner geliebten,alten Jacht zu trennen. Sie war wohl mitden Jahren ein alter Seelenverkufer gewor-den, und es konnte nicht verlangt werden,dass sie sich noch lnger ber Wasser hielt,aber der Alte hatte wohl gehofft, sie wrdees noch eine Weile machen. Deshalb konn-te er sich auch nicht berwinden, das sin-kende Schiff zu verlassen, bevor es bereitsauf dem Weg zum Grund des Meeres war,und er rettete sein Leben nur, indem erohne Ruder oder sonstiges in das Beibootsprang. Seine Familie hoffte daraufhin, dassder 77-jhrige Seemann, der hart gearbeitethat, jetzt fr immer aufhren wollte. Abernein, er konnte das geliebte Element nicht

    Andreasen heiratete. Seine Zulassung alsKapitn erhielt er 1850; er kaufte sein eige-nes Schiff und begann, seinen Geschftennachzugehen. Unter anderem transportierteer Schiepulver zwischen Rudkbing undLbeck; offensichtlich ein gefhrliches, aberlukratives Unterfangen. Zudem war Norskauch als Schmuggler bekannt, weshalb dieZollbehrde stets Wachen an seinem Schiffpostierte, wenn er im Hafen lag. Die Haus-frauen Rudkbings fragten bei ihren Ein-kufen speziell nach Norsk Kaffe; siemeinten damit den geschmuggelten Kaffee,der billig und trotzdem von guter Qualittwar.Einer seiner Shne kam 1899 im Alter von46 Jahren bei einem Schiffsunglck umsLeben; Christian Pedersen Norsk verstarbam 19.07.1905.

    UNFALLHERGANG UND SCHIFFSTYP

    Anlsslich seiner Goldenen Hochzeit 1894schrieb die rtliche Tageszeitung Lange-lands Avis ber ihren berhmten Seefahrerund seine Taten Folgendes: bermorgen feiern ein Veteran des See-mannsstandes und seine Frau GoldeneHochzeit. C. P. Norsk wurde am 19. Dezem-ber 1817 geboren und ist somit bereits 77Jahre alt. In einigen Menschenaltern hat erohne Unterlass die See gepflgt und in denletzten 30 Jahren die Verbindung zwischendem Lbecker und Rudkbinger Handels-stand aufrechterhalten. Wer von uns, der in

    der Kieler Frde (Dreyer 1895) ergab eineauffllige bereinstimmung mit einemSchiff (Lfd. Nr. 18), das am 19.06.1893, vonFaxe kommend, westlich von Fehmarngesunken ist. Informationen dazu sind demSeeunfallbericht zu entnehmen (Tab. 1,Dreyer 1895, 67). Aus dem Bericht gehtzudem hervor, dass das Fahrzeug bei gutemWetter gegen 21.00 Uhr abends in der Hoh-wachter Bucht Leck gesprungen und sofortgesunken ist. Die zweikpfige Besatzung darunter der Besitzer C.P. Norsk rettetesich ohne Ruder und Proviant in das Bei-boot und wurde acht Stunden spter durchein Fischerboot aus Heiligenhafen gerettet.Der Grund fr den Untergang blieb unbe-kannt, knnte aber mglicherweise mit demhohen Alter des Schiffes zusammenhngen. Neben der Ladung Kalksteine aus Faxestimmt auch die ungefhre Lage des Wracks- westlich von Fehmarn bzw. HohwachterBucht - mit dem Untergangsbericht ber-ein. Ein Eichenspant wurde mit 1829datiert, das Baujahr der Catharina Mariawird mit 1839 angegeben; sie wurde 1872umgebaut (Dreyer 1895, 67), was sichoffensichtlich in der zweiten Dendrodatie-rung des Kiels mit 1867 widerspiegelt. DasUntergangsjahr 1893 des Schiffs fllt zumeinen in die Prgezeit des Korkens (OleVorm 18711895) zum anderen lsst sichdie Bierflasche im Heckbereich aufgrundihrer Form um oder kurz nach 1890 zuord-nen. Daraus ergeben sich mehrere Hinweise,dass es sich bei dem Wrack BSH-Nr. 135 mitsehr hoher Wahrscheinlichkeit um dieCatharina Maria aus Rudkbing handelt,deren Besitzer der Schmuggler ChristianPedersen Norsk war. Christian Pedersen Norsk war einer der letz-ten bekannten Schmuggler in Rudkbingauf der dnischen Insel Langeland. 1817geboren, gehrte er einer Familie mit langerSeefahrertradition an. Die ltesten Hinweiseseiner Familie in Zusammenhang mit derInsel finden sich durch einen Vorfahren:Oluf Pedersen Norsk, so ist es verbrieft, kam1650 von Trondheim, Norwegen, als Immi-grant nach Langeland.C. P. Norsk war Steuermann, als er imFebruar 1844 seine Frau Inger Cathrine

    ATLANTIS 3/2013 29

    Grafik: Jana Ulrich

  • Wrackstelle zunchst verwundert. Aufflligist zudem, dass kein Steuerbord-Seiten-schwert beobachtet und auch bei gezieltenund flchendeckenden Umfelduntersu-chungen unter Zuhilfenahme von Scooternnicht gefunden werden konnte. Dies lsstden Schluss zu, dass es sich bei dem gefun-denen Seitenschwert um ein Bauteil einesanderen Schiffes handelt, das flschli-cherweise zunchst dem Wrack der Catha-rina Maria zugeordnet wurde.

    DIESE SCHLSSESIND ZULSSIG

    Letztendlich existiert zwar kein zwingendesIdentifizierungsmerkmal, jedoch kann auf-grund der hier zusammengetragenen Infor-mationen und Beobachtungen davon aus-gegangen werden, dass es sich bei dem alsSeenelken Wrack bezeichneten Schiff umdie historisch bekannte Jacht CatharinaMaria handelt, deren Besitzer ChristianPedersen Norsk war. Laut Havariebericht liefdas Schiff am 19.06.1893 mit Kalk beladenin Faxe aus und sank am 27.06.1893 west-lich von Fehmarn. Ob es zwischenzeitlichseinen Heimathafen Rudkbing auf derInsel Langeland anlief ist ungewiss, jedochmglich. Zum Zeitpunkt des Untergangswar das Schiff bereits 54 Jahre im Einsatz. Dass Wrackfundstellen durchaus gefhrdetsind, wird im hier beschriebenem Fallbereits durch den mittlerweile zerstrtenStockanker deutlich. hnlich schnelle Zer-fallsprozesse an neuzeitlichen Schiffswrackskonnten beispielsweise an dem eisernenDreimastschoner Gaarden (1922) beob-achtet werden, weshalb gefordert wird, dasses dringend geboten ist, auch jngereWracks umfassend zu dokumentieren. Die-sem Anliegen versucht auch die AMLA imRahmen ihrer Mglichkeiten und durchZusammenarbeit mit dem ALSH sowieengen Kontakt mit Sporttauchern nachzu-kommen.

    Mann gesegelt werden. Typische Kennzei-chen fr diese scharf auf Kiel gebautenSchiffe sind der konvex gekrmmte Vorder-steven ohne Galionsknie oder Galion undein gerundetes, vlliges Vorschiff. Der Ach-tersteven war gerade und weit nach hintengeneigt. Die Jachten hatten eine volleWegerung sowie normalerweise ein Kajts-deck; ein Roof (Deckshaus) fehlte, jedochwaren sie hufig mit einem kleinen Koch-haus ausgestattet. Jachten weisen blicher-weise den typischen Jachtmast auf, einenhohen und nach vorn gekrmmten Pfahl-mast. Dem Schiffsexperten Szymanskizufolge verzeichnete man 1797 noch 412Jachten unter den schleswig-holsteinischenSchiffen. Nach 1870 nimmt ihre Zahlschnell ab. Jachten des 19. Jahrhunderts wurden ohneSeitenschwerter gebaut, weshalb der Fundeben dieses an der Backbordseite der

    entbehren, und fhlte sich zu jung und zufrisch fr Miggang. Er schaffte sichschnell eine neue Jacht an, mit der er schonwieder einige Reisen unternommen hat.Sowohl im Havarie- als auch im Zeitungs-bericht ber C. P. Norsk wird das verloren-gegangene Schiff als Jacht bezeichnet.Eine Jagt oder Jahgd (hollnd. fr jagen,verfolgen) ist eine im 16. und 17. Jahrhun-dert entstandene Bezeichnung fr einenhollndischen, dreimastigen Segelschiffs-typ. Fr den Verkehr auf Flssen undKstengewssern kam eine einmastige,kleinere und wendigere Variante auf, ausder sich im Verlauf des 17. Jahrhunderts diednische Frachtjacht entwickelt hat. Jachten hatten eine Lnge von 820 Meter,eine Breite von 36 Meter und besaeneinen Raumgehalt von 550 Bruttoregister-tonnen bei einer Raumtiefe von 13 Meter.Sie konnten mit einer Besatzung von 15

    30 ATLANTIS 3/2013

    ATLANTIS Titel

    Auer 2010: J. Auer, Prinsessan Hedvig Sophia, Fieldwork Report 2010. Esbjerg Maritime Archaeology Reports 3, 2010 Frster 2002: Th. Frster, Das Wrack vom Harten Ort vor der Insel Hiddensee. Ein Platt -bodenschiff des 18. Jahrhunderts. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchologie 9,2002, 105110 Hinz 2000: D. Hinz, Untersuchungen an einem Seitenschwert vor Timmendorf/Poel. Unver -ffentlichte Facharbeit zum Archologischen Forschungstaucher. Prfungskommission Unter-wasserarchologie beim Verband der Landesarchologen der Bundesrepublik Deutschland(Staufen 2002), 13Huber 2008: F. Huber, Ttigkeitsbericht der Jahre 2008/2009 der Arbeitsgruppe fr maritimeund limnische Archologie (AMLA). Starigard. Jahresbericht des Frdervereins des Instituts fr Ur- und Frhgeschichte der CAU Kiel 9, 2008/09, 115124Pohl 2003: H. Pohl, Die Gaarden. Untergang und Wiederentdeckung eines KruppschenMotorschoners. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchologie 10, 2003, 105110Szymanski 2009: H. Szymanski, Die Frachtsegler der deutschen Kleinschiffahrt. HistorischeSchiffahrt 89 (Lbeck 2009). English proofreading Weski 2011: T. Weski, Bodendenkmler in deutschen Gewssern und Feuchtbodengebieten.Archologisches Nachrichtenblatt 16/2, 2011, 121127

    Weiterfhrende Literatur

    Rekonstruktion der kraweel-beplankten Jacht

    Grafik: H. Symanski

  • TAUCHERRZTEIN IHRER NHE

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    Dr. Sami Mohtadiwww.oststadtrzte.de

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    AnzeigenschlussHeft 4/2013:

    31.Oktober 2013

    ATLANTIS Magazin+49(0)7667/9422692

    ATLANTIS 3/2013 31

  • Arbeitsgruppe fr maritime und limnische Archologie:

    www.amla-kiel.deDie Arbeitsgruppe ist hervorgegangen aus dem Institut fr Ur- und Frh-geschichte der Uni Kiel. Die Webseite stellt die Gruppe vor und gibt einen

    berblick ber verschiedene Projekte, unter anderem auch die Arbeitenan einem dnischen Schmugglerwrack, das Sie auf Seite MNM nher be-

    schrieben finden.

    Universitt Marburg:www.uni-marburg.de/fb06Die Universitt Marburg richtet sich in ihren archologischen Forschungenan die klassisch interessierten Studenten: Im Fokus stehen Projekte rund umdie griechisch-rmische Geschichte. Zum Beispiel werden Schwerpunktegesetzt in griechisch-rmischer Architektur, Anatolien, antike Keramik,etruskische Kunst und alles auch unter Wasser.

    Ein Unternehmen:www.teraqua.de

    Teraqua ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, dasAuftragsarbeiten fr die Denkmalbehrden und andere

    Forschungsinstitute durchfhrt.

    Christian Albrecht Universitt Kiel:www.ufg.uni-kiel.deDas ufg im Domainnamen steht fr Ur- und Frhgeschichte. Die Seitegibt einen umfassenden berblick ber die verschiedensten Bereiche desInstituts, darunter der Bereich Unterwasserarchologie.

    32 ATLANTIS 3/2013

    ATLANTIS Titel

    Archologische Webseiten:

    Guckst Du HIERAuch die Unterwasser-Archologie hat den wissenschaftlichen Elfenbeinturmlngst verlassen und informiert den interessierten Laien mit attraktiven Web-seiten. Einige davon haben wir fr Sie zusammengestellt.

    Quelle: Florian Huber M.A.

  • Bayerische Gesellschaft frUnterwasserarchologie:

    www.BGfU.deEinen breiten berblick ber die Gesellschaft gibts auf deren Webseite. Natrlich mit einem

    Portrait ber Zweck und Ziele: Erforschung und Schutz archologischer Fundstellen inbayerischen Gewssern. Dazu natrlich aktuelle Projekte und die umfassen sowohl bekannte

    Stellen wie die Roseninsel im Starnberger See als auch eher unbekannte Arbeiten wie denrmischen Amperbergang bei Schngeising.

    Infodienst der UWARC GbR:www.unterwasserarchaeologie.deEine Webseite, die weit ber die Vorstellung der eigenen Institutionund der derzeit laufenden Aktivitten hinausgeht. Es gibt Definitio-nen und grundstzliche Informationen zum Thema. Sehr empfeh-lenswert!

    Verein fr Unterwasserarchologie Berlin-Brandenburg:

    www.vubb.deLiefert derzeit nur wenige Bilder, keine Information (Stand: 17. Juni2013).

    Deutsche Gesellschaft fr Unterwasserarchologie:www.deguwa.orgDie einzige Webseite, die vier verschiedene Sprachen anbietet (D-E-F-I).Es gibt Hinweise auf Ausstellungen, Buchvorstellungen ebenso wie aucheinen Stellenmarkt. Es sind auch Listen eingestellt, in die man sich zurEingabe von Petitionen eintragen kann. Die Deguwa hat eine eigeneZeitschrift, Skyllis, die ebenfalls vorgestellt wird.

    ATLANTIS 3/2013 33

    Unterwasserarchologie Mecklenburg-Vorpommern:www.uwa-mv.deKurzvorstellung der Institution, Angabe der Ziele, Aktuelles,Termine, Downloads. Informative Seite.

    Verein Kaffenkahn:www.kaffenkahn.de

    Kaffenkhne sind flach gehende Lastensegler, die wegen ihres geringen Tiefgangsvor allem auf Flssen eingesetzt wurden. Bei der Besiedelung und Kultivierung des

    deutschen Nordens und Nordostens leisteten sie entscheidende Arbeit. Diese Gesell-schaft richtet sich im Schwerpunkt deshalb der Forschung dieser Transportmittel.

    sterreichische Gesellschaft fr Unterwasserarchologie:Tvuwa_oesterreichEine Facebookseite

  • www.subex.org

    meerunter

    Einzigartig:> FEEL THE DIVE

    > SUBEX air28

    > No stupid limits

    > Tauchausbildung seit 1965

    > Welcome Dive

    > Verhltnis 4 : 1

    Peter Young (Regie):

    Last Ocean

    Zweifellos ist die Antarktis eines der letzten Paradiese dieser Erde. Doch wie jedes Paradies,so ist auch die Antarktis dem Untergang geweiht. Wie soll das kommen, wo doch die inter-nationale Staatengemeinschaft den Antarktisvertrag geschlossen hat, der jegliche Militari-sierung des Kontinents verbietet? Ganz einfach, die wirtschaftliche Nutzung des Konti-nents wurde nicht ausgeschlossen.Was genau so schlimm ist ie Gewsser um die Antarktis sind internationale Gewsserund die wecken vor allem bei der Fischfangindustrie Begehrlichkeiten. Allen voran ist es derAntarktis Riesendorsch, dem es ans Leder geht. Als Grofisch, der ausgewachsen um die150 Kilogramm auf die Waage bringt, ist er hochprofitabel. Das Problem ist, dass wir berdiese Dorschart noch gar nichts wissen. Vor allem nicht ber seine Reproduktionseigen-schaften. Es wurde noch nie eine Larve des Fisches entdeckt. Trotzdem haben sich dieFischfangflotten selbst schon grozgige Fangquoten zugeteilt. 130 Tonnen pro Schiff undFahrt halten sie fr angemessen, denn sie selbst htten eine Studie ber den Fisch erstellenlassen. Dies alles und weitere Grausamkeiten mehr ber die Antarktis gibt es in der her-vorragenden Dokumentation von Sunfilm zu sehen. Ein sehr empfeh-lenswerter Film, der einem die Trnen in die Augen treiben kann.Trnen der Trauer, vor allem aber der Wut ber die Spezies, derwir leider selber angehren. H. K.Peter Young (Regie) Last OceanEAN: 4-041658-298513 (Blue Ray) Preis: 12,90 Euro

    Virtuelle Tauchexpedition:

    Reef Shot

    Zu einem virtuellen Tauchabenteuer ldt das Computerspiel Reef Shot ein. Zunchstbeginnt alles ziemlich harmlos, eigentlich soll der Taucher nur tolle Fotos von der Unter-wasserwelt schieen. Doch bald stt er auf geheimnisvolle Spuren. Ein Flugzeugwrackzuerst, dann die Anzeichen einer versunkenen Kultur. Der Taucher wird vom Abenteurerzum Entdecker. Laut den Entwicklern des Spiels basiert dieses auf berlieferten Geschich-ten, Sagen und Mythen. Die Geschichte ist atmosphrisch dicht, die Unterwasserwelt istrealistisch dargestellt. Die Geschichte spielt im sdlichen Pazifik.Systemvoraussetzungen fr das ebenfalls fr Kinder und Jugendliche geeignete Spiel ist einPC mit Windows XP oder Vista/7 oder /8. Gesteuert wird das Abenteuer ber die Tastaturund die Maus. Sie knnen Aufgaben rasch erledigen, indem Sie die Shift-Taste drcken aber das geht auf den Vorrat an pressluft, der dem Taucher zur Verfgung steht. Nach

    dem Auftauchen (drcken der Leertaste) kann dieser mit der rechten Maustaste aufgeflltwerden. Die linke Maustaste steuert die Kamera. Erst wenn der Computer denkt, dass dasFoto eines Fisches oder eines Wracks qualitativ in Ordnung ist,schreibt er dem Spieler virtuelles Geld in Form von Sternen zu, mitdem er Pressluft und andere Notwendigkeiten bezahlen kann. Gibtes technische Probleme, knnen diese ber eine kostenpflichtigeHotline geklrt werden. Erhltlich ist das Spiel bei den blichenBezugsquellen wie Saturn, Thalia, Amazon usw.

    Reef Shot Die TauchexpeditionAstragon Software Preis: Ab 12 Euro

    34 ATLANTIS 3/2013

    Magazin / Medien

  • Ernst Haeckel:

    Kunstformen der NaturKunstformen aus dem Meer

    Ein wundervoller Bildband der keine UW-Fotos, sondern einzigartige Zeichnungenunseres bedeutendsten Biologen des ausgehenden 19. und anfnglichen 20. Jahrhun-derts enthlt. Grundlage sind zwei seiner Bcher: Die Monographie der Radiolarienvon 1862 und Die Kunstformen der Natur von 1904. Wer die dazu gehrendenTexte lesen mchte, muss zu den Originalen greifen. Der Schwerpunkt des vorgestell-ten Buches liegt nmlich alleine auf den farbigen Zeichnungen. Dazu haben Olaf Breid-bach und Irenus Eibl-Eibesfeldt sehr interessante Beitrge geschrieben, die sich mit derKunstgeschichte und der Gestaltung der Zeichnungen auseinandersetzen. Das Buchenthlt auch eine stichwortartige Aufstellung der Lebensstationen Ernst Haeckels. Die Bilder Haeckels haben Architekten, Mbelbauer, Stuckateure, Knstler und Schrift-steller beeinflusst: Z.B. wurde das Eingangstor zur Weltausstellung 1900 in Paris einerRadiolarienzeichnung Haeckels nachempfunden. Wilhelm Boelsche lehnte sich bei sei-nen Naturschilderungen der Evolutionsgeschichte im Haeckelschen Sinne an und selbstder Knstler Friedrich Hundertwasser sinnierte noch 1983 ber die ornamentale Kunstdieser Darstellungen.Haeckel war sich lange Zeit sicher, Landschaftsmaler werden zu wollen, doch schlie-lich begeisterte ihn die Schnheit der Organismen, vor allem aber die Anmut von Qual-len derart, dass er glcklicherweise den Weg zur Wissenschaft fand. Ausdruck dieserBegeisterung ist sein mehrbndiges Werk ber die Morphologie und das System derMedusen. Ebenso verhalf er zum Durchbruch von Darwins Evolutionstheorie, und sei-ne biologischen Arbeiten und seine besondere knstlerische Begabung fhrten letztlichauch zum aktuellen Bildband, der zum Besten gehrt, was der Buchsektor zu bietenhat: Auf 135 groformatigen Lithographien werden Bilder von Nesseltieren, Stachel-hutern, Krebsen, Fischen gezeigt, die sich in ihrer Darstellung am Geschmack desJugendstils orientieren. sthetisch uerst ansprechend und morphologisch einwand-frei. Es werden nicht nur einzelne Geschpfe, sondern weitere Details, Entwicklungszy-klen, Krperquerschnitte usw. dargestellt. Vertieft man sich in diese Zeichnungen, sowird mehr offenbart, als es Fotos je vermgen. Ganz besonders reizvoll wirkt die Viel-zahl verschiedenster im Wasser existierender Kleinstlebewesen, von denen insbesonde-re die Radiolarien eine ganz besondere Rolle spielen. Strahlentierchen, die man wedermit bloem Auge, noch unter dem Mikroskop so erkennen kann. Man sieht die vomKrperschleim befreiten Einzeller, ihre ganzkrperlichen, filigranen und zauberhaftgestalteten Kieselskelette mit all ihren Dornfortstzen. Insgesamt ein groartiges Werk,das man unbedingt empfehlen muss, sofern man sich fr Kunst, alles Lebendige undvor allem fr die UW-Welt interessiert. W. F.

    Ernst Haeckel:Kunstformen der NaturKunstformen aus dem MeerPrestel Verlag ISBN 978-3-7913-4660-1Preis: 24,95 Euro

    ATLANTIS 3/2013 35

  • 36 ATLANTIS 3/2013

    Magazin / Verbnde

    IDA:

    Der Dive Guide ist der erste IDA-Professional Status

    Fr jedes Tauchcenter ist es wichtig, verantwortungsbewussteTaucher zu haben, die eigenverantwortlich Tauchgnge undTauchausfahrten organisieren und fhren knnen. Deshalb wur-de dieser Professional-Status geschaffen, der am Anfang derprofessionellen Karriere steht.Die Aufgabe des IDA Dive Guide ist es, Tauchern erlebnisreicheund sichere Tauchgnge zu bescheren und gleichzeitig das Wis-sen und die Fertigkeiten durch Erfahrung zu verbessern, sowiesie durch sichere Planung und Durchfhrung von Tauchgngenin ihrem weiteren Taucherleben zu sensibilisieren und so Proble-me und Zwischenflle vermeiden zu helfen.In der CMAS Familie spielt die IDA eine wichtige Rolle in derAusbildung von Tauch-Professionals. Das IDA Dive Guide Pro-gramm bietet einen einfachen Einstieg in diese professionelleTauchkarriere und ist auf praktische Anwendungen ausgelegt. Um am Dive Guide Kurs teilnehmen zu knnen, muss man 18

    Jahre alt sein. Weitere Voraussetzungen knnen auf der IDA Internetseite, den IDA Colleges oder bei allen ausbildungsberechtigtenIDA Tauchausbildern eingesehen bzw. erfragt werden.IDA Dive Guides werden in theoretischen Grundlagen, Umgang mit Stress, Unfallmanagement, Organisation eines Tauchtages,Tauchausfahrt und Tauchen als Business aus- und weitergebildet. Natrlich sind auch wichtige Praxis-Inhalte in das Dive Guide Pro-gramm integriert. So sind Schwerpunkte auf das Erkennen von Unfallursachen und Risiken, den Rescue-Fertigkeiten und das Fhren/ Begleiten von Tauchern bei Nacht, vom Boot und Land, beim Wracktauchen, Strmungstauchen und Tieftauchen gelegt. Auer-dem ist im Kurs die Ausbildung zum Skin-Diver und Snorkel-Diver Trainer enthalten. Ein IDA Dive Guide kann auf Booten, in DiveCenter oder Dive Resorts arbeiten, Tauchgnge fr brevetierte Taucher organisieren sowie Aktivitten und Reisen fr brevetierte Tau-cher organisieren und begleiten. Jrgen Derichs, IDA College Wuppertal www.ida-worldwide.com

    VIT:

    Sicherer tauchen

    Trotz der Abhngigkeit des Tauchers von seiner hoch technisierten Ausrstung, ist derenVersagen statistisch zu nur drei Prozent an Tauchunfllen schuld. In allen brigen Fllenfindet man die Ursache beim Taucher selbst. Mangelhafte Beherrschung der eigenenAusrstung oder Fehler bei der Tauchgangsplanung sind die Grnde. Beim VerbandInternationaler Tauchschulen, der sich das Motto Kompetenz durch Wissen auf dieFahnen schreibt, finden regelmig Seminare zu Themen der Tauchsicherheit und Ret-tung statt. Neben der Ersthilfeausbildung und dem Sonderbrevet, das bei jeder VIT-Tauchschule abgeschlossen werden kann, gibt es weitere Spezialkurse, die dem Taucherhelfen, in Notsituationen richtig zu handeln: Vom kompetenten Umgang mit Erste-Hilfe

    Equipment (z. B. Automatischen Elektrischen Defibrillator AED) bis hin zur notfallmedizinischen Ausbildung DAN First Responderkann jeder Taucher sich in Theorie und Praxis ausbilden lassen, um im Fall der Flle sofort das ntige Wissen abrufen zu knnen.Wie die Maxime Kompetenz durch Wissen in die Tat umgesetzt wird, haben krzlich die Teilnehmer des Spezialkurses Tauchsi-cherheit der Woidtaucher vom SV 22 Zwiesel erlebt. Teilnehmer Matthias Ernst lobte die gut strukturierte, unterhaltsame und lehr-reiche Ausbildung: Wir erhielten Einblick in die hufigsten Unfallursachen und lernten, das Fehlerrisiko schon im Vorfeld zu mini-mieren. Wir bten das Transportieren eines verunfallten Tauchers zunchst unter vereinfachten Bedingungen. Dann mit kompletterAusrstung im Wasser aus grerer Tiefe. und wie man auf einen vereisten Lungenautomaten reagiert. Auf der Website des Verbands Internationaler Tauchschulen gibt es aktuelle Berichte und Nachrichten zur Ausbildung in der Tauch-sicherheit. Auerdem finden Sie dort eine bersicht ber alle Angebote von Tauchschulen in Ihrer Nhe. www.vit-2000.de

  • D I V I N G W I T H F R I E N D S

    M E H R A L S N U R T A U C H E N ! G R U P P E N A N G E B O T E U N D V O R A U S B U C H U N G E N A U F : www.euro-divers.com

    M A L E D I V E NI N D O N E S I E N

    G Y P T E NT H A I L A N D

    S P A N I E NO M A N

    M A U R I T I U SJ A P A N

    K R O A T I E N

    Amira:

    Zauberhaftes Wayag

    Um der stetig wachsenden Nachfrage ge-recht werden zu knnen hat die MSVAmira ihre Safari-Termine in Indonesienbis Ende 2015 festgelegt.Gerade die Touren nach Raja Ampat sinderfahrungsgem schon lange Zeit imVoraus ausgebucht. Im Jahr 2015 wird esjedoch noch zwei besondere Touren inden Norden Raja Ampats, zum zauber-haften Wayag, geben.Dieses wunderschne Gebiet erinnertlandschaftlich etwas an die Rock Islandsvon Palau.Auch hier finden sich zahlreiche kleineFelseninseln und trkisschimmernde La-gunen mit kristallklarem Wasser. Das Ge-biet ist aber vor allem unter Wasser einbesonderes Erlebnis.Es gibt keinen anderen Ort auf unseremPlaneten an dem unter Wasser mehrunterschiedliche Arten entdeckt werdenknnen als in Raja Ampat.www.amira-indonesien.de

    ISE:

    Projekt P.O.N.D.

    Nach dem Motto Was Hn-schen nicht lernt, lernt Hansnimmermehr setzt sich dertechnische TauchverbandInnerSpace Explorers (ISE) da-fr ein, den Naturschutz undhier speziell der Gewsser inden Kpfen der Kinder zu fe-stigen.Beim Protect Our Natures'Demands, kurz P.O.N.D., wer-den Gewsser durch entspre-chende Tauchgnge doku-

    mentiert: Artenreichtum und Vielfalt von Flora und Fauna, die Wasserqualitt wird an-hand von Proben ermittelt. Die Dokumentation wird unterlegt durch Foto- und Video-material. Die Dokumentationen werden dann in regelmigen Abstnden wiederholt,um Vernderungen festzustellen.Im Rahmen des Unterrichts wird den Schlern dann der Zustand der regionalen Ge-wsser vorgefhrt, kombiniert mit Negativ-Beispielen um zu zeigen, was ein fehlenderSchutz anrichten kann. Die Schler erhalten dann Aufgaben und erarbeiten, wie denndas Gewsser und die Uferzonen nachhaltig geschtzt werden knnen. Sollten Gews-ser und Uferzonen vermllt sein, werden diese Zonen sauber gemacht, ein Arbeitsein-satz ist natrlich freiwillig. ber die Presse werden Missstnde auch an die Erwachse-nenwelt herangetragen um Interesse und Nachdenken zu erwecken. P.O.N.D. ist be-reits angelaufen, die ersten Schulen haben ihre Zusage gegeben. Auch Verwaltungenund Gemeinden sind sehr aufgeschlossen. Ergebnisse werden in Krze auf einer sepa-raten Internetseite prsentiert. Fr Interessierte: [email protected]. Jochen Grauwww.is-expl.com

  • 38 ATLANTIS 3/2013

    Magazin

    Wirodive:

    Growildsafari nach Guadalupe, San Benito und Socorro

    Diese High-End Tauchsafari hat die Nautilus Explorer berhmt gemacht und ist meistschon fr Jahre im Voraus ausgebucht. 2014 bietet erstmals die Solmar V die gleicheReise an, exklusiv mit dem Moosburger Tauch- und Erlebnisreise-Veranstalter Wirodi-ve. Auf der Strecke zwischen dem mexikanischen Ensenada und Cabo San Lucas kom-men Grofisch-Freunde und Pazifik-Taucher in den Genuss von Unter-Wasser-Promi-nenz sondergleichen. Die ersten Tage sind dem Kfigtauchen mit den Weien Haienvor Guadalupe gewidmet. Gste haben viel Zeit, um in stabilen, sicheren Tiefenkfigendie Topruber der Meere aus nchster Nhe im kristallklaren Blauwasser zu erleben.Hier verweilt eine der grten Weihai-Populationen der Welt und die Tiere sind ganzbesonders gro und fett. Weiter steht die unberhrte Unterwasserlandschaft von SanBenito auf dem Tourenplan. Hier tauchen Sie im Kelpwald mit verspielten Seelwen,dicken Seeelefanten und sehen eventuell den Siebenkiemerhai. Die dritte Top-Tauchlo-cation dieser Kombi-Reise sind die Islas Revillagigedos mit Socorro und Roca Partidaund den freundlichsten Mantas- und Delfinen der Welt. Die Tiere hier sind bekannt da-fr, den Kontakt mit den Tauchern regelrecht zu suchen und zum Teil sogar einzufor-dern. Das gibt es unseres Wissens nirgendwo anders auf der Welt und ist eine ergrei-fende Interaktion. Nicht unerwhnt darf bleiben, dass sich in diesem Abenteuerspiel-platz fr Taucher bis zu sieben Haiarten tummeln, zum Teil in epischen Schulen, dazuriesige Thunfischschwrme und andere Hochseefische. Mit ein wenig Glck ist sogareine Walhaibegegnung drin. Als (kein Luxus) zuverlssiges Tauchschiff in Topzustandpunktet die Solmar V mit reichlich Diensterfahrung und Klasse in den Gewssern derBaja California. Zweifellos ein Highlight einer Taucherkarriere.Reisetermin: 21.10. 05.11.2014 (Reisezeit 18.10.-05.11.2012), maximal 20 Teilneh-mer, Verfgbarkeit 11 (am 15.07.2013). www.wirodive.de/baja-guadalupe-socorro-SOLMAR201410.php

    Mal-Dive Enterprises:

    Fr KreuzfahrtschiffInvestoren gesucht

    Die Erfahrung zeigt, dass viele gute undErfolg versprechende Projekte auf denMalediven an einem maledivischen Ge-schftspartner scheitern. Norbert Schmidt, erfolgreicher Betreibervon Taucherinseln (Bathala) und Kreuz-fahrtschiffen (Ari Queen) auf den Ma-lediven geht deshalb andere Wege undsucht Investoren fr ein eigenes Projekt:Die MV Keana. Sie wird ein Boot der gehobenen Mittel-klasse sein und befindet sich derzeitschon im Bau. Die Besonderheit am Schiffwird sein, dass alle der acht KabinenDeckkabinen sein werden.Die Gesamtkosten des Schiffs werden aufeine bis 1,2 Millionen US-Dollar be-schrnkt sein, die bereits zum grten Teilgedeckt sind. Lediglich fr 300 000 US-Dollar werden Investoren gesucht.Es stehen zwei Beteiligungsmodelle zurVerfgung:1.) Erwerb von BeteiligungenDie Ausschttungen erfolgen spter pro-zentual. Auch Verluste werden allerdingsweiter gegeben.2.) Auf ZinsbasisEs gibt feste Rckzahlungsraten und festeZinsstze. Verluste werden bei diesemModell nicht weiter gegeben, was ein ge-ringes Risiko bedeutet.Norbert Schmidt unterscheidet zwischenPrivatinvestoren und Geschftsinvesto-ren. Die Mindestbeiteiligung liegt bei50 000 US-Dollar, was der Investor dafralles bekommt ist in einem ausfhrlichenBusiness-Konzept festgelegt. Dieses Business-Konzept beinhaltet auchden Schiffsplan, die Beschreibung derMarktsituation, der Chancen und Risikendes Invests und auch schon einen fertigenTerminplan. Das Dokument kann ange-fordert werden bei:

    Norbert [email protected] EU: 0043 676 9201900Handy MLE: 00960 7772412

  • ATLANTIS 3/2013 39

    Aqua Active Agency:

    Pazifikkste und Galapagos

    Neu im Programm von Aqua ActiveAgency sind drei Schiffe an der