Und ist es schon Wahnsinn, so hat es doch Methode

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Und ist es schon Wahnsinn, so hat es doch Methode Referat Kooperationsfachtagung 82 – 2019 Der Wahnsinn hört nicht auf! Jugendberufshilfe (ver)sucht neue Wege 06. November 2019 in Bad Salzschlirf Lutz Wende OrganisationsBeratung

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Und ist es schon Wahnsinn, so

hat es doch Methode

Referat

Kooperationsfachtagung 82 – 2019

Der Wahnsinn hört nicht auf! Jugendberufshilfe (ver)sucht neue Wege

06. November 2019 in Bad Salzschlirf

Lutz Wende OrganisationsBeratung

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Vorbemerkung Soziologe, Arbeitsschwerpunkt: non-profit und soziale

Dienstleistungsorganisationen; Lokale soziale Dienstleistungen zur

Integration bestimmter Zielgruppen; organisations- und

rechtskreisübergreifende Dienstleistungsprozesse.

Einladung als Kompliment?

Rückbezug auf Einstein-Zitat – Das Verhältnis von Wahnsinn zu

Normalität – ver-rückte Perspektive und Lösungen zweiter

Ordnung;

Assoziationen – und weniger Aufklärung, sondern „wundern“ über

die eine oder andere Begebenheit.

CAN: Below this level

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Vorbemerkung Drei Zugänge aus der Literatur:

Shakespeare: „Und ist es schon Wahnsinn, so hat es doch Methode“ – zum Verhältnis von ‚Wahnsinn zu Methode, von Rationalität zu Irrationalität;

Joseph Heller; Catch 22 – zum „Eingeschlossen sein“ in eine „Wahnsinnsmaschine“ – sowie ein bisschen Empirie;

Helvetius: „Der Mensch wird zwar unwissend geboren, aber nicht dumm. Dumm wird er erst unter Druck der Umwelt. Wieviel Anstrengung verwendet die Gesellschaft (…) darauf, ihn abzustumpfen.“ – zur gesellschaftlichen Produktion von Benachteiligung.

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Vorbemerkung

Was aber ist, wenn der Wahnsinn Teil des Systems, der Normalität ist?

Adorno über Praxis „im Banne des Unheils“ – in welcher gesellschaftlichen und politischen Realität befinden sich benachteiligte junge Menschen - findet Jugendberufshilfe ihre Anwendung.

Benachteiligung als Ausnahme, Krise oder Benachteiligung als Normalfall? -

und was passiert, wenn der Normalfall als „Kehrseite“ verdrängt wird –

wenn dieser Wahnsinn Methode ist?

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Shakespeare: Wahnsinn - Methode

Der Defekt-Effekt

Voraussetzung Benachteiligung, um an Angeboten der JBH zu partizipieren – oder die Störung als Normalfall

JBH als Angebot vs. Ermöglichung eines mündigen und eigenständigen Lebens (eigenverantwortliche und

gemeinschaftsfähige Persönlichkeit)

Berufspädagogik: anerkannte Berufsausbildung

Sozialpädagogik: gelingende Biografie

Benachteiligung als gewolltes Teilergebnis von familiärer, Bildungs- und beruflicher Sozialisation.

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Shakespeare: Wahnsinn - Methode

Forschungsstand Übergangssystem / Jugendberufshilfe:

Eine „vergleichende und empirisch gehaltvolle Evaluation“ stehe noch aus, es fehle eine übergreifende Empirie, eine Definition sowie Indikatoren mit denen das Übergangssystem umfassend beschrieben werden kann.

I.d.R. partielle Untersuchungen aus jeweils einer bestimmen fragmentierten Perspektive.

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Shakespeare: Wahnsinn - Methode

Es gibt nur eingeschränkt empirisch belastbare Aussagen über Strukturen und Inanspruchnahme im Übergangssystem – und noch weniger über Prozesse und Methoden zur Desintegration wie der Reintegration – zumeist folgen Evaluationen einer rein deskriptiven Empirie und produzieren ein reduziertes Wissen.

Zum Förderdschungel als notwendige Folge dieses geringen Wissens – als Sicherung einer notwendigen Heterogenität – als

Systembestandteil einer segmentierten Bildungs-und beruflichen Sozialisationsstrategie.

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Shakespeare: Wahnsinn - Methode

Zur Produktion von Benachteiligten, Unqualifizierten und des sog. Prekariats;

Qualifikation nicht als Bündel individueller Fähigkeiten und Kompetenzen, sondern als soziales Verhältnis (in der Konstitution des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens) verstehen;

Benachteiligt / Unqualifiziert als Zuschreibung – als unzeitgemäße Arbeitskraft;

als Produkt von Verteilungskämpfen von Bildung, sozialen Status sowie Einkommen / Vermögen ebenso wie die Akademiker*innen und Facharbeiter*innen.

Hilfe aus einer Hand vs. Hilfen „Hand in Hand“.

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Heller – Catch 22 („No Way Out“) Benachteiligte; Gefangene in einem totalen System;

Schichtenspezifische Sozialisation;

Strukturelle Gewalt; symbolische Gewalt (Galtung, Bourdieu) – kaum nachhaltiger sozialer Aufstieg –„Übergänge zwischen den Sozialschichten nur geringfügig verändert“ (Becker/Lauterbach) –Bildungsdynamik ohne Statusgewinn;

Verfestigte Armut, „Vererbung von Armut“ in Biographien, Familien, Stadtteilen und Milieus“ (Groh-Samberg);

40 % der „armen“ jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren bleiben dauerhaft arm.

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Heller – Catch 22 („No Way Out“) Mechanismen zur Produktion sozialer Ungleichheit

bleiben über die Bildungs- und Ausbildungsstufen relativ konstant – und zwar in den einzelnen Stufen als auch an den Schnittstellen (Schwellen);

„Gatekeeping“ (Vobruba) in Institutionen zur Verteilung von sozialen und beruflichen Positionen;

Doppelte Funktion der Jugendberufshilfe: Überbrückungsstrategie und Auffangort für Benachteiligte.

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Heller – Catch 22 („No Way Out“) Verbleibsstatistik: Verbleib 6 Monate nach Austritt (April

2016 bis März 2017)

BiBB- Übergansstudie: Nach 38 Monaten waren von den Teil-nehmenden einer Maßnahme im Übergangssystem noch 46 % ohne Zugang zu einem Ausbildungsgang.

Weitere Studien zeigen, dass Benachteiligten auch über das ÜBS wiederholt der Zugang in Ausbildung nicht gelingt => anders ausgedrückt: There is no way out!

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Sv-Besch nicht-Alo

AsA 47 % 74 %

abH 74 % 87 %

BAE 51% 69 %

EQ 63% 83 %

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Heller – Catch 22 („No Way Out“) Kausalkette von Exklusionsdynamiken (über

Entscheidungssituationen) – und kein von vornherein festgeschriebener Zustand – rückgängig Machen der dort getroffenen Entscheidungen /Exklusionsschritte;

„Wie aber die Prozesse und Mechanismen zur Reproduktion von (Bildungs-)Ungleichheit konkret verlaufen und welche (institutionellen und pädagogischen) Mechanismen den Selektionsentscheidungen zugrunde liegen, bleibt weiterhin teilweise im Unklaren. Wenn aber diese sozialen Mechanismen und Prozesse im Dunkeln bleiben, ist es schwer möglich, sinnvolle Maßnahmen zu empfehlen.“

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Heller – Catch 22 („No Way Out“) Rationalisierungen / Ökonomisierung ;

Ökonomisierung des Sozialen

Kampf der „Buchhaltung“ gegen die „Werkbank“

Planungsunsicherheiten

Innerorganisatorische Gestaltungs- und Steuerungsformen

Sachziel vs. Ertragsorientierung

Cooney: es kann nur eine Organisationsform geben.

Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse.

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Heller – Catch 22 („No Way Out“) Rationalisierungen / Wirkungsmessung ;

Luhmann und das „technologische Defizit“;

Entmündigung durch Expert*innen – Entfremdung / Verdinglichung;

Ansetzen an der Selbstbeschreibung und die Wiedererlangung des Subjekt-Status;

„Sichere Orte“.

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Helvetius – Produktion von Ungleichheit

„Der Mensch wird zwar unwissend geboren, aber

nicht dumm. Dumm wird er erst unter Druck der

Umwelt. Wieviel Anstrengung verwendet die

Gesellschaft (…) darauf, ihn abzustumpfen!“

(Schichten-)spezifische Sozialisation: Sozialisation in Industriegesellschaften heißt Zurichtung auf die Berufsrolle oder deutlicher auf die Ware Arbeitskraft. Benachteiligte erfahren in diesem Sinne eine Sozialisation als prekäre, unzeitgemäße Arbeitskraft.

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Helvetius – Produktion von Ungleichheit

Einige Beispiele

IGLU Berlin – Selektion durch Auswahl der Lehrkräfte

Umweg Übergangssystem als „Armutsfalle“?–Kanalisierung der Berufschancen

Anmerkung zur Institutionellen Diskriminierung

Selbstwirksamkeit, Zuschreibungen, Selbststigmatisierung

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Fazit

Benachteiligung als Normalfall;

Unzureichende wissenschaftliche Grundlage im Übergang Schule Beruf und zu den Prozessen und Mechanismen der Produktion sozialer Ungleichheit;

„Die Feuer befinden auf einer anderen Ebene als die Löschversuche“;

Das institutionelle Einfangen der Jugendberufshilfe;

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Fazit

Die Einhegung des mühsam produzierten Benachteiligten ins Prekariat – auch durch die organisatorische Einhegung der Mitarbeitenden;

Das Gegenbild: eigenverantwortliche und gemeinschaftsfähige Persönlichkeit;

Benachteiligung als rationales Prinzip der Produktionsverhältnisse und Konstituierendes der gesellschaftlichen Verteilung von Arbeit, Bildung sowie Einkommen, Vermögen und Macht.

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FazitAdorno; das Ganze in seine Unwahrheit heißt: diese Bedingungen als gesellschaftliche Realität zu verstehen.

„Verstehen bedeutet die (…) Position in ihrer ganzen

Härte zu begreifen. Verstehen heißt (…) nicht

automatisch:

affimieren, zustimmen, rechtfertigen oder gar

entschuldigen.

Ganz im Gegenteil. (…)Verstehen ist die Bedingung,

um in dieser Welt zu handeln. Und zwar im

umfassenden Sinne.Svenja Flaßpöhler : SZ vom 8.11.2018

Es geht aber auch anders Napoleon XIV

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Vielen Dank für Ihre

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