Umweltstiftung Klara Samariter: Projekt Heiligenhafen

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KSS-Umwelthaus 1 S T U R M M Ö V E G R A U G A N S S T R A N D A S T E R H A U B E N T A U C H E R K A R T O F F E L R O S E H E R I N G S T R A N D L Ä U F E R S C H W E I N S W A L S T O C K E N T E G R A S N E L K E B R A N D G A N S K R E U Z S P I N N E A U S T E R N F I S C H E R D O R S C H P O T U L A K M E L D E N S Ä B E L S C H N Ä B L E R M E E R E S K O H L S T R A N D F L I E D E R M I T T E L S Ä G E R L Ö W E N Z A H N K S S - U M W E L T H A U S H E I L I G E N H A F E N Auftraggeber: Klara-Samariter-Stiftung Dipl.-Ing. Andreas Morgenroth Landschafts- und Freiraumplanung Herr Andreas Klötzing Bürozentrum Herrenwyk Propst-Röhl-Str. 17 Hochofenstr. 19-21 23774 Heiligenhafen 23569 Lübeck Stand: 21. 02. 05

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Entwurf für ein Umweltprojekt in Heiligenhafen

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KSS-Umwelthaus

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S T U R M M Ö V E G R A U G A N S S T R A N D A S T E R H A U B E N T A U C H E R K A R T O F F E L R O S E H E R I N G S T R A N D L Ä U F E R S C H W E I N S W A L S T O C K E N T E G R A S N E L K E B R A N D G A N S K R E U Z S P I N N E A U S T E R N F I S C H E R D O R S C H P O T U L A K M E L D E N S Ä B E L S C H N Ä B L E R M E E R E S K O H L S T R A N D F L I E D E R M I T T E L S Ä G E R L Ö W E N Z A H N

K S S - U M W E L T H A U S H E I L I G E N H A F E N

Auftraggeber: Klara-Samariter-Stiftung Dipl.-Ing. Andreas Morgenroth

Landschafts- und Freiraumplanung Herr Andreas Klötzing Bürozentrum Herrenwyk Propst -Röhl-Str. 17 Hochofenstr. 19-21 23774 Heiligenhafen 23569 Lübeck

Stand: 21. 02. 05

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I N H A L T

1. VERANLASSUNG .............................................................................................. 3

2. WARUM HEILIGENHAFEN ?.................................................................................... 3

3. POTENTIALE UND PLANERISCHE ANFORDERUNGEN.............................................................5 3.1 Thematische Anforderung/Leitbild ....................................................................................5 3.2 Städtebauliche Situation ...................................................................................................6 3.3 Wirtschaftsförderung........................................................................................................7 3.4 Anforderungen zur Eingriffs- und Belastungsminimierung.................................................10 4. LEITTHEMEN ........................................................................................................10 4.1 Ostseekooperation Klimaschutz......................................................................................11

Exkurs: Kyoto-Protokoll...................................................................................................11 4.2 Natur erforschen/Natur erleben......................................................................................11

Exkurs: N aturerlebnispädagogik .....................................................................................12

4.3 Beiträge gegen saisonale Arbeitslosigkeit ........................................................................13 4.4 Veranstaltungen mit touristischem Schwerpunkt/Events ...................................................13 4.5 Sonstige „Anstiftungen“ ..................................................................................................14 5. ARCHITEKTURGEDANKEN ZUM AUSSEN- UND INNENBEREICH..............................................16

6. KONZEPTENTWURF ........................................................................................................17

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1. Veranlassung Die Klara-Samariter-Stiftung, eine Stiftung bürgerlichen Rechts, fördert nach ihrer Satzung Projekte des Natur- und Umweltschutzes. Die Stifterin, Frau Klara Samariter, war die Geschäftsführerin der Samariter-Likörfabrik. Sie verlebte ihren Lebensabend in Heiligenhafen, wo sie sehr schnell heimisch wurde und sich schon nach kurzer Zeit mit der Landschaft und Natur Heiligenhafens eng verbunden fühlte. Die bedrückende Erkenntnis der Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ließ in ihr den Entschluss wachsen, mehr für den Schutz der Umwelt zu unternehmen. Sie suchte den Kontakt zu Heiligenhafener Naturschutzgruppen und unterstützte sie. Klara Samariter starb 1995. Mit ihrem letzten Willen verfügte sie die Gründung einer gemein-nützigen Stiftung und ernannte sie zur Erbin ihres Vermögens. Der Vorstand der Stiftung hat seither viele umweltbedeutsame Einzelprojekte initiiert und mit verschiedenen Partnern realisiert. Im allge-meinen sind diese Förderungen nicht auf öffent-liche Wahrnehmung angelegt, sondern auf Wirk-samkeit. Diese Sichtweise mag unzeitgemäß er-scheinen, ist im Naturschutzbereich aber häufig unerlässlich: Bedeutende Artenschutzprogramme können ihre Wirksamkeit nur dann entfalten, wenn sie öffentlich nicht wahrgenommen werden, die sensiblen Biotope damit vor Besuchern ver-schont bleiben. Mit Blick auf die umfassende Zielsetzung möchte die Stiftung nun aber auch im Vorfeld tätig werden und das Bewusstsein stärken, dass der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen seine Bedeutung in der Gesellschaft behält. Dazu soll das am Sitz der Stiftung – also in Heiligenhafen – vorgesehene Umwelthaus dienen. Gedacht ist an eine Einrichtung, die im Wettbewerb mit anderen vergleichbaren Häusern1 einen ergänzenden und nachhaltig tragfähigen Beitrag zu leisten imstande ist. Dazu sollen verschiedene Naturschutzinstitutionen und Planer angesprochen werden, um eine Gesamt-konzeption zu entwickeln. Diese Arbeit beleuchtet das Vorhaben aus landschaftsplanerischer Sicht.

1 z.B. das Umwelthaus Neustadt und das Wasservogelreservat Wallnau,

2. Warum Heiligenhafen ? Nachfolgend soll der Standort Heiligenhafen im Hinblick auf den Betrieb eines Umwelthauses untersucht werden. Es soll zudem beschrieben und begründet werden, welche Chancen und Risiken die aktuelle Stadtentwicklung aufzeigt und in welchem Umfang ein Umwelthaus hier einwirken kann.

2.1 Kontinuität, Einschnitte und Perspek-

tiven der Stadtentwicklung Das heute 10.000 Einwohner zählende Ostseeheilbad Heiligenhafen blickt auf eine über 750 jährige wechselvolle Geschichte zurück. Der Fischfang und seine Verarbeitung, die Ver-arbeitung und Verschiffung von Getreide ließen dabei nur die Entwicklung eines bescheidenen Stadtbildes zu. Überaus wirksam war der 2. Weltkrieg und seine Folgen: Bereits 1940 wurde die Stadt von englischen Fliegern bombardiert – es fielen drei Bomben auf den Wilhelmsplatz – sie blieb aber ansonsten von direkten Einwirkungen verschont. 1945 wurde Heiligenhafen dann ein Schwer-punktziel der deutschen Fischereiflotte, die im Spätwinter 1945 mithalf, die Bevölkerung Ost-preußens zu evakuieren. Heiligenhafens Bevöl-kerung stieg damals innerhalb weniger Wochen von 5.000 auf 13.000 Einwohner an. Es gibt aus dieser Zeit leider wenig Kenntnisse über die Mühen, aber auch die integrative Kraft der Heiligenhafener, die plötzlich eine Mehr-heitsbevölkerung aus einem 800 km entfernten Gebiet aufzunehmen hatte. Den Fischern aus Ostpreußen und Danzig ist nicht nur die erfolgreiche Evakuierung Tausender Flüchtlinge zu verdanken, sondern auch der

Ausbau des Hafens und ein breitgefächertes maritimes Dienstleistungsangebot.

Mit den Butterfahrten in den 60er Jahren und dem in den 70ern gänzlich neuen touristischen Angebot des Hochseeangelns haben die Heiligenhafener Fischer ihre Tatkraft auch weiter unter Beweis gestellt und die damalige Fischereikrisen erfolgreich gemeistert. Heute gelten die Fanggründe um Fehmarn als Europas bedeutendstes Hochseeangelrevier. 70.000 Petrijünger starten alljährlich von Heiligenhafen aus, um Dorsch zu angeln.

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Abb. 1: Das maritime Rückgrad, hier Hochseeangler Die sozialen und wirtschaftlichen Umbrüche der letzten Jahrzehnte haben aber auch kon-kurrierende Flächen- und Nutzungsansprüche ausgelöst, die nicht immer konfliktfrei gelöst werden konnten. Ein Beispiel dafür ist das Ferienzentrum am Rande der Eichholz-Niederung der sog. Ferienpark, der bis heute mit seinen 1770 Wohn-einheiten die größte Eigentümergemeinschaft in Deutschland bildet.

Abb. 2: Das Ferienzentrum im Landschaftsraum Die mit der Aufrechterhaltung des touristischen Angebotes verbundenen laufenden Kosten für die hochkarätige Infrastruktur belasten die wirtschaftlichen Möglichkeiten der kleinen Stadt erheblich. Aber auch die durch die Stadt selbst nicht verursachten, beeinflussten und auch kaum steuerbaren Einschnitte haben deutliche Spuren in der städtebaulichen, wirtschaftlichen und sozialen Struktur hinterlassen. Im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung ergaben sich für Heiligenhafen neue Probleme. Die Verkehrsachse Vogelfluglinie verlor an Bedeutung, traditionelle Besuchergruppen – be-sonders die Berliner - entdeckten neue Angebote an der mecklenburgischen Ostseeküste.

2.2 Naturräumliche Umgebung und Einzugsgebiet Die 10.000 Einwohner zählende Ostseestadt Heiligenhafen kennzeichnet eine besondere Gunst der Lage: Im Süden rahmen ca. 40 m hohen Endmoränenketten die Stadt ein, im

Westen und Osten sind es Niederungen und im Norden die Graswarder-Nehrung.

Dort, wo die von Touristik-Managern vielzitierte Vogelfluglinie Wirklichkeit ist, prägt das 230 ha große Naturschutzgebiet Graswarder den Natur-raum – eine einzigartige Landschaft bis zu zwei Meter hohen Strandwällen, aufgesetzten Dünen sowie üppig bewachsenen Salzwiesen, auf denen empfindliche, stark bedrohte Pflanzen gedeihen.

Abb. 4: Der Graswarder (www.luftbild.de)

Abb. 5: Nehrung mit Sturmmöven

Abb. 6: Strandaster mit Tagpfauenauge

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Die an sich bereits herausragende floristische Bedeutung tritt in den Hintergrund im Hinblick auf die Ornithologie: Über 40 Brutvogel- und rund 180 weitere Zugvogelarten steuern den Graswarder an, u.a. Graugänse, Brandgänse, Austernfischer, Säbelschnäbler und Sturmmöwen (rund 2.000 Paare) ebenso wie Feldlerchen oder Rauchschwalben.

Abb. 7: Brandgänse Das Naturschutzgebiet wird seit vielen Jahrzehnten vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) betreut, der mit wissenschaftlicher Unterstützung und viel ehrenamtlichem Engagement das Besucherinteresse steuert. Die Einbindung des NSG Graswarder in das touristisch geprägte Umfeld ist heute trotz weiterhin bestehender Zielkonflikte ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Miteinander von Tourismus und Naturschutz: Während der größte Teil des Gebietes ganzjährig verschlossen bleibt, darf der Besucher Pflanzen und Tiere auf einem eigens für Führungen reservierten Strandwall-riegel näher betrachten. Während also der Besucherverkehr weitgehend konfliktfrei organisiert werden konnte, bleiben die Einwirkungen durch Freizeitboote (Segler) problematisch, deren fast 1000 Liegeplätze um-fassender Yachthafen direkt an das Naturschutz-gebiet grenzt: Zum einen durch das metallene Klingeln der Ösen an Bootsmasten, zum anderen durch die wehenden Segelflächen, die besonders auf brütende Vögel beunruhigend wirken. Wo liegen die Grenzen der Entwicklung? Lassen sich Belastungen verringern? Welchen Stellenwert hat der Naturschutz? Zu betonen die Dynamik, die kennzeichnend für die Touristikbranche insgesamt ist. Denn obwohl seit Mitte der 90er Jahre die Gäste- und Übernachtungszahlen in Ostholstein stagnieren oder sogar zurückgegangen sind, zeigen ein-zelne Segment stabile Wachstumsraten. In erster Linie sind hier kultur- und natur- touristische Angebote mit Eventcharakter zu nennen.

Festzuhalten bleibt: Das wirtschaftliche Wohl-ergehen der Stadt ist und bleibt untrennbar verbunden mit dem Fremdenverkehr. Die Urlau-ber, Tagesgäste und Einkaufstouristen suchen Erholung, sind aber gleichzeitig Teil des Pro-blems, sie belasten den Naturhaushalt.

3. Potentiale und planerische Anforderungen

3.1 Thematische Anforderungen/Leitbild Die direkte Begegnung mit der Natur muss auf-grund der räumlichen Situation und der Schutz-bestimmungen auf dem Graswarder auch künftig beschränkt bleiben. Klara Samariter war sich mit dem ehrenamtlichen Naturschutz immer aber darüber einig, dass nur derjenige den Naturschutz fördern kann, der ihn auch versteht. Dies ist die sinnstiftende Idee, nach der das Umwelthaus in Heiligenhafen gebaut werden soll. Dem großen Besucherinteresse soll also eine zeitgemäße Informationsquelle geöffnet werden: – die Stiftung will anstiften!

Abb. 8: Hafenkarte

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Grundlage bildet das Prinzip der Nachhaltigkeit, d.h. sämtliche Entwicklungsüberlegungen sind auf ihre umweltpolitische, wirtschaftliche und soziale Verträglichkeit hin auszurichten. Von besonderer Bedeutung ist die Minimierung des Verbrauchs fossiler Energien bzw. die Einbeziehung regenerativer Energien unter dem Motto: „Global denken - lokal handeln.“ Das Umwelthaus soll Impulse geben für die lokale Wirtschaft, den Tourismus, den Städtebau, den Landschafts-, Natur- und Umweltschutz sowie die Gartenkultur und -architektur. Es ist damit ein integraler Bestandteil des örtlichen gesellschaftlichen Lebens. Es unterstützt das lokale Handeln für mehr Lebensqualität in einer Zeit, die viele als Zeit des Umbruchs empfinden. Es bündelt Aktivitäten und setzt feste Ankerpunkte zur Verwirk-lichung konkreter Ziele. Das Umwelthaus mischt sich bei relevanten Fragestellungen ein, wie z. B. zu Fragen des ressourcenschonenden Umgangs des Lebens- und Naturraumes sowie des Wirtschafts-, Kultur- und Erholungsraumes.

Das Umwelthaus soll die Heiligenhafener durch vorbildliche Grüngestaltung des Grundstücks auch über die Kultur der Siedlungs- Klein- und Bauerngärten informieren. Die interdisziplinäre und überregionale Zusammenarbeit soll auch die neuen Möglichkeiten der Ostsee-Kooperation nutzen. Das Umwelthaus will Einheimische und Besucher dazu „anstiften“, aktives lokales Gestalten als unverzichtbare und zukunftssichernde Verpflich-tung zu betrachten. Dazu zählen Fragen wie

• Nachhaltigkeit in der Tourismusentwick-lung,

• Förderung naturnaher Grünzonen als hochwertige weiche Standortfaktoren,

• Konzeptionelle Unterstützung des ÖPNV sowie der Fuß- und Radwegeverbindun-gen als Baustein einer Umwelt- und Ressourcen schonenden Gesamtver-kehrsplanung,

• die Bedeutung der standortspezifischen Kulturlandschaft Ostholsteins,

• Entwicklung neuer Formen der Verknüpfung von Kunst und Natur,

• Nutzung von Möglichkeiten zur externen Projektförderung (Landes-, Bundes,- EU-Mittel),

• Anwendung neuer Veranstaltungsformen der Erlebnispädagogik und von Events.

Die Konkretisierung soll auf dem wertschätzen-den Umgang mit örtlichen Potentialen basieren.

3.2 Städtebauliche Situation Die Stiftung stellt ein Grundstück am östlichen Innenstadtrand – am Wilhelmsplatz - zur Verfügung.

Abb. 9: Lage des Grundstücks am Wilhelmsplatz

Abb.10: Der alte Bahnhof als städtebauliche Dominante Der Städtebau in dieser Umgebung wirkt uneinheitlich, das heterogene Ensemble bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück.

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Abb.11: Der Wilhelmsplatz, derzeit nur Verkehrsspange Der Platz erfüllt somit seine Funktionen und Potentiale nur unzureichend. Die städtische Verwaltung bemüht sich seit langem um eine Neugestaltung und verfolgt dabei die Zielsetzung,

• die unbefriedigende verkehrliche Situa-tion zu entschärfen,

• den Bahnhof als städtebauliche Domi-nante angemessen zu berücksichtigen,

• die Grünflächen besser zu inszenieren, • insgesamt also ein einladendes Entrée

für Besucher zu erlangen, die aus Richtung Fehmarn/Dänemark anreisen.

Aus aktuellem Anlass wird diese seit langem überfällige Planung nunmehr umgesetzt2:

Abb. 12: Umbauplanung Wilhelmsplatz Eine Reihe dänischer Firmen haben am östlichen Stadtrand – in unmittelbarer Nähe zur Abfahrt der E 47 eine Niederlassung errichtet, weitere planen dies. Heiligenhafen wird damit für den Osten Schleswig-Holsteins das, was Flensburg für den Westen ist:

2 Die Planung bearbeitet das Ing.-Büro P. Brandt, Bergstr. 9, 24306 Plön, Tel.: 04522-74160, die Investition umfasst ca. 700.000 €

Eine grenzüberschreitend wirksame Einkaufs- und Dienstleistungsstadt. Die Gründe liegen zwar vorrangig in der derzeit noch unterschiedlichen Besteuerungspraxis zwischen Deutschland und Dänemark, doch hat sich in der Vergangenheit auch bei veränderten Rahmenbedingungen gezeigt, dass einmal einge-übtes Einkaufsverhalten beibehalten wird. Wie die Planungskarte verdeutlicht, wird vor allem der Zuwachs an Verkehrssicherheit beträchtlich sein. Durch Grün- sowie Zebra-streifen wird der Fußgänger- und Fahrradverkehr vom motorisierten Verkehr wirksam getrennt. Ein zusätzlicher „Bypass“ entlastet den Kreisel von der Verkehrsachse Hafenstraße - diese Maßnahme verhindert jedoch den städtebaulich wünschens-werten Anschluss des Bahnhofs. Im Hinblick auf das geplante Umwelthaus ist auf eine Änderung der Erschließung hinzuweisen: Vom Kreisel direkt ist kein Abzweig vorgesehen, die Anbindung erfolgt ausschließlich von der östlichen Hafenstraße aus. Die Grünanlagen werden zwar besser abgeschirmt und dadurch aufgewertet, eine weitere Überplanung dieser ebenfalls überplanungsbedürftigen Flächen er-folgt aber nicht. 3.3 Wirtschaftsförderung Das Umwelthaus verpflichtet sich – wie voranstehend erläutert - zur Nachhaltigkeit und damit auch zur Wirtschaftlichkeit. Dieses Ziel umfasst sowohl die Ausrichtung sämtlicher Aktivitäten als auch die Förderung der städti-schen Wirtschaft. Es ist naheliegend, dass ein Umwelthaus mit entsprechend attraktiven Angeboten auch ein geeignetes Instrument zur Wirtschaftsförderung darstellt, zumal in einer Stadt, die in besonderem Maße vom Fremdenverkehr abhängt. Die Angebote des Umwelthauses werden daher sich auch an folgende Zielgruppen wenden:

• Erholungsurlauber (Zentren + Camping), • Einkaufsurlauber (Dänen), • Angler, • Segler, • Tagesgäste aus umliegenden Orten.

Heiligenhafen liegt innerhalb eines der europa-weit bedeutendsten Fremdenverkehrsräume. Aufgrund der guten infrastrukturellen Voraus-setzungen mit der E 47/BAB 1 liegen innerhalb des Einzugsbereiches die Urlaubsgebiete an der Lübecker und Hohwachter Bucht, die Hol-steinische Schweiz sowie der Großteil der dänischen Ostseeinseln sowie Hamburg und Nordwestmecklenburg. Nach der Karte ergibt sich folgendes Bild:

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Die nachfolgende Tabelle stellt nur die Fremdenverkehrszahlen aus den wichtigsten Urlauberorten dar. Hinzu kommen die im Einzugsbereich zu berücksichtigenden Einwohner, Urlauber in den Landgemeinden, Urlauber auf Campingplätzen, Urlauber in Häusern unter 6 Betten sowie Durchgangsreisende, die auf der BAB 1 (Vogelfluglinie) unterwegs sind. Der Vergleich beleuchtet ein wesentliches Charakteristikum und die Einzigartigkeit des Heiligenhafen-Tourismus: Urlauber verweilen im Schnitt mehr als 17 Tage in der Stadt. Dies ist mehr als doppelt so lange wie durchschnittlich an anderen Orten der Lübecker/Hohwachter Bucht. Die lange Verweildauer ist als Indikator für eine überdurchschnittliche Attraktivität des Umfeldes zu deuten, verpflichtet aber gleichzeitig auch zu Anstrengungen.

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Fremdenverkehr der wichtigsten Orte im Einzugsbereich Heiligenhafens zur Hochsaison3 Nr. Ort Betten Gäste darunter Übernachtungen durchschnittl. (vgl. am 01. 07. gesamt Ausländer gesamt Aufenthaltstage Karte) pro Gast Heiligenhafen 9 541 16 363 606 287 242 17,55 1 Burg, Fehmarn 3 364 47 704 1 476 312 115 6,54 2 Dahme 3 141 23 368 101 222 922 9,54 3 Grömitz 8 305 96 116 413 714 188 7,43 4 Großenbrode 1 295 10 236 387 107 082 10,46 6 Hohwacht 1 497 19 439 168 120 896 6,22 7 Kellenhusen 2 935 31 070 77 255 856 8,23 8 Laboe 921 13 665 242 88 320 6,46 9 Neustadt, Rettin

Pelzerhaken 1 427 16 780 2 519 94 396 5,63 10 Scharbeutz 3 940 45 314 1 366 292 468 6,45 11 Schönberg 2 174 29 503 94 157 847 5,35 12 Sierksdorf 3 564 68 712 52 480 840 7,00 13 Timmendorfer

Strand, Niend. 6 771 124 761 2 567 676 510 5,42 14 Travemünde 2 843 52 391 4 069 189 136 3,61 15 Weißenhäuser 3 700 150 000 21 000 800 000 5,33

Strand (Wangels)4

3 www.statistik-sh.de , Erfassung Sommerhalbjahr 2002 4 Das Ferienzentrum Weißenhäuser Strand wird privat und ganzjährig betrieben

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Mit Blick auf die Dänen ist das wertvollste, aber bislang kaum genutzte Marketinginstrument der Fährverkehr Puttgarden-Rödby , wenn auf ihnen Heili-genhafen beworben wird5.

Die Potenziale des skandinavischen Tagestouris-mus lassen sich nach Auffassung des Touristik-leiters der SCANDLINES, Herrn Lendy Kjöller6 noch viel besser nutzen und vor allem durch Events sehr wirksam erschließen. Heiligenhafen wäre für die Fährgesellschaft besonders dann attraktiv, wenn Tagesurlaubern aus Skandinavien die Kombination aus Einkauf, Kultur und Naturerlebnis geboten wird. Auch im Hinblick auf den Regionalverkehr, der im wesentlichen durch die AUTOKRAFT geleistet wird, gilt das Prinzip des gegenseitigen Vorteils: Die AUTOKRAFT unterstützt gern veran-staltungsbezogene Reisen, die sie mit dem Status eines „official carrier“ bewirbt. Vor besonderer Bedeutung sind Charterbus-angebote, die landläufig unter dem Begriff „Kaffeefahrten“ gefasst werden. Die statistischen Auswertungen von überörtlich wirksamen Veranstaltungen zeigt immer wieder, dass Kaffeefahrten ein hauptsächlicher Grund für die hohen Besucherzahlen sind. Einer der ersten Marketingaktivitäten wird also die Kontaktaufnahme mit Anbietern dieses Segments sein. Schließlich ist auf die Potentiale des Kongres-stourismus hinzuweisen. Das Umwelthaus kann auch diesbezüglich entsprechende Aktivitäten entfalten.

Qualitätsvolle naturtouristische Angebote zeichnen sich durch ein hohes Maß an Authenti-zität aus. Voraussetzung dafür ist die Kenntnis der Geschichte, Traditionen, Arbeits- und Lebensweisen sowie die Einbeziehung der Bevölkerung. Wirtschaftliche Nachhaltigkeit gilt natürlich auch für den Träger, also die KSS-Umweltstiftung. Kein Vorhaben ist ohne Risiko, jedoch lassen sich Risiken begrenzen. Vorgeschlagen wird, für einzelne Projekte einen jeweils festgelegten Fördermittelanteil festzu-

5 2003 beförderten die vier halbstündlich verkehrenden Doppelendfähren 6,4 Mio. Passagiere, 1,6 Mio. Pkw u. 278 Tsd. Lkw zwischen Puttgarden und Rödby-havn. 600.000 Skandinavier buchten Tagesfahrten mit PKW (Hin- und Rückfahrt am selben Tag), also reiner Einkaufstourismus. 6 e-mail: [email protected]

schreiben, um Transparenzen herzustellen und das Risiko zu minimieren. Die einzelnen Angebote werden besonders dann auch wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn sie ganz spezifische Eigenschaften aufweisen, die sie deutlich von anderen touristischen Angeboten abgrenzen und einen gewissen Qualitätsanspruch erfüllen. 3.4 Anforderungen zur Eingriffs- und

Belastungsminimierung Die bereits arrivierten Heiligenhafener Sommer-events wie Hafenfesttage, Dorschfestival u.ä. erreichen Tagesgäste, deren Zahl deutlich höher liegt als die städtische Einwohnerzahl. Die Menge der Besucher – obwohl natürlich erwünscht - belastet nicht nur den jeweiligen Veranstaltungsraum, sondern auch die weitere Umgebung.

Zu beachten ist der allgemeine Umweltgrund-satz, nach dem unvermeidbare Belastungen auf ein vertretbares Minimum zu begrenzen und vermeidbare Belastungen zu unterlassen sind. Besondere Aufmerksamkeit ist der Minimierung von Verkehrsbelastungen zu widmen, den eine überörtlich wirksame Veranstaltung üblicher-weise auslöst. Wichtig ist die Entflechtung mit dem sonstigen Stadtverkehr sowie Anreize für den ÖPNV. Auch sollte die Bereitstellung von Leihfahrrädern erwogen werden. Statt Chemietoiletten sollten herkömmliche Toiletten mit Wasserspülung aufgestellt werden. Sommerliche Feuerwerke stellen unnötige Belastungen dar – besonders für nacht-aktive Arten sowie Jungtiere. All diese Prämissen werden bei Veranstaltungs-planungen des Umwelthauses selbstverständlich und unerlässlich sein.

4. Leitthemen Im Umwelthaus sollen naturtouristische Begegnungen ermöglichen werden, aber auch neue Trends sind zu berücksichtigen. Zur Erfüllung dieser Aufgabe werden folgende Leitthemen vorgeschlagen:

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KSS - Umwelthaus 11 4.1 Ostseekooperation Klimaschutz Deutschland hat auf dem Klimagipfel in Kyoto 1997 gemeinsam mit 160 Staaten (darunter fast allen Industriestaaten) eine Verpflichtung unterzeichnet, den CO

2– Ausstoß zu senken (sog.

Kyoto-Protokoll). Das Protokoll verpflichtet die Industriestaaten als Hauptverursacher des Treibhauseffektes, Ihren CO

2– Ausstoß im

Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 im Vergleich zu 1990 um 5,2% zu vermindern. Das Protokoll ist soeben in Kraft getreten, nachdem - wie vorher festgelegt - mindestens 55 Länder ratifiziert hatten, auf die zusammen 55% aller CO

2– Emissionen der Industriestaaten von

1990 entfielen. Damit war von vornherein festgelegt, dass diese Vereinbarung notfalls auch ohne die Unterschrift der USA weltweite Geltung erlangt. Exkurs: Klimawandel Die Dekade 1990 bis 2000 war die wärmste in den letzten 1000 Jahren7. Als Grund gilt unter Klimaforschern unstrittig die Verbrennung fossiler Energieträger. Dabei wird u.a. CO

2

freigesetzt, das zu einer Erwärmung der unteren Luftschichten, dem sog. Treibhauseffekt, führt. Durch die steigenden Temperaturen verdampft erheblich mehr Wasser über den Ozeanen, höhere Luftdruckgegensätze und damit zunehmenden Wetteranomalien sind die Folge. Diese beschränken sich nicht auf überdurchschnittlich warme Sommer, sondern können auch zu vermehrten Winterstürmen und Hochwassern führen. Die skandinavischen Staaten haben bereits beeindruckende Ergebnisse erzielt8, so etwa Schweden (-30,7%) und Finnland (-25%). Deutsch-land erreichte bis zum Jahr 2004 knapp 5% CO

2–

Senkung.9 Heiligenhafen ist in besonderer Weise vom Wettergeschehen abhängig: Die Stadt ist als Hafenstadt potenziell überschwemmungsgefähr-det, Winterstürme können durch die Küstenlage ungehemmt einwirken, Wetteranomalien können zu Saisoneinbußen führen. In Deutschland bildet Hamburg mit seinen Forschungseinrichtungen:

• Max-Planck-Institut für Meteorologie, • Deutsches Klimarechenzentrum, • Universitäre Forschungsstelle „Nachhalti-

ge Umweltentwicklung“.

7 Hamburger Max-Planck-Institut 8 vgl. www.eu-datashop.de 9 dito

In Heiligenhafen könnte vor diesem Hintergrund eine Einrichtung zur Förderung von Dissertatio-nen etabliert werden, die mit entsprechenden Außenwirkungen wichtige Impulse entfalten könnte. Auf lokaler Ebene ist zu erwägen, eine Umwelt-beratung zum Energiesparen anzubieten. Auch könnten von Heiligenhafen aus Kontakte nach Skandinavien geknüpft werden. Im Rahmen der EU-Förderkulisse wäre ein Antrag nach „Interreg IIIa“ zu stellen, sobald nordische Projektpartner feststehen. 4.2 Natur erforschen/Natur erleben Der Schutz der Natur, speziell der freileben-den Vögel muss eine Schwerpunktaufgabe des Umwelthauses sein, weil damit eine Herzen-sangelegenheit der Stifterin umgesetzt wird. So fehlt es bislang an wissenschaftlicher Erkennt-nis über die Stresswirkungen visueller und akustischer Beeinträchtigungen, die durch das Freizeitsegeln ausgelöst werden. In diesem Zusammenhang stehen auch technische Fragen, z.B. zur Minimierung des metallischen Klingelns an den Bootsmasten, reflektionsgeminderte Segel oder lärmgeminderte Bootsmotoren. Auch ist das Zugvogelverhalten im Hinblick auf den Klimawandel zu untersuchen – bis hin zu Fragen, wie sich durch anthropogen verursachte Nahrungsquellen das Artenspektrum verändert (Neurathjensdorfer Mülldeponie).

Die Stärke Heiligenhafens ist die einzigartige Lage verbunden mit der Möglichkeit des Naturgenusses. Darauf basiert die örtliche Wirtschaft, Heiligenhafen hat hier eine unverwechselbare Nische. Die Natur erleben zu können bleibt auch weiterhin eine Schlüssel-aufgabe der lokalen Wirtschaftspolitik. Dazu zählen auch Konzeptideen, die unter dem Stichwort Erlebnispädagogik gefasst werden. Dem Umwelthaus wächst hier bereits aus der Tradition heraus große Bedeutung zu zu, da auf dem Graswarder, aber auch in Wallnau und Neustadt bereits nach naturerlebnispäda-gogischen Ansätzen gearbeitet wurde und wird. Exkurs: Naturerlebnispädagogik Aufklärung über die Gefährdungen unserer natürlichen Lebensgrundlagen allein führt nicht zwangsläufig zu Verhaltensänderungen. Gefor-dert sind vielmehr Konzepte, die die emotionale Beziehung zur Natur fördern. Denn nur wer den Wert der Natur erfährt und dadurch schätzen lernt, schützt sie auch.

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KSS - Umwelthaus 12 An der Fachhochschule Lüneburg besteht ein Institut für Erlebnispädagogik, das viele Erkenntnisse einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. So ist z.B. nachge-wiesen, dass die permanente Reizüberflutung durch die Medien sowie mangelnde Natur-erfahrung durch Fehlen von Freiflächen verringerte soziale Aktivitäten nach sich zieht. Erlebnisorientiertes Lernen, bei dem der ganze Mensch mit „Kopf, Herz und Hand“10 angesprochen wird, ist eine Möglichkeit solche Defizite auszugleichen. Ein Beispiel für eine ganzheitliche Behandlung eines Umweltthemas ist das Betrachten, Befühlen und Erklettern eines Baumes. Parallel dazu kann ein Gedicht oder Merktext über diesen bestimmten Baum verfasst werden, Fotosynthese-versuche sowie Holz/Korkschnitzarbeiten runden das Baumerlebnis ab. Künstlerisch-gefühlvolle Neigungen sowie analy-tisches Denken können somit verbunden werden. Im Garten des Umwelthauses wird – unter gleicher Zielsetzung - ein „Wasserlabor“ vorgeschlagen.

Abb. 13: Wasserlabor

Das Wasserlabor soll durch sehr lebendige Lernsituationen bei Kindern die Begeisterung für Naturvorgänge zu wecken. Die technische Ausstattung soll auch im Rahmen von schulischen Projekttagen zur Verfügung stehen. Das folgende Beispiel verbindet erlebnis-pädagogische Möglichkeiten mit grenzüber-schreitender Zusammenarbeit: Seit 1990 und ausgehend von einer dänischen Initiative werden Ökoschulprojekte durchge-führt, um Kindern und Jugendlichen mehr Mitspracherechte bei der Gestaltung ihrer Schulumwelt zu ermöglichen. Es handelt sich um eine jährliche bzw. zweijährliche Ausschreibung - verbunden mit einer Auszeichnung.

10 vgl. Kurt Hahn (1886-1974), der Begründer der Erlebnispädagogik

Im Jahr 2002 haben sich ca. 7000 Schulen aller Schulformen in 25 europäischen Ländern beteiligt. In Deutschland führen derzeit 11 Bundesländer die Ausschreibung durch. Träger ist die Deutsche Gesellschaft für Umwelt-erziehung e.V. (DGU). Viele der beteiligten Schulen haben inzwischen ihre Umweltprojekte als dauerhafte Bausteine im Schulprogramm verankert. Das Umwelthaus sollte neben dem erwähnten Institut in Lüneburg auch eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Freizeitforschung in Hamburg unter Herrn Prof. Opaschowski suchen. Finanziell könnte diese Stelle z.B. von der Bundesumwelt-stiftung in Osnabrück gefördert werden11. Die erlebnispädagogischen Angebote des Umwelthauses richten sich gleichermaßen an Jung und Alt, an Einheimische, Urlauber und Tagesgäste. Für sie alle gilt, Abenteuerlust in positive Kanäle zu lenken und die emotionale Beziehung zur Natur zu fördern. In diesem Zusammenhang ist nochmals der Blick auf den Hafen zu richten: Vorgeschlagen wird, ein Glasbodenschiff zu beschaffen und als neues touristisches Angebot zu etablieren.

Abb. 14: Schweinswal, in der Ostsee aussterbend

Die Unterwasserwelt westlich Fehmarn mit ihren reichen Geröllgründen und den darauf auf-bauenden Seegraswiesen ist besonders arten-reich und wäre spannend zu beobachten. Einmalig ist dort die Breite der Flachwasserzone und damit die Ausdehnung von Seegras- und Algenfeldern, die die Grundlage für eine fisch-reiche Lebensgemeinschaft bilden. Die 6 m Wassertiefenlinie ist auf ca. 7 km Länge 800 bis

11 Ansprechpartner ist Herr Grimm (ein Ostholsteiner)

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KSS - Umwelthaus 13 1600 m vom Ufer entfernt, in der übrigen Küsten-zone sind es 300 bis 600 m. Die 10-m-Linie, die als ungefähre Verbreitungsgrenze der Phytal-zone gilt, verläuft ca. 6 km vor der Küste. Diese wertvollen Flachwasserbiotope sind bislang nicht flächenscharf kartiert und dokumentiert worden – auch dies wäre eine mögliche Aufgabe.

4.3 Beiträge gegen die saisonale Arbeits-losigkeit

Wie voranstehend bereits erläutert, ist aus Gründen, die die Stadt nicht grundsätzlich selbst zu verantworten hat, ein bedeutender Wirt-schaftsbereich in Heiligenhafen nicht nachhaltig, die alljährlichen Defizite des städtischen Kurhaus-haltes sind dafür nur ein Beispiel. Ausgeprägt ist die saisonale Arbeitslosigkeit, also die geringe Beschäftigungsquote im Winterhalbjahr. Besonders belastend ist saisonale Arbeits-losigkeit für Jugendliche. Sie sehen ihre eigenen Zukunfts- und Berufsperspektiven negativ, und viele glauben nicht mehr an den Sinn von Ausbildung und Arbeit. Sind Jugendliche über einen längeren Zeitraum arbeitslos, verlernen sie schnell einmal erlernte Fertigkeiten und Kenntnisse, ein Dequalifi-zierungsprozess setzt ein. Diesen negativen Erfahrungen gilt es zuvor-zukommen, um die betroffenen Jugendlichen zur Arbeits- oder Ausbildungsaufnahme zu motivieren und ihnen damit langfristig die Möglichkeit zu eröffnen, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich auch das Umwelthaus im Rahmen seiner Möglichkeiten stellen sollte. Hier wird es darauf ankommen, mit vielfältigen Ansätzen nachhaltig tätig zu werden. Im Winterhalbjahr sind Arbeiten in der Pflege von Biotopen zu verrichten. Dazu zählt das Zurück-schneiden von Gehölzreihen/Knicks, das Anlegen von Schutzstreifen, das Säubern von Uferstreifen und Stränden. Auch die Freiraumgestaltung öffentlicher Grün-flächen stellt einen stadtökologischen Bedarf dar (vgl. dazu die Vorschläge für den Wilhelmsplatz und den Stadtpark). Diese Arbeiten wurden bislang – wenn überhaupt - nur „nebenbei“ erledigt. Durch die neue Sozialgesetzgebung (Hartz IV / SGB 2) ist es möglich geworden, diese Aufgaben angemessen zu bewältigen.

Das Raumprogramm des geplanten Hauses ist daher von vornherein so flexibel auszulegen, dass eine Arbeitsunterbringung auch für diese Zielgruppen bestehen. 4.4 Veranstaltungen/Events Die Umgestaltung des Wilhelmsplatzes bedeutet nicht nur eine verbesserte Verkehrssicherheit, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten, die umgebenden öffentlichen Freiflächen in Wert zu setzen. Dazu steht die asphaltierte Fläche des Bahnhofs-vorplatzes, aber auch der südliche, als Grün-fläche angelegte Platzteil zur Verfügung. Während der asphaltierte Platz sich eher für kleinere Open-Air-Konzerte oder als Stellplatz für ein großes Festzelt eignet, eröffnet der grüne Teil des Wilhelmsplatzes vielfältigere Möglichkei-ten. Er sollte im Zusammenhang mit dem Bau-vorhaben entsprechend überplant werden. Vorgeschlagen werden Veranstaltungen wie Öko-Blumen- und Weihnachtsmärkte, aber auch Events, die ein bestimmtes Naturphänomen zum Thema haben.

Abb. 15: Pagodenzelte auf dem Wilhelmsplatz? So könnte z.B. die Rosenblüte Ende Juni zum Anlass genommen werden. Verkauft werden alte, duftende Rosensorten im Topf, dazu werden Porzellan- Seiden- und Glasmaler eingeladen.

Abb. 16: Rosa officinalis Abb. 17: Rosa mundi

Abb. 18: Porzellanmalerei

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KSS - Umwelthaus 14 Zum Herbst hin könnten Krokusse, Narzissen und Tulpenzwiebel gesteckt werden, die dann im Frühjahr den Platz und seine Umgebung deutlich aufwerten würden. Die großzügige Verwendung blühender Pflanzen in Verbindung mit dem Bauvorhaben Kreis-verkehr wird den Wilhelmsplatz mit einer bislang nicht für möglich gehaltene Aufenthaltsqualität

versehen, die auch alle Anlieger aufwertet.

Abb. 19 und 20: Der Vorher/Nachher-Effekt

4.5 Sonstige „Anstiftungen“ Aus der Überlegung heraus, dass die Stiftung als innovative Ideenschmiede im guten Sinne „anstiften“ will, sollen nachfolgende Einzelideen verstanden werden, die sämtlich nicht von der Klara-Samariter-Stiftung allein, sondern durch ein Netzwerk engagierter Bürger und Initiativen verwirklicht werden können. Dafür gibt es bereits Vorbilder: So haben sich vor zwei Jahren auf regionaler Ebene 80 Vereine, Verbände und Einzelpersonen zur „Region Aktiv Lübecker Bucht“ zusammen geschlossen, um „den Reichtum vor der eigenen Haustür aufzuzeigen und die Wertschöpfung in der Region zu halten“. Die Initiative hat 1,8 Mio. € aus dem Bundes-ministerium für Landwirtschaft und Verbraucher-schutz erhalten und damit begonnen, insgesamt 27 Vernetzungsprojekte mit Nachhaltigkeits-charakter anzuschieben.

Einen Schwerpunkt bilden Seetangprojekte, für die aufgrund der immer schwieriger werdenden Entsorgungslage akuter Handlungsbedarf be-steht.12 Kurz vor der Markteinführung steht der Seetang-Dämmstoff und auch bei der Papiergewinnung aus Seetang.13 sind die Versuche ermutigend. Das Entsorgungsproblem und damit die Problematik der Neurathjensdorfer Mülldeponie könnte damit gemindert werden. Eine kleine Produktion und die Verwendung von grün-gesprenkeltem Seetang-Papier auf Unter-lagen der Stiftung wird die Markteinführung dieses Produktes unterstützen.

Abb. 21 und 22: Aus Seetang wird Dämmstoff und Büttenpapier (Foto: LN) Mit den folgenden Vorschlägen soll ein Augenmerk auf weitere, bislang hinter ihren Möglichkeiten zurückliegende Grünflächen gerichtet werden. Hier bleibt die Initiative der Stadtplanung überlassen, eine anteilige Förderung durch die Stiftung ist jedoch denkbar: In enger Kooperation mit den Sana-Kliniken wird vorgeschlagen, den Stadtpark funktionell um einen Sinnesgarten zu erweitern. Dabei sollen die Außenanlagen der Alexianer-Fachklinik in Münster Pate stehen, die vor einigen Jahren unter Leitung des Musiktherapeuten Antonio D’Amico zu einem Therapiepark umgestaltet wurden14.

Der Sinnesgarten dient der Schärfung eigener Wahrnehmungen. Der Besucher wird zu verschiedenen Erfahrungsstationen geführt wie

12 Die Ostseebäder geben durchschnittlich pro Saison 6-stellige Eurobeträge aus, um den Seetang vom Strand zu holen! 13 Das Projekt wird aus dem EU-Programm „LEADER +“ gefördert. 14 e-mail: [email protected]

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KSS - Umwelthaus 15 z.B. einem Flüsterturm, einem Glockenspiel oder einem Summstein. In der Gruppe oder auch allein lauschen die Besucher den Geräuschen oder musizieren selbst.

Abb. 21: Der Sinnesgarten im Stadtpark In einer Gruppe können soziale Fähigkeiten trainiert werden: Jeder hört auf jeden, keiner übertönt den anderen. Besonders Menschen mit psychischen und körperlichen Erkrankungen profitieren von den Therapiemöglichkeiten des Sinnesgartens. Für den Grünzug Ferienpark – Stadtmitte, südlich des Binnensees wird ein pflegeextensiver „NaWaRo-Pfad“ vorgeschlagen.

Nachwachsende Rohstoffe mindern den Treib-hauseffekt, da bei der Verbrennung nur so viel Kohlenstoffdioxid frei wird, wie zuvor beim Wachstum der Pflanzen aufgenommen wurde. In Zusammenarbeit z.B. mit dem Bauernverband könnten dort Pflanzen präsentiert werden, die sich zur Energieerzeugung und für Industrie-produkte eignen. Eine alte Kultur- und „Industriepflanze“ ist z.B. der Lein, aus dessen Pflanzenfasern (Flachs) Seile, Taue und Stoffe gefertigt werden. Pflanzen liefern auch Farbstoffe, z.B. das Indigo-blau, das in Europa aus Färberwaid gewonnen wurde.

Ostholstein ist ein Zentrum des

Rapsanbaus. Über 30% der Ackerflächen im Kreisgebiet wer-den mit Raps angebaut. Aus dem Öl seiner Samen wird in-zwischen auch Biodiesel herge-stellt. Auch eiweiß-reiche Pflanzen

sind heute als nachwachsende Rohstoffe bedeutsam, da sie zu Biogas vergoren werden können. In München, Berlin und Hamburg suchen örtliche Initiativen seit langem baumlose Straßen und stellen dort Alleebäume auf. Die bereits mehrere Meter hohen Bäume wurzeln in Containern, die mit Rollwägen von Standort zu Standort gezogen werden. Ziel ist die visuell erlebbare Aufwertung des Stadtbildes und eine erhebliche Verbesserung der Luft- und Lebensqualität. Vielleicht ließe sich mit etwas Rückenwind aus der Stadt eine „Baumverleihstation“ einrichten.

Interessierte Städte aus Ostholstein, aber auch einzelne Initiativen könnten dann Bäume leihen, die dann für einen bestimmten Zeitraum eine vorge-sehene Straße begrünen. Werden die Standorte akzeptiert, werden dort die Bäume eingepflanzt.

Abb. 22: Gesehen in Hamburg, Collonaden

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KSS - Umwelthaus 16

Abb. 23: Der „Vorher-Nachher“-Effekt einer Allee-begrünung, hier: Seelandstraße in Lübeck-Herrenwyk

5. Architekturgedanken zum Außen- und Innenbereich

Das Umwelthaus soll inspirierend für die Zukunft der Stadt sein. Es soll nach außen und innen positive Signale vermitteln und diesen Anspruch auch architektonisch angemessen ausstrahlen. Neue Konturen sind dazu erforderlich. Gleichzeitig soll das Umwelthaus der Klara-Samariter-Stiftung die Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21 verkörpern. Diese Ziele in eine Architektursprache zu übersetzen, kann zu vielfältigen Antworten führen. Im Rahmen dieses Beitrags soll darauf nur ein einziger Versuch vorgestellt werden, unter der gleichen Zielsetzung sind jedoch auch ganz andere Ergebnisse möglich.

Vorgeschlagen wird, den Baukörper etwa in der Mitte des Grundstücks zu errichten, so dass sich drei Gartenräume ergeben.

• Der Eingangsbereich soll spielerisch-künstlerische Annäherungen zum Umwelthaus und seinen Aufgaben darstellen.

• Der südliche Gartenteil

dient als offener Garten mit Bauerngarten-stauden, der zum Verweilen auf der Terrasse einlädt, hier kann auch ein Café/Bistro angegliedert sein.

• Seminarräume, Gruppenräume, vernetzte

PC-Arbeitsplätze, eine Mediathek und

evt. ein kleines Kino ermöglichen den Zugang zu Medien und neuen Lernerlebnissen.

• Der größte Freiraum im Westen dient der

experimentellen Naturbeobachtung. Hier sollen in pflanzensoziologisch richtiger Zusammensetzung die beiden Biotope dargestellt werden, die den Graswarder prägen: Dünen und Salzwiesen. Hier bestehen Möglichkeiten der Pflanzenbeobachtung, der Vermehrung, der Entnahme, wie sie am natürlichen Standort nicht gestattet sind.

Im Hinblick auf den Baukörper werden naturnahe Urlaubsformen des Campings assoziiert. Vorgeschlagen wird ein luftiger Bau ohne rechte Winkel, vielleicht sogar gänzlich ohne Ecken, der soviel Raum umbaut, dass eine Zweigeschossig-keit entbehrlich ist.

Sollten aus Gründen der Praktikabilität gerade Wände unerlässlich sein, wird Sechseckigkeit vorgeschlagen – also ein Hexagon. Das Sechseck ist in der Natur immer dann zu beobachten, wenn maximale Haltbarkeit unter

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KSS - Umwelthaus 17 sparsamstem Mitteleinsatz sinnvoll ist, also z.B. bei Waben.

Bei gleicher Fläche brauchen Sechsecke sogar weniger Platz als Kreise, weil sie sich ohne Zwischenräume dicht packen lassen. Die hexagonale Form der Wände ergeben ein nahezu optimales Verhältnis von Wandmaterial zu Volumen. In vielen Kulturen war das Hexagon ein grundlegendes Gestaltungselement, in Natur-religionen hatte es mystische Bedeutung. Hier abschließend der Konzeptentwurf für das

Umwelthaus der Klara-Samariter-Stiftung in seiner Umgebung: